Heibel-Ticker PLUS 14/31 - Endlich da: Chaos nach EU-Sanktionen für Russland

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01.08.2014:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

9. Jahrgang - Ausgabe 31 (01.08.2014)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Russisch Roulette
02.So tickt die Börse: Russland, Portugal & US-Zins belasten
 - Sanktionen setzen Nadelstich, Wirkung moderat
 - Portugal: Rückschlag für EU-Schuldenkrise
 - US-Konjunktur erstarkt, Zinsen sollten steigen
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Das war's noch nicht
 - Relikt der patriarchischen Gesellschaft: Banco Espirito Santo
 - Top Analystenziele
 - Aixtron: Warten auf Godot
 - Adidas: Falscher Optimismus
 - Drillisch: Fusion mit O2 bringt neue Chancen
04.Ausblick: Kurssturz zwingt zu vorsichtigen Käufen
05.Wunschanalyse: ProSiebenSat.1 Media AG
 - ProSiebenSat.1 Media AG: Eine Branche im Umbruch
06.Update beobachteter Werte: BB Biotech, Deutsche Lufthansa, C.A.T. Oil, C.A.T. Oil, Airbus, Aixtron, Vale S.A VZ
 - BB Biotech: Etwas nachkaufen aber vorsichtig bleiben
 - Deutsche Lufthansa: Schwache Q-Zahlen führen zu übertriebenem Ausverkauf, Nachkaufen
 - C.A.T. Oil: Meinungsänderung: Verkaufen!
 - C.A.T. Oil: Trotz Kurseinbruch Position halten
 - Airbus: Q-Zahlen: Renditeziel 7-8% in Reichweite
 - Aixtron: Q-Zahlen weiter verhalten auf Kurs
 - Vale S.A VZ: Gute operative Entwicklung durch Abschreibung getrübt
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Russisch Roulette

Liebe Börsenfreunde,

Putin ist am Zug. Er kann sein Öl und Gas auch nach China leiten und somit die Fronten gegen die westliche Welt endgültig wieder verhärten, zurück zum Kalten Krieg. Das fürchten die Finanzmärkte in diesen Tagen, und Putin gibt keinen Anlass zu übermäßiger Hoffnung.

Doch genau heute vor einhundert Jahren wurde der Erste Weltkrieg begonnen. Damals, so sind sich die Geschichtsschreiber einig, damals lag Krieg in der Luft. Jeder einzelne der Beteiligten hätte den Krieg vermeiden können, doch es wollte wohl niemand. Ich bezweifle, dass dies heute wieder der Fall ist. Unsere heutigen Politiker werden die Eskalation genau im Auge behalten.

Wollen wir hoffen, dass es nicht bald schon zu spät ist zum Einlenken, egal für welche Seite. In Gesprächen mit anderen Anlegern höre ich inzwischen immer häufiger: Dann lasst doch dem Putin seine Ukraine.

In den USA lese ich sogar inzwischen, dass ein Putsch Putins zur Machtübernahme in der Ukraine von den USA sicherlich nicht mit einem Militäreinsatz beantwortet würde, geschweige denn von Europa. Ist das also die Lösung, auf die es hinaus läuft?

Währenddessen gerät die Eskalation in Israel fast in den Hintergrund. Zu groß sind die eigenen Sorgen, als dass man sich nun auch noch mit dem Problem der Hamas auseinandersetzen könnte.

Nicht zu vergessen: die Pleite Argentiniens. Die Regierungschefin beschimpft "gierige Hedgefonds" und "verlogene Richter", das Land in den Abgrund gestürzt zu haben. Ja, in der starren Welt der Gesetze ist kein Platz für Verhandlungen. Zumindest nicht, wenn man in einer schwachen Verhandlungsposition ist. Und somit wird der Erholungsversuch Argentiniens an dieser Stelle beendet.

Zu viel ist in der abgelaufenen Woche passiert, als dass ich alles kommentieren könnte. Ich habe mich daher in Kapitel 02 auf die wesentlichen Themen Ukraine-Krise und US-Zinsentwicklung beschränkt. In Kapitel 03 habe ich sodann noch eine "weiche" Betrachtung der Banco Espirito Santo vorgenommen, der Pleite-Bank des Heiligen Geistes aus Portugal.

Was kaufen, was verkaufen? In Kapitel 04 bin ich unsere offenen Positionen einzeln durchgegangen und habe meine Einschätzung aktualisiert. Zudem habe ich die eine oder andere neue Idee für die kommende Woche bereits aufgezeigt.

Die heutige Wunschanalyse beschäftigt sich mit ProSiebenSat.1 Media. Nach dem Kaufangebot von News Corp. für Time Warner ist ProSiebenSat.1 Media einer der letzten TV-Sender, die zu haben sind. Übernahmespekulation? Niemals ohne den zugrundeliegenden fairen Wert zu berücksichtigen. Entsprechend habe ich die Situation des Konzerns vor diesem Hintergrund besonders ausführlich beleuchtet.

Drei Transaktionen werden Sie im Kapitel 05 unter den Updates vorfinden: Zwei Nachkäufe und ein Verkauf. Zudem gibt es jede Menge Details zu Quartalsergebnissen dieser Woche. Und in Kapitel 06 sehen Sie dann wie immer eine Übersicht über unser Portfolio. Gerade in solchen Tagen des heftigen Ausverkaufs zeigt sich wieder einmal, dass mit unserem diversifizierten Portfolio die Nächte ein wenig ruhiger genossen werden können.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp140801.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Russland, Portugal & US-Zins belasten

SANKTIONEN SETZEN NADELSTICH, WIRKUNG MODERAT

So, jetzt ist die Ukraine-Krise im Bewußtsein der Anleger angekommen. Die EU hat nun endlich auch Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt und wartet nun ängstlich auf eine Reaktion aus Moskau. Putin hingegen sitzt in meinen Augen nach wie vor am Steuer dieser Krise. Die Angst der Europäer, Gasprom könnte die Gaslieferung einstellen, ist in meinen Augen inzwischen berechtigt. Nicht umsonst hat Putin erst kürzlich einen weitreichenden Öl-Liefervertrag mit China abgeschlossen. Russland wird nicht auf dem Gas sitzenbleiben, wenn es nicht mehr nach Europa geliefert wird, es gibt andere dankbare Abnehmer.

Die Sanktionen sind jedoch höchstens ein Nadelstich: Bestehende Verträge dürfen erfüllt werden, es wird also noch dauern, bis die Sanktionen in den Umsatzzahlen von Unternehmen zu sehen sind. Doch einen ersten Vorgeschmack gaben gestern CEO Hainer von Adidas und CEO Kaeser von Siemens: Der Ausblick für das zweite Halbjahr wurde aufgrund von nicht vorhersehbarer Entwicklungen im Rahmen der Russland-Sanktionen reduziert bzw. gleich ganz weggelassen.

BP CEO Dudley sprach von tiefen Beziehungen mit Rosneft, dem russischen Ölkonzern. Die Beziehungen seien nach wie vor gut, aber er habe seit einigen Wochen weder mit Putin noch mit dem CEO von Rosneft gesprochen. Rosneft könnte sich nunmehr natürlich verstärkt nach anderen Partnern umschauen, bei denen es das "politische Risiko von Sanktionen" aus russischer Sicht eben nicht gibt.

Für die Herstellung von technischen Kunststoffen (Plastik) ist der Haupteinsatzfaktor Öl und Gas. Die Hälfte des Öls und des Gases, das BASF für seine Produktion verwendet, kommt von Rosneft. Im Gegenzug liefert die BASF-Tochter Winterschall wichtige Bohrausrüstung nach Sibirien.

Schauen wir uns die Sanktionen im Einzelnen einmal an. Es handelt sich um drei Bereiche: Waffen, Finanzen und Öl. Es verwundert nicht, dass man keine Waffen mehr an Russland liefern möchte, da das Land den Vorwürfen zufolge die ukrainischen Separatisten mit Waffenlieferungen unterstützt. Komisch nur, dass Frankreich noch zwei Kriegsschiffe liefern darf, die von den Russen bestellt wurden. Hier hat Frankreich seine wirtschaftlichen Interessen über das Ziel der einvernehmlichen Sanktionen gestellt.

Raffinierter sind schon die Finanzsanktionen: Russische Banken dürfen an den europäischen Märkten keine Anleihen mehr ausgeben. 70% der Finanzierungen laufen über die europäischen Märkte, ständig werden Unternehmensanleihen fällig und durch neue Anleihen abgelöst. Diese Sanktion könnte schnell zu Liquiditätsengpässen bei einigen russischen Banken, gegebenenfalls auch Unternehmen führen. Das wiederum führt sodann zu einer Beeinträchtigung des Handels zwischen russischen und europäischen Unternehmen.

Der dritte Bereich ist jedoch wiederum ebenfalls ein Kompromiss zwischen wirtschaftlichen Eigeninteressen der EU und moralisch bedingten Sanktionen: High-Tech im Bereich der Ölförderung darf nicht mehr an Russland verkauft werden. Auch hier gilt diese Sanktion nur für Neuverträge, bereits zugesagte Lieferungen dürfen noch ausgeführt werden. Zudem gilt die Sanktion nur für den Ölbereich, der Gasbereich ist ausgenommen. Kein Wunder, hängt doch insbesondere die deutsche Energiewirtschaft am russischen Gas.

Komisch ist nur, dass die Bohrausrüstung für Öl sich kaum von der Ausrüstung für Gas unterscheidet. Die Russen werden also künftig nur Gasförderanlagen einkaufen und diese dann flexibel einsetzen.


Der Zeitpunkt der Sanktionen ist seitens der EU günstig gewählt. Zum einen besteht nun die Hoffnung, mit Russland in den kommenden Wochen eine Lösung zu finden, sodass die Gaslieferungen für den bevorstehenden Winter nicht gefährdet werden. Nach unserer Energiewende hätten wir sonst ernsthafte Probleme, unsere Häuser warm zu kriegen. Die EU hat zwar schon einen Notfallplan ausgearbeitet, es ist aber noch nichts über dessen Inhalte bekannt geworden. Einschränkungen wären in meinen Augen unvermeidbar.

Zum anderen hat sich die wirtschaftliche Situation in der EU stabilisiert. Auswirkungen der Sanktionen würden insbesondere die russisch-orientierten Länder der EU treffen, wie Deutschland und Österreich, deren Wirtschaft derzeit recht rund läuft. Die Club-Med Länder verzeichnen derzeit eine Stabilisierung ihrer Wirtschaft. Ich würde also keine Rückkehr zur Rezession befürchten, sondern lediglich eine Verzögerung der Konjunkturerholung Europas.

Vor diesem Hintergrund ist es nunmehr verständlich, dass die Börse heftig ausverkauft, während die Analysten mit spitzem Bleistift überall die schlimmsten Auswirkungen der Russland-Sanktionen auf die westlichen Konzerne in die Geschäftsentwicklung einrechnen. Durch die oben beschriebenen, in meinen Augen noch immer moderaten Sanktionen dürfte den Unternehmen jedoch Zeit genug bleiben, um entsprechende Anpassungen des Geschäftsmodells vorzunehmen. CFO Harder von C.A.T. Oil hat mir beispielsweise gesagt, man könne nach Auslaufen der Verträge die Ausrüstung des Bohrspezialisten dann in andere Länder transportieren und dort einsetzen. Das würde das Geschäft, den Wachstumspfad um ca. ein halbes Jahr verzögern. Nicht schön, aber auch kein Weltuntergang.


PORTUGAL: RÜCKSCHLAG FÜR EU-SCHULDENKRISE

Die USA haben ihre Banken "zwangsrekapitalisiert" und damit die Finanzkrise sehr schnell beendet. Sehr zum Ärger der Banken, die durch die Zwangsmaßnahme hohe Zinsen zahlen und viele Geschäftsbereiche abstoßen mussten, um das Kapital zurückzuführen. Zudem hat die Regierung Mitarbeiter in die Banken geschickt, die gnadenlos alle versteckten Risiken bezifferten und aufdeckten. Die US-Banken stehen heute, wenn auch auf niedrigerem Niveau, wesentlich gesünder da als ihre europäischen Kollegen.

In Europa wurstelte man sich so durch und ist immer wieder überrascht, wenn an der einen oder anderen Stelle immer neue schwarze Löcher aufbrechen. Das Firmengeflecht um den portugiesischen Banco Espirito Santo ist nicht neu, doch der heute noch immer dünnen Kapitaldecke ist es zu verdanken, dass auch fünf Jahre nach der Finanzkrise ein einzelner Kreditausfall eine gesamte Volkswirtschaft in den Abgrund reißen kann.

Ich halte das Ereignis in Portugal für tragisch, aber nicht gefährlich für Europa. Die verschiedensten Hilfsmechanismen und Töpfe stehen bereit, und entsprechend wird in einigen Wochen wieder Normalität in Portugal einkehren. Ein Rückschlag für das Überwinden der EU-Schuldenkrise, doch keine Rückkehr in den Krisenmodus.

Im Kapitel 03 bin ich nochmals auf den Banco Espirito Santo und dessen nunmehr verjagtem CEO eingegangen. Das Thema ist beim "Sentiment" besser aufgehoben als bei der Besprechung der Gründe für den Ausverkauf dieser Woche.


US-KONJUNKTUR ERSTARKT, ZINSEN SOLLTEN STEIGEN

Mittwoch Abend hat US-Notenbankchefin Janet Yellen die jüngste Entscheidung zur Zinspolitik bekanntgegeben. Das Tapering wird unverändert fortgesetzt. Der Tonfall hinsichtlich einer zu erwartenden Zinserhöhung hat sich ein wenig verschärft. Die Fed meint es also ernst mit einer Zinserhöhung, und die jüngsten Konjunkturdaten in den USA geben ihr Recht. So ist die Arbeitslosenzahl deutlich unter dem vom ehemaligen Notenbankchef Bernanke vorgegebenen Ziel von 6,5%, das er für eine erste Zinsanhebung als Voraussetzung nannte. Diese Woche wurde veröffentlicht, dass die Löhne und Gehälter stärker steigen denn je. Auch das Wirtschaftswachstum ist mit 4% deutlich über dem, was wir in den vergangenen Jahren gesehen haben.

Somit stellen sich Anleger nunmehr eher auf eine frühere Zinsanhebung ein. Das Zinsniveau in den USA steigt also, gleichzeitig steigt dann auch der US-Dollarkurs. Steigende Zinsen erhöhen die Kosten für Investitionen und dämpfen somit das Konjunkturwachstum. Zudem führt ein steigender US-Dollar zu geringeren Einnahmen international agierender Unternehmen im Ausland. 700 Euro für das iPhone 5S spülen bei einem Wechselkurs von 1,35 USD/EUR immerhin 945 USD in die Kassen von Apple. Bei einem Wechselkurs von 1,30 USD/EUR jedoch nur noch 910 USD.

Obwohl viele Medien diese Argumentation anführen, um den Ausverkauf einiger internationaler Unternehmen zu begründen, halte ich nicht viel davon. Zinserhöhungen durch die Notenbanken sind stets dadurch begründet, dass die Wirtschaft andernfalls überhitzen würde. Man möchte das vorhandene Wachstum kontrollieren und nicht abwürgen. Trotzdem werden einige Aktien mit dieser Begründung ausverkauft als gebe es kein Morgen. Ich halte das für falsch.


Fazit: Der Ausverkauf, den wir derzeit sehen, ist meiner Einschätzung nach hauptsächlich auf die Auseinandersetzung mit Russland zurückzuführen. Weder die Pleite in Portugal, noch der scharfe Ton von Janet Yellen sind geeignet, den DAX um 6% (-3,9% plus der heutigen -2,1%)in den Keller zu drücken.

Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung im Einzelnen an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES31.7.14Woche Δ
Dow Jones16.563 -3,0%
DAX9.407 -3,9%
Nikkei15.523 0,4%
Euro/US-Dollar1,34-0,3%
Euro/Yen137,770,7%
10-Jahres-US-Anleihe2,56%0,06
Umlaufrendite Dt0,94%-0,04
Feinunze Gold$1.285 -0,7%
Fass Brent Öl$105,81 -1,3%
Kupfer7.103 -1,0%
Baltic Dry Shipping755 3,1%



Insbesondere Europa ist getroffen und hier insbesondere Deutschland als enger Handelspartner Russlands. Mit -3,9% bis Donnerstag Abend und heute nochmals -2,1% haben Anleger die Russland-Sanktionen nunmehr realisiert und dem DAX den Rücken gekehrt.

Probleme in Europa und gleichzeitig die Aussicht auf bald schon steigende Zinsen in den USA haben dem US-Dollar zu neuer Stärke verholfen. Der Wechselkurs zum Euro nähert sich dem Tief vom vergangenen November bei 1,33 USD/EUR. Von der Dollarstärke profitiert die japanische Wirtschaft, der Yen hat ein ganzes Prozent gegenüber dem US-Dollar abgegeben. Im Gegenzug konnte der Nikkei trotz der schwachen geopolitischen Lage zulegen. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass die deutsche Hochtechnologie von Russen gegebenenfalls durch japanische Wettbewerber ersetzt werden kann.

Der Zinsabstand zwischen Deutschland und den USA geht wieder auseinander. Während in Deutschland die Flucht in den Sicheren Hafen der Bundesanleihen die Umlaufrendite deutlich unter 1% senkt, steigt der Zins in Erwartung der schärferen Gangart der US-Notenbank in den USA leicht an. Die deutsche Umlaufrendite ist mit 0,94% nur noch einen Hauch entfernt von dem EU-Schuldenkrisenniveau und historischen Tief bei 0,92% im Sommer 2012.

Wie weiter oben bereits ausgeführt, halte ich diese Reaktion für übertrieben: Damals wurden deutsche Staatspapiere so stark nachgefragt, weil spanische, italienische, portugiesische, ... Anleihen als völlig unsicher galten, man sprach allerorten von einer Ausfallgefahr. Es gab keine Alternative zu deutschen Staatspapieren.

Heute ist die Situation ganz anders: Die meisten Club-Med Länder stehen heute wesentlich besser da als vor zwei Jahren. Von einer Ausfallgefahr will derzeit niemand mehr etwas wissen.

Der Rückgang des Ölpreises ist direkt auf den US-Dollaranstieg zurückzuführen. Da das Öl in US-Dollar gehandelt wird und der US-Dollar weltweit nun mehr wert ist als vor einer Woche, muss weniger von dieser Währung auf den Tisch gelegt werden, um bei den ölexportierenden Ländern ein Fass davon zu erhalten. Ein weiterer Anstieg des US-Dollars könnte den Ölpreis noch unter 100 USD/Fass führen.




03. Sentiment: Das war's noch nicht

Unternehmen beginnen nun, negative Folgen der Ukraine-Krise in ihre Prognosen einzurechnen. Bis diese Zahlen dann bei den Anlegern angekommen sind, werden noch ein paar Tage vergehen. Denn noch immer erwarten Privatanleger, wenn auch kurzfristig, Turbulenzen, so doch mittelfristig überwiegend steigende Kurse.

Institutionelle Anleger hingegen sind noch immer moderat positiv gestimmt, sie halten den Ausverkauf für überstanden und gehen zumindest nicht mehr short. Auffällig ist der große Anteil an neutral gestimmten Profis, die sich bis auf Weiteres in den Sommerurlaub verabschiedet haben. Nicht die schlechteste Entscheidung, wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Tage anschaut.

Aufgrund der angespannten Situation habe ich mir heute auch noch ein paar technische Indikatoren angeschaut. Dort würde ich herauslesen, dass wir zwar kurzfristig einen überverkauften Stand erreicht haben, eine Gegenbewegung jedoch nicht allzu nachhaltig sein dürfte.

Das Put/Call-Verhältnis ist auf 18% gesunken. In den vergangenen Monaten folgte einem solchen Tiefstand stets eine Rallye binnen weniger Tage, meist am Folgetag. Aber aufgrund der neutralen Haltung der Profis und des mittelfristigen Optimismus der Privaten ist noch nicht die Basis für eine nachhaltige Bodenbildung gegeben. Ich habe noch kaum Panik gesehen.

Schauen wir einmal, was die Privatanleger von Sharewise so meinen:

Sentimentdaten

Privatanleger
29. KW: 65% Bullen (107 Stimmen)
30. KW: 60% Bullen (122 Stimmen)
31. KW: 61% Bullen (149 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Banco Espirito Santo, Freenet, Peugeot

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Solarworld, SMA Solar, IQ Power

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
11.07.- 18.07. (301): 53% / 13%
18.07.- 25.07. (206): 49% / 13%
25.07.- 01.08. (403): 48% / 9%

Kaufempfehlungen der Analysten
Wincor Nixdorf, GEA Group, Airbus

Verkaufsempfehlungen der Analysten
Banco Bilbao, Software AG, Puma SE

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Noch immer 61% Bullen, da sind wir von Pessimismus, geschweige denn von Panik noch weit entfernt. Empfohlen wird der Dividendentitel Freenet sowie ein französischer Autobauer Peugeot, der das Schlimmste hinter sich haben könnte. Gewarnt wird mal wieder vor Unternehmen im Bereich der alternativen Energien. Dabei sollte doch die Auseinandersetzung mit Russland die Dringlichkeit, hier weiter vorzupreschen, wieder veranschaulicht haben.


RELIKT DER PATRIARCHISCHEN GESELLSCHAFT: BANCO ESPIRITO SANTO

Die Familie Espirito Santo bestimmt seit über hundert Jahren die Bankenlandschaft Portugals. Vor einigen Tagen wurde der Vorstandschef Ricardo Espirito Santo Salgado durch die portugiesische Zentralbank nach Hause geschickt. Für die Familie bricht eine Welt zusammen.

Viele von Ihnen wissen, dass ich selbst anderthalb Jahre in Lissabon gelebt habe. Ich möchte daher kurz meine Betrachtungsweise der dortigen Geschehnisse beschreiben. Wer nur nach einer Aktienempfehlung sucht, kann diesen Abschnitt getrost überspringen: Der Banco Espirito Santo wird frisches Kapital benötigen und über eine Kapitalerhöhung eintreiben, das wird die Aktie nochmals weiter belasten.

Meine dortige Familie galt als recht wohlhabend. Als ich einmal nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt bei der Krankenhauskasse meine Rechnung begleichen wollte, kam der Familienvater wie selbstverständlich mit gezücktem Portemonnaie neben mich. Ich teilte ihm mit, dass ich das natürlich zahlen könne und es darüber hinaus auch in Deutschland von meiner Krankenkasse ersetzt bekäme. Er schaute mich ungläubig an und murmelte etwas wie: "So eine Krankenkasse würde ich mir auch wünschen".

In einem Gespräch erfuhr ich dann ein wenig über die Beschäftigungsverhältnisse des Hausmädchens. Wenn sie mal krank war, dann war sie halt krank. Dafür wurde nicht das Gehalt gekürzt, eine Krankenkasse ist auch nicht für die Auslagen der Familie eingesprungen. Darüber hinaus galt auch dort: Wenn das Hausmädchen einen Krankenhausaufenthalt hatte, dann war der Familienvater zur Stelle, um die Rechnung in bar zu begleichen. Es ist das System Patriarchat: Solange man einen benevolenten Patriarch hat, ist alles gut.

Ein weiteres Erlebnis hatte ich mit einem der wohlhabendsten jungen Leute Portugals. Er war das sehr späte Kind seines Vaters und erbte direkt an seiner Mutter vorbei ein Beteiligungsgeflecht, das er nur langsam zu verstehen begann. In Gesprächen mit ihm ging es jedoch dann um ganz andere Themen: Er wollte einen Bio-Bauernhof errichten und sorgte sich um die Arbeiter, die mit der Lohntüte nicht über den Monat kommen. Meinen Vorschlag, die Gehälter wöchentlich auszugeben, hat er umgesetzt und bei jedem Treffen dankte er mir dafür.

Ich hatte den Eindruck bekommen, dass die moderne Welt in Portugal nur langsam in allen Gesellschaftsschichten Einzug erhielt. Seit der Nelkenrevolution 1974, mit der das Totalitäre System des (zugegeben benevolenten) Oliveira Salazar endete.

Ricardo Espirito Santo Salgado ist ein Mann, der diese patriarchische Verantwortung durch die Muttermilch aufgesogen und über viele Jahrzehnte diese Aufgabe bravourös gemeistert hat. Bevor Portugal 2012 unter den EU-Rettungsschirm schlüpfte, wurde Ricardo Espirito Santo Salgado vom portugiesischen Präsidenten Aníbal Cavaco Silva nach Alternativen befragt. Erst seine Aussage, er sehe keine Alternative, hat dann wohl den Ausschlag gegeben.

Ricardo Espirito Santo Salgado raucht nicht, trinkt nicht, gilt als Workoholic und behauptet, in seinem Berufsleben niemanden übervorteilt zu haben. Ein Unternehmer mit Verantwortung eben. Und dieser Mann wurde nun aus dem Amt gejagt und wenige Tage später sogar vorübergehend verhaftet. Veruntreuung und Steuerhinterziehung lautete der Vorwurf.

Steuern sind in Portugal etwas, das man im Einklang mit dem eigenen Gewissen abführt. Nein, nicht so, wie Sie denken. Sondern wer meint, genug Gutes für die Gesellschaft zu tun, der gibt eben nicht alles an. Und wenn das dann später herauskommt, dann kann man noch immer mit den Behörden verhandeln. Meine Gehaltsabrechnung zumindest hat der portugiesische Familienvater mit Kopfschütteln betrachtet: "Warum zahlst Du soviel Steuern?" Meine Antwort: "Na, so ist der Steuersatz in Deutschland eben". "Aber warum gibst Du soviel Geld einfach dem Finanzamt?" ... aus den wiederholten Nachfragen konnte ich ersehen, dass Portugal weit entfernt ist von einer strikten Umsetzung des Steuerrechts.

Ein hochintelligenter Ricardo Espirito Santo Salgado mit hohem moralischem Anspruch ist dennoch weit davon entfernt, starre Gesetze unreflektiert für gut zu heißen, wenn er doch die Möglichkeit hat, seine moralischen Ansprüche viel effizienter zu bedienen.

Diese Anekdoten sollen Ihnen zeigen, dass Portugal noch immer einen Prozess durchlaufen muss, um sich auf das starre, komplexe, gerechte aber manchmal moralisch unzulängliche System der EU voll einzulassen. Und dieses System greift um sich, auch eine Familie Espirito Santo (Heiliger Geist) kann sich dem nicht entziehen. Ein Liquiditätsengpass, der früher unter Freunden vielleicht lächelnd für ein paar Wochen übersehen wurde, führt heute unverzüglich zu einer Kette von Ereignissen, an deren Ende die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens steht. Vielleicht ist Ricardo Espirito Santo Salgado davon überrascht worden.

So, genug der Anekdoten, zurück zum Börsengeschehen: Der Banco Espirito Santo verfügt über eine breite Kundenbasis. Sie ist systemrelevant und wird daher gerettet, durch wen auch immer. Doch zuvor wird das Kapital der Bank noch weiter ausgeblutet, als Anleger würde ich bis auf Weiteres die Finger von den Aktien lassen.

Analysten haben weniger Verkaufsempfehlungen sowie auch Kaufempfehlungen geschrieben, wie schon eingangs beobachtet, verziehen sich die Profis in diesen Tagen ins neutrale Lager, genießen den Sommer und warten ab.

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien


UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Osram30.729,12 €55,00 €88,87%
AIXTRON AG29.79,48 €17,00 €79,32%
Klöckner & Co29.79,39 €16,00 €70,39%
TIPP24 AG30.735,56 €59,00 €65,92%
SAF HOLLAND30.79,72 €16,00 €64,61%
Drillisch AG28.725,74 €42,00 €63,17%
Delticom AG30.725,44 €41,00 €61,16%
Adidas29.756,50 €90,00 €59,29%
Kion30.728,39 €45,00 €58,51%
Rheinmetall30.744,60 €69,00 €54,71%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

AIXTRON: WARTEN AUF GODOT

Aixtron ist ein Unternehmen, das alle Jubeljahre kaum den Ansturm der Kaufwilligen befriedigen kann und dann wieder jahrelange Durststrecken durchstehen muss. Der Analyst der Commerzbank schreibt einmal mehr, dass eine anziehende Nachfrage bei Aixtron nunmehr aber wirklich kurz bevor stehe. Die im September auf den Markt kommende neue Maschinengeneration werde für anziehende Auftragseingänge sorgen.

Ich warte schon seit vielen Quartalen. Doch zum Glück hat Aixtron die Kosten im Griff, sodass die Aktie während der Wartezeit nicht mehr an Wert verliert. Es lohnt sich zu warten, doch mit zu großen Hoffnungen wäre ich vorsichtig.


ADIDAS: FALSCHER OPTIMISMUS

Ich habe Adidas mehrfach als schlecht gemanagt bezeichnet, das Ergebnis sehen wir jetzt. Die Aktie kennt kein Halten mehr. Während Nike und Under Armour mit technischen Innovationen neue Kundengruppen erschließen, versucht es Adidas nach wie vor nur durch noch teurere Marketingkampagnen mit Modeartikeln. Wir sind längst über den Status hinaus, dass man sich ein "Adidas-Triko" überwirft, um für die Marke Werbung zu laufen. Auch im Amateursport ist der Anspruch vorhanden, die letzten paar Prozente aus der eigenen Leistungsfähigkeit herauszukitzeln. Und da möchte man nicht nur schick aussehen, sondern auch innovative Technologien nutzen. Leichtere Schuhe, bessere Laufeigenschaften, bessere Kühlung durch T-Shirts, bessere Wärmefunktion im Winter, ohne Schweiß aufzuhalten, vielleicht schon bald eine Anbindung der Kleidung ans Smartphone, ... da sollte investiert werden. Adidas ist davon weit entfernt.

Die Prognosesenkung ist für mich keine Überraschung. Der Grund "Russland" ist nur vorgeschoben. Die Probleme liegen tiefer. Ich kann also die Empfehlung der Commerzbank überhaupt nicht nachvollziehen.

Mit dem aktuellen Ausverkauf unter 60 Euro sollte nun aber bald ein Boden erreicht sein: Das Bewertungsniveau ist auf diesem Niveau wieder fair.


DRILLISCH: FUSION MIT O2 BRINGT NEUE CHANCEN

E-Plus von der spanischen Telefonica wird mit O2 von Drillisch zusammengelegt. Da O2 damit auf ein eigenes Mobiles Netzwerk zugreifen kann und nicht mehr Mobilfunkkapazitäten zukaufen muss, verspricht man sich für Drillisch die größten Kosteineinsparungen. Kein Wunder also, dass Analysten reihenweise ihr Kursziel für Drillisch nach oben schrauben.

In meinen Augen gibt jedoch weniger der Kosteneffekt für Optimismus Anlass, sondern vielmehr die schwindende Konkurrenz. Vodafone und T-Mobile werden nunmehr nur noch von E-Plus / O2 "gestört". Darüber hinaus gibt es nur noch Debitel / mobilcom als Käufer von nennenswerten Mobilfunkkapazitäten. Der Wettbewerb sinkt, alle werden in meinen Augen davon profitieren.





04. Ausblick: Kurssturz zwingt zu vorsichtigen Käufen

Nein, wir stehen nicht am Beginn einer neuen Baisse, die den DAX unter 6.000 Punkte führen könnte. Und nein, ich fürchte auch nicht, dass irgendeine Blase an den Finanzmärkten zum Platzen gebracht werden könnte. Vielmehr handelt es sich um eine heftige Korrektur als Antwort auf die geopolitischen Unruhen in unserer Welt.

Fast unbemerkt hinter der Ukraine-Krise gehen die Israelis inzwischen wieder hart gegen die Hamas vor, die ihrerseits mit nicht minder heftigen Gegenanschlägen kontern. Die vielbefürchtete Eskalation in der Ukraine, die de facto bereits längstens stattgefunden hat, sie findet auch in Israel statt. Syrien, Irak, mit jeweils einer ganzen Reihe von umliegenden Nationalstaaten mit Eigeninteressen ... ein Leben in friedlichen Zeiten sieht anders aus.

Eine Lösung kann ich nirgends in greifbarer Nähe sehen. Die Konflikte sind überall so komplex, dass eine kurzfristige Lösung unmöglich scheint. Im Fall der Ukraine sehe ich seitens der USA und Russlands auch gar keine Absicht, eine Einigung herbeizuführen. Es darf uns also nicht überraschen, wenn wir in diesem Sommer weiterhin unter Spannung gehalten werden.

Und dennoch zwinge ich mich nach solchen Ausverkäufen stets dazu, etwas zu kaufen. Irgend etwas! Nur was? Ich habe heute bereits die Empfehlung, BB Biotech nachzukaufen, als Update verschickt. Es ist das Unternehmen, das in meinen Augen am wenigsten mit den derzeitigen Krisen und Problemen zu tun hat.

Doch was noch? Schauen wir uns unser Portfolio einmal an:

Apple: Hier warte ich auf die Vorstellung des neuen iPhone 6, um dann Teilgewinne mitzunehmen. Die Aktie ist in den vergangenen Monaten super gelaufen, +24% in diesem Jahr, und es würde mich nicht überraschen, wenn die Markteinführung des neuen iPhones erst einmal wieder mit einer Ernüchterung einhergeht. Nachkaufen: Nein.

eBay: Mensch, der Laden hat seine eigenen Probleme. Der Chef von PayPal ist gegangen, eine Heuschrecke ist an Bord und macht dem Management das Leben schwer. Marketplace und die Auktionen laufen gut. Anleger haben inzwischen aber nur noch Interesse an PayPal, und da spitzt sich nunmehr der Wettlauf mit Visa und Mastercard zu: Wird PayPal den Sprung in die Offline-Welt schaffen? Oder schaffen Visa und Mastercard den Sprung ins Internet? Nach guten Zahlen steigt die Aktie wieder. Das könnte noch ein wenig weitergehen, denn die Probleme scheinen nun sukzessive gelöst zu werden. Doch ein Schnäppchen ist diese Aktie nicht, sie notiert aktuell nur 1 Euro unter ihrem jüngsten Hoch. Von Ausverkauf also keine Spur.

SAP: Haben wir zuletzt zu 59,65 Euro teilverkauft, nun ist die Aktie bei 58 Euro. Ein Schnäppchen sieht anders aus.

Dt. Lufthansa: Haben wir gestern nachgekauft. Ein wenig zu früh, wie wir heute wissen. Nun ist die Position voll, und ich warte auf eine Zwischenerholung, um einen kleinen Teil wieder zu verkaufen.

Gerresheimer: Nicht zyklisch und extrem stabil, hier lohnt es sich kaum, auf einen Kursrutsch zu setzen. Die Aktie notiert auch heute noch nur 4% unter dem jüngsten Hoch. Zu wenig, um als Schnäppchen zu gelten. Zudem haben wir mehr als eine volle Position. Im Falle einer Rallye würde ich Gerresheimer also eher etwas reduzieren.

Vale: Derzeit läuft einiges sehr gut für Vale, und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Aktie bald die 10 Euro knackt. Dort würde ich einen kleinen Teil der Position verkaufen. Bis dahin warte ich ab. Zum Nachkaufen ist die Position jedoch schon zu groß.

Aixtron: Extrem volatil weil auf Hoffnungen aufgebaut, die immer um ein Quartal weiter verschoben werden. Wir haben eine gute Kaufbasis und warten einfach ab. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Aktie zu laufen beginnt. Und da das Unternehmen die Kosten im Griff hat, fürchte ich keinen nachhaltigen Kurseinbruch.

Salzgitter: Extrem Energieintensiv und somit von Russland abhängig, darf man trotz des extrem günstigen Bewertungsniveaus nicht noch nachkaufen.

Deutsche Bank: Immer neue Probleme kommen ans Tageslicht und verhindern einen Kursanstieg, den wir zum Mitnehmen von Teilgewinnen nutzen könnten. Der Umstand, dass die neuen Probleme nicht zu neuen Tiefstkursen führen, deutet darauf hin, dass die Aktie ihren Boden gefunden hat. Nachkaufen nicht möglich, da wir schon eine volle spekulative Position haben.

Airbus: Titan kommt aus Russland und wird in modernen Fliegern verbaut. Russland könnte also Airbus durch ein Exportstopp empfindlich ärgern. Zudem heizt sich der Wettbewerb unter den Airlines wieder auf, sodass diese weniger Geld für Flieger übrig haben. Eine Flut an negativen Meldungen hält die Aktie zurück. Das dürfte aber nicht ewig anhalten.

General Motors: Bereits vor der Krise viel zu niedrig bewertet und hat dieses Niveau nunmehr nochmals besucht. Zum Verkaufen zu spät, zum Nachkaufen kein Grund, denn wir sind ja schon investiert.

Fazit:

Bleibt also höchstens eBay als Kandidat für einen Nachkauf. Mit dem Rest müssen wir auf eine Gegenbewegung hoffen, um vielleicht Gerresheimer, Apple, Vale oder die Deutsche Bank etwas zu verkleinern.


NEUE IDEEN:

FREENET

Freenet wird als Verlierer der Fusion zwischen Telefonica und Drillisch bezeichnet. Ich sehe das anders, Freenet wird weniger Wettbewerb haben, wenn es den Mobilfunknetzbetreibern anbietet, Netzkapazitäten aufzukaufen. Weniger Wettbewerb bedeutet bessere Preise, ich könnte mir vorstellen, dass Freenet davon profitiert.

Die Aktie ist 30% ausverkauft worden, und ich würde an einem schwachen Tag eine Position eröffnen. Kein Grund zur Eile, ich steige hier lieber etwas zu spät ein, als dass wir eine weitere Position haben, die uns um den nächtlichen Schlaf bringt.


Kontron befindet sich in der Restrukturierung. Ich habe mir das Unternehmen eingehend angeschaut und gehe davon aus, dass die Restrukturierung gelingen wird. Das Produkt ist gefragt, Kontron muss lediglich seine Komplexität in den Griff bekommen.

Allerdings habe ich gesehen, dass das Unternehmen im Rahmen der Umorganisation auch ein neues ERP-System einführt. "Enterprise Resource Planning System", SAP Software ist beispielsweise so ein System. Ein solches Projekt lässt keinen Stein auf dem anderen und kann sich gegebenenfalls sehr lange hinziehen. Mit einem Investment würde ich daher lieber warten, bis zumindest die neue Struktur im ERP-System abgebildet und lauffähig ist.

Bechtle gefällt mir sehr gut, wäre aber im gleichen Segment wie SAP tätig. Facebook und Twitter sind wieder auf meiner Wunschliste, doch noch nicht nach den jüngsten Kurssprüngen. Als defensive Position habe ich seit langem Zürich Financial im Auge, die sollte jedoch unter 200 Euro sacken, um attraktiv zu sein. Aktuell steht sie noch bei 216 Euro. Selbiges gilt für Disney, Cewe und Axel Springer als solide Dividendenbringer, die jedoch in den vergangenen Monaten bereits zu stark angestiegen sind. Hier würde ich also sogar auf einen Ausverkauf hoffen.

Na, es gibt noch eine Reihe weitere Aktien, die ich im Auge habe. Doch wie beschrieben: Es ist noch zu früh, um voll einzusteigen. Wir haben eine heftige Korrekturphase begonnen und eine solche endet immer mit einem überbordenden Pessimismus. Davon sind wir noch weit entfernt.

Die Renault-Anleihe läuft bald aus, und ich habe eine Alternative aus Italien gefunden. Einen entsprechenden Wechsel werde ich Ihnen in den kommenden Tagen vorstellen.

So, das soll's zunächst mal gewesen sein. Lassen Sie sich nicht die Laune verderben. Zur Börse gehören Korrekturen und Panik einfach dazu, und in diesen Zeiten ist es angesagt, weniger zu verlieren als der Markt. Bislang fahren wir mit -2,5% noch wesentlich besser als der DAX mit -3,9%. Wir sind mit unserem Portfolio auf Jahresbasis noch mit 1,5% im Plus, der DAX ist ins Minus getaucht (-1,5%). Jetzt die Reißleine zu ziehen, würde bedeuten, sich die Chance der Erholungsrallye zu nehmen.

Denn: In meinen nunmehr 25 Jahren Börsenerfahrung habe ich noch immer nicht denjenigen kennengelernt, der zuverlässig das Tief einer Korrektur ausrufen und zum Einstieg nutzen kann.



05. Wunschanalyse: ProSiebenSat.1 Media AG



ProSiebenSat.1 Media AG
Eine Branche im Umbruch

Mi, 30. Juli um 08:35 Uhr
Nach fünf Jahren Restrukturierung ist das Unternehmen zu einer Cashcow geworden, die 4,8% Dividendenrendite und solide Bilanzzahlen bietet. Zusätzlich gibt es Bewegung in der Medienbranche, und ProSiebenSat.1 Media ist eines der wenigen Unternehmen, das von der Eigentümerstruktur her eine Übernahme ermöglichen würde. Lesen Sie in dieser Wunschanalyse, ob das ausreicht, um in diese Aktie zu investieren.


Eine Branche im Umbruch

Rupert Murdochs News Corp. sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zuletzt hat sein Medienkonzern ein Übernahmeangebot für Time Warner vorgelegt. Lange Zeit galten die TV-Sender als Dinosaurier einer längst vergessenen Fernsehwelt, in der dem Zuschauer vorgeschrieben wird, was er wann zu schauen hat. Die Werbeeinnahmen waren rückläufig, hohe Kostenapparate sorgten für Verluste und fallende Börsenkurse. Doch das hat sich nun geändert: Die TV-Sender sind wieder attraktive Cashcows und für den einen oder anderen sogar Übernahmeziele.

Unter dem Dach von ProSiebenSat.1 Media haben sich im Wesentlichen die Sender Pro7, Sat.1 sowie Kabel eins zusammen gefunden. Zudem gehört noch Sixx, 7Maxx und Sat.1 Gold dazu. Neben den Sendern betreibt das Unternehmen auch Marketingunternehmen und Contentprovider wie SevenPictures Film GmbH und Red Arrow Entertainment. Zudem ist das Unternehmen natürlich auch ins Internet gesprungen, ihm gehören unter anderem die Reiseseiten Wetter.com, MyDays (Erlebnisgeschenke), billiger-mietwagen (Metasuche), Weg.de und Tropo sowie natürlich die Online-Videoplattform Maxdome und MyVideo.

Doch hat man vor zehn Jahren noch allein durch das Ausstrahlen von Sendungen ausreichend Augenpaare vor die Mattscheibe gelockt, um die Kosten durch Werbung zu finanzieren, so ist diese einfache Finanzierungsquelle heutzutage versiegt. Galt früher doch bei den Werbenden der Werbesatz: „50% der Werbeausgaben ist für die Katz, man weiß leider nur nicht, welche 50%”, so verliert diese Binsenweisheit zunehmend an Bedeutung. Heute werden Kunden gezielt angesprochen, und über das Internet ist sodann sogar eine Auswertung des Werbeerfolges sehr detailliert möglich.


Inhalte und Reichweite reichen nicht

Überall auf der Welt wird nach Konzepten gesucht, den maximalen Umsatz mit den Kunden zu generieren. Das geht inzwischen so weit, dass die Produktion von Sendungen (Inhalten) von Anfang an die Ausschöpfung vielfältiger Umsatzpotentiale berücksichtigt.

Bestes Beispiel: Taste! Hier geht es nicht um den Geschmack, den können Sie über das Fernsehen nicht in die Wohnzimmer bringen. Es geht um die verwendeten Küchengeräte, die Fissler-Pfannen, die in der Sendung verwendet werden. Das Familienunternehmen freut sich über einen kräftigen Umsatzanstieg in Folge dieser Kooperation, ProSiebenSat.1 Media erhält einen Anteil davon.

TV Total ist natürlich bekanntermaßen und zum Stolz von Stefan Raab eine „Dauerwerbesendung”, da er so viel Product Placement macht wie kaum ein anderer Entertainer. Aber auch bei Galileo, The Voice of Germany und Germany’s Next Topmodel steht die vielfache Verwertung der Inhalte im Vordergrund.

Auf den zugehörigen Webseiten gibt es exklusiv produziertes „Bonusmaterial”, das die Fans auf die Seiten lockt. Die Zugriffszahlen können sich sehen lassen und bescheren über die auf den Seiten eingebundenen Werbungen zusätzliche Einnahmen.

Pro7Sat1
Abbildung 1: ProSiebenSat.1 Media Reichweite

Quelle: ProSiebenSat.1 Media Geschäftsbericht 2013 S. 111

Es gilt also, die Quadratur des Kreises zu schaffen: Steigerung der Reichweite durch attraktive Inhalte. Dabei muss jedoch von Anfang an berücksichtigt werden, wie Inhalte zu Geld gemacht werden können.

Für diese Aufgabe hat ProSiebenSat.1 Media die entsprechenden Aktivitäten unter dem Bereich „Adjacent” versammelt: Online-Angebote wie MyVideo, Maxdome bieten Videos und Filme über ads internet an, Ampya bietet Musik. SevenVentures geht Beteiligungen an völlig branchenfremden Unternehmen ein, die man sodann besser vermarkten möchte – ich habe soeben nur eine Beteiligung an moebel.de gesehen. Und natürlich gehören auch die oben genannten Reiseseiten als 7Travel zum Bereich Adjacent.

Wenn also Rupert Murdoch sein Medienimperium ausbaut, dann nicht, um mehr Menschen zu erreichen. Sondern vielmehr sucht er nach der besten Methode, der besten Technologie und dem besten Konzept, die verfügbare Reichweite möglichst effizient zu Geld zu machen. Und das ist die Entwicklung, die derzeit die Medienlandschaft umwälzt, die aus ProSiebenSat.1 Media eine Marketingmaschine macht.


Heuschrecken machen Unternehmen zum Übernahmeziel

Oh Schreck, würde man im ersten Augenblick meinen. Doch für ProSiebenSat.1 Media scheinen die Investoren recht hilfreich zu sein. Es handelt sich um Permira sowie KKR, die über eine gemeinschaftlich gehaltene Firma rund 15% der Anteile an ProSiebenSat.1 Media halten.

Es ist bekannt, das solche Finanzinvestoren, die auch gleich jeweils zwei bis drei Aufsichtsratsposten für sich beanspruchen, nicht zum Spaß in das Unternehmen investieren. Das Unternehmen war vor wenigen Jahren am Boden und hat dank der neuen Investoren den Umschwung geschafft. Die Zuschauerzahlen steigen kräftig, der Cashflow ist überaus erfreulich, und die Dividendenrendite beträgt inzwischen stolze 4,9%.

Der Umsatz steigt in diesem Jahr vermutlich um rund 7,5% an. Der Gewinn wächst überproportional um 12%. Vor diesem Hintergrund ist das KGV 14e von 16 in meinen Augen ziemlich günstig. Denn auch im nächsten Jahr erwarten Analysten einen weiteren Gewinnanstieg um 10%.

In den vergangenen Jahren hat ProSiebenSat.1 Media die Verbindlichkeiten von 5,2 Mrd. Euro auf 1,44 Mrd. Euro gesenkt. Bei 2,8 Mrd. Euro Jahresumsatz ist das inzwischen ein vertretbares Maß. Eine weitere Rückführung ist geplant.

Alles in allem ist die Bilanz inzwischen in Ordnung. Das Geschäft läuft und wurde auf die modernen Anforderungen umgestellt. Wenn nun ein Medienkonzern seine Reichweite ausweiten möchte, dann gehört ProSiebenSat.1 Media zu den wenigen TV-Sendern, die von ihrer Eigentümerstruktur als Übernahmeziel in Frage kommen. Denn genau das wäre der goldene Handschlag, den sich Permira und KKR wünschen: Eine Übernahme mit einem gehörigen Preisaufschlag.


Wenn dann jetzt

Die Gewinnmarge liegt bei 30% (EBITDA). Die Zeiten, in denen 40% und mehr erzielt wurden, dürften vorbei sein. Der Aufwand, der betrieben wird, um die Zuschauer auf die Werbeangebote zu locken, ist extrem hoch. Walt Disney hat beispielsweise eine Gewinnmarge von nur 23% und gilt derzeit als Musterknabe der Branche. Die Bäume werden also nicht in den Himmel wachsen. Oder anders ausgedrückt, die Tage des überproportionalen Gewinnwachstums dürften gezählt sein.

Damit ist ProSiebenSat.1 Media nunmehr fast schon am Ziel seiner Restrukturierungsmaßnahmen die vor fünf Jahren begonnen wurden. Und für die beiden Finanzinvestoren naht der Tag, an dem man sich aus diesem Unternehmen verabschieden kann. Daher mein Eindruck: Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Branche befindet sich im Umbruch; die Finanzierungskosten für einen potentiellen Käufer sind derzeit extrem niedrig. Viele Übernahmeziele gibt es nicht mehr.

So gebe ich dem Unternehmen aus eigener Kraft nur noch ein mäßiges Kurspotential. Allerdings ist der hohe Cashflow, der eine hohe Dividendenrendite ermöglicht, eine kräftige Unterstützung für das aktuelle Kursniveau. Ich könnte mir vorstellen, dass die Aktie noch ein paar Euro weiter in Richtung 38 Euro läuft (aktuell 32,55 Euro, Schlusskurs Xetra 30.7.). Dazu bedarf es allerdings weiterer Erfolgsmeldungen, insbesondere aus dem schnell wachsenden Bereich Adjacent.

Einen schnelleren Kurssprung würde eine Übernahmespekulation bringen. Doch wir spekulieren niemals auf Übernahmen, da auch dort der Kurs in erster Linie vom Geschäft des Unternehmens bestimmt wird.


FAZIT: Dividendentitel mit Übernahmephantasie

Wer also einen attraktiven Dividendentitel sucht, der ist bei ProSiebenSat.1 Media gut aufgehoben. Die neue Unternehmensstruktur hat das Geschäft wieder zu einer Cashcow gemacht, die vielen Anlegern Jahr für Jahr Freude bereiten wird.

Als zusätzlichen Nervenkitzel können Sie sodann die Chance auf eine Übernahme betrachten. Das würde der Aktie Beine machen. Doch wie gesagt, da spielen zu viele Faktoren hinein, um auf eine Übernahme zu spekulieren. Es wäre halt nett.



06. Update beobachteter Werte: BB Biotech, Deutsche Lufthansa, C.A.T. Oil, C.A.T. Oil, Airbus, Aixtron, Vale S.A VZ

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


BB Biotech
Etwas nachkaufen aber vorsichtig bleiben

Fr, 01. August um 11:32 Uhr
BB Biotech ist seit unserem Teilverkauf zu 133,15 Euro vor gerade einmal einer Woche um 7% abgerutscht. Die drei maßgeblichen Themen: Russland, Euro-Schuldenkrise und US-Zinserhöhung (mehr dazu in der heutigen Ausgabe) haben nichts mit dem Geschäft von BB Biotech und deren Beteiligungen zu tun. Es handelt sich um sekuläre Wachstumstrends, die unabhängig von Russland und von den Finanzmärkten weiterlaufen werden. Ich gehe davon aus, dass BB Biotech als eine der ersten Aktien einen Boden finden wird.

Ehrlich gesagt: Ob das schon bei aktuell 124 Euro (Xetra 10:49 Uhr) der Fall war, weiß ich nicht. Die Aktie könnte jederzeit nochmals unter 120 Euro rutschen. Muss aber nicht, und bei BB Biotech haben wir den Luxus, erst eine halbe Position zu besitzen. Wir können also zweimal nachkaufen, bis wir eine volle Position haben.

Ich würde also heute schon einen ersten Nachkauf tätigen, denn vielleicht war's das dann schon zumindest bei BB Biotech.

Es ist schwer, in einer solchen Marktsituation, wo alles zu kollabieren droht, nachzukaufen. Doch wir stehen kurz vor dem Wochenende, und Sie werden sich ärgern, wenn die Börsen nach einem ggfls. ruhigen Wochenende nächste Woche dick im Plus starten. Ich habe mir angewöhnt, mich zu zwingen, in solche heftigen Ausverkäufe hinein irgendetwas zu finden, das man schon kaufen kann. Heute ist das BB Biotech. Mal sehen, was uns nächste Woche noch günstig angeboten wird.


Deutsche Lufthansa
Schwache Q-Zahlen führen zu übertriebenem Ausverkauf, Nachkaufen

Do, 31. Juli um 11:53 Uhr
Heute früh hat die Deutsche Lufthansa Quartalszahlen vorgelegt. Unzählige negative Einmaleffekte haben das Ergebnis belastet. Die Entwicklung des um diese Einmaleffekte bereinigten operativen Ergebnisses ist vielversprechend.

Einmaleffekte sind inzwischen fester Bestandteil der Quartalszahlen von Lufthansa. Mir wäre ein Management lieber, das sich nicht mit Ausreden wie Streikkosten, veränderte Abschreibungsmethoden und venezuelanischen Abschreibungen herausredet. Solche Dinge wird es immer geben. Diese Einmalkosten in Höhe von 131 Mio. Euro stehen auf der anderen Seite überraschende Einsparungen bei den Spritkosten in Höhe von 130 Mio. Euro gegenüber.

Aber es ist das gute Recht des neuen CEOs Carsten Spohr, zunächst einmal reinen Tisch zu machen. Immerhin hat die Lufthansa an der vor wenigen Wochen neu ausgegebenen Prognose für 2014 festgehalten. Scheint also, als seien diese Einmaleffekte schon längere Zeit bekannt / in Planung.

Die operative Gewinnmarge (normalisiert, also bereinigt um die Einmaleffekte) ist von 1,5% im ersten Halbjahr 2013 auf nunmehr 1% gesunken. An dieser Stelle wird CEO Spohr nun ansetzen müssen: Swiss operiert bereits mit 4,5% profitabel. Auch der Bereich Logistik (2,9%) und Catering (3,5%) steuern maßgeblich zum Konzerngewinn bei. Sorgenkind ist jedoch tatsächlich das Lufthansa Passagiergeschäft mit -0,9%. Hier wird Besserung durch den neuen Bereich "Wings" versprochen, der schon 2015 an den Start gehen könne.

Fazit: Ich würde sagen. der neue CEO Carsten Spohr macht sehr gründlich reinen Tisch und muss sich gleichzeitig mit verschärften Wettbewerbsbedingungen auseinandersetzen. CFO Simone Menne hat alle Hände voll zu tun, die Betrachtungsweise des neuen Chefs in der Bilanz unterzubringen. Es ist aber in meinen Augen konsistent mit den vorhergehenden Ankündigungen Spohrs sowie der Prognosekürzung von Anfang Juni.

Der Ausverkauf für die heute veröffentlichten Zahlen fand also schon Anfang Juni statt, die Aktie fiel auf 16 Euro. Seither folgte die inhaltliche Bestätigung der Prognosekürzung Anfang Juli, die Aktie rutschte weiter ab auf 14,50 Euro. Und heute folgte die erneute Bestätigung der Prognosekürzung in Form aktueller Zahlen, die Aktie notiert aktuell bei 13,50 Euro (Xetra 11:34 Uhr). Ich halte die Reaktion nunmehr für übertrieben und würde nachkaufen.

Lufthansa macht aufgrund des Kursverlusts der Aktie nur noch 8,6% unseres Portfolios aus, ich würde zu Kursen um 13,50 Euro auf 10% aufstocken. Es handelt sich um einen Nachkauf, mit dem wir unseren durchschnittlichen Einstandspreis senken. Sollte die Aktie in den kommenden Wochen wieder in Richtung 16 Euro marschieren, würde ich diesen Teil der Position wieder teilverkaufen.


C.A.T. Oil
Meinungsänderung: Verkaufen!

Mi, 30. Juli um 09:26 Uhr
Ich habe mir die halbe Nacht um die Ohren geschlagen, um die Aussagen von CFO Harder besser einordnen zu können. Wenn auch seine Worte immer wieder sagten: "Wir spüren noch keine Beeinträchtigung unseres Geschäfts", so schreit es in mir: Kein anderes Unternehmen dürfte stärker von den Sanktionen betroffen sein als C.A.T. Oil. Entsprechend würde ich die Position heute Vormittag mit Verlust vollständig auflösen.

Die Sanktionen befinden sich noch im Zulassungsprozess, sämtliche EU-Staaten müssen zustimmen. Es wird damit gerechnet, dass dieser Prozess am Freitag beendet ist und die Sanktionen also am Freitag veröffentlicht werden. Erst dann werden wir genau wissen, wie diese Sanktionen gegebenenfalls das Geschäft von C.A.T. Oil treffen. Bis dahin müssen wir spekulieren, genau wie CFO Harder.

Durchgesickert ist, dass Altverträge und Lieferverpflichtungen von den Sanktionen ausgenommen sind. Die für dieses Jahr bestellten 10 neuen Bohranlagen von C.A.T. Oil werden also noch geliefert werden können. Erneut gilt also, dass das Geschäft von C.A.T. Oil nicht von heute auf morgen zum Erliegen kommt. Doch Neuverträge, ein wichtiger Bestanteil der Wachstumsstrategie des Unternehmens, könnten mit Russland verboten werden.

Kein Wunder also, das CFO Harder sagt, bis dato gibt es keine Auswirkungen auf das laufende Geschäft.

Ich habe versucht, die Strategie der EU und der USA zu verstehen. Zugegeben, bei so komplexen Themen kann ich mit einer Meinung nur falsch liegen. Doch die Richtung könnte zeigen, wie ernst die Situation ist. Und die Richtung, die ich aus den jüngsten Entscheidungen lese ist: Putin schwächen. Putin regiert dank guter Kontakte zum Geheimdienst sowie auch zu den Oligarchen, den russischen Superreichen. Die wirtschaftlichen Sanktionen treffen direkt die Oligarchen. Der Rückhalt für Putin, der ihnen diese Wirtschaftssanktionen eingebrockt hat, könnte bröckeln.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegung ist es verständlich, dass gerade der Ölsektor, in dem sich viele Oligarchen gebildet haben, im Fokus der Sanktionen steht. Für einen laufenden Wirtschaftszweig ist ein gesunder Finanzmarkt Voraussetzung, daher gibt es auch Sanktionen für den Finanzsektor. Und wie in jeder richtigen Auseinandersetzung zwischen den Staaten liefert man sich natürlich auch keine Waffen mehr.

Wenn die EU und die USA das Ziel verfolgen, Putin nachhaltig zu schwächen, dann werden sie auf wirtschaftliche Einzelschicksale wie C.A.T. Oil vermutlich tatsächlich nicht allzu viel Rücksicht nehmen.

Ich muss also mein Risiko-Ziel, die 13 Euro, weiter nach unten korrigieren. Sollte C.A.T. Oil direkt betroffen sein, so dürfte der Aktienkurs deutlich tiefer rauschen als nur auf 13 Euro. Daher würde ich die Position nunmehr auflösen. Wir haben zu 15,70 Euro gekauft und zum Glück nur eine kleine Position gehabt. Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um zu dieser Meinung zu kommen. Doch ich würde lieber jetzt den verhältnismäßig kleinen Verlust realisieren als das Risiko einer Katastrophe abzuwarten.


C.A.T. Oil
Trotz Kurseinbruch Position halten

Di, 29. Juli um 15:22 Uhr
Ja, Sie können mir gerne vorwerfen, dass ich in diesem Fall wieder einmal eine Stopp-Loss Marke ignoriert habe: Beim Unterschreiten der 18,19 Euro (7% unter dem vorhergehenden Hoch) "hätten" wir die Position verkaufen sollen und könnten somit heute völlig entspannt die Vorgänge beobachten. Doch ich habe mich entschieden, die Position zu halten, weil ich den Ausverkauf als nicht nachhaltig empfand. Das Geschäft von C.A.T. Oil in Russland ist stabil, und die Aktie sollte meiner Einschätzung nach eher bei 24 Euro als bei 14 Euro stehen.

Doch die Spannungen zwischen der EU und Russland steigen, die Urkaine-Krise spitzt sich merklich zu, und Anleger flüchten nunmehr aus Werten, die Geschäfte in Russland machen. Der Ausverkauf beschleunigte sich diese Woche, seit die EU ein Embarge für Hochtechnologie in der Ölindustrie ankündigte. Ich bin der Sache daher nachgegangen:

Bis dato gibt es noch keine Definition, keine Liste der Dinge, die tatsächlich von einem Exportverbot nach Russland betroffen sein werden / könnten. Es gibt lediglich die Formulierung, dass High-Tech für die Ölindustrie betroffen sein wird, High-Tech für die Gasindustrie jedoch nicht. C.A.T. Oil erwirtschaftet nun leider den Großteil seines Geschäfts im Bereich der Ölindustrie. Zudem würde ich Fracking und Sidetrack-Drilling (Seitwärtsbohrungen) als High-Tech bezeichnen. Keine guten Vorzeichen für C.A.T. Oil, und ich habe daher das Unternehmen kontaktiert, um eine Stellungnahme zu diesen Themen zu erhalten.

Ich hatte nunmehr die Gelegenheit mit Finanzvorstand Ronald Harder zu sprechen, der zufällig auch gerade in Hamburg ist. Er hat nach bestem Wissen versucht, meine Zweifel zu zerstreuen. Seiner Einschätzung nach ist das Produkt von C.A.T. Oil, Fracking und Sidetrack Drilling, eine Dienstleistung, die verschiedene unkritische Technologien wie Pumpen, Hydraulik, ... kombiniert.

Im laufenden Jahr werden 10 solcher in den USA bestellten Bohranlagen ausgeliefert und nach Russland gebracht. Es gebe derzeit keine Probleme mit der Lieferung, der Zeitplan stehe fest, so Harder. Eine befindet sich sogar gerade in diesen Tagen auf dem Weg nach Russland.

Die Infrastruktur funktioniere reibungslos: Die Ausbildung in den USA sei unkritisch. Ausgebildete Mitarbeiter gingen dann nach Russland, um dort zu lehren. Und, das wird Anleger wie uns natürlich freuen, an den russischen Standorten liegen seiner Aussage nach bereits eine Menge Ersatzteile auf Lager. Klar, das dürfte beim tieferen Nachdenken nicht überraschen, denn Bohranlagen laufen rund um die Uhr und sollte ein Teil kaputt gehen, ist die Wartezeit teurer als das Ersatzteil, entsprechend liegen immer eine Reihe von Ersatzteilen vor Ort bereit.

Für uns bedeutet das aber auch, dass ein wie auch immer geartetes Embargo auch im schlimmsten Fall nicht sofort zu Problemen bei C.A.T. Oil führt, sondern erst nach einigen Wochen / Monaten.

CFO Harder brachte aber ein weiteres mögliches Problem zur Sprache: Rosneft ist größter Kunde, wenn C.A.T. Oil auch ehemals 50% heute nur noch 30% des Umsatzes mit dem Unternehmen macht. Rosneft ist ein russischer Ölkonzern, der sich auf den internationalen Geldmärkten refinanziert. Die Sanktionen, die bislang ja überwiegend auf die Finanzindustrie abzielen, könnte es Rosneft erschweren, rollierende Kredite zu refinanzieren. Das Unternehmen könnte gezwungen sein, sich vollständig in Russland zu refinanzieren.

Ich würde in diesem Fall jedoch davon ausgehen, dass Präsident Putin dafür entsprechende Sondermittel zur Verfügung stellen wird.

Abschließend malte CFO Harder noch ein abschreckendes Szenario für die Politik: Wenn ein Embargo umgesetzt würde, das C.A.T. Oils Geschäft beeinträchtigt, dann müsste sich C.A.T. Oil mittelfristig umorientieren. Derzeit wird die Ausrüstung zu 100% in westlichen Ländern wie den USA und Deutschland eingekauft. Künftig wäre es dann eine Überlegung wert, entsprechendes Gerät in Ländern wie China zu kaufen, wo es zwar nicht den Qualitätsanspruch erfüllt, aber 30% günstiger ist. C.A.T. Oil hat heute schon ohnehin den Großteil des operativen Geschäfts in Russland und mit russischen Mitarbeitern ausgestattet. Das Gerät könnte dann aus einem Land kommen, das mit Russland besser steht als derzeit die EU.

Das sei kein wünschenswertes Szenario, und es gebe in seinem Unternehmen auch noch keine konkreten Überlegungen, dennoch müsse man sich im Falle einer Eskalation der Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Westen entsprechende Gedanken machen, um die Zukunft von C.A.T. Oil zu sichern.

Eine andere Alternative sei es, das Gerät aus Russland abzutransportieren und an anderen Orten der Welt zum Einsatz zu bringen. Die Nachfrage sei da, und ein entsprechender Umzug würde C.A.T. Oil zwar ein halbes Jahr kosten, jedoch nicht im Wachstum stören.

Mein Fazit: Nichts Genaues weiß man nicht, und in dieser ungewissen Situation wird der CFO sicher nicht den Teufel an die Wand malen. Im Gegenteil, er macht sich Gedanken, wie das Unternehmen am besten mit der Situation umgehen kann und stellt im Gespräch mit mir natürlich in den Vordergrund, welche Bereiche seiner Ansicht nach überhaupt nicht betroffen sein dürften. Behält er recht, so dürfte die Aktie in den kommenden Tagen wieder deutlich zulegen.

Sollte dennoch ein kritischer Bereich seines Geschäftsmodells betroffen sein, so dürfte die Aktie weiter ausverkauft werden. Charttechnisch ist der Boden erst bei 13 Euro zu finden, derzeit notiert die Aktie um 15 Euro.

In diesen Tagen können Sie überall lesen, wie blauäugig Europa vor 100 Jahren in den Ersten Weltkrieg schlafgewandelt ist. Natürlich kann das auch heute erneut passieren: Russland ist eine Weltmacht mit schwindendem Einfluss, bereit die angestammte Position mit allen Mitteln zu verteidigen. China ist eine aufstrebende neue Weltmacht, die aufgrund der bislang neutralen Haltung im Ukraine-Konflikt nur gewinnen kann. Die USA zündeln erfahrungsgemäß recht gerne, und Europa steht zwischen den Stühlen. Es ist eine Gratwanderung für Europa, das richtige Maß an Sanktionen zu finden, um Präsident Putin zu beeindrucken ohne ihn dazu zu bewegen, den Gashahn abzudrehen.

Hatte ich vor einigen Wochen noch große Zuversicht gezeigt, dass die Situation in der Ukraine nicht eskalieren wird, so sehe ich heute jedoch noch immer keine Lösung, keinen Ausweg für die Konfliktparteien, ohne Gesichtsverlust aus der Geschichte herauszukommen. Müssen wir uns also bestenfalls auf einen andauernden Konflikt in der Ukraine einstellen? Es fällt mir zunehmend schwer, mir eine objektive Meinung zu bilden, insbesondere vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erinnerung an Europa, das schlafwandelnd und wenig reflektiert in den Ersten Weltkrieg schlidderte.

Ich kann mir eine Wiederholung noch nicht vorstellen, doch ich sehe derzeit auch noch keinen Politiker, der uns einen Weg aus dieser Krise aufzeigen kann.

Zurück zu C.A.T. Oil: Es ist eine Spekulation, und ich bleibe bei der Position, da ich die Kurschance (bis 24 Euro) als wesentlich größer betrachte als das Risiko (bis 13 Euro) und da ich noch immer nicht an eine Eskalation glauben kann. Aber dieses Update ist sicherlich der Aufruf, in dieser Sache wachsam zu bleiben.


Airbus
Q-Zahlen: Renditeziel 7-8% in Reichweite

Mi, 30. Juli um 11:47 Uhr
Mehr als alle anderen Unternehmen ist Airbus aufgrund der langfristigen Produktionszeiten für Flugzeuge eine Aktie, die an ihrer erzielten Rendite gemessen wird. Daher wird dem Renditeziel große Bedeutung beigemessen, denn daran ist der Gewinn der nächsten Jahre abzulesen.

Einmaleffekte, Lieferverzögerungen und Auftragsstornierungen spielen da nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass die Produktion läuft und die Kosten je Flieger sinken. Ob die Produktion für sieben oder nur sechs Jahre ausgebucht ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Ob der A350 noch kostspielige Kinderkrankheiten haben wird ebenfalls - und davon ist auszugehen.

Das Geschäft in der zivilen Luftfahrt boomt. Auch der Heilkopterabsatz macht Freude. Dem nachlassenden Geschäft in der Rüstungsindustrie begegnet CEO Enders aggressiv mit Stellenkürzungen: 2.400 in Deutschland, 5.800 weltweit.

Der Umsatz ist um 7% auf 14,6 Mrd. Euro gestiegen. Der Auftragseingang fiel aufgrund der vielen Stornierungen der vergangenen Wochen von 95 Mrd. Euro im Vorjahr auf nur noch 27 Mrd. Euro zurück. Ein Teil des Verlustes sei durch Neuaufträge im Rahmen der Luftfahrtmesse in Farnbourough wieder aufgeholt worden, so CEO Enders. Der Gewinn ist überproportional um 30% auf 696 Mio. Euro gesprungen.

Auftragsstornierungen, rückläufiges Rüstungsgeschäft und ein sich anheizender Wettbewerb unter den Fluglinien haben die Aktie in den vergangenen Wochen belastet. Mit den heutigen Zahlen sollte die Talsohle durchschritten sein, denn die befürchteten Auswirkungen der aufgezählten Probleme auf die Zahlen sind nicht erkennbar. Die Aktie notiert bereits mit knapp +5% an der Spitze des MDAX. Wir bleiben dabei.


Aixtron
Q-Zahlen weiter verhalten auf Kurs

Do, 31. Juli um 13:49 Uhr
Auch Aixtron hat vorgestern Quartalszahlen vorgelegt. 5% Umsatzwachstum und ein um 2% geringerer Verlust haben Anleger überzeugt. Die Aktie ist um 3% angesprungen. Der Auftragseingang ist um 1% auf 38,2 Mio. Euro angestiegen, der Bestand wächst um 4% auf 66,4 Mio. Euro.

Damit kann Aixtron auf niedrigem Niveau weiter gut leben. Die Kosten wurden weiter gesenkt, für das zweite Halbjahr ist die Markteinführung neuer Produktionsanlagen angekündigt.

In meinen Augen beinhalten diese Quartalszahlen keine neuen Informationen bis auf die, dass das Geschäft weiterhin auf niedrigem Niveau stabil läuft. Natürlich warten wir auf den Nachfrageboom, wenn die LED-Produktionsanlagen weltweit erneuert werden. Das hätte schon vor einem Jahr passieren können, aber es findet gleichzeitig zum Absatzboom bei LEDs eine Investitionszurückhaltung statt, es werden erst alle Produktionskapazitäten voll ausgelastet, bevor man sich um neue Maschinen kümmert. Und offensichtlich kann die Produktion mit den vorhandenen Maschinen länger optimiert und gesteigert werden als sich das Anleger von Aixtron wünschen.

Heute hat nun auch Wettbewerber Veeco Zahlen vorgelegt. Veeco konnte zwar mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen der Analysten übertreffen, der Ausblick hingegen war enttäuschend. Das Unternehmen hat mit 75 Mio. USD (56 Mio. Euro) einen ähnlichen Auftragsbestand wie Aixtron. Veeco sieht ebenfalls positive Trends im LED-Absatz sowie in der Produktionsauslastung, wartet jedoch ebenso vergeblich auf Neuaufträge für die angebotenen Produktionsmaschinen. Aufgrund der gesenkten Unternehmensprognose von Veeco befindet sich heute auch Aixtron im Minus.

Aixtron selbst hat an der Jahresprognose 2014 festgehalten. Man erhofft sich neue Impulse durch die Markteinführung der neuen Produktionsanlage. Für das Jahr 2015 erwarten Analysten einen Umsatzsprung von 70%! Dazu müssten nun aber bald die Aufträge eingehen. Wir warten weiterhin ab.


ZUR AKTUELLEN MARKTLAGE

Heute hat die EU nun die verschärften Sanktionen gegen Russland verabschiedet. Das ist keine Neuigkeit, aber gestern Abend hat BP von möglichen negativen Effekten auf das Geschäft gesprochen, und heute früh haben Adidas sowie Siemens Russland, die Ukraine und das russische Geschäft als Begründung für einen sehr sehr verhaltenen Ausblick herangezogen. Es brauchte also erst die Bestätigung durch ein paar Unternehmen um Anlegern zu vergegenwärtigen, dass Sanktionen tatsächlich wirtschaftliche Auswirkungen auch für westliche Unternehmen haben.

Entsprechend befindet sich der DAX derzeit auf Talfahrt. Insbesondere konjunkturabhängige Werte, sowie natürlich die Unternehmen mit starkem Russland-Geschäft, befinden sich unter Druck. Biotech, Cloud und andere nicht-zyklische Branchen mit sekulärem Wachstum hingegen halten sich verhältnismäßig gut. An solchen Tagen bleibt mir nichts anderes als zu sagen: Hoffentlich haben Sie ein gut diversifiziertes Portfolio, wie wir es beispielsweise im Heibel-Ticker vorstellen, denn dann verlieren Sie derzeit deutlich weniger als der DAX.

Ich vermute, wir sind nah am Ende des Ausverkaufs: Zu lange schon sackt der DAX täglich weiter ab, und die Stimmung ist inzwischen deutlich pessimistischer geworden. Der Markt ist überverkauft, und es braucht in dieser Situation nur noch eine verhältnismäßig kleine positive Überraschung, oder gar das Ausbleiben weiterer negativer Meldungen, um den Markt zu einer Gegenbewegung zu bringen.

Wir haben heute Lufthansa nachgekauft, ich warte aber mit weiteren Nachkäufen oder dem Eingehen neuer Positionen vorerst noch ab, bis sich die aufgeheizte Stimmung etwas beruhigt.


Vale S.A VZ
Gute operative Entwicklung durch Abschreibung getrübt

Fr, 01. August um 10:45 Uhr
Gestern hat Vale Quartalszahlen veröffentlicht. Der Gewinn (EBITDA) lag mit 4,1 Mrd. USD über den erwarteten 3,9 Mrd. USD. Insbesondere höhere Absatzvolumina, sowie ein nicht ganz so dramatisch gefallener Eisenerzpreis, führten zu dieser guten Performance. Es handelt sich um das beste operative 2. Quartalsergebnis, das Vale jemals erzielt hat.

Der Verlust der Lizenz an der Simandou-Mine in Guinea wurde mit einer Abschreibung in Höhe von 1 Mrd. USD berücksichtigt, womit dieses unrühmliche Projekt quasi auf Null abgeschrieben ist. Man bemühe sich noch, mit der Regierung von Guinea eine Einigung zu erzielen, um zumindest einen Teil dieser Investition zurückzuholen bzw. entlohnt zu bekommen. Wir erinnern uns: Guinea hatte Vale-Partner BSG-Resources die Lizenz entzogen, weil das Projekt angeblich durch Bestechung gewonnen wurde. Vale behauptet, damit nichts zu tun gehabt zu haben.

In der anschließenden Analystenkonferenz betont CEO Murilo Ferreira die Erfolge in den Bereichen Nickel und Kupfer. Dort sei die Profitabilität stark gestiegen. Eine gegebenenfalls schwache Nachfrage nach Eisenerz seitens China bzw. schwächerer Eisenerzpreise sieht CEO Ferreira gelassen entgegen, da das Unternehmen in den vergangenen Quartalen unwirtschaftliche Minen geschlossen oder veräußert habe. Inzwischen habe man überwiegend kostengünstige Minen mit hochqualitativem Eisenerz und Pellets.

Tatsächlich ist es so, dass gerade China das hochqualitative Eisenerz kaum herstellen kann und durch die Verarbeitung des schlechteren Eisenerzes, das im eigenen Land gewonnen wird, die Umwelt stark belastet. Ein Dorn im Auge der Regierung und ein großes Plus für Vale.

Trotz der Auszahlung einer Dividende in Höhe von 2,1 Mrd. USD blieb der Barmittelbestand unverändert. Vales Wert wird getrieben durch ein immer effizienteres Wirtschaften: Die Kosten werden gesenkt, Projekte werden besser gemanagt und dadurch schneller und günstiger durchgeführt. Analysten haben diverse Detailfragen zu den Kosteneinsparungen gestellt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich dieser Bereich im Unternehmen entwickeln wird. Solange die Kosten im Griff bleiben, wird das Unternehmen hohe Gewinne abwerfen, egal ob der Eisenerzpreis ein wenig weiter nachgibt oder nicht.

Die Aktie ist gestern gegen den Markttrend zunächst leicht angestiegen, erst später konnte sich auch Vale nicht mehr dem Ausverkauf entziehen. Wir bleiben dabei.



07. Übersicht HT-Portfolio

Value (≈50%) = 49,6%WKN31.7.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Apple86598571,70 €-1%24%10,6%C
Ebay91652939,52 €0%0%5,3%B
SAP71646058,86 €-3%-6%7,5%B
Deutsche Lufthansa82321213,28 €-9%-18%9,9%B
GerresheimerA0LD6E51,70 €-3%6%11,2%B
BB BiotechA0NFN3129,40 €-3%5%5,0%B







Alternativ (≈20%) =20,2%WKN31.7.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Goldbarren 100 gr.3.053,00 €0%10%4,8%B
Südzucker AnleiheA0E6FU99,80%0%-3%3,4%C
Renault AnleiheA1ANEW101,01%0%-3%3,2%C
HeidelbergCement AnleiheA1A6PH129,95%0%2%4,8%C
TAG Immobilien8303509,12 €1%2%4,0%B







Spekulativ (≈20%) =16%WKN31.7.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Vale8979989,32 €-3%-8%4,4%B
AixtronA0WMPJ10,15 €-1%-4%4,0%B
Salzgitter62020027,94 €-2%-10%3,6%B
C.A.T. OilA0JKWU14,40 €-9%0%0,0%D
Deutsche Bank51400025,68 €-5%-4%4,1%A







Tradingidee (≈10%) =7%WKN31.7.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Airbus93891443,35 €-5%-12%4,6%A
General MotorsA1C9CM25,40 €-5%-4%2,4%A







Cash



7,2%
Σ Ergebnis 2014

-2,6%1%




Heibel-TickerGewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioSollIstSollIst
Value50%49,6%5610%
Alternativ20%20,2%455%
Spekulativ20%16%544%
Tradingidee10%7%422,5%
Summe100%92,8%1817


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „2014” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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