Heibel-Ticker PLUS 14/44 - Irre Volatilität führt zu Irrationalität

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31.10.2014:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

9. Jahrgang - Ausgabe 44 (31.10.2014)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Irrationalität zum Monatsende
02.So tickt die Börse: Der Markt irrt
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
 - Japan ein mahnendes Beispiel
03.Sentiment: Divergenz zwischen privaten Bullen und Profi-Bären
 - Top Analystenziele
 - : Centrotec Sustainable: Solides Wachstum
 - Osram: Widersprüchliche Signale
04.Ausblick: Window Dressing mit unschönen Folgen
05.Wunschanalyse: K+S
 - K+S: Ein Getriebener
 - Saisonale Rohstoffe
 - Strategie als Zahlenspiel
 - Sklave des Wetters
 - Sklave der Märkte
 - Rückenwind von Währungen
 - Bilanz leidet unter Investitionen
 - Sonderbelastung Salz-Abwasserentsorgung Hessen
 - Wenn alles gut geht
 - Bewertung sehr schwer
 - Fazit
06.Update beobachteter Werte: Deutsche Bank, Twitter, Vale S.A VZ, Aixtron, Deutsche Bank, Deutsche Lufthansa, Vale S.A VZ
 - Deutsche Bank: Rückstellungen vertuschen gesunde Entwicklung
 - Twitter: Gute Q-Zahlen mit einem Haar, nachkaufen unter 34 EUR
 - Vale S.A VZ: Dilma Rousseff weiterhin Präsidentin
 - Aixtron: Wenig überraschende Q-Zahlen
 - Deutsche Bank: Bestanden
 - Deutsche Lufthansa: Gute Q-Zahlen und erneute Prognosekürzung
 - Vale S.A VZ: Q-Zahlen weiterhin schwach
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Irrationalität zum Monatsende

Liebe Börsenfreunde,

die Kursausschläge dieser Woche sind extrem. Fed, Japan und die Ukraine sorgen für Beruhigung an der geopolitischen Front. Entsprechend intensiv haben sich Anleger mit einzelnen Unternehmensmeldungen, insbesondere Quartalsergebnissen, auseinander gesetzt. Dabei bekomme ich den Eindruck, dass in den vergangenen Tagen die Versäumnisse eines ganzen Jahres aufgearbeitet wurden. Window Dressing nennt man das in den USA, die Hintergründe dazu erläutere ich Ihnen in Kapitel 02.

Zudem habe ich anlässlich der neuerlichen Liquiditätsspritze in Japan die dortige Situation nochmals eingehend betrachtet. Über den Carry Trade hat diese Entscheidung in Japan Auswirkungen auf die gesamte westliche Finanzwelt.

Privatanleger sind bullisch und folgen damit der Kursrallye im DAX. Institutionelle Anleger hingegen sind weiterhin skeptisch. Das zeigen sowohl Analysten, als auch Fondsmanager. Welches Lager die künftige Richtung des DAX bestimmen dürfte, erklären wir in Kapitel 03.

Ein wenig mea culpa ist angebracht, wenn gleich vier Titel in einer Woche nach hinten losgehen. Doch wenn wir diese negative Woche ins Verhältnis des bislang erfolgreichen Jahres setzen, relativiert sich die Schuldzuweisung. Ungeachtet dessen ist es sinnvoll nach Verbesserungsmöglichkeiten zu schauen. So sehe ich einen direkten Zusammenhang zwischen dem Window Dressing und unserer Wochenperformance.

Die heutige Wunschanalyse behandelt das Unternehmen K+S. Saisonale Schwankungen sind für den Düngemittel- und Streusalzanbieter an der Tagesordnung. Man könnte sagen, Wetter, Wettbewerb und Wechselkurse bestimmen den Aktienkurs. Die Aktie ist also leider stark fremdgesteuert, was ein höheres Bewertungsniveau verhindert. Doch das Unternehmen hat eine Chance, die ich im Rahmen der Wunschanalyse in Kapitel 05 herausarbeite.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp141031.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Der Markt irrt

Heute ist der letzte Handelstag des Monats Oktober. Für viele institutionelle Anleger, insbesondere für Hedgefonds, ist die Depotzusammensetzung per Ende Oktober Ausgangsgrundlage für Entscheidungen zur strategischen Positionierung für das Jahr 2015, die noch in den beiden letzten Monaten des laufenden Jahres umgesetzt werden sollen.

In den nächsten Wochen werden also Hedgefondsmanager zu ihren Vorgesetzten gehen und die Zusammensetzung ihres aktuellen Portfolios diskutieren oder besser gesagt: rechtfertigen. Es ist das eine Mal im Jahr, wo sich der Vorgesetzte wirklich Zeit nimmt für seinen Mitarbeiter. Und was glauben Sie wie peinlich es für den Mitarbeiter ist, wenn in seinem Portfolio Adidas herum schlummert, die seit Jahresbeginn 41% abgegeben hat. Oder Südzucker mit -42%.

So kommt es, dass in den vergangenen Wochen und insbesondere den vergangenen Tagen die Verlierer des Jahres nochmals um so stärker ausverkauft wurden.

"Window Dressing" wird dieser Vorgang in den USA genannt. Das zeitliche Fenster, durch das der Chef in das Portfolio schaut, wird hübsch gemacht.

So kommt es, dass erfolgreiche Unternehmen mit guten Quartalszahlen um so stärker gekauft werden - schauen Sie sich heute mal GoPro an. Und auf der anderen Seite werden Unternehmen mit nicht ganz so positiven Zahlen gnadenlos ausverkauft, ohne Rücksicht auf das Bewertungsniveau.

Auch wenn man diesen Vorgang erkennt ist es nicht einfach, davon zu profitieren. Denn einige der ausverkauften Unternehmen werden zu Recht ausverkauft, nur bei einigen ist der Ausverkauf übertrieben. Als Anleger haben Sie in diesen Tagen also die Chance, ihre Lieblinge teilweise günstig einzusammeln, Sie müssen aber absolut überzeugt sein von der Qualität ihrer Lieblingsaktien. Denn den fallenden Kursen werden von den Medien unzählige Gründe an die Hand gegeben, gegen die Sie sich als Anleger dann stemmen müssen.

Um ehrlich zu sein: Diese Woche hat mir völlig die Laune versaut. Eine ganze Reihe von Aktien, die ich bereits zuvor für absolut günstig bewertet hielt, sind diese Woche nochmals unter die Räder gekommen. Da hilft nur eins: Die Hintergründe sorgfältig recherchieren und überprüfen, ob die eigene Einschätzung noch stimmt. Es ist anstrengend, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, aber auch das gehört zum Anlegen dazu.

Heute scheint dieser Prozess beendet zu sein, oder beendet worden zu sein. Die japanische Notenbank hat heute die Ausweitung der jährlichen Liquiditätsausweitung von 60-70 auf 80 Billionen Yen bekanntgegeben. Im Frühjahr war in Japan die Mehrwertsteuer erhöht worden. Dies führte zu einem Nachfrageansturm vor und einer Flaute nach der Erhöhung. Von der Flaute hat sich die japanische Wirtschaft bis heute nicht erholt, daher folgen nun neue, stimulierende Maßnahmen der ultralockeren Geldpolitik Japans.

Der Yen ist heute um 4,8% angesprungen, die Euphorie hat sich auch auf unseren Markt übertragen.

Gleichzeitig gab es gestern positive Konjunkturdaten in den USA: Das Wirtschaftswachstum beträgt dort 3,5% statt der bisher erwarteten 3%. Trotz Ebola, Ukraine und festem Wechselkurs des US-Dollars wächst insbesondere der Export (+8%) und Investitionen (+5,5%) haben die US-Konjunktur gestützt. Die USA wird ihrer Rolle als globale Konjunkturlokomotive gerecht.

Und diese Nachricht kam nur einen Tag nachdem die US-Notenbank anhaltend niedrige Zinsen versprach. Fed-Chefin Janet Yellen hielt zwar an dem Ende der Liquiditätsflutung durch QE3 per heute fest, signalisierte jedoch gleichzeitig, dass vorschnelle Zinsanhebungen nicht zu fürchten seien.

Insbesondere die hohe Investitionstätigkeit in den USA sehe ich als Beleg dafür, dass die vielfach geschürten, und von mir immer wieder als nicht gerechtfertigt beschriebenen, Ängste vor einer Investitionszurückhaltung aufgrund fehlender Liquidität tatsächlich unbegründet waren. Also nochmals: Die Rückführung von QE3 (Tapering), die nunmehr vollendet ist, sowie auch die anstehenden ersten acht Zinsanhebungen bis auf ein Leitzinsniveau von 2% hatten bzw. werden keine Drosselung der Wirtschaft zur Folge haben. Es ist lediglich die Rückführung der Stimulation. Derzeit lernt die US-Wirtschaft wieder auf eigenen Füßen zu stehen.

Heute wird auch die sogenannte Einigung im Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland gefeiert. Im Juni hatte Russland den Preis für 1.000 Kubikmeter Gas von 211 auf 383 Euro angehoben. Die Ukraine war nicht bereit, diesen hohen Preis zu zahlen, und so stellte Russland die Gaslieferung ein. Nun wurde ein sogenannter Kompromiss gefunden, der den Gaspreis bis März 2015 auf 305 Euro festlegt. Gleichzeitig begleicht die Ukraine aufgelaufene Schulden in Höhe von 2,5 Mrd. Euro an Gazprom. Der Kompromiss rettet die Ukraine, und damit auch Europa, über den Winter. Doch die Verhandlungen müssen nahtlos fortgeführt werden, um ein langfristig für beide Seiten akzeptables Ergebnis zu finden.

In meinen Augen ist dieser Kompromiss also alles andere als ein Zeichen der Entspannung, während Russland gleichzeitig seine Jets über die Grenzgebiete fliegen lässt. In der Ukraine sind die Temperaturen unter Null gerutscht, und Russland wird kein Kältechaos im Nachbarland verantworten wollen. Doch das lässt es sich teuer bezahlen, Verhandlungsführer Oettinger verweist auf Hilfsprogramme des IWF und der EU.

Diese Ereignisse drängen Unternehmensmeldungen in der Woche mit den meisten Quartalszahlen in den Hintergrund. So stellen sich die Deutsche Bank, UBS und Citigroup auf höhere Verluste aus Rechtsstreitigkeiten ein. Amgen und Novartis erfreuen Anleger mit guten Quartalszahlen während Sanofi-Chef Viehbacher aus dem Amt gejagt wurde. Der von ihm angestrebte Schwenk zu Biotech-Medikamenten würde in Deutschland und Frankreich zu viele Stellen kosten.

Lufthansa hat seine Anleger mit einer Prognosesenkung geschockt, der Kurs ist um 7% eingebrochen. Samsung laufen die Kunden weg, doch das war erwartet worden, und so steigt die Aktie um 6%. Starbucks und facebook wachsen, können jedoch die hoch gesteckten Erwartungen der Anleger nicht übertreffen. Die Kursreaktionen auf die Ergebnisse dieser Berichtssaison hängen mehr denn je von der Richtung ab, die die Aktie vor den Zahlen eingeschlagen hatte. Es gibt weniger Neubewertungen als vielmehr Gewinnmitnahmen und Positionsstatements. Wie eingangs gesagt: Hedgefonds betreiben Window Dressing, was dazu führt, dass Bewertungsnvieaus ignoriert werden.

Solche Schiefstände können ein paar Tage anhalten, nicht aber über einen längeren Zeitraum. Ich gehe daher davon aus, dass ein Teil dieser Kursreaktionen in den kommenden Wochen ausgeglichen wird.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES30.10.14Woche Δ
Dow Jones17.195 3,1%
DAX9.115 0,7%
Nikkei16.414 7,3%
Euro/US-Dollar1,26-0,6%
Euro/Yen140,212,5%
10-Jahres-US-Anleihe2,31%0,03
Umlaufrendite Dt0,72%-0,01
Feinunze Gold$1.176 -4,5%
Fass Brent Öl$85,21 -1,1%
Kupfer6.778 1,2%
Baltic Dry Shipping1.424 23,3%



JAPAN EIN MAHNENDES BEISPIEL

Um +7,3% ist der japanische Nikkei diese Woche angesprungen, davon alleine 4,5% am heutigen Tag durch die Ankündigung der neuen Liquiditätsspritze durch die Bank of Japan. Nach Fukushima wurden die Anstrengungen den japanischen Haushalt zu sanieren eingestellt. Die konservative Regierung wurde abgewählt und Schuldenmacher Abe kam 2012 an die Macht. Gemeinsam mit seinem Notenbankchef Haruhiko Kuroda sucht er das Heil des Wachstums in der Geldmengenausweitung.

Dabei hat sich ein gefährlicher Kreislauf entwickelt: Ankündigung neuer Liquiditätsmaßnahmen, die Börsen springen vor Begeisterung in die Höhe. 6-9 Monate später stellt sich heraus, dass die Geldflut kein neues Wirtschaftswachstum erzeugt, die Konjunkturdaten fallen enttäuschend aus. Der Druck auf die Regierung steigt, diese erhöht den Druck auf die Notenbank bis dann endlich eine neue Runde der Liquiditätsflutung angekündigt wird. Es folgt eine weitere Aktienrallye für 6-9 Monate, bis sich herausstellt, dass die Wachstumsraten erneut hinter den Erwartungen zurückbleiben. Der Druck auf die Regierung ... na, Sie haben verstanden, was ich sagen will.

Nicht nur die Geldschöpfung wird ausgeweitet, heute hat auch noch der staatliche Pensionsfonds Japans eine Erhöhung der Aktienquote von 17% auf 25% angekündigt. Er wird einfach einen ETF auf den Nikkei 400 kaufen. Das Volumen: 27 Mrd. USD.

Diese Maßnahmen wirken wie Benzin im Feuer der Hedgefonds, die den Carry Trade für sich nutzen. Der Carry Trade lässt sich ganz einfach erklären: Als Anleger suchen Sie sich eine Währung, die hoffentlich an Wert verlieren wird, damit Sie einen Kredit in dieser Währung in der Zukunft mit ihrer heimischen Währung leicht zurückzahlen können. Idealerweise verliert die Währung schneller an Wert als Sie Zinsen zahlen, denn dann ist der Kredit quasi zinsfrei, ggfls. verdienen Sie sogar noch daran.

Im laufenden Jahr 2014 hat der Yen gegenüber dem Euro 3,3% an Wert verloren. Beim derzeitig niedrigen Zinsniveau lohnt sich das also. Gegenüber dem US-Dollar hat der Yen sogar 13% verloren, die amerikanischen Hedgefonds verdienen an ihren eigenen Schulden.

Das Geld, also die Kreditsumme, wird dann möglichst gewinnbringend angelegt. Entweder in japanische Aktien, oder aber gerne auch in US-Aktien, die in der derzeit einzigen gesunden Wirtschaftsregion wirtschaften. Der Hedgefonds wird also bezahlt für seinen Kredit und erzielt Spekulationsgewinne mit dem ausgeliehenen Geld, das ihm gar nicht gehört. Super Sache, der Carry Trade.

Doch der funktioniert nur, solange sich die Kreditnehmer sicher sein können, dass die Währung weiterhin schwach bleibt. Und wenn die japanische Notenbank nicht immer wieder nachlegt, könnte sich der Yen irgendwann stabilisieren. Vor diesem Hintergrund hat die heutige Notenbankentscheidung in Japan zusätzlich noch eine neue Welle an Carry Trades ausgelöst, die den Yen weiter unter Druck setzen (die Yen-Kreditsumme wird in US-Dollar gewechselt) und den US-Aktienmarkt weiter anheizt.

Der realwirtschaftliche Nutzen dieser Transaktion erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil, der Druck auf die japanische Notenbank wird in 6-9 Monaten erneut zunehmen. Vorerst jedoch werden glückliche Hedgefonds die Aktienhausse weiter befeuern.

Japan ist in der Situation, in der ich Europa nicht sehen möchte. Doch genau das ist es, wohin EZB-Chef Supermario Draghi uns führt. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass der Ankauf von Staatsanleihen nur eine Frage der Zeit ist. Seine Ankündigung im Sommer hatte bereits eine stimulierende Wirkung, doch nach 6-9 Monaten werden die Anleger einfordern, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Und wenn er nicht seine Glaubwürdigkeit vollends verlieren möchte, wird er liefern müssen. Und somit werden wir uns in dem Kreislauf befinden, aus dem sich Japan nicht mehr befreien kann.

Wie haben es die USA geschafft, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien? Dort wurde QE3 mit dem heutigen Tag beendet und die Wirtschaft wächst mit 3,5%. Das hätte kaum jemand für möglich gehalten. Liegt es am Ölboom der USA (Fracking, Sidedrilling)? Liegt es daran, dass die USA schneller waren mit der Währungsabwertung, als alle anderen und somit dem Export (+8%) eine gute Basis bereitete? Oder liegt es an dem größten Wachstum des Verteidigungsetats der USA?

Während die Wissenschaft über die Antwort streitet, schaffen die USA Fakten ... und wir hinken hinterher.




03. Sentiment: Divergenz zwischen privaten Bullen und Profi-Bären

Aktuell müssen wir in unserer Sentiment-Betrachtung sehr stark differenzieren. Denn während die US-amerikanischen Leitindizes von einem Hoch zum nächsten eilen, hinkt Europa und somit auch Deutschland hinterher. Der japanische Markt wird dagegen angetrieben von einer erneuten Ausweitung der ohnehin bereits ultra-lockeren Geldpolitik.

Dies führt zu teilweise grotesken Entwicklungen an den Aktienmärkten. So eröffnete der DAX am Donnerstag deutlich im Plus, fiel dann aufgrund aufkeimender Deflationsängste auf knapp 8.900 Punkte, um dann am Ende den Handelstag doch noch positiv abzuschließen. Die Volatilität ist also extrem hoch, was auf eine hohe Unsicherheit der Marktteilnehmer schließen lässt. Doch bilden das auch die von uns beobachteten Sentiment-Indikatoren ab?

Nun, Cognitrend, die die Stimmung der Marktteilnehmer für die Deutsche Börse auswerten, fasst die aktuelle Stimmungslage wie folgt zusammen: Der Optimismus der Privatanleger schießt aktuell quasi durch die Decke, wohingegen sich die Institutionellen eher zurückhalten. Dies alles geschah zu einer Zeit, in der der DAX letztlich um 264 Punkte oder +2,9% zulegen konnte.

Sentimentdaten

Privatanleger
42. KW: 48% Bullen (130 Stimmen)
43. KW: 62% Bullen (120 Stimmen)
44. KW: 66% Bullen ( 93 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Sanofi, Barrick Gold, Facebook

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
National Bank of Greece, Faurecia, Coca-Cola

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
10.10.- 17.10. (277): 63% / 9%
17.10.- 24.10. (274): 53% / 7%
24.10.- 31.10. (443): 49% / 9%

Kaufempfehlungen der Analysten
Volkswagen VZ, Gea Group, Takkt

Verkaufsempfehlungen der Analysten
STMicroelectronics, Celesio, Standard Chartered

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Zugleich verzeichnet sharewise bei den Privatanlegern 66% Bullen zu 34% Bären und bei den Analysten 49% Kaufempfehlungen zu 9% Verkaufsempfehlungen, was somit sehr gut ins Bild von Cognitrend passt. Eigentlich müsste man daher nun zur Vorsicht mahnen, denn die privaten Kleinanleger sind ja eigentlich eher die – frei nach André Kostolany – schwachen Hände.

Doch wir sehen die Situation eher positiv, um nicht zu schreiben extrem positiv. Schließlich haben die Privatanleger viele Gründe für ihren Optimismus, angefangen beim niedrigen Ölpreis über einen schwachen Euro (gegenüber dem US-Dollar) bis hin zu den angekündigten Liquiditätsspritzen der EZB sowie der für Aktien günstigen Jahreszeit. Sie erwarten daher aus unserer Sicht völlig zu Recht eine Jahresendrally, so wie sie es auch schon vor einigen Wochen taten.

Allerdings kam es dann im Oktober nochmals zu einem starken Rücksetzer, der jedoch erstaunlicherweise eher die Profis in Angst und Schrecken zu versetzen schien. So sind die privaten Kleinanleger zur Zeit sehr stark engagiert, die Institutionellen hingegen warten noch immer ab. Beginnt der Markt jetzt aber zu steigen, was er in den letzten Tagen tat, so müssen die Profis früher oder später sukzessive in den Markt einsteigen. Damit aber fließt plötzlich das große Geld in den Markt, sodass letztlich mal wieder die Hausse die Hausse nährt.

Eine Gefahr gibt es dabei natürlich noch. Denn sollte der Markt wider der Erwartung der Privatanleger doch nicht zu einer Jahresendrally ansetzen, so könnten die Kleinanleger auf dem falschen Fuß erwischt werden. Diese Gefahr halten wir jedoch für tendenziell eher gering, da die Kleinanleger nicht über die Marktmacht verfügen, um den Markt nachhaltig unter Druck zu setzen. Zudem würden dann unserer Einschätzung zufolge die Institutionellen die Chance ergreifen und sich doch noch einmal kurzfristig mit Aktien eindecken, sodass das Risiko nach unten beschränkt erscheint.

Wir sehen daher das aktuelle Sentiment als sehr konstruktiv an. Somit verwundert es uns nicht, dass gerade auf Seiten der Privatanleger die sehr optimistische Stimmung sehr gut zum jüngsten Kursverlauf passt. Zwar kann es, gerade nach einer so positiven Woche wie der letzten, immer mal wieder zu Rücksetzern kommen. Diese sind unseres Erachtens dann eine gute Einstiegs- respektive Nachkaufgelegenheit.

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien


UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
AIXTRON AG28.109,54 €17,00 €78,20%
Vossloh AG27.1046,13 €78,00 €69,09%
Salzgitter AG28.1023,79 €40,00 €68,14%
Centrotec Sustainable28.1013,50 €22,40 €65,93%
ElringKlinger29.1024,36 €40,00 €64,20%
Volkswagen Vz30.10169,67 €260,00 €53,24%
Osram29.1028,08 €43,00 €53,13%
SHW28.1035,66 €54,00 €51,43%
Grammer AG28.1029,14 €43,00 €47,56%
Gildemeister27.1020,70 €30,50 €47,34%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

: CENTROTEC SUSTAINABLE: SOLIDES WACHSTUM

Warburg hat das Kursziel von 27 auf 22,40 Euro gesenkt, das entspricht vom aktuellen Kursniveau aus noch immer einer Kurschance von 66%. Grund für die Kurszielsenkung ist die erwartete Konjunkturschwäche, die dem Anbieter von energieeffizienter Gebäudetechnik zu schaffen mache.

Centrotec ist ein solides Unternehmen, das jedoch stark von der Marktentwicklung abhängt. Die Energiewende hat zu keinen nennenswerten Ausschlägen beim Umsatz des Unternehmens geführt. Als Marktführer kann sich das Unternehmen kaum den Konjunkturschwankungen entziehen. Irgendwie ist das Unternehmen dadurch fremdbestimmt, und das begeistert mich nicht. Ich fürchte, das ist der Grund für die verhältnismäßig günstige Bewertung der Aktie. Da passiert nichts.


OSRAM: WIDERSPRÜCHLICHE SIGNALE

Wohl kaum ein anderer Sektor liefert mir derzeit so widersprüchliche Signale wie der LED-Markt. Cree beklagt nachlassendes Absatzwachstum und steigenden Preisdruck, Osram wiederum verzeichnet ein ordentliches Absatzwachstum. Bei Aixtron klagen Anleger über die schwache Gewinnmarge, bei Wettbewerber Veeco in ähnlicher Situation freut man sich über steigende Auftragseingänge. Ich muss zugeben, es fällt mir schwer, diesen Markt einzustufen.

Barclays zeigt sich beeindruckt von der Produktionsanlage für Fahrzeug-LEDs und setzt das Kursziel für Osram daraufhin herauf. Ich habe den Eindruck, dass Osram, die zwar spät auf dem LED-Markt aktiv wurden, nun wieder ordentlich Boden gut macht. 5 Mrd. Euro Jahresumsatz sind nach dem Kurssturz von 50 auf 28 Euro nunmehr nur noch mit 3 Mrd. Euro Marktkapitalisierung bewertet. Ich kann den Optimismus von Barclays gut nachvollziehen.





04. Ausblick: Window Dressing mit unschönen Folgen

Diese Woche verlief wirklich nicht so, wie ich mir das gewünscht hätte. Twitter -16%, Lufthansa -7%, Aixtron -10% und Vale -7%. Vier Positionen, die im Chaos zu versinken drohen. Dabei hatte ich es vor wenigen Wochen noch angekündigt: Zum Jahresende hin werden die Verlierer des Jahres um so mehr ausverkauft. Genau das ist nun passiert. Unser mühsam erkämpftes Plus ist diese Woche ausradiert worden, wir befingen uns wieder bei Null Prozent.

Da mag es ein wenig trösten, dass der DAX noch mit 4,6% im Minus liegt. Doch ärgerlich ist es trotzdem, insbesondere weil ich die Entwicklung erwartet habe und dennoch nicht entsprechend reagierte.

Doch wenn ich mir diese vier Positionen im Detail anschaue, muss ich feststellen, dass ich nach wie vor aus Überzeugung dabei bin. Lufthansa ist nunmehr so billig geworden, dass allein der günstige Spritpreis schon bald wieder für eine positive Überraschung sorgen dürfte. In dieser Situation möchte ich die Aktie nicht verkaufen, schon gar nicht unter 14 Euro.

Zu Vale habe ich oft genug Stellung genommen. Diese Position als Rohstoffkomponente im diversifizierten Portfolio beansprucht unsere Nerven ziemlich stark, bis irgendwann vielleicht einmal der Lohn für unsere Geduld ausbezahlt wird.

Ein wenig anders sieht es bei Aixtron aus, wo wir auf Auftragseingänge spekuliert haben. Diese kommen nun langsam herein, doch zum Preis geringer Gewinnmargen, was die Euphorie schon frühzeitig wieder erstickt hat. Lohnt es sich zu warten? Das Bewertungsniveau ist nicht günstig, sodass weiteres Abwärtsrisiko besteht. Kommen die Auftragseingänge rechtzeitig vor dem nächsten Ausverkauf?

Twitter hingegen ist auf den zweiten Blick eine herbe Enttäuschung gewesen. Nicht das Unternehmen, sondern das Management. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass mit Twitter ein Unternehmen heranwächst, dessen Dienste uns in der Zukunft täglich begleiten werden. Doch das Management scheint da etwas wirr zu handeln: Zum einen werden von Quartalsbericht zu Quartalsbericht unterschiedliche Kennzahlen als relevant herausgehoben. Zum anderen ist es bis heute nicht möglich, sich mit einfachen Mitteln einen individualisierten Nachrichtenfeed zu erstellen. Das Unternehmen agiert unter seinen Möglichkeiten. Ein Wechsel im Management könnte hier für Besserung sorgen. Ich würde sagen, wenn CEO Costolo geht, springt die Aktie um 7% an.

Für jede Aktie gab es einen Grund, warum sie ausverkauft wurde. Doch die Intensität des Ausverkaufs halte ich für maßlos übertrieben und dem in Kapitel 02 geschilderten Umstand geschuldet, dass institutionelle Anleger ihre Portfolien ohne Rücksicht auf Bewertungsniveaus noch schnell bereinigen möchten.

Es handelt sich also offensichtlich um eine der Marktphasen, die unsere Nerven testet. Es wäre auch viel zu einfach, wenn wir mit unserem Portfolio jegliche Probleme umschiffen könnten. Dies gelingt nur, wenn man auf der anderen Seite Performance dran gibt. Das möchte ich aber nicht. Mit unserem aktuellen Portfolio gehe ich jedoch davon aus, dass wir von einer Markterholung, die ich für die kommenden Wochen erwarte, überproportional profitieren werden.


Der Effekt der Bank of Japan ist nicht zu unterschätzen, er wird sich einige Wochen auswirken. Zudem wird Anlegern bewusst gemacht, dass die Kriegskassen von Notenbanken unendlich groß sind. Die Ausweitung der Geldmenge in Japan findet ja nicht von niedrigem Niveau aus statt. Vielmehr hatte Japan schon vor vier Jahren die größte Liquiditätsflutung beschlossen, diese vor zwei Jahren nochmals ausgeweitet und nun erneut eins oben drauf gesetzt.

Volkswirte wie ich geben stets zu bedenken, dass dies nicht ewig so weiter laufen kann. Doch am Beispiel Japans muss ich eingestehen, dass zwischen ewig und jetzt eine große, ungewisse Zeitspanne liegen kann. Sprich: Die Notenbanken können ihre Liquiditätsflutung offensichtlich länger aufrechterhalten als gedacht. Und bevor das Geld wie in Europa vom Finanzsektor nicht angerührt wird (Liquiditätsfalle), kauft die japanische Notenbank eben gleich die Staatsanleihen auf. Und zusätzlich wird der staatliche Pensionsfonds noch eingesetzt, um massiv Aktien zu kaufen.

Das ist hier derzeit undenkbar, aber wir befinden uns ja erst in der Vorbereitung dieses Teufelskreislaufs. Unser Startniveau ist wesentlich solider als die Situation in Japan vor vier Jahren.

In den USA läuft es gut, wie in Kapitel 02 beschrieben. Und die Börsen folgen in der Regel den US-Börsen. Ich kann mir vorstellen, dass der DAX weiterhin den US-Indizes hinterherhinkt, aber eine entgegengesetzte Richtung dürfte er dennoch nicht einnehmen. In diesen Tagen erfährt die Hoffnung, die Wirtschaftslokomotive USA könne die Weltkonjunktur aus dem Sumpf ziehen, neue Nahrung.

Wir sind mit unserem Portfolio stark investiert, die Barposition ist niedrig. Entsprechend dürften wir von einer Rallye gut profitieren. Immerhin ist der DAX bereits wieder bei 9.300 Punkten, was die Befürchtungen einer Korrektur unter 8.000 Punkte endgültig beruhigen dürfte. Rückschläge werden meiner Ansicht nach, wie im Kapitel Sentiment beschrieben, frühzeitig von institutionellen Anlegern gekauft.

Abschließend noch zwei Anmerkungen, bevor Sie mich mit Leserbriefen überhäufen: Unter'm Strich liegen wir im laufenden Jahr noch immer sehr gut, meine mea culpa Ausführungen sind konstruktiv gemeint, damit wir selbst solche Rücksetzer künftig vermindern können. Und nochmals: Niemand hat jemals behauptet, Geld verdienen an der Börse sei leicht. Sie brauchen gute Nerven.



05. Wunschanalyse: K+S



K+S
Ein Getriebener

Mi, 29. Oktober um 15:07 Uhr

K+S ist ein Getriebener. Ein Getriebener von Währungsentwicklungen, von Wettbewerbszankereien und von Wetterschwankungen. Diese drei „Ws” machen eine Beurteilung des Wertes von K+S sehr schwer, wobei die jüngsten Entwicklungen vermehrt negativ waren und den Kurs auf ein niedriges Niveau gedrückt haben. Tendenziell ist also nunmehr die Chance für positive Überraschungen größer.

SAISONALE ROHSTOFFE

K+S steht für Kalium und Salz. Im Sommer ist Kalium ein universales Düngemittel. Im Winter streuen wir mit Salz unsere Straßen. Dabei hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren in den DAX vorgearbeitet. Durch Übernahmen in den USA und Kanada ist K+S inzwischen der weltweit größte Salzhersteller und auf dem Düngemittelsektor regional gut diversifiziert.

Doch K+S ist ein Rohstoffunternehmen. Und als solches kann es die Produktionskosten beeinflussen, Nachfrage und Absatzpreis jedoch werden auf dem Weltmarkt gebildet.

Immerhin ist die Produktpalette in den vergangenen Jahren deutlich spezialisierter und gleichzeitig breiter geworden. Als Düngemittelzusatz wird auch Magnesium angeboten. Natronlauge, Salpetersäure und Natriumkarbonat werden für die Chemie- und Pharmabranche angeboten. Doch der Umsatz mit diesen Produkten ist nicht groß genug, um die Schwankungen beim Salz und Kalium auszugleichen.


STRATEGIE ALS ZAHLENSPIEL

Der Geschäftserfolg von K+S hängt natürlich, wie bei jedem Unternehmen, maßgeblich vom Management ab. Mit CEO Norbert Steiner hat K+S einen erfahrenen Chef, der jedoch als gelernter Jurist aus der Finanzschiene kommt. Neue Produktinnovationen dürfen wir von ihm nicht erwarten, eher schon langfristig gut kalkulierte Investitionen unter Abwägung aller Risiken.

So hat K+S 2009 Morton Salt aus den USA übernommen und avancierte damit zum weltgrößten Salzhersteller. 2010 wurde ein Kalium-Projekt in Kanada gestartet, in das seither Investitionen in Milliardenhöhe geflossen sind. Erste Erträge werden für das kommende Jahr erwartet.

Da hat CEO Steiner seine juristischen Kenntnisse für eine gute Vertragsgestaltung eingesetzt. Zudem kann er langfristige Trends, in denen saisonale Schwankungen herausgerechnet werden, perfekt in eine Investitionsrechnung übertragen. Mehr vom Gleichen. Marktkonsolidierung. Gutes Kostenmanagement führt in diesem Bereich langfristig zu gleichbleibenden Gewinnmargen.

Wie bitte? Gleichbleibend? Ja. Denn von der Konkurrenz absetzen kann man sich langfristig nicht durch ein besseres Kostenmanagement sondern durch Innovationen. Und die sehe ich bei K+S nicht.


SKLAVE DES WETTERS

Somit ist K+S ein Sklave der Märkte. Gibt es einen strengen Winter, in dem viel Salz auf die Straßen geworfen wird, dann hat K+S ein gutes Winterhalbjahr. Im vergangenen Winter hatten wir hier in Europa einen der wärmsten Winter aller Zeiten, in vielen Regionen fiel kein einziges Schneeflöckchen Weißröckchen. Doch durch die Diversifizierung in die USA konnte K+S dennoch von dem dort umso härter ausgefallenen Winter profitieren. Vielleicht ist es im nun anstehenden Winter umgekehrt. Verlässlich prognostizieren kann das niemand.

Ganz ähnlich sieht es beim Düngemittel aus. Im einen Jahr gibt es Missernten, die Getreidepreise schießen in den Himmel und diejenigen Bauern, die Glück mit dem Wetter hatten und viel verkaufen können, verdienen sich eine goldene Nase. Im kommenden Sommer werden sie einen Teil ihres Gewinns in Düngemittel stecken, um ihren Marktanteil möglichst zu erhalten. Der Düngemittelabsatz steigt. Kommt dann jedoch eine reiche Ernte herein, dann fällt der Getreidepreis und die Gewinnmargen für die Bauern sinken. Ohne finanziellen Spielraum werden viele Bauern versuchen, ihre Ernte so gut wie möglich ohne teure Düngemittel aufzuziehen.

Dieses Jahr sind die Agrarpreise am Boden, Bauern werden in der kommenden Saison kaum Düngemittel kaufen. Steigende Agrarpreise führen erst mit einer Verzögerung zu höheren Düngemittelabsätzen. Hier lässt sich also immerhin eine Prognose für das kommende Jahr erstellen. Doch diese Prognose ist derzeit nicht gerade schön.


SKLAVE DER MÄRKTE

Im Sommer 2013 haben sich Uralikali aus Russland und Belaruskali aus Weißrussland zerstritten. Diese beiden Kali-Produzenten beherrschen den Weltmarkt für Kali-Dünger und bestimmen mittelbar den Absatzpreis. Im Rahmen des Streits wurden Preisvereinbarungen aufgebrochen, der Kali-Preis fiel in den Keller, und bei K+S brach der Gewinn entsprechend ein.

Ich habe zwar keine entsprechende Studie gelesen, die einen Zusammenhang belegen kann, doch es würde mich nicht wundern, wenn der damals so niedrige Kali-Preis zu einem stärkeren Düngemitteleinsatz führte, was reiche Ernten zur Folge hatte und somit heute zu niedrigen Agrarpreisen führt.

Uralikali drohte damals den Kali-Preis so niedrig zu setzen und so viel Kalium zu produzieren, dass eine Marktbereinigung erfolgen würde, der Analysen zufolge aufgrund der hohen Herstellungskosten von K+S auch unser DAX-Unternehmen hätte zum Opfer fallen können. Doch inzwischen gibt es mehrere Meldungen, dass gerade Uralikali wieder Preiserhöhungen vereinbart, um die eigene Gewinnmarge aufzubessern. Der ruinöse Preiskampf scheint also bereits beendet zu sein, wenngleich die schöne alte Welt der vereinbarten hohen Preise so schnell nicht zurückkommen dürfte.


RÜCKENWIND VON WÄHRUNGEN

Als Rohstoffproduzent mit Sitz und Schwerpunkt in Deutschland verfügt K+S nicht über die günstigsten Kostenstrukturen. Um so mehr ist es für das Unternehmen wichtig, im Inland produzierte Waren im Ausland hochpreisig zu verkaufen. Und dabei hilft natürlich der Wechselkurs. Ein hoher Euro macht die Herstellung teuer und führt zu geringen Einnahmen im Ausland.

Der Euro-Absturz seit diesem Mai von 1,39 auf 1,25 USD/EUR hingegen lässt für die zweite Jahreshälfte einen Wechselkursgewinn erwarten. Die im Ausland eingenommenen US-Dollar sind nämlich nun mehr Euro wert, was sich vorteilhaft auf den Gewinn auswirkt.


BILANZ LEIDET UNTER INVESTITIONEN

Die Investitionen in Kanada hinterlassen deutliche Spuren in der Bilanz von K+S. Betrugen die Nettoverbindlichkeiten Ende 2013 noch gerade einmal 388 Mio. Euro, so steigen sie bis Ende 2015 Analystenschätzungen zufolge auf 1,64 Mrd. Euro an. Bei 3,8 Mrd. Euro Jahresumsatz ist das eine stolze Summe. Da gibt es nicht mehr viel Spielraum für Fehler.

Wie eingangs ausgeführt: Ich bin sicher, dass sich die Investition langfristig auszahlen wird. CEO Steiner hat den Konzern in den DAX geführt und bislang mit seinen nunmehr 70 Lenzen durchaus eine gute Bilanz abgeliefert. Doch kurzfristige Verwerfungen wie der Streit zwischen Uralikali und Belarus, wie die Wechselkursentwicklung oder einfach nur das Wetter können dem Konzern auch mal mehrere Saisons hintereinander zu schaffen machen. Und in einem solchen Fall ist die finanzielle Decke von K+S inzwischen recht dünn.

Auf der anderen Seite weiß sich CEO Steiner offensichtlich nicht anders zu helfen als durch Investitionen zu wachsen. Investitionen in mehr von demselben. Wer mit ihm aushält, der wird langfristig eine ordentliche Rendite auf sein Investment erhalten. Doch es könnte sein, dass Sie kurzfristig starke Nerven benötigen.


SONDERBELASTUNG SALZ-ABWASSERENTSORGUNG HESSEN

Ein weiterer Sondereffekt war der Streit um die Entsorgung des Salzabwassers mit der Regierung Hessens. Es wurde Anfang Oktober eine Einigung gefunden, die für K+S eine Investition in Höhe von 400 Mio. Euro bedeutet. Streit beigelegt, Geld futsch.

Es sind diese Ereignisse, die Rohstoffunternehmen immer wieder die Bilanz verhageln. Auch hier wird Investoren viel Geduld abverlangt.


WENN ALLES GUT GEHT

Wenn einmal nichts Negatives passiert, wenn sich der Kali-Preis stabilisiert und wir beispielsweise einen kalten Winter haben, dann schießt der Gewinn von K+S natürlich in die Höhe. Erinnern Sie sich an den strengen Winter 2010 / 2011? Im Jahr 2011 erzielte K+S einen Rekordgewinn von 3,27 Euro je Aktie. Auf dem Niveau betrüge das KGV zum aktuellen Kurs nur 6,7.

In den kommenden Jahren wird K+S das kanadische Kalium auf den Markt bringen und den Absatz deutlich ausweiten. Trotz des niedrigeren Preisniveaus wird mit einem leichten Umsatzanstieg gerechnet. Erholt sich der Kali-Preis weiter, wie es sich derzeit abzeichnet, dann wird auch die Umsatz- und Gewinnplanung des Unternehmens wieder nach oben schnellen.

Zudem exportiert K+S inzwischen vermehrt nach Brasilien, einem vermeintlichen Wachstumsland, das zumindest von der Ukraine-Krise unberührt ist. Doch auch in Südamerika gibt es derzeit Probleme, linke politische Kräfte grätschen vielen Unternehmen in den Lauf. Es ist also auch dort nicht alles Gold was glänzt.


BEWERTUNG SEHR SCHWER

Mit diesen externen Ungewissheiten ist es sehr schwer, eine faire Bewertung zu ermitteln. Das KGV auf der Grundlage der in meinen Augen konservativen Unternehmensprognose dürfte 2015 auf 13 ansteigen (rückläufiger Gewinn). Immerhin stellt das Unternehmen eine Dividendenrendite von 1,7% in Aussicht.

Ich halte das Kursniveau für angemessen. Insbesondere vor dem Hintergrund der starken Kostensenkungsmaßnahmen des Konzerns dürften die Prognosen auch bei einem milden Winter erreicht werden. Das Überraschungsmoment liegt bei K+S auf der positiven Seite.


FAZIT

Trotz der vielfältigen Marktrisiken (Wettbewerb, Währungen, Wetter, Umweltprobleme) sehe ich derzeit die Aktie am Boden einer Korrekturwelle angelangt. Der Ausverkauf im Rahmen der Oktoberkorrektur führte den Kurs unter 20 Euro, inzwischen konnte sich die Aktie wieder an 22 Euro heranarbeiten. Solange nichts Schlimmes passiert, dürfte die Aktie in meinen Augen bis 24 Euro weiter steigen.

Sollte gar etwas Gutes passieren, wie beispielsweise ein strenger Winter, so hat die Aktie auch Luft in Richtung 30 Euro. Ich würde eine solche Rallye jedoch nutzen, um die Position aufzulösen. Es gibt langfristig nervenschonendere Unternehmen mit attraktiveren Dividenden.



06. Update beobachteter Werte: Deutsche Bank, Twitter, Vale S.A VZ, Aixtron, Deutsche Bank, Deutsche Lufthansa, Vale S.A VZ

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Deutsche Bank
Rückstellungen vertuschen gesunde Entwicklung

Mi, 29. Oktober um 16:17 Uhr
Heute hat die Deutsche Bank Quartalszahlen vorgelegt. Eigentlich entwickelt sich das Geschäft vorbildlich, doch die Altlasten des größten deutschen Geldhauses haben aus einem Gewinn von fast einer Milliarde Euro unter'm Strich einen Verlust von 92 Mio. Euro gemacht. 894 Mio. Euro hat die Deutsche Bank in Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten gesteckt.

Libor und Euribor Zinsmanipulation, Devisenmanipulation, Gold- und Silberpreismanipulation, Vertrieb fauler Hypothekenanleihen, Beihilfe zur Steuerhinterziehung für Hedgefonds, schlampige Finanzberichte, fragwürdige Transaktionen in Dark Pools und eine zu geringe Abfindung für Postbank-Aktionäre sind die Themen, die derzeit von Juristen im Hause der Deutschen Bank bearbeitet werden müssen. Das ist so komplex, dass nunmehr der Vorstand umgebildet wurde.

Betrügen muss sich lohnen, könnten böse Zungen behaupten. Denn diese Vorwürfe lesen sich wie das Handbuch der Mafia.

Der Kurs der Deutschen Bank ist jedoch trotz dieser Hiobsbotschaften nicht weiter eingebrochen, sodass ich nach wie vor davon ausgehe, dass diese Ereignisse eingepreist sind. Ein paar Wochen ohne neue Skandale dürfte der Aktie bereits reichen, um ordentlich nach oben zu klettern. Wir bleiben also weiter dabei.


Twitter
Gute Q-Zahlen mit einem Haar, nachkaufen unter 34 EUR

Di, 28. Oktober um 11:51 Uhr
Twitter hat gestern Quartalszahlen veröffentlicht. Sämtliche Kennziffern haben die Erwartungen übertroffen, lediglich eine wichtige Zahl konnte nicht überzeugen: Twitter-Nutzer haben ihre Timeline um 7% weniger aufgerufen als noch im Quartal zuvor. Ein Schock für Analysten, die darin eine nachlassende Attraktivität von Twitter sehen. Die Aktie ist derzeit mit 11% im Minus.

Ich will diese Zahl nicht schön reden, aber ich halte die Schlussfolgerung für vorschnell. Im vorangegangenen Quartal gab es die Fußball-WM, die für eine besonders hohe Twitter-Frequenz sorgte. Der Fehler des Twitter-Managements war damals zu behaupten, die hohe Nutzung Twitters habe nichts mit der Fußball-WM zu tun. Heute wissen wir, dass solche Mega-Events eben doch die Nutzung überproportional nach oben schrauben. Es wird solche Events immer wieder geben, und Twitter sollte sich darauf einstellen.

Twitter hat sich auf das Geld verdienen konzentriert. Der Umsatz steig um 114% auf 361 Mio. USD, erwartet wurden 351 Mio. USD. Der Gewinn (EBITDA) sprang um 635% auf 68 Mio. USD, erwartet wurden 56 M9o. USD. Die Gewinnmarge stieg auf 19%, erwartet wurden 16,1%. Das Nutzerwachstum (MAU - Monthly Active Users) stieg im Rahmen der Erwartungen um 23% auf 284 Mio. Nutzer. Je 1.000 Nutzer wurde 1,77 USD verdient, 83% mehr als vor einem Jahr. Die Umsatzprognose für das laufende Quartal wurde ein wenig angehoben und fiel damit ebenfalls im Rahmen der Erwartungen aus.

Alles in allem würde ich das Quartalsergebnis als in Ordnung bezeichnen. Twitter versteht sich immer besser auf's Geld verdienen. Allerdings offensichtlich zu Lasten des Wachstums. Vor einem Jahr war das Wachstum noch exorbitant hoch, aber Anleger fragten, wie Twitter denn Geld verdienen wolle. Nun zeigt Twitter wie, und die Anleger beschweren sich über das nachlassende Nutzerwachstum. Ich denke, Twitter wird den Spagat weiterhin vollführen müssen und sich dabei mal zur einen und mal zur anderen Seite neigen.

In der vergangenen Woche hat Twitter im Rahmen einer Konferenz gezeigt, wie man sich künftig positionieren möchte. Twitter wird künftig die individualisierte Nachrichtenzentrale sein. Jeder Nutzer kann sich die ihn interessierenden Themen und Verlage in seine Timeline holen und ist dadurch stets aktuell informiert. Das geht mit Google News nicht, ich kenne keinen anderen Dienst, der eine so breite Nachrichtenbasis so individualisiert und so zeitnah anbieten kann.

85% des Werbeumsatzes wird über das mobile Internet gemacht (Smartphones). Die 1,77 USD je 1.000 Nutzer können Studien zufolge in den kommenden Jahren auf 10 USD/1.000 Nutzer steigen. Twitter ist eine Wachstumsstory, das Wachstum muss nur richtig strukturiert werden. In meinen Augen macht CEO Costolo seine Sache gut, und ich würde daher den heutigen Ausverkauf nutzen, um unsere Tradingposition in Twitter aufzustocken. Im Verlauf der nächsten Tage dürfte sich die Erkenntnis, dass gerade die Fußball-WM für einen Sonderschub gesorgt hatte, der nun wieder ausgeglichen wurde, den heutigen Ausverkauf wieder wett machen.

Aktuell steht die Aktie bei 33,61 EUR (-12%, Xetra 11:50 Uhr), ich würde bis 34 EUR nachkaufen.


Vale S.A VZ
Dilma Rousseff weiterhin Präsidentin

Di, 28. Oktober um 12:33 Uhr
In der knappsten Wahlentscheidung der jungen brasilianischen Demokratie hat sich die amtierende Dilma Rousseff gegen ihren Herausforderer Aecio Neves mit 51,5% der Stimmen knapp durchgesetzt. Während Neves für eine wirtschaftlich-konservative Richtung stand, ist Rousseff eine ehemalige Revolutionärin von ganz links außen. Der wirtschaftlich gesündere Süden Brasiliens konnte seinen Favoriten also nicht gegen die armen Bevölkerungsschichten des Nordens durchsetzen.

Die wirtschaftliche Misere des Landes wird bereits offen Präsidentin Rousseff angelastet, sie muss in ihrer zweiten Amtszeit nun auch wirtschaftliche Schwerpunkte setzen. Wirklich Gutes ist da nicht zu erwarten, doch die umstrittenen Entscheidungen ihrer ersten Amtszeit dürften sich in meinen Augen nicht wiederholen.

Im Rahmen des spannenden und schmutzig geführten Wahlkampfes zog Vale um 5% an, als Neves leichte Vorteile hatte. Diese 5% hat Vale nun wieder abgegeben, die Aktie notiert wieder bei 7,40 Euro (Xetra 12:28 Uhr). Der brasilianische Aktienindex Bovespa ist hingegen gestern um 10% eingebrochen. Ich werte dies als Hinweis darauf, das gerade Vale inzwischen völlig ausgebombt ist.

In den vergangenen Quartalen hat Vales Management nur gute Entscheidungen getroffen und konnte trotz des einbrechenden Eisenerzpreises die Dividende halten und stattliche operative Gewinne ausweisen. Die überraschende Besteuerung von Auslandsgewinnen hat die Unternehmenskasse belastet, ist aber nun auch Geschichte. Wie oben gesagt, fürchte ich nicht, dass Präsidentin Rousseff sich ein weiteres Mal an den Unternehmenskassen bedient, die Wirtschaft hat bereits zu sehr unter dieser Praxis gelitten.

Durch die Wahlniederlage Neves bleibt die von mir erhoffte fulminante Rallye nun aus. Dennoch dürfte die Aktie sukzessive ansteigen. Die Dividendenrendite steht über 7%, und mit jedem Hinweis darauf, das Rousseff das Unternehmen in Ruhe lässt, dürfte der Aktienkurs steigen.

Wir bleiben also dabei.


Aixtron
Wenig überraschende Q-Zahlen

Di, 28. Oktober um 12:19 Uhr
Erwartungsgemäß hat Aixtron heute früh wenig spektakuläre Quartalszahlen vermeldet. Der Umsatz stagnierte bei 45,6 Mio. Euro, der Verlust fiel hingegen höher aus als erwartet, weil das Unternehmen eine Reihe von Wertberichtigungen auf Altkomponenten vornahm und zudem höhere Kosten für die neue Produkteinführung hatte. Gleichzeitig sei der Wettbewerb auf dem LED-Markt sehr hoch, so CEO Götzeler, sodass weitere Kosteneinsparungen erforderlich seien.

Der Auftragseingang ist um 5% auf 37,6 Mio. Euro angewachsen, darin ist jedoch der Großauftrag von Sanan nicht enthalten. Dieser werde gemäß der Bilanzierungsgewohnheiten des Unternehmens erst sukzessive in den kommenden Quartalen in den Auftragseingang eingehen.

Es ist nicht neu, dass die Gewinnmarge aufgrund des hohen Wettbewerbdrucks im LED-Markt nicht sonderlich attraktiv ist. Und die Entscheidung, vor der Produktneueinführung bereits alte Maschinen im Lager abzuwerten, zeugt ebenfalls von einer konsequenten Entscheidungsfindung im Management. Aixtron ist in meinen Augen damit nunmehr so aufgestellt, dass in den kommenden Monaten und Quartalen positive Überraschungen möglich sind. Sowohl jeder Neuauftrag, als auch gegebenenfalls bei künftigen Aufträgen bessere Gewinnmargen würden der Aktie umgehend Beine machen.

Heute notiert die Aktie mit 2% im Minus, was dem höheren Verlust geschuldet sein dürfte. Doch die Aktie ist mit aktuell 10 Euro (Xetra 12:15 Uhr) noch weit entfernt vom Tief im August bei 9,20 Euro. Ein höheres Tief also, das den Aufwärtstrend in meinen Augen bestätigt. Wir bleiben also dabei.


Deutsche Bank
Bestanden

Di, 28. Oktober um 12:45 Uhr
Die Deutsche Bank hat den Stresstest der EZB bestanden. Wir hatten nicht daran gezweifelt, allerdings hat die Deutsche Bank die Gunst der Stunde genutzt, um ihre Risikovorsorge für laufende Streitigkeiten auf 895 Mio. Euro für das laufende Quartal zu erhöhen. Entsprechend gab die Aktie der Deutschen Bank gestern im Tagesverlauf ihre Gewinne wieder ab, heute erholt sich der Kurs wieder.

Der Stresstest hat wie ein Damoklesschwert über dem Bankensektor geschwebt. Das Schwert wurde nun entfernt, die Anzahl der durchgefallenen Banken ist klein, und das erforderliche Eigenkapital, das diese Banken in den kommenden Monaten über Kapitalerhöhungen oder ähnliches akquirieren müssen, ist überschaubar. Ende gut, alles gut?

Nein, so funktioniert die Finanzwelt nicht. Ich spüre bereits, wie sich angelsächsische Journalisten schon wieder warm laufen, um den Stresstest als zu lasch zu bezeichnen. In den USA habe man im Rahmen der Finanzkrise einen heftigen Stresstest durchgeführt und die Banken anschließend durch einen tiefen Einschnitt in die Branche stark rekapitalisiert. Diese Konsequenz lasse Europa vermissen, so werden wir zu lesen bekommen.

In meinen Augen ist das vorerst egal, denn derzeit stehen die Vorzeichen an den Finanzmärkten auf Erholung. Und wenn sich die Wirtschaft tatsächlich erholen sollte, wie von der EZB und der Bundesregierung erwartet, dann schwinden die Risiken von ganz alleine. Entsprechend dürfte die Deutsche Bank mit jedem Tag, an dem nichts Negatives an der Konjunkturfront passiert, sukzessive ansteigen. Wir bleiben also dabei.


Deutsche Lufthansa
Gute Q-Zahlen und erneute Prognosekürzung

Do, 30. Oktober um 10:00 Uhr
Heute früh hat Lufthansa ihre Quartalszahlen vorgelegt. Wie erwartet konnten die Streikkosten (170 Mio. EUR) kompensiert werden. Der Gewinn (EBIT) stieg um 10% auf 762 Mio. Euro und liegt damit über den Erwartungen der Analysten. Der Umsatz fiel um 1,9% auf 8,5 Mrd. Euro. für das laufende Jahr würden die Ziele erreicht, so das Unternehmen.

Überrascht hat CEO Carsten Spohr die Anleger mit der Kappung der Ergebnisprognose für das kommende Jahr. Bislang galt noch das von Spohrs Vorgänger ausgerufene Ziel, 2015 einen Gewinn von 2 Mrd. Euro zu erzielen. Heute wurde dieses Ziel auf "deutlich über Ergebnis 2014" gekürzt und 2014 erwartet Lufthansa einen Gewinn von 1 Mrd. Euro.

Die Gründe für die Prognosekürzung sind weithin bekannt: Ein schwacher Konjunkturausblick, anhaltend hoher Preisdruck und Inflation der Kosten insbesondere im Bereich der Pensionsvorsorge. Gerade der letzte Punkt spielt direkt auf die Streiks der Lufthansa-Piloten an. Heute beschäftigt Lufthansa 10.000 Piloten, die Hälfte davon hat einen Konzerntarifvertrag mit günstigen Pensionsregelungen.

An dieser Stelle will Lufthansa ebenfalls sparen. Dazu soll eine Billigfluglinie unter dem Wings-Mantel für interkontinentale Flüge gegründet werden, die sodann günstigere Anstellungsverträge mit ihren Piloten umsetzen kann. Dagegen streiken die Piloten.

Die Aktie hält sich heute trotz der Prognosekürzung recht gut, aktuell notiert sie mit -0,4% bei 12,28 Euro (Xetra 9:55 Uhr). Nach einem Start heute früh mit -2% erholt sich der Kurs bereits. Ich werte das als ein Zeichen dafür, dass die Aktie völlig ausgebombt ist. Die negativen Auswirkungen des Streiks sind nicht so schlimm wie befürchtet. Die Prognosekürzung fällt erneut in den Bereich der konservativen Senkung der Messlatte, die man auch in den kommenden Quartalen möglichst wieder überspringen möchte.

Für Lufthansa gilt nun solange es keine weiteren Streiks gibt, dürfte die Aktie anziehen. Derzeit sieht es allerdings noch nicht nach einer Einigung in Sachen Pilotentarifverträge aus, sodass die Aktie in den kommenden Wochen noch volatil bleiben dürfte. Wir bleiben jedoch dabei.


Vale S.A VZ
Q-Zahlen weiterhin schwach

Fr, 31. Oktober um 11:07 Uhr
Es bleibt ein Nervenkrieg mit diesem Rohstoffproduzent. Die gestern veröffentlichten Quartalszahlen fielen erwartet schlecht aus, der schwache Eisenerzpreis (68 USD/to. -36%, der niedrigste Stand seit fünf Jahren) führte trotz Rekordmengen bei der Produktion zu einem Umsatzrückgang von 27% auf 9,06 Mrd. USD. Soweit war das Ergebnis keine Überraschung.

Ein guter Anteil der Rekordproduktion verbliebt jedoch in den Unternehmenslagern: Zum einen gab es einen Streik bei der Eisenbahn in Nordbrasilien, sodass dort das produzierte Eisen nicht zum Kunden transportiert werden konnte. Zum anderen wurde in Malaysia ein neues Distributionszentrum eröffnet, was zunächst mit Eisenerz gefüllt wurde.

Nicht gerechnet haben Analysten allerdings mit einem Wechselkursverlust von 2,7 Mrd. USD aufgrund des schwachen brasilianischen Reals. Vale finanziert sich überwiegen in US-Dollar und aufgrund des nunmehr starken US-Dollar Wechselkurses sind diese Schulden in brasilianischen Real gerechnet mehr wert geworden. Diesem Umstand musste das Unternehmen Rechnung tragen, aus einem Gewinn von 1,3 Mrd. USD wurde dadurch ein Verlust von 1,4 Mrd. USD.

Das Management macht was es kann: Capex wird weiter zurückgefahren, Projekte werden im Zeitplan fertiggestellt und nutzen häufig das geplante Budget nicht einmal aus, Kosten werden weiterhin reduziert, insbesondere die Frachtkosten nach China werden in den kommenden Quartalen deutlich sinken. Geschäftsbereiche, die nicht im Fokus stehen, werden verkauft und die Produktionsvolumina erreichen Rekordhöhen.

Der Wechselkurs sowie der Eisenerzpreis stehen außerhalb der Einflussmöglichkeiten des Managements.

In den kommenden Wochen dürfte Vale den Verkauf des einen oder anderen Geschäftsbereichs vermelden, was sodann zur Reduktion der in US-Dollar gehaltenen Schulden führt. Das dürfte als positive Meldung aufgenommen werden.



07. Übersicht HT-Portfolio

Value (≈50%) = 52,7%WKN30.10.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Apple86598584,70 €2%38%11,6%B
Ebay91652940,51 €2%2%5,5%C
SAP71646052,66 €1%-11%9,9%B
Deutsche Lufthansa82321211,52 €-7%-26%9,5%B
GerresheimerA0LD6E44,28 €-1%-5%10,0%A
BB BiotechA0NFN3166,45 €6%39%6,2%B







Alternativ (≈20%) =17,7%WKN30.10.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Goldbarren 100 gr.2.989,00 €-4%4%7,2%B
Südzucker AnleiheA0E6FU94,45%2%-3%5,6%A
HeidelbergCement AnleiheA1A6PH129,01%0%1%4,9%C







Spekulativ (≈20%) =19,1%WKN30.10.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
Vale8979986,95 €-7%-32%3,4%A
AixtronA0WMPJ9,45 €-10%-10%3,8%B
Salzgitter62020023,29 €-2%-23%3,6%A
Deutsche Bank51400024,30 €-3%-9%1,8%C
ProSiebenSat.1 MediaPSM77731,77 €1%2%2,2%B
Evotec5664802,90 €-1%3%4,4%B







Tradingidee (≈10%) =8,3%WKN30.10.14Woche ΔΣ ΔAnteil!
General MotorsA1C9CM24,14 €-3%-9%2,3%C
QSC5137001,53 €3%-35%1,7%C
TwitterA1W6XZ33,17 €-16%-10%4,3%A







Cash



2,2%
Σ Ergebnis 2014

-1,9%0%




Heibel-TickerGewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioSollIstSollIst
Value50%52,7%5610%
Alternativ20%17,7%435%
Spekulativ20%19,1%564%
Tradingidee10%8,3%432,5%
Summe100%97,8%1818


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „2014” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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