Heibel-Ticker 15/32 - Sommerloch voller Quartalszahlen

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07.08.2015:



H E I B E L - T I C K E R    S T A N D A R D

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428

10. Jahrgang - Ausgabe 32 (07.08.2015)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Einzelmeldungen bestimmen das Geschehen
02.So tickt die Börse: Fitbit, Tesla und Disney dominieren die Schlagzeilen
 - Fitbit: Geheimniskrämerei führt zu Ausverkauf
 - Tesla: Vernetzte Stromspeicher
 - Walt Disney:
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Stimmung steigt mit Kursen
 - Verschiedene Sentimentergebnisse
 - EUWAX-Sentiment mit kleinem Kaufsignal
 - Lustloser Sommerhandel geht wohl weiter, aber...
 - US-Börsen sind zurzeit die größte Gefahr
 - Top Analystenziele
 - Wacker Chemie AG: Tolles Unternehmen, aber kein Schnäppchen mehr
 - Commerzbank AG: Problembehaftet, aber darum günstig
 - Zalando SE: Absolut überzeugend
04.Ausblick: Sommerloch voller Quartalszahlen
05.Depotcheck: Fiat Chrysler Automibiles, Humana, Ströer, Electronic Arts, Patrizia Immobilien
 - Fiat Chrysler Automibiles: Mit Ferrari an die Börse
 - Humana: Profiteur von Obamacare
 - Ströer: Gut geführtes Familienunternehmen
 - Electronic Arts: Vermarktung digitaler Spiele-Werbeflächen für Smartphones
 - Patrizia Immobilien: Erfolgreiche Umstellung auf Geschäftsmodell Dienstleistung
 - : Korrelation
 - Korrelationsmatrix
06.Wunschanalyse: Silver Wheaton
 - Silver Wheaton: Die größten Silberreserven weltweit
 - Die größten Silberreserven weltweit
 - Geschäftsmodell von Silver Wheaton: Silberlizenzen
 - Das Haar in der Suppe: Wechselwirkung von Zeit und Preis
 - Kanada möchte im Ausland erwirtschaftete Gewinne besteuern
 - Aasgeier kreisen schon
 - Folgen des Steuerstreits: Nachzahlungen
 - Geschäftsmodell in Frage gestellt
 - Bewertungsansatz KGV zeigt günstige Bewertung auf
 - Chancen und Risiken
 - FAZIT:
07.Update beobachteter Werte
 Gemischte Quartalszahlen
 Technisches Verkaufssignal, abwarten
 Position verkleinern, Teilverkauf über 70 EUR
 20% Kurssprung nach Q-Zahlen
 Barreserven aufbauen, Teilverkauf über 66 EUR
08.Übersicht HT-Portfolio
09.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
10.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Einzelmeldungen bestimmen das Geschehen

Liebe Börsenfreunde,

nach acht Gewinntagen in Folge gönnt sich der DAX zum Ende der Woche eine kleine Verschnaufpause. Dabei gab es in den USA sechs Verlusttage in Folge. Um das zu verstehen, müssen wir ein wenig ins Detail schauen: Die Zinswende kommt in den USA.

Gleichzeitig dominieren jedoch Quartalsberichte einzelner Unternehmen die Gespräche auf dem Parkett. Und dort gibt es heftige Kurskapriolen bei Fitbit, Walt Disney und Tesla. Die Einzelheiten dazu lesen Sie in Kapitel 02.

In Kapitel 03 weisen wir auf eine widersprüchliche Sentimententwicklung hin, die sich meines Erachtens kurzfristig in eine Konsolidierung auflösen wird. Mittelfristig jedoch gibt es noch keinen Grund zur Angst.

Ist Fitbit denn nun auf dem aktuellen Niveau ein Investment wert? Oder Walt Disney? Meine Einschätzung dazu lesen Sie in Kapitel 04.

Für einen Kunden habe ich einen Depotcheck vorgenommen. Mit Fiat Chrysler, Humana, Ströer, Electronic Arts und Patrizia befinden sich überaus erfolgreiche Unternehmen im Portfolio. Und dieser Erfolg dürfte bei den meisten dieser Unternehmen noch eine Weile anhalten. Die Einzelheiten dazu lesen Sie in Kapitel 05.

Über mehrere Wochen habe ich nun Silver Wheaton im Detail analysiert, um mir ein Bild über deren Geschäftsmodell zu machen und vielleicht auch eine Ahnung zu bekommen, wo denn die Edelmetallpreise als nächstes hinlaufen könnten. Die Analyse ist sehr umfangreich, hilft jedoch, den Markt der Edelmetalle als Anleger besser zu verstehen. Ich hoffe, Sie finden Gefallen an dieser Analyse in Kapitel 06.

Wie immer gibt es einige wichtige Updates zu unseren Portfoliowerten in Kapitel 07 sowie eine tabellarische Übersicht in Kapitel 08. Nutzen Sie die Regenschauer des Wochenendes zum Lesen :-)

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts150809.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Fitbit, Tesla und Disney dominieren die Schlagzeilen

Acht Gewinntagen in Folge beim DAX stehen sechs Verlusttage in Folge beim Dow Jones gegenüber. Im Verlauf der Woche stieg der DAX um 2,9% an, der Dow Jones gab 1,8% ab. Dabei werden doch sowohl in Europa, als auch in den USA gute Konjunkturdaten veröffentlicht. Ich habe den Eindruck, viele Anleger in den USA haben sich diese Woche verabschiedet. Mit jedem positiven Mosaiksteinchen an Konjunkturdaten steigt die Gewissheit über die erste Zinsanhebung der US-Notenbank Fed im September. Dieser Zinsschritt wird in diesen Tagen an den Finanzmärkten eingepreist, Aktien gehen runter. Positive Konjunkturdaten erhöhen in den USA also die Gewissheit über die anstehende Zinserhöhung und wirken dadurch negativ auf die Aktienbörse. In Deutschland hingegen sind positive Konjunkturdaten auch positiv für die Börse, da wir hier noch weit von einer ersten Zinsanhebung entfernt sind.

Diese Woche kam es insbesondere bei Unternehmen mit positiv oder negativ überraschenden Quartalszahlen zu heftigen Kurskapriolen. Hier ein paar Beispiele:

FITBIT: GEHEIMNISKRÄMEREI FÜHRT ZU AUSVERKAUF

Die ersten Quartalszahlen des gerade erst an die Börse gegangenen US-Fitnesskonzerns Fitbit konnten überzeugen, doch der Ausblick des CEOs nicht. Direkt nach Veröffentlichung der Zahlen sprang die Aktie zunächst um 3% an, im Anschluss an die Telefonkonferenz mit den Analysten jedoch brach der Kurs um 15% ein.

Fitbit erlebt mit Fitnessarmbändern derzeit unvorstellbare Erfolge. Das Besondere der Fitbit-Technologie wurde mir erst diese Woche erklärt: Der Pulsmesser funktioniert besser als alle anderen derzeit am Markt befindlichen Pulsmesser am Handgelenk. Fitbit hat eine eigene Technologie entwickelt, mit der nicht der Fluss des Blutes ausgewertet wird, sondern die Erweiterung und Verengung der Kapillare am Handgelenk. Das funktioniert diversen Tests zufolge selbst unter Belastung (Joggen) überdurchschnittlich akkurat und besser als jedes andere derzeit am Markt befindliche Handgelenk-System.

Mit den Geräten erzielte Fitbit im abgelaufenen Quartal ein Umsatzplus von 253% auf 400 Mio. USD, erwartet wurden nur 319 Mio. USD. Der Gewinn sprang um 133% auf 21 Cents je Aktie, erwartet wurden nur 8 Cents je Aktie. Fitbit investiert heftig, daher der unterproportionale Gewinnanstieg. Gefragt, was wir denn als nächstes von Fitbit erwarten dürfen, antwortete CEO James Parker (38): "Lasst Euch überraschen".

Wenn ein Unternehmen mit dem 10-fachen eines Jahresumsatzes, einem KGV von 100 bewertet wird und die Gewinnmarge plötzlich einbricht, also der Gewinn nur noch unterproportional wächst, dann lassen sich Anleger nicht mit einem Satz abspeisen wie "Lasst Euch überraschen". Da brauchen waghalsige Spekulanten in dieser Aktie etwas mehr Details, um diese hohe Bewertung weiterhin zu rechtfertigen.

Fitbit war erst Mitte Juni an die Börse gegangen und ist nach einem fulminanten Start zum Börsenliebling geworden. Das Produkt vereint den neuen Trend der Smartwatch mit dem Gesundheitstrend. Fitbit ist Apple einen Schritt voraus und hat die Möglichkeit zu definieren, wie das Fitnessarmband künftig Daten über unsere Aktivitäten und unseren Gesundheitszustand aufzeichnet und verwendet. Mit einer Aussage, das sei geheim, kann das Unternehmen, das auf das Wohlwollen seiner Geldgeber angewiesen ist, keine Begeisterung aufrecht erhalten.

Nun, wir kennen nun James Parker: Der Junge hat ein phantastisches Produkt erfunden und investiert wie verrückt in die Zukunft dieses neuen Trends. Er ist ähnlich paranoid was neue Entwicklungen angeht wie Steve Jobs und stellt den Aktienkurs hinter das Produkt. Das ist theoretisch lobenswert, doch wir dürfen gespannt sein, ob die Aktionäre ihm den Rücken kehren und seinem Unternehmen damit den Boden für weitere Innovationen entziehen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass er sich die Geheimniskrämerei derzeit noch erlauben kann. Um so kritischer werden jedoch Neuvorstellungen aus seinem Haus in den kommenden Monaten beäugt werden.


TESLA: VERNETZTE STROMSPEICHER

Auch Tesla bekam nach Quartalszahlen einen Dämpfer, obwohl Umsatz und Gewinn positiv überraschten. Der Umsatz konnte die Erwartungen von 1,17 Mrd. USD mit 1,2 Mrd. USD knapp übertreffen. Der Gewinn lag mit 0,53 USD/Aktie jedoch deutlich über den Erwartungen von 0,44 USD/Aktie. Enttäuscht waren Anleger über die Prognosekürzung: Im laufenden Jahr würden statt 50-55.000 Autos lediglich 50.000 verkauft, sagte CEO Elon Musk. Die Aktie brach um 11% ein.

Ob Gigafactory, Autoproduktion oder Powerwall, die Ziele von Gründer und CEO Elon Musk bleiben ambitioniert aber machbar. Mit der Gigafactory baut er in Nevada die größte Batteriefabrik der Welt. Die Batterien sollen nicht nur in seine Elektroautos gehen, deren Absatz er bis 2020 auf 500.000 erhöhen will (verzehnfachen in 5 Jahren), sondern auch in seine Powerwall, ein Akkuschrank, der seiner Vorstellung nach bald schon in jedem Haushalt und Betrieb zum Einsatz kommen soll. Intelligent vernetzt können die Akkus dann bei Wind und Sonnenschein Strom speichern und diesen bei Flaute und Regen abgeben. Nicht nur die Powerwall soll in das vernetzte Stromverteilungsnetz eingebunden sein, sondern auch die Autos, die gerade in der Garage stehen.


WALT DISNEY:

"Ein paar Abonnenten des Kabelsenders ESPN wurden verloren...", sagte CEO Bob Iger zur Vorstellung der Quartalszahlen. Auch die Zahlen von Walt Disney können sich sehen lassen: Der Umsatz stieg um 5% auf 13,101 Mrd. USD, der Gewinn um 13% auf 1,45 USD/Aktie. Damit lag der Gewinn über den Erwartungen von 1,39 USD/Aktie, der Umsatz jedoch blieb hauchdünn (0,0005%) unter den Erwartungen von 13,169 Mrd. USD. Ehrlich wie er ist, hat CEO Bob Iger selbstkritisch die schwache Entwicklung des Sportkanals ESPN als einen der Gründe dafür angeführt.

ESPN ist die Cashcow von Walt Disney. Der Kabelsender verdient Geld über Abonnements, der Sender wird gerne mit einer Reihe anderer Disney-Kanäle zu einem "Bundle" (Komplettpaket) geschnürt und verkauft. Disney hat sich mit Netflix zusammengetan und bietet ESPN nun auch dort im Bundle mit Disney-fremden Kanälen an. Bei diesem Bundle fällt dann weniger für Disney ab, und Anleger fürchten nun rückläufige Einnahmen bei der einstigen Cashcow des Konzerns.

Die Befürchtung ist nicht ganz an den Haaren herbeigezogen: TV-Konsumenten schauen immer mehr Filme aus dem Internet. Das Berieselnlassen durch ein Life-Programm ist ein Auslaufmodell. Filme und Serien werden immer mehr dann geschaut, wann man es möchte und nicht, wann es der TV-Sender vorgibt. Netflix ist, so Bob Iger in einem Interview mit CNBC, zum mächtigsten Lizenznehmer der TV-Branche herangewachsen. Hatte ich schon erwähnt, dass Netflix aufgrund dieses Kommentars nochmals um 2% angesprungen ist?

Nun, Walt Disney ist seither um 22% eingebrochen. Wenngleich ich die Kritik im Grundsatz nachvollziehen kann, halte ich sie gerade im Fall von ESPN für fehl am Platz. Filme und Serien werden vom TV-Konsumenten zunehmend auf Abruf geschaut. Mir fallen jedoch genau zwei Bereiche ein, die bereits am Tag nach der Erstausstrahlung veraltet sind: Nachrichten und Sportereignisse. Und ESPN verfügt über Rechte im Eishockey, Football, Basketball und diversen weiteren Sportarten. Wenn es also Sender gibt, die eigene Kunden haben, dann Sportsender.

Doch Walt Disney ist nicht ESPN, Walt Disney ist die Eiskönigin, mit deren Kleid meine Tochter seit Wochen herumläuft. Walt Disney ist das neue Disneyland in Shanghai, das noch in diesem Jahr eröffnet wird. Und Walt Disney ist die Fortsetzung des als abgeschlossen geglaubten Sechstetts der Krieg der Sterne, Folge 7 wird im Dezember in die Kinos kommen. Es ist der falsche Augenblick, um aus dieser Aktie auszusteigen.

Alle drei Aktien wurden in meinen Augen aus gutem Grund, aber zu Unrecht, abgestraft. Den jeweiligen Grund des Ausverkaufs kann ich gut nachvollziehen, doch ich halte die Reaktion jeweils für zu kurz gedacht, denn die Unternehmen werden meiner Einschätzung nach alle drei in einem Jahr deutlich höher stehen.

Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES6.8.15Woche Δ
Dow Jones17.420 -1,8%
DAX11.585 2,9%
Nikkei20.725 0,7%
Euro/US-Dollar1,09-0,1%
Euro/Yen136,310,3%
10-Jahres-US-Anleihe2,23%-0,03
Umlaufrendite Dt0,54%0,02
Feinunze Gold$1.095 1,2%
Fass Brent Öl$50,44 -4,3%
Kupfer5.170 -1,3%
Baltic Dry Shipping1.201 9,2%



Vor dem Hintergrund der zur Gewißheit werdenden ersten Zinserhöhung in den USA hat der Euro weiter auf 1,09 USD/EUR abgegeben. Stärker noch lässt der Yen derzeit Federn gegenüber dem US-Dollar.

Nach dem Ausverkauf der Vorwoche kann das Gold sich wieder leicht erholen. Diese Woche ist das Öl dran, das amerikanische Western Texas Öl (WIT) ist inzwischen auf 44 USD/Fass gefallen und notiert damit knapp über der von mir definierten Unterstützung von 43 USD/Fass. Sollte der Ölpreis darunter rutschen, dürfen wir die Konjunktur neu beurteilen. Der Baltic Dry Verschiffungsindex spricht jedoch weiterhin für eine Stabilisierung der wichtigen Nachfrage aus China. Ich gehe daher nach wie vor davon aus, dass die Unterstützung halten wird.

Mit 2,9% Wochenplus im rücken ist die Stimmung unter den Anlegern kräftig angesprungen. Schauen wir einmal auf das Ergebnis der Sentimentumfragen.




03. Sentiment: Stimmung steigt mit Kursen

Zuletzt erreichte mich die Kritik, dass die Überlegungen zum aktuellen Sentiment sich jede Woche ändern und zu kurz greifen würden. Vor einigen Wochen schrieb mir hingegen ein anderer Leser, dass er Verluste erlitten hätte, weil meine Sentiment-Einschätzung zu grob gewesen sei. Ich hatte zwar damals kurzfristig eine breite Seitwärtsbewegung angekündigt, die sich im Großen und Ganzen auch als korrekt erwies. Allerdings hatte der Leser wohl die genannten Marken zu starr interpretiert und kurzfristig gehebelt auf den DAX gewettet.

Sie sehen also, dass man es leider einfach nicht jedem Recht machen kann. Der Eine möchte gerne kurzfristig gehebelt auf den DAX wetten, die Andere möchte nur einen groben Überblick, wo sich der DAX innerhalb des aktuellen Zyklus aktuell befindet. Ich versuche dies heute ein wenig aufzulösen, indem ich Ihnen an dieser Stelle einen Überblick über das große Bild gebe und dann in der Sentimentanalyse gleich näher auf die kurzfristige Entwicklung eingehe.

Denn um das große Bild einzuordnen, bedarf es m.E. keiner Sentimentanalyse. Im Prinzip befinden wir uns nämlich nahezu weltweit seit März 2009 in einer Hausse, die nur im Sommer 2011 kurzzeitig unterbrochen wurde. Damals erreichte die "Euro Krise” ihren vorläufigen Höhepunkt, und erst EZB-Chef Mario Draghi gelang es mit seiner berühmten Rede in London ("whatever it takes”) die Anleger zu beruhigen.

Zwar befinden wir uns nach mehr als sechs Jahren Hausse inzwischen tendenziell in der letzten Phase der Hausse, allerdings ist meistens gerade diese letzte Phase besonders schön. Denn eine solche Hausse stirbt normalerweise in Euphorie, und Euphorie ist gekennzeichnet durch kurzfristig sehr starke Kursgewinne. Daher werden in der letzten Phase einer solchen Hausse auch meistens ein Viertel bis ein Drittel der Kursgewinne erzielt. So wichtig es daher zurzeit ist vorsichtig zu bleiben, so wichtig ist es jedoch auch, die letzte Phase dieser Hausse möglichst lange mitzunehmen.


VERSCHIEDENE SENTIMENTERGEBNISSE

Im Berichtszeitraum konnte der DAX 2,9% zulegen. Dennoch reagierten die von Joachim Goldberg befragten Marktteilnehmer darauf kaum. Das steht im Gegensatz zu den vorläufigen Abstimmungsergebnissen unserer Sentimentanalysen, die jedoch zu einem späteren Zeitpunkt gestartet wurden und daher bereits mehr Fakten berücksichtigen. Unsere vorläufigen Sentimentdaten deuten auf einen Stimmungsaufschwung, der dem Kursanstieg der vergangenen Tage Rechnung trägt. Ich werte dies als erwartetes Signal dafür, dass der DAX am oberen Ende seiner sommerlichen Handelsspanne angelangt ist und in der kommenden Woche tendenziell eher wieder gen Süden laufen dürfte.


EUWAX-SENTIMENT MIT KLEINEM KAUFSIGNAL

Unser Blick auf das EUWAX-Sentiment führt in dieser Woche zu sehr interessanten Ergebnissen. Zuerst einmal bestätigt das EUWAX-Sentiment nämlich, was ja auch die Sentimentumfrage von Joachim Goldberg ergeben hatte: Die Privatanleger sind zuletzt etwas vorsichtiger geworden. Allerdings ist die Eintrübung der Stimmung im EUWAX-Sentiment deutlich gravierender als im Ergebnis der Sentimentumfrage von Herrn Goldberg.

So fällt das EUWAX-Sentiment von +5 Punkten in der Vorwoche auf leicht unter die Marke von 0 Punkten zurück. Zur Erinnerung: Ein Wert von 0 würde eine genau neutrale Stimmung signalisieren. In den letzten Monaten schwankte der Wert stets zwischen -14 und +10 Punkten. Ein Wert unter 0 entspricht somit sogar einer negativen Stimmungslage und ist somit antizyklisch als Kaufsignal zu verstehen.

Wenngleich diese Entwicklung, erst Recht vor dem Hintergrund der Kursgewinne des DAX im Verlauf der Woche, sicherlich eine positive Überraschung darstellt, würde ich dies jedoch auch nicht überbewerten wollen. Denn für ein echtes, nachhaltiges Kaufsignal ist die Stimmung dann doch immer noch zu optimistisch.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Keurig Green Mountain Inc, Piraeus Bank S.A, Dialog Semiconductor plc

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
MorphoSys AG, YRC Worldwide Inc, KAP-Beteiligungs AG

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

LUSTLOSER SOMMERHANDEL GEHT WOHL WEITER, ABER...

Im Endergebnis bleibt es damit allerdings bei meiner Einschätzung von letzter Woche. Wir sehen wohl weiterhin einen weitestgehend lustlosen Sommerhandel und somit eine Seitwärtsbewegung zwischen 11.000 und 11.800 Punkten. Letzte Woche betonte ich an dieser Stelle, dass diese Seitwärtsbewegung dennoch positiv zu werten ist. Denn da sie auf einem solch hohen Niveau stattfindet, spricht sie ganz eindeutig für eine gewisse Stärke des DAX.


US-BÖRSEN SIND ZURZEIT DIE GRÖSSTE GEFAHR

Doch ausgerechnet der Weltleitbörse in den USA scheint zurzeit ein wenig die Luft auszugehen. So ist der Dow Jones zuletzt auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar zurückgefallen, womit er inzwischen fast 1.000 Punkte unter seinem am 19. Mai generierten Allzeithoch notiert. Zugleich kommt auch der breiter gefasste und weltweit vielbeachtete S&P 500 nicht mehr wirklich voran, und gestern bekamen dann auch NASDAQ Composite, NASDAQ-100 sowie der NASDAQ Biotech Index einen auf den Deckel.

Ob jedoch der DAX auch ohne Unterstützung aus New York einen neuen Höhenflug einleiten kann, halte ich für fraglich. Umso wichtiger erscheint es mir daher zurzeit die Entwicklung in den USA genau im Auge zu behalten. Denn kommt es hier zu einer Entspannung, würde das auf den DAX wohl wie ein Befreiungsschlag wirken. Dabei könnte ausgerechnet eine erste Leitzinsanhebung durch den Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed am 17. September zu einer solchen Entspannung führen. Denn damit wäre die Katze endlich aus dem Sack, und die Anleger könnten aufhören über den Termin der ersten Leitzinsanhebung zu spekulieren. Zumal die Fed damit auch das Signal aussenden würde, dass sie die US-Konjunktur trotz des starken US-Dollar für stark genug hält Zinserhöhungen zu verkraften.

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien

TOP ANALYSTENZIELE

UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Wacker Chemie4.891,31 €140,00 €53,32%
Volkswagen Vz7.8189,24 €290,00 €53,24%
Wacker Neuson4.816,90 €25,00 €47,93%
Commerzbank3.811,53 €17,00 €47,44%
Tom Tailor7.88,84 €13,00 €47,06%
SAF-Holland7.813,94 €20,00 €43,47%
Zeal Network7.848,82 €70,00 €43,38%
Zalando4.831,57 €45,00 €42,54%
Porsche3.870,62 €100,00 €41,60%
ThyssenKrupp5.823,87 €33,50 €40,34%

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.

WACKER CHEMIE AG: TOLLES UNTERNEHMEN, ABER KEIN SCHNÄPPCHEN MEHR

Der zuständige Analyst der Schweizer Großbank UBS hat seine Einschätzung der Aktie der Wacker Chemie AG auf "Buy” bestätigt, zugleich jedoch sein Kursziel von 142 auf 140 Euro gesenkt. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie hervor. Ob nun 142 Euro oder 140 Euro, ich halte beide Kursziele für überzogen. Grundsätzlich gefällt mir die Aufstellung der Wacker Chemie zwar auch sehr gut, mit einem 2015er KGV von knapp 30 halte ich dies jedoch für weitestgehend eingepreist. Ich würde die Aktie daher erst zwischen 85-90 Euro einsammeln und sehe das Kursziel mit 110 Euro deutlich niedriger.


COMMERZBANK AG: PROBLEMBEHAFTET, ABER DARUM GÜNSTIG

Analyst Philip Richards von der Société Générale hat seine Einschätzung der Aktie der Commerzbank AG auf "Buy” mit Kursziel 17 Euro bestätigt. Die Bank habe ordentliche Q2-Zahlen vorgelegt, schrieb er dazu in einer Studie vom Montag. Gerade heute nun gab es wieder mal eine Hiobsbotschaft für die Commerzbank. So hat die niederländische Royal Imtech Insolvenzantrag für ihre deutsche Tochter gestellt, zu deren größten Kreditgebern die Commerzbank gehört. Wenn man so will, ist die Commerzbank sozusagen das genaue Gegenteil von Wacker Chemie, nämlich eine nach wie vor problembehaftete Großbank. Allerdings schlägt sich dies eben auch in der Bewertung der Aktie nieder, die mit einem 2015er KGV von nur 12 günstig erscheint.


ZALANDO SE: ABSOLUT ÜBERZEUGEND

Analyst Dan Homan von der US-Großbank Citigroup hat seine Einschätzung der Aktie der Zalando SE auf "Buy” bestätigt, zugleich jedoch sein Kursziel auf 45 Euro erhöht. Grund hierfür seien die starken Geschäftszahlen für Q2, die zu einer Erhöhung seiner Umsatzprognose für 2015 geführt hätten, schrieb er dazu in einer Studie vom Dienstag. Ferner sei seine Zuversicht mit Blick auf das langfristige Gewinnprofil des Unternehmens erheblich gestiegen. Dem kann ich mich nur anschließen. Noch im Rahmen des Börsengangs Ende letzten Jahres war ich skeptisch bzgl. der weiteren Entwicklung bei Zalando. Ich befürchtete einen Krieg der eCommerce-Anbieter zwischen Zalando und der Deutschland-Tocher von Amazon.com. Allerdings war das Management von Zalando schlau genug dies nicht zu tun und sich auf die Nische als Online-Modehändler zu fokussieren. Nach mehrfach absolut überzeugenden Quartalszahlen bin ich daher von Zalando eines Besseren belehrt worden und vom Skeptiker zum Fan der Aktie geworden. Allerdings liegt mein Kursziel für die Aktie mit 40 Euro etwas niedriger als das Kursziel des Citigroup-Analysten.




04. Ausblick: Sommerloch voller Quartalszahlen

Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie überwiegend vergangenheitsbezogene Erklärungen von mir. Detaillierte Analysen und Einschätzungen über die künftige Börsenentwicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei insbesondere den Wünschen meiner Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:

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Für die besonders aktiven Anleger unter Ihnen biete ich an, die unterwöchigen Updates direkt per E-Mail an Sie zu senden und ich benachrichtige Sie im Falle von Aktionsempfehlungen (Kauf oder Verkauf) direkt per SMS auf Ihr Handy. Dabei handelt es sich um einen Zusatzdienst (Express!), den ich mit 6,25 € pro Monat berechne. Keine Angst, sämtliche Updates befinden sich natürlich dann auch nochmals in der Freitagsausgabe für die normalen PLUS-Kunden.

Den Reaktionen meiner Kunden entnehme ich, dass der Heibel-Ticker PLUS die Bedürfnisse von Anlegern gezielt und verständlich sowie fundiert und erfolgreich befriedigt. Schauen Sie sich das neue Angebot einmal mit einem Schnupperangebot (6 Wochen zu 20 €) an. Es würde mich freuen, wenn ich Sie als neuen Abonnenten gewinnen kann.

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05. Depotcheck: Fiat Chrysler Automibiles, Humana, Ströer, Electronic Arts, Patrizia Immobilien

Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem Depot
eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei plötzlichen
Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut schlafen können. Spekuliert
wird hier im Heibel-Ticker nur mit einem kleinen Teil des Vermögens. Der
Rest wird auf solide Füße gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den fünf größten
Aktien - Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die einzelnen Werte
eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in denen sie wirtschaften.
Schicken Sie mir Ihre fünf größten Aktien - Positionen an
Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte unterschreiben Sie mit Ihrem
Vornamen und der Stadt, in der Sie leben. Diese Information wird dann
veröffentlicht.


Sehr geehrter Herr Heibel,

erst einmal wünsche ich Ihnen einen schönen Urlaub, genießen Sie ihn und lassen Sie sich gerne mit der Beantwortung meiner Mail alle Zeit, die Sie brauchen.

Auch von mir viel Lob, ich halte Ihren Brief für das Spannendste und Intelligenteste, das ich auf dem Markt bisher gelesen habe.

Gern ein echtes "Weiter so".

Ich habe in meinem Depot ein paar Positionen, um deren Beurteilung ich Sie bitten würde.

1. Fiat
2. Humana
3. Stroer
4. Electronic Arts
5. Patrizia Immobilien

Dazu bin ich noch in Nordex, Dialog, Twitter und BB Biotech investiert.

Viele Grüße, Holger aus der Hamburger Schanze


Antwort:

Herzlichen Dank für das Lob :-) Gerne schaue ich mir Ihr erlesenes Portfolio im Detail an:

Fiat Chrysler Automibiles
Mit Ferrari an die Börse

Fr, 07. August um 15:17 Uhr
Ferrari kommt an die Börse. Noch im laufenden Jahr möchten die Italiener 10% ihrer Vorzeigemarke an die US-Börse bringen. Ich halte das mehr für einen Finanzierungsakt für Fiat. Ein erfolgreicher Börsengang könnte Anlegern jedoch auch vor Augen führen, dass Ferrari mehr wert ist, als das Unternehmen derzeit in die Bewertung von Fiat Chrysler eingeht, die Fiat-Aktie als Hauptanteilseigner könnte dadurch ebenfalls Rückenwind bekommen.

Die Übernahme von Chrysler wurde ein Erfolg. Anders als Daimler hat es Fiat geschafft, die US-Amerikaner wieder wettbewerbsfähig zu machen. Es gibt nur noch drei verschiedene Modelle und der Preis ist wettbewerbsfähig. In den USA hat Chrysler in den vergangenen Monaten sämtliche Rekorde gebrochen, insbesondere der Absatz sprang aufgrund diverser Sonderaktionen kräftig an.

Die Marke Alfa soll wiederbelebt werden. Der Alfa Romeo dürfte vielen noch ein Begriff sein, und nach den Erfolgen der Retro-Versionen von 500 (Cinquecento), der wie Mini und Käfer, Nostalgie mit Moderne vereint, dürfte auch der Alfa meiner Einschätzung nach guten Anklang finden.

USA und Europa laufen rund. Für den Weltkonzern Fiat sind jedoch auch Wachstumsregionen wie insbesondere China wichtig, und dort läuft es auf eine konjunkturelle Abkühlung hinaus. Ich bin entsprechend gegenüber dem gesamten Automobilsektor derzeit eher skeptisch eingestellt. Speziell bei Fiat geht derzeit jedoch die Strategie der Konzentration auf wenige Modelle voll auf, die Gewinnmarge steigt, der Absatz wächst, und der Konzern ist im Vergleich zu anderen europäischen Autobauern recht günstig bewertet.


Humana
Profiteur von Obamacare

Fr, 07. August um 15:18 Uhr
Der Wert der amerikanischen Krankenkasse hat sich seit Obamacare vor zwei Jahren verdreifacht. Dabei zählt Humana nicht nur Individuen zu seinen Kunden, sondern, wie in den USA üblich, insbesondere Unternehmen, die Rahmenverträge für ihre Angestellten abschließen.

Durch Obamacare erhalten die Krankenkassen starken Zulauf an neuen Kunden. Dadurch verbessert sich die Verhandlungsposition gegenüber Pharma-Unternehmen, sodass viele Medikamente Dank größerer Volumina für den Einzelnen billiger werden. Das Umsatzwachstum von Humana liegt bei 5%, der Gewinn jedoch wächst überproportional mit 15% p.a. auf Sicht von fünf Jahren. Vor diesem Hintergrund ist das KGV 2016e von 19 noch lange nicht zu teuer, die Aktie kann noch weiterlaufen.



Ströer
Gut geführtes Familienunternehmen

Fr, 07. August um 15:21 Uhr
Der Außen- und Online-Werbespezialist profitiert von getätigten Investitionen in Werbebildschirme, die Online flexibel und kostengünstig auf neue Kampagnen umgestellt werden können. Vorbei die Zeiten mit den Plakatklebern, die Werbeflächen mit neuen Postern bestücken. Stöer ist durch diese Umstellung wesentlich profitabler geworden.

Ich mag eigentlich familiengeführte Betriebe: Dirk Stöer sitzt im Aufsichtsrat und hält 29,95% der Anteile am Unternehmen. Vorstandschef Udo Müller hält nochmals 24,22%. Doch nur knapp 17% befinden sich im Streubesitz. Damit werden nur Aktien im Wert von 380 Mio. Euro frei gehandelt, während 1,9 Mrd. Euro in festen Händen sind und vermutlich über Deals außerhalb der Börse den Eigentümer wechseln. Der Aktienkurs spiegelt dadurch nicht unbedingt den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens wider, sondern gegebenenfalls zu einem Teil auch die Stimmung der Großaktionäre. Solange diese an steigenden Kursen interessiert sind, ist alles in Ordnung, doch ich würde mich als Aktionär dieses Unternehmens auch über die beiden Großaktionäre auf dem Laufenden halten.


Electronic Arts
Vermarktung digitaler Spiele-Werbeflächen für Smartphones

Fr, 07. August um 15:19 Uhr
Okay, ich spiele manchmal gerne Real Racing 3 von Electronic Arts auf meinem iPad. Dieses Autorennen ist so realistisch wie es nur geht: echte Strecken der Formel 1 vom Nürburgring bis Sachsenring, echte Rennautos vom Audi R8 bis zum Lamborghini Gallardo, lenken durch Neigung des iPads und Gas und Bremsen durch Tippen auf den Bildschirm. Und auf den Strecken sind die Werbetafeln aufgestellt und … mit Werbung bestückt. Ja, Electronic Arts vermarktet die digitalen Werbeflächen der digitalen Rennstrecken.

Noch eine zweite Entwicklung spielt dem Unternehmen in die Karten: Der Siegeszug von Smartphones und Touchpads. Musste man früher eine Playstation, Xbox oder Wii haben um Computerspiele mit den aufwändigen Graphiken überhaupt sinnvoll spielen zu können, so ist heute jeder Smartphone- und Touchpad-Besitzer potentieller Kunde von Electronic Arts. Die Preise der Spiele purzeln, die Absatzzahlen hingegen explodieren, und entsprechend hat sich die Aktie von Electronic Arts in den vergangenen drei Jahren versiebenfacht.

In der Bilanz schlummern Barreserven in Höhe von 3 Mrd. USD, dem stehen Schulden von nur 633 Mio. USD gegenüber. Für die nächsten fünf Jahre erwarten Analysten durchschnittlich ein Gewinnwachstum von jährlich 17%, das KGV 2016e steht bei 22. Da ist noch Luft nach oben bei der Bewertung.


Patrizia Immobilien
Erfolgreiche Umstellung auf Geschäftsmodell Dienstleistung

Fr, 07. August um 15:20 Uhr
Ich habe Mitte 2013 ausführlich über die Umstellung des Geschäftsmodells von Patrizia berichtet, wir hatten die Aktie vorübergehend und mit gutem Erfolg in unser Portfolio aufgenommen. Patrizia hat sich auf das Immobilienmanagement spezialisiert und stieß Beteiligungen an Immobilien bis auf einen Restbestand von 10% je Projekt ab. Das Kalkül war, die Immobilienpreisspekulation von den regelmäßigen Mieteinnahmen zu trennen.

So befinden sich die Immobilien in der Hand großer Investmentvehikel von Blickrock und ähnlichen Finanzinvestoren, die Kunden den Besitz einer Immobilie schmackhaft machen. Patrizia hingegen verwaltet Immobilien für solche Finanzinvestoren, kümmert sich um die Instandhaltung, Abrechnung und Vermietung und erhält eine konstante Verwaltungsgebühr. Die hohen Finanzierungskosten für Immobilien im eigenen Bestand entfallen.

Das Konzept geht auf, die Aktie von Patrizia hat sich seither noch verdreifacht. Das KGV 2016e steht bei 25, der Gewinn steigt sprunghaft an. Mit 1,7 Mrd. Euro Marktkapitalisierung sind die für 2016 erwarteten 250 Mio. Umsatz in meinen Augen jedoch bereits üppig bewertet.



Korrelation

Fr, 07. August um 15:24 Uhr
KORRELATIONSMATRIX

kfr FCAUHUMSAXEAP1Z
FCAU1,000,010,120,350,41
HUM0,011,000,04-0,11-0,07
SAX0,120,041,000,290,47
EA0,35-0,110,291,000,31
P1Z0,41-0,070,470,311,00






lfr. FCAUHUMSAXEAP1Z
FCAU1,000,340,260,350,28
HUM0,341,000,090,150,29
SAX0,260,091,000,470,42
EA0,350,150,471,000,35
P1Z0,280,290,420,351,00



FCAUHUMSAXEAP1Z
Gewichtung für optimales Portfolio:

25%2%23%25%25%
Gewichtung für minimum Risiko Portfolio:

13%25%12%25%25%



erwartete RenditeVolatilitätSharpe ratio
Optimal9,1%25,4%0,28
Minimum risk6,8%19,3%0,25



FCAUHUMSAXEAP1Z
BrancheAutoGesundheitWerbungSpieleImmo
RegionITUSADUSAD
TypValueWachstumWachstumWachstumSpekulation


Dieses Portfolio hat Ihnen bereits viel Freude bereitet und das sollte auch so bleiben. Sie haben eine gute Branchendiversifizierung mit Autos (Fiat), Gesundheitssektor (Humana), dem Werbemarkt (Ströer), dem Spielsektor als spezieller Bereich des Technologiemarktes (Electronic Arts) und eine Immobilienaktie (Patrizia).

Auch regional sind Sie gut aufgestellt mit zwei deutschen Titeln (Ströer, Patrizia), zwei US-Titeln (Humana, Electronic Arts) und einer Spekulation auf die Auferstehung der Club-Med Länder (Fiat aus Italien).

Fiat würde ich als Value-Aktie einstufen, die derzeit auch aufgrund der Euro-Turbulenzen zu niedrig bewertet ist. Humana, Ströer und Electronic Arts befinden sich in einer Wachstumsphase, und Patrizia würde ich als Spekulation auf weiter ansteigendes Interesse von Anlegern an Investitionen in den Immobilienmarkt sehen. Die Firmen, die diese Gelder einsammeln und Immobilien kaufen, geben dann die Verwaltung an Patrizia ab.

Herzlichen Glückwunsch, das Portfolio gefällt mir sehr gut.



06. Wunschanalyse: Silver Wheaton


Silver Wheaton
Die größten Silberreserven weltweit

Fr, 07. August um 09:57 Uhr
Nicht nur der Silberpreis verantwortet die Kursentwicklung der Aktie von Silver Wheaton, sondern auch die Zinswende sowie ein Steuerstreit mit der kanadischen Finanzbehörde. Das Geschäftsmodell ist überaus attraktiv, doch bei näherer Betrachtung lässt sich auch ein Haar in der Suppe finden, das ich Ihnen in dieser Wunschanalyse zeigen werde.

DIE GRÖSSTEN SILBERRESERVEN WELTWEIT

Das Geschäftsmodell von Silver Wheaton ist ein ganz besonderes. Lediglich Royal Gold verfügt über ein ähnliches Geschäftsmodell, jedoch vorwiegend im Goldmarkt, sowie Franco Nevada, die jedoch auch Öl und Gas sowie andere Rohstoffe im Portfolio haben. Silver Wheaton ist das größte Unternehmen von den dreien. Mit 750 Mio. Unzen (Moz) an Silberreserven verfügt kein anderes Minenunternehmen über einen vergleichbar großen Silberschatz in der Erde. Und das Gute daran: Silver Wheaton muss seinen Schatz gar nicht selber heben, es lässt den Schatz heben und zahlt dann nur eine geringe Aufwandsentschädigung dafür.

Das Geschäftsmodell ist recht ausgefeilt: Minenbetreiber benötigen einen Großteil der Investitionen zum Erschließen einer neuen Mine, also bevor auch nur die erste Unze Silber gefördert wurde. 70% des weltweit geförderten Silber wird jedoch nicht einmal absichtlich gefördert, sondern ist nur ein Nebenprodukt der Kupfer-, Nickel oder Eisenerzförderung. Zugegeben, ein wertvolles Nebenprodukt, doch im Verhältnis zum absoluten Wert des eigentlich abgebauten Rohstoffes ist das Silber verhältnismäßig gering.

Der Minenbetreiber kennt sich aus mit dem von ihm abgebauten Industriemetall. Er hat eine Meinung über die Preisentwicklung und kalkuliert die Kosten der Minenerschließung entsprechend. Einnahmen aus dem Nebenprodukt Silber werden in die Kalkulation einbezogen, doch über die Preisentwicklung des Silbers ist sich der Minenbetreiber wesentlich unsicherer als über die des abgebauten Industriemetalls. Es ist also eine Komponente mit großem Unsicherheitsfaktor in der Kalkulation.

Unsicherheiten sind im Vorfeld eines Erschließungsvorhabens natürlich genau die Dinge, die Investoren dazu veranlassen, den zukünftigen Wert der Mine stärker abzudiskontieren. Sammelt der Minenbetreiber also Gelder für die Erschließung der Mine ein, so werden die darin vermuteten Silberreserven mit einem großen Abschlag bewertet.

Doch es kommt noch schlimmer: Für einen möglichen zukünftigen Wert des im Boden befindlichen Silberschatzes werden natürlich auch die zu erwartenden Abbaukosten abdiskontiert. Und da ist der Phantasie der Investoren Tür und Tor geöffnet, Schreckensszenarien der Welt auf diese eine Mine zu übertragen: ausufernde Technologiekosten, Umweltkosten, Genehmigungskosten, Streiks, Wettereinflüsse, geologische Hindernisse, ... Sie glauben gar nicht, was alles passieren kann, bis die erste Unze das Licht der Welt erblickt.

Und genau hier setzt Silver Wheaton an.


GESCHÄFTSMODELL VON SILVER WHEATON: SILBERLIZENZEN

Auf Basis des im Boden befindlichen Silberschatzes bietet Silver Wheaton an, eine nennenswerte Zahlung vorab zu leisten, wenn es danach jede geförderte Unze Silber für bspw. 4,- USD kaufen darf.

Der Vertrag enthält dann genaue Vereinbarungen: Aktuell beträgt der durchschnittliche Preis über alle Vereinbarungen von Silver Wheaton 4,20 USD/Oz Silber. Da Silver Wheaton derzeit zu 62% in Silberlizenzen investiert ist und bereits zu 38% in Goldlizenzen (Tendenz steigend), ergibt sich ein durchschnittlicher Kaufpreis für Gold & Silber von 5,30 USD/Oz Silberäquivalent (Silver Wheaton rechnet die Goldengagements in Silberäquivalente um). Im Vertrag ist meist eine Inflationsklausel enthalten, die diesen Preis nach dem dritten Jahr der Vereinbarung um 1% p.a. ansteigen lässt. Der Silberpreis steht aktuell bei 14,58 USD/Oz, bietet also eine hübsche Gewinnspanne.

Diesen günstigen Kaufpreis erhält Silver Wheaton natürlich nur gegen eine happige Vorabzahlung. Dieses Geld kann der Minenbetreiber zur Finanzierung der Erschließung der Mine verwenden. Silver Wheaton beschafft sich das Geld von Investoren, bspw. durch Ausgabe neuer Aktien bei den Aktionären.

Dabei bewerten Investoren Silver Wheaton mit weniger Risiken als den Minenbetreiber, Silver Wheaton kommt also günstiger an das Investitionskapital. Der Grund ist ganz einfach: Die Risiken eines Minenbetreibers, die ich oben aufgelistet habe, bestehen für Silver Wheaton nicht. Mit der Erschließung und dem Betrieb der Mine hat Silver Wheaton nichts mehr zu tun, so auch nicht mit den damit einhergehenden Risiken. Vielmehr kann sich Silver Wheaton nach abgeschlossenem Vertrag zurücklehnen und Däumchen drehen, bis die ersten Unzen Silber geliefert werden.

Die meisten Verträge beinhalten das Recht auf 25%, 50%, 70% oder sogar 100% der Silberproduktion der Mine für eine bestimmte Dauer, meistens für die gesamte Lebensdauer der Mine. Sie können sich also sicher sein, dass keine weiteren Kosten anfallen, bis der Silberschatz vor der eigenen Haustür abgeladen wird.

Investoren, die den Silberschatz einer Silbermine also mit den Risiken der Erschlieung und des Betriebs abdiskontieren, tun dies bei Silver Wheaton nicht. Von diesem Geschäftsmodell profitieren also alle: Der Silberminenbetreiber, Silver Wheaton und Sie als Aktionär. Die Differenz zwischen den Finanzierungskosten des Minenbetreibers und Silver Wheaton wird aufgeteilt.


DAS HAAR IN DER SUPPE: WECHSELWIRKUNG VON ZEIT UND PREIS

Zu schön um wahr zu sein, habe ich mir nun seit einigen Monaten schon gedacht, und ich habe intensiv nach einem Haar in dieser köstlichen Suppe gesucht. Ich habe eins gefunden: Die Wechselwirkung von Zeit und Preis.

Es gibt keine Vereinbarung darüber, wie viele Unzen in welchem Zeitraum geliefert werden sollen. Derzeit erleben wir fallende Preise auf den Rohstoffmärkten. Anfang 2011 stand das Silber noch bei 48 USD/Oz, seither ist es sukzessive auf nunmehr 14,58 USD/Oz gefallen.

Widersinnigerweise reagieren Minenbetreiber auf den Preisverfall mit steigender Produktion, um die Umsatzzahlen zumindest stabil zu halten. Silver Wheaton bekommt also derzeit Rekordvolumina an Silber und Gold vor die Tür gestellt. Das ist gleich mehrfach doof: Silver Wheaton muss einen konstanten Preis für das geförderte Silber zahlen, erhält im Verkauf jedoch aufgrund des Preisverfalls immer weniger.

So kann auch Silver Wheaton ein wachsendes Umsatzvolumen ausweisen, doch der Gewinn kann nicht Schritt halten. Zur Erreichung des Umsatzwachstums muss Silver Wheaton aufgrund der steigenden Mengen einen überproportional hohen Preis zahlen. Die operativen Kosten springen an, die Gewinnmarge sinkt.

Gleichzeitig schrumpfen die Silberreserven, der Silberschatz im Boden, schneller als erwartet. Der Silberschatz im Boden wird bei Silver Wheaton aufgrund der nicht vorhandenen Erschließungs- und Betriebskosten höher bewertet als bei Minenbetreibern selbst. Entsprechend führt die schnellere Förderung, also die schnellere Schrumpfung des Silberschatzes überproportional zu einem Rückgang der Vermögenswerte in der Bilanz von Silver Wheaton.

Als sei das noch nicht genug, endet die Niedrigzinsphase. Der Silberschatz wird im Wert mit einem Zinssatz abdiskontiert, der in Abhängigkeit vom aktuellen Zinsniveau gewählt wird. Bei steigenden Zinsen, und die USA laufen auf die erste Zinsanhebung seit 2006 zu, wird der in der Zukunft zu fördernde Silberschatz in der Bilanz von Silver Wheaton zusätzlich nochmals weniger wert.

Im Vergleich zu 2014 soll die geförderte Menge an Gold und Silber unter dem Dach von Silver Wheaton bis 2019 um insgesamt 40% ansteigen. Die Geister, die ich rief: Nicht zuletzt durch die attraktiven Finanzierungsbedingungen von Silver Wheaton erlebte die Minenbranche eine Flut von Investitionen, die in den kommenden Jahren zu einer steigenden Fördermenge führen wird.

Bevor wir eine Bewertung des Unternehmens vornehmen können, muss ich Ihnen nun noch ein anderes Problem von Silver Wheaton erläutern: Die kanadische Steuerbehörde möchte Geld haben. Die langjährigen Kunden meines Heibel-Ticker Börsenbriefes werden nun angsterfüllt die kommenden Zeilen lesen, da wir einen solchen Vorgang bei einem unserer Portfoliowerte erlebt haben.


KANADA MÖCHTE IM AUSLAND ERWIRTSCHAFTETE GEWINNE BESTEUERN

Silver Wheaton hat von der kanadischen Steuerbehörde Anfang Juli einen Brief erhalten, in dem die Steuerbehörde ihre Absicht kundtut, außerhalb Kanadas erwirtschaftete Gewinne von Tochtergesellschaften der Mutter zuzuordnen und zu besteuern. Es handelt sich um 567 Mio. USD Gewinn im Zeitraum von 2005 bis 2010, die zu einer Steuernachzahlung von 150 Mio. USD zzgl. Strafen in Höhe von 57 Mio. USD führen sollen.

Silver Wheaton hält dagegen, dass man mit branchenüblichen Tochtergesellschaften arbeite, die ihre Gewinne eigenständig im Ausland erzielen und daher nicht unter das kanadische Steuerrecht fallen.

Ersparen wir uns die technischen Feinheiten, über die sich nun vermutlich mehrere Jahre gestritten wird, und sagen wir einfach wie es ist: Silver Wheaton hat Töchter auf den Cayman Islands und erwirtschaftet dort einen wesentlichen Teil des Konzerngewinns steuerfrei. Die kanadische Steuerbehörde möchte diesem Treiben einen Riegel vorschieben.

Da mag Silver Wheaton derzeit die ganze Branche auf seiner Seite haben, denn jeder Minenkonzern verwendet solche oder ähnliche Strukturen. Doch am Ende sind Cayman-Töchter Finanzbehörden und der Politik ein Dorn im Auge, und mit vereinten Kräften werden Wege gefunden, um Nutznießer dieser Steueroasen zur Kasse zu bitten. Wir haben schmerzhaft erleiden müssen, wie die brasilianische Steuerbehörde dem Eisenerzkonzern Vale nach vielen Jahren der Verhandlungen in einem Vergleich viele Milliarden USD aus den Rippen quetschte.


AASGEIER KREISEN SCHON

Doch nun kommt es noch dicker für Silver Wheaton: Sollte Silver Wheaton am Ende der Auseinandersetzung mit der Steuerbehörde verlieren, so wären die Bilanzen der Jahre 2005 bis 2010 falsch und somit eine Irreführung der Aktionäre. Diese könnten dann das Unternehmen für den Kursverlust seit 2011 verantwortlich machen.

Im Frühjahr 2011 erzielte der Kurs bei 32,45 Euro sein Allzeithoch, seither ist die Aktie bis auf nunmehr 11,67 Euro um 64% gefallen.

Seit dem Brief der kanadischen Finanzbehörde an Silver Wheaton gibt es 12 Anwalstkanzleien, die Aktionäre zu entsprechenden Aktionen gegen Silver Wheaton aufrufen und diese dann natürlich vertreten wollen. Das sieht dann etwa so aus, dass eine Kanzlei über sämtliche News-Verteiler Aktionäre aufruft, sich bei ihnen zu melden, damit die Kanzlei dann – für die Aktionäre zunächst kostenfrei – deren Verluste gegenüber Silver Wheaton geltend macht und Schadensersatz fordert. Die Anwälte kassieren dann im Erfolgsfall einen Anteil des Schadensersatzes.

Damit sind die Rahmenbedingungen geklärt: Die kanadische Steuerbehörde hat sich das Konstrukt der Tochtergesellschaften auf den Cayman Islands zum Ziel genommen und wird aus politischen Gründen auf keinen Fall eine Niederlage riskieren. Man fordert nicht mal eben 200 Mio. USD und gibt nach ein paar Wochen zu, dass man sich geirrt habe.

Auf der anderen Seite wird Silver Wheaton einen Urteilsspruch verhindern, denn wenn Silver Wheaton schuldig gesprochen würde, werden unzählige Aktionäre, vertreten durch die unzähligen Anwaltskanzleien, zu Recht Schadensersatz fordern.

Es wird also einen Vergleich geben. Gleichzeitig wird die kanadische Steuergesetzgebung hinsichtlich der Besteuerung von Gewinnen ausländischer Tochtergesellschaften konkretisiert, was ein Hinweis darauf ist, dass ein Schuldspruch für die Vergangenheit nur schwer aus der alten Gesetzgebung abzuleiten ist.


FOLGEN DES STEUERSTREITS: NACHZAHLUNGEN

Rechnen wir also einmal aus, wo der Aktienkurs von Silver Wheaton vor dem Hintergrund dieser Erwartung von mir landen sollte:

Zunächst ist es beruhigend zu wissen, dass Silver Wheaton über Kreditlinien und Barreserven auf insgesamt bis zu 1,7 Mrd. USD zugreifen kann. In die Insolvenz kann die Steuerforderung das Unternehmen also nicht treiben.

Doch im schlimmsten Fall muss Silver Wheaton 207 Mio. USD für die Zeit von 2005 bis 2010 nachzahlen. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis für den Zeitraum 2011 bis 2015 weitere Steuernachforderungen folgen. Diese schätze ich dann auf nochmals 300 Mio. USD (das Unternehmen ist kräftig gewachsen).

Diese Strafen würden vermutlich nicht in einem Schlag bezahlt werden müssen, sondern könnten aus dem freien Cashflow über einige Jahre gestreckt werden. Solche Effekte führen kaum zu einer niedrigeren Bewertung eines Unternehmens, da sie einmalig sind, das Geschäftsmodell also nicht in Frage stellen.


GESCHÄFTSMODELL IN FRAGE GESTELLT

Doch wenn wir die Ereignisse konsequent zu Ende denken, dann wird hier das Geschäftsmodell in Frage gestellt: Auch in der Zukunft wird Silver Wheaton dann die Gewinne der ausländischen Tochtergesellschaften in Kanada versteuern müssen. Ich gehe davon aus, dass dies der politische Wille Kanadas ist. Bei einer Steuerquote von bspw. 20% würde der Gewinn also um 20% gemindert werden – auf ewig. Die Ertragskraft wäre also 20% geringer als bislang angenommen.


BEWERTUNGSANSATZ KGV ZEIGT GÜNSTIGE BEWERTUNG AUF

Aktuell notiert die Aktie auf einem KGV 2015e von 15. 16 der 20 (also vier Fünftel) unter Vertrag stehenden Minen von Silver Wheaton befinden sich außerhalb Kanadas und rechnen über die Töchter auf den Caymans ab. Vier Fünftel von 20% Steuerquote macht 16% weniger Gewinn als heute. Das KGV 2015 stünde dann nicht bei 15 sondern bei 18. Royal Gold steht bei 27, Franco Nevada bei gar bei 55.

Rechnen wir einmal anders herum: Seit dem Brief der kanadischen Steuerbehörde hat Silver Wheaton 1,5 Mrd. USD auf 5 Mrd. USD Marktkapitalisierung verloren, das sind 23% der Marktkapitalisierung von vor dem Brief. Dabei stehen bei pessimistischer Betrachtung vorerst nur 207 plus 300 Mio. USD also 507 Mio. USD im Feuer, zuzüglich der schwächeren Ertragskraft in der Zukunft.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen lässt sich der aktuelle Ausverkauf um 23% kaum rechnerisch nachvollziehen. Es bleiben jedoch noch zwei negative Auswirkungen ohne konkrete Zahlen: Zum einen die Massenklagen der vermeintlich getäuschten Aktionäre. Und zum anderen müssen wir davon ausgehen, dass Silver Wheaton in den kommenden Monaten stärker mit den Steuerbehörden beschäftigt ist als mit dem Geschäft.

Zudem werden die in Frage stehenden 507 Mio. USD kurzfristig sicherlich nicht in neue Projekte gesteckt, bevor diese Angelegenheit geklärt ist. Sprich: Das Unternehmen wird in der nahen Zukunft keine neuen Projekte an Land ziehen, und das Management wird sich weniger um’s Geschäft kümmern als vielmehr um die Befriedigung des Informationsbedarfs der Steuerbehörden.


CHANCEN UND RISIKEN

Schauen wir uns einmal die Chancen und Risiken an. Silver Wheaton profitiert von einem steigenden Silber- und Goldpreis. Die beschriebene Abwärtsspirale würde sich im Handumdrehen umdrehen. Steigende Rohstoffpreise vermindern den Druck auf Minengesellschaften, möglichst viel zu produzieren. Die Rohstoffpreise würden dadurch rar und um so schneller steigen. Für Silver Wheaton würde dadurch der Wert des Silberschatzes in der Bilanz steigen. Auch die operativen Kosten würden fallen, und die Gewinnmarge würde steigen. Die Aktie würde wie ein gehebeltes Produkt auf die Edelmetallpreise in die Höhe schnellen.

Das Risiko der Steuernachzahlung und der höheren Besteuerung künftiger Gewinne würde jedoch auf absehbare Zeit, ich rechne mit mehreren Jahren, bestehen bleiben. Auch das Risiko der stärkeren Abdiskontierung des Silberschatzes in der Bilanz von Silver Wheaton aufgrund des steigenden Zinsniveaus wird meiner Einschätzung nach für viele Jahre bestehen bleiben.

Sagen wir also, es gibt drei Faktoren, die den Kurs von Silver Wheaton beeinflussen: Der Silberpreis, die Steuerbehörde und das Zinsniveau. Steuerbehörde und Zinsniveau sind meiner Einschätzung nach auf absehbare Zeit negative Einflüsse. Selbst wenn wir eine positive Silberpreisentwicklung erwarten, würden zwei negative Einflüsse bestehen bleiben. Der Silberpreis müsste also seinen Abwärtstrend verlassen und in einen nachhaltigen Aufwärtstrend einlenken, um der Aktie von Silver Wheaton zu helfen.


FAZIT:
Für meinen Geschmack sind das zu viele Risiken und Eventualitäten, als dass ich Silver Wheaton auf diesem Kursniveau empfehlen könnte.

Der Silberpreis befindet sich in einem intakten Abwärtstrend, und das von Silver Wheaton aufgebaute Geschäftsmodell zeigt, dass für eine Trendwende auf dem Silbermarkt zunächst noch ein paar Minenbetreiber pleite gehen müssen, bevor das Angebot verknappt und dadurch der Preis steigen wird.

Silber als Bestandteil der Vermögensplanung, als Währungsalternative zu US-Dollar und Euro, wird in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund der eingeleiteten Zinswende in den USA zunehmend unattraktiv. Auch die schlimmen Krisen der vergangenen Monate, Ukraine, Griechenland und IS, haben den Preis auf den Edelmetallmärkten kaum positiv beeinflusst. Ich sehe also keinen Grund für eine baldige Trendwende.

In den USA nimmt die Konjunktur Fahrt auf. Auch aus Europa mehren sich positive Konjunkturdaten, zuletzt sogar aus Frankreich. Da sind konjunktursensible Aktien viel eher auf der Einkaufsliste von Anlegern als Edelmetalle.




07. Update beobachteter Werte

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Dieses Kapitel bleibt den Heibel-Ticker PLUS-Abonnenten vorbehalten.

In Deutschland gibt es kaum einen anderen, der die Hintergründe der Aktienmärkte so messerscharf von dem täglichen Medienrummel trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers Stephan Heibel.

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08. Übersicht HT-Portfolio

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.

Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.

Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
Kbei Gelegenheit Kaufen, 
NKNachkaufen 
HHalten, 
Vbei Gelegenheit Verkaufen, 
TVTeilverkauf, also nicht die ganze Position 
VLVerkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
SLStopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
TSTrailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird 



Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

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Stephan Heibel
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09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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