Heibel-Ticker 16/16 - Fulminante Rallye mahnt zur Vorsicht

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22.04.2016:



H E I B E L - T I C K E R    S T A N D A R D

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428

11. Jahrgang - Ausgabe 16 (22.04.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Fulminante Rallye mahnt zur Vorsicht
02.So tickt die Börse: Das Schlimmste scheint überstanden
 - Daimler belastet den DAX
 - Google investiert wie ein betrunkener Matrose
 - Starbucks mit schwachem Ausblick
 - Microsoft Bruchlandung
 - Wochenrückblick
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Euphorie bei abnehmendem Grundvertrauen
 - Top Analystenziele
04.Ausblick: Verschnaufpause kann auch robusten Markt treffen
05.Wunschanalyse: Daimler
 - Daimler: hohe Dividende und niedriges Bewertungsniveau
 - Erfolge des Jahres 2015
 - Solide Dividendenaktie seit 28 Jahren
 - Günstiges Bewertungsniveau
 - Mir könnet älles außer hochdeutsch
 - Brennstoffzelle und Elektroantrieb
 - Batterie und Software
 - Car-as-a-Service
 - Eine Frage des Zeithorizonts
 - Fazit:
06.Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird: Ströer
 - Ströer:
 - Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird
07.Update beobachteter Werte
 Teilverkauf über 17,25€, Gewinn mitnehmen
 Gewinnmitnahme nach 33% Kursrallye
 Enttäuschende vorläufige Zahlen
 Endgültige Zahlen ohne Überraschung
08.Übersicht HT-Portfolio
09.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
10.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Fulminante Rallye mahnt zur Vorsicht

Liebe Börsenfreunde,

Mein Auftritt auf der Handelsblatt-Bühne der Invest in Stuttgart hat mir Spaß gemacht. Gemeinsam mit Joachim Goldberg, der das Sentiment im Auftrag der Deutschen Börse erhebt, sowie Andreas Grünewald, Vorsitzender des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter, haben wir über die schlimmsten Anlegerfehler gesprochen. Es wird Sie nicht überraschen, dass jeder von uns "Profis" natürlich auch eigene Fehler ins Feld führte.

Mir war im Vorfeld nicht bewusst, dass es sich bei der Messe um eine Verkaufsveranstaltung handelt. Ziel ist es nicht, Wissen zu vermitteln, sondern Anlegergelder für die eigenen Finanzprodukte einzusammeln. Entsprechend vor den Kopf gestoßen war ich denn auch, als mir ein Student von der Uni Hamburg, den ich seit einigen Jahren bereits kenne, auf die Schulter fasste und mir von seinem "Erfolg" berichtete: Er habe bei einer Sales-Challenge für einen Long den zweiten Preis errungen.

Nachdem meine Fragen nach der Analysemethode, seiner Investmentidee und ähnlichen grundlegenden Dingen ins leere liefen, dämmerte es mir irgendwann, das es nicht um die Empfehlung an sich ging, sondern um die Präsentation der Empfehlung. Es wurde der beste Geldverkäufer gesucht.

Ja, das ist die Finanzbranche: Wie früher auf dem Pferdemarkt werden heute Finanzprodukte an den Mann gebracht.

Nicht alles sind Scharlatane. Ich habe auch einige interessante Kollegen kennen gelernt und habe mir daher vorgenommen, nächstes Jahr wieder dort hinzugehen.

Diese Woche ist viel passiert, daher ist der heutige Heibel-Ticker ziemlich lang geworden (sorry). In Kapitel 02 zeige ich Ihnen anhand der einzelnen Ereignisse dieser Woche, wie robust der Markt auf negative Zahlen einzelner Unternehmen reagiert.

Die Stimmung schäumt über, unsere Sentimentumfrage misst bereits Euphorie. Zeit für Gewinnmitnahmen, doch ist eine Trendwende zu fürchten? Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 03.

Wie wir uns in der kommenden Woche am besten verhalten sollten und wo ich eine Untergrenze für eine eventuelle Verschnaufpause im DAX sehe, arbeite ich in Kapitel 04 für Sie aus.

Die Wunschanalyse dieser Woche handelt von Daimler, siehe Kapitel 05. Ich habe die Analyse gestern noch vor den Quartalszahlen und vor der heutigen Hiobsbotschaft über die US-Untersuchung der Abgaswerte erstellt. Doch diese beiden Meldungen ändern nichts an meiner Schlussfolgerung, die ich in der Wunschanalyse ziehe: Daimler ist günstig, doch Sie werden gute Nerven brauchen, wenn Sie diesen Dividendentitel ins Depot holen.

Gestern hat eine Shortattacke das Unternehmen Ströer Media erschüttert. Binnen weniger Minuten waren eine halbe Milliarde Marktkapitalisierung verschwunden, die Aktie ist um 20% eingebrochen. Der auf Shortspekulationen spezialisierte US-Hedgefonds Muddy Waters wirft den beiden Großaktionären Dirk Ströer und Udo Müller (CEO) vor, die Bilanz zu verschleiern, für eigene Ziele aufzuhübschen und sich an Transaktionen persönlich zu bereichern. Der 60 Seiten umfassende Bericht ist nur auf englisch verfügbar. Ich habe mir die Mühe gemacht und die wichtigsten Vorwürfe herausgearbeitet. Meines Wissens ist meine Zusammenfassung in Kapitel 06 bislang die umfangreichste deutsche Darstellung der Vorwürfe.

Ströer hat inzwischen eine Gegendarstellung veröffentlicht sowie eine Telefonkonferenz abgehalten, an der ich teilgenommen habe. Darin konnten einige Vorwürfe entkräftet werden, doch es bleibt ein Geschmäckle. Mein Fazit: Lassen Sie bis auf weiteres die Finger von der Aktie. Die Sache ist mit der Gegendarstellung noch nicht beendet.

Wie immer gibt es einige Updates inklusive zweier Verkaufsempfehlungen in Kapitel 07 sowie eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 08.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts160424.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Das Schlimmste scheint überstanden

Da habe ich doch nicht schlecht gelegen, oder? Nach +5,9% in der Vorwoche legte der DAX diese Woche nochmals um 3,4% zu. So ziemlich alle Marktbeobachter hatten beim Erreichen der 10.000 Punkte-Marke im DAX reflexartig vor Rückschlägen gewarnt. Der Heibel-Ticker war meines Wissens die einzige Publikation, die bereits frühzeitig auf das bevorstehende nachhaltige Überwinden der 10.000 Punkte-Hürde hinwies und auch nach dem erfolgreichen Überspringen am bullischen Ausblick festhielt.

Wie immer, wenn man so gut liegt mit seiner Prognose, habe ich in den vergangenen zwei Wochen ziemlich schlecht geschlafen. Es braucht schon einiges, um sich so gegen die weit verbreitete Meinung zu stellen. Um so schöner ist es, wenn die Sache aufgeht und nun sollten wir, bevor der Größenwahn einzieht, Teilgewinne mitnehmen.

Nachdem in der vergangenen Woche eine Reihe von Banken Quartalszahlen veröffentlichten, die schlechter ausfielen als erwartet, und deren Aktien dennoch anstiegen, ist es nun nicht mehr ganz so einfach. Doch noch immer zeigt der Markt eine relative Stärke, die weiterhin optimistisch stimmt.

DAIMLER BELASTET DEN DAX

So gab es heute eine ganze Reihe von Hiobsbotschaften, und dennoch hält sich der DAX verhältnismäßig gut (nur -0,5%), der Dow Jones notiert aktuell sogar im Plus. Gestern wurde Mitsubishi in Asien vorgeworfen, Abgaswerte manipuliert zu haben. Heute erhielt Daimler von der US-Justizbehörde die Aufforderung, das Zustandekommen der Abgaswerte intern und unter Einbeziehung von US-Aufsehern zu ermitteln.

Hinter der Aufforderung steht eine Sammelklage. Es handelt sich um den ersten Schritt einer vermutlich längeren Prozedur. Zunächst wird also Daimler aufgefordert, die Abgaserhebungsverfahren vollständig transparent zu machen. Auf Basis dieser Informationen kann das Justizministerium dann im zweiten Schritt Fehlerquellen herausfiltern. Und sollte es nennenswerte Fehlerquellen geben, wird auch Daimler unter Druck geraten.

Daimler notiert mit 5,5% im Minus und zieht BMW (-0,75%) mit in den Keller. Zwei Drittel der DAX-Werte notieren im Plus, können aber das Minus der beiden Autowerte nicht kompensieren.

Seit dem VW-Abgasskandal habe ich Sie wiederholt vor Autowerten gewarnt. Die komplexe Motorentechnologie kann nur von deutschen Ingenieuren beherrscht werden, wenn überhaupt. Doch es scheint als kommen nun auch die deutschen Ingenieure an ihre Grenzen. VW, Mitsubishi, Daimler, ... allein der Umstand, wenn ein Unternehmen Verbrennungsmotoren herstellt, wird in einigen Jahren bereits ausreichen, um das Unternehmen als riskant einzustufen, wenn das so weiter geht.

Passend dazu habe ich gestern eine ausführliche Daimler Wunschanalyse ausgearbeitet, die Sie in Kapitel 05 lesen können. Dort sind die heutigen Meldungen nicht enthalten. Daimler ist günstig, es läuft rund und dennoch ist die Aktie im Kielwasser des VW-Abgasskandals noch nicht abgehoben. Die heutige Meldung wird die Aktie weiterhin zurück halten. Wer mutig ist, der steigt hier ein. Ich erwarte keine skandalösen Ergebnisse in Folge der Untersuchungen, allerdings wird es eine Reihe negativer Meldungen geben, die Sie als Aktionär überstehen müssen.

GOOGLE INVESTIERT WIE EIN BETRUNKENER MATROSE

In den USA gab es gestern Abend gleich drei Tiefschläge: Alphabet, das Internetunternehmen formerly known as Google (RIP Prince) hat gestern Abend enttäuschende Q-Zahlen veröffentlicht. Umsatz und Gewinn sind um 17,4% bzw. 20% resp. angewachsen. Doch die Kosten sind überproportional gestiegen. 10.000 zusätzliche Arbeitnehmer hat Google eingestellt, die Einnahmen im Ausland wurden durch den starken US-Dollar geschmälert und die "other bets", die "anderen Wetten", mit denen Google in die Zukunft investiert, haben 200 Mio. USD mehr verschluckt als zuvor. Dabei hatte gerade die von der Wallstreet ins Silicon Valley gewechselte Ruth Porat als CFO von Google versprochen, die Investitionsfreude des Google-Managements in Zukunftsträume zu zügeln. Der Anstieg dieser Kostenposition erinnert nun jedoch mehr an die Spendierfreude eines betrunkenen Matrosen.

Auch die Kosten pro Klick (CPC) für eine AdWords Werbung sind rückläufig, der Durchschnittspreis ist um 9% gesunken. Google notiert heute mi 5% im Minus.

STARBUCKS MIT SCHWACHEM AUSBLICK

Der zweite Tiefschlag heißt Starbucks. Das Unternehmen hatte vor drei Monaten mit schwachen Umsätzen in Europa negativ überrascht. Dieser Malus konnte nun ausgeglichen werden, die Erwartungen der Analysten wurden erreicht. 9% Umsatzwachstum über alle Märkte, 16% Gewinnwachstum können sich sehen lassen. Zudem ist die Gewinnmarge von 17% auf 17,3% angewachsen. Doch der Ausblick hat Anleger enttäuscht. 10% Umsatzwachstum und ein Gewinn von 1,85 bis 1,86 USD/Aktie im laufenden Jahr ist deutlich weniger als die von Analysten erwarteten 1,89 USD/Aktie Gewinn und die 12,5% Umsatzwachstum.

Starbucks notiert aktuell mit 5,75% im Minus.

MICROSOFT BRUCHLANDUNG

Der dritte Tiefschlag stammt nun aus dem Hause Microsoft und hat auch mich überrascht. Satya Nadella steht bei mir hoch im Kurs, er hat den Konzern neu ausgerichtet und das Cloud- sowie Officegeschäft zu wichtigen Wachstumsträgern gemacht. Auch das Suface Tablet verzeichnet in diesem Anwendungsumfeld Erfolge. Doch neben diesen Highlights scheint bei Microsoft nicht viel zu laufen, und so haben die Zahlen unterm Strich enttäuscht.

Die Xbox wird nach einem Jahrzehnt als erfolgreiche Spielekonsole sang und klanglos eingestellt. Auf dem Smartphonemarkt bekommt Microsoft keinen Fuß auf den Boden. Windows 10 ist gut vom Markt aufgenommen worden, hilft aber lediglich den Abwärtstrend im PC-Geschäft zu verlangsamen, nicht aber umzukehren.

4,25% lautet das Minus der Microsoft-Aktie am heutigen Tag.

Während ich nun diese drei Tiefschläge beschrieben habe, ist der Dow Jones von einem leichten Plus in ein leichtes Minus gedreht. Das ändert nichts an meiner Einschätzung: Diese drei Tiefschläge haben es nicht geschafft, verwandte Aktien mit in den Keller zu reißen. Bei allen drei Unternehmen war zwischen den Zeilen zu lesen, dass ohne einen so starken USDollar insbesondere die Gewinnsituation deutlich besser ausgesehen hätte. Und mit einem Wechselkurs zwischen 1,07 bis 1,12 USD/EUR in den Monaten Januar bis März stand der US-Dollar damals deutlich tiefer als heute, denn der Wechselkurs scheint sich nun über 1,12 USD/EUR zu etablieren.

WOCHENRÜCKBLICK

Was ist noch passiert in der vergangenen Woche? In Japan und in Ecuador gab es verheerende Erdbeben mit hunderten Opfern. Es hätte niemanden überrascht, wenn diese beiden Ereignisse für einen Ausverkauf an den Börsen gesorgt hätten, immerhin sind einige Zulieferer der Smartphoneproduzenten im japanischen Erdbebengebiet angesiedelt und auf absehbare Zeit nicht lieferfähig. Die Aktie von Apple war aus diesem Grund unter Druck.

Netflix hat mit 500.000 neuen Abonnenten das Ziel der Analysten von 586.000 neuen Abos klar verfehlt, die Aktie brach am Dienstag um 8% ein. Kein Wunder, denn ein Unternehmen mit einem KGV von 437 darf sich keinen Fehler leisten.

Big Blue alias IBM hat den 16. Umsatzschwund in Folge verzeichnet. CEO Ginni Rometty erklärt Quartal für Quartal mit eindrucksvollen Worten, warum das nicht zu verhindern war. Doch ein Gegenmittel hat auch sie nach vier Jahren noch immer nicht gefunden.

Gestern hat dann ein auf Short-Spekulationen spezialisierter Hedgefonds den deutschen Werbevermarkter Ströer unter Beschuss genommen. Ich habe eine ausführliche Analyse der Vorwürfe in Kapitel 06 vorgenommen.

Wenn DAX und Dow Jones trotz solcher Hiobsbotschaften weiter aufwärts streben, dann wird das der Optimist als ein Zeichen von extremer Stärke darstellen, der Pessimist wird konstatieren, dass die Einschläge immer näher kommen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES21.4.16Woche Δ
Dow Jones17.983 0,3%
DAX10.436 3,4%
Nikkei17.565 3,9%
Shanghai A 3.090 -4,2%
Euro/US-Dollar1,130,3%
Euro/Yen124,751,0%
10-Jahres-US-Anleihe1,87%0,09
Umlaufrendite Dt0,10%0,05
Feinunze Gold$1.247 1,4%
Fass Brent Öl$44,79 1,5%
Kupfer4.999 3,1%
Baltic Dry Shipping670 12,2%



Plus 3,4% im DAX, sogar 3,9% im Nikkei trotz Erdbeben. Der Dow Jones hingegen konnte nur um 0,3% zulegen, und in China gaben die Aktien gar 4,2% ab. Grund für die gute Performance der Exportländer Japan und Deutschland ist meiner Einschätzung nach der steigende Ölpreis sowie die allgemein festeren Rohstoffpreise.

Im Zeitalter des Computer-automatisierten Handels werden steigende Rohstoffe mit Konjunkturaufschwung gleichgesetzt, was die Exporttätigkeit in der Welt ankurbelt. Diese Algorithmen sind weltweit fest einprogrammiert und sorgen für sofortige Kursreaktionen bei entsprechenden Bewegungen der Rohstoffpreise. Doch ich habe Berichte gelesen, dass in China nach einer eher zurückhaltenden Konjunkturtätigkeit nun wieder Lager aufgefüllt werden, was eben nur vorübergehend für einen Preisanstieg sorgt. Natürlich werden die Lager aufgefüllt, weil man mit verstärkter Produktionstätigkeit rechnet, doch das wird noch einige Monate dauern, bis wir an dieser Stelle Gewissheit haben. Das Ganze kann sich auch noch als Strohfeuer entpuppen.

Das Kupfer ist also um 3,1% angesprungen. Der Ölpreis um 1,5%, obwohl das Treffen der Ölförderländer in Doha ergebnislos verlief. Ein Ausverkauf wäre eigentlich die logische Folge dieses enttäuschenden Ergebnisses gewesen. Doch inzwischen hat die Internationale Energieagentur (IEA) vorgerechnet, dass die Ölnachfrage im laufenden Jahr "nur noch" um 1,16 Mio. Fässer am Tag anwachsen werde. Gleichzeitig wissen wir, dass die Saudis ihr Angebot um 1 Mio. Fässer ausweiten, der Iran um weitere 600.000 Fässer. 1,6 Mio. mehr gefördertes Öl am Tag trifft auf einen Nachfrageanstieg um 1,16 Mio. Fässer, da werden noch immer 440.000 Fässer zu viel gefördert.

Doch nun laufen die Fracking-Anlagen in den USA aus und werden nicht mehr eingesetzt, da der Ölpreis für die Erschließung neuer Fracking-Vorkommen zu niedrig ist. Im laufenden Jahr werde die US-Produktion daher um 1 Mio. Fässer zurückgehen. Sprich: Das Nachfragewachstum kann nicht gestillt werden. Öl wird wieder knapp, egal ob der Iran nun irgendwelchen Einfrierungen zustimmt oder nicht.

Das Wachstum der Nachfrage komme hauptsächlich aus China und Indien, so die IEA. Die Meldung wurde zwar als negativ-Schlagzeile für den Ölpreis veröffentlicht, weil das Wachstum geringer ausfällt als noch zuvor erwartet. Doch dieses Nachfragewachstum war offensichtlich nicht mehr in den Köpfen der Anleger präsent und sorgte nun für einen weiteren Anstieg des Ölpreises.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist um weitere 12,2% auf nunmehr 670 USD gestiegen. Ein weiteres Zeichen für eine Wiederbelebung der Wirtschaft.

Sind diese guten Daten nun der Beweis für die Kursanstiege der vergangenen Wochen und sollten Sie daher nun Gewinne mitnehmen? Oder ist das erst der Anfang einer fulminanten Rallye? Schauen wir uns zur Beantwortung dieser Frage zunächst noch die Entwicklung des Sentiments an.




03. Sentiment: Euphorie bei abnehmendem Grundvertrauen

Nun ist die Stimmung übergeschäumt, viele Anleger feiern die Kursgewinne als gebe es kein Morgen. Ich habe soeben eine Lobesmail erhalten, nach deren Lesen ich überrascht bin, das keine Sänfte vor meinem Büro auf mich wartet. Doch ich habe gelernt, wenn ich auch fünfmal hintereinander richtig an der Börse liege, werde ich dennoch geteert und gefedert, sollte ich beim sechsten mal daneben liegen.

Die Stimmung ist so gut wie zuletzt Anfang Dezember, kurz vor der heftigen Baisse, die viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt hat. Gleichzeitig ist auch die Selbstzufriedenheit stark angestiegen und notiert ebenfalls auf einem Niveau, das wir seit Ende letzten Jahres nicht mehr gesehen haben.

Dabei ist das Kaufinteresse der Anleger verflogen, die Grundüberzeugung für anhaltend steigende Kurse ist nicht mehr gegeben und damit fehlt eine wichtige Unterstützung für den Fall, dass Verkäufe einsetzen.

Nun ist die Sentimenterhebung allein kein ausreichender Indikator für die künftige Entwicklung an den Märkten. Wenngleich im Dezember nach einer ähnlichen Stimmungslage ein heftiger Ausverkauf folgte, so hatten wir ebenfalls ein ähnliches Stimmungsgemenge vor etwas mehr als einem Jahr. Damals blieb die Euphorie lange erhalten, während niemand an weiter steigende Kurse glaubte und der DAX kletterte an der berühmten Wand der Angst von 9.600 auf 12.300 Punkte.

Der Angst und Gier - Index des S&P 500 zeigt schon wieder Gier an (74%). Ab 75% befinden wir uns im Bereich extremer Gier. Das Put/Call-Ratio des S&P 500 ist abgerutscht, die meisten Anleger spekulieren bereits auf weiter steigende Kurse. An der Euwax hingegen hat der langfristige Indikator ins Minus gedreht, hier spekulieren die meisten auf fallende Kurse.

Der Dow Jones notiert ja schon seit einiger Zeit im Vergleich zum Jahresbeginn im Plus während der DAX noch tiefrote Zahlen schrieb. Eine Aufholjagd ist also durchaus angebracht, zumal der befürchtete US-Dollarausverkauf vorerst beendet scheint.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Ströer Media, Amazon, Starbucks

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Chesapeak Energy, Bayer, Citigroup

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Die Kaufempfehlungen von Sharewise sind schon wieder ziemlich mutig: Ströer trotz Skandal, Starbucks trotz schwachem Ausblick und Amazon ist immer ein Liebesbekenntnis und weniger eine fundierte Anlageentscheidung. Gewarnt wird von Frühzyklikern wie Chesapeak und Bayer, aber auch der niedergeprügelten Citigroup. Das klingt für mich sehr waghalsig und passt zur oben attestierten Euphorie, Vorsicht ist also durchaus angebracht.

Ich werde im folgenden Kapitel näher darauf eingehen, ob die Einschläge nun näher kommen oder ob die Börse eine robuste Verfassung hat, ob die Stimmung bereits als Kontraindikator wie eine Warnung zu interpretieren ist oder aber ob diese Euphorie noch eine Weile anhalten kann.

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien

TOP ANALYSTENZIELE

UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Dt. Beteiligung18.418,47 €35,00 €89,50%
Commerzbank21.48,42 €14,00 €66,27%
Zalando19.428,55 €45,00 €57,62%
Daimler AG20.462,96 €98,00 €55,65%
Wirecard19.435,56 €53,00 €49,04%
Dt. Bank18.416,95 €25,00 €47,49%
Südzucker20.415,16 €22,00 €45,12%
ZOOPLUS21.4121,00 €175,00 €44,63%
Dt. Lufthansa18.413,90 €20,00 €43,88%
Capital Stage21.46,93 €9,70 €39,97%

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.




04. Ausblick: Verschnaufpause kann auch robusten Markt treffen

Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie überwiegend vergangenheitsbezogene Erklärungen von mir. Detaillierte Analysen und Einschätzungen über die künftige Börsenentwicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei insbesondere den Wünschen meiner Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:

INTERNET: Kundenbereich

- täglich aktuelle Einschätzungen zu den Meldungen, die unsere offenen Positionen betreffen

- einen Chart für jede offene Position, um die Kurssituation schneller zu erfassen

- die Möglichkeit, nur die 10 neuesten Kommentare zu den offenen Positionen anzeigen zu lassen.

- Sie können sich aus den empfohlenen Werten Ihr eigenes Musterportfolio zusammenstellen, um gezielter und schneller die für Sie relevanten Neuigkeiten zu sehen.

Weiterhin erhalten meine Kunden eine übersichtliche Tabelle über alle offenen Positionen mit der jeweiligen Wochenperformance sowie Performance seit Empfehlung und mit einer Übersicht über die anstehenden Aktivitäten wie Stopp Loss nachziehen oder verkaufen bzw. kaufen.

Für die besonders aktiven Anleger unter Ihnen biete ich an, die unterwöchigen Updates direkt per E-Mail an Sie zu senden und ich benachrichtige Sie im Falle von Aktionsempfehlungen (Kauf oder Verkauf) direkt per SMS auf Ihr Handy. Dabei handelt es sich um einen Zusatzdienst (Express!), den ich mit 6,25 € pro Monat berechne. Keine Angst, sämtliche Updates befinden sich natürlich dann auch nochmals in der Freitagsausgabe für die normalen PLUS-Kunden.

Den Reaktionen meiner Kunden entnehme ich, dass der Heibel-Ticker PLUS die Bedürfnisse von Anlegern gezielt und verständlich sowie fundiert und erfolgreich befriedigt. Schauen Sie sich das neue Angebot einmal mit einem Schnupperangebot (6 Wochen zu 20 €) an. Es würde mich freuen, wenn ich Sie als neuen Abonnenten gewinnen kann.

Für eine Jahresgebühr von 150 Euro erhalten Sie ein Jahresabonnement sowie einen Vorzugspreis für sämtliche Sonderanalysen, die in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht werden. Viele Sonderanalysen stelle ich den Heibel-Ticker PLUS Kunden sogar kostenfrei zur Verfügung.

Falls Ihnen ein Jahr zu lang erscheint, dann können Sie den Heibel-Ticker PLUS auch zunächst für ein halbes- oder viertel Jahr bestellen. Oder bestellen Sie einfach das Schnupperabo zu 20 € für 6 Wochen.

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05. Wunschanalyse: Daimler



Daimler
hohe Dividende und niedriges Bewertungsniveau

Do, 21. April um 13:12 Uhr
Daimler hat sich in den vergangenen Jahren von teuren Abenteuern getrennt. Nun spuckt der Konzern wieder viel Gewinn aus, eine attraktive Flotte sorgt für Absatzrekorde auf allen Weltmärkten. Doch die Elektromobilität ist in aller Munde, und Daimler betritt diesen Zukunftsmarkt nur zögerlich. In dieser Analyse komme ich zu dem Schluss, dass Probleme für Daimler erst in ferner Zukunft akut werden, aktuell sind die hohe Dividende und das niedrige Bewertungsniveau ein gutes Kaufargument.

ERFOLGE DES JAHRES 2015

Über 2 Mio. PKWs hat Daimler im Jahr 2015 verkauft, über 500.000 LKWs. Das sind historische Absatzrekorde. Hinzu kommen 321.000 verkaufte Kleintransporter sowie 28.100 Busse. Der Absatz ist im Jahr 2015 um 12% gestiegen.

Dank ordentlicher Preise konnte der Umsatz sogar um 15% auf 149,5 Mrd. Euro gesteigert werden. Das PKW-Geschäft macht dabei über die Hälfte des Umsatzes aus, gefolgt von den LKWs mit knapp einem Viertel.

60% des Gewinns kommen aus dem PKW-Geschäft, nur 20% von den LKWs. Hier setzt die Kritik der Analysten an, die ein schwächelndes LKW-Geschäft monieren. Zwar läuft der Absatz in Europa sowie Nord- und Südamerika gut, doch das Asiengeschäft der Nutzfahrzeuge war im vergangenen Jahr stark rückläufig. Insgesamt ist der Gewinn dennoch überproportional um 36% auf 13,8 Mrd. Euro angesprungen.

Für das PKW-Geschäft ist China inzwischen der größte Einzelmarkt. Mit 400.000 verkauften Autos in China wird dort mehr abgesetzt als in Deutschland (296.000) oder in den USA (359.000). Knapp zwei Drittel der in China verkauften PKWs werden auch in China produziert, nur ein Drittel wird nach China exportiert.

So erfolgreich das PKW-Geschäft in China auch sein mag, die chinesische Konjunkturschwäche wirkt sich auf die Nutzfahrzeugbranche aus, und dort gab es rückläufige Absatz- und Umsatzzahlen. Daimler LKWs gehen in Asien überwiegend durch Indonesien, Indonesien hängt aber stark an der Konjunktur Chinas.

Am morgigen Freitag wird Daimler Zahlen für das erste Quartal 2016 veröffentlichen. Ein besonderes Augenmerk der Anleger und Analysten wird auf den LKW-Zahlen aus China liegen. Nachdem ich in den vergangenen Monaten beobachten konnte, wie die Konjunkturdaten Chinas sukzessive nach oben drehten, kann ich mir eine positive Überraschung in diesem Bereich gut vorstellen.


SOLIDE DIVIDENDENAKTIE SEIT 28 JAHREN

Ich bin die Dividendenzahlungen des Konzerns durchgegangen. Seit 1988 wurde die Dividende nur zweimal ausgesetzt (1995 und 2009). Die durchschnittliche Dividendenrendite über diese Zeitspanne beträgt 4,2%. Nicht übel, wenn wir uns das heutige Zinsniveau anschauen. Aber alles andere als berühmt, wenn wir uns die Inflationsraten der 80er und 90er in Erinnerung rufen. Zudem dümpelt die Aktie der Daimler seit 27 Jahren um die 60 Euro herum (splitt- und Euro-umstellungsbereinigt). Eine Wertsteigerung fand nicht statt, wenn wir mal den Kurssprung von 60 auf 66 Euro der vergangenen 10 Tage außer Acht lassen.

Auf der Hauptversammlung am 6.4. wurde eine Dividendenausschüttung für das abgelaufene Jahr 2015 von 3,25 Euro je Aktie beschlossen, das entspricht einer Dividendenrendite von 5,2%. Analysten erwarten für das kommende Jahr 2017 sogar eine Dividendenrendite von 5,75%.


GÜNSTIGES BEWERTUNGSNIVEAU

150 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 71 Mrd. Euro belegt. Das KUV (Kurs/Umsatz-Verhältnis) beträgt somit lediglich 0,47, im Allgemeinen gilt ein KUV von 1 als fair. Ein besonders niedriges KUV gibt es stets dann, wenn kein Wachstum vorhanden oder aber wenn die Gewinnmarge hauchdünn ist.

Das Gewinnwachstum flacht in den kommenden Jahren ab, Analysten erwarten ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 7% p.a. für die kommenden fünf Jahre. Die Gewinnmarge ist mit aktuell 9,2% bereits ziemlich hoch für den Automobilsektor. Viel Luft nach oben ist da nicht.

So erklärt sich auch das niedrige KGV 2017e von nur 7. Ziehen wir die 20 Mrd. Euro Nettoliquidität noch vom Unternehmenswert ab, dann ergibt sich für die Bewertung des Geschäftsmodells ein KGV von nur noch 5.


MIR KÖNNET ÄLLES AUSSER HOCHDEUTSCH

Immer wieder erlaubte sich Daimler teure Abenteuer: Ob die Übernahme der insolventen AEG Mitte der Achtziger, ob die immer wieder teure Beteiligung an dem Airbus-Mutterkonzern EADS, oder ob auch zuletzt die völlig schief gelaufene Übernahme der amerikanischen Chrysler (1998). Selbstüberschätzung hat System bei den Vorständen des Erfinders des Automobils.

CEO Dieter Zetsche hat die letzten Abenteuer aus dem Konzern geschmissen: Chrysler wurde 2010 verkauft und die EADS-Beteiligung wurde 2013 abgestoßen. Und kaum konzentriert sich der Autobauer auf das Autobauen, quillt der Tresor über. 20 Mrd. Euro an Barreserven hat Daimler seither angehäuft.

Doch wohin mit dem vielen Geld? Solange Zetsche am Ruder ist, fürchte ich kein neues desaströses Abenteuer. Und sein Vertrag läuft noch bis 2019. Technologisch ist Daimler bestens aufgestellt. Während Autos vor dreißig Jahren noch eine Lebenserwartung von 10 Jahren hatten, kann man heute zehn Jahre alte Autos kaum von Neuwagen unterscheiden – einmal abgesehen vom Design. Sichtbare Unterschiede von alten Autos zu Neuwagen sind der fehlende iPod-Anschluss und gegebenenfalls die Mercedes-Me App, über die der Besitzer diverse Infos zu seinem Wagen abrufen kann.

Verschleißprobleme gibt es nur immer dort, wo Mercedes weiter an den Verbrauchswerten drehen muss. Bis 2020 muss der durchschnittliche Flottenverbrauch so stark gesenkt werden, dass nur noch 95 gr./km CO2 ausgestoßen werden. Aktuell liegt Daimler bei 123 gr./km CO2. Motoren werden hochgezüchtet und dadurch fehleranfälliger.


BRENNSTOFFZELLE UND ELEKTROANTRIEB

Die Brennstoffzelle ist eine tolle Idee: Wasserstoff wie Benzin tanken und hinten Wasser aus dem Auspuff laufen lassen. Kein anderer Autobauer setzt so konsequent auf die Brennstoffzelle wie Daimler. Dennoch steckt diese Entwicklung noch immer in den Kinderschuhen, wenn wir die Wirtschaftlichkeit betrachten: Es ist noch immer viel zu teuer, Wasserstoff zu gewinnen, und dabei geht noch zu viel Energie verloren.

Wenngleich die Brennstoffzelle also die Lösung all unserer heutigen Probleme verspricht (große Reichweite, emissionsfrei, schnelles „nachladen”), so dürfen Sie die Daimler-Aktie nicht aufgrund dieses Zukunftstraums ins Depot holen. Für ein Investment liegt diese Vision noch in zu weiter Ferne.

Ganz anders sehe ich die Elektromobilität. Tesla hat den Markt aufgemischt, und jeder Autobauer der Welt muss nun mit aller Gewalt in die Elektromobilität investieren. Tesla hat es verstanden, vorhandene Technologien zur Marktreife zu bringen. Mit in Reihe geschalteten Laptop-Batterien (Lithium trägt heute die größte Energiedichte unter den bekannten Batteriestoffen) hat Tesla Reichweiten von bis zu 500 km je Ladung erreicht. Dazu wurde das Auto vollständig neu entworfen: Die Bodenplatte besteht vollständig aus Batterien, gibt dem Fahrzeug dadurch einen extrem tiefen Schwerpunkt und ein Fahrverhalten wie ein Formel-1 Bolide.

Auf die Batterien geschraubt ist dann ein besserer Nähmaschinenmotor, der ohne Gänge sensationelle Beschleunigungswerte ermöglicht. Und Nähmaschinenmotoren halten ewig. Fragen Sie mal ihr ältestes Familienmitglied, wie viele Nähmaschinen sie in ihrem Leben gekauft hat. Die Antwort wird lauten: eine.

Also: Die Karosserie von Autos sieht heute nach 10 Jahren noch aus wie neu. Der Elektromotor hat nicht die Verschleißteile, die einen Verbrennungsmotor altern lassen. Auch die Batterien haben heute schon eine extrem lange Lebensdauer. Nach 160.000 Kilometer hat die Tesla S Batterie noch immer 80-85% ihrer ursprünglichen Kapazität.


BATTERIE UND SOFTWARE

Wenn ich mir die Entwicklung anschaue, gibt es derzeit zwei wichtige Bereiche, die die Zukunft der Automobilmärkte bestimmen werden: Zum einen die Batterietechnik und zum anderen die Software für Autos.

Die Ladekapazität unterliegt physikalischen Gesetzen. Anders als in der Chipindustrie kann die Kapazität nicht jedes Jahr verdoppelt werden. Für die kommenden fünf Jahre sind Kapazitätssteigerungen von maximal 20% zu erwarten. Sollen Autos noch größere Sprünge in der maximalen Reichweite machen, dann muss seitens der Software noch optimiert werden.

Es wird wild entwickelt. Die Batterieflüssigkeit soll durch feste Materialien ersetzt werden und dadurch das Gewicht der Verpackung sparen, was wiederum mehr Ladematerial ermöglicht. Hier versprechen sich die Autobauer, die Tesla hinterherhinken, die größten Chancen.

Tesla selbst hält am Erfolgskonzept fest und plant den Bau einer Gigafactory, der größten Batteriefabrik der Erde, in der die Batterien für Tesla-Fahrzeuge und diverse andere Anwendungen günstiger produziert werden sollen als anderswo. Optimierungen finden bei Tesla in erster Linie auf der Software-Ebene statt. Die Steuerung der immer komplexeren Systeme an Bord eines Autos muss energieeffizient erfolgen. Nicht alle Systeme müssen immer laufen, wenn sie gebraucht werden müssen sie jedoch ad hoc da sein.

So erklärt sich der Erfolg Teslas: Ein Auto, das weniger komplex ist als die Autos der Wettbewerber in Ländern, die mit Komplexität hervorragend umgehen können, und bei dem die Entwicklung hauptsächlich auf Softwareebene erfolgt, ein Bereich in dem die USA führend sind.

Daimler war einige Jahre in Tesla investiert und hat seine Beteiligung 2014 mit großem Gewinn verkauft. Die Bedeutung der Softwareentwicklung für die Zukunft des Autos hat Daimler meines Erachtens nicht richtig bewertet. Man hat sich auf die Ladekapazität der Batterien konzentriert.


CAR-AS-A-SERVICE

Mit MyTaxi und Car2Go hat sich Daimler immerhin in zwei junge Märkte eingekauft, in dem die Software einen maßgeblichen Erfolgsanteil hat. Das Flottenmanagement wird hier vollständig elektronisch realisiert. Es wird der Markt der Großstädte bedient, in dem moderne Städter kein eigenes Auto mehr besitzen, sondern ein standardisiertes Fahrzeug abgreifen, wenn sie es gerade brauchen.


EINE FRAGE DES ZEITHORIZONTS

Daimler ist in der heutigen Automobilwelt bestens aufgestellt. Der Konzern partizipiert voll am Wachstum Chinas und wird, wenn sich die Konjunktur dort erholt, überproportional gute Zahlen schreiben. Dieser Erfolg wird meiner Einschätzung nach auch in den kommenden Jahren anhalten, und vor diesem Hintergrund ist die Daimler Aktie sehr günstig bewertet.

Doch meiner Einschätzung nach wird das Automobilgeschäft der Zukunft stärker durch Software bestimmt werden. Die Umstellung der Mobilfunknetze von 4G auf 5G sei die letzte Hardware-Umstellung, habe ich gelernt. Danach finden Generationswechsel nur noch auf der Softwareebene statt.

Autos sind noch nicht so weit, aber da wird es hingehen. Ob diese Entwicklung fünf oder fünfzig Jahre in Anspruch nehmen wird, kann ich leider nicht beurteilen. Doch das Geschäftsmodell von der heutigen Daimler ist ein Auslaufmodell. Und je nachdem, wie weit Sie mit Ihren Investments in die Zukunft schauen, können Sie sich nun noch einige Jahre an Daimlers Dividende erfreuen. Vielleicht kriegen die Schwaben ja auch noch die Kurve hin zum Softwarekonzern. Noch ist es nicht zu spät.


FAZIT:
Die in dieser Analyse aufgeworfenen Kritikpunkte beziehen sich sicherlich auf die ferne Zukunft. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, und es ist schwer abzuschätzen, wann solche Szenarien in den Aktienkurs eingepreist werden. Für die kommenden ein bis zwei Jahre dürfte jedoch die hohe Dividende Grund genug für Aktionäre sein, dem Unternehmen die Stange zu halten. Das Bewertungsniveau ist günstig und etwaige Probleme liegen, wenn überhaupt, noch in weiter Ferne.

Zudem sorgt eine attraktive Flotte derzeit auf vielen Märkten für ordentliche Wachstumszahlen. Ziel dieser kritischen Betrachtung ist lediglich, die Daimler-Aktie, die in vielen Depots bereits seit Jahrzehnten liegt, nicht aus den Augen zu verlieren.



06. Ströer: Wenn ein Gutsherr zum Yuppie wird: Ströer


Ströer

Fr, 22. April um 10:30 Uhr
STRÖER: WENN EIN GUTSHERR ZUM YUPPIE WIRD

Gestern hat der US-Hedgefonds Muddy Waters eine Analyse zu Ströer veröffentlicht, in der dem Unternehmen Bilanzierungsunregelmäßigkeiten bis hin zu schädlichem Insiderverhalten vorgeworfen wird. Auf 60 Seiten (http://d.muddywatersresearch.com/wp-content/uploads/2016/04/MW_SAX_04212016.pdf) wird detailliert aufgezeigt, wie das Management von Ströer Zahlen dahingehend manipuliere, um eine größere Ertragskraft sowie ein größeres Wachstum insbesondere im neuen Geschäftsbereich der digitalen Medien zu erzeugen. Die Aktie von Ströer ist gestern um 20% eingebrochen, eine halbe Milliarde Marktkapitalisierung wurde so ausradiert.

Es wäre nicht das erste mal, das ein Bilanzierungsskandal ein Unternehmen zu Fall bringt. Ich habe mir daher die Mühe gemacht und die 60 Seiten durchgearbeitet. Meine Einschätzung: Der Co-Gründersohn Dirk Ströer und der CEO Udo Müller, beide mit je 21% an Ströer beteiligt, müssen lernen, sich der öffentlichen Kontrolle zu unterwerfen. Ein schmerzhafter Lernprozess, aber kein Grund, dafür in den Knast zu wandern. Muddy Waters auf der anderen Seite ist ein Hedgefonds, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mit Short-Ideen Geld zu verdienen. Der Chef Carson Block ist bekannt dafür, Bilanzierungsunregelmäßigkeiten aufzudecken, was in einem Fall sogar bei einem chinesischen Unternehmen einen großen Schwindel aufdeckte, der die Existenz des Unternehmens beendete.

So zieht Muddy Waters in der Analyse auch gleich Parallelen zu dem chinesischen Extremfall. Ich halte diese Parallele allerdings für übertrieben. Ströer wird lernen müssen, Privates von Udo Müller und Dirk Ströer stärker vom Geschäftlichen der Aktiengesellschaft zu trennen und mögliche Interessenskonflikte stärker zu berücksichtigen. Auch wird Ströer nach diesen Enthüllungen ein wenig entzaubert, das zuvor hohe Bewertungsniveau wird so schnell nicht mehr erreicht werden. Die Existenz von Ströer wird dadurch jedoch nicht in Frage gestellt.

Bevor wir die Vorwürfe durchgehen noch ein paar Hintergrundinformationen zu Ströer: Das Unternehmen ist 2010 an die Börse gegangen, der Kurs dümpelte zwei Jahre vor sich hin, bis 2012 die "Digitale Strategie" verkündet wurde. Während das angestammte Geschäft der Außenwerbung durch Poster, Bildschirme bis hin zu Videos auf Infoscreens als Immobiliengeschäft darstellt, denn maßgeblich für die Einnahmen ist hier die Lage, Lage, Lage der Werbeträger, sollen künftig digitale Werbeträger entwickelt werden.

Seither hat Ströer 29 Unternehmen zugekauft: Das Online-Portal der Dt. Telekom, eine Educational Company, eine mobile Werbeplattform, ein Unternehmen für statistische Auswertungen, digitale Gelbe Seiten, Mega Poster bis hin zu freeXmedia von freenet. Insgesamt wurden 142 Mio. Euro in bar für Übernahmen ausgegeben, zudem erhöhte sich die Anzahl der ausstehenden Aktien um 32%.

Ströer stellt die Digitale Strategie als Erfolgsstory dar, 2014 sei das digitale Geschäft organisch um 34,3% gewachsen, 2015 um 23,5%. Analysten sind begeistert von solchen Wachstumszahlen bei gleichzeitig unerreicht hoher Profitabilität und errechnen sehr hohe Kursziele. Das KGV 2015 steht bei 28, die Aktie hat sich seit den ersten sichtbaren Erfolgen der Digitalen Strategie Anfang 2014 bis heute vervierfacht. Solche Zahlen und Kursentwicklungen kennen wir nur von Internetunternehmen und wir wissen, dass nur wenige der digitalen Geschäftsmodelle am Ende wirklich erfolgreich waren.

WallStreet
Abbildung 1: WallStreet


Schauen wir uns also die Vorwürfe von Muddy Waters einmal näher an:

Der gewichtigste Vorwurf ist in meinen Augen die persönliche Vorteilnahme von CEO Udo Müller und Co-Gründersohn Dirk Ströer im Rahmen einer Transaktion mit freenet: Die türkische Tochter freeXmedia wurde im Dezember 2012 durch eine Investmentgesellschaft gekauft, die Dirk Ströer und Udo Müller gehört. Nur zwei Tage später veröffentlicht Ströer, dass man das Unternehmen gemeinsam mit zwei weiteren Beteiligungen der Investmentgesellschaft an Ströer abkaufen wolle. Muddy Waters errechnet aus dieser Transaktion einen Gewinn von 22,4 Mio. Euro für Dirk Ströer und Udo Müller, nachdem sie zuvor 2 Mio. Euro eingesetzt hätten. Ein Gewinn, der nicht angefallen wäre, wenn Ströer die freeXmedia direkt von freenet gekauft hätte. Somit handele es sich um eine persönliche Bereicherung, wobei doch die beiden Insider zum Wohle des Unternehmens Ströer den direkten Kauf unter Einsparung von 22,4 Mio. Euro hätten vorziehen müssen.

Die Rechnung, wie der Kaufpreis zustande kam und wieviel jeweils für die drei Beteiligungen angesetzt wurde, ist nicht verfügbar, entsprechend mutmaßt Muddy Waters hier. Auch ich muss sagen, diese Transaktion hat ein Geschmäckle, zumal bereits eine Woche vor dem Kauf von freeXmedia durch das Investmentvehikel von Udo Müller und Dirk Ströer dieser Fall im Aufsichtsrat von Ströer besprochen wurde. Zudem hat CFO Alfried Bührdel, der Anfang 2014 dann den Kauf von freeXmedia durch Ströer in seinem Jahresabschluss abzeichnen sollte, Anfang 2014 überraschend und aus persönlichen Gründen das Handtuch geschmissen. Muddy Waters folgert daraus, dass Bührdel diese Transaktion im Jahresabschluss nicht so darstellen durfte, wie er es verantworten würde.

Das ist der Kern des Vorwurfs von Muddy Waters gegenüber Ströer. Udo Müller und Dirk Ströer hätten sich an dieser Transaktion persönlich bereichert. Wenn sich dieser Vorwurf bewahrheitet, dann ist die Glaubwürdigkeit des Managements von Ströer gefährdet. Und da die Digitale Strategie zu großen Teilen eine Idee von Udo Müller und Dirk Ströer ist, wäre eine deutliche Neubewertung (tiefere Kurse) die Folge.

Es folgen dann noch eine Reihe von Unstimmigkeiten, die in meinen Augen unglücklich sind, nicht aber kriminell. So behauptet Muddy Waters, freeXmedia habe nur durch Geschäfte mit Ströer ein ordentliches Umsatzwachstum erzielt. Zudem hätten Dirk Ströer und Udo Müller den Kaufpreis von 4 Mio. Euro nur zur Hälfte in bar und zur anderen Hälfte durch Werbedienstleistungen aus dem Hause Ströer bezahlt, was das Unternehmen benachteilige bzw. doppelt belaste. Dann wird aufgezeigt, dass freenet den Kauf entsprechend ausweist, also 2 Mio. Dienstleitungen von Ströer bilanziert, das Investmentvehikel von Udo Müller und Dirk Ströer jedoch nur 1 Mio. Euro in Form von Dienstleistungen dem Kaufpreis zurechnet. Ich könnte mir vorstellen, dass freenet den offiziellen Kaufpreis der erhaltenen Dienstleistungen anzeigt, während Udo Müller und Dirk Ströer lediglich ihren Einkaufspreis für die entsprechenden Dienstleistungen bei Ströer bilanzieren. 50% Marge sind bei solchen Transaktionen keine Seltenheit.

Der nächste Vorwurf bezieht sich auf die Geschäftsentwicklung von freeXmedie. Nach der Übernahme durch Ströer sei der Umsatz um 30% eingebrochen, so die Feststellung. Daraus folgert Muddy Waters, dass der Umsatz im Vorfeld künstlich und durch Geschäfte mit Ströer nach oben manipuliert wurde und dass der Wert des Unternehmens deutlich geringer sei, als im Rahmen der Transaktion durch Ströer an die Investmentgesellschaft von Udo Müller und Dirk Ströer bezahlt wurde. Ich weiß nicht, aber könnte es nicht sein, dass die Umsätze, die freeXmedia mit Ströer gemacht hat, nach der Übernahme bilanziell konsolidiert werden, also nicht mehr als Außenumsatz auftauchen? Wenn freeXmedia 30% seines Umsatzes mit Ströer gemacht hat, dann hätten wir eine nachvollziehbare Erklärung, die diesen Vorwurf widerlegt.

NACHTRAG: Meine hier geäußerte Vermutung ist falsch: Ströer hat klargestellt, dass der Verlust zweier Mandate von freeXmedia bereits vor der Transaktion bekannt gewesen und in die Bewertung eingeflossen war.

Ströer kauft die drei Beteiligungen vom Investmentvehikel Udo Müllers und Dirk Ströers im Februar 2014 für 49,5 Mio. Euro zzgl. einer Preisanpassungsklausel in Höhe von 9,85 Mio. Euro. Nun wirft Muddy Waters Ströer vor, diese Preisanpassungsklausel sogar noch auf 10,7 Mio. Euro erhöht zu haben, obwohl der Umsatz, und somit der geschäftliche Erfolg, dieser Übernahme rückläufig war. Eine Preisanpassungsklausel wird in der Regel nur dann nach oben gewährt, wenn sich das Geschäft überraschend positiv entwickelt. Doch auch dieser Vorwurf wäre entkräftet, wenn meine zuvor erläuterte Erklärung richtig wäre und die 30% Umsatzeinbruch der Konsolidierung zuzuschreiben wären.

Diese Transaktion hinterlässt sicherlich ein Geschmäckle, wie schon oben ausgeführt. Immerhin sind auch gleich zwei der sechs Aufsichtsräte Mitte Dezember, umgehend nach der Veröffentlichung der Kaufabsicht für freeXmedia durch Ströer, nachdem zwei Tage zuvor freeXmedia durch das Investmentvehikel von Udo Müller und Dirk Ströer gekauft worden war, zurückgetreten. Einer war erst 18 Monate im Amt, der andere hatte noch ein Jahr seiner fünf Jahre laufenden Amtszeit vor sich.

Wenn ein Shortseller mal so einen Fall hat, dann deckt er natürlich alles auf, was ihm auffällt. Mir wäre das Research lieber gewesen, wenn es auf fünf Seiten diese fragwürdige Transaktion bis ins Detail dargestellt hätte. Stattdessen musste ich mich durch 60 Seiten Research arbeiten, bei dem viele Vorwürfe vermutlich darauf hinauslaufen, dass Ströer seinen Ermessenspielraum bei der Bilanzierung teilweise ein wenig zu weit gefasst hat. Hier noch ein paar Beispiele:

Infoscreen, die Bildschirme in Supermärkten und U-Bahn, wurden 2015 plötzlich dem Digitalgeschäft zugeordnet. Dabei wurden Kosten in Höhe von 5,4 Mio. Euro aus dem Digitalgeschäft plötzlich nicht mehr als operative Kosten ausgewiesen, sondern als nicht operative Kosten. Für Analysten ist immer die Ertragskraft des operativen Geschäfts wichtig: Wieviel kann mit einem bestimmten Geschäftsmodell verdient werden. Nicht operative Kosten gelten als einmalig oder zumindest wachsen sie nicht in Abhängigkeit vom Umsatz des entsprechenden Geschäftsbereichs. Wenn man also operative Kosten als nicht operativ definiert, dann wird die Ertragskraft des entsprechenden Geschäftsbereichs durch die geringer zurechenbaren Kosten besser. Infoscreen erreichte nach Umwidmung als digitales Geschäft plötzlich eine Gewinnmarge von 50%. Das sei, so Muddy Waters, weltweit einmalig, nicht mal das Silicon Valley erreiche solch eine Profitabilität. Zuletzt habe man eine solche Gewinnmarge in diesem Geschäftsbereich bei einem chinesischen Unternehmen gesehen, das anschließend durch Bilanzmanipulationen aufgeflogen sei.

Ein weiterer Vorwurf: Das organische Wachstum im Digitalgeschäft sei um die Wachstumsrate von im entsprechenden Jahr getätigten Übernahmen verbessert worden. Das ist etwas kompliziert, ich versuche es in Worte zu fassen: das organische Wachstum ist genau das Wachstum des Geschäfts, das zum Jahresbeginn bereits bestand. Wenn bspw. 100 Mio. Euro Umsatz auf 110 Mio. Euro Umsatz anwachsen, dann beträgt das organische Wachstum 10%. Wenn im betreffenden Jahr ein Unternehmen zugekauft wurde, das bspw. 10 Mio. Euro Umsatz im Vorjahr ausgewiesen hatte, dann wird dieses Unternehmen im laufenden Jahr nicht in der Berechnung des Umsatzwachstums berücksichtigt. Es bleibt bei 10% Umsatzwachstum.

Doch wenn das gekaufte Unternehmen bspw. im Jahr der Übernahme dann 12 Mio. Euro Umsatz macht, nach 10 Mio. Euro im Vorjahr, dann ist der Umsatz um 2 Mio. Euro angestiegen. Ströer habe, so der Vorwurf von Muddy Waters, diese 2 Mio. Euro in die Berechnung des organischen Wachstums eingerechnet. Ganz ehrlich: Ich weiß, dass die 10 Mio. bzw. die 12 Mio. Euro nicht eingerechnet werden dürfen. Ob nun die 2 Mio. Euro Wachstum eingerechnet werden dürfen, das weiß ich nicht. Kann gut sein, dass es sich hierbei um Ermessensspielraum handelt, der eben von Ströer im Sinne der Wachstumsstrategie des digitalen Geschäfts genutzt wurde.

Ein weiterer Vorwurf: Eingestellte Geschäftsaktivitäten würden im digitalen Geschäft rückwirkend aus der Vergleichsbasis entfernt, so dass das Wachstum höher erscheine als unter Berücksichtigung der Fehler, die Muddy Waters sogleich als Managementfehler bezeichnet. Ja, das ist meiner Meinung nach nicht ganz transparent und daher nicht fair. Da muss Ströer transparenter werden, wenn das stimmt. Genauso scheint Ströer Wertberichtigungen für gescheiterte Geschäftsaktivitäten nicht zeitnah vorzunehmen, um von den Fehlern abzulenken. Auch das ist nicht sauber, ist meiner Erfahrung nach aber eher die Regel in der Geschäftswelt als die Ausnahme.

Nun kommt noch ein in meinen Augen lächerlicher Vorwurf: Der freie Cashflow sei zu hoch angesetzt, so Muddy Waters, weil Zahlungsverbindlichkeiten im 3 Jahresdurchschnitt von Ströer binnen 95 Tagen bezahlt wurden, zuletzt betrug diese Frist jedoch 118 Tage. Dadurch würden Zahlungsmittel länger im Konzern gehalten, der freie Cashflow habe sich dadurch ein wenig erhöht. Tja, würde ich sagen, das ist ein normaler Vorgang im Rahmen des Cash-Managements. An diesem Punkt bin ich langsam ärgerlich geworden, mit welchen Lapalien einem hier die Zeit geraubt wird.

Belassen wir es mal bei dieser Aufzählung. Es folgen noch Vorwürfe hinsichtlich der Verschleierung von Aktienverkäufen durch Udo Müller und Dirk Ströer über eine Liechtensteiner Gesellschaft, die laut Muddy Waters nicht ordnungsgemäß der BaFin gemeldet seien. Zudem fiel Muddy Waters eine Regelung auf, die Udo Müller und Dirk Ströer die Kontrolle über das Unternehmen zusichert, solange sie zusammen lediglich mindestens 10% der Anteile des Unternehmens halten. Die beiden könnten also in die erzeugte digitale Euphorie hinein ihre Anteile verkaufen, ohne dies ordnungsgemäß gemeldet zu haben und zudem ohne Einfluss zu verlieren, so der Vorwurf.

Zwei abschließende Fragen und eine Schlussfolgerung:

Ist die Shortattacke gerechtfertigt oder entbehrt sie jeder Grundlage, wie von Ströer in einer ersten Meldung behauptet? Ich würde sagen, ein Gutsherr, der zum Yuppie wird, fühlt sich sicherlich manchmal größer als er ist und vor diesem Hintergrund tritt Fehlverhalten auf.

Ist die Digitale Strategie und sind die Personen Udo Müller und Dirk Ströer, die mit der Digitalen Strategie in Verbindung gebracht werden, damit nicht mehr haltbar? Nun, ich würde schon sagen, dass die beiden derzeit auf einem Schleudersitz sitzen. Doch die meisten der Vorwürfe lassen sich ausräumen. Es wird teuer werden, sowohl für die beiden Personen Ströer und Müller, als auch für das Unternehmen Ströer. Doch wenn die aufgezeigten Mängel nun konsequent angegangen werden, dann sollten viele Vorwürfe verschwinden. Doch bis die beiden aus dem Unternehmen gejagt werden, müssen noch härtere Beweise gefunden werden.

Das Wachstum des Digitalgeschäfts ist geringer als geglaubt, die Aktie wird sich nicht so schnell erholen. Heute erfolgt die Gegenbewegung. Spekulanten kaufen in dem Glauben, dass es schon nicht so schlimm sein werde. Doch wie ich solche Shortattacken kenne, wird Muddy Waters nochmals nachladen, wenn sich die erste Aufregung gelegt hat. Ich wäre also vorsichtig mit einer solchen Spekulation.

Grundsätzlich gilt die eiserne Regel für langfristige Anleger: Bilanzierungsunregelmäßigkeiten = Verkaufen! Bevor diese Vorwürfe nicht restlos ausgeräumt sind, würde ich die Finger von der Aktie lassen. Sowohl spekulativ, als auch langfristig.


Nachtrag: Nun hat auch Ströer zu den Vorwürfen Stellung genommen (http://irpages2.equitystory.com/websites/stroeer/German/222/news.html?newsID=1550999). Viele Vorwürfe werden, wie von mir erwartet, entkräftet. Ein Großteil der Differenzen wird mit Umrechnungsgewinnen begründet, die aufgrund einer vorteilhaften Wechselkursentwicklung anfielen. Diesen Umstand habe Muddy Waters nicht berücksichtigt. Mein Eindruck hat sich dadurch jedoch nicht verändert: Wenn zwei Aufsichtsräte und der CFO plötzlich und aus persönlichen Gründen von Bord gehen, bleibt ein Geschmäckle.



07. Update beobachteter Werte

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08. Übersicht HT-Portfolio

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.

Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.

Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
Kbei Gelegenheit Kaufen, 
NKNachkaufen 
HHalten, 
Vbei Gelegenheit Verkaufen, 
TVTeilverkauf, also nicht die ganze Position 
VLVerkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
SLStopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
TSTrailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird 



Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

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Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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