Heibel-Ticker PLUS 16/18 - Angst und Panik machen sich breit

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06.05.2016:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

11. Jahrgang - Ausgabe 18 (06.05.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Technische Reaktion der Carry-Trades
02.So tickt die Börse: Wachstum verlangsamt sich
 - Schwache Einkaufsmanagerindizes
 - Japan steht still
 - Ölpreiseinbruch
 - Angst
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Angst und Panik macht sich breit
 - Top Analystenziele
04.Ausblick: Erst Hü, dann Hott
05.Wunschanalyse: Kuka
 - Kuka: 600% Kursgewinn in vier Jahren
 - Industrie 4.0
 - Industrie zum Investieren gezwungen
 - Heutige Quartalszahlen erwartet schwach
 - Hohes Bewertungsniveau für attraktives Unternehmen
 - Erfolge inzwischen hinreichend bekannt
 - Fazit: Tolles Unternehmen mit modernen Produkten, die Aktie hätten Sie haben sollen
06.Update beobachteter Werte: Apple, Fitbit, BB Biotech, Paypal
 - Apple: Aktie noch nicht tief genug
 - Fitbit: Physik der Skalierbarkeit vereitelt Belohnung des Erfolgs
 - BB Biotech: Nachkaufen
 - Paypal: Rückschlag zum Aufstocken nutzen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Technische Reaktion der Carry-Trades

Liebe Börsenfreunde,

diese Woche wurden lt. Commerzbank 17 Mrd. USD aus dem US-Aktienmarkt abgezogen, der größte Abfluss seit September 2015. Diese Ziffer unterstützt meine These, dass Auflösungen von Carry-Trades hinter der aktuellen Marktschwäche stecken. Die Details dazu lesen Sie in Kapitel 02.

Wenn der DAX um 4,5% einbricht, dann darf die Stimmung auch schon mal in Angst und Panik umschlagen. Doch reicht das, um für einen Boden zu sorgen? Ich untersuche das Sentiment der Märkte in Deutschland sowie den USA ausführlich in Kapitel 03.

Meine Schlussfolgerungen aus dieser Datenlage lesen Sie in Kapitel 04. Die Gretchenfrage: Hält die 9.800 Punkte-Marke im DAX oder rutscht der Index darunter und eröffnet damit neues Korrekturpotential? Meine Meinung dazu habe ich in Kapitel 04 dargelegt.

Die heutige Wunschanalyse betrachtet den Roboterhersteller Kuka. Tolles Unternehmen, das Sie in den vergangenen Jahren im Depot hätten haben sollen. Da sich mit "hätte haben sollen" kein Geld verdienen lässt, schmerzt die Erkenntnis, dass der Zug nun vorerst abgefahren ist. Mehr dazu in Kapitel 05.

Wie immer gibt es eine Reihe von Updates inklusive zweier Handlungsempfehlungen in Kapitel 06 sowie einen tabellarischen Überblick über unser aktuelles Portfolio in Kapitel 07.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp160508.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Wachstum verlangsamt sich

Okay, aus der Verschnaufpause ist doch tatsächlich ein Rückschlag geworden, der DAX ist inzwischen bis knapp unter die von mir ausgegebene Zielmarke bei 9.800 Punkten abgerutscht. Jetzt muss sich der DAX fangen, oder es wird haarig.

SCHWACHE EINKAUFSMANAGERINDIZES

Die Gründe für den Kursrutsch? Ein Mix aus schwachen Konjunkturdaten und wirren Interpretationen. Wie angekündigt dominierten diese Woche die verschiedenen Einkaufsmanagerindizes die Stimmung an der Konjunkturfront. China, Deutschland, die USA und England haben entsprechende Zahlen veröffentlicht. Und alle vier Zahlen lagen leicht unter den Erwartungen.

Der Einkaufsmanagerindex gilt als Frühindikator für die künftige Konjunkturentwicklung. Wenn die Chefeinkäufer optimistisch gestimmt sind, kaufen sie mehr ein, sodass anschließend mehr produziert und am Ende mehr verkauft werden kann. Im umgekehrten Fall hingegen deutet ein schwacher Einkaufsmanagerindex auf heranziehende dunkle Wolken am Konjunkturhimmel.

Sämtliche Einkaufsmanagerindizes notieren noch immer über 50, d.h. wir können weiterhin Konjunkturwachstum erwarten. Doch das Wachstum wird nicht so stark sein, wie Volkswirte es erwartet hatten.

JAPAN STEHT STILL

In Japan endet heute die sogenannte "goldene Woche". Mit zwei Urlaubstagen kann der Japaner zwei Wochen am Stück zu Hause bleiben, der Rest sind Feiertage. Insgesamt gibt es in Japan pro Jahr 16 Feiertage, dadurch relativiert sich natürlich die in Deutschland immer wieder angeführte niedrige Zahl an Urlaubstagen, die dem japanischen Arbeiter zustehen.

Zwei Wochen passierte also wenig in Japan, und das in einer Zeit, in der der Yen gegenüber dem US-Dollar kräftig aufwertet und weltweit Carry-Trades aufgelöst werden. Der Yen befand sich also in einem Aufwertungsdruck, der sich selbst durch Carry-Trade Auflösungen verstärkte. Denn, wenn Sie sich meine Erklärung zum Carry-Trade in der Ausgabe vom vergangenen Freitag vor Augen führen (d.h. lesen!), dann wissen Sie, dass die Auflösung des Carry-Trades durch Verkäufe westlicher Aktien (bspw. DAX & Dow Jones) und den Kauf der Währung Yen erfolgt, damit der Yen-Kredit abgelöst werden kann. Je mehr Carry-Trades aufgelöst werden, desto stärker wird der Yen und zieht weitere Carrry-Trade-Auflösungen nach sich.

Und der Japaner macht Urlaub.

ÖLPREISEINBRUCH

Seit Mitte Februar ist der Ölpreis von 27 auf 48 USD/Fass WTI angesprungen. Diese Woche erfolgte ein kleiner Rücksetzer auf 45 USD/Fass, der in der Finanzpresse als Ölpreiseinbruch bezeichnet wird. Ich halte das für Hysterie und würde daraus nicht das Ende des Rohstoffaufschwungs ableiten. Im Gegenteil, wie Sie wissen halte ich einen Ölpreis über 50 USD/Fass für eine Überraschung, anhand derer ich meine Einschätzung der aktuellen Konjunkturverfassung überarbeiten müsste. Eine Konsolidierung der jüngsten Kursgewinne könnte meiner Einschätzung nach bis 38 USD/Fass gehen, ohne den Aufschwung in Frage zu stellen.

ANGST

Die Erfahrung des Ausverkaufs zum Jahresbeginn ist noch frisch, Anleger wollen nicht ein zweites Mal ungeschützt in eine so brutale Marktphase laufen. Also halten sie sich mit Käufen zurück.

In diese Angst mischt sich dann das steigende Misstrauen gegenüber der EZB. Hat sie noch Munition, wird es ihr gelingen, mit dem negativen Zins die Konjunktur anzukurbeln? Und was, wenn die Fiskalpolitik weiterhin nicht mitspielt, wenn es weiterhin keine Strukturreformen gibt, wenn die Brexit-Befürworter in dieser verworrenen Situation jede Entscheidung zu ihrem Vorteil interpretieren?

Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES5.5.16Woche Δ
Dow Jones17.661 -1,0%
DAX9.852 -4,5%
Nikkei16.147 -3,1%
Shanghai A 3.137 1,8%
Euro/US-Dollar1,140,2%
Euro/Yen122,290,1%
10-Jahres-US-Anleihe1,75%-0,09
Umlaufrendite Dt0,10%-0,01
Feinunze Gold$1.278 0,5%
Fass Brent Öl$44,85 -6,7%
Kupfer4.936 0,0%
Baltic Dry Shipping642 -9,6%



Um 4,5% ist der DAX im Wochenvergleich eingebrochen. Der Dow Jones als Profiteur des schwachen US-Dollars gab nur 1% ab. Den Nikkei wollen wir aufgrund der vielen Urlaubstage in Japan diese Woche nicht interpretieren. Bemerkenswert ist jedoch der Anstieg der chinesischen Börse um 1,8% während gleichzeitig der Baltic Dry Verschiffungsindex erstmals seit zwei Monaten im Wochenvergleich rückläufig war (-9,6%).

Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar weiter zu und notiert inzwischen am oberen Ende der von mir ausgegebenen Handelsspanne zwischen 1,10 und 1,15 USD/EUR. Der Goldpreis hält an seinen Gewinnen fest, das Öl hat, wie oben ausgeführt, ein wenig konsolidiert.

Interessant ist die Entwicklung der Anlegerstimmung, wie Sie im nächsten Kapitel lesen werden.




03. Sentiment: Angst und Panik macht sich breit

Ich habe es in Kapitel 02 bereits angedeutet: Der Schrecken des Jahreswechsels, als der DAX innerhalb von zweieinhalb Monaten fast ein Viertel seines Wertes verlor, sitzt noch in den Knochen der Anleger. So gibt es kaum einen opportunistischen Privatanleger, der den aktuellen Rückschlag von 7% bereits zu Käufen nutzt. Was, wenn das erst der Auftakt der nächsten Abwärtswelle ist?

So ist im vorläufigen Ergebnis unserer animusX-Sentimentumfrage die Stimmung in Angst umgeschlagen, einhergehend mit einer völligen Verunsicherung der Anleger über die Hintergründe des aktuellen Ausverkaufs.

Gleichzeitig ist jedoch das Grundvertrauen in einen DAX-Anstieg in drei Monaten kräftig angestiegen. Der aktuelle Ausverkauf wird also nur als Stolperstein auf dem Weg zu höheren Kursen gesehen. Entsprechend müssten Anleger schon bald opportunistisch zugreifen, sie tun es aber nicht aufgrund der oben beschriebenen jüngsten Erfahrung, die noch in den Knochen steckt. Lieber ein wenig länger warten bis sich ein neuer Aufwärtstrend etabliert und auf die ersten Prozente verzichten, werden sich viele Anleger derzeit sagen.

Das zeigt sich auch in der Kaufbereitschaft, die trotz des angestiegenen Grundvertrauens extrem niedrig ist.

Die Interpretation der Sentimentdaten der Deutschen Börse durch Joachim Goldberg kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Insbesondere ausländische Verkäufer (wir erinnern uns an die Carry-Trade Auflösung) hätten den DAX unter Druck gesetzt, inländische Anleger würde sich noch zurückhalten. Die Zurückhaltung sei potentielles Kaufinteresse, das jederzeit bei niedrigeren Kursen aktiviert werden könne.

Der Angst- und Gier-Index für den S&P 500 ist deutlich zurückgekommen. Nachdem vor zwei Wochen fast schon Extremwerte erreicht wurden, ist der Index nun wieder im neutralen Bereich und lässt ebenfalls nun schon wieder Käufe zu. So auch der Sentiment-Indikator der individuellen US-Investoren, der nur noch 22% Bullen, dafür aber 30% Bären misst, der Rest bleibt an der Seitenlinie. Und auch das Blogger-Sentiment, deren Teilnehmer von Berufs wegen eigentlich eine Meinung haben müssen, weist 25% neutral eingestellte Blogger aus, 42% Bären und nur 33% Bullen.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Barrick Gold, Commerzbank, Silver Standard Resources

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Alpha Bank, Blackberry, Fraport

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Also: Völlige Käuferzurückhaltung bei gleichzeitigem Zweckoptimismus für die Zukunft spricht eigentlich dafür, dass viele Anleger bereits investiert sind und auf höhere Kurse hoffen, ohne selbst Aktien zu kaufen. Das geht schief. Doch die Angst und Panik, die wir kurzfristig messen, kann jederzeit einen Boden bereiten, auf dessen Grundlage neutrale Anleger schnell wieder zu Käufern werden. Ich würde sagen, es ist spannend, wie sich die nächsten zwei Tage an den Finanzmärkten entwickeln.

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien


UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Commerzbank4.57,02 €13,00 €85,19%
MorphoSys4.542,94 €78,00 €81,65%
Ströer2.544,41 €80,00 €80,14%
SAF-Holland6.510,15 €18,00 €77,34%
Dialog Semi4.527,43 €45,00 €64,05%
Hugo Boss4.553,88 €86,00 €59,61%
Dt. Lufthansa3.512,64 €20,00 €58,23%
BMW AG St3.574,87 €115,00 €53,60%
Fresenius SE4.562,74 €96,20 €53,33%
HELLA KGaA Hueck3.532,84 €50,00 €52,25%


Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.





04. Ausblick: Erst Hü, dann Hott

Jetzt sind die heutigen Arbeitsmarktdaten in den USA für den Monat April wieder schlecht ausgefallen und Anleger verkaufen Aktien. Irgendwann werden Anleger dann realisieren, dass die schlechten Arbeitsmarktdaten bedeuten, dass die US-Notenbank den Leitzins wider Erwarten nun vermutlich doch nicht im Juni anheben wird. Zuletzt hatten eine Reihe von positiven Konjunkturdaten die Erwartung für eine Zinserhöhung im Juni geschürt. Jetzt also wieder nicht.

Wenn aber die USA keine Zinserhöhung vornehmen werden, dann bleibt der US-Dollar schwach, wird also gegenüber dem Yen weiter an Boden verlieren, was zu weiteren Auflösungen von Carry-Trades führen kann. Das wiederum belastet wieder die Aktienmärkte. Vielleicht ist die Marktreaktion, die wir aktuell sehen (DAX -0,5%), schon bei diesem Gedankenschritt.

Höchste Zeit, dass wir uns mal ein Yen-US-Dollar-Chart anschauen. Die Abenomics, womit die lockere Geldpolitik des Premierministers Abe bezeichnet wird, hat den US-Dollar in zwei Wellen von 80 USD/YEN im Jahr 2012 auf 105 USD/YEN im Jahr 2014 und dann auf 125 USD/YEN Mitte 2015 ansteigen lassen. Die japanische Wirtschaft jubelte über den schwachen Yen, der die Exporte begünstigte. Doch seit die Zweifel an der Durchsetzung der angekündigten Zinserhöhungen durch die US-Notenbank aufkamen, ist der US-Dollar wieder schwächer geworden, der Yen legte zu. Inzwischen ist der Wechselkurs wieder bei 106 USD/YEN angelangt und ich würde mit groben charttechnischen Kenntnissen behaupten, dass hier eine Pause im Aufwärtstrend des Yens zu erwarten ist.

Zudem interpretiere ich die positive Grundstimmung unserer Sentimenterhebung aufgrund des noch nicht lange zurückliegenden Ausverkaufs zum Jahreswechsel als positiv. Es handelt sich nicht um ein ignorieren negativer Fakten, wie das in der Regel am Ende von langen Rallyes der Fall ist, sondern um eine Reaktion auf die in meinen Augen überwiegend guten Quartalszahlen, die wir in den vergangenen Wochen präsentiert bekamen. Das ist nicht die Ausgangslage für einen erneuten Abwärtsrutsch, der die Februar-Tiefs erneut ins Auge fasst.

Ich habe daher heute zwei Kaufempfehlungen verschickt. Bei 9.800 Punkten im DAX sollte es sich nun entscheiden, ob es sich bei dem aktuellen Rücksetzer um einen Rücksetzer im Rahmen eines intakten Aufwärtstrends handelt, oder aber um den Beginn einer erneuten Abwärtswelle. Ich gehe von ersterem aus.

Anfang nächster Woche kehren die Japaner an die Finanzmärkte zurück und werden einen wichtigen Impuls aussenden: Kaufen sie mit ihren inzwischen wertvollen Yen den US-Dollar, dann enden die Carry-Trade Auflösungen und an den Aktienmärkten kehrt Entspannung ein. Warten die Japaner hingegen ab, dann könnte es haarig werden.

Nächste Woche werden Disney und Silver Wheaton Quartalszahlen berichten. Ansonsten wird der Kalender wieder etwas ruhiger, Konjunkturdaten stehen kaum an.

Während ich schreibe sehe ich, dass der DAX binnen weniger Minuten um 1% angesprungen ist und wieder über 9.800 Punkten notiert. Wir hätten es dann mit einem sogenannten "Fehlsignal" zu tun, dass der DAX vorübergehend unter 9.800 Punkten notierte. Hier zeigt sich die ganze Komplexität der Charttechnik: Es werden unzählige vermeintlich wichtige Marken errechnet, bei deren Unter- oder Überschreiten ein vermeintlich wichtiges Signal erzeugt wird. Geschieht dann jedoch das Gegenteil, so handelte es sich eben um ein Fehlsignal. Es bleibt für meinen Geschmack aus der Charttechnik letztlich nur eine Aussage: Um die Marke von 9.800 sollten wir besonders aufmerksam sein.

Abschließend noch meine Begründung für meine anhaltend optimistische Haltung, die ich auch bereits während der schmerzhaften Korrektur zum Jahreswechsel durchgängig beibehielt: Seit 2009 befindet sich der DAX im Rallye-Modus. Mitte 2011 gab es nach 100% Kursgewinn im DAX eine heftige Korrektur um 33%. Seither ist der DAX um 144% angesprungen, im April 2015 erreichte er sein Allzeithoch bei 12.374 Punkten.

Seither ist der DAX erneut um 31% bis Mitte Februar eingebrochen und ich würde mich nicht wundern, wenn wir uns nun wieder am Beginn einer kräftigen Rallye befinden.

Solche Aktienmarktrallyes, wie die 2009 begonnene, enden nicht durch große Skepsis, sondern durch Euphorie. Doch bislang hat unser animusX-Sentimentindikator noch nicht gleichzeitig große Euphorie sowie auch überschwänglichen Optimismus angezeigt, stets waren die kurzfristige und mittelfristige Stimmung gegenläufig. Erinnern Sie sich mal an die Immobilienhausse 2007, als man mit US-Häusern täglich Gewinne verbuchen konnte und davon ausging, dass dies auch ewig so bleiben werde. Oder erinnern Sie sich an die Internethausse zum Jahrtausendwechsel, als 15% Tagesgewinn in Internetaktien an der Tagesordnung waren und es auch ewig so weitergehen werde, wie viele Kommentatoren damals mit dem tiefsten Grundton der Überzeugung behaupteten.

Eine so überschwängliche Stimmung haben wir noch nicht erreicht, und entsprechend kann ich mir nur schwer vorstellen, dass diese Rallye hier und heute endet. Wenigstens einen weiteren Aufwärtsschub erwarte ich noch.



05. Wunschanalyse: Kuka



Kuka
600% Kursgewinn in vier Jahren

Do, 05. Mai um 10:05 Uhr
Ach, wäre das schön gewesen. Aber wer noch nicht dabei ist, der sollte sich nun eingestehen, diese Investmentchance verpasst zu haben. 600% Kursgewinn in vier Jahren zollen dem Geschäftserfolg mit der Industrie 4.0 bei Kuka Tribut. Das Wachstum wird anhalten, doch auch das ist im Aktienkurs bereits berücksichtigt. Die Produkte treffen den Nerv unserer Zeit, die Notwendigkeit in immer intelligentere Automatisierung zu investieren

INDUSTRIE 4.0

Das Internet der Dinge (IoT – Internet of Things), mit dem sich Geld verdienen lässt, finden Sie heute noch nicht bei Kühlschränken, die sich eigenständig ihre Milch bestellen und auch nicht bei automatischen Jalousien, die mit dem Wetterbericht kommunizieren. Das Internet der Dinge findet in der Industrie 4.0 statt: Roboter, die je nach Belastung und Nutzung automatisch neue Verschleißteile bestellen und die Instandhaltung für den Austausch der Teile planen, inklusive der Bestellung des Kundendienstes für den Roboter.

Kuka hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung weltweit voranzutreiben. Durch definierte Mensch – Maschine – Beziehungen soll der Mensch nach wie vor steuernd und entscheidend eingreifen können, um individuelle Anforderungen zu berücksichtigen. Doch der Standard soll automatisch durchlaufen.

So schweißen und schrauben heute Roboterarme von Kuka ganze Autos zusammen. Aber auch Anlgersysteme bietet Kuka an: In Australien wurde ein Kleinteile-Lagersystem gebaut, das pro Sekunde ein Kleinteil verkauft. Roboterarme sind also nicht nur statisch montiert, sondern teilweise auch auf fahrbaren Untersätzen, und fahren automatisch an ihren Einsatzort. Zudem gibt es eine Reihe von Transport-Robotern, die Pakete und Produkte von einem Regalplatz zum anderen bewegen.

Mit Swisslog hat Kuka im vergangenen Jahr einen Anbieter von Medizin-Systemen gekauft. Das System erfüllt die hohen Auflagen, die bei der Lagerung und dem zeitnahen Abruf von beispielsweise Blutkonserven bestehen, sehr komplex aber auch sehr lukrativ.


INDUSTRIE ZUM INVESTIEREN GEZWUNGEN

Gerade die Anwendungen von Swisslog zeigen, wie komplex die Anwendungen heute sind. Per Knopfdruck müssen Blutkonserven mit bestimmten Eigenschaften verfügbar sein. Aber auch in der Industrie sind die Anforderungen mit dem Ziel einer 0%-Ausschussquote immer höher. Jede Maschine hat unterschiedliche Anforderungen an das für sie verwendete Schmierfett. Ein Techniker ist schnell überfordert mit der Komplexität, Systeme können das, sofern sie richtig gepflegt werden, besser.

Das geht hin bis zur erforderlichen Dokumentation der einzelnen Bestandteile von Produkten, die bis zum Zulieferer zurückverfolgt werden müssen, und darüber hinaus. Werden diese Daten immer wieder von Menschen entsprechend gepflegt, entsteht ein großer Arbeitsaufwand. Doch was systemtechnisch erfasst ist, kann auch zurückverfolgt werden.

Gleichzeitig erleben wir derzeit meiner Einschätzung nach tatsächlich eine weitere Industrielle Revolution. Einzelne Unternehmen werden immer größer und bieten damit immer komplexere Produkte an. Auch diese Komplexität ist für den Menschen schnell unüberschaubar.

So sind Investitionen in das Vorantreiben der Automatisierung nicht eine Option, sondern eine Pflicht für Unternehmen, die im internationalen Wettlauf bestehen wollen. Und dieser Wettlauf hat in den vergangenen Jahren nochmals an Geschwindigkeit zugelegt. So ist zu verstehen, dass gerade Kuka im vergangenen Jahr ein Rekordvolumen an Auftragsbestand ansammelte, nie zuvor war der Auftragseingang so hoch wie im Jahr 2015.


HEUTIGE QUARTALSZAHLEN ERWARTET SCHWACH

Nach dem Erfolgsjahr hat das erste Quartal des laufenden Jahres 2016 schwach begonnen. Der Auftragseingang ist im Vergleich zum Vorjahresquartal nur noch um 0,3% auf 746,5 Mio. Euro angestiegen. Der Auftragsbestand ging um 5,9% auf 1,7 Mrd. Euro zurück, gleichzeitig fiel der Umsatz um 12,6% auf 629 Mio. Euro. Als Grund für diesen Rückgang nennt Kuka den Umstand, dass in diesem Jahr viele Aufträge in der zweiten Jahreshälfte zur Auslieferung anstehen, derzeit geht es etwas ruhiger zu.

Der Gewinn je Aktie ist dennoch kräftig angestiegen: Insbesondere Kosteneinsparungen und weniger Investitionen führten zu einem Gewinnsprung von 22% auf 0,54 Euro je Aktie. Für den weiteren Jahresverlauf wurden aber wieder mehr Investitionen in Aussicht gestellt, der Gewinnsprung ist also eher die Ausnahme.


HOHES BEWERTUNGSNIVEAU FÜR ATTRAKTIVES UNTERNEHMEN

Der Umsatz wächst in den kommenden Jahren Analystenschätzungen zufolge mit 2-4% p.a., der Gewinn je Aktie steigt überproportional um 12% p.a. an. Dafür ein KGV 2017e von 24 anzusetzen halte ich für gewagt.

3 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 3,5 Mrd. Euro belegt. Die Gewinnmarge (EBIT) lag im Q1 2015 bei 8,3%, im Q1 2016 ist die Gewinnmarge auf 7,7% gesunken. Durch die Betonung der Industrie 4.0 versucht Kuka die eigenen Roboterarme als ganzheitliches System im Umfeld des Internets der Dinge zu vermarkten und verspricht dadurch mehr Kosteneinsparungen als durch das pure Ersetzen von Arbeitern im Produktionsbetrieb. Gelingt dies, dann sind auch höhere Gewinnmargen möglich, das überproportionale Gewinnwachstum könnte dann noch eine Weile anhalten.

Grundsätzlich wachsen die Bäume in der Industrie jedoch nicht in den Himmel, und Roboter sind Investitionsgüter und Investitionsgüter werden zu einem frühen Zeitpunkt vor einem erwarteten Aufschwung gekauft. Wir befinden uns nun aber nicht mehr in einem frühen Zyklus, der Aufschwung, wenn auch nur moderat, läuft schon seit drei Jahren, und so ein Zyklus läuft selten länger als zwei Jahre.


ERFOLGE INZWISCHEN HINREICHEND BEKANNT

Auf der Hannover Messe vor wenigen Tagen liefen Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Barak Obama medienwirksam über die wichtigsten Stände, unter anderem auch über den Stand von Kuka. Die beiden laufen nicht zu den Unternehmen, die nach schweren Zeiten nun auf Besserung hoffen, sondern dorthin, wo Erfolge gefeiert werden können. Es ist ja mehr oder weniger eine Image-Veranstaltung.

Ich werte das als Bestätigung für die Erfolge von Kuka in den vergangenen Jahren. Entsprechend ist die Aktie von Kuka seit Anfang 2012 von 12,50 Euro um 600% auf 90 Euro gelaufen. Ja, tolle Produkte. Ja, Erfolg mit Industrie 4.0. Und ja, schlanke Produktion und hohe Profitabilität. Das alles sind Erfolge, deren Grundstein in der Vergangenheit gelegt wurde. Ich sehe wenig, was diese Erfolgsstory in naher Zukunft fortschreiben kann.


FAZIT: TOLLES UNTERNEHMEN MIT MODERNEN PRODUKTEN, DIE AKTIE HÄTTEN SIE HABEN SOLLEN

Manchmal muss man es einfach zugeben: Diese Investmentchance haben Sie verpasst. Ich habe immerhin in meiner Wunschanalyse im April 2013 Kuka als fair bewertet mit guten Chancen hervorgehoben und zum Kauf im Falle von günstigeren Kursen geraten, doch die Aktie wurde nicht mehr günstiger.

Und so ist das auch heute: Das Unternehmen ist gesund, die Chancen sind groß. Insbesondere China, ja schon wieder dieses Land, winkt mit einem großen Potential an Automatisierungen. Die Mittelschicht Chinas wächst, billige Arbeiter werden rar und die Automatisierung im Reich der Mitte greift um sich. Doch „Chancen” sind nicht gleich „Gewinn”, und Kuka wird um Aufträge kämpfen müssen. Entsprechend verhalten sind die Wachstumsaussichten trotz der Chancen in China.

Somit bleibt Kuka nach wie vor ein gesundes Unternehmen mit hohem Bewertungsniveau und großen Chancen. Wer glaubt, die Chancen können schnell und reibungslos in Umsatz und Gewinn gewandelt werden, der kann langfristig einsteigen. Ich würde mich bei dieser Aktie zurückhalten und einmal mehr auf günstigere Kurse warten, bevor ich kaufe. Zudem ist das Risiko eines Ausverkaufs, wenn einmal überraschend schwache Zahlen vermeldet werden müssen, nach den großen Kursgewinnen der vergangenen Monate sehr hoch.



06. Update beobachteter Werte: Apple, Fitbit, BB Biotech, Paypal

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Apple
Aktie noch nicht tief genug

Fr, 06. Mai um 14:21 Uhr
Hinweis: Aufgrund technischer Probleme versenden wir dieses Update vom Dienstag heute nochmals.

Ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Korrektur der Apple-Aktie schon vorüber ist, oder ob es noch tiefer geht. Ich kann aber sagen, dass die Aktie inzwischen zu billig geworden ist und aus langfristiger Perspektive würde ich nun kaufen. Da wir jedoch zwei Drittel einer vollen Position haben, warte ich auf einen eventuell erfolgenden weiteren Ausverkauf, bevor wir unsere Position wieder voll machen.

Gestern Abend hat CEO Tim Cook ein ausführliches Interview auf CNBC gegeben. Darin hat er nochmals die Erfolge Apples in China hervorgehoben und betont, dass die Wechselrate zum iPhone 6S höher sei als die, die man beim iPhone 5S beobachtet hatte. Die Kritik, dass die Verkäufe nicht mehr höher seien als die vom iPhone 6, was einen Quantensprung darstellte, ließ er gelten aber stellte immer wieder heraus, dass die S-Iteration keine große Neuerung mit sich bringe und daher nicht so viele Käufe nach sich zeihe.

Sprich: Wir warten nun gespannt auf die Vorstellung des iPhone 7, die für diesen Herbst erwartet wird. Sodann, wie im vorhergehenden Update ausgeführt, könnte es schon im Jahr 2017 das iPhone 8 geben, sodass Apple zwei große iPhone-Iterationen hintereinander auf den Markt bringt und ggfls. der Umsatz entsprechend weiter anwächst.

Neben China sprach Tim Cook auch viel über Indien. Im Jahr 2022 wird Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde sein, wird also China überholen. In diesem Jahr beginnt in Indien erst der Ausbau des LTE-Netzes, was für die Nutzung der datenfressenden iPhones elementar wichtig ist. So wird in Indien erst jetzt die Infrastruktur für moderne Smartphones geschaffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die nächste Kursphantasie für Apple aus dem indischen Markt kommt.

Ich fürchte jedoch, dass die Phantasie nicht von der Apple Watch kommt. Dazu habe ich eine interessante Analyse gelesen, in der Steve Jobs mit James Park verglichen wird, dem Gründer und CEO von Fitbit. Fitbit bietet eine Armbanduhr mit Tracking-Funktion an. Steve Jobs hat das Handy um einen MP3-Player erweitert. Die anderen Funktionen kamen erst viel später. Sprich: Es wurde ein bekanntes Gerät genommen und um eine beliebte Funktionalität erweitert. Das Ganze in schönem Design und extrem leicht zu nutzen. erst als die iPhone-Nutzer mit der Bedienung des Geräts ohne Tastatur vertraut waren, wurden mehr Funktionalitäten zugefügt.

Die Apple Watch ist bislang ein Mini-Smartphone für's Handgelenk, nicht aber eine Armbanduhr mit EINER zusätzlichen Funktion, wie bspw. das Tracking. Und weil die Apple Watch schon so viel können will, gibt es auch so viel Kritik an dem, was sie eben noch nicht perfekt kann. Nun ist das Rennen noch nicht entschieden, ob Fitbit einen Weg findet, seine loyalen Kunden mit immer mehr Funktionalität zu begeistern, oder ob Apple die erschlagende Vielfalt einfach nutzbar machen kann, bevor die Kunden zu Fitbit laufen. Ich weiß nicht, wer bei diesem Rennen die Nase vorn haben wird.

Der Kritikpunkt an der Apple Watch geht tief ins Herz von Apple: Seit Steve Jobs gestorben ist, ist die Apple Watch die erste wirkliche Innovation. Und die scheint hier nicht optimal zu laufen. Oder anders gesagt: Der ehemalige COO von Steve Jobs, Tim Cook, ist halt ein perfekter COO (Chief operative Officer), Chef des operativen Geschäfts. Das, was Apple hat, perfektioniert er. So auch das Smartphone auf die Größe einer Armbanduhr. Wirklich neue Ideen sind von ihm jedoch bislang noch nicht präsentiert worden. Und das ist der Kern der Apple-Kritik.

Meine Antwort: Richtig. Aber deswegen ist Apple bereits mit einem KGV 2017e von nur 9 bewertet, für einen Weltmarktführer viel zu günstig. Ich fürchte, dass eine Reihe von Analysten in den kommenden Tagen noch ihre Kursziele reduzieren werden, was nochmals Druck auf die Aktie erzeugen könnte. Entsprechend würde ich noch ein paar Tage mit dem Nachkauf warten, vielleicht rutscht die Aktie ja noch unter 80 Euro. Mittel- und langfristig jedoch sollte die Aktie wieder steigen. Nicht nur China und Indien werden meiner Ansicht nach für frisches Wachstum sorgen, sondern auch die bislang noch kleinen Geschäftsbereiche Services, wie der App-Store und auch Apple Pay.


Fitbit
Physik der Skalierbarkeit vereitelt Belohnung des Erfolgs

Fr, 06. Mai um 14:30 Uhr
50% Wachstum werden mit einem KGV von 18 bewertet. Zu niedrig, wenn wir uns an typische KGVs der Technologiebranche halten. Aber Fitbit ist ein Hersteller von Gegenständen. Anders als Software lassen sich Gegenstände nicht kostenlos vervielfältigen. Jedes weitere Produkt kostet Geld und Investoren schauen sich an, wie viel Geld das kostet, legen eine einzelhandelsübliche Magre von 7-9% darauf und errechnen den Gewinn, den das Unternehmen in ferner Zukunft einmal erwirtschaften kann. Da spielt es keine Rolle, dass Fitbit heute mit einer Gewinnmarge (Brutto) von 46,6% unterwegs ist. Irgendwann wird der Wettbewerb Fitbits Margen in die Knie zwingen, davon sind Investoren überzeugt.

Es fällt mir schwer, mich auf diese Betrachtungsweise einzulassen. Schon bei Apple habe ich über viele Jahre das überaus günstige KGV als Grund angeführt, in der Aktie investiert zu bleiben. Und tatsächlich ist die Apple-Aktie über die Jahre um mehrere hundert Prozent angesprungen, doch immer wieder gab es nach Quartalszahlen herbe Rückschläge.

Will man Fitbit also mit Apple vergleichen (und nicht mit Birnen ;-), muss man überzeugt davon sein, dass sich die Fitbit-Geräte langfristig am Markt halten können und, anders als von Investoren erwartet, auch langfristig einen höheren Verkaufspreis erzielen werden, als Herstellungskosten plus 7-9%. Und zu dieser Überzeugung kann selbst ich mich nicht vollständig hinreißen lassen, obwohl ich von den Produkten begeistert bin und den Ansatz von CEO James Park gut finde.

Denn Fitbit geht den Weg, den Apple-Gründer Steve Jobs gegangen wäre: Eine Armbanduhr mit nur einer zusätzlichen Funktion, dem Fitness-Tracking. Und diese Funktion wird sehr komfortabel gemacht, die Kunden sind überaus zufrieden (können Sie bspw. bei Amazons Rezensionen sehen).

Sämtliches Geld, das er einnimmt, steckt Park in die Entwicklung neuer Produkte. Das erinnert mich an Jeff Bezos, CEO von Amazon, der auf dem Weg zur "Weltherrschaft" ebenfalls jeden Cent in die Expansion gesteckt hat und damit seine Anleger immer wieder vor den Kopf stieß. Damit wird dem kritischen Anleger das Bild vermittelt, dass Fitbit zwar erfolgreich Fitness Tracker verkaufen kann, aber nur deswegen, weil immer wieder sämtliche Gewinne reinvestiert werden müssen. Wenn das auf ewig so bleibt, wird niemals ein Gewinn für die Anleger abfallen, denn irgendwann werden ja auch die Gewinnmargen sinken, so die Befürchtung.

Hier ein paar Zahlen, die Fitbit Mittwoch Abend berichtete: Der Umsatz sprang um 50% auf 505 Mio. USD (erwartet wurden 444 Mio. USD), der Gewinn schoss auf 10 Cents je Aktie (erwartet wurden 3 Cents je Aktie). Super Zahlen, würde man auf den ersten Blick denken, doch dann kam der Ausblick: Der Umsatz im laufenden Q2 werde bei 565-585 Mio. USD liegen, Analysten erwarteten nur 531 Mio. USD. Der Gewinn jedoch werde bei nur 8-11 Cents je Aktie liegen, und hier hatten Analysten 26 Cents je Aktie erwartet.

Vor drei Monaten hatte Park schon einmal das gleiche getan: Herausragende Zahlen des Weihnachtsquartals berichtet, dann aber die Messlatte für Q1 extrem niedrig aufgelegt. Diese niedrige Messlatte hat Fitbit nun locker übersprungen, doch gleichzeitig die Messlatte für das laufende Quartal erneut extrem niedrig aufgelegt. Die Unternehmensprognose für das Gesamtjahr 2016 beließ Park unverändert.

Underpromise and overdeliver - wenig versprechen und dann mehr liefern - heißt die Formel, mit der man eigentlich Analysten an der Wallstreet zufrieden stellt. Doch Park senkt die Erwartungen auf ein so niedriges Niveau, dass man es nicht mehr ernst nehmen kann. CFO Bill Zerella ergänzt, man investiere frühzeitig in diesem Jahr, um in der zweiten Jahreshälfte mit neuen Innovationen die Früchte zu ernten. Da steht nun wieder die Befürchtung im Raum, dass die in der zweiten Jahreshälfte geernteten Früchte umgehend wieder reinvestiert werden, bevor einmal ein Cent bei den Anlegern ankommt.

So langsam verstehe ich den Druck, der auf einem so jungen Unternehmen lastet. Erfolgreiche Produkte müssen präsentiert werden, dürfen aber dem Wunsch der Anleger entsprechend keine Entwicklungskosten verschlingen. Das geht natürlich nicht und ein entsprechend leichtes Spiel haben Shortseller, die jegliche Erfolge eines solchen Unternehmens als kurzlebig herausstellen. Bäh, ich hatte nicht geahnt, auf was für ein Schlachtfeld wir uns mit dieser Aktie begeben.

Machen wir das beste draus: Seit meiner Nachkaufempfehlung Anfang März war die Aktie von 11 auf 16 Euro gestiegen. Nach den Zahlen ist die Aktie gestern auf 12 Euro zurückgefallen. Es ist das erste Mal, dass die Aktie nach einem Quartalsbericht nicht auf neue Tiefkurse abstürzt. Ich werte das als Bestätigung dafür, dass die Aktie inzwischen ein Bewertungsniveau erreicht hat, an dem selbst Bären nicht mehr viel auszusetzen haben.

Wenn das Muster bestehen bleibt, dann sollte die Aktie in den kommenden drei Monaten sukzessive in Richtung 16 Euro klettern, vielleicht sogar ein wenig höher, um dann kritisch zu bewerten, ob der dann erfolgende Ausblick für die zweite Jahreshälfte den Ansprüchen der Anleger genügen wird. Wenn ich die Entwicklung mit Amazon vergleiche, dann würde die Aktie vier von fünfmal nach Quartalszahlen einbrechen, und einmal in den Himmel schießen, weil einmal eben nicht neue Investitionen angekündigt werden. Wann dieses eine Mal sein wird, das weiß ich nicht.

Wir "hätten" also vorgestern verkaufen sollen, doch mit "hätten" kommen wir an der Börse nicht weiter. Für das nächste Mal wissen wir, dass wir unsere Disziplin walten lassen und egal wo die Aktie steht vor der Veröffentlichung der Zahlen die halbe Position verkaufen. Bis dahin werden wir uns wieder unzählige Erfolgsberichte aus dem Sportbereich durchlesen, unzählige Erfolgsgeschichten aus dem Gesundheitswesen, wo Fitbit inzwischen bei vielen klinischen Untersuchungen eingesetzt wird, durchlesen und unzählige Bedenken durchlesen, dass die Apple Watch, oder Produkte von Nike, Under Armour etc. Fitbit die Butter vom Brot nehmen werden. Dabei ist eigentlich nur eine Frage entscheidend: Wird es Fitbit gelingen, eine Markenloyalität aufzubauen, die langfristig einen Preisaufschlag wie bei Apple rechtfertigt? Und die Antwort auf diese Frage kennen wir heute noch nicht. Wir müssen am Ball bleiben.


BB Biotech
Nachkaufen

Fr, 06. Mai um 14:38 Uhr
Ohne lange Begründung würde ich zu Kursen unter 44 Euro unsere BB Biotech-Position wieder aufstocken. Wir haben vor zwei Wochen einen kleinen Teil verkauft, seither ist die Aktie um 10% gefallen. Die Aktie könnte vielleicht noch 3-5% weiter fallen, vielleicht aber auch hier schon umdrehen. Ein erneutes Durchrutschen auf die Tiefs von Mitte Februar bei 35,50 Euro kann ich mir bei der aktuellen Nachrichtenlage nicht vorstellen, daher würde ich jetzt zugreifen und unsere Biotech-Position wieder voll machen.


Paypal
Rückschlag zum Aufstocken nutzen

Fr, 06. Mai um 14:39 Uhr
Paypal ist nach guten Quartalszahlen im Rahen der Marktkorrektur ebenfalls unter die Räder geraten, -7% in nur zwei Wochen. Wir haben erst eine kleine Position in Paypal und ich würde den Rücksetzer nutzen, um zu Kursen unter 34 Euro nachzukaufen.

In der Fintech-Branche wird es meiner Einschätzung nach in diesem Jahr rund gehen. Viele Wettbewerber unterschätzen das Vertrauen, das sich Paypal über Jahre im Online-Bereich erarbeitet hat. Das KGV 2017e von 22 ist in meinen Augen viel zu niedrig für das langfristige Gewinnwachstum von durchschnittlich 18% p.a.



07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈20%) =10,7%WKN5.5.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 5x4%!
Skyworks Solutions85776056,61 €-11%-23%1,9%C
iRobotA0F5CC32,58 €0%-2%2,4%C
FitbitA14S7U12,33 €-24%-30%4,2%B
Silver WheatonA0DPA916,43 €-6%15%2,2%C
NordexA0D65523,42 €-1%0%0,0%D







Wachstum (≈30%) =28,7%WKN5.5.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple86598581,35 €-6%-18%4,3%A
SAP71646067,58 €-4%-8%4,5%C
BB BiotechA0NFN344,01 €-8%-18%7,5%B
TwitterA1W6XZ12,50 €-6%-40%2,0%C
FacebookA1JWVX103,85 €-1%6%5,2%B
PaypalA14R7U34,28 €-6%2%5,1%B







Dividende (≈30%) = 31,7%WKN5.5.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x10%!
Swiss ReA1H81M78,15 €-2%-14%2,9%B
Portucel8958853,14 €0%-13%9,6%B
Disney85568692,42 €-1%-6%4,9%A
Deutsche Post55520025,24 €-4%-3%5,4%B
HochdorfA0MYT7169,33 €-1%10%3,4%B
Leifheit64645056,00 €0%10%5,4%B







Absicherung (≈20%) =23%WKN5.5.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.533,00 €-1%14%9,1%B
Südzucker-AnleiheA0E6FU89,00%-1%-4%6,8%A
Nokia-AnleiheA0T9L2106,75%0%5%7,1%B





Cashquote
Σ-Portfolio

-3,3%-6,4%5,9%



Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%10,7%544%
WachstumEnkelkinder30%28,7%467,5%
DividendeUrlaub30%31,7%3610%
AbsicherungZins & Gold20%23%336,7%
Summe
100%94,1%1519


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „2014” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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