Heibel-Ticker 16/38 - Zeitenwende der Notenbankpolitik

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23.09.2016:



H E I B E L - T I C K E R    S T A N D A R D

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428

11. Jahrgang - Ausgabe 38 (23.09.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Zeitenwende der Notenbankpolitik
02.So tickt die Börse: Global konzertierte Geldflutung
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Feierlaune bei schwindendem Zukunftsoptimismus
 - Top Analystenziele
04.Ausblick: Wachstum und Spekulation
05.Wunschanalyse: Deutsche Lufthansa
 - Deutsche Lufthansa: Günstige Bewertung als Warnsignal oder Chance?
 - ZAL Hamburg
 - Einkauf und Verkauf fremdbestimmt
 - Zuverlässigkeit durch Streiks gefährdet
 - Attraktive Bilanzkennziffern
 - Flugangst
 - Bewertungsniveau zu niedrig
 - Anleger sehen weitere Probleme
 - Blick über den Teich
 - Fazit
06.Update beobachteter Werte
 Stabiles Geschäft trotz Preisdruck
 Jahresprognose erhöht
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Zeitenwende der Notenbankpolitik

Liebe Börsenfreunde,

Die Woche hatte es in sich: Bis zum Schluss war die Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank immer weiter gesunken, doch nach den schmerzhaften Erfahrungen der vergangenen Monate haben viele Anleger mit Käufen lieber bis nach diesem Ereignis gewartet. Zeitgleich mit der Bank of Japan wurde der Zinsentscheid bekannt gegeben. Insbesondere die Meldung aus Japan zeigt mir die Geldpolitik der Notenbanken für die nächsten Jahre, wie ich Ihnen in Kapitel 02 darlegen werde.

Mit dem Kursfeuerwerk ist auch die Stimmung angesprungen, doch von Überhitzung ist noch nichts zu sehen. Der Zukunftsoptimismus hingegen ist ein wenig zurück gekommen. Was das für die Märkte bedeutet zeige ich in Kapitel 03.

Wachstum und Spekulation werden die nächsten Monate bestimmen, so meine Schlussfolgerung aus dem in Kapitel 02 vorgestellten neuen Verhalten der großen Notenbanken. Entsprechend haben wir unser Portfolio um eine Wachstumsposition und eine Spekulation erweitert. In Kapitel 04 stelle ich die beiden Unternehmen nochmals im Detail vor.

Die heutige Wunschanalyse behandelt die Deutsche Lufthansa. die Aktie ist extrem billig und wird von allen Anlegern gehasst. Grund genug, um das Papier zu kaufen? Die Liste der Gegenargumente ist lang, ich habe in Kapitel 05 versucht, die Argumente gegeneinander abzuwägen.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates in Kapitel 06 und die Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 07.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts160925.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Global konzertierte Geldflutung

Ende 2015 tönte die Fed, bis Ende 2016 werde sie bis zu viermal den Leitzins erhöhen. Drei Gelegenheiten davon ließ sie inzwischen ungenutzt verstreichen, nun wird es maximal eine Zinserhöhung im Dezember geben. Ich habe zwei Erklärungsmöglichkeiten, keine davon ist positiv.

Entweder die Fed hat sich kolossal geirrt und die konjunkturelle Entwicklung völlig falsch vorhergesehen. Das wirft ein schlechtes Licht auf die Prognosefähigkeiten der Fed, was doch eigentlich die Kernkompetenz der Fed sein sollte. Nur durch verlässliche Prognosen kann die Fed frühzeitig mit ihrer Geldpolitik negativen konjunkturellen Entwicklungen gegensteuern. Und inzwischen hat die Fed längstens neben Zinspolitik und Liquiditätsflutung auch die Glaubwürdigkeit ihrer Beeinflussungsmöglichkeiten als Instrument am Markt etabliert. Wenn wir jedoch an der Prognosefähigkeit der Fed zweifeln, dann bleibt nicht mehr viel von der Glaubwürdigkeit übrig.

Oder Fed-Chefin Janet Yellen hat sich vor einem Jahr hingesetzt und einen Masterplan ausgearbeitet, mit dem die Gewissheit im Markt verankert werden kann, dass es der Konjunktur eigentlich gut genug geht für eine Zinserhöhung, diese aber dann dennoch nicht erfolgen wird. Wenn sie also vor einem Jahr die Ausweglosigkeit der Konjunkturentwicklung vorhergesehen hat, dann wären zumindest die Prognosemodelle noch funktionstüchtig. An Glaubwürdigkeit hätte Sie jedoch dennoch verloren.

Genau wie die Fed hat auch die Bank of Japan am Mittwoch dieser Woche den Leitzins unverändert belassen. Die Fed sieht eine sich verbessernde Konjunktur, möchte jedoch lieber noch ein wenig warten. Die Bank of Japan hat als nunmehr Dritte im Bunde die Geldpolitik neu definiert: Nun wird nicht mehr nur der kurzfristige Marktzins als Messlatte gesehen, sondern auch der langfristige Zins. Durch gezielte Liquiditätsmaßnahmen (sprich: ETF-Käufe) wird die Bank of Japan künftig die Zinskurve und eben den langfristigen Zins beeinflussen. Kuroda möchte gerne die flache Zinskurve etwas anschrägen: der kurze Zins kann ruhig negativ sein, solange der langfristige Zins deutlich höher steht. Nur eine steile Zinskurve, so Kuroda, wird auch die Inflation antreiben. Entsprechend wird die Bank of Japan diese Maßnahmen vollziehen, solange die Inflation unter 2% notiert.

Starke Worte, die dem Nikkei zu einem Höhenflug verhalf. Dabei haben wir Ähnliches schon von Janet Yellen nach der Konferenz in Jackson Hole gehört, und auch EZB-Chef Mario Draghi hat vor zehn Tagen angekündigt, neue Wege bei der Beeinflussung des Zinsniveaus zu erforschen. Ach so, da war doch noch jemand: Die Briten. Auch die Bank of England hat sich weitere Lockerungsübungen vorbehalten, wenn es die britische Konjunktur erfordere.

Wenn ich mir die vier Erklärungen anschaue, sehe ich einen roten Faden: Notenbanken sind mit ihrer Zinspolitik am Ende. Auch die Liquiditätsflutung der Märkte hat nicht zu dem gewünschten konjunkturellen Aufschwung geführt. Blumige Worte (im Notenbankenglisch genannt "forward guidance") sind nun seit Jahren genug verloren worden. Also macht man sich auf die Suche nach neuen Instrumenten, in Japan wird man bald schon die direkte Intervention in den Aktienmarkt (ETF-Käufe) austesten, quasi als Pilotprojekt.

Immer, wenn der Zauberkasten der Notenbanken entzaubert wurde, wird ein neuer Zauberkasten aus dem Hut gezogen. Wenn bislang also ein niedriges Zinsniveau die Investitionstätigkeit von Unternehmen ankurbelte, und somit für Wachstum sorgte, so ist nun in erster Linie eine steile Zinskurve für Investitionen erforderlich. Nun muss es dem Bankensystem ermöglicht werden, mit Krediten Geld zu verdienen, sonst werden keine Kredite vergeben - egal wie niedrig das Zinsniveau ist. Ich finde diese geldpolitische Wendung sehr interessant.

Interessant, denn vor dem Hintergrund des weltweit nach wie vor strauchelnden Bankensystems, insbesondere in Europa, sind viele Banken noch immer schwach auf der Brust. Es ist endlich ein in meinen Augen guter Ansatz, den Banken durch die Vergabe von Krediten auch das Geldverdienen zu ermöglichen. Sie müssen wissen, Banken vergeben gerne lang laufende Kredite, refinanzieren sich aber kurzfristig. Wenn ein Unternehmen also eine neue Fabrik baut und dafür einen 10-Jahre laufenden Kredit für 1,9% aufnimmt, muss die Bank diese Summe "gegenfinanzieren". Sie muss also ausreichend Spareinlagen haben, die sie wiederum verzinsen muss. Je kürzer die Laufzeit dieser Spareinlagen, Sie kennen das vom Termingeld, desto niedriger der Zins, den die Bank ihren Kundenzahlen muss. Deswegen werden Kredite zu einem großen Teil über kurzfristige Termineinlagen gegenfinanziert, wo kaum ein Sparzins anfällt. Die Zinsdifferenz zwischen derzeit bspw. 0% und 1,9% ist der Gewinn der Bank.

Diese Zinsdifferenz war in der Zeit vor der Finanzkrise von 2008 deutlich größer als heute. Früher, in der guten alten Zeit, haben Banken durch diese Zinsdifferenz zwischen lang laufenden Investitionskrediten und kurz laufenden Termingeldern den Löwenanteil ihres Gewinns erwirtschaftet. Es ist das klassische Bankgeschäft, mit dem Banken über Jahrzehnte groß geworden sind. Dieses Geschäft gibt es heute so nicht mehr, stattdessen springen die Notenbanken wild im Dreieck um die Geschäftsbanken herum und drängen zur Vergabe von mehr Krediten. Doch einen finanziellen Anreiz liefern die Notenbanken bislang nicht.

Das soll sich nun ändern, so Kuroda. Spannend finde ich den Hinweis, das man das Ziel der höheren Zinsen für lang laufende Kredite über den Kauf von ETFs erreichen möchte. Ich überlege seit zwei Tagen, welche ETFs durch ihren Kauf zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen führen. Weltweit kaufen Notenbanken alle Anleihen, die nicht rechtzeitig im Tresor versteckt werden. Durch diese Käufe werden die Kurse der Anleihen nach oben getrieben, was entsprechend zu niedrigeren Zinsen führt - über die gesamte Laufzeit. Denkt Kuroda daran, noch mehr Anleihen zu kaufen? Denkt er daran, nur noch sehr kurzläufige Anleihen zu kaufen, während lang laufende Anleihen vielleicht sogar verkauft oder über ETFs geshortet werden?

Egal wie er es bewerkstelligt: Die Marktverzerrung, die schon seit vielen Jahren als maximal bezeichnet wird, wird nochmals "maximaler".

Was ist die Ursache des Problems? Japan kämpft bereits seit 1990, seit 26 Jahren, mit den niedrigen Zinsen. "Die verlorene Generation" heißt es in Japan inzwischen schon. Vor einigen Jahren war die Diagnose klar: Japan sei zu reformscheu, hieß es. Heute wird die Bevölkerungsentwicklung als Begründung angeführt: Überalterung, die dazu führt, dass die arbeitende Bevölkerung die Renten von immer mehr Menschen tragen muss. So sei Wachstum nicht möglich, heißt es.

Wir können aber Deutschland als Gegenbeispiel anführen: Auch unsere Bevölkerungsstruktur leidet an Überalterung. Dennoch wächst Deutschland nach wie vor recht robust. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass Deutschland inzwischen 50% seines BIPs über Exporte erwirtschaftet. Also wächst Deutschland nur aufgrund des Wachstums anderer Länder? Nein, das würde ich so nicht sagen. Zum einen ist auch Japan ein Exportland, daher greift diese Erklärung nicht. Zum anderen haben wir mit der Agenda 2010 frühzeitig einschneidende Änderungen in unserer Struktur vorgenommen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie es fast unmöglich war, in Deutschland Lohnerhöhungen durchzusetzen, während in vielen anderen europäischen Ländern privater Wohlstand ausbrach.

Womit wir beim großen, eigentlichen Problem sind: Strukturreformen. Selten zuvor habe ich einen Wandel in der Gesellschaft gesehen, der so tiefgreifend unseren Alltag umwirft. Der Heimarbeitsplatz wird salonfähig, die jüngere Generation arbeitet verstärkt in Projekten und nicht mehr für feste Arbeitgeber. Kollege Computer übernimmt inzwischen nicht mehr nur niedere Tätigkeiten, sondern immer mehr Managementaufgaben. Klar, die Entscheidung trifft das Management noch selbst, aber die dafür notwendige Informationsgrundlage wird heute durch Software viel besser vorbereitet, als dies durch Manager der zweiten Reihe geschehen kann.

Gefragt ist also die Politik, die unsere Gesellschaft auf diese Änderungen umgestalten muss. Doch statt mutiger Entscheidungen sehe ich derzeit bei den meisten Politikern ein überbordendes Besitzstandsdenken. Vorhandene Industrien werden gestützt, Lobbyismus ist einflussreicher denn je.

Wir bauen also einmal mehr auf die Notenbanken, die unsere Entwicklungsprobleme lösen soll. Viele Instrumente haben die Notenbanken nicht mehr. Entscheidungen wie die der Fed in dieser Woche, den Leitzins erneut nicht anzuheben, untergraben langsam aber sicher die Glaubwürdigkeit in die Notenbanken und damit auch das Vertrauen. Unser Geldsystem ist jedoch auf Vertrauen aufgebaut, daher kann diese Entwicklung nicht ewig so weitergehen.

Wie lange also noch? Och, das ist eine andere Geschichte. Niemand kann vorhersagen, wann das Vertrauen dann schwindet. das kann noch Monate, Jahre oder auch Jahrzehnte dauern. Die Notenbankpolitik wird schon seit Jahrzehnten mit guten Argumenten in Frage gestellt, aber passiert ist noch nichts. Ich setze also auf die Notenbanken, bis ich eines besseren belehrt werde.

Was heißt es nun, auf die Notenbanken zu setzen? Nun, ganz einfach: der langfristige Zins wird steigen, dadurch werden Dividendentitel weniger attraktiv sein. Dividendenaktien werden also verkauft, stattdessen dürften Wachstumsaktien eine verstärkte Nachfrage erfahren. Ich habe gestern eine neue Wachstumsaktie in unser Portfolio geholt.

Die Notenbankpolitik verläuft auf des Messers Schneide und entsprechend gefährlich sind Investments in den Aktienmarkt. Es ist weiterhin ratsam, eine ordentliche Absicherung im Portfolio zu haben. Wir sind mit Gold und zwei ordentlich verzinsten Unternehmensanleihen gut aufgestellt.

Sollte etwas schief laufen, dann verlieren diejenigen Aktien am meisten, die zuvor am stärksten gestiegen sind. Oder umgekehrt: Diejenigen Aktien verlieren am wenigsten, die zuvor schon schlecht gelaufen sind. Es lohnt sich also, Turnaround-Aktien zu suchen. Unternehmen, die in den vergangenen Monaten schon eine harte Rosskur durchlaufen haben und deren Aktie nicht mehr weiter fallen kann, wenn etwas Negatives passiert. Auch eine solche Aktie habe ich gestern in unser Portfolio geholt.

Aktien also, die weitgehend unabhängig vom Zinsniveau und von den Rohstoffmärkten sind. Rohstoffmärkte? Mehr dazu nach der folgenden Tabelle.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES22.9.16Woche Δ
Dow Jones18.404 1,1%
DAX10.674 2,3%
Nikkei16.807 2,5%
Shanghai A 3.184 1,3%
Euro/US-Dollar1,12-0,3%
Euro/Yen112,98-1,5%
10-Jahres-US-Anleihe1,63%-0,07
Umlaufrendite Dt-0,19%-0,07
Feinunze Gold$1.338 1,8%
Fass Brent Öl$47,45 1,6%
Kupfer2.157 -0,2%
Baltic Dry Shipping937 22,6%



Die weiterhin lockere Geldpolitik zeigt ihre Wirkung: Sämtliche Indizes sind diese Woche kräftig angesprungen. Dabei zeigt der Euro gegenüber US-Dollar (0,3%) sowie Yen (1,5%) Stärke. ein starker Euro lastet in der Regel auf dem Exportindex DAX, doch diesmal machte die Euro-Stärke dem DAX nichts aus.

Die langfristigen Zinsen sind sowohl in den USA als auch in Deutschland nochmals gesunken, die Nachfrage nach lang laufenden Anleihen stieg nach der Fed-Entscheidung deutlich an. Eine Verlängerung der Nullzinspolitik treibt Anleger wieder in Anleihen. Der von mir oben beschriebene in Japan beabsichtigte Effekt, den langfristigen Zins anzuheben, ist in dieser Reaktion noch nicht enthalten ... so weit haben Anleger bislang nicht gedacht.

Das Öl ist wieder um 1,6% angestiegen. Zum Wochenbeginn wurden die Gerüchte weiter angeheizt, eine Einigung der OPEC auf niedrigere Ölfördermengen sei in Sicht. Das Treffen an diesem Wochenende in Algerien wird sogar auch von den Russen besucht. Venezuela hat sich klar geäußert, das man alles tun werde, um den Ölpreis nach oben zu bringen. Der Iran nimmt an der Versammlung teil. Was will ein Gerücht mehr?

Unterm' Strich werden wir meiner Einschätzung nach am Montag hören, dass man sich doch nicht einigen konnte. Denn, wenn irgendein Land der Welt seine Ölförderung drosselt und der Ölpreis ansteigen sollte, wird in den USA ein Bohrloch aufgemacht, um das zu kompensieren. Fracking und Seitwärts-Bohrungen sind bei einem Ölpreis über 40 USD/Fass profitabel, entsprechend kann der Ölpreis natürlich kurzfristig immer wieder mal nach oben getrieben werden, doch langfristig dürfte es schwerlich über 50 USD/Fass gehen.

So unberechenbar der Ölpreis auch sein mag, so wichtig ist er als Grundlage für den Einkauf vieler Unternehmen der Welt - nicht zuletzt auch der Deutschen Lufthansa, wie in der Wunschanalyse in Kapitel 05 ausgeführt. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren oft genug falsch gelegen mit meinen kurzfristigen Ölpreisprognosen. Entsprechend wäre es unsinnig, Aktienspekulationen einzugehen, die am Ölpreis hängen. Und was für den Ölpreis gilt, stimmt für viele andere Rohstoffe derzeit ebenfalls. Daher meine Aussage: ich suche Aktien, die unabhängig vom Zinsniveau und vom Rohstoffmarkt sind.

Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist diese Woche weiter angesprungen, diesmal um 22,6%! Auf der einen Seite spricht das natürlich immer für eine gesunde chinesische Wirtschaft. Doch ein so heftiger Preisanstieg ist noch immer auf die Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin zu schieben.

Schauen wir uns einmal die Stimmung unter den Anlegern an.




03. Sentiment: Feierlaune bei schwindendem Zukunftsoptimismus

Wer hoch springen möchte, muss zuvor tief in die Hocke gehen, schrieb ich noch vor einer Woche. Seither befindet sich der DAX im Rallye-Modus. Irgendwann schien es offensichtlich egal, wie die Fed-Entscheidung ausfallen würde, Hauptsache der Termin liegt hinter uns. Schon Joachim Goldberg attestierte seinem Umfragepanel am Mittwoch, noch vor der Fed-Entscheidung, einen satten, aber nicht übertriebenen Optimismus.

So ist die Niedergeschlagenheit der Vorwoche verflogen, heute sind die Anleger in Feierlaune. Schauen wir uns das vorläufige Ergebnis unserer Sentimentumfrage einmal näher an.

Mit 40% sehen nun ein Drittel mehr Anleger einen Aufwärtstrend als noch vor einer Woche. Diese Euphorie kommt direkt aus dem Lager der Niedergeschlagenen, deren Lager um 30% auf nur noch 5% zurückgefallen sind. Nur noch 39% sehen eine Seitwärtsbewegung, das sind 9% weniger als noch vor einer Woche.

Und natürlich fühlen sich Anleger bestätigt, wenn die Kurse steigen. 17% (+8%) haben auf diesen Kursanstieg gewettet, 9% (-7%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Mit 52% (+8%) fühlen sich die meisten zum größten Teil in ihrer Erwartung bestätigt, 21% (-9%) haben die Rallye kaum erwartet.

Gegenläufig zur Stimmung unter den Anlegern, die kräftig angestiegen ist, fällt der Zukunftsoptimismus. Mit 33% erwarten um 7% weniger Anleger für den DAX in drei Monaten steigende Kurse. Jedoch bleibt auch das Lager der Pessimisten mit 16% (-2%) verhältnismäßig klein. 18% (+12%) erwarten bereits eine Topbildung. Eine Seitwärtsbewegung erwarten 31% (+2%).

Vorerst aber sollte es nach oben gehen, denken unsere Umfrageteilnehmer, denn 29% (+6%) wollen trotz der zurückliegenden Rallye noch kaufen, nur 15% (-1%) wollen schon wieder aussteigen. Mit 57% (-5%) warten die meisten nach wie vor ab. Hier gibt es noch Anleger, die bei steigenden Kursen zu einem späteren Zeitpunkt in Kaufzwang geraten könnten.

Das Euwax Sentiment der Privatanleger ist deutlich abgekühlt. An der Euwax nutzen Privatanleger die gestiegenen Kurse, ihre Absicherung wieder hochzufahren.

Der US-amerikanische Technologieindex Nasdaq schreibt schon wieder Allzeithochs. Entsprechend ist der technische Angst und Gier Indikator auch schon wieder um 19% auf 60% gesprungen und liegt damit im Bereich der leichten Gier. Die Gier zeigt sich insbesondere in der Spekulationsfreude der Anleger in Anleihen minderer Qualität. Auch die Optionsabsicherung gegen fallende Kurse ist niedrig, spiegelt also eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger wider.

Die Investitionsquote institutioneller Anleger in den USA ist um 11% auf 79% angestiegen und spiegelt damit ein verhältnismäßig hohes, nicht aber überhitztes Investitionsniveau wider. Blogger und Börsenbriefschreiber geben zu 52% Kaufempfehlungen aus, ein klarer Sprung in den Optimismus im Vergleich zur Vorwoche. Und auch in den USA geht der Zukunftsoptimismus der Privatanleger mit steigenden Kursen zurück, nur noch 24,8% sind bullisch.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
GoPro, adidas, BioTelemetry

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
SolarWorld, STMicroelectronics

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Nach dem Stimmungseinbruch der Vorwoche folgte diese Woche die Gegenbewegung. Doch die Feierlaune unter den Anlegern ist bereits heute definiert kurzfristig, denn der Zukunftsoptimismus ist sowohl in Deutschland als auch in den USA deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Investitionsbereitschaft angesprungen. Man baut also auf eine kurze aber heftige Fortsetzung der Rallye.

Gemäß der traditionellen Sentiment-Theorie, die in der Anlegerstimmung einen Kontraindikator sieht, würde ich nun die heute begonnene Verschnaufpause als Überraschung für die Anleger bezeichnen. Und wenn nach der Verschnaufpause dann eine Rallye startet, die länger als nur bis Mitte Oktober anhält, dann wäre auch das eine Überraschung.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch jede Menge Argumente für einen Crash, insbesondere das Ende der Einflussmöglichkeiten der Notenbanken könnte da jederzeit für Panik sorgen. Im folgenden Kapitel werde ich die zwei neuen Positionen unseres Portfolios, eine Wachstumsaktie und eine Spekulation, nochmals näher vorstellen.

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt. Die Details zu den einzelnen Empfehlungen finden Sie unter
http://www.aktien-meldungen.de/Aktienresearch/Top-Aktien

TOP ANALYSTENZIELE

UnternehmenAnalyse v.KursKurszielUpside
Bilfinger Berger23.928,71 €50,00 €74,16%
Telefonica Dtl.21.93,80 €5,50 €44,74%
PATRIZIA20.919,40 €28,00 €44,33%
Daimler AG22.963,28 €90,00 €42,23%
Bayer AG21.991,84 €129,00 €40,46%
E.ON AG22.96,43 €9,00 €39,97%
METRO AG19.926,99 €37,50 €38,94%
Volkswagen Vz22.9119,60 €166,00 €38,80%
Hapag-Lloyd20.918,98 €26,00 €36,99%
Continental19.9191,08 €260,00 €36,07%

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen, als es die Realität anschließend erlauben würde (Sellside-Analysen). Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.




04. Ausblick: Wachstum und Spekulation

Der Ausblick bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

Hier im Heibel-Ticker Standard erhalten Sie überwiegend vergangenheitsbezogene Erklärungen von mir. Detaillierte Analysen und Einschätzungen über die künftige Börsenentwicklung gibt es nur im kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS. Das Angebot für die zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS baue ich kontinuierlich weiter aus und komme dabei insbesondere den Wünschen meiner Kunden nach. Inzwischen bietet das Heibel-Ticker PLUS Abonnement folgende Zusätze:

INTERNET: Kundenbereich

- täglich aktuelle Einschätzungen zu den Meldungen, die unsere offenen Positionen betreffen

- einen Chart für jede offene Position, um die Kurssituation schneller zu erfassen

- die Möglichkeit, nur die 10 neuesten Kommentare zu den offenen Positionen anzeigen zu lassen.

- Sie können sich aus den empfohlenen Werten Ihr eigenes Musterportfolio zusammenstellen, um gezielter und schneller die für Sie relevanten Neuigkeiten zu sehen.

Weiterhin erhalten meine Kunden eine übersichtliche Tabelle über alle offenen Positionen mit der jeweiligen Wochenperformance sowie Performance seit Empfehlung und mit einer Übersicht über die anstehenden Aktivitäten wie Stopp Loss nachziehen oder verkaufen bzw. kaufen.

Für die besonders aktiven Anleger unter Ihnen biete ich an, die unterwöchigen Updates direkt per E-Mail an Sie zu senden und ich benachrichtige Sie im Falle von Aktionsempfehlungen (Kauf oder Verkauf) direkt per SMS auf Ihr Handy. Dabei handelt es sich um einen Zusatzdienst (Express!), den ich mit 6,25 € pro Monat berechne. Keine Angst, sämtliche Updates befinden sich natürlich dann auch nochmals in der Freitagsausgabe für die normalen PLUS-Kunden.

Den Reaktionen meiner Kunden entnehme ich, dass der Heibel-Ticker PLUS die Bedürfnisse von Anlegern gezielt und verständlich sowie fundiert und erfolgreich befriedigt. Schauen Sie sich das neue Angebot einmal mit einem Schnupperangebot (6 Wochen zu 20 €) an. Es würde mich freuen, wenn ich Sie als neuen Abonnenten gewinnen kann.

Für eine Jahresgebühr von 150 Euro erhalten Sie ein Jahresabonnement sowie einen Vorzugspreis für sämtliche Sonderanalysen, die in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht werden. Viele Sonderanalysen stelle ich den Heibel-Ticker PLUS Kunden sogar kostenfrei zur Verfügung.

Falls Ihnen ein Jahr zu lang erscheint, dann können Sie den Heibel-Ticker PLUS auch zunächst für ein halbes- oder viertel Jahr bestellen. Oder bestellen Sie einfach das Schnupperabo zu 20 € für 6 Wochen.

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05. Wunschanalyse: Deutsche Lufthansa

5% Dividendenrendite und ein KGV von nur 5, sind das Warnsignale oder haben wir hier eine kolossale Unterbewertung? Ich gehe dieser Frage in der Wunschanalyse nach und zeige insbesondere die vielschichtigen Probleme auf, mit denen sich der Konzern rumschlagen muss. Am Ende können Sie besser beurteilen, ob die Lufthansa Aktie eine sichere Dividendenkomponente darstellen kann oder bestenfalls eine Spekulation wert ist.

Deutsche Lufthansa
Günstige Bewertung als Warnsignal oder Chance?

Fr, 23. September um 16:55 Uhr
ZAL HAMBURG

Gestern Abend durfte ich in einer kleinen Gruppe Hamburgs Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL Hamburg) besichtigen. Im Rahmen einer Public-Private-Partnership wurde der Standort von der Stadt Hamburg, von Airbus und Lufthansa, von den Hamburger Universitäten sowie einer Reihe von mittelständischen Unternehmen ins Leben gerufen und führt Ingenieure verschiedenster Herkunft bis hin zu Start-Ups unter einem Dach zusammen. Das Ziel: Die Sicherung des Standorts Hamburg als weltweit drittgrößtem Standort für Flugzeugbau.

In verglasten Hallen werden Flugzeugrumpfe für verschiedenste Testreihen zur Verfügung gestellt. Auch einen 3D-Drucker konnte ich in Aktion sehen: eine spezielle Titan-Legierung wird dort für die verschiedensten Einsätze getestet. Kleinteile bis hin zu einer Antriebsschaufel können produziert werden.

SLM Solutions sei Partner, so Geschäftsführer Roland Gerhards. In einer anderen Ecke sah ich den Roboterarm von Kuka stehen. SLM wurde kürzlich von GE gekauft, Kuka wurde von der chinesischen Elektrofirma Midea übernommen.

Das ZAL verfügt über einen Virtual-Reality-Raum, ich würde es eher Holodeck nennen. Auf 3x5 Metern können technische Objekte dreidimensional dargestellt werden. Über ein kleines Handgerät kann man das Objekt drehen und bearbeiten. Dabei steht man selbst mitten in diesem Objekt, beispielsweise dem Flugzeugrumpf. Faszinierend.

Schließlich wurde uns noch die größte Akustikkammer Europas gezeigt, wo die Auswirkung verschiedener Materialien auf die Kabinenakustik getestet wird.

Besonders beeindruckend ist für mich die Art und Weise der Zusammenarbeit in diesem Gebäude. Wir alle wissen, dass im Zeitalter des Internets internationale Ingenieursgruppen gebildet werden. Doch niemand wird den Unterschied zum direkten Kontakt der Projektmitglieder leugnen: Neue unausgegorene Ideen können wesentlich besser im persönlichen Gespräch evaluiert werden als per Videokonferenz. Und genau hier liegt der Standortvorteil Deutschlands, egal ob unsere Ingenieursbetriebe von ausländischen Unternehmen übernommen werden. Die „Know-how-Dichte” kann in China nicht binnen einer Generation aufgeholt werden.

Entsprechend werden Airbus als auch die Deutsche Lufthansa noch lange Zeit ihren qualitativ hochwertigen Ruf aufrecht erhalten, was natürlich zu höheren Preisen bei Fliegern oder Tickets führt.

Doch nun konkret zur Lufthansa.

EINKAUF UND VERKAUF FREMDBESTIMMT

So lässt sich die wohl größte Kritik an der Deutschen Lufthansa zusammenfassen. Nach den Personalkosten die größte Kostenposition ist der Sprit, und der hängt an der Entwicklung des Ölpreises. Klar, die Lufthansa kann durch Hedging extreme Preisschwankungen abfedern. Doch auch das Hedging ist kein Allheilmittel, denn nachdem der Ölpreis im Jahr 2014 von 110 auf 70 USD/Fass gefallen war, hätte manch einer gerne das niedrige Preisniveau auf Jahre eingefroren (durch Hedgingskäufe).

Niemand konnte ahnen, dass der Ölpreis noch bis unter 30 USD/Fass im Januar 2016 weiterfallen würde. Fluggesellschaften, die zu früh langfristige Hedgingpositionen eingegangen sind, hatten nun einen Kostennachteil gegenüber den Wettbewerbern, die mit dem Hedging länger warteten.

Auf den Ölpreis zu spekulieren ist schwer. Allein in diesem Jahr haben wir es mehrfach erlebt, dass Gerüchte über eine mögliche Fördermengendrosselung den Ölpreis in die Höhe trieben – zuletzt in der vergangenen Woche. In einem Markt, wo Gerüchte die Preise machen, kann man sich nicht auf konjunkturelle Informationen verlassen, wenn man seine Hedgingstrategie definiert.

Aktuell hat die Lufthansa 80% des für das laufende Jahr benötigten Sprits zu Preise um 47-49 USD/Fass abgesichert. Je nach Ölpreisentwicklung ergibt sich dann zum Jahresende ein entsprechender Gewinn, der gegen die Kosten gerechnet werden kann, oder aber ein Verlust, der die Kosten nochmals erhöht.

Auch im Verkauf unterliegt die Lufthansa externen Einflussfaktoren, die sie kaum kalkulieren kann. Viele Staaten benutzen noch heute ihre Fluglinien als PR-Vehikel, um dem eigenen Land ein sympathisches und gegebenenfalls luxuriöses Image zu verpassen. Dazu lassen sie sich abenteuerliche Wege einfallen, um die heimische Fluggesellschaft finanziell zu unterstützen.

Für die Lufthansa ist es daher sehr schwer, sich auf internationalen Flugstrecken gegen den Preiswettbewerb durchzusetzen. Da dies preislich kaum möglich ist, muss die Lufthansa durch einen höherwertigen Service oder größere Zuverlässigkeit punkten.


ZUVERLÄSSIGKEIT DURCH STREIKS GEFÄHRDET

Doch gerade bei der Zuverlässigkeit ist die Lufthansa derzeit am kämpfen. Zwar gelingt ihr eine hohe Pünktlichkeitsquote im Vergleich zur Bahn, aber durch Streiks erzeugte Flugausfälle werden dabei nicht berücksichtigt. Und gerade die öffentliche Wahrnehmung spielt bei den unzähligen Streiks, mit denen die Lufthansa in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte, eine wichtige Rolle. Denn wer sich über die unpünktliche Bahn beschwert, bekommt als Antwort, dass selbst die Lufthansa nicht besser sei.

Die Streiks haben es in sich. Aus Kostengründen möchte die Lufthansa ihre europäischen Flüge von den außereuropäischen trennen. Eurowings fliegt in Europa, Lufthansa nur noch die Langstrecken. Beim Betriebsübergang zu Eurowings müssen Mitarbeiter dann neue Arbeitsverträge akzeptieren, dort sind in der Regel einige Leistungen des Lufthansakonzerns nicht mehr enthalten. Entsprechend kämpfen die Gewerkschaften um den Verbleib möglichst vieler Angestellter unter dem Dach der Lufthansa.

Zumindest bei den Streiks zeichnet sich nunmehr eine Lösung ab. Ende August wurde eine Einigung mit der Ufo-Gewerkschaft verkündet, diese Woche wurde der Abbruch der Gespräche mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit verkündet – Streikgefahr bestehe jedoch nicht. Ich will mal hoffen, dass es sich hier um gewöhnliche Verhandlungstaktik handelt und es nicht zu einer Fortsetzung des Streikmarathons kommt.


ATTRAKTIVE BILANZKENNZIFFERN

Ein KGV 2017e unter 5 ist nicht nur günstig, es ist schon eher ein Warnsignal. Auch die Dividendenrendite von 5% hinterlässt einen faden Nachgeschmack: Wird Lufthansa nachhaltig in der Lage sein, diese hohe Ausschüttung aus dem Cashflow zu leisten?

Der Cashflow von 6 Euro je Aktie gibt die Ausschüttung von 0,52 Euro je Aktie locker her. Sofern nicht Streiks in den Gewinn schneiden, dürfte es da auch keine Probleme geben.

Der Umsatz stagniert um 32 Mrd. Euro. Die Gewinnentwicklung ist im laufenden Jahr stark rückläufig und dürfte sich Analysteneinschätzungen zufolge im kommenden Jahr auf dem niedrigen Niveau stabilisieren.


FLUGANGST

Der Preiswettbewerb hält an: In Europa gehören Ryanair und Easyjet inzwischen zu den härtesten Wettbewerbern. Auf den internationalen Strecken die oben erwähnten nationalen Airlines. Besserung ist nicht in Sicht. Immerhin hat die Lufthansa nun einige Strecken von Air Berlin übernommen, was auf den betroffenen Strecken den Preiswettbewerb etwas dämpfen dürfte. Doch unterm' Strich gibt es noch große Überkapazitäten, insbesondere vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Terroranschläge, die in den Absatz der Touristikbranche schneiden.


BEWERTUNGSNIVEAU ZU NIEDRIG

Ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 5 bedeutet, dass der Lufthansakonzern in nur fünf Jahren soviel Gewinn erwirtschaftet, wie Sie heute für die Aktie auf den Tisch legen müssen. Sprich: In fünf Jahren haben Sie Ihren Einsatz raus, wenn wir mal von Investitionen absehen. Fluglinien gelten als besonders Krisenanfällig und haben in der Regel ein niedriges Bewertungsniveau, jedoch beträgt derzeit das durchschnittliche KGV der Branche 8. Was ist das besondere Risiko, das die Lufthansa-Aktie so billig macht? Die Streiks?

5% Dividendenrendite sind ein Traum in unserer Nullzinslandschaft. Und diese 5% wurden kürzlich nochmals bestätigt. Allerdings werden sich viele noch erinnern, dass Lufthansa für 2014 die Dividende gestrichen hatte. Der hohe Ölpreis gepaart mit dem hohen Wettbewerbsdruck hatte diesen Schritt erforderlich gemacht. Die 5% können also für das nächste Frühjahr als relativ gesichert angesehen werden, doch langfristig kann man bei der Lufthansa nicht damit rechnen.


ANLEGER SEHEN WEITERE PROBLEME

Der Brexit wurde als großes Problem für Lufthansa betrachtet, denn der Flugverkehr zur Insel könnte abnehmen. Ich würde gegenhalten, dass Easyjet und Ryanair künftig nicht mehr so selbstverständlich auf dem europäischen Markt unterwegs sein werden wie bisher. Der Wettbewerb, der insbesondere von der Insel aus sehr hart ist, könnte also durch den Brexit vielleicht sogar nachlassen.

Ende Juli wurden Quartalszahlen veröffentlicht, die den Erwartungen der Analysen entsprachen. Doch aufgrund der Brexit-Unsicherheit und vor dem Hintergrund des wieder ansteigenden Ölpreises hat das Unternehmen die Gewinnerwartung für das laufende Jahr gesenkt. Statt mehr als im Vorjahr zu verdienen, geht das Management nun davon aus, dass es etwas weniger wird.

Es läuft nicht rund bei der Lufthansa. Und nun droht schon wieder der nächste Konflikt mit den eigenen Piloten. Sollten die Piloten wider Erwarten streiken, dürfte die Aktie weiter gen Süden rauschen.

Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass Piloten und Management sich in letzter Sekunde zusammenraufen. Die Streiks der vergangenen Jahre haben viel Vertrauen der Kunden zerstört. Das darf sich nicht ein weiteres mal wiederholen.

Ein weiteres Problem sind die Pensionsverpflichtungen, die bei einem Traditionskonzern wie der Lufthansa verhältnismäßig hoch sind und die durch festverzinsliche Kapitalanlagen frühzeitig abgesichert sein müssen. Aufgrund des Nullzinsumfeldes sinkt der Anteil der Vorsorge, der durch Zinsen erwirtschaftet werden kann. Stattdessen müssen regelmäßig aus dem Konzerngewinn Mittel in die Pensionsrückstellungen zugeführt werden. So schön der Gewinn auch sein mag, ein Teil davon geht derzeit für die Pensionen drauf.

So sehe ich die Aktie der Lufthansa derzeit auf einem Niveau, das als Panik-Niveau bezeichnet werden kann. Der Konzern hat nicht mehr viele Möglichkeiten, die Kosten weiter zu senken, denn ohne Piloten fliegen die Flieger heute noch nicht und der Spritpreis kann nicht beeinflusst werden. Wenn nun der Wettbewerb nochmals anzieht, dann gibt es für die Lufthansa irgendwann keine Möglichkeit mehr, noch Gewinne zu erwirtschaften.


BLICK ÜBER DEN TEICH

In den USA hat sich die Branche in den vergangenen Jahren stark konsolidiert, inzwischen gibt es nur noch eine Handvoll große Fluglinien, nachdem die Anzahl vor zehn Jahren noch zweistellig war. In den USA können die Fluglinien daher inzwischen auf den nationalen Routen ordentliche Ticketpreise aufrufen, dort gesundet die Branche langsam. Das gibt ihnen natürlich die finanzielle Flexibilität, auf internationalen Strecken bald mal wieder in Form eines Preiskampfes anzugreifen.


FAZIT
Ganz ehrlich: Mag sein, dass die Dividende Freudentränen in die Augen treibt. Aber die Probleme des Konzerns sind so vielfältig, dass ich mir lieber andere Dividendentitel aussuche. Es gibt auch gesunde Unternehmen mit ordentlichem Wachstum, die attraktive Dividenden anbieten. Für mich ist die extrem niedrige Bewertung mehr Warnsignal als Chance. Für eine Spekulation ist die Lufthansa geeignet, als sichere Dividendenkomponente in meinen Augen jedoch trotz der hohen Rendite nicht.




06. Update beobachteter Werte

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Dieses Kapitel bleibt den Heibel-Ticker PLUS-Abonnenten vorbehalten.

In Deutschland gibt es kaum einen anderen, der die Hintergründe der Aktienmärkte so messerscharf von dem täglichen Medienrummel trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers Stephan Heibel.

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07. Übersicht HT-Portfolio

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.

Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.

Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
Kbei Gelegenheit Kaufen, 
NKNachkaufen 
HHalten, 
Vbei Gelegenheit Verkaufen, 
TVTeilverkauf, also nicht die ganze Position 
VLVerkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
SLStopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
TSTrailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird 



Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
www.heibel-ticker.de


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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

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Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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