Heibel-Ticker PLUS 16/48 - Fraternité? Au diable

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02.12.2016:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

11. Jahrgang - Ausgabe 48 (02.12.2016)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Die neue Welt seit den US-Wahlen
02.So tickt die Börse: Fraternité? Au diable
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Hohe Barreserven machen Ausverkauf unwahrscheinlich
 - Top Analystenziele
04.Ausblick: Deutsche Anleger zittern vor Referendum (I) und Wahl (Ö)
05.Depotcheck: Barrick Gold, Vodafone, BB Biotech, Nestlé, Wirecard
 - Barrick Gold:
 - Vodafone:
 - BB Biotech:
 - Nestlé:
 - Wirecard:
 - :
 - Korrelationsanalyse
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Die neue Welt seit den US-Wahlen

Liebe Börsenfreunde,

So, die Trump-Rallye ist beendet, nun befinden wir uns wieder in einer Korrektur. So sieht es zumindest hier in Deutschland aus. In den USA sieht das Bild ganz anders aus, dort konnte der Dow Jones auch diese Woche nochmals zulegen. Die unterschiedliche Entwicklung führe ich auf die EU-Krise zurück, die sich in diesen Tagen vor unseren Augen aufbaut. Mehr dazu in Kapitel 02.

Die Stimmung gibt diese Woche kein klares Bild ab, daher habe ich heute in Kapitel 03 die Positionsdaten unserer animusX-Umfrage zu Hilfe gezogen. Diese liefern eine überraschende Erkenntnis: Seit vier Jahren saßen institutionelle Anleger nicht mehr auf so viel Cash wie heute.

Was die unterschiedliche Entwicklung an den Börsen der USA und Deutschlands für die künftige Entwicklung bedeuten, untersuche ich in Kapitel 04.

Heute gibt es mal wieder einen Depotcheck in Kapitel 05. Die fünf Aktien unseres Leser analysiere ich vor dem Hintergrund der veränderten Welt seit den US-Wahlen mit neuen Schwerpunkten. Vodafone und Nestlé sind gute Dividendenaktien der Vergangenheit, BB Biotech und Wirecard sind riskante Wachstumsaktien. Barrick Gold erfüllt in diesem Portfolio meines Erachtens keine besonders gute Aufgabe, ich habe da einen anderen Vorschlag.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp161204.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Fraternité? Au diable

Liberté, Ègalité, Fraternité heißt es seit der französischen Revolution in immer mehr europäischen Ländern. Fraternité, Brüderlichkeit, wird heute als Solidarität verstanden, Solidarität innerhalb der Gemeinschaft.

Innerhalb der Familie ist das selbstverständlich, mit Freunden und Verwandten häufig auch noch. Auf der größeren Ebene, Gemeinde, Länder und Staaten bis hin zur EU hat der Gesetzgeber immer stärker die Aufgabe der Solidarität übernommen. Als Zeichen der Solidarität werden von dem Einem Steuern eingenommen und dem Anderen gegeben.

Die Menschen in Europa mögen das System unterstützen, dessen aktuelle Ausprägung jedoch steht in der Kritik. Wir können noch so stolz auf unseren Sozialstaat sei, doch wir müssen erkennen, dass immer mehr Menschen sich darin nicht mehr gerecht berücksichtigt fühlen.

In Frankreich wird nun Fraçois Fillon zur Präsidentschaftswahl antreten. Er ist der konservativste Kandidat, den sich die französischen Republikaner vorstellen konnten. Fillon setzt auf Liberté, Freiheit und Ègalité, Gleichheit (vor dem Gesetz, sprich: Gerechtigkeit). Im Mutterland der Brüderlichkeit rückt dieses wichtige Prinzip gegebenenfalls, sollte Fillon die Wahlen im kommenden Frühjahr gewinnen, an die dritte Stelle.

Mit den folgenden Wahlversprechen hat er die innerparteiliche Nominierung gewonnen:
- Ich verspreche, die Wochenarbeitszeit um 4 Stunden zu verlängern,
- ich verspreche, das Renteneintrittsalter zu erhöhen und
- ich verspreche, 500.000 Stellen (im öffentlichen Dienst) zu streichen.

Wenn Sie mir diese drei Versprechen als Zitate von Donald Trump vorgelegt hätten, hätte ich die Nase gerümpft und gesagt: Mutig, aber kaum umsetzbar. Aber nicht im Land des Turbokapitalismus kommt ein Kandidat mit diesen versprechen durch, sondern im Mutterland der Brüderlichkeit, im Mutterland des Sozialstaates.

Ich habe den Eindruck, La Grande Nation hat verstanden, dass ein Land nicht ewig seinen Wohlstand halten kann, wenn man mehr vom Staat bekommt als irgendwo sonst auf der Welt. Frankreich hat eine gesetzliche Wochenarbeitszeit von 35 Stunden. In Rente geht man in Frankreich mit 62 Jahren (USA: 67). Im Jahr arbeitet der Franzose durchschnittlich 1.495 Stunden, der durchschnittliche US-Amerikaner muss 300 Stunden länger arbeiten.

In Deutschland wird übrigens 60 Stunden pro Jahr weniger gearbeitet als in Frankreich, dafür haben wir unser Rentenalter bereits schrittweise in Richtung 67 Jahre bewegt.

Die Briten wollen nicht mehr in der EU sein (Brexit), in den USA gewinnt ein ultrakonservativer Testosteron Macho (Trump) und in Österreich und Italien steht eine Entscheidung über die zukünftige Richtung der Länder an diesem Wochenende auf des Messers Schneide. Wir haben der Fraternité viel zu verdanken, doch in seiner heutigen Ausprägung sind die Menschen damit nicht mehr zufrieden. Ich bin gespannt, ob das in Deutschland von den etablierten Parteien noch rechtzeitig vor den Wahlen im kommenden Herbst erkannt wird. Bislang wird die "Schuld" auf die "populistischen" Querulanten abgeschoben.

Bei der Gelegenheit noch ein Nachtrag zu den Erfolgsaussichten des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Er will ein Infrastrukturprogramm mit einem Volumen von 1 Billionen USD auflegen, finanziert durch Staatsschulden, das im Laufe der kommenden fünf Jahre umgesetzt wird. Trump hat schon eine Reihe weiterer Vorhaben angekündigt, deren Kosten Analysten mit spitzem Bleistift auf 6 Billionen USD über vier Jahre als zusätzliche Neuverschuldung aufsummiert haben. Damit bewegt sich der Schuldenstand der USA in Richtung 100% des Bruttoinlandsproduktes.

In Europa haben wir die Grenze von 60% definiert, weil unzählige wirtschaftliche Studien zeigen, dass Staaten mit einer Verschuldung von über 70% des BIP kaum noch fähig sind, Wachstumsraten zu erzeugen. Die Schuldenlast frißt mögliche Investitionen auf, irgendwann wird es fraglich, ob die Schulden überhaupt noch zurückgezahlt werden können.

Trump möchte seine Schulden natürlich durch hohe Wachstumsraten (4%) gegenfinanzieren und somit aus der hohen Schuldenquote herauswachsen. Das ist Ronald Reagan in den Achtziger gelungen, doch es dauerte bis 2000, bis Bill Clinton erstmals wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorzeigen konnte. Zudem betrug der Schuldenstand bei Reagans Amtsantritt nur 30% vom BIP.

Ich erwarte also einen Konjunkturaufschwung, der durch Donald Trump angeheizt wird. Doch ob das zu nachhaltig höheren Wachstumsraten in den USA führt, oder aber wie ein Strohfeuer verpufft, wird an den Strukturmaßnahmen liegen, die Trump durchführt. Er hat sich dafür diese Woche zwei ausgewiesene Bankexperten in sein Kabinett geholt: Steven Mnuchin wird Finanzminister, Willbur Ross wird Handelsminister.

Willbur Ross ist ein ehemaliger Investmentbanker, heute 79 Jahre alt, der sein Vermögen durch die Restrukturierung veralteter Industrien gemacht hat (Stahl, Kohle, Telekom, Textil). Steven Mnuchin ist mit seinen 53 Jahren sowas wie ein junger Hüpfer im Trump-Umfeld, er kommt von Goldman Sachs und führte lange Jahre einen Hedgefonds.

Die beiden waren in einem ausführlichen Interview auf CNBC zu hören. Dort haben sie bekannt gegeben, die Unternehmenssteuer von derzeit 30% auf 15% zu senken. Das gehe aber nicht zulasten der Einkommenssteuer, dort werde man insbesondere mittlere Einkommen entlasten.

Fraternité hat in den USA noch nie eine so große Rolle gespielt wie unter Obama. Doch das wird nun schnell wieder zurück gedreht. Schauen wir einmal, wie die Märkte diese Woche darauf reagiert haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES1.12.16Woche Δ
Dow Jones19.171 0,5%
DAX10.513 -1,6%
Nikkei18.426 0,2%
Shanghai A 3.397 0,1%
Euro/US-Dollar1,070,7%
Euro/Yen121,231,3%
10-Jahres-US-Anleihe2,38%0,02
Umlaufrendite Dt0,11%0,07
Feinunze Gold$1.176 -1,0%
Fass Brent Öl$54,12 10,4%
Kupfer5.773 -1,1%
Baltic Dry Shipping1.196 -0,4%



Nachdem der DAX in den Vorwochen von der Rallye der internationalen Märkte ausgespart wurde, traf ihn diese Woche die Verschnaufpause doppelt hart: Mit einem Minus von 1,6% hält der DAX diese Woche die rote Laterne, der Dow Jones legte um 0,5% zu, der Nikkei um 0,2% und in China stiegen die Aktien leicht um 0,1%.

Während sich der russische Präsident Wladimir Putin mit Donald Trump auseinandersetzt, China als Handelspartner lobt und Interesse an Südostasien zeigt, erwähnt er Europa nicht mit einer Silbe. Europa, und allen voran Deutschland, leidet unter den anstehenden Wahlen in Österreich, Frankreich und Deutschland sowie unter dem Referendum in Italien. Die Zukunft Europas ist so ungewiß wie lange nicht mehr, entsprechend ziehen Anleger ihr Geld ab.

Das zeigt sich auch im schwachen Euro. Da mögen die volkswirtschaftlichen Daten in Europa doch allen Grund zur Hoffnung geben, doch wer will schon in einem Land investieren, das derzeit kaum Beachtung findet.

Einen Freudensprung hat der Ölpreis gemacht: +10,4%! Die OPEC hat sich in Wien auf eine Fördermengenkürzung um 1,2 Mio. auf 32,5 Mio. Fässer pro Tag geeinigt. Die Sensation: Saudi Arabien hat sich einseitig zu Förderkürzungen in Höhe von 486.000 Fässern pro Tag bereit erklärt und auch Russland wird, so wird zumindest geschrieben, im kommenden Jahr 300.000 Fässer weniger pro Tag fördern als geplant. Geplant war übrigens eine Fördermengenausweitung um 400.000 Fässer pro Tag, Russland verzichtet also auf diese Investition. Weiter hätten sich Nicht-OPEC-Staaten bereit erklärt, insgesamt 300.000 Fässer pro Tag weniger zu fördern.

Indonesiens Mitgliedschaft wurde zeitweilig ausgesetzt, da sich das Land nicht an der Einigung beteiligte. Der Iran bekam seine Extrawurst und darf im kommenden Jahr seine Förderung um 90.000 Fässer pro Tag ausweiten.

Die Einigung gilt für sechs Monate und soll dann verlängert werden. Ich bin überrascht von dem Ergebnis, hatte ich doch noch vor einigen Wochen die Verhandlungen als Show abgetan. Ohne eine Einigung wäre der Ölpreis nun abgestürzt. Dank der Einigung ist der Ölpreis nun endgültig über 50 USD/Fass gesprungen. Ich kann mir nun gut vorstellen, dass dieses Niveau gehalten wird. An eine Rallye in Richtung 70 USD/Fass glaube ich nicht, denn mit 50 USD/Fass ist die US-Fracking-Branche wieder im Rennen. Und dort wurden in den vergangenen Monaten wieder mehr Bohrtürme aufgestellt als zuvor. Noch im Mai wurden nur 318 Bohrtürme in den USA gezählt, inzwischen sind es wieder 477. Zum Vergleich: Vor dem Ölpreiseinbruch wurden Mitte 2014 noch 1.600 Bohrtürme gezählt. Wenn sich die Förderung so etwa ab 50 USD/fass lohnt, dann gibt es in den USA noch reichlich Potential, die Förderkapazitäten auszuweiten. Von einer Ölpreisrallye sind wir also weit entfernt.




03. Sentiment: Hohe Barreserven machen Ausverkauf unwahrscheinlich

Der Ausverkauf an den deutschen Börsen erstreckte sich diese Woche über sämtliche Branchen. Es gab keinen Ort, an dem Sie sich als Anleger verstecken konnten. Wiederholt hat der DAX den Sprung über die 10.800 Punkte nicht geschafft, zum Ende der abgelaufenen Woche ging es dann bergab. Entsprechend stark hat sich die Stimmung eingetrübt.

So sieht bereits jeder vierte Umfrageteilnehmer den DAX in einem Abwärtsimpuls (+16%). Mit 61% (-9%) gehen jedoch nach wie vor die Meisten von einer Seitwärtsbewegung aus.

Dabei geben 22% (+11%) zu, von diesem Rückschlag auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Immerhin 13% (+2%) haben darauf spekuliert. Da die meisten den DAX nach wie vor in einer Seitwärtsbewegung sehen, fühlen sich die Meisten in ihrer Sichtweise zum größten Teil bestätigt (-4% auf 39%). Kaum erfüllt sehen 26% (-9%) ihre Erwartungen.

Während die Stimmung einbricht, steigt der Zukunftsoptimismus. 33% (+6%) erwarten für den DAX in drei Monaten steigende Kurse. Weitere 36% (+2%) gehen von einer Seitwärtsbewegung aus. Nur noch 20% (-4%) fürchten einen Abwärtsimpuls.

Und entsprechend der optimistischeren Erwartung steigt auch die Investitionsbereitschaft. Immerhin wollen inzwischen wieder 24% (+3%) in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen. Nur 12% (-3%) wollen verkaufen. Mit 65% (-1%) bleiben die meisten jedoch nach wie vor an der Seitenlinie.

Das Euwax-Sentiment ist stark zurückgekommen, die Positionierung der Privatanleger ist demzufolge nun wieder neutral. In den USA hingegen notiert der technische Angst und Gier Index des S&P 500 weiterhin bei 68% und damit nah der Gier-Grenze. Institutionelle Anleger haben ihre Investitionsquote wieder auf 98% erhöht, das höchste Niveau seit August. Damit sind internationale Anleger nun wieder für steigende Kurse positioniert, fallen somit jedoch als zukünftige Käufer weg. Blogger und Börsenbriefschreiber geben zu 45% Kaufempfehlungen aus, ein relativ normaler Wert. US-Privatinvestoren sind zu 43,8% bullisch, da zeigt sich schon ein recht kräftiger Optimismus. Durchschnittlich sind nur 38% bullish gestimmt.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
ProSiebenSat.1 Media, K+S, Nordex

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
HeidelbergCement, SLM Solutions, adidas

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

Also, die Stimmungsdaten geben diese Woche kein klares Bild ab. Ich habe daher in die von unserer animusX-Sentimentumfrage erhobenen Positionsdaten geschaut. Wir fragen da nach der Investitionsquote. Die Antworten analysieren wir getrennt zwischen Privatanlegern und Institutionellen.

Während Privatanleger bereits kräftig investiert sind, haben Institutionelle sich in den vergangenen Wochen stark aus dem Aktien- und Anleihemarkt zurückgezogen. Gleichzeitig hat sich die Cashquote entsprechend stark erhöht. Seit dem Sommer 2012 verfügten institutionelle Anleger nicht mehr über so viele Barreserven wie zur Zeit. Ich werte das als klares Zeichen dafür, das es genug Anlagevermögen an der Seitenlinie gibt, das nur darauf wartet, in den Markt gegeben zu werden.

Die oben angesprochenen Unsicherheiten, Wahlen und Referenden allerorten, haben für diese defensive Haltung in Deutschland gesorgt. Das ist nicht der Ausgangspunkt eines anhaltenden Ausverkaufs an den Aktienmärkten, im Gegenteil. Ein Ausbruch nach oben ist nur eine Frage der Zeit. Sollte der DAX nochmals in Richtung 10.200 Punkte korrigieren, würde ich das als Kaufgelegenheit betrachten.

TOP ANALYSTENZIELE











04. Ausblick: Deutsche Anleger zittern vor Referendum (I) und Wahl (Ö)

In den USA und in Deutschland fanden unterschiedliche Börsenentwicklungen statt. In den USA wurden die Aktien der vergangenen Jahre verkauft und die Aktien der Zukunft gekauft. In Deutschland wurde einfach alles verkauft.

In den USA konzentrieren sich Anleger auf zyklische Unternehmen. Deren Aktien werden im Fall eines anziehenden Wachstums überproportional profitieren. Stärker als Aktien wie Facebook, Google (Alphabet) und Apple. Und auch stärker als Skyworks, Nvidia und Disney. Die Trump-Rallye ist nun drei Wochen alt und Anleger haben nun vorerst kein frisches Geld mehr, um die Trump-Aktien zu kaufen. So wurden die "anderen" Aktien verkauft. Und alle Aktien, die nicht besonders durch Trump profitieren, sind "anders".

Unter Trump wird Pharma und Biotech profitieren, Banken und Versicherungen, die Baubranche und eben die alten Industrien, die immer als "zyklisch" bezeichnet werden. Dazu zählen Rohstoffkonzerne wie Freeport McMoRan, US Steel und Alcoa, aber auch Industrieaktien wie Honeywell, Ingersoll-Rand, International Paper, Whirlpool, Johnson Controls, United Technologies, 3M, Dow Chemical und DuPont, Deere und Masco. Auch Logistikunternehmen wie der Eisenbahner CSX oder FedEx, und UPS zählen zu Unternehmen mit zyklischem Geschäft. Wenn's der Konjunktur gut geht, brummt das Geschäft.

Wer so denkt, der sieht zunächst einmal für Deutschland keine großen Vorteile durch einen US-Präsidenten Donald Trump. Da muss es gar keine Nachteile für Deutsche Unternehmen geben, es reicht schon der fehlende Vorteil, um als Quelle für Investitionskapital gesehen zu werden. Also verkaufen Investoren ihre DAX-Aktien und transferieren das Geld in die USA. Entsprechend gibt es im DAX in der abgelaufenen Woche nur Verlierer, wenn wir einmal von dem Kurssprung bei Linde absehen (Wiederaufnahme der Fusionsverhandlung mit Praxair).

Es ist also ein Luft holen, bevor es dann insbesondere in den USA meiner Einschätzung nach weitergehen wird. Der Dow Jones sollte meiner Einschätzung nach schon bald weiter steigen.

Es kommt mir vor, als habe sich in den USA die Last der vergangenen Jahre von den Aktienmärkten gelüftet, während in Deutschland und Europa die Ungewissheit immer weiter steigt. Niemand möchte sich vor dem italienischen Referendum positionieren, obgleich es inzwischen als sicher gesehen werden kann, dass im Anschluss, egal wie es ausgeht, die Aktienmärkte steigen sollten. Allein der Umstand, dass ein Unsicherheitsfaktor weg sein wird, sollte ausreichen, um das reichlich an der Seitenlinie vorhandene Investitionskapital wieder in den Markt zu holen. Welche Aktien, das wird sich nach dem Ausgang des Referendums entscheiden.

Ach so, da ist dann ja noch die Gefahr, dass die EU auseinanderbricht. Wenn Renzi verliert und Hofer in Österreich die Wahl gewinnt, dann wird die "weiter so"-Direktive aus Brüssel nochmals geschwächt. Aber wer weiß, vielleicht raufen sich die vermeintlichen Europa-Gegner zusammen und schlagen neue Regeln vor, mit denen ein vereintes Europa funktionieren soll. Das wäre nicht schlechter als das, was wir heute haben, oder? Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.



05. Depotcheck: Barrick Gold, Vodafone, BB Biotech, Nestlé, Wirecard

Sehr geehrter Herr Heibel,

Ich würde mich freuen wenn sie bei Gelegenheit mal meine 5 größten Positionen unter die Lupe nehmen.

Barrick Gold
Vodafone Group
BB Biotech
Nestle
Wirecard

Deutsche Nebenwerte decke ich zusätzlich durch einen Fonds ab sowie den Dax langfristig mit Optionsscheinen.

Vielen Dank für Ihre Mühe.

Martin aus Höchberg

ANTWORT:

gerne schaue ich mir Ihr Portfolio näher an:

Barrick Gold

Fr, 02. Dezember um 21:25 Uhr

Die Kanadier sind seit zehn Jahren der weltweit größte Betreiber von Goldminen. Die Kursentwicklung wurde in der Vergangenheit zu 90% vom Goldpreis bestimmt. Dank eines strikten Kostenmanagements läuft die Aktie bei einem kleinen Goldpreisanstieg um ein Vielfaches davon nach oben. Im laufenden Jahr ist die Aktie bereits von 7 auf 23,47 USD angesprungen, seit dem Sommer geht es nun jedoch wieder zurück und aktuell steht die Aktie bei nur noch 15,70 USD. Erst bei 14 USD ist eine Unterstützung zu sehen.

Sie müssen sich also über die Entwicklung des Goldpreises eine Meinung bilden. Wenn Sie von steigenden Preisen ausgehen, werden Sie mit Barrick Gold überproportional davon profitieren. Fällt der Goldpreis hingegen, wird auch Barrick Gold um ein Vielfaches davon fallen.

Seit dem Wahlsieg von Donald Trump hat das Gold kräftig Federn gelassen und es ist durchaus möglich, dass noch die zum Jahresbeginn erzielten Kursgewinne wieder abgegeben werden. Im Januar stand die Feinunze Gold bei 1.070 USD, heute beträgt der Preis 1.170 USD. Mir wäre das zu riskant, ich würde eher in einen fallenden Goldpreis Hinwein Goldbarren kaufen und ins Bankschließfach legen.


Vodafone

Fr, 02. Dezember um 21:28 Uhr

40 Mrd. Euro Nettoschulden bei 48 Mrd. USD Jahresumsatz sind schon recht sportlich. Gut, das Zinsniveau ist niedrig, aber immerhin beträgt die Dividendenrendite über 6%. In den kommenden Jahren soll Vodafone Analystenschätzungen zufolge den Gewinn um jährlich 22% steigern. Das KGV 2017e von 28 ist vor diesem Hintergrund in Ordnung.

Die Verschuldung ist in den vergangenen sieben Jahren kontinuierlich weiter angestiegen. Nicht nur Investitionen, sondern auch immer wieder teure Übernahmen machen dem britischen Konzern Probleme. Als international zweitgrößter Mobilfunkkonzern wird der Brexit positiv für Vodafone wirken, denn im Ausland erwirtschafteten Erlöse sind Dank des schwachen Britischen Pfunds zu Hause mehr wert.

6% Dividendenrendite sind attraktiv. Doch Vodafone muss den negativen Cashflow stoppen, damit die Aktie wieder auf die Beine kommen kann. Seit Mitte 2015 ist der Kurs von 3,60 auf 2,30 Euro eingebrochen - trotz attraktiver Dividende. Als Dividendentitel ist Vodafone geeignet, Sie brauchen aber gute Nerven wegen der schwachen Kursentwicklung der Aktie.


BB Biotech

Fr, 02. Dezember um 21:29 Uhr

Das Schweizer Unternehmen investiert seit vielen Jahren erfolgreich in Biotech-Unternehmen. Das KGV 2017e von 21 ist bei einem Beteiligungsunternehmen wenig aussagekräftig, die 5% Dividendenrendite sind attraktiv. Eine Bilanzanalyse macht hier wenig Sinn, daher müssen wir die Beteiligungen selbst analysieren. Ich habe dies im Heibel-Ticker PLUS vom 3.7.2015, 17.7.2015 und 15.1.2016 getan. Sie können die PLUS-Ausgaben, die älter als ein Jahr sind, im Archiv einsehen.

Eine US-Präsidentein Hillary Clinton hätte dem Biotech-Sektor zugesetzt, Preiskontrollen hätten die Investitionsfreude getrübt und entsprechend waren Biotech-Aktien im Vorfeld der US-Wahlen unter Druck geraten. Mit dem Wahlsieg Trumps wurde nun eine Aufholjagd gestartet, die meines Erachtens noch lange nicht zu Ende ist.


Nestlé

Fr, 02. Dezember um 21:29 Uhr

Eine Dividendenrendite von 3,5% und ein KGV 2017e von 19 bei kontinuierlich hohem Gewinnwachstum machen Nestlé zu dem Traum eines jeden Dividendenanlegers. Ich habe die Befürchtung, dass die Zinswende in den USA auch auf Aktien wie Nestlé abstrahlt: Dividendentitel könnten künftig nicht mehr so gefragt sein wie zuvor, ohne dass sich deren Geschäft dafür nennenswert ändern müsste. Ich würde bei Nestlé in meinem Portfolio auf Verkaufen setzen.


Wirecard

Fr, 02. Dezember um 21:29 Uhr

Ein FinTech Unternehmen mit 30% Umsatzwachstum und solider Bilanz. Immer wieder wird dem Wirecard-Netzwerk vorgeworfen, für die Abwicklung von illegalen Geschäften missbraucht zu werden. Derweil wächst das Geschäft und in der Bilanz haben sich 225 Mio. Euro Nettoliquidität angesammelt.

Erst im Februar war Wirecard Opfer einer Short-Attacke: Zatarra research, bis dahin völlig unbekannt, lieferte Details zu vermeintlich illegalen Transaktionen. Die Aktie brach um 30% ein und brauchte bis Ende September, um sich davon zu erholen. Wer die Nerven hat, eine Aktie zu halten, die wohl immer wieder unter Beschuss gerät, dem winkt hier eine ordentliche Kurschance. Im Vergleich zu Wettbewerbern der FinTech-Branche könnte Wirecard durchaus auch das 1,5-fache der Wachstumsgeschwindigkeit im KGV haben. Der Kurs könnte also durchaus noch bis 70 Euro weiterlaufen.




Fr, 02. Dezember um 21:29 Uhr
KORRELATIONSANALYSE

kfr.ABXVODIBIONNESRWDI
ABX1,00-0,070,000,110,25
VODI-0,071,000,420,460,43
BION0,000,421,000,140,25
NESR0,110,460,141,000,36
WDI0,250,430,250,361,00






lfr.ABXVODIBIONNESRWDI
ABX1,000,12-0,140,410,33
VODI0,121,000,140,380,25
BION-0,140,141,000,090,06
NESR0,410,380,091,000,60
WDI0,330,250,060,601,00



ABXVODIBIONNESR
Gewichtung für optimales Portfolio:

0%25%25%25%25%
Gewichtung für minimum Risiko Portfolio:

10%25%15%25%25%



erwartete RenditeVolatilitätSharpe ratio
Optimal10,0%19,2%0,41
Minimum risk7,9%18,0%0,33



ABXVODIBIONNESRWDI
BrancheGoldmineTelcoBiotechKonsumerFinanz
RegionCAGBCHCHD
TypZyklischDividendeWachstumDividendeWachstum


Sie haben sich da ein paar interessante Exoten ausgesucht: Obwohl Sie Deutscher sind, haben Sie nur eine deutsche Aktie (Wirecard) im Depot. Zwei Schweizer (BB Biotech, Nestlé), eine britische (Vodafone) und eine kanadische Aktie (Barrick Gold) zeigen, dass Sie nach guten Werten außerhalb des Mainstream suchen. Ein guter Ansatz, wenngleich Nestlé in meinen Augen von Anlegern überlaufen ist.

Biotech (BB Biotech) und FinTech (Wirecard) für Wachstum gefallen mir sehr gut. Versorger (Vodafone) und Consumer (Nestlé) für Dividende finde ich in Ordnung. Derzeit würde mir jedoch eine Dividendenaktie genügen. Als zyklische Aktie Barrick Gold zu wählen, halte ich für ungeschickt, denn wenn schon zyklisch, dann sollten Sie ein Industrieunternehmen wählen, das von dem Trump-Infrastrukturprogramm profitieren wird. Gold ist in meinen Augen derzeit eine sinnvolle Absicherung, für eine Spekulation auf einen baldigen Preisanstieg ist es meines Erachtens noch zu früh.

Auch ein US-Titel würde meiner Einschätzung nach noch gut ins Portfolio passen. Was halten Sie von zyklischen US-Aktien wie United Technologies oder Honeywell?

Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈20%) =12,5%WKN1.12.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 5x4%!
Skyworks Solutions85776068,25 €-8%-7%2,3%C
DEAGA0Z23G2,85 €-4%-21%1,7%C
Chipotle Mexican GrillA0ESP5376,22 €-3%5%4,4%B
CommerzbankCBK1006,59 €-2%10%2,1%B
VerbioA0JL9W6,47 €-2%0%2,0%A







Wachstum (≈30%) =15,5%WKN1.12.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985103,05 €-2%4%5,4%C
BB BiotechA0NFN349,05 €-3%-9%2,6%B
FacebookA1JWVX109,10 €-4%9%7,5%B







Dividende (≈30%) = 17,1%WKN1.12.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x10%!
Swiss ReA1H81M85,40 €-2%-6%3,2%B
Navigator (Portucel)8958852,94 €3%-19%5,3%B
Disney85568692,42 €0%-6%4,9%B
Innotec54051017,86 €3%22%3,8%B







Absicherung (≈20%) =23%WKN1.12.16Woche ΔΣ '16 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.505,00 €-2%13%8,9%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU95,00%1%3%7,2%B
Nokia-AnleiheA0T9L2106,21%1%4%6,9%B





Cashquote
Σ-Portfolio

-0,9%-5,2%31,8%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%12,5%554%
WachstumEnkelkinder30%15,5%437,5%
DividendeUrlaub30%17,1%3410%
AbsicherungZins & Gold20%23%336,7%
Summe
100%68,2%1515


Anmerkungen:
Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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