Heibel-Ticker PLUS 17/8 - Pessimismus auf Rekordniveau kündet Fortsetzung der Rallye

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24.02.2017:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

12. Jahrgang - Ausgabe 08 (24.02.2017)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Tief Durchatmen
02.So tickt die Börse: Schwindelgefühl über 12.000
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Pessimismus auf Rekordniveau kündet Fortsetzung der Rallye
 -
04.Ausblick: Alles läuft nach Plan
05.Update beobachteter Werte: Chipotle Mexican Grill, DEAG Deutsche Entertainment, Cameco, Pioneer Resources, Skyworks Solutions
 - Chipotle Mexican Grill: Gewinnmitnahmen
 - DEAG Deutsche Entertainment: Zahlen erst Ende April
 - Cameco: Kauflimit erreicht
 - Pioneer Resources: Die 2018er Story
 - Skyworks Solutions: Spezieller LTE-Chip für China
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Tief Durchatmen

Liebe Börsenfreunde,

Es ist nicht leicht, gegen die Weltuntergangsstimmung in den Medien eine bullische Marktmeinung zu behaupten. Sondersendung über Sondersendung legt Beweisketten vor, dass die EU auseinander brechen wird, dass Trump die Welt ins Chaos stürzen wird, ... und derweil klettert der DAX über 12.000 Punkte und der Dow Jones springt von Allzeithoch zu Allzeithoch. In Kapitel 02 untersuche ich die Gründe für die Rekordjagd.

Die Stimmung unter den Anlegern analysiere ich in Kapitel 03. Nur einmal in den vergangenen zweieinhalb Jahren war die Erwartungshaltung der Anleger so pessimistisch wie heute, es folgte eine DAX-Rallye von 13%. Wird es diesmal auch so sein? Meine Einschätzung lesen Sie in Kapitel 03.

Der heutige Ausblick ist kurz und knapp: Alles läuft wie geplant, wann kann man das schon mal sagen. Zudem werfe ich in Kapitel 04 einen kurzen Blick auf die zu erwartende Rhetorik vor dem Hintergrund der Wahlen in Frankreich und in Deutschland in den kommenden Monaten.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates zu unseren offenen Positionen in Kapitel 05.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp170226.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre und rufe

Kölle Alaaf!

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Schwindelgefühl über 12.000

Na es scheint, als hätten Anleger Schwindelgefühle beim Überspringen der 12.000 Punkte im DAX bekommen. Erstmals seit zwei Jahren konnte der DAX diese Marke wieder überspringen, doch Anleger nutzen die Marke für Gewinnmitnahmen, die sich im weiteren Wochenverlauf noch verstärkten. Der DAX rutschte insbesondere am heutigen Freitag wieder stark ab.

Dabei könnte die Investmentwelt kaum schöner sein: Niedrige Zinsen, eine US-Regierung, die der Wirtschaft helfen möchte und Unternehmensgewinne, die kräftig steigen. In den Finanzmedien lesen Sie natürlich nichts davon. Dort lesen Sie, dass US-Präsident Donald Trump das Ende der Welt vorbereitet, dass Europa auseinander brechen wird und das ein weltweiter Protektionismus die Konjunktur ersticken wird.

Der Erzeugerpreisindex in Deutschland ist im Januar um 0,7% angesprungen. Erwartet wurde ein moderater Anstieg um 0,3% nach 0,4% im Vormonat. Der Herstellungs-Einkaufsmanagerindex stieg auf 57 (erwartet 56 nach 56,4 im Vormonat). Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 111 nach 109,9 im Vormonat, erwartet wurden 109,6. Unser BIP ist im Q4 um 1,2% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Erklären Sie mir mal bitte, warum der europäische Leitzins nicht nur bei Null steht, sondern Draghi auch noch alles an Anleihen aufkauft, das nicht niet- und nagelfest ist.

Aber nicht nur Deutschland liefert positive Konjunkturdaten, auch in ganz Europa mehren sich die Anzeichen der Gesundung. So ist der europäische Verbraucherpreisindex im Monat Januar um 1,8% gegenüber dem Vorjahr angesprungen. Noch im vergangenen Sommer fielen die Preise im europäischen Mittel. Hier zeigt sich ein rasanter Anstieg der Inflation, europaweit. Auch die Einkaufsmanagerindizes auf europäischer Ebene überraschten diese Woche positiv: Herstellungs-PMI 55,5 statt erwarteter 55, Markit 56 statt 54,3 und Dienstleistungs-PMI 55,6 statt 53,7.

Die Umlaufrendite ist wieder auf Null gefallen. Wer Bundesanleihen mit zwei Jahren Laufzeit haben möchte, muss nun fast 1% Strafzins dafür zahlen. Hier die aktuelle Zinskurve:

Zinskurve
Abbildung 1: Zinskurve


Quelle: Börse Stuttgart

Nur wer sein Geld für länger als 8 Jahre festlegt, darf mit einem mickrigen positiven Zins rechnen. Die EZB kauft alles von den Märkten weg, was Zinsen abwirft. Wo soll das Geld denn nun hin? Oder anders ausgedrückt: Wie soll in einem solchen Umfeld ein Aktienmarktcrash erfolgen? Ich kann mir das nicht vorstellen.

Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz überholt heute erstmals in Umfragen Angela Merkels CDU. "Sankt Martin", titelt der Spiegel. Mit vollmundigen Versprechungen versucht er, sein Image als konservativer Sozi loszuwerden. Hier im Heibel-Ticker wissen wir, dass keine Suppe so heiß gegessen wird wie sie gekocht wurde. Doch an den Finanzmärkten flösst ein vermeintlicher Umverteiler par Excellence erst einmal Angst aus. Vielleicht steckt diese Angst hinter dem heutigen Ausverkauf.

Die Wahlen in Frankreich werfen ihre Schatten voraus. Italien sucht eine neue Richtung und in Deutschland formieren sich die Wahlkämpfer: Egal wie gut die europäische Konjunktur in den kommenden Monaten läuft, EZB-Chef Supermario Draghi wird vor den anstehenden Wahlen in den drei Kernländern der EU (habe ich "Kernländer" gesagt? Gibt es etwa Unterschiede, sind manche "gleicher"?) mit keiner Silbe auf eine anstehende Straffung der Geldpolitik hinweisen. Die Liquiditätsflutung wird weitergehen, bis etwaige rechte Parteien (Le Pen, AfD, ...) abgedrängt sind. Nun, in den USA konnte die lockere Geldpolitik der Fed die Machtergreifung Trumps nicht verhindern.

Und Trump lässt nun seine Minister verkünden, wie seine Wahlkampfversprechen umgesetzt werden sollen. Dabei fällt auf, dass die nun verkündeten Pläne herzlich wenig mit dem zu tun haben, was die Medien (fake news) aus Trumps Wahlkampfversprechen gemacht haben. Ein Tipp: Wer Trump wörtlich nimmt, wird Opfer seiner ungezügelten Richtungswechsel und verzettelt sich.

Finanzminister Steven Mnuchin relativierte die Erwartungen an die Steuererleichterungen, die Trump versprochen hatte, doch versprach bereits für August erste klare Konzepte. Zudem sprach er offen über die Attraktivität, das derzeit niedrige Zinsniveau zur Finanzierung des beabsichtigten Infrastrukturprogramms zu nutzen und eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 50 oder sogar 100 Jahren auszugeben. Wann in der Geschichte konnte man sich schon mal für etwas über 3% auf 100 Jahre finanzieren, fragt er.

Und Trumps Chefstratege Stephen Bannon verspricht den Rückbau des Staates. Ein schlanker aber starker Staat ist das Ziel. Er hat nochmals das Wahlversprechen "America First" betont und auf die Wirtschaft bezogen. Gleichzeitig machen aber Berichte die Runde, dass Protektionismus und Strafzölle nicht die erste Wahl der Minister seien, um die inländische Wirtschaft zu schützen, sondern eben Steuererleichterungen und andere Vergünstigungen, die ausländische Unternehmen eben nicht bekommen.

Ich gehe deshalb immer wieder so detailliert auf die vermeintlichen Versprechen und die tatsächlichen Aktivitäten ein, weil sich in deren Kielwasser ganze Aktienmärkte mal aufbäumen und mal in den Abgrund stürzen. Die letzte Aussage, dass Strafzölle nicht erste Wahl seien, verhalfen den US-Einzelhändlern zu einer Kursrallye. Zudem hat Wal-Mart überraschend gute Zahlen veröffentlicht. Einzelhändler waren in den vergangenen Wochen abgestraft worden. Nun werden die vermeintlichen Trump-Gewinner verkauft (Banken, Industie, Öl) und die vermeintlichen Trump-Verlierer gekauft. Immer wieder finden solche Gruppenrotationen statt.

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES23.2.17Woche ΔΣ '17 Δ
Dow Jones20.810 1,1%5,3%
DAX11.948 1,6%4,1%
Nikkei19.371 0,1%1,3%
Shanghai A 3.405 0,7%4,8%
Euro/US-Dollar1,06-0,9%0,4%
Euro/Yen119,20-1,4%-3,1%
10-Jahres-US-Anleihe2,39%-0,06-0,06
Umlaufrendite Dt0,01%-0,110,02
Feinunze Gold$1.249 0,7%8,5%
Fass Brent Öl$56,54 2,3%-0,3%
Kupfer5.990 -0,4%10,4%
Baltic Dry Shipping856 20,6%-7,8%



Der Euro ist schwach (-0,9%) und der DAX fällt am heutigen Freitag stärker (-1,2%) als der Dow Jones (-0,2%). Da wird doch offensichtlich von internationalen Anlegern Geld aus Europa abgezogen. Bis Donnerstag Abend blieb für den DAX immerhin ein Wochenplus von 1,6%. Doch was mich viel mehr beschäftigt, ist der Run auf die Staatsanleihen, sowohl in den USA (Rendite -0,1%-Punkte auf 2,39%), als auch in Deutschland (ebenfalls -0,1%-Punkte auf 0,01%). Nach vielen Wochen der guten Performance am Aktienmarkt werden nun Gewinne gesichert und das Geld in teure Anleihen gesteckt.

Der Goldpreis klettert seit einigen Wochen unaufhörlich nach oben. Gold ist nach wie vor die größte Einzelposition in unserem Portfolio. Der Ölpreis schwankt weiterhin zwischen 50 und 60 USD/Fass.

Wie von mir ausgeführt scheint sich der Baltic Dry Verschiffungsindex nun von der Auftragsflaute im Rahmen des chinesischen Neujahrsfests zu erholen und steigt diese Woche sogar um 20,6% an. Damit ist der Großteil des Jahresminus innerhalb einer Woche aufgeholt.

Im nächsten Kapitel schaue ich mir die Entwicklung der Stimmung unter den Anleger näher an.




03. Sentiment: Pessimismus auf Rekordniveau kündet Fortsetzung der Rallye

Der DAX hat einen Ausflug über 12.000 Punkte gemacht, etwas Höhenluft geschnuppert und ist anschließend wieder zurück gefallen. Dabei wurde die wichtige Unterstützung bei 11.700 Punkten, die bereits vor zwei Wochen nachhaltig übersprungen wurde, nicht mehr unterschritten. Sieht also aus, als konsolidiere der DAX im Rahmen seiner Aufwärtsbewegung, die anschließend fortgesetzt werden könnte.

Doch unter den Umfrageteilnehmer ist es alles andere als klar, dass sich der DAX derzeit in einem Aufwärtsimpuls befindet. Das sehen nur 25% (+1%) so, während 30% (+3%) in der Achterbahnfahrt dieser Woche eine Topbildung zu erkennen meinen. Sprich: Die nächste Richtung wird deren Ansicht nach Süden sein. Einen Seitwärtstrend sehen 36% (-4%) der Anleger.

Mit 54% (-2%) fühlen sich die meisten in ihrer Markterwartung der Vorwoche zum größten Teil bestätigt, 13% (+2%) haben sogar auf diese Entwicklung spekuliert. Enttäuscht wurden 24% (-1%) und weitere 9% (+1%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

Damit hat sich die Stimmung unter den Anlegern im Vergleich zur Vorwoche kaum verändert. Die Stimmung ist dem hohen Kursniveau des DAX entsprechend moderat positiv und die Selbstzufriedenheit würde ich als neutral bezeichnen.

Ebenfalls wenig Veränderung gab es bei der Erwartungshaltung. 21% erwarten für den DAX in drei Monaten einen Aufwärtsimpuls, 29% eine Seitwärtsbewegung. Mit 36% fürchten die meisten einen Abwärtsimpuls. Nur einmal seit der Erhebung der Sentimentdaten in Kooperation mit dem Handelsblatt vor zweieinhalb Jahren war die Stimmung so pessimistisch. Das war genau im Februar vor zwei Jahren. Es folgte eine fulminante Rallye im DAX von 10.900 auf 12.338 Punkte (+13%). Eine entsprechende Rallye vom heutigen Niveau aus (11.804) würde den DAX auf 13.338 Punkte führen.

Vor zwei Jahren war die Kaufbereitschaft sehr gering, die Verkaufsabsichten überwogen. So ist es auch heute: nur 20% der Umfrageteilnehmer wollen Aktienpositionen ausbauen (+2%), 56% wollen vorerst abwarten, doch 24% möchten verkaufen. Damit überwiegen die Verkaufsabsichten, und das ist höchst selten.

Dem Euwax-Sentiment können wir diese Woche keine Aussage entreißen, Privatanleger haben ein ausgeglichenes Verhältnis an Long- und Short-Positionen. Ebenso ist das Put/Call-Ratio der institutionellen Anleger an der Eurex mit 1,4 im neutralen Bereich. Joachim Goldberg schreibt den Kursanstieg auf 12.000 Punkte im DAX langfristig orientierten Anlegern zu, während mittel- und kurzfristig orientierte institutionelle Anleger ihre Positionen aufgelöst hätten. Lediglich Privatanleger hätten seiner Einschätzung nach nicht verkauft, die bleiben dabei.

Der Angst und Gier Index des S&P 500 notiert mit 67% im grünen Bereich. Die Rallye auf 20.000 im Dow Jones wird von einer breiten Aktienzahl getragen. Institutionelle Anleger in den USA sind nun wieder zu 100,8% investiert, also gehebelt long. Und auch US-Privatanleger sind endlich wieder zu 385% bullish gestimmt und liegen damit im historischen Mittel. Zuvor waren US-Privatanleger durchgängig zu pessimistisch.

Sentimentdaten

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Apple, BMW, ProSiebenSat.1

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
RWE, Arconic, Manitou BF S.A.

Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise
erstellt:
http://www.sharewise.com?heibel

"Das kann doch so nicht ewig weitergehen" führen viele Finanzmarktstrategen als Grund an, dass diese Rallye nun bald zu einem Ende kommen muss. Doch eine Rallye stirbt nicht an Altersschwäche, sondern an Euphorie. Und davon ist nichts zu sehen. Gegenwärtig ist die Stimmung moderat gut, dem guten DAX-Verlauf angemessen. Und die Erwartung ist denkbar pessimistisch, so dass eine negative Überraschung überhaupt keinen Platz hat. Dafür kann der DAX aber positiv überraschen, und dann stehen viele insbesondere institutionelle Anleger ohne passende Aktienpositionen da. Sie würden dann den Kursen hinterher laufen.

So haben wir am heutigen Freitag auch nicht einen Ausverkauf auf breiter Front gesehen, sondern eine Rotation von den Gipfelstürmern der Vorwochen zu den vergessenen Aktien. Im DAX haben Banken und Chemie die hinteren Ränge belegt, während nicht zyklische Titel wie Dt. Telekom, Fresenius und Merck an der Spitze stehen. Die Zweifel an der Rallye sind groß und genau das ist der Nährstoff für eine Fortsetzung der Rallye.

Die Sentimenttheorie betrachtet die Stimmung unter Anlegern als Kontraindikator: Sind die Anleger optimistisch, droht ein Ausverkauf. Sind sie jedoch pessimistisch gestimmt, wie in diesen Tagen, so kann es kaum noch Verkäufer am Markt geben. Wer pessimistisch wird, der hat bereits verkauft - sonst hätte er noch ein wenig Hoffnung auf bessere Kurse. Und wenn nun alle bereits verkauft haben, dann wird jeder, der vom Pessimisten zum Optimisten gewandelt wird zum Käufer, sorgt also für höhere Kurse.

Wichtig dabei ist natürlich der Zeithorizont: Das Sentiment gibt keine Auskunft über die Marktrichtung am nächsten Tag und selten über die kommende Woche, wohl aber über die kommenden 4-12 Wochen. Sollte der DAX also in den kommenden Tagen nochmals abtauchen, dann sind das Kaufkurse.







04. Ausblick: Alles läuft nach Plan

Ich denke, heute kann ich mich kurz fassen: Alles läuft nach Plan, selten war ich so zuversichtlich wie heute. Wenn Sie mich natürlich als Kontraindikator sehen, dann sollten Sie nun schnellstens alle Ihre Aktien verkaufen :-). Doch ich sehe ja die Mehrzahl der anderen Anleger als Kontraindikator und stelle fest, dass ein großer Zukunftspessimismus besteht.

Zudem formiert sich nun der Wahlkampf auch bei uns in Deutschland: Martin Schulz hat schon für Aufbruchstimmung unter den Sozis gesorgt. Nach diesem Wochenende wird Mutti mit vermutlich einigen überraschenden Wahlkampfversprechen ins Rennen gehen. Geschenke für alle, werden wir in den kommenden Monaten hören. Denn mit dem Image eines "Zuchtmeisters" (Schäuble) oder einer "Madam Non" (Merkel) lässt sich keine Wahl gewinnen. Die Finanzen stehen gut und so sollte das eine oder andere Geschenk finanzierbar sein.

Griechenland hat seine Hausaufgaben gemacht, ein neuer Akt im Drama ist daher nicht zu erwarten. Natürlich wird Schäuble eine harte Linie fahren und natürlich werden die Griechen wieder Zeter und Mordio schreien, doch die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass der eingeschlagene Weg richtig und gangbar ist. Und so wird man sich nun nicht mehr überwerfen, da wird dann letztlich auch der IWF wieder einmal einknicken.

Sollte Le Pen in Frankreich gewinnen, dann wird der Schrecken weitaus geringer sein als nach dem Wahlsieg Trumps oder nach dem Brexit. Inzwischen haben die Menschen gelernt, dass die Welt von so einem Ergebnis nicht untergeht. Und dann müsste Le Pen für den EU-Austritt Frankreichs zunächst noch einen Volksentscheid gewinnen, und das wird dann eine andere Entscheidung sein als die, die von den ewig sonderbehandelten Briten gefällt wurde. Ich zumindest kann mir nicht vorstellen, dass die Franzosen mehrheitlich für das Ende der EU stimmen würden...

... und eine Le Pen als Verhandlungspartnerin für Schulz oder Merkel, das wär doch mal was anderes, oder? Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass sich letztlich kaum ein Europäer wirklich ein Ende der EU wünscht. Es wird lediglich eine Veränderung der eurokratischen Strukturen auf eine breitere Demokratie gewünscht, auch wenn das in einigen politischen Feldern zunächst einmal einen Schritt zurück bedeutet. Von Mutti oder EU-Schulz ist in dieser Hinsicht keine Besserung zu erwarten.

Als Börsenanalyst muss ich also feststellen, dass es bis zu einem eventuellen Auseinanderfallen der EU noch ein ganz weiter Weg wäre. Und das sehen auch andere Börsianer, entsprechend reduziert sich derzeit der Risikoaufschlag an den europäischen Börsen. Und ungeachtet der politischen Entwicklungen erleben wir europaweit einen konjunkturellen Aufschwung und mit Wachstum im Rücken lassen sich viele Probleme leicht lösen, die zuvor noch als unüberwindbar galten.

Wir sind zu 80% investiert. Ich würde mir tatsächlich noch ein paar schwache Tage wünschen, damit meine Nachkauflimits bei einigen Positionen erreicht werden. Alles über 11.700 Punkten ist für mich eine gesunde Konsolidierung des Ausbruchs von vor zwei Wochen. Der DAX kann meiner Ansicht nach aber auch jederzeit nochmals bis auf 11.400 Punkte abrutschen, das würde mich noch nicht nervös machen. Doch was, wenn der DAX dann doch noch weiter abrutscht?

Ich werde mich nun hinsetzen und überlegen, was denn nun tatsächlich schief gehen könnte. Was müsste passieren, damit der DAX stärker einbricht als "nur" bis auf 11.400 Punkte. Mir fällt derzeit nicht viel dazu ein und natürlich macht mich das nervös. Klar, in den kommenden Wochen herrscht erstmal Funkstille bei den Unternehmen. Die Zahlen für das Jahr 2016 sind raus und das erste Quartal ist noch nicht vorüber. Das ist der ideale Zeitpunkt, um die vorhergehende Kursbewegung zu verarbeiten, zu konsolidieren sagt man an der Börse. Doch übersehe ich vielleicht etwas, das im DAX zu einer nachhaltigen Kehrtwende führen könnte?

Nun, ich werde nachdenken, doch bis auf weiteres bin ich nun einfach mal bullisch :-)



05. Update beobachteter Werte: Chipotle Mexican Grill, DEAG Deutsche Entertainment, Cameco, Pioneer Resources, Skyworks Solutions

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Chipotle Mexican Grill
Gewinnmitnahmen

Fr, 24. Februar um 22:36 Uhr
Okay, in den vergangenen Wochen haben Spekulanten einige Buchgewinne erzielt. Nun steht ein März vor der Tür, in dem wenig bullische Impulse zu erwarten sind. Vielmehr könnte die Agenda Trump in den Augen einiger Spekulanten Rückschläge erleiden, was die Rallye umkehren würde. Ich sehe daher den heutigen Ausverkauf als Gewinnmitnahmen, die überfällig sind.

Allerdings denke ich nicht, dass der Markt hier eine Kehrtwende vollzieht und für den Rest des Jahres ins Minus rutscht. Vielmehr würde ich noch ein wenig in den März hinein abwarten, bevor wir unsere Positionen aufstocken. Die Traum-Agenda bedeutet zwei Dinge: Zweitens werden vielleicht wirklich Infrastrukturprogramm, Steuererleichterungen und America First umgesetzt und der Wirtschaft helfen. Doch unabhängig davon gilt bereits seit Trumps Amtsantritt, dass erstens der Wirtschaft keine neuen Knüppel mehr zwischen die Beine geworfen werden. Das alleine sorgt schon für Aufbruchstimmung.

Den heutige Kursrückschlag bei Chipotle sehe ich daher gelassen. Charttechnisch hat der im Oktober begonnene Aufwärtstrend bei 375 Euro eine Unterstützung. Dort würde ich meinen Stopp Loss ansiedeln. Solange die Aktie darüber bleibt, handelt es sich nur um die gewöhnlichen Schwankungen.


DEAG Deutsche Entertainment
Zahlen erst Ende April

Fr, 24. Februar um 16:30 Uhr
Für Ende Februar hatte ich zumindest vorläufige Zahlen für Q4 von DEAG erwartet. Bislang wurde noch nichts veröffentlicht und daher habe ich bei dem Unternehmen angerufen und nachgefragt: Vor der Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts am 28. April ist keine zusätzliche Veröffentlichung geplant, so die IR-Abteilung. Sprich: Wir erhalten erst volle vier Monate nach Abschluss des Q4 2016 einen Einblick in den Geschäftsverlauf.

Vor einem Jahr wurde im Februar zumindest ein Ausblick für das angelaufene Jahr gegeben. Ich klemme mich mal dahinter, was dieses Jahr zu erwarten ist und melde ich wieder bei Ihnen.


Cameco
Kauflimit erreicht

Mi, 22. Februar um 10:21 Uhr
Cameco hat gestern deutlich unter 11 Euro, unserem Kauflimit (10,85 EUR), notiert, ich habe den Wert daher nun als spekulative Position in unser Portfolio aufgenommen.


Pioneer Resources
Die 2018er Story

Fr, 24. Februar um 22:48 Uhr
Bis 2026 möchte Pioneer die tägliche Ölfördermenge des Konzerns von derzeit 233.842 Fässer Öläquivalent (boe) auf 1 Mio. steigern, also um 15% pro Jahr. Derzeit kostet die Produktion eines Fasses Öl (boe) 8,20 USD, nach 11,02 USD Ende 2015 und nach 13,61 USD Ende 2014. Fracking und Seitwärtsbohrungen werden zum Standard, die Kosten fallen kontinuierlich. Entsprechend möchte Pioneer in den kommenden Jahren jedes Jahr 20% mehr verdienen: 15% durch mehr Produktion, den Rest durch Kostenreduzierungen.

Pioneer hat die Bohrrechte an einer großen Fläche des lukrativen Permian Basin. Ab 2018 möchte der Konzern die Suche nach neuen Ölvorkommen durch den freien Cashflow finanzieren. Keine Finanzierungen mehr, keine Investitionen, die sich nicht aus der eigenen Kassen finanzieren lassen. Schon heute stehen den 3,2 Mrd. USD Schulden Barreserven von 2,6 Mrd. USD gegenüber. Ab dem kommenden Jahr soll die Nettoliquidität positiv sein.

Im laufenden Quartal rechnen Analysten mit einem Gewinn von 0,16 USD/Aktie. In Q2 dann mit mehr als dem doppeltem, nämlich 0,37 USD/Aktie. Im weiteren Jahresverlauf wird dann mit einem Gewinnwachstum von 40% gerechnet - pro Quartal! Für 2018 reduziert sich diese Wachstumserwartung auf 16% pro Quartal, was einem Anstieg pro Jahr von 140% entspricht.

Ein Gewinn von Pioneer war in den vergangenen Jahren nicht vorhanden, es wurden Verluste gemacht. Entsprechend dürfen wir uns nun über die exorbitanten Wachstumsraten nicht wundern, denn die Gewinnbasis ist noch klein. Das KGV 2018e steht aktuell bei 44 und preist das exorbitante Gewinnwachstum bis Ende 2018 ein.

Doch was, wenn Pioneer für viele Jahre die 20% Gewinnwachstum halten kann und gleichzeitig die Reserven aus dem Cashflow heraus ersetzen kann? Die Aktie wäre dann heute schon fair bewertet, denn ich halte für ein KGV die zweifache Wachstumsgeschwindigkeit für angemessen.

Es erscheint mir jedoch unwahrscheinlich, dass im Jahr 2019 das Gewinnwachstum auf 20% fällt, nach 140% im Jahr 2018. Pioneer gehört zu den Unternehmen mit den günstigsten Förderkosten und hat im vergangenen Jahr selbst bei einem Ölpreis von 45 USD/Fass noch Gewinn gemacht.

Also: Mit einem KGV 2018e von 44 sieht Pioneer mit einem erwarteten Gewinnwachstum von 20% fair bewertet aus, doch ich halte das erwartete Gewinnwachstum für zu niedrig und gehe davon aus, dass sich im Verlauf der kommenden Quartale diese Wachstumserwartung erhöhen, was dann auch dem Kurs weiter Auftrieb geben wird.


Skyworks Solutions
Spezieller LTE-Chip für China

Fr, 24. Februar um 22:47 Uhr
Ende letzter Woche präsentierte Skyworks einen Chip mit dem Namen SkyOne, der speziell für das LTE-Netzwerk in China konzipiert wurde. Gleichzeitig mehren sich die Gerüchte um das Jubiläums iPhone 8, das für diesen Herbst erwartet wird. Ein Absatzerfolg würde auch Skyworks Umsatz helfen, denn etwa 40% des Umsatzes von Skyworks stammt von Apple.

Die Aktie sprang diese Woche von 86 auf 92 Euro und konsolidiert nun wieder in Richtung 88 Euro. Viel Lärm um nichts ;-)



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =8,3%WKN23.2.17Woche ΔΣ '17 ΔAnteil 5x2%!
Skyworks Solutions85776089,81 €3%24%2,7%B
DEAGA0Z23G3,17 €0%12%1,7%C
Chipotle Mexican GrillA0ESP5401,08 €0%13%1,9%B
Cameco88201710,66 €-4%-3%2,0%A







Zyklisch (≈15%) =8,8%WKN23.2.17Woche ΔΣ '17 ΔAnteil 5x3%!
Pioneer908678174,91 €-7%2%1,5%B
U.S. ConcreteA1C5C255,62 €-6%-6%2,8%A
Cintas880205112,41 €1%2%1,5%B
Bank of America85838823,20 €1%11%1,5%B
AlphabetA14Y6F802,00 €2%5%1,5%B







Wachstum (≈30%) =21,7%WKN23.2.17Woche ΔΣ '17 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985129,15 €2%17%2,8%B
FacebookA1JWVX127,20 €2%15%7,7%B
VisaA0NC7B83,23 €2%13%5,4%B
VerbioA0JL9W12,37 €1%25%5,8%A







Dividende (≈25%) = 19,6%WKN23.2.17Woche ΔΣ '17 ΔAnteil 3x8%!
Swiss ReA1H81M85,91 €-2%-4%2,8%B
Navigator (Portucel)8958853,58 €3%10%5,7%B
Disney855686103,78 €1%5%4,9%B
Innotec54051018,93 €0%8%3,5%B
Hawesko60427047,74 €3%5%2,7%B







Absicherung (≈20%) =21,3%WKN23.2.17Woche ΔΣ '17 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.781,00 €2%8%8,5%B
Südzucker-AnleiheA0E6FU99,10%0%3%6,7%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,26%1%-2%6,1%C





Cashquote
Σ-Portfolio

1%7%20,4%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%8,3%542%
ZyklischTrump15%8,8%553%
WachstumEnkelkinder30%21,7%447,5%
DividendeUrlaub25%19,6%358%
AbsicherungZins & Gold20%21,3%336,7%
Summe
100%79,6%2021


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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