Heibel-Ticker PLUS Update 18#11: Füße still halten

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27.03.2018:

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
13. Jahrgang - Update 11 (27.03.2018)
Erscheinungsweise: je nach Aktualität
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: FÜßE STILL HALTEN
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: FÜßE STILL HALTEN
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Liebe Börsenfreunde,

am Wochenende hat US-Finanzminister Steve Mnuchin in einem Fernsehinterview erzählt, dass man parallel zu den nunmehr eingeführten Zöllen auf Stahl und Aluminium auch mit China rede. China selbst hat am Montag früh plötzlich eine Liste veröffentlicht, in der die nächsten Schritte der Liberalisierung des chinesischen Marktes, des Außenhandels und die schrittweise Freigabe der chinesischen Finanzmärkte besprochen wurde.

Mit etwas Abstand betrachtet hat Trump also sein Ziel erreicht: Die Öffnung Chinas war in den letzten Jahren ins Stocken geraten, von den 100 Mrd. USD Außenhandelsdefizit der USA werden 60 Mrd. USD im Handel mit China erzielt. Und China hat die Botschaft verstanden.

In der Presse lesen Sie nun natürlich überwiegend von einem China, dem Vertreter des Freihandels und Trump, dem Protektionisten.

Die US-Aktienmärkte haben gestern das größte Tagesplus seit 2008 erzielt (+2,8%) während der DAX 0,8% abgab. Die unterschiedliche Entwicklung wurde auf den Wechselkurs zurückgeführt, der Euro hatte gestern gegenüber dem US-Dollar um 0,8% zugelegt.

Ich glaube vielmehr, dass man in den USA in der Lage ist, den Erfolg der (in meinen Augen fragwürdigen) Methoden Donald Trumps zu würdigen, während man bei uns über das Kritisieren seiner Methoden nicht hinaus kommt.

Dennoch, die Kuh ist noch nicht vom Eis: China hat in einer ersten Reaktion also Besonnenheit gezeigt (nur 3 Mrd. USD Zölle seitens Chinas ggü. 60 Mrd. USD Zölle seitens USA) und die USA sind auf das indirekte Gesprächsangebot eingegangen (Mnuchin). So, wie wir Trump nun kennen, kann sich die Situation jederzeit wieder verschärfen, sollte er mit dem Verlauf der Verhandlungen unzufrieden sein.

Eine zweite, weitaus gefährlichere Belastung kommt für Europa nun hinzu: Die koordinierte Ausweisung von 100 Diplomaten seitens 14 EU-Staaten und der USA ist eine Eskalation in dem Skripal-Fall, die historisch ihresgleichen sucht.

Ich hatte am vergangenen Freitag deutlich gemacht, dass ich Russland nicht verteidigen möchte. Immerhin hat Kanzlerin Merkel gesagt, dass die Indizien, die auf Russland als Täter deuten, eindeutig seien. Sie wird sich auf Geheimdienstinformationen stützen. Doch das auch Geheimdienstinformationen keine 100%ige Sicherheit bieten hat der Vorwurf der Massenvernichtungswaffen gegenüber dem Irak gezeigt: Ein Krieg, der aufgrund falscher Geheimdienstinformationen geführt wurde. Ich habe daher starke Bauchschmerzen, wenn ich sehe, wie hier weltweit koordiniert gegen Russland eskaliert wird.

Nur 14 der 28 EU-Staaten beteiligen sich an dieser Aktion. Ratspräsident Tusk verkündet diese Aktion im Namen der EU, obwohl sich gerade mal die Hälfte der EU-Länder beteiligt – er hat also nicht einmal eine qualifizierte Mehrheit hinter sich. Damit wird nicht nur die EU-Gemeinschaft strapaziert, sondern auch unser Rechtsbegriff, der eine Vorverurteilung nicht vorsieht.

Nachdem Trump in kürzester Zeit den Syrien-Konflikt verlassen hat, Nordkorea an den Verhandlungstisch mit Südkorea gebracht hat, China zur weiteren Öffnung der heimischen Märkte gebracht hat bleibt ein letztes außenpolitisches versprechen bislang unbearbeitet: Das Atomabkommen mit dem Iran. Er ließ keine Gelegenheit aus, dieses Abkommen als Fehler Obamas zu diskreditieren. Keine Ahnung, ob die Aufkündigung das Iran-Abkommens derzeit vorbereitet wird, aber meine Bauchschmerzen hinsichtlich der aktuellen geopolitischen Vorgänge mahnt mich weiterhin zur Vorsicht an den Aktienmärkten.

Heute sehen wir nun endlich konstruktive Ansätze auch im DAX: Insbesondere die Deutsche Bank, die in den vergangenen Tagen unter Beschuss geraten war, kann sich heute stabilisieren. Der ungebremste Ausverkauf ist also erstmal beendet, jetzt werden die Karten neu gemischt. Es wird nun plötzlich offen über die Nachfolge von CEO John Cryan spekuliert, der zwar als harter Restrukturierer gefragt war, dem jedoch die Phantasie für ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell für die Deutsche Bank nicht zugetraut wird.

Auch Facebook notiert heute endlich wieder im Plus. Die Entschuldigungen von CEO Zuckerberg und CFO Sandberg wurden also positiv aufgenommen. Nun hat Facebook ein paar Tage Verschnaufpause, um hoffentlich bald einen externen Sonderermittler ins Unternehmen zu holen, der den Fall Cambridge Analytica aufarbeiten muss.

Auch Apple ist heute dick im Plus. Apple war gemeinsam mit Intel und Boeing unter Beschuss geraten, weil diese drei unternehmen die größten US-Unternehmen mit dem größten Anteil an Umsatz in China sind. China hätte mit Handelsbeschränkungen auf iPhones, Chips und Flieger mit wenig Papier großen Schaden anrichten können. Diese Gefahr ist nun erst einmal abgewendet.

In den USA wird ein Unterschreiten der -5%-Hürde in der Stresskurve von S&P (https://services.marketedge.com/trendline/Trendline.pdf) dazu genutzt, die Absicherungsgeschäfte einzudecken. Am Wochenende war dieser Indikator auf -6% gefallen und so war die gestrige Rallye an den US-Märkten sicherlich zu einem guten Teil durch Deckungskäufe losgetreten.

Jede Rallye beginnt mit Deckungskäufen. Es gilt also weder das Argument, dass es sich ja „nur“ um Deckungskäufe handelt, daher also kein „echtes“ Kaufinteresse signalisieren, noch warne ich zu verfrühter Hoffnung, dass wir nun zur Rallye zurückkehren können. Ich bleibe bei meiner Sentiment-Analyse vom Freitag: Es gab da noch Luft nach unten, das haben wir im DAX gestern gesehen. Und der 5-Wochenschnitt ist noch nicht tief genug gefallen, um eine nachhaltige Rallye mit großer Wahrscheinlichkeit vorherzusagen.

Daher bleibt es also bei unserer Positionierung für weitere Volatilität. Sollte der DAX in den kommenden Tagen nun doch einmal kräftig nach oben schnellen, werde ich einige Positionen wieder ausdünnen um Cash zu generieren. Gleichzeitig halte ich einen erneuten Crash, das heißt ein Absacken deutlich unter die 11.800 Punkte (die gestern übrigens unterschritten wurden), für wenig wahrscheinlich.

Um die Frage einiger Kunden zu beantworten, die mich in unterschiedlicher Form heute vielfach erreicht hat: Nein, ich würde in dieser fragilen Börsensituation keinen DAX-Call kaufen, sondern eher im Falle von zwei oder drei guten Handelstagen unser Portfolio etwas auslichten. Facebook ist noch nicht ausgestanden, der externe Ermittler fehlt. Die Banken sind noch nicht sicher, denn die Libor-Rate ist weiterhin hoch. Mit China wird noch verhandelt und was aus dem Skripal-Fall wird, ist derzeit absolut offen.


Take share,

Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.


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02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
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Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen


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