Heibel-Ticker PLUS 18/26 - Karten liegen auf dem Tisch

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29.06.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 26 (29.06.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Karten liegen auf dem Tisch
02.So tickt die Börse: Land in Sicht
 - EU Flüchtlingspolitik
 - Handelsstreit China - USA
 - Handelsstreit USA - EU
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Zukunftspessimismus schwächt sich ab, Anleger wollen Kaufen
 -
04.Ausblick: Sommerloch beginnt
05.Update beobachteter Werte: Deutsche Bank, Cameco, Micron Technology, FinTech Group
 - Deutsche Bank: Quantität statt Qualität
 - Cameco: Teilverkauf über 9,50€, Steuerkonflikt könnte belasten
 - Micron Technology: Heftiger Rückschlag durch Handelsstreit
 - FinTech Group: Nachkaufen
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Karten liegen auf dem Tisch

Liebe Börsenfreunde,

Diese Woche haben die Streithähne ihre Karten auf den Tisch gelegt. Was Anleger da zu sehen bekamen, hat vielen Angst gemacht, die Aktienmärkte wurden ausverkauft. In Kapitel 02 zeige ich, dass wir uns bereits ziemlich weit oben auf den verschiedenen Eskalationsleitern befinden.

Die Stimmungsanalyse stellt sodann in Kapitel 03 wenig überraschend fest, dass Anleger sich in einem extremen Stimmungstief befinden, doch für die Zukunft nimmt der Pessimismus ab. Ich untersuche, ob das für einen Boden ausreicht.

Ab dem 4. Juli befinden wir uns offiziell im Sommerloch, dünnes Handelsvolumen und Entscheidungsträger aus der zweiten Reihe werden die Finanzmärkte dominieren und entsprechend volatil machen. In Kapitel 04 zeige ich, wie ich mich auf diese Phase vorbereite.

Wie immer gibt es wichtige Updates in Kapitel 05 sowie eine Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 06.

Ich hatte unseren Bundesjogi mit unserer Bundesmerkel verglichen, doch der Vergleich hinkt: Jogi nennt eine Niederlage "Niederlage" und sucht bei sich selbst nach Fehlern.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp180701.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Land in Sicht

EU FLÜCHTLINGSPOLITIK

Land in Sicht: Es werden nun von einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter gemeinsame Schritte unternommen, um den Zustrom von Flüchtlingen in geordnete Bahnen zu lenken. Erste Politiker unterscheiden inzwischen zwischen Migranten (Wirtschaftsflüchtlinge) und Asylanten. Wer zu Hause um sein Leben fürchten muss, muss in Europa Zuflucht finden können. Wer jedoch einfach nur unzufrieden ist und sich in einem europäischen Land ein besseres Leben verspricht, muss bestimmte Anforderungen erfüllen, um aufgenommen zu werden.

Die Trennung dieser beiden Gruppen ist in den vergangenen Jahren aufgehoben worden, ich habe das im Rahmen meiner lokalen Tätigkeit hier in Hamburg bereits 2015 kritisiert. Heute ist es gar nicht leicht, eine scharfe Trennung wieder herzustellen, denn der Begriff "Flüchtling" umfasst ja auch Wirtschaftsflüchtlinge und unser System ist gar nicht auf eine unterschiedliche Behandlung der beiden Gruppen vorbereitet.

Vom EU-Gipfel werden heute gemeinsame Formulierungen veröffentlicht, der kleinste gemeinsame Nenner. Es ist ein Anfang, den ich als vielversprechend bezeichnen möchte. Schlimm ist, dass in anderen Ländern bereits Populisten an die Macht kamen und entsprechende Änderungen vorgenommen haben. Hoffen wir, dass der Weckruf der CSU an unsere Bundeskanzlerin laut genug war, um mit aller Macht tragfähige EU-Lösungen zu erarbeiten, denn ich wünsche mir, dass Union und SPD eine neue Regelung erarbeiten und nicht ein ggfls. populistischer Kanzler, der Merkel folgen könnte.

Das fasst auch meine Einstellung zu Donald Trump gut zusammen: Es ist schlimm, dass erst ein Donald Trump kommen muss, um in den USA mit offensichtlichen Missständen aufzuräumen. Aber das Establishment hat es lange Zeit nicht geschafft. Das Establishment in Deutschland lässt auch Übergangslösungen, die aus der Not heraus geboren waren, zu Dauerlösungen werden. Hoffen wir, dass die dauerhaften Übergangslösungen nun endlich in eine tragfähige und mit unserer Moral in Einklang zu bringenden Dauerlösung überführt werden können.

Horst Seehofer wird meiner Einschätzung nach die nun gefundene Lösung als nicht ausreichend, aber einen guten ersten Schritt bezeichnen und der Kanzlerin mehr Zeit einräumen. Er wird also zufrieden feststellen, dass er Dinge in Bewegung gebracht hat, wird aber den Druck aufrecht erhalten, damit es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt.

Der DAX ist daher heute um 1,2% angesprungen und hat die Hälfte seiner in der abgelaufenen Woche erlittenen Kursverluste wieder aufgeholt.

HANDELSSTREIT CHINA - USA

Trump hatte angekündigt, Investitionen von chinesischen Unternehmen in US-Unternehmen zu überprüfen. Kurz darauf wurde bekannt, dass statt eines Gesetzes "zur Wahrung der Inneren Sicherheit" lediglich eine Durchführungsverordnung erlassen werden könnte. "Verbale Abrüstung" wurde das genannt. Im Resultat ist es das gleiche, Trump ist es relativ egal, ob er über Gesetze oder Verordnungen Fakten schafft. Solange er mit den Chinesen verhandelt, sollte kein chinesisches Unternehmen versuchen, ein US-Unternehmen zu übernehmen, denn Trump wird es verhindern - allein um ein Zeichen zu setzen.

Aber ob es eine verbale Abrüstung ist, oder aber das Eingeständnis, dass an dieser Stelle mit Gesetzen nichts zu machen ist, sei mal dahingestellt. Ich könnte mir eher vorstellen, dass Trump hier frühzeitig einen machbaren Weg eingeschlagen hat, bevor er sich eine blutige Nase holen würde. Und das werte ich als ein Zeichen dafür, dass auch die von Trump aufgebauten Drohkulissen langsam an den Zenit der Eskalationsmöglichkeiten stoßen.

China wird diesen Schritt mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen: Land in Sicht. Wenn das Ende der Eskalationsstufen erreicht ist, müssen sich die Streithähne zusammensetzen, die Karten liegen ja bereits auf dem Tisch und dann wird endlich verhandelt.

HANDELSSTREIT USA - EU

Ich halte Donald Trump für einen Freund Europas - auch wenn mir da viele widersprechen. Und sein vom Zaun gebrochener Handelsstreit mit der EU, insbesondere mit den deutschen Autobauern, ist seine Methode, um die in seinen Augen aus dem Rahmen gefallenen Handelsbeziehungen neu zu ordnen. Auch hier wird am Ende, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen, verhandelt. Auf welcher Eskalationsstufe befinden wir uns hier?

Nun, "the elephant in the room", wie die Amis sagen, der Elefant im Raum ist der Export deutscher Autos in die USA. Ich habe Ihnen die Statistiken gezeigt, aus denen hervorgeht, dass dies die größte Einzelposition ist, die für den Handelsüberschuss Deutschlands gegenüber den USA verantwortlich ist. Und die USA haben nun angekündigt, gegebenenfalls 20% Zoll auf diese Autos zu erheben. Gestern hat Trump noch in einer Rede wild über Mercedes und BMW geschimpft. Ich nehme an, dass wir uns auch bei dieser Auseinandersetzung bereits auf einer ziemlich hohen Stufe der Eskalationsleiter befinden. Land in Sicht!

Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES28.6.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones24.216 -1,3%-2,5%
DAX12.177 -2,7%-5,7%
Nikkei22.270 -1,9%-2,2%
Shanghai A 2.919 -3,1%-15,7%
Euro/US-Dollar1,170,5%-2,8%
Euro/Yen129,001,0%-4,4%
10-Jahres-US-Anleihe2,85%-0,070,42
Umlaufrendite Dt0,17%-0,03-0,11
Feinunze Gold$1.252 -1,3%-3,9%
Fass Brent Öl$77,60 5,4%16,6%
Kupfer6.688 -1,9%-6,5%
Baltic Dry Shipping1.329 -1,3%-2,7%
Bitcoin5.946 -11,2%-57,2%



So, die Karten liegen auf dem Tisch und es ist erschreckend, mit welchen Schritten die Wirtschaftsnationen sich gegenseitig drohen. Kein Wunder also, dass diese Woche für einen kräftigen Ausverkauf an den Finanzmärkten gesorgt hat: der Dow Jones verlor 1,3%, der DAX sogar 2,7%, in Japan ging's um 1,9% runter und China wurde mit -3,1% am stärksten getroffen.

Der Euro vollführt eine Berg- und Talfahrt, die in erster Linie vom Schwesterstreit der CDU und CSU bestimmt wurde. Anleger suchen vor dem Hintergrund des Ausverkaufs an den Aktienmärkten nach Sicherheit in festverzinslichen Anleihen, das Zinsniveau ist daher weiter gesunken. In Deutschland nimmt die Umlaufrendite sogar wieder Kurs auf die Null!

Die Goldpreisentwicklung überrascht mich weiter, denn trotz dieser Drohkulisse gibt der Goldpreis weiter ab (-1,3%) und notiert inzwischen deutlich unter dem Niveau vom Jahresbeginn.

Auf dem Ölmarkt gibt es neue Entwicklungen: Die US-Amerikaner haben eine Reihe von Bündnispartnern überredet, Öl aus dem Iran zu boykottieren. Der Iran ist der drittgrößte Ölproduzent der OPEC. Ein Importstopp verknappt das auf den Weltmärkten verfügbare Öl deutlich. Doch keine Angst, andere werden die Lücke füllen. Und raten Sie mal, wer das ist: Saudi Arabien wird ab sofort 11 Mio. Fässer pro Tag fördern, die größte Fördermenge in der Geschichte des Königreichs.

So profitieren die Saudis gleich doppelt: zum einen durch die größeren verkauften Ölmengen, zum zweiten durch den angesprungenen Ölpreis (+5,4%). Und natürlich freut es die Saudis, wenn der hohe Ölpreis für eine höhere Bewertung des Staatsbetriebs Saudi Aramco führt, der nächstes Jahr an die Börse gebracht werden soll.

Schauen wir nun einmal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Zukunftspessimismus schwächt sich ab, Anleger wollen Kaufen

Vor einer Woche gab es noch einige Anleger, die den DAX in einer Seitwärtsbewegung sahen. Doch seither hat sich der Schwesterstreit zwischen der CDU und der CSU weiter zugespitzt und Donald Trump ist sowohl im Handelsstreit mit China als auch mit der EU eine weitere Sprosse auf der Eskalationsleiter nach oben gestiegen. So kurz vor dem Sommer ist das zu viel für viele Anleger, sie haben nun die Reißleine gezogen.

Nur noch 18% (-11%) glauben an eine Seitwärtsbewegung im DAX, stattdessen gehen nun 65% (+7%) von einem Abwärtsimpuls aus, weitere 14% (+8%) hoffen auf dem aktuellen Niveau auf eine Bodenbildung. Mit einem Wert von -6,3 ist das Sentiment unserer Umfrageteilnehmer so niedergeschlagen, wie seit dem Ausverkauf im März dieses Jahres nicht mehr.

Und obwohl schon vor einer Woche kaum jemand an bald steigende Kurse glauben wollte, hat die Intensität des Ausverkaufs dennoch überrascht. 38% (+8%) unserer Umfrageteilnehmer geben an, von den Aktienmärkten in dieser Woche völlig überrascht worden zu sein. Weitere 22% (-7%) sehen ihre Erwartungen der Vorwoche kaum erfüllt. Auf der anderen Seite fühlen sich 31% (+2%) in ihrer Erwartung zum größten Teil bestätigt, während sogar 9% (3%) auf diesen Ausverkauf spekuliert haben wollen. Es herrscht sehr große Verunsicherung unter den Anlegern.

Doch Land ist in Sicht, meinen 23% (+6%) der Anleger, und erwarten für den DAX in drei Monaten steigende Kurse. Weitere 31% (+2%) gehen von einer Seitwärtsbewegung aus. Immerhin noch 28% (-3%) fürchten einen anhaltenden Abwärtsimpuls für die kommenden drei Monate. Der extreme Zukunftspessimismus hat sich also ein wenig abgeschwächt.

Entsprechend wollen 24% (+6%) der Anleger in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, während nur noch 16% (-7%) ihre Positionen verkleinern wollen. Mit 60% (+1%) wollen weiterhin die meisten erst einmal abwarten.

Das Euwax-Sentiment steigt weiter leicht an, befindet sich aber weiterhin im neutralen Bereich. Privatanleger in Deutschland sind also überwiegend neutral positioniert.

Die Profis verhalten sich genauso, die Put/Call-Ratio der Eurex liegt mit 1,5 genau auf dem durchschnittlichen Wert der vergangenen 12 Monate.

In den USA hingegen hat die Put/Call-Ratio der Profis zugelegt, dort sichert man sich offensichtlich nun stärker ab. Gleichzeitig ist die Investitionsquote der Fondsmanager von 89% auf 85% zurückgegangen. Auch hier ist also die größere Vorsicht der Profis ablesbar.

Der technische Angst und Gier Index des S&P 500 weist mit einem Wert von 39% eine gringe Angst aus, die ebenfalls unterstützend wirken dürfte. Der Short Range Oscillator, der insbesondere auf kurzfristige Schwankungen reagiert, ist ins Minus gedreht, hat aber noch Luft nach unten.

Die Stimmung unter den US-Anlegern ist - ähnlich ihren deutschen Kollegen - extrem niedergeschlagen. Die Bulle/Bär-Quote liegt bei -12,4% und erreicht damit ein extrem niedriges Niveau, das in diesem Jahr nur im März nach unten übertroffen wurde.

Sentimentdaten



Ein tragfähiger, nachhaltiger Boden benötigt absolute Panik an den Märkten. Das haben wir noch nicht gesehen und entsprechend ist der Zukunftsoptimismus hier in Deutschland diese Woche kräftig angestiegen. Doch nicht jede Bodenbildung verläuft gleich, vielleicht haben Anleger mit ihrem Zukunftsoptimismus ja Recht und die Problemfelder der Geopolitik treten in den kommenden Wochen in den Hintergrund?

Diese Frage können wir aber auch später beantworten, kurzfristig reicht das extreme Stimmungstief für eine Gegenbewegung an den Finanzmärkten. Diese könnte heute bereits begonnen haben. Die Eskalationsleiter hat nicht mehr viele Sprossen nach oben, meiner Einschätzung nach liegen die Karten inzwischen auf dem Tisch und irgendwann in den kommenden Wochen wird es Verhandlungen geben. Das heißt zwar nicht, dass eine Lösung bereits in Sicht ist, aber schlimmer kann es kaum noch werden. Und "schlimmer kann's nimmer" ist in der Regel ein guter Augenblick, um Aktien zu kaufen.

Für eine kurzfristige Gegenbewegung spricht vor allem die angesprungene Investitionsbereitschaft der Anleger, die auf dem aktuellen Kursniveau Kaufen möchten. Ob sich daraus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung entwickelt, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt untersuchen müssen.







04. Ausblick: Sommerloch beginnt

Nächste Woche, am 4. Juli, beginnt offiziell die Urlaubszeit in den USA und zeitgleich auch in vielen Ländern der westlichen Welt. In der abgelaufenen Woche hat Donald Trump nochmals heftig die Drohkulisse vergrößert und ich kann gut nachvollziehen, dass viele Anleger sich zumindest von ihren spekulativen Positionen getrennt haben, um einen ungestörten Sommer mit ihren Lieben verbringen zu können.

Das heißt, dass volumenmäßig der große Verkaufsdruck nun vorbei sein dürfte. Aber auch das Kaufinteresse wird nicht sonderlich groß sein, selbst wenn es positive Meldungen geben sollte. Wir wissen inzwischen, dass es keine ungetrübt positiven Meldungen geben wird, sondern überall nur "schmutzige Kompromisse", so dass die zweite Garde, die in den Sommerwochen am Tradingdesk Entscheidungen trifft, niemals mit Sicherheit wissen wird, ob dieses oder jenes nun gut oder schlecht ist.

Grundsätzlich denke ich, dass wir das Schlimmste nun langsam überstanden haben. Ich kann aber nicht ausschließen, dass Trump, Xi und Merkel / Juncker sich noch irgendwelche Bosheiten an den Kopf werfen werden, die belastend auf die Aktienmärkte wirken könnten.

Daher kaufen wir einmal mehr nur schrittweise ein. Heute habe ich die FinTech-Position aufgestockt. Bei der Deutschen Post gibt es noch Platz, auch Apple und Facebook möchte ich bei Gelegenheit nachkaufen.

Auf der anderen Seite möchte ich gute Tage nutzen, um mich von einigen Positionen zu trennen. Innotec und Hawesko würde ich im Falle einer Rallye abstoßen, für die Deutsche Bank warte ich ebenfalls auf eine Erholung, um die Position aufzulösen.

Unser Portfolio hat den aktuellen Ausverkauf trotz einzelner Tiefschlägen (Weibo, FinTech, Micron, Innotec) gut verkraftet, wir sind auf Jahressicht noch mit 1,3% im Plus, während DAX (-5,7%) und Dow Jones (-2,5%) unter Wasser liegen. Unser Portfolio wird auch weiterhin weniger stark leiden, wenn der DAX einbricht. Doch so langsam müssen wir nun auch dafür sorgen, dass unser Portfolio mit nach oben läuft, wenn der DAX sich erholt.



05. Update beobachteter Werte: Deutsche Bank, Cameco, Micron Technology, FinTech Group

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Deutsche Bank
Quantität statt Qualität

Fr, 29. Juni um 14:35 Uhr
Die US-Tochter der Deutschen Bank ist durch den zweiten Teil des US-Stresstests gefallen - als einzige von 35 geprüften Banken. Vor einer Woche wurden zunächst quantitative Kennziffern geprüft und alle geprüften Banken hatten ausreichend Kapital, um im Falle einer Wirtschaftskrise weiterhin Kredite vergeben zu können.

Im gestern veröffentlichten zweiten Teil wurden qualitative Kriterien überprüft: Wie gut sind die Kontrollmechanismen der Banken, wie gut ist das Prognosesystem der Banken. Der Deutschen Bank wird nun vorgeworfen, ihre eigenen Abläufe nicht im Griff zu haben und auch nicht ausreichend zu kontrollieren. Peinlich, aber nicht überlebenswichtig. Die Mutter wird leider dieses Jahr keine Dividende von der US-Tochter erhalten, mehr Auswirkungen hat dieses Ergebnis erstmal nicht.

Doch es zeigt das Selbstverständnis der Deutschen Bank: Moderne Kontrollmechanismen und nachvollziehbare Prognosesysteme sind aufwendig und reduzieren Abhängigkeiten von individuellen Entscheidungen. Deutsch-Bänker unterwerfen sich nur ungern solchen Zwängen.

Wenn wir uns vor Augen führen, dass Deutsch-Bänker wie kein zweites Institut über viele Jahre an den Finanzmärkten geschummelt hat, finde ich diese Haltung fast schon unverschämt. Sie zeigt, dass es noch viel zu tun gibt bei der Deutschen Bank.

Die Aktie ist in Folge dieser Hiobs-Botschaft leicht angestiegen. Wir haben hier eine Aktie, die völlig ausgebombt ist, da kann nicht einmal ein durchgefallener Streßtest weitere Verkäufer mobilisieren. für mich ist das ein Zeichen für eine Bodenbildung.

Mit -38% ist die Deutsche Bank unsere größte Verlustposition im Portfolio - da habe ich mich gründlich verschätzt. Doch die Reißleine würde ich nun nicht mehr ziehen, dazu ist es zu spät.


Cameco
Teilverkauf über 9,50€, Steuerkonflikt könnte belasten

Fr, 29. Juni um 14:31 Uhr
Cameco befindet sich in einem Steuerstreit mit der kanadischen Steuerbehörde. Von 2003 bis 2015 hat Cameco das in Kanada abgebaute Uran über eine Schweizer Tochtergesellschaft auf dem europäischen Markt verkauft. Auf den Gewinn von 7 Mrd. Can$ wurden nur geringe Steuern in der Schweiz abgeführt, die kanadische Steuerbehörde möchte nun gerne 2,2 Mrd. Can$ Steuernachzahlung erhalten.

Die Diskussion trifft das Herz der globalen "Steuervermeidung": Natürlich ist es nach heutiger Rechtslage rechtens, die Steuern dort abzuführen, wo die Wertschöpfung stattfindet. Und wenn Cameco Uran zu einem günstigen Preis an die Schweizer Tochter abgibt, die dann auf dem europäischen Markt einen Abnehmer findet, der einen deutlich höheren Preis zahlt, dann ist diese Wertschöpfung in der Schweiz zu besteuern.

Doch die kanadische Steuerbehörde argumentiert, dass die größte Wertschöpfung durch den Abbau stattgefunden hat, und nicht durch den Verkauf.

Cameco argumentiert, dass man das Uran zum Marktpreis an die Schweizer abgegeben habe, obwohl der Verkaufspreis deutlich unter dem in Kanada zu erzielenden Preis liegt. Denn, so Cameco, hätte man Kanada mit der großen Menge abgebauten Urans überschüttet, wäre der Uranpreis eingebrochen. In Kanada gab es also nicht ausreichend Nachfrage für das abgebaute Uran und daher sei die Wertschöpfung durch den Export erfolgt, der dann eben in der Schweiz zu versteuern sei.

Ich muss sagen, beide Seiten haben gute Argumente. Man kann auf der einen Seite ein Unternehmen nicht rückwirkend bestrafen, wenn es Geltendes beachtet hat. Aber auf der anderen Seite hätte ja auch Cameco Kanada das Uran selbst in Europa verkaufen können, dann wäre der gesamte Gewinn in Kanada angefallen und zu versteuern.

Ich traue mir also keine Prognose zu, wie die Richter ihr Urteil fällen werden. Cameco wird in Berufung gehen, wenn das Urteil gegen sie ausfallen sollte. Doch ein Berufungsverfahren nimmt viel Zeit, Managementkapazität und Kapital in Anspruch, daher wäre ein negativer Urteilsspruch für Cameco eine Belastung, egal wie siegessicher sich das Management für die Berufung gibt.

Unsere Cameco-Spekulation nimmt derzeit 3,3% des Portfolios in Anspruch, wobei die vorgesehene Positionsgröße für eine Spekulation jedoch bei nur 2% liegt. Diese Woche wurde mein Stopp Loss bei 9,30 Euro kurzzeitig unterschritten. Ich würde daher heute unsere Position ein wenig zurechtstutzen, um noch ein wenig von der Kurserholung seit März dieses Jahres zu profitieren.



Micron Technology
Heftiger Rückschlag durch Handelsstreit

Fr, 29. Juni um 14:34 Uhr
Micron hat diese Woche 9% verloren. Die US-Regierung hat verlauten lassen, dass sie Investitionen von chinesischen Unternehmen in US-Unternehmen erschweren möchte. Gerade der Chipsektor ist eng mit China verflochten, das Geschäftsmodell von Micron ist so in Frage gestellt.

An meiner Spekulation ändert das nichts, Micron ist extrem günstig bewertet und dürfte in den kommenden Wochen deutlich zulegen, wenn sich im Handelsstreit eine Lösung abzeichnen sollte.

Eine Korrektur muss ich zu meiner ursprünglichen Analyse vornehmen: Im Eifer des Gefechts hatte ich die frühere SanDisk Micron zugesprochen, SanDisk war aber vor zwei Jahren von Western Digital übernommen worden. Western Digital ist damit Spezialist für Speichermedien (Festplatte und SSD-Speicher), Micron ist Spezialist für Arbeitsspeicher (DRAM, 71% Umsatzanteil), bietet jedoch ebenfalls Speichermedien an (NAND 25% Umsatzanteil).

Grundsätzlich bleibe ich bei meiner Einschätzung: Der Handelsstreit wird erst noch schlimmer, bevor es besser wird. Ich denke also, dass es noch die eine oder andere Eskalation gibt, glaube aber fest an eine positive Lösung für alle Beteiligten. Dementsprechend bleibe ich bei unserer Micron-Spekulation dabei.


FinTech Group
Nachkaufen

Fr, 29. Juni um 15:55 Uhr
Ich habe den Eindruck, wir haben gestern einen zwischenzeitlichen Höhepunkt des Schwesterstreits CDU-CSU, des Handelsstreits USA-China sowie USA-EU gesehen. Mag sein, dass sich die drei Krisenherde in den Sommerwochen nochmals zuspitzen, doch auf kurzfristige Sicht könnte ich mir eine ordentliche Gegenbewegung gut vorstellen.

Die FinTech Group hat in unserem Portfolio ziemlich heftig unter diesen Turbulenzen gelitten, obwohl sie inhaltlich kaum betroffen ist. Auch die jüngsten Zahlen des Unternehmens waren gut und senden mir Fragezeichen ins Gesicht, warum die Aktie in den vergangenen vier Wochen 25% verloren hat. Viel zu viel, in meinen Augen, und ich würde unsere Position nun voll machen.

Zu Kursen unter 25,35 Euro würde ich nachkaufen.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =3,7%WKN28.6.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Cameco8820179,58 €-1%22%1,9%C
Micron Technology86902046,65 €-9%-4%1,8%A







En Vogue (≈15%) =12,1%WKN28.6.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838824,81 €-1%2%3,1%C
WeiboA110V776,04 €-12%-21%2,4%B
Deutsche Bank5140009,06 €-3%-38%3,6%C
FinTech GroupFTG11126,15 €-9%-9%3,1%C







Wachstum (≈30%) =23,6%WKN28.6.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985159,91 €-1%17%4,4%B
FacebookA1JWVX169,47 €-3%14%4,2%B
BB BiotechA0NFN356,50 €-1%1%7,5%C
TeslaA1CX3T302,21 €-1%29%7,5%B







Dividende (≈25%) = 28,1%WKN28.6.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051015,70 €-7%-5%7,0%C
Hawesko60427052,00 €-3%2%2,8%C
FreenetA0Z2ZZ22,53 €-2%-16%6,7%A
Bet-at-HomeA0DNAY63,40 €0%-9%7,8%B
Deutsche Post55520027,90 €-5%-7%3,9%B







Absicherung (≈20%) =23,2%WKN28.6.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.427,00 €-2%-1%10,2%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU95,30%0%-5%6,7%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,25%2%-4%6,3%C





Cashquote
Σ-Portfolio

-2%1%9,2%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%3,7%522%
ZyklischTrump15%12,1%543%
WachstumEnkelkinder30%23,6%447,5%
DividendeUrlaub25%28,1%358%
AbsicherungZins & Gold20%23,2%336,7%
Summe
100%90,8%2018


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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