Heibel-Ticker PLUS 18/33 - Fallende Zinsen nicht völlig ausgeschlossen - im Gegenteil

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17.08.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 33 (17.08.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Sommerende in Sicht, der Blick für's Detail wird geschärft
02.So tickt die Börse: Fallende Zinsen nicht völlig ausgeschlossen - im Gegenteil
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Kursrutsch verunsichert Anleger
 -
04.Ausblick: Endlich: Ausverkauf im Tech-Land
05.Monsanto-Strafe wiegt schwer
 - : Bayer leidet unter Glyphosat
06.The Navigator: Opfer des Handelsstreits
07.Update beobachteter Werte: Südzucker-Anleihe, Tesla Motors, JD.com, Cameco, JD.com, Tesla Motors
 - Südzucker-Anleihe: Nachkaufen, positiver Ausblick
 - Tesla Motors: Absicherung für Saudi Aramco
 - JD.com: Kaufen: Chinesische Delegation unterwegs nach Washington
 - Cameco: Uranpreis auf höchstem Niveau seit 2 Jahren
 - JD.com: JD.com besser verstehen
 - Tesla Motors: Elon Musk gehört ins Krankenhaus
08.Übersicht HT-Portfolio
09.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
10.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Sommerende in Sicht, der Blick für's Detail wird geschärft

Liebe Börsenfreunde,

Der Zinsmarkt ist für die meisten Anleger schwer zu verstehen. Doch das Volumen von Anleihen übersteigt das Aktienvolumen um ein Vielfaches, häufig werden Anleiheanleger als die "intelligenteren" Anleger bezeichnet. Im heutigen Kapitel 02 habe ich den Zinsmarkt mit einfachen Worten erklärt und komme zu einem völlig überraschenden Ergebnis: Die Zinsen werden fallen.

Der Ausverkauf der abgelaufenen Woche hat Spuren in der Stimmung der Anleger hinterlassen. Schlechte Laune wird jedoch von ansteigendem Zukunftsoptimismus gekontert, zudem steigt die Kaufbereitschaft der Anleger. Die Details dazu lesen Sie in Kapitel 03.

Der heutige Ausblick in Kapitel 04 behandelt den aktuellen Ausverkauf im Chip-Bereich, der sich auf den Tech-Bereich ausweitet. Ich untersuche, wann der Zeitpunkt gekommen sein könnte, Chip-Aktien ins Portfolio zu holen.

Bayer hat Monsanto geschluckt, nun muss sich Bayer für den Einsatz von Glyphosat verantworten. In den USA wurde Monsanto, und somit Bayer, zu einer hohen Strafzahlung verurteilt, die Bayer-Aktie ist eingebrochen. In Kapitel 05 untersuche ich, was am Vorwurf dran ist und ob wir erst die Spitze des Eisbergs sehen, oder ob nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.

Europas größter Papierproduzent heißt The Navigator und sitzt in Portugal. Wir hatten den Titel über Jahre im Portfolio und profitierten von einer schönen Dividende. Diese Woche ist die Aktie eingebrochen, weil die US-Kartellbehörde eine hohe Strafe verhängt hat. In Kapitel 06 untersuche ich, wie es zur Vertureilung kommen konnte, was dahinter steckt, und leite daraus ab, ob man die Aktie nun als Dividendentitel ins Portfolio holen kann.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates zu unseren offenen Portfoliopositionen in Kapitel 07 und eine tabellarische Übersicht in Kapitel 08.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp180819.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Fallende Zinsen nicht völlig ausgeschlossen - im Gegenteil

Der DAX ist diese Woche um 1% gefallen. Wenn ich mir die 30 Komponenten des DAX anschaue, könnte man meinen, den Deutschen wird jegliches Selbstvertrauen genommen.

RWE und E.On sind seit dem Atomausstieg 2011 als unmoralisch verschrien. Die Deutsche Bank und die Commerzbank seit der Finanzkrise 2009. Volkswagen, Daimler und BMW seit dem Dieselskandal. Die Deutsche Telekom ohnehin schon seit ihrem Börsengang zu Zeiten der New Economy. Letztlich sind wir ein Land mit unmoralischen Bänkern, unmoralischen Versorgern (Energie & Tesco) und unmoralischen Autobauern. Was bleibt?

Die Chemie! Da geht man jetzt dran: Bayer hat Monsanto übernommen, ein Unternehmen mit höchst zweifelhaftem Ruf, wie ich im Heibel-Ticker in der Vergangenheit schon mehrfach ausgeführt habe. Nun muss Bayer für die Verfehlungen Monsanto vor US-Gerichten gerade stehen.

Ich werde immer wieder darauf angesprochen, warum ich so viele US-Aktien im Portfolio habe und so wenig deutsche. Nun, jetzt wissen Sie's.

Schauen wir uns mal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES16.8.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones25.559 1,0%2,9%
DAX12.237 -1,5%-5,3%
Nikkei22.192 -0,5%-2,5%
Shanghai A 2.833 -3,2%-18,2%
Euro/US-Dollar1,14-0,3%-5,1%
Euro/Yen126,18-0,3%-6,5%
10-Jahres-US-Anleihe2,87%0,010,45
Umlaufrendite Dt0,14%-0,02-0,14
Feinunze Gold$1.175 -3,0%-9,8%
Fass Brent Öl$71,20 -2,3%7,0%
Kupfer5.842 -6,5%-18,4%
Baltic Dry Shipping1.727 1,9%26,4%
Bitcoin6.366 -0,7%-54,2%



Die Umlaufrendite in Deutschland ist um 0,02%punkte auf 0,14% gesunken, dabei werden doch steigende Zinsen erwartet. Auch in den USA springt die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Anleihe einfach nicht nachhaltig über die magische Grenze von 3%, dabei ist der US-Leitzins doch schon von 0,25% auf inzwischen 1,75 bis 2% angehoben worden. Wie kommt es, dass insbesondere die US-Rendite nicht schon längst das angestiegene kurzfristige Zinsniveau stärker widerspiegelt?

Zwei Antworten. Zunächst die einfache: Wenn alle etwas ganz sicher erwarten, dann passiert insbesondere an den durch Emotionen der Anleger gesteuerten Finanzmärkten in der Regel das Gegenteil. Besonders auffällig wird dies an den COT-Daten (Commitment of Trades, Positionierung der großen Spekulanten): https://www.barchart.com/futures/quotes/ZN*0/technical-chart?plot=BAR&volume=0&data=MN&density=X&pricesOn=1&asPctChange=0&logscale=0&indicators=COTLC;COTFIN&sym=ZNU18&grid=1&height=375&studyheight=100

Große Spekulanten, also insbesondere Hegefonds, spekulieren aktuell mit über 600.000 Kontrakten auf fallende Anleihepreise, also steigende Zinsen. Weitere 200.000 Kontrakte von kleinen Spekulanten, also Privatanlegern, kommen hinzu. Es ist die größte Short-Position in 10 Jahre laufenden Us-Anleihen, die es jemals gab. Sprichwörtlich alle Anleger erwarten fallende Anleihepreise und steigende Zinsen. Wenn man in der Finanzpresse nachliest, dann sind steigende Zinsen so sicher wie das Amen in der Kirche.

Doch in der Regel passiert an den Finanzmärkten dann das Gegenteil: Die Zinsen fallen. Es würde mich nicht überraschen, wenn in den USA die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Anleihe von aktuell 2,87% in Richtung 2,0% läuft.

Was wäre dazu notwendig? Ein Run auf US-Staatsanleihen. Die ganze Welt müsste plötzlich davon überzeugt sein, dass US-Staatsanleihen die einzig wirklich sicheren Häfen sind. Ist das wahrscheinlich, wenn es sich das Staatsoberhaupt mit so ziemlich allen Freunden verscherzt?

Hmm, begeben wir uns mal in das Land der Phantasterei. Ein Land, wo sich Ihr Autor nach Meinung seines Studienfreundes bestens auskennt (ich bezeichne ihn stets als Pessimist und mich als Optimist - er hingegen bezeichnet sich als Realist und um den Abstand zwischen unseren Ansichten zu wahren, erfand er die Steigerung zum Optimisten, den "Phantast" ;-).

Was, wenn Donald Trump mit seinen Provokationen weitermacht, bis China irgendwann einlenkt? Die USA sind seit jeher reich an Rohstoffen und haben stets Wert darauf gelegt, sich nicht zu abhängig vom internationalen Handel zu machen. Ähnlich wie Russland könnten die USA auch eine Isolation über eine längere Zeit durchhalten. Natürlich würde die Wirtschaft darunter leiden, aber die US-Wirtschaft vermutlich weniger als die Wirtschaft Chinas oder Europas.

Es müssten sich schon die ehemaligen US-Freunde, also auch die US-Feinde zusammenschließen und eigene Freihandelszonen vereinbaren. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass China und Europa eine Freihandelszone vereinbaren, die über die Vereinbarungen zwischen den USA und Europa hinaus geht? Die ersten Versuche seitens China wurden von Angela Merkel abgeblockt. Ich halte es auf absehbare Zeit für sehr unwahrscheinlich. So wie China auf das Ende der Amtszeit Trumps wartet, setzt auch Deutschland langfristig eher auf eine Normalisierung der Handelsbeziehungen mit den USA als auf einen nachhaltigen Bruch.

Es ist also vielleicht gar nicht so unmöglich, dass ein anhaltender Handelsstreit Europa und China stärker schadet als den USA.

Nun haben die USA noch kürzlich eine Unternehmenssteuerreform umgesetzt, die das Wirtschaftswachstum deutlich angeschoben hat. Wirtschaftlich stehen die USA also gar nicht so schlecht da.

Die Gegenargumente der Intelligenzia an dieser Stelle lauten, dass alles in den USA doch nur kreditfinanziert sei. Die Quittung würden die USA schon noch erhalten, so die Skeptiker.

Diese Skeptiker vergessen jedoch, dass die USA die mit Abstand stärkste Militärmacht der Erde sind und gleichzeitig ihren US-Dollar zum Rückgrat des Weltwährungssystems gemacht haben. Die USA können Ihre Währung beliebig vermehren, durch Kredit oder Geldschöpfung, und die ganze Welt wird Ihnen die US-Dollar abnehmen. Wenn wir hier in Europa eine Obergrenze für die Staatsverschuldung bei 60% des BIP vereinbart haben (und uns nicht dran halten), dann gilt für die USA eine wesentlich höhere Grenze. Seit der Finanzkrise vor 10 Jahren ist diese Relation in den USA von 73% auf aktuell 108% angesprungen. Daraus einen eminenten Währungscrash abzuleiten, ist im Falle der USA vielleicht etwas übertrieben.

Hier in Europa bekommt man für den "Sicheren Hafen" einer 10 Jahre laufenden Staatsanleihe 0,14% bei einer Währung, in den USA 2,87%. Diesen Unterschied könnte lediglich das Währungsrisiko rechtfertigen.

Nachdem der Euro zum US-Dollar im Jahr 2017 einen Lauf von 1,05 bis 1,25 USD/EUR unternommen hat, folgte im laufenden Jahr ein Rückschlag für den Euro auf 1,14 USD/EUR. Mit dem Unterschreiten der 1,15 USD/EUR sind sich Charttechniker in diesem Markt einig, dass nun der Weg zu 1,05 USD/EUR frei ist: Der Euro wird erneut extrem schwach.

Wen wundert's? Die Türkei droht Europa zu destabilisieren. Russland wird durch Sanktionen vom europäischen Markt gedrängt. Frankreichs Macron und Deutschlands Merkel finden keinen gemeinsamen Nenner und so verpufft der Knall des Brexit ohne heilsame Wirkung auf die Struktur der EU. Im Gegenteil, auch der Brexit droht zur wirtschaftlichen Katastrophe für Europa zu werden, wenn die Verhandlungen so erfolgreich fortgesetzt werden wie bislang.

In den USA gibt es also eine deutlich bessere Verzinsung für eine Währung, die aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten deutlich zulegen wird. Wie sollen denn da die Zinsen steigen?

Sie mögen es als Fake News bezeichnen, aber Donald Trump wird eine Flucht in den US-Dollar als Bestätigung seiner Politik werten. Es wird ihm im eigenen Land Auftrieb geben und seine Position im Handelsstreit mit China stärken.

Auf Jahressicht notiert der chinesische Shanghai Aktienindex mit 18,2% im Minus, der japanische Nikkei ist bei -2,5% und der DAX bei -5,3%. In den USA notiert der Dow Jones bei Plus 2,9%. Internationales Kapital strömt nicht nur an den US-Anleihemarkt, sondern auch an die US-Aktienbörse. Noch Fragen?

Ach ja, eine noch: Der Goldpreis. Wenn doch der Donald die ganze Welt destabilisiert, warum ist dann der Goldpreis dieses Jahr bereits um 9,8% gefallen?

Nun, um es diplomatisch auszudrücken: Es ist eine Schande, dass ein Mann wie Trump kommen muss, um offensichtliche Schiefstände in den internationalen Beziehungen auf provokative Weise zurecht zu rücken. Ich hätte mir gewünscht, Obama hätte diese Themen erfolgreicher angepackt. Im Grunde genommen habe ich jedoch den Eindruck, dass die Kapitalseite diese Entwicklung begrüßt und sich in der US-Wirtschaft, sei es am Zinsmarkt, sei es am Aktienmarkt, sicher genug fühlt, um Gold als Absicherung zu vernachlässigen.




03. Sentiment: Kursrutsch verunsichert Anleger

Der Kursrutsch am Aktienmarkt, die Turbulenzen um die Türkeikrise haben bei Anlegern Spuren hinterlassen. So haben diese Woche 37% (+14%) der Umfrageteilnehmer unserem vorläufigen Ergebnis zufolge die Aktienmarktentwicklung als Abwärtsimpuls wahrgenommen, nur noch 42% (-15%) gehen von einer Seitwärtsbewegung aus. Immerhin 15% (+8%) erhoffen sich auf dem aktuellen Niveau eine Bodenbildung. Die Stimmung unter den Anlegern ist somit ausgesprochen schlecht, Panik kann ich jedoch noch nicht erkennen.

Diese Entwicklung hat die meisten Anleger überrascht. Kaum erfüllt sehen 34% (+1%) ihre Erwartungen, doch 25% (+11%) geben an, vom Kursrutsch auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Auf der anderen Seite fühlen sich nur noch 33% (-9%) durch die aktuelle DAX-Bewegung in Ihrer Erwartung zum größten Teil bestätigt und nur noch 8% (-3%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Verunsicherung unter den Anlegern macht sich breit.

Nun denn, wenn die Kurse schon so stark gefallen sind, dann müssen sie in der Zukunft wohl höher stehen, oder? Das zumindest meinen inzwischen 38% (+3%), die für den DAX in drei Monaten steigende Kurse erwarten. Nur noch 19% (-2%) fürchten einen anhaltenden Ausverkauf. Von einer Seitwärtsbewegung gehen weiterhin 32% aus. Damit ist der Zukunftsoptimismus auf das höchste Niveau seit Januar diesen Jahres gesprungen.

Und dieser Optimismus drückt sich auch in Kaufbereitschaft aus: 25% (+4%) wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, hingegen wollen unverändert 12% Aktien verkaufen. Mit 63% (-3%) bleiben die Meisten jedoch an der Seitenlinie.

Auch das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist angesprungen, mit einem Wert von 6,7 wird der größte Optimismus seit März gemessen.

Ganz anders positionieren sich die Profis, die sich über die Eurex absichern: Sie kaufen Pst-Scheine zur Absicherung gegen Kursverluste, das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,8 gesprungen und zeigt die defensive Positionierung der Profis. Diese Skepsis wird auch von den US-Kollegen geteilt, das COE Put/Call-Verhältnis ist ebenfalls kräftig angestiegen.

Entsprechend ist unter den institutionellen US-Anlegern die Investitionsquote um 9% auf 78% zurückgegangen. Es gibt in den USA also reichlich Kapital an der Seitenlinie, das eingesetzt werden kann, wenn sich die Situation verbessert.

Die Bullenquote in den USA steht bei 7% und zeigt auf für die US-Privatanleger eine moderat optimistische Zukunftserwartung.

Der technische Angst und Gier des S&P 500 ist mit 51% neutral. Selbiges ist auch aus dem kurzfristigen Short Range Oscillator des S&P 500 abzulesen. Aus technischer Sicht besteht also kein Ungleichgewicht.

Sentimentdaten



Insbesondere für Privatanleger kam der aktuelle Ausverkauf also überraschend, sie leiten daraus jedoch um so größere Kurschancen für die Zukunft ab. Ernsthaft Sorgen macht sich bislang also kaum jemand darüber, ob die Rallye des Jahres 2017 bald wieder aufgenommen werden kann.

Bei den Profis sieht es etwas anders aus, sie haben sich gegen weiter fallende Kurse abgesichert. Das ist noch kein Niveau, mit dem Profis auf fallende Kurse spekulieren würden, aber immerhin sichern sie ihre Positionen schon mal ab.

Weiterhin lässt sich aus dieser Stimmungslage kaum eine Schieflache ablesen, die als Indikator für die Richtung der nächsten Kursbewegung herangezogen werden könnte. Nach dem Ausverkauf dieser Woche stellen wir noch nicht einmal eine überverkaufte Situation fest. Dennoch ist der Zukunftsoptimismus so groß, dass - bei Ausbleiben marktbewegender Ereignisse über das Wochenende - Anleger eher zugreifen dürften. Vor einer Woche hatten die Sentimentdaten ein Bild gezeichnet, dass eher für steigende Kurse sprach und für denn Fall von Kursverlusten lediglich einen kurzen Zeitraum erwarten ließen. Demzufolge müsste die Börsenschwäche, die wir diese Woche gesehen haben, schon bald zu einem Ende kommen.

Diese Woche ist die Kaufbereitschaft deutlich angestiegen, Anleger stehen nach dem heißen Sommer nun wieder in den Startlöchern, um ihre Depots mit neuen Kandidaten zu bestücken.

So bleibe ich bei meiner Interpretation: Weiterhin stellen die Sentimentdaten eher eine Unterstützung für die zu erwartende Aktienmarktentwicklung dar.







04. Ausblick: Endlich: Ausverkauf im Tech-Land

Aus dem Halbleiterbereich haben wir uns zum Glück zurückgezogen. Zu groß ist die Abhängigkeit vom China-Geschäft und entsprechend ungewiss ist es, ob die hohen Bewertungen sich halten lassen. Mit Micron sind wir zuletzt noch auf die Nase gefallen.

Es gibt eine ganze Reihe von Kandidaten, die ich gerne in unser Portfolio holen würden: NXP Semi, Micron, Nvidia, Skyworks Solutions, AMD, warum nicht auch Intel, ... aber dieser Sektor ist unter Spannung.

Nun haben Nvidia und auch der Maschinenbauer AMAT schwache Zahlen veröffentlicht. Nvidia wegen des abflauenden Booms mit dem Schürfen von Kryptowährungen, AMAT lieferte zwar gute Zahlen ab, dämpfte jedoch die Zukunftserwartungen ein.

Nun wird der gesamte Chip-Sektor, und in dessen Kielwasser auch der Tach-Sektor, ausverkauft. Prima, würde ich sagen: Lassen wir den Ausverkauf auslaufen, dann können wir schauen, welche Titel sich lohnen könnten.

Im Prinzip läuft es schon die ganze Woche so: Einzelne Branchen werden plötzlich ausverkauft, doch der "finale Ausverkauf", der Panik erzeugt und in dessen Rahmen sämtliche Branchen einfach nur gen Süden segeln, der fehlt noch.

Nun werden die USA und China wieder miteinander sprechen. Reicht das, um die Rallye wieder auf die Schiene zu setzen? Oder werden wir nur eine kleine Zwischenerholung erleben?

Keine Ahnung, also werden wir uns verhalten wie so oft: Wenn sich der Staub legt, werden wir auf dem dann niedrigeren Kursniveau vielleicht die eine oder andere Spekulation eingehen - so wie gestern mit JD.com für China, so viellicht am Montag dann mit einem Chip-Titel.

Grundsätzlich fürchte ich nicht, dass wir derzeit schon am Rand der Klippe stehen und wir den Beginn eines heftigen Börsencrashs sehen, sondern ich gehe davon aus, dass wir vielleicht noch ein wenig hier unten herumzotteln, aber in den September hinein steigende Kurse sehen werden. Für mich ist das also eine Gelegenheit, Positionen zu günstigen Kursen aufzubauen.



05. Monsanto-Strafe wiegt schwer



Bayer leidet unter Glyphosat

Mi, 15. August um 22:22 Uhr
Es ist nun genau das eingetreten, vor dem viele Bayer-Aktionäre Angst hatten, als CEO Werner Baumann ankündigte, den US-Agrarkonzern Monsanto für 55 Mrd. EUR zu kaufen: Mosanto wurde zu einer Strafe in Höhe von 250 Mio. EUR verurteilt, die an einen krebserkrankten Gärtner zu zahlen sind. Das kalifornische Gericht hielt es für erwiesen, dass Glyphosat die Krebserkrankung verursacht hat.

Bayer hat daraufhin 17% seines Börsenwertes verloren, schlappe 15 Mrd. Euro. Nicht weil das Unternehmen 250 Mio. Euro zahlen muss, sondern weil nun die Tür offen steht für unzählige weitere Klagen. Bayer hat bereits Berufung eingelegt und akzeptiert das Urteil nicht.

Mich haben nun einige Leser gefragt, ob die Bayer-Aktie nun ein Kauf sei oder nicht. Um das zu beurteilen, müssen wir uns ein wenig mit dem Thema Glyphosat auseinandersetzen.

Glyphosat ist ein Unkrautvernichter, der in den 50er Jahren entwickelt und seit den 70er Jahren von Monsanto unter dem Namen Roundup verkauft wird. Das Unkrautvernichtungsmittel hemmt, wenn es auf Pflanzen gespritzt wird, das Wachstum und binnen weniger Tage sterben die entsprechend behandelten Pflanzen ab. Gehemmt wird ein Wachstumsprozess, der nur bei Grünpflanzen vorkommt, daher gilt das Zeug für den Menschen als unschädlich.

Glyphosat macht übrigens keinen Unterschied zwischen Unkraut und Nutzpflanzen. Daher verwenden es Bauern in Deutschland nur zur Vor- und Nachbereitung der Felder, nicht aber während der Anbauphase, denn das Zeug würde eben so ziemlich alles vernichten. Es ist ein sogenanntes "Totalherbizid".

Monsanto hat nun einen Mais gentechnisch so verändert, dass er gegen Glyphosat resistent ist. Im Verkauf dieses Mais liegt nun das große Geschäft für Monsanto. Bauern, die diesen Mais verwenden, können vor, während und nach der Anbauphase durch das einfache Versprühen von Roundup eine gute Ernte einfahren.

Weltweit werden derzeit 1,3 Mio. Tonnen Glyphosat jährlich eingesetzt, in Deutschland sind es 60.000 Tonnen. Mir fällt bei solchen Überlegungen immer das Liebig-Zitat aus Heinz Rühmanns Feuerzangenbowle ein: "Wer es schafft, zwei Halme wachsen zu lassen, wo vorher nur ein Halm wuchs, der ist größer als der größte Feldherr." Monsanto ist in diesem Sinne "größer". Ein befreundeter Landwirt von mir bestätigte mir, dass ohne Glyphosat ein großer Teil der weltweiten Ernährung unmittelbar zusammenbrechen würde.

Doch die Dosis macht das Gift: Was über Jahrzehnte unbedenklich galt, wurde im Jahr 2015 plötzlich durch die Weltgesundheitsbehörde (WHO) in Frage gestellt. In einer Studie hat die Krebsforschung der WHO Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" bezeichnet. 2016 wurde dann hier in Deutschland Glyphosat in Bier, dann auch im Urin und in der Muttermilch nachgewiesen. Sehr geringe Mengen, lange nicht krebserregend, aber immerhin.

Ich würde die Kritik am Glyphosat wie folgt formulieren: Das Zeug ist kein natürliches Produkt und daher grün angehauchten Menschen zuwider. Zuerst beschwerten sich Bauern, deren Felder litten, weil der benachbarte Bauer mit genmanipuliertem Mais hantierte und Glyphosat so reichlich einsetzte, dass die eigene Ernte litt - man sprach von einem Zwang, ebenfalls auf teuren Monsanto-Mais umzusteigen. Danach kam die Angst vor Krebs auf, die diese Woche erstmals durch ein Gericht anerkannt wurde. Als Drittes regt sich nun der Widerstand gegen den breiten Einsatz von Glyphosat, dem Totalvernichter, weil dessen Anwendung sterile Felder zur Folge hat, in denen keine natürliche Lebensweise mehr möglich ist: Bienensterben, überhaupt das Artensterben auf unserer Erde werden inzwischen mit dem exzessiven Einsatz von Glyphosat in Verbindung gebracht.

Ich habe vor vielen Jahren Monsanto einmal analysiert und habe das Unternehmen links liegen lassen, weil ich die Tragweite der Vorwürfe nicht überschauen konnte. Ich habe jetzt nochmals nachgelesen, wie ich mich zur Übernahme Monsanto durch Bayer gestellt habe: "Zum Scheitern verurteilt" war meine Meinung, die ich im Oktober 2016 bereits veröffentlichte (https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1301). Nun, es hat 55 Mrd. Euro gekostet und 2 Jahre gedauert, bis nun auch Werner Baumann an seiner Mega-Übernahme zweifeln dürfte.

Mag sein, dass Bayer in der Berufung Recht bekommt und die 250 Mio. Euro Entschädigung nicht zahlen muss. Doch das Unternehmen wird überzogen mit weiteren Klagen. Es wird weitere Studien geben, die sich mit den Gefahren von Roundup beschäftigen und wenn ich mir anschaue, dass 1,3 Mio. Tonnen davon jährlich verwendet werden, ein künstlich erzeugtes Produkt, dann wird es meiner Einschätzung nach irgendwann gelingen, schädliche Einflüsse nachzuweisen: Die Dosis macht das Gift.

Doch das schwerste Argument in meinen Augen ist das Artensterben, das leicht nachvollziehbar ist. Wie weit darf der Mensch seine Umwelt sterilisieren, sich Untertan machen, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen? Verwandeln wir die Erde in ein Labor? Oder gestehen wir den Tieren und Pflanzen ihre Freiräume, ihre Wildnis zu? Mag sein, dass diese Frage derzeit noch überzogen klingt. Doch wenn ich mir die Wachstumsgeschwindigkeit der Weltbevölkerung anschaue, dann könnte dieses Thema schon bald auf die Tagesordnung kommen.

Bayer wird an Glyphosat nicht Pleite gehen. Doch die Übernahme von Monsanto war teuer und wird meiner Einschätzung nach noch teurer werden. Seit Oktober 2016 war die Aktie von Bayer von 90 auf zwischenzeitlich 120 Euro gestiegen. Seither war die Aktie wieder auf 90 Euro zurückgekommen, nach dem überraschenden Urteil Anfang der Woche ist die Aktie nun auf 80 Euro gefallen.

Das KGV 2019e vom konsolidierten Unternehmen Bayer Monsanto wird bei 12 erwartet. Die Dividendenrendite bleibt bei rund 3%. Analysten erwarten für Bayer ein Gewinnwachstum von 7% p.a. in den kommenden fünf Jahren. Damit ist die Aktie in meinen Augen fair bis sogar günstig bewertet. Vor dem Hintergrund der soliden globalen Konjunktur ist auch ein höheres Bewertungsniveau zu rechtfertigen.

Bayer ist für viele eine Ankerposition in einem langfristig orientierten Portfolio. Ich würde daher Bayer derzeit nicht kaufen, die Aktie ist kurzfristig zu stark ausverkauft worden. Doch in der Zukunft wird Bayer nun immer wieder negative Schlagzeilen erhalten, die Aktie wird es schwer haben, ein höheres Bewertungsniveau zu rechtfertigen. Wer Bayer im Depot hat, der sollte sich meiner Ansicht nach perspektivisch, ohne Hast, eine Alternative suchen. BASF ist da deutlich konservativer unterwegs.



06. The Navigator: Opfer des Handelsstreits

Der portugiesische Papierproduzent The Navigator, Marktführer für Kopierpapier in Europa, wurde von der US-Kartellbehörde zu einer Wettbewerbsstrafe in Höhe von 37,34% auf den US-Umsatz verurteilt. Für den fraglichen Zeitraum August 2015 bis Februar 2017 machen das etwa 66 Mio. Euro aus, also etwa ein Viertel des Jahresgewinns.

Die Aktie ist in Folge dieser überraschenden Entscheidung auf 4,30 Euro eingebrochen. Noch vor 8 Wochen stand die Aktie bei 6 Euro. Überraschend ist die Entscheidung deshalb, weil The Navigator meiner Ansicht nach in Sippenhaft mit Wettbewerbern aus Brasilien, Indonesien, Australien und ... China genommen wird.

Aha, China! Für China wird eine Strafe in Höhe von 126% diskutiert, eine völlig andere Dimension. Und hinsichtlich der Portugiesen hatte es bereits eine umfangreiche Diskussion über die angemessene Höhe gegeben, die zu einem Satz von 7,8% führte.

Im Februar 2015 wurde zunächst eine Strafe in Höhe von 29,53% vorläufig festgelegt. Diese vorläufige Rate war errechnet worden aus einem Extremfall, der auf das gesamte Us-Geschäft extrapoliert wurde. The Navigator konnte jedoch anschließend nachweisen, dass es sich bei dem Referenzgeschäft um einen Einzelfall handelte und unter Berücksichtigung der nachgereichten Unterlagen wurde der Prozentsatz dann auf 7,8% reduziert.

Nun wurde entschieden, dass The Navigator eine Wettbewerbsstrafe zahlen muss. Diese Entscheidung stand noch aus, bislang wurde lediglich über einen vorläufigen Strafsatz verhandelt. Mit der jetzigen Entscheidung wurde jedoch wieder ein sehr hoher Satz angesetzt, 37,34%.

Der zugrunde liegende Vorwurf lautet, The Navigator habe auf dem US-Markt zu Dumpingpreisen verkauft, um Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. The Navigator hingegen hat Unterlagen eingereicht, aus denen hervorgeht, dass der durchschnittliche Verkaufspreis von The Navigator um 10% über dem Marktpreis liegt. Mir ist nicht klar, ob sich diese 10% auf den "normalen" Marktpreis beziehen, oder auf den durch die anderen unter Dumpingverdacht stehenden Wettbewerber künstlich niedrig gehaltenen Marktpreis.

Wie dem auch sei, für mich ergibt sich ein Bild, dass The Navigator in Sippenhaft mit den anderen Wettbewerbern genommen wird. The Navigator ist in dieser Runde der am wenigsten schlimme Dumpingkandidat. Insbesondere gegenüber China hat die USA ja derzeit eine harte Haltung. Wenn Elefanten kämpfen, leidet das Gras.

Schwer zu entscheiden, wann ein günstiger Kaufzeitpunkt für The Navigator ist. Mit einer Dividendenrendite von 5,7% ist The Navigator nun wieder eine überaus attraktive Dividendenaktie. Sie müssen allerdings berücksichtigen, dass Sie sich die portugiesische Steuer auf die Dividendenausschüttung über umständliche Formulare zurückholen müssen - und dabei hilft Ihnen kaum eine Bank. Ich kann nicht sagen, wie lange sich der Handelsstreit zwischen den USA und China noch hinziehen wird, doch solange der tobt, wird es schwer für The Navigator, hier eine Korrektur zu erwirken.

Ich habe die Portugiesen schon viele Jahre auf dem Schirm und stelle immer wieder fest, dass es sich bei diesem Unternehmen um ein sehr solides Unternehmen handelt, das jedoch immer wieder mit überraschenden Einflüssen zu kämpfen hat. Wer gute Nerven hat und sich mit Steuerformularen auskennt, der hat in dieser Aktie auf dem aktuelle Niveau sicher eine solide Dividendenkomponente gefunden. Doch für schwache Nerven und gemütliche Anleger ist das wohl eher nichts.



07. Update beobachteter Werte: Südzucker-Anleihe, Tesla Motors, JD.com, Cameco, JD.com, Tesla Motors

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Südzucker-Anleihe
Nachkaufen, positiver Ausblick

Fr, 17. August um 14:11 Uhr
Seit 2010 haben wir die Südzucker Hybrid-Anleihe in unserem Portfolio. Der Kurs der Anleihe ist in den vergangenen Wochen von 100 auf inzwischen 87% gefallen, der Kursrutsch hat sich gestern nochmals beschleunigt und ich habe mich heute hingesetzt und nach den Gründen dafür geforscht. Das alles ist recht komplex, daher fange ich von hinten an - mit meinem Ergebnis - und belästige Sie anschließend mit den Details.

Aktuell zahlt Südzucker 3,1% zzgl. Euribor, der allerdings negativ ist (-0,319%, siehe http://de.euribor-rates.eu/euribor-zinssatz-3-monate.asp), also 2,781% Zinsen auf 100% der Anleihe. Sie bekommen 100% einer Anleihe jedoch aktuell für 87%. Somit beträgt die Rendite für diejenigen, die jetzt neu einsteigen wollen, aktuell 2,781€ p.a. für 87€ Kaufpreis = 3,3%. Ich würde zu Kursen um 87% unsere volle Position aufstocken, denn ich gehe davon aus, dass sich der Kurs in den kommenden Monaten wieder in Richtung 100% bewegen wird.

Für uns als Anleiheanleger ist eigentlich nur eines wichtig: Kann das Unternehmen die Zinsen zahlen?

Die Anleihe hat kein Ende-Datum, läuft also unendlich lange. Es gibt also kein Rückzahlungsrisiko, es gibt für unsere Einlage lediglich das Risiko, dass Südzucker irgendwann Pleite geht. Davon ist das Unternehmen weit entfernt, die Bilanz sieht mit einer Eigenkapitalquote von 53% sehr solide aus.

Der Zins wird gezahlt, solange der Cashflow über 5% des Umsatzes ausmacht. Fällt der Cashflow darunter, so wird die Zinszahlung in dem betreffenden Jahr ausgesetzt. Diese Bedingung ist in den vergangenen Jahren immer wieder der Auslöser großer Kursschwankungen in dieser Hybrid-Aneihe gewesen. Wenn der Zuckerpreis sinkt, sinkt auch der Umsatz, während die Kosten im schlimmsten Fall gleich bleiben und damit sinkt auch auch der Cashflow. Wie sieht es denn aktuell aus?

Nun, der Zuckerpreis ist im Sinkflug. Seit der Freigabe des europäischen Zuckermarktes im Oktober 2017 ist der Zuckerpreis um 40% eingebrochen (Weißzucker siehe https://www.strube.net/beratung/zuckerpreis.html). Im Jahr 2017 wurden Rekordmengen an Zucker produziert, gleichzeitig war der Ölpreis niedrig, so dass viel Zucker aus dem außereuropäischen Ausland nach Europa geschifft wurde.

Denn, wenn der Ölpreis niedrig ist, lohnt es sich nicht, Ethanol als Substitut in die Autotanks zu füllen. Zumindest in Südamerika, insbesondere Brasilien, funktioniert der Zuckermarkt eben so: Ist der Ölpreis hoch, wird aus Zuckerrohr viel Ethanol produziert und dadurch weniger Zucker nach Europa verschifft. Im Jahr 2017 war der Ölpreis jedoch noch sehr niedrig, brasilianischer Zucker wurde nach Europa verschifft, statt Ethanol daraus zu gewinnen.

Dieses Jahr haben wir einen extrem trockenen Sommer, die Ernte ist nicht mehr so üppig wie 2017. Bei Südzucker spricht man noch nicht von einem schlechten Jahr, aber das Rekordjahr 2017 wird bei der Produktionsmenge dieses Jahr wohl nicht erreicht werden. Gleichzeitig steht heut der Ölpreis um 40% höher als vor einem Jahr. Es lohnt sich für brasilianische Zuckerbauern, ihre Zuckerrüben in Ethanol zu verarbeiten. Schauen Sie sich mal den Ethanolpreis an (https://www.cmegroup.com/trading/energy/ethanol/ethanol-platts-t2-fob-rotterdam-including-duty-swap-futures.html), der Spotpreis ist in den vergangenen vier Wochen um 10% angesprungen. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass der europäische Zuckermarkt weiterhin mit Zucker überschwemmt wird, der Zuckerpreis könnte schon bald steigen.

Zudem schaue ich mir auch stets die Commitment of Trade an, die COT-Daten, denen wir die Positionierung von großen Spekulanten entnehmen können (https://www.barchart.com/futures/commitment-of-traders/technical-charts/SB*0). Schon im Frühjahr hatte ich auf die extrem pessimistische Positionierung der großen Spekulanten hingewiesen, die größte Shortpositionierung seit mindestens 20 Jahren. Es folgte eine kurze Gegenbewegung im Zuckerpreis im Mai, danach jedoch setzte der Zuckerpreis seinen Abwärtstrend fort. Heute sind erneut sehr viele große Spekulanten short positioniert, setzen also auf einen weiteren Preisrückgang am Zuckermarkt. Wenn aber "alle" schon fallende Zuckerpreise erwarten, wer verkauft dann noch? Ein Preisanstieg ist aus dieser Sicht irgendwann unvermeidbar - fragt sich nur wann.

Ich denke, ein Preisanstieg steht unmittelbar bevor, denn, wie oben gesagt, weder haben brasilianische Zuckerrohrbauern dieses Jahr einen vergleichbaren Anreiz, Zucker nach Europa zu verschiffen, noch wurden in Europa Dank des heißen Sommers die Mengen an Zucker produziert, wie im Vorjahr.

In den vergangenen Wochen gab es eine Reihe von schlechten Meldungen aus dem Südzuckerkonzern. Zunächst wurden am 12. Juli schlechte Q-Zahlen vermeldet: Das operative Ergebnis ist um die Hälfte auf 78 Mio. Euro gesunken, der Gewinn je Aktie ist aufgrund der hohen Kosten für die Übernahme des US-Pizzabäckers Richelieu durch die Südzucker-Tochter Freiberger (Alberto) für 375 Mio. EUR auf ein Viertel des Vorjahresquartals gesunken. Der Umsatz ging trotz höherer Absatzmengen um 2,3% zurück.

Kurz danach stufte Moody's unsere Hybrid-Anleihe von Ba2 auf Ba3 herab. Als Begründung wird angegeben, die Cashquote rücke von den 9,9% aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr nun näher an die 5% heran und daher erfolge die Abstufung. Es wird darin keine Wahrscheinlichkeit angegeben, ob die Cashquote unter 5% sinkt oder nicht. Allerdings geht Moody's von einem für längere Zeit niedrigen Zuckerpreis aus, was sich negativ auf die Kapitalausstattung des Konzerns auswirken werde.

Obwohl die Entwicklung verheerend aussieht, hält Südzucker jedoch an der Unternehmensguidance fest: die Unternehmensprognose geht von einem Umsatz zwischen 6,8 und 7,1 Mrd. Euro im Ende Februar endenden Geschäftsjahr aus, der Gewinn (EBIT) werde sich zwischen 100 und 200 Mio. Euro einstellen, im Vorjahr waren es noch 544 Mio. Euro.

Zur Berechnung des operativen Gewinns (EBIT, Gewinn nach Steuern und Zinsen) wurden Abschreibungen bereits abgezogen. Ich habe soeben mit der IR-Abteilung von Südzucker telefoniert und dort sagte man mir, das EBITDA, also der Gewinn vor Abschreibung, werde vermutlich im Bereich zwischen 420 und 520 Mio. Euro liegen. Und das EBITDA kommt dem Cashflow wesentlich näher.

Nehmen wir also einmal einen worst case von nur 400 Mio. Euro Cashflow an bei 7,1 Mrd. Euro Umsatz. Die Cashflow-Quote betrüge dann 5,6% und liegt noch immer über der Marke von 5%, die für die Zinsausschüttung relevant ist. Nach aktueller worst case Planung von Südzucker kann diese Hürde also übersprungen werden und diese worst case Prognose beinhaltet einen nachhaltig niedrigen Zuckerpreis, so die IR-Abteilung.

Die Südzucker AG befindet sich zu 66% in der Hand von rund 30.000 regionalen Zuckerrübenanbauern, die über eine Genossenschaft organisiert sind. Südzucker ist somit also quasi eine Organisation der Zuckerrübenbauern. Die Hybrid-Anleihe ist ein wichtiges, langfristiges Finanzierungsstandbein des Konzerns. Wie schon Mitte 2015 und Mitte 2016, als der Preis der Anleihe aus Angst vor einem Zinsausfall jeweils auf 85% gefallen war, hat der Konzern sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um die 5% auszuzahlen. Die 5%-Hürde wurde also bislang noch nie gerissen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Südzucker das Reißen der 5%-Hürde riskiert und sich damit den guten Ruf an den Finanzmärkten beschädigt. Die Bilanz ist solide genug, um im Notfall über andere Wege, den Cashflow aufzufrischen.

Die Südzucker-Anleihe ist ein eleganter Weg, in der anstehenden Zeit der Zinserhöhungen in den kommenden Jahren mit einer Anleihe am steigenden Zins teilzuhaben, da sich die Höhe der Zinszahlung am marktaktuellen Euribor orientiert. In meinen Augen haben wir heute diese attraktive Hybrid-Anleihe im Sonderangebot, ich würde für unser Portfolio nachkaufen und die Position damit größer machen als eigentlich vorgesehen. Ja, damit spekuliere ich ein wenig in einer "Absicherungsposition", aber das gehört bei den Langfrist-Positionen dazu, um die Performance etwas aufzubessern :-).


Tesla Motors
Absicherung für Saudi Aramco

Fr, 17. August um 12:43 Uhr
Es wird schon abenteuerlich, wenn ich mir die Argumente pro und contra Tesla anschaue. Elon Musk hat mit seinem Tweet über die mögliche Privatisierung von Tesla einen Sturmlauf gegen Tesla losgetreten: Keine andere US-Aktie ist so stark gehortet wie Tesla und der durch seinen Tweet ausgelöste Kurssprung hat bei den Shortsellern zu großen Verlusten geführt. Kein Wunder, dass derzeit täglich Beschwerden bei der US-Börsenaufsicht SEC eingehen, in denen die Praktiken von CEO Elon Musk angeprangert werden.

Deutschland mag vielleicht durch seine Premium-Autos die Auto-Nation schlechthin sein, aber Italien (Fiat) und Frankreich (Peugeot, Renault, Citroen) hängen ebenfalls maßgeblich an ihren Autofirmen. Nicht zu vergessen, die USA sind ebenfalls eine Autonation (General Motors, Ford, Chrysler). Und auch Japan (Toyota, Nissan, Honda) und Südkorea (Hyundai, Daewoo) haben starke Standbeine aufgebaut und aufstrebende Länder wie China (BYD) und Indien (Tata) sind auch nicht zu vergessen. Habe ich England vergessen? Oder einige Automarken?? Ich will hier keine vollständige Liste aufstellen, sondern zeigen, dass weltweit Autos mit Verbrennungsmotoren produziert werden. Viele Arbeitsplätze hängen an dieser Industrie.

Und nun kommt ein Elon Musk daher und stellt ein Auto vor, dass mit einem Nähmaschinenmotor läuft: Wartungsarm, emissionsfrei und kostengünstig. Ich stelle mir immer bei der Tesla-Analyse vor, dass alle oben aufgezählten Autohersteller Gegner von Tesla sind. Und auch die jeweiligen Landesregierungen, in denen die oben genannten Autohersteller sitzen, sind gegen Tesla, denn viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Und dann kommt da noch der Umstand hinzu, dass Tesla grundsätzlich keine Werbung schaltet, schon gar nicht in Automagazinen. Die Presse verdient nichts an Tesla. "Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing": Wundern Sie sich über die schlechte Presse, die Tesla weltweit hat?

Tesla hat also unzählige Gegner in der Bevölkerung, Industrie, Politik und Presse. Und dort wird nicht immer mit fairen Mitteln gespielt, wie die gestrige Rüge des Bundesrechnungshofs zeigt: Die E-Autoprämie in Deutschland sei unter zu starker Beeinflussung durch die deutsche Automobilindustrie konzipiert worden, so das Urteil. Wir erinnern uns: die Umweltprämie in Höhe von 3-4.000 Euro erhalten alle, die ein E-Auto für weniger als 60.000 Euro kaufen. Zufällig kostete das günstigste Model S von Tesla etwas über 60.000 Euro. Tesla wehrte sich und erreichte letztlich, dass auch Tesla Model S Käufer die Prämie erhalten - wenn auch erst zwei Jahre nach der Einführung der Prämie und somit kurz vor dessen Ende (Juni 2019).

All dies habe ich Ihnen aufgezeigt, damit Sie besser verstehen, warum CEO Elon Musk in einem lapidaren Tweet die mögliche Privatisierung Teslas ankündigt: Das ist "unkonventionell". Elon Musk ist unkonventionell. Doch wenn ich mir die oben aufgezählten Gegner vor Augen führe, dann ist leicht zu verstehen, dass man mit "konventionellem" Vorgehen gegen diese Macht nichts erreichen kann.

Es wird ihm nun vorgeworfen, er hätte das Vorhaben zuerst der SEC melden müssen - was Quatsch ist, denn er hat von einer Möglichkeit gesprochen, nicht von einer Absicht. Zudem wird ihm vorgeworfen, diese Möglichkeit bestünde gar nicht. Und hier wird es nun spannend: Tesla bringt inzwischen 50 Mrd. Euro auf die Waage. Wer hat so viel Geld, um dieses Unternehmen zu privatisieren?

Musk hat zwei Antworten darauf: Zum einen brauche er gar keine 50 Mrd. Euro, denn die heutigen Aktionäre könnten auch Anteilseigner einer privaten Firma Tesla bleiben und seiner Schätzung nach würden die meisten dies auch wollen. Zum anderen führt er ein Gespräch mit den Saudis an, die für 2 Mrd. USD Tesla-Aktien kaufen wollten - was er abgelehnt habe.

Das ist interessant, denn Saudi Arabien plant ja nun schon seit mehreren Jahren, die staatliche Ölfirma Saudi Aramco an die Börse zu bringen. Es steht hier der weltweit größte Börsengang (IPO) an, Saudi Aramco wird auf bis zu 2 Billionen USD geschätzt - also doppelt so viel wie Apple, das bislang teuerste Unternehmen der Welt. Der Gesamtwert aller an der Saudischen Börse in Riad notierten Unternehmen beträgt heute weniger als 500 Mrd. USD. Wenn also Saudi Arabien seinen größten Juwel der Bewertung durch die internationalen Anlegern preis gibt, dann steigt das Risiko für Saudi Arabien, im Zuge etwaiger Kursschwankungen große Vermögensschwankungen zu erleiden. Und große Vermögensschwankungen eines Landes führen unweigerlich zu Währungsturbulenzen, etwas, das kein Land haben möchte.

Also braucht Saudi Arabien eine Absicherung. Sollte in der Zukunft der Ölpreis fallen, dann fällt der Marktwert von Saudi Aramco und somit das Vermögen der Saudis. Wünschenswert wäre etwas, das unabhängig ist vom Ölpreis: Tesla. Tesla könnte als "Hedge" für die Saudis dienen, als Absicherung, so wird nun in der US-Presse diskutiert. Wenn die Welt auf E-Autos umsteigt und weniger Öl braucht, dann steigt Tesla, so die Argumentation. Und deswegen wird den Saudis nun nachgesagt, sie könnten ein großes Interesse an einem noch größeren Anteil an Tesla haben als die oben genannten 2 Mrd. USD.

Richtig oder falsch? Egal. Der Gedankenzug ist nachvollziehbar und clever und absolut ausreichend, um Musks "Möglichkeit" zu untermauern. Wenn Shortseller Musk nun vor der SEC anklagen, die Aktie gepuscht zu haben, dann müssen sie ihm nachweisen, dass er gelogen hat. Das dauert erfahrungsgemäß 5-7 Jahre, bis ein absolut betrügerisch handelnder CEO in den USA von der SEC an die Kandare genommen wird. Doch die 5-7 Jahre beziehen sich auf CEOs, die wissentlich Falschaussagen über die eigenen Produkte getätigt haben, die Informationen unterschlagen und gefälscht haben. Elon Musk hat über eine "Möglichkeit" philosophiert und das hier aufgezeigte Gedankenspiel mit Saudi Arabien zeigt, dass es unmöglich sein wird, ihm nachzuweisen, dass es "unmöglich" ist, Tesla zu privatisieren.

Vor diesem Hintergrund sehe ich die derzeitige Presseschlacht um Tesla als ein Aufbäumen der auf hohen Buchverlusten sitzenden Shortseller, in der Hoffnung, noch einen letzten, heftigen Ausverkauf in Tesla herbeireden zu können. Ich will nicht ausschließen, dass es gelingt, daher segeln wir weiterhin nur mit einer halben Position. Doch die Fakten sprechen für Tesla: Diese Woche 5.321 produzierte Model 3 Autos. Die Produktion wird derzeit mit viel Personal und vielen Überstunden gefahren. Doch Tesla arbeitet intensiv daran, die Produktionsstellen weiter zu optimieren, wo derzeit viel Personal den Maschinen aushelfen muss. Und parallel wird nun die Produktion kopiert, um in einer zweiten Produktion nochmals 5.000 Model 3 pro Woche zu produzieren. Dabei wird man die Erfahrungen aus der ersten Produktion berücksichtigen, es wird also schneller gehen.

Tesla hat immer wieder zu viel versprochen. Die Verfehlungen von Elon Musk beziehen sich auf verspätete Zielerreichung und erhöhten Kapitalbedarf. Technologisch als auch Produktionstechnisch hat Musk hingegen alle Versprechen eingelöst - wenn auch verspätet und mit mehr Kapitalaufwand. In Deutschland schlägt man hingegen mit Schummel-Technologien (Dieselskandal) und unfairen Wettbewerbsmethoden (Umweltprämie) zurück. Ich fürchte, Musk hat die besseren Karten.


JD.com
Kaufen: Chinesische Delegation unterwegs nach Washington

Do, 16. August um 16:09 Uhr
Wenn ich den US-Medien glaube, dann kollabiert die chinesische Wirtschaft und mit ihr die chinesische Börse. Das Problem Chinas: Man kann die Aktienmärkte nicht liberalisieren und weiterhin die Aktienkurse festlegen. Wenn also nun ausländisches Kapital aus China abfließt, und da ist auch eine Menge Anlegerkapital dabei, dann fallen die Aktienmärkte - ungeachtet der wirtschaftlichen Entwicklung der zugrunde liegenden Unternehmen.

Ich leite die Kaufidee bewußt so ein, denn JD.com und viele andere chinesische Internetunternehmen (auch Weibo) haben reichlich geschäftlich wenig mit den USA und den Strafzöllen zu tun. Trotzdem befinden sich die Aktien seit acht Wochen im Sturzflug. der Sturzflug begann als durchsickerte, dass viele chinesische Politikberater eigentlich die Forderungen von Präsident Trump nachvollziehen können, dass jedoch Präsident Xi noch weit davon entfernt sei, innenpolitisch ein Einlenken verkaufen zu können. Diese Erkenntnis leitete das vorläufige Ende der Gespräche zwischen China und den USA ein, es folgten eine Reihe von neuen Eskalationsstufen im Handelsstreit und inzwischen sind deutliche Wunden in China zu sehen.

Nein, die chinesische Delegation wird vor Präsident keinen Kniefall proben, sie werden nicht klein bei geben. Aber der Umstand, dass China offensichtlich Gespräche für erforderlich hält, spricht Bände und sollte bereits ausreichen, um an den Aktienmärkten für ein Ende des jüngsten Ausverkaufs zu sorgen. Ich weise bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hin, dass das Türkei-Problem in meinen Augen nicht das Potential einer maßgeblichen Störung der globalen oder europäischen Konjunktur hat. Russland und China sind im Visier des US-Präsidenten.

"Nicht ins fallende Messer greifen", lautet eine Börsenweisheit, und JD.com befindet sich mitten im Sturzflug. Soeben hat JD.com durchwachsene Quartalszahlen veröffentlicht: Der Gewinn ist mit 0,05 US$/Aktie nur halb so hoch wie erwartet. Der Umsatz ist jedoch um 31,2% auf 18,5 Mrd. USD gesprungen, um 700 Mio. USD mehr als erwartet. Einmal mehr möchte ich daran erinnern, dass JD.com die gleiche Strategie fährt wie Amazon Jeder verfügbare Dollar, oder besser Renminbi, wird in den Ausbau der Logistik-Infrastruktur gesteckt.

Mit einem KGV 2019e von 30 ist das erwartete Gewinnwachstum von 10% p.a. natürlich viel zu hoch bewertet. Ich halte die Erwartung jedoch für zu niedrig, denn schon das Umsatzwachstum von über 30% zeigt, dass die Gewinnentwicklung keine brauchbare Messgröße für dieses Unternehmen ist. für das Jahr 2019 wird ein Umsatzwachstum von 26% erwartet.

Oder anders formuliert: Aktuell setzt JD.com 59 Mrd. USD im Jahr um und wird mit einer Marktkapitalisierung von 46 Mrd. USD belegt. das Urs/Umsatz-Verhältnis ist also kleiner als ein und damit als günstig zu bezeichnen, zumal wir es hier mit einem Wachstumsunternehmen zu tun haben.

Ich habe JD.com erstmals vor einem Jahr vorgestellt ud mit Amazon verglichen, Sie können dies hier nachlesen:
https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1366

Für unser Heibel-Ticker Portfolio würde ich auf dem aktuellen Kursniveau um 28 Euro eine spekulative Position eröffnen.


Cameco
Uranpreis auf höchstem Niveau seit 2 Jahren

Fr, 17. August um 12:38 Uhr
Der Uranpreis zieht weiter an, inzwischen notiert er deutlich über 26 USD/lb. Nach Fukushima im Jahr 2011 ist der Uranpreis im Sinkflug, von damals 70 USD/lb ist er bis Ende 2017 unter 20 USD/lb gefallen. Erleben wir nun endlich die Trendwende?

Schon 2013 wurde die Trendwende ausgerufen, damals beendete Russland sein Wiederaufbereitungsprogramm für Uran aus Atomwaffen. Doch die Meldung reichte nur für eine kurze Gegenbewegung im übergeordneten Abwärtstrend. Ganz ähnlich ging die Geschichte 2015 aus, als Japan begannt gab, seine Atomreaktoren wieder ans Netz zu bringen.

2017 gab es zu viel Uran auf dem Markt. 2015 und 2016 wurden jeweils 10 neue Atomreaktoren ans Netz gebracht, 2017 waren es nur 4.

Auf der anderen Seite wurde Ende 2017 sowohl von Kazatomprom als auch von Cameco verkündet, die Uranproduktion drastisch zu kürzen. Vom Volumen her lässt sich die Produktionskürzung (10% vom weltweiten Volumen) so veranschaulichen: Stellen Sie sich vor, Saudi Arabien fördert plötzlich kein Öl mehr. Was meinen Sie wird mit dem Ölpreis passieren?

Parallel dazu untersuchen die USA derzeit, den Uranpreis durch Zölle zu stützen, damit sich der Uranabbau innerhalb der USA lohnt. Denn zu Preisen unter 20 USD/lb ist drei Viertel der weltweiten Uranproduktion defizitär.

Handelt es sich also wie 2013 und 2015 erneut nur um eine kurze Gegenbewegung? Oder sieht die aktuelle Entwicklung nun so aus, als entwickle sich tatsächlich eine neue Rallye? Ein wenig hängt das von der Disziplin von Cameco und Kazatomprom ab, denn wenn die beiden zu früh ihre Produktion wieder hochfahren, dann könnte diese Uranpreisrallye erneut in ihren Wurzeln erstickt werden.

Doch zumindest bei Cameco erwarte ich diesen Fehler nicht, das Unternehmen hat sich auf eine längerfristige Schließung der Produktion eingestellt und die Kosten entsprechend angepasst. Cameco kann also auch eine längere Zeit auf die stillgelegte Produktion verzichten. Und je länger Cameco still hält, desto höher sollte der Uranpreis steigen. Wenn dann zu einem späteren Zeitpunkt die Produktion wieder eröffnet wird, weil langfristige Abnahmeverträge zu guten Preisen abgeschlossen werden können (so die Aussage des Managements), dann dürfte der Kurs der Aktie anspringen.

Cameco ist also derzeit eine Aktie, die durch die stillgelegte Produktion zurückgehalten wird. Wir können die weitere Entwicklung entspannt beobachten, denn je länger die Stilllegung, desto größer der für die Zukunft zu erwartende Kurssprung.


JD.com
JD.com besser verstehen

Fr, 17. August um 12:40 Uhr
Inzwischen ist die Mitschrift der Telefonkonferenz von JD.com verfügbar, ich habe sie durchgearbeitet. Beim Lesen wurde ich an eine Aussage meiner Englisch-Lehrerin erinnert, die mich in meiner Anfangszeit in New York unterrichtete. Sie sagte mir irgendwann: "Stephan, wenn Du mit Deinen Englischkenntnissen Deinen Gegenüber nicht verstehst, dann ist das nicht Dein, sondern sein Problem." Wir beendeten dann meine Unterrichtsstunden.

Dahinter steckt die Erkenntnis, dass viele Menschen Englisch sprechen, für die es auch nur eine Zweitsprache ist. Die Mitschrift der Tesco von JD.com ist voll von unverständlichen Aneinanderreihungen von Worten. Es ist zwar toll, dass die Chinesen sich den internationalen Finanzmarktgepfolgenheiten anpassen und Englisch sprechen. Das Englisch ist aber verbesserungswürdig.

Eine wichtige Sache habe ich der Mitschrift entnommen: JD.com transferiert seine Logistik in eine eigenständige Unternehmensform, die dann als eigenständiges Geschäft bewertet werden kann. Dies werde zur Hebung von stillen Reserven führen, die in den kommenden Quartalen den Gewinn kräftig nach oben katapultieren wird.

Für das Jahr 2019 erwarten Analysten daher einen Gewinnsprung von 75%, während für die kommenden fünf Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum von nur 10% erwartet wird. Ich habe nachgerechnet: Ein Gewinnwachstum von 10% für 5 Jahre ergibt einen Gewinn, der in fünf Jahren um 61% höher ist als heute.

Wenn jedoch nächstes Jahr bereits ein Gewinnsprung von 75% erzielt wird, dann würde in den anschließenden vier Jahre ein jährlicher Gewinnrückgang von 2% erfolgen, um die Erwartung der Analysten zu erfüllen. Bei einem Umsatzwachstum von 25-30% p.a. kann ich mir das nicht vorstellen. Vermutlich haben die Analysten ähnliche Verständnisprobleme wie ich.

Ein paar interessante Dinge wurden noch erläutert: JD.com strebt nicht den Erfolg im "E-Commerce" an, sondern unterscheidet zwischen normalem E-Commerce und Social Commerce (über soziale Netzwerke ausgelöst), AI-Commerce (durch künstliche Intelligenz getrieben) und IoT-Commerce (durch Kleinstgeiräte im Internet der Dinge ausgelöste Käufe). So seien die Strategien für jedes Geschäftsfeld vollkommen unterschiedlich.

Zudem unterscheide sich JD.com von anderen Online-Einzelhändlern durch die Logistik: Für jede "Commerce-Art" werde eine individuelle Logistik entwickelt, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Klingt vielversprechend.


Tesla Motors
Elon Musk gehört ins Krankenhaus

Fr, 17. August um 19:20 Uhr
Für ein Interview mit der New York Times hat CEO Elon Musk erstaunlich viel Einblick in seine aktuelle, persönliche Verfassung gewährt. Das letzte Jahr sei sein schlimmstes Jahr gewesen. Der Druck, die Model 3 Produktion hochzufahren, sei gigantisch gewesen. Er schlafe nur noch wenige Stunden pro Nacht, und auch das nur mit Schlaftabletten. Gesundheitlich sei er nicht fit.

Hmm, das ist nicht das Bild des Managers, der mit bestechender Intelligenz alle Kritiker belächelt und sein Unternehmen beharrlich zum erfolg führt. Es ist das Bild eines überarbeiteten Managers, der dringend eine Auszeit braucht.

die Aktie von Tesla ist heute um 8% im Minus. Da war mein Gespür, dass wir das Ende des Ausverkaufs noch nicht gesehen haben, doch richtig. Nach dieser Meldung möchte ich aber dennoch noch nicht zugreifen, denn sollte Musk tatsächlich eine Auszeit nehmen, wird die Aktie weiter fallen. warten wir mal ab, wie sich das ganze am Wochenende entwickelt.



08. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =3,7%WKN16.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Cameco8820179,10 €-4%16%1,8%C
JD.comA112ST27,79 €-10%-1%2,0%A







En Vogue (≈15%) =12,1%WKN16.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838827,15 €-1%11%3,3%C
WeiboA110V765,05 €-8%-33%2,0%B
Deutsche Bank5140009,88 €-4%-32%3,8%C
FinTech GroupFTG11129,50 €1%3%2,9%C







Wachstum (≈30%) =23,8%WKN16.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985187,26 €3%37%5,1%C
FacebookA1JWVX156,33 €-1%5%7,9%B
BB BiotechA0NFN358,90 €-1%6%7,7%C
TeslaA1CX3T294,00 €-6%22%3,1%C







Dividende (≈25%) = 27%WKN16.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051015,50 €-3%-6%6,8%C
FreenetA0Z2ZZ24,41 €0%-5%8,6%A
Bet-at-HomeA0DNAY61,65 €-3%-11%7,5%B
Deutsche Post55520030,57 €0%-2%4,2%B







Absicherung (≈20%) =24,6%WKN16.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.294,00 €-3%-5%9,6%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU86,50%-4%-10%8,8%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,52%-1%-4%6,2%C





Cashquote
Σ-Portfolio

-2%3%8,7%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%3,7%522%
ZyklischTrump15%12,1%543%
WachstumEnkelkinder30%23,8%447,5%
DividendeUrlaub25%27%348%
AbsicherungZins & Gold20%24,6%336,7%
Summe
100%91,3%2017


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



10. An-/Ab-/Ummeldung

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