Heibel-Ticker PLUS 18/34 - Tolle Investmentstories gibt es wie Sand am Meer

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24.08.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 34 (24.08.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Tolle Investmentstories gibt es wie Sand am Meer, ...
02.So tickt die Börse: Nabelschnurblut als Versicherung
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Ende der Trockenzeit lässt positive Entwicklung erwarten
 -
04.Ausblick: Paypal vs. Visa
05.HolidayCheck: HolidayCheck
 - HolidayCheck: Umbau für lukrative Nische
06.Update beobachteter Werte: Weibo, Cameco
 - Weibo: Nachkaufen: fallender Kurs trotz herausragenden Zahlen
 - Cameco: Uranpreis steigt, Cameco in Warteposition
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Tolle Investmentstories gibt es wie Sand am Meer, ...

Liebe Börsenfreunde,

... aber das Timing bleibt schwer.

Am Donnerstag war ich auf dem Hamburger Investorentag und habe mit den Unternehmenschefs von einer ganzen Reihe interessanter Aktienunternehmen gesprochen. Ich bin begeistert von den guten Ansätzen, die mir vorgestellt wurden. Zu glauben, man müssen sich mit 3% Wachstum begnügen, ist ein Irrglaube, wenn ich mir die Perspektiven dieser Unternehmen vor Augen führe.

Leider habe ich es nicht geschafft, Ihnen heute gleich alle Unternehmen vorzustellen, ich werde das in den kommenden Ausgaben sukzessive nachholen. Heute stelle ich Ihnen schonmal Vita 34 im Kapitel 02 vor, Deutschlands Marktführer beim Einfrieren von Nabelschnurblut, also Stammzellen von Neugeborenen.

In Kapitel 05 stelle ich zudem noch HolidayCheck vor, das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren neu erfunden und möchte nun durchstarten. Im Anschluss an die Unternehmenspräsentation hatte ich vorgestern die Gelegenheit, mit dem CEO ein persönliches Gespräch zu führen, und konnte so einen tieferen Einblick in seine Vorgehensweise sowie auch in den Reisemarkt gewinnen.

In Kapitel 04 liefere ich Ihnen die längst überfällige Gegenüberstellung von Paypal versus Visa. Man muss schon ins Detail gehen, um die Unterschiede in deren Geschäftsmodell richtig zu verstehen und daraus abzuleiten, welches Unternehmen die besseren Wachstumsmöglichkeiten hat. Ich hoffe, ich habe das verständlich dargestellt.

Für Vita 34, HolidayCheck, Paypal und Visa gilt gleichermaßen: sie alle haben tolle Investmentstories und wenn man sich mit den Unternehmen beschäftigt, möchte man unbedingt in sie investieren. Doch mindestens genauso wichtig wie die Auswahl des Unternehmens ist das Timing: wann ist ein guter Zeitpunkt/ Kurs erreicht, um einzusteigen, wann sollte man die Finger davon lassen. Für diese Entscheidung helfen einem die Stories leider überhaupt nicht.

Eine Woche der Erholung liegt hinter uns, die Stimmungsindikatoren sind entsprechend angesprungen. In Kapitel 03 analysiere ich, welche Entwicklung wir für die Aktienmärkte in den kommenden Wochen auf der Grundlage der Sentimentanalyse zu erwarten haben.

Im Kapitel 06 gibt es wie immer wichtige Updates, unter anderem ein ausführliches Update zu unserem chinesischen Unternehmen, anhand dem ich den Hintergrund für den Ausverkauf am chinesischen Aktienmarkt erläutere.

In Kapitel 07 gibt es dann eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp180826.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Nabelschnurblut als Versicherung

Jeder, der Kinder bekommt, wird inzwischen vor die Entscheidung gestellt, die Nabelschnur bei der Geburt einzulagern, um damit später im Falle eines Falles Stammzellen für etwaige Therapien des Kindes zu sichern. Der Spaß kostet rund 2.500 Euro für die Einlagerung und dann 70 Euro für jedes Jahr der Lagerung.

Vita 34 heißt der Betreiber des zweitgrößten Nabelschnur-Aufbewahrungsdepots in Europa. Das Unternehmen sitzt in Leipzig, ist 2007 an die Börse gegangen und die Aktie hat sich in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht. Gehört es bald zum Standard, dass bei der Geburt das kostbare Nabelschnurblut, in dem die Stammzellen enthalten sind, eingelagert wird? Und was kann man damit machen?

Bei mir hat sich der Eindruck verfestigt, dass Vita 34 eher mit einem Versicherungsunternehmen zu vergleichen ist als mit einem Medizinunternehmen. Wer die Stammzellen seines Kindes einlagern lässt, der kauft damit eine Versicherung für den Fall, dass das Kind später in seinem Leben einmal eine Krankheit bekommt, die man mit eigenen Stammzellen behandeln kann.

Solche Krankheiten bzw. Behandlungsmethoden gibt es heute noch nicht allzu häufig. Zwar gibt Vita 34 in seinen Unterlagen an, dass heute bereits 80 Stammzelltherapien angewendet würden. Doch klinische Studien über die Stammzelltherapie speziell mit aus der Nabelschnur gewonnenen Stammzellen gibt es weltweit nur 132, in Deutschland erst eine. Es wäre also vermessen zu behaupten, dass das Nabelschnurblut essentiell wichtig ist für bestehende Behandlungsmethoden. Wir reden hier lediglich von der Zukunft: Der zukünftigen Gesundheit eines Neugeborenen sowie von den zukünftigen Behandlungsmethoden. Wer weiß, vielleicht nehmen Stammzellentherapien auch in 100 Jahren gar keine so zentrale Bedeutung in der Medizin ein.

In Deutschland versichert man sich gegen alles, im Ausland ernte ich regelmäßig erstauntes Kopfschütteln, wenn ich über die komplizierten und detaillierten Ausgestaltungen von Versicherungen bei uns berichte. Trotzdem ist die Nabelschnur-Einlagerung in Deutschland heute ziemlich selten: Aktuell werden von nur 2% der Neugeborenen Stammzellen aus der Nabelschnur eingelagert.

In Spanien und Italien sind es 4%, in Rumänien sogar 7%. In Portugal lassen 10% der Eltern das Nabelschnurblut ihrer Babies einfrieren und in Südkorea sind es sogar 25%. Auf meine Frage, was in Südkorea anders laufe als in Deutschland, antwortete mir CEO Dr. Wolfgang Knirsch, dass es dort schon als nahezu fahrlässig gelte, das kostbare Nabelschnurblut einfach wegzuwerfen. Preislich gebe es weltweit kaum nennenswerte Unterschiede.

Wir haben es hier also mit einem Markt zu tun, in dem "Absicherung" groß geschrieben wird. Ein Geschäft mit der Angst vor etwaigen Krankheiten in der fernen Zukunft, oder auf der anderen Seite ein Geschäft mit der Hoffnung auf revolutionäre Behandlungsmethoden mit Stammzellen in der Zukunft. Dr. Knirsch hat auf Nachfrage erklärt, dass Vita 34 nicht in das Geschäft mit der "Angst" einsteigen, sondern vielmehr die Chancen in den Vordergrund stellen wolle. Das ist schonmal sympathisch.

Bei den 80 heute bereits angewendeten Stammzellentherapien handelt es sich überwiegend um Immunzellen, die gegen Allergien bis hin zu Krebszellen eingesetzt werden. Auch bei nicht genetisch bedingten Entwicklungsverzögerungen habe man nach Aussage von Dr. Knirsch recht gute Ergebnisse erzielt. Für die Zukunft forsche man an individuellen Behandlungsmethoden von Tumorzellen.

Bei genetisch bedingten Krankheiten helfen die eigenen Stammzellen übrigens nicht, da muss man auf Stammzellen der Geschwister oder Verwandten zugreifen.

Stammzellen sind die Zellen im Körper, die sich beliebig oft teilen können und die sämtliche Körperteile bilden können. Stammzellen lassen sich auch beispielsweise aus dem Knochenmark gewinnen, je älter der Mensch wird, desto schlechter wird die Qualität der Stammzellen. Aus diesem Betrachtungswinkel ist die Einlagerung des Nabelschnurbluts lediglich eine Versicherung für den Fall, dass nicht mehr ausreichend gute Stammzellen an anderen Stellen des Körpers gewonnen werden können.

Je tiefer man in das Thema einsteigt, desto deutlicher wird, dass es nur in sehr wenigen Fällen vorkommen kann, dass gerade die Nabelschnur-Stammzelle benötigt wird und dass gerade dafür eine geeignete Behandlungsmethode existiert. Daher habe ich den Begriff "Versicherung" an den Anfang meiner Analyse gestellt.

Kommen wir zum Geschäftsmodell von Vita 34. Das Tolle am Geschäftsmodell ist, dass es sich um ein Abo-Modell handelt. Wer die Nabelschnur des Kindes einlagert, der abonniert damit gleichzeitig für ein ganzes Leben lang die Lagerung bei Vita 34 für 70 Euro pro Jahr. Egal wie viele Neukunden Vita 34 gewinnt, die 70 Euro der Bestandskunden, derzeit rund 200.000, fließen immer. Das ist schonmal ein Grundrauschen von 14 Mio. Euro.

In Deutschland werden derzeit jedes Jahr ca. 750.000 Babies geboren. 2% davon sind 15.000 Babies, deren Nabelschnurblut für 2.500 Euro eingelagert wird. Die Hälfte davon wird von Vita 34 eingelagert, so kamen in den vergangenen fünf Jahren jährlich rund 7.500 Neukunden pro Jahr hinzu, also 7.500*2.500= 18,75 Mio. Euro. Mit dieser groben Rechnung kommen wir ziemlich schnell auf 14+18,75= 32,75 Mio. Euro Jahresumsatz für Vita 34. Analysten erwarten für das Unternehmen aber nur 24 Mio. Euro Umsatz im laufenden Jahr.

Wachsen möchte Vita 34 durch eine Erhöhung der Einlagerungsquote in den Märkten des Unternehmens, und da spricht CEO Dr. Knirsch von allen Regionen, die in 6 Stunden per Flugzeug zu erreichen sind, um das Nabelschnurblut schnell genug einfrieren zu können. Das geht also bis in die arabischen Länder hinein.

Zum anderen möchte er die Kosten jedes Jahr um 10-20% senken. Mit Zukäufen möchte er international um 20-30% wachsen und zudem sollen neue Produkte ein weiteres Wachstum von 10-20% bringen. Von einem Gewinn (EBITDA) von aktuell 3,3 Mio. Euro möchte er bis 2021 auf 10 Mio. Euro kommen. Das entspricht einem Gewinnwachstum von 32% p.a.

Wenn Dr. Knirsch seine Ziele auch nur annähernd erreicht, dann ist das aktuelle KGV 2019e von nur 22 viel zu niedrig. Ich gehe davon aus, dass in den kommenden Jahren immer mehr wissenschaftliche Studien über die Anwendungsmöglichkeiten der Stammzellentherapie veröffentlicht werden. Doch es bleibt die extrem geringe Wahrscheinlichkeit, mit der eine solche Krankheit gerade das eigene neugeborene Baby in seinem Leben irgendwann mal treffen könnte und es bleibt auch die Möglichkeit, dass die vermeintlich schlechteren Stammzellen, die auch später noch gewonnen werden können, in der Zukunft doch noch ausreichen. Es bleibt also auf absehbare Zeit dabei, dass Vita 34 eine Versicherung ist.

Und für eine Versicherung sind Wachstumsraten nördlich der 30% ziemlich selten. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass solche Zahlen langfristig zu halten sind.

Kurzfristig ist es also durchaus nachvollziehbar, dass die Aktie sich in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht hat, das Bewertungsniveau ist noch nicht zu hoch. Doch wie weit die Aktie noch steigen kann, hängt davon ab, wie lange Vita 34 die hohe Wachstumsrate im Umsatz halten kann. Somit ist Vita 34 in meinen Augen eine gute Spekulation, aber noch kein Unternehmen, das man sich langfristig ins Depot legt und liegen lässt.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES24.8.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones25.657 0,4%3,3%
DAX12.366 1,0%-4,3%
Nikkei22.411 1,0%-1,6%
Shanghai A 2.853 0,7%-17,6%
Euro/US-Dollar1,161,7%-3,5%
Euro/Yen128,932,2%-4,5%
10-Jahres-US-Anleihe2,82%-0,050,40
Umlaufrendite Dt0,17%0,03-0,11
Feinunze Gold$1.189 1,2%-8,7%
Fass Brent Öl$74,68 4,9%12,2%
Kupfer5.971 2,2%-16,6%
Baltic Dry Shipping1.735 0,5%27,0%
Bitcoin6.480 1,8%-53,4%



Nach der Eskalation des Handelsstreits zwischen China und den USA haben sich in der abgelaufenen Woche die Gemüter wieder ein wenig beruhigt und die Aktienmärkte konnten sich etwas erholen. Die Reise einer chinesischen Verhandlungsdelegation nach Washington hat zum Wochenauftakt für steigende Kurse gesorgt. Die Gespräche blieben aber ergebnislos, so pendelten die Märkte danach mehr oder weniger lustlos seitwärts.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Ende der Trockenzeit lässt positive Entwicklung erwarten

Die Aktienmärkte haben die Tiefs der Vorwochen hinter sich gelassen, der DAX ist um 1% angesprungen. In den USA wurden diese Woche zwar bereits wieder Allzeithochs erklommen, davon sind wir aber hier in Deutschland noch weit entfernt. Dennoch ist der Handelsstreit zwischen den USA und China vorübergehend in den Hintergrund getreten, gute Quartalszahlen von Unternehmen haben für gute Laune gesorgt.

So gehen inzwischen nur noch 13% (-23%) der Umfrageteilnehmer von einem Abwärtsimpuls im DAX aus, es handelt sich wohl eher um eine Seitwärtsbewegung, meinen 64% (+23%). Die Bodenbildung ist abgeschlossen, meinen 8% (-8%) und 9% (+4%) wollen bereits wieder einen Aufwärtsimpuls erkennen. Ich würde diese Stimmungslage als neutral bezeichnen.

Auf diesen leichten Anstieg wollen 8% (+1%) spekuliert haben, mit 46% (+13%) geben die meisten an, dass ihre Erwartungen zum größten Teil erfüllt wurden. Als kaum erfüllt sehen weiterhin 35% ihre Erwartung, nur noch 11% (-14%) geben an, auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Damit ist die Verunsicherung der Vorwoche deutlich zurückgegangen, von einer Selbstzufriedenheit sind wir aber noch weit entfernt.

Für den DAX in drei Monaten erwarten weiterhin 37% steigende Kurse, 29% (-2%) gehen von einer Seitwärtsbewegung aus. Einen Abwärtsimpuls fürchten nur noch 17% (-2%). Vielmehr fürchten nun 10% (+7%), dass es sich bei steigenden Kursen im DAX nur um ein letztes Aufbäumen vor der Topbildung handeln könnte.

Entsprechend wollen auch nur noch 20% (-6%) Aktien in den kommenden zwei Wochen zukaufen, hingegen wollen 16% (+3%) Aktien verkaufen. Mit 64% (+2%) wollen die meisten erst einmal abwarten.

Weiterhin zeigt das Euwax-Sentiment eine relativ optimistische Positionierung der Privatanleger an (+4,3). Auch die Profis, die sich über die Eurex absichern, sind bullischer geworden. Das Put/Call-Verhältnis ist deutlich gesunken und zeigt an, dass mehr Calls als Puts gekauft werden. Profis setzen also auf steigende Kurse. Dieses Verhalten ist auch in den USA zu beobachten, das Put/Call-Ratio der CBOE ist ebenfalls rückläufig.

Die Investitionsquote der institutionellen US-Anleger ist wieder auf 86% gestiegen und pendelt damit weiterhin in einem neutralen Bereich. Die Bulle/Bär-Quote der US-Privatanleger zeigt mit 11,4% eine moderat bullische Verfassung an.

Der technische Angst und Gier Index des S&P 500 zeigt mit 69% leichte Gier an. Der Short Range Oscillator hingegen pendelt im neutralen Bereich.

Interpretation



Insgesamt hat sich die Stimmung unter den Anlegern weitgehend neutralisiert, eine leicht optimistische Erwartung macht Hoffnung auf steigende Kurse, sofern kein Störfeuer seitens der Politik dazwischenfunkt.

Nachdem sich viele Anleger über die Sommermonate aus dem Markt zurückgezogen haben, besteht durchaus noch ein Bedarf an Aktienkäufen. Zwar haben viele Anleger bereits die vergangenen Tage zum Aufbau von Positionen genutzt, doch noch immer wartet eine Menge Kapital an der berühmten Seitenlinie auf gute Anlagechancen.

An Anlageideen mangelt es nicht, die aktuelle Berichtssaison hat gezeigt, dass es trotz Handelsstreit, Dieselskandal und drohendem ungeordnetem Brexit viele Unternehmen gibt, die von diesen Ereignissen nicht oder kaum betroffen sind. Zudem wird Anfang September die neue Zusammensetzung der deutschen Börsenindizes, insbesondere des vergrößerten SDAXs, bekannt gegeben und um diesen Termin herum dürfte Bewegung in den Aktienmarkt kommen.

Wenngleich also die Stimmung aktuell neutral mit leichter Tendenz zum Optimismus ist, bleibt doch aufgrund der vorhergehenden Trockenzeit - ich meine die Trockenzeit an der Aktienbörse - die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse etwas größer.







04. Ausblick: Paypal vs. Visa

Mitte Juni haben wir unsere Visa-Position mit ordentlichem Gewinn aufgelöst. Ich hatte angekündigt, bei Gelegenheit stattdessen paypal ins Portfolio zu holen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Paypal die besseren Wachstumschancen hat. Nun bin ich endlich dazu gekommen, die beiden Unternehmen einmal miteinander zu vergleichen.

Dazu müssen wir etwas tiefer ins Detail gehen, denn auf den ersten Blick sehen beide Unternehmen ziemlich ähnlich aus: für beide Unternehmen erwarten Analysten ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 19% p.a. in den kommenden fünf Jahren. Das KGV 2019e für Visa ist 26, für Paypal 30. Ich würde entsprechend beide Unternehmen als fair bewertet bezeichnen.

Wenn wir weiter schauen, fallen uns die ersten Unterschiede auf: 15 Mrd. USD Jahresumsatz von Paypal werden mit 100 Mrd. USD Marktkapitalisierung bewertet, ein Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) von 7. Bei Visa werden 20 Mrd. USD Jahresumsatz mit 300 Mrd. USD bewertet, ein KUV von 15, also doppelt so hoch.

Der Grund für die höhere Bewertung des Umsatzes bei Visa ist die höhere Gewinnmarge, die bei Visa 48% beträgt, bei Paypal nur 14%. Auf den ersten Blick ist es schwer verständlich, warum Visa, das mit Plastikkarten hantieren muss, eine bessere Marge hat als Paypal, das nur mit Bits und Bytes hantiert.

Die Verwirrung wird noch größer, wenn wir uns die weiteren Zahlen anschauen: Es gibt 227 Mio. Paypal-Kunden und etwa 15 mal so viele Visa-Kartenkunden (3,2 Mrd.). Das Transaktionsvolumen von Paypal betrug 2017 schlappe 451 Mrd. USD, das von Visa 7.300 Mrd. USD. Bei Paypal kostet eine Transaktion den Kunden durchschnittlich 2,5%, bei Visa lässt sich aus der Gebürhenübersicht eine ähnliche Größe ermitteln.

Paypal weist im Jahr 2017 also Transaktionsgebühren in Höhe von 11,4 Mrd. USD aus. Eigentlich müsste also Visa 2,5% von 7.300 Mrd. USD, also 182,5 Mrd. USD ausweisen. Doch im Geschäftsbericht werden „nur” 7,8 Mrd. USD ausgewiesen, also 0,1%.

Im Geschäftsbericht von Visa wird mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufgeräumt: „Visa verdient keine Zinsen oder Gebühren von Kreditkartenkunden”.

Ahh, nun wird einiges klar: Visa zählt nicht Kreditkartenkunden zu seinen Kunden, sondern die Einzelhändler und die Kartenemittenten. Einzelhändler, die in ihren Geschäften Visa als Zahlungsmittel akzeptieren, führen rund 2,5% an Transaktionsgebühren an Visa ab. Diese 2,5% landen jedoch nicht bei Visa, sondern beim Emittenten der Kreditkarte. Nur 0,1% bleibt bei Visa, das sind die 7,8 Mrd. USD Transaktionseinnahmen von Visa.

Zusätzlich wird Kreditkartenemittenten wie bspw. Banken eine Nutzungsgebühr berechnet. Diese Einnahmen belaufen sich nochmals auf 8 Mrd. USD im Jahr 2017. Sie sehen: Auch der Emittent verdient nicht schlecht am Kreditkartengeschäft, denn von den oben genannten 2,4% bleibt der Löwenanteil bei ihm, Gebühren und Transaktionskosten machen nur einen kleinen Teil aus.

Und immer wenn bei der Zahlung durch den Kunden eine andere Währung genutzt wird als seine Heimatwährung, kassiert Visa für die länderübergreifende Abwicklung nochmals Gebühren. Das waren im Jahr 2017 weitere 6,3 Mrd. USD.

Auf ein gigantisches Transaktionsvolumen kassiert Visa also nur 0,1% Transaktionsgebühren, ordentliche Gebühren von den Kreditkartenemittenten und länderübergreifende Abwicklungsgebühren. Diese drei Einnahen machen jeweils etwa ein Drittel der Einnahmen von Visa aus.

So würde ich Visa nun als so etwas wir ein Franchise-Unternehmen sehen. Banken als Kreditkartenemittenten sind Franchisenehmer, die zu Visa-Konditionen Kreditkarten an ihre Kunden ausgeben. Das Geld der Kreditkartenkunden bleibt dabei auf dem Bankkonto des Kreditkartenemittenten. Bei Visa sind die Zahlungen dann nur durchlaufende Posten, von denen man sich ein Scheibchen abschneidet.

Bei Paypal sieht das ganz anders aus: Viele Paypal-Kunden, insbesondere die Zahlungsempfänger, lassen ihr Geld bei Paypal liegen, statt es sofort auf ihr Bankkonto durchzuleiten. Paypal ist also so etwas wie eine Bank.

Und so können Paypal-Kunden ein Konto direkt bei Paypal eröffnen und müssen dafür nicht über ihre Bank gehen.

Und Paypal hat Banklizenzen im Euroraum, im Dollarraum und in vielen weiteren Währungsräumen unserer Erde. Im Gegensatz zu Visa muss Paypal kein externes Abwicklungsnetz in Anspruch nehmen, um Transaktionen in verschiedenen Währungen abzuwickeln, sondern kann auf das eigene Netzwerk zugreifen.

Wenn ich nun also die beiden Unternehmen mit oberflächlich betrachtet ähnlichem Bewertungsniveau einander gegenüberstelle, dann hat Visa zwar eine wesentlich stärkere Verbreitung und verfügt über drei Einnahmequellen. Paypal sitzt jedoch auf dem Geld vieler Kunden und beherrscht in der Abwicklung wesentlich mehr Prozesse als Visa.

Was ist nun mehr wert?

Visa wird weiter wachsen, weil immer mehr Entwicklungsländer in Richtung Schwellenland laufen und immer mehr Menschen Zugang zu Visa-Karten erhalten. Auch das globale Bevölkerungswachstum und der Trend zu papierlosen Bezahlungen stützen den Marktführer Visa. Visa kann eigentlich kaum etwas falsch machen, das Unternehmen wird in den kommenden Jahren ordentlich weiter wachsen.

Paypal profitiert von den gleichen Trends, kann aber zusätzlich noch neue Einnahmequellen erschließen. Als Bank und somit Lagerstelle von viel Kapital steht es Paypal frei, seinen Kunden in der Zukunft auch andere Angebote zu machen: von Daueraufträgen für monatliche Rechnungen über Sparpläne bis hin zu Vermögensanlageprodukten kann Paypal aufgrund seiner Kenntnisse über die finanziellen Transaktionen seiner Kunden sehr gezieltes Marketing betreiben und spezielle Produkte entwickeln.

Oder Venmo: Paypal bietet in den USA bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit des direkten Geldtransfers zwischen Freunden an. Wenn im Restaurant die Rechnung durch einen bezahlt wird, können die anderen über ihr Smartphone einfach ihren Anteil an ihn „venmoen”, also schicken – derzeit gebührenfrei.

Auch Visa entwickelt seine Technologie weiter und möchte in der Zukunft ohne Plastikkarte auskommen. Doch der Unterschied ist eben nicht das Plastik, sondern die Infrastruktur, die bei Visa insbesondere am Verkaufsschalter in die Breite geht und bei Paypal eine Automatisierung der Abwicklung betrifft, bei der Kunden Gelder bei Paypal parken.

Ich habe keine Ahnung, ob Visa oder Paypal in den kommenden Wochen oder Monaten beser laufen wird. Aber auf Sicht von mehreren Jahren gebe ich Paypal die besseren Karten.



05. HolidayCheck: HolidayCheck


HolidayCheck
Umbau für lukrative Nische

Fr, 24. August um 16:13 Uhr

CEO Georg Hesse hat in seinem Vortrag ziemlich schnell deutlich gemacht, dass es derzeit keine brauchbare Internetseite für Pauschalreisen gibt. Weder in Sachen Antwortzeitverhalten, noch Kundenfreundlichkeit gibt es ein Angebot - weltweit -, das ihn zufrieden stellt. Er möchte das ändern und bat am Ende seines Vortrags sogar jeden, der eine seiner Ansicht nach hervorragende Reisewebseite findet, diese ihm mitzuteilen.

Eine frische Brise weht durch den Raum, wenn Hesse sein Unternehmen vorstellt. Er trat vor drei Jahren an, um aus dem Bewertungsportal HolidayCheck ein profitables Unternehmen zu machen. Mit 8 Millionen Bewertungen ist HolidayCheck zwar der Standard im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Bewertung von Hotels geht. Doch dieser Datenschatz wurde zuvor nicht zu Geld gemacht. Urlauber suchten sich zwar über HolidayCheck ihre Reiseziele und Hotels aus, buchten anschließend jedoch über andere Webseiten.

Inzwischen gibt es selbstverständlich neben jedem bewerteten Hotel auch einen Buchungsknopf. Doch reicht das, um sich von der Konkurrenz abzuheben? Sicherlich nicht. Was hinter den Kulissen gelaufen ist und noch läuft, hört sich extrem spannend an.

Georg Hesse kommt von Amazon. Es ist somit in seine DNA übergegangen, dass das Kundenerlebnis auf der Webseite an allererster Stelle steht. Um seinen Kunden das Buchen möglichst leicht zu machen, stemmt sich Hesse gegen Branchengepflogenheiten, lässt die Unternehmenssoftware vollständig neu schreiben und setzt auf die menschliche Komponente: 200 ausgebildete Reisekaufleute stehen den Fragen der Kunden Rede und Antwort und führen telefonische Beratungen durch.

Doch bevor ich auf diese Bereiche im Einzelnen zu sprechen komme, sollten wir einen Blick auf den Online-Reisemarkt werfen, und auf die Konkurrenz. Expedia setzt im Jahr 88 Mrd. USD um. Mit Angeboten wie Homeaway (heißt in Deutschland FeWo-Direkt), Trivago und natürlich Expedia wird ein nachhaltiges Wachstum von 11% erreicht, die Gewinnmarge steht bei 20%.

Booking Holding, die ehemalige Priceline, betreibt neben booking.com auch Kayak und ObenTable. Mit 81 Mrd. USD Jahresumsatz und bei 19% Wachstum wird eine Gewinnmarge von 15% erzielt.

HolidayCheck setzt 121 Mio. Euro um, also gerade einmal 0,15%, soviel wie die übermächtige Konkurrenz. Wenn HolidayCheck vielleicht mal ins Auge der Konkurrenz fällt, dann höchstens als Sandkorn, das kratzt und ausgerieben wird. Doch das macht nichts, denn HolidayCheck hat sich eine Nische ausgeschaut, in der ordentliche Margen möglich sind und in der es die Konkurrenz schwer haben wird: Pauschalreisen.

Flug- und Zugtickets werden heute bereits zu 74% online gebucht. Über eigene Webseiten und die vorgenannten Wettbewerber sind sämtliche Zug- und Flugverbindungen gleichermaßen überall verfügbar und buchbar, Preisunterschiede sind gering.

Bei Hotelübernachtungen waren es im Jahr 2017 nur 50%, die online gebucht wurden, die Hälfte wurde noch über das traditionelle Reisebüro in der Nachbarschaft gebucht.

Pauschalreisen jedoch werden heute noch zu 66% über Reisebüros gebucht, nur 34% werden online gebucht und bei diesen 34% steht im Durchschnitt ein Telefonat pro Buchung, in dem sich der Urlauber nochmals letzte Details erläutern lässt. Wenn also Hotel-, Flug- und Zugbuchungen online weitgehend aufgeteilt sind, gibt es bei Pauschalreisen noch große Kuchenstücke, die online noch gar nicht verteilt sind. Hesse spricht daher auch von Expedia und Booking nicht von Konkurrenten, sondern von Branchenkollegen in anderen Marktsegmenten.

Der Reisemarkt setzt in Deutschland jährlich 56 Mrd. Euro um, Pauschalreisen machen davon 16 Mrd. Euro aus. Die Hauptziele der Pauschalreisen sind Spanien, Türkei, Griechenland und Ägypten. Politische Ereignisse (Arabischer Frühling 2011, Militärcoup in Ägypten 2013, versuchter Militärcoup Türkei 2016) haben die Besucherzahlen in dem entsprechenden Land kaum beeinflusst und der kleine Rückgang, der gegebenenfalls zu verzeichnen war, wurde dann durch überproportionales Wachstum in den anderen Ländern ausgeglichen. Pauschalreisen sind also ein Wachstumsmarkt.

Pauschalreisen beinhalten An- und Abreise, Transfer und Hotel. Es wird also ein Paket aus Flug/Zug und Hotel geschnürt und die Dienstleistung des Transfer hinzugenommen. Jeder, der in einem solchen Paket zusätzlich einen Mietwagen bucht und daher den Transfer aus dem Paket herausgerechnet bekommen möchte, der weiß, wie umständlich das im Reisebüro und wie weitgehend unmöglich dies bei Online-Pauschalreisen ist.

Durchschnittlich geben Urlauber 1.800 Euro für eine Pauschalreise aus. Das ist ein Preis, bei dem man eigentlich schon erwartet, dass man im Zweifel einen Ansprechpartner erreicht und nicht endlose Warteschleifen durchlaufen muss, um letzte Fragen zu klären. Unterschiede wie "Seaview", bei dem Sie am rechten Fensterwinkel und hinter den anderen Hotelgebäuden das Meer erahnen können, und "Seafront", bei dem Sie direkt am Meer unterkommen, Dinge, die viele Urlauber nicht so leicht erkennen.

Wenn Hesse über die "Ist-Situation" spricht, merkt man ihm die Unzufriedenheit an. An mehreren Fronten müssen Verbesserungen her. So ist ihm Nate Glissmeyer von Amazon zu HolidayCheck gefolgt. Glissmeyer ist CTO, Technologiechef, und hat das gesamte HolidayCheck System erst einmal auf eine moderne Infrastruktur und Softwaresprache portiert. Stolz berichtet Hesse, dass es überhaupt kein Problem sei, die besten Softwareentwickler für den Konzern zu gewinnen, da anspruchsvolle Entwickler eben eine moderne Entwicklungsumgebung erwarten und dies sei nun bei HolidayCheck gegeben.

Wenn Sie auf HolidayCheck ein Reiseziel angeben, dann werden Pauschalangebote heute "on the fly" erstellt. Mit Ihrer Anfrage wird in Echtzeit in den verschiedenen Datenquellen nach dem günstigsten Flug, nach der günstigsten Übernachtung und einem Transfer gesucht und das Ganze dann als Paket ausgeworfen. In einer Zeit, in der sich die Preise je nach Auslastung permanent ändern, ist eine so hohe Aktualität ein Wettbewerbsvorteil.

Was noch nicht zufriedenstellend gelöst ist, ist die Selektionsmöglichkeit bei der Angabe der Präferenzen der Urlauber. Obiges Beispiel mit seaview und seafront zeigt schonmal ansatzweise die sprachlichen Schwierigkeiten im internationalen Geschäft. Doch um das zu verbessern, müssen alle Anbieter sich auf einen einheitliche Struktur einigen, und da sind dann insbesondere die Anbieter wie TUI gefragt, die entsprechende Informationen sauberer zusammenzustellen und entsprechend zu Verfügung zu stellen.

Und dann ist da der "unfaire Wettbewerbsvorteil", wie es CEO Hesse gerne nennt: HolidayCheck hat 8 Mio. Bewertungen von Kunden, anhand derer Urlauber sich über die trockenen Fakten hinaus einen Eindruck über die verschiedenen Hotels und Reiseziele verschaffen können. Doch auch hier gibt es große Probleme. Ein alleinstehendes Paar kann ein Hotelzimmer direkt an der Kinderspielecke als unerträglich laut beschreiben, während Eltern von Kleinkindern selig sind, weil sie ihre Kinder von der eigenen Terrasse aus im Blick haben können. Der Kite-Surfer ist selig über das Hotel an der stürmischen Ecke der Insel, während der Tennisspieler sich über den Wind beklagt. Was für den einen nur ein Stern wert ist, bekommt bei dem anderen vielleicht 5 Sterne.

Diesem Problem möchte Hesse mit einem Log-in begegnen: Wer ein wenig über sich selbst verrät, der erhält dann Bewertungen von Gleichgesinnten. So werden die Bewertungen relevanter für die Urlauber.

Wenn ich mir die Vorstellungen von Hesse vor Augen führe, dann wunder ich mich nicht mehr darüber, warum meine Frau bei der Suche nach unseren nächsten Urlaubszielen stets Tage mit der Recherche verbringt. Klar, bei Preisen von durchschnittlich 1.800 Euro ist die Hürde, übers internet zu ordern, deutlich höher als beim Kauf von Kleinartikeln via Amazon. Aber der Lauf der Zeit wird auch dieses anspruchsvolle Gebiet ins Internet bringen und HolidayCheck ist mit seinen Vorstellungen ganz weit vorne... bleibt abzuwarten, wie erfolgreich Hesse seine Vorstellungen umsetzen kann.

Soweit also die "Story" zu HolidayCheck. Burda Digital hat seine Beteiligung an HolidayCheck kürzlich von 50% auf 60% aufgestockt. Das erinnert an Xing, an denen hatte sich Burda ebenfalls mit 60% beteiligt, bevor die Recruiting-Schiene aufgebaut wurde, die heute zu einem wichtigen Standbein von Xing herangewachsen ist. Die Aktie von Xing hat sich vervielfacht.

Die Parallele zu HolidayCheck ist nicht von der Hand zu weisen: Auch HolidayCheck hat eine große und zufriedene Nutzerschaft, wie Xing vor einigen Jahren, macht aber bislang noch zu wenig Geld daraus.

Die Zeit der Verluste scheint vorüber zu sein, das Unternehmen schreibt inzwischen schwarze Zahlen. Die Barreserven übersteigen die Kredite um aktuell 24 Mio. Euro, Tendenz steigend. Die Wachstumsprognose für den Umsatz hat das Unternehmen kürzlich von 8-13% auf 10-14% hochgesetzt, der Gewinn (EBITDA) werde bei 7-10 Mio. Euro liegen (bislang wurden 2,5-6,5 Mio. Euro avisiert). Damit ergibt sich für 2018 eine prognostizierte Gewinnmarge von 7-10%.

Langfristig, also auf Sicht von 5 Jahren, rechnet CEO Hesse mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich (also mindestens 10%) und einer Gewinnmarge von 15%. Der Umsatz von 121 Mio. Euro wird mit einer Marktkapitalisierung von 204 Mio. Euro bewertet - ein Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) von 1,7. Das ist schon nicht mehr billig.

Wir haben einen Jahrhundertsommer hinter uns. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergangen ist, aber bei mir war der Wunsch nach zusätzlichen Kurzurlauben in die Sonne in diesem Sommer ziemlich klein, bzw. nicht vorhanden. Wir haben viel Zeit zu Hause verbracht. Das ist natürlich nicht gerade gut für einen Reiseanbieter wie HolidayCheck. Ich würde also nach diesem Sommer nicht darauf wetten, dass HolidayCheck überraschend viele Reisen verkauft hat. Immerhin hat TUI bereits mit seiner jüngsten Veröffentlichung für eine große Enttäuschung bei seinen Anlegern gesorgt.

Was also nehmen wir mit aus dieser ganzen Gemengelage: HolidayCheck hat eine tolle Story. Da geht was, bei denen! Doch die Aktie hat diese Entwicklung bereits zu einem guten Teil eingepreist. Ich werde HolidayCheck mal etwas näher beobachten. Vielleicht gibt es ja bald eine Gelegenheit, diese Aktie zu günstigeren Preisen ins Portfolio zu holen.



06. Update beobachteter Werte: Weibo, Cameco

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Weibo
Nachkaufen: fallender Kurs trotz herausragenden Zahlen

Fr, 24. August um 15:46 Uhr
Die Unternehmensentwicklung ist wissenschaftlichen Studien zufolge nur zu 50% verantwortlich für die kurzfristige Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktie. Die anderen 50% werden durch Makro-Themen aus der Branche oder auch Politik bestimmt. Bei Weibo läuft es derzeit rund, dennoch stürzt die Aktie auf ein neues Tief nach dem anderen.

Sowohl in der Branche als auch in der Geopolitik läuft es derzeit gegen Weibo. Über die Geopolitik, den Handelsstreit zwischen den USA und China, sind Sie bestens informiert. Obwohl das Geschäft von Weibo (Twitter Chinas) weder vom Wechselkurs, noch von irgendwelchen Strafzöllen abhängt, wird die Aktie von Weibo ausverkauft.

Im Oktober 2015 hat die chinesische Zentralbank (Peoples Bank of China, PBOC) den Leitzins zuletzt auf 4,35% gesenkt. Kurz danach begannen die Zinsanhebungen der US-Notenbank von 0% auf inzwischen 1,75-2,00%. Die Zinsdifferenz zwischen China und den USA ist also in den vergangenen Jahren kontinuierlich kleiner geworden.

In den drei Jahren vor dem Amtsantritt Donald Trumps war der chinesische Renminbi (oder Yuan) kontinuierlich gefallen. Der Zinsvorteil Chinas wurde durch die Schwäche im Wechselkurs aufgehoben.

Mit der Ankündigung des gigantischen Infrastrukturprogramms und der öffentlichen Schelte gegen den vermeintlich manipuliert schwachen Renminbi leitete Trump direkt nach seiner Wahl die Kehrtwende ein, die chinesische Währung begann wieder zu steigen. Zweifel an der Tragfähigkeit des US-Haushalts schwächten den US-Dollar.

Diese Entwicklung lief übrigens parallel zum Euro, der nach der Trump-Wahl von 1,05 auf zwischenzeitlich 1,25 USD/EUR zugelegt hat.

Bis Mitte April 2018 war die chinesische Währung gegenüber dem US-Dollar um 10% angestiegen. 10% in knapp 18 Monaten. Nicht schlecht, oder? In dieser Zeit hat sich Weibo verdreifacht, JD.com stieg um 70% an, Alibaba und Tencent verdoppelten sich und Baidu stieg um 50% an.

Seither geht es bergab, bei allen chinesischen Aktien. Insbesondere die oben genannten ehemaligen Highflyer geben am stärksten ab. Der Shanghai A-Aktienindex brach seither um 25% ein. Im gleichen Zeitraum ist die chinesische Währung wieder um 8% eingebrochen und schickt sich an, das niedrige Niveau von vor Trumps Wahlsieg zu erreichen. Ausländische Investoren verlieren derzeit also doppelt: Zum einen durch den Kursverfall der Aktien und zum zweiten dann auch noch durch den Verfall der chinesischen Währung.

Oder, wenn wir es mal andersherum betrachten: Internationale (vor allem US-) Anleger ziehen ihre Aktienengagements aus China ab, weil der Handelsstreit zu eskalieren droht und China nach Einschätzung des internationalen Großkapitals den Kürzeren ziehen wird.

Soweit zum Thema Makro: Nicht nur Weibo lässt Federn, sondern alle anderen chinesischen Internetaktien auch. Nun zum Mikro:

Weibo hat vor 14 Tagen Quartalszahlen veröffentlicht. Ich war im Urlaub und bin jetzt erst dazu gekommen, mir die auf den ersten Blick hervorragend aussehenden Zahlen im Detail anzuschauen. Ich habe mir nun auch die Mitschrift der Telefonkonferenz durchgelesen und komme zu dem Schluss, dass die Aktienbewegung nichts mit der Geschäftsentwicklung zu tun hat, denn die Zahlen sind super.

CEO Gaofei Wang hat ausführlich über die jüngsten Initiativen berichtet. Der Umsatz ist um 68% auf 426 Mio. USD angestiegen. 82% des Umsatzes wird über mobile Endgeräte erzeugt.

Weibos MAUs (Monatlich aktive Nutzer) sind um 19% auf 431 Mio. gestiegen. 93% der Nutzer sind auf mobilen Endgeräten unterwegs.

Die Fußball-Weltmeisterschaft sowie die chinesische Talentshow Produce 101 haben für starkes Nutzerengagement gesorgt, da kleine Videos geteilt und kommentiert wurden und viele Promis auf Weibo präsent waren.

Alibaba wurde als starker Partner genannt, da Alibaba eigene Promotionskampagnen über Weibo unterstützt und die soziale Interaktion seiner Kunden über Weibo fördert. So steuerte Alibaba 31,3 Mio. USD zum Umsatz von Weibo bei.

Die operative Gewinnmarge lag bei 39%, der Gewinn nach Steuern stieg um 18% auf 136 Mio. USD.

Auch Weibo investiert kräftig in den Ausbau des Geschäfts und in die Kundengewinnung. Die Investitionen zehren den Gewinn teilweise auf, so dass die überproportionalen Umsatzwachstumsraten nicht beim Gewinn ankommen. Doch sowohl der Gewinn je Aktie lag mit 0,68 USD um 2 Cent über den Erwartungen von Analysten, der Umsatz lag um 1% leicht über den Erwartungen.

Der Ausblick lag im Rahmen der Erwartungen. CFO Fei Cao stellt einen Umsatz zwischen 465 und 475 Mio. USD in Aussicht, eine Wachstumsrate von 49%-52%.

Analysten geben für die kommenden fünf Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum pro Jahr von 46% aus. Vor diesem Hintergrund ist das KGV 2019e von 20 lächerlich klein. Ich würde mich nicht wundern, wenn nach Beilegung des Handelsstreits und gegebenenfalls einem Einlenken Chinas, mit dem ich fest rechne, die chinesische Währung ihren Schwächepfad verlässt und Weibo sodann eine Kursvervielfachung erfährt. Sie kennen meinen Maßstab: Ein Unternehmen, dessen Gewinn nachhaltig mit 46% wächst, kann ein KGV von bis zu dem Zweifachen dieser Wachstumsgeschwindigkeit erhalten, also 90. Das würde einem Kurs von 300 EUR entsprechen. Nein, das ist jetzt nicht mein Kursziel, aber es soll zeigen, dass Weibo hier zum Opfer externer Entwicklungen geworden ist.

Natürlich gibt es auch ein paar unternehmenseigene "Stories", die den Kursverfall begleiten: So ist Weibo eine Tochtergesellschaft von Sina.com und die Beteiligungsgesellschaft Sina ist günstiger bewertet, als ihr Anteil an Weibo ausmacht. So wird Weibo in einigen Foren als überbewertet bezeichnet und empfohlen, in Sina zu wechseln.

Ich hatte das auch überlegt, doch ich bleibe meiner Strategie treu, in diesem Fall nicht in irgendwelche kompliziert verstrickten Beteiligungsgesellschaften zu investieren, sondern in die Gesellschaft, die das operative Geschäft betreibt, das wir bewerten. Ob Sina durch einen Anteilsverkauf oder andere strategische Entscheidungen Weibo benachteiligen könnte, wie es in den Analysen unterstellt wird, oder nicht, brauche ich solange nicht zu beurteilen, bis entsprechende Fakten auf dem Tisch liegen.

Okay, soweit ein ausführliches Update zu Weibo: Ich bleibe dabei und freue mich auf die Zeit nach dem Handelsstreit. Wir haben in Weibo schon häufiger Teilgewinne mitgenommen, zuletzt am 20.3. zu 108,36 Euro. Im Mai haben wir dann viel zu früh zu 97,83 EUR nachgekauft, seither ist unsere Positionsgröße allein durch den Kursverfall deutlich geschrumpft. Ich würde nun die Position wieder auf die vorgesehene Größe von 3% aufstocken.

Bitte kaufen Sie nur mit limitierten Orders, da dieser chinesische Wert hier in Deutschland nicht besonders liquide ist. Als Kauflimit würde ich Kurse zwischen 66,50 bis 67 Euro für sinnvoll erachten.


Cameco
Uranpreis steigt, Cameco in Warteposition

Fr, 24. August um 18:28 Uhr
Zu Cameco gibt es diese Woche keine Neuigkeiten: der Uranpreis setzt seinen Steigflug fort aber Cameco kann davon bislang noch nicht profitieren. Ich warte weiter ab.



07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =3,7%WKN24.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Cameco8820178,97 €-1%14%1,7%C
JD.comA112ST27,20 €-2%-3%1,9%A







En Vogue (≈15%) =13,1%WKN24.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838826,72 €-2%10%3,2%C
WeiboA110V767,64 €4%-30%3,1%B
Deutsche Bank5140009,84 €0%-33%3,8%C
FinTech GroupFTG11129,25 €-1%2%2,9%C







Wachstum (≈30%) =23,4%WKN24.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985186,16 €-1%36%5,1%C
FacebookA1JWVX150,56 €-4%1%7,6%B
BB BiotechA0NFN358,60 €-1%5%7,7%C
TeslaA1CX3T277,41 €-6%15%3,0%B







Dividende (≈25%) = 27,1%WKN24.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051015,40 €-1%-7%6,7%C
FreenetA0Z2ZZ23,76 €-3%-8%8,4%A
Bet-at-HomeA0DNAY62,90 €2%-10%7,6%B
Deutsche Post55520031,40 €3%1%4,3%B







Absicherung (≈20%) =25,1%WKN24.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.282,00 €0%-5%9,6%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU90,10%4%-6%9,2%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,95%0%-4%6,3%C





Cashquote
Σ-Portfolio

0%3%7,7%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%3,7%522%
ZyklischTrump15%13,1%543%
WachstumEnkelkinder30%23,4%447,5%
DividendeUrlaub25%27,1%348%
AbsicherungZins & Gold20%25,1%336,7%
Summe
100%92,3%2017


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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