Heibel-Ticker PLUS 18/35 - Fokus auf Unternehmensanalysen

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31.08.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 35 (31.08.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Fokus auf Unternehmensanalysen
02.So tickt die Börse: SMT Scharf als aktiver Betreiber der Marktbereinigung
 - Nachtrag zu Vita 34
 - SMT Scharf wieder auf die Schiene gesetzt
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Zuversicht trübt sich ein
 -
04.Ausblick: MS Industries solide aufgestellt und agil für die Zukunft
05.Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Cameco, JD.com, Freenet
 - Tesla Motors: Spannende Entwicklungen
 - Cameco: Tempo machen
 - JD.com: Mikro versus Makro
 - Freenet: Sorge um 5G-Lizenzen unbegründet
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Fokus auf Unternehmensanalysen

Liebe Börsenfreunde,

Monatelang haben geopolitische Zwiste die Schlagzeilen dominiert, dabei sind Unternehmensanalysen im Heibel-Ticker fast schon in den Hintergrund getreten. Dabei ist eine gute Analyse die Basis für eine gute Anlageentscheidung. Nach dem Sommer positionieren sich Anleger neu. Ich setze die vor einer Woche begonnene Serie von Einzelanalysen fort und stelle Ihnen im heutigen Heibel-Ticker weitere interessante Unternehmen vor. Die Entscheidung, welche der vorgestellten Unternehmen es in das Heibel-Ticker Portfolio schaffen, werde ich dann je nach geopolitischer Entwicklung treffen.

So schaue ich mir heute im Kapitel 02 SMT Scharf an, der Anbieter von eingleisigen Schienensystemen für den Untertagebau von Kohle. Es liegen einige schwere Jahre hinter dem Unternehmen, doch das Management hat seine Hausaufgaben gemacht. Ich schaue mir an, was geschehen muss, damit die Aktie kräftig ansteigen kann.

Die Stimmung hat sich ein wenig eingetrübt, doch nach den Turbulenzen um die Türkei könnten sich in naher Zukunft auch mal Probleme aus den USA einstellen. In Kapitel 03 schaue ich, wie der deutsche Aktienmarkt auf verschiedene Szenarien reagieren könnte.

Besonders spannend finde ich MS Industries, eine ehemalige Beteiligungsgesellschaft, die aus der Position eines sicheren Bestandsgeschäfts neue Märkte erschließt. In Kapitel 04 schaue ich mir das Bestands- und Zukunftsgeschäft näher an.

Wie immer gibt es eine Reihe von Updates in Kapitel 05. Dort gehe ich im Rahmen eines chinesischen Einzelhändler näher auf die jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten Chinas ein: Internationale Anleger ziehen weiterhin Kapital ab.

In Kapitel 06 habe ich eine Übersicht unseres Heibel-Ticker Portfolios abgebildet.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp180902.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: SMT Scharf als aktiver Betreiber der Marktbereinigung

Es gehört zur Verhandlungstaktik, nicht auf den wirklich wichtigen Kernforderungen herumzureiten. Man wählt sich einen emotionalen Schauplatz, über den man öffentlich streitet, doch hinter den Kulissen geht's dann erst ans Eingemachte. Die Autoindustrie ist für Trump der Schauplatz, doch was ihm wirklich wichtig ist, können wir nur vermuten. Ich vermute, die Pipeline nach Russland ist ihm ein Dorn im Auge, wie auch die Agrarsubventionen und Einfuhrkontingente, mit denen Europa heimische Märkte gezielt vom internationalen Wettbewerb abschottet.

Im Handelsstreit zwischen China und den USA ist es offensichtlich: Es wird nochmals schlimmer, bevor es besser wird. Leider scheint das auch für die Verhandlungen zwischen den USA und der EU zu gelten, obwohl Junker mit einem Waffenstillstand aus Washington nach Hause kam. Der Waffenstillstand gilt offensichtlich nicht für das Wort, und das Wort ist ja bekanntlich schärfer als das Schwert.

NACHTRAG ZU VITA 34
Gestern früh hat Vita 34 Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz ist akquisitionsbedingt um 24,8% angesprungen, Vita 34 hatte vor einem Jahr den Wettbewerber Seracell aus Rostock übernommen und damit den heftigen Preiskampf um Neukunden im deutschsprachigen Raum beendet. Auch auf der Kostenseite konnten deutliche Einsparungen erzielt werden, so dass aus dem Vorjahresverlust nun ein Gewinn wurde.

Die Zahlen bestätigen meine Einschätzung: Kurzfristig sind deutliche Ergebnisverbesserungen bei Vita 34 zu erwarten, was den Kurs noch ein wenig weiter treiben könnte. Langfristig ist das Geschäft jedoch kein Wachstumsmarkt mit zweistelligen Wachstumsraten. Für mich ist das daher zu spekulativ und ich lasse die Finger davon.

SMT SCHARF WIEDER AUF DIE SCHIENE GESETZT

Auf den ersten Blick völlig unsexy ist der Anbieter von Schienensystemen für den Kohlebergbau aus Hamm am Rand des Ruhrpotts. Doch der Kohleausstieg ist lange genug bekannt und SMT Scharf hat dank eines inzwischen weltweiten Vertriebsnetzes wieder ordentliches Wachstum auszuweisen. Zudem ist das Geschäft mit Schinentransportsystemen für den Untertagebau lukrativ und nach dem Neugeschäft sichern lang laufende Wartungsverträge gegen Konjunkturschwankungen ab.

Die Ein-Schienensysteme von SMT Scharf hängen an der Decke. Der Grund dafür ist einfach: Schwere Lasten müssen so nicht erst auf die Schiene gehievt werden, sondern mit einem einfachen Flaschenzug an der Deckenschiene können auch schwere Lasten angehoben und sodann transportiert werden. Zudem stören dann liegengelassene Werkzeuge auf der Strecke nicht, was bei auf dem Boden verlegten Schienen schon mal zu Problemen führen kann. Und wer noch immer nicht überzeugt ist, der sollte wissen, dass auf dem Boden verlegte Schienen unter schwerer Last über die Zeit einsacken und uneben werden. An der Decke montierte Schienen hingegen, die ihr Gewicht über die Wölbung auf die Seitenwände abgeben, bewegen sich nicht.

In Russland hat SMT Scharf im Jahr 2017 41% des Umsatzes erwirtschaftet. Nicht zuletzt wegen der Sanktionen gegen Russland ist das Russland-Geschäft jedoch seit 2015 stark rückläufig. Nicht nur direkte Sanktionen, sondern auch das sich durch die Sanktionen verlangsamende Wachstum in Russland führte zu einem herben Geschäftsverlust.

In der Not suchte das Unternehmen Rettung in China und baute mit Hilfe von Kooperationen dort ein ordentliches Geschäft auf. Im laufenden Jahr tragen die Bemühungen endlich Früchte, der Umsatz in China hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und macht inzwischen 30% des Konzernumsatzes aus.

Doch auch China ist nun im Visier der Geopolitik, denn der Handelsstreit mit den USA droht dort das Wachstum negativ zu beeinflussen. Zudem werden in China viele Minen geschlossen, weil keinerlei Umweltauflagen berücksichtigt wurden.

Wenn ich mir diese Entwicklung vor Augen führe, dann ergibt sich bei mir der Eindruck, dass wir zwar weltweit ordentliches Konjunkturwachstum haben, aber gerade der Rohstoffbereich, bzw. die Länder, die viele Rohstoffe haben, werden ziemlich hart angegangen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Rohstoffpreise wieder stärker anziehen.

Und noch eine Randbemerkung sei mir erlaubt: Bislang können China, Europa und/ oder Russland keine gemeinsame Linie finden, um die protektionistische Politik Trumps aufzubrechen. Das liegt meiner Einschätzung nach daran, dass Trump viele Probleme adressiert, die auch bei anderen als Problem erkannt werden - insbesondere gegenüber China. Doch zu glauben, die USA würden unter dieser protektionistischen Politik stärker leiden als andere Länder, ist ein Irrtum. Die USA sind eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Mir ist eine Übersicht aufgefallen, demzufolge China 400 Erzminen betreibt, Russland 215, Australien 387 und Chile 498. Die USA betreiben mit 826 mit Abstand am meisten Erzminen (Gold, Platin, Kupfer, Nickel, ...) und sind daher relativ zu anderen Industrieländern betrachtet sehr autark.

Nach diversen Rückschlägen ist SMT Scharf also nun einmal mehr mit der Aufgabe konfrontiert, wegbrechende Märkte auszugleichen. Dass dies gelingen kann, hat das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Kürzlich wurde mit RDH ein Unternehmen zugekauft, das bereifte Transportfahrzeuge mit einer breiten Palette von Antriebsarten im Bereich Diesel als auch Batterie anbietet. Zudem bietet das Unternehmen nun Sessellift-Systeme an, mit denen die Arbeiter zum und vom Untertage-Arbeitsplatz transportiert werden können. Und neben Kohleschächten findet man die Schienensysteme inzwischen immer häufiger auch in Nicht-Kohle-Minen (Erze).

Doch derzeit habe ich den Eindruck, dass es gar nicht nötig ist. Für SMT Scharf würde es schon reichen, wenn sich die permanenten Störeinflüsse der Politik vermindern würden. Sowohl mit China als auch mit Russland unterhält Deutschland traditionell gute Handelsbeziehungen, die derzeit in meinen Augen nur vorübergehend belastet sind. Und das anhaltend hohe globale Wirtschaftswachstum - trotz der geopolitischen Krisen - dürfte auch für eine Stabilisierung an den Rohstoffmärkten sorgen, irgendwann müssen die Preise auch mal wieder steigen.

So ist die Aktie von SMT Scharf in meinen Augen eine Wette auf globale Entwicklungen. Sowohl die globale Konjunktur als auch die Geopolitik könnten sich schon bald positiv entwickeln. Doch Vorsicht, wie ich in meinen Ausführungen zu JD.com (Updates) zeige: vorher könnte es nochmals schlimmer werden. Jetzt ist also noch nicht der Zeitpunkt, um aus diesem Grund eine Spekulation einzugehen.

In der Zwischenzeit zeigt sich CEO Hans Joachim Theiß unzufrieden mit dem Working Capital seines Unternehmens: derzeit würden Forderungen zu spät hereingeholt, 62% des Jahresumsatzes stünden durchschnittlich an Zahlungen aus. Er möchte das auf 50% reduzieren, was die Bilanz umgehend aufbessern würde und die durch die RDH-Übernahme entstandene Verschuldung umgehend ausgleichen könnte.

Dadurch möchte Theiß sich finanziellen Spielraum verschaffen, um auch weiterhin gezielte Übernahmen zu tätigen, die auf dem aktuell niedrigen Bewertungsniveau seiner Branche eine inhaltlich gute Ergänzung zum Geschäft darstellen können. Sprich: SMT Scharf ist ein aktiver Teilnehmer im Prozess der Marktbereinigung.

Der Umsatz von 65 Mrd. Euro wird mit einer Marktkapitalisierung von 80 Mio. Euro bewertet. Eine organische Wachstumsrate von rund 7% wird mit einem KGV 2019e von 14 bewertet. Wartungsverträge sichern Konjunkturabschwünge, Neuverträge versprechen Wachstum und eine Rohstoffhausse würde der Aktie Beine machen.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES30.8.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones25.980 1,3%4,6%
DAX12.494 1,0%-3,3%
Nikkei22.870 2,0%0,5%
Shanghai A 2.867 0,5%-17,2%
Euro/US-Dollar1,170,7%-2,8%
Euro/Yen129,490,4%-4,1%
10-Jahres-US-Anleihe2,86%0,040,44
Umlaufrendite Dt0,21%0,04-0,07
Feinunze Gold$1.200 0,9%-7,9%
Fass Brent Öl$77,91 4,3%17,0%
Kupfer6.064 1,6%-15,3%
Baltic Dry Shipping1.661 -4,3%21,6%
Bitcoin6.953 7,3%-50,0%



Im Großen und Ganzen haben sich sämtliche Finanzmärkte in der abgelaufenen Woche recht ordentlich entwickelt. Die Aktienbörsen sind leicht angestiegen, der Euro konnte sich gegenüber dem US-Dollar etwas stabilisieren und auch das Zinsniveau ist wieder leicht angestiegen. Auch auf den Rohstoffmärkten konnten die Temperaturmesser für die aktuelle Wirtschaftsverfassung (Öl +4,3%) für die Konjunkturerwartung (Kupfer +1,6%) als auch für die Absicherung gegen Finanzmarktturbulenzen (Gold +0,9%) zulegen. Selbst dem Bitcoin wird wieder neues Leben eingehaucht.

Einzig der Baltic Dry Verschiffungsindex, der insbesondere durch die kurzfristige Buchung von Ladekapazitäten auf Schüttgut-Schiffen bestimmt wird, musste Federn lassen. Das ist jedoch nach dem kräftigen Anstieg der Vorwochen in Folge der in Aussicht gestellten US-Strafzölle kein Wunder. Chinesen haben sich schnell noch mit US-Produkten eingedeckt und dadurch einen außerordentlichen Preissprung für die Verschiffungskosten erzeugt. Das geht nun wieder zurück.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Zuversicht trübt sich ein

Während der amerikanische Technologieindex Nasdaq ein Allzeithoch nach dem anderen erklimmt und der Dow Jones nur wenige Punkte von seinem Allzeithoch entfernt ist, dümpelt der DAX 9% unter seinem Allzeithoch vor sich hin. Immerhin entwickelte sich im Verlauf dieser Woche zwischenzeitlich Zuversicht, als die EU anbot, sämtliche Autozölle fallen zu lassen. Doch US-Präsident Trump hat schnell klar gemacht, dass es ihm um wesentlich mehr als nur die Autozölle geht. Entsprechend trat zum Ende der Woche wieder Ernüchterung ein, der DAX gab seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder ab.

So hat sich die Stimmung unserer Umfrageteilnehmer auch wieder eingetrübt: 24% (+10%) fürchten schon wieder, dass wir uns in einem Abwärtstrend befinden, nur 11% (+2%) gehen von einem Aufwärtstrend aus. Mit 55% (-8%) bleiben jedoch die meisten Anleger der Meinung, dass der DAX einfach nur seitwärts pendelt.

Einige Anleger hatten sich vor einer Woche mehr erhofft, denn 16% (+6%) geben an, von dieser Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Weitere 31% (-4%) sehen ihre Erwartungen der Vorwoche kaum erfüllt. Dafür geben 47% (-1%) an, dass sich der DAX zum größten Teil im Rahmen ihrer Erwartungen entwickelt habe und 6% (-1%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Es ergibt sich ein Bild der leichten Verunsicherung unter den Anlegern.

Bei den Zukunftserwartungen nimmt die Polarisierung zu: 23% (+7%) fürchten nun für den DAX in drei Monaten fallende Kurse. Der Zulauf von 7% kommt von Anlegern, die zuvor von einer Topbildung aufgegangen waren (-3% auf nur noch 4%). Diese Anleger sehen die Topbildung offensichtlich nun für beendet an und stellen sich auf einen Abwärtsimpuls ein. Zudem haben 4% der Umfrageteilnehmer das Lager derer verlassen, die für den DAX eine lange Seitwärtsbewegung erwarten (nur noch 23%). Auf der anderen Seite erwarten nun 44% (+2%) einen Aufwärtsimpuls. Damit stellen die Optimisten das größte Lager, jedoch erhalten die Pessimisten derzeit mehr Zulauf.

Nur noch 12% (-4%) wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien verkaufen, hingegen sind weiterhin 22% (-1%) gewillt, ihre Aktienpositionen auszubauen. Mit 67% (+4%) sind jedoch wieder mehr Anleger unentschieden über ihre nächsten Aktionen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 2,1 gefallen und zeigt einen abnehmenden Optimismus an. Die Wetten auf steigende Kurse werden langsam geschlossen. Ganz ähnlich verhalten sich auch die Profis, die sich über die Eurex absichern. Das Put/Call-Verhältnis ist angestiegen, es werden wieder mehr Absicherungsgeschäfte getätigt.

In den USA verhalten sich die Profis ganz anders, das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist in der abgelaufenen Woche gefallen und zeigt einen Anstieg der Wetten auf steigende Kurse. Entsprechend ist auch die Investitionsquote der US-Profis um 12% auf 98% gestiegen und lässt damit die übervorsichtige Positionierung der Sommermonate hinter sich.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit 19% einen moderaten Überhang der Bullen an. Kein Wunder, wenn die US-Aktienindizes neue Allzeithochs erklimmen.

Der technische Angst & Gier Index des S&P 500 zeigt mit 73% leichte Gier an. Auch der Short Range Oscillator ist über 4% gesprungen und deutet auf eine kurzfristige Überhitzung am US-Markt. Hier ist also kurzfristig Vorsicht geraten. Eine erste Gegenbewegung an den US-Märkten sehen wir ja schon am heutigen Freitag.

Interpretation



In den USA steigen die Aktienmärkte und so langsam entwickelt sich eine leichte Euphorie, die in der Regel ein Zeichen dafür ist, dass die Rallye zumindest zwischenzeitlich einmal einen Dämpfer erhalten könnte. In Deutschland hingegen ist man sich sicher, das es nicht mit rechten Dingen zugeht, wenn in den USA die Kurse steigen - entsprechend zurückhaltend ist man auch hier in Deutschland gegenüber den DAX-Kandidaten.

Nun ist es leider so, dass wenn der Dow Jones hustet, der DAX einen ausgereiften Schnupfen bekommt. Wenn also in den USA eine fällige Konsolidierung auf hohem Niveau erfolgen sollte, könnte der DAX ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden.

Das Sentiment hier in Deutschland spricht eher für steigende Kurse, denn die meisten Anlegergruppen haben sich schon wieder vorsichtig positioniert oder sogar gegen fallende Kurse abgesichert. In der Regel dient ein solches Stimmungsbild als Unterstützung, ein heftiger Ausverkauf ist da eher unwahrscheinlich. Eher schon könnten die Kurse steigen, wenn in den USA nichts Negatives passiert.

Natürlich sind die Währungskrisen, die derzeit in einer Reihe von Schwellenländern, allen voran der Türkei, heraufziehen, eine Gefahr für den Exportweltmeister Deutschland. Doch nicht nur Sanktionen können Schwellenländer belasten, der feste US-Dollar macht die Zinslast hoch verschuldeter Schwellenländer teurer und drückt dadurch auf die Konjunktur.

Ich habe derzeit die US-Dollarentwicklung als größten Einflussfaktor für die Aktienmarktentwicklung ausgemacht. Es wird sich lohnen, den US-Dollar im Blick zu behalten. Steigt der US-Dollar, so belastet das insbesondere die Schwellenländer. Fällt der US-Dollar hingegen, so könnten wir eine Entspannung an den Aktienmärkten sehen.







04. Ausblick: MS Industries solide aufgestellt und agil für die Zukunft


Das Münchener Industrieunternehmen erwuchs einer Beteiligungsgesellschaft, die sich vor rund 10 Jahren auf ihre zwei stärksten Standbeine konzentriert hat: Powertrain und Ultraschallschweißen.

Unter Powertrain versteht man die Antriebstechnologie bei Fahrzeugen. MS Industries liefert wichtige Teile für den Weltmotor von Daimler, mit dem weltweit rund 200.000 LKWs ausgestattet werden. Dieser Geschäftszweig macht derzeit zwei Drittel des Konzernumsatzes aus.

Ultraschallschweißen verwendet man bei Materialien, die nicht unter Hitze zusammengeschweißt werden können, weil sie sich dabei zu stark verformen oder weil dabei ungewollte chemische Reaktionen ausgelöst werden. Viele Kunststoffteile in Autos, aber auch Gardena-Gartenschläuche und viele Plastik-Gartengeräte werden so aus zwei Hälften zu einem Stück verbunden. Mit individuell konzipierten Maschinen für Kunden wird ein Drittel des Konzernumsatzes erzielt.

Die Hälfte des Umsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, MS industries ist dennoch weltweit mit Vertriebs-, Forschungs- und Produktionsstandorten vertreten.

Das Management ist erfrischend umtriebig und präsentierte auf dem Hamburger Investorentag neue Produkte für beide Geschäftsbereiche. So wurde beispielsweise eine Elektro-Ameise (A-N.T.) entwickelt, ein Rad mit drei Rädern und einer verhältnismäßig großen Transportfläche. Briefzusteller können das Rad mit bis zu 160 Kg beladen. Die A-N.T. wurde gemeinsam mit ZEG entwickelt.

Im Bereich des Ultraschallschweißens hat MS Industries in den vergangenen Jahren nun erstmals eine Serienmaschine entwickelt, die für ein breites Anwendungsspektrum genutzt werden kann. Neben dem Automobilmarkt und Gartengeräten werden hier als Beispiel auch Baby-Schnuller genannt, für die besondere Eigenschaften hinsichtlich der Wärmebeständigkeit erforderlich sind. Aber auch medizinische Geräte wie Spritzen lassen sich mit der Serienmaschine zusammenschweißen.

MS Industries ist also ein Automobilzulieferer, der sein Knowhow nun in andere Märkte transportieren möchte, um stärker zu wachsen und sich ein wenig unabhängiger von den Konjunkturzyklen der Autoindustrie zu machen.

80 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von nur 100 Mio. Euro bewertet. Rund 13% Umsatz- und Gewinnwachstum werden mit einem KGV 2019e von 10 belegt. Zudem bietet die Aktie aktuell eine Dividendenrendite von 3%. Die Verschuldung ist niedrig.

Im Gespräch auf dem Hamburger Investorentag deutete CEO Dr. Aufschnaiter (nomen hoffentlich non est omen) an, dass im Bereich der Ultraschallschweißgeräte einige Aufträge hinausgezögert wurden, so dass für das zweite Halbjahr schon jetzt ein ordentlich kräftiger Umsatzanstieg zu erwarten sei. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn das Unternehmen seine eigene, aus meiner Sicht konservative Prognose übertreffen kann.

Somit stellt sich MS Industries für mich als solides Unternehmen dar, ein Maschinenbauer für die Autoindustrie, der auf der Basis einer stabilen Auftragslage nach neuen Geschäftsfeldern sucht. Geld für eine Expansion ist vorhanden, das Management macht einen agilen Eindruck und so kann ich mir durchaus vorstellen, dass diese Aktie in den kommenden Monaten auf ein deutlich höheres KGV klettern wird.



05. Update beobachteter Werte: Tesla Motors, Cameco, JD.com, Freenet

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Tesla Motors
Spannende Entwicklungen

Fr, 31. August um 12:37 Uhr
"Elon Musk gehört ins Krankenhaus", schrieb ich vor 10 Tagen, nachdem Musk unter Tränen einem Journalisten der New York Times sein Herz ausgeschüttet hatte und vom schlimmsten Jahr in seinem Leben sprach. Ein Gründer und CEO, der gegen den Widerstand der weltweiten Autoindustrie, Presse, Politik und Bevölkerung eine elektrische Revolution durchziehen soll, darf solche Schwächen nicht in die Öffentlichkeit tragen.

Am Freitag Abend hat nun Tesla die offizielle Meldung veröffentlicht, dass keine Privatisierung angestrebt werde. Damit ist die Ankündigung von Elon Musk vom 5. August vom Tisch und der Vorwurf gegenüber Musk, seine Ankündigung war nicht mit ausreichend Kapitalzusagen unterlegt, erhält Nahrung. Ein SEC-Verfahren gegen Musk läuft. Mit seiner Ankündigung hat Musk kurzzeitig den Kurs der Tesla-Aktien kräftig nach oben geschraubt, inzwischen hat die Aktie jedoch 20% abgegeben.

Aus der offiziellen Meldung entnehme ich, dass Elon Musk von seinem Aufsichtsrat (Board) zurückgepfiffen wurde. Der Aufsichtsrat hatte mit Musk bereits am Donnerstag gesprochen und bis Freitag Abend hielt sich Musk mit entsprechenden Tweets zurück. Es macht den Anschein, als habe es da richtig gerappelt und Musk ist jetzt etwas vorsichtiger.

Doch ungeachtet dessen, dass die Geschichte der Privatisierung nun Geschichte ist und das nachlaufende SEC-Verfahren gegen Musk zwar teuer, aber nicht existenziell ist, hat die ganze Sache doch die Fähigkeit Musks relativiert. Und so ist es nun fraglich, ob Musk weiterhin die Strahlkraft hat, Investoren von seinem Unternehmen zu überzeugen, damit die Finanzierung stabil bleibt, oder nicht.

Denn ein fallender Aktienkurs, etwas worauf unzählige Shortseller schon seit langem spekulieren, würde die Möglichkeiten Musks, die nächsten Investitionen zu finanzieren, in Frage stellen: Der E-Truck Semi, das Model Y, der nächste Roadster, ... Träume gibt es genug im Hause Tesla. Doch Musk muss sich nun das Vertrauen seiner Anleger zurück erarbeiten.

Ich halte mich daher mit dem avisierten Nachkaufen der Tesla-Aktie noch zurück und schwanke - ehrlich gesagt - auch mitunter zu Überlegungen, die Position aufzulösen. Ein Unternehmen, dessen Wert zu einem großen Teil an der "Genialität" seines Gründers und CEOs bemessen wird, darf diesen CEO nicht verlieren. Doch genau das ist derzeit eine ernstzunehmende Gefahr.

Grundsätzlich gilt: Wenn Musk seine Träume umsetzen kann, dann wird die Aktie noch deutlich höher steigen. Immerhin hat er inzwischen die wöchentliche Schlagzahl von 5.000 Model 3 bei der Produktion erreicht und vielleicht wird Tesla noch im vierten Quartal des laufenden Jahres, oder im ersten des nächsten Jahres erstmals profitabel.

Scheitert er, dann wird die Aktie allerdings keinen Boden finden.

Aktuell notiert die Aktie bei 272 Euro. Unsere Position ist noch gut im Plus und ich überlege, wie viel von diesem Plus ich noch zu riskieren bereit bin. Ich bleibe bei Tesla also am Ball.


Cameco
Tempo machen

Fr, 31. August um 12:30 Uhr
Cameco macht Tempo bei der Konsolidierung (das Wort kann man für so ziemlich alles verwenden) des Uranmarktes. In den vergangenen Jahren ist das Uranangebot angestiegen, die Nachfrage hat jedoch nicht schnell genug mitgehalten. Das Überangebot an Uran hat den Uranpreis einbrechen lassen.

Dank sehr lang laufender Verträge (häufig über 10 Jahre) und einer Quote von 60 : 40 für Rahmenverträge bei Cameco (60% der Uranproduktion wird in lang laufenden Rahmenverträgen frühzeitig verkauft) macht sich der Preisverfall nur sukzessive und sehr spät bei Cameco bemerkbar.

Als Marktführer hat Cameco dadurch Zeit, rechtzeitig das Angebot zu verknappen, um für Neuverhandlungen von lang laufenden Rahmenverträgen einen ordentlichen Uranpreis zu erzielen. In eine Analyse eines US-Analysten wird nun berichtet, ein großer Teil der Rahmenverträge von Cameco laufe im Jahr 2020 ab. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte sich der Uranpreis also wieder erholt haben, damit Cameco auch für die kommenden 10 Jahre wieder ordentliche Preise einloggen kann.

Vor diesem Hintergrund ist somit das Pausieren des Uranabbaus in der McArthur Mine, der weltweit größten Uranmine, zu sehen. Im ersten Halbjahr 2017 hat Cameco noch 13,8 Mio. Pfund Uran abgebaut, im ersten Halbjahr 2018 waren es gerade mal 5,3 Mio. Pfund. Lieferverpflichtungen wurden aus dem Lagerbestand erfüllt, so dass der Absatz im ersten Halbjahr 2018 bei 11,8 Mio. Pfund lag, also etwa auf dem gleichen Niveau vom ersten Halbjahr 2017 (11,9 Mio. Pfund). Der Umsatz hingegen ist im gleichen Zeitraum aufgrund des niedrigeren Uranpreises um 10% auf 773 Mio. Can$ gefallen.

Der Gewinn ist um 36% auf 96 Mio. Can$ eingebrochen, da jedoch ein großer Minenbetrieb stillgelegt wurde, fiel der Kapitaleinsatz, so dass der operative Cashflow um 172% auf 332 Mio. Can$ ansprang.

Soweit ein paar Zahlen. Es bleibt jedoch dabei: Das Uran wird nach der Stilllegung einiger Minen nicht nur durch Cameco, sondern auch in Kasachstan, langsam knapp und der Uranpreis erholt sich endlich.

Eine Analyse unterstellt Cameco, dass durch lang laufende Rahmenverträge ein möglicher Uranpreisanstieg nur zu einem kleinen Teil mitgenommen werden kann. Das sehe ich anders. Zum einen laufen tatsächlich um das Jahr 2020 herum viele Rahmenverträge aus, so dass zu diesem Zeitpunkt bei bis dahin hoffentlich höherem Uranpreis ordentliche Preise realisiert werden können. Zum anderen werden derzeit weiterhin nur 60% der Produktion durch langfristige Rahmenverträge abgesichert, doch die Produktion ist drastisch reduziert.

Wenn also zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Uranpreis wieder ein aus Cameco-Sicht ordentliches Preisniveau erreicht hat, die Produktion wieder aufgenommen wird, dann wird Cameco überproportional viele Neuverträge abschließen und somit eben doch überproportional vom höheren Preisniveau profitieren.

All dies gilt lediglich als Hintergrundwissen, damit wir die aktuelle Durststrecke in der Aktienkursbewegung aushalten.


JD.com
Mikro versus Makro

Fr, 31. August um 12:33 Uhr
Wenn ich mir die Geschäftsentwicklung von JD.com anschaue, bleibt mein Urteil klar: Die Aktie ist kolossal billig. Das Umsatzwachstum von 25-30% p.a. wird mit einem KGV 2019e von inzwischen nur noch 34 bewertet. Aus der "Mikro"-Betrachtung ist also noch reichlich Luft nach oben.

Wenn ich mir allerdings die Makro-Szenerie vor Augen führe, wird mir recht mulmig. Wir befinden uns mitten im Handelsstreit zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump wird weltweit gescholten für seine vermeintlich protektionistische Linie. Sie als Leser des Heibel-Ticker wissen, dass meiner Einschätzung nach Donald Trump die Liberalisierung der Märkte zum Ziel hat, den freien Handel. Doch es ist ein Ritt auf der Rasierklinge und die provokative Vorgehensweise und das rüpelhafte Verhalten des US-Präsidenten erzeugt so viel Widerstand, dass ich mir nicht sicher sein kann, ob Trump sein Ziel erreichen wird, oder aber die Welt ins Chaos stürzt. Als grenzenloser Optimist bin ich jedoch weiterhin zuversichtlich.

Dennoch habe ich mir Gedanken über die möglichen nächsten Schritte auf der Eskalationsleiter gemacht. Denn nach wie vor sieht es für mich nicht so aus, als würde China schon bald einlenken, im Gegenteil. So langsam wird ersichtlich, dass China auf Zeit spielt und hofft, dass Trump nach den im November stattfindenden Midterm-Wahlen an Macht in Washington verliert oder spätestens nach Ablauf seiner ersten Amtszeit nicht wiedergewählt wird. Trump muss also das Tempo erhöhen, wenn er etwas erreichen möchte. Was könnte das sein?

Für mich ist es inzwischen klar, dass sämtliche chinesischen Produkte, die in die USA geliefert werden, mit drakonischen Zöllen belegt werden. Dieses Szenario ist auch bereits an den Aktienbörsen eingepreist.

Um das Ganze zu steigern, könnte Trump noch zum Boykott chinesischer Produkte aufrufen. Seine Anhänger würden diesem Aufruf sicherlich gerne folgen, auch wenn das ihr Portemonnaie belastet.

Zudem könnte Trump sich die New York Stock Exchange und die Nasdaq anschauen und feststellen, dass chinesische Firmen Milliardenbeträge einsammeln. Auch diesem Treiben könnte er ein Ende setzen, die Chinesen also vom Zugang zum weltweit liquidesten Finanzmarkt abschneiden.

Und natürlich könnte er wieder Kriegsmanöver vor der Nordkoreanischen Küste, oder vielleicht sogar vor dem ewigen Zankapfel Taiwan, stattfinden lassen. Denn auch der Friedensprozess mit Nordkorea ist ins Stocken geraten, Trump beschuldigt China, weiterhin Geld, Nahrungsmittel und Industriegüter nach Nordkorea zu liefern, obwohl dies gegen die Vereinbarung verstößt.

Wir befinden uns nun also in der Situation, die von vielen China-Kennern in Aussicht gestellt wurde: China hat viele vollmundige Versprechen gemacht, umgesetzt werden die Versprechen jedoch nicht. Wenn Trump hier das Tempo anzieht, könnte es nochmal turbulent an den Finanzmärkten werden.

Ein zweiter Makro-Effekt spielt gegen JD.com: der feste US-Dollar und das steigende Zinsniveau in den USA. Viele internationale Anleger ziehen ihr Kapital aus China ab und investieren es lieber in den USA, ich habe dies am vergangenen Freitag ausführlich dargelegt. Nun scheint sich die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen in den USA erstmal nicht mehr zu beschleunigen, vielleicht gibt es ja sogar eine Verschnaufpause seitens Jay Powell. Das würde den chinesischen Aktien helfen. Doch aktuell zeigt sich das noch nicht in der Kursentwicklung von JD.com.

Vorerst warte ich noch ab, wie sich dieses Theater weiter entwickelt.


Freenet
Sorge um 5G-Lizenzen unbegründet

Fr, 31. August um 16:38 Uhr
Es mehren sich die sorgenvollen Nachfragen von Ihnen, liebe Kunden, ob denn Freenet unter dem Streit leiden könnte, der sich derzeit zwischen United Internet CEO Ralf Dommermuth und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer abspielt. Es steht die Befürchtung im Raum, Scheuer habe den Erwerbern der künftigen 5G-Lizenzen nicht die Verpflichtung abgerungen, ihre 5G-Netze auch Drittanbietern wie United Internet (1&1) oder Freenet zu öffnen. Wenn das stimmt, so die Befürchtung, dann wird das Geschäftsmodell von Freenet vielleicht in wenigen Wochen schon hinfällig.

Was ist dran, an dieser Befürchtung? Nun, wie so häufig, ziemlich wenig. Um diesen Streit zu verstehen, müssen Sie wissen, dass Dommermuth ebenfalls eine 5G-Lizenz erwerben möchte. 1&1 könnte also neben der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica (O2) ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland aufbauen.

Doch der Aufbau eines solchen Netzes dauert Zeit und kostet Geld. Für eine Finanzierung dieses Abenteuers braucht Dommermuth verlässliche Zahlen. Er braucht in der Übergangszeit, in der das neue 5G-Netz aufgebaut werden soll - es dürfte viele Jahre dauern - eine verlässliche Kalkulationsgrundlage für die Netzkapazitäten, die er bei den bestehenden Netzbetreibern zukauft. Doch diese Sicherheit gibt es nicht, wenn die anderen Netzbetreiber nicht gesetzlich verpflichtet werden, ihre Netze Dritten zu öffnen. Schlimmstenfalls könnten sie Dommermuth aussperren oder mit Wucherpreisen schädigen.

Das ist die Situation, die bereits heute besteht. Das LTE-Netz (4G) wurde von den drei obigen Netzbetreibern aufgebaut, eine Verpflichtung, Drittanbieter darauf zuzulassen, gibt es nicht. Doch Freenet und 1&1 sind weniger Wettbewerber als vielmehr willkommene Lückenfüller. Die ausgebauten Kapazitäten werden von den eigenen Kunden bei weitem nicht genutzt und da ist eine Finanzierungshilfe seitens Drittanbietern sehr willkommen. Man kann sich da frei auf irgendwelche Preise einigen, die den Drittanbietern ihre Geschäftsbasis sichert und den Netzbetreibern die Finanzierung erleichtert.

Ein potentieller Wettbewerber hingegen würde diese freien Kapazitäten vermutlich nicht zu so günstigen Preisen erhalten. Die Angst von Ralf Dommermuth ist meiner Einschätzung nach durchaus berechtigt, er könnte ausgesperrt werden.

Freenet hat keine Ambitionen, ein eigenes Netz aufzubauen. Freenet bleibt der kleine, flexible Lückenfüller und wird auch in der Zukunft als ein solcher bei den Netzbetreibern gern gesehen sein. Die Befürchtung, Freenet könnte nach der Lizenzvergabe der 5G-Netze seine Geschäftsgrundlage verlieren, ist aus meiner Sicht unberechtigt. Wenn überhaupt würde Freenet der Lieblingskunde werden, während 1&1 zum Wettbewerber mutiert. Die Entwicklung wäre vielleicht sogar vorteilhaft für Freenet.

Im September und November gibt es Gespräche zu diesem Thema. Ich habe keine Ahnung, mit welchen Vorschlägen Dommermuth kommen wird. Es ist Bewegung drin im Markt und gegebenenfalls fällt den Akteuren ein Vorschlag ein, der gerade Freenet benachteiligt. Konzeptionell kann ich mir das zwar schwer vorstellen, aber Anleger sind wie ein scheues Reh und wenn sich was regt, ergreifen sie die Flucht. Im Mobilfunkmarkt regt sich was und wir wissen noch nicht, was es ist.

Daher: Versprechen kann ich Ihnen nichts, aber es fällt mir schwer, einen für Freenet negativen Ausgang der Gespräche zu konstruieren. Entsprechend bleiben wir mit unserer Position dabei. Ich gehe davon aus, dass die Aktie von Freenet im Kielwasser dieser Befürchtungen eingebrochen ist. Entsprechend dürfte die Aktie wieder anziehen, wenn sich diese Befürchtungen als unbegründet herausstellen.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =3,7%WKN30.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Cameco8820178,97 €0%14%1,8%C
JD.comA112ST26,66 €-2%-5%1,9%A







En Vogue (≈15%) =12,9%WKN30.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838826,59 €0%9%3,2%C
WeiboA110V764,40 €-5%-33%3,0%B
Deutsche Bank5140009,81 €0%-33%3,8%C
FinTech GroupFTG11128,70 €-2%0%2,9%C







Wachstum (≈30%) =23,7%WKN30.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985192,36 €3%41%5,3%C
FacebookA1JWVX153,22 €2%3%7,8%B
BB BiotechA0NFN359,70 €2%7%7,9%C
TeslaA1CX3T257,43 €-7%7%2,8%B







Dividende (≈25%) = 26,7%WKN30.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051015,50 €1%-6%6,8%C
FreenetA0Z2ZZ22,89 €-4%-11%8,2%A
Bet-at-HomeA0DNAY60,70 €-3%-13%7,4%B
Deutsche Post55520031,64 €1%2%4,3%B







Absicherung (≈20%) =25,3%WKN30.8.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.281,00 €0%-5%9,6%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU91,00%1%-5%9,3%B
Nokia-AnleiheA0T9L2107,00%1%-3%6,4%C





Cashquote
Σ-Portfolio

0%2%7,7%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%3,7%522%
ZyklischTrump15%12,9%543%
WachstumEnkelkinder30%23,7%447,5%
DividendeUrlaub25%26,7%348%
AbsicherungZins & Gold20%25,3%336,7%
Summe
100%92,3%2017


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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