Heibel-Ticker PLUS 18/44 - Hoffnung gießt in Sturmnacht Morgenröte

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02.11.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 44 (02.11.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Aktienmarktrallye von 5,4% lässt auf Korrekturende hoffen
02.So tickt die Börse: Hoffnung gießt in Sturmnacht Morgenröte
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Herbstdepression ist verflogen
 -
04.Ausblick: Nachrichten der kommenden Wochen
05.Update beobachteter Werte: bet-at-home, Deutsche Bank, Facebook, Apple, Wheaton Precious Metals
 - bet-at-home: Teilverkauf über 58,50 EUR
 - Deutsche Bank: Neuer Großaktionär macht Hoffnung
 - Facebook: Solide Bilanz & gutes Geschäft durch teure Problemlösungen belastet
 - Apple: Q-Zahlen so schön, schöner geht's nicht: Verkaufen
 - Wheaton Precious Metals: Edelmetalle halten sich stabil
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Aktienmarktrallye von 5,4% lässt auf Korrekturende hoffen

Liebe Börsenfreunde,

Einmal mehr zeigt sich, dass allein Hoffnung schon ausreicht, um eine fulminante Rallye loszutreten. Im heutigen Kapitel 02 zeige ich, dass es in den Brexit-Verhandlungen, im Handelsstreit zwischen China und den USA sowie für die vermeintlich zu vielen Zinserhöhungen durch den US-Notenbankchef Powell noch keine Lösungen gibt, aber erste Anzeichen der Entspannung. Hoffnung. Wir werden in den kommenden Wochen beobachten müssen, ob die Hoffnung gerechtfertigt ist, oder verpufft.

Doch die Hoffnung allein hat auch bei den Anlegern schon für eine Aufhellung der Stimmung gesorgt. In Kapitel 03 analysiere ich, ob daraus abzuleiten ist, dass wir den Boden gesehen haben, oder ob es sich nur um eine Zwischenerholung handelt. Soviel vorab: der Boden ist brüchig.

Somit schaue ich in Kapitel 04 auf die zu erwartenden Meldungen der kommenden Wochen: Zwischenwahlen in den USA, Verhandlungen mit China, mit den Briten, Konjunkturdaten für die US-Wirtschaft, ... ich habe so eine Vorstellung, welche Meldungen wir erwarten dürfen und wie diese Meldungen vermutlich aufgenommen werden.

Wie immer gibt es in Kapitel 05 eine Reihe von Updates zu unseren offenen Positionen. Eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio finden Sie in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp181104.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Hoffnung gießt in Sturmnacht Morgenröte

"Erwarten Sie, dass ich rede?" fragt James Bond, als er festgeschnallt auf einem Stahltisch aufwacht und sieht, wie ein gigantischer Laser sich anschickt, ihn zweizuteilen. Gerd Fröbe, in seiner Paraderolle als Goldfinger, antwortet: "Nein, Mister Bond, ich erwarte, dass Sie sterben".

Goldfinger
Abbildung 1: "Ich erwarte, dass Sie sterben"


So kommt mir die Haltung der USA gegenüber China vor, wenn ich mir die Rede von Mike Pence (https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-vice-president-pence-administrations-policy-toward-china/) in Erinnerung rufe. Ich bin vor einer Woche bereits darauf eingegangen. US-Präsident Donald Trump hat mit seiner Rhetorik in den vergangenen Wochen keinen Ausweg für China gelassen, er zeigte einen Eskalationspfad auf, der tatsächlich in einem Krieg enden könnte. Entsprechend belastend war diese Haltung für die Finanzmärkte.

Und nun, ganz plötzlich, nach einem "langen" Telefonat zwischen Trump und Xi soll plötzlich eine Lösung für all die aufgezählten Probleme in greifbarer Nähe sein? Hmm, an den Finanzmärkten wird diese Meldung bejubelt. Das wichtigste Argument der Bären ist damit vorerst vom Tisch. Ende November soll in Argentinien ein neues Handelsabkommen zwischen China und den USA ausgehandelt werden.

Damit wir wissen, worüber wir reden, habe ich mal ein paar Zahlen gesammelt: Die Unternehmenssteuerreform von Trump spült bei US-Unternehmen jährlich 200 Mrd. USD zusätzlich in die Kassen. Bei einem US-BIP von 20 Bio. USD gehen Volkswirte davon aus, dass dies zu einem Wachstumsschub von 0,4% führt, also 80 Mrd. USD pro Jahr.

Wenn Trump, wie angedroht, seine Strafzölle auf sämtliche Importe aus China legt und von aktuell 10% auf die angedrohten 25% erhöht, dann würde das die US-Wirtschaft zusätzlich 125 Mrd. USD p.a. kosten. Der obige Steuereffekt wäre damit ausradiert.

Die Verabschiedung der US-Unternehmenssteuerreform führte zu einem Lauf des Dow Jones von 23.270 auf 26.616 Punkte (+14%). Nun ist der Dow Jones wieder auf 24.442 Punkte zurückgekommen. Verständlich, oder?

Der Handelsstreit hat bereits Spuren hinterlassen. Vor einem Jahr hatten zu diesem Zeitpunkt der Q3-Berichtssaison 67% der Unternehmen höhere Umsätze berichtet als zuvor erwartet. Dieses Jahr sind es nur noch 59%. Doch vor einem Jahr wiesen 76% höhere Gewinne aus als von Analysten erwartet. Dieses Jahr sind es 77%.

Ich würde aus diesen Zahlen ableiten, dass die Zölle weniger auf den Unternehmensgewinn durchschlagen als vielmehr auf den Umsatz. Unternehmen geben also die Zölle eins zu eins an die Kunden weiter und arrangieren sich mit nachteiligen Folgen für die Absatz- bzw. Umsatzentwicklung.

Nur neun Minuten vor Trumps Tweet, in dem er sein "langes und sehr gutes Gespräch mit Xi Jinping über Handelsbeziehungen" bekannt machte, wurde der US-Einkaufsmanagerindex veröffentlicht. Mit 57,7 blieb der Wert hinter den erwarteten 59 zurück und zeigt eine abnehmende Zuversicht der amerikanischen Einkäufer in die künftige Wirtschaftsentwicklung. Schlechte Konjunkturdaten sind in Zeiten befürchteter Zinserhöhungen durch die Fed gute Nachrichten für die Finanzmärkte. Denn der schwache Einkaufsmanagerindex wird Fed-Chef Jay Powell zum Nachdenken bringen: vielleicht haben die bislang acht Zinserhöhungen bereits ihre Aufgabe erledigt und ein Überhitzen der US-Konjunktur kann verhindert werden. Dann wären die weiteren vier in Aussicht gestellten Zinserhöhungen vielleicht zu viel.

Die Notwendigkeit von vier weiteren Zinsanhebungen wird weiter in Frage gestellt durch den rückläufigen Ölpreis. Wir erinnern uns: Der Ölpreis hat einen ziemlich großen Einfluss auf die Inflationsentwicklung. Mag sein, dass Saudi Arabien aufgrund der Khashoggi-Affäre den Markt mit billigem Öl flutet, es erfüllt aber den Zweck der Senkung der Inflationsrate. Auch das wird Powell zur Kenntnis nehmen.

Aus den Brexit-Verhandlungen erreichte uns die Meldung, dass die EU einen Kompromiss für die Irland-Problematik auf den Weg gebracht habe. Die Behandlung Irlands ist einer der größten Streitpunkte: Irland wird in der EU bleiben, Nordirland jedoch gehört zu Großbritannien und wird somit ausscheiden. Dennoch fürchten die Briten nichts mehr als Zollschranken zwischen Irland und Nordirland. Auch jede Zollvereinbarung für den Warenverkehr zwischen Irland inkl. Nordirland und Großbritannien läuft den Traumvorstellungen der Briten zuwider. Die EU hat nun eine "lockere" Lösung vorgeschlagen, Details sind aber noch nicht bekannt.

Und in Deutschland wurde diese Woche das Ende der Merkel-Ära eingeläutet. Endlich. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass wir hier in Deutschland die Amtszeiten eines Kanzlers auf maximal zwei beschränken sollten, um in zügigem Wechsel unterschiedliche Schwerpunkte in der Politik zuzulassen.

Hocherfreut war ich natürlich von Friedrich Merz, der nach Jahren der Abstinenz den Kontakt zur Politik offensichtlich nicht verloren hat. Mag sein, dass vor 14 Jahren nach dem konservativen SPD-Politiker Schröder ein konservativer CDU-Politiker nicht den gewünschten Wechsel der Schwerpunkte herbeigeführt hätte. Doch nachdem die CDU inzwischen so weit nach links gerückt ist, dass die SPD keine Wähler mehr findet und die AFD in Hessen bereits 13% erzielt, ist ein konservativer Parteichef für die CDU heute meines Erachtens eine gute Lösung. Na, und dass die Finanzmärkte den marktliberalen Merz gut finden, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.

Also: Handelsstreit beigelegt? Zinserhöhungen nicht notwendig? Brexit-Lösung in Sicht? Deutsche Lethargie beendet? Keines dieser Probleme ist gelöst, doch erfahrungsgemäß stehen die Aktienbörsen auf Rekordniveaus, wenn die "Lösungen" bekannt werden. Diese Woche wurde eine ganze Menge Hoffnung versprüht und entsprechend begannen die Börsen zu laufen. In Kapitel 04 analysiere ich, ob wir damit die Korrektur beendet haben, oder ob wir nur eine Zwischenerholung sehen.

Schauen wir nun zunächst auf die Wochenveränderung der wichtigsten Indizes:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES1.11.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones25.381 1,6%2,2%
DAX11.469 1,4%-11,2%
Nikkei22.244 4,7%-2,3%
Shanghai A 2.729 0,1%-21,2%
Euro/US-Dollar1,140,5%-4,8%
Euro/Yen129,081,2%-4,4%
10-Jahres-US-Anleihe3,14%0,010,72
Umlaufrendite Dt0,25%0,01-0,03
Feinunze Gold$1.231 -0,1%-5,5%
Fass Brent Öl$72,78 -5,3%9,3%
Kupfer6.072 -2,3%-15,1%
Baltic Dry Shipping1.470 -3,0%7,6%
Bitcoin6.361 -1,1%-54,2%



Der Wochenvergleich gibt nicht das ganze Bild der Wochenentwicklung wider. So brachen die Aktienmärkte Freitag letzter Woche noch kräftig ein, während heute die kräftige Erholung fortgesetzt wird. Somit gibt das Wochenplus von 1,4% für den Zeitraum von Donnerstag bis Donnerstag die heftigen Schwankungen kaum wider.

Das heutige Hoch im DAX liegt um 5,4% höher als das Tief im DAX vor einer Woche. Mit einem Hoch bei 11.658 Punkten wurde die Mitte Oktober im Abwärtsrausch entstandene Kurslücke zwar geschlossen, aber die wichtigen 11.800 Punkte, die zuvor für viele Monate als Unterstützung fungierte, wurden noch nicht wieder erreicht. Es bleibt also spannend.

Ähnliche Entwicklungen gab es in den USA und in Japan. Auch China konnte sich ordentlich erholen. Flankierend zu der guten Laune zum Handelsstreit, die von Trump verbreitet wurde, kündigte China ein Programm mit 300 Mrd. USD Volumen an, mit dem negative Auswirkungen des Handelsstreits aufgefangen werden sollen.

Der Euro ist kräftig angestiegen (+0,5%). Zum einen hat wohl die Brexit-Phantasie den Euro unterstützt, zum anderen auch der sich anbahnende Wechsel in Deutschland.

Auch an den Zinsmärkten war eine Entspannung zu beobachten, der Sichere Hafen der Anleihen wurde weniger nachgefragt und das Zinsniveau konnte ein wenig ansteigen (+0,01%punkte).

Insbesondere der Ölpreis ist kräftig zurückgekommen (-5,3%), ich habe weiter oben über den Hintergrund spekuliert. Aber auch Kupfer und die Verschiffungskosten sind rückläufig, was den Inflationsdruck weiter mindert.

Schauen wir nun einmal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Herbstdepression ist verflogen

Die Herbstdepression schlug vor einer Woche mächtig auf's Gemüt der Anleger. Im Sinne der Sentiment-Theorie war ein weiterer Ausverkauf unwahrscheinlich, vielmehr war mit einer Gegenbewegung zu rechnen. Entsprechend bezeichnete ich das Kursniveau vor einer Woche als "Kaufkurse". Schauen wir mal, wie sich die Rallye im DAX bei den Anlegern niedergeschlagen hat.

Einen Abwärtsimpuls im DAX sehen heute nur noch 25% (-45%) unserer Umfrageteilnehmer, stattdessen ist das Lager derer, die eine Seitwärtsbewegung erkennen wollen, um 18% auf 25% angewachsen und ebenfalls 25% (+23%) gehen schon wieder von einem Aufwärtsimpuls aus. Jeweils ein Viertel geht also von einer Abwärts, Seitwärts- und Aufwärtsbewegung aus. Na, wenn das keine neutrale Stimmung ist.

Und entsprechend der positiven Vorzeichen am Aktienmarkt behaupten nun schon wieder 44% (+18%), diese Rallye zum größten Teil erwartet zu haben, weitere 10% (-2%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Kaum erfüllt sehen 33% (-11%) ihre Erwartungen und 13% (-26%) geben an, von der Rallye auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Die Verunsicherung unter den Anlegern ist damit zu einem großen Teil verflogen.

Für den DAX in drei Monaten erwarten 35% (+3%) steigende Kurse und weitere 27% (-1%) eine Seitwärtsbewegung. Aber weiterhin fürchten 24% (+3%) einen Abwärtsimpuls. Damit bleibt der Zukunftsoptimismus verhalten.

Dennoch wollen 27% (+1%) ihr Aktienengagement in den kommenden zwei Wochen vergrößern, wohingegen nur 14% (-2%) Aktien verkaufen wollen. Vorerst unentschlossen sind 59% (+1%).

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt eine gestiegene Risikofreude an, Privatanleger sind überwiegend Long-Positionen eingegangen. Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit 3% eine ziemlich neutrale Verfassung an. Den Optimismus ihrer deutschen Pendants teilen die US-Privatanleger also nicht.

Die deutschen Anlage-Profis hingegen, die sich über die Eurex absichern, haben in die steigenden Kurse dieser Woche ihre Absicherungen vergrößert, das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,8 gestiegen (Durchschnitt 1,5) und zeigt somit eine gestiegene Absicherungsneigung an. Die US-Profis tun es ihren deutschen Kollegen gleich, auch das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist deutlich angestiegen.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist mit 61% zwar um 10% gegenüber der Vorwoche angesprungen, notiert aber weiterhin auf einem extrem niedrigen Niveau. Da ist noch eine Menge Kapitel an der Seitenlinie, das zu gegebener Zeit in den Markt gegeben werden kann.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von nur 8% weiterhin extreme Angst an. Hingegen zeigt der Short Range Oscillator des S&P 500 inzwischen schon wieder neutrale Werte an. Die überverkaufte Situation ist demzufolge bereits abgebaut worden.

Interpretation



Die Hoffnung, die im Verlauf der Woche hinsichtlich einer Erneuerung der deutschen Politik, hinsichtlich einer möglichen Lösung des Handelsstreits zwischen China und den USA, hinsichtlich möglicherweise weniger Zinsanhebungen in den USA und hinsichtlich einer möglichen Lösung bei den Brexit-Verhandlungen zum Thema Irland aufkam, hat die Stimmung unter den Anlegern beflügelt.

Vor einer Woche war nicht absehbar, dass so viel Hoffnung versprüht werden würde. Doch vor einer Woche war absehbar, dass es kaum noch schlimmer werden konnte. Die größten Kursgewinne finden stets am Beginn einer solchen Rallye statt, der Beginn liegt nun hinter uns.

In den kommenden Tagen und Wochen werden wir nun herausfinden müssen, ob diese Rallye das Ende der Korrektur eingeläutet hat, oder aber ob die versprühte Hoffnung sich als zu optimistisch herausstellt. Erfahrungsgemäß ist es so, dass die Kursgewinne an den Börsen hinter uns liegen, wenn wir Gewissheit erhalten.

Doch die Themen sind zu schwer und die Konflikte sind zu groß, als dass wir aufgrund der versprühten Hoffnung bereits das Ende der Korrektur bejubeln können. Und auch aus Sicht der Sentiment-Theorie war die Stimmung zwar extrem niedergeschlagen, doch die Panik hielt sich in Grenzen. Der Boden, der gebildet wurde, ist also aus Sicht der Sentiment-Theorie brüchig. Da darf auf der politischen Bühne nicht allzu viel schief gehen, wenn der Boden halten soll.







04. Ausblick: Nachrichten der kommenden Wochen

Am Dienstag sind Zwischenwahlen in den USA (Midterm Elections) und es wäre keine Überraschung, wenn Donald Trumps Republikaner die Mehrheit in einem der beiden Häuser verliert. Das ist bislang immer so gewesen und wird Trump im weiteren Verlauf seiner Präsidentschaft zügeln, denn er braucht dann für große Gesetzesänderungen immer ein paar Stimmen von Demokraten.

So hat Trump schon seit einigen Wochen auf Wahlkampfmodus umgestellt: Seine harte Haltung gegenüber der Flüchtlingskarawane aus Honduras ist in meinen Augen nur deswegen so groß in der Presse, weil Trump diese Haltung bei jeder Gelegenheit wiederholt, verschärft und damit den rechten Rand seiner treuen Wähler bedient.

Genauso ist die harte Haltung gegenüber China in den vergangenen Wochen zu verstehen: Da gab es keinen Raum mehr für Kompromisse, insbesondere nicht nach der Rede von Mike Pence. Und jetzt, wenige Tage vor den Wahlen, greift Trump zum Telefon und spricht mit seinem "guten Freund" Xi Jinping, mit dem er nun plötzlich alle Probleme aus der Welt schaffen möchte. Das Signal im Wahlkampf ist klar: Seht her, mit meiner harten Haltung habe ich die Chinesen in die Knie gezwungen.

Fakten sollen allerdings erst Ende November zum G20-Gipfel in Argentinien folgen. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein herunter, und die Zwischenwahlen sind bis dahin ein alter Hut.

Kurz gesagt: Ich habe keine Ahnung, ob Trump es ernst meint mit seiner Ankündigung, eine Lösung mit China sei in Sicht. Bei der langen Liste an Vorwürfen gegenüber China ist es gut möglich, dass Trump vielleicht sogar wirklich eine Lösung im Handelsstreit als Kompromiss vorstellen wird, aber er wird auch anschließend weiter auf China rumhacken.

Dieser ungewissen Situation folgend würde ich auch unser Portfolio entsprechend absichern: Nach dem Verkauf von Apple und einem Teil von Bet-at-Home haben wir nun 13% in Cash. Damit würde ein guter Teil einer weiteren Erholung an den Märkten nun an uns spurlos vorbeigehen, aber auf der anderen Seite haben wir ausreichend Liquidität, um im Falle eines erneuten Rückschlags wieder nachzukaufen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die aktuelle Erholung noch einige Tage, bis zur Zwischenwahl, und je nach Wahlausgang dann auch noch ein oder zwei Wochen weiter, fortgeführt werden kann.

Und grundsätzlich besteht auch noch genügend Spielraum für weiteren Zunder: in Sachen Brexit gibt es gerade mal die Information, dass es einen Kompromissvorschlag in Sachen Irland gibt. Jede inhaltliche Information darüber, wie der Kompromiss aussehen könnte und was die Briten davon halten, könnte der angelaufenen Rallye neuen Zündstoff geben.

In Sachen Handelsstreit sieht es ähnlich aus, denn niemand weiß, wie der Kompromiss, den Trump angeblich derzeit ausarbeiten lässt, aussieht. Es gibt auch schon wieder Berichte, die wissen wollen, dass niemand im Weißen Haus an solchen Vorschlägen arbeite. Das ist also auch alles noch sehr vage und jede Information, die etwas über die Inhalte des Kompromisses aussagt, dürfte für weitere Kurssteigerungen sorgen.

Und in Sachen Zinserhöhungen haben wir erst eine erste Information erhalten, die eine zu strikte Haltung Powells in Frage stellt, nämlich den enttäuschenden Einkaufsmanagerindex von gestern. Heute hingegen wurden schon wieder hervorragende Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die eher für Powells Zinsanhebungen sprechen. Ich hatte mit dem Argument der fehlenden Lohnsteigerung sowie der weiterhin geringen Erwerbsquote bereits meine Meinung zum US-Arbeitsmarkt kund getan: Die Arbeitslosenquote allein ist nicht aussagekräftig genug, um Zinserhöhungen zu rechtfertigen. Jede schwache Konjunkturzahl wird in den kommenden Tagen und Wochen die Rallye weiter beflügeln, weil damit die Wahrscheinlichkeit für weitere 4 Zinsanhebungen sinkt.

Auch in Sachen Europapolitik, die ich persönlich inzwischen für völlig verfahren halte, ist nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer versprüht worden: Wenn Friedrich Merz diese Problematik angehen darf, sind meiner Einschätzung nach endlich mal wieder durchdachte Lösungen mit Weitblick zu erwarten. Aber ob er soweit kommt, ist fraglich und selbst wenn, ist es mehr als ungewiss, ob er dieser Herausforderung gewachsen ist. Auch hier könnten Details die Hoffnung weiter schüren und damit der Rallye weiter Auftrieb geben.

Wenn ich mir das so anschaue, dann gibt es doch eine ganze Menge Zeit, in der Informationshäppchen schon für steigende Kurse sorgen könnten, ohne dass harte Vereinbarungen anstehen. Die nächste Zinsentscheidung ist erst im Dezember, das G20-Treffen erst Ende November und der Brexit erst im nächsten Frühjahr. Merz hat noch zwei Jahre Zeit, bis er Fakten liefern muss, denn zunächst geht es nur um den Parteivorsitz und somit um eine Parteilinie, nicht um Europapolitik.

Je nach Ergebnis der US-Zwischenwahl könnte die Rallye also bis Ende November laufen, ohne dass irgendeines der Probleme gelöst werden muss. Hmm, wenn das so ist, dann werde ich mir nach den Zwischenwahlen, also nächste Woche Mittwoch, noch ein paar spekulative Aktien ins Portfolio holen.

Warum nicht jetzt, warum nicht vorher? Weil ich mich mit 13% Cash recht wohl fühle vor den Zwischenwahlen.

Ich könnte jetzt Romane schreiben über das, was ein Wahlsieg der Demokraten oder Republikaner für die Wirtschaft, für die Aktien usw. bedeuten könnte. Siegt Trump, wird es weitere Konjunkturprogramme geben. Siegen die Demokraten, werden die Handelsstreitigkeiten zurückgefahren. Beides ist bullisch für die Aktienmärkte. Doch ich kann derzeit nicht abschätzen, welcher Effekt in den Augen der Anleger überwiegt. Ich weiß also nicht, wie die Wahl ausgeht und ich weiß auch nicht, wie Anleger darauf reagieren. Da warte ich also lieber ab und verzichte im Zweifel auf ein paar Prozentpunkte.

Mit dem eingeläuteten Abschied von Angela Merkel ist der DAX angesprungen. Meine Favoriten habe ich vor zwei Wochen aufgelistet. SAP, Lufthansa und BASF halte ich für die interessantesten DAX-Aktien. Je nach Zeithorizont und Ihrer Risikoneigung können Sie sich meines Erachtens alle drei Aktien guten Gewissens langfristig ins Depot legen. Vielleicht kaufen Sie erst einmal nur halb so viele, wie sie eigentlich haben möchten. Dann sind Sie in der Lage, nochmals nachzukaufen, wenn sich diese Rallye als Zwischenerholung im Korrekturtrend entpuppt. Auf der anderen Seite würde ich nicht darauf wetten, dass wir die aktuell günstigen Kurse in den kommenden Wochen nochmals sehen, also würde ich das aktuelle Niveau schon für Käufe nutzen.

Paypal habe ich im Auge, um die Aktie ggfls. am kommenden Mittwoch in unser Portfolio zu holen.

Der Absturz von FMC und Fresenius war in meinen Augen eine Zäsur: Pharma-Aktien sind nicht mehr ein "Sicherer Hafen" in turbulenten Börsenphasen oder bei Konjunkturschwäche. Vielmehr unterliegen nun auch Pharmaaktien ähnlichen Schwankungen wie die anderen Branchen, weil die Finanzierung der Forschung bzw. von Übernahmen ähnlich stark an den Finanzmarktkonditionen hängt wie bei allen anderen Unternehmen.

Soweit mein Ausblick, nun warte ich mal die Entwicklung in den kommenden Tagen ab, bevor ich die kommenden Wochen prognostiziere.



05. Update beobachteter Werte: bet-at-home, Deutsche Bank, Facebook, Apple, Wheaton Precious Metals

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


bet-at-home
Teilverkauf über 58,50 EUR

Fr, 02. November um 16:19 Uhr
In drei von vier Krisenherden zeichnet sich Hoffnung ab, daher steigen die Aktienmärkte weltweit. Ich werde im heutigen Heibel-Ticker näher darauf eingehen, möchte mich hiermit zunächst einmal zurückmelden, denn ich lag die vergangenen 48h flach und brütete einen ziemlich unangenehmen Virus aus :-(. Zu meiner Freude sehe ich heute jedoch, dass die Aktienmärkte ihre Erholung fortgesetzt haben.

Bet-at-Home ist diese Woche um 20% angesprungen, aktuell notiert die Aktie sogar bei 59,20 EUR und somit um 22% über unserem Nachkaufkurs vom 10.10. Wir hatten damals aufgrund des in meinen Augen grundlosen und übertriebenen Kurseinbruchs unsere Position aufgestockt und sogar eine "Überposition" umgesetzt: Bet-at-Home war größer als eigentlich vorgesehen. Das hat sich gelohnt, denn dank Bet-at-Home konnte unser Portfolio diese Woche um 3,4% zulegen, während der DAX um "nur" 1,4% zulegte.

Am Montag wird Bet-at-Home Quartalszahlen vorlegen. Ich gehe davon aus, dass die Zahlen ohne große Überraschungen ausfallen werden. Die Sorgen um die EU-gesetzeswidrigen Aktionen verschiedener Länder, um ihre Glücksspieleinnahmen zu retten, werden bestehen bleiben. Auch eine Festlegung auf die künftig zu erwartende Dividende wird das Unternehmen traditionell erst im Rahmen des Jahresberichts 2018, also Anfang nächsten Jahres, ausgeben. Das Geschäft selbst dürfte vor dem Hintergrund der Fußball-WM recht gut gelaufen sein.

Ob das ausreicht, um nach den 22% Kursgewinn der vergangenen drei Wochen weitere Käufer auf den Plan zu rufen, kann ich nicht beurteilen. Ich würde daher ein paar Gewinne mitnehmen, zumindest für den Teil, den wir vor drei Wochen erst investiert haben. Dazu würde ich Kurse über 58,50 EUR nutzen. Schauen Sie sich den aktuellen Kurs an (58,95 EUR um 9:43 Uhr) und setzen Sie Ihr Verkaufslimit nur knapp darunter, damit wir den Kurs nicht unnötig belasten.


Deutsche Bank
Neuer Großaktionär macht Hoffnung

Fr, 02. November um 16:09 Uhr
Douglas Braunstein hat bekannt gegeben, dass sein Hedgefonds Hudson Executive 3,1% an der Deutschen Bank hält. Damit ist er hinter BlackRock, dem Emirat Katar und der chinesischen HNA viertgrößter Aktionär unseres Branchenprimus. Braunstein war zuvor bei JP Morgan als Vizepräsident und sogar als Finanzchef (CFO), bevor er 2015 den Hedgefonds gründete.

Derzeit ist sein Hedgefonds 1,4 Mrd. USD schwer, seine Beteiligung an der Deutschen Bank macht fast die Hälfte davon aus. Sprich: Er geht auf's Ganze! von Diversifizierung hält er wohl nichts viel. Seinen Investmentansatz will er als "konstruktive Zusammenarbeit mit dem Management" verstanden wissen, er ist also keine Heuschrecke, die auf Zerschlagung oder andere Methoden des schnellen Geldes drängt.

Durch seine Vergangenheit bei JP Morgan dürfen wir ihm ein gutes Urteilsvermögen über die Deutsche Bank zutrauen. Er hält die Deutsche Bank für "missverstanden und unterbewertet". Zudem hält er 200 Mio. USD an Cardtronics (das sind 17,5% der Cardtronics-Aktien), einem weltweiten Betreiber von Geldautomaten. Wir dürfen nun darüber spekulieren, ob er die Geldautomaten von Cardtronics der Deutschen Bank unterjubeln möchte. Immerhin war Braunstein bei JP Morgan 10 Jahre lang für das M&A-Geschäft zuständig (Merger & Acquisition, Fusionen & Übernahmen). Es zeigt uns, dass er schwerpunktmäßig in der Finanzbranche unterwegs ist.

Die Aktie der Deutschen Bank ist aufgrund dieser Meldung um 2,5% angestiegen. Niedlich, würde ich sagen. Zwar hat der Einstieg Braunsteins keinen Einfluss auf das Geschäft der Deutschen Bank. Doch es zeigt mir, dass ich nicht der Einzige bin, der die aktuelle Bewertung für viel zu günstig hält. Schauen wir mal, ob in den kommenden Tagen und Wochen Informationen veröffentlicht werden, die für die Deutsche Bank eine bessere Zukunft erwarten lassen.


Facebook
Solide Bilanz & gutes Geschäft durch teure Problemlösungen belastet

Fr, 02. November um 16:13 Uhr
Facebook hat diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht. Der Umsatz blieb mit 13,73 Mrd. USD (+33%) knapp hinter den Erwartungen zurück. Der Gewinn hingegen lag mit 1,76 USD/Aktie (+11%) um 30 Cent über den Erwartungen. Es ist ein durchwachsenes Quartal gewesen, schauen wir einmal ein wenig ins Detail.

Das Unternehmen kämpft an mehreren Fronten: Zum einen ist Facebook, die Webseite, inzwischen ziemlich staubig, die Jugend wird damit kaum noch angesprochen. Das Nutzerwachstum muss also durch Instagram erzeugt werden. Um die Facebook-Plattform attraktiver zu machen, wendet sich das Unternehmen dem "Story-Telling" zu, dem "Geschichten erzählen". Das wäre dann ein Schritt in Richtung Instagram, weil die Geschichten nur für einen begrenzten Zeitraum online bleiben und anschließend gelöscht werden, wie bei Instagram.

Täglich aktive Nutzer (DAU) sind um 9% auf 1,5 Mrd. gestiegen. Monatlich aktive Nutzer (MAU) sind um 10% auf 2,3 Mrd. gestiegen. Der durchschnittliche Umsatz je Nutzer ist um 20% auf 6,09 USD gestiegen. Während ein US-Nutzer durchschnittlich 27 USD Umsatz generiert, sind es bei den weniger entwickelten Ländern wie Afrika nur 1,82 USD. Wenn also das Nutzerwachstum nachlässt, bleibt das Wachstum des Umsatzes pro Nutzer, sofern die weniger entwickelten Länder weiter auf die Industrieländer aufschließen.

Die Kosten sind angesprungen, wohl zu einem großen Teil auch wegen der personalintensiven Betreuung ungewollter Inhalte. Das Personal wurde um 45% auf 33.606 aufgestockt. Außerdem hat Facebook allen im Q3 1,5 Mrd. USD in unterstützende Technologien investiert, um Datensicherheit, Authentizität und Relevanz zu verbessern. Die operative Gewinnmarge ist dadurch von 47% auf 42% gesunken.

Der Datenskandal mit Cambridge Analytica war im März, die Aktie war damals von 150 auf 123 Euro eingebrochen. In den Q3-Zahlen wurden die Auswirkungen des Skandals nochmals deutlich, die Aktie, die im Rahmen der allgemeinen Marktkorrektur ohnehin schon ausverkauft war, wurde nochmals unter 130 Euro gedrückt. Charttechniker schauen sich natürlich den US-Dollar Chart an: Dort lag das Tief im März bei 152 USD, diese Woche wurde die Aktie in Folge der Q-Zahlen auf 142 USD gedrückt. Ein tieferes Tief ist für Charttechniker kein gutes Omen.

Fundamental betrachtet halte ich Facebook für günstig. Das KGV 2019e steht bei 20, der Gewinn wächst Analystenerwartungen zufolge in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich 18% p.a. Wenn Sie berücksichtigen, dass ich bis zu dem zweifachen der Wachstumsgeschwindigkeit als KGV für akzeptabel halte, gibt es da noch eine Menge Luft nach oben. Auf der anderen Seite belasten Befürchtungen, dass weitere Regulierungen in Sachen Privatsphäre und Fake News seitens der Politik neue Investitionen erfordern könnte.

Und die Aktie ist immer nur einen kleinen Schritt entfernt von einem neuerlichen Ausverkauf, sollte ein weiterer Datenskandal bekannt werden. Ausschließen kann das wohl niemand, daher ist der Risikoabschlag wohl gerechtfertigt.

In eine Erholungsbewegung des Aktienmarktes dürfte sich Facebook meiner Einschätzung nach überproportional erholen, weil die Aktie zuvor auch überproportional Federn ließ. Ich halte die Schritte, die CEO Zuckerberg unternommen hat, für gut und richtig, wenn auch teuer. Wenn nicht Facebook, welches Unternehmen sonst hat die finanzielle und intellektuelle Kapazität, Probleme wie Fake News und Wahlbeeinflussung technologisch anzugehen. Aber die Kosten schmälern den Gewinn und mit jeder Gewinnkorrektur nach unten wird die Aktie auch wieder belastet. Ich muss also feststellen, dass Facebook in so einer Art Übergangsphase ist, bis diese Probleme zufriedenstellend gelöst sind.

An den Wachstumsaussichten zweifelt kaum jemand, auch nicht an den soliden Finanzen des Unternehmens. Lediglich die steigenden Kosten aufgrund der hier aufgezählten Probleme belasten zwischenzeitlich. Entsprechend setze ich Facebook auf "C" und werde im Fall von exorbitanten Kursgewinnen Teilgewinne realisieren :-). Auf dem aktuellen Kursniveau sind wir aber weit von Verkaufskursen entfernt, da würde ich eher nachkaufen, wenn wir nicht schon eine volle Position hätten.


Apple
Q-Zahlen so schön, schöner geht's nicht: Verkaufen

Fr, 02. November um 16:01 Uhr
Gestern Abend hat Apple Q-Zahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen: der Umsatz ist um 19% auf 62 Mrd. USD gesprungen, 1,5 Mrd. über den Erwartungen der Analysten. Der Gewinn ist um 41% auf 2,91 USD/Aktie gesprungen, um 13 Cent mehr als erwartet.

Dennoch bricht die Aktie heute um 5% ein. Anlegern missfiel der schwache Ausblick sowie der Umstand, dass Apple künftig andere Zahlen veröffentlichen möchte. Schauen wir uns das im Einzelnen an.

Das gute Ergebnis ist dem iPhone X (+29% Umsatz) und den Services (+17%) zuzusprechen. iPad (-15%) und Mac (+3%) konnten da nicht viel reißen. Nun ist das iPhone inzwischen für 59% des Konzernumsatzes verantwortlich (vor einem Jahr 55%), so dass Anleger fürchten, wenn der Hype um das neue iPhone X nachlässt, könnte das Wachstum bei Apple deutlich nachlassen.

Die 19% Umsatzwachstum, die Apple dieses Quartal auswies, sind das große Umsatzwachstum Apples seit vielen Jahren. Das iPhone X hat also die hoch gesteckten Erwartungen erfüllt. Doch der Blick ins Detail zeigt, dass nicht "mehr" Geräte verkauft wurden, sondern lediglich "teurere" Geräte. Vor einem Jahr wurden genau so viele iPhones verkauft wie jetzt. Der Umsatz- und Gewinnsprung kommen also daher, dass das iPhone X so exorbitant teuer ist.

Analysten haben die Anzahl der verkauften Geräte immer genau verfolgt und berechneten den Marktanteil und zogen Rückschlüsse für den Smartphone Markt. Nun gab Apple bekannt, künftig keine Zahlen mehr zu den verkauften Geräten zu veröffentlichen, es werden nur noch Umsatzzahlen veröffentlicht, diese dafür aber dann nach Segmenten untergliedert. Hmm, da wird also eine wichtige Information künftig zurückgehalten. Schade. Begründet wird der Schritt von CFO Luca Maestri mit dem gestiegenen Anteil an Service-Umsatz, für den es schwer sei, Kosten je Stück zu berechnen. Daher würden künftig die Kosten pro Segment berichtet.

Für das laufende und wichtigste Weihnachtsquartal hat Apple eine ziemlich verhaltene Prognose ausgegeben. Man erwarte Lieferengpässe bei den neuen iPhones XS und XS Max, bei den iPad Pros und auch beim neuen MacBook Air. Es seien einfach zu viele neue Produkte, so dass Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage für einzelne Produkte oder Komponenten nicht ausgeschlossen werden können, so Maestri. Mit 89-93 Mrd. USD Umsatz (erwartet wurden 92,88 Mrd. USD) würde eine Gewinnmarge von 38-38,5% realisiert werden (erwartet wurde 38,6%).

Außerdem erwarte man Währungsverluste in Höhe von 2 Mrd. USD. Und zudem führt Maestri makroökonomische Unsicherheiten insbesondere für Entwicklungsländer an, die zu negativen Effekten bei Apple führen könnten.

Für mich ist das Ganze keine Überraschung. Der Umsatz mit Dienstleistungen wie der iCloud, Apple Pay und iTunes ist kontinuierlich überproportional auf inzwischen 16% des Konzernumsatzes gewachsen. Die "Sättigung" im Smartphonemarkt, die seit fünf Jahren beschrien wird, könnte nun endgültig Einzug halten. Apple ist wohl das einzige Unternehmen, das diesen Trend mit Preissteigerungen beantworten kann. Immerhin muss inzwischen auch Ihr Autor schlucken, wenn er die Preise für die neuen Geräte sieht.

Doch der Dienstleistungsbereich ist noch nicht soweit, um die exorbitante Wachstumsrate im Bereich iPhones (+29%!) zu übernehmen und dem Konzern diese Wachstumsrate für die kommenden Jahre zu sichern. Im Gegenteil, wenn ich mir die Prognose hochrechne, dann könnte das Umsatzwachstum im angelaufenen Weihnachtsquartal auf 3% einbrechen. Vor einem Jahr war das iPhone X ja schon auf dem Markt und somit ist die Vergleichsbasis ziemlich hoch.

Das KGV 2019e für Apple steht bei 14. Wenn wir die 237 Mrd. USD Barposition herausbrechen, beträgt das KGV 2019e nur noch 13. Legen wir das aktuelle Gewinnwachstum von 41% zugrunde, so ist die Aktie spottbillig. Doch wenn wir ein proportionales Gewinnwachstum zur erwarteten Umsatzentwicklung zugrunde legen, also 3%, dann ist Apple viel zu teuer. Sie sehen, mit der reinen KGV-Betrachtung kommen wir hier nicht weit.

Schauen wir uns das Ganze also mal aus anderer Perspektive an: vor 6 Jahren hat Apple ein in meinen Augen sensationelles MacBook Pro auf den Markt gebracht. Ihr Autor, der bis dahin jedes Jahr ein neues Laptop kaufte, war plötzlich zufrieden mit seinem Laptop und arbeitet heute noch darauf! Gut für mich, schlecht für Apple, weil ich kein neues Laptop mehr kaufte.

Das iPhone X ist in meinen Augen ein ähnlicher Quantensprung, ich kann mir gut vorstellen, dass ich auch hier mit der bisherigen Vorgehensweise (alle 2 Jahre ein neues iPhone) breche und länger an diesem gerät Freude habe. Gut für mich, schlecht für Apple.

Diese Woche wurde das neue iPad Pro vorgestellt und ich habe den Eindruck, das könnte eine ebenso revolutionäre Neuvorstellung sein, mit der die Käufer für viele Jahre zufrieden sind.

Ja, die Preise der Geräte sind jeweils so stark angesprungen, dass einem die Spucke wegbleibt. Aber wenn die Geräte tatsächlich so viel länger genutzt werden können, dann relativiert sich der Preisanstieg. Das bedeutet aber für Apple, dass es derzeit eine "Sonderkonjunktur" gibt, die zu einem großen Teil auf die exorbitant gestiegenen Verkaufspreise zurückzuführen ist.

Wenn diese Einschätzung stimmt, dann dürfen wir uns jedoch nun zunächst noch auf Umsatzerfolge beim neuen iPad Pro freuen, das - ganz nebenbei bemerkt - preislich schon längst mit guten Laptops konkurriert. Und wenn das durch ist, vielleicht ist dann die Apple Watch der neue Renner.

Alles in allem fühle ich mich durch diese Entwicklung bestätigt, vor einigen Wochen bereits Teilgewinne in der Position mitgenommen zu haben. Für die kommenden Tage erwarte ich Prognosesenkungen einiger Analysten, was den Kurs weiter belasten sollte. Doch es gibt auch eine Reihe von Faktoren, die zu positiven Überraschungen führen können. Und bislang ist es mir nur sehr selten gelungen, die Aktien günstiger zurückzukaufen, wenn ich mal einen Teil verkauft habe. Mit einer halben Position könnten wir die erwartete Abkühlung bei Apple einfach aussitzen, oder?

Hmm, Sie merken es, ich bin hin- und hergerissen.

Wenn ich mir die Liste an potentiellen Heibel-Ticker Portfolio-Kandidaten anschaue, dann treffe ich nun die Entscheidung: Apple ist in diesem Jahr um 41% angestiegen, wohl zu einem großen Teil durch das iPhone X. Das kann sich kaum wiederholen, also dürfte zumindest der Kursanstieg vorerst eine Pause machen, während es andere Aktien gibt, die deutlich unterbewertet sind. Wir verkaufen also unsere Apple-Position zum ersten Mal seit 2009 vollständig. Eingestiegen waren wir damals zu 13,75 Euro. Mit dem heutigen Kurs um 182 Euro haben wir unsere Position in weniger als zehn Jahren verdreizehnfacht (+1.200%).


Wheaton Precious Metals
Edelmetalle halten sich stabil

Fr, 02. November um 14:05 Uhr
Wheaton Precious Metals hält sich relativ stabil in der aktuellen Marktphase. Ich denke, wenn die Aktienmärkte wieder etwas höhere Kursniveaus erreicht haben, werden viele Anleger nach Absicherungen suchen ... und da wird Wheaton eine gute Alternative darstellen. Die Edelmetallpreise entwickeln sich derweil gut. Der Preissprung von Mitte Oktober wurde nun konsolidiert, seit gestern steigen die Kurse wieder an.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =1,9%WKN1.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP15,06 €3%-1%1,9%A







En Vogue (≈15%) =6,8%WKN1.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838824,29 €4%0%1,5%C
WeiboA110V757,90 €17%-28%1,6%C
Deutsche Bank5140008,95 €1%-39%3,7%C







Wachstum (≈30%) =25,2%WKN1.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985192,31 €-1%34%0,0%C
FacebookA1JWVX132,28 €1%-10%7,1%B
BB BiotechA0NFN357,40 €6%3%6,9%C
ZalandoA1CX3T34,78 €3%-6%3,8%A
Nvidia918422190,95 €4%0%3,7%A
SplunkA1CX3T88,90 €8%4%3,7%A







Dividende (≈25%) = 30%WKN1.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051012,00 €-4%-25%7,0%B
FreenetA0Z2ZZ20,38 €3%-21%7,6%C
Bet-at-HomeA0DNAY57,20 €20%-4%7,4%B
Deutsche Post55520028,08 €-1%-6%7,9%B







Absicherung (≈20%) =23,1%WKN1.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.445,00 €-3%0%6,7%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU91,25%0%-5%9,9%A
Nokia-AnleiheA0T9L2103,87%-1%-6%6,5%C





Cashquote
Σ-Portfolio

3%-3%13,0%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%1,9%512%
ZyklischTrump15%6,8%533%
WachstumEnkelkinder30%25,2%457,5%
DividendeUrlaub25%30%348%
AbsicherungZins & Gold20%23,1%336,7%
Summe
100%87,0%2016


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

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Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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