Heibel-Ticker PLUS 18/45 - Zwischenwahlen führen zu Stillstand in Washington

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09.11.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 45 (09.11.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Durcheinander bei Marktbewegungen
02.So tickt die Börse: Zwischenwahlen führen zu Stillstand in Washington
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Hoffnung verflogen
 -
04.Ausblick: Tagesmeldungen versus zu erwartende Entwicklungen
05.Wunschanalyse: Cancom
 - Cancom: Cloud Abonnieren
 - Individuelle IT-Lösungen
 - Gründer & CEO springt ab
 - Zweistelliges Gewinnwachstum fair bewertet
 - CEO-Wechsel in Aktienkursentwicklung sichtbar
 - FAZIT
06.Update beobachteter Werte: Zalando, bet-at-home, Splunk, Wheaton Precious Metals, Freenet
 - Zalando: Schlechte Q-Zahlen weniger schlecht als wahrgenommen, Nachkaufen
 - bet-at-home: Rekordgewinn und positiver Ausblick
 - Splunk: Lang lebe die Cloud
 - Wheaton Precious Metals: Europäer und Amerikaner kaufen Gold
 - Freenet: Solide Geschäftsentwicklung kann Ceconomy-Desaster nicht vertuschen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Durcheinander bei Marktbewegungen

Liebe Börsenfreunde,

Die US-Zwischenwahl führt zu einer Patt-Situation in Washington: Trump kann nicht ohne die Demokraten, doch die Demokraten können auch nicht ohne Trump. Wie die Aktienmärkte auf diese Entscheidung reagiert haben, lesen Sie in Kapitel 02.

Die Hoffnung, die wir vor einer Woche noch feststellten, ist schon wieder verflogen. Der Zukunftsoptimismus ist weg, Pessimismus gewinnt wieder die Oberhand. Doch das muss nicht schlecht sein. Lesen Sie in Kapitel 03, was ich aus der aktuellen Stimmungslage für Schlussfolgerungen für die künftige Marktentwicklung ableite.

Kurzfristige Nachrichten belasten heute die Aktienmärkte. Doch eine Einordnung der jüngsten Entwicklungen macht Hoffnung auf eine positive Aktienentwicklung. In Kapitel 03 stelle ich die verschiedenen Entwicklungen gegenüber und positioniere mich für die kommenden Wochen.

Der IT-Dienstleister Cancom wächst in die Cloud, schon die Hälfte des Konzerngewinns wird aus diesem Bereich beigesteuert. Die Aktie würde über die Wolken abheben, wenn nicht Gründer Weinmann kürzlich den Staffelstab übergeben hätte: Ein solcher Wechsel auf dem Chefsessel wird mit großer Skepsis gesehen. In der heutigen Wunschanalyse in Kapitel 05 analysiere ich Geschäft und Chefs von Cancom.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates in Kapitel 06 sowie eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 07.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp181111.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Zwischenwahlen führen zu Stillstand in Washington

Die fulminante Erholungsrallye, die wir Ende November erleben durften, fand mit den US-Zwischenwahlen erst einmal ihr Ende. Es ist gekommen, wie es kommen musste: in Washington herrscht Gridlock, Stillstand. US-Präsident Donald Trump kann ohne die Demokraten keine neuen Gesetze mehr erlassen und auch keine neuen Projekte anstoßen, deren finanzielle Mittel nicht von Demokraten abgesegnet sind. Die Demokraten haben auf der anderen Seite aber nicht ausreichend Stimmen erhalten, um Trump bei den eingeschlagenen Änderungen zu stoppen, oder gar Dinge zurückzudrehen.

Gridlock nennt man das, Stillstand. Und so ist es eigentlich immer in den USA: Die ersten zwei Jahre kann ein neu gewählter Präsident mit seiner Parteienmehrheit in beiden Kongresshäusern die ihm wichtigen Dinge anschieben. Nach zwei Jahren geht dann nichts mehr ohne die Zustimmung der gegnerischen Partei.

Ich habe bereits am Mittwoch in Form eines Updates für die PLUS-Kunden ausführlich beschrieben, was ich nun von den Aktienmärkten und von verschiedenen Branchen als Reaktion auf das Wahlergebnis für die kommenden Wochen erwarte.

Auch die US-Notenbanksitzung kam und ging wie erwartet: Der US-Leitzins wurde unverändert bei 2-2,25% belassen. Fed-Chef Jay Powell nutzte die Gelegenheit nicht, um seine in Aussicht gestellten vier weiteren Zinsanhebungen zu relativieren. Wie auch, dazu hat Trump ihn mit seiner (inhaltlich richtigen) Kritik zu sehr in die Ecke gedrängt.

Aber schauen Sie sich mal die Ölpreisentwicklung der vergangenen vier Wochen an: Anfang Oktober stand das Brent Öl bei 85,50 USD/Fass, heute notiert das Fass unter 70 USD. Das ist ein Preiseinbruch von 18% in nur vier Wochen. Wir wissen, dass der Ölpreis einer der Haupt-Inflationstreiber ist, da so viele Produkte und Dienstleistungen vom Preis abhängen. Wenn dieser Effekt ausbleibt, weil der Ölpreis eingebrochen ist, wird es für Jay Powell schwer, an seinen vier Zinsanhebungen festzuhalten.

Während sich also in den USA eine deutliche Entspannung an den Problemfeldern abzeichnet, bleibt es in Deutschland und Europa angespannt: Brexit und Italien bleiben tickende Zeitbomben, obwohl für die kommenden Tage und Wochen erst einmal kaum neue Entwicklungen zu erwarten sind. Aber die Gefahr bleibt bestehen, dass wir hier in Deutschland nochmals Hiobsbotschaften erhalten, begleitet von einer weiteren Ausverkaufswelle an den Aktienmärkten.

Schauen wir uns mal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES8.11.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones26.191 3,2%5,5%
DAX11.527 0,5%-10,8%
Nikkei22.487 1,1%-1,2%
Shanghai A 2.760 1,1%-20,3%
Euro/US-Dollar1,14-0,5%-5,3%
Euro/Yen129,620,4%-4,0%
10-Jahres-US-Anleihe3,23%0,090,81
Umlaufrendite Dt0,29%0,040,01
Feinunze Gold$1.223 -0,7%-6,1%
Fass Brent Öl$71,18 -2,2%6,9%
Kupfer6.209 2,3%-13,2%
Baltic Dry Shipping1.231 -16,3%-9,9%
Bitcoin6.430 1,1%-53,7%



Nicht nur der fallende Ölpreis deutet auf einen anstehenden Konjunkturabschwung, sondern auch der Baltic Dry Verschiffungsindex, der sogar um 16,3% zurückgegangen ist. Chinesische Unternehmen haben, so die Erklärung, vor Inkraftsetzung der Strafzölle auf Waren im Wert von 250 Mrd. USD noch schnell ihre Lager aufgefüllt, ebenso haben US-Unternehmen sich schnell noch mit chinesischen Produkten eingedeckt. Das ist nun vorbei und der vorangegangene Preisanstieg normalisiert sich nun wieder.

Die Aktienindizes haben sich in dieser Woche unterm Strich positiv entwickelt. Anleger sind aber noch unsicher, ob es sich bei den Kursgewinnen der Vorwoche nur um eine Zwischenerholung der laufenden Korrektur handelt, oder ob die Korrektur ausgestanden ist und eine neue Rallye begonnen hat. Daher gibt es frühzeitig schon wieder Verkäufe.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung der Anleger entwickelt hat.




03. Sentiment: Hoffnung verflogen

Wenngleich sich also im Wochenvergleich der DAX kaum verändert hat, so sind doch nach der Oktoberkorrektur und der anschließenden Erholung, nach den US-Zwischenwahlen und dem US-Zinsentscheid und mitten im Brexit- und Italiendrama viele Anleger dabei, ihre Portfolien umzuschichten. Das Handelsvolumen an den Aktienmärkten hat deutlich zugenommen, die Bewegungen einzelner Aktien werden heftiger.

Unseren Umfrageteilnehmern schlägt diese nervenzehrende Marktphase auf's Gemüt. Nur noch 7% (-15%) betrachten die aktuelle Entwicklung im DAX als Aufwärtsimpuls, auch an eine Bodenbildung glauben nur noch 15% (-9%). Stattdessen soll es wohl eine Seitwärtsbewegung sein, glauben 35% (+12%), oder aber weiterhin die übergeordnete Abwärtsbewegung (+12% auf 39%). Damit ist die Stimmung wieder im Keller, wenngleich wir noch keinen Extremwert messen.

Nur noch 40% (-5%) haben diesen Rückschlag zum größten Teil erwartet, weitere 8% (-3%) haben sogar darauf spekuliert. Hingegen sehen nur 36% (+3%) ihre Erwartungen kaum erfüllt und weitere 16% (+5%) geben an, auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Damit ist die Verunsicherung unter den Anlegern wieder angestiegen.

Für den DAX in drei Monaten erwarten nun 31% (+6%) einen Abwärtstrend und weitere 28% (+2%) eine Seitwärtsbewegung. Nur noch 28% (-7%) bleiben optimistisch und erwarten steigende Kurse. Damit ist die Hoffnung der Vorwochen auf eine nachhaltige Erholung verflogen, Zukunftspessimismus macht sich breit.

Entsprechend wollen auch nur noch 18% (-10%) der Umfrageteilnehmer innerhalb der kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, weiterhin 16% (+1%) wollen verkaufen. Mit 66% (+9%) ist das Lager derer, die vorerst noch abwarten wollen, wieder auf eine durchschnittliche Größe angewachsen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf eine neutrale 0,7 zurückgefallen. Anleger haben ihre Long-Spekulationen wieder abgebaut und sind nun neutral positioniert.

Auf der anderen Seite haben die Profis, die sich über die Eurex absichern, ihre Long-Positionierung deutlich erhöht. Mit einem Put/Call-Verhälntnis von 1,2 (Durchschnitt 1,5) wird eine Übergewichtung von Call-Optionen angezeigt.

In den USA ist das Put/Call-Verhältnis der CBOE von extrem hohem Niveau nun leicht rückläufig. Waren also kürzlich noch viele US-Anleger gegen fallende Kurse abgesichert, so wird diese Absicherung derzeit abgebaut.

Die Investitionsquote der Fondsmanager bleibt mit 65% (+3%) auf einem extrem niedrigen Niveau. Da lauert noch eine Menge Kapital an der Seitenlinie.

US-Privatanleger hingegen zeigen mit einer Bulle/Bär-Quote von 10% wieder leichten Optimismus.

Der technische Angst & Gier Index des S&P 500 zeigt mit 29% wieder eine relative Entspannung an, nachdem der Wert vor einer Woche auf 6% gefallen war. Auch die Trendlinie des S&P 500 (Short Range Oscillator) ist wieder in den neutralen Bereich zurück.

Interpretation



Nun schauen Sie sich die einzelnen Ergebnisse der Stimmungs- und Positionsanalyse mal im Detail an: Das ist ein komplettes Durcheinander, wer sich offensiv oder defensiv positioniert hat, wer optimistisch ist, oder wer pessimistisch. Das Stimmungsbild erinnert mich an die Entwicklung an den Aktienmärkten in der abgelaufenen Woche, in der immer wieder einzelne Titel nach oben oder unten abgerissen sind.

In der DAX-Familie haben in der abgelaufenen Woche insbesondere Autotitel Federn gelassen (Schäffler -13,5%, Leoni -8,5%, Continental -7,4%), während Aktien des Gesundheitssektors ordentlich zulegen konnten (Morphosys +11,9%, Siemens Healtheneers +7,5%, FMC +5,1%). Doch auch in vielen anderen Branchen gab es Einzeltitel, die mit -18,5% (ProSiebenSat.1 Media) oder +18% (Patrizia) auf Unternehmensmeldungen reagierten und damit ein buntes Gesamtbild für die DAX-Familie erschufen. Da ist es schwer, den Überblick darüber zu behalten, wie sich geopolitische und konjunkturelle Entwicklungen auf die Aktienmärkte auswirken.

Aus Sicht der Sentimenttheorie ist der Einbruch bei der Zukunftserwartung, die dem Pessimismus wieder den Vorrang gibt, langfristig gar nicht schlecht. Wenngleich kurzfristig kaum jemand zu Käufen bereit sein wird, ist doch eine gehörige Portion Weltuntergangsstimmung eine wichtige Zutat für einen tragfähigen Boden. Sie erinnern sich: Vor einer Woche schrieb ich noch, der gebildete Boden sei "brüchig". Nun, mit einem erneuten Ausverkauf, der diesmal vielleicht einfach nur dadurch endet, dass niemand mehr verkaufen möchte, ohne dass Käufer in nennenswerter Zahl auf der Bildfläche erscheinen, würde ein langfristig tragfähiger Boden gebildet.

Die Verunsicherung, die in der aktuellen Stimmungsumfrage wieder deutlich größer geworden ist, kann ebenfalls als typisches Zeichen einer gesunden Bodenbildung gewertet werden.

Während also weiterhin viele Weltuntergangspropheten in den Finanzmedien ihre Ansichten verbreiten, würde ich mich mit der heutigen Analyse der Umfragewerte mal aus dem Fenster lehnen und sagen: neue Tiefs im DAX (also unter 11.191 Punkte vom 24.10.) fürchte ich nicht. Das Durcheinander bei Privatanlegern und Institutionellen, bei US- und deutschen Anlegern deute ich als ein Chaos, aus dem eine neue Aufwärtsbewegung hervorgehen kann.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass wir auf mittlere und langfristige Sicht Kaufkurse haben.







04. Ausblick: Tagesmeldungen versus zu erwartende Entwicklungen

Lassen Sie mich die jüngsten Entwicklungen nochmal zusammenfassen:

Das Wahlergebnis der US-Zwischenwahlen fiel für Donald Trump besser aus als erwartet. Die "Blaue Welle" der Demokraten hat es nicht gegeben. Dennoch werden wir alle in den kommenden zwei Jahren mit Freude feststellend, dass der raue Umgangston aus dem Weißen Haus abnimmt, denn Trump wird künftig für seine Ideen einige Demokraten mitnehmen müssen. Er wird also tendenziell höflicher werden. Ich denke, das könnte an den Finanzmärkten gut ankommen.

Heute gab es in den USA schlechte Konjunkturdaten: Die Erzeugerpreise sind stärker angestiegen als erwartet. Das Inflationsgespenst geht um, Powell wird, diesem Informationsmosaik zufolge zumindest, noch mindestens 15 weitere Zinsanhebungen vornehmen müssen, um die überhitzte US-Konjunktur einzubremsen ... oder so ähnlich.

Wir wissen aber, dass der Ölpreis um 20% eingebrochen ist und somit in absehbarer Zeit inflationsdämpfend wirken wird. Die Notwendigkeit weiterer Zinsanhebungen wird sich meiner Einschätzung nach in den kommenden Monaten verringern.

Während heute also die Aktienmärkte aus Angst vor 15 Zinsanhebungen (bitte die Ziffer 15 nicht ernst nehmen, sie steht einfach für "viele") einbrechen, wird die Nachrichtenlage in den kommenden Monaten sukzessive gegen weitere Zinsanhebungen sprechen. Diese Entwicklung ist mittelfristig positiv für die Aktienmärkte.

Wissen Sie, wo der US-Dollar Wechselkurs vor einem Jahr stand? Bei bis zu 1,25 USD/EUR, also um 10% höher als heute. Der US-Dollar ist also wieder stärker, entsprechend werden Rohstoffe, die überwiegend in US-Dollar abgerechnet werden, weltweit günstiger. Auch günstigere Rohstoffe wirken sich inflationshemmend aus, was wiederum den Druck für weitere Zinsanhebungen für Powell weiter verringern wird.

Im Handelsstreit zwischen China und den USA mehren sich derzeit die Kommentare, dass China sich nun endlich bewege. Hmm, das möchte ich gerne glauben, doch das würde bedeuten, dass die harsche Rede von Vize Mike Pence, die ich Ihnen bereits zweimal ans Herz gelegt habe, nichts weiter als Säbelrasseln gewesen ist. Oder aber dass Trump einsieht, dass er mit den nun neuen Mehrheitsverhältnissen nicht alles herausholen kann, was er sich wünscht, sondern ebenfalls kompromissbereit sein muss. Hier lohnt es sich, aufmerksam die Entwicklungen zu verfolgen.

Grundsätzlich ziehe ich derzeit US-Aktien den deutschen klar vor. In den USA werden Probleme zwar brachial, aber gelöst. In Deutschland siechen die Deutsche Bank und die Commerzbank auch 10 Jahre nach der Finanzkrise scheintod vor sich hin, die Dieselaffäre wird genutzt, um den Niedergang der Verbrennungsmotoren durch 3.000 Euro Kaufprämien zu verlangsamen, nicht jedoch um neue Technologien zu fördern. Versorger, aufgeteilt in Teltow und Energie, zittern vor der Zukunft: Telcos müssen für 5G-Lizenzen bieten. Wir erinnern uns, dass seit der UMTS-Versteigerung zu Rekordpreisen die Netzabdeckung in Deutschland nie zufriedenstellend war und der Schuldenberg in den Bilanzen der Versorger bis heute nicht abgebaut ist. Über die Energiepolitik brauche ich mich hier nicht auch noch auszulassen. Doch es ist schon verwunderlich, wie wir hier in Deutschland unseren Wohlstand wahren.

Auch in Europa sieht es nicht viel besser aus: Für den Brexit gibt es noch immer keine Lösung und Italien scheint sich um das Geschwätz in Brüssel gar nicht mehr zu scheren.

In den USA auf der anderen Seite sitzen die heutigen Weltmarktführer Google, Amazon, Apple, Facebook und Netflix. Neue Konzepte mischen die Märkte auf, wie Tesla, Celgene, Electronic Arts und Paypal zeigen. Wenn es also in den kommenden Tagen nochmals gen Süden an den Aktienmärkten gehen sollte, werde ich weitere US-Aktien in unser Portfolio holen.

Apple ist heute erneut schwächer. Skyworks hat Q-Zahlen berichtet und sprach von einer schwachen Nachfrage seiner Großkunden. Skyworks hat im Wesentlichen einen Großkunden, und das ist Apple. So haben die Q-Zahlen von Skyworks nicht nur den Chipsektor belastet, sondern auch Apple und damit die gesamte Mobilfunk-Branche.

Chinesische Tech-Aktien befinden sich heute im freien Flug, weil die NSA sämtlichen chinesischen Tech-Unternehmen vorwirft, seit Jahren geltende Sicherheitsvorschriften nicht einzuhalten.

Tja, genug Munition für Weltuntergangspropheten. Wenn wir uns die Tagesmeldungen anschauen, dann ist das schon zum Davonlaufen. Doch mit den aktuellen Entwicklungen und unter Berücksichtigung der Sentiment-Analyse gehe ich weiterhin davon aus, dass wir in einigen Monaten auf diese Korrektur zurückschauen und uns wünschen, doch mutiger investiert zu haben.



05. Wunschanalyse: Cancom

Cancom-Gründer Klaus Weinmann übergibt nach 25 Jahren den Staffelstab an seinen Nachfolger Thomas Volk. Die Aktie ist vor dem Hintergrund dieser Meldung eingebrochen. Gelingt es Volk, das Unternehmen reibungslos weiterzuentwickeln? Dann ist die Aktie günstig. Doch allzu häufig gab es bei solchen Staffelstabübergaben Probleme, so dass Vorsicht geboten ist. Worauf Sie achten sollten, arbeite ich in dieser Wunschanalyse heraus.

Cancom
Cloud Abonnieren

Fr, 09. November um 13:13 Uhr

Da haben Sie’s: zwei Schlagwörter in einer Überschrift! Die Cloud ist in meinen Augen einer der wenigen Börsenbereiche, der bis zum Jahresende laufen sollte. Und die Umstellung der Geschäftsmodelle vieler Unternehmen auf ein Abo-Modell sorgt zwar kurzfristig für nachteilige Umsatzverschiebungen, führt jedoch mittel- und langfristig zu einem deutlich höheren Bewertungsniveau der Aktie.

Cancom stellt um auf die Cloud und bietet seinen Kunden verschiedene Abomodelle an. Das traditionelle IT-Geschäft steuert rund drei Viertel des Konzernumsatzes bei und wuchs im ersten Halbjahr mit 9%. Aufgrund der niedrigen Gewinnmarge von 5,4% ist dieser große Bereich jedoch nur für die Hälfte des Konzerngewinns verantwortlich.

Der wiederkehrende Abo-Umsatz mit Cloud-Angeboten macht heute ein Viertel des Konzernumsatzes aus und wuchs im ersten Halbjahr mit 37%. Aufgrund der Gewinnmarge von 25% liefert dieser kleine Bereich ebenfalls die Hälfte des Konzerngewinns, Tendenz steigend.

Während beim herkömmlichen IT-Geschäft um jeden Auftrag neu gekämpft werden muss, zahlen Abo-Kunden monatliche Gebühren, bis sie den Dienst kündigen. Das überproportionale Wachstum des Cloud-Geschäfts wirkt sich mit zunehmender Größe immer stärker auf die Wachstumsrate des Konzerns aus. Wir kennen diese Entwicklung von Adobe, die Pionier dieser Entwicklung waren. SAP befindet sich mitten im Umstellungsprozess, genau wie Cancom.


INDIVIDUELLE IT-LÖSUNGEN

Cancom wendet sich an IT-Abteilungen von Unternehmen, die der Komplexität der IT-Entwicklungen nicht gewachsen sind, und führt IT-Erweiterungen ein. Ob Netzwerkprojekte, ERP-Lösungen oder Medientechnik, von der Einkaufsunterstützung bis zur Cybersecurity, Cancom entwickelt mit seinen Kunden individuelle Lösungen.

Erarbeitete Lösungen werden immer stärker standardisiert und als Cloud-Angebot allen Kunden angeboten. So kann der Kunde entscheiden, ob er die Cancom-Cloud für seine Ansprüche nutzt, oder eine eigene Unternehmenscloud aufbauen möchte.

In einer Zeit, in der IT-Entwickler schon das Flair einer Diva pflegen, würde ich die Branche als „Land-Grab” bezeichnen: Es werden nicht erschlossene Märkte erobert. Es geht darum, schnell mit Angeboten beim Kunden vorstellig zu werden, um als Erster einen vorhandenen Bedarf zu decken. Die Personalentwicklung kann mit dem stürmischen Wachstum nicht Schritt halten, also werden Kunden auf Standards in der Cloud gehievt. Das ist sowohl für die Kunden günstiger als auch für Cancom effizienter.


GRÜNDER & CEO SPRINGT AB

Klaus Weinmann hat Cancom vor 25 Jahren gegründet. Am 30. September hat er seinen Vorstandsposten aufgegeben und strebt nun einen Posten im Aufsichtsrat an. Sein Nachfolger ist Thomas Volk, der vor nicht einmal einem Jahr in das Unternehmen eintrat.

Volk ist ein Informatiker, der sich bei Hewlett Packard bis zum Vizepräsident nach oben arbeitete und dort zuletzt für den weltweiten Vertrieb zuständig war. Anschließend machte er Station bei Sybase (heute SAP), bei der SAP-nahen IDS Scheer sowie bei einigen kleineren IT-Beratungsgesellschaften. Bei Dell war er für große Kunden der EMEA-Staaten verantwortlich.

Bei diesem Lebenslauf drängt sich die Frage auf: Wie alt ist der Kerl eigentlich? Nun, mit 60 Jahren ist Volk sicherlich ein alter Hase der Branche. Er möchte Cancom auf internationaler Ebene ausbauen und ist dafür aufgrund seiner Vergangenheit bestens geeignet. Die Cloud, Managed Services und das Beratungsgeschäft möchte Volk ins Zentrum des ehemals größten Apple-Wiederverkäufers Deutschlands stellen. Begriffe wie „Transformation” und „Kostenmanagement” werden also in den kommenden Quartalen Einzug in die Unternehmensberichte halten.

Gründer Weinmann gibt sich alle Mühe, seinen Abschied aus dem Unternehmen so verträglich wie möglich zu gestalten. Immerhin hat er einen Informatiker geholt, der die Entwicklungen der Branche aus technischer Sicht versteht. Doch seine Ziele klingen eher nach BWLer-Zielen, die ein vorhandenes Produkt nun ordentlich vermarkten wollen. Sprich: Marketing sticht Entwicklung.

Das wird kurzfristig dazu führen, dass Cancom eine bessere Profitabilität ausweist und auch ordentliches Wachstum zeigt. Ich denke, für die kommenden Quartale ist die Ausgangslage optimal, Volk kann eine technologisch anspruchsvolle Lösung vermarkten. Zudem hat er natürlich auch bereits angekündigt, dass das Cloudangebot von Cancom technologisch noch lange nicht dort sei, wo er es gerne hätte. Die Entwicklung wird also nicht vergessen.

Grundsätzlich vermeide ich es, in Unternehmen zu investieren, die gerade einen Wechsel auf dem Chefsessel vollzogen haben. Normalerweise sollte man dem neuen Chef erst einmal ein Jahr geben, um sich einzuarbeiten und um sich im Markt (also bei Analysten) einen Namen zu machen. Die Nachfolgeregelung bei Cancom klingt ausgereift, ich kann mir gut vorstellen, dass Volk die erfolgreiche Strategie des Konzerns fortsetzen kann.


ZWEISTELLIGES GEWINNWACHSTUM FAIR BEWERTET

Im laufenden Jahr wird mit einem Gewinnwachstum von 20% gerechnet, für 2019 gehen Analysten von 15% aus. Die hohe Wachstumsgeschwindigkeit des laufenden Jahres ist durch überraschend viele IT-Dienstleistungsverträge verursacht worden, also „one-off” Zahlungen. 2018 war ein überraschend gutes Jahr, das die vermeintlich rückläufige IT-Beratung getroffen hat.

Für 2019 werden derzeit Konjunkturprognosen zurückgenommen, Unternehmen geben verhaltene Ausblicke. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Überraschungserfolge des Jahres 2018 wiederholt werden können. Daher erwarte ich durchaus eine Verlangsamung des Wachstums, was bei Analysten in der Regel die Alarmglocken anschlagen lässt.

Außerdem ist es üblich, dass ein CEO, in diesem Fall sogar der Gründer, sich mit herausragenden Zahlen verabschiedet. Da wird nochmals alles mobilisiert, was er in der Hinterhand hat. Es wird schwer für Volk, an diesen Erfolg nahtlos anzuknüpfen.

Doch schauen wir mal auf die Zahlen: Der Cloud-Gewinn wächst mit 50% p.a., gehen wir für den IT-Teil mal von einem stagnierenden Gewinn aus. Das heißt, 50 Mio. Euro Cloud-Gewinn werden 2019 zu 75 Mio. Euro Gewinn und die 50 Mio. Euro IT-Gewinn bleiben. Aus insgesamt 100 Mio. Euro Gewinn würden so im Jahr 2019 125 Mio. Euro Gewinn, also 25% Gewinnwachstum.

Volk will aber die Cloud weiterentwickeln, wird also ein wenig Geld dafür in die Hand nehmen. Es wird also schwerlich zu den 25% Gewinnwachstum kommen, die ich hier mal aus der Luft gegriffen habe. Eine Kristallkugel habe ich leider auch nicht, wir müssen uns also bis zu einem ersten Statement des neuen CEOs gedulden.

Das KGV 2019 steht bei 22 und ist damit im Falle eines Gewinnwachstums von 15-25% überaus günstig. Wird Volk das erreichen?


CEO-WECHSEL IN AKTIENKURSENTWICKLUNG SICHTBAR

Die Aktie von Cancom ist seit der Bekanntgabe des Ausscheidens Weinmanns von 50 auf zwischenzeitlich 30 Euro um 40% gefallen. Ich würde sagen, damit ist der Wechsel auf dem Chefsessel von Anlegern bereits verarbeitet worden. Auch der Überraschungserfolg des herkömmlichen IT-Geschäfts ist somit für das Folgejahr bereits abdiskontiert.

Sollte Volk einen halbwegs reibungslosen Übergang vollziehen, dürfte sich die Aktie schon bald wieder erholen. Für einen weiteren Kursabsturz müsste Volk das Unternehmen schon kaputt machen.

Es wäre nicht das erste Mal, dass ein gründergeführtes Unternehmen von einem Nachfolger kaputt gewirtschaftet wird, daher würde ich diese Gefahr stets im Auge behalten. Wie oben gesagt, eine meiner Grundregeln lautet, einem neuen CEO erst einmal ein Jahr zuzuschauen. Doch Volk bringt die Voraussetzungen mit, dass dies bei Cancom nicht passiert.


FAZIT

Gründer Weinmann hat den Staffelstab weitergereicht. Weinmann verabschiedet sich mit Rekordzahlen, sein Nachfolger Volk muss nun Cancom weiterentwickeln. Gelingt ihm das reibungslos, so ist die Aktie günstig. Doch oft genug sind solche Staffelstabübergaben mit Problemen behaftet, so dass ein Quäntchen Vorsicht angebracht ist.



06. Update beobachteter Werte: Zalando, bet-at-home, Splunk, Wheaton Precious Metals, Freenet

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Zalando
Schlechte Q-Zahlen weniger schlecht als wahrgenommen, Nachkaufen

Fr, 09. November um 14:10 Uhr
Zalando hat heute früh Q-Zahlen vorgelegt, die hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben. CEO Robert Gentz war mit den Zahlen unzufrieden. Ich halte die Kursreaktion jedoch für überzogen und würde unsere Position daher zu aktuellen Kursen unter 32 Euro voll machen.

Des weiterhin spielt der Effekt der Plattformstrategie in die Zahlen: Kunden können über das neue Partnerprogramm die Zalando-Logistik nutzen, um eigene Marken zu verkaufen. Dabei kassiert Zalando nur eine Marge, und die ist geringer als die Gewinnmarge von Produkten, die Zalando zuvor in den eigenen Bestand übernommen hatte. Auch der entsprechenden Umsatz läuft nicht voll durch die Zalando-Bücher.

Schauen wir uns die Zahlen also mit diesem Wissen im Detail an: Das Umsatzwachstum betrug 11,7%. Zalando strebt jedoch eine langfristige Wachstumsraten von 20-25% p.a. an und investiert entsprechend in den Ausbau der Logistik. Auf den ersten Blick sieht es also nach verheerend schlechten Zahlen aus. CEO Gentz macht dafür den heißen und nun auch noch viel zu lang andauernden Sommer verantwortlich, so dass nach dem schwachen Q2-Sommer am Ende von Q3 keinerlei Übergangsware verkauft wurde.

Die Anzahl der Bestellungen wuchs um 22,8%, also im Bereich der vorgegebenen Spanne von 20-25%.

Das Gross Merchandise Volumen, also der Bruttowarenwert, der durch die Bücher von Zalando lief, stieg um 16,6%. Das ist die wichtige Kennziffer für Zalando, an der wir CEO Gentz messen können. Die Zielverfehlung beträgt also nur 20-16,6 = 3,4%. Das ist immer noch eine Zielverfehlung, daher der Gang nach Canossa von CEO Gentz. Aber die Zielverfehlung ist wesentlich kleiner als von vielen durch das unterproportionale Umsatzwachstum von nur 11,7% wahrgenommen. Denn, wie oben gesagt, nicht mehr alle von Zalando abgewickelten Verkäufe laufen als Umsatz durch die Bücher von Zalando.

Gentz spricht vom überraschenden Erfolg der Plattformstrategie mit dem Partnerprogramm, dort beträgt das Wachstum 60%.

Wenn wir uns also den heißen Sommer vor Augen führen und den milden Herbst, in dem nach wie vor kaum Kleidung gekauft wurde (ich habe meine kurze Hose vor zwei Wochen noch angezogen und schaue derzeit interessiert auf den Wetterbericht, denn vielleicht hole ich sie diese Woche nochmal raus).

Die schwache Umsatzentwicklung dürfte in den kommenden Quartalen wieder aufgeholt werden. Denn meiner Einschätzung nach ist für das Wachstum von Zalando in erster Linie die Logistik verantwortlich, denn das Volumen lässt sich wunderbar über den Preis steuern. Für Zalando ist es wichtiger, die Logistik ordentlich auszubauen, als den Gewinn zu maximieren. Bei Bedarf kann Zalando den Preis beliebig senken, denn in der Bilanz liegen ausreichend Barreserven, um solche Wachstumsprobleme auszubügeln.

Neben der Logistik, die sich also im Großen und Ganzen planmäßig entwickelt, ist die Kostenentwicklung wichtig. Auch die hat sich im abgelaufenen Quartal nicht optimal entwickelt. Konnte vor einem Jahr noch eine Gewinnmarge (EBIT) von +-0% erzielt werden, so sank sie nun auf -3,2%. Gentz begründet dies mit dem langsamer gewachsenen Umsatz bei gleichbleibender Wachstumsgeschwindigkeit der Kosten. Zudem wurden die neuen Herbstartikel vor dem Hintergrund des andauernden Sommers mit geringeren Preisen verkauft, die Verkaufsmarge sank also. Und dann gab es noch Probleme bei der Abwicklung von Retouren ("ineffiziente Aufbereitung"), auf die Gentz nicht näher einging. Er sagte lediglich, die Probleme seien lokalisiert und behoben worden.

Also das Einzige, das nicht auf die heißen Temperaturen zurückzuführen war, sind die Probleme bei der Retourenabwicklung. Die seien jedoch behoben.

Wenn das Geschäft nicht so wächst wie geplant, dann kann man auch die Investitionen etwas ruhiger angehen. Von den für 2018 geplanten 350 Mio. Euro an Investitionen würden voraussichtlich nur 300 Mio. Euro verbraucht werden, so Gentz.

Analysten leiten nun aus diesen Zahlen ab, dass Zalando sich auf langsamere Wachstumsraten einstelle und daher auch schon die Investitionen zurückfahre. Die 20-25% seien langfristig nicht zu halten, so lese ich es in mindestens zwei Analysen. Ich halte das für falschen Schlussfolgerungen. Ja, das Wetter hat in diesem Jahr einen gehörigen Strich durch die Rechnung von Zalando gemacht. Doch die Strategie, das Wachstum am Ausbau der Logistik auszurichten, bleibt richtig und das Geschäftsmodell wird meines Erachtens nicht in Frage gestellt.

Natürlich sollte sich Zalando Gedanken machen, wie man sich etwas unabhängiger vom Wetter machen kann. Doch die Antwort darauf wurde schon gegeben: Durch das Partnerprogramm. Beim Partnerprogramm verdient Zalando eine feste Marge von den Transaktionen und vom GMV. Da ist es Zalando egal, ob die Ware mit kleinerer Gewinnmarge verkauft wird, oder nicht. Das hat aber auch zur Folge, dass in Zeiten, wenn das Wetter gut für's Geschäft ist, die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen.

Mit einer Wachstumsrate von 20-25% zählt Zalando zu den wenigen Wachstumsunternehmen in Deutschland. Aktuell gibt es eine wetterbedingte Wachstumsdelle, die den Kurs in nur drei Monaten um ein Drittel zurückgeholt hat. Wie oben gesagt, würde ich auf diesem Niveau unsere Position voll machen.


bet-at-home
Rekordgewinn und positiver Ausblick

Fr, 09. November um 14:26 Uhr
Bet-at-Home hat Q3-Zahlen veröffentlicht, die in Folge der WM ein Rekord-Gewinn von 13 Mio. Euro ausweisen. Wenn dieses Niveau im laufenden Q4 gehalten werden kann, steuert das Unternehmen auf einen Jahresgewinn von 37 Mio. Euro zu, liegt also im Bereich der Unternehmensprognose (36-40 Mio. EUR).

Der Brutto Gaming- und Wettertrag stieg um 18% auf 37,6 Mio. Euro an. Für Q4 erwartet das Unternehmen einen weiteren Anstieg auf 45 Mio. EUR. Die Kundenzahl stieg um 4% auf 5,0 Mio.

Bet-at-Home berichtet fast alle Zahlen kumuliert für die 9 Monate des laufenden Geschäftsjahres. Somit ist der Unterschied des abgelaufenen Quartals zum Vorjahresquartal zunächst nicht sichtbar, man muss schon ein wenig rechnen. Da im ersten Halbjahr 2017 noch Polen dabei war, in der zweiten Jahreshälfte aufgrund von polnischen (EU-widrigen) Regelungen jedoch wegfiel, zeigt der direkte Vergleich der Q3-Zahlen bereits, dass Bet-at-Home den Verlust des Polengeschäfts bereits kompensiert.

Zur Dividende wurde keine Aussage gemacht. Es bleibt also bei der Erwartung von 6,50 Euro. Wenn sich die Gewinnentwicklung so positiv fortsetzen sollte, könnte das Unternehmen bei der Bekanntgabe der Jahreszahlen auch zur Dividende eine Aussage treffen. Neben der bereits erwarteten Höhe von 6,50 Euro wäre es eine positive Überraschung, wenn die Zusammensetzung der Dividende (ordentliche Dividende 3 EUR, außerordentliche Dividende 3,50 EUR) sich zulasten der ordentlichen, also langfristig wiederkehrenden Dividende verschieben würde. Damit würde Bet-at-Home signalisieren, dass die erzielten Gewinne keine Eintagsfliegen, sondern nachhaltiger Bestandteil des Geschäftsmodells sind.

Aktuell erwarten wir also 11% Dividendenrendite, ich finde das weiterhin attraktiv. Wir bleiben dabei.


Splunk
Lang lebe die Cloud

Fr, 09. November um 14:09 Uhr
Diese Woche haben Tableau Software, New Relic, Twilio und Rapid7 herausragende Quartalszahlen vorgelegt. Die Aktien dieser Unternehmen sind um 20-35% angesprungen.

Im Kielwasser dieser Erfolgsmeldungen sind auch andere Cloud-Aktien angesprungen, so auch unsere Splunk, die binnen weniger Stunden um 10% anstieg. Splunk konnte damit jedoch lediglich den Verlust ausgleichen, der zuvor in Folge einer Abstufung durch das Analystenhaus Bernstein erlitten wurde.

Es geht also rund im Bereich der Cloud-Aktien. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen (Gridlock) ist Splunk einer meiner Favoriten für die kommenden Monate, ich bleibe also dabei.


Wheaton Precious Metals
Europäer und Amerikaner kaufen Gold

Fr, 09. November um 14:03 Uhr
Der monatliche Bericht des World Gold Council zeigt einen ordentlichen Anstieg der Goldnachfrage im abgelaufenen Monat Oktober durch Gold-ETFs, die mit physischem Gold hinterlegt sind. Kein Wunder, wenn wir uns die Aktienmarktentwicklung der vergangenen Wochen vor Augen führen. Da war der Absicherungsbedarf doch sehr groß.

Gold-ETFs sind zu einem wesentlichen Marktteilnehmer an den globalen Edelmetallbörsen geworden, daher lohnt sich der Blick auf deren Tätigkeit. Nach der Aktienmarktkorrektur im Februar war die Nachfrage nach Gold-ETFs im März und April sprunghaft angestiegen. Seither wurden netto-Abflüsse verzeichnet. Im Oktober gab es nun erstmals wieder Netto-Zuflüsse zu Gold-ETFs, die dann eben zu den Goldkäufen führten.

Der Goldpreis hat sich vor diesem Hintergrund im Oktober ein wenig erholt (+2,3%). Unsere Aktie, Wheaton Precious Metal, hält sich halbwegs stabil, trotz der eingesetzten Erholungsbewegung an den Aktienmärkten. Ich möchte Wheaton noch ein wenig im Portfolio behalten, weil ich eine weitere Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten für wahrscheinlich halte und mich entsprechend long positionieren möchte, aber daher eine Absicherung um so sinnvoller wird.


Freenet
Solide Geschäftsentwicklung kann Ceconomy-Desaster nicht vertuschen

Fr, 09. November um 18:19 Uhr
Aus den 290 Mio. Euro, die Freenet-CEO Vilanek für die 9,1%ige Beteiligung an Ceconomy ausgegeben hat, sind Stand heute 150 Mio. Euro geworden. 140 Mio. Euro sind im Zuge des Sturzflugs der Ceconomy-Aktie verpufft.

Ich habe Vilanek auf dem Börsentag in Hamburg getroffen und auf dieses Desaster angesprochen. Er teilte mir mit, die Beteiligung mache aus zwei Gründen Sinn: Zum einen müsse er sich seit 25 Jahren Jahr für Jahr im Rahmen einer Ausschreibung neu für die Verkaufsplätze in den Mediamarkt und Saturn Märkten bewerben. Als Ankeraktionär wird er es da künftig leichter haben, diesen für freenet essentiell wichtigen Vertriebskanal aufrecht zu erhalten.

Zum anderen könne er als Anteilseigner ganz anders bei Ceconomy auftreten, wenn er neue Geschäftsideen einbringen möchte. Hier drängt sich der Gedanke an die neue Geschäftssparte IPTV von Freenet auf, wo mit Waipu.tv und dem Freenet TV bereits zwei Abo-Dienste mit insgesamt über einer Millionen zahlenden Kunden am Markt sind. Wenn die flächendeckend in Deutschland über die Ceconomy-Märkte vertrieben werden, gegebenenfalls ebenfalls in Kombination mit passenden Tv-Geräten aus den Märkten, dann ergibt sich hier ein neues Geschäftsmodell, dass auch für Ceconomy attraktiv sein kann.

Es bleibt aber die Frage, warum man 290 Mio. Euro investieren muss und davon 150 Mio. Euro direkt verpuffen sieht, nur um ein hoffentlich für beide Seiten vorteilhaftes Geschäftsmodell zu etablieren?

Nun, Anleger sind verstimmt und entsprechend negativ haben sie darauf reagiert, dass Vilanek mit der Vorlage der aktuellen Q-Zahlen 47,1 Mio. Euro als einmaligen Aufwand direkt abschreibt. Damit wird nur ein Teil des Buchverlustes abgeschrieben, der Rest dürfte dann in der Bilanz im nächsten Frühjahr sichtbar werden.

Ungeachtet dieser leidigen Geschichte, deren Erfolg oder Misserfolg wir wohl erst in vielen Jahren abschließend beurteilen können, entwickelt sich das Geschäft von Freenet gut. Waipu und Freenet TV verzeichnen ordentliche Zuwächse an Abonnenten. Umsatz und Gewinn des Mobilfunkgeschäfts entwickeln sich stabil (+2,6%). Es ist die Cashcow des Unternehmens, so dass die Dividende in Höhe von 1,70 Euro je Aktie als gesichert betrachtet werden kann (9,56% Dividendenrendite).

Mit einem KGV 2019e von 8 ist dieser Dividendentitel in meinen Augen derzeit viel zu günstig bewertet. Aufgrund des Kurssturzes bei Freenet haben sich einige Kunden des Heibel-Ticker abgemeldet. Ich kann die Verärgerung nachvollziehen, doch ich betrachte diese schmerzliche Erfahrung als Bestandteil des täglichen Lebens eines Anlegers - so leid es mir tut. Und wenn einige Anleger die Nerven verlieren und die Position abstoßen, wie ich aus den Abmeldungen entnehmen kann, dann ist der Boden vermutlich nicht weit. Ich bleibe also dabei.



07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =1,9%WKN8.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP14,34 €-5%-6%1,9%A







En Vogue (≈15%) =6,9%WKN8.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
Bank of America85838825,43 €5%4%1,6%C
WeiboA110V754,20 €-6%-33%1,5%C
Deutsche Bank5140009,16 €2%-37%3,8%C







Wachstum (≈30%) =29,1%WKN8.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985181,37 €-6%34%0,0%C
FacebookA1JWVX129,47 €-2%-12%7,0%B
BB BiotechA0NFN359,30 €3%6%7,2%C
ZalandoA1CX3T32,15 €-8%-13%7,6%A
Nvidia918422181,22 €-5%-5%3,6%A
SplunkA1CX3T89,53 €1%5%3,8%A







Dividende (≈25%) = 29,8%WKN8.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051012,50 €4%-22%7,4%B
FreenetA0Z2ZZ18,80 €-8%-27%7,1%C
Bet-at-HomeA0DNAY56,10 €-2%-6%7,2%B
Deutsche Post55520028,62 €2%-5%8,1%B







Absicherung (≈20%) =23,3%WKN8.11.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.429,00 €0%-1%6,7%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU92,55%1%-4%10,0%A
Nokia-AnleiheA0T9L2103,98%0%-6%6,6%C





Cashquote
Σ-Portfolio

-1%-3%9,0%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%1,9%512%
ZyklischTrump15%6,9%533%
WachstumEnkelkinder30%29,1%457,5%
DividendeUrlaub25%29,8%348%
AbsicherungZins & Gold20%23,3%336,7%
Summe
100%91,0%2016


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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