Heibel-Ticker PLUS Update 2018#28: 90 Tage: Zeichen für Verhandlungsfortschritt

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04.12.2018:

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
13. Jahrgang - Update 28 (04.12.2018)
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: 90 TAGE: ZEICHEN FÜR VERHANDLUNGSFORTSCHRITT
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: 90 TAGE: ZEICHEN FÜR VERHANDLUNGSFORTSCHRITT
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Liebe Börsenfreunde,

Ich weiß heute schon, was ich Ihnen am Freitag im Heibel-Ticker schreiben möchte ... also schreibe ich es heute schon :-)

Gestern haben wir viel Hoffnung am Aktienmarkt gesehen. Doch die +2,5% im DAX zum Börsenstart am Montag früh kamen überwiegend von denjenigen, die auf ein Scheitern der Verhandlungen zwischen Trump und Xi gesetzt hatten und die nach der überraschenden Fristverlängerung für eine Einigung schleunigst ihre Short-Positionen eindecken mussten.

Letztlich war es lediglich eine Fristverlängerung, die am Wochenende ausgehandelt wurde. Doch zwischen den Zeilen gab es so viele positive Signale, die mich davon überzeugen, dass es gute Chancen für eine Einigung innerhalb der nächsten 90 Tage gibt.

Seitens China gab es ja schon im Vorfeld des Treffens ein deutliches Signal des Willens zum Kompromiss: Überraschend wurde die Übernahme von Rockwell Collins durch United Technologies in der vergangenen Woche seitens China nun doch genehmigt, ich schrieb im Update am Donnerstag der vergangenen Woche darüber. Und aus den Verhandlungen wurde bekannt, das China nun auch nicht mehr gegen eine Übernahme von NXP durch Qualcomm ist ... obwohl die Geschichte nun gegessen ist.

Doch diese beiden Informationshäppchen aus China zeigen mir, dass es China ernst ist: In China hat man verstanden, was Vizepräsident Mike Pence kritisiert hat. Es geht nicht nur um das Handelsdefizit der USA, sondern um die Schaffung fairer Rahmenbedingungen. Übernahmen, die aus machtpolitischen Gründen abgelehnt werden, darf es nicht mehr geben.

Ich habe wieder einmal eine interessante Betrachtung zur Verhandlungstaktik Trumps gelesen. Aus seiner Zeit als TV-Moderator bei „The Apprentice“ istbekannt, dass Trump gerne mal zwei rivalisierende Personen auf ein und dasselbe Problem ansetzt, um dann am Ende den einen oder anderen als „Sieger“ zu benennen. Ähnlich lief es wohl auch bei den Verhandlungen mit China: Peter Navarro leitete das Lager der Hardliner, Larry Kudlow und Steve Mnuchin gehörten dem Lager der moderaten, konsensorientierten Verhandler an.

Die Teilnehmer an den Verhandlungen waren „überrascht“, dass Donald Trump das Gespräch in Argentinien selber führte. Häufig wird das den Chef-Unterhändlern überlassen. Aber es passt nun einmal zu Trump, sich selbst als der große und mächtige Mann zu inszenieren. Und genau das tat er, indem er vor versammelter Runde das moderate Lager zum Sieger erklärte, 90 Tage Aufschub gewährte und Robert Lighthizer die Verantwortung für diese 90 Tage übertrug. Lighthizer gehört dem moderaten Kudlow/Mnuchin-Lager an.

Es ist ein weiter Weg bis zu einer Einigung, man spricht von 200 Einzelthemen, die in 90 Tagen verhandelt werden müssen. Natürlich werden die USA nicht bei allen 200 Themen ihre Interessen durchsetzen, es wird schmutzige Kompromisse geben müssen, wie in der Politik üblich.

Am Ende wird dann Donald Trump entscheiden können, ob das Erreichte ausreicht, oder nicht.

Trump ist Populist. Er wird in 90 Tagen nicht vor die Kameras treten und sagen: „Wir haben unsere Interessen bei 135 von 200 Themen durchsetzen können, daher bin ich zufrieden...“. Trump braucht Beweise dafür, dass er seine Wahlversprechen einlöst: „Make America great again“. Und das wissen die Chinesen.

Ich gehe daher davon aus, dass China im Verlauf der Verhandlungen mehrere Signale aussenden wird. Bleiben solche Signale aus, wird dies als Zeichen dafür gewertet, dass die Verhandlungen ins Stocken geraten sind.

Wie können diese Signale aussehen?

UBERNAHMEN IN DER HALBLEITERBRANCHE

Nun, ein Signal haben wir bereits kennen gelernt: Übernahmen, die der Zustimmung Chinas bedürfen, werden genehmigt. Insbesondere im Halbleitermarkt gibt es großen Übernahmehunger, doch in den vergangenen Monaten traute sich niemand mehr. Immerhin hat Qualcomm 2 Mrd. USD an NXP bezahlt, weil die Übernahme gescheitert war.

Ich könnte mir also gut vorstellen, dass wir in den kommenden Wochen den einen oder anderen zaghaften Übernahmeversuch sehen werden. Und wenn China dann seine Zustimmung gibt, ist das in meinen Augen ein Zeichen für fortwährende, konstruktive Verhandlungen.

Ebenfalls in diesem Zusammenhang ist der beabsichtigte Spin-Off Otis’ von United Technologies zu sehen: die Fahrstuhlsparte soll eigenständig werden, doch auch dafür ist die Zustimmung Chinas erforderlich.

AGRAR: DUPONT & JOHN DEERE

Ein Ergebnis der Verhandlungen ist, dass China mehr Agrarprodukte aus den USA kauft. Der Preis für Getreide und Soja ist diese Woche bereits kräftig angesprungen. DuPont dürfte davon profitieren.

Die Bauern werden mit Investitionen warten, bis sie sich sicher sind, dass ihre Produkte auch abgenommen werden. Sollte China entsprechende Zusagen machen, dann werden wir bspw. am Landmaschinenhersteller John Deere sehen, dass Bauern neue Trecker kaufen.

ENERGIE: VORSICHT

Es wurde auch bekannt gegeben, dass China mehr Flüssiggas aus den USA kaufen werde. Doch Vorsicht, das ist in meinen Augen nur ein leeres Versprechen, denn das in den USA produzierte Gas wird vollständig in den USA verbraucht. Es gibt kaum Flüssiggaskapazitäten, die exportiert werden könnten. Kurzfristig ist an dieser Front also meines Erachtens nichts zu holen.

INVESTITIONSGÜTER: BOEING & CATERPILLAR

Infrastrukturinvestitionen in China sind noch immer größer als in irgendeinem anderen Land dieser Erde. Es wäre ein Leichtes für die chinesische Regierung, den einen oder anderen Großauftrag bei Boeing oder Caterpillar zu platzieren. Es wäre ein Geschenk an Trump, der sich rühmen könnte, die US-Industrie wieder groß gemacht zu haben.

CHINAPRODUZENTEN: MICRON & SKYWORKS

Micron und Skyworks sind die beiden US-Unternehmen mit dem größten Anteil ihrer Produktion in China. Die beiden Aktien wurden dermaßen ausverkauft, dass man glauben könnte, bei einer ausbleibenden Einigung könnten die beiden Unternehmen über die Wupper gehen.

Ich werde diese beiden Unternehmen genau beobachten. Seit Beginn des Handelsstreits werden Alternativen zum Produktionsstandort China erarbeitet. Ein Inkrafttreten der Strafzölle in Höhe von 25% zum Jahreswechsel hätte diese Unternehmen überfordert. Sie waren noch nicht soweit, in anderen Ländern zu produzieren.

Nun gibt es eine „Galgenfrist“ von 90 Tagen. Sollten wir in diesen 90 Tagen Meldungen lesen, dass neue Produktionsstandorte von diesen beiden Unternehmen außerhalb Chinas eröffnet werden, dann ist das negativ für den Verlauf der Verhandlungen. Sollte jedoch eine Meldung von diesen Unternehmen veröffentlicht werden, die sich positiv zum Produktionsstandort China äußert, dann ist das ein positives Zeichen.


FAZIT

Mit der Rhetorik Trumps kommen wir nicht weiter: Er poltert und behält sich jede Entscheidungsmöglichkeit bis zur letzten Sekunde vor. Die hier aufgezählten Zeichen können uns jedoch im Verlauf der kommenden 90 Tage frühzeitig einen Eindruck vermitteln, wie die Verhandlungen verlaufen.

Wenn die Verhandlungen in 90 Tagen erfolgreich abgeschlossen werden, dann wird der Dow Jones zu diesem Zeitpunkt bereits über 28.000 Punkten stehen. Scheitern die Verhandlungen, dann dürfte ein erneutes Abtauchen unter 24.000 Punkte nicht zu vermeiden sein.

Ich habe den Eindruck, dass Trump ausreichend Druck aufgebaut hat, um nun konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Gleichzeitig ist der Druck auf Trump seitens seiner eigenen Industrie inzwischen so groß, dass er nur schwerlich neue Eskalationsstufen betreten kann.

Seitens China ist der Druck ebenfalls groß, immerhin sind die Auswirkungen der 10%-Zölle bereits in der chinesischen Konjunktur sichtbar. Auch Xi kann es sich nicht leisten, sein Volk unter diesem Streit der Alphatiere stärker leiden zu lassen.

Wir sind jetzt mit unserem Heibel-Ticker Portfolio voll investiert, weil ich doch ziemlich optimistisch bin. Anhand der hier aufgezeigten Zeichen müssen wir jedoch meinen Optimismus immer wieder überprüfen und gegebenenfalls Gegensteuern, wenn sich die Dinge nachteilig entwickeln.

Der heutige Rücksetzer ist – um es mit den Worten der Charttechniker zu beschreiben – nichts weiter als das Schließen des gestrigen Opening-Gaps: der DAX war gestern mit einem Sprung nach oben gestartet. Heute wird der DAX nochmals kurzzeitig auf das Hoch der vergangenen Woche zurückgeführt. Technisch gesehen ziemlich gesund. Fundamental betrachtet ist es nur zu verständlich, dass nach dem gestrigen, euphorischen Börsenstart nun auch die Skeptiker zu Wort kommen.

Brexit, Italien, Gelbe Jacken, Krim, ... Probleme gibt es genug, da kann der DAX auch nochmal tiefer rutschen. Doch solange keine neuen Tiefs geschrieben werden, bleibe ich zuversichtlich.

Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.


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Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen


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