Heibel-Ticker PLUS 18/50 - Zu viele Probleme

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14.12.2018:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

13. Jahrgang - Ausgabe 50 (14.12.2018)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Chaos hält an
02.So tickt die Börse: Unzählige Problemherde
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Bullenquote auf 3-Jahrestief
 -
04.Ausblick: Zu viele Probleme
05.Update beobachteter Werte: Freenet, Wheaton Precious Metals
 - Freenet: Schulden erfolgreich refinanziert
 - Wheaton Precious Metals: Einigung im Steuerstreit
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Chaos hält an

Liebe Börsenfreunde,

Diese Woche haben wir die Reißleine gezogen: Das Chaos an den Finanzmärkten ist zu groß, als dass wir weiter auf eine baldige Erholung setzen würden. In Kapitel 02 führe ich aus, welche Dinge derzeit schief laufen für die Finanzmärkte.

Die Stimmung hat sich nach einer leichten Erholungsbewegung in der abgelaufenen Woche ein wenig erholt, ist aber noch immer niedergeschlagen. In den vergangenen Wochen hatte die Stimmung jedoch wenig Einfluss auf die Börsenbewegungen, täglich prasselten Hiobsbotschaften ein, so dass schon allein das Ausbleiben einer solchen Hiobsbotschaft für einen guten Börsentag sorgte. Das dürfte auch in der kommenden Woche so bleiben. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 03.

Es gibt nicht mehr das eine Problem, das gelöst werden muss. Es sind zu viele Probleme, die auf uns einprasseln, so dass sich viele Anleger inzwischen machtlos fühlen. In Kapitel 04 zeige ich die ganze Misere und finde auch zwei Lichtblicke sowie einen möglichen Ausweg.

In Kapitel 05 gibt es zwei Updates. einen Überblick über unser Portfolio finden Sie in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp181216.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Unzählige Problemherde

Diese Woche musste ich eine Fehleinschätzung korrigieren. Anfang Oktober war ich davon ausgegangen, dass vier Problemfelder das Börsengeschehen bestimmen würden: US-Notenbank, China/USA-Handelsstreit, Haushaltsbudget Italien und Brexit.

Nachdem der US-Notenbankchef Jay Powell seine Ankündigung der vier weiteren kategorischen Zinserhöhungen relativiert hatte und die beiden Präsidenten Trump und Xi nach ihrem Gespräch in Argentinien von einem Durchbruch sprachen, war ich davon ausgegangen, dass diese beiden Problemfelder gelöst werden können. Wichtig: An der Börse beginnen die Kurse häufig zu steigen, wenn Lösungsmöglichkeit für möglich erachtet werden. Wenn die Lösung dann zur Gewissheit wird, ist der Kursanstieg meist schon Vergangenheit.

Die Verschulung Italiens und der Brexit begleiten uns nun bereits seit so langer Zeit, dass ich diese beiden Problemfelder für die Weltfinanzmärkten nicht mehr für dramatisch erachtete.

So ging ich davon aus, dass wir eine ordentliche Jahresendrallye sehen würden.

Doch statt weiter nach oben dreht die Börse direkt nach dem G20-Treffen gen Süden und erreichte Anfang dieser Woche ein neues Jahrestief. Der DAX notierte zwischenzeitlich auf Jahressicht bei -18%...

...doch der Dow Jones war im Maximum nur 3,6% unter dem Stand zum Jahresbeginn. Während wir hier in Deutschland also einen dramatischen Ausverkauf erleben, hält sich der US-Aktienmarkt verhältnismäßig stabil. Vielleicht habe ich die Problemfelder hier in Europa nicht wichtig genug genommen.

Denn inzwischen sieht es so aus, als seien Italiens Budgetprobleme und der Brexit nur Symptome eines größeren Problems, das auch in Frankreich in Form von gelben Westen zu Tage tritt und in Belgien in Form einer drohenden Regierungskrise. Gleichzeitig ist der Zustand in der Ukraine und insbesondere an der Krim Halbinsel alles andere als stabil. Es scheint, das Problem, das all diese Problemherde eint, ist in der abwartenden, defensiven Haltung der EU zu suchen. Scharfe Zungen beschreiben es sogar mit einer absoluten Handlungsunfähigkeit der EU.

Aber auch die gelöst geglaubten obigen Probleme kehrten wieder zurück. Mit der Relativierung seiner in Aussicht gestellten vier Zinserhöhungen konnte Jay Powell den Geist, den er aus der Flasche gelassen hatte, nicht mehr einfangen. Inzwischen werden die US-Konjunkturdaten kritisch betrachtet und es zeigen sich an vielen Fronten rückläufige Indikatoren. Während der Arbeitsmarkt robust ist, brachen Konsumklima und der Häusermarkt bereits ein. Inzwischen reicht es nicht mehr, wenn Jay Powell vielleicht ein bisschen weniger als vier weitere Zinserhöhungen vornimmt, inzwischen fordern erste Volkswirte, dass gar keine Zinserhöhung mehr erfolgen dürfen.

Und während Trump und Xi sich freundlich unterhielten, wurde in Kanada die Tochter des Unternehmensgründers von Huawei verhaftet. Sie ist Finanzchefin im Konzern, die USA haben Kanada um die Festnahme gebeten. Der Vorwurf: Huawei habe durch Lieferungen von Netzwerktechnologie an den Iran gegen internationale Sanktionen verstoßen.

Kurze Zeit später gibt die internationale Hotelkette Marriott bekannt, dass es Hackern gelungen sei, Daten von 500 Mio. Kunden zu klauen. Die Hacker, so habe man zweifelsfrei feststellen können, seien von chinesischen Behörden gesteuert worden.

Heute hat China bekannt gegeben, die im Rahmen des Handelsstreits zusätzlich erhobenen 25% Zoll auf importierte Autos vorübergehend, aber ab sofort auszusetzen. Ebenfalls heute wurde veröffentlicht, dass Chinas Einzelhandelsumsatz im November so langsam gewachsen sei wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Handelsstreit zeigt Wirkung.

In Europa ist der Einkaufsmanagerindex auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen. Der Einkaufsmanagerindex gilt als Frühindikator. Der niedrige Stand könnte also auf eine weiter nachlassende Wirtschaftsdynamik im Verlauf des kommenden Jahres deuten.

Während also die Lösungsmöglichkeiten in den USA mit großer Skepsis und immer neuen Rückschlägen begleitet werden, wachsen die Probleme in Europa täglich weiter an. Ich habe unser Portfolio dementsprechend nunmehr deutlich defensiver ausgerichtet. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES13.12.18Woche ΔΣ '18 Δ
Dow Jones24.597 -1,4%-0,9%
DAX10.925 1,1%-15,4%
Nikkei21.375 -0,6%-6,1%
Shanghai A 2.758 1,1%-20,4%
Euro/US-Dollar1,14-0,2%-5,3%
Euro/Yen128,890,5%-4,5%
10-Jahres-US-Anleihe2,91%0,030,49
Umlaufrendite Dt0,14%0,03-0,14
Feinunze Gold$1.240 0,2%-4,8%
Fass Brent Öl$60,75 1,5%-8,7%
Kupfer6.150 -0,2%-14,1%
Baltic Dry Shipping1.365 1,9%-0,1%
Bitcoin3.294 -5,8%-76,3%



Diese Woche war ein elementarer Stimmungswechsel in den USA zu beobachten: Jede Meldung wurde in ein negatives Licht gesetzt. Schlechte Konjunkturdaten wurden als Vorbote einer drohenden Rezession gewertet. Gute Konjunkturdaten hingegen schürten die Angst davor, dass Notenbankchef Jay Powell an seinen vier angekündigten Zinserhöhungen festhalten könne. Während der Dow Jones also Federn ließ, konnten sich sowohl der DAX als auch der chinesische Shanghai A-Aktienindex von den heftigen Verlusten der Vorwochen ein wenig erholen.

EZB-Chef Mario Draghi kündigte gestern den endgültigen Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm zum Jahreswechsel an. Das war zwar schon in Aussicht gestellt worden, doch sicher waren sich Marktbeobachter nicht. Gleichzeitig betonte Draghi, die EZB werde alle bei Fälligkeit zurückgezahlten Anleihengelder erneut in entsprechende Papiere investieren. Und das werde mindestens so lange geschehen, bis eine erste Leitzinsanhebung erfolgt, die übrigens nicht vor Herbst 2019 zu erwarten sei.

Draghi hält damit an seinem extrem langsamen Ausstieg aus der Liquiditätsflutung fest. Noch immer wird dem Markt kein Geld entzogen, die Liquiditätsflutung wird lediglich weiter zurückgefahren, bzw. endet nun. Der Euro hat in Folge dieser Meldung gegenüber dem US-Dollar weiter an Wert verloren, das Zinsniveau hingegen hat sich etwas stabilisiert.

Der Ölpreis erholt sich ein wenig, nachdem er in den vorhergegangenen Monaten eingebrochen war. Die eklatant großen Long-Positionen, die ich im Sommer aufgezeigt hatte, sind inzwischen abgebaut. Der Verkaufsdruck dürfte nun weiter nachlassen. Doch nachlassender Verkaufsdruck ist noch kein aufkommender Kaufdruck. Der nunmehr wieder niedrige Ölpreis nährt die Angst vor einer Rezession. Denn bei einer starken Konjunktur, so die Erfahrung, steigt auch der Ölpreis... und umgekehrt.

Der erneute Anstieg des Baltic Dry Verschiffungsindex zeigt einmal mehr die Stimmungsschwankungen der Im- und Exporteure: die nächsten Zölle sind zwar für 90 Tage ausgesetzt, doch vom Tisch sind sie noch nicht. Beginnen die Händler erneut, ihre Lagerbestände aufzufüllen, um im Zweifel für ein Scheitern der Verhandlungen gewappnet zu sein?

Der Bitcoin als Gold-Ersatz? Hmm, diesen Ruf dürfte er nun langsam verlieren. Der Bitcoin ist inzwischen im laufenden Jahr um 76% gefallen.




03. Sentiment: Bullenquote auf 3-Jahrestief

Nach dem heftigen Ausverkauf im Oktober und November, bis einen in den Dezember und zum Beginn der abgelaufenen Woche, hat sich der DAX im Anschluss recht versöhnlich gezeigt. Und so beruhigen sich auch die Gemüter der Anleger wieder ein wenig.

Nur noch 52% (-24%) unserer Umfrageteilnehmer sehen in der aktuellen DAX-Bewegung einen Abwärtsimpuls, 19% (+2%) gehen von einer Bodenbildung aus. 17% der ehemals Niedergeschlagen haben sich ein wenig beruhigt und gehen nun von einer Seitwärtsbewegung aus (+17% auf 22%). Das Sentiment ist damit zwar nicht mehr extrem niedergeschlagen, aber mit einem Wert von -4,5 weiterhin auf gedrücktem Niveau.

Die Hälfte derer, die vor einer Woche angaben, vom Ausverkauf auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein, hat sich diese Woche ein wenig beruhigt. Nur noch 26% (-28%) geben an, die Entwicklung der abgelaufenen Woche Überhaupt nicht erwartet zu haben. Dafür sehen nun 35% (+27%) ihre Erwartung der Vorwoche kaum, weitere 32% (+14%) zum größten Teil erfüllt. Auf die moderate Gegenbewegung wollen nur 7% (-3%) spekuliert haben. Damit hat die extreme Verunsicherung der Vorwoche, die unter Anlegern herrschte, ein wenig nachgelassen.

Der Boden liegt nun hinter uns, steigende Kurse sind dennoch nicht zu erwarten, sagen 10% der Umfrageteilnehmer, die ihre Erwartung direkt von Bodenbildung auf Seitwärtsbewegung modifiziert haben. Nur noch 14% (-9%) erwarten für den DAX in drei Monaten eine Bodenbildung, hingegen erwarten 38% (+10%) eine anhaltende Seitwärtsbewegung. Optimismus sieht anders aus, würde ich sagen. Denn nur 22% (+1%) gehen von steigenden Kursen aus. Hingegen fürchten 23% (-4%), dass der DAX in drei Monaten tiefer steht als heute.

Entsprechend wollen nur 18% (-3%) der Umfrageteilnehmer in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, unverändert 17% wollen Aktien verkaufen. Mit 65% (+3%) warten die meisten vorerst ab.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist ziemlich bullisch. Die meisten Positionen der Euwax-Privatanleger sind long (6,25).

Die Profis, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Call-Positionen jedoch aufgelöst und sind inzwischen wieder neutral ausgerichtet. Da haben wohl im Ausverkauf von vor 10 Tagen einige versucht, durch Call-Scheine ihre Jahresperformance ein wenig aufzubessern. Überzeugung für steigende Kurse sieht jedoch anders aus. Das Put/Call-Verhältnis der US-Anleger ist neutral.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote wieder auf 55% (-7%) reduziert. Auch hier ist kein Vertrauen in den Aktienmarkt zu sehen.

US-Privatanleger haben in dieser Woche Panik bekommen. Die Bullenquote notiert bei -28%, einem extrem pessimistischen Niveau, wie es zuletzt nur Anfang 2016 erreicht wurde. In den USA scheint eine Gegenbewegung somit fällig.

Der technische Angst & Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 12% extreme Angst an. Auch dieser Indikator spricht für eine baldige Gegenbewegung.

Interpretation



Auch der fünf-Wochendurchschnitt der Stimmung ist diese Woche nochmals weiter gesunken und zeigt den extremsten Wert seit Anfang 2016 an, wie die Bullenquote der US-Privatanleger. Zumindest kurzfristig dürfte es daher wohl auch in Deutschland bald eine Gegenbewegung geben.

Doch eins ums andere wurden bislang alle Versuche, aus einer Gegenbewegung eine nachhaltige Aufwärtsbewegung durch neue Hiobsbotschaften zunichte gemacht: Verhaftung des CFOs von Huawei, Datenskandal von Marriott wurde von chinesischen Behörden durchgeführt, die Gelbwesten zwingen Macron dazu, das Budget 2019 von Frankreich über die 3% Neuverschuldungsgrenze zu hieven, Brexit kann durchaus ungeregelt erfolgen, ...

Eine Prognose in dieser turbulenten Börsenphase kann schon morgen durch neue Ereignisse ins Gegenteil umgekehrt werden. Daher können wir derzeit aus der Sentiment-Analyse nur ableiten, dass die Aktienmärkte sowohl in den USA als auch in Deutschland eher eine Erholungstendenz haben, solange es eine Nachrichtenflaute gibt.







04. Ausblick: Zu viele Probleme

Wenn wir jedes Problem alleine betrachten, scheint es jeweils Lösungsmöglichkeiten zu geben. Was die Aktienmärkte derzeit meines Erachtens aus der Bahn wirft, ist die Fülle von Problemen, die auf uns einprasseln. Es kann das eine Problem nicht gelöst werden, bevor das nächste Problem auftaucht.

Und der Grund für diese gefühlte Machtlosigkeit ist meines Erachtens in der Geldpolitik zu sehen: da mehren sich die Anzeichen des nachlassenden Wirtschaftswachstums und die Notenbanken entziehen den Märkten Liquidität. Wenn weniger Liquidität vorhanden ist, um die aktuellen Werte zu bezahlen, dann sinken eben die Preise. So einfach kann man es erklären.

In steigenden Märkten können Probleme mit Liquidität zugepflastert werden. Das haben wir in den vergangenen zehn Jahren immer wieder gesehen, daher waren Korrekturen stets Kaufgelegenheiten.

Jetzt scheint die Liquidität nicht mehr auszureichen, um den Handelsstreit zwischen den USA und China oder den Brexit für nebensächlich zu bezeichnen.

Lassen Sie mich bitte der Vollständigkeit halber mal die Probleme auflisten, die in den vergangenen Wochen auf uns eingeprasselt sind:

US-Vizepräsident Mike Pence und US-Notenbankchef Jay Powell gaben Anfang Oktober den Startschuss.

- Pence weitet Handelsstreit mit China aus, indem er auch kulturelle und militärische Vorwürfe aufnimmt
- Die Annäherung zwischen Xi & Trump beim G20-Gipfel wird von Festnahme von Huawei-CFO überschattet, Vorwurf: China befolgt Iran-Sanktionen nicht
- Marriott verliert 500 Mio. Kundendaten. Vorwurf: Chinas Behörden haben die Hacker gesteuert
- China vermeldet schwächste Einzelhandelsdaten seit 19 Jahren
- China setzt Strafzölle auf Autos per sofort aus

--> Sieht aus, als wäre China ziemlich unter Druck oder?

- Powell stellt 4 weitere Zinserhöhungen in Aussicht, quartalsweise
- Hausverkäufe rückläufig, Einzelhandelsumsätze schwach
- Löhne steigen (vermeintlich Inflationsgefahr!) und erhöhen Druck für weitere Zinsanhebungen
- die Zinsstrukturkurve hat sich im Bereich 2-3 Jahre bereits invertiert
- Risikoprämie (Zinsspanne zwischen Anleihen minderer Bonität und Staatsanleihen) ist angesprungen und deutet auf Stress im System
- Banken, Logistikaktien, Industrieaktien brechen ein, Flucht in Dividendentitel, Versorger

--> Nächsten Mittwoch wird die Fed ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Erhöht Powell um 0,25%, wird der Aufschrei groß sein, dass dies zu viel ist und die Konjunktur bremst. Erhöht Powell nicht, wird der Aufschrei groß sein, dass die Konjunktur nun ja wohl so schlecht sein muss, dass Powell nicht einmal mehr seine erste von vier in Aussicht gestellten Zinsanhebungen durchführen kann. So oder so, die Reaktion wird schlecht sein.

- Brexit droht zum Fiasko zu werden: Austrittsvertrag für die Briten nicht akzeptabel, aber alternativlos - genau wie Premierministerin May. Das Theater kann sich bis März hinziehen.
- Italien bricht EU-Vorgaben und sogar jüngste Vereinbarungen durch zu hohe Budgetplanung für 2019. Um die populistische Regierung umzustimmen, muss der Rest der EU Druck machen, doch da ...
- ... zwingen die gelben Westen den französischen Präsidenten zu finanziellen Zugeständnissen, die vermutlich auch Frankreich die EU-Regeln (Haushaltsdefizit kleiner 3% von BIP) brechen lassen werden. Wie kann jetzt Italien noch eingefangen werden?
- derweil bricht in Belgien die Regierungskoalition über den UN-Flüchtlingspakt auseinander, Premier Michel sieht sich ebenfalls der Vertrauensfrage gegenüber
- die Konjunktur zeigt erste Bremsspuren, Handlungsspielraum hat die EZB aber noch lange nicht, sie hat gerade erst die außergewöhnlichen Maßnahmen beendet

---> In Europa brennt es in allen Ecken, doch in Brüssel werden die Feuer nicht einmal offiziell als Feuer anerkannt.

Soll ich noch den Krim-Konflikt der Ukraine und Russland auflisten, den schmutzigen Flüchtlingsdeal von Merkel mit der Türkei, den Konflikt um die Iran-Sanktionen zwischen Europa und den USA, um die Gaspipeline nach Russland, ...

Es ist einfach zu viel.

Zwei Punkte machen Hoffnung:
Zum einen haben wir nun unsere Cashposition auf 23% hochgefahren und können dem Treiben etwas entspannter zuschauen, wenngleich die erlittenen Verluste schmerzen. Doch nur mit Cash kann man in so chaotischen Phasen überhaupt handlungsfähig bleiben.

Zum anderen ist jeder Rezession bislang eine invertierte Zinsstrukturkurve vorausgegangen, und danach dauerte es noch 12-18 Monate bis die Rezession eintrat. In dieser Zeit haben die Aktienmärkte nochmals um durchschnittlich 25% zugelegt. An meinem Crack-Up Boom halte ich also noch immer fest, wenngleich die aktuelle Korrektur deutlich heftiger ausfällt, als ich es mir gewünscht hätte.

Wir laufen auf die Weihnachtszeit und das Jahresende zu. Ich gehe davon aus, dass es noch volatil bleiben wird. Es gibt viele, die jetzt noch Positionen aus dem Portfolio werfen wollen. Es gibt aber auch immer wieder einige, die sich schon wieder neu für das kommende Jahr positionieren wollen. Ich werde in den kommenden Tagen nur bei besonderen Situationen reagieren und ansonsten erstmal die Füße still halten.

Wenn ich den "einen" Punkt nennen soll, der mich zum Ändern meiner Meinung bewegen könnte, dann wäre das die Liquiditätsversorgung der Märkte: Insbesondere die US-Notenbank fährt aktuell einen Kurs, der Anleger in die defensiven Titel treibt. Und die EZB könnte mit einer überraschenden Verlängerung ... oder im Januar "Wiederaufnahme" des Anleihenkaufprogramms natürlich auch helfen. Schauen wir mal, wie sich Jay Powell am kommenden Mittwoch verhält.



05. Update beobachteter Werte: Freenet, Wheaton Precious Metals

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Freenet
Schulden erfolgreich refinanziert

Fr, 14. Dezember um 14:30 Uhr
Diese Woche hat Freenet bekannt gegeben, einen bis Ende 2023 laufenden Kredit in Höhe von 910 Mio. Euro abgeschlossen zu haben. Damit würden verschiedene Brückenfinanzierungen und bald fällige Papiere abgelöst. 300 Mio. Euro aus diesem Kredit sind vorerst nicht in Anspruch genommen, dienen also als Reserve.

Damit dürften die Sorgen um die Dividendenauszahlung aus dem Eigenkapital zwar nicht verschwinden, aber zumindest ist die Liquidität trotz des Ceconomy-Desasters gesichert.

Ungeachtet dessen setzt sich der Ausverkauf bei Ceconomy fort, die Aktie fällt auf ein neues Tief nach dem anderen, trotz (oder wegen?) des Weihnachtsgeschäfts. Diese Entwicklung belastet auch Freenet, die als drittgrößter Aktionär mit einem Anteil von 9,1% ihren Anteilswert schrumpfen sieht.

Ceconomy setzt im Jahr 21 Mrd. Euro um und wird mit nur noch 1,3 Mrd. Euro bewertet. Das ist in meinen Augen bereits Insolvenzniveau, doch das Unternehmen schreibt schwarze Zahlen und hat in der Bilanz eine Nettocash-Position von 300 Mrd. Euro. Das Ganze sieht mir ziemlich übertrieben aus, ich bleibe weiterhin dabei.


Wheaton Precious Metals
Einigung im Steuerstreit

Fr, 14. Dezember um 14:25 Uhr
Soeben tickert die Meldung herein, dass Wheaton Precious Metal sich mit der kanadischen Steuerbehörde auf einen Vergleich geeinigt hat.

Die Auseinandersetzung mit der kanadischen Steuerbehörde läuft seit Anfang 2017, Steuernachzahlungen in Höhe von 353 Mio. Can$ (225 Mio. €) waren zwischenzeitlich im Gespräch, worst case Szenarios sprachen sogar von bis zu 511 Mio. Can$, da der Zeitraum bis zurück zum Jahr 2005 untersucht werden könnte. Bei einem Jahresumsatz von aktuell 682 Mio. € würde eine solche Steuernachzahlung nicht nur ein gigantisches finanzielles Loch reißen, sondern das Geschäftsmodell grundsätzlich infrage stellen.

Die Einigung beinhaltet folgende Punkte:
- Keine Nachzahlung für Wheaton Precious
- Neue Verrechnungssätze der in Kanada erbrachten administrativen Leistungen für die im Ausland agierenden und versteuernden Unternehmensbereiche, so dass künftig in Kanada ein höherer Gewinn anfällt, der auch entsprechend zu versteuern ist.

Die Aktie springt heute um 5% nach oben. Mit der Einigung ist eine Last von der Aktie genommen, die einige Anleger davon abgehalten hatte, in diese ungewisse Situation hinein zu investieren. Diese Last ist nun weg, die Aktie dürfte sich auch in den kommenden Wochen gut entwickeln. Wir haben den Inhaber von Gold- und Silberlizenzen als stabilisierende Komponente während des Aktienmarktchaos in unser spekulatives Portfolio genommen. Das Chaos hält noch an, wir bleiben dabei.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =2,1%WKN13.12.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP14,56 €3%-4%2,1%A







En Vogue (≈15%) =2,9%WKN13.12.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 5x3%!
WeiboA110V756,53 €3%-30%2,9%C







Wachstum (≈30%) =21,6%WKN13.12.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 4x7,5%!
Apple865985151,06 €0%-9%0,0%C
FacebookA1JWVX127,09 €7%-14%7,5%B
BB BiotechA0NFN355,30 €-1%-1%3,7%C
ZalandoZAL11125,55 €-1%-31%6,7%A
Nvidia918422130,94 €-6%-15%3,7%B
SplunkA1JV4H93,95 €-4%6%0,0%A







Dividende (≈25%) = 24,8%WKN13.12.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051010,90 €-2%-32%7,0%B
FreenetA0Z2ZZ16,84 €-3%-35%7,0%C
Bet-at-HomeA0DNAY50,95 €-2%-14%7,2%B
Deutsche Post55520025,33 €-4%-16%3,6%B







Absicherung (≈20%) =24,8%WKN13.12.18Woche ΔΣ '18 ΔAnteil 3x6,7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.486,00 €0%1%7,5%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU85,78%-3%-11%10,2%A
Nokia-AnleiheA0T9L2101,74%0%-8%7,0%C





Cashquote
Σ-Portfolio

-2%-12%23,8%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%2,1%512%
ZyklischTrump15%2,9%513%
WachstumEnkelkinder30%21,6%447,5%
DividendeUrlaub25%24,8%348%
AbsicherungZins & Gold20%24,8%336,7%
Summe
100%76,2%2013


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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