Heibel-Ticker PLUS 19/4 - Gegenbewegung könnte in zweite Phase treten: Gier

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25.01.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 04 (25.01.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Gegenbewegung abgeschlossen
02.So tickt die Börse: Gegenbewegung könnte in zweite Phase treten: Gier
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Kurse steigen entlang einer Mauer aus Angst und Skepsis
 -
04.Ausblick: Angst vor Brexit-Lösung treibt Kurse
05.Update beobachteter Werte: Wheaton Precious Metals, Weibo, Zalando, Nokia-Anleihe
 - Wheaton Precious Metals: Edelmetallflaute bremst Kursentwicklung
 - Weibo: Ratten verlassen das sinkende Schiff?
 - Zalando: Internethandel boomt, Schuhe hinken hinterher
 - Nokia-Anleihe: Nokias 6,625%-US$-Anleihe lauft in guten Zeiten mit Euro-Wechselkurs, bei Euro-Chaos entgegen
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Gegenbewegung abgeschlossen

Liebe Börsenfreunde,

Schaffen die Aktienmärkte den Sprung von der Gegenbewegung zur Überzeugungsrallye? Denn alles, was wir bislang in diesem jungen Jahr gesehen haben, war nichts weiter als eine Gegenbewegung zu den Kursverlusten des Dezembers. Doch jetzt muss sich zeigen, ob sich die Situation verbessert hat, oder nicht. In Kapitel 02 zeige ich heute, dass Die Chipindustrie (5G-Chips und Speicherchips) bereit ist für den Sprung nach vorn, doch es gibt auch noch jede Menge schwelende Krisen.

Die Stimmung der Anleger verbessert sich entsprechend nur sukzessive. In Kapitel 03 zeige ich, dass sich das Sentiment zwar aufhellt, doch es bleibt eine Menge Zukunftsskepsis. eigentlich nicht schlecht für weiter steigende Kurse, wenn man die Sentiment-Theorie im Sinne des Kontraindikators berücksichtigt.

Im Ausblick des Kapitel 04 male ich dann ein Szenario auf, wie sich die Aktienmärkte in den kommenden Wochen verhalten könnten. Ausgangslage sind die heute stark steigenden Aktienkurse aufgrund von Gerüchten über eine mögliche Lösung im Brexit-Poker. Mal sehen, was am Montag von dem Gerücht übrig bleibt.

In Kapitel 05 befinden sich die Updates dieser Woche zu unseren offenen Positionen. Ich habe dort diesmal auch ein wenig ausführlicher erläutert, warum unsere US-Dollar Unternehmensanleihe vor fünf Jahren unabhängig vom Wechselkurs war und seit drei Jahren nun aber parallel zur Wechselkursentwicklung läuft.

In Kapitel 06 finden Sie noch eine tabellarische Übersicht über den aktuellen Stand unseres Portfolios. Die Hälfte des Vorjahresverlusts haben wir bereits wieder aufgeholt.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp190127.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Gegenbewegung könnte in zweite Phase treten: Gier

Wir befinden uns noch immer in der bloßen Gegenbewegung zum Ausverkauf im Dezember. Bislang haben viele Aktien zugelegt, die gerade Ende des abgelaufenen Jahres besonders viel verloren haben. Die größten Gewinner sind derzeit Dividendenaktien, da Anlegern noch die Angst in den Knochen steckt und sie nun nach den vermeintlich sicheren Alternativen suchen.

Hat sich die geopolitische Situation maßgeblich verändert? Ich stelle mit großer Freude fest, dass die Börsenbewegung nicht mehr von den tagespolitischen Meldungen dominiert wird. Denn die schwelenden Krisen sind alles andere als gelöst.

Ich wurde von einigen Lesern kritisiert, weil ich der EU mangelndes Entgegenkommen bei den Brexit-Verhandlungen unterstellt habe. Das Gegenteil ist der Fall: Die derzeitige Verhandlungslinie der EU als auch von Theresa May hat eindeutig den Verbleib der Briten in der EU zum Ziel, anders kann ich den Plan B von May, der sich nicht von Plan A unterscheidet, nicht interpretieren. Wenn die EU und May an ihrer harten Linie festhalten, wird es keine Einigung geben und eine Verschiebung, dann ggfls. ein neues Referendum und letztlich die Rücknahme des Brexit werden folgen. Reisende soll man ziehen lassen. Die Briten gehen aber nicht, wenn wir ihnen nicht noch ein paar Geschenke hinterher werfen.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China bringt täglich widersprüchliche Meldungen hervor. Ob dort nennenswerte Fortschritte erzielt wurden, ist völlig offen. Gleichzeitig rücken die nächsten Eskalationsstufen - weitere Zölle - immer näher.

Der Shutdown in den USA ist der längste der US-Geschichte und droht mit jedem Tag, den er andauert, ernste Auswirkungen auf die US-Konjunktur zu haben. Wie wir Trump inzwischen kennengelernt haben, ist ein Einlenken seinerseits nur schwer vorstellbar. Gleichzeitig steigt der Druck auf ihn wegen der Russland-Affäre, eine Anklage mit folgendem Amtsenthebungsverfahren wird in diesen Tagen einmal mehr öffentlich diskutiert.

Und dann hat der IWF diese Woche, pünktlich zum Weltwirtschaftsforum in Davos, seine Wachstumsprognose für die globale Wirtschaftsentwicklung gesenkt. Als Gründe werden vor allem die jüngsten Entwicklungen in den USA angeführt. Der Donald ist nicht einmal nach Davos gereist und hat dies auch seinen Mitarbeitern untersagt.

Die Situation in Italien ist für mich weiterhin undurchsichtig: "Italien will Defizitziel ohne Sparmaßnahmen erreichen" ist in den Medien zu lesen. Rechnerisch ist das nicht möglich, Italien kommt mir vor wie das ungezogene Kind, das umherhüpft und schreit "Ich will aber!". Weil Frankreich Italien nicht unterstützt, spekuliert Salvini bereits über einen vorzeitigen Abgang Macrons.

All diese schwelenden Krisen halten Anleger nicht davon ab, die Aktienmärkte weiter nach oben zu jubeln. Gestern wurde die nächste Phase eingeläutet: Xilinx und Lam Research haben optimistische Prognosen abgegeben, so dass dem Halbleitermarkt wieder Leben eingehaucht wird.

Xilinx baut Chips für 5G-Kommunikation, die in unzählige elektronische Endgeräte eingebaut werden kann. Das Internet der Dinge! In der Telefonkonferenz, die der Veröffentlichung der Q-Zahlen folgte, schwärmte CEO Victor Peng davon, dass die guten Zahlen des Q4 darauf zurückzuführen seien, dass 5G nun anlaufen würde. Es sei nur das erste von sehr vielen Quartalen, in denen 5G für ordentliches Wachstum sorgen werde. In der Telefonkonferenz wurde 32 mal der Begriff 5G genannt!

Xilinx sprang gestern um 18% an. Doch die Aktie ist mit einem KGV 2019e von 30 bei erwarteten 15% Gewinnwachstum schon recht hoch bewertet.

Und dann hat Lam Research einmal mehr schwache Q-Zahlen veröffentlicht. Doch in der anschließenden Telefonkonferenz sprach CEO Tim Archer mehrfach davon, dass es das letzte schwache Quartal sei. Lam Research ist Maschinenbauer für die Produktion von DRAMs und Flash-Memory, also den Produkten, mit denen Micron unterwegs ist: SSD-Festplatten und Arbeitsspeicher. Micron notiert auf einem KGV von 5 bei erwartetem Gewinnwachstum von 25%. Die Aktie ist völlig ausgebombt, weil man von Überkapazitäten im Markt spricht. Wenn nun aber LAM Research davon ausgeht, dass neue Maschinen bestellt werden, dann kann die Überkapazität nicht so groß sein, oder?

Taten sagen mehr als Worte: Archer kündigte ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 5 Mrd. USD an. Lam war gestern gerade mal 21 Mrd. USD wert. Da möchte der CEO also knapp ein Viertel des Unternehmens zurückkaufen. Diese Ankündigung zeigt gleich zwei Dinge: Zum einen glaubt CEO Archer, dass er die Barreserven (3,6 Mrd. USD Nettocash) nicht mehr benötigt, um die Durststrecke durchzustehen. Zum anderen hält er den Aktienkurs seines Unternehmens für günstig genug, um nennenswert Aktien einzusammeln.

Lam ist gestern um 16% angesprungen, auch Micron konnte um 7% zulegen.

Damit könnte die Rallye der vergangenen Wochen, die ich bislang als Gegenbewegung bezeichnet habe, in die nächste stufe eintreten: Gier! Nachdem in den vergangenen Wochen Portfolios dahingehend umstrukturiert wurden, um gegen den nächsten Ausverkauf gewappnet zu sein, könnten Anleger schon bald nach Chancen auf überproportionale Kursgewinne setzen. Zyklische Unternehmen, die statt unter einer Rezession zu leiden nun frisches Wachstum versprechen, könnten in den Fokus der Anleger rücken.

Das wird nicht von heute auf morgen passieren, dazu ist die Situation noch nicht klar genug. So hat beispielsweise auch Texas Instruments gestern früh Zahlen veröffentlicht, die waren aber nicht sonderlich schön. Und gestern Abend hat Intel schwache Q-Zahlen veröffentlicht. Das Geschäft leide unter einem schwachen iPhone-Absatz und einem sich verlangsamenden Wachstum der Cloud, so die Meldung. Das dürfte genug sein, um die Chip-Bullen von gestern heute ein wenig zurückzudrängen.

Schauen wir mal, wie sich diese Entwicklung in den wichtigsten Indizes niedergeschlagen hat:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES24.1.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones24.553 0,8%6,5%
DAX11.130 1,9%5,4%
Nikkei20.774 0,5%3,8%
Shanghai A 2.724 1,7%4,3%
Euro/US-Dollar1,13-0,6%-1,0%
Euro/Yen124,31-0,3%-1,5%
10-Jahres-US-Anleihe2,71%-0,04-0,02
Umlaufrendite Dt0,07%-0,01-0,03
Feinunze Gold$1.284 -0,6%0,3%
Fass Brent Öl$61,65 0,7%18,1%
Kupfer5.920 0,2%-1,6%
Baltic Dry Shipping939 -12,8%-26,1%
Bitcoin3.597 -1,5%-8,3%



Die Gegenbewegung an den Aktienmärkten hat diese Woche insbesondere den DAX weiter nach oben gespült (+1,9%). Wie oben erwähnt wird hier die Hoffnung auf eine Rücknahme des Brexits gespielt. Außerdem hat EZB-Präsident Mario Draghi gestern eine ganze Reihe von Gefahren für die Konjunktur Europas aufgelistet und daraus gefolgert, dass die erste Zinserhöhung seit 8 Jahren nicht vor Herbst erfolgen könne - wenn nicht erst in 2020. Anhaltend niedrige Zinsen werden von den Aktienmärkten stets positiv eingeordnet.

An den Zinsmärkten werden die gestiegenen Gefahren für das weltweite Wachstum mit sinkenden Renditen beantwortet. Anleger suchten in den vergangenen Tagen die Sicherheit der Zinspapiere. Der andere sichere Hafen hingegen, das Gold, gab ein wenig nach.

Besondere Aufmerksamkeit sollten wir dem Öl schenken, denn der Ölpreis diktiert derzeit die Richtung an den Märkten. Sinkt der Ölpreis über Nacht, so starten die Aktienmärkte im Minus. Zu viele automatische Handelssysteme sind inzwischen darauf programmiert, aus einem rückläufigen Ölpreis drohende Konjunkturschwäche abzuleiten, es folgt der Verkauf konjunktursensibler Aktien. Umgekehrt führt ein leichter Ölpreisanstieg umgehend zu Aktiengewinnen. Nicht nur zufällig hat der Ölpreis zum Jahreswechsel am gleichen Tag sein Tief gesehen wie die Aktienmärkte.

Schauen wir nun einmal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Kurse steigen entlang einer Mauer aus Angst und Skepsis

Nach dem Kurssprung vom Freitag vor einer Woche liefen die Kurse überwiegend seitwärts. Das höhere Kursniveau konnte gehalten werden, sagen sich nun viele Anleger.

Denn immerhin 37% (+7%) der Umfrageteilnehmer sehen den DAX nun in einem Aufwärtsimpuls. Weitere 34% (+3%) interpretieren die aktuelle Kursentwicklung als Seitwärtsbewegung. Eine Zwischenerholung im Rahmen einer übergelagerten Abwärtsbewegung wollen nur noch 11% (-6%) erkennen und weitere 12% (-6%) betrachten die Entwicklung als Bodenbildung. Die Stimmung ist mit einem Indikatorwert von 2,6 deutlich positiv, aber noch immer nicht euphorisch.

Mit 60% (+11%) fühlen sich die meisten durch die aktuelle Entwicklung an den Aktienmarkt in ihrer Erwartungshaltung von vor einer Woche bestätigt. Weitere 11% (-2%) wollen sogar auf diese Entwicklung spekuliert haben. Kaum erfüllt sehen nur 22% (-7%) ihre Erwartungen und nur noch 7% (-3%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Damit hat sich nun endlich die für Monate vorherrschende Verunsicherung in moderate Selbstzufriedenheit gewandelt.

Trotz der angesprungenen Stimmungswerte bleibt die Erwartungshaltung skeptisch: Nur 32% (-1%) gehen für den DAX in drei Monaten von weiter steigenden Kursen aus, 33% (+4%) erwarten eine Seitwärtsbewegung. Mit unverändert 24% im Lager derer, die fallende Kurse erwarten, bleibt das Lager der Skeptiker groß.

Dennoch wollen 27% (+4%) in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, nur 13% (+1%) wollen verkaufen. 59% (-4%) wissen aktuell noch nicht, wie sie sich in den kommenden zwei Wochen verhalten werden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger in Deutschland ist auf -4 gerutscht und zeigt somit an, dass sich viele Anleger wieder gegen fallende Kurse absichern. Institutionelle Anleger jedoch, die sich über die Eurex absichern, setzen weiterhin auf steigende Kurse, das Put/Call-Verhältnis zeigt mit 0,9 eine deutliche Neigung für Calls an.

In den USA zeigt das CBOE-Put/Call-Verhältnis ein neutrales Verhalten der Anleger an. So haben US-Fondsmanager ihre Investitionsquote inzwischen auch wieder auf 75% hochgefahren, ein Niveau, das für die vergangenen 12 Monate als durchschnittlich bezeichnet werden kann.

Die Bullenquote der Privatanleger in den USA steht bei 5,3% und zeigt somit einen leichten Bullenüberhang auf.

Erstmals seit drei Monaten ist der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 mit einem Wert von 58% wieder in den Bereich der leichten Gier gesprungen.

Interpretation



Alles, was wir bisher in diesem Jahr gesehen haben, war nichts weiter als die Gegenbewegung zu den Kursverlusten des Dezembers. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, ob Anleger nun auf eine Besserung bei Konjunktur und Geopolitik setzen. Diese Einschätzung habe ich bereits in Kapitel 02 erlangt, die heutigen Stimmungsdaten scheinen dies zu untermauern.

Nicht nur der Angst und Gier Indikator sowie die Selbstzufriedenheit unserer Umfrageteilnehmer sind in dieser Woche erstmals wieder in den positiven Bereich gerückt. Auch die skeptische Erwartungshaltung der Marktteilnehmer würde ich als typisch für diese Börsenphase bezeichnen.

Denn jede Rallye läuft entlang an einer Mauer der Angst und der Skepsis. Wenn die schwelenden Probleme gelöst sind, steht der DAX wesentlich höher. Die Kurse steigen typischerweise "bis" zur Lösung, nicht erst danach.

Natürlich sind Lösungen noch in weiter Ferne. Heute gibt es Gerüchte, dass Irland bei den Brexit-Verhandlungen zu Zugeständnissen bereit sei. Die Verhandlungen im Handelsstreit zwischen den USA und China werden täglich mehrfach in unterschiedlichen Farben dargestellt, je nachdem, wer gerade ein Mikrofon bekommt. Rückschläge in den Verhandlungen können unsere Rallye jederzeit treffen und weiter steigende Kurse verzögern.

Doch für eine kleine Weile dürfte die Skepsis noch groß genug sein, um größere Rückschläge an den Aktienmärkten zu verhindern. Im Sinne der Sentiment-Theorie ist eine große Skepsis wie eine Unterstützung für den Aktienmarkt zu interpretieren, denn wer skeptisch ist, der ist nicht investiert. vielleicht hat er sich sogar mit einem Put abgesichert, wie wir das aus dem Euwax-Sentiment für viele Privatanleger wissen. Diese Absicherungsgeschäfte werden bei leicht rückläufigen Kursen aufgelöst, es entsteht also eine Nachfrage, die einen kräftigeren Ausverkauf verhindert.

So würde ich die aktuelle Sentimentverfassung inzwischen als durchaus konstruktiv bezeichnen.







04. Ausblick: Angst vor Brexit-Lösung treibt Kurse

Im Moment ist die größte Angst der Anleger, dass in den Brexit-Verhandlungen an diesem Wochenende eine Lösung gefunden wird. Deswegen steigen die Aktienmärkte heute weiter kräftig an. Es scheint erst einmal egal zu sein, ob es eine Lösung gibt, oder nicht. Hauptsache kein harter Brexit.

Gleichzeitig winken Gespräche zwischen hohen Verhandlungsleitern Chinas und den USA in der kommenden Woche. Wir wissen inzwischen, dass wir auf die widersprüchlichen Medienmeldungen nicht achten müssen, der Ausgang der Gespräche ist völlig offen. Aber immerhin es gibt Gespräche.

So langsam beginnen auch die DAX-Konzerne, ihre Quartalszahlen zu berichten. Nächste Woche Dienstag startet SAP, es folgen Siemens am Mittwoch und die Deutsche Bank am Donnerstag. Alle drei Aktie haben im laufenden Jahr bereits kräftig zugelegt (6-15%). Gute Zahlen würden demzufolge diesen Kursanstieg lediglich bestätigen.

In den USA erreicht die Berichtssaison nächste Woche ihren Höhepunkt. Täglich berichten vor- und nachbörslich diverse Unternehmen.

Die Stimmung unterstützt inzwischen zwar weitere Kursanstiege, doch ich kann mir schwer vorstellen, dass der DAX nach dem heutigen Kurssprung in der nächsten Woche ungebremst weiter ansteigen kann. Vielmehr gehe ich davon aus, dass ein paar Tage benötigt werden, um Neuigkeiten zu verarbeiten.

Mein Szenario der letzten Woche bleibt bestehen: Der DAX könnte bis 11.800 Punkte laufen, ohne dass der Bärenmarkt offiziell beendet wäre. Ab 11.600 Punkten werde ich mir Gedanken darüber machen, ob wir mit einem Put aktiv werden.

Mit heute 11.300 Punkten ist es nicht mehr weit bis zur 11.600. Doch auf dem Weg dorthin könnte es in den kommenden Tagen zu einem Rücksetzer kommen, der den DAX nochmals knapp unter 11.000 Punkte führen könnte. Dort könnten wir überlegen, erneut einen Call ins Portfolio zu holen.

Die Brexit-Verhandlungen sind nun offiziell gescheitert. Einen Plan B gibt es nicht. Wir befinden uns wieder im Normalmodus Brüssel: Hektisch wird telefoniert und ein Manöver des letzten Augenblicks wird ausgearbeitet. Sollte mich wundern, wenn die Aktienmärkte sich bereits an dieses Brüsseler Verhalten gewöhnt haben.

Wir haben bereits die Hälfte des Verlusts aus dem Vorjahr wett gemacht. Ich bleibe vorsichtig und werde den Kursen nicht hinterherlaufen, sondern warte auf Gelegenheiten. Die kommen immer.



05. Update beobachteter Werte: Wheaton Precious Metals, Weibo, Zalando, Nokia-Anleihe

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Wheaton Precious Metals
Edelmetallflaute bremst Kursentwicklung

Fr, 25. Januar um 12:26 Uhr
Gold und Silber sind im Dezember kräftig angesprungen, im Januar konsolidieren die beiden Edelmetalle diese Preissprünge ein wenig. Sprich: Die Preise laufen seitwärts. Entsprechend läuft auch der Aktienkurs von Wheaton Precious Metals seitwärts. Wir bleiben dabei.


Weibo
Ratten verlassen das sinkende Schiff?

Fr, 25. Januar um 12:49 Uhr
Am 8. Januar hat Morgan Stanley Weibo von Kaufen auf Halten zurückgestuft. Am 22. Januar folgte das japanische Bankhaus Nomura mit einer entsprechenden Abstufung, das Kursziel wurde von 74 auf 61 USD gesenkt. Gestern hat nun auch Jeffries die Aktie von Kaufen auf Halten zurückgestuft und das Kursziel von 83 auf 58 USD gesenkt. Aktuell notiert Weibo bei 54 USD.

Weibo hat seinen Ausverkauf bereits hinter sich. Im Oktober war die Aktie bereits bei 54 USD. In meinen Augen haben die Analystenhäuser nun das Handtuch geworfen. Über drei Monate haben sie an ihren Kaufempfehlungen festgehalten, obwohl die Aktie nicht aus dem Quark kam. Der Handelsstreit zwischen den USA und China lähmt jedes Investment in chinesische Aktien. Das KGV 2019e von 17 ist weiterhin viel zu niedrig für das erwartete Gewinnwachstum von 30% p.a. Aber auch Analysten sind nur Menschen. Und wie sollen sie ihrem Chef vermitteln, dass eine Kaufempfehlung richtig ist, wenn der gesamte Aktienmarkt sich erholt, nur die empfohlene Aktie nicht?

Eine Warnung vor weiter fallenden Kursen sieht anders aus. Sämtliche Kursziele sind weiterhin höher als das aktuelle Kursniveau. Es werden in den kommenden Tagen meiner Einschätzung nach nochmals ein paar Verkäufe folgen. Es gibt immer Anleger, die den Einschätzungen der Analysten folgen. Danach dürfte Weibo aber ausreichend ausgebombt sein, so dass die Aktie steigt, selbst wenn sich der Handelsstreit noch hinziehen sollte. Wir bleiben also jetzt erst recht dabei :-).


Zalando
Internethandel boomt, Schuhe hinken hinterher

Fr, 25. Januar um 12:57 Uhr
Zalando ist seit dem Tief am 21. Dezember, verursacht durch die Gewinnwarnung des britischen Wettbewerbers Asos, um 35% angesprungen. Neue Meldungen zu Zalando gab es seither nicht. Es gilt also, dass für steigende Kurse bereits ausreicht, wenn keine neuen Hiobsbotschaften mehr ans Tageslicht kommen.

Denn Hiobsbotschaften gab es 2018 genug: Eine unglückliche Wetterentwicklung hat der gesamten Bekleidungsindustrie zugesetzt. Der bislang schwache Winter hat gerade bei Zalando für ein nur langsam anlaufendes Weihnachtsgeschäft gesorgt.

Doch schauen Sie mal aus Ihrem Fenster. Was sehen Sie? Ich sehe eine weiße Winterlandschaft. Und meine Familie wurde völlig überrascht von dem Schnee. Eilig haben wir für die Kinder Winterstiefel bestellt. Ich denke, das ist vielen Familien so gegangen. Entsprechend würde es mich nicht überraschen, wenn die Durststrecke für Zalando endet.

Nicht nur das Wetter hatte Zalando zugesetzt, auch der überraschend große Erfolg des Partnerprogramms hinterließ Spuren: Zwar ist die Umsatzentwicklung daher im vergangenen Jahr erfreulich gewesen, aber Kommissionserlöse für Verkäufe von Partnern haben keine so hohe Marge wie der Verkauf eigener Ware.

Von meinen Analysen haben Sie sicher noch behalten, dass die Wachstumsgeschwindigkeit bei Zalando nicht durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird, sondern durch die Geschwindigkeit des Ausbaus der Logistik. Zalando wächst mit der Logistik mit 20-25% pro Jahr. Wenn nun aber die Logistik durch Partnerprodukte mit kleinerer Marge ausgelastet ist, dann leidet die Gewinn- und Verlustrechnung von Zalando.

Ich halte daher an meiner Einschätzung fest, dass wir derzeit nur eine Wachstumspause sehen und nicht etwa den Anfang vom Ende. Ja, das Partnerprogramm wird dazu führen, dass die Marge auch langfristig ein wenig rückläufig sein wird. Dafür wird das Geschäft aber weniger schwankungsanfällig.

Bei den Prognosen müssen wir nun zwei rivalisierende Prozesse berücksichtigen: Zum einen wird also der Erfolg des Partnerprogramms in den Analysen durch kleinere Gewinnmargen berücksichtigt. Gewinnerwartungen schrumpfen, dadurch steigt im Umkehrschluss das KGV. Lag das KGV 2019e vor einigen Wochen noch bei 55, so steht es inzwischen schon bei 67. Viel zu hoch für ein Wachstum von 20-25%.

Doch auf der anderen Seite stellen Analysten ihre Modelle nun auf das neue Geschäftsjahr um. Es werden nun die Zahlen für 2020 als Grundlage genommen. Und das KGV 2020e für Zalando steht bei 49, ist also schon im Bereich des Möglichen (ich halte stets eine Ziffer für möglich, die der zweifachen Wachstumsgeschwindigkeit entspricht: 2 x 25% = 50).

Rückläufige Gewinnerwartung versus Horizonterweiterung um ein Jahr: gerade bei Unternehmen mit starkem Wachstum gibt es da Interpretationsbedarf. Zalando sieht meiner Einschätzung nach aktuell vernünftig bewertet aus. Sollte die Aktie ihren Lauf fortsetzen, werde ich zwischenzeitlich mal Teilgewinne realisieren. Gewissheit über meine hier vorgestellten Überlegungen werden wir erst am 28. Februar erhalten, wenn die Q4-Zahlen veröffentlicht werden.


Nokia-Anleihe
Nokias 6,625%-US$-Anleihe lauft in guten Zeiten mit Euro-Wechselkurs, bei Euro-Chaos entgegen

Fr, 25. Januar um 13:33 Uhr
Im Jahr 2018 hat der US-Dollar gegenüber dem Euro um 10% zugelegt. Unsere Nokia-Anleihe ist im gleichen Zeitraum um 10% gefallen. Entwickelt sich die Anleihe also parallel zum Euro?

In den vergangenen drei Jahren war das der Fall. In den Jahren 2014 und 2015 hingegen, als die Euro-Schuldenkrise tobte, brach der Euro von 1,40 auf 1,05 USD/EUR ein, die Nokia-Anleihe hingegen stieg in diesem Zeitraum von 100% auf 122%. Damals diente die US-Dollaranleihe von Nokia vielen Anlegern also als Absicherung gegen einen Euro-Chaos.

Wenn der US-Dollar also weiter steigen sollte, weil die US-Wirtschaft so stark ist, dann dürfte unsere Nokia-Anleihe weiter Federn lassen. Sollte der Euro sich hingegen aufgrund von zunehmenden Streitereien der Euroländer weiter fallen (die Wechselkursentwicklung wäre die gleiche wie im ersten Fall), dann würde ich erwarten, dass der Kurs der Nokia-Anleihe steigt.

Ich habe mir die Geschäftsentwicklung von Nokia angeschaut und auch die Bilanz studiert. Risiken für eine pünktliche Zinszahlung (6,625%) kann ich nicht entdecken und die Cash-Position von Nokia lässt eine Rückzahlung dieser Anleihe jederzeit locker zu. Kurstreiber sind für diese Anleihe also weniger Unternehmensmeldungen als vielmehr Wechselkursentwicklung, Geopolitik und Zinsentwicklung.

Ich fühle mich weiter wohl in dieser Anleihe, da sich politische Ungleichheiten über die Jahre wieder egalisieren. Die Anleihe läuft bis 2039, da ist genug Zeit, um Ausschläge in die eine oder andere Richtung durch Trump/Brexit/etc. wieder auszugleichen.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =3,6%WKN24.1.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP16,63 €-1%-1%1,9%B
WeiboA110V748,64 €-5%-6%1,7%C







Wachstum (≈30%) =22%WKN24.1.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
FacebookA1JWVX126,97 €-3%8%7,1%B
BB BiotechA0NFN359,65 €-2%15%3,8%B
ZalandoZAL11129,36 €11%30%7,3%B
Nvidia918422138,75 €4%20%3,7%B







Dividende (≈25%) = 25,9%WKN24.1.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051012,00 €10%20%7,4%C
FreenetA0Z2ZZ18,01 €6%6%7,1%C
Bet-at-HomeA0DNAY58,95 €-7%29%8,0%B
Deutsche Post55520025,80 €3%8%3,5%B







Absicherung (≈20%) =23,2%WKN24.1.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.612,00 €0%1%7,4%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,25%0%4%9,0%B
Nokia-AnleiheA0T9L2103,03%0%2%6,8%B





Cashquote
Σ-Portfolio

1%-7%25,3%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%3,6%512%
WachstumEnkelkinder30%22%447,5%
DividendeUrlaub25%25,9%348%
AbsicherungZins & Gold20%23,2%336,7%
Summe
85%74,7%1512


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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