Heibel-Ticker PLUS 19/9 - Evolution der IT

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01.03.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 09 (01.03.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: DAX überspringt wichtige Hürde
02.So tickt die Börse: Evolution der IT
 - Evolution der IT
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Moderat gute Laune
 -
04.Ausblick: Positionsbestimmung nach fulminanten zwei Monaten
05.Update beobachteter Werte: Facebook, Freenet, Zalando, Südzucker-Anleihe
 - Facebook: Datensicherheit
 - Freenet: Solide Zahlen, stabiler Ausblick
 - Zalando: Fokus auf Verkaufsvolumen
 - Südzucker-Anleihe: Südzucker-Restrukturierung schneidet 154 Mio.€ aus Cashflow, Zinszahlung Hybridanleihe 2020 gefährdet
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: DAX überspringt wichtige Hürde

Liebe Börsenfreunde,

Ich habe mir eine Evolutionstheorie für die IT zurechtgelegt, die von IBM über Oracle, SAP und Salesforce zu den heutigen Cloud-Unternehmen führt. Nie zuvor war die Kundenorientierung im Unternehmen so gut möglich wie mit Hilfe dieser jungen Unternehmen. Doch die Cloud ist nur ein Megatrend neben dem autonomen Fahren, dem Internet der Dinge über 5G und der künstlichen Intelligenz unter Nutzung von Big Data. Meine Sichtweise mit ein paar aussichtsreichen Unternehmen lesen Sie im Kapitel 02.

Die Stimmung unter den Anlegern wird besser, ist aber noch immer weit entfernt von Euphorie. Was das für die zu erwartende künftige Kursentwicklung bedeutet, lesen Sie in Kapitel 03.

Wir haben in den ersten zwei Monaten mit einem Aktienanteil von nur 50% im Portfolio die Rallye im DAX voll mitnehmen können. Das liegt daran, dass alle 10 im Portfolio enthaltenen Aktien mindestens genauso gut liefen wie der DAX. Wir hatten uns gegen die Marktturbulenzen gut abgesichert und die Rallye dennoch mitgenommen.

Heute hat der DAX eine wichtige Hürde genommen. Zeit für eine Positionsbestimmung in Sachen Heibel-Ticker Portfolio. Meine Gedanken dazu lesen Sie in Kapitel 04.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp190303.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Evolution der IT

Bevor ich aus der Evolution der IT die aussichtsreichsten Wachstumskandidaten ableite, lassen Sie mich bitte eine kleine Ehrenrunde in Sachen Geldpolitik drehen.

Gestern hat der Chef der US-Notenbank Jay Powell in einer Rede ausführlich begründet, dass es bis auf weiteres keine Straffung der Geldpolitik geben braucht. Der Grund: die Partizipation am Arbeitsmarkt.

Genau mit dieser Begründung hatte ich vor vier Monaten vehement kritisiert, dass Powell weitere Zinserhöhungen vornehmen wolle. Er hatte damals die niedrige Arbeitslosenquote als Begründung geliefert. Wenn der Arbeitsmarkt leer gefegt ist, dann steigen die Löhne und wenn die Löhne steigen, dann ist Inflation nicht weit. Grund genug für Powell, insgesamt vier weitere Zinserhöhungen in Aussicht zu stellen.

Ich hatte dieser Argumentation entgegengesetzt, dass es viele Arbeitnehmer in den USA gibt, die in Folge der Finanzkrise 2008 aus dem Arbeitsmarkt ausgestiegen sind. Dazu müssen Sie wissen, dass es in den USA kein so üppiges Sozialprogramm für Arbeitslose gibt wie in Deutschland. Arbeitssuchend meldet sich dort nur derjenige, der sich auch Hoffnung auf eine baldige Vermittlung macht. Zusätzlich gibt es in den USA also immer noch viele Menschen, die in bestimmten Konjunkturphasen kaum Aussicht auf eine Anstellung haben und die sich daher gar nicht erst arbeitssuchend melden.

Es gibt also die Kennziffer der Partizipation am Arbeitsmarkt. Die war in Folge der Finanzkrise kontinuierlich gesunken. Wenn nun also die Arbeitslosenquote bereits bei 4% sehr niedrig aussieht, dann heißt das aber nicht, dass die Löhne umgehend steigen müssen, weil es einen Wettbewerb um die bereits angestellten Arbeitnehmer gibt. Vielmehr war es diesmal so, dass nunmehr diejenigen zurück an den Arbeitsmarkt strömten, die in den Jahren nach der Finanzkrise ausgestiegen waren. Die Beschäftigung stieg also, ohne dass die Arbeitslosenquote weiter sank. Unternehmen fanden immer neue Arbeitnehmer unter denjenigen, die sich vor kurzer Zeit noch nicht einmal arbeitssuchend gemeldet hatten.

Deswegen stiegen die Löhne auch nicht an. Ich habe schon seit anderthalb Jahren auf diesen Umstand hingewiesen. Das Ausbleiben von steigenden Löhnen ist zum einen auf den fehlenden Produktivitätszuwachs zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die steigende Beschäftigungsquote (bzw. Partizipationsrate). Inflation, die von Powell gefürchtet wurde, war also nicht in Sicht.

Besser zu spät als nie: Nun hat Powell diesen Umstand ausführlich dargelegt (https://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/powell20190228b.htm). Und damit hat er den Märkten ein weiteres Mal signalisiert, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik nunmehr weiteres Wachstum gutheißt, was zu weiteren Kursgewinnen an den Aktienmärkten führt.


EVOLUTION DER IT

Ich bin ein Freund von Schubladendenken, wobei meine Schubladen sehr löchrig sind. Sprich: Ich kategorisiere gerne, bin aber flexibel genug für jede Menge Ausnahmen und Sonderfälle. Doch Kategorien bzw. Schubladen helfen, einen Überblick zu bekommen.

IBM hat den Computer in die Industrie gebracht. Arbeitsabläufe wurden automatisiert, jedes Unternehmen hat seine individuellen Arbeitsabläufe mit Hilfe der Computer beschleunigt.

Oracle hat Standards für die Speicherung von Daten eingeführt, die Datenbanken von Oracle wurden zum Industriestandard.

SAP hat sodann Abläufe standardisiert und insbesondere für die Finanzbuchhaltung für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gesorgt. Ich weiß, spätestens jetzt wollen mir Heerscharen von SAP-Beratern den Kopf abreißen, denn SAP kann ja auch Produktionsabläufe und den Vertrieb beglücken, ist in der Cloud und nutzt künstliche Intelligenz. In diesen Bereichen gibt es aber andere, die das besser können.

Der Versuch, den Produktionsprozess zu standardisieren, ist nun dreißig Jahre alt und gelingt nur suboptimal. So ist doch gerade die Produktion für viele Unternehmen noch die Kernkompetenz, für die die entsprechenden Module von SAP stark individuell angepasst werden müssen.

Der Vertrieb wurde dann irgendwann von Salesforce erobert. Ich habe mich lange gefragt, was Salesforce besser macht als SAP bzw. wie Salesforce den gesamten SAP-Unterbau abdecken kann. Immerhin hat SAP Jahrzehnte lang daran entwickelt. Wie konnte Salesforce diese Jahrzehnte binnen weniger Jahre aufholen?

Nun, SAP hat Pionierarbeit geleistet. Unzählige Branchenlösungen waren erforderlich, um unsere Industrielandschaft abzubilden. Unzählige individuelle Anforderungen mussten in standardisierte Abläufe gepresst werden. Das Ergebnis ist ziemlich komplex, aber es ist nun vorhanden. Wenn Salesforce Software für einen bestimmten Kunden aus einer bestimmten Branche anbieten möchte, dann kann man inzwischen die entsprechende Branchenlösung aus der Schublade ziehen und im eigenen System ziemlich schnell nachbilden, oder aber man lässt den Kunden bei der SAP-Lösung und baut die Salesforce-Vertriebslösung nur oben drauf.

Der revolutionär neue Ansatz von Salesforce: Man beginnt beim Vertrieb! Während IBM, Oracle und SAP die Unternehmensstruktur von Grund auf erschlossen und die Vertriebsmodule dann das geniale Ergebnis dieser jahrzehntelangen Pionierarbeit darstellten, kehrte Salesforce den Blickwinkel einfach um und fragte, was sich der Vertrieb denn wünsche. Entsprechend der Anforderungen aus dem Vertrieb wurde das Modul dann gestrickt und die erforderlichen Daten wurden aus allen Ebenen der Jahrzehnte alten Pionierarbeit von IBM, Oracle und SAP gezogen.

Auf diesem Evolutionsschritt würde ich nun auch noch die Themen Big Date und künstliche Intelligenz ansiedeln. Hier wird die wichtige Frage des Vertriebs beantwortet, wie wir aus den uns verfügbaren Daten bessere Produkte und individuellere Kundennutzen ableiten können. Splunk hat gestern Abend herausragende Zahlen vermeldet, die Aktie springt heute um 4% an. IBM hat sich vor wenigen Wochen RedHat gekauft. Das Unternehmen stellt die Infrastruktur für Rechenzentren zur Verfügung, in denen Big Data / Echtzeitauswertungen erfolgen sollen.

In Kalifornien hatte ich die Gelegenheit, einen Blick auf den nächsten Evolutionsschritt zu werfen. Die erfolgreichen Start Ups aus dem Silicon Valley fragen heute nicht mehr den Vertrieb, was er möchte, sondern den Kunden. Uber und Lyft fragen bspw.: "möchte der Kunde ein Auto? Oder möchte er in Wirklichkeit Mobilität?" und bietet den Transport von A nach B an.

Twilio fragt: "möchte der Kunde ein Telefonat mit einem Kundenbetreuer führen, oder möchte er ein Problem gelöst bekommen?" und bietet Kommunikation Kanäle von SMS über ChatBots bis hin zu E-Mail an. Uber ist übrigens Kunde von Twilio.

Zuora fragt: "möchte der Kunde die teure CAD-Software kaufen oder aber lieber ein monatliches Abo auf den jeweils aktuellen Stand der Software abschließen?" und bietet immer mehr Industriezweigen Abo-Lösungen an.

AirBnB fragt: "Möchte der Kunde ein steriles Hotelzimmer oder aber einfach nur ein Bett, das möglichst nah an seinem Zielort liegt?" und vermittelt Zimmer als Bed&Breakfast-Übernachtung, wie sie insbesondere auf den britischen Inseln unter Geschäftsleuten üblich ist. Auch AirBnB nutzt übrigens Twilio.

Daher nochmals kurz zu Twilio: Da ist dann plötzlich eine Handy-Nummer verfügbar, über die Sie als Kunde ihren AirBnB-Gastgeber oder Uber-Fahrer kontaktieren können. Per SMS oder auch direkt als Anruf. Der Anruf kommt dann direkt auf dem Handy des Gastgebers bzw. Fahrer an, doch es handelt sich nicht um seine private Handynummer. Vielmehr loggt sich der Anbieter bei Uber ein und bekommt einer Handynummer aus dem Twilio-Universum zugeteilt und die entsprechende Kommunikation wird dann auf sein privates Handy umgeleitet, ohne dass der Kunde seine private Handynummer erfährt.

ServiceNow bietet die Administration von Unternehmens-IT über die Cloud an. Lizenzverwaltung, Mastererstellung, Updates und Upgrades, ... Dinge, die für jede IT-Abteilung mit zunehmender Komplexität der Infrastruktur unter den Mitarbeitern (PC, Laptop, Handy, Tablet, ... als Android, Windows, MacOS oder iOs, ...) immer mehr Mitarbeiter bräuchte, allein um die Ist-Situation abzubilden. Dabei bleibt häufig keine Zeit mehr für Neuentwicklungen.

Workday kümmert sich um die sich ständig ändernden gesetzlichen Anforderungen an das Personalmanagement, aber vielmehr auch um Indikatoren für die Mitarbeiterentwicklung, Incentives und die immer komplexeren Anforderungen der Mitarbeiterführung.

Adobe war Pionier mit seiner Umstellung auf SaaS (Software as a Service), inzwischen gilt Adobe als strahlendes Beispiel für einen erfolgreichen Umstieg von "on premise" auf SaaS. "On premise" heißt "vor Ort" und steht für Softwareinstallationen auf der Hardware des Kunden, im Unterschied zu den Cloud-Lösungen.

Durch die Kundenorientierung dieses Ansatzes ist es möglich, dem Kunden vom ersten Augenblick an sämtliche Funktionalitäten zur Verfügung zu stellen, doch nur nach Nutzung abzurechnen. Insbesondere Startups schätzen diese Möglichkeit, denn sie möchten mit einer neuen Geschäftsidee möglichst schnell wie ein vollwertiges Unternehmen wahrgenommen werden, aber nicht an Tag eins Softwarelizenzen bei SAP, Oracle, Microsoft, Adobe, ... kaufen, die dann über mehrere Jahre abzuschreiben sind, ggfls. aber gar nicht benötigt werden.

Der Implementationsaufwand der SaaS-Lösungen ist gering, die Kosten werden meist nach Aufwand erhoben. Solange das Startup also wenige Kunden hat, kommt es auch mit monatlichen Kosten aus, die gegebenenfalls nur 7 Euro ausmachen und dennoch das vollumfängliche Leistungsspektrum zur Verfügung stellen. Der Kunde hat von Tag eins ein vollwertiges Produkt vor Augen. Wenn das Produkt bei den Kunden nicht ankommt, kann es nach kurzer Zeit eingestanzt werden. Die Kosten bzw. der Verlust waren dann überschaubar und der Unternehmer kann ein neues Produkt ausprobieren.

Etablierte Unternehmen können die vorhandene Infrastruktur der neuen Angebote nutzen, um die Komplexität entsprechender Angebote auszulagern. Man ist damit schneller, wenn man dem Kunden moderne Änderungen näherbringend möchte.

Die Idee für diese Evolutionsbetrachtung kam mir übrigens durch ein deutsches Unternehmen: Wirecard. Am Dienstag schrieb ich Ihnen von meinen Erfahrungen aus dem Silicon Valley. ApplePay, GooglePay, VISA, EC-Karte, Bares, ... fast jeder Laden, in dem ich einkaufte, hatte andere Anforderungen. Der eine konnte keine internationalen Kunden abkassieren, der andere akzeptierte nur GooglePay. Wieder ein anderer akzeptierte zwar ApplePay, aber dennoch funktionierte meine internationale Apple-Pay Konfiguration bei ihm nicht. Die Visa funktionierte dann sogar ohne Pin und Unterschrift. Ein Chaos, das aus Kundensicht inakzeptabel ist.

Wirecard ist das FinTech-Unternehmen, das sich mit diesen komplexen Strukturen beschäftigt. Für seine Kunden werden die verschiedenen Zahlungswege technologisch eingerichtet, egal ob es sich um mobile Zahlungsmethoden handelt, oder aber um grenzübergreifende Abrechnung.

Ich habe die ganze Zeit nach einem Unternehmen gesucht, dem Wirecard Kunden wegnimmt. Einen richtigen Wettbewerber gibt es kaum, lediglich Mitbewerber, die mit ähnlichen Lösungen ähnlich schnell wachsen wie Wirecard (bspw. Adyen aus Holland). Aber ob Visa, Paypal oder WeChat, diese Dienste gehören zu den Entwicklungspartnern von Wirecard. Kunden sind dann Orange oder KLM, die eigene Karten ausgeben, ohne an ihre Hausbank gebunden zu sein. Oder aber Kunden sind auch die Banken selbst, denen die Komplexität über den Kopf wächst.

Auch Wirecard hat stets das Projektziel, die Zahlung für den Endkunden so komfortabel wie möglich zu machen. Egal ob mobil, im Internet oder an der Supermarktkasse.

Neben dem Internet der Dinge (IoT über 5G), dem autonomen Fahren und Big Data / KI (s.o.) haben wir also den Megatrend Cloud nun etwas deutlicher umrissen und vielleicht hilft das Verständnis, die teilweise exorbitant hohen Bewertungsniveaus zu rechtfertigen.

Schauen wir nun einmal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes seit der letzten Ausgabe vom vergangenen Dienstag dieser Woche:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES28.2.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones25.916 -0,7%12,4%
DAX11.516 0,1%9,1%
Nikkei21.603 0,7%7,9%
Shanghai A 3.080 -0,7%17,9%
Euro/US-Dollar1,140,1%-0,6%
Euro/Yen127,111,0%0,7%
10-Jahres-US-Anleihe2,71%0,04-0,03
Umlaufrendite Dt0,05%0,04-0,05
Feinunze Gold$1.311 -1,2%2,4%
Fass Brent Öl$65,98 1,3%26,4%
Kupfer6.532 0,7%8,6%
Baltic Dry Shipping658 3,8%-48,2%
Bitcoin3.834 0,8%-2,2%



Der Exit vom Brexit, oder auch Bremain, nimmt Form an. Zumindest ein harter Brexit wird in diesen Tagen unwahrscheinlicher, immerhin kehrt nun endlich im britischen Parlament ein wenig Realismus ein. An den Aktienmärkten wird diese Entwicklung begrüßt, der DAX (+0,1%) hält sich besser als sein US-Kollege (Dow -0,7%).

Auch der Euro kann vor diesem Hintergrund ein wenig Boden gegenüber dem US-Dollar (+0,1%) und auch gegenüber dem japanischen Yen (+1%) gut machen.

Die Rendite in Deutschland kratzt noch immer an der Nulllinie. Auch in den USA hat sich das Zinsniveau für 10 Jahre laufendes Staatspapiere inzwischen wieder deutlich unterhalb der 3%-Marke stabilisiert.

Der Goldpreis scheint vor dem Hintergrund dieser am Aktienmarkt bullischen Verfassung ein wenig zu konsolidieren (-1,2%). Ölpreis (+1,3%) und das Kupfer (+0,7%) jedoch deuten auf eine konjunkturelle Stärke, die vielleicht schon in freudiger Erwartung einer Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA vorweg genommen wird.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Moderat gute Laune

Die Aussicht auf eine Verschiebung des Brexit sowie die gestiegenen Chancen für eine Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA treiben die Märkte weiter an. Der geplatzte Nordkorea-Gipfel hat bislang an den Aktienmärkten kaum Spuren hinterlassen.

So sehen inzwischen 33% (+4%) der Umfrageteilnehmer den DAX in einem Aufwärtsimpuls, weitere 12% (+1%) betrachten die steigenden Kurse als Topbildung. Eine Seitwärtsbewegung wollen 40% (-5%) in der aktuellen DAX-Bewegung sehen. Damit ist die Stimmung an den Aktienmärkten auf 2,4 angestiegen. Wir können von guter Laune unter den Anlegern sprechen, aber noch immer nicht von Euphorie.

Und so langsam setzen die Anleger auf eine Fortsetzung der Rallye. Diese Woche geben nämlich 14% (+6%) der Umfrageteilnehmer an, vor einer Woche auf weiter steigende Kurse gesetzt zu haben. Weitere 58%(-4%) sehen ihre Erwartungen zum größten Teil erfüllt. Hingegen sehen nur noch 20% (-3%) ihre Erwartungen kaum erfüllt und 8% (+1%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Mit dem Überspringen der 11.570 Punkte hat der DAX heute einen Bereich erklommen, bei dem die einen auf eine baldige Korrektur setzen, die anderen jedoch von einer nunmehr anhaltenden Rallye ausgehen. Anleger haben eine Meinung gebildet und verhalten sich entsprechend.

Für den DAX in drei Monaten erwarten mit 39% (+1%) die meisten Anleger eine Seitwärtsbewegung. Immerhin 28% (+1%) fürchten einen Abwärtsimpuls und nur 18% (-1%) gehen von einer anhaltenden Rallye aus. Mit einem Wert von -1,7 fällt die Zukunftserwartung auf den tiefsten Stand seit dem Sommer 2018. Der Pessimismus wächst, was weiterhin die in der vergangenen Woche getätigte Beobachtung unterstützt, dass die aktuellen Kursgewinne überwiegend auf spekulative Käufe zurückzuführen sind, nicht auf Langfristinvestoren.

Man hat sich positioniert: Nur noch 17% (-1%) wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen und nur noch 13% (-4%) wollen verkaufen. Hingegen geben 69% (+4%) an, noch nicht zu wissen, wie sie sich als nächstes verhalten werden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -6 gefallen und zeigt somit eine starke Absicherungsneigung an. Institutionelle Anleger hingegen, die sich über die Eurex absichern, zeigen sich mit einem Put/Call-Verhältnis von 1,2 weiterhin bullisch. Genau wie ihre US-Kollegen, das CBOE Put/Call-Verhältnis zeigt mit einem Wert von 0,8 ebenfalls einen starkes Übergewicht an Call-Käufen an, was auf eine bullische Gesinnung der Anleger schließen lässt.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist mit 79% (+1%) unverändert moderat. US-Privatanleger hingegen sind mit einer Bullenquote von 13% ziemlich bullisch gestimmt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist inzwischen auf 72% gestiegen und zeigt moderate Gier an. Ab 75% spricht man von extremer Gier, was eine Überhitzung signalisieren würde.

Interpretation



Die Aktienmärkte zeigen sich wesentlich widerstandsfähiger, als man nach dem Chaos-Dezember vermuten würde. Trotz des geopolitischen Rückschlags in Hanoi klettern die Kurse weiter gen Norden. Mit 11.570 Punkten im DAX wurde ein wichtiger Widerstand übersprungen und eröffnet nun den Weg in Richtung 11.800 Punkte.

Die Stimmungsdaten zeigen keine Extremwerte an, die einen weiteren Anstieg verhindern würden. Ich habe lediglich einen hohen Anteil spekulativer Käufer ausgemacht, so dass ein vorzeitiges Ende dieser Rallye, wann auch immer das Ende kommen mag, zu einer schnellen und heftigen Konsolidierung führen würde. Doch gegebenenfalls kommt es gar nicht mehr dazu, wenn nämlich im nächsten Schritt Langzeitinvestoren auf den Plan treten, dann erhalten die Spekulanten die Gelegenheit, ihre Positionen in ruhige Hände zu geben.

Langzeitinvestoren haben bereits den US-Notenbankchef Jay Powell auf ihrer Seite. Nun fehlt nur noch eine Einigung im Handelsstreit und vielleicht eine Verschiebung des Brexit. Der Handelsstreit dürfte jedoch die aus globaler Sicht wichtigere Story sein.

Anleger haben sich in der vergangenen Woche positioniert. Die meisten setzen auf weiter steigende Kurse, haben sich aber gleichzeitig gegen einen Rückschlag abgesichert. Es dürfte also volatil bleiben. Solange es jedoch keine neuen Entwicklungen gibt, kann der aktuelle Aufwärtstrend anhalten. Eine Konsolidierung oder kleine Korrektur sollte damit weiterhin als Kaufgelegenheit betrachtet werden.







04. Ausblick: Positionsbestimmung nach fulminanten zwei Monaten

Okay, bei der Empfehlung von Wirecard vor 10 Tagen habe ich den Stopp Loss wohl ein wenig zu eng gesetzt, denn wir wurden schon am nächsten Tag ausgestopft und inzwischen notiert die Aktie über unserem ursprünglichen Kaufkurs. Das ist der Preis der Vorsicht. Ein vorsichtigeres Vorgehen, dass ich Ihnen zum Jahreswechsel versprochen habe.

Auch unser Put, den ich diese Woche empfohlen habe, ist schon wieder ausgestopft worden. Auch das ist nur konsequent gewesen und ebenfalls unter Kosten der Vorsicht zu verbuchen: der DAX hat den oberen Bereich seiner Handelsspanne erreicht und da stand eine Entscheidung an. Die Entscheidung ist heute gefallen: der DAX hat die erste Hürde bei 11.570 Punkten genommen und könnte nun bis zur zweiten Hürde bei 11.800 Punkte laufen. Dort könnte dann eine kleine technische Korrektur zurück auf 11.500 Punkte erfolgen, aber an eine deutliche Korrektur glaube ich inzwischen nicht mehr.

Der DAX ist seit Jahresbeginn um 9,1% angestiegen, unser Heibel-Ticker Portfolio hat seit Jahresbeginn ebenfalls um 9,1% zugelegt. Ich finde das bemerkenswert, denn wir sind die vergangenen zwei Monate mit einer Aktienquote von nur 50% gesegelt und haben dennoch die Rallye vollständig mitgenommen. Das heißt, wir haben aufgrund der schwelenden Krisen einen großen Sicherheitspuffer eingebaut gehabt, waren also gegen negative Entwicklungen gut abgesichert, und konnten die Rallye dennoch voll mitnehmen.

Das lag insbesondere an der Auswahl der Positionen: Neun unserer 10 Aktienpositionen haben zweistellig zugelegt, Zalando sogar um 43%, Bet-at-Home um 31%. Die meisten Positionen waren doppelt so gut wie der DAX (Weibo, Facebook, BB Biotech, Nvidia, Innotec). Nur Freenet konnte mit +9% gerade mal mit dem DAX mithalten ... bis heute, da stürmt nun auch Freenet weiter nach oben, um die erlittenen Dezember-Verluste auszugleichen.

Übrigens: Wie zum Jahreswechsel versprochen zeige ich die Performance des Heibel-Ticker Portfolios dieses Jahr im Vergleich zum 1.1.2018 an, nehme also den herben Verlust des Jahres 2018 mit. Wir sind auf einem guten Weg, die Scharte auszuwetzen.

Ist es nun also an der Zeit, wieder mutiger zu werden?

Ich glaube, die Rallye hat noch Luft. Da geht noch was. Doch nach einem so fulminanten Jahresstart wird die Gefahr für zwischenzeitliche Rückschläge größer. Mit einer Cashquote von aktuell 22,5% sind wir gut handlungsfähig. Es gilt nun, nachdem unsere Positionen die Verluste des Chaos-Dezembers zu einem großen Teil wieder aufgeholt haben, das Portfolio für den weiteren Verlauf des Jahres 2019 auszurichten.

In den Portfoliobereichen Absicherung (Gold, Nokia- und Südzucker-Anleihen) sind wir meines Erachtens derzeit schon ganz gut aufgestellt. Auch der Bereich Dividende (Innotec, Freenet, Bet-at-Home, Dt. Post) gefällt mir überwiegend. Lediglich die möchte ich auf einem angemessenen Kursniveau verkaufen und bei Freenet möchte ich die schöne Dividende Mitte Mai mitnehmen, danach jedoch nach was anderem Ausschau halten.

Für den Bereich Wachstum (Facebook, BB Biotech, Zalando, Nvidia, FinTech Group, Zuora) habe ich eine ganze Liste von weiteren aussichtsreichen Kandidaten. Im heutigen Kapitel 02 habe ich nur einen kleinen Teil davon aufgezählt. Cloud, autonomes Fahren, Big Data und 5G sind Megatrends, die im laufenden Jahr meines Erachtens erst richtig durchstarten werden. Da gibt es jede Menge Unternehmen, die im Kielwasser dieser Trends nach oben schießen werden.

Spekulationen werden insbesondere im Bereich wichtiger Widerstände und Unterstützungen weiterhin eine Rolle spielen. Ich werde häufiger mal eine entsprechende Position vorschlagen und stets mit engem Stopp Loss versehen. Damit erhöhen wir zwar die "Kosten" unseres aktiv gemanagten Portfolios, da viele dieser Spekulationen sicherlich auch in der Zukunft ihre Stopp Loss Marken reißen werden. Doch auf der anderen Seite möchte ich damit die Sicherheit erhöhen, von einem Ausverkauf vollständig auf dem falschen Fuß erwischt zu werden bzw. Vielleicht auch den nächsten Schub der Rallye nicht mehr voll mitzunehmen.

Soweit also ein paar Gedanken zu den ersten zwei Monaten dieses Jahres, die besser hätten nicht laufen können. Kein Grund, übermütig zu werden, aber so wie sich die geopolitische Situation beruhigt, so können wir nun auch sukzessive zu passenden Kursen etwas bullischer werden und uns entsprechend positionieren.



05. Update beobachteter Werte: Facebook, Freenet, Zalando, Südzucker-Anleihe

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Facebook
Datensicherheit

Fr, 01. März um 14:22 Uhr
Facebook hat diese Woche auf der Morgan Stanley Telco-Konferenz präsentiert: COO Sheryl Goldberg und CFO David Wehner haben eine Dreiviertel Stunde lang das Thema Datensicherheit strapaziert, "Mea Culpas" abgeliefert, über das schwere Jahr 2018 gesprochen und Besserung gelobt. Noch im Jahr 2019 soll eine Funktion bei Facebook kommen, mit dem man die eigene Historie löschen kann. Es wurde viel Personal eingestellt, um Fake News und ungesetzliche Inhalte zu erkennen und gleichzeitig wird intensiv in künstliche Intelligenz investiert, um schneller reagieren zu können.

Das hört sich erstmal alles sehr teuer an und so sind Anleger nicht gerade begeistert von der Aussicht, die da gegeben wird. Die Aktie hat zumindest keinen neuen Impuls aus dieser Veranstaltung bekommen.

Dabei ist Facebook so günstig wie selten zuvor: Das erwartete Gewinnwachstum von 16% p.a. für die kommenden fünf Jahre wird mit einem KGV 2020e von nur 18 bewertet. Wir haben hier einen globalen Monopolisten in Sachen "social media", der gerade sein Geschäft auf künftiges Wachstum vorbereitet (ich rechne eher mit steigenden Wachstumsraten, da Facebook nach dem Datenskandal erstmal das Tempo rausgenommen hat, bis die Datensicherheit zufriedenstellend gewährleistet werden kann), und dieser Monopolist wird mit einem lächerlich günstigen KGV bewertet.

Ich gehe davon aus, dass Facebook weitere Lösungen für die Datensicherheit entwickeln und anbieten wird. Grundsätzlich bin ich an dieser Stelle inzwischen so weit, dass ich nach dem Staat rufe, der verbindliche Vorgaben erarbeiten sollte: das Briefgeheimnis muss ins digitale Zeitalter transformiert werden. Doch das sind Herausforderungen, die von Unternehmen wie Facebook gelöst werden. Es sind keine Hindernisse oder Dinge, die das Geschäftsmodell gefährden.

Wir bleiben also geduldig dabei. Immerhin ist facebook seit Jahresbeginn schon um 21% angesprungen.


Freenet
Solide Zahlen, stabiler Ausblick

Fr, 01. März um 14:39 Uhr
Freenet hat gestern Quartalszahlen veröffentlicht: Der Umsatz ist um 4,3% auf 3,7 Mrd. EUR gestiegen, der wiederkehrende Gewinn sprang um 1,5% auf 402,2 Mio. EUR. Das Mobilfunkgeschäft ist stabil, die IP-TV-Angebote Freenet-TV und Waipu.tv wachsen überproportional stark. Jedoch macht das IP-TV-Geschäft erst 8% des Konzernumsatzes aus, kann den Konzern also noch nicht nach oben katapultieren.

Die Dividende bleibt stabil mit 1,65. EUR/Aktie. Das ist eine Enttäuschung, da Analysten eine Anhebung auf 1,70 EUR erwartet hatten. Doch der Cashflow war rückläufig, CEO Vilanek begründete dies mit einem höheren Lagerbestand als im Vorjahr.

Die Schweizer Beteiligung Sunrise (25%) möchte für 5,5 Mrd. EUR die österreichische UPC kaufen. Das erforderliche Kapital möchte sich Sunrise über eine Kapitalerhöhung beschaffen. Freenet werde sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen, obwohl man den Kauf grundsätzlich für sinnvoll erachte. Sunrise-Aktionäre haben den Schritt nicht gemocht, die Aktie von Sunrise war gestern nach Bekanntgabe dieser Kaufabsicht vorübergehend um 10% eingebrochen.

So war die gestrige Reaktion auf die Freenet-Zahlen zunächst negativ: Sunrise dominierte die Schlagzeilen und entsprechend gab Freenet nach. Inzwischen fand die Analystenkonferenz statt und CEO Vilanek sowie CFO Arnold konnten die solide Geschäftsentwicklung besser vermitteln. Freenet notiert heute mit 4% im Plus und überkompensiert damit den gestrigen Verlust.

Auch wenn die Dividende "nur" 1,65 Euro beträgt, so ergibt das noch immer eine Dividendenrendite von aktuell 8,6%. Grundsätzlich ist das flexible Geschäftsmodell von Freenet stabil und weiterhin mit einem hohen Cashflow versehen. Ceconomy-Mutter, das Desaster-Investment des vergangenen Jahres, erholt sich weiter: Von 3 Euro zum Jahreswechsel ist die Aktie inzwischen auf 5 Euro gesprungen. Auch das dürfte sich mittelbar positiv auf die Aktie von Freenet auswirken.

Ich gehe daher davon aus, dass die Aktie von Freenet in den kommenden Wochen nach oben laufen wird, allein schon weil die 8,6% Dividendenrendite, die Mitte Mai nach der Hauptversammlung ausgeschüttet werden, für Dividendenjäger attraktiv ist. Wir bleiben also dabei.


Zalando
Fokus auf Verkaufsvolumen

Fr, 01. März um 14:28 Uhr
Zalando hat ebenfalls gestern Q-Zahlen veröffentlicht. Die Veröffentlichung wurde mit einem "Capital Markets Day" (CMD) verknüpft, der gestern in Berlin abgehalten und live im Internet übertragen wurde. In meinen Augen war der Hauptpunkt des CMD die Erklärung der Umstellung der berichteten Zahlen auf das Verkaufsvolumen.

GMV heißt das bei Zalando nun: Gross Merchandise Value, also der Wert aller über die Zalando Plattform verkauften Waren. Diese neue Ziffer trägt dem Umstand Rechnung, dass Zalando seine Logistik für Partner geöffnet hat, die über Zalando verkaufen und versenden, ohne dass die Ware zuvor in den Bestand von Zalando übergeht.

Das Partnerprogramm führt zu einer schlankeren Bilanz von Zalando, aber auch zu kleineren Gewinnmargen, da die Gewinnmarge bei Produkten aus dem eigenen Bestand stets höher ist als die Dienstleistungsgebühr für Transaktionen, die von Partnern genommen werden kann. Zalando behält also sein Umsatzwachstum bei, der Gewinn wächst allerdings nicht mehr so schnell wie in der Vergangenheit.

Das habe ich Ihnen zu Beginn unseres Investments ausführlich erklärt, doch scheinbar war das vielen Analysten nicht klar. Wichtig für Zalando ist der Ausbau der Infrastruktur, der Logistik, die jährlich um 20-25% wachsen soll. Dieses Ziel wurde stets erzielt, auch wenn im vergangenen Jahr der heiße Sommer und Kalendereffekte zu Problemen beim Absatz eigener Produkte führten. Doch gerade diese Probleme und das nunmehr starke Schlussquartal zeigen die Stärke des neuen Geschäftsmodells mit der Aufwertung der Partner: Solche Schwankungen führen nicht mehr zu so lang anhaltenden Problemen bei Zalando, sondern schon im Folgequartal kann mit neuen Produkten wieder durchgestartet werden.

Durch den Fokus auf das Verkaufsvolumen GMV wird Analysten nunmehr stärker vor Augen geführt, dass die Wachstumsgeschwindigkeit des Unternehmens unvermindert hoch ist und kontinuierlich Marktanteile gewonnen werden.

Die Aktie hat euphorisch auf diese Meldung reagiert: +19%!

Ich denke, der Ausverkauf des vergangenen Jahres von 50 auf 21 Euro ist damit beendet. Das KGV 2020e steht bei 48, das erwartete Gewinnwachstum liegt trotz der rückläufigen Marge durch den Erfolg des Partnerprogramms bei 36%. In meinen Augen hat die Aktie damit noch deutliches Kurspotential, wir bleiben dabei.


Südzucker-Anleihe
Südzucker-Restrukturierung schneidet 154 Mio.€ aus Cashflow, Zinszahlung Hybridanleihe 2020 gefährdet

Mi, 27. Februar um 08:51 Uhr
Diese Woche hat Südzucker Details zur Restrukturierung bekannt gegeben. Daraus sind einige wichtige Aussagen abzulesen:

"Die Konzernprognose für das Geschäftsjahr 2018/2019 [endet am 28. Februar] für Umsatz und operatives Ergebnis wird [von der Restrukturierung] nicht beeinflusst." Die Schließung von vier Fabriken (zwei in Deutschland, zwei in Frankreich) soll erst nach der Ernte 2019 erfolgen. Es bleibt also noch etwas Zeit.

Damit ist die Aussicht auf Zinszahlungen für das morgen endende Geschäftsjahr gestiegen, denn die 5%-Hürde sollte beim aktuellen Zuckerpreis noch gehalten haben. Es wird knapp, das haben wir ausgerechnet, doch ich gehe davon aus, dass sie hält. Zahlen werden wir jedoch erst am 24.4. erhalten.

Die Restrukturierung wird 180-220 Mio. Euro kosten, davon werden ca. 70% liquiditätswirksam. Der Zeitraum, in dem diese Kosten anfallen, wird mit "innerhalb der nächsten Jahre" bezeichnet. 70% von 220 Mio. Euro sind 154 Mio. Euro. Nehmen wir nun einmal den schlimmsten Fall für unsere Anleihe an und gehen davon aus, dass der vollständige Maximalbetrag im kommenden Geschäftsjahr anfällt. Das würde den Cashflow also um 154 Mio. Euro mindern während der Umsatz aufgrund der noch zu verlaufenden 19er-Ernte nur geringfügig sinken würde. Die Cashflow-Hürde besagt, dass der Cashflow mindestens 5% des Umsatzes ausmachen muss, damit der Zins bezahlt wird. Rutscht der Cashflow unter diese Hürde, fällt die quartalsweise Zinszahlung für das folgende Jahr aus.

Schon im morgen ablaufenden Jahr hat Südzucker mit seinem Zuckergeschäft Verluste geschrieben. Die positive Cashflow-Quote kann nur durch die anderen Geschäftsbereiche erzielt werden und ist auch darauf zurückzuführen, dass Abschreibungen auf Anlagen einem Unternehmensverlust entgegen gerechnet werden können (da Abschreibungen nicht liquiditätswirksam sind). Durch die Umstrukturierung wird es zu Sonderabschreibungen kommen, daher sind die Kosten in Höhe von 220 Mio. Euro nicht vollständig liquiditätswirksam.

Der Zuckerpreis hat sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Das heißt, der Ausverkauf scheint beendet zu sein, doch ein steigender Zuckerpreis ist derzeit nicht in Sicht. Doch der Zuckerpreis müsste deutlich ansteigen, um die 154 Mio. Euro an Restrukturierungskosten auszugleichen. Damit ist die Anleihe für das Geschäftsjahr 2019/2020 und der darauf basierenden Zinszahlung nun zu einem Spekulationsobjekt auf die Zuckerpreisentwicklung geworden.

Mit 347 USD/to Weißzucker notiert der weltweite Zuckerpreis derzeit am unteren Rand der Preisspanne der vergangenen 10 Jahre (317 bis 811 USD/to). Ist das nun das langfristig haltende Resultat der Liberalisierung des europäischen Zuckermarktes? Oder ist zu erwarten, dass sich der Zuckerpreis in den kommenden Jahren wieder erholt? Mit dem Trend zur gesunden Ernährung kann ich hier nicht argumentieren, im Gegenteil. Allerdings baut Südzucker erfolgreich neue Geschäftsbereiche auf (bspw. Tiefkühlpizza) und die demographische Entwicklung der Erde unterstützt einen steigenden Zuckerpreis.

Hmm, weiterhin bleibt die Rendite unserer Hybrid-Anleihe bei 3,5% und ich halte das aktuelle Kursniveau für zu niedrig, um hier zu verkaufen. Im Gegenteil, selbst wenn nun einmal die Zinszahlungen ausfallen würden, halte ich diese Anleihe mittelfristig weiter für attraktiv... mangels Alternativen. Wir bleiben also dabei.



06. Übersicht HT-Portfolio

Nochmals kurz zur Erinnerung: Das Jahr 2018 haben wir erstmals seit 10 Jahren mit einem Minus abgeschlossen. Das Minus betrug 14,3%. Ich möchte diese Scharte auswetzen und gebe daher die Portfolioperformance zum 1.1.2018 an, damit Sie verfolgen können, wann wir das Minus des Vorjahres ausgeglichen haben. Aktuell haben wir schon 9% zugelegt, es bleiben also noch -5%, die wir ausgleichen müssen, um auf Null zu kommen.

Spekulation (≈10%) =4,3%WKN28.2.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP19,15 €-3%14%2,1%B
WeiboA110V763,52 €-3%22%2,2%C







Wachstum (≈30%) =26,2%WKN28.2.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
FacebookA1JWVX142,36 €-2%21%4,1%C
BB BiotechA0NFN361,70 €0%19%3,8%B
ZalandoZAL11132,40 €19%43%7,9%B
Nvidia918422135,63 €-3%17%3,6%B
FinTechFTG11120,00 €-7%3%3,5%A
ZuoraA2JHJJ20,90 €-2%-3%3,3%A







Dividende (≈25%) = 25,8%WKN28.2.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051011,80 €-1%18%7,1%C
FreenetA0Z2ZZ18,52 €0%9%7,1%C
Bet-at-HomeA0DNAY60,00 €0%31%7,9%B
Deutsche Post55520027,32 €3%14%3,6%B







Absicherung (≈20%) =21,3%WKN28.2.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.686,00 €-1%3%7,4%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU77,20%2%1%7,1%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,21%-1%4%6,8%B





Cashquote
Σ-Portfolio

0%-5%22,5%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%4,3%512%
WachstumEnkelkinder30%26,2%467,5%
DividendeUrlaub25%25,8%348%
AbsicherungZins & Gold20%21,3%336,7%
Summe
85%77,5%1514


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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