Heibel-Ticker PLUS 19/12 - Fed-Chef Jay Powell hat die Rahmenbedingungen für Aktienmärkte 2019 gesetzt

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22.03.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 12 (22.03.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Nichts ist spannender als die Wirtschaft
02.So tickt die Börse: Eine Reihe von Unternehmensanekdoten
 - Levi's setzt Startschuss für IPOs
 - Nachtrag zu Boeing
 - Tesla CEO Elon Musk legt sich mit US-Justiz an
 - MBB Geschäftsleitung beschließt Geschenk an Aktionäre
 - Bayer erneut unter Beschuss
 - Nachtrag Wirecard
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Stimmung kühlt sich auf neutral ab
 -
04.Ausblick: Fed-Chef Jay Powell hat die Rahmenbedingungen für Aktienmärkte 2019 gesetzt
05.Update beobachteter Werte: BB Biotech, Zuora
 - BB Biotech: Stretegiewechsel in Gentherapie und Gen-Editing
 - Zuora: Ausblick missfällt Anlegern
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Nichts ist spannender als die Wirtschaft

Liebe Börsenfreunde,

Während Brexit wohl in die Verlängerung geht und eine Lösung des China-Konflikts nicht von heute auf morgen zu erwarten ist, setzt US-Notenbankpräsident Jay Powell die Rahmenbedingungen für das Börsenjahr 2019. Zeit für mich, heute mal intensiv in eine Reihe von Einzelunternehmen zu blicken: Levi's beginnt den IPO-Reigen, Wirecard kommt nicht zur Ruhe, Boeing zieht immer mehr Schuldige in die Unfälle hinein. Elon Musk legt sich mit der US-Justiz an und riskiert damit sein Vorzeigeunternehmen Tesla, Bayer bleibt unter Beschuss und der Vorstand von MBB macht sich selbst ein lukratives Geschenk. Nichts ist spannender als die Wirtschaft! Die Details dazu lesen Sie in Kapitel 02.

Die Stimmung unter unseren Umfrageteilnehmern hat sich abgekühlt, Anleger scheinen das Brexit-Chaos erst einmal abwarten zu wollen. In Kapitel 03 lesen Sie, dass die derzeitige Sentiment-Analyse keine brauchbaren Rückschlüsse auf die künftige Aktienmarktentwicklung gibt.

Das Wirtschaftswachstum wird sich verlangsamen, die Inflationsrate bleibt jedoch niedrig, sagt Jay Powell. Zinserhöhungen sind vorerst nicht zu fürchten, die Reduzierung der Notenbankbilanz wird ab September ausgesetzt. Was das für den Aktienmarkt bedeutet, erkläre ich in Kapitel 04.

Wie immer gibt es eine Reihe von Updates zu unseren offenen Positionen in Kapitel 05 sowie eine tabellarische Übersicht über das Portfolio in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp190324.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Eine Reihe von Unternehmensanekdoten

LEVI'S SETZT STARTSCHUSS FÜR IPOS

Individuelle Produkte sind gefragt. So war ich überrascht, mitten in San Francisco in einem Levi's Geschäft einen Schneider zu sehen.

Levis
Abbildung 1: Levi's Schneiderservice


Anpassungen oder gar auf die eigenen Maße individualisierte Schnitte konnten hier gefertigt werden. Ziemlich hip, dieser Service, oder? Das wertet auch die anderen Jeans-Hosen in dem Laden auf, denn plötzlich haben die Hosen das Image einer individuell in Handarbeit gefertigten, qualitativ hochwertigen Kleidung. Ihr Autor, der sich den Sirenen der Werbeindustrie nicht immer entziehen kann, ging mit zwei neuen Jeans aus dem Laden.

Gestern ist Levi's Jeans an die Börse zurückgekehrt. In den Achtzigern war das Unternehmen von der Börse genommen worden, weil es im hart umkämpften Jeans-/ Kleidungsmarkt nicht nachhaltig die erforderliche Gewinnmarge erzielen konnte. Inzwischen wurde das Image der Jeans kräftig aufpoliert, Sie können sogar 180 Euro für einzelne Exemplare ausgeben, und so stimmen die Zahlen für einen Börsengang.

Der Börsengang war "erfolgreich". Im Branchenjargon spricht man von einem erfolgreichen Börsengang, wenn die Aktie im Anschluss an die Erstnotiz ein wenig steigt und möglichst viele institutionelle Anleger ein paar, aber nicht ausreichend viele Aktien erhalten haben. Denn dadurch ist die Nachfrage nach Aktien für die ersten Tage gesichert: Fonds müssen ihre Position auf die gewünschte Zielgröße aufstocken. Wer sogar zum Zeichnungspreis von 17 USD an Aktien kam, setzt bereits auf 30% Buchgewinn. Das macht Spaß und Lust auf mehr.

Und es wird mehr geben: Uber, Airbnb, Lyft und Pinterest stehen in den Starlöchern für einen baldigen IPO. in der Schweiz steht mit Medacta einer der größten Börsengänge des laufenden Jahres für ganz Europa in den Startlöchern. Das Orthopädie-Unternehmen produziert künstliche Gelenke und chirurgische Instrumente, mit denen die Implantate eingesetzt werden können.

In Deutschland möchten dieses Jahr untere anderem Engel & Völkers, Auxmoney, Asklepios Kliniken, Flixbus, Hymer, N26 Bank, Streetscooter und Teamviewer den Schritt an die Börse wagen. Wir kennen das Spielchen: Je attraktiver die neuen Börsenkandidaten, desto schwerer werden es die alten Aktien haben. Denn Anleger verfügen nur über eine endliche Menge an Geld und müssen dies auf die verfügbaren Aktien verteilen. Wenn sich die Anzahl der verfügbaren Aktien erhöht, sinkt der durchschnittliche Preis, der dafür gezahlt werden kann.

Meine Einschätzung: Wir werden noch eine Reihe von "guten" Börsengängen sehen, bis zuletzt Uber alles Kapital aufsaugt, das noch verfügbar ist. Spätestens dann sollten Sie Ihr Aktienportfolio ausdünnen und Gewinne sichern.


NACHTRAG ZU BOEING

Ich bleibe bei meiner Aussage, dass Boeing langfristig ein gutes Investment ist, kurzfristig jedoch noch nicht genug über die beiden tödlichen Unfälle bekannt ist, um der Aktie einen Boden zu geben. Zunächst wurde Boeing für alles verantwortlich gemacht, die Aktie brach ein. Inzwischen wird auch gegen die Zulassungsbehörde FAA ermittelt und es wurde bekannt, dass die beiden Fluglinien, deren Boing 737 MAX 8 abstürzten, aus Kostengründen auf eine Zusatzsoftware verzichtet hatten, mit der diese Unfälle hätten verhindert werden können.

Es stellt sich natürlich die Frage, warum Boeing die erforderlichen Systeme nicht standardmäßig eingebaut hat. Doch es ist nicht so, dass die Fluglinien völlig unbeteiligt sind.

Eine Lösung ist also schon vorhanden. Bleibt abzuwarten, ob die vorhandene Lösung ausreicht, oder ob tiefgreifende Änderungen an der Konstruktion vorgenommen werden müssen. Derweil segelt die Aktie von Boeing weiter gen Süden, inzwischen summiert sich das Minus auf 14%. Ich denke, es ist noch immer zu früh für ein Investment.

Denn jeden Tag, den eine entsprechende Boeing 737 Max 8 am Boden bleibt, fallen durchschnittlich Kosten in Höhe von 150.000 USD an, wird geschätzt. Bei über 300 bereits ausgelieferten Maschinen summiert sich der Betrag auf 300*150.000= 45 Mio. USD. Im Monat sind das schon 1,3 Mrd. USD, die letztlich Boeing angelastet werden können. Das entspricht über einem Prozent des Jahresumsatzes von Boeing, das tut weh.

Außerdem hat bereits eine indonesische Fluggesellschaft ihre 50 bestellten 737 storniert, die Passagiere hätten das Vertrauen in die Maschine verloren, so die nachvollziehbare Begründung. Der erste Absturz erfolgte vor sechs Monaten vor der indonesischen Küste. Immerhin wolle man nun gemeinsam mit Boeing über andere Maschinen sprechen, der Kunde ist also nicht verloren.

TESLA CEO ELON MUSK LEGT SICH MIT US-JUSTIZ AN

Mag sein, das Elon Musk ein begnadeter Ingenieur und Industrie-Vordenker ist. Immerhin hat er das Elektroauto hoffähig gemacht ... quasi im Alleingang. Doch vielleicht sollte er sich auf die Autoproduktion konzentrieren und nicht so viel twittern, denn seine Tweets bringen ihn immer wieder in die Bredouille.

Nachdem er vor 6 Monaten mit einer Reihe von Tweets den Aktienkurs gepuscht hatte, indem er behauptete, es stünden potentielle Investoren für Tesla parat - was er später nicht beweisen konnte -, bekam er von der US-Justiz einen Maulkorb bezüglich seiner öffentlichen Kommunikation über Twitter verpasst: Unternehmensrelevante Informationen dürfe er darüber nicht mehr veröffentlichen.

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Abbildung 2: Musk-Tweet über Produktionsmenge 2019


Nun schrieb Musk diese Woche, Tesla habe 2011 noch Null Autos produziert und 2019 würden es 500.000 sein. Das ist eine neue Information für den Markt, die so zuvor noch nicht bekannt war. Diese Information bedeutete eine wesentlich höhere Produktion als bislang erwartet wurde.

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Abbildung 3: Musk-Tweet Korrektur des Produktionsziels 2019


Nur wenige Stunden später relativierte er seine Aussage und rechnete vor, das er von der annualisierten Produktionsrate sprach, die zum Jahresende erreicht würde. Sprich: Wenn Tesla Ende Dezember in einer Woche 10.000 Autos produziert, dann sind das hochgerechnet auf ein Jahr über 500.000. Dessen ungeachtet sei, so Musk, für 2019 nur eine Gesamtzahl von 400.000 kalkuliert.

Vor sechs Monaten bekam er einen Maulkorb und den Hinweis, relevante Informationen vor Veröffentlichung mit einem rechtlichen Beistand abzusprechen. Er solle ein System einführen, das marktrelevante Tweets von ihm abfange. Nichts dergleichen ist geschehen. Immerhin wurde ihm ein "General Council", ein juristischer Beistand an die Seite gesetzt. Dieser warf jedoch nach den beiden Tweets über die Produktionszahl für 2019 das Handtuch und verließ diese Woche entnervt das Unternehmen.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Genie und Wahnsinn sind dicht beieinander. Musk mag ein Genie in Sachen Produktion und Konstruktion sein, doch seine Kommunikationsfähigkeiten führen sein Unternehmen an den Rand des Ruins. An diesem Mann hängt das Wohl und Wehe von Tesla. Für ein Investment ist mir dieser Mann derzeit zu unstet.

MBB GESCHÄFTSLEITUNG BESCHLIESST GESCHENK AN AKTIONÄRE

Eigentümlich ist nur, dass Geschäftsleitung und Großaktionär bei der Berliner MBB AG die gleiche Person ist: Dr. Christof Nesemeier, Gründer und CEO sowie Mitglied des Aufsichtsrats hält auch 64,8% am Unternehmen. Zunächst ist das mal kein ungewöhnlicher Vorgang, immerhin sitzt das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 550 Mio. Euro auf über 360 Mio. Euro Cash, da kann man schon mal einen Teil davon ausschütten.

Der Rückkauf von Aktien ist dafür auch ein geeignetes Mittel, wenn man den Aktionären, also hier insbesondere Dr. Nesemeier, die Versteuerung der Dividende ersparen möchte. Stutzig macht mich nur das Rückkaufangebot: Das Unternehmen werde bis zu 9,8% der ausstehenden Aktien (ca. 560 Mio. Euro) zu einem Kurs von 84 Euro je Aktie kaufen, hieß es in der Meldung am 9.3. Da stand die Aktie aber gerade bei 73,50 Euro. Die Aktie war unter Druck geraten, weil die größte Beteiligung des Unternehmens, Spezialmaschinenhersteller und Autozulieferer Aumann, in den vergangenen sechs Monaten um 50% eingebrochen war.

Schlimmer noch, in den vergangenen 18 Monaten beträgt der Wertverlust der Beteiligung 66%. MBB war auf dem Weg, einen Großteil der Kursbewegung von Aumann nachzuvollziehen: -25% in den vergangenen sechs Monaten, -40% in den vergangenen 18 Monaten. Wenn sich Aumann im Gezänk der Autoindustrie zwischen Elektro- und konventionellem Antrieb zerreiben sollte, würde sich die Geschichte zu einem Desaster für MBB ausweiten. Da müssen die anderen Beteiligungen schon sehr gut laufen, um das auszugleichen.

Sie wissen wie es ist: der Börsenkurs macht die Meldungen, nicht umgekehrt. Wenn also der Börsenkurs von MBB stabil bleibt, dann kommt (vielleicht) kein Analyst auf den Gedanken, den Misserfolg Aumanns auf MBB zu übertragen, oder? Ein Geschmäckle hat jedoch der Umstand, dass erst letztes Jahr die altgedienten Vorstände für Finanzen und Investment (CFO Breitkopf & CIO Karalus) das Unternehmen auf eigenen Wunsch verließen. Dr. Nesemeier hat einen Großteil der Aufgaben selbst übernommen.

Ein Rückkaufangebot darf nicht höher als 20% über dem Durchschnittskurs der letzten drei Tage liegen. Mit 84 Euro wurde ein großer Aufschlag gewählt. Wie zu erwarten bewegte sich dann auch der Aktienkurs in Richtung 84 Euro und - oh Wunder - verharrte auf dem neuen Niveau. Wenn jeder die Möglichkeit hat, seine Aktien zu 84 Euro zu verkaufen, warum sollte die Aktie dann weniger wert sein?

Nachdem die Aktie dann einige Tage auf dem höheren Niveau notierte, schob MBB gestern eine Meldung nach: Man erhöhe das Rückkaufangebot je Aktie auf 96 Euro. 96 Euro für eine Aktie, die vor vierzehn Tagen noch bei 73,50 Euro stand und auf dem Weg gen Süden war. Cui bono - Wer hat einen Vorteil davon?

Die Aktionäre. Je mehr Aktien Sie haben, desto größer Ihr Vorteil. Wissen Sie, wer am meisten MBB-Aktien hat? Ach ja, das war ja Dr. Nesemeier, der als Vorstand und Aufsichtsrat diese Geschichte ins Rollen gebracht hat.

Ist das rechtswidrig? Nein. Alles korrekt. Ist das geschäftsschädigend? Nun, auch nicht wirklich. Im Gegenteil, die Anzahl der ausstehenden Aktien wird auf diese Weise um 9,8% reduziert, der Gewinn je Aktie dürfte sich in den kommenden Quartalen erhöhen. Doch ist das moralisch einwandfrei? Nun, dazu gibt es sicherlich unterschiedliche Auffassungen. Bilden Sie sich ihre eigene.

BAYER ERNEUT UNTER BESCHUSS

Ein zweiter Prozess ging zu Lasten Bayers aus, die Aktie hat diese Woche 14% an Wert verloren. In den USA hat ein weiteres Gericht dem Kläger Recht gegeben, der behauptete, das von Monsanto seit Jahrzehnten vertriebene Pflanzenschutzmittel Roundup sei mit seinem Wirkstoff Glyphosat krebserregend.

Ich hatte vor einigen Monaten Stellung dazu bezogen und kann mich nur wiederholen: Mag sein, dass Glyphosat letztlich nicht krebserregend ist, doch darum geht es hier gar nicht mehr. Es gibt eine große Lobby an Kritikern des Pflanzenschutzmittels, das sämtliches Unkraut im Umfeld der "Nutzpflanzen" zerstört und damit auch Insekten den Lebensraum entzieht. Sollten die Verfahren in zweiter Instanz scheitern (Bayer geht in Berufung), dann wird diese Lobby etwas anderes finden, um gegen Glyphosat vorzugehen.

In die nächste Erholung hinein würde ich also Bayer verkaufen.

NACHTRAG WIRECARD

Von Anfang an hat CEO Braun behauptet, nicht von Fehlbuchungen in Singapur oder anderen asiatischen Teilen des Geschäfts zu wissen. Nun hat die Financial Times nachgelegt und behauptet, hochrangige Wirecard-Manager hätten von mindestens vier fragwürdigen Buchungen, die derzeit untersucht würden, mit einem Volumen von insgesamt 2 Mio. Euro gewusst.

2 Mio. Euro, die inzwischen dazu geführt haben, dass Wirecard 8 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung verloren hat. Ich finde, das steht in keinem Verhältnis zueinander. Doch es zeigt mir, wie stark der Verkaufsdruck auf Wirecard noch immer ist, und das, obwohl Leerverkäufe inzwischen verboten wurden. Das Ganze ist mir also noch immer nicht geheuer, ich schaue mir die Sache weiterhin von der Seitenlinie aus an.

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES21.3.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones25.599 -1,0%11,0%
DAX11.364 -2,5%7,6%
Nikkei21.627 0,2%8,1%
Shanghai A 3.251 0,2%24,5%
Euro/US-Dollar1,13-0,4%-1,4%
Euro/Yen124,10-1,7%-1,7%
10-Jahres-US-Anleihe2,45%-0,15-0,29
Umlaufrendite Dt-0,07%-0,07-0,17
Feinunze Gold$1.313 0,7%2,5%
Fass Brent Öl$66,40 -1,5%27,2%
Kupfer6.486 1,2%7,8%
Baltic Dry Shipping695 -4,8%-45,3%
Bitcoin3.998 -0,4%1,9%



Am Dienstag Nachmittag schrieb mir ein Kunde, ob wir nun investieren sollen, da der DAX ja die Hürde von 11.800 Punkten übersprungen habe. Noch ehe ich antworten konnte, sackte der DAX wieder ab und erreichte bis Donnerstag Mittag schon seine Unterstützung knapp unter 11.500 Punkte. Heute ging's dann deutlich tiefer, der Schlusskurs von 11.364 Punkten bringt den DAX zurück in seinen Abwärtstrend, Mist!

US-Nogtenbankchef Jay Powell hat diese Woche die Möglichkeit eines Zinsschritts im laufenden Jahr vom Tisch genommen. Nachdem er vom Oktober mit seiner Aussage von vier zu erwartenden Zinserhöhungen die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt hatte, vollzog er sukzessive eine 180°-Kehrwende. Die Kehrtwende ist nun abgeschlossen, man könnte Anlegern nun nachsagen, sie haben die guten Nachrichten verkauft.

"Selling the news" sagt man in den USA, wenn die erwartete positive Meldung eingetroffen ist, die Kurse entsprechend auf einem höheren Niveau notieren und Anleger Gewinne mitnehmen.

Dann hat US-Präsident Trump eine folgenschwere Aussage gemacht: Es sei nicht zu erwarten, dass er im Falle einer Einigung mit China im Handelsstreit sofort die eingeführten US-Zölle aufhebe, da China eine Reputation habe, sich nicht an Abmachungen zu halten. Diese Meldung hat die Märkte auf Talfahrt geschickt.

Na, wir wollen das Brexit-Chaos nicht vergessen: Nur noch eine Woche bis zum Brexit und eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Die beste aller schlechten Lösungen ist derzeit, das Brexit-Drama in die Verlängerung zu schicken und die Europawahl damit zur Makulatur zu machen.

Und dann kam heute ein Einkaufsmanagerindex hier in Deutschland zutage, der von Pessimismus kaum zu überbieten ist. Dabei hatte man eine Aufhellung dieses vorlaufenden Frühindikators für die Wirtschaft erwartet. Es scheint, dass Konjunktursorgen, Brexit-Angst und ein drohender Handelsstreit mit den USA nun endlich in den Einkaufsabteilungen angekommen ist.

So hat der DAX seit Montag 2,5% abgegeben. Der Dow Jones fällt noch und steht aktuell bei -1%.

Der Euro, der sich eigentlich nach der US-Notenbankentscheidung freuen sollte, ist wieder abgetaucht. Der Brexit wiegt wohl schwerer als Zinsunterschiede.

Der Ölpreis ist über 65 USD/Fass Brent gestiegen, eine Marke die nach Meinung der meisten Ölexperten derzeit nicht nachhaltig überwunden werden kann. Die USA pumpen Öl und Gas aus dem Boden wie nie zuvor. Sämtliche Industrien setzen Maßnahmen um, um sich vom Öl unabhängiger zu machen. Der Sommer steht an. Ich würde derzeit die Finger von der Ölbranche lassen.

Schauen wir uns mal die Entwicklung der Stimmung unter den Anlegern an.




03. Sentiment: Stimmung kühlt sich auf neutral ab

Seit Dienstag kennt der DAX nur noch eine Richtung: Süden. Die heftigen Stimmungsschwankungen der Vorwochen haben heftige Reaktionen angekündigt. Ich hatte eine Richtungsentscheidung in Aussicht gestellt. Stand heute ist die Entscheidung gefallen: Die Unterstützung bei 11.500 Punkten wurde unterschritten, wir sind zurück im Abwärtstrend.

So sind nur noch 17% (-11%) unserer Umfrageteilnehmer der Meinung, dass wir noch immer in einem Aufwärtstrend laufen, hingegen attestieren nun 19% (+9%) dem DAX einen Abwärtsimpuls. Mit 48% (+2%) hoffen die meisten weiterhin darauf, dass es sich nur um Schwankungen im Rahmen einer Seitwärtsbewegung handelt. Die Stimmung ist auf -0,2% abgesackt, also neutral bis leicht niedergeschlagen.

Doch überraschend kam dieser Ausverkauf nicht, sagen 48% (-6%), die diese Entwicklung zum größten Teil erwartet haben wollen. Weitere 8% (-3%) geben sogar an, darauf spekuliert zu haben. Kaum erfüllt sehen 31% (+5%) der Anleger ihre Erwartungen und 13% (+5%) wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Leichte Verunsicherung macht sich breit.

Wenn die Kurse fallen, werden Aktien günstiger, denken sich einige Anleger. Und so gehen nun 24% (+4%) von steigenden Kursen in drei Monaten aus. Nur noch 25% (-4%) fürchten weiter fallende Kurse. Mit 37% (-2%) bleiben die meisten der Überzeugung, dass die Märkte überwiegend seitwärts pendeln werden. Der Pessimismus, den wir seit Mitte Februar verzeichneten, ist somit abgebaut.

So bleiben auch 19% (-1%) der Anleger kaufwillig, nur noch 13% (-5%) wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien verkaufen. Mit 67% (+6%) hat sich das Lager derer, die noch unentschlossen sind, wieder gefüllt.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt weiter eine hohe Absicherung an. Wenngleich also die Stimmung in den vergangenen Wochen heftige Schwankungen verzeichnete, so haben Privatanleger doch die richtigen Schlüsse daraus gezogen und sich ordentlich gegen fallende Kurse abgesichert.

Vor einer Woche sah es bei den Profis, die sich über die Eurex absichern, noch ähnlich aus, doch diese Woche sind sie auf die Long-Seite gewechselt. Das Put/Call-Verhältnis der Eurex zeigt an, dass institutionelle Anleger überwiegend Call-Optionen kauften.

In den USA ist das Put/Call-Verhältnis der CBOE im neutralen Bereich. Die Investitionsquote der US-Profis ist leicht auf 78% angestiegen und notiert damit weiterhin im Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten auf neutralem, historisch gesehen aber auf niedrigem Niveau.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist ausgewogen.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 60% weiterhin eine neutrale Marktverfassung an.

Interpretation



Mit dem heutigen Freitag wurde die Unterstützung bei 11.500 Punkten unterschritten und die Chance auf einer Rallye über 11.800 Punkte bis auf 12.500 Punkte im DAX ist nun vorerst vertan. Wir müssen unseren Blick wieder nach unten richten.

Weiterhin sind Anleger jedoch ordentlich abgesichert gegen fallende Kurse, so dass ein heftiger Ausverkauf aus technischer Sicht ohne Anlass nicht zu erwarten ist. Doch leider könnte es in der kommenden Woche Anlässe genug geben, allen voran die weiteren Verhandlungen im Brexit-Chaos.

Das Sprichwort "politische Börsen haben kurze Beine" habe ich seit der Präsidentschaft Trump ad acta gelegt, die Aktienbörse hängt am Tropf der Politik. Ganz ehrlich, was soll ich in dieser Situation aus den Sentiment-Daten ablesen?

Sämtliche Indikatoren haben sich überwiegend in ein neutrales Niveau bewegt, als ob man eben erst einmal abwarten möchte, wie sich die Dinge auf den politischen Bühnen entwickeln. Und genau das würde ich auch als Anleger nun tun: Halten Sie ausreichend Cash vor, um im Falle eines Falles handlungsfähig zu sein. Es ist heute der falsche Zeitpunkt, alles auf eine Karte zu setzen.







04. Ausblick: Fed-Chef Jay Powell hat die Rahmenbedingungen für Aktienmärkte 2019 gesetzt

Im laufenden Jahr 2019 wird es keine Zinserhöhung in den USA geben. Zudem wird ab September die Reduzierung der Notenbankbilanz beendet. Powell sieht eine Wirtschaft mit langsamen Wachstumsraten und geringer Inflation, aber auch mit wenig wirtschaftlichem Gegenwind. In den USA hat man einen Ausdruck dafür: "goldilocks" (Goldlöckchen).

Das Goldlöckchen-Szenario beschreibt eine Wirtschaft, deren Wachstum nicht zu hoch und nicht zu gering ist, und eine Inflationsrate, die niedrig aber nicht negativ ist. Es ist die beste aller Welten für die Wirtschaft und somit auch für die Konjunktur. Wir sollten jubeln!

...wenn da nicht der Handelsstreit, der Brexit, ... wären. Aber egal, es hilft zu wissen, dass wir grundsätzlich mit steigenden Kursen rechnen dürfen, sofern Katastrophen wie Brexit und Handelsstreit eingepreist sind. Die Kurse dürften also steigen, wenn die Krisenherde an Drohpotential verlieren. Das ist ein Unterschied zu einem Szenario, in dem wir eine positive Lösung der Krisenherde benötigen würden, um steigende Aktienkurse zu erzeugen. Das ist derzeit nicht der Fall.

Daraus ergibt sich, dass wir Aktien zukaufen werden, wenn die Aktienmärkte aufgrund des Brexit-Chaos oder China-Streits einbrechen sollten.

Die meisten Unternehmen benötigen ein moderates wirtschaftliches Umfeld um zu florieren. Entsprechend steigen am meisten Aktien in genau diesem Umfeld. Eine Rallye hatte also eine große "Marktbreite".

Dividendenaktien werden nun wieder attraktiv, denn das Zinsniveau bleibt vorerst niedrig. Nicht ohne Grund sind unsere Dividendentitel allesamt seit Jahresbeginn stärker angestiegen als der DAX. In den USA ist der Zins der 10 Jahre laufenden Staatsanleihe wieder unter 12,5% gerutscht, vor einigen Monaten galt das Überspringen der 3% als Katastrophe. Bei uns in Deutschland ist heute die Umlaufrendite ins Minus gedreht!

Auch Wachstumsaktien werden wieder attraktiv: FANG (Facebook, Amazon, Netflix und Google / Alphabet) sowie die chinesischen BAT (Baidu, Alibaba, Tencent) dürften in den kommenden Monaten wieder die Führung übernehmen.

Aber auch die jungen Wachstumsunternehmen wie Salesforce, ServiceNow, Twilio und Zuora sollten vorne mitlaufen.

Der Grund: Unternehmen, die noch nicht viel Gewinn machen, sondern nur im Umsatz wachsen und die Gewinne in die Zukunft verschieben, werden von vielen Analysten bewertet, indem die zukünftig erwarteten Gewinne mit dem Marktzins auf die Gegenwart abdiskontiert werden. Je höher der Marktzins, desto stärker der werden die zukünftigen Gewinne abdiskontiert, der Gegenwartswert ist dann also sehr klein. In einem Niedrigzinsumfeld hingegen ist es egal, wann das Unternehmen mal Gewinne erzielt, da die Finanzierungskosten gering sind und die Rate für die Abdiskontierung ebenfalls niedrig ist. Wachstumsunternehmen werden also in den Berechnungsmodellen der Analysten wertvoller.

Die Gefahr, dass der US-Dollar in Richtung der Parität zum Euro läuft, ist durch die jüngste Entscheidung Powells vorerst gebannt. Eigentlich dürfte der Euro nun zulegen, sofern das Brexit-Chaos mal vom Tisch geräumt werden kann. Sollte der Wechselkurs bei 1,15 USD/EUR bleiben, dann ist das ein faires Niveau, mit dem alle Beteiligten gut planen und wirtschaften können.

Für Amazon ist die beschriebene Konstellation vorteilhaft, denn das Unternehmen wächst seit Jahrzehnten unabhängig vom Wirtschaftswachstum und kann mit einer Abschwächung des Wachstums auf ein moderates Niveau gut umgehen, da man Preise flexibel gestalten kann. Zudem ist Amazon mit der AWS Cloud in einem Wachstumsbereich, der ebenfalls in dieser konjunkturellen Situation gesucht sein wird.

Apple hat auch ein stabiles Geschäftsmodell für konjunkturell schwächeres Wachstum, da Erneuerungskäufe der iPhones stets durch die Telcos subventioniert werden. Diese Geschenke lassen sich Kunden selten entgehen.

Apple hat nächste Woche ein Event, bei dem neue Produkte vorgestellt werden. Im Vorfeld ist die Aktie von diversen Analysten hochgestuft worden, der Kurs ist - gegen den Markttrend - kräftig angesprungen. Ich fürchte, wenn Tim Cook nicht das wasserstoffbetriebene, fliegende Apple-Auto vorstellt, das Ihre Gedanken lesen kann, dann wird die Aktie anschließend ausverkauft.

Wachstum gibt es auch bei 5G und beim Internet der Dinge IoT, für das Unternehmen wird Micron Speicher produzieren, LAM die dafür erforderlichen Maschinen liefern und AMD sowie unsere Nvidia Graphikchips anbieten. Micron hat bekannt gegeben, die Produktionskapazität um 5% zu reduzieren, um das weltweite Gleichgewicht herzustellen und so vernünftige Preise zu ermöglichen. Das wird bullisch für die gesamte Branche gewertet. Nvidia ist diese Woche um 6% gegen den Trend angesprungen.

Die Finger sollten wir für 2019 von den folgenden Bereichen lassen:

Banken: Das Niedrigzinsumfeld wird also verlängert. Das ist schlecht für die traditionellen Banken. Finger weg!

Zyklische Aktien wie Bayer, Siemens und BASF sind historisch gesehen in Zeiten einer Konjunkturverlangsamung schlechte Depotbestandteile. Auch Marketingaktien wie RTL Group, ProSieben oder Störer würde ich vorerst meiden.

Und natürlich wird auch der Ölpreis sein Niveau um 65 USD/Fass nicht halten können, Ölaktien lassen in Zeiten konjunkturellen Abschwungs Federn.

Wir haben aktuell 26,5% Cash im Portfolio und ich fühle mich damit handlungsfähig. Es gibt vieles, das ich kaufen möchte, aber auch das eine oder andere, das ich gerne abstoßen möchte. Bei Facebook bin ich mir beispielsweise nicht sicher: Auf der einen Seite ist Facebook unangefochtener Marktführer mit günstiger Bewertung, auf der anderen Seite wenden sich immer mehr Nutzer von Facebook ab und ein Datenskandal jagt den nächsten.

Zalando ist durch den 50%igen Kursgewinn der vergangenen Wochen zur größten Position in unserem Portfolio herangewachsen, da würde ich gerne etwas reduzieren.

Ich werde mich Anfang der kommenden Woche mit konkreten Ideen melden.



05. Update beobachteter Werte: BB Biotech, Zuora

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


BB Biotech
Stretegiewechsel in Gentherapie und Gen-Editing

Fr, 22. März um 17:24 Uhr
Daniel Koller, Chef Investment Manager von BB Biotech, hat ein Interview in der Schweizer Finanzzeitschrift Cash gegeben. Darin stellt er den Strategiewechsel seines Unternehmens dar.

Beteiligungen an inzwischen großen Biotech-Unternehmen werden zurückgefahren. Celgene und Gilead stehen demzufolge zum Verkauf. Die Aktien dieser Unternehmen seien zwar weiterhin attraktiv, würden aber nicht die Renditeziele von BB Biotech erfüllen. Dazu müssen wir wissen, dass BB Biotech vorzugsweise in kleine Biotech-Unternehmen mit exorbitant hohen Wachstumsmöglichkeiten investiert. Wenn die eine oder andere Beteiligung den Bach herunter geht, ist das nicht schlimm. Wichtig ist, dass die eine oder andere Beteiligung sich vervielfacht.

In dieses Investmentkonzept passen reife Biotech-Unternehmen wie Celgene und Gilead eben nicht mehr hinein. Die beiden haben zwar ein gutes Geschäft aufgebaut und wachsen kontinuierlich, gleichzeitig sind die Risiken des Totalverlusts bei diesen etablierten Biotech-Unternehmen gering. Doch das ist nicht der Anspruch, den Koller an seine Beteiligungen stellt.

Vertex, Alexion und Incyte sind drei Biotech-Unternehmen mittlerer Größe mit stabilem Geschäft und überproportionalem Wachstum. Alle drei Biotech-Unternehmen haben bereits mehrere Produkte im Markt und dürften sich laut Koller in den nächsten 2-5 Jahren zu großkapitalisierten Biotech-Unternehmen entwickeln.

Zudem sucht BB Biotech nun in den Zukunftsmärkten Gentherapie und Gen-Editing nach neuen Beteiligungen. Maximal 35 Beteiligungen möchte Koller im Portfolio haben.

Größte Beteiligung im Portfolio ist derzeit Ionis, ein Unternehmen, das nach Gentherapien sucht. In diesem Bereich nennt Koller noch Akcea, Alnylam, Moderna und Wave Life Science, die erfolgreiche Zulassungen verzeichnen und als Übernahmekandidaten in den Fokus der großen Pharmakonzerne rücken könnten. Im Bereich der Gentherapie gab es in den vergangenen Jahren keine Übernahmen, erst seit einigen Wochen sind Bristol Meyers, Roche und Biogen aktiv geworden.

Der Bereich des Gen-Editing sei noch sehr jung, da sei noch ein weiter Weg zurückzulegen, bis marktfähige Produkte gefunden würden.

Wenn ich mir vor Augen führe, dass der Biotech-Sektor einer der vielversprechendsten Wachstumsbereiche ist, bin ich froh, dass BB Biotech für mich die Auswahl einer Reihe von aussichtsreichen Unternehmen übernimmt. Wir haben derzeit einer halbe Position, da die allgemeine Börsenverfassung ziemlich ungewiss ist. Ich bleibe mit einer halben Position bis auf weiteres dabei.


Zuora
Ausblick missfällt Anlegern

Fr, 22. März um 17:31 Uhr
Gestern Abend hat Zuora Quartalszahlen veröffentlicht. Die Aktie notiert heute mit 12% im Minus. Der Ausblick hat den Anlegern nicht gefallen, wird behauptet. Ich denke jedoch, es stecken zwei andere Gründe dahinter.

Der Umsatz ist um 29% auf 64 Mio. USD gestiegen, erwartet wurden 1,25 Mio. USD weniger. Der Abo-Umsatz (73% Anteil am Konzernumsatz) stieg sogar um 35%. Der Verlust ist auf 0,11 USD/Aktie geschrumpft, was im Rahmen der Erwartungen liegt. Zuora-Kunden haben Geschäfte im Volumen von 10,8 Mrd. USD über die Zuora-Plattform abgewickelt, 56% mehr als ein Jahr zuvor.

Der Ausblick für das Q1 liegt unter den Erwartungen der Analysten: 63,5-64,5 Mio. USD Umsatz (erwartet wurden 65,36) und -0,13 bis -0,14 USD/Aktie Verlust (erwartet wurden -0,12). Auch die Unternehmensprognose für das gesamte gerade begonnene Geschäftsjahr blieb leicht hinter den Erwartungen zurück.

Im März ist die Aktie von Zuora um 10% angestiegen. Man spricht in einem solchen Fall davon, dass die Aktie gute Q-Zahlen bereits vorweggenommen hat. Es wird in einem solchen Fall extrem schwer für das Unternehmen, die im Vorfeld der Zahlen stetig ansteigenden Erwartungen noch zu übertreffen. Zuora ist dies offensichtlich nicht gelungen.

Spekulanten, die in der Zuora-Aktie engagiert waren, freuen sich über ein ordentliches Kursplus und warten nervös auf ein Ereignis, das sie zu Gewinnmitnahmen, also zum Verkauf der Position, zwingt. Wenn die Zahlen also nicht überragend sind, dann wird umgehend geschlussfolgert, dass die "nur" guten Zahlen bereits im Vorfeld des Q-Berichts eingepreist wurden.

Schlimmer ist jedoch noch die Unternehmensprognose. Es geht Anlegern hier nicht um absolute Zahlen. Egal, ob nun 63,5 oder 65,5 Mio. USD umgesetzt werden, Zuora ist ein Wachstumsunternehmen, das rote Zahlen schreibt und hoch bewertet ist. Zuora muss mit jeder Quartalsmeldung die Erwartungen übertreffen und die Messlatte für die Zukunft höher legen. Dieser Prozess ist natürlich nicht ewig durchzuhalten und Zuora ist nun Opfer dieses Prozesses geworden.

Die Unternehmensprognose lag nicht über den Erwartungen der Analysten und entsprechend enttäuscht wenden sich nun Spekulanten von der Aktie ab.

Dahinter steckt aber noch eine viel tiefgehendere Fragestellung: Ist das Abomodell von Zuora wirklich so überlegen wie von CEO Tien Tzuo immer wieder betont? Ist der Wettbewerb wirklich bereits abgehängt und lassen sich wirklich alle Branchen in ein Abomodell umwandeln, wie von Tzuo behauptet?

Vor zehn Tagen gab es auf Seeking Alpha, eine US-Plattform, auf der viele Analysen veröffentlicht werden, eine ausführliche Analyse zu Zuora. Der Autor argumentiert, dass Zuora nur 6 USD je Aktie wert sei, weil es viele Wettbewerber gibt. Ich habe mich ein wenig umgeschaut und muss sagen, dass der Wettbewerb meiner Ansicht nach nicht ernst zu nehmen ist. Zuora ist um längen weiter mit den angebotenen Dienstleistungen.

Aber der zweite Punkt ist in meinen Augen kritisch: Wird das Abo-Modell wirklich die gesamte Wirtschaft im Sturm erobern? Wenn dem so wäre, dann müsste sich das Umsatzwachstum bei Zuora doch beschleunigen. Stattdessen wird es augenscheinlich langsamer. Doch auch dafür gibt es eine Begründung: Im Mai 2017 wurde ein Zukauf getätigt, der das Umsatzwachstum deutlich antrieb. Rechnet man diesen Effekt heraus, so ist das organische Umsatzwachstum stets bei 25-30% gewesen. Ich fürchte, diesen Effekt haben einige Anleger nicht ausreichend berücksichtigt.

Somit bleibt für mich im Ergebnis, dass Zuora ordentliche, wenn auch keine überragenden, Zahlen veröffentlicht hat. Die Prognose ist, wie üblich in der Branche, Tiefstapelei, um dann bei den nächsten Q-Zahlen eine positive Überraschung vermelden zu können. Es bleibt offen, welcher Bewertungsansatz angemessen ist: Ein DCF-Modell, das auf einen fairen Wert um 5 Euro kommt, weil es auf absehbare Zeit kaum Gewinne gibt. Oder aber eine umsatzbezogene Bewertung unter Berücksichtigung der Eigenarten des Abo-Modells (wiederkehrende Umsätze!), mit der ich auf einen Wert von 35 Euro komme.

Sie sehen: Die Spanne ist abenteuerlich groß.

In den kommenden Wochen wird Lyft an die Börse gehen, ein Kunde von Zuora. Sieben der 10 größten Autobauer der Welt arbeiten mit Zuora bereits an Abomodellen. Ich denke, gerade dieser Bereich steckt voller Phantasie und wird im Rahmen der Börsengänge von Lyft und Uber in allen Facetten durchdiskutiert werden. Zuora als Partner von Lyft wird dadurch weiter an Bekanntheit gewinnen.

Für einen Nachkauf für unsere Position habe ich mir ein Niveau um 17 Euro vorgemerkt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich für die kommenden Wochen weitere Turbulenzen an den Aktienmärkten nicht ausschließen kann (Brexit!), würde ich mich zunächst noch aus Vorsicht zurück halten. Mit der halben Position bleibe ich aber dabei.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =0%WKN21.3.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
Wheaton Precious MetalsA2DRBP21,62 €9%12%0,0%B
WeiboA110V752,94 €-4%0%0,0%C







Wachstum (≈30%) =26,9%WKN21.3.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
FacebookA1JWVX146,15 €3%24%4,1%C
BB BiotechA0NFN362,55 €-3%20%3,9%B
ZalandoZAL11133,90 €-4%50%8,2%B
Nvidia918422159,03 €6%37%4,2%B
FinTech GroupFTG11120,90 €-5%8%3,6%A
ZuoraA2JHJJ18,00 €-11%-15%2,8%A







Dividende (≈25%) = 25,5%WKN21.3.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051011,10 €-5%11%6,7%C
FreenetA0Z2ZZ19,58 €-2%16%7,5%C
Bet-at-HomeA0DNAY57,80 €-1%26%7,6%B
Deutsche Post55520028,56 €-3%19%3,8%B







Absicherung (≈20%) =21,1%WKN21.3.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.678,00 €0%3%7,3%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU76,80%0%1%7,0%B
Nokia-AnleiheA0T9L2105,40%-1%4%6,8%B





Cashquote
Σ-Portfolio

-1%-5%26,5%

Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%0%502%
WachstumEnkelkinder30%26,9%467,5%
DividendeUrlaub25%25,5%348%
AbsicherungZins & Gold20%21,1%336,7%
Summe
85%73,5%1513


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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