Heibel-Ticker PLUS 19/22 - Meine Kaufkandidaten für den Ausverkauf

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31.05.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 22 (31.05.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Nach Q-Zahlen dominiert wieder Politik
02.So tickt die Börse: Verantwortliche Branchen für den Ausverkauf
 - Handelsstreit
 - Einzelhandel
 - Negatives Zinsniveau
 - Gesundheitssystem
 - Klimaschutz
 - Brexit
 - Huawei
 - Fazit
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Endlich Panik
 -
04.Ausblick: Meine Kaufkandidaten für den Ausverkauf
05.Update beobachteter Werte: Zuora, FinTech Group, Twilio
 - Zuora: Wahstumsschmerzen, Aktie bricht ein
 - FinTech Group: Nachkaufen, FinTech in Sippenhaft
 - Twilio: Aktienplatzierung belastet
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Nach Q-Zahlen dominiert wieder Politik

Liebe Börsenfreunde,

In den vorangegangenen Wochen haben Quartalszahlen der Unternehmen die Märkte dominiert. Diese Woche wurde die Politik eingewertet: Ob US-Handelsstreit mit China und Mexiko, EU-Wahl oder Konjunkturangst, Anleger haben diese Woche alle Aktien verkauft, die irgendwie mit den schwelenden Krisenherden in Verbindung gebracht werden können. Ich habe Ihnen im heutigen Kapitel 02 diejenigen Unternehmen der verschiedenen DAX-Familien aufgezeigt, die von dieser Verkaufswelle betroffen sind.

Das hat die Stimmung in den Keller gedrückt, es herrscht Panik und der Pessimismus unter Anlegern war lange nicht mehr so groß. Im Kapitel 03 können Sie meiner Stimmungsanalyse entnehmen, was diese Stimmungslage für die kommenden Wochen bedeutet.

Die Kurse fallen und das ist in der Regel der Zeitpunkt, sich eine Wunschliste von Unternehmen zu erstellen, die man schon immer mal gerne ins Portfolio geholt hat. Ich habe heute eine Reihe von Unternehmen in Kapitel 04 aufgezeigt, die meiner Ansicht nach völlig ausgebombt und viel zu günstig bewertet sind.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates zu unseren offenen Positionen in Kapitel 05 sowie eine tabellarische Übersicht über den aktuellen Stand unseres Portfolios in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp190602.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Verantwortliche Branchen für den Ausverkauf

So, jetzt geht's rund: Mit zur Stunde (13:30 Uhr) -3% im Wochenvergleich kehrt so langsam Panik unter den Anlegern ein. Es geht so ziemlich alles schief, was schief gehen kann: Der Kompromiss zwischen den USA und Mexiko (USMCA), der solange ein neuer NAFTA-Vertrag ausgehandelt werden sollte in Kraft war, wurde von Präsident Trump stilecht per Tweet außer Kraft gesetzt. Ein Strafzoll von 5% auf alles aus Mexiko tritt am 10. Juni in Kraft und erhöhe sich schrittweise, bis das Problem der illegalem Einwanderung gelöst sei.

Die EU-Wahlen waren ein Erfolg, behaupten nun alle Parteien, denn die überraschend hohe Wahlbeteiligung habe gezeigt, dass EU-Bürger mehr EU möchten. Das ist meiner Meinung nach richtig, doch dabei übersehen die großen Parteien, dass die Bürger durch ihre Kreuze gesagt haben, dass sie ein ANDERES vereintes Europa wollen als durch die Volksparteien in den vergangenen Jahren erschaffen. Es ist genau das Wahlergebnis, das die Einschätzung, die ich Ihnen seit Jahren vorbete, widerspiegelt: Europa: Ja, nur nicht so!

Nun soll Europa einen Kommissionspräsidenten erhalten, der aus dem Lager der unterlegenen Parteien stammt: Manfred Weber (CDU/CSU -18% der Sitze) oder Frans Timmermans (SPD -23% der Sitze)? Die europäischen Christdemokraten (EVP) sind zwar noch immer die größte Partei Europas, gefolgt von den Sozialdemokraten (S&D), doch genau wie bei der letzten Bundestagswahl hat die Regierungskoalition um Jean-Claude Juncker bei der EU-Wahl einen heftigen Denkzettel erhalten. In Deutschland haben wir daraus ein "Weiter so" gemacht, ich fürchte, ähnliches droht uns nun auch auf EU-Ebene.

Der französische Präsident Macron macht sich derweil für die dänische liberale Margrethe Verstager stark, die bislang die Wettbewerbskommission geführt hat. Doch Angela Merkel will davon nichts hören.

Das europäische Volk hat bei der Postenbesetzung nicht viel zu sagen. Es handelt sich um hohe Politik! Denn in relativ kurzen Abständen müssen eine ganze Reihe weiterer Posten auf EU-Ebene besetzt werden und da gibt es nationale Befindlichkeiten, die berücksichtigt werden, sowie Machtverhältnisse der Parteien und, als sei das noch nicht genug, es spielen auch die Geschlechter eine wesentliche Rolle.

Nicht nur Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sucht einen Nachfolger, auch Ratspräsident Donald Tusk (Polen), Parlamentspräsident Antonio Tajani (Italien), die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini (Italien) und natürlich der EZB-Präsident Mario Dragee (Italien).

Aprospos Italien ... oder wie komme ich gerade jetzt auf Italien? Für Italien läuft heute die Galgenfrist ab, ein schlüssiges Konzept zur Reduzierung der Schuldenkrise in Italien vorzulegen. Sie erinnern sich? Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft Europas, möchte das Rentenalter erhöhen und eine Reihe weiterer Maßnahmen umsetzen, um dem Volk ein wenig unter die Arme zu greifen. Finanzieren lässt sich das Ganze nicht mehr, das Land Italien ist zu hoch verschuldet und der Bankensektor liegt am Boden. Schuld an der ganzen Misere sei aber die EU, so haben wir es immer gehört. Nun höre ich, dass es kein solches Konzept geben werde, stattdessen mache man das niedrige Zinsniveau und die weltweiten Handelsstreitigkeiten für die steigende Verschuldung verantwortlich.

Darüber, dass Theresa May nächste Woche gehen wird und vermutlich ein Brexit-Befürworter (Boris Johnson?) ihren Job erbt, haben wir letzte Woche schon gesprochen. Auch darüber, dass China nicht mit Zöllen auf Trumps Strafzölle reagieren kann, sondern sich vielleicht sogar zu einem Exportverbot von Seltenen Erden entscheiden könnte. In einer ersten Reaktion befürchten Anleger, dass die gesamte Technologiebranche ohne Seltene Erden zum Stillstand kommen könnte. Inzwischen wendet man sich möglichen Alternativen zu: Viele "Seltene Erden" können ersetzt werden, zudem verfüge Russland über Überkapazitäten bei der Förderung Seltener Erden und einen Teil der Nachfrage können die USA zu Hause fördern, dauert halt nur ein bisschen.

Bevor ich jetzt noch alle anderen Krisenherde aufliste, gehen wir die einzelnen Themen lieber mal als Anleger durch und schauen, welche Aktien derzeit gemieden bzw. ausverkauft werden.

HANDELSSTREIT

Donald Trump ist unberechenbar, das hat sich erst heute wieder gezeigt, als er Mexiko mit 5% Strafzoll "auf alles" belegte. Wer also glaubt, unsere Autoindustrie sei vom Haken, der irrt. Exportunternehmen sind in dieser Zeit stark gefährdet.

Diese Woche hat der Automobilsektor mit -3,4% kräftig Federn gelassen. Allen voran Anhängerhersteller SAF Holland (-10,8%), aber auch Osram Licht (-6,6%), Kofferraumbauer Stabiles (-5,8%) und Sixt (-4,9%). Gerade Sixt finde ich für unsere mobile Zukunft gut aufgestellt, da das Unternehmen flexibel ist und ohnehin schon eine mobile Zukunft ohne den Eigenbesitz eines Autos propagiert.

Maschinenbauer Dürr (-5%), Hella Licht (-4,6% und Ingenieurbüro Bertrand (-4,4%) haben ebenfalls Federn gelassen, bis hin zu den Branchengrößen VW -3,7%), Daimler (-3,3%) und BMW (-3%), aber auch die großen Zulieferer Infineon (-2,9%) und Conti (-2,8%).

Daimler und BMW haben aufgrund des NAFTA-Abkommens gigantische Produktionsstätten in Mexiko gebaut, aus denen dann Süd- und Nordamerika beliefert werden sollten. Trump ist sauer, dass diese Autos nicht in den USA gebaut werden, da können BMW und Daimler noch so laut beteuern, dass die mexikanischen Autos doch nur nach Südamerika geliefert würden. Die Fabriken werden in Mexiko gebaut, weil es das NAFTA-Abkommen gab, das Präsident Trump verteufelt.

Die deutsche Industrie ist maßgeblich für unseren Titel als Exportweltmeister verantwortlich, entsprechend haben diese Titel diese Woche ebenfalls stark verloren (-3,2%): Aixtron -11,2%, Siemens, Indus Holding, Heidelberger Druck, König & Bauer Druckmaschinen, Krone Getränkemaschinen, Pfeiffer Vacuum, Rheinmetall, Gerresheimer und WashTec haben sämtlich diese Woche jeweils zwischen -3% und -5% verloren.

Der Handelsstreit belastet die Wachstumsaussichten. Und ein rückläufiges Wachstum mindert die Nachfrage nach Rohstoffen, entsprechend sind die Rohstoffpreise rückläufig und Rohstoffaktien fallen im Schnitt um -3,5%: ThyssenKrupp -4,9%, K+S -2,9%, Aurubis -3,9%, Salzgitter -3,7%, Klöckner, -5,8% und SGL Carbon -7%.

EINZELHANDEL

Die Einzelhandelsumsätze im Monat Mai sind überraschend um -2% zurückgegangen, erwartet wurde ein Anstieg um 0,4%. Der Konsument kauft nicht mehr. Diese Entwicklung hatte sich bereits Anfang der Woche angedeutet, als das GFK Konsumklima mit 10,1 schon deutlich hinter der Erwartung zurück blieb. Außerdem ist die Arbeitslosenquote zum ersten mal seit !fünf Jahren! wieder angestiegen, von 4,9% auf 5,0%. Weniger Beschäftigung bedeutet ebenfalls weniger Konsumnachfrage.

So bot auch der Einzelhandel Investoren keinen Schutz, die Branche fiel im Schnitt um -2,2%. Darunter Zalando mit -4,9%, Puma -5,7% und Hugo Boss -6%. Mein Favorit Zooplus gab sogar 7,2% ab. Cewe Photobuch -3,1%, Takkt Büroartikel -3,2% und Ceconomy -2,5%. Selbst Highflyer Adidas gab -1,9% ab.

NEGATIVES ZINSNIVEAU

Die US-Rendite der 10 Jahre laufenden Staatspapiere hatte mit dem Überschreiten der 3%-Hürde im vergangenen Sommer noch einen Ausverkauf ausgelöst. Ich hatte damals schon darauf hingewiesen, dass der Zins als nächstes durchaus nochmals fallen könnte und heute steht die Rendite bei nur noch 2,22%.

Angst dominiert das Anlegerdenken: Die Flucht in vermeintlich sichere Anlageorte wie Anleihen führt dazu, dass die Rendite nach unten geprügelt wird. So ist auch nachvollziehbar, dass die US-Amerikaner laut lachen, wenn jemand droht, dass die Chinesen ihre Trillionen an US-Staatsanleihen auf den Markt werfen könnten. "Nur zu!" ist da zu hören, das Angebot würde locker aufgesogen.

Die Flucht in Anleihen zeigt sich auch in der Erwartung über die künftige Zinsentwicklung: Derzeit hat die US-Notenbank den Leitzins auf 2,25-2,5% festgesetzt. Ursprünglich sprach Fed-Chef Jay Powell von zwei bis drei weiteren Zinsanhebungen, die er im laufenden Jahr durchführen wolle. Das war im vergangenen Oktober und löste den Chaos-Dezember aus. Inzwischen hat er diese Prognose zurückgenommen.

Doch am Markt sieht man inzwischen sogar Zinssenkungen aufgrund der angespannten konjunkturellen Situation. Fast die Hälfte aller Volkswirte erwartet bereits in diesem Sommer eine erste Zinssenkung, bis Dezember gehen die meisten sogar von zwei Zinssenkungen aus. Das kann nur bedeuten, dass diese Volkswirte keine schnelle Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China erwarten.

Der Zins für 3 Monate laufende Kredite ist höher als für 10 Jahre laufende Kredite. Die Zinskurve ist also wieder invertiert und Analysten fürchten eine Rezession, da dies in der Vergangenheit stets auf eine invertierte Zinskurve folgte.

Im ersten Schritt werden bei niedrigem Zinsniveau und invertierter Zinskurve die Banken verkauft, der Finanzsektor gab diese Woche -2,6% ab: Deutsche Bank -4,6%, Commerzbank -6,6%, Aareal Bank -2,6%. Aber auch Finanzinstitute wie Grenke IT-Leasing -4,2% und Versicherungen wie Allianz -1,7%, Münchener Rück -1,3%, Hannover Rück -1% und Talanx -0,9%. Den Vogel schießt heute natürlich wieder mal die Wirecard ab, -10,4%.

Heute hat das Handelsblatt berichtet, dass Anlagebetrüger aus Wien und Sofia unter Nutzung der Wirecard-Angebote betrügerische Geschäfte abgewickelt haben, die Staatsanwaltschaft ermittle. Es ist wieder der alte Vorwurf, dass das vollautomatische Netzwerk von Wirecard solche windigen Geschäfte eben nicht aufdeckt und daher bevorzugtes Netzwerk von Betrügern ist, was aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass die Wirecard betrüge. Man kann der Wirecard vorwerfen, noch nicht genug gegen solche Machenschaften zu unternehmen, doch die Machenschaften selbst sind nicht der Wirecard anzulasten.

GESUNDHEITSSYSTEM

In den USA laufen sich die Präsidentschaftskandidaten warm und testen ihre Themen. Bernie Sanders strapaziert schon wieder strukturelle Probleme des US-Gesundheitssystem, das zu teuer für den Durchschnittsbürger sei. Auch Elizabeth Warren stößt in das gleiche Horn. Derzeit führt jedoch Joe Biden die Umfragen an, er gilt als deutlich moderater eingestellt gegenüber dem etablierten Gesundheitssystem. Dennoch gehen schon mal sämtliche Aktien des Gesundheitssektors vorsichtshalber in die Knie, bevor tatsächliche Argumente bekannt werden. Wenn aber in den USA im Gesundheitssektor weniger zu verdienen ist, dann hat das auch Auswirkung auf deutsche Gesundheitstitel, die einen Großteil ihres Gewinns in dem attraktiven US-Markt erzielen.

So hat der Gesundheitssektor der DAX-Familie diese Woche -3,3% abgegeben: Biotech-Unternehmen wie Morphosys -7,9%, Evotec -7,4%, Medizintechnik Drägerwerk -3,6%, Carl Zeiss Meditec -5,6% und FMC -3,4%. Fresenius -4,5% und Siemens Healtheneers -3,6%, Merck -4,4%.

KLIMASCHUTZ

Die Grünen sind die größten Gewinner der Europawahl. Greta Thunberg hat das Thema Klimaschutz als oberste Priorität der Jugend platziert und entsprechende Probleme zeigen sich nun bei Unternehmen, die in der Wahrnehmung der Anleger nicht gerade "grün" sind. Allen voran natürlich die Plastik-Produzenten der Chemiebranche, die diese Woche durchschnittlich -3,4% abgegeben haben: BASF -3,6%, BASF -2,2%, Eevonik -7,3% und Linke -3,6%. Covestro -4,6%, Brenntag -4,5% und Lanxess -5,5%.

Wir haben derzeit für zwei Wochen den Hund meiner Mutter zur Pflege, weil meine Mutter reisen möchte :-). Wir haben, umweltbewusst wie wir gerne sein möchten, Tüten für den Hundekot geholt, die biologisch abbaubar sind. Die Tüten waren sauteuer, aber das ist einem die Umwelt wert, oder? Nun, wir haben ein wenig gegoogelt und mussten eine Reihe von Berichten finden, die solche Hundekotbeutel als höchst bedenklich bewerten: der einzig wirkliche Umweltschutz sei durch Beutel aus Recycling-Kunststoff möglich, das biologisch abbaubare Plastik benötige noch immer viel zu lange, um abgebaut zu werden. Also alles nur ein Marketinggag?

BREXIT

Nun, die Gefahr eines harten Brexits steigt von Tag zu Tag und entsprechend werden die Konjunkturerwartungen gedämpft. Der Brexit hat einen ähnlichen Effekt wie der Handelsstreit, die betroffenen Unternehmen sind weitgehend die gleichen. Letzte Woche habe ich ein einzelnes Unternehmen als besonders Brexit-gefährdet vorgestellt.

HUAWEI

Neben den Handelsstreit ist Huawei ein besonderer Fall, weil das Setzen von Huawei auf eine Schwarze Liste durch Präsident Trump ein Instrument ist, das bislang noch nicht so plump angewendet wurde.

Seltene Erden (siehe oben) und Huawei lasten auf dem gesamten Technologiesektor, egal wie stark einzelne Unternehmen mit China vernetzt sind oder wie groß die Abhängigkeit von Seltenen Erden sein mag. Natürlich ist in diesem Zusammenhang nun Apple der große, weiße Elefant im Raum: Apple produziert in China als auch in den USA, Apple verkauft sowohl in China als auch in den USA. Wer bestraft wen, wenn Apple in den Handelsstreit gezogen wird?

Doch allein dieser weiße Elefant sorgt dafür, dass auch Technologietitel, insbesondere die Halbleiterindustrie in Deutschland unter Druck sind. Durchschnittlich hat der Technologiesektor in der abgelaufenen Woche -3,1% verloren. Darunter Cloud-Unternehmen Bechtle -7,8%, Cancom -6,5%, Software AG -5,6% und SAP -2,6%. Aber auch Silizium-Verarbeiter Siltronic -7% und Ligistik-IT Delivery Hero -5,1% bis hin zu Glasfaserverleger Adva -5,1%.

FAZIT

US-Präsident Donald Trump ist unberechenbar. CEO von Agco (Mutter von Fendt Traktoren) Martin Richenhagen hat in einem Interview gesagt, dass er Trump für nicht sehr intelligent halte. Richenhagen gehörte zum erweiterten Beraterkreis von Trump, als Außenminister Rex Tillerson aktiv war. Trump feuerte Tillerson, ich hatte diese Aktion damals als ziemlich schlecht gebrandmarkt, weil ich Tillerson für recht gut hielt (ehemaliger Exxon-CEO). Richenhagen ist ein Freund von Tillerson und in Folge seiner Entlassung legte er auch sein Beratungsmandat nieder.

Im Interview sagte er süffisant, in der Politik gebe es genau wie in der Wirtschaft mal bessere und mal schlechtere Führungskräfte. Trump gehöre zu den schlechten, denn seine ziemlich platte Masche, Themen populistisch in der Öffentlichkeit zu platzieren, sei keine Strategie sondern Spiegelbild seiner beschränkten Auffassungsgabe. Auch in kleinen Gesprächsrunden hinter verschlossenen Türen könne er nicht zuhören und verbreite immer nur dieselben populistischen Plattitüden.

So hat sich heute die Stimmung gegenüber Donald Trump nochmals verschärft. Insbesondere seine Mexiko-Aktion stößt nun auch bei einigen, die ihn bislang unterstützt haben, auf Unverständnis. Mexiko mit einem Strafzoll zu belegen, weil das Land nichts gegen illegale Einwanderer unternehme, sei eine unzulässige Verknüpfung politischer mit wirtschaftlichen Probleme.

Schauen wir nun einmal, wie sich die wichtigsten Indizes diese Woche geschlagen haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES30.5.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones24.967 -2,3%8,3%
DAX11.727 -2,4%11,1%
Nikkei20.601 -2,4%2,9%
Shanghai A 3.036 1,6%16,3%
Euro/US-Dollar1,11-0,5%-2,6%
Euro/Yen121,13-1,1%-4,0%
10-Jahres-US-Anleihe2,18%-0,15-0,56
Umlaufrendite Dt-0,25%-0,08-0,35
Feinunze Gold$1.301 1,3%1,6%
Fass Brent Öl$64,64 -5,0%23,8%
Kupfer5.822 -1,6%-3,2%
Baltic Dry Shipping1.097 2,7%-13,7%
Bitcoin8.280 5,5%111,1%



Schauen wir nun mal, wie sich die Stimmung vor dem Hintergrund dieses Ausverkaufs entwickelt hat.




03. Sentiment: Endlich Panik

Jetzt haben wir Panik unter den Anlegern. Es wird verkauft, was nicht festgenagelt ist. Mit 61% (+28%) haben nun die meisten Anleger eingesehen, dass der DAX einen Abwärtsimpuls erlebt, nur noch 28% (-20%) betrachten die aktuelle Entwicklung als Seitwärtsbewegung. Es ist wohl eine Frage der zeitlichen Perspektive, ob man für den Ausverkauf dieser Woche noch eine übergeordnete Seitwärtsbewegung erkennt. Unser Sentimentindikator ist auf -5,9% gefallen, das tiefste Niveau seit dem Chaos-Dezember.

Mit 28% (+10%) der Anleger wurde fast jeder Dritte von diesem Ausverkauf, oder zumindest von der Intensität des Ausverkaufs, auf dem falschen Fuß erwischt. Weitere 34% (-3%) sehen ihre Erwartungen der Vorwoche als kaum erfüllt. Hingegen geben nur noch 29% (-9%) an, die DAX-Entwicklung so zum größten Teil erwartet zu haben und weitere 9% (+2%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Damit ist auch die Verunsicherung unter unseren Umfrageteilnehmern so groß wie zuletzt im Chaos-Dezember.

In drei Monaten wird der DAX weiter seitwärts laufen, sagen unverändert 39% unserer Umfrageteilnehmer. Inzwischen fürchten jedoch 31% (+2%) einen anhaltenden Abwärtsimpuls und 15$ (+4%) erwarten den Boden der Korrektur erst in drei Monaten. An steigende Kurse glauben nur noch 13% (-4%). Seit zwei Jahren war der Zukunftspessimismus nicht mehr so groß. Damals war Trump unter Dauerbeschuss der Medien, die Medien überzeugten die Leser davon, dass die Welt unter Trump dem Untergang geweiht sei. Die jüngsten Aktionen Trumps im Rahmen der Verhandlungen mit China sowie Mexiko führen sicherlich dazu, dass diese Ängste wieder auf den Titelseiten stehen.

So haben die jüngsten Aktionen eine Reihe von Anlegern davon überzeugt, ihre Positionen doch noch zu verkleinern, obwohl die Aktienindizes schon kräftig Federn gelassen haben: 27% (+6%) der Anleger wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien verkaufen, nur noch 17% (-1%) wollen Aktien zukaufen. Derzeit noch unentschieden über ihre nächsten Aktionen sind 56% (-5%) der Anleger.

Wenngleich die Stimmung in dieser Woche am Boden ist, so kam das Ganze doch so überraschend, dass unser 5-Wochendurchschnitt noch deutlich im neutralen Bereich notiert. In der Vergangenheit hat insbesondere der 5-Wochendurchschnitt in Tiefpunkten ein gutes Kaufsignal erzeugt, wohingegen der stärker schwankende wöchentliche Stimmungsindikator auch durchaus über mehrere Wochen am Boden bleiben kann.

Privatanleger, die sich über die Euwax absichern, haben in den vergangenen Tagen auf steigende Kurse spekuliert. Das Euwax-Sentiment ist über 7 gesprungen und zeigt damit eine ziemlich bullische Positionierung der Privatanleger an. Das ist vor dem Hintergrund der aktuell eskalierenden Verhandlungen gefährlich.

Institutionelle Anleger hingegen, die sich über die Eurex absichern, haben in den vergangenen Tagen starke Absicherungsgeschäfte getätigt, sich also mit Puts eingedeckt. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 2,5 gesprungen und damit auf dem höchsten Niveau seit 12 Monate.

Auch die US-Anleger haben sich abgesichert, das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist ebenfalls auf ein hohes Niveau angesprungen. Und so haben US-Fondsmanager ihre Investitionsquote deutlich zurückgefahren, diese Woche ging die Investitionsquote um 10% auf nur noch 60% zurück.

US-Privatanleger bekommen nun ebenfalls Zukunftsangst, das Bulle/Bär-Verhältnis ist auf -15% eingebrochen, der mit Abstand niedrigste Wert seit dem Chaos-Dezember.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 steht mit 27% auf Angst und nah an Panik.

Interpretation



In den vergangenen Wochen wurden Anleger von Quartalszahlen der Unternehmen bei Laune gehalten. Die Berichtssaison ist nun zu Ende und es hat den Anschein, dass Anleger erst jetzt die jüngsten Entwicklungen der Politik bewerten. Und da ist viel schief gegangen, angefangen beim Handelsstreit mit China, nun auch mit Mexiko, über eine Flut von Börsengängen bis hin zur EU-Wahl. Der Glaube schwindet, das die Konjunktur mit all diesen Problemen fertig werden kann, ohne sich abzuschwächen.

Rezessionsangst ist ebenfalls wieder aufgekommen und so werden die Portfolios geräumt, um vielleicht einen halbwegs ruhigen Sommer verleben zu können.

Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt, schlimmer geht's kaum noch. Doch die Stimmung kann über einen längeren Zeitpunkt auf dem Nullpunkt bleiben.

Immerhin spricht vieles dafür, dass wir auf dem aktuellen Kursniveau beim DAX knapp unter 11.800 Punkten erst einmal einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt sehen, denn es gibt kaum noch Anleger, die zu long positioniert sind. Einmal abgesehen vom Euwax-Sentiment, das Privatanlegern eine zu bullische Positionierung attestiert, sind sämtliche Stimmungsindikatoren bereits so stark negativ, dass kaum noch wirrer Verkaufsdruck aufkommen kann.

Somit ist aus Sentiment-Sicht nun bereits ein Niveau erreicht, das für Käufe geeignet ist. Es wäre überheblich, alles auf eine Karte zu setzen, aber erste Long-Positionen können auf dem erreichten Niveau bereits eingegangen werden.







04. Ausblick: Meine Kaufkandidaten für den Ausverkauf

Obwohl der DAX noch weit entfernt ist von seinen Tiefs im Chaos-Dezember, gibt es schon wieder eine ganze Reihe von attraktiven Aktien. Letzte Woche hatte ich Ihnen Splunk und TUI vorgestellt. Beide Aktien sind im Rahmen der allgemeinen Marktkorrektur weiter gefallen. Zu Splunk habe ich inzwischen jedoch herausgefunden, dass die vermeintlich schwachen Q-Zahlen überwiegend daraus resultieren, dass das Unternehmen zu einem Abo-Modell über die Cloud übergeht, was die Lizenzumsätze reduziert und dafür kontinuierliche periodische Zahlungen nach sich zieht. Die schwachen Zahlen sind also nur übergangsweise zu beklagen.

Auch zu TUI habe ich Näheres erfahren. Mich haben vor allem zwei Probleme beschäftigt: Zum einen die Boeing 737 MAX, die derzeit nicht starten kann. TUI hatte gesagt, wenn bis Ende Mai keine erneute Zulassung in Sicht sei, müssen man alternative Maschinen mieten, um das Sommergeschäft nicht zu gefährden. Kosten: Nachdem bereits 200 Mio. Euro bis hierher an zusätzlichen Kosten aus dem Boeing-Desaster entstanden sind, kommen nun nochmals 100 Mio. Euro drauf. Nun, nach aktuellem Stand könnte die Boeing gegebenenfalls erst wieder Mitte August ihrer Zulassung erhalten. Das ist schlecht, aber überschaubar.

Das zweite Problem betrifft den Brexit: Im Falle eines ungeregelten Brexit könnte TUI seine Landerechte in der EU verlieren. Landerechte werden nur an Fluglinien vergeben, die sich mehrheitlich in europäischer Hand befinden. Wenn England nicht mehr zur EU gehört, fallen diese 30% der Anteilseigner an TUI aus der Rechnung heraus. Gemeinsam mit einem russischen Großinvestor, der 25% an TUI hält, wohnen dann 55% der Eigner außerhalb der EU. Ich habe zu diesem Problem mit der IR-Abteilung von TUI telefoniert.

Ohne mir einen Hinweis zu geben, wie das Problem gelöst werden könnte, hat man mir am Telefon aber bestätigt, dass es eine Lösung für das Problem gebe. Ihrer Formulierung habe ich entnommen, dass es keine Sonderregelung für TUI geben werde, sondern dass TUI gegebenenfalls aktiv würde. Dazu werde es, so meine Gesprächspartnerin, sicherlich eine übliche Übergangsfrist von sechs Monaten geben. Doch ich habe den Eindruck, dass TUI dieses Problem selber lösen muss.

Wie, darüber können wir nur spekulieren. Bspw. könnte TUI 5% der ausstehenden Aktien über die britische Börse zurückkaufen. Ich hatte letzte Woche bereits darüber spekuliert. Vielleicht ist dem Unternehmen aber auch was ganz anderes eingefallen.

Die Aktie von Zooplus steht ebenfalls auf meiner Wunschliste: Ich hatte die Aktie im Heibel-Ticker #17 am 26.4. analysiert und den Kauf zu 90 Euro empfohlen, die Aktie hat unser Kaufniveau jedoch leider nicht erreicht. Nach einem Anstieg auf 106 Euro notiert sie heute wieder bei 95 Euro. Ich behalte auch Zooplus im Auge.

Wheaton Precious Metal würde ich mir gerne wieder als Spekulation auf steigende Edelmetallpreise ins Portfolio holen. Der Goldpreis ist heute angesprungen. Es scheint, als habe viele Anleger nun die Geduld verloren. Handelsstreit und kein Ende in Sicht, nicht funktionierende EU-Politik in sämtlichen EU-Ländern und alte Krisenherde schwelen weiter, bspw. Iran und Nordkorea.

Nynomic, das Unternehmen aus meiner Nachbarschaft, das sich mit der Spektralanalyse zur Prozessoptimierung beschäftigt, wurde in den vergangenen Wochen völlig ausgebombt: Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, solange der Konjunkturausblick ungewiss und insbesondere der Handelsstreit unberechenbar ist. Zwar verzeichnet Nynomic neue Rekorde beim Auftragseingang, doch Endkunden haben es dann nicht eilig, neue Produktionsanlagen aufzubauen. Nynomic beliefert unter anderem die Maschinenbauer, die für die Halbleiterindustrie Produktionsmaschinen anbieten. Die Maschinenbauer sehen einen großen Bedarf an neuen Produktionsanlagen, doch die Halbleiterindustrie wartet mit neuen Investitionen vor dem Hintergrund des Handelsstreits.

Wer möchte heute eine neue Produktion in China aufsetzen, wenn schon morgen ein Dekret diese Investition wertlos machen kann? So geschehen bei der Autoindustrie, die gemäß dem NAFTA-Abkommen in Mexiko investiert hat und nun nicht mehr wirklich in die USA liefern kann.

Nynomic hatte ich im Heibel-Ticker #38 aus dem vergangenen Jahr 2018 vorgestellt und zu 22 Euro empfohlen, leider wurde der Kurs in den Folgewochen nicht erreicht, so dass die Aktie nicht mehr bei uns auftauchte. Heute steht die Aktie bei nur noch 17 Euro.

Natürlich möchte ich irgendwann auch Apple wieder in unser Portfolio holen, doch aktuell ist mir die Situation zu ungewiss.

Sie sehen: Viele Wünsche und ein ziemlich ausgebombter DAX. Warten wir mal wieder ab, was das Wochenende Neues bringt und gegebenenfalls werde ich mich Anfang der kommenden Woche mit konkreten Empfehlungen bei Ihnen melden.



05. Update beobachteter Werte: Zuora, FinTech Group, Twilio

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Zuora
Wahstumsschmerzen, Aktie bricht ein

Fr, 31. Mai um 18:02 Uhr
Gestern Abend hat Zuora Q-Zahlen veröffentlich: Der Umsatz ist im Rahmen der Erwartungen um 22% auf 64 Mio. USD gestiegen, der Verlust fiel mit 0,11 USD/Aktie um 2 Cents geringer aus als erwartet. Der Schock kam mit der Prognose: Statt eines Jahresumsatzes von 289-293,5 Mio. USD erwartet das Unternehmen nun nur noch 268-278 Mio. USD im laufenden Geschäftsjahr.

Die Aktie ist heute früh mit -25% in den Handel gestartet, unser Stopp Loss bei 17 Euro wurde so stark unterboten, dass ich von einem Verkauf nunmehr absehen möchte bzw. denjenigen, die einen automatischen Stopp Loss hinterlegt hatten, den Rückkauf vorschlage.

Zuora hat Wachstumsprobleme. Zum einen benötigen die neu eingestellten Verkäufer mehr Schulungen als erwartet. Zum anderen seien die Systemeinführungen bei Kunden komplexer und dadurch langwieriger als erwartet. Man werden ab sofort die neuen Verkäufer durch ein Mentoring-System der alten Hasen stärker an die Hand nehmen und gleichzeitig daran arbeiten, die Systemeinführung zu vereinfachen.

Damit ist Zuora nun durchaus mit Unternehmen wie Oracle, SAP und Salesforce vergleichbar. Denn die Vorstellung, dass Zuora ein Abo-Modell entwickelt hat, das man einfach durch Anklicken in der Cloud über das eigene Unternehmen stülpen kann, ist damit Geschichte. Die Software von Zuora zieht, genau wie andere ERP-Systeme (Enterprise-Resource-Planning), Änderungen in der Unternehmensstruktur des Kunden nach sich, um die Abo-Systematik sinnvoll zu nutzen. Und solche Projekte sind komplex, langwierig und teuer.

Genau das war übrigens der Grund, warum ich vor 20 Jahren dem Beruf des SAP-Beraters den Rücken gekehrt habe. Bei der Einführung der neuen Software macht man sich überall Feinde. Der Nutzen aus dem Projekt kommt erst Jahre später zum tragen, und da sind die Berater schon längst wieder beim nächsten Kunden, um sich dort zu streiten. Ich wollte einen Beruf, in dem ich für meine Leistung direkt belohnt ... oder bestraft werde. Okay, heute ist Strafe angesagt, weil ich diese Probleme für Zuora nicht erwartet habe.

Die für uns wichtige Frage lautet jedoch: Ist das Geschäftsmodell damit in Frage gestellt? Wird Zuora die hohen Wachstumsraten der Vergangenheit nicht halten können? Oder handelt es sich nur um eine Wachstumsdelle?

Wenn ich die Kommentare von CEO Tien Tzuo während der Telco richtig interpretiere, dann handelt es sich nur um eine Delle. Doch diese Delle könnte größer werden als von vielen Anlegern bislang angenommen. CFO Tyler Sloat erwähnt in seinen Kommentaren bei der Telco, dass man inzwischen 546 Kunden im Bereich des Pay-TV habe, die jeweils über 100.000 USD Jahresumsatz erzeugen würden. Das mache 85% der jährlichen Abo-Einnahmen aus.

Ich war überrascht über diese Zahl, denn sie bedeutet, dass Zuora bislang überwiegend im Bereich des Pay-TV Erfolg hat und alle anderen Branchen, von Versorgern über andere Cloud-Unternehmen wie DropBox bis hin zur Autoindustrie, befinden sich demzufolge noch in Test- und Implementierungsphasen.

Es kann also noch dauern, bis das Geschäftsmodell von Zuora so richtig Fahrt aufnimmt. Auf der anderen Seite bedeutet das auch, dass das Wachstum sich noch beschleunigen kann.

Schauen wir uns mal die Bewertung an: 273 Mio. USD Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 1,2 Mrd. USD belegt, das KUV beträgt 4,5. Das KUV von SAP steht bei 6,5, das von Salesforce bei 7,5. Da ist nun also schon eine Menge Skepsis in der Aktie von Zuora eingepreist. Oder, um es anders auszudrücken, da müsste wirklich was faul sein bei Zuora, um dieses Kursniveau zu rechtfertigen.

"Faul" würde bedeuten, dass SAP und Salesforce mit Leichtigkeit ebenfalls Abo-Modelle in ihre ERP-Systeme integrieren können und somit Zuora Wachstum Grenzen setzen. Auf der einen Seite weiß ich, wie stark ERP-Kunden an ihren Systemlieferanten gebunden sind. Man wird stets versuchen, im eigenen ERP-System neue Entwicklungen wie die Abo-Abwicklung abzubilden. Doch als Herausgeber des Heibel-Tickers weiß ich auch, wie komplex diese Abwicklung ist und ich kann mir gut vorstellen, dass viele Kunden ein Abo-System von der Stange wünschen, in dem möglichst viele Funktionalitäten bereits vorhanden sind.

Zuora hat im wesentlichen zwei Hauptprodukte: Zum einen das Abo-Billing, also die Rechnungsstellung für Kunden, und zum anderen die buchhalterische Anbindung mit einer komplexen revenue-recognition (Umsatz-Aktivierung). Beides ist kein Hexenwerk, aber komplex genug, um das Aufbrechen verknöcherter Strukturen zu verhindern. Ich halte nach wie vor den Ansatz von Zuora, die Abo-Welt mit Hilfe von Vorträgen sowie einem Buch zu propagieren, für einen erfolgsversprechenden Ansatz in diesem Geschäftsbereich.

Mit anderen Worten: Ich würde nachkaufen, wenn sich der Staub dieses Ausverkaufs gelegt hat. Heute und Montag werden Analysten Umsatz- und Gewinnziele für Zuora senken und nochmals für einen anhaltenden Verkaufsdruck sorgen. Erst anschließend wird man sich an eine vernünftig Bewertung der Aktie setzen und dann sollte sich meines Erachtens zeigen, dass der Ausverkauf übertrieben ist.

Für die kommenden Monate werden wir insbesondere beobachten müssen, ob Zuora Erfolgsmeldungen über Systemeinführungen bei großen Neukunden vermeldet. Das wird der Aktie Auftrieb geben. Bleiben solche Meldungen aus, werde auch ich dann langsam Zweifel bekommen :-(

Tut mir leid, dass ich dieses Fiasko nicht habe kommen sehen. Doch bislang betrachte ich die Probleme als eine Delle, die in ein oder zwei Quartalen überkommen sein sollte.


FinTech Group
Nachkaufen, FinTech in Sippenhaft

Fr, 31. Mai um 17:24 Uhr
Das Zinsniveau sinkt in den Keller, Banken darf man in einer solchen Marktphase nicht im Depot haben. Das ist aber inzwischen schon so lange der Fall, dass sämtliches Kapital, das für Finanztitel vorgesehen ist, in den FinTech Aktien steckt. Deren Aktien sind vielfach schon ziemlich stark angestiegen, so dass nun auch dort Gewinnmitnahmen erfolgen, um sich gegen einen eventuell schwächeren Markt in diesem Sommer durch hohe Cashpositionen abzusichern ... und da wird nun auch unsere FinTech Group (künftig Flatex) belastet. Der Kurs ist inzwischen wieder unter 17 Euro gerutscht und damit nahe dem Niveau, das nach dem Chaos-Dezember im übertriebenen Ausverkauf erreicht wurde (Tief bei 15 Euro).

Inzwischen hat CEO Niehage jedoch das Abenteuer mit der Ö-Post hinter sich gebracht und beteuert, ein solches Abenteuer nicht nochmals einzugehen. Zudem wurde die Expansion nach Holland bekannt gegeben und weil die günstiger sei als erwartet, wurde auch schon die Prognose angehoben. In Folge dieser Meldungen war die Aktie vor zwei Wochen von 19 auf 21 Euro gesprungen.

Seither gab es keine Neuigkeiten mehr, dennoch ist die Aktie nun unter 17 Euro gerutscht.

Wir haben bereits eine "volle" Position. Ich habe jedoch vorgesehen, im Falle von Schnäppchenpreisen Positionen über die beabsichtige Größe hinaus zu bilden und genau das möchte ich nun mit der FinTech Group tun: Ich würde heute eine weitere Tranche zu Kursen unter 17 Euro kaufen.


Twilio
Aktienplatzierung belastet

Fr, 31. Mai um 17:22 Uhr
Gestern hat Twilio bekannt gegeben, 8 Mio. neue Aktien zu 124 USD (ca. 111,17 EUR) zu platzieren. Anleger können die neuen Aktien bis Dienstag nächster Woche zeichnen. Wenn alles nach Plan verläuft, erhält Twilio dadurch 1 Mrd. USD (ca. 6% des derzeitigen Unternehmenswerts) an Barmitteln.

Übernahmen und neues Wachstum sollen damit finanziert werden. Der Ausgabekurs liegt leicht unter dem jüngsten Börsenkurs des Unternehmens. Twilio hofft also, dass institutionelle Investoren zugreifen, die andernfalls nicht in der Lage gewesen wären, sich eine nennenswerte Position aufzubauen, ohne den Kurs weiter in die Höhe zu treiben.

Ich halte das für riskant. Nicht aus Sicht von Twilios Geschäftsentwicklung, denn die ist super. Aber aus Sicht des Gesamtmarktes, denn in den vergangenen Wochen hatten wir mehr Börsengänge als irgendwann sonst in den vergangenen Jahren. Der Kapitalmarkt musste mehr Kapital für neue Aktien ausgeben als irgendwann sonst in den vergangenen Jahren. Um neue Aktien zu kaufen, müssen "alte" Aktien verkauft werden, damit man das nötige Kleingeld dafür liquide hat. Und das hat bereits in den vergangenen Wochen die Märkte belastet. Nun kommt auch noch Twilio mit neuen Aktien hinzu :-(

Twilio ist eine Aktie, die derzeit sehr beliebt ist, weil das Geschäft brummt und keinerlei Beeinträchtigung durch die aktuellen Krisen zu fürchten ist. Es ist also gut möglich, dass die Aktienplatzierung reibungslos und erfolgreich verläuft, ein bisschen Bauchschmerzen habe ich aufgrund der allgemeinen Marktverfassung aber schon.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =2,2%WKN30.5.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
TwilioA2ALP4118,18 €-1%3%2,2%A







Wachstum (≈30%) =31,3%WKN30.5.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
BB BiotechA0NFN359,25 €-3%4%7,9%B
Nvidia918422123,32 €-6%-4%6,4%B
FinTech GroupFTG11117,48 €-6%-15%11,3%A
ZuoraA2JHJJ12,48 €-34%-32%5,7%A







Dividende (≈25%) = 26%WKN30.5.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051012,00 €-2%20%7,4%C
FreenetA0Z2ZZ17,37 €-2%2%6,8%C
Bet-at-HomeA0DNAY61,10 €-3%33%8,2%B
Deutsche Post55520026,38 €-2%10%3,6%B







Absicherung (≈20%) =21,4%WKN30.5.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.3.707,00 €1%4%7,6%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU73,59%-1%-4%6,9%A
Nokia-AnleiheA0T9L2105,17%0%4%6,9%B





Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018

-4%-7%19,2%
Ergebnis seit 2019


8,2%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%2,2%512%
WachstumEnkelkinder30%31,3%447,5%
DividendeUrlaub25%26%348%
AbsicherungZins & Gold20%21,4%336,7%
Summe
85%80,8%1512


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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