Heibel-Ticker PLUS Update #19/19: Eine Drohne ändert alles

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16.09.2019:

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
13. Jahrgang - Update 19 (16.9.2019)
Erscheinungsweise: Bei Bedarf
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: EINE DROHNE ÄNDERT ALLES
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: EINE DROHNE ÄNDERT ALLES
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Liebe Börsenfreunde,

in Saudi Arabien wurde das größte Ölfeld von einer Drohne beschossen. Die USA machen den Iran dafür verantwortlich, der Ölpreis schießt heute früh um 10% nach oben.

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Die Rotation, von der ich am vergangenen Freitag geschrieben habe, wird heute eine neue Dynamik erhalten. Im ersten Schritt werden wieder Aktien verkauft – vermutlich von Unternehmen mit hohen Energiekosten in der Produktion (Chemie). Erst im zweiten Schritt werden dann andere Aktien gekauft – vermutlich Einzelhandel und vielleicht sogar Banken, da dort energiekosten wenig bis keine Rolle spielen.

Wir hatten am Freitag ein paar Positionen verkauft und ich hatte Bauchschmerzen dabei, weil ich keinen wirklich triftigen Grund nennen konnte, außer halt der Disziplin, nach so heftigen Kursgewinnen der Vorwochen Gewinne mitzunehmen. Heute bin ich froh über diese Entscheidung. Mit den verbleibenden Positionen können wir den in meinen Augen kurzen, aber heftigen, Rückschlag aussitzen.

Lediglich TUI ist durch den angesprungenen Ölpreis besonders gefährdet, unseren Stopp Loss bei 9 Euro zu reißen. Ich will aber nicht ausschließen, dass die Aktie schon ausgebombt genug ist, so dass selbst dieses Ereignis keine heftigen Kursrutscht mehr auslöst. Wir werden sehen.

EZB-ENTSCHEIDUNG: TIERING IST GESCHENK FÜR BANKEN

Ich möchte noch einen Nachtrag zur EZB-Entscheidung der vergangenen Woche liefern: Es wurde ein Tiering eingeführt.

Unter Tiering versteht man eine Staffelung. Der Strafzins von -0,5% gilt für Gelder, die Banken bei der EZB hinterlegen. Allerdings wird der Strafzins erst ab einem Betrag erhoben, der dem sechsfachen der gesetzlichen Mindestreserve entspricht.

In Abhängigkeit vom Kreditportfolio müssen Banken in Europa 1% des Kreditvolumens bei der Zentralbank in bar als Sicherheit hinterlegen. Auf dieses Kapital müssen die Banken Strafzinsen zahlen: Bislang waren es -0,4%, seit vergangener Woche sind es -0,5%.

Wenn Banken Kapital bei der EZB hinterlegen, dass über die Mindestreserve hinaus geht, spricht man von „Überschussliquidität“. Gerade die Überschussliquidität ist in den vergangenen Jahren seit der Finanzkrise explodiert. Und genau hier setzt die Kritik der EZB an, dass Banken nicht ausreichend Kredite vergeben.

Durch das Tiering werden Banken nun erheblich entlastet. Die Berechnung der entsprechenden Kreditgröße folgt komplizierten regeln, die ich mir auf die Schnelle nicht antun möchte. Überschlagsmäßig sehe ich bei der Deutschen Bank eine „Gesamtrisikopositionsmessgröße“ in der Bilanz 2018 von 1,3 Bio. Euro. Wenn darauf 1% Mindestreserve bei der EZB vorzuhalten ist, dann sind das 13 Mrd. Euro. Davon darf die Bank nun das sechsfache Strafzinsfrei hinterlegen, also 78 Mrd. Euro.

Wenn also zuvor -0,4% (312 Mio. Euro) auf diese Summe zu entrichten war, dann hat Draghi den Banken eine Zinslast in dieser Höhe erlassen. Gleichzeitig steigt die Zinslast für den Teil der EZB-Einlagen, der als Überschussliquidität über das sechsfache der Mindestreserve hinaus geht. Analysten haben für die Deutsche Bank bereits einen Netto-Effekt von 200 Mio. Euro errechnet, für die Commerzbank von 100 Mio. Euro. Das sind Summen, die bei beiden Aktien für einen Freudensprung im Anschluss an die EZB-Sitzung gesorgt haben. Denn trotz der vermeintlichen Zinssenkung (Erhöhung des Strafzinses) wird die Zinsbelastung durch das Tiering unterm’ Strich geringer.

Ich konnte am Freitag die Kursreaktion der Banken noch nicht richtig einordnen. Erst am Wochenende wurde ich auf diesen Umstand hingewiesen, so dass ich Ihnen diese Begründung nun nachliefere.

SENTIMENT DEUTET AUF KURZE, ABER HEFTIGE KORREKTUR

Eine Rallye stirbt nicht mit einem Anschlag auf ein Ölfeld, sondern läuft dann aus, wenn alle Bullen investiert sind. Ich glaube also nicht, dass wir heute den Anfang vom Ende der Rallye sehen, sondern halte es für einen Anlass, um Gewinne mitzunehmen (was wir bereits getan haben).

Im Verlauf der Woche denke ich könnte es schon wieder erste Kaufkurse geben, ich werden mich entsprechend bei den Express-Kunden melden.

Die Stimmung mag zwar extrem euphorisch gewesen sein, so dass der Rückschlag ja auch sentimentseitig ohne den Anschlag auf das Ölfeld fällig war. Doch die Erwartungshaltung ist noch moderat, so dass ich nach einer kurzen Korrektur die Fortsetzung der Rallye erwarte.

Unseren Zielmarken entnehme ich, dass Anleger auf dem aktuellen Kursniveau im DAX durchaus gerne Gewinne mitnehmen. Bei 11.800 Punkten im DAX gibt es dann wieder deutliches Kaufinteresse.

Beim Bund Future sieht es anders aus: Dort herrscht schon seit vielen Wochen Euphorie und nun ist die Stimmung eingebrochen. Gleichzeitig ist allerdings die Erwartung in die Höhe geschossen, was für eine große Selbstzufriedenheit der Anleiheanleger spricht – wie auch im entsprechenden Indikator abzulesen. Das ist gefährlich: Die nun eingesetzte Korrektur am Anleihemarkt könnte heftiger ausfallen und länger anhalten, als am Aktienmarkt. Hier werde ich mit Nachkäufen abwarten.

Beim anderen „Sicheren Hafen“, dem Gold, sieht es ganz ähnlich dem Anleihenmarkt aus: Auch hier haben wir schon seit Wochen Euphorie gemessen und nach dem leichten Rücksetzer im Goldpreis in der vergangenen Woche (-1,8%) ist die Erwartungshaltung sofort wieder angesprungen: Bullen greifen sofort wieder zu. Ich halte auch die Situation am Goldmarkt für gefährlich und würde mit Nachkäufen erst einmal abwarten.

AUSBLICK: FED

Diese Woche Mittwoch wird US-Notenbankchef Jay Powell seine Zinsentscheidung bekannt geben. Er steht nun doppelt unter Zugzwang: Donald Trump hat ihn aufgrund seiner „unterlassenen“ Zinssenkungen als „bonehead“ (Dummkopf) bezeichnet und Mario Draghi hat durch seine erneute Runde der Geldflutung hier in Europa die Abwertungsspirale nochmals beschleunigt. Die USA mit derzeit hohem Zinsniveau und dadurch steigendem Wechselkurs werden im Export nun benachteiligt, wenn Powell nicht mitmacht.

Nun wird alles von Powell abhängen: Bricht er unter dem Druck ein und senkt den Zins deutlich (= mehr als nur 0,25%), gilt die Fed als Sklave der Politik, die Unabhängigkeit ist gefährdet. Bleibt er standhaft und senkt „nur“ um 0,25%, dann wird der US-Dollar weiter ansteigen und die negativen Folgen der Strafzölle gepaart mit den negativen Folgen der teuren Währung werden die US-Wirtschaft belasten.

Es bleibt spannend.

Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.


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02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
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Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen


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