Heibel-Ticker PLUS 19/42 - Turbulente Börsentage führten zu großen Kurssprüngen

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18.10.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 42 (18.10.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Turbulente Börsentage führten zu großen Kurssprüngen
02.So tickt die Börse: Handelsstreit, Brexit und Konjunktur schüren Hoffnung unter Anlegern
 - Wirecard: Und täglich grüßt das Murmeltier
 - Finanzierungsgeschäft zieht an
 - Hoffnung für Autos durch Renault angekratzt
 - Rotation und Reaktion
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Skepsis unter inländischen Anlegern deutet auf Käufe von Ausländern
 -
04.Ausblick: Argumente für eine Fortsetzung der Rallye und eine Einkaufsliste
 - Einkaufsliste
05.Update beobachteter Werte: Twilio, TUI
 - Twilio: Stopp Loss hat gezogen
 - TUI: Ticketsteuer ist Nebensache, Stopp Loss nachziehen auf 10,90 Euro
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Turbulente Börsentage führten zu großen Kurssprüngen

Liebe Börsenfreunde,

Ich bin erst in der Nacht zum Samstag aus Griechenland zurück gekommen und habe daher dieses Wochenende damit verbracht, die turbulenten Ereignisse der vergangenen Tage zu sortieren und für Sie aufzubereiten. Eigentlich wollte ich noch auf die Entscheidung des britischen Parlaments warten, aber da war wohl eher der Wunsch nach einer Lösung - egal wie - der Vater meines Gedanken: die Abstimmung wurde verschoben.

Mit der heutigen Ausgabe habe ich einen besonderen Schwerpunkt auf die Analyse der Rallye der vergangenen zwei Wochen gelegt: Haben wir die Rallye verpasst oder ist es noch früh genug, um aufzuspringen? Dieser Frage gehe ich heute aus verschiedenen Blickwinkeln nach.

In Kapitel 02 habe ich kurz den Status Quo der drei Krisenherde Handelsstreit, Brexit und Konjunktur aufgezeigt. Anhand der größten Aktienkursbewegungen in der DAX-Familie habe ich dann analysiert, welche Gründe hinter der Rallye stecken: Ausländische Anleger kaufen meiner Analyse zufolge zyklische Industrieaktien.

In Kapitel 03 wird die Theorie der ausländischen Käufer durch die Sentimentanalyse bestätigt, denn die einheimischen Anleger sind überwiegend skeptisch. Nach einer zweiwöchigen Rallye hätte ich mehr Euphorie erwartet.

Was das nun alles bedeutet, welche Gründe es noch für eine baldige Fortsetzung der Rallye gibt und welche acht Aktien ich zu meinen Wunschkursen kaufen würde, zeige ich dann in Kapitel 04.

Wie immer gibt es einige wichtige Updates in Kapitel 05 sowie einen Überblick über unser Portfolio in Kapitel 06.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp191020.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Handelsstreit, Brexit und Konjunktur schüren Hoffnung unter Anlegern

Drei große Themen dominieren das Börsenparkett: Handelsstreit, Brexit und Konjunktursorgen.

Im Handelsstreit hat Donald Trump mit seiner Teileinigung dafür gesorgt, dass die Angst vor weiteren Eskalationsschritten für die kommenden Wochen vom Tisch ist. Kritiker weisen immer wieder darauf hin, dass es noch nichts "Zählbares" gibt, noch keine Unterschrift oder irgendetwas anderes Verbindliches, außer Bestellungen von US-Agrarprodukten, die in China ohnehin dringend benötigt werden. Doch an den Aktienmärkten spielt man das Thema anders: Allein schon die Tatsache, dass bis auf weiteres keine weiteren Eskalationsschritte zu fürchten sind, sorgt für Entspannung und ermöglicht es den Anlegern, sich in diesen Tagen auf Quartalszahlen zu konzentrieren, statt wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren.

Die USA haben inzwischen auch gegenüber Europa Strafzölle erhoben. Bislang sind die erhobenen Strafzölle eher eine Warnung, ein Schuss vor den Bug. Europa wird diese Warnung in den kommenden Monaten erwidern, sobald ein entsprechendes Urteil im Fall Boeing/ Airbus gefällt wird. Hier würde ich erst einmal abwarten, ob sich eine ähnlich bedrohliche Situation entwickelt, wie die USA gegenüber China aufgebaut haben, oder nicht. Ich denke nicht, dass die Situation ähnlich eskalieren wird.

Zum Brexit fehlen mir die Worte: Wie Boris Johnson es geschafft hat, den Austrittsvertrag doch wieder aufzuschnüren und zu modifizieren, verstehe ich nicht. Aber einmal mehr fehlt auch die Mehrheit in London, um den modifizierten Vertrag zu verabschieden. Nun wird diskutiert, ob eine erneute Verlängerung beantragt werden soll bzw. Johnson hat den Antrag eingereicht, begleitet von einem Schreiben, in dem er seine persönliche Ablehnung gegenüber diesem Antrag zum Ausdruck bringt.

Anleger haben sich an das Chaos gewöhnt. Mag sein, dass ein harter Brexit zum 31.10. nochmals für einen kurzfristigen Ausverkauf sorgen wird, grundsätzlich sind Anleger jedoch darauf vorbereitet und dürften ein solches vermeintlich negatives Ereignis schnell verarbeitet haben.

Nichts ist schlimmer für Unternehmenslenker als Ungewissheiten. Ungewissheit über weitere Eskalationsschritte im Handelsstreit und Ungewissheit über eine weitere Verlängerung der Brexit-Tragödie. Die Ungewissheit nimmt jedoch ab, wenngleich unter großem Chaos, und Unternehmenslenker schauen in eine Zukunft, in der Handelszölle tendenziell wieder sinken und in der die Briten nicht mehr zum Binnenmarkt gehören. Entsprechende Investitionsentscheidungen können nun auf den Weg gebracht werden und das sollte sich positiv auf die Konjunkturentwicklung auswirken. Mag sein, dass wir sehr früh sind mit einer solchen Erwartung, doch an den Aktienmärkten werden solche Entwicklungen ja auch um 6-9 Monate vorweg genommen. Ist es also möglich, dass im nächsten Frühjahr erste zarte Hoffnungspflänzchen bei den Konjunkturdaten zu sehen sind? Ich will es nicht ausschließen.

WIRECARD: UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER

Um 25% ist die Aktie von Wirecard diese Woche wieder einmal nach unten geprügelt worden, nachdem die Financial Times einen Artikel veröffentlichte, in dem die altbekannten Vorwürfe der Bilanzierungsunregelmäßigkeiten mit alten Argumenten erneut vorgetragen wurden. Dokumente, die die Vorwürfe belegen sollen, seien als echt eingestuft worden, so die Financial Times.

Es handelt sich um einen Wirtschaftskrimi: Financial Times mit seiner Reputation als wichtiges Börsenblatt gegen Wirecard als erstes, erfolgreiches FinTech-Unternehmen. Ich hatte mir meine Meinung vor einigen Monaten gebildet: Auch wenn es zu einzelnen Verfehlungen im Konzern gekommen sein mag, so ist die daraus abgeleiteter Dimension des Problems von der Financial Times meiner Ansicht nach maßlos übertrieben.

Dennoch ist die Schlagkraft der Financial Times nicht zu unterschätzen. In der Vergangenheit wurde im Abstand von einigen Tagen immer nochmal was nachgelegt, was einen ersten Erholungsversuch der Aktie vereitelte. Diesmal hat Wirecard ein Aktienrückkaufprogramm aktiviert (bis zu 1% der ausstehenden Aktien), mit dem man gegen die vermeintlich koordinierten Aktien von Leerverkäufern vorgehen möchte. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob 200 Mio. Euro ausreichen, um Leerverkäufer, die binnen weniger Tage 6 Mrd. Euro Marktkapitalisierung vernichten können, in den Griff zu bekommen.

Wer spekulieren möchte, sollte unbedingt mit Stopp Loss Orders arbeiten.

FINANZIERUNGSGESCHÄFT ZIEHT AN

Grenke Leasing berichtete bereits vor zwei Wochen deutlich bessere Umsatzzahlen als erwartet. Auch die Marge verbesserte sich. Das Finanzierungsgeschäft sei um 21,7% angesprungen, die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wurde angehoben. Grenke hat sich auf schwere Zeiten an den Finanzmärkten eingestellt und erntet nun die Früchte. Gleichzeitig wird die Kritik an der exzessiven Geldflutung durch die EZB unter Mario Draghi immer lauter: Jens Weidmann hat begonnen, Begründungen gegen die Geldflutung öffentlich zu machen und erhält umgehend Unterstützung von einer ganzen Reihe namhafter Geldpolitiker Europas.

Die Ungewissheit (siehe oben) schwindet und Widerstand gegen das Niedrigzinsumfeld formiert sich. Da ist Grenke ideal positioniert, um nun Investitionsvorhaben zu finanzieren. So erklärt sich ein Kurssprung von 14% in nur zwei Wochen.

Ganz ähnlich sieht es bei Hypoport aus. Der Immobilienfinanzierer berichtet 24% Wachstum beim Transaktionsvolumen, das über die hauseigene Plattform abgewickelt wurde. Die Aktie ist um 21% angesprungen.

Quasi im Kielwasser der beiden Finanzierer ist auch die Deutsche Pfandbriefbank als Finanzierer öffentlicher Kredite um 10% angesprungen, Q-Zahlen werden allerdings erst am 11.11. veröffentlicht.

HOFFNUNG FÜR AUTOS DURCH RENAULT ANGEKRATZT

Autoaktien sind seit der Teileinigung im Handelsstreit kräftig angestiegen: VW +9%, Daimler +7% und BMW +6%. Auch Zulieferer konnten profitieren: Dürr und Schäffler je +10%, Stabiles +6% und MS Industries +4%. Ein Teil der Gewinne wurde allerdings am Freitag wieder abgegeben, nachdem Renault schwache Umsatzzahlen für das abgelaufene Quartal in Aussicht stellte.

Kaum eine andere Industrie hängt so stark am Tropf Chinas, daher dürfte die Teileinigung einen nachhaltig positiven Effekt auf die Autobauer haben. Renaults Zahlen sind vergangenheitsbezogen und haben maximal für einen kurzen Rücksetzer gesorgt.

Negativer Ausreißer bei den Autowerten ist die VW-Ausgliederung Traton, die Mutter von MAN und Scania LKWs. Mit -10% wurden die Kursgewinne, die im Vorfeld der Aufnahme des Titels in den SDAX erzielt wurden, wieder abgegeben. Traton ist eine Dividendenaktie ohne erkennbares Wachstum und wird es daher schwer haben, den Kurs nachhaltig zu steigern.

ROTATION UND REAKTION

Woche für Woche habe ich ein besonderes Augenmerk auf die Aktien mit den größten Kursbewegungen. In den vergangenen zwei Wochen gab es eine ganze Reihe von großen Bewegungen, die ich hier gebündelt betrachten möchte. Dabei interessiert mich für eine allgemeine Markteinschätzung insbesondere, welche Aktien ohne besondere Ereignisse große Kursbewegungen hinlegen. Schauen wir uns jedoch zunächst einmal diejenigen Aktien an, die einen Grund für ihre Kursbewegung hatten:

Die folgenden Unternehmen haben eine Prognoseanhebung bekannt gegeben und sind daher deutlich angesprungen: HelloFresh (+32%) und Drägerwerk (+30%). Im Gegenzug gab es Prognosesenkungen und entsprechend hohe Kurseinbrüche bei den folgenden Aktien: Hugo Boss (-26%), Klöckner (-8%), Wacker Neuson (-11%), INDUS Holding (-8%). Die verhältnismäßig größeren Kurssprünge nach oben lassen vermuten, dass Anleger auf negative Überraschungen besser vorbereitet waren als auf positive.

United Internet ist um 9% angesprungen, nachdem Gründer und CEO Ralph Dommermuth Aktien für 1,5 Mio. Euro gekauft hat. Drillisch konnte im Kielwasser um 8% zulegen. Dommermuth scheint von der Frequenzvergabe für die 5G-Technologie begeistert zu sein, sonst würde er seine Unternehmen nicht nachkaufen. Sie wissen ja: Insider verkaufen Aktie aus allen möglichen Gründen: Hauskauf, Scheidung, Diversifizierung, ... aber kaufen tun sie nur aus einem Grund: Aus Überzeugung.

Nordex führte eine erfolgreiche Kapitalerhöhung mit Ankeraktionär Acciona durch, die Aktie sprang um 13% an.

Überraschende Vorstandswechsel führten bei Ceconomy (-13%) sowie auch bei Qiagen (-16%) zu einem Ausverkauf. Rheinmetall (-8%) wurde ausverkauft, weil ein Exportstopp für Rüstungsgüter in die Türkei, dem besten Kunden der vergangenen Jahre, droht. Südzucker (-13%) hat schwache Zahlen veröffentlicht. Und CorEstate Capital (-10%) geriet nach einem Jahreshoch ins Visier des aggressiven Shortsellers Muddy Waters, der eine Leerposition aufbaut. Anleger fürchten nun eine Short-Attacke gegen CorEstate und nehmen Gewinne mit.

Soweit die nachvollziehbaren Kursbewegungen. Nun zu den Kursbewegungen ohne ersichtlichen Grund: Siltronic (+11%), Jungheinrich (+13%), Dt. Lufthansa (+9%), Deutsche Beteiligungs AG (+17%) und Cewe (+10%). Fällt Ihnen was auf? Ja, alles Kurssprünge nach oben. Rotation und nicht Reaktion. Hier rotieren Anleger in Werte, die von einem Konjunkturaufschwung profitieren würden.

Schauen wir nun einmal auf die Wochenveränderung der wichtigsten Indizes:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES19.10.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones26.770 -0,2%16,1%
DAX12.634 1,0%19,6%
Nikkei22.493 3,2%12,4%
Shanghai A 3.078 -1,2%17,9%
Euro/US-Dollar1,121,3%-2,3%
Euro/Yen121,201,3%-4,0%
10-Jahres-US-Anleihe1,75%-0,01-0,99
Umlaufrendite Dt-0,39%0,09-0,49
Feinunze Gold$1.491 0,3%16,4%
Fass Brent Öl$59,06 -1,8%13,1%
Kupfer5.750 0,4%-4,4%
Baltic Dry Shipping1.855 2,5%45,9%
Bitcoin7.957 -4,3%102,9%



Mit +1% hat der DAX zwischenzeitlich den Dow Jones (-0,2%) in Sachen Jahresperformance (19,6% vs. 16,1%) abgehängt. Die Berichtssaison in Deutschland beginnt am Montag. Für meinen Geschmack sind das schon eine Menge Vorschusslorbeeren und die Brexit-Tragödie ist noch lange nicht vorbei.

Der Euro ist diese Woche kräftig angestiegen. Daraus können wir folgern, dass auch eine Reihe internationaler Investoren US-Dollar in Euro getauscht haben, um in den DAX zu investieren. Die Sentimentanalyse im folgenden Kapitel wird vielleicht Aufschluss darüber geben, wer den Kursanstieg im DAX maßgeblich erzeugt hat: inländische oder ausländische Anleger.

Während das Zinsniveau in den USA leicht rückläufig ist, setzt die Umlaufrendite ihren Anstieg weiter fort. Die Kritik von Jens Weidmann und einer Reihe von ehemaligen Noten- und EZB-Bänkern trägt offensichtlich Früchte.

Der Ölpreis befindet sich weiter auf dem Rückzug: Der Drohnenanschlag in Saudi Arabien hat gezeigt, wie leicht es derzeit fällt, mehr Öl zu produzieren, um einen unvorhergesehenen Produktionsausfall zu kompensieren. Gleichzeitig hat die Klimaschutzbewegung Kurs auf fossile Energieträger genommen, die CO2-Steuer in Deutschland ist da nur ein erstes Signal an den Ölmarkt. Ich halte jegliche Investitionen in Aktien der Ölbranche derzeit für zu gefährlich. Öl ist die neue Kohle.

Schauen wir uns nun also mal die Entwicklung der Stimmung unter den Anlegern an.




03. Sentiment: Skepsis unter inländischen Anlegern deutet auf Käufe von Ausländern

Der DAX konnte die Zugewinne der Vorwoche nicht nur halten, sondern sogar noch leicht ausbauen. Ursächlich dafür sind die exorbitanten Kurssprünge bei Unternehmen, die positiv überraschende Zahlen vorlegen konnten, während die negativen Überraschungen nur für mäßige Ausverkäufe sorgten. Zudem gab es eine ganze Reihe von Titeln, die im Rahmen von Rotationsbewegungen kräftig zulegen konnten, wie im vorangegangenen Kapitel gezeigt.

Somit gestehen nun 32% (+11%) der Umfrageteilnehmer, dass der DAX sich in einem Aufwärtsimpuls befindet, weitere 18% (+7%) glauben jedoch an eine Topbildung, also an ein baldiges Ende der Rallye. Weiterhin noch 39% (-10%) gehen von einer übergeordneten Seitwärtsbewegung aus... , obwohl der DAX diese Woche ein neues Jahreshoch erreichte. Ich würde die aktuelle Stimmung mit "gute Laune" beschreiben. Von einer Überhitzung oder von Euphorie sind wir noch weit entfernt.

Mit 52% (+10%) haben die meisten Umfrageteilnehmer diese Entwicklung zum größten Teil erwartet, weitere 10% (+1%) geben an, darauf spekuliert zu haben. Auf der anderen Seite sehen nur noch 28% (-7%) ihre Erwartungen der Vorwoche durch die aktuelle DAX-Entwicklung als kaum erfüllt an, weitere 9% (-3%) geben an, auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. Trotz der DAX-Rallye sind inländische Anleger noch immer ein wenig verunsichert. Ich werte dies als ein weiteres Zeichen dafür, dass die Rallye zu einem großen Teil auch durch ausländische Investoren befeuert wurde.

Auch in der Zukunftserwartung der Anleger finden wir Skepsis über die Nachhaltigkeit der Rallye. So sind 4% der Umfrageteilnehmer vom Lager derer, die für den DAX in drei Monaten weiter steigende Kurse erwarten ins Lager der Skeptiker gewechselt und gehen nun von einer Topbildung innerhalb der nächsten drei Monate aus. Insgesamt beherbergt das Optimistenlager somit nur noch 25% (-4%) der Umfrageteilnehmer, an eine Topbildung in den nächsten drei Monaten glauben insgesamt 8% (+4%). Unverändert 17% fürchten gar niedrigere Kurse in drei Monaten. Die meisten erwarten eine Seitwärtsbewegung (+1% auf 45%).

Entsprechend dieser aufkeimenden Skepsis wollen nun 17% (+6%) der Anleger in den kommenden zwei Wochen ihre Aktienpositionen verkleinern, 21% (-2%) wollen noch Aktien zukaufen. Mit 61% (-4%) haben sich weiterhin die meisten Anleger derzeit noch nicht über ihre nächsten Aktivitäten entschieden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger pendelt um die neutrale Nulllinie herum. Ganz anders die Profis, die sich über die Eurex absichern. Das Put-Call-Verhältnis ist auf 1,0 gefallen und zeigt eine bullische Positionierung an.

In den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis der CBOE hingegen weiterhin eine recht pessimistische Überzeugung der Anleger an, es werden überwiegend Put-Absicherungen gekauft. Und entsprechend bleiben auch US-Fondsmanager mit einer Investitionsquote von nur 57% sehr defensiv. Die Cashquote ist damit auf dem höchsten Level des laufenden Jahres.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf 2,5% angesprungen und zeigt eine neutrale Verfassung auf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf die neutralen 50 angestiegen.

Interpretation



Sowohl der stark angestiegene Euro-Wechselkurs zum US-Dollar als auch die nur moderate Selbstzufriedenheit der inländischen Anleger, trotz der zweiwöchigen Rallye, sprechen in meinen Augen dafür, dass diese Kursrallye zu einem großen Teil von ausländischen Investoren befeuert wurde. Eine Lösung der Brexit-Tragödie, wie auch immer sie aussehen möge, scheint in greifbarer Nähe zu sein, denn Boris Johnson weicht keinen Millimeter von seinem Versprechen ab, den Termin 31.10. einzuhalten, ob mit oder ohne Vertrag.

Aus dieser Betrachtung wäre eine erneute Verlängerung der Frist negativ für die Aktienmärkte. Eine weitere Hängepartie wollen die wenigsten Unternehmen, noch die Anleger. Die Ungewissheit wird inzwischen als stärkere Belastung wahrgenommen als die Folgen eines möglichen harten Brexits.

Wir können darauf aufbauend über die kommende DAX-Entwicklung, je nach Brexit-Entwicklung spekulieren. Der Hasenfuß an der Spekulation: Ich habe keine Ahnung, welche Szenerien die Briten noch aus dem Hut zaubern. Aktuell gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten: Fristverlängerung oder harter Brexit. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Johnson noch eine Mehrheit für den Austrittsvertrag bekommt und innerhalb von nur noch 10 Tagen einen geregelten Brexit organisiert. Wenn geregelt, dann nur mit Fristverlängerung. Alternativ könnte es nach den nunmehr dreieinhalb Jahren auch einen kurzen Prozess geben, der im harten Brexit endet.

Im Falle einer Fristverlängerung würden ausländische Anleger enttäuscht verkaufen und inländische Anleger würden, erleichtert über die Verlängerung, zugreifen. Ein moderater Teil der Kursgewinne der vergangenen zwei Wochen würde abgegeben werden, da ausländische Anleger vermutlich schneller verkaufen, als inländische Anleger zugreifen können. Dieses Szenario zollt dem Narrativ Tribut, das in Deutschland herrscht: "Ein harter Brexit wäre verheerend und sollte auf jeden Fall vermieden werden". Wie gesagt, ausländische Anleger sehen das inzwischen anders.

Im Falle eines harten Brexits würden inländische Anleger vermutlich sehr wenig tun, da ihre Skepsis bereits im Portfolio abgebildet ist (hohe Cashquote). Es fällt mir schwer, die Reaktion ausländischer Anleger abzuschätzen. Wenngleich sie ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzuziehen scheinen, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sie nach den Kursgewinnen der vergangenen zwei Wochen jetzt nochmals Überzeugungkäufe tätigen würden. Auch bei diesem Szenario ist also ein kurzer Rücksetzer sehr wahrscheinlich.

Am wahrscheinlichsten ist jedoch, wenn ich mir die Entwicklungen der vergangenen Monate anschaue, dass die Briten noch zur Überraschung aller einen weiteren Hasen aus dem Hut zaubern. Mal sehen, wie der aussieht.

Ich halte es also für wahrscheinlich, dass die große Skepsis unter den inländischen Anlegern kurzfristig nochmals für einen Rücksetzer sorgen wird. Ob dies dann eine Kaufgelegenheit darstellt, oder aber Schlimmeres befürchtet werden muss, untersuche ich im folgenden Kapitel.







04. Ausblick: Argumente für eine Fortsetzung der Rallye und eine Einkaufsliste

Wir haben 43,5% Cash im Portfolio und weitere 17,7% als Absicherung in Anleihen und Gold. Im Umkehrschluss heißt das, wir haben nur 39% in Aktien investiert und die Rallye, die sich in den vergangenen zwei Wochen abgespielt hat, ging an uns aus Vorsichtsgründen weitgehend spurlos vorbei. Das ist okay, wir haben immerhin im laufenden Jahr bereits 18,8% Plus gemacht mit unserem defensiv aufgestellten Portfolio und damit die Verluste aus dem vergangenen Chaos-Dezember mehr als kompensiert.

In der kommenden Woche läuft die Brexit-Tragödie in eine weitere entscheidende Woche. Ich sehe keinen Grund, vorschnell in die Vollen zu gehen, wo das Chaos doch ein gigantisches Ausmaß erreicht. Aber im Chaos werden viele Schnäppchen generiert, für die ich uns heute vorbereiten möchte. Ich habe mir also unsere Lieblingsaktien angeschaut und definiert, zu welchem Preis ich sie ins Portfolio holen würde. Mit diesen Kauflimits sind wir dann bestens gerüstet, um im anstehenden Chaos die Nerven zu behalten.

Grundsätzlich habe ich in der heutigen Ausgabe einen grundsätzlichen Trendwechsel festgestellt: Cloud-Aktien wurden ausverkauft und zyklische Industrieaktien sind aufgrund der aufkeimenden Konjunkturhoffnung gefragt. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Trend ein wenig anhalten kann und würde daher Kauflimits für Cloud-Aktiven tiefer ansetzen als für zyklische Industrieaktien.

Doch machen wir zunächst noch einen Schnelldurchlauf durch die wichtigsten Rahmenbedingungen: der Ölpreis ist mit 54 USD/Fass WTI günstig und dürfte auf absehbare Zeit günstig bleiben. Die Commitments of Trade sind neutral, es gibt keine großen Spekulationen auf steigende Ölpreise. Somit droht auch kein Ausverkauf des Öls. Ich erwarte für die absehbare Zukunft einen Ölpreis zwischen 50 und 60 USD/Fass WTI. Energiekosten bleiben also gering.

Am 30. Oktober wird die US-Notenbank ihre nächste Zinsentscheidung fällen. Aktuell wird eine Zinssenkung um 0,25% auf 1,5-1,75% mit einer Wahrscheinlichkeit von 91% erwartet. Damit gilt es als so gut wie sicher, dass Jay Powell an der Zinsschraube drehen wird.

An der Zinsfront zeichnet sich eine Entspannung ab:

10-2-US-Zinsspread
Abbildung 1: Zinssdifferenz zwischen 10 und 2 Jahre laufender US-Staatsanleihe


Eine invertierte Zinsstrukturkurve, definiert als Zinsdifferenz zwischen der 10 und der 2 Jahre laufenden US-Staatsanleihe, deutete historisch gesehen meist auf eine Rezession innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre. Dieses Mal war die Zinsstrukturkurve nur für einen sehr kurzen Zeitraum invertiert, und das auch nur deshalb, weil Notenbankchef Jay Powell irrtümlicherweise den Zins angehoben hatte, so dass es durchaus fraglich ist, ob eine Rezession nun wirklich folgen wird.

Sollte sich der Handelsstreit weiter entspannen, könnte die Konjunktur ausreichend anziehen, um eine US-Rezession zu vermeiden. Die Zinsstrukturkurve, die eigentlich über alle Laufzeiten ansteigen sollte, hat inzwischen schon wieder eine recht ordentliche Steigung angenommen. Lediglich am kurzen Ende geht es derzeit von 1,75% erst einmal auf 1,55% herunter. Mit der erwarteten Zinssenkung am 30. Oktober könnte dieses Manko jedoch behoben werden. Dann hätten wir in den USA wieder normalisierte Zinsverhältnisse.

In Europa sind wir noch weit davon entfernt, doch immerhin formiert sich nun endlich namhafter und ernstzunehmender Widerstand gegen die anhaltenden Negativzinsen sowie die exzessive Geldflutung durch die EZB. Die jüngste Auktion von 10 Jahre laufenden Bundesanleihen hat mit einem Zins von -0,61% erst zum zweiten Mal seit einem Jahr wieder leicht steigende Zinsen verzeichnet (zuvor -0,7%).

Der Konjunkturzyklus in Deutschland - wenn man bei den durch die Geldflutung ausbleibenden Ausschlägen nach oben als auch nach unten überhaupt von einem Zyklus sprechen kann - befindet sich bereits am Ende eines Abschwungs. Derzeit ist eine Bodenbildung zu beobachten. Auch diese Betrachtung lässt auf deutlich bessere Konjunkturdaten im kommenden Frühjahr hoffen.

In Kapitel 02 habe ich bereits gezeigt, dass die Rallye im DAX insbesondere durch Rotationsbewegungen in aussichtsreiche, zyklische Aktien befeuert wurde. Das ist bullisch. In den USA besagt die alte Dow Theory, dass eine Rallye nur dann nachhaltig ist, wenn auch der Dow Jones Transports ansteigt. Dahinter steckte die Erkenntnis, dass vor 100 Jahren, als diese Theorie aufgestellt wurde, jeder wirtschaftliche Aufschwung, egal aus welcher Branche er kommt, zu einer größeren Transporttätigkeit im Land führt. Zu Zeiten der Industriegesellschaft war das richtig. Heute müssen wir die Dow Theorie etwas ausweiten, denn mit jeweils 20% sind sowohl der Technolgiesektor, der Finanzsektor als auch der Einzelhandel an der US-Konjunktur maßgeblich beteiligt.

DowTheory
Abbildung 2: Dow Theory: Transportindex, Semiconductor, Finanzen und Einzelhandel laufen mit der Rallye mit


Die Anfang Oktober gestartete Rallye wurde tatsächlich von allen Teilindizes mitgetragen. Daraus können wir schließen, dass die Rallye durchaus marktbreit erfolgt, also ausreichend Branchen mitnimmt, um nachhaltig zu sein. Ein weiteres Argument dafür, dass wir in eine eventuelle Verschnaufpause hinein Positionen aufbauen können.

Lediglich der Halbleiterindex (Philadelphia Semiconductor) zeigt in den vergangenen Tagen einen Rücksetzer. Hier spielt die Rotation eine Rolle: Nicht-zyklische Wachstumstitel wie die Technologietitel sind in Zeiten eines Konjunkturaufschwungs weniger gefragt. Nachdem WorkDay, aber auch IBM enttäuschende Q-Zahlen veröffentlicht haben, verabschiedeten sich viele Anleger von ihren Positionen und rotierten in zyklische Industrieaktien.

Schauen wir uns nun also mal nach attraktiven Aktien um. Das Chaos der vergangenen Tage hat eine Menge Chancen generiert:

EINKAUFSLISTE

Wie gesagt: Ich würde nicht am Montag früh blind einkaufen, sondern ich erwarte einen baldigen Rücksetzer. Daher habe ich zu jeder Position nur kurz meine Argumente aufgelistet und einen Wunschpreis notiert, zu dem ich die Aktie gerne hätte. Wird der Wunschpreis nicht erreicht, dann war das Schnäppchen eben nicht günstig genug.

1. CorEstate unter 27 EUR

Muddy Waters hat sich schon mit einer Kampagne gegen Ströer im Jahr 2016 hier in Deutschland einen schlechten, "schlammigen" Namen gemacht. Damals wurde die Aktie von Ströer leerverkauft und gleichzeitig eine Analyse veröffentlicht, in der dem Management von Ströer wilde Vorwürfe gemacht wurden. Die Aktie brach um 33% ein.

Nun versucht man sich an CorEstate: Die Dividendenrendite des Unternehmens ist mit 8,6% so hoch, dass der flüchtige Analyst schnell misstrauisch werden kann: zu gut, um wahr zu sein. Diesmal geht Muddy Waters aber gerissener vor: da die eigenen, frei zugänglichen Analysen in der Vergangenheit oft Anlass für Streitereien waren, wird diesmal erst gar keine Analyse veröffentlicht. Es reicht offensichtlich schon die Meldung, dass Muddy Waters eine Aktie massiv leerverkauft, um Anleger in die Flucht zu treiben. Argumente werden gar nicht erst abgewartet, geschweige denn erörtert.

Bislang ist die Aktie erst um bis zu 22% eingebrochen. Ich denke, Muddy Waters wird nochmal nachlegen und daher würde ich erst zu Kursen unter 27 Euro zugreifen.

2. American Express unter 100 Euro

Der Wettbewerber von Vista und Mastercard ist bislang als einziges Kreditkartenunternehmen ohne China ausgekommen: die Konditionen haben dem Management nicht gefallen. Auch ohne China konnte American Express ordentlich wachsen. Der Handelsstreit dürfte dazu führen, dass US-Unternehmen in China Geschäftsstellen eröffnen dürfen, ohne mindestens 51% an einen chinesischen Eigentümer abzugeben. Die Zulassung American Expresses in China wäre seitens China ein deutliches Signal Richtung Washington, dass man es ernst meint mit den Zusagen. Die Aktie von American Express dürfte davon stark profitieren. Das KGV von 14 wird dem Gewinnwachstum von 10% p.a. nicht gerecht.

3. Infineon unter 16 Euro

Infineon kauft Cypress Semi, einen weltweit bestens positionierten Chipanbieter für das Internet der Dinge. Infineon ist bereits bestens im weltweiten Automarkt vernetzt, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Übernahme soll noch bis zum Jahresende vollzogen werden. Nachdem der Elektro-Hype derzeit ein wenig abflaut und alternative Geschäftsmodelle diskutiert werden (CarSharing, Autonomes Fahren), könnte Infineon genau von diesen Trends profitieren, denn die Autos müssen immer intelligenter gemacht werden. Ich denke, die Übernahme ist bislang inhaltlich noch nicht ausreichend gewürdigt worden, weil der Chipsektor in den vergangenen Monaten unter China-Angst litt. Das könnte sich nun ändern.

4. Skyworks unter 71 Euro

Klar, dazu müsste die Aktie noch um 10% einbrechen. Doch die Aktie ist volatil genug, um solche Kapriolen in kürzester zeit hinzulegen, wenn die Börsenzeiten hart werden. Skyworks ist bestens positioniert für die 5G-Revolution. Die wird derzeit durch den Boykott von Huawei durch die USA gebremst, doch ich gehe davon aus, dass diese Bremse irgendwann gelöst wird.

5. MongoDB unter 82 Euro

Die Tagesschwankungen in dieser Aktie, die ich kürzlich meiner Rule 40 Analyse unterzogen habe, sind extrem groß. Von aktuell 105 Euro ist es ein weiter Weg bis zu meinem Wunschpreis von 82 Euro, doch ich möchte vorbereitet sein, falls es doch passieren sollte. MongoDB ist nach Aussagen von einer Reihe von Entwicklern, mit denen ich gesprochen habe, gar nicht hoch genug einzuschätzen: Mit MongoDB sollen die Datenbankstrukturen, die noch immer auf den alten Oracle-Strukturen aufbauen, in ein neues Zeitalter geführt werden, das von Apps und der Cloud dominiert ist. Entwickler lecken sich die Finger nach Projekten mit MongoDB, und das ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass diese Technologie ihre Protagonisten herauszüchtet.

6. VMWare unter 130 Euro

VMWare ist der Standard bei der Virtualisierung von Servern, also der Nutzung eines Servers für mehrere Dienste, was die Hardwarekosten für Rechenzentren deutlich senkt. Künftig soll die Virtualisierung noch eine Ebene tiefer greifen, also unterschiedliche Betriebssysteme unabhängig von der Hardware der Server beliebig installiert werden können. Damit wird erneut Geld gespart und somit ist VMWare ein Selbstläufer. Die Wachstumsrate ist bei VMWare in diesem Jahr durch eine Übernahme ein wenig größer, dafür ist das Kurse/Umsatz-Verhältnis, die zweite Kennziffer meiner Rule 40, mit 6,5 verhältnismäßig moderat für die Branche.

7. Sixt Vz unter 55 Euro

Den innovativen Autovermieter habe ich schon lange im Blick. Die Probleme in der Autobranche werden von Sixt geschickt genutzt, um günstig an Fahrzeugflotten für das Vermietungsgeschäft zu kommen. Gleichzeitig baut Sixt an Carsharing- und anderen alternativen Geschäftsmodellen. Wenn Sie eine Autoaktie im Portfolio haben wollen, dann Sixt.

8. Wirecard unter 105 Euro

Auch die Wirecard-Saga kennen wir inzwischen gut. Auch hier gehe ich davon aus, dass die Schlammschlacht noch mehrere Aktie für uns Anleger bereit hält. Daher würde ich mit dem spekulativen Kauf dieser Aktie auf Kurse unter 105 Euro warten. Dort könnte sich ein Boden des aktuellen Ausverkaufs bilden, einen Stopp Loss würde ich jedoch großzügig bei 93 Euro vorsehen. Entsprechend den hohen Gewinnchancen ist das hohe Risiko bei dieser Zockerei.

Soweit meine vorläufige Wunschliste. Ich werde mich melden, sobald einer der Titel einen Wunschpreis erreicht. Meine Wunschliste ist damit noch nicht zu Ende, ich werde in den kommenden Tagen weitere Kandidaten ausarbeiten sowie die hier genannten Wunschpreise kontinuierlich aktualisieren.



05. Update beobachteter Werte: Twilio, TUI

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Twilio
Stopp Loss hat gezogen

So, 20. Oktober um 15:28 Uhr
Twilio wurde am Freitag zu 95 Euro aus unserem Portfolio geworfen, die Stopp Loss Marke wurde unterschritten. WorkDay hatte am Mittwoch der vergangenen Woche schwache Umsatzzahlen veröffentlicht, daraufhin waren so ziemlich alle Cloud-Aktien unter die Räder gekommen. Nach der Teileinigung zwischen den USA und China ist Hoffnung bei Anlegern aufgekeimt, die Konjunktur können bald wieder anziehen. Im Konjunkturaufschwung sind zyklische Industrieaktien in der Regel die größten Gewinner. Da braucht man die disruptiven Wachstumstitel nicht so dringend und eine schwache Zahl ist da ein willkommener Anlass, entsprechende Positionen zu verkleinern.

Auch für unser Portfolio gibt es seit der Teileinigung wieder mehr Aktien, die in Frage kommen. Für Neupositionen werde ich also eine breitere Streuung über die Branchen realisieren können.

Der Einsatz von Stopp Loss Marken ist immer wieder Anlass für Diskussionen. Es ist für mich sehr schwer, eine sinnvolle Stopp Loss Marke zu setzen. Wenn ich mir eine Marke aus der Charttechnik ableite, die ggfls. 7-8% unter dem letzten Hoch ist, dann ist es bei einigen Aktien möglich, dass solche Stopp Loss Marken abgefischt werden. Immerhin ist der Heibel-Ticker öffentlich und die Großanleger wissen dann, auf welchem Kursniveau eine Reihe von automatisch erzeugten Verkaufsaufträgen in den Markt kommen. Da kann es sich schon mal lohnen, mit Hilfe von Optionen das Kursniveau vorbörslich zu drücken, um dann in den ersten Handelsminuten die automatisch generierten Verkaufsaufträge "abzufischen", also aufzukaufen. Schon eine halbe Stunde später steht die Aktie dann wieder auf ihrem ursprünglichen Kursniveau, als wäre nichts gewesen... allerdings sind wir dann unsere Aktien los.

Setze ich die Stopp Loss Marke zu großzügig, dann riskieren wir, zu spät und somit erst nach heftigerem Kursverlust auf eine neue Situation zu reagieren.

Ich kenne das Problem inzwischen, seit ich Börsenbriefe schreibe. In den vergangenen Jahren habe ich daher weitgehend auf automatische Stopp Loss Marken verzichtet. Häufig war das gut, da Aktien nach einem kurzen Rücksetzer ihren Aufwärtstrend fortsetzten. Manchmal jedoch haben wir dadurch den Ausstieg auf einem vertretbaren Niveau verpasst. Und wichtiger als die Auswahl der "richtigen" Aktie ist für die verantwortungsvolle Vermögensanlage der "richtige" Umgang mit den offenen Positionen. Einzelne Verlustpositionen können die ganze Jahresperformance kaputt machen :-(.

Derzeit habe ich mich daher dafür entschieden, nur bei den spekulativen Positionen Stopp Loss Marken so zu kommunizieren, dass diese fest als Verkaufsorders bei Ihrem Broker hinterlegt sein sollten. Bei allen anderen Positionen gelten Stopp Loss Marken als Hinweis, sich über die Position Gedanken zu machen, wenn eine Marke über- oder unterschritten wird. Damit haben wir das automatische Abfischen umgangen.

Einen Königsweg kenne ich leider nicht. Ich kann Sie nur bitten, sich über die von mir kommunizierten Stopp Loss Marken eigene Gedanken zu machen und dann entsprechend Ihrer eigenen Risikoneigung die Marken individuell anzupassen, damit sich das Abfischen nicht lohnt.

Abschließend zu Twilio: Hier bin ich froh, dass wir den Stopp Loss hatten, denn die Situation hat sich grundlegend verändert und ich werde Twilio erst einmal gegen andere Aktien antreten lassen, bevor ich mich entscheide, ob sie wieder ins Depot kommen soll, oder nicht. Ich halte es für möglich, dass Cloudaktien in den kommenden Monaten ihre Führungsposition der vergangenen Jahre verlieren.


TUI
Ticketsteuer ist Nebensache, Stopp Loss nachziehen auf 10,90 Euro

So, 20. Oktober um 15:23 Uhr
Ihr Autor ist erst gestern aus Griechenland zurück gekommen, daher kommt der Heibel-Ticker erst heute im Laufe des Tages. Wir haben erstmals mit TUI eine Pauschalreise gebucht und konnten so ein paar Eindrücke von der Thomas Cook Pleite mit nach Hause nehmen.

Pauschalreisen sind nicht jedermanns Sache, ich möchte mich hier daher gar nicht weiter über die Eigenarten solcher Urlaube auslassen. Wir haben es genossen, uns um nichts kümmern zu müssen und Ihr Autor konnte sogar weitgehend auf dem Laufenden bleiben, was die Börsenentwicklung anging.

In einem Hotel wenige hundert Meter neben uns sah es jedoch ganz anders aus: das Thomas Cook Sunprime Pearl Beach Hotel, erst 2018 als Luxushotel mit eigenem Pool-Zugang aus dem Hotelzimmer eröffnet und aufgrund der gehobenen Klientel nur ohne Kinder buchbar, war verlassen. Es sah aus wie in einem Katastrophenfilm, wo Menschen fluchtartig ihre Behausung verlassen und alles stehen und liegen lassen. Die Pools waren teils halb, teils gar nicht mehr mit Wasser gefüllt und die Auflagen der Liegen flogen durch die Gegend.

Bei uns im Hotel, das mit TUI-Kunden gefüllt wird, traf ich einen Urlauber, der seinen Urlaub zunächst bei Thomas Cook gebucht hatte und nun ein zweites Mal über TUI buchte. Für ihn ist es offen, wie viel von den 4.000 Euro er für seine nicht durchgeführte Cook-Reise erstattet bekommt.

Bei solchen Zuständen ist es leicht nachvollziehbar, dass dies die günstigste Variante für TUI ist, den Marktanteil zu vergrößern: Künftig werden Kunden auf die Solvenz, die Größe ihres Reiseanbieters schauen, bevor Sie Monate im voraus tausende Euros für einen Jahresurlaub überweisen.

Auf Flugtickets innerhalb Europas möchte die Bundesregierung künftig eine Ticketsteuer von 13,03 Euro erheben, das sind 7,38 Euro mehr als bislang. Der Kerosinpreis wird allerdings nicht angefasst, bleibt also deutlich unter 0,50 Euro/Liter. Ich würde sagen, da haben die Fluggesellschaften nochmal Glück gehabt.

So schießt die TUI-Aktie weiter in die Höhe, aktuell beträgt der Buchgewinn unserer Position bereits 35%. Ich würde unseren Stopp Loss auf 10,90 Euro nachziehen.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =2,6%WKN19.10.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
TUITUAG0012,13 €5%35%2,6%A
SplunkA1JV4H99,42 €-9%0%0,0%A
TwilioA2ALP495,25 €-8%0%0,0%A







Wachstum (≈30%) =13,8%WKN19.10.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
BB BiotechA0NFN355,00 €-1%-4%6,6%B
Nvidia918422170,64 €1%0%0,0%A
ZuoraA2JHJJ12,20 €-8%-27%7,2%A







Dividende (≈25%) = 22,4%WKN19.10.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec54051010,50 €4%5%5,9%C
FreenetA0Z2ZZ20,24 €2%19%8,7%A
Deutsche Post55520030,76 €3%21%3,6%B
Deutsche Telekom55575015,93 €3%9%4,1%A







Absicherung (≈20%) =17,7%WKN19.10.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.4.235,00 €-2%19%7,9%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU72,81%0%-5%6,2%A
Nokia-AnleiheA0T9L2116,04%-1%15%3,5%B





Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018

0%2%43,5%
Ergebnis seit 2019


18,8%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%2,6%512%
WachstumEnkelkinder30%13,8%427,5%
DividendeUrlaub25%22,4%348%
AbsicherungZins & Gold20%17,7%336,7%
Summe
85%56,5%1510


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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