Heibel-Ticker PLUS 19/46 - Was Autozulieferer Schaeffler & Continental über die Verfassung der Autoindustrie sagen

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15.11.2019:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

14. Jahrgang - Ausgabe 46 (15.11.2019)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Konjunktursorgen keimen erneut auf
02.So tickt die Börse: Was Autozulieferer Schaeffler & Continental über die Verfassung der Autoindustrie sagen
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Kurzfristige Abkühlung reicht nicht
 -
04.Ausblick: Schaukelrallye & zwei erreichte Wunschpreise
 - Biogen Idec: Wunschpreis erreicht
 - Siltronic: Wunschpreis erreicht
05.Update beobachteter Werte: Zooplus, TUI, Twilio, Twitter
 - Zooplus: Nachkaufen, Probleme mit Analysten, nicht mit Geschäft
 - TUI: Kundengeldabsicherung sorgt nur kurz für Irritation
 - Twilio: Back to normal
 - Twitter: Erholung braucht Zeit
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Konjunktursorgen keimen erneut auf

Liebe Börsenfreunde,

Die von mir vor einer Woche angekündigte Sektorrotation fand tatsächlich statt und sorgte für eine deutliche Stimmungsabkühlung bei geringen Verlusten an den Aktienmärkten. Gerade die konjunktursensiblen Titel verloren, während Wachstumstitel zulegen konnten.

In Kapitel 02 untersuche ich anhand der Quartalszahlen von Schaeffler und Continental, ob für die Autoindustrie in Deutschland rosige (Schäffler +25%!) oder düstere (Continental -6%) Zeiten bevor stehen. Leider ist der Kurssprung von Schaeffler auf ein besonders gutes Sparprogramm zurückzuführen, wir laufen auf schwere Zeiten zu, wenn wir den Berichten der Unternehmen glauben.

Entsprechend hat sich auch die Stimmung eingetrübt. Ob das ausreicht, um an den Aktienmärkten den nächsten Schub für die Rallye zu unterfüttern, untersuche ich in Kapitel 03.

Zwei Titel aus unserer Einkaufsliste haben meine Wunschpreise erreicht und ich hole sie in unser spekulatives Portfolio. In Kapitel 04 erfahren Sie, um welche Titel es sich handelt. Außerdem werfe ich noch einen genaueren Blick in die oben angesprochene Sektorrotation.

Eine unserer Positionen haben wir heute aufgestockt, wie Sie den Updates in Kapitel 05 entnehmen können. Außerdem habe ich zu unseren spekulativen Positionen kurze Einschätzungen verfasst, auch diese lesen Sie in Kapitel 05.

In Kapitel 06 finden Sie wie gewohnt eine tabellarische Übersicht über unser aktuelles Portfolio.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp191117.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Was Autozulieferer Schaeffler & Continental über die Verfassung der Autoindustrie sagen

In der abgelaufenen Woche ging es nochmals Rund in Sachen Quartalsberichten. Ab nächster Woche wird es wieder etwas ruhiger.

Aufgefallen sind mir die Q-zahlen von Schäffler und Continental. Die beiden großen Autozulieferer könnten ein Indikator für die Verfassung der deutschen Automobilindustrie sein. Dummerweise ist die Aktie von Continental als Reaktion auf die am 12.11. veröffentlichten Zahlen um 6% eingebrochen, die Aktie von Schaeffler ist seit den Zahlen vom 5.11. um 25% angesprungen. Schauen wir mal, was der Grund für diese unterschiedliche Reaktion ist.

Der erste Unterschied ist schnell gefunden: Schaeffler konnte die Gewinnmarge (EBIT) auf 8,1% verbessern, während Continental einen Rückgang auf 5,6% zu verkraften hat.

Erst Ende Oktober hatte Continental eine große Umstrukturierung und Abschreibung bekannt gegeben: Die anstehende Durststrecke der Automobilbranche kostet den Konzern 2,5 Mrd. Euro, der Verbrennungsmotor wird zum Auslaufmodell. Die bittere Pille war also schon Ende Oktober verabreicht worden, dennoch sorgten die endgültigen Q-Zahlen für große Enttäuschung.

Schuld an der Enttäuschung könnte der Ausblick sein: Conti bereitet seine Aktionäre auf rückläufige Autoabsatzzahlen in den kommenden fünf Jahren vor. "In den kommenden fünf Jahren rechnen wir ähnlich wie andere Marktteilnehmer nicht damit, dass sich die weltweite Produktion wesentlich beleben wird", sagt CFO Wolfgang Schäfer im Q-Bericht.

Schaeffler hingegen ist da schon einen Schritt weiter: Das Unternehmen hat sich auf die schwache Nachfrage eingestellt und bereits stark an der Kostenschraube gedreht. "Unsere Maßnahmen zur Flexibilisierung greifen, die Transformation gewinnt an Fahrt und die Effizienzprogramme in unseren drei Sparten werden konsequent umgesetzt", sagt CEO Klaus Rosenfeld.

Während also Conti relativ unvorbereitet in den Abschwung hineinschlittert, hat sich Schaeffler bereits vorbereitet.

Beides ist nicht das, was wir gerne hören würden. Viel lieber würden wir hören, dass Schaeffler sich beispielsweise für Zukunftsmärkte positioniert hat, große Nachfrage nach E-Mobilitätslösungen verzeichnet oder ähnliches. Aber das ist nicht der Fall: Unter den Blinden ist der Einäugige König. Die Autobranche läuft auf schwere Zeiten zu, das haben wir auch gestern von Ole Källenius, dem CEO von Daimler gehört.

Derweil verkündet Tesla den Bau seiner dritten Gigafactory, diesmal zieht das Unternehmen in das Umland von Berlin. Ich habe mir den Ort für die neue Produktionsstätte angeschaut, sie ist logistisch perfekt gelegen, um auch später einmal die anziehende Nachfrage aus dem ehemaligen Ostblock zu bedienen. Elon Musk hat die Massenproduktion des Model 3 nur mit Hilfe deutscher Ingenieure ans Laufen bekommen. Nun setzt er auf deutsche Ingenieure, um das Model Y zu bauen. Ich denke, die deutschen Autobauer müssen sich warm anziehen.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indikatoren im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES14.11.19Woche ΔΣ '19 Δ
Dow Jones27.933 0,9%21,1%
DAX13.242 -0,4%25,4%
Nikkei23.303 -0,1%16,4%
Shanghai A 3.029 -2,9%16,0%
Euro/US-Dollar1,100,0%-3,5%
Euro/Yen120,18-0,4%-4,8%
10-Jahres-US-Anleihe1,83%-0,09-0,90
Umlaufrendite Dt-0,34%-0,02-0,44
Feinunze Gold$1.466 -0,3%14,5%
Fass Brent Öl$63,39 1,2%21,4%
Kupfer5.822 -1,5%-3,2%
Baltic Dry Shipping1.364 -4,5%7,3%
Bitcoin8.606 -6,6%119,4%



Vor einer Woche haben wir eine Sektorrotation in Aussicht gestellt: nachdem zunächst Aktien von konjunktursensiblen Unternehmen angesprungen waren, könnten nun die Aktien von Technologieunternehmen folgen, die sich in einem säkularen Wachstumstrend befinden. Wir hatten daher ein paar "vergessene Perlen" eingesammelt und tatsächlich ist deren Kurs in der abgelaufenen Woche angesprungen, während der DAX um ein halbes Prozent nach unten lief.

Insgesamt ist die konjunkturelle Zuversicht angesprungen, auch das BIP im 3. Quartal in Deutschland ist wider erwarten nicht ins Minus gedreht und eine Rezession konnte somit nochmals in letzter Minute abgewendet werden. Nun steht die Teileinigung zwischen China und den USA an und wer den Verlauf der Verhandlungen in den vergangenen 16 Monaten verfolgt hat, der wird wissen, dass eine Einigung bis zum letzten Augenblick auch noch scheitern kann.

Dennoch hat die gestiegene Zuversicht bereits dafür gesorgt, dass der Goldpreis, der sichere Hafen für alle Zweifler, im Preis zurückgekommen ist. Aktuell notiert die Unze Gold wieder deutlich unter 1.500 USD/Oz.

Schauen wir nun einmal, wie sich die Stimmung unter den Anleger entwickelt hat.




03. Sentiment: Kurzfristige Abkühlung reicht nicht

Wie vor einer Woche vermutet haben wir in der abgelaufenen Woche eine Sektorrotation stehen können: Konjunktursensible Titel wurden gemieden, während Aktien von Unternehmen in einem säkularen Wachstumsmarkt anzogen. Cloud-Anbieter Bechtle (+12%), Cancom (+5%) und S&T (+9%) holten die Aktienkursgewinne nach, die konjunktursensible Wochen in den Vorwochen erfahren haben. Aber auch Qiagen sprang um 19% nach Übernahmegerüchten durch den US-Medizintechniker ThermoFischer an. Eckart&Ziegler konnten nach guten Q-Zahlen um 11% zulegen.

Die Autobranche hingegen geriet unter Druck. Da half weder das harte Sparprogramm von Daimler CEO Källenius, noch die Ankündigung von Tesla, im Berliner Umland die nächste Gigafactroy zu bauen: Daimler gab 5% ab, Leoni -7%, SAF Holland -6% und Continental -5%.

Das hat gereicht, um die Stimmung unter unseren Umfrageteilnehmern deutlich zurückzuholen: 10% derer, die vor einer Woche noch von einer Aufwärtsbewegung im DAX ausgingen, betrachten die aktuelle Entwicklung nun als Seitwärtsbewegung. Das Sentiment ist somit aus der Euphoriezone wieder zurückgefallen, ich würde jedoch noch immer von einer ausgesprochen guten Laune unter den Anlegern sprechen.

Allerdings ist die Selbstzufriedenheit gering, was ein Zeichen dafür ist, dass viele Anleger von der aktuellen Rallye nicht profitieren. Sie warten noch auch einen Einstiegszeitpunkt. Es ist fraglich, ob sich ein solcher ergeben kann, wenn schon eine "Seitwärtskonsolidierung", wie wir sie durch die Sektorrotation in dieser Woche erlebt haben, die Stimmung zurückholen kann.

Denn gleichzeitig ist die Zukunftserwartung angestiegen: Waren die hohen Kurse vor einer Woche noch Schuld an einem leichten Zukunftspessimismus, so halten sich Bullen und Bären nun wieder die Waage.

Und entsprechend dieser positiven Grundhaltung möchte nun auch kaum noch jemand Aktien verkaufen, die Investitionsbereitschaft ist kräftig angesprungen.

Dass Anleger in den vergangenen Wochen vielleicht zu defensiv unterwegs waren, zeigt sich nun auch im Eurex-Sentiment, denn nachdem bis vor kurzem noch eine extrem intensive Absicherungstätigkeit verzeichnet wurde, geht diese Absicherungsneigung nun deutlich zurück.

Institutionelle Anleger sind sogar noch aggressiver: Mit deutlichen Call-Positionen versuchen die Profis nun, die verpasste Performance der vergangenen Wochen aufzuholen. Es wird also mehr riskiert, wie wir dem Put/Call-Verhältnis der Eurex entnehmen können.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote hingegen deutlich zurückgefahren (-20% auf 72%). Die Feierlaune aufgrund der Aussicht auf eine Teillösung im Handelsstreit weicht nun offensichtlich der Vorsicht vor einem Scheitern der Verhandlungen. Vielleicht zur rechten Zeit, denn der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 85% schon in der zweiten Woche in Folge extreme Gier an. Vorsicht ist geboten.

Interpretation



Es mehren sich die Warnsignale der Sentiment-Analyse: Überhitzung an verschiedenen Stellen wird sichtbar. Die Rallye kann so noch ein paar Tage, vielleicht sogar ein bis zwei Wochen weitergehen. Doch nach 7 Wochen mit steigenden Kursen sind wir nun einem zumindest zwischenzeitlichen Ende näher als dem Anfang.

Das zeigt sich auch in meinem 5-Wochendurchschnitt des Sentiments, das stets ziemlich gut Überhitzungen anzeigt: Es werden auch bei diesem Indikator in dieser Woche extreme Werte erreicht, obwohl die kurzfristige Stimmung, wie oben gezeigt, bereits wieder rückläufig ist.

Diese Stimmungslage ist nun also nicht mehr so positiv zu werten, wie noch vor einer Woche, als ich analysierte, dass Rückschläge frühzeitig Käufer aufs Parkett rufen werden und somit frühzeitig aufgefangen würden. Die Absicherung der Vorwoche lässt nach, es wird gefährlich.

Ein paar Tage noch, würde ich sagen, dann würde eine negative Meldung, beispielsweise ein negativer Kommentar Donald Trumps über den Verlauf der Verhandlungen mit China, zu einem deutlicheren Rücksetzer am Aktienmarkt führen.

Wer also noch nicht investiert ist, der sollte nicht jetzt überhastet den Kursen hinterherlaufen, sondern eher noch ein wenig warten.







04. Ausblick: Schaukelrallye & zwei erreichte Wunschpreise

Ich arbeite an einer zweiten Einkaufsliste, diesmal mit Unternehmen, die konjunktursensibel sind. Doch es ist noch zu früh und ich bin noch nicht fertig geworden, so dass ich Sie noch ein wenig vertrösten muss. Doch der Erfolg der jüngsten Käufe ermutigt mich, auf diesem Weg weiter zu machen, denn während der DAX seit vergangenem Donnerstag Abend um 0,6% abgegeben hat, ist unser Portfolio insbesondere dank der neuen Positionen um 0,5% angestiegen.

Eine Rallye, wie wir sie gerade erleben, ist eigentlich ziemlich robust: Wir haben die Autobranche mit Zulieferern hier in Deutschland, die bei positiven Meldungen aus China anspringen. Und wir haben einige Wachstumsaktien im Technologie- und Medizintechnikbereich, die dann anspringen, wenn sich Konjunktursorgen breit machen. So kann sich der DAX Schritt für Schritt auf immer höhere Niveaus schaukeln. Rücksetzer sind in meinen Augen nach wie vor Kaufgelegenheiten.

BIOGEN IDEC: WUNSCHPREIS ERREICHT

Biogen Idec hat am 22. Oktober überraschend vermeldet, von der FDA gebeten worden zu sein, das Alzheimermedikament Aducanumab zur Zulassungsreife weiterzuentwickeln. Die Aktie sprang daraufhin um 30% an und ich habe in Aussicht gestellt, die Aktie im Rahmen einer erwarteten Konsolidierung dieses Kurssprungs spekulativ zu kaufen.

Mein Wunschpreis wurde gestern unterschritten, die Aktie notiert aktuell nur noch bei 250 Euro. Ich würde auf diesem Niveau nun eine spekulative Position eingehen.

Am 5. Dezember wird Biogen im Rahmen der Alzheimer-Konferenz in San Diego weitere Details über die nächsten Schritte bekannt geben. Es wird jedoch bereits damit gerechnet, dass die Zulassung von Aducanumab Anfang 2020 beantragt wird. Alle positiven Informationen sind nun also bekannt. Die nächste mögliche positive Information kommt erst gegebenenfalls mit einer Zulassung durch die FDA. Bis dahin gibt es aber eine Reihe von Risiken.

Das große Risiko ist natürlich eine Ablehnung durch die FDA, die Aktie von Biogen würde dann wieder auf das Kursniveau von vor dem 22. Oktober zurückfallen, das wären rund 200 Euro :-(.

Doch zwischenzeitlich gibt es ein weiteres Risiko: Die FDA könnte Biogen auffordern, einen weiteren Test der Phase III durchzuführen. Das würde die ganze Geschichte nochmals verzögern und die Aktie sicherlich ebenfalls in Richtung 200 Euro drücken.

Biogen hatte zwei Testläufe der Phase III parallel am Laufen, als im März eine zwischenzeitliche Analyse der bis dato eingegangenen Ergebnisse ergab, dass bis zur Beendigung der Tests keine signifikante Verbesserung der Ergebnisse zu erwarten sei, so dass die Tests vorzeitig abgebrochen wurden.

Berücksichtigt wurden für diese Zwischenerhebung Ergebnisse bis Ende Dezember. In den Folgemonaten plätscherten jedoch weitere Testergebnisse ein, die in der Zeit bis März noch erhoben worden waren. Spaßeshalber haben die Analysten von Biogen diese Daten dann dennoch ausgewertet und stellten fest, dass die Entscheidung, den Test abzubrechen, verfrüht war. Im einen Test wurden die statistischen Ziele erreicht. Im zweiten Test, der zuvor Anlass für den Abbruch der Testphase war, wurde analysiert, dass die darin befindlichen Patienten mit einer besonders hohen Dosis ebenfalls die statistischen Testziele erreichten. Lediglich die Gesamtbetrachtung inklusive Patienten mit niedriger Dosis führte zu dem negativen Testergebnis.

Mit dieser Erkenntnis ging Biogen zur FDA und diese bat nach eingehender Prüfung am 22. Oktober, die Zulassung des Medikaments zu beantragen.

Ich kann nicht oft genug betonen, dass es derzeit keine wirksame Behandlungsmöglichkeit für Alzheimer gibt. Die FDA ist "desperate", wie die Amis sagen: Verzweifelt wird nach einem Ansatz für die Behandlung dieser Krankheit gesucht. Alle anderen Ansätze sind gescheitert, so dass sich die FDA hier an einem Strohhalm festhält.

Ich bin leider nicht in der Lage, mir eine Meinung über die Erfolgschancen zu bilden. Offensichtlich sind nicht einmal die Experten der FDA und von Biogen dazu verlässlich in der Lage. Es ist also eine Spekulation. Wenn die Spekulation aufgehen sollte, dürfte die Aktie deutlich über 300 Euro springen. Geht's schief, dann habe ich Ihnen oben beschrieben, wohin die Reise gehen kann. Ich würde hier mit einem engen Stopp Loss arbeiten, der sich an der Chartanalyse orientiert.

Der Kurssprung auf das Hoch vor zehn Tagen bei 271 Euro betrug 75 Euro. Es ist nicht selten, dass die Aktie nach einem solchen Kurssprung ein Drittel des Sprungs wieder abgibt. Das würde bedeuten, die Aktie gibt 25 Euro von 271 Euro ab, würde also bis auf 246 Euro fallen. Dort müsste sich dann eine kräftige Nachfrage bilden, wenn Anleger dem Medikament gute Chancen zuschreiben. Wenn wir also jetzt zu Kursen um 250 Euro einsteigen, haben wir ein Kursrisiko von 1,6% bei einer Kurschance von 20%. Das ist ein gutes Chancen/Risiko-Verhältnis.

Selbst wenn die Aktie jedoch unter 246 Euro durchrutscht, würde ich sie im Auge behalten: Häufig genug umfasst eine Konsolidierung, wie oben beschrieben, auch zwei Drittel des vorangegangenen Kurssprungs: 271 - 50 = 221 Euro. Je nach Entwicklung der Meldungen würde ich dann vielleicht in den niedrigen 220ern erneut eine Spekulation eingehen.

Doch machen wir erst einmal Schritt 1: Ich würde also eine spekulative Position um 250 Euro eröffnen und umgehend mit einem Stopp Loss bei 246 Euro absichern.

SILTRONIC: WUNSCHPREIS ERREICHT

Auch Siltronic ist inzwischen wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen: Nach der Euphorie im Automobilsektor in Folge der Verzögerung bei der Einführung der Strafzölle durch die USA sowie in Folge der wahrscheinlicher werdenden Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China waren die vergangenen Tage eher von ernüchternden Meldungen im Automobilsektor geprägt: Schwache Quartalszahlen wichtiger Zulieferer wurden von Daimler getoppt. Der neue CEO Ola Källenius rechnet mit dem verschwenderischen Führungsstil seines Vorgängers ab und setzt nicht nur den Rotstift an, sondern geht mit der Axt vor.

Siltronic sitzt eher am unteren Ende der Nahrungskette. Siliconwafer, die als Grundlage für Chips dienen, die später mal im Auto eingesetzt werden, liefert das Unternehmen an STMicroelectronics (Chips aus Holland) oder AMS (Sensoren aus Österreich). Beiden Unternehmen geht es gut, genau wie auch Infineon.

Der taiwanesische Wettbewerber GlobalWafers hat zuletzt die Inbetriebnahme einer neuen Waffenfabrik hinausgezögert, da die Nachfrage derzeit nicht ausreiche, um die Produktionskapazität zu erhöhen. Hmm, ist das nun ein böser Vorbote für schwere Zeiten bei den Wafer-Herstellern? Oder ist das ein Schritt, der Angebot und Nachfrage bei ordentlichem Preisniveau ins Gleichgewicht bringt?

Wie immer: Das können wir heute nicht wissen. Grundsätzlich besteht jedoch jederzeit die Chance auf eine Teileinigung im Handelsstreit und damit würde ein Nachfrageboom im Chipsektor ausgelöst, denn über die vergangenen Jahre gab es einige aufgestaute, hinausgezögerte Projekte, die im Falle von nennenswerten Fortschritten in den Markt gegeben würden.

Heute notiert die Aktie bei 78,32 Euro (Xetra 12:36 Uhr). Die wirklich schweren Zeiten hat die Aktie bereits im Sommer bei 55 Euro hinter sich gelassen. Für mich sieht es nun so aus, als klettere die Aktie stufenweise in Richtung 90 Euro. Dabei gibt es immer wieder Rücksetzer, die auf die vorangegangenen Zwischenhochs fallen können. Das wäre derzeit ein Kursniveau knapp unter 75 Euro. Dort sollte die Aktie Halt finden.

Entsprechend würde ich also eine spekulative Position in Siltronic eingehen mit Ziel 90 Euro bis zum Frühjahr, einen Stopp Loss würde ich bei 74 Euro vorsehen.



05. Update beobachteter Werte: Zooplus, TUI, Twilio, Twitter

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Zooplus
Nachkaufen, Probleme mit Analysten, nicht mit Geschäft

Fr, 15. November um 17:31 Uhr
Hmm, heute geht's erst richtig gen Süden. Die Q-Zahlen, die Zooplus gestern bereits veröffentlicht hat, bestätigen den Wachstumspfad, aber Analysten haben ein Haar in der Suppe gefunden: Marketingkosten.

Zooplus hat 14% Umsatzwachstum vermeldet und erstmals ein leicht positives EBITDA. Zwei Ziffern stören: Die Retention-Rate, also die Quote der Käufer, die zum Wiederholten male bei Zooplus kaufen, ging von 95% auf 91% zurück. Wachstum muss teuer erkauft werden, Marketingausgaben sind nach oben geschossen. Die Kampagne "20 Jahre Zooplus" kostet Geld, die Marketingkosten sind von einem Anteil von 2% vom Umsatz auf 3,3% vom Umsatz angestiegen.

Also, so nun die vorschnelle Schlussfolgerung der Analysten, also ist es ungewiss, ob Zooplus wirklich nachhaltig wächst, wenn zusätzlicher Umsatz so teuer erkauft werden muss und dennoch die Kunden unzufriedener werden (weniger Wiederholungskäufer).

Ich sehe das vollkommen anders: Dank der "teuren" Marketingkampagne ist die Kundenzahl um 25% auf 2,2 Mio. angewachsen. Neukunden sind per Definition keine Wiederholungskäufer. Ist nun der Rückgang der Quote von Wiederholungskäufern auf unzufriedene Kunden zurückzuführen? Oder aber ist es die mathematisch logische Folge des starken Neukundenwachstums aufgrund der hohen Marketingausgaben? Wenn die Kundenzahl um 25% anspringt und davon es gerade mal 4% mehr als im vorangegangenen Jahr nicht schaffen, gleich eine zweite Bestellung nachzuschieben, dann ist das in meinen Augen eine ziemlich erfolgreiche Marketingkampagne.

Der größte Kostenblock bei Zooplus ist die Logistik, doch die ist von 19,8% Umsatzanteil auf 18,3% stärker gefallen, als die Marketingkosten der Sonderkampagne gestiegen sind. Daher konnte Zooplus unterm Strich erstmals ein kleines Plus ausweisen.

Übrigens: Meine Tochter bekommt zu ihrem Geburtstag Ende des Monats zwei Rennmäuse mit Käfig, Futter und allem, was in den Käfig gehört. Ich habe den Käfig bei Zooplus bestellt, weil der gewünschte Käfig dort mit Abstand am günstigsten ist und die Lieferung zügig erfolgt. In meinen Augen haben wir hier ein Problem mit Analysten, nicht mit dem Geschäftsmodell.

Amazon wird mit dem dreifachen Jahresumsatz bewertet. Zalando mit dem 1,5-fachen Jahresumsatz. Bei Zooplus beträgt das Verhältnis 0,4. Ich halte das für eine dramatische Fehlbewertung.

...oder habe ich etwas übersehen? Das Umsatzwachstum geht immer weiter zurück, mit avisierten 14-18% wird es in diesem Jahr erstmals unter 20% liegen. Die Werbung über Google ist deutlich teurer geworden, darüber täuscht auch die Sonderkampagne "20 Jahre Zooplus" nicht hinweg. Und außerdem hat Amazon ebenfalls ein Auge auf den Tierbedarf geworfen. Der Wettbewerbsdruck steigt.

Was mir stets an Zalando und Amazon gefallen hat war, dass das Wachstum dort durch den Ausbau der Logistik getrieben wurde. Investitionen in die Logistik ermöglichten eine immer breitere Produktpalette, die immer schneller zum Kunden gebracht werden konnte. Doch auch in diesem Bereich ist Zooplus weiterhin intensiv am Investieren. Ich habe in Amazon keinen wirklichen Wettbewerber zu Zooplus gesehen, als ich nach einem Mäusekäfig Ausschau hielt.

Sei's drum: Ich würde heute unsere Position aufstocken, obwohl die Aktie bereits unter meine vorgemerkte Stopp Loss Marke gefallen ist. Die Reaktion auf die Q-Zahlen am gestrigen Tag war moderat. Der Ausverkauf erfolgt erst heute durch zwei Analysten, die in meinen Augen schlechte Schlussfolgerungen gezogen haben. Daher würde ich jetzt erst einmal nachkaufen und abwarten, was andere Analysten in den kommenden Tagen noch zu Zooplus veröffentlichen.


TUI
Kundengeldabsicherung sorgt nur kurz für Irritation

Fr, 15. November um 17:26 Uhr
Mitte der Woche wurde bekannt, dass die BaFin sich die Versicherungen der Reisekonzerne anschaut. Es soll sichergestellt werden, dass Kunden nicht auf hohen Verlusten sitzen bleiben, wenn ein Reisekonzern pleite geht. Die Aktie ging kurzzeitig in den Sinkflug über, bis die Versicherungsbedingungen von TUI und DER Reisebüro bekannt wurden. Die beiden Reisekonzerne sichern sich gegenseitig ab. Diese Vereinbarung werde nun überarbeitet, kleinere Änderungen würden diskutiert. Die Aktie erholte sich umgehend, wir bleiben dabei.


Twilio
Back to normal

Fr, 15. November um 16:18 Uhr
Inzwischen haben eine Reihe von Analysten den Rechenfehler von Twilio analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass es sich tatsächlich um einen strategisch unbedeutenden Fehler handelte. Die Wachstumsstory von Twilio sei intakt, das Unternehmen sei günstig bewertet, lautete das Fazit bei RBC, andere haben sich ähnlich geäußert.

Die Aktie hat den Rückschlag der Vorwoche in dieser Woche wieder ausgeglichen. Wir sind wieder zurück in der "normalen" Welt :-)


Twitter
Erholung braucht Zeit

Fr, 15. November um 17:30 Uhr
Die Aktie von Twitter hat sich auf dem niedrigeren Niveau stabilisiert. Meldungen von Twitter drehen sich um Qualität: Manipulierte Videos möchte man auf der Twitterplattform mit Hilfe der Nutzer identifizieren und sperren. Politik hat keinen Platz auf Twitter, so CEO Jack Dorsey mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen 2020. Dinge, die langfristig sicherlich gut sind, kurzfristig aber teuer sind bzw. Werbeeinnahmen mindern.

Twitter ist im Vergleich zu anderen Unternehmen der sozialen Medien günstig bewertet (siehe vorhergehendes Update vom 8.11.). Ich denke, das aktuelle Kursniveau wird eine Weile gehalten werden, bis Besserung in Sachen Werbeeinnahmen sichtbar werden.



06. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈10%) =6,5%WKN14.11.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 5x2%!
TUITUAG0012,40 €2%38%2,6%A
TwilioA2ALP488,76 €8%1%2,0%A
TwitterA1W6XZ26,53 €0%0%1,9%A







Wachstum (≈30%) =25,8%WKN14.11.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 4x7,5%!
BB BiotechA0NFN359,55 €3%4%7,0%B
ZuoraA2JHJJ13,68 €5%-18%7,9%A
Zooplus51117095,00 €-6%-5%7,3%A
SpotifyA2JEGN134,55 €0%1%3,6%A







Dividende (≈25%) = 22,2%WKN14.11.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x8%!
Innotec5405109,90 €-1%-1%5,4%C
FreenetA0Z2ZZ21,30 €2%25%9,0%A
Deutsche Post55520034,34 €4%35%4,0%B
Deutsche Telekom55575015,19 €-1%4%3,9%A







Absicherung (≈20%) =17,7%WKN14.11.19Woche ΔΣ '19 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.4.213,00 €0%18%7,7%A
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,75%3%4%6,7%A
Nokia-AnleiheA0T9L2112,02%-1%11%3,3%B





Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018

1%4%27,8%
Ergebnis seit 2019


21,5%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis10%6,5%512%
WachstumEnkelkinder30%25,8%447,5%
DividendeUrlaub25%22,2%348%
AbsicherungZins & Gold20%17,7%336,7%
Summe
85%72,2%1512


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:


ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

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07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung

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