Heibel-Ticker PLUS Update 2020#03: Zinssenkung zum falschen Zeitpunkt schürt Panik

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04.03.2020:

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H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
14. Jahrgang - Update 03 (04.03.2020)
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: Zinssenkung zum falschen Zeitpunkt schürt Panik
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: Zinssenkung zum falschen Zeitpunkt schürt Panik
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Liebe Börsenfreunde,

gestern hat die US-Notenbank den Leitzins um 0,5% auf 1,0% bis 1,25% gesenkt. Die Reaktion des Marktes ist moderat, lediglich unsere kurz vor der Zinssenklung neu gekaufte Aktie Wheaton Precious zog an.

Gähn :-( Vermutlich haben sich die Notenbankmitglieder am Wochenende zu diesem Schritt entschieden, brauchten jedoch bis zum Dienstag, um das international abzustimmen und umzusetzen. Hätten sie es Montag verkündet, dann hätten sie den 5%igen Kurssprung an den US-Märkten für sich verbuchen können. So wird ihnen bestenfalls nachgesagt, zu langsam zu sein. Donald Trump forderte so auch schon wenige Minuten nach der Bekanntgabe des Zinsschritts, dass mehr erforderlich sei. Ich sehe das anders, die Zinssenkung kam in meinen Augen zum falschen Zeitpunkt.

Der Coronavirus kann nicht von den Finanzmärkten besiegt werden. Der Zinsschritt hilft weder den Wissenschaftlern und Forschern, noch den Finanzmärkten. Es ist aber ein Zeichen, dass die Fed den Coronavirus ernst nimmt. Zu ernst.

Im Markt bestehen Zweifel, ob das der richtige Schritt war. Viele sagen, es war viel zu früh. Der Dow Jones war von einem Rekordhoch kräftig eingebrochen, hatte gestern aber einen guten Teil der Verluste schon wieder gut gemacht. Warum also jetzt?

Und schlimmer noch: Eine Zinssenkung spült Liquidität in die Märkte, um die Nachfrageseite zu stützen. Nachfrage nach Investitionsgütern, Nachfrage nach Produkten. Der Coronavirus führt jedoch zu einem Angebotsschock: Viele Lieferketten werden derzeit gestört, Produktionsausfälle in China können zu Produktionsproblemen im Rest der Welt führen, wo chinesische Waren als Vorprodukte eingesetzt werden. In einer Situation des Angebotsschocks ist die Stützung der Nachfrageseite die falsche Antwort.

In meinen Augen zeigt die Zinssenkung nur eines: Die US-Notenbank ist sehr besorgt, sie konnte nicht einmal mehr bis zur regulären Sitzung am 18.3. warten. Zinssenkungen brauchen 6-9 Monate, um ihre Wirkung zu entfalten. Somit ist der Zeitpunkt zwei Wochen vor einer regulären Sitzung nur deshalb gewählt worden, um Anlegern zu zeigen, dass man die Entwicklung des Coronavirus aufmerksam verfolgt.

...das hätte man aber auch sagen können. Dazu braucht es keine vorgezogene Zinssenkung, und schon gar nicht gleich um ein halbes Prozent. Normalerweise geht die Fed in Viertel-Schritten vor. Ein halbes Prozent wird nur dann gewählt, wenn es einen wirklich dramatischen Schiefstand gibt.

Damit hinterlässt die Fed bei Anlegern den Eindruck, dass sie selbst bereits in Panik ist. Sie hat ein viel zu hohes Zinsniveau viel zu lange bewahrt und möchte nun Aktionismus beweisen. Weitere Zinssenkungen sind also zu erwarten. Der volkswirtschaftliche Schaden, den der Coronavirus hinterlässt, muss also viel schlimmer sein, als das derzeit von Unternehmen und Anlegern wahrgenommen wird, oder?

Wie reagiert also die Börse?

Nun, in diesen Tagen dominieren Algorithmen das Marktgeschehen. Algorithmen wurden von cleveren Mathematikern programmiert und berücksichtigen viele Marktereignisse. So kann man bspw. hinterlegen, dass steigende Anleihepreise (also fallende Zinsen) ein Zeichen für Konjunkturangst sind, da Anleger ihr Geld lieber festverzinslich anlegen, als unternehmerisches und konjunkturelles Risiko einzugehen. Also werden Algorithmen geschrieben, die bei steigenden Anleihepreisen sofort Aktien und Aktienmarktindizes (über Futures) verkaufen.

Mit der Zinssenkung steigt folglich der Anleihepreis. Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe ist gestern erstmals in der Geschichte unter 1% gerutscht. Algorithmen tun nun das, wofür sie programmiert wurden: Sie verkaufen Aktien.

Anleger funken dazwischen und freuen sich auf die Liquiditätsschwemme, die der Konjunktur helfen wird. Also kaufen sie Aktien.

Aber nicht alle Aktien sind gleich :-)

Aktuell würde ich lediglich Aktien kaufen, die durch eine attraktive Dividendenrendite gut abgesichert sind (haben wir bereits Freitag getan), die im Sicheren Hafen unterwegs sind (haben wir gestern getan, Wheaton) oder die bei der Eindämmung und Behandlung des Coronavirus involviert sind (haben wir noch nicht).

Ich habe Ihnen am Freitag eine Reihe von Aktien genannt, die daran arbeiten. Qiagen hat nun ein Übernahmeangebot von Themo Fisher Scientific (TMO) bekommen. Der Kurs ist angesprungen, wird sich nun aber kaum noch vom angebotenen Übernahmepreis weg bewegen.

Gilead ist zwar schon um 10% angesprungen, während der Markt um 10% einbrach, doch derzeit kursieren die unglaublichsten Gerüchte: China gebe die Testergebnisse nicht heraus bzw. finde keine Probanden. Ich denke, wenn dort wirklich Erfolgsmeldungen vermeldet werden, dann springt der gesamte Markt und nicht nur Gilead an.

Moderna ist bereits um 60% angesprungen. Ein Unternehmen, das keine nennenswerten Umsätze erzeugt. Hmm, auch das ist mir zu spekulativ.

Je länger keine Fortschritte in der Forschung erzielt werden, desto stärker breitet sich der Coronavirus aus. Höchstens wärmere Temperaturen im April lassen hoffen, dass auch der Coronavirus, wie Grippeviren und auch die Influenza, dann eingedämmt werden kann.

Ich würde nicht in den Aktien spekulieren, die derzeit davon profitieren, dass die Menschen zu Hause bleiben: Zoom Video und Teamviewer werden einbrechen, sobald der Coronavirus eingedämmt wird. Der Coronavirus allein ist kein Investmentgrund.

Grundsätzlich fürchte ich nun, nach der Zinssenkung in den USA, dass viele Bereiche nochmals ausverkauft werden, vielleicht sogar noch tiefer als am vergangenen Freitag. Alles, was mit Reisen (TUI), mi Versammlungen (CTS Eventim) oder mit chinesischen Lieferketten (Autos) zu tun hat, wird Prognosesenkungen vornehmen müssen. Bis die beziffert sind, bleibt der Aktienmarkt unter Druck.

In eine Erholung hinein würde ich also entsprechende Titel noch ein wenig ausdünnen. Wir haben das bei uns schon weitestgehend im Vorfeld getan. Lediglich bei BASF bin ich mir im Moment nicht mehr sicher, ob wir die behalten sollen, denn viele BASF-Produkte sind für die Autoindustrie.

Soweit ein kurzes Update: die Zinssenkung kam zum falschen Zeitpunkt. Ich fürchte, wir haben das Ende des Crashs noch nicht gesehen. Allerdings sind wir bereits tief genug für gezielte Käufe, wie wir es bereits getan haben.

Take Share,

Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

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Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.


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Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen


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