Heibel-Ticker PLUS 20/12 - Globalisierung im Rückwärtsgang: Die Weltwirtschaft hält den Atem an

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20.03.2020:
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H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -

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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

15. Jahrgang - Ausgabe 12 (20.03.2020)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag

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I N H A L T

01. Info-Kicker: Globalisierung im Rückwärtsgang: Die Weltwirtschaft
hält den Atem an
02. So tickt die Börse: COVID-19: Durchseuchung vs. Ausrottung
  - COVID-19: Mein Ausbreitungsszenarium
  - COVID-19: Vorbeugen, Testen, Behandeln und Impfen
  - Die Zeit danach
  - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03. Sentiment: Geschichte wird geschrieben, wenn nie zuvor erlebte
Dinge geschehen
  -
04. Ausblick: Folgen der Coronakrise
  - Profiteure der Neuen Welt
05. Wunschanalyse
  - : Verstaatlichung und Direkthilfen
  - Politische Entscheidung hängt an Stimmung der Bevölkerung
  - Commerzbank als mahnendes Vorbild
  - Anti-Globalisierung
  - Kurseinbruch nicht schnell aufholbar
  - Fazit
06. Optionsscheinwahnsinn
  - : Zeitwertverlust und Volatilitätsrisiko
07. Update beobachteter Werte: Twitter, VMWare, Wacker Neuson, Wheaton
Precious Metals, Barrick Gold, BB Biotech, Zuora, Spotify, Verbio
Vereinigte BioEnergie, Nvidia, ServiceNow, InnoTec TSS, Freenet,
Deutsche Post, BASF, Münchener Rück, Hugo Boss, Sixt, Goldmünzen &
Goldbarren, Nokia-Anleihe, Südzucker-Anleihe
  - Twitter: Unter den Möglichkeiten
  - VMWare: Cloud-Wachstum
  - Wacker Neuson: Prognose gestrichen
  - Wheaton Precious Metals: Märkte funktionieren nicht mehr richtig
  - Barrick Gold: Randgold CEO repariert Barrick Gold
  - BB Biotech: Online-HV ermöglicht Dividendenzahlung
  - Zuora: Schwache Zahlen, Umbruch
  - Spotify: Muckelig
  - Verbio Vereinigte BioEnergie: Ölpreiseinbruch und Verkehrsstopp
belasten
  - Nvidia: Performance für muckeliges zu Hause
  - ServiceNow: Dezentrale IT-Administration
  - InnoTec TSS: Verkaufslimit von 9 EUR beachten
  - Freenet: 10% Dividendenrendite zugesagt, Verkauft über Läden
jedoch betroffen
  - Deutsche Post: Höhere Dividende aber konjunktursensitiv
  - BASF: Ölpreiseinbruch, Automobilbranche und Industrie belasten
  - Münchener Rück: Krisen sind die Prämien von morgen
  - Hugo Boss: Absatz und Lieferkette betroffen
  - Sixt: Dividende gestrichen
  - Goldmünzen & Goldbarren: Goldanteil bei nächster Gelegenheit
hochfahren, Ziel 15%
  - Nokia-Anleihe: Zahlung gesichert
  - Südzucker-Anleihe: Variabler Zins ist beruhigend
08. Übersicht HT-Portfolio
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
10. An-/Ab-/Ummeldung



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01. Info-Kicker: Globalisierung im Rückwärtsgang: Die Weltwirtschaft
hält den Atem an
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Liebe Börsenfreunde,

Mit dem Durchrutschen des DAX unter 10.200 Punkte vor einer Woche wurde
offensichtlich, dass das Coronavirus keine vorübergehende
Beeinträchtigung unserer Lebensgewohnheiten bedeuten würde, sondern
viele Lebensgewohnheiten verändern wird. Ich habe mir diese Woche die
Zeit genommen, verschiedene Szenarien der weiteren Krisenentwicklung zu
untersuchen und stelle Ihnen in Kapitel 02 das von mir mit der größten
Eintrittswahrscheinlichkeit versehene Szenario vor.

Auch wenn Szenarien nicht eintreten, haben sie dennoch einen großen
Vorteil: Solange sich die Ereignisse entlang des Szenarios entwickeln,
können wir an der heute ausgearbeiteten Strategie festhalten. Wenn die
Ereignisse von meinem Szenario abweichen, dann erkennen wir dies
frühzeitig und können schnell analysieren, was genau anders läuft. So
ist es dann möglich, unsere Strategie gezielt an die Veränderungen
anzupassen.

Wer kein Szenario hat, stochert im Ungewissen ziellos herum. Mit der
heutigen Ausgabe möchte ich uns ein Szenario an die Hand geben und leite
daraus meine Strategie für die kommenden Wochen und Monate ab. Das gilt
dann so lange, bis sich was ändert ;-).

Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich, die
sich mit COVID-19 beschäftigen: Test Kits, Schutzartikel, Behandlungen
und Impfstoffe werden produziert und erforscht. Ein Blick auf die
entsprechenden Unternehmen zeigt jedoch schnell, dass die Aktien dieser
Unternehmen auch im Erfolgsfall nicht unbedingt durch die Decke gehen
müssen.

Doch nicht nur in der Gesundheitsbranche sind Unternehmen zu finden, die
von der aktuellen Situation profitieren könnten, sondern auch in anderen
Bereichen, wie ich ebenfalls in Kapitel 02 aufzeige.

Das Anlegersentiment macht mir Sorgen: Zwar deutet alles auf eine
baldige Gegenbewegung hin, doch für einen nachhaltigen Boden ist noch
immer zu viel Optimismus im Markt vorhanden. Die Einzelheiten dazu lesen
Sie in Kapitel 03.

In Kapitel 04 habe ich das Szenario aus Kapitel 02 weitergeführt: Die
Coronakrise wird die Schwächen unserer Gesellschaft enthüllen. Die
Folgen daraus werden uns noch Monate, vielleicht Jahre beschäftigen. Es
ist eine Zäsur: Aktien, die vor drei Wochen noch als sicher und solide
galten, stehen heute am Abgrund: die Lufthansa und TUI haben ihren
Geschäftsbetrieb bspw. weitgehend eingestellt. Der Heimarbeitsplatz
bringt eine Reihe von Unternehmen ans Tageslicht, deren Dienste bislang
nur für einige wenige attraktiv waren.

Die Lufthansa wurde im Rahmen der Wunschanalyse gewünscht. Doch die
Analyse kann diesmal recht kurz ausfallen: Es geht im Wesentlichen
derzeit bei der Lufthansa-Aktie nur darum abzuschätzen, wie viel Geld
die Regierung der Lufthansa schenkt und wie viele Anteile der Bund im
Gegenzug haben möchte. Die Entscheidung darüber hängt von der Stimmung
in der Bevölkerung ab. Und das kann man derzeit schwer abschätzen. Der
Ausverkauf der vergangenen Wochen hat bessere Schnäppchen zu Tage
gebracht als die Lufthansa. Alles Weitere dazu lesen Sie in Kapitel 05.

Ich werde immer wieder nach Optionsscheinen gefragt: Mit Puts hätte man
in den vergangenen Wochen doch reich werden können, oder? Und mit Calls
könnte man an einer Gegenbewegung, die doch heftig ausfallen sollte,
profitieren, oder? In Kapitel 06 erkläre ich Ihnen, warum diese
Erwartungen falsch sind.

Die Coronakrise kommt einer Zäsur unserer Wirtschaft gleich. Ich habe
aus diesem Grund heute in Kapitel 07 alle 21 Portfoliotitel einzeln
betrachtet und vor dem Hintergrund der neuen Situation neu eingeschätzt.
In der ersten Ausverkaufswelle kamen wir mit einem blauen Auge davon,
doch die zweite Welle hat dann auch uns getroffen. Immerhin ist unser
Minus nur halb so groß wie das des DAX, doch das ist ein schwacher
Trost. Für die kommenden Wochen und Monate werden wir konsequent
diejenigen Titel aus dem Portfolio entfernen, die unter der Krise leiden
könnten. Und wir werden konsequent auf die Titel setzen, die in der Welt
danach, wie sie sich für mich derzeit darstellt, profitieren könnten.

Die tabellarische Übersicht über unser Portfolio finden Sie in Kapitel
08. Ich habe heute eine Spalte "C19" angehängt, in der ich meine neue
Einschätzung zum jeweiligen Portfoliowert abgebe: Ist die Coronakrise
für den wert egal oder gar vorteilhaft, dann sehen Sie dort ein "+". Ist
die Coronakrise nachteilig, dann ist dort ein "-" zu sehen. Eine "0"
heißt, dass die Auswirkungen nicht nicht absehbar sind, muss also noch
beobachtet werden. Alles mit einem "-" wird in die nächste Erholung
hinein verkauft. Zum Glück sind das nur 4 Titel.

Die heutige Ausgabe ist die längste, die ich in den bisher 22 Jahren
meiner Tätigkeit als Börsenschreibel erstellt habe. Ich habe in den
vergangenen Tagen daran gearbeitet und denke, dass die meisten Dinge
aktuell sind. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Krise derzeit
entwickelt, kann es aber sein, dass hier oder da mal was überholt ist -
ich bitte um Entschuldigung.

Ziel der heutigen, überaus umfangreichen Ausgabe ist es, die nächsten
Beiträge wieder kurz verfassen zu können, da wir alle den gleichen
Wissensstand haben.

Da mich viele besorgte Leser danach gefragt haben: Meiner Familie und
mir geht es gut, wir fühlen uns bislang zu Hause pudelwohl :-) und wir
haben das Glück, von engagierten Lehrern ordentliches Lehrmaterial für
unsere Kinder erhalten zu haben. Meine Frau muss als Ärztin allerdings
arbeiten und bekommt den Mangel an Atemschutzmasken aus erster Hand mit.

Bleiben Sie gesund.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie
unter dem folgenden Link zur Verfügung:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp200322.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




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02. So tickt die Börse: COVID-19: Durchseuchung vs. Ausrottung
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In dem Chaos der vergangenen Wochen versucht wohl jeder, sich ein Bild
über die Entwicklungen zu machen, um besser abschätzen zu können, was
noch kommen wird. Wenn wir uns über eine sinnvolle Anlagestrategie
unterhalten, müssen wir zuvor unsere Erwartungen bezüglich der
Coronakrise abgleichen.

COVID-19: MEIN AUSBREITUNGSSZENARIUM

Ich habe nun viele Tage damit verbracht, ein verlässliches Modell zu
entwickeln, das die weitere Ausbreitung der Infizierten, der
Intensivbetreuten, der Opfer etc. in Deutschland veranschaulicht. Ziel
war es abzuschätzen, wie hoch der Ansteckungsfaktor sein darf, damit die
Intensivbetten in Deutschland ausreichen.

Denn das Ziel, so höre ich es immer wieder, ist die Durchseuchung der
Bevölkerung. Um eine beabsichtigte Herdenimmunität zu erreichen, reicht
es, wenn x% infiziert wurden. Das x ist jedoch nicht so einfach zu
bestimmen: Ich lese 60% oder 70%, in Österreich habe ich von 20%
gelesen. Je nachdem, wie ansteckend das Coronavirus ist, bemisst sich
die die erforderliche Durchseuchung.

Wenn wir den Virus ungebremst wüten lassen, sind meinen Berechnungen
zufolge spätestens Mitte April alle Intensivbetten in Deutschland
belegt. Mediziner müssten dann entscheiden, wer aufgenommen wird, und
wer sterben muss. Das ist ethisch nicht machbar, daher werden in diesen
Tagen Quarantänemaßnahmen ausgerollt, um die Ausbreitungsgeschwindigkeit
zu drosseln.

Ich habe dann versucht abzuschätzen, wie lange wir brauchen würden, um
bei auf die Anzahl der verfügbaren Intensivbetten gedrosselten
Ausbreitungsgeschwindigkeit die Bevölkerung zu durchseuchen. Dazu müssen
wir wissen, wie viele Intensivbetten verfügbar sind (30.000?), wie viele
Infizierte Intensivbetreuung benötigen (5%), wie lange die
Intensivbetreuung ist (2 Wochen?), und und und ... jede Menge Annahmen
über Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Mit meinen optimistischen
Annahmen (siehe oben) würden wir jedoch schon 80 Wochen, als über ein
Jahr benötigen.

So lange können wir die Einschränkung im öffentlichen Leben nicht in
Kauf nehmen.

Also gehe ich derzeit davon aus, dass die Bundesregierung von dem
Vorhaben, die Bevölkerung zu durchseuchen, Abstand genommen hat. Die
Alternative ist das Gegenteil: Das Coronavirus ausrotten.

Da wir gesehen haben, wie ansteckend das Coronavirus ist, gelingt eine
Ausrottung des Coronavirus nur mit drakonischen Maßnahmen:
Kontinuierliches Screenings, also unendlich viele Tests. Sofortiges und
konsequentes Handeln, wenn ein Infizierter identifiziert ist. Dazu muss
man alle Kontakte, die er hatte, in Quarantäne schicken. Wir haben
gesehen, dass uns dies nicht gelungen ist. Außerdem müssten die Grenzen
für diese 80 Wochen dicht bleiben, Einreise ginge nur dann, wenn jeder
Einreisende zunächst 2 Wochen in Quarantäne ginge.

In China haben sich 80.000 Menschen infiziert, es leben dort jedoch 1,5
Mrd. Menschen. Gerade mal ein halbes Prozent der Chinesen ist also
immun, von einer Durchsuchung mit dem Ziel der Herdenimmunität kann also
nicht die Rede sein.

Wer nach China einreisen möchte, muss sich 2 Wochen in Quarantäne
begeben. Seit jeher wird stark kritisiert, dass die eine chinesische
Partei zu stark in das Privatleben der Bevölkerung eingreift, so ist der
Datenschutz dort quasi nicht gegeben. Das zahlt sich nun aus, denn in
China werden alle Kontakte derer, die mit dem Virus infiziert sind,
anhand der Bewegungsdaten des Handys nachvollzogen. Das System wird nun
aufgebaut.

In Taiwan gibt es dieses System schon und Taiwan hat den Coronavirus
sehr schnell in den Griff bekommen.

Nicht zufällig geisterte die Meldung durch die deutschen Medien, dass
unser Robert-Koch-Institut Zugriff auf die (anonymisierten)
Bewegungsdaten aller Handynutzer erhalten hat.

Anhand der wenigen Informationen, die mir vorliegen, komme ich zu dem
Schluss, dass wir uns also auch in Deutschland in die Richtung bewegen,
den Coronavirus auszurotten, auch wenn dies starke Eingriffe in die
persönlichen Daten der Bevölkerung mit sich bringt. Die heutige Meldung,
dass man sich den morgigen Samstag anschauen wird, wie die Bevölkerung
die Einschränkungen umsetzt, die bereits ausgegeben wurden, kann ich
daher nur dahingehend interpretieren, dass wir am Sonntag auch in
Deutschland vollständig unter Quarantäne gestellt werden.

...oder glauben Sie, die Bundesregierung macht die Einführung einer
Quarantäne von ein paar Jugendlichen abhängig, die durch die Straßen
skandieren? Das kann ich mir nicht vorstellen. Vielmehr wird die
Bevölkerung meinem Eindruck nach konsequent und schrittweise auf die
Quarantäne vorbereitet.

Wie lange die Quarantäne verhängt wird? Keine Ahnung. Wuhan in China
brauchte 6 Wochen.

COVID-19: VORBEUGEN, TESTEN, BEHANDELN UND IMPFEN

Niemand möchte sich vorstellen, dass wir mit den derzeitigen
Einschränkungen über ein Jahr, geschweige denn mehrere Monate leben
müssen. Es wird also auf allen Ebenen nach Lösungen gesucht.

Drägerwerk produziert Atemschutzmasken, mit denen diejenigen, die eine
systemrelevante Aufgabe haben, ihrem Job nachgehen können, ohne andere
anzustecken. BASF möchte Desinfektionslösungen herstellen. Viele
Schnapsbrennereien wurden von der Bundesregierung aufgefordert zu
prüfen, ob man statt Schnaps nicht vorübergehend Desinfektionslösungen
produzieren könne. Es wird noch unzählige andere Unternehmen geben, die
jetzt gefragt sind. OB sich daraus jedoch ein gutes Geschäft ergibt,
muss man im Einzelfall bewerten. Für BASF jedenfalls wird die Produktion
von Desinfektionsmitteln nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein
gegenüber dem Nachfrageausfall von Automobilproduzenten und Industrie.

Testkits werden zunehmend wichtig, denn es wird helfen, wenn wir wissen,
wer infiziert, wer gesund und wer vielleicht schon immun ist. Menschen,
die schon immun sind, können ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sie sind ja
auch nicht mehr ansteckend. Doch um hier eine verlässliche Aussage zu
treffen, muss nicht nur die gesamte Bevölkerung getestet werden, sondern
wiederholt getestet werden.

Qiagen, Abbott und Roche bieten solche Testkits an. Qiagen wird jedoch
von der US-Firma Thermo-Fisher übernommen, die Aktie bewegt sich also
kaum. Für Roche wird ein solches Testkit bei einem Jahresgewinn von 26
Mrd. CHF nicht sonderlich ins Gewicht fallen, selbst wenn die ganze
Bevölkerung getestet würde.

Zum Thema Behandeln und Impfen hat diese Woche BB Bellvue eine sehr
interessante Online-Präsentation gehalten. Dort werden die verschiedenen
Ansätze aufgezeigt und im Rahmen eines Vortrags ab Minute 19 gut
erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=fg3qpqKU5gs

http://www.heibel-ticker.de/image_uploads/249-BBBellevue.png
Abbildung 1: Verschiedene Ansätze zur Bekämpfung von COVID-19

Quelle: https://www.bellevue.ch/de/asset-management/coronavirus-update/

Es gibt verschiedene Ansätze. Für eine aktive Immunisierung mit einem
Impfstoff rechnen Experten derzeit mit einer Dauer von über 18 Monaten,
bis wir soweit seien könnten. Die etablierten Pharmakonzerne Johnson &
Johnson, Merck und Sanofi forschen in dieser Richtung.

Biotech-Unternehmen wollen schneller sein als die alten Pharma-Konzerne.
Die US-Firma Moderna forscht derzeit erfolgsversprechend nach einem
Impfstoff, wie auch CureVac, die in den vergangenen Tagen ins Gespräch
kam, weil US-Präsident Donald Trump Gerüchten zufolge Interesse
angemeldet hatte. BioNTec forscht gemeinsam mit Pfizer nach einem
Impfstoff. Immer wieder lese ich Berichte über diese Forschungsansätze,
in denen eine deutliche Verkürzung der Einführungszeit in Aussicht
gestellt wird. Teilweise ist sogar von diesem Herbst die Rede, statt
erst im Herbst 2021. Das wäre ein großer Erfolg.

Neben dem neu zu entwickelnden Impfstoff gibt es einen zweiten Ansatz,
der sich an den bereits immunisierten Personen orientiert. Aus deren
monoklonalen Antikörpern möchte man einen Wirkstoff herausfiltern, der
ebenfalls immunisiert. Dadurch möchte man die Zeit bis zum möglichen
Einsatz auf 12 Monte verkürzen. Regeneron (hat ein entsprechendes Mittel
gegen Ebola gefunden) und Wuxi forschen in dieser Richtung, aber auch
die japanische Takeda und erneut Johnson & Johnson.

Da das alles jedoch zu lange dauert für die augenblickliche Situation,
wird parallel auch nach Behandlungsmethoden geforscht. Die
Bundesregierung hat Drägerwerk gebeten, die Produktion von
Beatmungsgeräten in Lübeck hochzufahren, um so schnell wie möglich
10.000 zusätzliche Geräte zu bekommen. Das ist der Grund für den
Kurssprung der Drägerwerk-Aktie.

COVID-19 ist ein Virus, entsprechend versucht man erfolgreiche
Behandlungsmethoden von anderen Viren auf COVID-19 anzupassen. Gilead
wird ein erfolgsversprechender Ansatz nachgesagt, das Unternehmen testet
bereits in China. Alnylam und Abbvie werden ebenfalls immer wieder als
aussichtsreich genannt, wobei Abbvie in den vergangenen Tagen wohl aus
dem Rennen geflogen ist - der Ansatz wurde nicht weiter verfolgt.

Die erfolgreiche Bekämpfung der Viren kostet Schätzungen zufolge 6
Monate Zeit. Schneller geht natürlich die Behandlung der Symptome. Da
der Coronavirus auf das Immunsystem schlägt, versucht man das
Immunsystem zu stärken. Roche sowie Regeneron mit Sanofi wird hier eine
gute Chance eingeräumt. Behandlungen sollen in 3 Monaten verfügbar sein.
Doch Behandlungen heilen nicht, mildern nur den Krankheitsverlauf und
können die Opferzahl bestenfalls ein wenig reduzieren.

In dieser groben Auflistung sind sicherlich auch Ansätze, die von jedem
Fachmann sofort als aussichtslos abgetan werden. Daher ist es
gefährlich, in diese Aktien zu investieren, ohne ein wenig mehr über die
Erfolgschancen zu wissen. Im Biotech-Bereich bleibe ich meinem Ansatz
treu und behalte die Aktie im Portfolio, die wir schon seit langem zur
Diversifizierung des Biotech-Risikos nutzen. Einzig Drägerwerk finde ich
derzeit interessant, denn es ist eines der wenigen Unternehmen, die in
Deutschland produzieren können. Und genau das ist seit kurzem oberste
Priorität des Krisenstabes: Unabhängigkeit des Gesundheitssystems von
der Globalisierung.

DIE ZEIT DANACH

Für die Zeit danach müssen Sie sich einfach heute mal die
Monatsperformance der Einzelwerte in den verschiedenen Indizes
anschauen:

Im DAX führen Beiersdorf (-16%), Fresenius Medical Care FMC (-22%) und
Vonovia (-24%). Beiersdorf produziert Dinge des täglichen Lebens, die
wir auch benötigen, wenn wir zu Hause bleiben. FMC ist als größtes
Medizintechnik-Unternehmen gefragt, wobei mir bislang kein direkter
Zusammenhang mit dem Coronavirus/ Beatmungsgeräte bekannt ist. Und die
Immobilienbranche profitiert, weil das traute Heim wichtiger wird und
die EZB erneut die Geldschleusen geöffnet hat.

Am Ende der Liste steht MTU Aero (-54%), deren Triebwerke nicht mehr
abgenommen werden, weil Flieger am Boden bleiben. TUI hat den
Geschäftsbetrieb weitgehend eingestellt, die Deutsche Lufthansa fliegt
nur noch zu 5%. Vorletzter ist Continental (-52%), die auch ohne den
Absatzeinbruch auf dem Automobilmarkt schon in den Seilen hingen. Sodann
kommt HeidelbergCement (-51%).

Im MDAX führt Qiagen (+4%) - oh Wunder - die Liste an, gefolgt von
TeamViewer (-6%) und Siemens Healthineers (-15%). Insbesondere
Teamviewer wird meiner Einschätzung nach langfristig von diesem Ereignis
profitieren, da die arbeitende Bevölkerung in diesen Tagen lernt, wie
schön es sein kann, von zu Hause aus zu arbeiten - ich weiß, wovon ich
spreche.

Am Ende der MDAX-Liste steht ThyssenKrupp (-65%), deren Stahl von der
Autoindustrie nicht mehr benötigt wird, Hochtief (-60%), die genau wie
HeidelbergCement ihre Baustellen dicht gemacht haben, und Airbus (-59%).
Airbus teilt das Schicksal von MTU.

Der SDAX wird von einem meiner Lieblingswerte angeführt: Zooplus (+18%).
Die Aktie war zwischenzeitlich auf 65 Euro geprügelt worden, um vier
Tagen wieder zurück auf 110 Euro zu springen. Wir hatten unsere Position
knapp unter 100 Euro rechtzeitig versilbert, sodann aber den Rückkauf
nicht schnell genug geschafft. Schade. Tierbedarf wird nicht mehr im
Fressnapf gekauft, sondern online über Zooplus bestellt.

An Position 2 ist Drägerwerk (+17%), wie oben besprochen, gefolgt von
der ShopApotheke (+5%), die Medikamente versendet.

Leidtragende des Chaos sind Sixt (-63%), leider auch einer unserer
Portfoliowerte, sowie Ceconomy (-63%), deren Saturn und Media Märkte
geschlossen wurden.

Anhand dieser Liste können Sie sich nun aussuchen, ob sie den am
stärksten niedergeprügelten Aktien die besten Erholungschancen geben
möchten, oder aber auf die Geschäftsmodelle setzen, die sich durch die
Krise nachhaltig zum positiven verändert haben. Ich würde mich auf die
Aktien der Zukunft konzentrieren und nicht mit denjenigen zocken, die zu
Recht unter die Räder gekommen sind.


13.3.
Deutsche Lufthansa AG: Der Vorstand beschließt Vorschlag zur Aussetzung
der Dividendenzahlung und weitere Maßnahmen zur Begrenzung der
finanziellen Auswirkungen der Coronakrise

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES 19.3.20 Woche Δ Σ '20 Δ
Dow Jones 19.174 -9,6% -33,1%
DAX 8.929 -5,5% -32,6%
Nikkei 16.553 -5,0% -30,0%
Shanghai A 2.877 -4,9% -9,7%
Euro/US-Dollar 1,07 -4,6% -4,7%
Euro/Yen 118,59 0,1% -3,0%
10-Jahres-US-Anleihe 0,94% 0,09 -1,00
Umlaufrendite Dt -0,32% 0,51 -0,09
Feinunze Gold $1.488 -6,2% -1,6%
Fass Brent Öl $27,27 -22,3% -60,4%
Kupfer 4.810 -15,5% -22,5%
Baltic Dry Shipping 630 5,2% -42,2%
Bitcoin 6.212 -31,7% -14,8%



Bei -30% pendeln sich zu diesem Wochenende sämtliche Indizes im
Vergleich zum Jahresbeginn ein: Dow Jones, DAX und Nikkei. Lediglich in
China begnügt man sich mit einem ?staatsbefohlenen? -10%. Wird es China
gelingen, das Coronavirus auszurotten? Zumindest ist uns China einen
großen Schritt voraus.

Der Wechselkurs hat in den vergangenen Wochen eine Achterbahnfahrt
vollzogen: Von 1,07 USD/EUR Ende Februar ging's flugs nach oben bis 1,15
USD/EUR vor 10 Tagen. Die Aussicht auf eine Nullzinspolitik in den USA,
genau wie in Europa, trieb den Euro an. Nach der Gewissheit, nach der
entsprechenden Zinssenkung durch die Fed, wurden Gewinne mitgenommen und
inzwischen ist der Euro sogar wieder unter das Niveau von vor der Krise
gefallen. Der Grund: In Krisen gilt der US-Dollar als sicherer Hafen.

An den Zinsmärkten wurde die Krise besonders heftig gespielt: Bei
Aufziehen der Krise flüchtete das Kapital in die Zinsmärkte, die Zinsen
fielen auf neue Rekordtiefs. Mit den Zusagen der Notenbanken, alles
aufzukaufen, was es gibt, wird es Unternehmen und Staaten ermöglicht,
sich quasi unendlich hoch zu verschulden, um Insolvenzen zu vermeiden.
Das hat die Märkte beruhigt, der Run auf die Anleihen ebbte ab und die
Zinsen begannen wieder leicht zu steigen.

Gold ist, wie in dieser Ausgabe an verschiedenen Stellen aufgezeigt,
eine Cashreserve für Spekulanten. Wenn Spekulanten mehr Sicherheiten
liefern müssen, verkaufen sie ihr Gold. Im Rahmen des Crashs wurden
Sicherheiten nachverlangt und so wurde die Cashreserve angezapft, der
Goldpreis fiel, obwohl sich in Deutschland vor den Geschäften der
Edelmetallhändler lange Schlangen bildeten. In meinen Augen haben uns
Spekulanten eine gute Gelegenheit geliefert, unser Vermögen mit ein
wenig Gold besser abzusichern.

Der Streit zwischen Russland und Saudi Arabien geht weiter, heute Abend
ist der Ölpreis erstmals seit ... seit ... ich finde keine Info, wann
der Ölpreis zuletzt unter 20 USD/Fass stand. Ist ewig her.

Mit einem Ölpreis unter 20 USD/Fass ist auch die US-Ölindustrie nicht
überlebensfähig: Fracking ist teuer. Die USA sind in den vergangenen
Jahren nur deswegen unabhängig geworden, weil der Ölpreis hoch genug für
Fracking stand. Wenn die OPEC zerfällt, wie es derzeit den Anschein hat,
wird die US-Ölindustrie in die Knie gehen.

In Kapitel 04 beschreibe ich die Folgen der Coronakrise: Wir werden eine
neue Welt erhalten, vieles wird sich ändern. Wenn ich mir den Ölstreit
anschaue, fallen mir noch ganz andere Änderungen ein. Aber das würde
heute zu weit führen. Es bleibt dabei, dass die Coronakrise bleibende
Änderungen nach sich ziehen wird, auf die wir uns einstellen müssen. Der
Ölstreit? Der fängt ja gerade erst an. Da mache ich mir später Gedanken
drüber.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt
hat.




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03. Sentiment: Geschichte wird geschrieben, wenn nie zuvor erlebte Dinge
geschehen
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Der DAX hat seit vergangenem Freitag 3% abgegeben. Das ist
verhältnismäßig wenig, wenn wir uns die Vorwochen und insbesondere auch
den in der nun abgelaufenen Woche erreichten Tiefstand anschauen.

Die Stimmung unter den Anlegern ist entsprechend von den Extremwerten
zurückgekommen: Mit -5,3 ist die Depression nicht mehr so dramatisch wie
in den drei Vorwochen (-7,0 bis -8,3). Auch die Verunsicherung geht nach
Extremwerten von -12,3 zurück, aktuell auf -6,5.

Historisch gesehen sind das noch immer Extremwerte, doch im Vergleich
zum Chaos der drei vergangenen Wochen nimmt das Extrem ab.

Auf der anderen Seite halten Anleger an ihrem Zukunftsoptimismus fest
(+3,1). Zuletzt war im Herbst 2018 ein ähnlich starker Optimismus zu
verzeichnen, es folgte der Ausverkauf zum Jahresende, der schließlich im
Chaos-Dezember 2018 gipfelte.

Auch die Investitionsbereitschaft steigt weiter an: Nie zuvor wurde ein
Wert von 5,7 erreicht. Anleger sind erpicht darauf, die (vermeintlich?)
günstigen Kurse zum Kauf zu nutzen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger zeigt dementsprechend auch schon
wieder eine recht starke Long-Positionierung an. Die Profis, die sich
über die Eurex absichern, halten sich hingegen zurück. Das
Put/Call-Verhältnis ist derzeit neutral.

In den USA ist man da nicht so optimistisch, das Put/Call-Verhältnis der
CBOE ist kräftig angesprungen und zeigt das gestiegene Bedürfnis der
Anleger nach Put-Absicherungen an.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist vom historischen Tief der
Vorwoche bei 16% in dieser Woche noch weiter auf nur noch 11%
abgesunken.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit einem Wert von
-17 einen starken Bärenüberhang auf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist mit einem Wert
von 8 weiterhin im Bereich der extremen Angst. der S&P Short Range
Oscillator hat im Wochenverlauf einen Wert von -24 erreicht. Damit wurde
der bisherige Negativ-Rekord aus dem Jahr 1987 (Oktobercrash durch
automatische Stopp Loss Orders) unterschritten.

Interpretation



Geschichte wird genau dann geschrieben, wenn nie zuvor erlebte Dinge
geschehen. Dazu zählen derzeit auch die Sentiment-Werte, die schon seit
Wochen Extremwerte anzeigen. Lässt sich daraus nun ableiten, dass heute
eine Gegenbewegung an den Börsen starten muss? Leider nein.

Doch die Wahrscheinlichkeit ist aus technischer Sicht sehr groß, dass
wir nach dem brutalen Ausverkauf der vergangenen Wochen nun eine
Gegenbewegung erleben werden. Und an den Aktienmärkten handeln wir
häufig Wahrscheinlichkeiten, andernfalls wären wir Hellseher.

Auch unser 5-Wochendurchschnitt des Sentiments, der uns seit 2006
verlässliche Signale liefert, hat nun einen Extrempunkt erreicht:

http://www.heibel-ticker.de/image_uploads/248-5-Wochendurchschnitt-animus
.png
Abbildung 2: 5-Wochendurchschnitt des Anlegersentiments von Animus


Wir sollten daraus ableiten, dass es zum Verkaufen nun allemal zu spät
ist. Zumindest eine Gegenbewegung sollten wir abwarten, um uns von
unliebsamen Titeln im Portfolio zu verabschieden. Vielleicht hat die
Gegenbewegung ja schon am heutigen Freitag begonnen.







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04. Ausblick: Folgen der Coronakrise
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Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass wir nach bspw. sechs Wochen
Quarantäne die Wirtschaft wieder hochfahren und bis zum Jahresende alles
beim Alten ist. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die Coronakrise
weitere Krisen nach sich ziehen wird und wir unsere Lebensgewohnheiten
im Verlauf der nächsten Monate grundelend überdenken und teilweise
ändern werden.

Im heutigen Kapitel 02 habe ich Ihnen bereits meine Sichtweise auf die
Coronakrise dargelegt. Wenn wir die Coronakrise in den nächsten Wochen
in den Griff bekommen, dann werden wir uns um die finanziell Schwachen
unserer Gesellschaft kümmern müssen. Seit Jahren werden die Löhne unter
dem Vorwand des globalen Wettbewerbs nach unten gepeitscht und wir haben
nicht gemerkt, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr in der
Lage ist, für die eigene finanzielle Zukunft vorzusorgen.

"Schaut Euch an, sogar der Pöbel kann sich ein iPhone X leisten", habe
ich kürzlich noch gehört. Ja, es ist durchaus fragwürdig, wieviel Geld
für Smartphones ausgegeben wird. Es bleibt aber häufig genug beim
Smartphone, mehr Luxusartikel haben viele Menschen Deutschland nicht.

Diese Menschen leben von der Hand in den Mund und in den kommenden
Wochen werden diese Menschen Probleme bekommen, wenn sie ihre Einkommen
nicht bekommen - nennen wir es ruhig mal Tagelohn. Denn viele Kellner,
sind als selbständige Dienstleister unterwegs und werden nach
geleisteten Stunden bezahlt.

Wenn wir COVID-19 besiegt haben, oder auch schon während wir ihn
bekämpfen, müssen wir uns um diese Menschen kümmern. Finanzminister Olaf
Scholz hat schon Direkthilfen zugesagt. Die bislang im Raum stehenden 10
Mrd. Euro werden aber vorne und hinten nicht reichen, wenn es länger
dauert. Und die zusätzlich in Aussicht gestellten Finanzierungshilfen
von 30 Mrd. Euro möchte kein Mensch haben, der einmal Erfahrung mit der
Schuldenfalle gemacht hat.

Damit möchte ich sagen: Die Folgekosten dieser Krise werden viel teurer,
als das irgendjemand in den Medien bislang vorgerechnet hat.

Da hilft kein Öffnen der Geldschleusen durch die EZB, das ist nur eine
flankierende und notwendige Maßnahme. Da wird der Ruf nach dem Staat
laut, und der Staat wird diesem Ruf folgen.

Wenn wir also irgendwann einmal COVID-19 in den Griff bekommen, wird man
sehen, wie viele Menschen ihre Existenz verloren haben. Wie ich unsere
Medien kenne, werden Geschichten von Einzelschicksalen nur so auf uns
hereinprasseln, bis wir überzeugt sind, dass unser Wirtschaftssystem
nicht mehr so wie früher funktioniert. Erst dann wird die Politik genug
Geld zur Verfügung stellen, um die schlimmsten Schicksale aufzufangen.

Wir der DAX im Rahmen dieser zweiten Panikwelle ein neues Tief erzielen?
Ich weiß es natürlich nicht, werde mich aber darauf vorbereiten.

Und wenn wir uns dann von diesem Schrecken erholen, unsere Wirtschaft
wieder angelaufen ist und wir aufstehen, den Staub abklopfen und das
Krönchen richten, kommt der Wirt mit der Rechnung. Wir werden
feststellen, dass der europäische Zahlmeister Deutschland nicht mehr
zahlen kann. Italien und Frankreich bezahlen alles, ohne das Geld zu
haben. In den USA, wo das Gesundheitssystem sowie die soziale
Absicherung deutlich schlechter sind als bei uns, wird die Verschuldung
nie geahnte Höhen erreichen.

Nie geahnte Höhen? Schauen Sie sich mal die Notenbankbilanz der
US-Notenbank an:

https://fred.stlouisfed.org/series/WALCL

Im Rahmen der Finanzkrise 2007 bis 2009 hat die US-Notenbank ihre Bilanz
verdreifacht. Ein Aufblähen, das als nicht gesund galt, aber die
Notenbank versprach eine baldige Rückführung. Die Graphik
veranschaulicht sehr gut, was von diesem Versprechen zu halten ist.

Dank der Nullzins-Politik der Notenbanken können die Staaten ihre großen
Schuldenberge bedienen: 0% auf unendlich sind immer noch Null Euro. Doch
ein funktionierendes System sieht meiner Einschätzung nach anders aus.
Irgendwie werden die Menschen mit dieser Situation nicht zufrieden sein.

Solange die Zinsen bei Null bleiben und die Menschen der eigenen Währung
trauen, kann dieses System noch lange weiterlaufen. Die Bundesregierung
hat letzte Woche eine 10 Jahre laufende Bundesanleihe zu einem Zins von
-0,77% ausgegeben, der niedrigste Zins aller Zeiten. Die Finanzierung
der oben genannten direkten Hilfsleistungen ist also kein Problem, im
Gegenteil: Die Bundesregierung muss nicht nur keine Zinsen dafür zahlen,
sondern sie kommt sogar noch Zinsen :).

Mir wird nur schwindelig bei der Vorstellung, dass dieses Ausnahmesystem
aus Zeiten der Finanzkrise nun zur Gewohnheit wird.


PROFITEURE DER NEUEN WELT

Ich denke, viel mehr Menschen als zuvor werden auch nach der Coronakrise
die Vorteile eines Heimarbeitsplatzes nutzen wollen. Die lästige
Gurkerei zur Arbeit und zurück entfällt, wir tun sogar was Gutes für die
Umwelt, wenn wir unser Auto stehen lassen. Videokonferenzen werden zur
Gewohnheit (Zoom Communication, TeamViewer), Online-Bestellungen werden
zunehmen (Amazon, Zalando, Zooplus, Shop Apotheke). Kontaktlose
Zahlungsmethoden werden sich stärker ausbreiten (Apple, Square, Google,
Wirecard). 3D-Drucker, die Ersatzteile und Produkte vor Ort erstellen,
werden sich ausbreiten, um die Produktion vor Ort, das Zurückdrehen der
Globalisierung zu unterstützen (HP).

Das Gesundheitssystem wird überarbeitet: Größere Vorräte an
Schutzkleidung / Atemgeräten / Schutzhandschuhen etc. werden vorgehalten
und vorzugsweise werden einige Unternehmen motiviert, im eigenen Land zu
produzieren (Drägerwerk).

Das alles sind Veränderungen, die nachhaltig wirken werden. Wenn wir
hoffentlich in den kommenden Tagen die Gelegenheit bekommen, ein wenig
Cash zu generieren, würde ich die frei gewordenen Mittel anschließend in
diese Bereiche stecken, und in Gold.



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05. Wunschanalyse
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Eine Bilanzanalyse macht in diesesn Krisentagen keinen Sinn:
Entscheidend für eine Investmententscheidung ist die Abschätzung des
Verhaltens der Politik. Entsprechend habe ich die heutige Wunschanalyse
schwerpunktmäßig auf dieses Thema abgestellt. Ich denke, bevor ich über
politische Enthsciedungen spekuliere, schaue ich mir lieber eine der
vielen Aktien an, die in den vergangenen Tagen zu UNrecht ausverkauft
wurde.


Verstaatlichung und Direkthilfen

Fr, 20. März um 21:18 Uhr
Die Deutsche Lufthansa stellt anlässlich der Coronakrise ihren
Flugbetrieb weitgehend ein. Es werden noch ein paar Urlauber zurück nach
Deutschland geholt, einige wenige notwendige Linienflüge werden noch
aufrecht erhalten, aber das sind dann nach Aussage von CEO Carsten Spohr
nur noch 5% der normalerweise betriebenen Flüge. 700 der 763
Lufthansa-Flieger bleiben am Boden.

Auf eine solche Krise war die Deutsche Lufthansa nicht vorbereitet und
ohne die Zusage der Bundesregierung, Lufthansa als systemrelevanten
Dienstleister am Leben zu halten, würde die Lufthansa nun mit der
Insolvenz flirten.

In dieser Situation ist es in meinen Augen nur eine Frage der Politik:
Wird man die Deutsche Lufthansa verstaatlichen, oder schenkt man ihr das
Geld, das sie in diesen Tagen benötigt? Oder etwas differenzierter
ausgedrückt: Wie viel darf man der Lufthansa schenken und wie viele
Anteile an der Lufthansa darf der Bund für seine Rettung einfordern?

Was soll ich mir da die Bilanz der Lufthansa anschauen, was bringt die
Dividendenrendite einer nicht ausbezahlten Dividende? Was soll ich mit
einem KGV von 2 anfangen, wenn über die Zukunft in der Politik
entschieden wird?

POLITISCHE ENTSCHEIDUNG HÄNGT AN STIMMUNG DER BEVÖLKERUNG

Die Politik wird das tun, was das Volk von ihr erwartet. Ich kann das
derzeit noch nicht absehen, ob das Volk eine verstaatlichte Lufthansa
sehen möchte, oder bereit ist, dem Konzern Geld zu schenken. Vermutlich
wird es eine Mischung geben, wie oben beschrieben. Ein Teil an
Direkthilfen und ein anderer Teil gegen eine Beteiligung.

Lufthansa selbst geht selbstbewusst davon aus, länger durchzuhalten als
die anderen. Das erinnert mich an die beiden Wanderer in Kanada. Der
eine kommt mit Wanderschuhen, der andere mit Turnschuhen. Fragt der
eine, was willst Du mit Turnschuhen in den Bergen wandern? Sagt der
andere: Ich kann damit vor Grizzli-Bären weglaufen. Sagt der eine
wieder: Aber selbst mit Turnschuhen bist Du nicht schneller als ein Bär.
Sagt der eine: Das nicht, aber ich bin dann schneller als Du.

COMMERZBANK ALS MAHNENDES VORBILD

Im Rahmen der Finanzkrise hat sich der Staat an der Commerzbank
beteiligt. Bis heute hält der Bund noch 15% an der Commerzbank und
wartet auf Kurse, die einen Ausstieg mit einem vertretbaren Verlust
ermöglichen – doch bislang hat die Aktie dem Bund diesen Gefallen nicht
getan.

Diese Erfahrung im Hinterkopf wird die Bevölkerung wohl eher gewillt
sein, höhere Direkthilfen zu akzeptieren als den Bund mit einer
Stimmenmehrheit in den Aufsichtsrat zu schicken.

Immerhin hat sich auch Großinvestor und Unternehmer Heinz Hermann Thiele
aus München eine Meinung gebildet. Er hat seinen Anteil an Lufthansa von
5 auf 10% erhöht. Auch er geht also davon aus, dass der Bund den
Großteil der Hilfe verschenkt und nur einen symbolischen Anteil an der
Lufthansa einfordert.

ANTI-GLOBALISIERUNG

Ich fürchte, eine Erfahrung aus der Coronakrise wird sein, dass die
Globalisierung ein wenig zurück gedreht wird. Die Geschäftsreisen werden
seltener, Videokonferenzen werden stärker genutzt. Urlaube werden
zweimal durchdacht, vielleicht tut es künftig auch eine Reise in die
nähere Umgebung. Die Luftverkehrszahlen aus dem Jahr 2019 werden meiner
Einschätzung nach in den kommenden Jahren erst einmal unerreicht
bleiben.

Entsprechend ist also auch nicht zu erwarten, dass die Lufthansa nach
einem kleinen Schluckauf durch die Coronakrise schon bald wieder auf ihr
ursprüngliches Geschäfts- und damit auch Aktienkursniveau zurückkehren
wird. Vielmehr wird man den Konzern schmerzhaft an die geschrumpften
Märkte anpassen müssen.

KURSEINBRUCH NICHT SCHNELL AUFHOLBAR

Die Aktie ist von 15 Euro Ende Februar auf nunmehr 9 Euro um 40%
eingebrochen. Doch schon Ende Februar war die Lufthansa aufgrund der
Überkapazitäten im europäischen Luftraum nur ein Schatten ihrer selbst:
Anfang 2018 stand die Aktie noch über 30 Euro.

37 Mrd. Euro Jahresumsatz führten 2019 zu einem Gewinn (EBITDA) von 4,7
Mrd. Euro. Nach Steuern und anderen Effekten blieben noch 2 Mrd. Euro
übrig. Bei einem aktuellen Marktwert von knapp über 4 Mrd. Euro bräuchte
die Lufthansa nur zwei Jahre, um Ihr Aktieninvestment in Form von
Gewinnen vollständig zurückzuzahlen..., wenn die Krise nicht wäre.

Die Nettoverschuldung beträgt 6 Mrd. Euro. Die Bewertung ist damit so
niedrig, dass Unternehmer Thiel offensichtlich Chancen sieht. Bei 36
Mrd. Euro Jahresumsatz und ordentlicher Gewinnmarge in normalen Zeiten
hat die Lufthansa sicherlich noch einigen finanziellen Spielraum, um die
Kosten der Krise zu stemmen.

FAZIT

Den Zahlen zufolge muss man also in Lufthansa investieren. Vor dem
Hintergrund der bislang unüberschaubaren weiteren Entwicklung der
Coronakrise darf man in Lufthansa nicht investieren.

Ich würde zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung wie folgt treffen: Es
gibt genügend Aktien, die unberechtigt im Rahmen der Ausverkaufswelle in
den Abgrund gerissen wurden, obwohl deren Geschäft kaum oder gar nicht
von der Krise betroffen ist, teilweise sogar davon profitieren könnte.
Warum soll ich da dieses (politische = unberechenbare) Risiko eingehen?



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06. Optionsscheinwahnsinn
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Zeitwertverlust und Volatilitätsrisiko

Fr, 20. März um 18:52 Uhr
In den Tagen vor dem Crash und während des Crashs habe ich drei E-Mails
bekommen, in denen ich gefragt wurde, warum wir uns nicht mit einem Put
abgesichert hätten. Eine E-Mail war auch dabei, in der ich einen Call
empfehlen sollte.

Diese Fragen erreichen mich kontinuierlich: Put-Absicherungen hätte ich,
wenn ich meinen Lesern folgen würde, in den vergangenen Monaten
kontinuierlich eingehen sollen. Doch das Problem mit Puts ist, dass sie
an Wert verlieren, wenn nichts passiert. Nur wenn man den Ausverkauf
plus minus wenige Tage richtig erwischt, kann man die in den Aktien
erlittenen Verluste damit teilweise ausgleichen.

Wenn man jedoch über einen längeren Zeitraum immer wieder neue
Absicherungen eingeht, wird der Spaß sehr teuer.

Ich habe mich daher vor einigen Jahren dazu entschieden, Aktien zu
verkaufen, wenn ich das Kursniveau für sehr hoch halte. Das kostet
nichts, im Gegenteil, das bringt Cash aufs Konto. In den Tagen vor dem
Crash hatten wir mit über 30% den höchsten Cashbestand seit langem.

Wer jetzt mit einem Call auf eine Gegenbewegung spekuliert, der läuft in
eine andere Falle: die Volatilitätsfalle. Der Preis, den Spekulanten für
Optionsscheine zu zahlen bereit sind, errechnet sich aus einer Vielzahl
an Einflussfaktoren. Die Zeit bis zur Fälligkeit spielt eine wesentliche
Rolle, wie oben anhand des Puts bereits erläutert. Der Preis des
zugrunde liegenden Wertes ebenfalls. Und die Volatilität.

Mit Volatilität bezeichnet man die Schwankungsbreite des zugrunde
liegenden Wertes, sagen wir DAX. Wenn der DAX also über Monate
kontinuierlich nach oben klettert, ohne größere Korrekturen zu
durchlaufen, sinkt die Volatilität unter 20, zuletzt sogar unter 15 und
im Extremfall sogar unter 12. Optionsscheine, Call und Puts, sind in
solchen Phasen "günstig".

Nun ist der DAX binnen drei Wochen von 13.750 auf 8.200 Punkte gefallen.
Der schnellste Crash aller Zeiten, nicht einmal 1987 (Stopp-Loss-Crash
im Oktober) und auch nicht 1929 (Große Wirtschaftskrise / Depression)
verzeichneten solch heftige Kurseinbrüche in so kurzer Zeit. Die
Volatilität ist dadurch in die Höhe geschossen.

Der US-Volatilitätsindex VIX ist über 85 geschossen, nicht einmal im
Rahmen der Finanzkrise 2007 wurde ein solcher Wert erreicht.

Das heißt, Optionsscheine, auch Calls, sind derzeit sehr teuer.

Wenn nun tatsächlich eine Gegenbewegung an den Aktienmärkte erfolgt,
dann wird sich die Schwankungsbreite der Aktienmärkte nicht weiter
vergrößern. Und wenn dann die Tage aus der Berechnung fallen, an denen
der DAX noch über 13.000 stand, während die Erholungsbewegung sich
fortsetzt, dann wird die für die Berechnung der Volatilität während der
letzten Tage zugrunde gelegte Bandbreite immer kleiner. Die Volatilität
nimmt ab.

Der Effekt der rückläufigen Volatilität im Rahmen der Gegenbewegung
nimmt einen Teil der Gewinne weg. Die Gegenbewegung muss eine
Mindestgeschwindigkeit an den Tag legen, um diesen Effekt auszugleichen.
Selbst wenn der DAX langsam steigen würde, könnten Sie mit einem Call in
diesem Fall noch Geld verlieren.

Wer jetzt also mit Call-Optionen auf eine Gegenbewegung spekuliert, der
hat ungeachtet der Börsenentwicklung schon mal zwei Gegner: Die Zeit und
die Volatilität.

Ein ungleicher Kampf! Lassen Sie die Finger davon.



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07. Update beobachteter Werte: Twitter, VMWare, Wacker Neuson, Wheaton
Precious Metals, Barrick Gold, BB Biotech, Zuora, Spotify, Verbio
Vereinigte BioEnergie, Nvidia, ServiceNow, InnoTec TSS, Freenet,
Deutsche Post, BASF, Münchener Rück, Hugo Boss, Sixt, Goldmünzen &
Goldbarren, Nokia-Anleihe, Südzucker-Anleihe
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter
www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort
finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Twitter
Unter den Möglichkeiten

Fr, 20. März um 20:50 Uhr
Twitter bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es ist ein
Nachrichtenkanal, der von Politikern, Prominenten und "Influenzern"
intensiv genutzt wird. Journalisten, Intellektuelle und auch ich
verlassen sich immer mehr auf Twittermeldungen als verlässliche Quellen,
solange der Autor bekannt ist. Jeder kennt Twitter, viele lesen Twitter,
aber noch nicht alle. Und einige wenige verbreiten Meldungen über
Twitter.

Im Gegensatz zu den anderen sozialen Medien (Facebook, Snap & Instagram)
erfreut sich Twitter über eine große Bekanntheit, einen guten Ruf aber
eine vergleichsweise geringe Nutzung.

Elliot Management, der Hedgefonds um Paul Singer, und Silver Lake, ein
weiterer großer Investor, haben Anteile an Twitter im Wert von einer
Milliarde US-Dollar gekauft und streben Veränderungen im Management an.
Jack Dorsey hebe das Potential von Twitter nicht ausreichend, so der
Vorwurf.

Jack Dorsey, Gründer und Teilzeit-CEO von Twitter, hat bereits seine
Afrika-Ambitionen eingedampft. Nun steht er unter Zugzwang: Facebook
(auch Eigentümer von Instagram) und Snap sind deutlich profitabler als
Twitter, der Umsatz je Nutzer ist deutlich höher. Jack Dorsey hat sich
um Twitter wie um eine Liebhaberei gekümmert, doch jetzt muss er zeigen,
dass sich damit auch Geld verdienen lässt.

Der Weg, den aktivistische Investoren wie Paul Singer einschlagen, ist
ganz einfach: Es wird aufgezeigt, was das Management tun sollte und es
werden Vergleiche zum Wettbewerb gezogen oder andere "Beweise", warum
alles besser sein könnte. Danach hat das Management (Dorsey) einige
Monate Zeit, um die Vorgaben von Paul Singer umzusetzen. Gelingt es ihm,
darf er seinen Posten behalten. Schafft er es nicht, wird Singer andere
Aktionäre davon überzeugen, dass ein anderer CEO seine Vorstellungen
besser umsetzen kann. Dorsey würde dann fliegen.

Somit gibt es drei Möglichkeiten für Twitter: Entweder Dorsey schafft es
und behält seinen Job, oder er schafft es nicht und ein anderer macht
es, oder aber die Vorstellungen von Singer sind nicht realistisch. Bei
letzterem Szenario würde die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau bleiben.
Beim ersten Szenario würde die Aktie schnell ansteigen. Wenn ein anderer
CEO geholt werden muss, dauert's halt ein wenig.

Unterm Strich ist die Entwicklung positiv für uns, denn Twitter wird
aller Voraussicht nach den Bewertungsunterschied zu seinen Wettbewerbern
verkleinern. Aktuell notiert Twitter mit einem KGV 2021 von nur noch 20.
Der Gewinn und der Umsatz wachsen mit je 14% p.a., die täglichen Nutzer
wachsen sogar mit 17%.

Bei Facebook und Snap ist das Nutzerwachstum langsamer, dennoch ist das
Bewertungsniveau höher. Grund dafür ist das bislang noch bessere
Geschäftsmodell der Wettbewerber, sie quetschen mehr Geld aus jedem
Nutzer heraus. Doch genau das soll sich ja jetzt ändern.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Rule 40: Umsatzwachstum und
Gewinnmarge sollten in Summe einen Wert über 40 ergeben. Wenn also viel
Verlust gemacht wird, dann sollte das Umsatzwachstum das Minus bei der
Gewinnmarge überkompensieren. Für Twitter können wir heute schon eine
Gewinnmarge von 42% ansetzen, hinzu kommt das Umsatzwachstum von 14%,
die Ziffer landet also sogar bei 56, die Regel ist erfüllt. Damit werden
also auch aggressive Wachstumsspekulanten auf twitter aufmerksam.

@COVID-19: Natürlich ist auch die Twitter-Belegschaft davon betroffen
und arbeitet von zu Hause bzw. in kleinen Gruppen. Grundsätzlich würde
ich aber meinen, dass Twitter deutlich weniger betroffen ist als viele
andere Unternehmen: Zum einen ist es ein digitales Unternehmen des 21.
Jahrhunderts, alle Mitarbeiter sind technikaffin, können also
Online-Konferenzen abhalten/ daran teilnehmen. Zum anderen werden für
den Vertrieb keine vor Ort Termine benötigt, die Nutzung durch die
Massen verbreitet sich durch einzelne Empfehlungen anderer Nutzer.

Ich gehe also davon aus, dass Twitter zu den Aktien gehört, die diese
Krise besser wegsteckt, als viele andere Unternehmen.

Bislang hat Twitter 46% seit Ende Februar verloren.


VMWare
Cloud-Wachstum

Fr, 20. März um 17:16 Uhr
VMWare bietet die Software für die Virtualisierung von Servern an. Die
gesamte Heibel-Ticker Infrastruktur, derzeit 5 Server, liegt auf
virtuellen Servern. Rechenzentren verwenden VMWare, um auf einem
physischen Rechner mehrere Kundeninstallationen von virtuellen Servern
zuzulassen, deren Konfigurationen unterschiedlich sein können und sich
dennoch nicht in die Quere kommen. Die Leistung eines Rechners kann also
an mehrere Kunden vermietet werden.

Das ist sinnvoll, denn der eine Kunde braucht viel Speicherplatz,
während der andere nur schnelle Prozessoren braucht und der Dritte, wie
ich beispielsweise, benötigt hauptsächlich einmal pro Woche für den
Newsletterversand viel Rechenleistung.

VMWare hat ein Umsatzwachstum von 18% und eine Gewinnmarge von 59%, die
Rule 40 ist mit einem Wert von 77 gut erfüllt. 18% Umsatzwachstum werden
mit einem KGV 2021 von 18 bewertet.

Das Unternehmen stellt seine Cloud-Dienste nun auch auf ein
Cloud-Geschäftsmodell um, Kunden zahlen also Abogebühren und keine
Lizenzgebühren mehr. Wie bei Adobe, SAP und vielen anderen Unternehmen
führt diese Umstellung kurzfristig zu einer Wachstumsverlangsamung und
somit auch zu einem Gewinnrückgang, doch in ein oder zwei Jahren wird
eine höhere Gewinnmarge als positives Resultat sichtbar werden.

Die halbe Welt sitzt in diesen Tagen zu Hause und nutzt das Internet.
Die Nutzung von Cloud-Dienste wie Netflix, Dropbox, Spotify und
TeamViewer ist bereits angesprungen, und somit sind auch die Produkte
von VMWare eigentlich gefragt.

Eigentlich, denn VMWare hat ein B2B-Geschäftsmodell, Kunden sind die
Betreiber von Rechenzentren und große Unternehmen. Per Videokonferenz
lassen sich zwar die Vorteile des Produkts gut kommunizieren, doch eine
Unterschrift unter den Vertrag bekommt man in diesem Geschäft auch heute
noch meistens nur dann, wenn man dem Kunden den Vertrag persönlich unter
die Nase hält.

Ich kann derzeit noch nicht abschätzen, welcher Effekt stärker wiegt:
Der Bedarf an Cloud-Infrastruktur, der VMWare neue Kunden zutreiben
wird, oder aber die Zurückhaltung der Geschäftskunden, bis die Krise
überstanden ist.

Bislang hat VMWare seit Ende Februar 45% verloren.


Wacker Neuson
Prognose gestrichen

Fr, 20. März um 17:19 Uhr
Wacker Nelson hat noch am 9. März eine Prognose beschlossen, die unter
Berücksichtigung der bis dato bekannten Daten zur Coronakrise von einem
gleichbleibenden bzw. leicht rückläufigen Umsatz bei gleichbleibender
bzw. leicht rückläufiger Marge ausging. Nur eine Woche später wurde
diese Prognose jedoch bereits durch die jüngsten Entwicklungen wieder
gestrichen, nun gibt es keine Prognose mehr.

Interessant an den Ausführung war, dass Wacker Neuson nicht eine
Nachfrageschwäche, sondern Produktionsprobleme für die anstehenden
Herausforderungen verantwortlich macht. Die Lieferketten würden durch
die Coronakrise unterbrochen, so das Management.

Nachdem ich zu Beginn der Krise davon ausging, dass durch ein
Konjunkturprogramm der Wirtschaft unter die Arme gegriffen werden kann,
fürchte ich inzwischen, dass die Hilfen viel rudimentärer ausfallen
müssen und werden: Direkthilfen wurden bereits angekündigt. Ob und wie
stark Wacker Neuson tatsächlich von der Krise betroffen ist, lässt sich
derzeit nicht abschätzen.

Um Engpässe in der Lieferkette abzufangen, hat das Unternehmen nun
beschlossen, die Werksferien, die jährlich im Sommer stattfinden, auf
April vorzuziehen. Anschließend werde man Möglichkeiten der Kurzarbeit
prüfen. Das sind ja schon mal zwei intelligente Entscheidungen, finde
ich.

Die Verschuldung ist gering. Von einer Dividendenkürzung ist bislang
keine Rede, die erwartete Rendite beträgt auf dem aktuellen Kursniveau
stolze 6,7%. Das KGV 2021e ist 5 extrem niedrig... aber das wird nicht
durch einen Kursanstieg korrigiert, sondern vermutlich durch einen
Gewinneinbruch.


Wheaton Precious Metals
Märkte funktionieren nicht mehr richtig

Fr, 20. März um 20:51 Uhr
Am Montag früh, während ich mein letztes Update schrieb, brach Wheaton
Precious zeitweilig um 30% ein. 30% Tagesminus. Im Vergleich zum Hoch
von Ende Februar war die Aktie damit nur noch halb so teuer. Doch binnen
weniger Stunden schoss die Aktie wieder nach oben und beendete den Tag
mit einem Minus von nur noch 2%. Ein klares Zeichen dafür, dass am Markt
nicht mehr Menschen, sondern Maschinen am Werk sind, denn welches
Unternehmen kann in den Augen seiner Eigentümer binnen weniger Stunden
30% seines Wertes verlieren und dann wieder hinzugewinnen?

Wir wissen also nun, dass Kräfte am Werk sind, die manchmal
Entwicklungen übertreiben, manchmal sogar in die falsche Richtung
treiben. Für den Edelmetallmarkt sehe ich die aktuelle Entwicklung als
falsch an. Notenbanken öffnen ihre Schleusen, Regierungen sprechen von
und versprechen Helikoptergeld (Direkthilfen für Kleinunternehmen).
Sowohl unser gesellschaftliches als auch wirtschaftliches System wird
derzeit aus den Angeln gehoben. Vor Edelmetallhändlern bilden sich lange
Schlangen. Der Goldpreis müsste eigentlich durch die Decke gehen.

Tut er aber nicht, auch nicht der Silberpreis. Im Gegenteil: Silber ist
von 18 auf 12 USD/Oz gefallen (-33%), Gold von 1.680 auf 1.480 USD/Oz
(-12%). Minenaktien und eben auch Wheaton Precious haben diese
Entwicklung übertrieben mitgemacht. Hintergrund ist meiner Einschätzung
nach die Geldnot vieler Spekulanten.

Über Jahre, und insbesondere in den vergangenen Monaten, wurde viel Geld
in Gold und Silber, in Lizenz-Unternehmen wie Wheaton Precious, in
Minenbetreiber wie Barrick Gold geparkt, um für schlechte Zeiten
gewappnet zu sein. Spekulanten möchten genau dann, wenn die Aktienmärkte
einbrechen, eine sichere Cash-Quelle haben. Und das sind Edelmetalle,
ist der Edelmetallmarkt. Und so bedient man sich dieser "Cash-Reserve",
um nach den heftigen Verlusten am Aktienmarkt wieder neues Spielgeld zu
haben.

Dadurch konnte der Edelmetallmarkt seiner Aufgabe nur bedingt gerecht
werden: Zwar hielten sich die Werte zunächst stabil, doch schon bald
kamen andere Verkäufer hinzu: Margin Calls. Spekulanten, deren
Spekulationen auf Pump finanziert und durch ihren Goldbestand
abgesichert waren, mussten durch die Kursverluste Sicherheiten
nachschieben. Und als Sicherheit kann Cash zu 100% beliehen werden, eine
Minenaktie oder ein Goldzertifikat nur zu einem variablen Anteil.

Der Prozess läuft wie folgt: Der Spekulant, der nicht ausreichend
Sicherheiten hat, wird aufgefordert, bis zu einer bestimmten Uhrzeit
Sicherheiten (Bargeld!) zu liefern. Geschieht dies nicht, hat der Broker
die Befugnis, Papiere aus seinem Depot zu verkaufen ... ohne Rücksicht
auf den Kurs. Und so muss es am Montag Vormittag jemanden gegeben haben,
dessen Position in Wheaton Precious liquidiert wurde. Mangels Nachfrage
führte diese Aktien schon bei geringem Handelsvolumen zu dem oben
beschriebenen heftigen Ausverkauf. Erst als der Margin Clark, so heißt
der Mitarbeiter des Brokers, der das umsetzen muss, fertig war, endete
der Kursrutsch und binnen weniger Minuten stand die Aktie fast wieder
auf dem Niveau des Vortages.

Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen meiner Einschätzung nach
solche Ereignisse noch häufiger sehen.

Bewertung: Der Gewinn von Wheaton Precious soll Analystenschätzungen
zufolge in den kommenden fünf Jahren um jährlich 19% steigen. Das KGV
2021e steht bei 30. Damit beträgt das KGV weniger als das doppelte des
Gewinnwachstums, die Aktie ist daher im Rahmen dessen, was ich als fair
bewertet betrachte.

Für das Jahr 2020 wird eine gleichbleibende Goldproduktion von 685.000
bis 725.000 Unzen von Gold-Äquivalent erwartet (2019 waren es 707.000).
Dabei wird Silber und Palladium in ein Gold-Äquivalent umgerechnet. Je
nach Goldpreis wird sich dann der Umsatz entwickeln. Wenn der Goldpreis
steigt, wird auch der Umsatz entsprechend steigen, der Gewinn sodann
aufgrund gleichbleibender Kosten springt dann überproportional an.

Wheaton Precious ist kein Minenbetreiber, sondern hat Minenbetreiber
finanziert und wird nun mit der Belieferung von Gold ausbezahlt. Das
attraktive daran ist, dass für Wheaton Precious durch den Minenbetrieb
keine unvorhersehbaren Kosten mehr anfallen. Das Haar in der Suppe
dieses Geschäftsmodells ist, dass es in der Hand des Minenbetreibers
ist, wie viel Gold geliefert wird (ein festgelegter Anteil der
Produktion). Fällt die Minenproduktion also hinter die Erwartungen,
kostet es Wheaton Precious nichts, das Unternehmen muss nur länger auf
seine Bezahlung warten.

COVID-19: Natürlich ist zu erwarten, dass auch Minen weltweit durch das
Coronavirus Beeinträchtigungen in der Produktion spüren werden.
Entsprechend ist ein Teil des Ausverkaufs bei Wheaton Precious
sicherlich auch berechtigt. Die Rückzahlung der Kredite verschiebt sich
also in die Zukunft.

Gleichzeitig gehe ich jedoch davon aus, dass die Liquiditätsschwemme,
die fiskalpolitischen Maßnahmen und das Chaos in unseren
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen den Goldpreis antreiben
wird und somit das längere Warten überkompensieren wird. Für die
kommenden Monate erwarte ich, dass Wheaton Precious im Rahmen von
Ausverkaufswellen und von Panik immer wieder unter die Räder geraten
wird. Anschließend dürfte sich die Aktie jedoch deutlich stärker erholen
als der Gesamtmarkt.


Barrick Gold
Randgold CEO repariert Barrick Gold

Fr, 20. März um 21:19 Uhr
Vor zwei Jahren hat Barrick Gold die von Dr. Dennis Mark Bristow
gegründete und aufstrebende Goldmine Randgold übernommen, Bristow wurde
nach der Übernahme CEO von Barrick Gold. Mit striktem Kostenmanagement
und gezielten Investitionen hat Bristow den Giganten Barrick Gold wieder
auf Wachstumskurs gebracht. Die Früchte seiner Arbeit kamen gerade zum
Tragen, als die Coronakrise nun zuschlug.

Der Gewinn wird Schätzungen zufolge jährlich um 14% anwachsen, das
Bewertungsniveau ist mit einem KGV 2021 von 20 in meinen Augen fair.

In einem Interview Anfang März hat Bristow ausführlich zur Coronakrise
Stellung genommen. Seine Aussage war, dass man in der Minenindustrie
bereits mit so vielen Unsicherheitsfaktoren zu kämpfen habe, dass man
sich gut für diesen weiteren Unsicherheitsfaktor gerüstet sehe.

Ungeachtet dessen ist auch die Aktie von Barrick Gold in den vergangenen
Wochen heftig unter die Räder gekommen: -28% bis dato, ein Ende ist
nicht in Sicht. Für Barrick Gold gilt ähnlich wie für Wheaton Precious,
dass auch diese Aktie aus dem Edelmetallsektor zum Parken von Cash
verwendet wurde und nun zum einen verkauft, zum anderen liquidiert wird.
Ich gehe davon aus, dass auch Barrick Gold im Rahmen einer
Marktberuhigung stärker ansteigen wird als der breite Markt.


BB Biotech
Online-HV ermöglicht Dividendenzahlung

Fr, 20. März um 20:52 Uhr
BB Biotech hat am Donnerstag seine Hauptversammlung Online abgehalten.
Aktionäre waren aufgrund von COVID-19 nicht zugelassen, alle
Abstimmungen erfolgten durch "Stimminstruktionen an den unabhängigen
Stimmrechtsvertreter". DA die Tagesordnungspunkte und die abzustimmenden
Themen vorher bekannt gegeben werden müssen, war es den Aktionären
möglich, ihre Stimme gezielt abzugeben. Wer allerdings seine Abstimmung
von den auf der HV ausgegebenen Informationen abhängig machen wollte,
der konnte das nicht tun.

Sehr selten verlaufen HVs so, dass die Stimmung durch Wortbeiträge oder
dort neue herausgegebene Informationen überraschend kippt, daher halte
ich diese Vorgehensweise für die derzeitige Krisensituation für
angemessen. Denn immerhin kann BB Biotech dadurch nun die Dividende
ausschütten. Der Vorstand und der Verwaltungsrat unterbreiten den
Aktionären auf der Hauptversammlung den Vorschlag für die
Gewinnverwendung und darüber wird dann abgestimmt. Ohne die Zustimmung
der Aktionäre kann keine Dividende ausgeschüttet werden.

BB Biotech schüttet also 3,40 CHF (ca. 3,23 EUR) je Aktie aus. Das
entspricht beim derzeitigen Aktienkurs einer Dividendenrendite von 6,7%.

In den vergangenen zwei Jahren hat BB Biotech das Portfolio seiner rund
30 BioTech-Beteiligungen grundlegend umgestellt: Einige erfolgreiche,
inzwischen große Biotech-Beteiligungen wurden verkauft und viele neue
Beteiligungen wurden eingegangen.

So findet sich beispielsweise auf Moderna mit einem Portfolioanteil von
2,6% im Portfolio von BB Biotech. Moderna ist das Biotech-Unternehmen,
das nach nur 42 Tagen einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt
hat. Diese Woche wurde medienwirksam der erste Proband in Seattle mit
dem Impfstoff geimpft. Der Weg vom Probanden bis hin zur Freigabe des
Impfstoffes für die gesamte Bevölkerung ist weit. Experten kalkulieren
für einen beschleunigten Prozess mit 18 Monaten. Dennoch hält Moderna
die Hoffnung aufrecht, vielleicht schon viel früher impfen zu können.

CureVac wurde in dieser Woche ebenfalls heiß diskutiert: Donald Trump
hätte Interesse an dem kleinen schwäbischen Unternehmen gezeigt, so die
Schlagzeile. Anteilseigner Dietmar Hopp (nicht Hasso Plattner) denkt
jedoch gar nicht daran, seine 80% zum Verkauf zu stellen. CureVac schürt
ebenfalls die Hoffnung, noch im laufenden Jahr einen Impfstoff
zugelassen zu bekommen.

Im Licht der dramatischen Ereignisse der vergangenen Tage kann ich mir
durchaus vorstellen, dass die behördlichen Zulassungsvorgänge besonders
schnell vonstatten gehen, und dass die Anforderungen gegebenenfalls
angepasst werden. So darf kein Impfstoff mit ungeklärten Nebenwirkungen
gesunden Patienten verabreicht werden. Wir wollen ja niemanden krank
machen. Ich bin gespannt, wie lange es letztlich dauern wird, bis alle
Anforderungen geklärt sind.

BB Biotech ist natürlich eine willkommene Portfoliokomponente in diesen
turbulenten Börsenzeiten. Doch nur 0,2% des Portfolios beschäftigen sich
mit der Virologie, es scheint sich um Moderna zu handeln, die daneben
noch andere Forschungsgebiete haben. Damit hebt BB Biotech natürlich
nicht ab, wenn Moderna tatsächlich einen Impfstoff zugelassen bekommt.
Dennoch zeigen die jüngsten Entwicklungen, wie stark die Medizin
inzwischen auf die Biotech-Forschung angewiesen ist.

Die Auszahlung der Dividende in diesen turbulenten Zeiten dürfte der
Aktie, die seit Ende Februar zwischenzeitlich 23% verloren hatte,
Stabilität geben. Am Donnerstag Abend ist die Aktie in Folge der
erfreulichen Meldungen von der Hauptversammlung um 10% angesprungen.


Zuora
Schwache Zahlen, Umbruch

Fr, 20. März um 18:11 Uhr
Ende letzter Woche hat Zuora Quartalszahlen veröffentlicht, die hinter
den Erwartungen der Analysten blieben. Der Umsatz wuchs um 11% auf 70,4
Mio. USD, erwartet wurden 72 Mio. USD. Der Verlust betrug 21 Cents je
Aktie, fünf Cents mehr als erwartet. Gleichzeitig gab der CFO seinen
Abschied bekannt. Man sollte meinen, die Aktie bricht nach einer solchen
Meldung und vor allem in diesem Marktumfeld ein.

Doch das ist nicht (mehr) geschehen - immerhin hatte Zuora bereits 50%
seines Marktwertes im Vorfeld verloren. Für mich sieht es nach einem
"schlimmer kann's nimmer"-Moment aus. Denn seither hat die Aktie um ein
Drittel an Wert zugelegt. Ein Tropfen auf den heißen Stein, ich weiß,
aber immerhin.

Zuora befindet sich im Umbruch: Das Abo-Produkt wird auf
Abo-Geschäftsmodell umgestellt. Eigentlich irre: Das Unternehmen, das
seinen Kunden Abomodelle verkauft, hat bislang noch einen Großteil
seines Umsatzes durch Beratungsleistungen erwirtschaftet. Die
Beratermannschaft wird derzeit zurückgefahren, man verlässt sich stärker
auf externe Berater, die den Kunden das Produkt erklären und einführen.
Dadurch fällt der Umsatz des Beratungsgeschäfts weg: -13% beträgt die
Umsatzentwicklung im Beratergeschäft.

Gleichzeitig wächst der Umsatz mit dem Abomodell um 25%. Da genau das
Abomodell das Geschäftsmodell von Zuora ist, sind Anleger beruhigt, dass
in diesem Bereich augenscheinlich alles rund läuft. Im Ausblick sprach
CEO Tien Tzuo von vielen Jahren mit Wachstumsraten über 20%.

Der Umbruch ist heftig, doch es scheint zu funktionieren. Anleger, die
in diesen turbulenten Zeiten Sicherheit suchen, haben jedoch nicht die
Geduld für diesen Umbruch. Und wenn ich mir die Unternehmensprognose
anschaue, dann brauchen Anleger genau das: Geduld. Denn auch 2021 stellt
Tzuo nur ein Umsatzwachstum von 11% in Aussicht. Der Umbruch nimmt also
Zeit in Anspruch.

Ich glaube, die Turbulenzen an den Börsen werden uns noch einige Monate
beschäftigen. Stand heute sieht es nach einer Erholung aus, aber an
einen Lauf zu neuen Höhen glaube ich nicht. Ich setze Zuora daher auf
"C", das heißt, in der nächsten Erholung werde ich die Position
verkaufen. Aktuell ist mir die Aktie zu niedrig. Ich werde schauen, wie
sich die heute gestartete Erholung entwickelt und hoffentlich zu
besseren Kursen aus der Position herausgehen. Es gibt bessere Aktien für
diese Börsenphase.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass Zuora eine der großen
Softwarefirmen von morgen werden kann, nur vielleicht müssen wir bis
übermorgen warten und die Geduld habe auch ich nicht.


Spotify
Muckelig

Fr, 20. März um 18:01 Uhr
Hier im Norden habe ich ein schönes Wort kennen gelernt: Muckelig! Damit
bezeichnen die Nordlichter eine gemütliche, kuschelige und angenehme
Atmosphäre, vorzugsweise in dein eigenen vier Wänden. Wir alle sind
aufgefordert, möglichst zu Hause zu bleiben. Also machen es sich viele
Menschen nun muckelig zu Hause.

Schöne Musik gehört auch dazu und so sind wir bei Spotify als einem der
Profiteure der aktuellen Entwicklung.

Verizon hat für die USA veröffentlicht, wie sich die Netzauslastung in
den vergangenen Tagen verändert hat. Online-Spiele führen die Liste an
mit einem Zuwachs von 75%. VPN-Anwendungen wie beispielsweise der
Fernzugriff auf Unternehmensserver durch Mitarbeiter, die von zu Hause
aus arbeiten, ist um 34% angestiegen. Insgesamt ist der Internet-Verkehr
um 20% angewachsen. Video Streaming und Audio-Streaming (Netflix &
Spotify) sind um 20% angewachsen. Auch Skype-, WhatsApp- und
MS-Teams-Videos, TeamViewer und Zoom Communication gehören zu
denjenigen, die einen sprunghaften Anstieg ihrer Video-Dienste erlebt
haben.

So konnte sich die Aktie von Spotify verhältnismäßig stabil behaupten.
Diese Woche wurde sogar ein Plus von 9% verzeichnet.

Im Ausverkauf sind alle Aktien gleich. In den anschließenden
Beruhigungsphasen profitieren genau die Aktien am stärksten, die aus der
Krise gestärkt hervorgehen. Spotify ist eine davon.

Mit einem Umsatzwachstum von zuletzt 24% p.a. gehört Spotify zu den
Wachstumsunternehmen, die Rule 40 wird jedoch nicht erfüllt, da das
Unternehmen alles in das Wachstum investiert und der Gewinn derzeit noch
an der Nulllinie kratzt.


Verbio Vereinigte BioEnergie
Ölpreiseinbruch und Verkehrsstopp belasten

Fr, 20. März um 18:02 Uhr
Verbio profitiert immer dann, wenn Bio-Ethanol gefragt ist. Es gibt
europäische und nationale Vorschriften, 5%, 10% oder gar 15% Bio-Dieses
dem Öldiesel beizumischen, das ist gut für Verbio. Und dann gibt es
Zeiten, in denen der Ölpreis und damit der Spritpreis hoch ist, wo es
sich also lohnt, Bio-Diesel zu kaufen und anzubieten.

Derzeit ist der Ölpreis im Keller, Sie haben den Streit zwischen Saudi
Arabien und Russland sicherlich mitbekommen. Außerdem ist auch der
Zuckerpreis am Fallen. Warum, das verstehe ich derzeit noch nicht. Aber
wenn der Zuckerpreis niedrig ist, ist es für Zuckerproduzenten
vorteilhaft, Zucker zu Ethanol zu verarbeiten, die Konkurrenz zu Verbios
Bio-Ethanol wird also größer.

Entsprechend ist Verbio eine Aktie, die wohl von den aktuellen
Entwicklungen nicht profitiert, sondern darunter leidet. Ich könnte mir
erschwerend sogar vorstellen, dass die europäischen und nationalen
Vorschriften schnell mal gelockert werden, wenn wir mit den
wirtschaftlichen Folgen der Krise zu kämpfen haben.

Daher würde ich Verbio in die Erholung hinein verkaufen. Die Aktie ist
heute um 15% angesprungen. Nach 50% Minus ist auch das nur ein Tropfen
auf den heißen Stein, doch ich könnte mir vorstellen, dass diese Aktie
nicht zu den Gewinnern der Krise gehört und somit gehört sie auch nicht
mehr in unser Portfolio.

Die laufende Gegenbewegung würde ich abwarten, habe aber den Finger am
Abzug bei Verbio.


Nvidia
Performance für muckeliges zu Hause

Fr, 20. März um 17:56 Uhr
Bei Nvidia dreht sich alles um Performance. Wo die Rechenleistung an
ihre Grenzen kommt, muss heute ein besserer Graphikchip her. Die
Rechenprozessoren für die "normalen" Aufgaben der Computer ist gut, doch
wenn es um die Darstellung der Ergebnisse auf dem Bildschirm geht, die
graphische Aufbereitung, gibt es Engpässe.

Um das am einfachen Beispiel eines Spielecomputers zu beschreiben: Wenn
der Prozessor jedes errechnete Bild eines Action-Spiels an den
Graphikchip übermitteln muss, damit das Bild dann dargestellt werden
kann, gibt es Engpässe in der Kommunikation zwischen Prozessor und
Graphikchip.

Wenn nun der Graphikchip viele Rechenleistungen selber übernehmen kann,
dann brauchen weniger Daten zwischen den beiden Chips hin und her
geschaufelt werden, die Performance wird besser.

In den vergangenen Tagen ist der Datenverkehr von Online-Spielen im
Internet um 75% angesprungen. Die Menschen sind zu Hause und vertreiben
sich die Zeit mit Spielen. Viele werden schon bald merken, dass ihre
alten Rechner für die heutigen Spiele nicht mehr ausgelegt sind, ich
erwarte eine Nachfragewelle nach neuen Spielecomputern - dem
Kerngeschäft von Nvidia. Denn noch vor AMD und Intel ist Nvidia
unangefochtener Marktführer gerade bei Graphikchips für Spielecomputer.

Das Umsatzwachstum von Nvidia wird bei 15% erwartet, ich könnte mir aber
aufgrund der jüngsten Entwicklungen eine Beschleunigung des Wachstums
gut vorstellen. Die Lager sind leer, neue Graphikkarten wurden im Markt
platziert und auch diejenigen, die noch einen relativ jungen Computer
haben, werden in den kommenden Monaten mit der Möglichkeit eines
Upgrades auf einen wesentlich leistungsfähigeren Graphikchip oder gleich
Computer konfrontiert.

Die Gewinnmarge liegt bei 26%, damit erfüllt Nvidia sogar die Rule 40:
26+15=41.

Das KGV 2021e steht bei nur noch 23. Ich denke, Nvidia ist inzwischen
günstig bewertet und könnte als einer der Profiteure dieser Krise
hervorgehen.


ServiceNow
Dezentrale IT-Administration

Fr, 20. März um 17:59 Uhr
ServiceNow hilft IT-Abteilungen bei der Verwaltung von Softwarelizenzen
und verschiedener Versionen. Dabei werden auch immer stärker Workflows
eingearbeitet: Weg von Formularen und hin zu
Online-Genehmigungsprozessen. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt für die
Welt nach Corona, denn die Mitarbeiter werden meiner Ansicht nach in der
Zukunft mehr von zu Hause aus machen als zuvor. Genehmigungsprozesse
verschiedener Mitarbeiter und Vorgesetzter online abzubilden, ist daher
sehr wichtig, ServiceNow hilft dabei.

Das Unternehmen ist profitabel, die Gewinnmarge liegt bei 18%. Der
Umsatz wächst mit 33%, die Rule 40 ist erfüllt und somit ist das
Unternehmen ein Wachstumsunternehmen nach meinem Geschmack.

Das KGV 2021e steht bei stolzen 50, wird aber relativiert durch die hohe
Wachstumsgeschwindigkeit des Gewinns, der von Analysten mit 29% p.a.
erwartet wird. Damit ist das KGV nicht mehr als zweimal so hoch wie das
Gewinnwachstum, die Aktie erfüllt also auch dieses Kriterium.

Werden Unternehmen in den kommenden Monaten in ihre IT investieren? Hmm,
das ist die große Frage: es würde mich nicht wundern, wenn viele von der
Coronakrise betroffene Unternehmen ihre Investitionen erst einmal auf
Eis legen. Als Unternehmen, das im B2B-Geschäft unterwegs ist, besteht
hier durchaus eine Gefahr für ServiceNow. Ich werde an diesem Punkt ein
Auge auf ServiceNow haben.


InnoTec TSS
Verkaufslimit von 9 EUR beachten

Fr, 20. März um 18:30 Uhr
Vor zwei Wochen hatte InnoTec durchwachsene Zahlen veröffentlicht.
Seither gibt es - oh Wunder - keine Neuigkeiten zum Unternehmen. Die
Aktie ist von 9 auf zwischenzeitlich 7 Euro gefallen. Damit beträgt die
erwartete Dividendenrendite 10%, sofern die Dividende gezahlt wird.

Doch das ist noch nicht sicher. Erst mit der Einladung zur
Hauptversammlung, die im Juni stattfinden soll, werden wir den
Dividendenvorschag des Managements erfahren.

Vor diesem Hintergrund würde ich unser Verkaufslimit von 9,00 Euro
beachten und im Falle einer Gegenbewegung die Aktie zu 9 Euro verkaufen.


Freenet
10% Dividendenrendite zugesagt, Verkauft über Läden jedoch betroffen

Fr, 20. März um 18:18 Uhr
Vor 10 Tagen hat Vorstand Ingo Arnold Aktien im Wert von 45.000 EUR
eingekauft. Arnold ist Finanzvorstand (CFO), sollte also wissen, was im
eigenen Laden so los ist. Es ist immer vertrauenerweckend, wenn der CFO
eigene Aktien kauft. Doch das Volumen von 45.000 Euro ist für einen
Vorstand eher klein. Das ist jetzt nicht unbedingt ein besonderes
Statement des Vertrauens, sondern eher ein nettes Zeichen.

Ende Februar wurde der Dividendenvorschlag veröffentlicht: 1,65 Euro je
Aktie entspricht beim aktuellen Kurswert einer Dividendenrendite von
10%. Und diese Dividende wird aus dem freien Cashflow bezahlt. Trotzdem
ist die Aktie seit Ende Februar um zwischenzeitlich 30% ausverkauft
worden.

In einer Ausverkaufswelle trifft es alle Aktien. Die Spreu trennt sich
erst in der folgenden Erholungsbewegung vom Weizen. Die Freenet Aktie
steht heute schon wieder 15% über ihrem Tief vom Wochenbeginn.

Die Coronakrise zeigt, dass mobiles Arbeiten wichtiger ist denn je. Die
5G-Netze werden meiner Einschätzung nach nunmehr schneller eingeführt
als bislang geplant. Für Freenet werden sich da also schneller als
erwartet neue Nischen bieten. Ich mache mir wenig Sorgen über das
Geschäftsmodell von Freenet.

Allerdings hängt ein Großteil des Neugeschäfts am Vertrieb über
Elektronikmärkte: Saturn & Media Markt sowie kleine Handy-Läden. Dieses
Neugeschäft liegt derzeit brach und wird wohl Spuren in der
Geschäftsentwicklung von Freenet hinterlassen. Es muss sich erst zeigen,
ob das durch Online-Angebote aufgefangen werden kann.

Grundsätzlich bin ich also guter Dinge, kurzfristig müssen wir jedoch
die Auswirkungen auf die Vertriebswege im Auge behalten.


Deutsche Post
Höhere Dividende aber konjunktursensitiv

Fr, 20. März um 18:16 Uhr
Vor 10 Tagen hat die Deutsche Post Zahlen für das Jahr 2019
veröffentlicht. Der Umsatz stieg ums 2,9% auf 63 Mrd. EUR an, der Gewinn
sprang sogar um 30% auf 4,1 Mrd. EUR. Analysten hatte noch mehr
erwartet, wurden jedoch positiv überrascht vom Dividendenversprechen:
1,25 EUR je Aktie (5,8%) möchte der Vorstand auf der Hauptversammlung
vorschlagen, erwartet wurden nur 1,20 EUR.

Das alles betrifft die Vergangenheit, Anleger machen sich jedoch Sorgen
um die Zukunft. Kaum eine andere Branche hängt so stark an den
Konjunkturschwankungen wie die Logistik. Wenn Fabriken stillgelegt
werden, trocknet auch der entsprechende Warenverkehr aus. Mag sein, dass
die Menschen von zu Hause aus einen Teil dieses Rückgangs ausgleichen,
da sie vermehrt Dinge bestellen, statt einkaufen zu gehen. Doch die
lukrativen Aufträge hat die Post im Express-Bereich, und der wird
vorzugsweise von Geschäftskunden genutzt.

Ende Februar hatte die Deutsche Post bereits eine Stellungnahme zur
Coronakrise veröffentlicht. Darin wird die Auswirkung der kurzfristigen
Störungen diskutiert, sollte die Krise jedoch länger dauern, würden
negative Auswirkungen überwiegen. Mehr wurde dazu nicht gesagt.

Fragen wir doch mal den Vorstand, was er dazu meint: Ups, stärker als
Worte wiegen Taten. Und der Vorstand der Deutschen Post hat in den
vergangenen Tagen massiv Aktien gekauft. Mehrere Vorstände haben
sechsstellige Summen eingesetzt. Das ist es, was ich ein Statement
nenne.

Die Aktie ist seit Ende Februar um ein Drittel eingebrochen. Das KGV
steht damit bei nur noch 9, für 2020 wird ein Gewinnwachstum von 9%
erwartet. Selbst wenn sich die Gewinnerwartung für das laufende Jahr
halbieren sollte, wäre die Aktie noch immer noch fair bewertet. Mir
kommt die Reaktion übertrieben vor, doch ich will hier nicht
ausschließen, dass ich etwas übersehe. Daher werde ich auch hier weiter
forschen, doch vorerst bleibt die Aktie im Portfolio.

Die Dividende soll Mitte Mai ausgeschüttet werden. Wenn die
Hauptversammlung nicht durchgeführt werden kann, kann nicht über die
Dividendenausschüttung entschieden werden. Es gibt bereits bei anderen
Unternehmen eine Reihe von Absagen der HVs. Ich gehe allerdings davon
aus, dass bis Mitte Mai Wege gefunden werden, HVs online abzuhalten und
Aktionäre digital abstimmen zu lassen, so dass die Ausschüttung meiner
Einschätzung nach nicht gefährdet ist. Aber wissen tue ich es nicht,
daher werde ich weiter forschen.


BASF
Ölpreiseinbruch, Automobilbranche und Industrie belasten

Fr, 20. März um 18:13 Uhr
BASF hält 70% an der fusionierten Wintershall DEA Gesellschaft. Die
bekommen nicht nur die Coronakrise zu spüren, denn immer weniger Autos
sind auf den Straßen unterwegs, sondern auch den Streit zwischen
Russland und Saudi Arabien, die zu einem Ölpreiseinbruch auf bis zu 20
USD/Fass geführt hat. Wintershall Dea sollte eigentlich noch in diesem
Jahr an die Börse gebracht werden, doch dieses Vorhaben steht nach den
jüngsten Entwicklungen in den Sternen.

Die für den 6. Mai geplante HV wurde diese Woche verschoben. Man werde
noch im ersten Halbjahr einen Ersatztermin finden, so das Unternehmen.
Auf die 8% Dividendenrendite müssen wir bei BASF also ein wenig länger
warten, wenn sie denn ausgeschüttet wird.

BASF wird Infektionsmittel produzieren, lautete eine Meldung am Anfang
dieser Woche. Damit erschließt sich BASF ein neues Geschäftsfeld und
Deutschland kommt seinem Vorhaben, wichtige medizinische Produkte im
eigenen Land herzustellen, näher. Ob sich darauf ein Umsatz- und
Ergebniseffekt ableiten lässt, kann ich derzeit noch nicht beurteilen.
Ich denke, beim BASF-Konzern dürfte das ein Tropfen auf den heißen Stein
sein.

Ein wichtiger Kunde von BASF ist die deutsche Automobilindustrie, die
Farben und Lacke nachfragt, aber auch andere Kunststoffe von BASF im
Auto verbaut. Die Autoindustrie schließt ihre Werke oder stellt auf
Kurzarbeit um, BASF wird dadurch einen kräftigen Nachfrageausfall
erleiden. Als konjunktursensibles Unternehmen leidet BASF nicht nur
durch die ohnehin schon bestehenden Probleme der Automobilindustrie,
sondern nun noch zusätzlich durch Nachfrageausfälle vieler anderer
Industriekunden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Produktion von
Desinfektionsmitteln den Umsatzausfall des Automobilsektors, der
Industrie sowie den Ölpreisrückgang ausgleichen kann. BASF würde ich
daher in eine Erholung hinein verkaufen.


Münchener Rück
Krisen sind die Prämien von morgen

Fr, 20. März um 18:24 Uhr
Wenn ich in meinen 32 Jahren an der Börse etwas gelernt habe, dann dass
man Versicherungen genau dann kaufen sollte, wenn die Krisen am
stärksten zuschlagen. Ohne Krisen haben Versicherer keine Argumente, die
Prämien zu erhöhen. Auch CEO Dr. Joachim Wenning sieht das so und hat
diese Woche Aktien im Wert von einer halben Millionen Euro gekauft.

Es ist schmerzhaft, die so junge Position in unserem Portfolio mit 26%
im Minus zu sehen. Dennoch möchte ich die Münchener Rück im Portfolio
behalten: Die Dividendenrendite von 6,1% ist attraktiv und bislang habe
ich noch keine Gerüchte darüber gehört, dass sie ggfls. gestrichen
werden könnte. Im Gegenteil, Jeffries hat kürzlich noch die besonders
gute Kapitalausstattung der Münchener Rück gelobt.

Das KGV 2021e von nur noch 8 ist eine seltene Gelegenheit.

Zu den Argumenten, mit denen die Aktie überproportional ausverkauft
wird, gehören im wesentlich zwei Themen: Zum einen würden die für das
laufende Jahr erwarteten Kapitalerträge nicht erzielt werden können,
wenn die Finanzmärkte einbrechen. Das stimmt. Zum anderen stünden hohe
Leistungszahlungen für abgesagte Großveranstaltungen an, so
beispielsweise die Olympiade in Tokio mit mehreren hundert Millionen
Euro. Auch das stimmt.

In einer Randnotiz habe ich jedoch gelesen, dass die meisten
Großveranstaltungen NICHT gegen Pandemien versichert sind. Wer also für
die Zukunft auch im Fall von Pandemien Versicherungsleistungen beziehen
möchte, der muss sich dagegen zusätzlich versichern ... und höhere
Versicherungsprämien akzeptieren.

Diese Pandemie ist also ein einmaliger Tiefschlag für die Münchener
Rück, doch schon im kommenden Jahr wird ein eventuell entgangener Gewinn
dieses Jahres meiner Überzeugung nach überkompensiert werden.

Ich kann nicht absehen, ob die Dividende dieses Jahr tatsächlich
ausbezahlt wird. Die Hauptversammlung ist für den 29.4. geplant und ich
bin mir auch nicht sicher, ob man bis dahin schon online HVs abhalten
kann, oder ob auch die Münchener Rück, wie die BASF, ein wenig länger
für eine entsprechende Vorbereitung braucht. Aber bei der Münchener Rück
bin ich bereit, solche kurzfristigen Tiefschläge auszusitzen, weil ich
davon überzeugt bin, dass sich die Situation anschließend sehr schnell
wieder verbessern wird.


Hugo Boss
Absatz und Lieferkette betroffen

Fr, 20. März um 18:21 Uhr
Am Mittwoch hat Hugo Boss bekannt gegeben, einen Großteil der Geschäfte
in Europa und Nordamerika vorübergehend zu schließen. Das Unternehmen
spricht von unüberschaubaren Auswirkungen seitens der ausbleibenden
Nachfrage.

Schon Ende Januar hatte CEO Langer die Schließung der meisten Läden in
China verkündet. Hier habe ich die Hoffnung auf eine baldige positive
Meldung: Hugo Boss könnte schon bald in China wieder Läden eröffnen.

Bei der Beschaffung ist die Meldung schon etwas älter: Bereits Anfang
März hat die Modebranche in Deutschland darauf hingewiesen, dass ein
Viertel der Modeartikel aus China kommen und durch Lieferausfälle für
die Herbstkollektion höhere Preise zu erwarten seien.

Die Hochburg der europäischen - oder sogar weltweiten - Mode ist das
italienische Mailand. Ja, genau, Mailand liegt mitten in der Lombardei
und ist der Hot Spot der italienischen Coronakrise. Chinesische
Textilarbeiter sollen den Coronavirus eingeschleppt haben. Es sieht also
nicht gerade gut aus für die Strukturen der Modebranche. Doch ob sich
das positiv oder negativ auf das Geschäft von Hugo Boss auswirkt, kann
ich nicht beurteilen.

35% des Umsatzes von Hugo Boss wird bereits über den Online-Handel
erzielt. Das ist schon ein nennenswerter Anteil, der in diesen Tagen
sicherlich ausgeweitet wird. Doch ist Kleidung nun einmal nicht gerade
das, was Menschen kaufen, wenn sie ohnehin zu Hause bleiben.

Hugo Boss ist - wenig überraschend - eines der am stärksten von der
Krise betroffenen Unternehmen. Doch das Unternehmen agiert schnell und
umsichtig: Die Hauptversammlung werde am 7. Mai in Stuttgart
stattfinden, wurde Mittwoch verkündet. Darüber, ob online oder
tatsächlich mit Aktionären vor Ort finde ich keine Information. Die
Dividende in Höhe von 2,75 Euro je Aktie (12,7%) bleibt als Vorschlag
des Vorstandes bestehen.

Die Bilanz gibt eine Ausschüttung her. Allerdings möchte ich keine
Prognose darüber aufstellen, ob der Vorstand denn aufgrund der jüngsten
Entwicklungen an seinem Vorschlag bis Mai festhält. Auch ist es in
meinen Augen noch nicht sicher, dass die HV auch stattfinden wird.

Ich würde bei Hugo Boss mit einer Entscheidung darüber, ob die Aktie im
Portfolio bleibt, oder aber in eine Erholung hinein verkauft werden
sollte, noch ein wenig verschieben. Mal sehen, wie die nächste Meldung
von Hugo Boss sich lesen wird.


Sixt
Dividende gestrichen

Fr, 20. März um 18:27 Uhr
Am Montag hat Sixt eine Reihe von Maßnahmen bekannt gegeben, um der
Coronakrise entgegenzutreten. So wurde die Dividende gestrichen,
Investitionen werden verschoben und Personal sowie Sachkosten
(Autobestand) werden abgebaut. So sieht eine Vollbremsung aus.

Die Aktie ist um 35% eingebrochen und notiert nun auf einem KGV 2021 von
9, wobei sich das KGV noch erhöhen wird, wenn Analysten ihre
Gewinnerwartung an die veränderten Bedingungen anpassen. Die
Dividendenrendite von 4,8% ist auch futsch. Das zukünftige Wachstum wird
ebenfalls leiden, wenn Investitionen verschoben werden.

Kaum ein anderes Unternehmen hat so konsequent auf die Krise reagiert.
Dennoch bevorzuge ich in dieser Situation Unternehmen, die von der Krise
profitieren und nicht diejenigen, die ihre Verluste frühzeitig
begrenzen. Ich würde Sixt also in eine Erholung hinein verkaufen.


Goldmünzen & Goldbarren
Goldanteil bei nächster Gelegenheit hochfahren, Ziel 15%

Fr, 20. März um 16:25 Uhr
Ja, ich würde bei nächster Gelegenheit Goldmünzen und -barren kaufen, um
den Anteil in unserem Portfolio hochzufahren. Derzeit haben wir 9,6%
Goldbarren, ich würde besser schlafen, wenn wir in Richtung 15% gehen.

Gold wird in einer Ausverkaufswelle mit allen anderen Werten ebenfalls
ausverkauft, einfach weil viele Spekulanten Gold als Cash-Reserve nutzen
und sich dessen bedienen. IN einer anschließenden Phase der Beruhigung
sollte der Goldpreis dann aber überproportional zu den anderen Werten
ansteigen.

Überall auf der Welt werden die Geldschleusen geöffnet. Das führt meiner
Einschätzung nach unweigerlich zu Inflation, die wir nicht erst seit der
Finanzkrise fürchten.

Edelmetallhändler haben ihre Geschäfte geschlossen. Sie können aber
Goldmünzen und -barren auch Online kaufen, beispielsweise bei proaurum.


Nokia-Anleihe
Zahlung gesichert

Fr, 20. März um 18:35 Uhr
Nokia hat 2,2 Mrd. Euro Cash in de Täsch, ich sehe hier kein Risiko für
die Auszahlung der 6,625% Zinsen. Dennoch würde ich die Position
auflösen, wenn sich der Kurs der Anleihe in Richtung 110 erholen sollte.
Denn die Niedrigzinsphase geht meiner Einschätzung nach dem Ende
entgegen.


Südzucker-Anleihe
Variabler Zins ist beruhigend

Fr, 20. März um 18:38 Uhr
Ich erwarte, dass die Niedrigzinsphase aufgrund der massiven
Liquididätsflutung gepaart mit massiven Konjunkturprogrammen bis hin zum
Helikoptergeld für viele Menschen in Deutschland und Europa, auch in den
USA spricht man schon davon, endet (schwerer Satz - kurz: Die Zinsen
werden steigen).

Die Südzucker Anleihe hat einen Zins in Abhängigkeit vom Zinsniveau
(Euribor). Wenn das Zinsniveau also steigt, steigt auch die Verzinsung
dieser Anleihe.

Allerdings ist der Zuckerpreis eingebrochen. Wenn Südzucker nicht
ausreichend Cashflow aus dem Geschäft generiert, dann kann die
Zinszahlung ausgesetzt werden. Warum der Zuckerpreis eingebrochen ist,
weiß ich nicht. Habe dazu noch nichts gefunden, muss ich also noch
beobachten.



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08. Übersicht HT-Portfolio
========================================================================


Spekulation WKN 19.3.20 Woche Δ Σ '20 Δ Anteil 5x3% ! C19
(≈15%) =14,6%
Twitter A1W6XZ 22,95 € -8% -21% 2,0% B +
VMWare A0MYC8 101,00 € 12% -11% 3,1% B +
Wheaton Precious A2DRBP 23,49 € 1% -12% 3,2% B +
Metals
Wacker Neuson WACK01 9,48 € 10% -12% 3,2% C 0
Barrick Gold 870450 14,85 € -3% -6% 3,0% B +

Wachstum (≈35%) WKN 19.3.20 Woche Δ Σ '20 Δ Anteil 5x7% ! 0
=30,5%
BB Biotech A0NFN3 50,50 € 14% -18% 7,3% B +
Zuora A2JHJJ 7,88 € 13% -38% 4,9% B -
Zooplus 511170 108,80 € 39% 21% 0,0% C +
Spotify A2JEGN 117,45 € 1% -12% 8,7% B +
Verbio A0JL9W 6,42 € -17% -43% 2,6% C -
Nvidia 918422 192,76 € -4% -16% 3,6% B +
ServiceNow A1JX4P 236,30 € -1% -4% 3,5% B 0

Dividende (≈30%) WKN 19.3.20 Woche Δ Σ '20 Δ Anteil 4x7,5% ! 0
= 30,2%
Innotec 540510 7,15 € -5% -29% 4,8% C -
Freenet A0Z2ZZ 15,75 € 3% -23% 7,8% B 0
Deutsche Post 555200 20,71 € -3% -39% 2,9% B 0
Deutsche Telekom 555750 12,09 € 3% 2% 0,0% C 0
BASF BASF11 40,30 € -4% -25% 5,0% C -
Munich Re 843002 156,75 € -9% -33% 3,9% B +
Hugo Boss A1PHFF 21,00 € -22% -46% 3,4% C 0
Sixt 723133 29,00 € -15% -41% 2,5% C -
-40%
Absicherung WKN 19.3.20 Woche Δ Σ '20 Δ Anteil 3x7% ! 0
(≈20%) =20,6%
Goldbarren 100 100 gr. 4.493,00 € -5% 3% 10,0% A 0
gr
Südzucker-Anleihe A0E6FU 68,00% -3% -22% 7,0% A 0
Nokia-Anleihe A0T9L2 100,29% -17% -13% 3,7% C 0
Cashquote
Σ-Portfolio -2% -19% 4,1%
Ergebnis seit
2020

Heibel-Ticker Gewichtung Anzahl Positionen angestrebte

Positionsgröß
Portfolio Ziel Soll Ist Soll Ist
Spekulation Ereignis 10% 14,6% 5 5 2%
Wachstum Enkelkinder 30% 30,5% 5 6 6,0%
Dividende Urlaub 25% 30,2% 4 7 6%
Absicherung Zins & Gold 20% 20,6% 3 3 6,7%
Summe 85% 95,9% 17 21


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten
Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte
Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%.
Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw.
seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am
Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

A – Top-Aktie mit günstigem Kurs, 
B – Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
C – Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
D – bei Gelegenheit Verkaufen, 
E – Sofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von
mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die
zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch
zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll
investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu
Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von
mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und
verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen:
25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte
ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast
täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der
Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren
Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



========================================================================
09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
========================================================================

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder
verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche
Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch
mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar
etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren
Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance
Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet
wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die
aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie
stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden
Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein
tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor
einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene
Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer
Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von
proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der
Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance,
TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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