Heibel-Ticker PLUS 20/33 - Ende der Coronakrise

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14.08.2020:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

15. Jahrgang - Ausgabe 33 (14.08.2020)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



I N H A L T

01.Info-Kicker: Wechseljahre
02.So tickt die Börse: Rotation von Corona - zu konjunktursensiblen Aktien
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Unbehagliche Freude
 - @@
04.Ausblick: Ende der Coronakrise
 - Thermo Fisher zieht Qiagen-Angebot zurück
05.Leserfragen
 - : US-Aktien laufen besser als Aktien hierzulande
 - : Wirecard Sammelklage versus Realisierung von Verlusten
 - : DAX-Aufstieg von Delivery Hero
 - : Gewinne mitnehmen ... aber schrittweise
 - : Kaufempfehlungen für Neueinsteiger
 - : CureVac Börsengang
 - : Tesla Aktiensplitt 5:1 treibt Aktienkurs
06.Update beobachteter Werte: Freenet, Wheaton Precious Metals, Airbus, Nvidia
 - Freenet: Sunrise-Verkauf dürfte > 1 Mrd. EUR in die Kasse spülen
 - Wheaton Precious Metals: Gute Zahlen können nicht (mehr) begeistern, Nachkaufen
 - Airbus: Marmelade wird billiger
 - Nvidia: Verkaufen wenn wir können, nicht müssen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Wechseljahre

Liebe Börsenfreunde,

Es kündigt sich ein Wechsel an. Die alten Favoriten werden ausverkauft, vergessene Aktien werden neu entdeckt. Im Kapitel 02 zeige ich auf, was hinter der Rotation dieser Woche steckt.

Jeder Anleger hat sein eigenes Anlageuniversum. Vor dem Hintergrund der Rotation gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen der Wirklichkeit, wie die heutige Sentimentanalyse in Kapitel 03 zeigt. Spannend, denn es ist gar nicht so einfach, da eine Schlussfolgerung abzuleiten. Dennoch ist die Feststellung der Widersprüche hilfreich.

Immer höher wurden die Börsenlieblinge der Coronazeit gejubelt. Diese Woche hat ein Insider, ein Unternehmen, den Deckel daraufgelegt: "Das ist mir zu teuer" war die Aussage, die hinter einer überraschenden Unternehmensentscheidung steckt. Wer das war und was genau das bedeutet, zeige ich in Kapitel 04.

Die Leserfragen aus Kapitel 05 sind diese Woche ziemlich aktuell: Woher rührt der Unterschied im Verlauf der US- zu den dt. Aktienindizes? Lohnt eine Sammelklage gegen Wirecard überhaupt? Was ist vom DAX-Aufsteiger Delivery Hero, was vom heutigen IPO CureVac zu halten? Und warum splittet Tesla die Aktien? Zudem beantworte ich Fragen zu meiner Vorgehensweise mit dem Heibel-Ticker Portfolio.

In Kapitel 06 gibt es eine Reihe von Updates sowie eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 07.

Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp200816.pdf

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Rotation von Corona - zu konjunktursensiblen Aktien

Am Dienstag schrieb ich Ihnen im Update, dass an den Aktienmärkten eine Rotation stattfindet: Raus aus Corona-Gewinnern und rein in Corona-Verlierer. Die Konjunkturdaten hellen sich weltweit auf. Die befürchtete zweite Welle kommt, aber sie ist beherrschbar. Impfstoffentwicklung als auch Behandlungsmethoden gegen Corona zeigen Erfolge. Wir haben unser Portfolio daher in den vergangenen Wochen breiter aufgestellt und konnten daher auch von dieser Rotation profitieren.

Am Mittwoch war ich versucht, sämtliche Corona-Gewinner aus unserem Portfolio zu verkaufen. Was, wenn die Erfolgsmeldungen bei der Impfstoffentwicklung anhalten? Was, wenn Anleger realisieren, dass ein zweiter Lockdown nicht kommen wird? ... dass die Wirtschaft einen Nachholeffekt zeigt, von dem wir nicht einmal geträumt haben? Aktien wie TeamViewer und Zoom Communications, Spotify und Nvidia, Fahrradhersteller und Camping Ausrüster, ... alles würde ausverkauft werden, da dann zyklische Industrieaktien gefragt wären.

Am gestrigen Donnerstag hingegen wollte ich Ihnen eigentlich ein Update schicken, in dem ich vom Aufstocken der Corona-Gewinner berichte. Schulen schließen, Trump Wiederwahl (oder sollte ich besser schreiben "Widerwahl" ;-)) wackelt und in den USA scheint ein weiteres Konjunkturprogramm derzeit unmöglich, da die Positionen der Verhandlungspartner zu weit auseinander liegen. Es wird ein großes Sterben bei kleineren und mittelständischen Unternehmen geben. Nur Corona-Gewinner können sich dagegen behaupten.

Was also schreibe ich Ihnen heute?

Nun, ich zeige Ihnen, dass ich derzeit starken Stimmungsschwankungen unterliege. Die Kurse sind extrem hoch gelaufen. Aber das ist nichts weiter als die Gegenreaktion zum extremen Ausverkauf im Frühjahr. Corona hat bei einigen Aktien für abenteuerliche Bewertungsmultipel gesorgt, gleichzeitig gibt es noch eine ganze Reihe von Aktien, die extrem billig zu haben sind. Freenet beispielsweise, eine unserer Dividendenaktien, hat diese Woche Q-Zahlen veröffentlicht und seine Beteiligung an Sunrise verkauft. Die Aktie ist um 22% angesprungen und bietet noch immer eine erwartete Dividendenrendite von 8-9%.

So komme ich zu der Meinung, dass mein am Dienstag verfasstes Update die Situation eigentlich ganz gut beschrieben hat: Es gibt eine Rotation an den Aktienmärkten. Betroffen sind auch andere Finanzmärkte: Gold erlebte am Montag den größten Ausverkauf der vergangenen Jahre. Auch Anleihen wurden verkauft, die Rendite stieg. Sicherheit ist offensichtlich nicht mehr so stark gefragt.

Am heutigen Freitag sehe ich wiederum Logistikaktien, Autoaktien und Chemieaktien mit dickem Minus. Die Rotation der vergangenen Tage führt offensichtlich nun zu Gewinnmitnahmen in genau den Aktien, die in den vergangenen Tagen am stärksten gestiegen sind: Dt. Lufthansa, Fraport, Duerr und Covestro.

Über die Woche gesehen konnten Versorger am stärksten zulegen (+5%), getrieben von Freenet, SMA Solar und Varta, gefolgt von Logistikaktien (+4,9%), wo Jungheinrich und Fraport an der Spitze liegen. Die schlechte Wochenperformance zeigen Tech-Aktien (-1,3%), angeführt von Cancom mit -11%.

Cancom hat Q-Zahlen veröffentlicht, die im Rahmen der Erwartungen lagen, und konnte die Unternehmensprognose bestätigen. Das reichte jedoch nicht, um Anleger zufriedenzustellen. Wenn eine Aktie wie die von Cancom seit März um zwischenzeitlich fast 100% angesprungen ist, dann werden Zahlen erwartet, die über den Erwartungen liegen (lassen Sie sich die Formulierung mal auf der Zunge zergehen: ... es wird mehr erwartet als erwartet? - ja, Finanzdeutsch ist nicht immer logisch). Auch die Unternehmensprognose sollte möglichst angehoben werden, um den Lauf der Aktie weiter zu befeuern. Das konnte Cancom nicht liefern, daher bricht die Aktie ein.

Ganz ähnlich erging es übrigens Alteryx, dem US-Unternehmen, das mit künstlicher Intelligenz Unternehmensauswertungen liefert. Alteryx hat die Erwartungen sogar übertroffen, ließ den Ausblick jedoch unverändert. Die Aktie war in den vergangenen Monaten um über 100% angesprungen. Nach den Q-Zahlen brach der Kurs um ein Drittel ein.

Hmm, Cancom gilt als Corona-Gewinner, da die Cloud durch den Lockdown einen Boom erlebte. Auch Alteryx gilt als Gewinner, da Besprechungen mit vielen Wissensträgern durch künstliche Intelligenz ersetzt werden soll. Wir können diese beiden Ereignisse mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen: Offenbar gibt es erste Übertreibungen, die heftig korrigiert werden.

In Kapitel 4 zeige ich eine weitere Übertreibung auf, die durch jemanden korrigiert wurde, der es wissen muss.

Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES13.8.20Woche ΔΣ '20 Δ
Dow Jones27.897 1,9%-2,6%
DAX12.848 2,0%-3,0%
Nikkei23.289 4,3%-1,6%
Shanghai A 3.522 0,2%10,6%
Euro/US-Dollar1,18-0,1%5,5%
Euro/Yen126,020,9%3,1%
10-Jahres-US-Anleihe0,72%0,18-1,22
Umlaufrendite Dt-0,47%0,07-0,24
Feinunze Gold$1.947 -5,4%28,8%
Fass Brent Öl$44,89 0,4%-34,8%
Kupfer6.379 -1,0%2,7%
Baltic Dry Shipping1.577 5,1%44,7%
Bitcoin11.692 -1,2%60,3%








03. Sentiment: Unbehagliche Freude

Um 2% konnte der DAX bis heute Mittag in der abgelaufenen Woche zulegen. Mal schauen, was am Tagesende übrig bleibt, denn derzeit läuft ein kleiner Ausverkauf. Ein Großteil des Kursanstiegs der Woche ist auf die Rotation in vergessene Aktien zurückzuführen. Dort setzen nun Gewinnmitnahmen ein. Schauen wir mal, wie die Anlegerstimmung darauf reagiert:

Kurz gesagt: mit Skepsis! Die Stimmung bleibt mit einem Wert von 0,6 leicht positiv. Trotz des DAX-Stands nahe seines Allzeithochs kommt keine Feierlaune auf.

Immerhin zeigen sich unsere Umfrageteilnehmer inzwischen wieder halbwegs zufrieden mit ihren Aktivitäten: Die Korrektur im Juli hat den einen oder anderen Anleger verspätet in die Rallye hinein gelassen. Nun werden Gewinne mitgenommen. Mit einem Wert von +0,3 ist die Verunsicherung, die wir seit Ende Februar durchgängig gemessen haben, erstmals überwunden.

Auch der Pessimismus scheint überwunden. Unser Erwartungsbarometer steht bei +0,3 und somit zum zweiten Mal seit April im Plus. Das ist leicht zu erklären: Während Corona-Gewinner eher als Sonderfall betrachtet wurden und daher keinen rechten Optimismus verbreiten konnten (trotz über 100% Kursgewinn), kommen nun die konjunktursensiblen Aktien in die Gänge und verbreiten somit auch gleichzeitig einen gewissen Optimismus.

Doch da überrascht es mich, dass die Investitionsbereitschaft auf -0,3 gesunken ist: Obwohl die Bären verdrängt wurden, möchte kaum jemand investieren. Hmm... der Blick ins Detail zeigt, dass sowohl die Kauf- als auch die Verkaufsbereitschaft sehr gering ist. Anleger möchten also am liebsten erst einmal abwarten. Okay, das kann ich nachvollziehen, denn immerhin sind die Signale derzeit ziemlich widersprüchlich.

Das Anlegersentiment der Euwax bleibt mit einem Wert von -4 leicht pessimistisch, befindet sich aber dennoch auf dem höchsten Wert seit Mitte März. Absicherungsgeschäfte der Privatanleger werden weiter zurückgefahren.

Ganz anders verhalten sich die Profis, deren Absicherungen über die Eurex abgewickelt werden: Das Put/Call-Verhältnis ist auf 2,2 gesprungen, dem höchsten Niveau seit zwei Monaten und in einem extrem großen und schnellen Schritt: Noch vor einer Woche wurde das niedrigste Put/Call-Verhältnis des Jahres gemessen. Profis haben also plötzlich das extrem starke Bedürfnis, sich gegen Kursverluste abzusichern.

In den USA ist dieses Verhalten nicht zu beobachten. Das Put/Call-Verhältnis der CBOE bleibt auf einem extrem niedrigen Niveau. Für Aktien wird weiterhin das niedrigste Verhältnis seit ... hmm, die Graphik geht zurück bis 2015 und zeigt keinen tieferen Wert. Die US-Anleger sind also extrem bullish positioniert.

Genau das zeigt auch die Investitionsquote der US-Fondsanleger mit einem Wert von 101%: Fondsanleger sind gehebelt long gegangen! Das ist gefährlich. Hier wollen einige offensichtlich mit Gewalt aufholen, was sie in den vergangenen Monaten verschlafen haben.

US-Privatanleger haben einen Bärenüberhang (-12%). Genau wie in Deutschland haben Private und Profis derzeit extrem unterschiedliche Erwartungen. Allerdings verhalten sich die US-Profis wie die deutsche Privatanleger, und umgekehrt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 72% weiterhin Gier an und ist weiterhin nicht weit entfernt von extremer Gier (ab 75%).

Der Short Range Oscillator notiert bei 5% und hat damit den überkauften Bereich erreicht (ab 4%): Kurzfristig ist eine Korrektur wahrscheinlich.

Interpretation



Boah, sind das widersprüchliche Signale. Was machen wir daraus? Witzig, aber irgendwie passt das zu meinen Stimmungsschwankungen dieser Woche. "Witzig"? Na, wenn wir schon keine Ahnung haben, wie es weiter geht, sollten wir wenigsten ein wenig Spaß haben ;-).

Aber im Ernst: Auffällig ist der heftige Schwenk der deutschen Profis: Von extrem bullishen Call-Käufen in der Vorwoche wurde diese Woche umgeschwenkt auf heftige Absicherungsgeschäfte, um für einen Crash gewappnet zu sein. Dabei sind die Konjunkturdaten doch weiterhin konstruktiv und auch der Ausblick macht Mut. Die ZEW Konjunkturerwartung sprang diese Woche auf 71,5, Volkswirte hatten einen moderat bullishen Wert von 58 erwartet.

Profis wissen jedoch, dass die Aktienmarktrichtung häufig von den US-Märkten bestimmt wird. Und dort sind die Entwicklungen in den vergangenen Tagen gar nicht so erbaulich gewesen: Ein weiteres Konjunkturprogramm ist in weite Ferne gerückt, Trump hat per Dekret Minimalhilfen umgesetzt. Der Zwist mit China verschärft sich und Joe Biden hat sich eine Vizepräsidentin ausgesucht, die ihm bessere Chancen verschafft. Und Biden als Präsident bedeutet Steuererhöhungen und mit Sicherheit mehr Knüppel zwischen die Beine der Finanzmärkte.

Vielleicht rührt die Skepsis der Profis von dort her. Und vielleicht erklärt das auch gleichzeitig die Skepsis der US-Privatanleger, bei denen die Bären dominieren. Leider ist das bullische Put/Call-Verhältnis der CBOE damit noch nicht erklärt.

Wenn ich diese vielen Widersprüche unter einen Hut bringen sollte, würde ich sagen, die aktuelle Situation am Markt ist einfach vielfältig. Es gibt viele Entwicklungen, die derzeit parallel laufen: Corona-Gewinner sind teuer geworden, die Konjunktur zieht an, Präsidentschaftswahlkampf in den USA, ... Nachdem vor zwei Wochen für jede Gemütslage ein Bullenszenario dabei war, gibt es inzwischen viele Szenarien, die in alle Richtungen gehen. Noch ist nicht absehbar, welches Szenario sich durchsetzen wird. Aber die Intensität, mit der derzeit die verschiedenen Szenarien am Aktienmarkt umgesetzt werden, spricht dafür, dass es schon bald eine Richtungsentscheidung geben wird.





04. Ausblick: Ende der Coronakrise

Ich möchte daran erinnern, dass der Heibel-Ticker ein Börsenbrief ist, und kein Gesundheitsbrief. An der Börse werden Entwicklungen häufig um 12-18 Monate vorweggenommen. Wenn Corona also in 12-18 Monaten überwunden sein sollte, wird die Börse heute schon darauf reagieren. Aus diesem Grund steigen die Kurse schon seit Monaten und ... werden es wohl auch weiter tun.

Natürlich mit Unterbrechungen, und genau so eine Unterbrechung ist in den nächsten Wochen möglich. Aber ehrlich gesagt, ich bin derzeit völlig ratlos, ob wir als nächstes einen Short Squeeze erleben, oder aber eine Korrektur. Ein Shortsqueeze wäre insbesondere in Deutschland möglich: Viele Profis haben sich stark abgesichert. Wenn nun die Kurse ein bisschen weiter steigen, geraten diese Absicherungspositionen ins Minus und für die Profis entsteht die Notwendigkeit, sich einzudecken. Deckungskäufe führen dann zu weiter steigenden Kursen, einer Shortsqueeze.

Aber natürlich kann es auch sein, dass Gewinnmitnahmen bei den Coronagewinnern zu heftigeren Kursabschlägen führen, was zu einer nennenswerten Korrektur führen könnte.

THERMO FISHER ZIEHT QIAGEN-ANGEBOT ZURÜCK

Erinnern Sie sich: Ganz zu Beginn der Coronakrise hatte ich Qiagen als einen der Gewinner vorgestellt. Die Holländer liefern Testkits für Corona-Tests. Zum Zeitpunkt des Übernahmeangebots war Qiagen 8 Mrd. USD wert, Thermo Fisher bot 12 Mrd. USD. Seither ist Qiagen auf einen Wert von 11,5 Mrd. USD angestiegen - der starke Euro-Wechselkurs hat diesen Lauf zusätzlich unterstützt. Nur 47% der Qiagen-Aktionäre haben das Angebot von Thermo Fisher angenommen. Zu wenig, um die Übernahme weiter zu verfolgen.

Ich halte den Rückzug von Thermo Fisher für sensationell: Normalerweise ist ein Weltkonzern wie Thermo Fisher in einem solchen Übernahmeprozess darauf vorbereitet, das Angebot nochmals zu erhöhen, um die Übernahme "aus strategischen Gründen" dann auch durchzuführen. Doch Thermo Fisher hat nun einfach gesagt: Mehr als 12 Mrd. USD zahlen wir nicht, das ist uns zu teuer.

Während Anleger die Aktien von Moderna, BioNTech und heute vermutlich auch CureVac in den Himmel jubeln, stellt der Brancheninsider Thermo Fisher einfach fest, dass der Preis für das beabsichtigte Geschäft trotz Corona zu teuer ist. Es ist die erste Obergrenze, die für Corona-Gewinner eingezogen wird.

Ich fühle mich an den Januar 2000 erinnert: Damals hatte die Internetbude AOL den etablierten Medienkonzern Time Warner gekauft. Nicht umgekehrt. Bezahlt wurde mit Aktien. Im Jahr 2009 trennten sich die Wege der beiden ungleichen Partner, es standen 300 Mrd. USD Verlust zu Buche. Diese Erfahrung vor Augen hat Thermo Fisher (Time Warner) dieses mal frühzeitig bemerkt, dass man mit Luftschlössern (Qiagen / AOL) kein solides Fundament für langfristigen Erfolg legt.

Es dauerte noch drei Monate nach der Time Warner Übernahme durch AOL, bis die Internetblase platzte. In diesen drei Monaten konnte sich die Nasdaq nochmals VERDOPPELN.

Wenn ich das also auf heute übertragen sollte: Corona-Aktien sind inzwischen zu teuer. Das muss nicht heißen, dass der Ausverkauf morgen schon beginnt. Häufig sind die Kurssprünge in der letzten Phase einer Hausse am größten, und da möchte ich mich nicht zu früh verabschieden. Doch wir sind dem Ende der Corona-Hausse näher als dem Beginn und daher lohnt es sich, sehr vorsichtig zu werden und vielleicht hier und da schon mal ein paar Gewinne einzusacken. Daher der heutige Nvidia-Verkauf.

Irgendwo muss das Geld aber hin: Es wird auch, wenn die Corona-Hausse enden sollte, Anlageorte geben, die gut laufen. Vermutlich sind das Anlageorte, die sowas von unsexy sind, dass Sie (und ich) sich (mich) damit gar nicht beschäftigen wollen. Rohstoffe beispielsweise, oder eben Industrieaktien. Autoaktien? Keine Ahnung.

Lassen wir es heute mal bei der Erkenntnis, dass die Rallye der vergangenen Monate nicht unverändert weiterlaufen wird. Ich denke, die Rotation wird in eine Fortsetzung der Rallye münden, doch andere Aktien werden die Zugpferde sein.



05. Leserfragen



US-Aktien laufen besser als Aktien hierzulande

Do, 13. August um 12:40 Uhr
Hallo Herr Heibel
Ich habe ihren Ticker erst 14 Tage und nch dem lesen der beiden Ausgaben bin ich erfreut über ihre offene Schreibweise Ich kann einige ihrer Schlussfolgerungen gut nachvollziehen. Nachdem ich schon sehr lange am Markt bin und etwas Charttechnisch vorbelastet bin unten stehende Frage.
In Ermangelung von Erfahrung mit ihremTicker eine grundsätzliche Frage ?
Macht es Sinn Fragen wie die Folgende zu stellen:

"Beim betrachten der wichtigsten Indizes stelle ich fest dass Der Dax und der SMI sich seit 12-15 Tagen gegeläufig zu den US-Indiezes sind.
NDX SP500 und auch der DJIA laufen aufwärts der SMI seit 15 Tagen der Dax seit 12 Tagen abwärts.
Frage: Beobachten sie dies auch und ziehen sie etwelche Schlüsse daraus?

Grüsse aus der Nordost-Schweiz
Ulf

ANWORT
Klar, mit solchen Fragen sind Sie bei mir richtig :-).

Sie sprechen von der Rallye, die durch Apple, Amazon, Alphabet, Facebook und Microsoft, die fünf globalen Tech-Monopolisten, angeführt wurde. Diese fünf Aktien sind weitgehend immun gegen jegliche Corona-Turbulenzen und machen inzwischen Dank ihrer exorbitanten Marktkapitalisierung den wesentlichen Teil der US-Börse aus. Alle fünf sitzen in den USA, wir haben weder in Deutschland, noch in der Schweiz nennenswerte Konkurrenten.

Seit dieser Woche kehrt sich der Trend um: Industrieaktien sind gefragt, Tech-Werte werden ausverkauft. Mal schauen, wie lange dieser Trendwechsel anhält.



Wirecard Sammelklage versus Realisierung von Verlusten

Do, 13. August um 12:53 Uhr
Sehr geehrter Herr Heibel,

Zuerst ein großes Kompliment an Ihren Börsenbrief und Ihre Denkweise!

Bitte nichts ändern!!

Ich habe Wirecard Aktien jenseits des 10.000€ Limes und sehe keine Möglichkeit juristisch an mein Geld zu kommen.

Würden sie sich an einer Sammelklage beteiligen?

Dir spannendere Frage ist die mich die Realisierung von Verlusten und deren Verrechnung mit Gewinnen.

Was passiert wenn Wirecard nicht mehr gelistet wird?

Automatisch 100% Zuweisung an meinem Verlustvortrag?

Ich bin auch Kunde beim Tenbagger - ihr Brief bleibt die Nummer 1!

Vg Uwe

ANTWORT
Ich persönlich würde die Wirecard-Aktien verkaufen und den Verlust steuerlich geltend machen. Wenn Sie die Aktien behalten, können Sie keinen Verlust geltend machen - auch wenn die Aktie irgendwann nicht mehr gelistet wird. Sie müssten warten, bis das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist und die Aktien für wertlos erklärt werden… das kann Jahre dauern. Außerdem bin ich kein Jurist oder Insolvenzexperte, daher kann ich den Prozess, der da abläuft, ohnehin nicht wirklich zu meinem Vorteil nutzen.



DAX-Aufstieg von Delivery Hero

Do, 13. August um 13:39 Uhr
Hallo Herr Heibel,

Delivery Hero ist zwar schon sehr gut gelaufen. Aber ich frage mich wenn diese Aktie in den Dax für Wirecard aufrückt werde sich die Umsätze bzw. der Kurs weiter erhöhen weil dann auch diverse Fondsmanager hier einsteigen dürften.

Wie ist ihre Einschätzung zur Aktie und meiner Frage.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus-Dieter aus Iserlohn

ANTWORT
Ja, Delivery Hero ist ein heißer Kandidat für den DAX. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von 2,4 Mrd. Euro erwartet, die Marktkapitalisierung beträgt 20 Mrd. Euro. Somit ergibt sich ein KUV von 8. Immerhin wächst der Umsatz derzeit mit 65-75% p.a., doch Gewinne werden auf absehbare Zeit nicht erwartet.

Hmm, ich habe vor Corona die Lieferdienste kategorisch ausgeschlossen, weil mir dort der Wettbewerb zu stark war. Immerhin hat Delivery Hero das Heimatgeschäft bereits an Lieferando verkauft und kämpft nun in anderen Teilen der Welt um Dominanz.

Nun hat Corona für einen Lieferboom gesorgt, aber trotzdem schreibt Delivery Hero Verluste. Man spricht von „land grab time”, dem Erobern von Marktanteilen. Da spielen Verluste eine untergeordnete Rolle. Wie bei Amazon träumen Unternehmen und Anleger von hohen Margen, wenn der Markt erst einmal erobert ist.

Uber East, Tesla mit autonomem Fahren, die Deutsche Post mit Drohnenzustellungen, … der Markt der Lieferungen ist weiterhin heiß umkämpft. Mag sein, dass sich Delivery Hero ein Stück des Kuchens sichert. Aber ich sehe da derzeit nicht das Alleinstellungsmerkmal, das Delivery Hero der Konkurrenz voraus hat. Ein Monopol wie bei Amazon ist also in zu weiter Ferne, um diese hohe Bewertung zu rechtfertigen. Ich würde anderweitig nach aussichtsreichen Aktien schauen.



Gewinne mitnehmen ... aber schrittweise

Do, 13. August um 14:21 Uhr
Lieber Herr Heibel,
seit dem Run der Techaktien (besitze Google, Facebook, Spotify, Amazon und Apple) frage ich mich, ob und wann es ratsam ist Gewinne zu realisieren (mit Apple habe ich 350% Gewinn gemacht) und die Hälfte meines Gesamtgewinns in meinem Depot, der inzwischen bei 120% liegt. Einerseits freut mich das natürlich, andererseits habe ich aber Angst, dass es eine Techblase ist, die irgendwann zu platzen droht und ich die (virtuellen) Gewinne wegschmelzen. Da ich langfristig anlege und wenig in meinem Depot verändert habe seit meinem Einstig 2002 weiß ich auch nicht, was ich mit den realisierten Gewinnen machen soll (auf der hohen Kante bringen sie ja kaum Rendite und unter der Matratze, naja?!
Bin zwischen Baum und Borke, zumal ich immer noch von Apple überzeugt bin, aber das Übergewicht der Aktie in meinem Depot macht mir etwas Sorgen.
Was denken Sie?
Liebe Grüsse und schönes WE
Petra aus Berlin

ANTWORT
Das ist ja ein Problem „auf hohem Niveau” :-).

Wie Sie sicherlich in meiner Portfolioführung schon gesehen haben, stutze ich regelmäßig Aktienpositionen, die ein zu großes Gewicht erlangt haben. Diversifizierung ist das einzige Geschenk, das Ihnen die Börse gibt. Daran würde ich immer festhalten, auch wenn Sie einige Male „hätte, würde, könnte …” denken werden. Einzige Alternative: Wenn Sie bereits eine Kursverdopplung haben, dann könnten Sie überlegen, sich Ihren Einsatz aus der Aktie herauszuholen und den Rest liegen zu lassen. Der Rest würde dann außer Konkurrenz weitersegeln.

Die globalen Tech-Monopolisten Alphabet, Facebook, Amazon, Apple, … und vielleicht bald auch Spotify sind noch immer nicht zu teuer. KGVs, Wachstumsraten und die Position der Marktführer unterstützen die aktuelle Bewertung, um es mal pauschal zu sagen. Angst habe ich vielmehr vor der Politik, die marktwirtschaftliche Zusammenhänge immer häufiger aushebelt. Daher hilft hier keine Unternehmensbewertung mehr, sondern wir sollten uns um die Politik kümmern. Und dort spitzt sich derzeit einiges zu.

Ganz oder gar nicht ist immer eine schlechte Entscheidungsgrundlage: Wieviel müssten Sie verkaufen, um sich über die erzielten und realisierten Gewinne zu freuen? Und vielleicht ergibt sich ja in den kommenden Wochen die Möglichkeit, das Geld dann wieder günstiger einzusetzen … oder vielleicht in andere Aktien zu investieren.



Kaufempfehlungen für Neueinsteiger

Do, 13. August um 14:42 Uhr
Hallo Herr Heibel,

"suchet, so werdet ihr fündig" gilt offensichtlich noch nicht für mich:

wo finde ich das gesamte Portfolio auf Ihrer Seite?
Ist dies das "HT-Portfolio" auf Seite 7 des Plus-Tickers oder ist
dieses der aktualisierte Ausschnitt aus einem größeren noch nicht
gefundenen?
Ein einfaches + bedeutet nachkaufen? +++ beträfe WireCard?

Danke

Beste Grüße
Lothar aus Karlsruhe

ANTWORT
Sie haben „alles” gefunden :-). Markowitz hat einen Nobelpreis dafür bekommen, dass er zeigen konnte, dass mehr als 20 Werte in einem gut diversifizierten Portfolio keinen Mehrwert mehr bringen. Daher versuche ich die Anzahl klein zu halten: Lieber weniger Aktien, von denen ich dafür um so überzeugter bin, als dass ich mich verzettle.

Die C19-Spalte ist eine Besonderheit der aktuellen Covid-19-Zeit: Ich habe dort beurteilt, welche Unternehmen meiner Ansicht nach von Corona profitieren (+), welche unter die Räder kommen (-) und bei welchen keine eindeutige Einschätzung gegeben werden kann (0).

Links daneben gibt es eine Spalte „!”. Darin gebe ich Buchstaben zu jeder Position an, die meine aktuelle Einschätzung widerspiegeln: „A” heißt „würde ich sofort kaufen”, „B” heißt „würde ich im Falle eines Kursrückschlags kaufen”, „C” heißt, würde ich im Falle eines Kurssprungs verkaufen und „D” heißt "würde ich sofort verkaufen” :-). Hilft das?



CureVac Börsengang

Fr, 14. August um 09:25 Uhr
Hallo Hr. Heibel,
wie ist denn Ihre Meinung zum heutigen Börsengang von Curevac?
Wäre schön, wenn Sie eine kurze Einschätzung geben könnten.
Vielen Dank und beste Grüße,
Birgit aus München

ANTWORT
BioNTech ist derzeit 16 Mrd. USD Wert an der Börse, Moderna sogar 27 Mrd. USD. Bei der letzten Finanzierungsrunde, als der Bund mit 300 Mio. Euro 17% der Anteile von CureVac kaufte, lag die Bewertung bei 1,7 Mrd. Euro, also etwa 2 Mrd. USD. Ein Schnäppchen, könnte man meinen, denn genau wie Moderna und BioNTech hat auch CureVac bis heute noch keinen einzigen Impfstoff erfolgreich auf den Markt gebracht. Hier werden Corona-Phantasien gehandelt.

Sie sehen schon an der Spanne von 2 Mrd. bis 27 Mrd. USD, dass es schwer ist, Forschungsunternehmen mit einem „fairen" Wert zu bewerten. Wenn Sie in der Impfstoffentwicklung zu Hause sind und einen Einblick in den Forschungsstand dieser drei Unternehmen haben, dann könnte es sein, dass Sie sich eine Meinung über die Erfolgschancen bilden können. Ich kann das nicht.

Daher ist CureVac eine Spekulation. Mag sein, dass Anleger den Wert in den kommenden Tagen auf 10 Mrd. USD jubeln. Kann aber auch sein, dass CureVac im Rennen um den Impfstoff gegen Corona von den beiden anderen abgehängt wird. Dann wird die Aktie einbrechen.

Wer nicht so gerne ins Kasino geht, der kann alternativ CureVac ins Depot holen. Für unser Heibel-Ticker Portfolio ist die Aktie derzeit jedoch nicht geeignet. Grundsätzlich beteilige ich mich nicht an Börsengängen, da ganz andere Mechanismen wirken: Wie viele der Aktien werden in den Handel gegeben? Wann werden weitere Tranchen von Aktien frei und in den Markt gegeben? Die Details werden in der Regel erst mit dem Börsengang bekannt gegeben, daher kann ich mir im Vorfeld keine Meinung bilden.



Tesla Aktiensplitt 5:1 treibt Aktienkurs

Fr, 14. August um 09:36 Uhr
Moin Herr Heibel,
ich kenne Ihre Meinung zu Tesla und habe Ihren Rat auch beim Stand von 770 € befolgt.
Nun plant Tesla zum 31.8. einen Split von 1:5, um die Aktie für Kleinanleger interessant zu machen.
Würden Sie dann zu einem Kauf raten?

Danke und beste Grüße
Michael aus Oranienburg

ANTWORT
Fünf 20-Euroscheine sind nicht mehr wert als ein 100-Euroschein. So die einfache mathematische Antwort auf Ihre Frage.

Psychologisch sieht es jedoch anders aus: An der Börse handelt man gerne Aktien in 50er-Blöcken. Einfach weil man runde Zahlen mag und weil historisch betrachtet Aktienkurse zwischen 20 und 100 Euro so zu Transaktionsvolumina von 1.000 EUR bis 5.000 Euro führten, was für viele Privatanleger eine machbare Größe ist.

Wenn Sie heute 50 Tesla-Aktien kaufen wollen, müssen Sie 50 x 1.400 EUR = 70.000 Euro auf den Tisch legen. Kaum ein Privatanleger hat in einem breit gestreuten Depot Einzelpositionen mit einem Volumen von 70.000 Euro. Also muss man weniger Tesla-Aktien kaufen.

Doch wenn man weiß, dass alles an der Börse in 50er-Schritten abgerechnet wird, dann fühlt man sich „arm”, wenn man da nicht mithalten kann. Wer möchte schon eine Order über 3 Tesla-Aktien aufgeben? Im Macho- und Testosterondominierten Gehabe auf dem Parkett ziehen sich viele Anleger dann lieber zurück, suchen sich andere Aktien.

Wenn nun also eine Tesla-Aktie nicht mehr 1.400 Euro kosten, sondern künftig nur noch 280 Euro, dann ist die 50er-Stückelung schon für 14.000 Euro zu haben. Immerhin, das sieht doch schon mal viel besser aus und ist eine Größe, die den eher wohlhabenden Tesla-Fahrern vielleicht schon passt.

Also ja, ich gehen davon aus, dass allein der Aktiensplit die Tesla-Aktie weiter beflügeln wird. Nicht, weil Tesla dadurch mehr Wert wird, sondern aus dem hier genannten psychologischen Grund.

Sollten wir daher Tesla kaufen?

Hmm, im Augenblick sieht mir Tesla etwas überhitzt aus, ich halte es nicht für einen guten Zeitpunkt.



06. Update beobachteter Werte: Freenet, Wheaton Precious Metals, Airbus, Nvidia

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Freenet
Sunrise-Verkauf dürfte > 1 Mrd. EUR in die Kasse spülen

Mi, 12. August um 18:43 Uhr
Gestern Abend hat Freenet Quartalszahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Heute früh wurde sodann bekannt gegeben, dass ein Angebot seitens Liberty Global für die Übernahme der Sunrise-Beteiligung von Freenet zu einem festen Preis von 110 CHF je Aktie vorliegt. Das Angebot liegt 28% über dem gestrigen Schlusskurs von Sunrise (86,20 CHF).

800 Mio. Euro würden zur Tilgung von Bankschulden verwendet. Mit dem Rest möchte man entweder strategische Ziele finanzieren, oder aber ihn "anderweitig den Aktionären zugutekommen" lassen.

Die Beteiligung an Sunrise war ein Ärgernis von Tag eins an: der Schweizer Mobilfunker sollte die Verbreitung der Freenet-Angebote stützen, stattdessen hatte dann jedoch das Übernahmeangebot durch Liberty Global zum Ziel, die veraltete Kabelnetz-Infrastruktur aufzuwerten. Freenet hatte gegen diese Pläne mobil gemacht und kommt nun, wie es aussieht, mit einem blauen Auge davon.

Schön sind auch die Q-Zahlen: Trotz Lockdown konnte Freenet seine Kundenzahl steigern. Insbesondere die beiden Hauptangebote, Postpaid-Mobilfunkverträge (+0,2%) sowie Waipu-TV (+10%), konnten trotz Corona einen Kundenzuwachs verzeichnen. Absatzeinbußen durch die Schließung von Media Märkten, Saturn und Freenet Shops sowie auch von Gravis konnten durch das TV-Geschäft nahezu kompensiert werden. So betrug der Umsatzrückgang nur 2,2%.

Dank eines guten Kostenmanagements konnte das EBITDA sogar um 2% gesteigert werden. Der Free Cashflow, wichtig für die Dividende, konnte sogar um 10% gesteigert werden.

Eine Dividende im Bereich von 1,47 bis 1,60 Euro für das laufende Jahr, die dann Anfang 2021 ausgeschüttet würde, hält CFO Arnold für machbar. Das entspricht nach dem heutigen Kurssprung um 17% noch immer einer Dividendenrendite von 8%-9%.

Ja, Sie haben richtig gelesen: die Aktie ist heute um 17% angesprungen. Wie es scheint war das heute der Tag, an dem die Zweifel der Analysten zerstreut werden konnten. Freenet ist derzeit unsere größte Position im Portfolio, entsprechend schön hat sich der heutige Kurssprung in unserem Portfolio ausgewirkt :-).

Ich denke, Freenet ist weiterhin eine gute Aktie für unser Portfolio: Es findet eine Rotation am Aktienmarkt statt, die Unternehmen mit Corona-Problemen bevorzugt. Freenet ist über das Ladengeschäft sicherlich betroffen gewesen. Ich hatte Freenet mit einer "0" versehen, also weder positiv, noch negativ von Corona betroffen, weil gleichzeitig das Online-Geschäft und insbesondere waipu-TV meiner Ansicht nach überproportional von dem Lockdown profitierten. Und wie die Zahlen nun zeigen, war es auch so.

Ich denke, die Coronasorgen werden in den kommenden Monaten weitgehend zurückgedrängt werden, selbst wenn die Medien von steigenden Fallzahlen berichten. Doch einen weiteren Lockdown wird es in Deutschland meiner Ansicht nach nicht geben, daher richten Analysten nun ihren Blick auf das Geschäftsjahr 2021 und teilweise schon 2022. Und bis dahin wird es meiner Erwartung nach Impfstoffe und Behandlungsmethoden geben, die selbst das Maskentragen irgendwann überflüssig machen. Entsprechende Aktien beginnen jetzt schon zu steigen: Airbus, BASF, und ... Freenet. Wir bleiben dabei.


Wheaton Precious Metals
Gute Zahlen können nicht (mehr) begeistern, Nachkaufen

Do, 13. August um 09:03 Uhr
Gestern Abend hat Wheaton Precious Metal Q-Zahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg um 31% auf 248 Mio. USD und lag um 12% über den Erwartungen. Der Gewinn stieg um 120% auf 0,22 USD/Aktie und lag damit 33% über den Erwartungen. Der Cashflow stieg aufgrund von Kosteneinsparungen sowie durch den Goldpreisanstieg um 40% auf 152 Mio. USD, obwohl die umgesetzte Goldmenge (oder Gold-Äquivalent, denn Silber und andere Rohstoffe werden in Gold umgerechnet) um 16% auf 140.000 Unzen zurück ging.

Hier zeigt sich das von mir immer wieder angeführte Verhältnis von Wheaton Precious zum Goldpreis: Wheaton Precious ist wie eine gehobelte Option auf den Goldpreis. Das Gold, das Goldminen für Wheaton Precious produzieren, wird zu einem festen Preis abgenommen. Wenn dieses Gold dann zu Marktpreisen verkauft wird, ist die Differenz der Gewinn. Die Einkaufskosten bleiben konstant, entsprechend springt der Gewinn überproportional an, wenn der Goldpreis steigt.

Diese Woche hat der Goldpreis nun den stärksten Goldpreisrückgang seit einigen Jahren erlebt: Von 2.074 USD/Uz ging's binnen einer Woche auf 1.880 USD/Uz, ein Minus von 9,5%! Unsere ehemalige Gold-Spekulation, Barrick Gold, ist um 12% eingebrochen. Wheaton Precious ist sogar um 14% gefallen. Schön, dass wir zumindest bei Barrick Gold rechtzeitig ausgestoppt wurden. Nun richtet sich der Blick nach vorne: Wann können wir Barrick Gold zurückkaufen und wann können wir unsere Position in Wheaton Precious ausbauen?

In einem Bullenmarkt, und Gold befindet sich in einem Bullenmarkt, sind Rückschläge von 7-10% Kaufgelegenheiten. Entsprechend ist es bereits an der Zeit, nachzukaufen.

Wenn ich mir die vorangegangenen Kursgewinne jedoch anschaue, wird mir schwindelig: Wheaton Precious war noch vor zwei Monaten bei 33 Euro und notiert auch nach dem aktuellen Rückschlag noch immer mit 30% im Plus. In der Spitze betrug das Plus sogar 48%. Reicht da eine Korrektur um 14%?

Ich weiß es nicht.

Was hilft? Disziplin. Meine Disziplin gebietet mir, entsprechende Rückschläge zu kaufen. Im ersten Schritt sollten wir die Position von Wheaton Precious ausbauen, da es sich um eine Langfristposition im Wachstumsportfolio handelt. Sollte es in dieser Korrektur zu einer Übertreibung kommen, können wir noch immer Barrick Gold als Spekulation zufügen.

Gleichzeitig ist kurz unter dem aktuellen Kursniveau bei Wheaton Precious eine technische Unterstützung: im Mai betrug das Zwischenhoch bei Wheaton Precious 42 Euro. Da Charttechniker meist US-Dollarcharts betrachten, schauen wir uns diesen an: In US-Dollar stieg Wheaton Precious im Mai bis auf 46 USD. Aktuell notiert die Aktie bei 49,35 USD. Da der Wechselkurs EUR/USD in den vergangenen Wochen stark angezogen hat, ist der Eurochart diesbezüglich wenig aussagekräftig.

Ich würde also zu Kursen um 42 Euro nachkaufen und unsere Position voll machen. Bitte verwenden Sie limitierte Kaufaufträge, da das Handelsvolumen in Deutschland vor US-Börsenbeginn sehr dünn ist. Zudem werde ich die Kursentwicklung in USD beobachten und bei einem Unterschreiten der 46 USD einen Teil der Position absichern. Ich melde mich dann.


Airbus
Marmelade wird billiger

Do, 13. August um 14:11 Uhr
Heute haben die USA die Strafzölle für Airbus angepasst: Nach einem Urteil der WTO sind die USA berechtigt, wegen unerlaubter Hilfen für Airbus Strafzölle im Volumen von bis zu 7,5 Mrd. USD zu erheben. Vor einem Jahr kamen Parmesan aus Italien, Oliven aus Spanien und Wein aus Deutschland und Frankreich auf eine entsprechende Liste. Zudem wird seither eine Sonderabgabe i.H.v. 15% auf Flugzeugteile erhoben.

Diese Liste wurde nun angepasst, zur Erleichterung der Europäer wurden die Zölle nicht erhöht. Allerdings wurde die Liste um Marmelade aus Deutschland und Frankreich erweitert, Käse und Kekse aus Griechenland hingegen wurden gestrichen. Wir haben nun also mehr Marmelade, die in Deutschland und Frankreich abgesetzt werden muss. Unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten müsste das zu einem Preisverfall führen. Wohl dem, der Marmelade liebt :-).

Im Herbst wird die WTO ein weiteres Urteil fällen. Diesmal geht es um vermeintlich unerlaubte Hilfen für Boeing und eigentlich geht jeder derzeit davon aus, dass das Urteil ähnlich ausfallen wird wie vor einem Jahr gegen Airbus. Beide Flugzeugbauer wurden von ihren Regierungen massiv unterstützt.

Ich glaube nicht, dass der eine oder andere, Airbus oder Boeing, am Ende irgendwie einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerber herausfanden kann. Vielmehr wirkt dieser Prozess derzeit in meinen Augen wie ein Klotz am Bein gegenüber dem internationalen Wettbewerb, der sich prächtig entwickelt, während die beiden Platzhirsche um den Thron kämpfen. Hoffen wir also, dass nach dem Urteilsspruch im Herbst bald eine Einigung gefunden wird, wie auch immer diese aussehen mag.

Die Aktie reagiert heute kaum auf diese Meldung.


Nvidia
Verkaufen wenn wir können, nicht müssen

Fr, 14. August um 12:39 Uhr
Ich würde Nvidia heute verkaufen.

Die Aktie kennt nur eine Richtung: gen Norden! Gemeinsam mit AMD wird derzeit Intel vom Thron gestoßen. Nvidia hat mit einer Marktkapitalisierung von 267 Mrd. USD heute schon die Bewertung, die für den Throninhaber angemessen ist ... nicht aber für einen Thronfolger. 12 Mrd. USD setzt der Hersteller von Graphikkarten im Jahr um. Damit ergibt sich ein KUV von 267/12 = 22. Kurs/Umsatz-Verhältnis wohlgemerkt. Nicht KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis). Das KGV 2020e steht bei 54. Bei 17% erwartetem Gewinnwachstum ist das ziemlich üppig.

Anleger schauen in diesen Tagen nach Aktien, die von der Rallye bislang übersehen wurden. Konjunktursensible Werte sind gefragt und wenn Anleger Geld brauchen, um konjunktursensible Aktien zu kaufen, werden sie sich das Geld dort besorgen, wo sie viel bekommen: Bspw. bei Nvidia. Es handelt sich also um einen natürlichen Mechanismus, wenn Nvidia in den kommenden Wochen etwas schwächer notieren sollte als der Markt. Das hat dann nichts mit dem Geschäft von Nvidia zu tun, sondern eher mit der Rotation vom Anlegergeschmack.

Ich denke, wir sollten die 68% Gewinn einsacken und auf einen günstigeren Kurs zum Zurückkaufen der Position warten. Wem das zuviel Hin und Her ist, der kann auch gerne nichts tun :-)



07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈15%) =8,9%WKN13.8.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x3%!C19
Barrick Gold87045022,92 €-7%21%0,0%B+
CompugroupA2889073,75 €-1%12%3,0%B+
AccellA1JADL24,15 €0%13%3,0%A+
Frosta60690067,00 €3%7%2,9%A+







Wachstum (≈35%) =17,3%WKN13.8.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechA0NFN364,20 €2%5%3,4%B+
SpotifyA2JEGN212,80 €-1%70%6,7%B+
Nvidia918422389,95 €2%69%0,0%B+
ServiceNowA1JX4P371,85 €3%26%3,4%B+
Wheaton Precious MetalsA2DRBP42,56 €-8%22%3,8%B+
Airbus93891471,31 €5%12%3,9%A -








Dividende (≈30%) = 28,1%WKN13.8.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 4x7,5%!
FreenetA0Z2ZZ18,34 €23%-10%8,7%B0
Deutsche Post55520037,71 €4%11%3,9%B+
Munich Re843002233,00 €2%0%4,2%B0
NestléA2DY3F108,50 CHF0%5%3,4%B+
BASFBASF1149,95 €4%-3%7,9%A+








Absicherung (≈20%) =18%WKN13.8.20Woche ΔΣ '20 ΔAnteil 3x7%!
Goldbarren 100 gr100 gr.5.258,00 €-5%21%8,5%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU80,00%0%-8%6,0%A+
Nokia-AnleiheA0T9L2128,88%1%12%3,4%C0





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2020

2%11%27,7%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis15%8,9%533%
WachstumEnkelkinder35%17,3%557,0%
DividendeUrlaub30%28,1%458%
AbsicherungZins & Gold20%18%336,7%
Summe
100%72,3%1716


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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