Heibel-Ticker PLUS 21/18 - Zwei verschiedene Welten auf dem Börsenparkett

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07.05.2021:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

16. Jahrgang - Ausgabe 18 (07.05.2021)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp210509.pdf



I N H A L T

01.Info-Kicker: Zwei verschiedene Welten auf dem Börsenparkett
02.So tickt die Börse: Coronaverlierer Hui! Coronagewinner Pfui!
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Zugeknöpfte Taschen
 - @@
04.Ausblick: Sommerturbulenzen nur in Einzeltiteln zu erwarten
05.Update beobachteter Werte: Münchener Rück, Beyond Meat, Barrick Gold, CureVac, Freenet, Wheaton Precious Metals
 - Münchener Rück: Zuversicht für Nach-Corona-Zeit
 - Beyond Meat: Falscher Tonfall bei Q-Zahlen
 - Barrick Gold: Gute Q-Zahlen, Turbo wird angeworfen
 - CureVac: USA befürworten Patentaufhebung für Corona-Impfstoffe
 - Freenet: Dividendenliebe treibt Aktie auf 2,5-Jahreshoch, Stopp Loss einziehen
 - Wheaton Precious Metals: Erwartungen verfehlt
06.Leserfragen: ASML & Amazon
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Zwei verschiedene Welten auf dem Börsenparkett

Liebe Börsenfreunde,

Gestern hatten wir Steffen Munz zu Gast bei Salz & Pfeffer zum Mittag. Ich muss zugeben, das mich seine Geschichte begeistert hat: viele Unternehmen scheitern in ihren Expansionsträumen an Nebensächlichkeiten wie ... dem Geld.

Munz hat als CFO von Varta bewiesen, dass er auch große Ideen finanzieren kann. Und nun möchte er mit Schaltbau offensiv in die eMobilität vorstoßen. Den Bau einer ersten Fabrik hat er en passent bereits mit einer Wandelanleihe finanziert. Ich bin gespannt, ob das Abenteuer gelingt.

Wenn Sie sich die Videokonferenz nochmals anhören möchten, dann gerne auf
unserem YouTube-Kanal Salz und Pfeffer

Ich werde nun auch nicht mehr gesondert per E-Mail einladen. Bitte klicken Sie auf den Link und "abonnieren" Sie unseren Kanal, dann werden Sie auch die nächsten Videokonferenzen nicht verpassen.

Unsere bisherigen Gäste haben sich als Glücksgriffe entpuppt. Und wenn ich mir die Pipeline unserer Gäste anschaue, kann ich Ihnen sagen: Es wird immer besser :-).

***

Im heutigen Rückblick habe ich eine Zweiteilung am Aktienmarkt festgestellt: Unternehmen, die als Coronagewinner galten, haben diese Woche kräftig Federn gelassen. Die vermeintlichen Coronaverlierer hingegen entpuppen sich nun als Nach-Coronagewinner und ziehen kräftig an. In Kapitel 02 habe ich eine ganze Reihe von Aktien mit großen Kursbewegungen aufgezeigt.

Während die Kurseinbrüche von den meisten Anlegern deutlich wahrgenommen werden, scheinen die Chancen der Nach-Coronagewinner noch gar nicht im Scheinwerferlicht zu stehen. Das zumindest zeigt die Analyse des dieswöchigen Anlegersentiments. Mehr dazu in Kapitel 03.

Im heutigen Ausblick gebe ich meine Einschätzung zu den Sommermonaten und zeige auf, wie ich mich verhalten würde. Kleiner Tipp: Auch das Grillen kommt zur Sprache! Die Details dazu lesen Sie in Kapitel 04.

Eine ganze Reihe von Portfoliowerten hat diese Woche für Schlagzeilen gesorgt. Im Rahmen der Updates in Kapitel 05 bespreche ich auch meine Einschätzung zur Diskussion um die temporäre Aufhebung des Patentschutzes für Impfstoffe.

Diese Woche habe ich zwei Leserfragen in die Ausgabe genommen: Ein Leser möchte wissen, was es mit den ultrahohen Aktienkursen von Titeln wie bspw. Amazon auf sich hat. Ein anderer Leser macht mich auf ASML als Maschinenbauer für die Chipindustrie aufmerksam. Meine Antworten lesen Sie in Kapitel 06.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker




02. So tickt die Börse: Coronaverlierer Hui! Coronagewinner Pfui!

Der Einzelhandel zeigt deutlich, welche Geschmacksrichtung derzeit auf dem Börsenparkett bevorzugt wird: Adidas kann mit einer neuen Angriffsstrategie die Anlegerherzen erobern, die Aktie ist diese Woche um 9% angesprungen. Der Konzern litt stark unter der Coronakrise und zog noch den Unmut der Bevölkerung auf sich, als man Mieten kürzen wollte, obwohl man schon Coronahilfen eingesackt hatte.

Die Aktie war im Coronacrash von 300 auf 200 EUR eingebrochen, konnte sich jedoch im Anschluss wieder bis auf das Vorkrisenniveau erholen. In den vergangenen Wochen jedoch kamen Zweifel darüber auf, ob Adidas denn von einem Nachkrisenboom profitieren könne, oder aber ob Nike und Under Armour den Jungs aus Herzogenaurach die Butter vom Brot gestohlen haben. Doch mit der neuen Strategie scheint diese Befürchtung nun adressiert zu sein, die Aktie springt an.

Auch Hugo Boss hat diese Woche einen kräftigen Kurssprung hingelegt: +11%! Der Konzern hat den Onlinehandel verstärkt und konnte einen großen Teil des Umsatzausfalls im Einzelhandel durch neue Großhandelsverträge im asiatischen Raum (=China?) auffangen.

Auch Zalando legte Zahlen vor, die über den Erwartungen lagen. Die Unternehmensprognose wurde angehoben und ein Aktienrückkauf gestartet. Was kann das Anlegerherz mehr wünschen?

... aber die Aktie hat kaum darauf reagiert: das Wochenplus beträgt magere 1,6%.

Zalando ist ein Coronagewinner, denn als Online-Versandhändler hat sich die Nation in den vergangenen Monaten Kleidung ins Haus bestellt. Die herausragenden Zahlen werden nach einer Kursverdreifachung in den vergangenen 15 Monaten nur noch als Bestätigung der in den Himmel gewachsenen Erwartungen gewertet.

Schlimmer noch ist es der Global Fashion Group gegangen: der Online-Versandhändler hat sich auf Schwellenländer konzentriert und tritt in Deutschland gar nicht auf. Schwer greifbar also für heimische Anleger. Die Aktie war in der Coronakrise von 1 auf 14 Euro katapultiert worden, doch seit Februar schwankt der Kurs nun zwischen 12 und 14 Euro. Neue Treiber werden erst wieder nächste Woche Mittwoch (12.5.) erwartet, wenn die Q1-Zahlen veröffentlicht werden. In der Zwischenzeit kann sich die Aktie nicht von der allgemeinen Abneigung der Anleger gegen die ehemaligen Coronagewinner entziehen, diese Woche verlor die Aktie 10%.

Auch Rational, der Anbieter von Großküchen, passt in das aktuelle Bild: Noch im Februar gab man sich sehr zurückhaltend beim Ausblick auf das laufende Jahr. Doch diese Woche meldeten die Zulieferer der Hotellerie und Gastronomie, dass ihre Kunden langsam die Zurückhaltung aufgeben würden und Bestellungen anziehen. Die Aktie springt diese Woche um 12% an.

Zeal hingegen, der Anbieter von Online-Glücksspielen (Lotto), der im Lockdown stark profitierte, konnte heute mit guten Quartalszahlen und einem unverändert beibehaltenen Ausblick nicht begeistern, die Aktie bricht um 8% ein.

TeamViewer, ein absoluter Corona-Gewinner, vermeldete einen Anstieg der ausgestellten Rechnungen von 22%. Es handelt sich um ein Abo-Modell für die Fernwartung von IT-Infrastruktur, daher ist die Rechnungsstellung ein ziemlich guter Indikator für das künftige Wachstum. Doch der Gewinn blieb hinter den Erwartungen zurück und so brach auch diese Aktie kräftig ein, -13%.

Die absoluten Gewinner dieser Woche waren die Rohstofftitel K+S (Kali und Salz +11%), Aurubis (Kupfer, +9%) und Salzgitter (Stahl, +8%). Sie haben sicherlich schon gehört, dass die globale Chipknappheit nur einer der Bereiche ist, in dem die globalen Lieferketten nicht mehr rund laufen. Das zieht sich durch alle Branchen bis runter auf die Rohstoffmärkte, so dass die Rohstoffpreise nun anziehen.

Inflation? Nein, ist nicht in Sicht, behaupten unsere Altvorderen von den Notenbanken weiterhin: Wer von Ihnen kauft denn Stahl für den täglichen Bedarf ein, oder Aluminium? Okay, beim Salz und sogar beim Kalium (Dünger) lasse ich mit mir reden, doch bis deren Preisanstieg im Warenkorb des statistischen Bundesamtes Auswirkungen hat, dauert es noch einige Zeit.

Nein, Inflation ist nicht in Sicht. Auch diese Übersicht, die mir ein Kunde netterweise zukommen ließ, ist sicherlich nur ein Einzelfall:
Preisanpassung bei Raab Karcher

Nun ist es durchaus kritisch zu betrachten, ob der Erfolg auf der Rohstoffseite so gut ist für die gesamte Wirtschaft. Steigende Preise lassen sich nicht immer an die Endkunden durchreichen, häufig bleiben einige Zulieferer auf den gestiegenen Kosten sitzen. Ich denke zwar, dass die Liquiditätsflutung genug Geld in die Portemonnaies der Endkunden gespült hat, um Preissteigerungen zu tolerieren. Doch zwischenzeitlich, vielleicht in den Sommermonaten, könnte das zu Unruhe führen.

Während diese Woche also der Rohstoffbereich um 4,5% zulegen konnte, gaben Aktien aus dem Gesundheitsbereich durchschnittlich 3,3% ab: Compugroup Medical -14%, Morphosys -11%. Ach so, nicht zu vergessen, der Pandemie-Retter BioNTech gab zwischenzeitlich um 30% nach!

Der Grund: Die USA finden nun, nachdem sie sich dem Export der im eigenen Land produzierten Impfstoffe verweigert haben, dass man den Patentschutz auf Corona-Impfstoffe vorübergehend aufheben könnte. Das würde den Entwicklungsländern zugute kommen.

Europa kontert, dass auch ohne Aufhebung des Patentschutzes bereits die Hälfte der 400 Mio. in Europa produzierten Impfdosen exportiert wurde. Zudem sei der Aufbau von Impfstoffkapazitäten nur durch Kooperation und nicht per Dekret zu erreichen. Nimmt man den innovativen Forschern die Aussicht auf ihre Belohnung, würden sie in der Zukunft diesen Forschungsbereich als "risikobehaftet" meiden. Außerdem könne man eine Impfstoffproduktion nicht wie eine Bauanleitung von Ikea aufziehen, vielmehr müsse man das erforderliche Know-how in den ärmeren Ländern in Kooperation erst einmal aufbauen.

Ich hoffe mal, dass die Diskussion dazu führt, dass der Know-how Transfer ohne Patentverletzung organisiert wird, und dass die Patentinhaber im Falle der erzwungenen Offenlegung ausreichend entschädigt werden. Im Idealfall resultiert aus dieser Diskussion eine weltweite Anstrengung, das globale Gesundheitsnetz besser auszubauen. Und ich will nicht ausschließen, dass gerade BioNTech und die anderen Impfstoffunternehmen letztlich von einer solchen Entscheidung profitieren würden.

Der Kurseinbruch war daher meiner Ansicht nach übertrieben. Ein Großteil des gestern erlittenen Kursverlusts wurde heute schon wieder ausgeglichen.

In Deutschland hat sich das Narrativ geändert: Nachdem man sich noch vor vier Wochen in der Härte der Lockdowns überbot, gibt es nun einen Wettlauf um die Öffnungsschritte. Ich bin froh, dass wir am Wochenende den 80. Geburtstag meiner Mutter gemeinsam mit meiner Schwester und unseren Familien feiern können. Und so, wie sukzessive immer mehr möglich wird, wird auch die Laune unter den Anlegern wieder ansteigen. Dennoch konkurrieren derzeit zwei Überzeugungen auf dem Börsenparkett: Auf der einen Seite werden die Coronagewinner trotz guter Meldungen verkauft. Auf der anderen Seite werden die Coronaverlierer konsequent eingesammelt.

Schauen wir mal, wie sich das auf die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich auswirkt:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES6.5.21Woche ΔΣ '21 Δ
Dow Jones34.705 2,5%13,8%
DAX15.400 1,7%12,3%
Nikkei29.358 1,9%7,0%
Shanghai A 3.583 -0,8%0,1%
Euro/US-Dollar1,221,1%-1,1%
Euro/Yen131,970,3%4,1%
10-Jahres-US-Anleihe1,57%-0,070,63
Umlaufrendite Dt-0,29%-0,020,27
Feinunze Gold$1.835 3,9%-2,6%
Fass Brent Öl$68,40 1,7%33,1%
Kupfer$9.929 0,8%26,6%
Baltic Dry Shipping$3.212 6,8%135,1%
Bitcoin$57.625 1,4%104,6%



Noch besser als der Bitcoin performt übrigens der Baltic Dry Verschiffungsindex in diesem Jahr: +135% seit Jahresanfang! Die Verschiffungsraten, die insbesondere in chinesischen Häfen für Schüttgut, also Rohstoffe, gebildet werden, gehen durch die Decke.

Sie haben es sicherlich auch schon gemerkt: Viele Produkte, die Sie gerne kaufen möchten, sind derzeit nicht verfügbar. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir so eine Situation schon mal hatten. Freunde von uns haben nun, nach 4 Monaten Wartezeit, ihre zu Weihnachten bestellte Playstation 5 erhalten. Fahrräder und e-Bikes sind ausverkauft, die Produktionslinien vieler Automodelle stehen mangels Komponenten still ...

... aber Inflation ist nicht in Sicht.

Der Goldpreis ist diese Woche über 1.800 USD/Oz gesprungen und nimmt damit Kurs auf sein Allzeithoch knapp über 2.000, ich könnte mir sogar einen Lauf bis 2.200 USD/Oz vorstellen. In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder aufgerufen, jetzt Ihren Goldbestand aufzustocken. Das Fenster dieser Möglichkeit schließt sich nun langsam.

Auch der Ölpreis ist inzwischen deutlich über die 60 USD/Fass gestiegen. Unter einem US-Präsidenten Donald Trump, der zitiert wird mit "drill , Baby, drill!", Bohr, Baby, bohr!, gab es zu viel Öl, als dass das schwarze Gold im Preis ansteigen konnte. Im Gegenteil, die OPEC+ war immer wieder genötigt, weitere Förderkapazitäten zu stutzen.

US-Präsident Joe Biden hingegen beendet die laxe Politik gegenüber der Ölindustrie und so wird es nun schwerer, in den USA neue Ölquellen zu erschließen. Der Ölpreis steigt, die Saudis, Russland und Venezuela werden es Biden danken.

Jetzt bin ich gespannt, wie sich die Anlegerstimmung entwickelt hat.




03. Sentiment: Zugeknöpfte Taschen

Der DAX hat in der abgelaufenen Woche 1,7% zulegen können, das Allzeithoch ist nur noch 0,4% entfernt. Dennoch kommt keine Feierlaune mehr auf, im Gegenteil: Das Anlegersentiment steht bei nur 0,8 und liegt damit nur knapp im positiven Bereich. Und schlimmer noch, trotz der guten Börsenlage zeigen sich unsere Umfrageteilnehmer verunsichert. Die Selbstzufriedenheit ist auf -0,8 gesackt. Die Verunsicherung ist bemerkenswert, wenn wir uns das hohe Kursniveau vor Augen führen.

Da strahlt wohl schon die pessimistische Grundhaltung der Anleger in die momentane Stimmung aus: Mit einem Wert von -0,8 dominieren die Bären nun in der fünften Woche in Folge das Börsenparkett. Kein Wunder, dass die Investitionsbereitschaft mit -0,2 ebenfalls auf extrem niedrigem Niveau notiert.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf einen Wert von +8 gesprungen. Noch vor vier Wochen wurde ein Rekordtief bei -17 erzielt. Das heißt, in den vergangenen vier Wochen wurden Absicherungspositionen aufgelöst und schließlich Long-Spekulationen eingegangen. Ich kann in Verbindung mit obigen Sentimentdaten daraus nur schließen, dass viele Anleger den Bullen mit spekulativen Instrumenten reiten wollen, solange es geht. Oder zeigt sich hier schon eine gewisse Kaufpanik? Anleger gehen gehebelt long, weil sie einen Großteil der Rallye verpasst haben und nun aufholen möchten?

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt unverändert eine extrem bullische Positionierung der US-Anleger. Bereits seit November notiert dieser Indikator auf einem Niveau, der außerhalb der mehrjährigen Durchschnittswerte liegt.

US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote nun wieder leicht zurückgefahren. Nach 104% vor einer Woche beträgt sie nun nur noch 88%. Das sieht nach Gewinnmitnahmen aus.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 17%: 44% Bullen stehen 23% Bären gegenüber. Damit ist die Stimmung in den USA noch immer sehr bullisch, wenngleich die Extremwerte des Aprils nicht mehr erreicht werden.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit einem Wert von 55 im neutralen Bereich.

Interpretation



Es hat den Anschein, dass Anleger überwiegend die Coronagewinner im Auge haben, denen nun nicht mehr viel Kurspotential zugeschrieben wird, oder die in den vergangenen Tagen kräftig Federn ließen. Die Coronaverlierer, die in der abgelaufenen Woche zu den Börsengewinnern gehörten, scheinen von den meisten Anlegern noch gar nicht wirklich wahrgenommen zu werden.

Anders kann ich mir die desolate Stimmungslage so nah an einem Allzeithoch im DAX nicht erklären.

Wir haben diese Woche gesehen, dass bei einzelnen Aktien, insbesondere bei ehemaligen Coronaverlierern, bereits kräftige Kurssprünge verzeichnet wurden. Offensichtlich sind es noch wenige Anleger, die bereits ausreichen, solche Kurssprünge zu erzeugen.

Nun könnten die Massen noch eine Weile in Angststarre verbleiben, während die Coronagewinner weiter Federn lassen. Doch irgendwann werden die Chancen der Coronaverlierer, deren Zeit jetzt gekommen ist, ins Rampenlicht rücken. Und gleichzeitig wird sich meiner Einschätzung nach auch der Ausverkauf in den Coronagewinnern als Übertreibung herausstellen.

Doch bevor sich ein solcher, neuer Trend durchsetzen kann, bedarf es meist noch eines reinigenden Gewitters. Das haben wir noch nicht gesehen. Der Ausverkauf, den wir diese Woche in Richtung 14.850 im DAX gesehen haben, mag das schon gewesen sein. Ich habe aber das Gefühl, dass das noch nicht gereicht hat.

Die "Besten" trifft es immer erst zum Schluss. Wenn für die Nach-Coronazeit jetzt die Zeit der Coronaverlierer gekommen ist, dann ist meiner Einschätzung nach zu erwarten, dass gerade diese Aktien nochmals deutlich zurückkommen, bevor die Rallye fortgesetzt werden kann. Geduld ist also angesagt.





04. Ausblick: Sommerturbulenzen nur in Einzeltiteln zu erwarten

Nun sitze ich hier und schwanke zwischen einer professionellen Einschätzung und meiner Wut.

Professionell: Natürlich gehört es dazu, dass man bei spekulativen Positionen auch mal falsch liegen kann. Das haben Spekulationen so an sich. Diese Woche haben CureVac 15% und Beyond Meat 14% verloren, doch an meiner Erwartung hat sich nichts geändert.

Wut: Nun war ich monatelang geduldig, habe mich zurückgehalten, diese beiden Titel ins Depot zu holen, bis endlich günstigere Kurse dazu einluden. Ich war sogar richtig stolz, soviel Geduld gezeigt zu haben. Doch dass dann wenige Tage nach meiner Kaufentscheidung eine Diskussion über die Aufhebung des Patentschutzes losgetreten wird, und dann auch noch Beyond Meat eine so pessimistische Telefonkonferenz abhält, das macht mich wütend. Hätten wir doch noch ein paar Tage länger gewartet ...

Ja, ich weiß, jetzt bekomme ich eine ganze Reihe von E-Mails mit "hätte, hätte, Fahrradkette..." - an der Börse verdient man mit dem Konjunktiv kein Geld. Trotzdem ärgert es mich.

... Sie vermutlich auch. Daher nochmals kurz dazu, wie Sie auch schon in den Updates gelesen haben: es ist noch ein weiter Weg zur Aufhebung des Patentschutzes. Es ist fraglich, ob das der beste Weg ist und wenn, dann ist es möglich, dass die entsprechenden Firmen dennoch entschädigt werden. Daher bleibt CureVac weiter im Portfolio.

Und Beyond Meat hat die Erwartungen niedergeprügelt. Auf Basis der nunmehr defensiven Erwartungen dürfte es ein Leichtes sein, in diesem Sommer mit guten Absatzzahlen die Gunst der Anleger zurück zu erobern. Daher bleibt auch Beyond Meat im Portfolio.

Diese Woche hat unser Portfolio eine deutliche Zweiteilung erlebt: Dividendentitel haben 3-5% zugelegt, Gold 4% (Wheaton) bis 10% (Barrick). Außerdem hat der Coronaverlierer TUI 5% zulegen können.

Neben Beyond Meat und CureVac haben insbesondere die Wachstumstitel Federn gelassen. BB Biotech -6%; Spotify -8%, Skyworks -5% und Nvidia -3%. Alles Coronagewinner.

Wenn ich mir diese Zweiteilung anschaue, dominiert die professionelle Erkenntnis: Diese Zweiteilung kann nicht ewig andauern. Das war in dieser Woche mal eine Übertreibung in die eine Richtung, sollte sich in den kommenden Wochen wieder ausgleichen.

Ich habe nun mehrfach meine Einschätzung für die kommenden Monate wie folgt formuliert: Wir werden einen turbulenten Sommer bekommen. Turbulent in Einzeltiteln, ich fürchte aber nicht, dass der Gesamtmarkt in die eine oder andere Richtung ausbricht. Damit wartet er bis zum Herbst, und dann folgt, wenn ich richtig liege, der Ausbruch nach oben :-).

Ich muss sagen, ich habe in den vergangenen 15 Corona-Monaten viel Zeit in den Heibel-Ticker und in unser Portfolio gesteckt. Ich weiß nicht, ob es sich lohnt, die verschiedenen Turbulenzen in Einzeltiteln, die ich für diesen Sommer erwarte, zu spielen. Ich denke, ich werde da nur in Extremsituationen aktiv werden.

Ja, das ist eine Ankündigung, dass ich, vermutlich genau wie Sie, diesen Sommer gerne etwas der schweren Coronazeit durch gemütliches Grillen ausgleichen möchte :-).

Natürlich kann auch der Gesamtmarkt in den kommenden Monaten kurzzeitig in die eine oder andere Richtung ausbrechen. Ich gehe aber davon aus, dass eine solche Bewegung anschließend wieder neutralisiert wird, denn:

Ein Abrutschen nach unten ist in meinen Augen völliger Irrsinn, denn die globale Konjunktur brummt, auch Deutschland zieht nun an und viele Aktien (Airbus, TUI, Skyworks, Munich Re, BASF, ...) sind günstig bewertet. Ein Crash ist in meinen Augen derzeit sehr unwahrscheinlich.

Eine Fortsetzung der Rallye erwarte ich vorerst ebenfalls nicht, allein schon die defensive Haltung der Anleger spricht dafür. Es gibt quasi kein Kaufinteresse. Zwar könnten steigende Kurse zu einem Kaufzwang führen, doch meiner Einschätzung nach gibt es noch genügend Anleger, die steigende Kurse durch Gewinnmitnahmen frühzeitig wieder abbremsen würden. Nein, für eine Fortsetzung der Rallye ist es noch zu früh.

Daher aus gegebenem Anlass ein persönliches Wort zum Schluss: den Heibel-Ticker betreibe ich alleine und ich habe die Anzahl der Aktien im Portfolio nicht aus Jux und Dollerei begrenzt. Vielmehr halte ich es für einen Privatanleger, und an Privatanleger richtet sich der Heibel-Ticker, für vorteilhaft, sich auf wenige Aktien zu beschränken, die man dann gut im Blick behält. Ein ausuferndes Portfolio würde zu viel Beliebigkeit nach sich ziehen und kann letztlich nicht besser sein als ein wohl überlebtes kleines Portfolio - für diese Erkenntnis erhielt Markowitz mal einen Nobelpreis.

Privatanleger haben häufig einen eigenen Beruf und kümmern sich in ihrer Freizeit um die Vermögensanlage. Von daher weiß ich, dass die meisten unter Ihnen dankbar sind, wenn wir in diesem Sommer mal einen Gang rausnehmen.

Für die Trader unter Ihnen: Es gibt genügend Dienste, die das anbieten. Die sind zwar meistens um ein Vielfaches teurer und haben nicht unbedingt bessere Ideen als ich, aber die schicken Ihnen täglich was :-).

Und für alle treuen Kunden: Na, Sie wissen ohnehin, dass ich, auch wenn ich am Grill stehe, das iPad neben mir aufgebaut habe und die Kursentwicklung beobachte. Das ist schon Hobby :-). Wirklich Wichtiges werden wir also nicht verpassen.



05. Update beobachteter Werte: Münchener Rück, Beyond Meat, Barrick Gold, CureVac, Freenet, Wheaton Precious Metals

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Münchener Rück
Zuversicht für Nach-Corona-Zeit

Do, 06. Mai um 14:43 Uhr
die Münchener Rück hat heute Quartalszahlen veröffentlicht, die im Rahmen der Erwartungen liegen. Zwar war der Gewinnanstieg von 170% gegenüber dem Lockdown-Quartal vor einem Jahr nicht ganz so groß wie von Analysten erwartet, dafür passen die sonstigen Zahlen und der Ausblick: Die Prämien sind um 2,4% angestiegen, gleichzeitig stieg das Neugeschäft um 17% an. Höhere Preise für Versicherungen hindern Kunden also nicht am Abschluss von Versicherungen.

Für 2021 stellt der Konzern nun einen Umsatz von 57 Mrd. EUR in Aussicht (angehoben von zuvor 55 Mrd. EUR) und will einen Gewinn von 2,8 Mrd. EUR erwirtschaften.

Es kommt wie erwartet: Katastrophen (Corona) sind nur ein einmalig negatives Ereignis im Versicherungsgeschäft. Die daraus resultierende höhere Zahlungsbereitschaft der Kunden bleibt anschließend ewig. Wir bleiben dabei.


Beyond Meat
Falscher Tonfall bei Q-Zahlen

Fr, 07. Mai um 17:05 Uhr
Puh, Beyond Meat hat heute früh Q-Zahlen veröffentlicht, die schlecht aufgenommen wurden: Die Aktie notiert mit 3,5% im Minus, heute früh waren es zwischenzeitlich schon -7%. Meine Idee zu Beyond Meat, dass ein fulminanter Sommer bevor steht, wurde vom Management nicht aufgenommen, schade.

Stattdessen wurde lang und breit über die schwere Coronazeit gesprochen, warum der Absatz hakte und (schlimmer noch) warum auch für den weiteren Jahresverlauf keine Entwarnung gegeben werden kann.

Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahresquartal um 11% auf 108 Mio. USD angewachsen, Analysten hatten 16% Wachstum erwartet. Der Gewinn, besser gesagt der Verlust, lag bei 0,42 USD/Aktie und fiel damit doppelt so hoch aus wie erwartet. Die Gewinnmarge blieb mit 30,2% hinter den Erwartungen von 31,8% zurück.

Ich habe mir die Telco mit den Analysten angeschaut und erkenne zwei Hauptprobleme. Zum einen steigen die Kosten für Beyond Meat, sowohl die Kosten für Proteine und andere Einsatzstoffe als auch die Logistikkosten, was sich auf die Gewinnmarge auswirkt. Und zum anderen beklagt CEO Ethan Brown, der in der Vegetarier-Welt fast schon so etwas wie ein Popstar ist, dass der Umsatzanstieg im Supermarktgeschäft, wo die Beyond Burger direkt an den Endverbraucher verkauft werden, nicht angehalten hat: Es handelte sich im vergangenen Jahr um einen Einmaleffekt, der sich nicht wie ein Lauffeuer in der gesamten Bevölkerung ausbreitet, sondern jetzt abzuebben droht.

Das Supermarktgeschäft (in Deutschland bspw. Aldi) hat Beyond Meat in der Pandemie gerettet, denn in erster Linie verkauft das Unternehmen seine Burger an Restaurantketten wie bspw. McDonalds und KFC. Die waren aber im Lockdown geschlossen und so stieg das Geschäft mit den Supermärkten an ..., aber offensichtlich nur vorübergehend.

Wir haben da wohl den falschen Zeitpunkt für unseren Einstieg gewählt, tut mir leid. Dennoch halte ich an der Spekulation fest, denn ich erwarte einen guten Sommer für Beyond Meat. Mag sein, dass das Management nicht darauf bauen möchte, dennoch gehe ich davon aus, dass in diesem Sommer zum einen mehr gegrillt wird denn je. Und gleichzeitig werden auch die Restaurantketten sukzessive wieder auf machen.

Und daran, dass der Trend zur gesunden und umweltbewussten Ernährung plötzlich verschwindet, glaube ich nicht.


Barrick Gold
Gute Q-Zahlen, Turbo wird angeworfen

Fr, 07. Mai um 10:25 Uhr
Barrick Gold hat Q-Zahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen liegen: Der Gewinn ist um 34% auf 0,30 USD/Aktie angestiegen, der Umsatz wuchs um 9% auf 2,96 Mrd. USD.

Durch die Corona-Pandemie ging die Goldproduktion um 12% zurück, die Kupferproduktion sogar um 19%. Die Kosten je Unze stieg um 7% auf 1.018 USD/Oz. Diese Belastungen wurden jedoch überkompensiert durch den um 12% auf 1.777 USD/Oz gestiegenen Goldpreis. Für das zweite Halbjahr wird ein ordentlicher Anstieg der Produktion erwartet, da eine ganze Reihe von Minen aus unterschiedlichen Gründen ihre Produktion steigern werden.

Barrick Gold wird Ende Mai eine Dividende in Höhe von 0,09 USD/Aktie ausschütten. Zusätzlich wird es Mitte Juni das erste Drittel einer Sonderdividende in Höhe von 0,14 USD/Aktie geben: Ende 2019 wurde die Kalgoorlie Goldmine verkauft. Die 750 Mio. USD Ertrag werden in drei Tranchen an die Aktionäre ausbezahlt. Die beiden weiteren Auszahlungen sollen im August und November folgen.

Sowohl die Sonderdividende als auch der Ausblick auf eine steigende Produktion verleihen der Aktie nun Flügel. Gleichzeitig ist der Goldpreis endlich wieder über 1.800 USD/Oz gestiegen und beendet somit seine Konsolidierungsphase, die er seit vergangenem Herbst vollzogen hat. Wir bleiben also dabei :-).


CureVac
USA befürworten Patentaufhebung für Corona-Impfstoffe

Do, 06. Mai um 11:25 Uhr
Die Corona-Pandemie wütet in Indien, täglich steigen die Opferzahlen auf neue Rekorde und die Welt schaut beunruhigt zu. In dieser Situation versucht die Weltgesundheitsbehörde in Genf seit Wochen, den Patentschutz für Corona-Impfstoffe aufzuweichen, damit auch ärmere Länder Zugang zu den Impfstoffen erhalten. Die gestrige Meldung, dass die USA diesen Schritt befürworten, führte zu einem Kurseinbruch bei den Impfstoffherstellern.

CureVac ist um 16% auf 80 Euro eingebrochen, bei Moderna, Pfizer und BioNTech sieht es nicht besser aus.

Ich halte den Kursrutsch für übertrieben: Eine "vorübergehende" Aussetzung des Patentschutzes aufgrund der Pandemie entzieht den mRNA-Unternehmen nicht die Geschäftsgrundlage, sondern höchstens kurzfristig ein wenig Umsatz und Gewinn. Unternehmen werden jedoch auf Basis der zukünftigen Geschäftsaussichten bewertet, da spielen kurzfristige Verwerfungen kaum eine Rolle uns stellen in der Regel eine gute Kaufgelegenheit dar.

Denn die mRNA-Technologie hat sich bewiesen und wird in den kommenden Jahren noch viele revolutionäre Impfstoffe sowie auch Medikamente hervor bringen. Die hohe Bewertung von CureVac spiegelt diese Zukunftserwartung.

Letztlich ist es nicht geklärt, was vorteilhaft ist: Führt der hohe Preis der Impfstoffe dazu, dass bspw. Indien sich die Impfstoffe nicht leisten kann? Oder führt ein hoher Preis in der Pandemie dazu, dass Impfstoffhersteller mehr Möglichkeiten haben, die Produktion zu beschleunigen und auszuweiten? Sicherlich würden patentfreie Impfstoffe mittel- bis langfristig die Verfügbarkeit wesentlich verbessern. Doch kurzfristig müssen teure Investmententscheidungen getroffen werden. Und da ist es in meinen Augen sicherlich fraglich, ob eine kurzfristige Patentaussetzung den gewünschten Erfolg bringt.

Grundsätzlich ist es natürlich im Interesse aller Menschen, das Coronavirus so schnell und gut wie möglich in den Griff zu bekommen, da nur so Mutationen verhindert werden können. Ich begrüße also den Vorstoß aus Genf, alle Hebel in Bewegung zu setzen, die weltweite Verfügbarkeit zu verbessern. Wenn die temporäre Aussetzung des Patentschutzes dazu beiträgt, dann muss das genutzt werden. Für die Aktienkursentwicklung dürfte das jedoch nur eine kurzfristige Belastung sein.


Freenet
Dividendenliebe treibt Aktie auf 2,5-Jahreshoch, Stopp Loss einziehen

Fr, 07. Mai um 09:41 Uhr
Die Q-Zahlen von Freenet bestätigen mein Bild vom Unternehmen: Es werden Klimmzüge gemacht, um zumindest die Gewinnsituation aufzubessern. Wirkliches Wachstum kann ich jedoch kaum entdecken. Die Zahl der Abonnenten ist um 0,4% "gewachsen" - ich weiß nicht, ob ich da von Wachstum sprechen würde.

Der coronabedingte Umsatzrückgang (-4,6%) sei im Gewinn "überkompensiert" worden (+4,4%). Ja, dank Kurzarbeit hat das Unternehmen einen guten Teil der Personalkosten auf den Staat umwälzen können. So ist allein der Personalaufwand im Q1 gegenüber dem Vorjahr um 8 Mio. EUR zurück gegangen, der Gewinnanstieg (EBITDA) betrug jedoch nur 4,6 Mio. EUR.

Im Mobilfunkgeschäft ist der Umsatz um 5,8% zurückgegangen. Das zweite Standbein, TV-Streaming, wuchs um 14%. In Zeiten des Lockdowns haben andere Cloud-Unternehmen Wachstumsraten von 20% und deutlich mehr erzielt. Außerdem macht das TV-Geschäft bislang nur knapp 10% des Konzernumsatzes aus. Für meinen Geschmack fehlt da die Dynamik.

Diese Woche sind Dividendenaktien angesprungen, so auch Freenet. Inzwischen hat die Aktie ihr höchstes Kursniveau seit zweieinhalb Jahren erreicht. Die Hauptversammlung findet dieses Jahr am 18. Juni statt, einen Tag später folgt die Ausschüttung der Dividende. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Aktie bis dahin noch ein wenig weiter nach oben klettert, charttechnisch ist ein Kursniveau im Bereich um die 25 Euro denkbar.

Doch vor dem Hintergrund der von mir erwarteten Konsolidierung oder Turbulenzen im Gesamtmarkt in den kommenden Sommermonaten, bevor es dann im Herbst weiter gen Norden geht, könnte auch Freenet jederzeit wieder unter Druck geraten. Immerhin kommt die Dividendenausschüttung näher (7,2% Rendite) was der Aktie eine gute Unterstützung gibt.

Ich würde daher unsere verbleibende Position mit einem Stop Loss unter 20 Euro absichern und schauen, ob der Kurs bis Mitte Juni noch in Richtung 25 Euro laufen kann. Ich bleibe bei meiner Überzeugung, dass es langfristig bessere Dividendenaktien gibt.


Wheaton Precious Metals
Erwartungen verfehlt

Fr, 07. Mai um 13:10 Uhr
Die Q-Zahlen von Wheaton Precious Metal blieben leicht hinter den gesenkten Erwartungen der Analysten: Der Umsatz wuchs nur um 27% (statt erwarteter 29%) auf 324 Mio. USD, der Gewinn sprang nur um 60% (statt erwarteter 68%) auf 0,36 USD/Aktie. Der Einkaufspreis für das Wheaton zustehende Gold der durch Wheaton finanzierten Minen betrug durchschnittlich 449 USD/Oz nach 382 USD/Oz vor einem Jahr.

Vor drei Monaten erhöhte Wheaton die Quartalsdividende von 0,10 USD/Aktie auf 0,13 USD/Aktie. Gestern wurde eine weitere Erhöhung auf 0,14 USD/Aktie bekannt gegeben. Immer noch nicht berühmt, die Dividendenrendite beträgt somit 1,3%.

Wheaton hängt am Goldpreis und der ist in Q1 zwar deutlich höher als vor einem Jahr gewesen, war jedoch dennoch rückläufig. So erklärt sich, dass die Erwartungen immer wieder gesenkt werden mussten. Wheaton Precious Metal ist wesentlich volatiler als Barrick Gold, ich betrachte Wheaton manchmal als so etwas wie einen Optionsschein auf den Goldpreis. Wenn nun der Goldpreis rückläufig ist, dann belastet das natürlich auch die Aktie.

Im Umkehrschluss erwarte ich für Wheaton eine stärkere Reaktion auf steigende Goldpreise. Und das könnte diese Woche endlich begonnen haben, nachdem der Goldpreis sein Allzeithoch über 2.000 USD/Oz im vergangenen Juli erzielte und seither den Rückwärtsgang eingeschaltet hatte. Mit dem gestrigen Sprung des Goldpreises über 1.800 USD/Oz sieht es für mich nun danach aus, als könnte der Goldpreis schon bald neue Allzeithochs schreiben, ich halte sogar einen Lauf bis über 2.200 USD/Oz in den kommenden Monaten für möglich :-).



06. Leserfragen: ASML & Amazon

ASML, Maschinenbauer der Chipindustrie, profitiert von Chipknappheit

Guten Morgen Herr Heibel,

Mich würde sehr ihre Meinung und Expertise zu ASML Holding als mittelfristige Spekulation von ca. 12-24 Monaten mit einer angenommenen Steigerung von 100 - 150 % interessieren. Können Sie diese Annahmen für möglich halten?
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Als neuer Leser freue ich mich bereits auf die zukünftige Teilhabe an ihre Arbeit und Gedanken.

Einen guten Sonntag und Gesundheit,
Thorben aus Oldenburg

ANTWORT
Der holländische Anbieter von Maschinen für die Halbleiterindustrie profitiert überproportional von der weltweiten Chipknappheit: In der Branche geht man davon aus, dass die Chipknappheit nicht vor 2023 gelöst werden kann. Wir befinden uns also in einer Marktphase, in der Chipfabriken aus dem Boden gestampft werden, was das Zeug hält.

Maschinenbauer darben über Jahre vor sich hin, um dann in einer solchen Marktphase das Geschäft ihres Lebens zu machen. Die Aktie springt in solchen Marktphasen häufig um mehrere hundert Prozent an.

ASML hat in den vergangenen 12 Monaten bereits einen Kurssprung von 150% hinter sich. 20 Mrd. EUR Jahresumsatz, die für das Jahr 2022 erwartet werden, werden mit einer Marktkapitalisierung von 220 Mrd. EUR bewertet, ein KUV von 11. Das ist abenteuerlich. Doch das Geschäft wirft derzeit dicke Gewinne ab, das KGV 22e steht bei 36 bei einem Gewinnwachstum von erwarteten 16%. Diese Kennziffer sieht nun nicht mehr so abenteuerlich aus. Aber Sie sollten wissen, dass der Kurs irgendwann genauso heftig einbrechen wird, wie er nun steigt.

Wie weit die Euphorie den Kurs noch treiben kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe früher versucht, solche Trends zu spielen, bin jedoch regelmäßig auf die Nase gefallen. Wenn Sie also aufspringen wollen, dann auf eigene Gefahr und bitte nur mit einem fest eingegebenen Stop Loss, damit Sie am Ende der Rallye nicht den Absprung verpassen.

Amazon ohne Aktiensplitt zu teuer

Hallo Herr Heibel,
ich verfolge den Heibel-Ticker regelmäßig, er gibt mir Halt und Orientierung, vielen Dank dafür.
Ich habe nur eine Frage, gibt es einen Grund dafür, daß Amazon die Aktie nicht splittet ?

Mit freundlichen Grüßen, Waltraud aus Frankfurt

ANTWORT
Ja: Warren Buffett.

Es galt als ungeschriebenes Gesetz, dass der Aktienkurs des eigenen Unternehmens möglichst unter 100 USD oder Euro liegen sollte. Stieg er darüber, wurde ein Aktiensplitt vollzogen. Das hatte zur Folge, dass man 50er-Pakete von Aktien mit vierstelligen Summen handeln konnte. Wenn der Kurs zu weit steigt, kann sich der normale Aktionär „nur noch“ weniger als 50 Aktien kaufen, und dann „fühlt“ man sich arm.

Warren Buffett hat nie einen Aktiensplit bei seiner Berkshire Hathaway gemacht. Daher steht die Aktie heute bei 355.000 USD. Kein Privatanleger kann sich inzwischen auch nur eine Aktie davon leisten, allerdings macht Warren Buffett durch den Kurs seinen Erfolg für jedermann sichtbar.

Kurz gesagt: Ich halte das für eine Modeerscheinung und finde es nicht gut.

Eine tiefere Bedeutung gibt es nicht. Sie haben nicht mehr Kuchen, wenn sie ihn in zwei oder vier Teile schneiden. Genauso ist es bei Aktien.




07. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =14%WKN6.5.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 8x2,5%!C19
TUITUAG005,17 €5%38%2,6%B -
NynomicA0MSN136,40 €1%0%2,9%B0
Barrick Gold87045019,51 €10%19%3,6%A0
Beyond MeatA2N7XQ95,40 €-14%-13%2,6%A -
CureVacA2P71U82,53 €-15%-8%2,2%A -








Wachstum (≈35%) =33,8%WKN6.5.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechA0NFN372,95 €-6%7%5,9%B+
SpotifyA2JEGN198,55 €-8%-24%5,5%C+
Wheaton Precious MetalsA2DRBP35,93 €4%7%7,6%A+
Airbus93891498,29 €-2%8%4,5%B -
MediosA1MMCC36,00 €2%-4%3,3%B0
Skyworks Solutions857760144,06 €-5%-4%3,3%A +
Nvidia918422489,15 €-3%8%3,6%B +








Dividende (≈30%) = 20,3%WKN6.5.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 4x7,5%!
FreenetA0Z2ZZ21,36 €5%24%3,7%C0
Deutsche Post55520051,00 €4%26%4,5%B+
Munich Re843002248,70 €3%2%7,8%B-
BASFBASF1170,43 €5%9%4,3%B+








Absicherung (≈15%) =16,3%WKN6.5.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 2x7,5%!
Goldbarren 150 gr100 gr.4.813,00 €3%-2%6,7%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU81,70%2%6%5,3%B+
BitcoinBitwala47.385,00 €0%18%4,4%A+





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2021

0%8%15,6%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%14%852,5%
WachstumEnkelkinder35%33,8%577,0%
DividendeUrlaub30%20,3%447,5%
AbsicherungZins & Gold15%16,3%237,5%
Summe
100%84,4%1919100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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