Heibel-Ticker PLUS 21/40 - Energiemärkte stellen Konjunkturaufschwung in Frage

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08.10.2021:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

16. Jahrgang - Ausgabe 40 (08.10.2021)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp211010.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Tieferes Tief, doch Unterstützung hat gehalten
02.So tickt die Börse: Energiemärkte stellen Konjunkturaufschwung in Frage
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Hoher Zukunftsoptimismus
 - Interpretation
04.Ausblick: Handlungsfähig bleiben
 - Nynomic
05.Update beobachteter Werte: Nynomic, TeamViewer, TUI
 - Nynomic: Zurückkaufen unter 44 EUR
 - TeamViewer: Zurückkaufen unter 20 EUR
 - TUI: Kapitalerhöhung: Ich würde Bezugsrecht ausüben
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Tieferes Tief, doch Unterstützung hat gehalten

Liebe Börsenfreunde,

Nun haben wir doch die 15.000 Punkte im DAX noch unterschritten. Dem Schock folgte die Erleichterung, denn neue Abwärtsdynamik tat sich dadurch nicht auf. Es bleibt spannend, die Richtungsentscheidung steht noch immer aus.

In Kapitel 02 zeige ich Ihnen heute kurz auf, welche Faktoren für die aktuelle Verunsicherung verantwortlich sind.

Die Stimmung hat sich beruhigt: Nachdem wir vor einer Woche extreme Niedergeschlagenheit gemessen hatten, füllte sich in dieser Woche das Lager der neutral eingestellten Anleger. Was das für die Zukunft bedeutet, lesen Sie in Kapitel 03.

Das Kapitel 04 gibt einen kurzen Ausblick über unsere Portfoliostrategie. Ich thematisiere dort auch Nynomic, eine meiner Lieblingsaktien, die jedoch durch meine Erwähnungen hier im Heibel-Ticker stets Sprünge vollzieht, die eine seriöse Kauf- oder Verkaufsempfehlung vereiteln. Schade, aber mir ist es wichtiger, dass alle Kunden meine Ideen für sich umsetzen können, als Ihnen in zwei Jahren von einer tollen Empfehlung vorzuschwärmen, die keiner mitmachen konnte.

Wir haben den Ausverkauf dieser Woche zum Zukauf einiger Aktien genutzt. Die Details dazu lesen Sie in den Updates in Kapitel 05.

Ein Kunde fragte mich nach dem Effekt des ”Abdiskontierens” auf Wachstumstitel: Die Argumentation kann man gerne von links, aber auch von rechts einleiten. Ich zeige in der heutigen Leserfragen, welchen Blickwinkel Analysten auf die Bedeutung des Zinsniveaus für Wachstumsaktien haben. Ein weiterer Kunde spricht mich auf Festkörperbatterien an. Meine Antworten Lesen Sie in Kapitel 06.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 07. Ich bin aktuell überaus zufrieden, wie wir durch die nervenaufreibende Phase der seichten Abwärtswellen gekommen sind. Doch Vorsicht: Zufriedenheit ist gerne mal ein Vorläufer des Irrtums.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Energiemärkte stellen Konjunkturaufschwung in Frage

Europa hat ein Energieproblem. Frankreich ist sauer auf Deutschland, denn Deutschland verlässt sich bei der Spitzenlast auf die Kernkraftwerke seines Nachbarn. Doch die Stromkosten schnellen in die Höhe, im kommenden Winter wird die Stromrechnung vieler Haushalte deutlich höher ausfallen, als ein Jahr zuvor. Es gibt Warnungen, dass sich Millionen Haushalte in Europa das Heizen nicht in ausreichendem Maße werden leisten können.

Das Problem ist politisch, die Politik ist die Vertretung des Volkes. Wir haben uns entschieden, auf fossile Energieträger zu verzichten und sind bereit, einen höheren Preis dafür zu zahlen. Ich denke, diese Bereitschaft wird im kommenden Winter auf die Probe gestellt.

Retter in der Not ist, oh Wunder, Putin. Eine beschleunigte Zulassung der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream II würde helfen, so hört man aus Russland. Klingt für mich wie ein „sogenannter” Zufall, wenn just kurz vor der Genehmigung von Nord Stream II die Energieversorgung aus der Kurve fliegt.

Denn die exorbitanten Preissteigerungen beim Gas (+200%) und Öl (+60%) finden nur in Europa statt. Auf den anderen Energiemärkten der Welt sind die Preissteigerungen deutlich moderater.

Entsprechend flüchtet das Kapital aus Europa heraus, der Euro ist auf 1,155 USD/EUR gefallen, das tiefste Niveau seit einem Jahr.

Wo doch gerade eine Renaissance der Industrieaktien auf dem Börsenparkett ansteht, springen die Energiekosten so stark in die Höhe, dass diese Kursrallye im Keim erstickt wird. Der Konjunkturaufschwung kommt ins Straucheln, die EZB hat neue Argumente, die Geldschleusen weit geöffnet zu lassen.

In diesem Umfeld war das Abtauchen des DAX unter 15.000 Punkte zu Beginn der Woche nur einer von vielen Ausverkäufen. Ob hier schon ein Boden gebildet werden kann, ist weiterhin fraglich. Wir haben zwar bereits ordentlich zugekauft, doch es bleibt noch genug Pulver trocken, um im Falle eines weiteren tieferen Tiefs nochmals zuzulangen.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES7.10.21Woche ΔΣ '21 Δ
Dow Jones34.755 1,9%14,0%
DAX15.239 0,5%11,1%
Nikkei28.049 -2,5%2,2%
Shanghai A 3.765 0,7%5,2%
Euro/US-Dollar1,16-0,3%-5,9%
Euro/Yen129,410,5%2,1%
10-Jahres-US-Anleihe1,57%0,090,64
Umlaufrendite Dt-0,28%0,030,28
Feinunze Gold$1.759 -0,2%-6,6%
Fass Brent Öl$82,67 5,3%60,9%
Kupfer$9.153 0,0%16,7%
Baltic Dry Shipping$5.202 0,7%280,8%
Bitcoin$55.498 17,3%97,1%








03. Sentiment: Hoher Zukunftsoptimismus

Die Befürchtung der Bullen, der DAX könnte noch unter 15.000 Punkte rauschen, wurde wahr. Doch Minuten später kam schon die Erlösung: Die Unterstützung bei 14.800 Punkten hielt, es folgte eine ordentliche Erholung. Auf Wochensicht konnte der DAX sogar wieder ins Plus drehen.

So hat sich das Anlegersentiment wieder ganz gut erholt: Nach einem extremen Stimmungseinbruch auf -4,7 vor einer Woche stieg unser Indikator nun wieder auf einen Wert von -1,7 an. Auch die Verunsicherung (Vorwoche -4,4) ist nahezu verflogen, der Indikator ist auf -1,3 gestiegen.

Der ohnehin hohe Optimismus hat nochmals zulegen können, inzwischen in der dritten Woche in Folge zeigt der Wert mit 5,1 eine extrem optimistische Zukunftserwartung an.

Sogar die Investitionsbereitschaft zeiht an, den Wert von 3,4 haben wir zuletzt im November des Vorjahres gesehen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 2 zurück gekommen und zeigt eine neutrale Verfassung an.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE ist auf 0,5 angestiegen und zeigt einen Rückgang der Long-Spekulationen an.

Die Investitionsquote der US-Fondsanleger ist leicht auf 69% angestiegen.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger zeigt mit einem Wert von -11% eine Dominanz der Bären an. Doch der Wert täuscht darüber hinweg, dass sowohl Bullen, als auch Bären ihre jeweiligen Lager verlassen haben: 38% aller Anleger sind derzeit neutral gestimmt.

Der technisches Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit 32% nur leichte Angst an.

INTERPRETATION

Die Gegenbewegung nach dem Ausverkauf vom Wochenbeginn fällt ordentlich aus. Ein Hauch von Angst und Panik war zu spüren, als der DAX unter 15.000 Punkte absackte. Doch es ist weiterhin fraglich, ob bereits alle ”schwachen” Hände aus dem Markt geschüttelt wurden.

Die Probleme bleiben bestehen: Hohe Energiepreise (Inflation?) in Europa, steigende Corona-Zahlen in einigen Teilen der Welt und dadurch Probleme in den Lieferketten. Für eine Erholung im DAX in Richtung 16.000 ist es noch zu früh.

Quartalszahlen stehen an. Eine ganze Reihe von Unternehmen werden ihren Ausblick vorsichtig formulieren, solange die beiden genannten Probleme keine Entspannung zeigen. Auch an dieser Front würde ich keine neuen Treiber für eine Wiederaufnahme der Rallye erwarten.

Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, weiterhin vorsichtig zu sein. Doch es ist ein sehr gutes Zeichen, dass der Optimismus der Anleger so hoch ist: Die hohe Investitionsbereitschaft kann weitere Ausverkäufe frühzeitig auffangen. Und wer sich derzeit vollständig aus dem Markt zurückzieht läuft Gefahr, eine irgendwann anlaufende Rallye zu verpassen.



04. Ausblick: Handlungsfähig bleiben

Wir haben ein paar Schnäppchen einkaufen können. Ich halte die Situation für sehr fragil, insbesondere durch die inzwischen aus allen Fugen geratenen Energiepreise. Von daher würde ich weiterhin an unserer Strategie festhalten, bei neuen Tiefs wieder ein wenig zuzukaufen. Gleichzeitig würde ich im Falle einer ordentlichen Rallye auch frühzeitig Verkäufe tätigen.

Unsere Cashquote liegt bei 19%. Damit sind wir weiterhin handlungsfähig, sollte der DAX nochmals auf ein tieferes Niveau rauschen.

NYNOMIC
Nynomic konnten wir leider nicht kaufen: Mein Kauflimit von 44 Euro wurde wenige Minuten nach Versenden des Updates kräftig übersprungen, die Aktie stieg bis auf 45,90 Euro.

Seither kommt sie sukzessive zurück, aktuell notiert sie bei 44,50 EUR.

Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, Nynomic hier im Heibel-Ticker weiter zu verfolgen. Jede meiner Empfehlungen führt augenblicklich dazu, dass meine Limits übersprungen bzw. unterschritten werden. Entweder Sie, liebe Kunden, halten sich nicht an die von mir ausgegebenen Limits. Oder aber es gibt weitere Marktteilnehmer, die gerade Nynomic dazu nutzen, um Sie abzufischen.

Vor einigen Jahren konnte ich einen der deutschen Börsenplätze besuchen und wurde vom Betreiber durch die Handelsräume geführt. Dort gab es einen Schreibtisch, der war für ”Börsenbriefe” zuständig. Natürlich habe man meinen Heibel-Ticker abonniert, teilte man mir stolz mit: Man müsse doch für ausreichend Liquidität sorgen, wenn ich meine Kunden zu der einen oder anderen Handlung auffordere.

”Liquidität” ist ja ganz gut, dachte ich. Es ist ja die Aufgabe der Börsen, ausreichend Liquidität sicherzustellen. Und natürlich dürfen sich die Börsen da auch den einen oder anderen Cent abschneiden, um ihre Tätigkeit zu finanzieren. Doch bei Nynomic habe ich den Eindruck, dass es sich nicht um Cent, sondern um deutlich größere Beträge handelt, die da aufgeschlagen werden.

Vielleicht ist Nynomic trotz seiner inzwischen doch recht stattlichen Größe (250 Mio. EUR Marktkapitalisierung, 83% Streubesitz) noch immer zu klein für den Heibel-Ticker. Mal sehen, ob wir in den kommenden Tagen noch zu 44 Euro drankommen. Andernfalls werde ich die Aktie erst einmal links liegen lassen.



05. Update beobachteter Werte: Nynomic, TeamViewer, TUI

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Nynomic
Zurückkaufen unter 44 EUR

Mi, 06. Oktober um 14:58 Uhr
Nynomic hat Anfang der Woche die Übernahme von MGG Micro-Glühlampen-Gesellschaft Menzel bekannt gegeben. Der Kaufpreis beträgt etwa 7,5 Mio. EUR, überwiegend finanziert durch die Ausgabe neuer Aktien an die MGG-Eigner. Die MGG liefert 2,5 - 3 Mio. Euro Umsatz. Zum Vergleich: Nynomic setzt ca. 100 Mio. Euro um und wird mit 250 Mio. Euro bewertet. Die Relation passt also.

Nynomic kaufte bislang bereits Messtechnik und Spektraltechnologie bei MGG ein. Dadurch wird die Produktionstiefe von Nynomic verbessert. MGG wiederum kann die eigenen Produkte über das weltweite Netzwerk von Nynomic künftig besser vertreiben. Auch inhaltlich passt die Übernahme.

Anleger haben jedoch verschreckt reagiert: Die Aktie ist um 7% ausverkauft worden, der Kurs notiert aktuell unter 44 EUR. Die Kursreaktion kommt mir eher vor wie ein Reflex, der in das aktuell schwache Börsenumfeld passt - nicht jedoch zur Übernahme durch Nynomic. Wir haben unsere Position zu 49 EUR aufgelöst, unter 44 EUR würde ich die Position nun wieder neu eröffnen.

Immer wieder haben wir gesehen, dass Nynomic sehr stark auf entsprechende Empfehlungen von mir reagiert: Bitte arbeiten Sie daher mit Limit, sonst treiben wir den Kurs in die Höhe und das wollen wir nicht.

Warum kaufen wir schon zu, obwohl der Markt nach unten durchzubrechen droht? Nun, mag sein, dass der “Markt” noch tiefer läuft. Für einzelne Titel habe ich mir jedoch Kursmarken ausgearbeitet, zu denen ich kaufen möchte. Wenn der “Markt” danach noch weiter abrutscht, dann sollten die von mir ausgewählten Titel im Idealfall weniger stark ausverkaufen, als “der Markt”. Und wenn’s dann irgendwann wieder nach oben geht, sollten unsere Titel stärker steigen, als der Rest. Soweit die Theorie. Solange der DAX die 14.800 Punkte nicht unterschreitet, bleibe ich bei dieser Vorgehensweise.

Sollte der DAX unter 14.800 Punkte rutschen, mache ich mir neue Gedanken :-)


TeamViewer
Zurückkaufen unter 20 EUR

Mi, 06. Oktober um 15:09 Uhr
TeamViewer hat soeben eine Prognosesenkung veröffentlicht: Umsatz und Gewinn sowie Gewinnmarge fallen im laufenden Jahr schwächer aus, als geplant. Als Grund wird ein schwächer als erwartetes Billing (Rechnungsstellung) angegeben. So wirklich verstehe ich nicht, was dahinter steckt: Kunden können Leistungen abrufen und werden dann dafür belastet. Warum nicht so viel abgerufen wird, wie erwartet, kann ich derzeit nicht sagen.

Doch die Aktie bricht derzeit völlig ein: Aktuell -16% auf unter 20 EUR (Xetra 16:00 Uhr). Damit ist die Aktie auf dem Niveau ihres Börsengangs von Ende 2021 zurück. Der Boom durch Corona scheint völlig ausgeblendet zu werden. Noch immer, auch nach der Prognosesenkung, wächst TeamViewer mit 20% p.a., das KGV 2022e liegt bei nur noch 25. Ich finde das zu zu günstig und würde unsere spekulative Position zu Kursen unter 20 EUR zurückkaufen.


TUI
Kapitalerhöhung: Ich würde Bezugsrecht ausüben

Fr, 08. Oktober um 11:06 Uhr
Vorgestern hat die TUI AG eine Kapitalerhöhung bekannt gegeben. Heute notieren die Aktie abzüglich der Bezugsrechte, daher das dicke Minus. Da Sie für je 21 alte TUI Aktien 10 Bezugsrechte erhalten haben, dürfte der Gesamtwert Ihrer Position nur wenig verändert sein.

Für 21 alte Aktien erhalten Sie 10 Bezugsrechte, mit denen Sie unter Zuzahlung von 2,15 EUro je Aktie neue TUI Aktien erwerben können. Vor der Bekanntgabe der Kapitalerhöhung notierte die TUI Aktie bei 3,80 Euro. Heute notiert die Aktie bei 3,53 Euro, das Beugsrecht wird aktuell mit 0,61 Euro gehandelt.

Wenn Sie also zuvor bspw. 21 TUI Aktien besaßen, die einen Wert von 79,80 Euro ausmachten, dann besitzen Sie jetzt 21 TUI Aktien zu 3,53, Euro, also im Wert von insgesamt 74,13 Euro zzgl. 10 Bezugsrechten im Wert von 6,10 Euro, also insgesamt 80,23 Euro. Die 43 Cent Differenz sind der Kursschwankung zuzuschreiben.

Es werden 523,5 Mio. Neue Aktien ausgegeben. Bei einem Bezugspreis von 2,15 EUR fließen dadurch 1,1 Mrd. Euro in die Kasse der TUI. Ankeraktionär Unifirm Ltd. hat bereits zugesagt, die Kapitalerhöhung voll mitzumachen, damit der 32% Anteil, den das Unternehmen an TUI hält, gleich bleibt.

TUI möchte das Geld verwenden, um den Schuldenberg abzutragen. Ich werte die Transaktion als positiv. Denn noch im August hatte ich von einer angespannten Finanzlage der TUI gesprochen und schloss anlässlich der vierten Coronawelle eine erneute Inanspruchnahme weiterer KFW-Hilfen nicht aus. Die Kapitalerhöhung zeigt, dass TUI nicht mehr auf staatliche Untersützung angewiesen ist, sondern die Anteilseigner überzeugen konnte, selber in die Zukunft des größten Reisekonzerns Europas zu investieren.

Je schneller die staatlichen Hilfen zurückgeführt werden können, desto früher dürfen Aktionäre auf eine attraktive Dividende hoffen. Wie schnell das gehen wird, hängt von der Geschäftsentwicklung ab. IM anstehenden Winter rechnet TUI mit einem Volumen von ca. 80% des Vorkrisenniveaus. Für den Sommer 2022 geht CEO Joussen von einer vollständigen Normalisierung aus.

Ich erinnere mich an die unzähligen Kapitalerhöhungen der Banken in Folge der Finanzkrise 21008 / 2009. Meistens wurden die Kapitalerhöhungen positiv aufgenommen. negative Kursfolgen hatten nur diejenigen Banken, bei denen die Kapitalmaßnahme nicht ausreichte bzw. Bei denen immer neue Leichen im Keller entdeckt wurden (bspw. Deutsche Bank, Commerzbank).

Das Reisegeschäft ist wenig reguliert und TUI darf auf eine schnelle Normalisierung hoffen. Der zu erwartende Cashflow könnte dann eine Rückzahlung der verbleibenden Staatshilfen hoffentlich ermöglichen.

Sie wollen nun sicherlich wissen, ob wir die Bezugsrechte versilbern, oder unter Zuzahlung in neue Aktien tauschen sollen. Da unsere TUI-Position derzeit 2% des Gesamtportfolios ausmacht, spekulative Positionen jedoch mit rund 2,5% vorgesehen sind, würde ich die Bezugsrechte ausüben.

Sie sehen: die Antwort auf die Frage hängt davon ab, wie groß Sie Ihre Position haben bzw. Machen möchten. Irrelevant sind in meinen Augen die Konditionen: Rechnerisch ist es nahezu egal, ob Sie verkaufen oder ausüben. Sollte es dort Differenzen geben, so ist das ein Spielfeld, in dem sich „Arbitrageure“ tummeln. mit großen Summen werden hier Differenzen im Cent-Bereich ausgenutzt. Das ist nicht meine Spielwiese.



06. Leserfragen


Effekt der Abdoskontierung künftiger Cashflows

Guten Tag Herr Heibel,

ich verstehe eine Aussage von Ihnen nicht. Ihre Aussage passt aber zur aktuellen Entwicklun­g vieler Wachstumsw­erte, bezogen auf den Bewertungs­abschlag. Sie und der Markt gehen scheinbar davon aus, dass Wachstumsw­erte künftig höhere Kosten durch steigende Zinsen haben werden. Viele Wachstumsw­erte benötigen aber überhaupt keine Kredite, die haben selbst genug cash. Außerdem entwertet doch die Inflation ebenfalls Kredite und Kreditkost­en, was dann wieder gut für Wachstumsw­erte wäre, wenn ich mich denn auf diese Argumentat­ion einlasse?

Ich selbst habe Hello fresh und Westwing im Depot. Beide Firmen haben bereits schon jetzt hohe Cashflows, sind nicht vom Chip-Mange­l betroffen und auch hier kann man höhere Kosten weitergebe­n.

Die grundsätzl­iche Auffassung­, wonach alle Wachstumsu­nternehmen­ bei steigenden­ Zinsen einen Risikoabsc­hlag verdienen, ist daher für mich nicht nachvollziehbar. Sie sagen das ja klar vor dem Hintergrun­d der Cashflows,­ die erst später kommen. Wo besteht da jetzt der Zusammenha­ng zu den vielen Wachstumsu­nternehmen­ im Online-Ber­eich, die ja gerade wegen der hohen Margen und Cashflows so gefragt sind?

Klar gibt es gerade in den USA hochbewert­ete Tecs, deren hohe Wachstunsr­aten in sehr hohen KUVs von 5-10 vorweggeno­mmen wurden und die aktuell extrem investiere­n und daher kaum oder gar keine FreeCashfl­ows erwirtscha­ften. Nur was hat das mit extrem günstigen Unternehme­n mit hohen Cashflows wie Westwing, sehr günstiger Marketingi­dee und wenig Capex zu tun? Übersehe ich etwas?

Mit freundlichen Grüßen

Micha aus Bützow

ANTWORT
Gute Frage :-) Sie vergessen einen kleine, aber wichtigen Punkt: 200 Euro im Jahr 2021 sind mehr wert, als 200 Euro im Jahr 2022. Wenn ich die Wahl habe, meinen Heibel-Ticker Abo heute für 200 Euro zu verkaufen, dann ist mir das lieber, als wenn ich die 200 Euro erst in einem Jahr erhalte.

Denn die 200 Euro, die ich heute erhalte, kann ich schon anlegen und erhalte bspw. Zinsen darauf. In den vergangenen Jahren des Nullzinsumfeldes war das nicht ganz so dramatisch, wenn man das Geld erst später erhalten hat. Doch wenn das Zinsniveau nun steigt, dann sind die 200 Euro von heute immer mehr wert. Oder anders herum: Bei 4% wären meine 200 Euro, die ich heute erhalte, in einem Jahr schon 208 Euro. Bei 6% sogar schon 212 Euro.

Wenn wir Unternehmen bewerten, dann rechnen wir rückwärts. Ein Unternehmen, das uns verspricht, im Jahr 2030 100 Mio. Euro Umsatz zu machen, heute aber noch nichts verdient, müssen wir mit einem Zeitwertabschlag versehen. Man nennt das, künftige Cashflows werden „abdiskontiert“. Und je höher das Zinsniveau, desto heftiger fällt dieser Abschlag aus.

Ein guter Ansatz, einen fairen Wert für ein Unternehmen auszurechnen, ist, die in der Zukunft erwarteten Cashflows auf den heutigen Tag abzudiskontieren. Je stärker ein Unternehmen wächst, desto größer wird der Anteil der in der Zukunft liegenden Cashflows. Und diese künftigen Cashflows spielen bei Wachstumsunternehmen eine anteilig wichtigere Rolle in der Bewertungsberechnung, als bei Unternehmen, die heute schon hohe Cashflows hat, die nicht abdiskontiert werden müssen.

Im laufenden Jahr verfügt Hellofresh bspw. über einen erwarteten Cashflow von 2,59 Euro je Aktie. Bei einem Aktienkurs von aktuell 80 Euro beträgt das Verhältnis Kurs/Cashflow 80/2,59 = 31. Schon im nächsten Jahr soll der Cashflow auf 3 Euro steigen, das Verhältnis sinkt dann auf 27. Nehmen wir also an, Analysten empfinden derzeit ein Kurs/Cashflow-Verhältnis von 27 als fair.

Wenn nun die 3 Euro der Zukunft mit einem Zins von 4% abdiskontiert werden müssen, sind die 3 Euro plötzlich nur noch 2,88 Euro wert. Das Verhältnis würde auf 28 steigen, wäre also höher als die für fair empfundenen 27.

Bei der Wertberechnung für ein Unternehmen werden die abdiskontiert Cshflows der einzelnen Jahre zusammen gerechnet und je höher der Anteil der Cashflows in der Zukunft, desto größer der Effekt der Abdiskontierung.

Festkörperbatterien

Guten Abend Herr Heibel,

momentan hört oder liest man viel über neue Akkugenerationen auf
Natrium-Basis.
Gibt es Infos welche Firmen hier schon Erfolge vorweisen können
und wie ist Ihre Meinung dazu.

Mit freundlichen Grüßen - Best regards
Manfred aus Ludwigsburg

ANTWORT
Akkus auf Natriumbasis, oder auch Festkörperbatterien, sind sicherlich eine viel versprechende Zukunftstechnologie. Doch bis zur Marktreife ist es noch ein langer Weg. Und in der Forschungsphase verbrennen Unternehmen in der Regel sehr viel Geld, manche Ansätze scheitern und für uns Anleger ist es schwer bis unmöglich, frühzeitig auf das richtige Pferd zu setzen.




07. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =4,5%WKN7.10.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 8x2,5%!C19
TUITUI13,52 €-11%-6%1,7%B -
Barrick GoldETR:ABR16,15 €5%-2%2,8%A0







Wachstum (≈35%) =32,5%WKN7.10.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechETR:BBZA75,55 €0%11%5,9%B+
SpotifyETR:639203,40 €4%-22%3,6%B+
Wheaton Precious MetalsETR:SII32,90 €3%-2%6,8%B+
AirbusETR:AIR113,76 €-2%25%3,2%C -
MediosETR:ILM136,05 €4%2%3,2%C0
Skyworks SolutionsSWKS140,27 €0%-6%3,1%B +
FlatexETR:FTK18,39 €1%0%3,2%A +
BioNTechBNTX215,40 €3%6%3,6%A +








Dividende (≈30%) = 21%WKN7.10.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 4x7,5%!
FreenetETR:FNTN22,39 €-1%30%3,7%C -
Deutsche PostETR:DPW53,19 €-2%31%6,6%C+
Munich ReETR:MUV2242,00 €2%0%7,2%C-
BASFETR:BAS63,41 €-2%-2%3,3%B+








Absicherung (≈15%) =22,5%WKN7.10.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 2x7,5%!
Goldbarren 150 gr100 gr.4.846,00 €0%-1%6,4%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU90,02%0%17%5,5%B+
BitcoinNuri47.984,00 €18%34%10,6%A+





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2021

2%14%19,5%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%4,5%832,5%
WachstumEnkelkinder35%32,5%587,0%
DividendeUrlaub30%21%447,5%
AbsicherungZins & Gold15%22,5%237,5%
Summe
100%80,5%1918100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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