Heibel-Ticker PLUS 21/44 - Pandemie beendet, Inflationsgefahr sinkt, Lieferkosten sinken, rosige Aussichten

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05.11.2021:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

16. Jahrgang - Ausgabe 44 (05.11.2021)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp211107.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Jahresendrallye voll im Gange
02.So tickt die Börse: Pandemie beendet, Inflationsgefahr sinkt, Lieferkosten sinken, rosige Aussichten
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Party, als wenn es kein Morgen gäbe
 - Interpretation
04.Ausblick: Voll investiert in die Weihnachtszeit, doch Rotationen beachten
05.Update beobachteter Werte: TeamViewer, Flatex, Skyworks Solutions, Bitcoin im Hardware Wallet, Freenet, BB Biotech, Barrick Gold, Freenet, BioNTech
 - TeamViewer: Q-Zahlen ohne Überraschung, Kurs springt endlich an
 - Flatex: Q-Zahlen über den Erwartungen
 - Skyworks Solutions: Besser als erwartet, Ausblick angehoben
 - Bitcoin im Hardware Wallet: Disziplin gebietet Teilverkauf
 - Freenet: Langweilig
 - BB Biotech: Moderna belastet
 - Barrick Gold: Geduld wird strapaziert
 - Freenet: Aktie springt an, Verkaufen
 - BioNTech: Anti-Corona Pille von Pfizer, Nachkaufen
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Jahresendrallye voll im Gange

Liebe Börsenfreunde,

Da haben wir in den vergangenen Wochen goldrichtig gelegen: das Tief Anfang Oktober gut für Käufe genutzt, inzwischen alles Cash eingesetzt und nun erreicht der DAX ein neues Allzeithoch. Schwer war nicht die Meinungsbildung, schwer war die konsequente Umsetzung. In Kapitel 02 zeige ich auf, welche Indikatoren ich für meine bullische Haltung verwendete.

Das Anlegersentiment ist erwartungsgemäß extrem euphorisch. Kein Wunder bei der aktuellen Börsenlage. Doch die Zukunftserwartung ist eingebrochen. Was das bedeuten kann, lesen Sie in Kapitel 03.

Im heutigen Ausblick werfen wir einen Blick auf unsere Portfoliostruktur. Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden, sagt man. Wir haben das eifrig getan und sind gut damit gefahren, Doch nun helfen die Regeln, unser Portfolio zu disziplinieren, um das Glück, das wir hatten, nicht zu überstrapazieren. Wie das gehen soll, lesen Sie in Kapitel 04.

Wir haben wieder jede Menge Updates zu unseren Portfoliowerten in Kapitel 05: Insgesamt 9 Stück, darunter eine ganze Reihe von Transaktionsempfehlungen. Wenn Sie wissen möchten, was die jüngsten Quartalszahlen von TeamViewer über diesen gefallenen Engel aussagen, warum Moderna die Umsatzprognose gesenkt hat oder wann der Goldpreis endlich ansteigen könnte, dann sollten Sie die Updates nicht versäumen.

In den vergangenen Tagen haben sich einige Leserfragen angesammelt: Ist Varta zu hoch bewertet, wie spekuliert man mit CO2-Zertifikaten, wie bedrohlich sind zu hohe Staatsschulden und warum nicht einfach auf Valneva, den nächsten Corona-Impfstoffanbieter setzen? Oder Westwing, ein Online-Innenausstatter? Meine Meinung zu diesen Themen lesen Sie in Kapitel 06.

Wie immer gibt es eine tabellarische Übersicht über den Portfoliostand in Kapitel 07.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Pandemie beendet, Inflationsgefahr sinkt, Lieferkosten sinken, rosige Aussichten

Vor zwei Wochen rief ich das Top im Ölpreis auf. Was, wenn der Ölpreis nun zu fallen beginnt, fragte ich. Inflationssorgen treten in den Hintergrund, die Konjunktur würde von niedrigeren Energiekosten profitieren und die Notenbanken hätten weniger Druck, das Zinsniveau anzuheben. Mega-bullisch, oder? Tatsächlich ist der Ölpreis seither um 7% zurück gekommen.

Was, wenn sich die Lieferkettenprobleme lösen lassen, fragte ich. Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist diese Woche um 23% eingebrochen. Die Preise für das Verschiffen von Eisenerz und anderem Schüttgut über chinesische Häfen sind also deutlich zurück gekommen. Sollten etwa auch die Transportkosten nur "vorübergehend" so hoch gewesen sein? Immerhin, bei den Frachtraten für Container ist von dem Preissturz noch nichts zu sehen. Aber auch dort steigen die Preise seit drei Monaten bereits nicht mehr weiter an.

Und so ist auch der Zinsanstieg ein weiteres Mal vereitelt worden. Die Umlaufrendite ist diese Woche um 0,12%punkte auf -0,34% eingebrochen, Bei -0,2% befindet sich die erste wichtige Marke, bei deren Überspringen sich die Zinswende (nach 35 Jahren fallenden Zinsen) ankündigen würde. Aber das steht nun erst einmal nicht mehr zu befürchten.

Auch die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe hat ihren Lauf in Richtung 2% vorzeitig beendet: Bei 1,76% war im März Schluss. Es ging im Anschluss unter 1,2%. Und im Oktober stieß der Zins bereits bei 1,67% an die Decke, heute sackt der Zins unter 1,50%.

Von steigenden Energiepreisen, unlösbaren Lieferproblemen und steigenden Zinsen ist nichts mehr zu sehen. Eine galoppierende Inflation rückt in weite Ferne.

Die Quartalszahlen der meisten Unternehmen sind positiv ausgefallen. Die Probleme sind bekannt, Zahlen wurden bereits im Spätsommer entsprechend gesenkt und nun beschäftigt man sich mit konstruktiven Lösungsmöglichkeiten für die kommenden Monate.

Und, wem das alles noch nicht ausreicht als Begründung für das neue Allzeithoch, das der DAX heute erklomm: Pfizer hat bekannt gegeben, eine Anti-Corona Pille zu haben, die das Sterberisiko im Falle einer Infektion um 90% senkt. Die Zulassung werde bald beantragt. Die Pille wird nach einem positiven Testergebnis eingenommen. Auch Merck hat bereits eine ähnliche Pille, sie wurde gestern in Großbritannien zugelassen.

Geschäftsführender Gesundheitsminister Spahn kündigte an, man brauche die Sonderermächtigungen aus dem Corona-Gesetz nicht mehr. In den USA kündigte heute Scott Gottlieb, der Christian Drosten der USA, an, die Pandemie sei beendet, man habe alles im Griff. Klar, die steigenden Infektionszahlen sprechen eine andere Sprache, aber es ist doch ermutigend, dass darin nicht mehr eine katastrophale vierte Welle gesehen wird, sondern eine auslaufende vierte und letzte Welle.

Corona-Aktien brechen heute ein. Unternehmen, die unter Corona gelitten haben, heben ab: Lufthansa diese Woche +20%, Fraport +10%, CTS Eventim +14% und Sixt +10%.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES4.11.21Woche ΔΣ '21 Δ
Dow Jones36.355 1,5%19,2%
DAX16.054 2,3%17,0%
Nikkei29.612 2,5%7,9%
Shanghai A 3.659 -1,6%2,2%
Euro/US-Dollar1,160,2%-6,0%
Euro/Yen131,07-0,4%3,4%
10-Jahres-US-Anleihe1,46%-0,110,52
Umlaufrendite Dt-0,34%-0,120,22
Feinunze Gold$1.814 2,0%-3,7%
Fass Brent Öl$82,73 -1,9%61,0%
Kupfer$9.594 -0,7%22,4%
Baltic Dry Shipping$2.769 -23,7%102,7%
Bitcoin$60.932 -2,6%116,4%



Der DAX erreicht am heutigen Freitag mit einem Wochenplus von 2,5% ein neues Allzeithoch. Auch in den USA wurden diese Woche neue Allzeithochs geschrieben.

Der Euro ist weiterhin schwach. Seit einiger Zeit hat sich der Wechselkurs zwischen 1,15 und 1,25 USD/EUR eingependelt, doch derzeit droht der Wechselkurs nach unten durchzubrechen. Je weniger US-Dollar für einen Euro gezahlt werden müssen, desto stärker ist der US-Dollar. Oder desto schwächer ist um Umkehrschluss der Euro.

US-Notenbankchef Jay Powell hat gestern konkrete Tapering-Zahlen genannt: Die Straffung der US-Geldpolitik beginnt noch diesen Monat. Das Anleihenkaufprogramm wird von monatlich 120 Mrd. USD jeden Monat um 15 Mrd. USD Monat gekürzt. Im Sommer 2022 ist es dann auf Null.

EZB-Chefin Lagarde ist da noch völlig anders unterwegs: Sie hat das Weltklima als ihr Ziel auserkoren und denkt gar nicht daran, die ultralockere Geldpolitik zurückzuführen. Kein Wunder also, dass der US-Dollar derzeit stärker ist als der Euro.

Schauen wir uns nun das Anlegersentiment an, um ein Gefühl für die Stimmung an den Börsen zu bekommen.




03. Sentiment: Party, als wenn es kein Morgen gäbe

Ein halbes Jahr ist der DAX nun fast seitwärts gelaufen. Diese Woche ist der Ausbruch nach oben gelungen, sämtliche Widerstände wurden übersprungen und ein neues Allzeithoch konnte erzielt werden. Kein Wunder, dass Anleger eine ausgelassene Laune haben.

Unser Anlegersentiment ist auf einen Wert von 5,6 gesprungen (+2,8) und hat damit den Bereich der Euphorie (ab 4) erreicht. Partylaune macht sich unter den Anlegern breit. Während man in Deutschland über zwei Themen häufig nicht einmal mit dem besten Freund spricht (Sex & Geldanlage), ist das Thema Geldanlage in den USA ein beliebtes Partythema: Jeder prahlt mit seinen guten Anlageentscheidungen.

Mit vor Stolz geschwollener Brust werden die eignen Trades zum Besten gegeben, die Selbstzufriedenheit ist auf 4,1 gesprungen: Hochmut droht!

Wer denkt da schon gerne an Morgen: Die Gefahr eines Katers wird gerne verdrängt. Doch die Gefahr ist real, immerhin ist die Zukunftserwartung von 3,5 in der Vorwoche auf nunmehr nur noch 0,3 eingebrochen. Mit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs im DAX fühlen Anleger ihre optimistischen Erwartungen bestätigt. Doch weitere Erwartungen gibt es nicht.

Und so ist auch die Investitionsbereitschaft auf 1,6 (Vorwoche 3,7) zurück gekommen. Wer noch nicht sein gesamtes Vermögen investiert hat, dem sind die Kurse jetzt zu hoch.

Das Euwax-Sentiment zeigt eine gestiegene Absicherungsneigung der Privatanleger. Der Wert von -7 ist zwar noch nicht extrem, aber doch ein deutliches Zeichen für eine aufkeimende Gewinnabsicherung.

Das Put/Call-Verhältnis an der CBOE zeigt eine übermäßig bullische Haltung der US-Anleger: Call-Optionen werden deutlich stärker nachgefragt als zur Absicherung genutzte Put-Optionen.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 108% nach oben geschraubt. Zur Erklärung: Aktien im Portfolio können beliehen werden und so kann man weitere Aktien auf Kredit kaufen, also mehr Aktien besitzen, als man eigentlich an Geld hat.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von 15%, die Bullen dominieren klar das Börsenparkett. 41,5% Bullen stehen nur 26% Bären gegenüber.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 85% gesprungen und warnt somit vor extremer Gier.

INTERPRETATION

Die Partylaune ist kaum zu übersehen. Doch der Zusatz, den ich bewusst für die heutige Überschrift gewählt habe, ist für viele nicht sichtbar: "als wenn es kein Morgen gäbe".

Mit dem Erreichen des Allzeithochs ist für viele Anleger das Ziel, das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Investitionsbereitschaft geht zurück, die Erwartung an weiter steigende Kurse ist gering. Die Investitionsquote befindet sich mit 50% bei Privatanlegern auf einem überdurchschnittlichen Niveau (Durchschnitt zwischen 28 und 45%). Seitens der Privatanleger kann da also nicht mehr viel kommen.

Dennoch gibt es durchaus gute Chancen für weiter steigende Kurse: die überaus positive Marktverfassung, wie in Kapitel 02 beschrieben, könnte durchaus für weiter steigende Kurse sorgen. Anleger würden dann das Gefühl bekommen, nicht ausreichend an der Rallye zu partizipieren. Es würden anderweitig Gelder locker gemacht, um sie in den ach so lukrativen Aktienmarkt zu stecken.

Wir haben es schon häufig erlebt: Partys gehen häufig länger, als man das im Vorfeld geplant, oder im Verlauf für möglich gehalten hat. Die Sentimentanalyse verwendet die Stimmung als Kontraindikator. Doch wir wissen: der Kontraindikation funktioniert hervorragend in Korrekturen, wenn sich Panik breit macht. Im Rahmen einer Rallye hingegen, wenn Anleger ihre Erfolge feiern, kann die Party noch eine ganze Weile anhalten, bevor die letzten Bullen erschöpft in den Tiefschlaf fallen.

Ich würde daraus ableiten, dass es keinen Grund gibt, die Party vorschnell zu verlassen. Wer allerdings jetzt erst zur Tür herein möchte, dem wird es schwer fallen, jetzt noch mitzufeiern. Die meisten sind schon angetrunken, da macht es nüchtern keinen Spaß. Die meisten sind schon seit langem investiert, da machen Käufe jetzt keinen Spaß mehr.



04. Ausblick: Voll investiert in die Weihnachtszeit, doch Rotationen beachten

Wie Anfang Oktober, im Korrekturtief, angekündigt haben wir in den vergangenen Wochen unsere Cashquote von deutlich über 30% auf Null gesenkt: All unser Geld ist nun investiert. Das war schon lange nicht mehr der Fall und zeigt, wie bullisch ich gestimmt bin. Wir haben sogar unsere Position im Bitcoin verkleinert und Freenet aufgelöst, um die frei gewordenen Mittel in weitere Wachstumstitel zu stecken.

Mit 55% unseres Portfolios in Wachstumstiteln (Ziel eigentlich nur 35%) sind wir also mega-bullisch positioniert. Ich will hoffen, dass wir hier nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.

In der Finanzbranche hört man immer mal wieder die Begriffe "Risk-On" und "Risk-Off". Damit drücken die Anleger aus, ob sie viele Risikopositionen im Portfolio haben, oder nicht. In unsicheren Zeiten werden Anleihen, Gold und Häuser gekauft, um das Geld möglichst stabil beiseite zu legen. Viele halten auch einfach nur große Cash-Positionen. Man möchte Risiken meiden, positioniert sich also "Risk-Off".

Auch im Aktienuniversum gibt es Aktien, die eher für die Risk-Off Phase geeignet sind, und welche für Risk-On. Dividendentitel von Unternehmen, deren Geschäft einen hohen und möglichst konjunkturunabhängigen Cashflow haben, werden als krisensicher betrachtet. Sie sind die besten Risk-Off Aktien.

Freenet ist in den vergangenen Monaten gut gelaufen, die Aktie hat uns in diesem Jahr 28% Kursgewinn geschenkt, zusätzlich zu 7% Dividendenrendite. Doch in den kommenden Monaten, wenn die Konjunktur anzieht, obwohl die US-Notenbank die ultralockere Geldpolitik zurück fährt, dann wird der Risikoappetit der Anleger steigen: Aktien von Unternehmen mit hohen Wachstumsraten werden in den Fokus rücken (Spotify). Oder auch einfach nur Aktien, in denen wild spekuliert wird (Gamestop).

Wir sind also mit unseren Wachstumsaktien bestens positioniert für die Risk-On Phase, die ich für die kommenden Monate erwarte. Die Gründe für eine positive Entwicklung habe ich in Kapitel 02 nochmals aufgelistet: Rückläufiger Ölpreis, schwindende Inflationsangst, ein niedriges Zinsniveau und eine robuste Konjunktur bei endgültiger Rückkehr zur Normalität nach Corona.

Natürlich können in dieser Marktphase einzelne Titel immer wieder extrem schwanken, wie heute BioNTech. Oder letzte Woche TeamViewer. Aber tendenziell dürften Wachstumstitel beliebter werden und somit stärker ansteigen als Risk-Off Titel.

Neben Risk-On und Risk-Off gibt es noch die Rotation von Corona-Gewinnern zu Corona-Verlierern. Aktuell ziehen die Corona-Verlierer an, da die Pandemie in ihren letzten Zügen zu stecken scheint. Ich werde in den kommenden Tagen insbesondere unsere Corona-Gewinner im Portfolio daraufhin untersuchen, ob sie auch in der Zeit nach Corona ihre Dynamik beibehalten dürften.

Wir haben jetzt 9 Wachstumstitel. Eigentlich hatte ich mich auf maximal 5 Titel in diesem Bereich beschränkt und einige meiner Wunschkandidaten, wie beispielsweise Airbnb, haben nicht einmal mehr Platz im Portfolio. Gerne würde ich diesen Bereich einfach auf 20 Titel ausweiten, denn es gibt so viele interessante Geschäftsmodelle, über die ich Ihnen gerne berichten würde. Doch die Beschränkung habe ich nicht eingeführt, weil ich nur die fünf allerbesten Aktien zu finden gedachte, sondern insbesondere auch deswegen, weil ich an meine Kapazitätsgrenze komme. Und wenn es mir, der ich die ganze Woche nichts anderes tue, schon zu viel wird, dann dürfte der Umfang für Sie inzwischen auch schon anspruchsvoll sein.

Ich werde also in den kommenden Wochen nach Wegen suchen, die Anzahl zu reduzieren. Das hat den angenehmen Begleiteffekt, dass ich mich zwingen werde, den einen oder anderen Buchgewinn zu realisieren. Vielleicht wird das frei gewordene Kapital dann anderweitig eingesetzt, aber wir laufen nicht Gefahr, am Ende der Party die Schnapsleiche auf dem Sofa zu sein :-).



05. Update beobachteter Werte: TeamViewer, Flatex, Skyworks Solutions, Bitcoin im Hardware Wallet, Freenet, BB Biotech, Barrick Gold, Freenet, BioNTech

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


TeamViewer
Q-Zahlen ohne Überraschung, Kurs springt endlich an

Mi, 03. November um 10:36 Uhr
Heute früh hat TeamViewer Q-Zahlen veröffentlicht, die den vor kurzem gesenkten Erwartungen entsprachen. Das Umsatzwachstum liegt bei 9%, der Gewinn ist um 27% zurück gegangen. Die Anzahl der Abonnenten (zahlende Kunden) ist um 11% auf 628.000 gestiegen.

Insbesondere die Gewinnmarge leidet unter den beiden teuren Sponsoring-Verträgen mit Manchester United und dem Formel 1 Rennstall Mercedes. Sie ist von 55% im Vorjahresquartal auf aktuell 34% eingebrochen, daher der Gewinnrückgang. Besserung ist nicht in Sicht, da die Sponsoring-Verträge auf fünf Jahre angelegt sind und das Geschäft nun eben doch nicht so schnell wächst, dass diese teuren Abenteuer binnen weniger Monate zu einer Nachkommastelle werden. Sprich: Die Belastung durch die Sponsoring-Verträge bleiben in den kommenden Quartalen bestehen, aber das wurde durch den Kurssturz in meinen Augen inzwischen ausreichend eingepreist.

Nun warten wir gespannt auf den nächsten Termin: am 10.11. veranstaltet CEO Oliver Steil einen Kapitalmarkttag, an dem er die künftige Geschäftsstrategie vorstellen wird (sorry, bei den Terminen war in meinen vergangenen Updates etwas durcheinander geraten). Einen ersten Eindruck auf das, was TeamViewer in der Zukunft für wichtig hält, haben wir bereits vor einigen Tagen erhalten. TeamViewer hat einen neuen Dienst mit Augmented Reality (AR) vorgestellt.

Im Life-Modus des Smartphones können in das Video-Bild Pfeile und andere einfache Zeichen eingebaut werden, die auch beim Schwenken des Smartphones nicht ihre Position im Raum verändern. Es ist derzeit in meinen Augen nicht viel mehr als eine technische Spielerei. Aber es zeigt, dass TeamViewer durchaus in der Lage ist, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Der Schritt zum Metaversum von Facebook wird dadurch ein wenig kleiner.

Heute ist ein Tag, an dem unsere geschundenen Nerven sich ein wenig erholen können (aktuell +9%).


Flatex
Q-Zahlen über den Erwartungen

Do, 04. November um 12:22 Uhr
Heute früh hat Flatex Zahlen vorgelegt, die über den Erwartungen der Analysten liegen. 35% Umsatzwachstum und 39% Gewinnwachstum (EBITDA) zeigen, das Flatex weiterhin auf der Erfolgswelle schwimmt. Im laufenden Monat soll der 2 Millionste Kunde gewonnen werden. Damit ist Flatex der größte Broker Europas.

Die hohe Wachstumsgeschwindigkeit in Umsatz und Gewinn soll auch im kommenden Jahr beibehalten werden. Das KGV von 14 ist für diese Ambitionen viel zu billig. Das abgelaufene Q3 war aufgrund der sehr ruhigen Sommermonate erwartet schwächer als das Q2. Doch im Vergleich zum Vorjahr, als der Sommer aufgrund von Corona wesentlich turbulenter ablief, beträgt das Wachstum 35%. Daraus können wir ablesen, dass Flatex die Pandemie für nachhaltiges Wachstum nutzen konnte.

Wir sind mit einer vollen Position dabei.


Skyworks Solutions
Besser als erwartet, Ausblick angehoben

Fr, 05. November um 12:50 Uhr
Skyworks hat ein Umsatzwachstum von 37% veröffentlicht, der Gewinn sprang um 42% auf 2,62 USD/Aktie an. Die Dividende bleibt bei 0,56 USD/Aktie (1,3%). Der Ausblick für das laufende Quartal wurde leicht angehoben. Alle Zahlen liegen leicht über den Erwartungen der Analysten.

59% des Konzernumsatzes werden mit Apple als Hauptkunde erwirtschaftet. Apple hat aufgrund der globalen Chipknappheit die Produktion drosseln müssen, die Q-Zahlen und insbesondere der Ausblick blieben hinter den Erwartungen zurück. Diese Woche gab Apple bekannt, die iPad-Produktion zu drosseln, um die dadurch frei werdenden Chips in das iPhone 13 einzubauen.

Sie wissen ja, dass die globale Chipknappheit insbesondere die "dummen" Chips betrifft. Nicht die Hochleistungsprozessoren, mit denen Werbung gemacht wird, sondern kleine Helfer, die Bewegungssensoren, Barometer, Lautsprecher oder die Kameras steuern.

Produktionsdrosselung heißt für Zulieferer zweierlei: Zum einen können sie weniger Absetzen. Zum zweiten wird nun hinterfragt, welcher Zulieferer es ist, der das Nadelöhr der aktuellen Produktionsplanung darstellt.

Somit waren die Q-Zahlen von Skyworks gar nicht so interessant: Analysten hatten sich bereits darauf eingestellt, dass eine positive Überraschung allenfalls moderat ausfallen könnte. Wichtiger war das anschließende Q&A (Telefonkonferenz mit den Analysten), in dem mehrere Analysten CEO Liam Griffin auf etwaige Lieferprobleme ansprachen.

Griffin konnte sein Unternehmen nicht vollständig von der Schuld freisprechen. Natürlich habe man mit den knappen Ressourcen und Lieferkettenproblemen zu kämpfen und müsse teilweise flexibel reagieren. Doch da ein Großteil der Wertschöpfungskette im eigenen Haus sei, könne man eben viel flexibler reagieren, als die Konkurrenz. Außerdem sei man nur wenig von etwaigen Lieferproblemen bei Vorprodukten betroffen, da aufgrund der tiefen Produktionskette im eigenen Haus überwiegend Rohstoffe eingekauft würden.

Zwischen den Zeilen habe ich gelesen: Skyworks ist nicht verantwortlich für die Produktionsdrosselung bei Apple.

Sie werden sich erinnern, dass ich vor zwei oder drei Jahren, also lange vor der Corona-Pandemie, Skyworks als das westliche Unternehmen mit dem größten China-Engagement identifiziert habe. Der Zwist zwischen Trump und Xi schlug direkt auf Skyworks durch: Angst ging um, Skyworks könne Probleme in China bekommen. der Großteil der Produktion war damals in China.

Skyworks reagierte und investierte: Neue Produktionsstandorte wurden in anderen Ländern Südostasiens aufgemacht. In China selbst wurden Kooperationen auf die neue Situation angepasst. Auch dazu nahm Liam Griffin gestern Stellung: China sei extrem interessiert am Produktions-Knowhow Skyworks, insbesondere was die High-End 5G-Chips betreffe. So sei inzwischen die Produktion in China sowohl gegen politische Turbulenzen, als auch gegen Lieferprobleme ziemlich resistent.

Und die globalen Lieferkettenprobleme multiplizieren sich im Verlauf der Wertschöpfungskette: Rohstoffe werden zu Vorprodukten verarbeitet, zu einem Zulieferer transportiert, der daraus ein wichtiges Teil fertigt, dass dann zum OEM kommt. Je länger die Lieferkette, desto anfälliger. Wenn nur ein Glied der Kette aufgrund eines Coronafalls aus der Kurve fliegt, haben alle nachfolgenden Glieder ein Problem.

Skyworks hat die Produktion jedoch von der Auftragsfertigung auf eigene Fertigung umgestellt. 10 Mrd. USD wurden binnen kurzer Zeit investiert, um sich von den Auftragsfertigern unabhängig zu machen. Das heißt, sobald die erforderlichen Rohstoffe bei Skyworks auf dem Produktionsgelände sind, kann bei der Chipfertigung nicht mehr viel schief gehen.

Natürlich sei man noch nicht zu 100% von der Auftragsfertigung weg, daher kam es in den vergangenen Monaten auch bei Skyworks vor, dass Lieferverpflichtungen nicht eingehalten wurden. Doch in einem wesentlich geringeren Maß, als bei anderen Zulieferern, so Griffin.

Mit 59% Anteil am Konzernumsatz ist der Erfolg Skyworks maßgeblich vom Erfolg Apples abhängig. Apple hat bereits für das laufende Weihnachtsquartal ausgegeben, dass man zwar nicht alles produzieren könne, was nachgefragt wird. Dennoch werde man ein Rekordquartal haben. Und wenn sich dann im Verlauf des Jahres 2022 die Chipknappheit und die Lieferkettenprobleme auflösen, rechne man mit einem Nachholeffekt.

für die Zukunft rechnen Analysten derzeit mit 20% Gewinnwachstum bei Skyworks. Ich denke, da ist noch Luft nach oben, wenn es tatsächlich den Nachholeffekt gibt. Aktuell notiert Skyworks auf einem KGV 22e von 14. Das ist spottbillig. Ich verstehe wirklich nicht mehr, warum Skyworks mit einem so niedrigen KGV bewertet wird: Analysten hassen Klumpenrisiken und mit Apple als Hauptkunden unterliegt Skyworks einem Klumpenrisiko. Doch der Abschlag ist in meinen Augen viel zu groß.

Ich würde daher heute unsere Position in Skyworks voll machen. Wir haben derzeit eine halbe Position. Für die kommenden Monate der Risk-On Zeit und der anhaltenden Chip-Knappheit würde ich gerne mehr Chips in unserem Portfolio haben.


Bitcoin im Hardware Wallet
Disziplin gebietet Teilverkauf

Fr, 05. November um 13:17 Uhr
Unsere Bitcoin-Position, die wir in einem Hardware Wallet als Absicherung gegen finanzielle Turbulenzen halten, ist seit unseren beiden Käufen um durchschnittlich 50% angesprungen. Damit ist die Positionsgröße von beabsichtigen 7,5% inzwischen auf 11,3% Portfolioanteil angewachsen.

Seit einigen Tagen ist mir die zu große Position bewußt, doch ich scheute mich, den Teilverkauf durchzuführen, weil ich mir durchaus im Rahmen des Risk-On in den kommenden Monaten einen Lauf in Richtung 100.000 USD vorstellen kann.

Doch der Bitcoin ist sehr volatil und kann genausogut auch nochmal in den Keller rauschen. Und im Sinne einer ausgewogenen Portfoliodiversifizierung muss eine Position, die zu groß geworden ist, ein wenig gestutzt werden. Das möchte ich heute tun und würde daher so viel verkaufen, dass wir wieder bei den 7,5% Portfolioanteil landen.

Sollte der Bitcoin nochmals kräftig abtauchen, würde ich als Spekulation den BTC ETC Issuance (WKN A27Z30) zusätzlich ins Depot holen. Doch als Absicherung reichen derzeit 7,5% Portfolioanteil.


Freenet
Langweilig

Do, 04. November um 12:35 Uhr
Freenet hat heute früh ebenfalls Q-Zahlen vorgelegt. Zusätzlich fand soeben ein zweieinhalbstündiger Kapitalmarkttag statt, den ich verfolgt habe. Vergeblich habe ich auf etwas gewartet, dass ich Ihnen nun voller Begeisterung präsentieren könnte. Das Geschäft von Freenet ist langweilig. Den großen Wurf, der zu einem Umsatz- und Gewinnsprung führt, gibt es nicht.

Stattdessen wird granular jeder Geschäftsbereich stoisch optimiert, um am Ende über 2-3% Umsatzwachstum glücklich zu sein. Immerhin, die für uns wichtige Information kam am Ende der Präsentationen: Der freie Cashflow soll mit den vorgestellten Maßnahmen von derzeit 200 Mio. Euro auf 260 Mio. Euro im Jahr 2026 gesteigert werden. Die Ausschüttungsquote für die Dividende soll konstant bei 80% bleiben. Das heißt, die Dividende könnte in den kommenden fünf Jahren von derzeit 1,50 EUR je Aktie auf knapp 2 Euro je Aktie steigen, die Dividendenrendite würde dadurch von derzeit 6,7% auf dann 9% anwachsen.

Im Mobilfunkgeschäft, dem größten Geschäftszweig des Konzerns, sollen Kunden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz durchleuchtet und mit individuellen Angeboten zur Vertragsverlängerung bewegt werden. Dort, wo man proaktiv, also vor Kündigung, entsprechende Angebote unterbreite, lasse sich der Umsatz gegenüber den heutigen Quoten um 10% steigern. Dort wo nach ausgesprochener Kündigung Kunden zum Verbleibt bewegt würden, könne man bis zu 25% mehr Umsatz erzielen.

All das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass Freenet in einem Markt mit schwindenden Margen unterwegs ist und dort genau diejenigen Kunden gewinnt, die den Groschen dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Mühsam, aber immerhin hat sich Freenet diese Marktnische erobert. Wettbewerber kümmern sich kaum um diese Kunden und dadurch kann Freenet den hohen Cashflow und die hohe Dividende sicherstellen.

Ich fieberte voller Neugier auf den heutigen Termin hin, weil ich mit eine Idee für Umsatzwachstum erhoffte. Die bleibt heute aus und entsprechend werde ich bei Gelegenheit die Position auflösen. Zwar ist die Dividendenrendite attraktiv, doch ich möchte gerne Dividendenaktien haben, bei denen auch Wachstum zu erkennen ist.


BB Biotech
Moderna belastet

Do, 04. November um 15:07 Uhr
Vor drei Monaten schreiben wir "Moderna beflügelt BB Biotech" - nun geschieht das Gegenteil. Die Aktie ist seither um 10% zurück gekommen.

Bereits in der vergangenen Woche legte BB Biotech Q-Zahlen vor. Es gab nichts Berichtenswertes, daher habe ich nichts dazu geschrieben. Seither sind mir jedoch die beiden wichtigsten Kurstreiber aufgefallen: Moderna & Risk-On/Off.

Moderna ist durch den Erfolg des mRNA Impfstoffes zur mit Abstand größten Beteiligung von BB Biotech angewachsen. Ende Juni lag der Anteil am Gesamtportfolio noch bei 12%. Ende September sind es 14%, obwohl BB Biotech in Q3 nennenswert Aktien von Moderna verkauft, und somit Gewinne mitgenommen hat. Doch im August hat Moderna sein vorläufiges Allzeithoch erreicht, seither ging es um ein Drittel abwärts.

Allein heute beträgt das Minus 16%: Moderna hat gestern Abend die Unternehmensprognose für das laufende Jahr gesenkt. Auf die Aktie von BB Biotech strahlt das bislang kaum aus. Ich fürchte jedoch, dass die Reaktion mit ein wenig Verzögerung auch BB Biotech noch ein wenig stärker treffen wird, als bislang (aktuell 15 Uhr -0,7%).

Neben Moderna als Portfolioschwergewicht gibt es einen weiteren Faktor, der BB Biotech in den vergangenen Monaten belastet hat: Risk-Off Modus. Ich werde im morgigen Heibel-Ticker näher darauf eingehen. Soviel vorab: In den vergangenen Monaten waren "riskante" Anlagen, weniger beliebt, als risikofreie Anlagen.

Dividendenaktien waren gefragt. Je stabiler das Geschäftsmodell, je höher der Cashflow, desto besser liefen die entsprechenden Aktien der Unternehmen in den vergangenen Monaten.

Auf der anderen Seite war der Appetit auf risikoreiche Aktien ziemlich gering. Das zeigte sich nicht nur in Moderna, sondern auch in den vielen kleinen Beteiligungen, die BB Biotech im Portfolio hat. Der Net Asset Value, also der Nettowert aller Beteiligungen von BB Biotech, ist im Q3 um 5,2% gesunken.

Die Aktie von BB Biotech hat diesen Rückgang nur unterproportional mitgemacht: Das Quartalsminus beträgt nur 3,3%. Es zeigt sich auch hier: BB Biotech wird von Anlegern als weniger riskant betrachtet, als die einzelnen Beteiligungen. Logisch: BB Biotech streut das Risiko der verschiedenen 33 Beteiligungen.

Ich gehe davon aus, dass wir nun wieder eine Riks-On Phase am Aktienmarkt erleben werden. Entsprechend werden die kleinen Beteiligungen von BB Biotech wieder etwas besser laufen. Das wird sich dann auch auf die Aktie von BB Biotech auswirken. Wer also noch nicht investiert ist, oder noch Platz im Portfolio hat, der könnte auf dem aktuellen Kursniveau Aktien einsammeln :-)


Barrick Gold
Geduld wird strapaziert

Do, 04. November um 18:16 Uhr
Ebenfalls heute hat Barrick Gold Q-Zahlen vorgelegt. Der Umsatz ist um 20% auf 2,8 Mrd. USD zurück gegangen und lag damit um 1,7% hinter den Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie ist auf 0,23 USD gefallen (-41%), was jedoch um einen Cent besser ist, als von Analysten erwartet.

Die Goldproduktion ist um 6% zurück gegangen. Die Kosten je produzierter Unze stiegen um 7% auf 1.023 USD/Oz an. Der Verkaufserlös fiel um 8% auf 1,771 USD/Oz. Die Produktion wird teurer, es wird weniger produziert und der Verkaufswert ist gefallen. Eigentlich ziemlich mies, oder?

Die Aktie steigt heute um ein halbes Prozent an. Anlegern gefällt offensichtlich, was sie hören. Das KGV steht bei 13, die Bilanz ist netto-schuldenfrei. Zusätzlich zur regulären Quartalsdividende von 0,09 USD/Aktie wird in diesem Quartal die dritte und letzte Tranche einer Sonderdividende in Höhe von 0,14 USD/Aktie ausgeschüttet. Für das laufende Jahr beträgt die Dividendenrendite somit 4,2%.

Vor zwei Jahren fusionierten Barrick Gold und Randgold miteinander. CEO Mark Bristow kommt von Randgold und hat den bis dahin schlecht geführten Konzern Barrick nunmehr auf die Spur gebracht: Sechs erstklassige Goldminen benötigten neue Vereinbarungen mit den jeweiligen Regierungen und der lokalen Bevölkerung. Marc Bristow hat das Ziel ausgerufen, den Konzern bis 2050 auf Net-Zero Emissionen zu trimmen. Zwischenziel bis 2030 ist die Reduktion um 30% gegenüber 2018.

Alaska, Nevada, Tanzania, Dominikanische Republik, Argentinien sind die Orte, an denen Barrick große Goldminen betreibt. Der Erfolg steht und fällt mit der Entwicklung des Goldpreises. Der Goldpreisrückgang im abgelaufenen Quartal hat die Aktie unter Druck gesetzt. Sollte das Gold irgendwann gen Norden drehen, wird die Aktie von Barrick überproportional profitieren.

Wir haben die Position als Spekulation auf einen steigenden Goldpreis im Portfolio. Bislang war das ganze ziemlich nervenzehrend, die Aktie pendelt heftig um unseren Kaufkurs herum. für mich ist das ein Zeichen dafür, dass wir den Boden bei diesem Aktienkurs gut erwischt haben. Mag sein, dass die Goldpreisrallye noch ein wenig auf sich warten lässt. Das schadet Barrick Gold nicht weiter. Wenn es dann aber irgendwann mal nach oben geht, wird Barrick mitlaufen.


Freenet
Aktie springt an, Verkaufen

Fr, 05. November um 13:56 Uhr
Wie gestern angekündigt würde ich den heutigen Kursanstieg bei freenet nutzen, um unsere Position aufzulösen. Freenet ist eine gute Dividendenaktie, aber für meinen Geschmack zu langweilig. Es herrscht ein ständiger Verteilungskampf im Mobilfunkmarkt und Freenet muss mit immer neuen Ideen der Konkurrenz einen Schritt voraus sein, ohne eine eigene Technologie bieten zu können.

Nun wird mit künstlicher Intelligenz auf kundenindividuelle Angebote umgestellt, wobei beabsichtigt ist, die Tarife möglichst intransparent zu halten. So zumindest habe ich gestern CEO Vilanek verstanden, der ganz klar sagte, dass die Kunden keine Transparenz über mögliche Angebote erhalten.

Die Marketingkooperation mit Dieter Bohlen halte ich für einen guten Schachzug. Bohlen spricht genau die Klientel Freenet an: Es ist die "Geiz ist geil" Mentalität, die mich persönlich nicht gerade lockt. Wer ein gutes Produkt hat, darf auch ordentlich Gewinnmargen haben und transparent machen. Mit diesem Ansatz zeigt sich Freenet weiterhin agil in seinem Stammgeschäft. Anziehende Wachstumsraten sind so aber leider nicht zu erwarten. Und eine Dividendenposition sollte in meinen Augen nicht nur die Kuh melken, sondern auch ordentlich füttern.

Wie nun schon mehrfach geschrieben halte ich den Zeitpunkt für geeignet, Freenet aus dem Portfolio zu werfen. Die kommenden Monate erwarte ich eine Rotation zu Risk-On Titeln, und Freenet ist ein Rick-Off Titel.


BioNTech
Anti-Corona Pille von Pfizer, Nachkaufen

Fr, 05. November um 15:39 Uhr
Pfizer hat heute angekündigt, die Zulassung für eine Anti-Corona Pille zu beantragen. Studienergebnisse hätten die Sterberate um 90% gesenkt. In Großbritannien wurde gestern die erste Anti-Corona Pille zugelassen, sie soll bei 50% der Patienten einen schlimmen Verlauf verhindern.

Die Pillen müssen binnen weniger Tage NACH einem positiven Corona-Testergebnis eingenommen werden, um zu wirken. Die Merk-Pille muss dann bspw. zweimal täglich eingenommen werden, wenn man Symptome hat.

Es ist eine Meldung, die den Impfgegnern in die Hände spielt: Corona verliert dadurch an Schrecken. Moderna notiert heute mit 17% im Minus, gestern schon war die Aktie um 20% eingebrochen, nachdem das Unternehmen die Quartalsprognose aufgrund von Lieferproblemen senken musste.

Unsere BioNTech ist ebenfalls unter die Räder gekommen: Gestern -7% und heute nochmal -15%. damit is unser Buchgewinn ausradiert, die Aktie notiert nun knapp unter unserem ersten Kaufkurs (203,50 EUR).

Ich denke nicht, dass durch die Pille das Impfen vernachlässigt wird. Zum einen ist es völlig unpraktisch, denn man müsste sich ja bei jedem Schnupfen testen, damit man frühzeitig über einer Infektion Bescheid weiß. Zum anderen gehe ich davon aus, dass die Mehrzahl der Bevölkerung es vorzieht, vorzubeugen. Der Kurseinbruch ist daher in meinen Augen völlig übertrieben.

Aber nachvollziehbar: Wer nur einen flüchtigen Blick auf die Kennzahlen des Unternehmens wirft, der sieht eine Marktkapitalisierung von knapp 50 Mrd. Euro bei nur 550 Mio. Euro Jahresumsatz im Jahr 2020. Ein KUV von 90 ist schon abenteuerlich. da wird bei den leisesten Zweifeln sofort verkauft.

Doch schon für das noch laufende Jahr 2021 wird ein Jahresumsatz von 17 Mrd. Euro erwartet. BioNTech ist binnen eines Jahres von einem Startup zu einem Biotech-Konzern aufgestiegen. Das Kurs/Umsatz-Verhältnis liegt also nicht mehr bei 90, sondern nur noch bei 3. Und das KGV wird bei 7 erwartet. Gleichzeitig kann über die Hälfte des Umsatzes direkt als Cash in der Bilanz beiseite gelegt und später für Forschungsprojekte genutzt werden. Bis Ende 2022 erwarten Analysten eine Nettoliquidität von 18 Mrd. Euro.

Ein Drittel des Unternehmenswertes ist dann also durch Bargeld abgesichert. Das Unternehmen ist weltweit führend in der mRNA-Technologie, der man zutraut, wichtige Erfolge im Kampf gegen Krebs zu erringen.

Also ich halte den Ausverkauf für übertrieben und würde unsere bislang halbe Position voll machen.



06. Leserfragen

Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich inzwischen zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Wöchentlich drei Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet. Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Westwing: Online-Innenausstatter

Hallo Stephan,

heute habe ich auch einmal eine Frage zu einem Aktientitel: Westwing (A2N4H0)

Finde den Wert ganz interessant und auch die Zahlen finde ich OK. Trotzdem hat der Wert ziemlich deutlich in den letzten Wochen verloren. Übersehe ich da etwas? Hast Du zu der Aktie eine Meinung?

Vielen Dank im Voraus.
VG
Oliver aus Northeim

ANTWORT
Oh ja, sehr spannend: Der Onlinehändler für Inneneinrichtung und Möbel aus dem Hause Rocket Internet war im Rahmen der Corona-Rallye von 3 auf 53 Euro geschossen. Seither ist die Aktie auf nunmehr 27,50 Euro zurück gekommen. Ein erwarteter Jahresumsatz von 536 Mio. Euro im laufenden Jahr wird mit einer Marktkapitalisierung von 560 Mio. Euro bewertet. Das Wachstum von 16% wird mit einem KGV 22e von 25 belegt. Schulden gibt es nicht, derzeit schlummern 100 Mio. Euro Nettoliquidität in der Bilanz. Das sieht ziemlich super aus.

Westwing hat gleich zwei Trendmärkte bedient: zum einen zwang die Corona-Pandemie Kunden zu Online-Käufen. Zum anderen sind die Immobilienpreise in die Höhe geschossen, so dass viele Immobilienbesitzer sich „reicher“ fühlen und daher mehr für die Inneneinrichtung ausgeben. Beide Trends scheinen derzeit ihr Ende gefunden zu haben und Anleger zweifeln daran, ob das Wachstum beibehalten werden kann.

Risk-Off hieß es in den vergangenen Sommermonaten: Anleger suchten Anlagen, in denen ihr Geld nicht so abhängig von Konjunkturschwankungen, Wirtschaftskrisen und Pandemien ist. Da gehörte Westwind natürlich überhaupt nicht dazu. In den kommenden Monaten erwarte ich wieder einen zunehmenden Appetit auf Risk-On Aktien. Vor diesem Hintergrund könnte Westwing wieder in den Fokus vieler Anleger rücken. Gute Idee.


Auswirkung einer chinesischen Immobilienkrise

Hallo Herr Heibel,

ich wende mich mit einer kleinen Frage an Sie, deren Beantwortung wahrscheinlich nicht kurz ausfallen kann. Allerdings denke ich, dass momentan viele Ihrer Leser die gleiche Frage umtreibt: Evergrande, Sinic, Modern Land, Fantasia,... . Bleibt die chinesische Immobilienkrise wirklich nur in China, oder stehen wir durch die Globalisierung und die zahlreichen Verknüpfungen von z. B. Evergrande (Sport, Elektromobiliät und Bereichen, die wir noch gar nicht kennen) bei einem Zahlungsausfall vor einer neuen Wirtschaftskrise?

Ansonsten bin ich mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden! Ohne Ihren Börsenbrief hätte ich höchst wahrscheinlich in den letzten Monaten deutlich mehr gehandelt und dabei jede Menge Verluste eingefahren!

Da ich gerade einen Mosel Weißwein vor dem offenen Feuer trinke, denke ich gerne an die Weinprobe zurück. Falls es Ihre Zeit erlaubt, ich wäre
wieder dabei :-).

Beste Grüße aus Saarbrücken
Thomas

ANTWORT
Vielen Dank für das Lob.

Der chinesische Immobilienmarkt würde zunächst einmal nur China belasten. Westliche Banken sind nur wenig involviert. Allerdings beruht der chinesische Reichtum der vergangenen Jahrzehnte zu einem großen Teil auf den Wertsteigerungen des Immobilienmarktes. Viele Konsumenten von Luxusgütern könnten betroffen sein. Da Hersteller von Luxusgütern jedoch selten börsennotiert sind, dürfte also auch hier die Wirkung überschaubar bleiben.

Ich habe den Eindruck, dass die Kommunistische Partei gezielt gegen „Reiche“ vorgeht. Der Mittelstand wird in Ruhe gelassen und somit auch die Basis für den Aufschwung.

Wenn Sie wissen möchten, wie wichtig der Absatzmarkt China für die westliche Welt ist, dann schauen Sie sich bitte mal die Transportkosten für Container an:
https://fbx.freightos.com

Von China an die Westküste USA: 17.478 USD
Von Westküste USA nach China: 1.068 USD.

Von China nach Europa: 14.255 USD
Von Europa nach China: 1.332 USD

Es kostet also 10 bis 15 mal soviel, Waren von China nach Deutschland oder die USA zu verschiffen, als von dort nach China. Da hängt irgendwas schief und eine Immobilienkrise in China hätte da kaum noch einen weiteren Effekt.


Valneva: Corona-Impfstoff aus Frankreich

Hallo Herr Heibel,
ich habe heute etwas über Valneva SE (WKN A0MVJZ) gelesen.
Kommt hier evt das neue BioNTech?

Das Unternehmen hat einen Impfstoff in Phase 3 - der für viele Millionen Menschen für eine ehe unbekannte Krankheit wichtig ist - und forscht auch an einen CORONA Impfstoff für die neuen Varianten.

Der Impfstoff in Phase 3 wird bereits produziert. Weiterhin hat man ein Verfahren als einzige Unternehmen entwickelet, wo auf Veränderungen des Virus schnell reagiert werden kann. Was halten Sie von dem Unternehmen?

Gruß
Stephan aus Düsseldorf

ANTWORT
Valneva verspricht einen Vektor-Impfstoff wie AstraZeneca, der jedoch besser wirken und weniger Nebenwirkungen haben soll. Klingt schön und der Bedarf ist sicherlich weiterhin vorhanden. Das französische Unternehmen ist 2 Mrd. Euro wert und könnte im Falle einer Zulassung im Januar 2022 ordentlich anspringen. Entsprechende Abnahmeverträge mit einigen EU-Ländern würden bestehen, so die Meldungen.

Für mich sind BioNTech und Moderna jedoch die Corona-Impfstoffgewinner: Deren mRNA-Impfstoffe haben neue Möglichkeiten eröffnet, die in den kommenden Jahren genutzt werden. AstraZeneca hat in Windeseile einen herkömmlichen Impfstoff entwickelt. Warum brauchte Valneva so lange? Warum sollte ich nun in den zweit- oder drittplatzierten investieren? Auch in der Zukunft könnte Valneva im Zweifel zu langsam sein, wenn neue Medikamente entwickelt werden.


Staatsschulden

Sehr geehrter Herr Heibel,
aus der Mediathek des SWR2 möchte ich Sie auf diese Sendung aufmerksam machen:

Rote Zahlen statt schwarzer Null – Wie gefährlich sind Staatsschulden?


In Ihrem Ticker werden immer wieder "Staatsschulden" thematisiert, auch im Zusammenhang mit der Börse. In dieser Sendung werden unterschiedliche Aspekte dazu angesprochen.

Es geht hier u.A. um den Umgang mit Staatsschulden, um das Thema Schattenhaushalte, Willkür von Schulden-Obergrenzen, wann soll der Staat investieren usw.

Mich würde grob interessieren, welche Meinungen und Behauptungen Sie mittragen bzw. nicht mittragen können.

Herzlichen Dank im Voraus und schönen Sonntag

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard aus Sindelfingen



ANTWORT
Ich werde dazu Stellung nehmen, ohne den ganzen Podcast gehört zu haben, denn sowohl die in der Einleitung beschriebene Sichtweise als auch Prof. Bofinger sind mir gut bekannt. Bei Prof. Bofinger habe ich mein mündliches VWL-Examen abgelegt. Seine Frage in Sachen Außenhandelstheorie beantwortete ich graphisch, doch nach zwei Minuten unterbrach er mich mit den Worten: „da sind Sie auf dem Holzweg“. Da ich mir ziemlich sicher in dem war, was ich erzählen wollte, brach in diesem Moment eine Welt für mich zusammen: Was an meiner Argumentation war falsch? Solange ich das nicht verstand, konnte ich auch keine Korrektur vornehmen.

Glücklicherweise sprang mir der Assistent zu Hilfe und beschwichtigte Prof. Bofinger: „Lassen Sie ihn mal erzählen. Ich denke, das kann schon passen“. Prof. Bofinger lenkte ein und ich konnte meine gesamte Redezeit dafür aufwenden, seine Frage graphisch zu beantworten. Am Ende bekam ich eine Eins. Ohne die Intervention des Assis wäre es wohl auf eine Fünf hinausgelaufen.

Prof. Bofinger war bekannt dafür, gerne mal Gedankenexperimente mit uns Studenten durchzuspielen. Wir haben das geschätzt, denn seine Vorlesungen wurden dadurch lebhafter. Nicht selten kam er in die Vorlesung und teilte uns mit, dass er heute keine Lust auf das eigentliche Vorlesungsthema habe, denn gestern Abend hatte er eine Idee, die er gerne mit uns durchsprechen wolle. Dann begann er seine Gedanken zu skizzieren und wir versuchten, ihm zu folgen. Manchmal endete sein Gedankenabenteuer mit einer Meldung eines Studenten, der ihn dann auf einen Fehler in seiner Argumentationskette hinwies.

Ich habe daraus gelernt, dass Prof. Bofinger nach Wegen sucht, die etablierten (alten) Volkswirtschaftstheorien in Frage zu stellen. Mit der Modern Monetary Theory (MMT) ist einigen Volkswirtschaftsprofessoren dies gelungen. Ich habe im Frühjahr in insgesamt vier Ausgaben die MMT diskutiert (suchen Sie im Heibel-Ticker Archiv danach). Kurz gesagt: Der berechtigten Kritik an der Freien Marktwirtschaft, die nicht immer eine gesellschaftlich optimale Lösung hervor bringt, wird die MMT als Königsweg gegenüber gestellt: Der Staat weiß, was richtig ist.

Wir bauen in Deutschland nicht auf die Freie Marktwirtschaft, sondern auf die Soziale Marktwirtschaft, doch dieser feine Unterschied wird von den amerikanisch dominierten Wissenschaftlern ignoriert. Außerdem gibt es in der MMT keine maximale Schuldentragfähigkeit. Solange die Gesellschaft die Schulden trägt, also akzeptiert, ist alles in Ordnung. Man stützt sich auf die Argumentation, dass die 60%-Grenze (Maastricht Kriterium: Kein Land darf mehr Schulden haben, als 60% des BIP) willkürlich gewählt sei.

Auch das ist richtig: Historische Betrachtungen haben erarbeitet, dass Staaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wenn die Schulden zu hoch sind. Als Schwelle hat man die 60% auserkoren, weil ab dem Überschreiten dieser Marke Staatspleiten häufiger auftraten. Doch natürlich gibt es auch Staaten, die über einen langen, sehr langen Zeitraum mit einer deutlich höheren Verschuldung zurecht kommen (Japan). Daher wird die 60%-Marke von der MMT nicht akzeptiert.

Sind Sie schon mal bei rot über eine Ampel gefahren? Wem das passiert ist, der weiß, dass er Glück gehabt hat. Ein Unfall folgt nicht zwangsläufig. Doch wenn man zu häufig über rote Ampeln fährt, kann man davon ausgehen, dass es irgendwann schief geht. Und so geht ein Staat nicht zwangsläufig Pleite, wenn die willkürlich gewählte Schwelle von 60% überschritten wird.

Daraus jedoch abzuleiten, dass Deutschland nicht wettbewerbsfähig sei, wenn der Staat nicht durch das Überschreiten dieser Schwelle wichtige Ausgaben tätigt, entspricht nicht meiner Denkrichtung. Abenteuerlich finde ich diesen Vorschlag, wenn ich mir vergegenwärtige, dass dieser Vorschlag von Links, also von Menschen kommt, die das Geld dann überwiegend konsumtiv (Sozialleistungen) ausgeben wollen und nicht investiv.


CO2-Zertifikate handeln

Hallo Hr. Heibel,

hier mal abwechslungsweise eine "Leserfrage" von mir:

Macht es Sinn, in CO2-Emissionsrechte zu investieren? Der Preis sollte doch gerade jetzt mittelfristig erheblich ansteigen. Wo kann man diese erwerben? Und wie lassen diese sich dann auch wieder gewinnbringend verkaufen? Welche Kosten entstehen?

Danke schon mal,

Mit freundlichen Grüßen,
Michael aus München

ANTWORT
CO2-Zertifikate werden größtenteils über die Energiebörsen gehandelt. Die größte Energiebörse Deutschlands befindet sich in Leipzig. Sie müssten dort als Händler zugelassen werden, denn Banken bieten diesen Dienst nicht für ihre Kunden an. Ich denke, für uns Anleger ist es besser, wenn wir uns Unternehmen aussuchen, die davon profitieren und deren Aktien über die „normalen“ Börsen gehandelt werden. Verbio ist in diesem Umfeld nach wie vor interessant.


Varta hoch bewertet

Hallo Herr Heibel.

Haben sie eine Meinung zu Varta?
Die Aktie bewegt sich ja seit einiger Zeit seitwärts.

Buy/Sell/Hold…

Vielleicht ja mal ein Thema.

Beste Grüße,
Philipp aus Augsburg

ANTWORT
Nein, nicht wirklich: Grundsätzlich ist das Batteriethema nun schon alt und es läuft eher auf eine Batteriefertigungskapazitätsschwemme hinaus, es fehlen die Rohstoffe. Varta muss nun erst einmal zeigen, dass die Produktionspläne auch umgesetzt werden können. Dann könnte es in den kommenden Jahren in die hohe Bewertung (KGV 32 bei 14% Umsatzwachstum) hinein wachsen.




07. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =7,9%WKN4.11.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 8x2,5%!C19
TUITUI12,92 €1%-8%2,3%B -
Barrick GoldETR:ABR16,65 €4%1%2,9%A0
TeamViewerETR:TMV14,14 €10%-23%2,7%A +







Wachstum (≈35%) =55,1%WKN4.11.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechETR:BBZA76,70 €0%13%5,8%B+
SpotifyETR:639249,80 €1%-4%4,3%B+
Wheaton Precious MetalsETR:SII35,40 €1%6%7,2%B0
AirbusETR:AIR113,90 €3%25%7,2%A -
MediosETR:ILM136,00 €-1%2%3,1%B0
Skyworks SolutionsSWKS141,22 €-2%-5%6,8%B +
FlatexETR:FTK19,82 €1%4%7,0%A0
BioNTechBNTX192,40 €-20%-3%7,0%B +
PaypalPYPL194,89 €-5%-4%6,7%A +








Dividende (≈30%) = 17,6%WKN4.11.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 4x7,5%!
FreenetETR:FNTN22,15 €-1%28%0,0%D -
Deutsche PostETR:DPW55,65 €4%37%6,8%B+
Munich ReETR:MUV2259,40 €1%7%7,6%B-
BASFETR:BAS62,08 €0%-4%3,2%B0








Absicherung (≈15%) =19,5%WKN4.11.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 2x7,5%!
Goldbarren 150 gr100 gr.4.965,00 €1%1%6,4%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU89,00%0%16%5,4%B+
BitcoinNuri52.709,00 €-3%47%7,7%B+





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2021

0%16%-0,1%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%7,9%832,5%
WachstumEnkelkinder35%55,1%597,0%
DividendeUrlaub30%17,6%437,5%
AbsicherungZins & Gold15%19,5%237,5%
Summe
100%100,1%1918100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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