Heibel-Ticker PLUS 21/49 - Weihnachtsfeier: Moral des Privatanlegers

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10.12.2021:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

16. Jahrgang - Ausgabe 49 (10.12.2021)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp211212.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Weihnachtsfeier: Moral des Privatanlegers
02.So tickt die Börse: Konjunkturoptimismus sorgt für Vorweihnachtsrallye
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Anleger warten die nächste Richtungsentscheidung ab
 - Interpretation
04.Ausblick: Erster Jahresausblick auf 2022
05.Update beobachteter Werte: BioNTech
 - BioNTech: Hohe Volatilität zeigt Anspannung unter Anlegern
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Weihnachtsfeier: Moral des Privatanlegers

Liebe Börsenfreunde,

******* IN EIGENER SACHE ***********

MORAL DES PRIVATANLEGERS

Am kommenden Freitag, den 17.12. um 19:00 Uhr möchte ich mit Ihnen eine kleine Video-Weihnachtsfeier veranstalten. Ich habe mir dazu einen guten Wein besorgt und einen interessanten Gesprächspartner eingeladen.

Ich werde natürlich über unser Börsenjahr reflektieren, über meine Erwartungen für das Jahr 2022 sprechen und ein paar Anekdoten parat haben.

Ich freue mich auf meinen Gesprächspartner: Dr. Wolfgang Hackel, ehemaliger geschäftsführender Bürgermeister von Neukölln (Berlin), ehemaliger Europaparlamentsabgeordneter und ehemaliger Unternehmer mit 450 Mitarbeitern. Heute ist er im Ruhestand, ich kenne ihn bereits seit meiner Kindheit und weiß daher, dass er gerade für unser Thema bereichernde Ansichten mitbringen wird. Unser Thema wird die "Moral des Privatanlegers" sein. Die Finanzbranche wird in den Medien häufig als kühl und sachlich dargestellt. Ich werde verschiedene Ansätze untersuchen, wie wir als Privatanleger Gutes tun können. Dr. Hackel wird Grundlagen darüber liefern, was eigentlich "Gut" ist und wo wir aufpassen müssen.

Ich denke, die Weihnachtszeit eignet sich sehr gut, um sich über dieses Thema Gedanken zu machen. Immer wieder fragen Sie, liebe Kunden, mich nach den ESG-Kriterien, nach Rüstung- und Ölaktien, nach Brennstoffzellen-Startups etc. Vielleicht hilft Ihnen unsere kleine Weihnachtsfeier, künftig Ihre eigenen Investmententscheidungen auch mit einem moralischen Anspruch zu treffen.

Hier der Link zur YouTube-Übertragung:
Heibel-Ticker Weihnachtsfeier

Wenn Sie zur Weihnachtsfeier, genau wie ich, nicht auf den Frankenwein von unserem Winzer aus dem vergangenen Jahr verzichten möchten, können Sie sich gerne eine kleine Kiste bei ihm bestellen. Christoph Steinmann hat mir zugesagt, das Festtagspaket für Sie auch in halber Größe (6 Bocksbeutel) für 49 Euro zu verschicken. Weitere Infos darüber auf S. 13 seiner Preisliste.

BITTE ZÜGIG BESTELLEN, DAMIT DIE KSITE NOCH RECHTZEITIG BEI IHNEN EINTRIFFT

Einfach 49€ überweisen an
Weingut Christoph Steinmann
IBAN DE45 1001 0010 0805 0071 07
BIC PBNKDEFF
Betreff: "Weihnachtspaket" und Ihre Anschrift

******** ENDE IN EIGENER SACHE ******

Die Aktienmärkte haben sich diese Woche deutlich erholt. Die Ängste, die noch vor zwei Wochen für Turbulenzen sorgten, verflüchtigen sich weiter. Gerade die Branchen, die unter Corona leiden, konnten diese Woche deutliche Gewinne erzielen.

In Kapitel 02 zeige ich die einzelnen Entwicklungen der abgelaufenen Woche im Detail auf.

Das Anlegersentiment hat sich beruhigt, die Angst der Vorwoche ist verflogen und es dominiert eine neutrale, abwartende Haltung. Was das für die Aktienmärkte in den kommenden Tagen bedeutet, bespreche ich in Kapitel 03.

Einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2022 gebe ich heute schon: Die vier dominierenden Themen werden uns auch im kommenden Jahr noch beschäftigen ... Doch zwei davon sind Kaufgelegenheiten, während die beiden anderen eher als schwarzer Schwan zu betrachten sind. In Kapitel 04 erläutere ich, wie ich unser Portfolio auf diese Entwicklungen vorbereiten werde.

Heute gibt es nur ein Update, denn die Ereignisse, die diese Woche für die Rallye sorgten, waren größtenteils schon vor einer Woche bekannt. Dennoch sollten Sie das Update in Kapitel 05 nicht versäumen.

Die heutigen Leserfragen decken unterschiedliche Themenbereiche ab: Ein Kunde fragt nach den Bilanzierungsunterschieden zwischen deutschen und US-Unternehmen. Ein weiterer Kunde wundert sich darüber, dass ich den Bitcoin so stark lobe, obwohl er doch für Geldwäsche genutzt werde. Zuletzt fragt ein Kunde nach zwei alten Positionen unseres Portfolios: Verbio und Marvell. Beide haben eine exorbitante Rallye hingelegt.

Natürlich gibt es wie immer eine tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 06.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Konjunkturoptimismus sorgt für Vorweihnachtsrallye

Nach 16 Jahren haben wir nun einen neuen Kanzler, Aufbruchstimmung macht sich breit. Der DAX konnte diese Woche um 3% zulegen. Doch die freundliche Aktienmarktstimmung der Politik zuzuschreiben, ist vielleicht ein wenig vorschnell, denn auch in den USA, wo es keinen Regierungswechsel gab, sprang der Dow Jones um 4% an. In Japan und China konnten die Aktienmärkte jeweils um 2% zulegen.

Wichtiger als die Politik ist derzeit die Corona-Pandemie. Die Omikron-Mutation verlor in den vergangenen Tagen an Bedrohungspotential. Die Impfung, insbesondere das Boostern, hilft, einen schweren Verlauf im Falle einer Infektion zu verhindern. Und die Vermutung, die Omikron-Mutation könnte sich als nicht so tödlich herausstellen wie die Delta-Variante, hat sich diese Woche weiter verbreitet.

Statt eines erneuten Corona-Crashs, wie wir ihn im März 2020 erleben mussten, hat sich nunmehr die Zuversicht durchgesetzt, dass Omikron die laufende Erholung der Wirtschaft zwar ein wenig verzögert, aber nicht stoppt oder umkehrt.

Neue Lieferkettenprobleme sind nicht ausgeschlossen. Doch immer mehr Unternehmen zeigen, dass mit weniger Umsatz mehr Gewinn gemacht werden kann. Andere wiederum haben bereits alternative Beschaffungswege implementiert.

Auch die Inflation verliert an Schrecken: Die Rohstoffhausse kann als vorerst beendet bezeichnet werden. Sämtliche Rohstoffpreise haben ihre Hochs aus dem Sommer bereits verlassen und verzeichnen rückläufige Preise. Der zweite Inflationstreiber waren hohe Endproduktpreise aufgrund von Lieferkettenproblemen. Doch, wie im vorangegangenen Absatz beschrieben, auch die Lieferkettenprobleme verlieren zunehmend an Schrecken, da Alternativen gefunden werden.

Die große Angst der Vorwoche, dass die Omikron-Mutation erneut zu Lieferkettenproblemen und gleichzeitig rückläufigen Rohstoffproduktionen führen könne und dadurch die Inflation weiter anheizen könnte, verflüchtigt sich zunehmend. Steigende Preise, die durch die Notenbanken durch eine straffere Geldpolitik bekämpft werden müssten, während gleichzeitig die Konjunktur strauchelt, was von den Notenbanken mit einer lockere Geldpolitik bekämpft werden müsste, wird es vorerst nicht geben. Dieser Spagat bleibt den Notenbanken vorerst erspart.

Somit darf die Strahlung der Geldpolitik in den USA als Ausdruck der gesunden Konjunktur gewertet werden. Für die Aktienmärkte ist das bullisch, wenngleich in den kommenden Quartalen andere Aktien die Kurse ziehen werden als in den vergangenen Quartalen. In Europa darf die EZB noch ein wenig an der lockeren Geldpolitik zur Unterstützung der Südländer festhalten, ohne zu hohe Inflationsraten zu fürchten. Auch das ist positiv für die Aktienmärkte.

Und so haben vorwiegend die konjunktursensiblen Branchen diese Woche zulegen können: Logistik +4%, angeführt von Airbus (+8%) und der Dt. Lufthansa (+7%); Autoaktien notieren mit 3,7% im Plus, angeführt von Porsche (+16%) und Volkswagen (+11%). Einem Bericht zufolge stützt die Porsche-Familie, die Großaktionär bei VW ist, den derzeitigen Vorstandschef Herbert Diess, der von Seiten der Politik und Gewerkschaft kräftig unter Druck steht. Porsche ist der Überzeugung, dass Diess gut für den Aktienkurs von VW ist, obwohl dieser seine teils harten Entscheidungen zu Lasten der Belegschaft durchsetzen möchte.

Hintergrund ist die vermutete Absicht, Porsche wolle sich von einem Teil der Anteile an VW trennen, um mit dem Geld dann Porsche, derzeit Tochter von VW, wieder an die Börse zu bringen. Somit ist die Familie an einem hohen Aktienkurs interessiert, damit sich diese Transaktion finanzieren lässt.

Doch im Automobilbereich gibt es weitere Gewinner: Anhängeranbieter SAF Holland und Kofferaumbauer Stabilus haben jeweils um 9% zugelegt, die ehemalige LKW-Sparte von VW, Traton, legte um 8%. Traton dürfte vom heutigen Börsengang der Daimler Truck Sparte profitieren. Daimler Truck konnte den Emissionspreis im Handel heute klar überbieten. Stabilus beteiligte sich an einem italienischen Anbieter von Dämpfern, was gut zur Kofferaumhydraulik passt. SAF Holland veröffentlichte Zahlen, die deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen.

Chemieaktien konnten diese Woche um 3,6% zulegen. Bayer (+6%) profitierte von einem gewonnenen Prozess in den USA zum Thema Glyphosat / Krebsgefahr. Wacker Chemie (+5,4%) ist weltweit einer von nur drei Anbietern von Silizium, das sich für Photovoltaikanlagen eignet. Doch die konjunktursensible Chemiebranche profitiert in ganzer Breite vom diese Woche neu aufgekeimten Konjunkturoptimismus.

Auch der Rohstoffsektor konnte diese Woche stark zulegen (+3,4%), sowie auch der Unterhaltungssektor: CTS Eventim sprang diese Woche um 9% an, nachdem Details zu den weiteren Kontaktbeschränkungen bekannt wurden. Die meisten Veranstaltungen können unter Einhaltung strenger Auflagen und mit verkleinertem Publikum durchgeführt werden. Die Aussicht auf eine Impfpflicht dient dem Unternehmen zudem als Licht am Ende des Tunnels.

Auf der anderen Seite sind die Corona-Profiteure mit hohen Verlusten. Die Shop Apotheke Europe gab 8% ab, Global Fashion bricht heute nach enttäuschenden Zahlen um 24% ein und zieht HelloFresh (-11%), Home24 (heute -2%) und Zalando (heute -4%) mit nach unten.

Als Branche fällt der Technologiesektor auf, der diese Woche nicht an den steigenden Kursen partizipieren konnte und unverändert aus dem Rennen geht. Eine gesunde Konjunktur ermöglicht eine straffere Geldpolitik, wenngleich sich die EZB damit länger Zeit lässt als die Fed, und führt damit zu einer Neubewertung von Wachstumsunternehmen, deren Gewinne zu einem großen Teil in der fernen Zukunft erwirtschaftet werden sollen.

Weihnachten rückt näher, die Menschen werden milder in ihrem Urteil, Zuversicht dominiert. Dabei lassen sich die Gefahren leicht aufzählen: Omikron, Inflation, Russland (Ukraine) und China (Taiwan) werden uns auch im Jahr 2022 noch stark beschäftigen. Schauen wir zunächst einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES9.12.21Woche ΔΣ '21 Δ
Dow Jones35.818 4,1%17,5%
DAX15.623 3,0%13,9%
Nikkei28.438 1,5%3,6%
Shanghai A 3.843 1,6%7,4%
Euro/US-Dollar1,130,1%-8,0%
Euro/Yen128,230,5%1,2%
10-Jahres-US-Anleihe1,47%0,090,53
Umlaufrendite Dt-0,42%0,040,14
Feinunze Gold$1.784 0,3%-5,3%
Fass Brent Öl$74,74 5,7%45,4%
Kupfer$9.578 0,7%22,2%
Baltic Dry Shipping$3.343 7,3%144,7%
Bitcoin$47.735 -13,2%69,5%



Der unterschiedliche geldpolitische Ansatz zeigt sich derzeit im Wechselkurs: Nach einer langen Phase, in der der Wechselkurs zwischen 1,15 und 1,25 USD/EUR gependelt ist, brach der Euro nun nach unten weg. Die straffere US-Geldpolitik schafft Vertrauen in den Wert des US-Dollars, der Euro verliert an Wert (aktuell 1,13 USD/EUR). Ich fürchte, dieser Trend wird so lange anhalten, bis EZB-Chefin Christine Lagarde ebenfalls eine straffere Geldpolitik in Aussicht stellt.

Ganz ähnlich sieht es am Zinsmarkt aus: Die Umlaufrendite notiert weiterhin stark im Minus (+0,04%punkte auf -0,42%), während das Zinsniveau in den USA langsam nach oben klettert (+0,11%punkte auf 1,49%).

Der aus Konjunkturangst übertriebene Ausverkauf am Ölmarkt wurde diese Woche teilweise aufgeholt, das Öl stieg um 5,6% auf 75 USD/Fass Brent Öl. Gleiches gilt für den Baltic Dry Verschiffungsindex für Schüttgut, der um 7% anstieg. Auch der Preis für die Verschiffung von Containern hat einen Boden gebildet und stieg wieder leicht an.

Nicht profitieren konnte hingegen der Bitcoin, der bereits am vergangenen Wochenende zwischenzeitlich um 20% eingebrochen war. Inzwischen ist das Minus auf nur noch 12% geschrumpft. Wir haben uns an die heftigen Schwankungen im Kryptobereich gewöhnt.

Es erstaunt mich nicht, dass der Bitcoin stärker Federn lässt als der Aktienmarkt. Allerdings wundere ich mich darüber, dass eine anschließende Gegenbewegung ausblieb. So wurde der Bitcoin mit dem Aktienmarkt ausverkauft, anschließend blieb die Erholung jedoch aus.

Ich wurde gefragt, ob dies nun Kaufkurse seien: Nun, wer den Bitcoin langfristig und sukzessive in seine Vermögensallokation holen möchte, der kann nun gerne ein wenig kaufen. Ob dies nun bereits der Boden ist, der Ausgangspunkt für eine neue Rallye ist, oder aber lediglich eine Zwischenstation auf dem Weg zu noch tieferen Kursen, das weiß ich nicht. Sprich: Ich würde jetzt nicht gleich Haus und Hof auf den Bitcoin setzen, sondern lediglich ein wenig zukaufen. Sollte es weiter abwärts gehen, sollten Sie noch ein wenig Liquidität für weitere Zukäufe haben.

Denn der Bitcoin wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Anwendungen bauen auf den Bitcoin, immer mehr Banken und Emittenten bieten Produkte an, die auf den Bitcoin aufbauen und immer mehr Unternehmen kümmern sich um eine sinnvolle Einbindung des Bitcoins in das eigene Geschäft. Es wird schärfere Regulierungen geben, die das Vertrauen in die Kryptowährung stärken, nicht jedoch den Bitcoin an sich infrage stellen werden.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung unter den Anlegern entwickelt hat.




03. Sentiment: Anleger warten die nächste Richtungsentscheidung ab

Ein dickes Wochenplus konnte der DAX diese Woche aufgrund der abnehmenden Angst vor der Omikron-Mutation einfahren. Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da drohte der DAX unter wichtige Unterstützungen zu rutschen, was einen handfesten Crash hätte zur Folge haben können. Doch diese Gefahr scheint vorerst abgewendet, Anleger können erleichtert aufatmen.

So ist das Anlegersentiment diese Woche kräftig auf +0,8 angesprungen. In den beiden Vorwochen dominierte Niedergeschlagenheit über die ungewissen Aussichten unter den Anlegern, nun ist die Stimmung wieder neutral.

Entsprechend ist auch die starke Verunsicherung (Vorwoche -5,7) fast vollständig verflogen (aktuell -0,6). Während in den beiden Vorwochen Anleger über ihre hohe Investitionsquote klagten, die im Falle eines Crashs hätte teuer werden können, schwindet diese Angst und macht einer neutralen Haltung Platz.

Die Zukunftserwartung bleibt mit einem Wert von +4,4 auf einem sehr hohen Niveau. Zukunftsoptimismus dominiert weiterhin, obwohl der DAX diese Woche bereits 3% zulegen konnte.

Die Investitionsbereitschaft ist auf +2,7 weiter angestiegen und gibt, gemeinsam mit dem hohen Zukunftsoptimismus, dem Aktienmarkt eine gesunde Unterstützung.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger notiert weiterhin auf einem leicht optimistischen Wert von 4 und zeigt den wieder angestiegenen Appetit der Anleger für Long-Spekulationen.

In den USA zeigt sich eine überraschende Trendwende: Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist diese Woche stark angesprungen und zeigt einen starken Rückgang der Call-Käufe. Damit notiert das Put/Call-Verhältnis zwar noch immer in einem Bereich, der eine bullische Ausrichtung der Anleger signalisiert. Doch die extrem bullische Verfassung der Vorwochen ist beendet.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote um 19%punkte auf nur noch 69% stark reduziert. Noch bis vor zwei Wochen notierte die Investitionsquote für einen längeren Zeitraum bei 100%, zuletzt sogar darüber. Fondsanleger werden also vorsichtiger und richten darauf ein, dass die Omikron-Korrektur noch nicht beendet ist.

US-Privatanleger sind neutral eingestellt, Bullen und Bären halten sich die Waage. Doch beide Lager beherbergen nur wenige Anleger, mit 40% sind die meisten im Lager der Neutralen. Dort wartet man in der Regel eine Richtungsentscheidung ab und springt dann auf einen anfahrenden Zug auf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 33% moderate Angst an. Die extreme Angst der Vorwoche ist auch aus technischer Sicht verfolgen.

INTERPRETATION

Man ist positiv gestimmt für die Zukunft, doch ob es vor einer Fortsetzung der Rallye nochmals in den Keller geht, das will man nicht ausschließen. So würde ich die Haltung der Anleger derzeit beschreiben. Grundsätzlich wird wahrgenommen, dass sich die Situation in den vergangenen zwei Wochen deutlich verbessert hat. Die Konjunkturerholung wird sich im kommenden Jahr fortsetzen, davon sind die Teilnehmer unserer Umfrage überzeugt.

Doch kurzfristig gibt es viele Unsicherheiten, die an den Aktienmärkten nochmals für einen Rückschlag sorgen könnten: Omikron könnte wider Erwarten doch erneut stärkere Kontaktbeschränkungen erforderlich machen - weltweit. Schwelende Konflikte bezüglich der Ukraine und Taiwan können sich jederzeit zuspitzen. Und wenn die Konjunkturerholung aus irgendeinem Grund nochmals einen Dämpfer erhält, haben die Notenbanken keinen Pfeil mehr im Köcher.

Somit können wir das alte Sprichwort bemühen: Die Börsen steigen an einer Wand der Angst. Wenn sich diese Ängste verflüchtigen, wird der DAX deutlich höher stehen, vielleicht sogar sein Top beschreiben. Doch wer kann schon sagen, ob nicht einer dieser Konflikte nochmals ausbricht und einen Crash an den Aktienmärkten erzeugt?

Die große Anzahl der neutral eingestellten Anleger spricht dafür, dass eine einmal eingeschlagene Richtung an den Aktienmärkten anschließend weitere Unterstützung erhalten wird. Es gibt also nicht den einen Faktor, der, wenn er gelöst würde, die Aktienmärkte gen Norden katapultieren würde. Vielmehr dürften die Aktienmärkte weiterhin volatil nach oben zotteln und so immer mehr neutral eingestellte Anleger in den Markt holen, die mit ihren Käufen für weiter steigende Kurse sorgen.

Doch jede Veröffentlichung von Konjunkturdaten, die auf eine hohe Inflation deutet, jeder Panzer, der in der Ukraine aufgestellt wird und jeder Flug Chinas über Taiwan wird erneut zumindest einen kurzen Ausverkauf auslösen. Ganz zu schweigen von der absehbaren Auslastung der Intensivstationen durch Corona-Patienten.

Mut ist also vonnöten, wenn Sie jetzt investieren wollen. Gleichzeitig bedarf es einer guten Absicherung, falls denn wirklich was schief geht.



04. Ausblick: Erster Jahresausblick auf 2022

Seit April pendelt der DAX zwischen 14.800 und 16.000 Punkten. Da ist es doch leicht, das Portfolio aufzustocken, wenn wir uns der unteren Unterstützung nähern und auszulichten, wenn es Richtung 16.000 geht, oder?

Leider nein: Ich habe mich genau andersherum verhalten, und ich erkläre Ihnen warum:

Solange wir innerhalb der Bandbreite sind, lässt sich für uns langfristig orientierte Anleger nur wenig Geld verdienen. Im April stand unser Portfolio bereits bei +10%, heute sind es +12%. Hätten wir oben verkauft und unten gekauft, dann wäre unsere Jahresperformance deutlich besser. Doch wir wären damit zwei Risiken eingegangen, die ich nicht eingehen möchte:

Zum einen waren die vielen Rallyes in Richtung 16.000 durchaus von fundamentalen Gründen getragen: Die Konjunktur erholt sich, es gibt Nachholeffekte und kein Mensch weiß, wie weit uns diese Rallye noch tragen wird. Insbesondere die großen Konzerne sind günstig bewertet und könnten noch deutlich höher fliegen, das möchte ich nicht verpassen. Außerdem gibt es einige Unternehmen, die säkulare Wachstumstrends nutzen, für die also Corona oder auch eine Inflation nur Stolpersteine auf dem Weg zu höheren Kursen sind.

Wenn wir also bei 16.000 Punkten im DAX zu wenige Aktien im Depot haben, laufen wir anschließend der Rallye hinterher.

Auf der anderen Seite gab es immer wieder Rückschläge: Spannungen zwischen China und den USA um Taiwan, Spannungen zwischen Russland und ... eigentlich Europa, aber de facto den USA um die Ukraine, Lieferkettenprobleme, in die Höhe schießende Rohstoffpreise und natürlich die Delta-Mutation, die uns zeigte, dass die Pandemie in diesem Sommer eben doch noch nicht besiegt wurde. Immer wieder sackte der DAX daher unter 15.000 Punkte und es drohte ein Crash.

Damit wir von einem Crash nicht auf dem falschen Fuß erwischt würden, habe ich unser Portfolio unten häufig ein wenig ausgelichtet. Erst im Herbst, als ich mir irgendwie sicher war, dass ein Crash nicht folgen wird, habe ich unser Portfolio ganz unten voll gemacht. Eigentlich, so dachte ich, müsste ein Lauf bis 16.500, und danach im kommenden Jahr noch weiter folgen.

Nun, Omikron hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und einmal mehr schweben mehrere Damoklesschwerter über den Aktienmärkten. Wir müssten je nach Nachrichtenlage unser Portfolio fast täglich anpassen, um die jeweiligen Meldungen in unserer Portfoliostruktur zu berücksichtigen.

Doch ich möchte nicht mit hektischen Aktionen in der besinnlichen Vorweihnachtszeit übertriebenen Aktionismus verbreiten. Grundsätzlich gehe ich weiterhin davon aus, dass wir mindestens bis ins kommende Frühjahr weiterhin steigende Kurse haben werden. Für diesen Fall sind wir bestens positioniert, unsere Cashquote steht bei gerade einmal 6%.

Sollte eines der vier Damoklesschwerter niederrauschen, müssen wir eine wichtige Unterscheidung vornehmen: Korrektur oder Trendwechsel.

Eine Korrektur ist normal im Rahmen einer Rallye, findet immer wieder statt und konsolidiert die zuvor erzielten Kursgewinne. Korrekturen können unterschiedlich stark ausfallen, dauern jedoch meistens nur wenige Tage.

Ich denke, wenn die Kurse aufgrund der Corona-Pandemie oder auch aufgrund negativer Inflationsdaten in den Keller rauschen, dann haben wir eine Korrektur, die wir für Käufe nutzen können. Weder die Corona-Pandemie, noch die Inflationsangst ist neu oder überraschend. Daher haben diese beiden Damoklesschwerter nicht das Zeug, einen heftigeren Crash oder gar Trendwechsel, also das Ende der Rallye, einzuläuten. Dafür würde etwas Überraschendes, ein schwarzer Schwan, benötigt.

Sollte der Konflikt um die Ukraine jedoch eskalieren, ist Europa nicht handlungsfähig, die USA konzentrieren sich auf China und vertreten in der Ukraine US-Interessen, nicht europäische Interessen. Das wäre für uns hier in Europa eine Situation, auf die wir nicht vorbereitet sind.

Ebenso wenig wäre eine Eskalation im Konflikt um Taiwan etwas, auf das sich die USA ausreichend vorbereitet haben. Eine militärische Auseinandersetzung (=Krieg) kann niemand wollen, doch die diplomatischen Bemühungen laufen derzeit ins Nichts. Und dann stellen Sie sich vor, Russland und China sprechen sich ab, sie haben ja gemeinsam den gleichen Feind (USA), und schüren zeitgleich die beiden Konfliktherde.

Da haben Sie schon meinen Jahresausblick: Diese vier Themen werden uns auch im kommenden Jahr begleiten. Solange es ruhig bleibt in der Ukraine und in Taiwan werden die Aktienmärkte nach oben klettern. Ich gehe davon aus, dass sich nach den Rohstoffpreisen auch die Lieferketten wieder normalisieren. Der Nachholeffekt beim Konsumenten wurde durch knappe Güter ins Jahr 2022 verlängert und dürfte meiner Einschätzung nach insbesondere im Einzelhandel für volle Kassen sorgen.

Während Corona hoffentlich an Bedeutung verlieren wird, dürfte die Inflation an Bedeutung gewinnen: der Beweis steht noch aus, dass der Inflationsdruck nur vorübergehend war. Es dürfte spannend werden, denn je länger Corona wütet, desto länger dürften die Lieferkettenprobleme für knappe Güter und dadurch hohe Preise (=hohe Inflation) sorgen. Irgendwann werden diese hohen Inflationsraten dann zu Begehrlichkeiten bei den Lohnverhandlungen sorgen.

Wenn dann die Inflation auf das Lohnniveau überspringen sollte, dann setzen wir den Anfang einer gefährlichen Aufwärtsspirale. Für die Notenbank ist es also nicht nur wichtig, die Inflation als vorübergehend auszuweisen, sondern das muss möglichst zeitnah geschehen, damit die Lohn-Preis-Spirale nicht in Gang gesetzt wird.

Es dürfte noch ein paar Monate dauern, bis wir das absehen können. Bis dahin bleibe ich dabei, dass erschreckende Inflationszahlen als Auslöser eines Ausverkaufs an den Aktienmärkten von uns genutzt werden sollten, zuzukaufen.



05. Update beobachteter Werte: BioNTech

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


BioNTech
Hohe Volatilität zeigt Anspannung unter Anlegern

Fr, 10. Dezember um 18:14 Uhr
Hohe Volatilität zeigt Anspannung unter Anlegern
Da haben wir goldrichtig eine Position zu Kursen um 200 Euro in BioNTech aufgebaut und konnten uns binnen weniger Wochen über einen Buchgewinn von über 50% freuen, um nunmehr mit anzusehen, wie dieser Buchgewinn wieder dahin schmilzt. Ärgerlich! -21% notiert die Aktie von BioNTech diese Woche, unser Buchgewinn ist auf 18% geschmolzen.

Ich hatte mir ein Ziel von 335 Euro notiert, bei dem ich einen Teilverkauf vornehmen wollte. Die Aktie kam jedoch nur bis 325 Euro.

Ich kann verstehen, wenn sich der eine oder andere von Ihnen nun über die entgangene Chance ärgert. Klar: Hätten wir ... aber mit dem Konjunktiv lässt sich kein Geld verdienen. Wir haben nicht, und wir hatten unsere Gründe dafür. Wir haben andere Positionen verkleinert, um uns gegen einen noch heftigeren Ausverkauf zu schützen: TUI, TeamViewer, Medios. Nun blieb der Ausverkauf aus und die Kurse bewegen sich zurück auf das Niveau von vor dem Bekanntwerden von Omikron. Somit betrachte ich die entgangene Chance, BioNTech höher zu verkaufen, als den Preis der Absicherung gegen den Crash, der durchaus hätte passieren können.

Ich habe mir mal Moderna im Vergleich zu BioNTech angeschaut: Analysten gehen bei Moderna von 15% Umsatzwachstum im Jahr 2022 aus, bei BioNTech rechnet man mit einem Umsatzrückgang. Wir haben inzwischen gelernt, dass Corona noch eine Zeit lang Thema bleiben wird, und dass ein Sieg über Corona nur durch globale Impfkampagnen erzielt werden kann. Außerdem baut BioNTech weiterhin weltweit fieberhaft weitere Produktionskapazitäten auf. Ich gehe davon aus, dass der Umsatz im Jahr 2022 auch bei BioNTech weiter anwachsen wird.

Daher ist der aktuelle Ausverkauf in meinen Augen eine technische Überreaktion auf den vorangegangenen Kursanstieg. Wer noch nicht an Bord ist, der kann nun wieder einsteigen. Für uns wird es ein "Roundtrip", einmal hin und zurück.



06. Leserfragen

Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich inzwischen zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Wöchentlich drei Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet. Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Was tun mit Highflyern: Marvell & Verbio

Lieber Herr Heibel,

Ich halte noch einige von Ihnen früher einmal besprochenen oder gehandelten Titeln in meinem Depot - die meisten haben sich exzellent entwickelt. Sollten Sie die Zeit finden, Ihre aktuelle Sicht auf diese beiden besonders interessanten Titel zu teilen, würde es mich sehr freuen:
MARVELL TECHNOLOGY
VERBIO VEREINIGTE BIOENERGIE AG

Sollte die Zeit nicht reichen, kein Thema - ich bleibe trotzdem ein treuer ht PLUS Kunde. Herzliche Grüße
Ingo vom Bodensee


ANTWORT
Da haben Sie zwei Titel in Ihrem Depot behalten, über deren Verkauf ich mich ärgere :-(. Denn diese beiden Aktien sind abgehoben und sollten Ihnen in Ihrem Depot Freude machen.

Marvell: Chips für 5G, das Metaversum und für Rechenzentren sind gefragt, Marvell stellt für das laufende Quartal insbesondere im Bereich der Rechenzentren eine Umsatzverdopplung zum Vorjahr in Aussicht. 5 Mrd. USD Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 70 Mrd. USD bewertet, das KUV beträgt also 14. Immerhin ist das Unternehmen profitabel und erreicht ein KGV von 40 und Analysten erwarten ein jährliches Gewinnwachstum von 43%. Wenn Sie die Nerven haben, auch heftigere Rückschläge auszuhalten, dann ist die Aktie auf Sicht von mehreren Jahren ein Gewinner. Doch zwischenzeitlich kann es turbulent werden, da steigende Zinsen Aktien mit hohem Bewertungsniveau zusetzen werden.

Wenn Sie meiner Empfehlung gefolgt sind, dann hat sich Ihre Marvell-Position im Wert schon mehr als verdoppelt. Was halten Sie davon, die Hälfte zu verkaufen, also ihren Einsatz zu sichern, und den Rest laufen zu lassen?

Verbio: Hier dürften Sie Ihren Einsatz bereits vervierfacht haben. Sie wären zu gierig, wenn Sie nicht wenigstens Ihren Einsatz aus dieser Position herausnehmen würden.

Das Unternehmen profitiert von der grünen Welle, die durch die Politik zieht. Das KGV von 33 ist hoch und wird durch die Preissteigerungen bei den CO2-Zertifikaten gerechtfertigt. Abgesehen davon unterliegt das Wachstum des Geschäfts von Verbio natürlichen Beschränkungen, da stets enge Beziehungen zu Bauern und deren Restprodukten nötig sind. Das lässt sich nicht über Nacht verdoppeln, daher würde ich auch hier zumindest einen Teil des Gewinns sichern.


Bitcoin als Trojanisches Pferd der Geldwäsche

Hallo Herr Heibel,
ich erspare mir die üblichen Lobhudeleien, allein daß ich ihren Börsenbrief abonniert habe ist Lob genug.
Was mich wundert ist ihre neu entstandene Liebe zum Bitcoin.
Es fehlt mir dabei der Hinweis, daß der Bitcoin für Geldwäsche und Erpressung in großem Maße genutzt wird.
So sind die Ablösesummen der Hackerangriffe, die immer mehr zunehmen, ausschließlich in Bitcoin bezahlt worden.
Die 500€ Schein Geldwäsche von NarcoGeld findet nun in Bitcoin statt.
Deshalb läuft der Bitcoin Gefahr über kurz oder lang verboten zu werden.
Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken/berichten.
Beste Grüße
Helmuth aus Darmstadt

ANTWORT
Vielen Dank für den Hinweis, ist mir aber nicht neu: Ich müsste dann auch über die Geldwäsche berichten, die mit dem Euro, dem US-Dollar und den anderen Währungen stattfindet. Immerhin bietet der Bitcoin die Möglichkeit, sämtliche Transaktionen nachzuverfolgen - wenn auch pseudonymisiert, aber daran wird gearbeitet. Oder, anders ausgedrückt: Beim Papiergeld werden wir immer mit Geldwäsche leben müssen, beim Bitcoin gibt es zumindest die Aussicht auf eine Lösung.


Unterschied deutsche und US-Bilanzierung

Guten Tag Herr Heibel,

Hoffe, es geht Ihnen und Ihrer Familie gut!

Ich möchte fragen, ob Sie Interesse hätten, etwas zu den 'adjusted, non GAAP earnings', die in US Amerikanischen Analysen eine wichtige Rolle spielen, im Ticker zu schreiben. Da Sie ja eine Weile in den USA gearbeitet haben und sich unter Amerikanischen Aktien gut auskennen, dachte ich, Sie sind die richtige Person, um über so etwas zu schreiben!

Ich habe mich seit langem darüber gewundert, warum bei Yahoo Finance die EPS (earnings per share), die in dem 'summary' Teil berichtet werden, häufig ganz anders ausfallen als die im 'analysis' Teil, natürlich jeweils zur gleichen Aktie. Vor kurzem habe ich herausgefunden, dass in der 'summary' GAAP earnings berichtet werden, während unter 'analysis' eben diese adjusted (non-GAAP) earnings zugrunde gelegt werden, ohne dass da irgendwo ein Hinweis darüber steht. Das führt unter Umständen zu Unterschieden von fast 100% und lässt die Aktien viel attraktiver aussehen. Auf den ersten Blick sieht das nach einer tollen Art aus, die Aktien schön zu rechnen. In jedem Fall sind die adjusted EPS nicht mit dem KGV von deutschen Aktien vergleichbar. Wie ist das Ihrer Ansicht nach einzustufen und betrifft das auch Aktien anderer Länder als die in den USA gelisteten?

Mit Dank im Voraus für Ihre Antwort,

Hanns-André aus Seesen

ANTWORT
Ihre Frage ist wichtig für die Bilanzanalyse. Ich verwende meistens die Bilanzanalysen von Analysten und verschaffe mir nur einen Überblick über die beiden Effekte, die Sie ansprechen:

1. adjusted = bereinigt: Gibt es in Deutschland genau wie in den USA. Die Zahlen werden um außergewöhnliche Belastungen, wie derzeit beispielsweise durch Corona erzeugte Mehrkosten, bereinigt. Daraus lässt sich die Tragfähigkeit eines Geschäftsmodells besser beurteilen. Es lohnt jedoch ein Blick auf die Bilanzen der Vorjahre, denn manche Finanzchefs verschieben viel mehr Positionen in diesen Bereich als gerechtfertigt - rechnen das Geschäftsmodell also „schön“. Wenn also ein Unternehmen über viele Jahre jedes Mal nur dadurch Gewinn macht, weil es immer wieder außergewöhnliche Belastungen heraus rechnet, dann besteht Grund zur Skepsis.

2. non-GAAP = HGB: das ist eine ewige Diskussion zwischen der Finanzwelt, die möglichst standardisierte Bilanzen zur besseren Vergleichbarkeit haben möchte, und den Unternehmenslenkern, die gerne Bewertungsspielräume für die langfristig konservative Unternehmensplanung nutzen möchten. Hier müssen Sie berücksichtigen, dass die exzessive Nutzung der HGB-Spielräume (= non-GAAP) ebenfalls missbraucht werden kann, um die Unternehmenssituation schöner darzustellen, als sie in Wirklichkeit ist. Auf der anderen Seite kann die stringente Nutzung der GAAP-Regeln (in Deutschland: IFRS) zu starken Schwankungen beim Gewinn / Bilanzgewinn führen, was sich dann in einem teilweise nicht gerechtfertigten voltieren Kursverlauf widerspiegelt.

Unterschied USA - Deutschland? Je nachdem, wen Sie fragen, werden Ihnen Vorteile des GAAP sowie des IFRS genannt werden. GAAP ist regelbasiert, IFRS ist prinzipienbasiert. GAAP regelt also konkreter, lässt aber einige Sonderfälle unberücksichtigt. IFRS ist weniger konkret, gilt jedoch für alles. Beide Bilanzierungsvorschriften nähern sich jedoch über die Zeit immer wieder aneinander an.

Zu Ihrer ersten Frage: Ja, uns geht es bestens :-). Danke.




07. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =2,9%WKN9.12.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 8x2,5%!C19
Barrick GoldETR:ABR15,89 €-1%-3%2,9%A0







Wachstum (≈35%) =54,8%WKN9.12.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 5x7%!
BB BiotechETR:BBZA71,65 €-1%5%5,7%A+
SpotifyETR:639204,60 €3%-21%3,7%A+
Wheaton Precious MetalsETR:SII36,09 €3%8%7,6%B0
AirbusETR:AIR105,52 €7%15%6,9%B -
MediosETR:ILM136,55 €-1%4%1,6%B0
Skyworks SolutionsSWKS143,20 €9%-4%7,2%B +
FlatexETR:FTK19,54 €0%2%7,2%A +
BioNTechBNTX229,90 €-22%16%8,7%B +
PaypalPYPL166,71 €5%-4%6,0%A +








Dividende (≈30%) = 17,7%WKN9.12.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 4x7,5%!
Deutsche PostETR:DPW53,32 €3%32%6,8%B+
Munich ReETR:MUV2248,10 €1%2%7,6%B-
BASFETR:BAS59,83 €2%-8%3,2%B0








Absicherung (≈15%) =18,8%WKN9.12.21Woche ΔΣ '21 ΔAnteil 2x7,5%!
Goldbarren 150 gr100 gr.5.020,00 €1%3%6,8%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU87,50%0%14%5,5%B+
BitcoinNuri42.195,00 €-13%18%6,5%B+





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2021

-1%11%5,9%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%2,9%812,5%
WachstumEnkelkinder35%54,8%597,0%
DividendeUrlaub30%17,7%437,5%
AbsicherungZins & Gold15%18,8%237,5%
Summe
100%94,1%1916100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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