Heibel-Ticker PLUS 22/12 - Detailanalyse unseres neuen Dividendentitels & Einkaufsliste

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25.03.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 12 (25.03.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp220327.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Seitwärtsbewegung hält vorerst an
02.So tickt die Börse: Schlimmste Befürchtungen scheinen eingepreist
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Explosive Stimmung
 - Interpretation
04.Ausblick: Detailanalyse unseres neuen Dividendentitels & Einkaufsliste
 - Wienerberger seit 200 Jahren solide geführt
05.Leserfragen
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Seitwärtsbewegung hält vorerst an

Liebe Börsenfreunde,

Die Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten hat bereits ausgereicht, die Panik an den Aktienmärkten zu beenden. Es kam zu einer starken Gegenbewegung, die meiner Beobachtung zufolge in erster Linie durch Spekulanten getrieben wurde. In Kapitel 02 gehe ich näher auf die verschiedenen Problembereich ein, die derzeit das Marktgeschehen bestimmen.

Die Anlegerstimmung hat sich beruhigt, in Deutschland hat man sich gegen einen erneuten Crash stark abgesichert, während in den USA Absicherungen zurückgefahren werden. Wie es zu diesem unterschiedlichen Verhalten kommt, analysiere ich in Kapitel 03.

Wir haben gestern eine neue Dividendenaktie in unser Portfolio geholt: Die in meinen Augen beste österreichische Dividendenaktie. Das Unternehmen besticht durch eine gesunde Bilanz und solide Geschäftsführung. Ich hoffe, dass uns dieser Dividendentitel für viele Jahre Freude bereitet.

Die heutigen Leserfragen behandeln Aktien wie Secunet, PVA Tepla, Rheinmetall und Verbio. Auch eine Frage zur Wahl eines passenden DAX-Calls habe ich beantwortet, sowie einige Überlegungen zum unangenehmen Thema verschiedener Kriegsszenarien angestellt.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Schlimmste Befürchtungen scheinen eingepreist

+++ IN EIGENER SACHE ***

Ich habe die vergangenen Wochen damit verbracht, unsere Portfoliostrategie an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen. Die Linie steht, wir befinden uns mitten in der Umsetzung und wenn ich die Rückmeldungen von Ihnen als Wasserstandsmeldung nehme, dann befinden wir uns auf einem guten Weg.

Ich habe mir einen Analysten zu Hilfe geholt, der mich bei der Detailanalyse unterstützt. Außerdem haben wir Zugriff auf eine professionelle Datenbank, mit deren Hilfe wir über Screenings in die Detailanalyse einzelner Kandidaten einsteigen können. In den kommenden Wochen werden wir unser Portfolio also sukzessive, je nach Marktentwicklung, auf die neuen Rahmenbedingungen umstellen. Und wir werden sukzessive, je nach Arbeitslast, unsere Investmententscheidungen nachvollziehbar darlegen. Heute stelle ich eine neue Dividendenaktie im Detail vor.

Warum schreibe ich all dies hier im "Rückblick"? Weil ich um Verständnis bitten möchte, dass ich meine "Verfügbarkeit" in dieser turbulenten Börsenphase gerne vorwiegend meinen zahlenden Kunden zur Verfügung stellen möchte. Daher fällt das Kapitel 02 derzeit vielleicht nicht ganz so ausführlich aus wie sonst.

Wer Bedarf hat, sein eigenes Portfolio in diesen Tagen zu überdenken, für den halte ich es derzeit für lohnenswert, sich zumindest mal ein Schnupperabo zu holen :-). Die langjährigen Leser wissen, dass ich selten so direkt Werbung für mein Produkt mache. Aber wenn ich das tue, dann wirklich nur dann, wenn ich überzeugt davon bin, dass es für Sie ein guter Zeitpunkt ist.

*** ENDE IN EIGENER SACHE ***

So, damit zum Marktgeschehen. Von unseren vier Themen befinden sich Corona und China derzeit in einer Warteposition. China wartet die Entwicklungen im Ukraine-Krieg ab und verhält sich bis auf weiteres neutral / defensiv. Corona zeigt hohe Infektionszahlen, wird in den USA jedoch bereits als überwunden betrachtet. Der dortige Corona-Beauftragte der Gesundheitsbehörde, Scott Gottlieb, hat gestern verkündet, dass Corona im Verlauf dieses Sommers vermutlich vollständig in Vergessenheit geraten könnte. Er sprach vom "Ende der Pandemie".

Im Ukraine-Krieg dämmert es den Anlegern, dass weder ein schneller Sieg Russlands (Blitzkrieg), noch ein baldiges Aufgeben Russlands zu erwarten ist. Man stellt sich langsam auf eine Dauer von Monaten, wenn nicht sogar Jahren ein. Das ist in meinen Augen das Schlimmste, was dem ukrainischen Volk passiert konnte und ich hoffe weiterhin auf einen baldigen Durchbruch bei den Verhandlungen.

Doch am Finanzmarkt rechnet man nicht mit Hoffnung, sondern mit Wahrscheinlichkeiten. Und die sehen derzeit nicht gut aus.

Das vierte Thema, die Inflation, entwickelt sich schlimmer als erwartet. In der Eurozone betrug die Verbraucherpreisinflation statt erwarteten 5,8% nunmehr 5,9%. In Großbritannien sprang sie statt auf 5,9% sogar auf 6,2%. In den USA steht die Inflation sogar bereits bei 7,9%. Nach der ersten Zinsanhebung in den USA wird nun diskutiert, wie viele Zinsanhebungen im laufenden Jahr zu erwarten sind. Dabei gewinnt die Diskussion eine neue Dynamik, da inzwischen auch "große" Schritte für möglich gehalten werden.

Normalerweise wird der Leitzins stets zu den Terminen der Notenbanksitzungen diskutiert und gegebenenfalls um einen viertel Prozentpunkt (0,25%) angepasst. Doch da die Inflation bei steigenden Energiepreisen und nunmehr auf exorbitant hohen Nahrungsmittelpreisen wesentlich schneller ansteigt als von Volkswirten erwartet, hatte Jay Powell vor einigen Tagen selbst eine Anhebung um 0,5% nicht ausgeschlossen. Binnen weniger Tage hat sich nun unter Volkswirten die Erwartung durchgesetzt, dass zur nächsten Notenbanksitzung am 4. Mai mit einer Anhebung um 0,5% zu rechnen sei, 70% der Volkswirte sind davon überzeugt.

Fast die Hälfte aller Volkswirte rechnet bis Ende 2022 mit einem Leitzinsniveau von 2,5% - 2,75%. Das entspricht 9 "kleinen" Zinsschritten. Da es nur noch sechs Notenbanktermine gibt, müsste also bei drei Terminen ein großer Schritt vollzogen werden.

Wenn wir uns also die derzeitige Situation mit etwas Abstand anschauen, könnte es kaum schlimmer sein: Die Inflation droht davon zu galoppieren. Der Ukraine-Krieg zeigt derzeit keine schnelle Lösung. Immerhin ist China noch passiv und Corona scheint sich zu bessern. Doch ob das allein schon ausreicht, um für steigende Kurse an den Aktienmärkten zu sorgen, wage ich zu bezweifeln.

Für die europäische Wirtschaft, insbesondere für die deutsche Konjunktur, ist die Energielieferung (Öl & Gas) aus Russland wichtig. Ein Lieferstopp würde uns in eine Rezession stürzen. Putin kündigte an, die Lieferungen nur noch gegen Rubel bezahlen zu lassen. Darauf kann Europa eigentlich nicht eingehen und es wird händeringend nach einem Ausweg gesucht.

Ein Lieferstopp würde die Energiepreise (Öl & Gas) nochmals weiter nach oben treiben und für viele Betriebe würde die Produktion unrentabel. Verbraucher müssten mehr Geld für ihre Heizung und ihr Auto berappen und so käme es sehr schnell zu einer Rezession, die nicht nur Deutschland und Europa, sondern vermutlich die ganze Welt erfassen könnte.

Wenn Sie von mir in einer so ungewissen Situation nun hören wollen, ob wir Aktien kaufen oder verkaufen sollen, dann kann ich Ihnen darauf nicht die "eine" Antwort geben. Vielmehr müssen wir unser Portfolio dahingehend überarbeiten, dass wir möglichst viele Titel haben, die zwar im Börsencrash mit ausverkauft werden, deren Geschäftsmodell jedoch weitgehend unabhängig von den hier aufgeführten Ereignissen ist. Außerdem brauchen wir eine Strategie für den Fall, dass die Situation sich nochmals verschlimmert, aber auch für den Fall, dass es nicht mehr schlimmer wird. Mehr dazu in Kapitel 04.

Schauen wir zunächst einmal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES24.3.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones34.801 0,9%-4,2%
DAX14.306 -0,7%-9,9%
Nikkei28.150 4,9%-2,2%
Shanghai A 3.367 -1,2%-11,7%
Euro/US-Dollar1,10-0,6%-3,1%
Euro/Yen134,171,9%2,6%
10-Jahres-US-Anleihe2,49%0,340,98
Umlaufrendite Dt0,36%0,140,64
Feinunze Gold$1.952 1,2%7,0%
Fass Brent Öl$119,86 11,2%52,1%
Kupfer$10.395 1,3%7,3%
Baltic Dry Shipping$2.567 -0,8%15,8%
Bitcoin$44.258 6,7%-5,8%



Der Ölpreis ist diese Woche weiter angesprungen (+11%). Ich habe beobachtet, dass die Aktienbörse an Tagen mit steigendem Ölpreis schwächer notierte, während an Tagen mit gleichbleibendem oder gar leicht fallendem Ölpreis Kursgewinne erzielt wurden.

Spekulanten sind am Werk. Und Spekulanten der Aktienmärkte entnehmen ihre Ideen gerne dem Ölmarkt. Mit einfachen Wenn-dann-Algorithmen werden konjunktursensible Aktien gekauft, sobald der Ölpreis fällt - und umgekehrt. Die Gegenbewegung seit dem Tief im DAX Ende Februar ist in meinen Augen bislang überwiegend technischer Natur, also getrieben durch eben solche Spekulanten. Auf dem aktuellen Niveau, im Bereich zwischen 14.000 und 14.500 Punkten, wird es sich entscheiden, ob nun langfristig orientierte Anleger in den Markt kommen, oder aber nicht.

Zwei Einzeltitel möchte ich kurz herausheben: Kion und Jungheinrich haben diese Woche jeweils knapp ein Viertel ihrer Marktkapitalisierung verloren. Hohe Stahlpreise und Lieferengpässe in Folge des Ukraine-Kriegs führen dazu, dass Jungheinrich sein Jahresziel nicht wird erreichen können, so das Unternehmen. 4,5 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit 0,8 Mrd. Euro Enterprise Value bewertet, viel zu billig. Das KGV steht bei 12, der Gewinn wächst mit 12% p.a. Eine Dividende wird ausgeschüttet, in der Bilanz schlummern 400 Mio. Euro Nettoliquidität. Keine Ahnung, wer da eine so günstige Aktie verkauft. Kion sieht nicht viel anders aus.

Um das näher zu beurteilen, schauen wir uns nun das Anlegersentiment an.




03. Sentiment: Explosive Stimmung

Die zweite Woche in Folge pendelte der DAX nun zwischen 14.100 und 14.500 Punkten. Nach dem Crash in Folge des Einmarschs Russlands in die Ukraine folgte die technische Gegenbewegung, mit der die Hälfte des zwischenzeitlichen Kursverlustes bereits wieder aufgeholt wurde. Die nun laufende Seitwärtsbewegung gibt Anlegern die Möglichkeit, sich eine Meinung für die künftigen Schritte zu bilden.

Das Anlegersentiment hat sich im Vergleich zur Vorwoche kaum verändert. Es bleibt mit einem Wert von -1,2 leicht niedergeschlagen, doch von den extrem negativen Stimmungswerten des Jahresanfangs ist nicht mehr viel zu sehen.

Und so erholt sich zunehmend die Selbstgefälligkeit unserer Umfrageteilnehmer. Die Verunsicherung der Vorwochen schwindet mit einem Wert von -0,1 vollständig.

Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung ist man sich allerdings noch nicht so sicher. Die Zukunftserwartung verharrt auf einem nur moderat optimistischen Niveau von 0,9. Obwohl der DAX deutlich günstiger ist als noch im Dezember, als noch Euphorie über die zu erwartende künftige Aktienmarktentwicklung unter den Anlegern herrschte, gibt es derzeit doch eine ganze Menge Skepsis darüber, ob das aktuelle Kursniveau nun tatsächlich als günstig zu betrachten ist, oder nicht. Immerhin haben sich die Rahmenbedingungen maßgeblich verändert: Die Energie- und Nahrungsmittelpreise sind deutlich nach oben gesprungen und die geopolitische Lage ist höchst ungewiss. Kein Wunder also, dass Anleger trotz des günstigeren Kursniveaus keinen nennenswerten Optimismus verspüren.

Diese Skepsis wirkt sich auch auf die Investitionsbereitschaft aus, die auf nur noch 2,2 zurückgegangen ist (Vorwoche 3,6). Noch vor zwei Wochen konnten wir Extremwerte bei der Investitionsbereitschaft messen. Anleger haben offensichtlich den Crash für kurzfristige Spekulationen genutzt, doch nun setzt sich eine deutlich neutralere, defensive Haltung durch.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -2,5 abgerutscht und zeigt, dass schon wieder einige Absicherungsprodukte gegen fallende Kurse gekauft werden. Das Put/Call-Verhältnis der institutionellen Anleger, die sich über die Eurex absichern, ist auf 4,3% angesprungen, der höchste Wert der vergangenen sechs Monate. Je höher der Wert, desto mehr Puts werden gekauft. Institutionelle Anleger haben sich also maximal gegen fallende Kurse, einen weiteren Crash, abgesichert.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE zeigt ein völlig anderes Verhalten der US-Anleger auf: Zwar ist das Verhältnis auf einem vergleichsweise hohen Niveau, aber seit einigen Wochen rückläufig. US-Anleger haben sich also vor dem Crash Ende Februar abgesichert und lösen ihre Absicherungen nun langsam auf. Aus Sicht der Amerikaner ist das verständlich, der Ukraine-Krieg ist für viele Amerikaner zunächst einmal nicht viel anders als der Einmarsch Russlands in Georgien oder Tschetschenien: Ein kurzer Schreck, dann geht's zur Tagesordnung über. Ich habe den Eindruck, dass viele US-Amerikaner die Brisanz des Ukraine-Krieges unterschätzen.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote, die vor dem Kriegsausbruch auf ein Rekordtief von nur 30% runtergeschraubt wurde, wieder auf 53% aufgestockt. Auch hier zeigt sich, dass man in den USA davon ausgeht, das Schlimmste bereits überstanden zu haben.

Überraschend ist auch das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger, das von -28 auf nur noch -3% angestiegen ist. Mit 35% haben die Bären nur noch ein ganz leichtes Übergewicht gegenüber den Bullen mit 33%. Vor einer Woche noch dominierten die Bären mit einem Anteil von 50% die Stimmung.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 46% angestiegen und zeigt inzwischen bereits wieder eine neutrale Marktverfassung an.

INTERPRETATION

Die unterschiedlichen Stimmungswerte in Deutschland und den USA lassen sich leicht erklären. Der DAX ist im laufenden Jahr bereits um 10% gefallen, der Dow Jones aktuell nur um 5%. DAX-Unternehmen laufen Gefahr, deutlich höhere Energiekosten tragen zu müssen, vorausgesetzt, es gibt genug Strom. In den USA gibt es Öl und Gas im Überfluss.

Die hohe Absicherung der Anleger in Deutschland macht jedoch einen weiteren heftigen Ausverkauf unwahrscheinlich - zumindest aus technischer Sicht. Natürlich werden die europäischen Aktienmärkte ausverkauft, wenn sich ein Lieferstopp für die Energie aus Russland abzeichnen sollte. Doch da sich Anleger derzeit stark gegen solche Kursverluste abgesichert haben, könnte ein entsprechender Ausverkauf überschaubar bleiben. Frühzeitig würden Anleger ihre Put-Absicherungen dann eindecken und dadurch für eine Nachfrage sorgen, die den Aktienmarkt stabilisieren sollte.

Was auf der Unterseite für ein Auffangnetz wirkt, kann auf der Oberseite wie Zunder wirken. Sollte der DAX aus seiner Seitwärtsbewegung ausbrechen, also über 14.500 Punkte steigen, würden viele Absicherungspositionen ins Minus laufen. Neue Sicherheiten werden erforderlich, Verluste würden auflaufen. Irgendwann würden die Absicherungspositionen dann aufgelöst werden, was nur durch zusätzliche Aktienkäufe erfolgen kann. Die Auflösung der Absicherungspositionen würde dann also zu einer zusätzlichen Nachfrage nach den ohnehin bereits angestiegenen Aktien sorgen, was eine moderate Kursrallye weiter anheizen würde.

So oder so befinden wir uns in einer sehr angespannten Situation. Im Ukrainekrieg müssen wir täglich mit dem Schlimmsten rechnen. Der Aktienmarkt hat sich - zumindest hier in Deutschland - auf das Schlimmste vorbereitet und würde vielleicht heftig, aber nur kurz reagieren und dann schnell aufgefangen werden. Auf der anderen Seite könnte - ich möchte hier nicht von einem Gewöhnungseffekt sprechen, da man sich an einen Krieg nicht gewöhnen kann - ein Ausbleiben einer weiteren Verschlimmerung dazu führen, dass sich die Aktienkurse weiter erholen. Ab einem bestimmten Kursniveau müssten dann die Absicherungspositionen sukzessive aufgelöst werden, was dann wie Zunder für eine Rallye wirkt.

Am Anleihemarkt ist sowohl die Stimmung als auch die Erwartung am Boden. Der Bund Future ist unter 160 gefallen - erstmals seit 2018. Anleger meiden Zinspapiere, obwohl diese gerade in Kriegszeiten doch als sicherer Hafen gelten. Man sagt Anlegern nach, sie seien die intelligenteren Anleger (im Vergleich zu Aktienanlegern). Offensichtlich erwarten Anleiheanleger stark steigende Zinsen, haben ihre Zinspapiere verkauft und sind über die erlittenen Verluste höchst ungehalten.

Aus Sicht der Sentimentanalyse sieht es nach Panik am Anleihemarkt aus. Ein finaler Ausverkauf. Gut möglich, dass wir hier eine ordentliche Gegenbewegung sehen, also einen steigenden Preis für den Bund-Future und somit fallende Zinsen am Anleihemarkt.



04. Ausblick: Detailanalyse unseres neuen Dividendentitels & Einkaufsliste

Irgendwann ...

Irgendwann wird die US-Notenbank mit Zinsanhebungen die Marktteilnehmer davon überzeugt haben, dass sie die Inflation in den Griff bekommt. Irgendwann werden wir unseren Energieengpass für den kommenden Winter entweder beseitigt, oder aber den Winter durchstanden haben. Irgendwann werden also die Energiepreise wieder rückläufig sein, was der Konjunktur gut tun und auch die Inflation eindämmen wird. Irgendwann wird auch Putin entweder verloren, oder schlimmstenfalls gewonnen haben. Irgendwann werden die belastenden Faktoren verschwinden. Und dann wird der DAX deutlich höher stehen, als heute... es sei denn, der Krieg weitet sich auf ganz Europa aus, aber dann haben wir andere Probleme.

Wenn "irgendwann" eintritt, ohne dass es vorher nochmals schlimmer wird, werden wir den Aktienkursen hinterher blicken, ohne nennenswert investiert zu sein. Das möchte ich vermeiden, daher sammeln wir derzeit Aktien ein. Ich habe eine Liste von Kandidaten, die ich je nach Tagesgeschehen dann empfehle. Die unten abgedruckte Einkaufsliste gibt schon einen Hinweis darauf.

Die Situation ist so ungewiß, die Ereignisse sind so bedrückend, dass es schwer fällt, sich jetzt um Aktienkäufe zu kümmern. Doch irgendwann ist es zu spät und Sie werden sich Geschichten von anderen Anlegern anhören müssen, die das derzeitig niedrige Kursniveau für Käufe genutzt haben.

Ich habe es oft genug betont: die Situation ist ungewiß und ich kann nicht ausschließen, dass es noch schlimmer wird. Für diesen Fall müssen wir schnell reagieren und einige Aktien abstoßen. Ich habe mir entsprechende Marken notiert. Doch solange keine schlimmeren Ereignisse eintreten, werden die Märkte sich beruhigen und irgendwann weiter ansteigen. Für diesen Fall positionieren wir uns in diesen Tagen.

WIENERBERGER SEIT 200 JAHREN SOLIDE GEFÜHRT

Als Anleger können wir nicht ewig in Schockstarre verharren. Ich habe diese Woche mit einer guten Freundin in Portugal und einem guten Freund in Slowenien telefoniert. Überall hat man Angst vor Putin, der in die Ecke gedrängt wird und so zu noch schlimmeren Werkzeugen greifen könnte. Die Gefahr ist real und wir müssen auch ein solches Szenario berücksichtigen.

Doch die Finanzmathematik hat mich gelehrt, alles mit einer Wahrscheinlichkeit zu versehen. Es ist alles andere als gegeben, dass Putin schlimmere Werkzeuge nutzen wird. Sollte er es nicht tun, werden die Aktienmärkte weiter seitwärts, vielleicht sogar nach oben laufen.

Ich halte es daher für sinnvoll, unser Portfolio wieder aufzustocken, die Cashquote zu reduzieren, dabei jedoch der neuen Situation Rechnung zu tragen. Das heißt auf der einen Seite, dass wir viele unserer Positionen (nicht alle) mit einem Stop Loss versehen - für den Fall der Fälle. Auf der anderen Seite heißt das, dass wir jegliche Portfoliokandidaten auf ihre Abhängigkeit von den vier großen Themen dieses Jahres abklopfen. Ich erarbeite daher für unsere Portfolioübersicht weitere drei Spalten, die im Stile der C19-Spalte angeben, wie sich eine Verschlimmerung des entsprechenden Themas auf das Unternehmen auswirken dürfte.

Das ist gar nicht so einfach, daher nehme ich mir noch eine weitere Woche, bevor ich Ihnen das Ergebnis präsentiere. Zur Erinnerung: Während der Pandemie hatte ich eingeführt, jede Position daraufhin abzuklopfen, ob sie durch Covid-19 (C19) profitiert (+), wie beispielsweise Zoom Video, BioNTech oder Flatex, ob sie dadurch belastet wird (-), wie bspw. TUI, der BVB oder der FraPort, oder aber ob die Pandemie kaum einen Einfluss hat (0). Ähnliches möchte ich also auch für die Themen Inflation, Russland-Ukraine-Krieg und China-Taiwan-Bedrohung erstellen.

Unser Dividendenportfolio bauen wir bereits um, wie Anfang März angekündigt. Gestern haben wir eine neue Position in Wienerberger eröffnet. Das Unternehmen hat mich in allen Bereichen überzeugt. Wir holen die Aktie in unseren Dividendenbereich und ich hoffe, dass wir nochmals eine Gelegenheit erhalten, die Position zu günstigeren Kursen voll zu machen.

Wienerberger ist mein Gruß an die Österreicher unter Ihnen :-). Ich halte die Aktie für die beste Dividendenaktie aus dem Alpenland.

Das Unternehmen wurde 1819 in Wien gegründet, ist also bereits stolze 203 Jahre alt. Seit 1869 notiert die Aktie an der Wiener Börse. Für einen Dividendentitel ist das toll, denn die Wiener können sagen: Andere Dividendenunternehmen kommen und gehen, wir bleiben.

Für fast 200 Jahre hat sich Wienerberger auf Ziegel konzentriert: Dachziegel und Ziegelsteine für Außen- und Innenmauern. Seit 2010 werden neue Geschäftsfelder erschlossen, das Unternehmen wird zum Anbieter von Bau- und Infrastrukturlösungen. Darunter versteht das Unternehmen insbesondere Rohrleitungssysteme, die mit Kunststoffrohren, aber auch Rohren aus Steinzeug ober- und unterirdisch eingesetzt werden.

Ein Kunde schrieb mir nach der gestrigen Kaufempfehlung, Ziegelsteine könnten ein Auslaufmodell sein, denn Wärmeverbundsysteme haben bessere Dämmeigenschaften und die erforderliche Stabilität werde in modernen Bauten besser mit Kalksandsteinen erzielt. Ich habe das geprüft und muss sagen, dass der Einwand stimmt:

Kalksandstein ist ein dichteres Material, besitzt daher eine bessere Stabilität und dafür aber auch eine bessere Wärmeleitfähigkeit, was wiederum ein Nachteil ist. In der Produktion hat Kalksandstein den Vorteil, dass er nicht gebrannt werden muss, also in der Erstellung nicht soviel Energie benötig. Auch in Sachen Schallschutz hat Kalksandstein aufgrund der höheren Dichte die Nase vorn.

Wenn ich mich in meiner Stadt Hamburg umsehe, dann wird hier so ziemlich jeder Neubau mit Riemchen verkleidet. Riemchen sind Ziegelsteine, die in Scheiben gesägt und vor ein Wärmeverbundsystem geklebt werden. Die Häuser werden durch Stahlbeton getragen, mit einer Dämmung versehen und dann für die Optik, die Wetterfestigkeit und eben als weitere Dämmschicht mit Riemchen verkleidet.

Wienerberger hat auf diese Entwicklungen reagiert. So wurde ein Herstellungsprozess entwickelt, der direkt die dünnen Riemchen produziert, so dass ein Zersägen, wobei Abfall entsteht, nicht mehr erforderlich ist. Auch die energieintensive Produktion wird vom Unternehmen angegangen: In Belgien gibt es eine erste Produktionsstätte, die CO2-Neutral produziert. 25% der benötigten Energie kommt aus eigenen Solarzellen, der Rest wird als Ökostrom zugekauft.

Ach so, Strom - der zweite Einwand des Kunden: Wir dürfen uns auf höhere Strompreise einstellen und das wird sich natürlich negativ auf das Geschäft von Wienerberger auswirken. Wienerberger gibt dazu im Geschäftsbericht an, durch sehr langfristige Verträge gegen kurzfristige Preisschwankungen gut abgesichert zu sein. Ich würde daher für das laufende Jahr nicht mit besonders negativen Auswirkungen rechnen. Kritisch wird es, wenn die Energiepreise nachhaltig hoch bleiben, doch auch dazu gab das Unternehmen bereits ein Statement. "Die stark gestiegene Kosteninflation soll durch entsprechende Preisanpassungen aufgefangen werden.", heißt es in der Prognose für das laufende Jahr 2022. Noch Anfang März gab das Unternehmen an, stark in das Jahr 2022 gestartet zu sein. Da hätte man die hohen Strompreise bereits erwähnt, wenn sie zu einem Problem werden könnten.

Und wenn all das noch nicht reicht, dann zeigt das Geschäft in den USA, dass man dort inzwischen auch Kalksandstein im Angebot hat. Wienerberger unterteilt sein Geschäft in drei Bereiche: Building Solutions, was überwiegend die Ziegel enthält. Piping Solutions, was die Rohrleitungen enthält. Und drittens das Nordamerika-Geschäft - irgendwie bricht man hier mit der eingeführten Logik, denn in Nordamerika werden dann ebenfalls Ziegel und Rohrleitungen vertrieben.

So betrachtet macht das Ziegelgeschäft ungefähr zwei Drittel des Umsatzes aus, die Rohrleitungen ein Drittel. Die Gewinnmarge ist beim Ziegelgeschäft mit 21% deutlich höher als bei den Rohrleitungen mit 11%. Doch das könnte daran liegen, dass Wienerberger sein Ziegelgeschäft als Cashcow nutzt, die Marge optimiert und Investitionen in das noch junge Geschäft der Rohrleitungen steckt, was dort dann die Marge belastet.

In Europa ist Wienerberger Marktführer, so auch in den meisten Einzelländern wie Deutschland und natürlich Österreich. Besonders stolz ist Wienerberger auf sein Rohrleitungssystem, das für den Transport von grünem Wasserstoff eingesetzt wird. Bis 2023 sollen die CO2-Emissionen gegenüber 2020 um 15% gesenkt werden. Sämtliche neue Produkte sind bereits in eine Kreislaufwirtschaft überführt worden, können also recycelt oder wiederverwendet werden. Auch die lange Haltbarkeit ihrer Produkte, teilweise bis zu 100 Jahre, führt Wienerberger als Argument für die Nachhaltigkeit des Unternehmens an.

Was mich von Wienerberger überzeugt hat, ist die Bilanz und der Umgang mit den verfügbaren Mitteln. Von 2010 bis 2020 ist der Umsatz jährlich um durchschnittlich 6% angewachsen. Dieses Wachstum soll auch für die Zukunft erzielt werden und liegt damit über dem Marktwachstum. Wienerberger gewinnt also weiterhin Marktanteile.

Die Dividende ist im gleichen Zeitraum um jährlich 18% angestiegen, also deutlich überproportional. 20-40% des freien Cashflows sollen durch Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgegeben werden. Der Rest wird für Investitionen, Schuldentilgung und Übernahmen verwendet und soll eine Kapitalrendite (ROCE) von 10% erzielen.

Das Wichtige an dieser Betrachtung ist, dass nur 20-40% des freien Cashflows von Wienerberger ausreichen, um eine Dividendenrendite von 3% zu erzielen (aktuell erst 2,7%, aber schon 2023 3,3% ). Das heißt, Wienerberger lehnt sich nicht auf seiner Marktposition zurück und melkt die Kuh, sondern bleibt aktiv durch Innovationen, Investitionen und Übernahmen.

Das KGV, oder besser das EV/EBITDA, steht bei nur 6. Damit ist diese Bewertungskennziffer nur halb so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Und die Erwartungen der Analysten für Wienerberger lassen noch ein wenig Spiel nach oben. So liegen die meisten Kennziffern für Wienerberger leicht unter dem Marktdurchschnitt. Unternehmenswert je Umsatz und je Gewinn sind niedriger als im Branchenvergleich, während das Umsatz- und Gewinnwachstum sowie auch die Gewinnmarge darüber liegen.

Wenn wir diese Finanzmathematik mal auf die Spitze treiben, denn können wir uns ausrechnen, dass Wienerberger uns jährlich 12% Rendite bringen könnte. Das setzt sich wie folgt zusammen: Die 6% Umsatzwachstum haben in der Vergangenheit im Großen und Ganzen gut hingehauen, wenngleich es krisenbedingt starke Schwankungen gab. Das Unternehmen strebt die 6% auch für die Zukunft an und Analysten haben diese Ziffer bereitwillig in ihren Annahmen übernommen.

Wenn Wienerberger also um 6% im Jahr den Umsatz steigern kann, dann - bei gleichbleibender Marge - auch den Gewinn und somit müsste auch der Kurs um durchschnittlich 6% p.a. steigen.

Zusätzlich bleiben jährlich 6-8% freier Cashflow übrig. Daraus wird eine Dividendenrendite von 3% gespeist, zusätzlich werden aktuell Aktien zurückgekauft. Insgesamt sollen 3% der ausstehenden Aktien gekauft werden, was den Gewinn je Aktie weiter steigert. Der Rest kann für die Schuldentilgung verwendet werden. In welcher Form es auch sein mag, die 6-8% landen ebenfalls beim Aktionär. Damit ergibt sich eine langfristige Erwartung von 12-14% für Wienerberger.

Wir dürfen für Wienerberger also keine Kursrakete erwarten, sondern eine stabile Dividende. Für das laufende Geschäftsjahr wurde kürzlich unternehmensseitig ein Gewinnwachstum von 12-15% prognostiziert. Die Dividende wurde um 25% auf 0,75 Euro je Aktie angehoben. Am 3. Mai findet die Hauptversammlung statt, auf der die Dividende aller Voraussicht nach verabschiedet wird, einen Tag später wird die Aktie dann ex Dividende gehandelt.

Wir haben nun eine halbe Position, ich warte auf einen nennenswerten Rücksetzer (vllt. 7%), um die Position voll zu machen. Ich hoffe, dass wir mit Wienerberger eine Aktie gefunden haben, die uns in den kommenden 200 Jahren :-) viel Freude bereiten wird.


EINKAUFSLISTE MIT WUNSCHPREISEN

DIVIDENDEN

- Devon Energy: Wir haben bereits zu 47,96 EUR eine halbe Position eröffnet. Im Falle eines Rückschlags um mindestens 7% würde ich überlegen nachzukaufen. Das war diese Woche leider nicht ganz der Fall: die Aktie sackte knapp unter 46 Euro, nicht jedoch auf 44,60 Euro, wo ich gerne zugreifen würde.

- Cewe hatte ich als Ersatz für BASF vorgestellt. Das Unternehmen lebt vom Weihnachtsgeschäft. Das jüngste Weihnachtsgeschäft wurde jedoch zum Desaster, da im abgelaufenen Pandemiejahr 2021 kaum Urlaubsbilder gemacht wurden, die für die Großeltern in Alben gedruckt werden könnten. Außerdem wurden in das Weihnachtsgeschäft hinein kurzfristig Coronabeschränkungen eingeführt, die Kunden vom Bestellen in den Geschäften abhielten. Die Aktie ist bereits von 130 auf 100 Euro zurückgekommen.

Der Vorstandsvertrag mit CEO Friege wird zum Ende des laufenden Jahres auslaufen und nicht verlängert. Das ist eine Überraschung, da sich Aufsichtsrat und Erben eigentlich einig waren, den Vertrag zu verlängern. Cewe ist jedoch eine Stiftung und wird von einem Stiftungsgremium geführt. Das Gremium habe mehrheitlich entschieden, den Vertrag nicht zu verlängern.

So ist das mit Stiftungen: Die Familie des Gründers besitzt 27% der Anteile und ist mit Abstand größter Aktionär. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat ist man sich einig, den CEO weiter zu beschäftigen. Die Stiftung besitzt nur 3% der Anteile an CEWE, hat aber besondere Befugnisse. Die aktuelle Entwicklung um CEO Friege macht keinen guten Eindruck und ich bin dran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Bevor wir einsteigen, möchte ich gerne mehr über die Hintergründe dieser Meinungsdifferenz wissen.

- Die Schweizer Vetropack habe ich als Dividendenaktie für die Schweizer ausgeguckt. Doch das Unternehmen hat eine große Produktion in der Ukraine und kümmert sich natürlich erst einmal um die dortigen Mitarbeiter. Mit einem Kauf würde ich also bei Vetropack ebenfalls erst einmal abwarten.

- Snap-On wird in Deutschland kaum gehandelt, da müssen Sie bitte unbedingt stets mit limitierten Orders arbeiten. 2,8% Dividendenrendite werden in Aussicht gestellt, das entspricht etwa einem Drittel des Konzerngewinns. Das Unternehmen bietet Profi-Werkzeuge und Messgeräte für Automechaniker, für Flugzeugbauer und ähnliche Berufe an. Es handelt sich in meinen Augen um ein sehr beständiges Geschäft, in dem das Unternehmen Marktführer ist. Die Aktie reagiert kaum auf die aktuellen Marktturbulenzen. Seit November schwankt der Kurs zwischen 180 und 195 Euro. Ich würde Kurse unter 182 Euro für einen ersten Kauf nutzen.

WACHSTUM

- Marvell würde ich gerne nochmal unter 60, vielleicht sogar in den niedrigen 50er Euro sehen, um dort eine Wachstumsposition aufzubauen.



05. Leserfragen

Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich inzwischen zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Wöchentlich drei Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet. Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Auswahl eines DAX-Calls

Hallo Herr Heibel,

ich halte weiterhin den punktuellen Einsatz von Optionsscheinen für sehr sinnvoll, kann aber sehr gut nachvollziehen, dass Sie unter Chance/Risiko-Abwägung im Moment davon Abstand nehmen. Dennoch möchte ich Sie fragen, ob Sie die Parameter Ihres ursprünglichen Scheins (WKN GH4Z8W) weiterhin empfehlen oder eher einen anderen bevorzugen würden.

Vielen Dank für Ihr Feedback.

Liebe Grüße aus Köln, Dirk

ANTWORT
Ich würde darauf achten, dass die Laufzeit niemals unter 6 Monate rutscht, denn ab dann wird der tägliche Zeitwertverlust erfahrungsgemäß immer stärker eingerechnet, so dass der Call es schwer hat, selbst bei steigendem DAX ebenfalls anzusteigen.

Bedeutung verschiedener Kriegsszenarien für Anleger

Guten Tag Herr Heibel.

Ich gewinne bestimmt bald den Preis Längstes Abo - kann es sein, dass es 20 Jahre sind?
Ich hoffe nicht:)

Ich habe zwei Fragen, die vielleicht auch für ihre Leser interessant sein könnten.

Es gibt 2 Szenarien, die vielleicht dem Worst Case nahe kommen.
Ich würde sie um eine börsliche EInschätzung bitten - die menschliche wäre eh unermesslich furchtbar.

1. Ausweitung des Ukraine Konflikts auf NATO Gebiet - befürchtet durch den Einsatz von Giftgas oder Biowaffen an der Grenze zum NATO Gebiet. Sollte sich daraus ein Konflikt mit deutlich mehr Parteien entwickeln (NATO) was wäre zu tun? Börslich? Alles verkaufen? Gold kaufen?
Aktien behalten - sind immerhin Anteile an einem Unternehmen?

2. vielleicht realistischer: was würde bei einem kompletten Gasstopp aus Russland passieren? Was wäre da ratsam? Vielleicht im Hinblick auf eine Rezession, wenn tatsächlich die Industrie keine Energie mehr bekommt - im nächsten Winter. Wäre das dramatisch - im Sinne von: tritt dass dann auch wirklich ein oder müssen wir dann einfach AKWs verlängern und/oder Kohle Verstromung….oder hilft das nichts, weil einfach wirklich Gas benötigt wird?

Es geht mir nur um möglich Handlungsempfehlungen bei den Worst Case Szenarios - immer vorausgesetzt, wir handeln danach noch mit Aktien - aber davon geh ich jetzt einfach mal aus.

Beste Grüße
Ich hoffe es geht ihnen gut und sie arbeiten noch lange weiter als Börsenbriefschreiber:)

LG aus Augsburg.
Philipp

ANTWORT
Sie werden wes nicht glauben: 97 Kunden sind noch ein wenig länger dabei. Sie sind am 15.5.2006 eingestiegen, angefangen hat der Heibel-Ticker zum 1.1.2006. Einige kannten mich zu diesem Zeitpunkt bereits von meiner vorangehenden Publikation, dem iWatch. Den gab es seit Anfang 2000 und meine erste Publikation damals war eine Warnung vor dem Platzen der Internetblase. Ich freue mich riesig über die große Anzahl treuer Kunden und bin auch ein wenig stolz darauf :-). Vielen Dank für Ihre Treue und für die immer wieder interessanten Leserfragen, die es mir ermöglichen, den Heibel-Ticker in Ihrem Sinne weiterzuentwickeln.

Zu 1.: Sollte die NATO aktiv in den Krieg verwickelt werden, haben wir den Dritten Weltkrieg. Ich halte das für unwahrscheinlich, aber vielleicht ist da der Wunsch der Vater des Gedanken.

Für einen solchen Fall würde ich versuchen, mich in die Köpfe der Amerikaner zu denken. Hier in Europa wird dann Chaos herrschen und ich würde einen Großteil unseres Portfolios verkaufen. Aus Sicht der US-Amerikaner wären globale Unternehmen zu meiden. US-Unternehmen mit starkem Geschäft auf dem Binnenmarkt hingegen wären ein sicherer Hafen. So auch Rüstungsaktien. Natürlich wäre auch das Gold geeignet, in meinen Augen auch der Bitcoin.

Vielen Dank für die Frage: Es fällt schwer, sich mit einer solchen Möglichkeit sachlich auseinanderzusetzen.

Zu 2.: Aktuell steht eine Antwort der EU auf die Ankündigung Putins aus, Gas und Öl nur noch gegen Rubel zu verkaufen. Schlimmstenfalls haben wir den Gas-Stop schneller, als uns das lieb ist. Die Folge wäre mit Sicherheit eine schwere Rezession … in Europa.

Die Kohlekraftwerke könnten in ihrer Laufzeit verlängert werden. Aber auch ein Großteil der Kohle kommt aus Russland. Atomkraftwerke können nicht mehr verlängert werden: Die Infrastruktur der Beschaffung und für den Betrieb ist komplex und muss auf Jahre fest geplant werden. Deutschlands Atomausstieg kann meinen Informationen zufolge inzwischen gar nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Für beide Szenarien würde ich bei unserem Portfolio „oben“ anfangen: Also spekulative Positionen verkaufen, Wachstumstitel reduzieren und bei den Dividendentiteln die konkreten Auswirkungen analysieren und dann entsprechende Anpassungen vornehmen. Den Versicherungsteil unseres Portfolio würde ich dann aufstocken. Nicht umsonst ist das Portfolio so aufgebaut, dass nach unten hin, zur „Basis", die Volatilität immer weiter abnimmt.


Secunet, PVA Tepla, Rheinmetall & Verbio dick im Plus

ich habe eine Reihe Ihrer Empfehlungen frühzeitig umgesetzt und bin
Ihnen sehr dankbar für Ihre Tipps, da ich nun bereits von teilweise
deutlichen Anstiegen profitiere.

Konkret umgesetzt habe ich

Secunet (367€)
PVA Tepla (23,60€)
Rheinmetall (133€)
Verbio (66€)

PVA Tepla ist gestern ja um 20% angesprungen. Bei Rheinmetall wird mir
schon schwindelig.
Alle 4 Titel habe ich nur als "halbe Positionen" gekauft, allerdings
frage ich mich nun ob ich bei PVA oder Rheinmetall bereits
Gewinnmitnahmen umsetzen soll.

Vielen Dank für Ihre tolle Lektüre und Ihre so hilfreiche Unterstützung!

Viele Grüße

Tobias aus Filderstadt

ANTWORT
Herzlichen Glückwunsch :-). Da Sie nur „halbe“ Positionsgrößen eingekauft haben, würde ich die Positionen mit einem großzügigen Stop Loss absichern. Für „volle“ Positionen wäre es an der Zeit, Teilgewinne mitzunehmen. Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass diese vier Titel in den kommenden Monaten weiterhin gut laufen werden. Es ist jedoch auch jederzeit eine überraschende Wende in der Geopolitik möglich, so dass ich derzeit unbedingt mit Stop Loss Aufträgen arbeiten würde, um keine böse Überraschung zu erleben.




06. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =7%WKN24.3.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19
BVB Borussia DortmundETR:BVB3,93 €-2%-3%2,4%C -
Goodyear Tire & RubberGT12,71 €0%-15%2,2%B0







Wachstum (≈30%) =29,1%WKN24.3.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!
BB BiotechETR:BBZA63,45 €-6%-14%3,7%B+
Wheaton Precious MetalsETR:SII43,46 €0%16%3,4%B0
MediosETR:ILM128,35 €0%-27%2,8%B0
FlatexETR:FTK18,57 €-6%-8%9,4%B +
BioNTechBNTX147,15 €-5%-31%3,1%C +
PaypalPYPL103,36 €-1%-22%6,7%C +








Dividende (≈30%) = 20,7%WKN24.3.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!
Deutsche PostETR:DPW44,25 €-5%-22%6,0%B+
Munich ReETR:MUV2238,60 €2%-8%3,2%B-
BASFETR:BAS51,81 €-4%-16%4,6%B0
Devon EnergyDVN56,74 €7%18%3,9%A0








Absicherung (≈20%) =22,2%WKN24.3.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!
Goldbarren 150 gr100 gr.5.662,00 €2%12%8,1%A+
Südzucker-AnleiheA0E6FU82,00%1%-8%5,6%B+
BitcoinNuri40.293,28 €7%-3%8,4%B+





Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

0%-9%20,9%


Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%7%832,5%
WachstumEnkelkinder30%29,1%566,0%
DividendeUrlaub30%20,7%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,2%336,7%
Summe
100%79,1%2117100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



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