Heibel-Ticker PLUS 22/16 - US-Inflationssorgen führen zu Panik

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22.04.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 16 (22.04.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp220424.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: US-Inflationssorgen führen zu Panik
02.So tickt die Börse: Deglobalisierung: Deutschland erfand, USA vermarktete, China produzierte
 - US-Notenbank verstärkt Anstrengungen, die Inflation einzufangen
 - Russland kurz vor Wegscheide
 - Deglobalisierung: Deutschland erfand, USA vermarktete, China produzierte
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Keine Bullen mehr in den USA
 - Interpretation
04.Ausblick: Dabei bleiben
05.Update beobachteter Werte: Disney, Morgan Stanley, Disney
 - Disney: Spekulation auf Gegenbewegung
 - Morgan Stanley: Neue Spekulation: Steigende Zinsen sind gut für Banken
 - Disney: Vatikan mit Mäuseohren
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: US-Inflationssorgen führen zu Panik

Liebe Börsenfreunde,

Während in den USA das Thema Inflation für Krisenstimmung sorgt, scheint man hierzulande diesbezüglich tiefenentspannt zu sein. Umgekehrt sieht es bezüglich des Ukrainekriegs aus: Allein schon aufgrund der Nähe hinterlässt der Krieg bei uns deutlich tiefere Spuren als in den USA. In Kapitel 02 gehe ich auf die beiden Entwicklungen näher ein.

Außerdem habe ich mal eine Auflistung der Branchen erstellt, in denen wir in Deutschland durch Innovationen führend waren, durch die USA jedoch abgelöst wurden, weil die Innovationen dort besser vermarktet werden. Zwischenzeitlich wurden die vermarkteten Innovationen in China (Osteuropa, Indien, Japan, ...) produziert, doch im Rahmen der Deglobalisierung werden einige dieser Entwicklungen wieder umgekehrt. Allerdings gibt es auch hier einen deutlichen Unterschied zwischen den USA und Deutschland. Die Details dazu lesen Sie ebenfalls in Kapitel 02.

Auch im Sentiment sehen wir derzeit einen deutlichen Unterschied zwischen den USA und Deutschland: Die Inflationssorge führt in den USA schon fast zu Panik, während wir in Deutschland den Ukrainekrieg nach acht Wochen langsam als gegeben hinzunehmen beginnen. Was dies für die künftige Entwicklung bedeuten kann, lesen Sie in Kapitel 03.

In Kapitel 04 erläutere ich den Unterschied zwischen einem fairen Wert für eine Aktie, den man als Grundlage für seinen Kauf oder Verkauf nimmt, und der Marktentwicklung in Abhängigkeit von Rahmenbedingungen. Häufig führen veränderte Rahmenbedingungen so schnell zu einem veränderten "fairen Wert", dass man diesen Entwicklungen mit mathematischen Modellen kaum Rechnung tragen kann.

Wie immer gibt es eine Reihe von wichtigen Updates in Kapitel 05. Diese Woche haben wir zwei neue Positionen für unser spekulatives Portfolio eröffnet.

Die heutige Leserfrage in Kapitel 06 beschäftigt sich mit Alibaba. Ich wäre vorsichtig bei chinesischen Aktien.

Eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio ist in Kapitel 07 abgedruckt.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Deglobalisierung: Deutschland erfand, USA vermarktete, China produzierte

US-NOTENBANK VERSTÄRKT ANSTRENGUNGEN, DIE INFLATION EINZUFANGEN

Eine Leitzinsanhebung um ein halbes Prozent (statt der üblichen +0,25%) werde sicherlich bei der nächsten Notenbanksitzung diskutiert, so Jay Powell gestern im Rahmen einer Weltbank-Konferenz.

Schon vor dieser Bemerkung hatten 90% aller Volkswirte eine Zinsanhebung um 0,5% statt nur 0,25% erwartet. Dennoch war das Eingeständnis Jay Powells eine Überraschung und zeigt, wie ernst die Situation für die Fed ist.

Umgehend revidierte die japanische Nomura-Bank ihre Erwartung für die kommenden Monate: Nach +0,5% am 4. Mai werde die Fed den Leitzins am 15. Juni um weitere 0,75% anheben, sowie auch in der darauf folgenden Sitzung einen Zinsschritt von +0,75% durchführen. Das Zinsniveau befände sich dann im Sommer bereits bei 2,25%-2,5%.

Es folgte umgehend ein heftiger Ausverkauf: Die Nasdaq hatte gerade mit einem Plus eröffnet und brach im Tagesverlauf um 4,5% ein, der S&P 500 verlor 3%. Die Verluste gingen durch sämtliche Branchen. Ich hörte Kommentare wie "Die Fed möchte nicht nur die Inflation senken, sondern auch den Aktienmarkt...".

Dabei hatte es so gut angefangen in der Woche nach Ostern. Am Dienstag sprach eigentlich alles für fallende Kurse: Es gab jede Menge negative Analystenkommentare. Die Umlaufrendite sprang auf +0,79%, noch Anfang März war sie negativ. Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe sprang über 2,9%. Rohstoffpreise zogen weiter an und in den USA wurden fallende Hauspreise bei steigender Bautätigkeit vermeldet. James Bullard, der einflussreiche Chef der St. Louis Notenbank, äußerte sich zur Möglichkeit eines Zinsschrittes von +0,75% bei der kommenden Sitzung am 4. Mai.

Trotz dieses Gegenwinds kletterte der DAX von seinem Tief am Dienstag früh bei 14.041 Punkten auf ein Hoch gestern Mittag bei 14.590 Punkten. Ein Plus von 4% innerhalb von zweieinhalb Tagen. Am heutigen Freitag notiert der DAX nun so ziemlich in der Mitte dieser Schwankungsbreite.

Mit der Inflation verhält es sich wie folgt: Je später die Notenbank durch eine restriktive Geldpolitik die Inflation einzufangen versucht, um so stärkere Maßnahmen muss ei einsetzen. Wären also bei einer frühzeitigen Aktion Zinsschritte von 0,25% ausreichend gewesen, so zeigt die Diskussion über Zinsschritte von 0,5%, dass die Fed spät dran ist. Die Diskussion um Zinsschritte von gar 0,75% spiegelt die Angst einiger Anleger wider, die Fed könne "zu spät" dran sein. Ein Einfangen der Inflation, ohne eine heftige Rezession zu verursachen, ist diesen Anlegern zufolge schon jetzt nicht mehr möglich.

Während nun also die Bullen sagen, die jüngsten Kommentare der Fed zeigen, dass man nun bereit zu heftigen Einschnitten sei, wenn erforderlich. Vielleicht reichen diese Ankündigungen bereits, um Inflationstendenzen im Keim zu ersticken, so die Hoffnung der Bullen. Die Bären wiederum sind heute überzeugt, dass die Fed zu spät dran ist. Heute haben die Bären am Markt das Sagen.

RUSSLAND KURZ VOR WEGSCHEIDE

Russland hat erklärt, Mariupol zu kontrollieren. Im Donbass und Luhansk scheint die Offensive ebenfalls voran zu gehen. Es wäre das Minimalziel, das Putin verfolgte. Derzeit fürchtet man eine anschließende, erneute Offensive auf den Rest der Ukraine. Vielleicht aber auch ein Durchmarsch nach Moldawien. Oder wieder ganz neue Ziele? Der Krieg in der Ukraine ist beängstigend und ein versöhnliches Ende ist derzeit nicht in Sicht.

Was, wenn Putin sein Minimalziel als erreicht sieht und sich offen für Verhandlungen zeigt? Würde die Ukraine eine Gegenoffensive starten, um die verlorenen Gebiete zurückzuerobern? Nein, sie würden verhandeln. Und Verhandlungen würde bedeuten, dass es vorerst keinen Durchmarsch nach Moldawien gibt. Vorerst würde Putin auch den Rest der Ukraine in Ruhe lassen. Vorerst. Eine solche Entwicklung würde von den Aktienmärkten als positiv aufgenommen werden.

Langfristig, darin sind wir uns einig, hat der Überfall auf die Ukraine zu einer Zeitenwende geführt. Doch der Westen war völlig unvorbereitet. Jede Entwicklung, die uns Zeit bringt, ist vorteilhaft.

Auf der anderen Seite ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass Putin die Gunst der Stunde für sich nutzen möchte und den Krieg weiter eskaliert. Die Ukraine hat wenig um gegenzuhalten.

Welchen Weg Russland einschlagen wird, kann ich nicht absehen. Sobald sich jedoch abzeichnet, wie sich Putin entscheidet, werden die Aktienmärkte reagieren. Für ein "All In" ist die Situation zu ungewiss. Für Panikverkäufe hingegen ist es in meinen Augen inzwischen zu spät.

DEGLOBALISIERUNG: DEUTSCHLAND ERFAND, USA VERMARKTETE, CHINA PRODUZIERTE

Die Deglobalisierung ist in den USA schon weit fortgeschritten. In Europa bzw. Deutschland ist davon noch nicht viel zu sehen. Hier einige Beispiele:

Das Auto wurde in Deutschland erfunden (1886 durch Carl Benz), Henry Ford hat es massentauglich gemacht. Doch in den vergangenen Jahren haben uns zunächst Japaner, dann Südkoreaner und derzeit vielleicht schon Chinesen den Rang als führende Autonation abgelaufen.

Ich kann es Elon Musk nicht hoch genug anrechnen, die als "zu teuer" geltende Elektromobilität marktfähig gemacht zu haben. Seine Produktion hat einen Automatisierungsgrad, von dem wir in Deutschland, träumen. Teslas Quartalszahlen haben diese Woche gezeigt, wieviel Tesla je Auto verdient: Rund 10.000 USD je Auto bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von rund 55.000 USD. Mit seinen Gigafactories produziert Musk inzwischen in Deutschland und in China.

"Hart wie Kruppstahl" hieß es früher, nicht ohne Grund. Die Stahlindustrie Deutschlands sorgte für das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit. Es war ein regionales Produkt, das als strategisch wichtig galt. Auch die USA bauten eine Stahlindustrie auf, doch in den 1980er bis 2010er Jahren wurde heimischer Stahl immer mehr durch Billigimporte aus China substituiert, unsere Stahlkonzerne sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst.

In den USA führte Donald Trump hohe Strafzölle für ausländischen Stahl ein und heute sind Unternehmen wie US Steel und Nucor wieder große Arbeitgeber mit gesunden Bilanzen.

Die IG Farben wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Hoechst, BASF und Bayer aufgespalten. Jedes einzelne der drei Unternehmen galt in seinem jeweiligen Bereich als Weltmarktführer. Hoechst ist heute in diverse Teilbereiche aufgegangen und wurde mit zumeist ausländischen Unternehmen fusioniert. Bayer kämpft seit der Übernahme von Monsanto mit exorbitanten Schadensersatzforderungen und kommt seither auf keinen grünen Zweig mehr, obwohl wir derzeit auf eine globale Hungersnot zusteuern. Und BASF droht die Tore zu schließen, wenn wir kein russisches Gas mehr bekommen sollten.

Der US-Wettbewerber Dow Chemical hat Zugriff auf billiges US-Gas und vermeldete vor wenigen Tagen ein super Quartalsergebnis.

Das, was wir in Deutschland noch im Ölgeschäft, eine unserer wichtigsten Energiequellen nach dem Atom- und Kohleausstieg, haben, ist die 70%ige Tochter von BASF namens Wintershall, die zu 30% einem russischen Oligarchen gehört und den Großteil ihres Geschäfts in Russland betreibt.

Alle anderen Länder, die übrigens weit weniger abhängig vom Öl sind als wir, haben große Ölkonzerne: Total in Frankreich, BP in England, Chevron, Exxon und viele mehr in den USA.

Wenn man bedenkt, dass Auto und Chemie die mit Abstand größten Arbeitgeber in Deutschland sind, und die anderen hier aufgezeigten Branchen eng damit verflochten sind, könnte die Schwarzmalerei nicht größer sein.

Schauen wir in die Zukunft, wird es nicht viel besser:

Die Chipindustrie ist nun seit über einem Jahr als systemrelevant und kritisch identifiziert worden. Passiert ist bislang jedoch herzlich wenig. Intel investiert in Deutschland, immerhin. Aber wir haben Infineon als Chipproduzent, wir haben PVA Tepla als Maschinenbauer der Branche, wir haben Wacker Chemie als Anbieter von Wafern. Doch der Funke der dringenden Notwendigkeit springt nicht auf die Politik über, und damit bleibt auch die Wirtschaft defensiv.

Dann ist da noch der Bitcoin, den ich auch als eine Innovation betrachte, um die sich viele Dienste aufbauen werden. In den USA werden derzeit die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um den Bitcoin ins Finanzsystem zu integrieren. 45 Banken arbeiten derzeit daran, ihren Kunden Bitcoin als Währung anbieten zu können. Es werden Zahlungsnetzwerke als Second Layer aufgesetzt, das Trading reguliert und unzählige Konferenzen auf der politischen Ebene abgehalten.

In Europa gilt der Bitcoin als umweltschädlich (zu Unrecht, siehe hier) abgetan und man versucht, den Bitcoin gesetzlich zu verbieten. Mag sein, dass wir in den vergangenen Jahren erleben mussten, wie die freie Marktwirtschaft auch zu Fehlentwicklungen führen kann. Doch das heißt nicht, dass man die freien Märkte vollständig verbieten muss.

Der Ausweg aus diesem Dilemma? Nun, die altbekannte Innovationskraft unseres Landes. Vielleicht fällt noch anderen hierzulande auf, wie um uns herum gerade vieles zusammenbricht, was uns jahrzehntelang getragen hat. Genau das sind die Momente, in denen mutige Innovationen neue Lösungen aufzeigen.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES21.4.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones34.298 -0,8%-5,6%
DAX14.142 -0,2%-11,0%
Nikkei27.105 -0,2%-5,9%
Shanghai A 3.235 -4,3%-15,2%
Euro/US-Dollar1,08-0,4%-4,9%
Euro/Yen138,951,9%6,2%
10-Jahres-US-Anleihe2,91%0,121,40
Umlaufrendite Dt0,83%0,151,11
Feinunze Gold$1.937 -1,6%6,2%
Fass Brent Öl$106,62 -2,3%35,3%
Kupfer$10.290 -0,6%6,2%
Baltic Dry Shipping$2.239 8,3%1,0%
Bitcoin$39.487 -0,8%-15,9%



Twitter wird desolat geführt: Welches andere Medium erreicht Menschen weltweit? Welches andere Medium wird insbesondere von Entscheidungsträgern genutzt, um wichtige Mitteilungen schnell und direkt zu verbreiten? Twitter ist einmalig! Ich denke, viele Menschen würden für Twitter Geld bezahlen.

Doch seit Jahren kommt Twitter nicht vorwärts. Bots bevölkern wichtige Schlüsselbegriffe. Hinter der Anonymität versteckte Feiglinge diffamieren öffentliche Personen. Getätigte Tweets lassen sich nicht mehr korrigieren, selbst wenn ein offensichtlicher Fehler unterlaufen war.

Alles Kritikpunkte, die seit Jahren bekannt sind. Bis heute gibt es keine Lösung. Dabei wäre es so einfach: Wahlweise könnte man ermöglichen, nur noch echte Menschen in den eigenen Feed zu lassen. Menschen, die sich ordentlich legitimiert haben. Mit einem Schlag wären Bots und diffamierende Anonyme verschwunden. Und was ist so schlimm an der Möglichkeit, nachträglich Fehler zu korrigieren? Bspw. innerhalb von 5 Minuten oder alternativ mit einem weiteren Link zum fehlerhaften Original-Tweet.

Seit Elon Musk Interesse an Twitter gezeigt hat, sprang die Aktie von 39 auf 52 USD. Aktuell pendelt sie um 48 USD. Musk möchte die oben genannten Probleme beheben. Der Aufsichtsrat, der in den vergangenen Jahren keinerlei Innovation zugelassen hat, hingegen hat eine Abwehrtaktik entwickelt: Sollte Elon Musk über 50% der Aktien von Twitter kaufen, wird Twitter allen anderen Aktionären neue Twitter-Aktien zu einem extrem günstigen Kurs anbieten. Der Aktienkurs würde verwässert, ohne das Musk teilnehmen kann. Außerdem wäre anschließend das Mehrheitsverhältnis zugunsten der Altaktionäre verschoben.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Sie kennen inzwischen meine hohe Meinung von Elon Musk. Wenn ich mir den Aufsichtsrat anschaue, würde ich ihm zurufen: Such Dir Gegner und nicht Opfer ;-) Soll heißen, ich denke, er wird sich mit seinen Ideen durchsetzen.

Ein weiterer Vorschlag: Den Quellcode von Twitter würde er veröffentlichen. Twitter wäre damit ein public domain Unternehmen, dessen Zweck die unversehrte Informationsverbreitung ist. Auch das würde ich sehr gerne umgesetzt sehen. Da auch ich journalistisch unterwegs bin weiß ich, dass schon allein die Themenauswahl eine Zäsur der Wirklichkeit darstellt. In diesem Sinne wäre eine Plattform wie Twitter eine Faktenbasis, auf die alle zugreifen könnten. Und jeder, der dort etwas falsches publiziert, kann anschließend zur Rechenschaft gezogen werden.




03. Sentiment: Keine Bullen mehr in den USA

Die Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten war ziemlich nervenaufreibend. Zunächst stiegen die Kurse trotz einer Flut negativer Meldungen an. Dann folgte der Kurseinbruch aufgrund der Ankündigung der US-Notenbank, die Gangart bei der Bekämpfung der Inflation nochmals zu erhöhen. Unterm Strich hat der DAX sich diese Woche kaum verändert.

Während sich in den USA die US-Notenbank den Vorwurf gefallen lassen muss, mit ihren Zinserhöhungen vielleicht zu spät dran zu sein, sind in Europa erste Zinsschritte erst für Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Während man in den USA also schon der Verzweiflung nah ist, hat man in Europa noch nicht einmal das Problem erkannt. Anders kann ich mir die unterschiedliche Aktienmarktentwicklung nicht erklären: Dow Jones -1%, DAX unverändert im Vergleich zur Vorwoche.

Das Anlegersentiment hat sich von -3,6 in der Vorwoche auf -1,8 beruhigt. Man ist zwar nicht glücklich über die Börsenentwicklung, doch die Enttäuschung hält sich in Grenzen.

So auch die Verunsicherung, die von -2,5 auf -1,8 zurückgegangen ist. Auch hier ist unter deutschen Anlegern eine Beruhigung zu beobachten, die ich mit den aktuellen Entwicklungen nicht erklären kann.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", titelte ich vor einer Woche. Denn die Zukunftserwartung war in der dritten Woche in Folge negativ. Eine solche Serie gab es in den vergangenen zwölf Monaten nicht. Aus dieser Serie leitete ich ab, dass selbst negative Meldungen nicht zu einem nachhaltigen Ausverkauf führen würden, und genau so kam es zum Beginn der Woche.

Inzwischen hat sich die Zukunftserwartung ein wenig erholt, der Wert steht bei nur noch -0,1 und notiert damit im neutralen Bereich. Bullen und Bären halten sich die Waage.

Die Investitionsbereitschaft ist auf 1,7 angesprungen. Damit besteht wieder Interesse unter Anlegern, aktiv zu werden. Doch nur, wenn sich Gelegenheiten ergeben. Von einem Anlagenotstand, wie vor vier Wochen noch, ist nicht mehr viel zu sehen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger steht bei -5 und zeigt damit eine verstärkte Absicherungsneigung an.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben das Put/Call-Verhältnis auf 1,2 zurückgeführt. Damit werden mehr Long-Spekulationen eingegangen als durchschnittlich in den vergangenen Monaten.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE notiert im neutralen Bereich. US-Anleger sind offensichtlich unentschieden über die künftige Entwicklung, oder aber einfach nur gering investiert.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote weiter auf 74% ausgebaut und sind damit zwar wieder vergleichsweise durchschnittlich stark investiert, jedoch eher am unteren Ende des Durchschnitts :-). Ich würde das "vorsichtig optimistisch" nennen.

US-Privatanleger hingegen sind pessimistisch: Das Bulle/Bär-Verhältnis steht bei -25%, weiterhin ist die Anzahl der Bullen historisch niedrig (19%). Wenn es so wenige Bullen gibt, kann es an den Aktienmärkten eigentlich kaum nachhaltig nach unten gehen. Wer ist denn noch da, um zu verkaufen?

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 43% eine neutrale Verfassung auf.

INTERPRETATION

Ich würde diese Woche gerne den nach wie vor extrem niedrigen Stand der Bullen in den USA in den Vordergrund stellen. Das Thema Inflation ist in den USA deutlich präsenter als bei uns. Auf der anderen Seite ist der Ukraine-Krieg für die USA deutlich weiter entfernt als für uns. Der Stimmungsunterschied zwischen deutschen und US-Anlegern ist vielleicht auf dieser Begebenheit zu erklären.

Das würde bedeuten, dass zumindest für die USA ein weiterer, heftiger Ausverkauf an den Aktienmarkt relativ unwahrscheinlich ist. Im Sinne der Sentimenttheorie wird eine pessimistische Stimmung als Kontraindikation interpretiert: Wenn alle Anleger fallende Kurse erwarten, dann werden sie sich gedanklich bereits darauf eingestellt haben. Fallende Kurse würden also keine Panik nach sich ziehen, ein Ausverkauf, so er durch ein negatives Ereignis getriggert würde, sollte schnell vorüber sein.

In Deutschland hingegen sind Anleger inzwischen neutral eingestellt. Die Inflationsangst ist in Deutschland noch nicht wirklich präsent. Und der Ukrainekrieg ist nun schon acht Wochen alt, ein Zeitraum, in dem sich viele mit der schrecklichen neuen Realität auseinandergesetzt und arrangiert haben.

Auffällig ist diese Woche übrigens das Ergebnis unserer Sentimentanalyse für den Anleihemarkt. Die Stimmung ist extrem negativ, auch der 5-Wochendurchschnitt notiert auf einem extrem niedrigen Niveau. Und im Sinne der Aussage "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ist nun auch die Zukunftserwartung am Anleihemarkt am Boden. Anleiheanleger zeigen Verunsicherung, die Investitionsquote ist offensichtlich vor dem Hintergrund des Kursverfalls (= steigende Renditen) zu hoch.

Am Anleihemarkt hat man also durchaus das Thema Inflation auf dem Zettel. Extremwerte, wie diese Woche zu beobachten, deuten darauf hin, dass der Ausverkauf an den Anleihemärkten zumindest zwischenzeitlich abebben dürfte. Das Zinsniveau, die Umlaufrendite ist diese Woche auf 0,83% gesprungen, noch vor sechs Wochen war sie negativ, könnte sich kurzfristig beruhigen.



04. Ausblick: Dabei bleiben

Ich bin der Ansicht, dass unser Portfolio derzeit nicht schlecht ist. Zwar haben wir noch einige Corona-Gewinner, die nach wie vor bei jeder Gelegenheit ausverkauft werden (Paypal, BioNTech), doch ich bin der Ansicht, dass das erreichte Kursniveau inzwischen so niedrig ist, dass nur wenige Wochen der Entspannung reichen würden, um deutlich höhere Kurse zu erzeugen.

Mit derzeit nur noch 11% Cash sind wir für eine Gegenbewegung gerüstet. In eine Gegenbewegung hinein würde ich jedoch wieder ein wenig Cash generieren.

Meinen Ausführungen in Kapitel 02 können Sie entnehmen, dass ich mir derzeit ernsthaft Sorgen mache: Über die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg, über die Reaktionen des Westens, über die wirtschaftliche Verfassung in Deutschland etc. Nun kenne ich mich aber auch schon ein paar Jahre und ich habe gelernt, dass eine solche Schwarzmalerei, wenn sie in meinem Kopf entsteht, selten geeignet war, Aktien zu verkaufen. In der Regel dauert es dann nur noch ein oder zwei Wochen, bis unerwartete Lösungsmöglichkeiten auftauchen.

Entsprechend ist die wichtigste Erkenntnis für die kommenden Tage und Wochen: Dabei bleiben. Jetzt ist es zu spät zum Verkaufen. Wir haben keine Titel, die akut gefährdet sind. BASF und die Deutsche Post, die wir eigentlich verkaufen möchten, bieten in den kommenden Tagen eine hohe Dividende. Da wird die Aktie nicht ausverkauft. Selbiges gilt für Henkel, die wir "versehentlich" ins Spekulative Portfolio geholt haben.

Wenn der DAX an der 14.000 Punkte-Markt kratzt, ist es an der Zeit, Positionen aufzubauen. Das haben wir diese Woche getan. Sollte es nochmals eine Etage tiefer gehen, werden wir weiter zukaufen.

Wenn sich der DAX erholt, werden wir Positionen verkaufen. Ab 14.500 Punkten vom DAX werde ich beginnen, nach entsprechenden Gelegenheiten Ausschau zu halten.

Es gibt Anleger, die errechnen sich eine faire Bewertung für eine Aktie und setzen dann irgendwo eine limitierte Kauforder ab. Diese Anleger berücksichtigen nicht die allgemeine Marktentwicklung. Wenn sich die Rahmenbedingungen verändern, kann die Aktie schneller fallen, als der Anleger seinen "fairen Wert" an die neuen Rahmenbedingungen anpassen kann.

Natürlich habe ich mir faire Werte für unsere Positionen sowie für unsere Einkaufsliste ausgerechnet. Doch ich möchte meine Entscheidung stets aktuell in Abhängigkeit von den jüngsten Entwicklungen treffen. So sitze ich an Tagen, an denen der DAX dick im Minus notiert, vor meinen Listen und überlege, welchen Titel wir kaufen könnten. Ich zwinge mich quasi, nach Kaufkandidaten Ausschau zu halten.

Selbiges, nur mit umgekehrtem Vorzeichen, tue ich, wenn der DAX dick im Plus notiert: Da schaue ich, welche Position wir am besten verkaufen können. Auch da zwinge ich mich häufig genug zu einer Entscheidung: irgendein Titel! Damit möchte ich dem Markt Rechnung tragen. Und über die Zeit hat sich gezeigt, dass wir auf diese Weise häufig im Durchschnitt gute Kurse erzielen.

Es bleibt also dabei: Wir stählern unsere Nerven, wenn die Aktienmärkte einbrechen, und werden zugreifen. Umgekehrt werden wir unsere Euphorie zügeln und Positionen verkaufen, wenn wir grüne Vorzeichen sehen.

Nächste Woche ist "High Noon": Die Woche mit den meisten Quartalsergebnissen. Viel zu tun auf der einen Seite, aber eine gute Gelegenheit, unsere Investmentideen durch neue Fakten zu überprüfen.



05. Update beobachteter Werte: Disney, Morgan Stanley, Disney

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Disney
Spekulation auf Gegenbewegung

Mi, 20. April um 17:06 Uhr
Wir haben heute die Möglichkeit, ein langfristig solides Unternehmen ins Portfolio zu holen: Disney.

Im August 2017 haben wir Disney aus unserem Heibel-Ticker Portfolio verkauft. Damals hatte CEO Bob Iger bekannt gegeben, stark in den Aufbau eines Streaming-Dienstes zu investieren. ESPN, der US-Bezahlsender für Sport-Events, verzeichnete rückläufige Abonnentenzahlen und die Disney-Filme wurden damals über Netflix gestreamt.

Der Aufbau des eigenen Streaming-Dienstes kostete viel Geld, daher verkauften wir damals. Die Aktie ist heute fast wieder auf dem Kursniveau von damals, doch die Investitionen sind getätigt, Disneys Streamingsdienste sind ein voller Erfolg. Der Erfolg ist so groß, dass Netflix gestern Abend rückläufige Abonnentenzahlen vermeldete. Die Aktie von Netflix notiert heute mit -30%, sie zieht Disney mit in die Tiefe.

Zu Unrecht, denn Netflix' Probleme beruhen auf dem Erfolg von Disney+.

Klar, beide haben gemeinsam, dass sie in der Pandemie kolossal profitierten und exorbitante Zuwachsraten verzeichneten. Die Pandemie nähert sich ihrem Ende und Streaming-Kunden werden wählerischer. Sicher wird auch Disney nicht die Wachstumsraten der Pandemiezeit halten können. Doch einen so großen Kundenschwund wie Netflix fürchte ich für Disney nicht.

Außerdem hat Disney neben dem Streaming noch andere Geschäfte: Pandemie-Verlierer wie die Disney-Vergnügungsparks oder auch Kreuzfahrten. Dieses Geschäft brummt derzeit, die Parks sind ausverkauft.

Und auch das Filmgeschäft hatte - trotz der neuen Streamingdienste - unter der Pandemie gelitten: Es gab keine Kino-Premieren. Viele Menschen sehnen sich nach dem Kino-Erlebnis.

Heute wird Disney wie ein Pandemie-Gewinner ausverkauft. Dabei ist Disney viel diversifizierter als Netflix, oder auch Paypal und BioNTech, die heute leider ebenfalls unter die Räder geraten.

Als Dividendenaktie konnte sich Disney nicht qualifizieren, da die Dividendenhistorie nicht sauber ist: 2016 gab es einen kleinen Dividendenrückgang, 2021 und 22 wurde keine Dividende gezahlt. Die Dividendenrendite reicht auch in der Zukunft mit erwarteten 1,4% nicht aus für ein Dividendenunternehmen.

Als Wachstumsaktie konnte sich Disney ebenfalls nicht qualifizieren, da das Umsatzwachstum in den kommenden Jahren keine 15% erreichen wird. Dafür ist die Profitabilität jedoch so groß, dass die Rule of 40 erfüllt wird, demzufolge Wachstum und Gewinnmarge in Summe über 40 liegen müssen.

Die Rule of 40 ist nun nicht gerade eine konservative Bewertungsmethode, sondern wird von mir nur auf sehr spekulative Werte angewendet. Aber hier haben wir einen Bewertungsansatz, der auch von Hedgefonds verwendet wird und daher dafür sorgen könnte, dass schon bald ein neues Interesse an dieser Aktie entsteht.

Das KGV 23e von Disney steht bei 30, der Gewinn wird Analystenschätzungen zufolge in den kommenden fünf Jahren um jährlich 37% anspringen. Der Enterprise Value zum EBITDA steht bei 25. Ich denke, da ist noch viel Spiel nach oben vorhanden, die Aktie könnte sich in den kommenden Monaten überdurchschnittlich entwickeln.

Wir kaufen Disney also für unser spekulatives Portfolio (2,5% Portfolioanteil).


Morgan Stanley
Neue Spekulation: Steigende Zinsen sind gut für Banken

Fr, 22. April um 16:10 Uhr
Gestern Abend hat US-Notenbankchef Jay Powell angedeutet, nicht nur bei der Anfang Mai erfolgenden Notenbanksitzung den Leitzins um 0,5% zu erhöhen, sondern vielleicht auch im Juni. Die Geschwindigkeit, mit der das Zinsniveau in den USA hochgeschraubt wird, beschleunigt sich also weiter. Entsprechend wurden in einer ersten Reaktion Nasdaq-Titel ausverkauft. Aber auch viele andere Aktien gerieten ebenfalls in den Abwärtssog.

Unter anderem auch Morgan Stanley. Die US-Bank hatte vor einer Woche Q-Zahlen veröffentlicht, die begeisterten, seither war die Aktie um 9% angesprungen. Gestern gab die Aktie jedoch um 2,5% nach und ich würde diesen Rückgang zum Aufbau einer spekulativen Position nutzen.

Grundsätzlich merken Sie, dass unser im März hoher Cashbestand sukzessive verringert wird. Mag sein, dass wir nochmals einen finalen Ausverkauf sehen, doch tendenziell erwarte ich nicht mehr nachhaltig tiefere Kurse. Eher könnte ich mir steigende Kurse für die kommenden 6-8 Wochen vorstellen.

In den USA ist man bei der Bekämpfung der Inflation bereits deutlich weiter als bei uns in Europa. Ein schneller Zinsanstieg wird den Banken in die Hände spielen. Im Nullzinsumfeld konnte man kaum eine Spanne zwischen Kredit und Einlagen durchsetzen. Im Gegenteil, man vergab Kredite so günstig, dass man keinen Guthabenzins mehr anbieten konnte ... teilweise wurde Guthaben sogar mit einem "Strafzins" belegt, um das Geschäft überhaupt aufrecht halten zu können.

Wenn nun der Kreditzins steigt, kann man auch wieder Guthabenzinsen anbieten. Je höher das Zinsniveau, desto geringer wird der Druck auf die Zinsmarge. Eine größere Marge führt zu Mehreinnahmen bei Banken, ohne dass sie bezüglich des Risikos oder Volumens etwas ändern müssten.

Natürlich steigt das Risiko für Zahlungsausfälle, wenn Kredite teurer werden. Doch dieser negative Effekt wird durch die steigenden Zinseinnahmen überkompensiert.

Vor einer Woche berichtete Morgan Stanley mit 14,8 Mrd. USD den zweithöchsten Konzernumsatz der Geschichte, Analysten hatten nur 14,2 Mrd. USD erwartet. Der Gewinn je Aktie sprang auf 2,02 USD, Analysten hatten nur 1,72 USD erwartet. Nur 2,2 Mrd. USD des Umsatzes stammt aus Zinseinnahmen (-6% ggü. Vorjahr), 12,6 Mrd. USD stammen aus anderen Geschäften (-8% ggü. Vorjahr). Beide Zahlen lagen deutlich über den Erwartungen.

CEO James Gorman hob die wachsende Einlagenbasis der Bank hervor. Die jüngste Zinsanhebung durch die Fed werde nahezu einen sofortigen positiven Effekt auf das Geschäft seines Unternehmens haben.

Größter Geschäftsbereich von Morgan Stanley ist mit 7,7 Mrd. USD Umsatz das Investment Banking. Man kümmert sich um Fusionen und Übernahmen (M&A) für seine Kunden, führt Kapitalerhöhungen und Aktienrückkäufe durch und findet Käufer für Unternehmensanleihen, die im Markt platziert werden sollen. Gerade das M&A-Geschäft sorgte im abgelaufenen Quartal für sprudelnde Einnahmen.

Die Vermögensverwaltung blieb mit einem Umsatz von 5,9 Mrd. USD hinter den Erwartungen (6,2 Mrd. USD) zurück. Die Kunden seien nicht so aktiv gewesen, erläuterte Gorman. Bis Ende des Jahres solle jedoch die E-Trade-Integration, den Online-Broker hatte Morgan Stanley Ende 2020 übernommen, weitgehend abgeschlossen sein.

Assets under Management (AUM) gingen um 8% auf 1,4 Bio. zurück. Zum einen brach der Aktienmarkt ein, zum anderen hätten Kunden auch Gelder abgezogen, so Gorman.

Morgan Stanley hat in den abgelaufenen drei Monaten eigene Aktien im Wert von 2,9 Mrd. zurück gekauft. Zudem wurde eine Dividende von 0,70 USD/Aktie (0,8% Dividendenrendite) für Aktionäre angekündigt, die am 29.4. die Aktie halten.

Das Marktumfeld war schwer für Banken, dennoch hat Morgan Stanley gute Zahlen erwirtschaftet. Ich denke, die Zahlen können in der Zukunft nur besser werden, wenn die Zinseinnahmen deutlich ansteigen. Ich war schon lange auf der Suche nach einer Aktie, die eine hohe Zinssensibilität aufweist. Eine Aktie also, die stark von Zinssteigerungen profitiert. Morgan Stanley ist mein Favorit. Ich würde daher heute zu Kursen um 81 Euro eine spekulative Position eröffnen.

Bitte seien Sie geduldig, denn die Aktie läuft in der Regel erst los, wenn der US-Handel um 15:30 Uhr startet. Bis dahin


Disney
Vatikan mit Mäuseohren

Fr, 22. April um 16:43 Uhr
Disneyworld, der Vergnügungspark von Disney in Florida, ist ein riesiges Areal. 1967 hat Walt Disney das Areal gekauft und mit Florida Sonderrechte ausgehandelt. Disney betreibt seither seine eigene Feuerwehr, Müllabfuhr, Zubringerstraßen und viele andere Infrastrukturdienste, die eigentlich Aufgabe der Politik sein sollten. Dafür zahlt Disney weniger Steuern. Bislang wurde diese Vereinbarung als für beide Seiten vorteilhaft betrachtet.

Nun wurde in Florida ein Gesetz verabschiedet, das die Thematisierung von Schwulen und anderen LGBTQIA+ -Themen. Umgangssprachlich spricht man von dem "Don't Say Gay"-Gesetz. Es wurde von den Republikanern verabschiedet.

Disney-CEO Bob Chepak hielt sich zunächst mit einer Meinung zu diesem Gesetz zurück. Als seine Mitarbeiter den Druck auf ihn erhöhten, Stellung zu beziehen, stellte er sich hinter die LGBTQIA+ -Gemeinde und hieß alle in Disneyworld willkommen.

Diese Stellungnahme hat nun die Politik gegen ihn aufgewiegelt und man droht nun, Disneyworld das Selbstverwaltungsrecht zu entziehen. In der Tat ist das Recht ein wenig antiquiert und erinnert höchstens noch an den Vatikan, der in Rom ebenfalls weitreichende Rechte seitens Italiens eingeräumt bekommt.

Der Vorgang ist brisant und wird in den Medien hochgespielt: Disney ist der größte Steuerzahler und Arbeitgeber in Florida. Eigentlich waren alle mit der Vereinbarung zufrieden. Doch nun wird kritisiert, dass sich Disney in die Politik einmische, wo es aber nichts zu suchen habe ... aufgrund der Sonderrechte. Die Republikaner sagen, Disney darf in Florida mit Sonderrechten wirtschaften, solange ab und zu ordentlich Parteispenden fließen und die Politik in Frieden gelassen wird.

Nun springen die Demokraten in die Arena und treten ebenfalls für die LGBTQIA+ -Gemeinde ein. Es sei undemokratisch, Geld zu nehmen und dafür Stillschweigen zu verlangen.

Ich habe vorhin eine Diskussion zu diesem Thema zwischen einem Republikaner und einer Demokratin gesehen, in der so viel Hass zu sehen war, dass ich mich mehr um die politische Kultur Floridas sorge als um Disney.

Über die Jahre hat Disney rund 1 Mrd. USD in die Infrastruktur gesteckt. Die Finanzierung erfolgte über Kredite. Sollte das Sonderrecht fallen, müsste Florida diesen Kredit übernehmen. Der Kredit ließe sich wiederum nur mit Steuererhöhungen für die Bürger finanzieren. Es wird schnell ersichtlich, dass ein Aufkündigen der Vereinbarung für beide Seiten nachteilig ist. Als Resultat von Parteistreitigkeiten wäre das ein Kollateralschaden, der politisch keiner Partei helfen würde.

Ich denke also nicht, dass diese Auseinandersetzung einen nennenswerten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung von Disney haben wird. Dennoch ist die Aktie derzeit unter Beschuss und nicht zuletzt sind wir auch wegen dieser Auseinandersetzung so günstig an die Aktie gekommen.



06. Leserfragen

Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich inzwischen zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Wöchentlich drei Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet. Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)
Alibaba Aktien in China oder Hongkong

Sehr geehrter Herr Heibel,
Ich wünsch Ihnen und Ihrer Familie schöne Ostern.
Es beschäftigt mich eine Frage die ich nicht alleine überblicken kann darum wende ich mich an Sie.
Vielleicht haben Sie eine Sicht auf die Dinge die mir helfen könnten.Ich bin bei Alibaba investiert und im minus meine Idee ist es
die ADR s in Aktien aus Honkong zu tauschen um dann lange Zeit zu warten bis ich im plus bin.
Eine Anfrage bei der Bank ergab kein Problem imTausch 1:8 mit überschaubaren Kosten ohne steuerliche Nachteile.
Meine Frage bin ich zu aufgeregt oder ist die Idee nicht schlecht.


Andreas aus Schöneiche

ANTWORT
Vor fünf Jahren hätte ich das für eine sehr gute Idee gehalten … Seither wird Hongkong zunehmend durch China eingegliedert und ich bin nicht sicher, wie lange die finanzmarkttechnischen Vorteile Hongkongs noch gehalten werden. Im Sinne meiner inzwischen recht großen Sorge über die Zukunft unserer geopolitischen Verhältnisse würde ich derzeit keine langfristige Wette auf China eingehen.




07. Übersicht HT-Portfolio


Spekulation (≈20%) =14,5%WKN21.4.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
BVB Borussia DortmundETR:BVB3,85 €-1%-5%2,4%C -00
Goodyear Tire & RubberGT12,23 €0%-18%2,2%B -0 -
PVA TeplaETR:TPE24,50 €3%-9%2,4%A00 +
HenkelETR:HEN360,54 €2%0%2,6%C00 +
DisneyDIS110,30 €-9%-6%2,4%A -0 +
Morgan StanleyMS79,79 €0%-1%2,5%A0 + +










Wachstum (≈30%) =30,8%WKN21.4.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BB BiotechETR:BBZA59,30 €-7%-20%4,0%C+ -0
Wheaton Precious MetalsETR:SII44,45 €-6%19%3,6%B00 +
MediosETR:ILM126,60 €-8%-32%5,8%B0 + +
FlatexETR:FTK17,00 €-2%-16%9,0%B + + +
BioNTechBNTX137,50 €-16%-36%3,0%C +00
PaypalPYPL80,39 €-16%-40%5,4%C + + -










Dividende (≈30%) = 21,1%WKN21.4.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Deutsche PostETR:DPW41,74 €2%-26%2,9%C+ + -
Munich ReETR:MUV2235,00 €-3%-10%3,2%B0 +0
BASFETR:BAS52,32 €1%-15%4,9%C0 + -
Devon EnergyDVN54,76 €-6%14%3,9%A0 + +
WienerbergerETR:WIB27,86 €4%0%3,2%A + -0
CEWEETR:CWC88,80 €2%-5%3,1%A00 +










Absicherung (≈20%) =22,6%WKN21.4.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.745,00 €0%13%8,6%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU84,61%-1%-5%6,0%B+ + +
BitcoinNuri36.623,00 €0%-12%8,0%B+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

-3%-13%11,0%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%14,5%862,5%
WachstumEnkelkinder30%30,8%566,0%
DividendeUrlaub30%21,1%566,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,6%336,7%
Summe
100%89,0%2121100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung

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