Heibel-Ticker PLUS 22/26 - Zwei von drei Krisen zeigen hoffnungsvolle Entwicklungen

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01.07.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 26 (01.07.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp220703.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Aktiensplitts von Amazon und Alphabet deuten auf Ende übermäßiger Spekulation
02.So tickt die Börse
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Am Boden zerstört
 - Interpretation
04.Ausblick: Zwei von drei Krisen zeigen hoffnungsvolle Entwicklungen
05.Update beobachteter Werte: Südzucker-Anleihe, Flatex, Disney, Morgan Stanley, BioNTech, Wienerberger
 - Südzucker-Anleihe: Euribor vs. Umlaufrendite vs. Leitzins vs. Inflation
 - Flatex: Wachstumsdelle
 - Disney: Disneyland Shanghai wieder offen, Nachkaufen
 - Morgan Stanley: Dividendenanhebung & Rückkaufprogramm stützen
 - BioNTech: US-Regierung kauft 100 Mio. Corona-Impfdosen
 - Wienerberger: Prognoseanhebung, Kaufen
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Aktiensplitts von Amazon und Alphabet deuten auf Ende übermäßiger Spekulation



Liebe Börsenfreunde,

Im Kapitel 02 zeige ich, wie die Aktiensplitts von Amazon und Alphabet das Ende der übermäßigen Zockerei der Nachcoronazeit beschließen. Robinhood verliert einen Wettbewerbsvorteil und wird in absehbarer Zeit in die "gewöhnliche" Finanzwelt eingegliedert.

Angst und Panik signalisiert unsere Sentimentanalyse seit vielen Wochen. Nie zuvor gab es eine so lange Phase mit negativer Stimmung. Was wir daraus ableiten können, lesen Sie in Kapitel 03.

Zwei von drei Krisen zeigen hoffnungsvolle Entwicklungen. In Kapitel 04 zeige ich, welche Entwicklungen ich ausgemacht habe und was wir daraus ableiten können.

Diese Woche gab es Meldungen zu einer ganzen Reihe von Unternehmen aus unserem Portfolio. Wir haben den einen oder anderen Titel nachgekauft und unser Portfolio dadurch für eine Erholungsbewegung positioniert. Im Rahmen der Updates in Kapitel 05 nehme ich auch zu aktuellen Entwicklungen am Aktienmarkt Stellung, bitte verpassen Sie die Updates nicht.

Heute habe ich eine ganze Reihe von Leserfragen abgearbeitet, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt haben. Es geht um einen DAX-Call, um Umicore, die Deutsche Pfandbriefbank, die Deutsche Euroshop und um John Deere. Auch der Schweizer Franken ist Thema, wie auch allgemein eine drohende militärische Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse



Anfang des Monats wurde die Aktie von Amazon im Verhältnis 1:20 geteilt. Eine Amazon-Aktie, die zuvor 2.800 Euro wert war, war dann nur noch 140 Euro wert. Dafür hatte jeder Aktionär 20 mal so viele Stücke davon im Depot. Ein Nullsummenspiel für Unternehmen und Aktionäre, dennoch gibt es Gründe für einen solchen Aktiensplitt.

Auch Alphabet hat angekündigt, seine Aktien anlässlich meines Geburtstags am 15. Juli im Verhältnis 1:20 zu splitten. Eine Aktie, die derzeit für 2.080 Euro zu haben ist, würde dann bei 104 Euro notieren.

Institutionelle Anleger zahlen häufig Gebühren für ihre Käufe und Verkäufe in Abhängigkeit von der Stückzahl der gehandelten Aktien. Bei einem hohen Aktienkurs können institutionelle Anleger, die hohe Summen bewegen, zu günstigen Konditionen handeln.

Ein niedriger Aktienpreis kommt Privatanlegern entgegen, die mit kleinen Summen unterwegs sind. Wer kauft schon gerne eine oder zwei Aktien? Da fühlt man sich irgendwie arm, oder? Jetzt kann man 20 oder 40 Aktien kaufen, das klingt doch ganz anders. Aber das ist wohl nur eine psychologische Komponente.

Tatsächlich haben wir in den vergangenen Monaten viel Handelsumsatz über Robinhood-Kunden in Amazon und Alphabet gesehen. Robinhood bietet das gebührenfreie Handeln an und hat zudem noch das Angebot von "fractional" Aktien erfunden, von Aktienanteilen. Kunden von Robinhood können also mit kleinen Beträgen Anteile an einzelnen Aktien erwerben. Das ist schon irgendwie komisch: Hatte man die Aktien doch mal erfunden, um "Anteile" am Unternehmen in verschiedene Hände geben zu können, so wurde nun mit fractional Aktien darauf aufgesetzt, damit man sich Anteile an Anteilen vom Unternehmen leisten kann.

Auch Apple hatte lange Zeit von Aktiensplits abgesehen, um den Aktienkurs möglichst attraktiv für institutionelle Anleger zu gestalten. Und auch Berkshire Hathaway wurde von Warren Buffet lange Zeit nicht gesplittet. Robinhood hatte eine Laune des Marktes für sich genutzt und junge Kleinanleger mit dem Angebot des kostenfreien Handels in fractional Aktien gelockt.

Doch irgendwie ist dieses Angebot inzwischen obsolet. Genau wie die anderen Dinge, die Robinhood-Anleger noch vor einem Jahr begeisterten: Meme-Aktien wie GameStop und AMC haben ihren Reiz verloren und pendeln im Rahmen der Baisse gen Süden. IPOs, SPACs und Corona-Highflyer erleiden ein ähnliches Schicksal. Eine Generation von jungen Anlegern wird aus dem Markt geschüttelt, wie einst das Platzen der Internetblase viele meiner Generation für immer verbrannt hat.

Robinhood ist das Posterchild, das Vorzeigekind dieser Zeit gewesen und wird nun ausverkauft. Erst vor einem Jahr ging der Neobroker an die Börse und erzielte kurz darauf eine Marktkapitalisierung von 45 Mrd. USD. Heute ist das Unternehmen gerade mal noch 8 Mrd. USD wert. Dabei liegen, halten Sie sich fest, 8 Mrd. USD Nettocash in der Bilanz. Ein Broker, der Robinhood mit seinen 22 Mio. Kunden kauft, bekommt den Kaufpreis im Handumdrehen wieder ausbezahlt. Nicht schlecht, oder?

So hat Goldman Sachs die Einstufung für Robinhood nun von Verkaufen auf Neutral hochgestuft. Zwar seien die fundamentalen Entwicklungen weiterhin schlecht, aber dies sei in der aktuellen Bewertung bereits ausreichend eingepreist und auf Sicht von 12 Monaten könne sich die Aktie dem Buchwert nähern, der um 20% höher liege als die aktuelle Marktkapitalisierung.

Warum schreibe ich das so ausführlich? Weil das ein erstes Zeichen dafür ist, dass die Neubewertung so langsam ihren Boden erreichen könnte. Erste Kandidaten, die noch kürzlich die Welt im Sturm erobern wollten, sind auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

crash Diese Woche war extrem schmerzhaft. Hatte sich in der Vorwoche noch eine Erholung abgezeichnet, so lief diese jedoch bereits viel zu früh aus. Wir beschließen die schlechteste Halbjahres-Performance des S&P seit fünfzig Jahren! Vor einer Woche noch hatten institutionelle Anleger die Hoffnung, mit ein paar weiteren Pluspunkten in der Performance ihre Kunden mit einem Hoffnungsstreif bei Laune halten zu können. Eine Bodenbildung mit einer Dynamik in einigen gut laufenden Aktien wäre Grund genug gewesen, eine hohe Investitionsquote zu rechtfertigen.

Doch als die Erholung viel zu früh auslief, packte die Profis die Angst. Wenn das nun doch noch nicht der Boden ist, dann muss man jede Aktie, die dick im Minus ist, seinen Kunden gegenüber rechtfertigen. Quasi über Nacht änderte sich die Stimmung und es begann ein Ausverkauf, der den DAX diese Woche zwischenzeitlich um bis zu 4% ins Minus drückte.

Dabei geben die Entwicklungen dieser Woche kaum Anlass für einen so heftigen Ausverkauf. Im Gegenteil, es gibt tatsächlich erste Hoffnungsschimmer.

china In China wurden die strengen Lockdowns zurückgefahren. Wer nach China einreist, braucht nicht mehr 14, sondern nur noch 7 Tage in Quarantäne. Disneyland Shanghai wurde am Donnerstag nach 3 Monaten erstmals wieder geöffnet.

Natürlich gibt es viele Gründe, diese Entwicklungen als Schwalbe abzutun (eine Schwalbe macht noch keinen Sommer). Die Bevölkerung Chinas hat kaum eine Grundimmunisierung, da der dort verwendete Impfstoff minderwertig ist und kaum eingesetzt wurde. Es bleibt das Postulat der Null-Covid Politik und somit sei es nur eine Frage der Zeit, wann die Lockdown-Maßnahmen wieder verschärft werden. Vorsicht ist also ratsam.

Aber man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Schauen wir mal, wie lange die Entwicklungen in China zu einer Entspannung der Lieferkettenproblematik ausreichen. Die Kamera, die ich seit Monaten im Auge habe, war diese Woche plötzlich wieder verfügbar ... jedoch nicht in der Konfiguration, die ich möchte. Aber immerhin. Ich denke, wenn sich die Lager in den kommenden Wochen füllen, dann wird auch der Inflationsdruck abnehmen...

... weiter abnehmen, sollte ich sagen, denn diese Woche sind viele Rohstoffpreise bereits deutlich zurück gekommen. Kupfer hat diese Woche den größten Preissturz seit 15 Jahren erlebt. Nahrungsmittelpreise gehen deutlich zurück. Lediglich am Energiemarkt bleiben die Verwerfungen durch Russlands Krieg gegen die Ukraine bestehen, doch auch dort hat zumindest der Preisanstieg am Ölmarkt bereits geendet.

gas Der Gaspreis steigt weiter, das ist jedoch unter anderem auch auf die Explosion eines LNG-Terminals in den USA zurückzuführen. In den USA selbst ist der Gaspreis eingebrochen, da man dort nun das Flüssigerdgas, das man nicht mehr exportieren kann, verkaufen muss.

Wenn ich eine negative Entwicklung finden soll, der wir den Ausverkauf dieser Woche zuschreiben können, dann die Rezessionsangst. Nachdem nun monatelang Notenbanken in ihrem Bestreben, die Inflation zu bekämpfen, als eher zu zögerlich wahrgenommen wurden, so hat die jüngste Zinsanhebung in den USA um 0,75% in einem Schritt diese Wahrnehmung gedreht: Was, wenn die Inflation durch die von mir oben beschriebenen Entwicklungen bereits eingedämmt ist? Was, wenn wir die höchsten Inflationsraten bereits gesehen haben? Wenn die US-Notenbank nun den Zins weiter anhebt, dann könnte sie eine Rezession riskieren, obwohl das gar nicht mehr erforderlich sein könnte.

Okay, die meisten gehen davon aus, dass wir uns bereits in einer Rezession befinden. Die Frage ist also, wie heftig die Rezession wird. Und wenn die Notenbank den Zins zu stark anhebt, könnte das der Wirtschaft sehr stark zusetzen.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes in der abgelaufenen Woche entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES30.6.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones30.655 -2,2%-15,6%
DAX12.785 -2,5%-19,5%
Nikkei25.936 -2,1%-9,9%
Shanghai A 3.550 1,1%-6,9%
Euro/US-Dollar1,04-1,8%-8,5%
Euro/Yen139,82-2,0%6,9%
10-Jahres-US-Anleihe2,79%-0,321,28
Umlaufrendite Dt1,28%-0,081,56
Feinunze Gold$1.802 -1,5%-1,3%
Fass Brent Öl$110,83 -2,1%40,6%
Kupfer$8.050 -2,5%-16,9%
Baltic Dry Shipping$2.240 -4,8%1,0%
Bitcoin$19.424 -7,1%-58,7%








03. Sentiment: Am Boden zerstört



stimmungsumfrage Die Anlegerstimmung ist wieder auf das Niveau vom Kriegsbeginn gefallen. Niedergeschlagenheit macht sich breit, insbesondere weil noch vor einer Woche Hoffnung auf eine etwas nachhaltigere Erholung bestand und diese Hoffnung frühzeitig enttäuscht wurde.

Unser Anlegersentiment ist auf -7,5 gefallen (Vorwoche -6,5). Auch der 5-Wochendurchschnitt verzeichnet extrem negative Werte. Ob Eurokrise, Coronacrash oder auch Ende 2018 der Streit im US-Kongress um die Deckelung des Haushaltsbudgets, jeweils wurde mit so exzessiv negativen Stimmungswerten ein Boden an den Aktienmärkten beschrieben.

Auch die Verunsicherung unter Anlegern ist entsprechend wieder angesprungen, der Wert von -8,4 (Vorwoche -5,9) zeigt ebenfalls extrem angespannte Nerven bei den Anlegern auf.

Die Zukunftserwartung bleibt mit einem Wert von -1,4 pessimistisch (Vorwoche -1,6), es gibt in den Augen unserer Umfrageteilnehmer offensichtlich keinen Grund zur Hoffnung.

Dennoch bleibt die Investitionsbereitschaft mit einem Wert von +2,0 erstaunlich hoch. Wie schon in der Vorwoche warten einige Anleger auf den finalen Ausverkauf, um ihre Barreserven einzusetzen. Es wundert mich, dass sich die Entwicklungen am Zinsmarkt (Inflation hat Zenit überschritten) und in China (Lockdown wird langsam zurückgedreht) nicht stärker in der Zukunftserwartung widerspiegeln.

Das Euwax-Sentiment ist auf +11 gesprungen. Privatanleger, die an der Eurex Finanzprodukte kaufen, sind da offensichtlich schon einen Schritt weiter und positionieren sich extrem bullisch. Seit einem Jahr haben wir nicht mehr ein so bullisches Verhalten der Privatanleger an der Eurex verzeichnet.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Absicherungen zurück gefahren. Das Put/Call-Verhältnis ist auf 1,2 gesunken und zeigt auch für die Profis ein verstärktes Interesse an Long-Spekulationen.

Das Put/Call-Verhältnis der CBOE bleibt verhältnismäßig hoch, dort bleibt man offensichtlich skeptisch gegenüber der weiteren Aktienmarktentwicklung.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote von 19% auf 31% angehoben. Die extrem niedrige Aktienquote der Vorwoche wurde diese Woche in die schwachen Kurse hinein wieder ein wenig aufgestockt.

Das Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger ist auf -24% angestiegen, der Extremwert von -30% aus der Vorwoche hat sich in den USA nicht halten können. Zwar ist der Bullenanteil nur von 18% auf 23% gestiegen, aber Bären haben massenweise das Lager verlassen (von 59% auf 47%).

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt weiterhin extreme Angst an.

Interpretation



stimmung_negativ Im Vergleich zur Vorwoche ist die Investitionsquote weiter gesunken, die Cashquote im Gegenzug angestiegen. Allerdings ist auch die Shortquote angesprungen, einige Investments waren offensichtlich Spekulationen auf weiter fallende Kurse.

Es bleibt bei der Einschätzung der Vorwoche: Zum Verkaufen ist es zu spät. Aktien mit hohen Dividenden, Aktienrückkaufprogramm und ordentlichem Cashflow kann man jetzt kaufen. Ob wir aktuell DEN Boden dieser Baisse sehen, oder nur eine vorläufigen Boden, wird sich erst später zeigen. Das hängt von den Entwicklungen am Zinsmarkt, in China und in der Ukraine ab.

Das 5-Wochensentiment zeigt einen extrem niedrigen Wert. Dieser Wert wurde nur in der großen Finanzkrise 2008, in der Griechenlandkrise 2011/2012, in der Eurokrise 2015 und im Coronacrash erreicht. Wenn wir noch eine Woche mit fallenden Kursen erleben, dann könnten wir den Extremwert vom Coronacrash noch überbieten.

Seit 26 Wochen in Folge ist unser Anlegersentiment negativ. Es handelt sich dabei um den längsten Zeitraum negativer Stimmung ohne Unterbrechung.

Ein Krieg, für den sich keine Lösung abzeichnet, mag ein Drohszenario darstellen, das so negative Stimmungswerte begründet. Zumal derzeit nicht die Diplomaten, sondern die Verteidigungsminister und die Nato das Wort haben. Dennoch muss es jedem Menschen in unseren Breiten widerstreben, den Glauben an die Diplomatie abzutun.

Ich denke, das ist die Frage, die derzeit beantwortet werden muss: Gibt es eine Lösung, ohne dass die Nato militärisch gegen Russland vorgeht? Allein die Frage stellen zu müssen, macht sehr nachdenklich.



04. Ausblick: Zwei von drei Krisen zeigen hoffnungsvolle Entwicklungen



Wann ist Schluss? Wann werden wir einen Boden erreichen? Wenngleich die Sentimentanalyse Woche für Woche zumindest bei den zeitlichen Indikatoren neue negativ-Rekorde austeilt, so bleibt das absolute Ausmaß der Angst und Panik noch immer hinter den Extremwerten des Coronacrashs zurück.

Ist das ein Zeichen dafür, dass sich die Erkenntnis, dass unsere Welt nicht mehr so aussieht wie gestern, nur langsam durchsetzt? Wie gravierend sind die Änderungen? Der Handel mit Russland scheint auf absehbare Zeit beendet. Wird sich der Konflikt noch auf China ausweiten? Bislang setzen Unternehmen auf ein Wiederanlaufen der Wirtschaft in China.

Ich kann Ihnen nicht beantworten, wohin sich dieser Konflikt entwickeln wird. Aber was mich am meisten erstaunt, ist die Linearität, mit der Gewissheiten über Bord geworfen werden. Es scheint keine Optimisten mehr zu geben, stets setzt sich das schlimmste Szenario als neue Realität durch.

Insofern muss ich mich fast schon entschuldigen dafür, dass ich schon wieder nach positiven Entwicklungen Ausschau halte. Es ist halt tief in mir drin, dass ich stets auch die andere Seite beleuchten möchte. Und wenn gar keiner mehr an positive Entwicklungen glaubt, dann ist es mir ein Ansporn, diese doch zu finden.

So habe ich in Kapitel 02 bereits darauf hingewiesen, dass die Corona-Restriktionen in China teilweise zurückgenommen wurden. Wir gehen jetzt in die Sommerferien. Was, wenn nach den Sommerferien die Lager voll sind? Was, wenn die Menschen aus Angst vor der Rezession nicht mehr einkaufen und Einzelhändler ihre Produkte mit Rabatt auf den Markt schmeißen müssen? Die Inflation würde augenblicklich zurück gehen.

Sämtliche Getreidepreise sind seit dem Hoch Mitte Mai um 33% eingebrochen. Der Preis für Sojaöl ist seit Ende April um 27% zurück gegangen. Der Ölpreis ist seit März um 19% gefallen. Der Goldpreis ist um 14% gefallen, Silber sogar um 28%. Kupfer um 29%. Baumwolle kostet heute 35% weniger als noch vor zwei Monaten. Spitzenreiter ist das für die Bauindustrie wichtige Holz: -55%!

So sieht keine Inflation aus, die man nicht mehr in den Griff bekommt. Nahrungsmittel, Elektronik aus Asien, Baumaterial, selbst Edelmetalle und ... ja, leider auch Aktien, alles ist in den vergangenen Wochen deutlich billiger geworden. Bleibt noch die wichtigste Komponente: Löhne und Gehälter.

Lohnverhandlungen stehen an und es werden schon Eckpunkte ausgerufen: +8% habe ich gehört, +11% und noch mehr. Wer mich kennt, der weiß, dass ich seit vielen Jahren überzeugt dafür eintrete, dass in vielen Bereichen die Gehälter viel zu niedrig sind, also erhöht werden sollten. Ausgenommen davon sind Manager von Unternehmen, die nicht ihnen gehören. Dort stehen Gehalt und Risiko in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Doch in den einfachen Berufen täte eine ordentliche Gehaltserhöhung gut.

Oder vielleicht auch andersrum: Vielleicht täte eine große Steuererleichterung auch gut, damit das Netto wächst. Unser Staat bleibt sonst am Ende des Euros auf den Schulden der anderen alleine sitzen.

Aber egal, das gehört hier nicht her. Selbst wenn wir in der nächsten Lohnrunde ordentliche Lohnsteigerungen beobachten sollten, ist das in meinen Augen noch kein Alarmsignal dafür, dass sich die Inflation verselbständigt. Ein bisschen höhere Löhne können wir hier noch verkraften.

Ich würde also sagen, es gibt deutliche Entspannungssignale an der Inflationsfront, noch bevor die EZB ihren ersten Zinsschritt vollzogen hat. Nicht schlecht, was hier mit der "Forward Guidance" bereits erreicht wurde.

Zwei von drei Krisen zeigen also deutliche Entspannungssignale: Inflation und China (China steht sowohl für fehlende Nachfrage durch Lockdown als auch gestörte Lieferketten durch Lockdown). Wenn es bei zwei von drei Krisen Besserung gibt, dann könnte ein herunter geprügelter Aktienmarkt durchaus mal eine Zwischenerholung einlegen.

Wir sind inzwischen vollständig investiert, segeln also nun mit vollem Risiko. Bin ich mir sicher, dass es nicht noch tiefer geht? Nein. Aber wenn, dann dürfte es von diesem Niveau aus schnell gehen, gefolgt von einer zügigen Erholung. Das würde ich nun aussitzen.

Aber vielleicht haben wir ja den maximalen Verkaufsdruck in den vergangenen Tagen erlebt und mit dem Start des neuen Quartals, des neuen Halbjahres, kommt nun frisches Kapital an den Markt und zündet die lang ersehnte Erholung. Wir werden es sehen.



05. Update beobachteter Werte: Südzucker-Anleihe, Flatex, Disney, Morgan Stanley, BioNTech, Wienerberger



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Südzucker-Anleihe: Euribor vs. Umlaufrendite vs. Leitzins vs. Inflation



Mi, 29. Juni um 08:25 Uhr
Südzucker hat vor zwei Wochen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr (bis 28.2.2023) erhöht. Die Umsatzprognose wurde um 2% auf 9,1 Mrd. Euro erhöht, die Gewinnprognose (EBITDA) um 14% auf 810 Mio. Euro. Insbesondere CropEnergies und der Geschäftsbereich Spezialitäten trügen zu der positiven Entwicklung bei, so die Meldung. Die Aktie sprang um 20% an.

Unsere variabel verzinste Anleihe reagierte jedoch nicht auf die Meldung. In den vergangenen zwei Wochen verlor die Anleihe sogar 3%. Ich habe mir daher einmal näher angeschaut, wie die Anleihe auf die Entwicklungen am Zinsmarkt reagiert.

Die quartalsweise Zinszahlung unserer Anleihe beträgt 3,1% zzgl. 3-Monats-Euribor. Der steht aktuell bei -0,218%. Während die Umlaufrendite in den vergangenen zwölf Monaten von -0,5% auf +1,5% gesprungen ist, stieg der Euribor "nur" von -0,5% auf -0,2%. Warum gehen Inflationsdruck und Umlaufrendite am Euribor nahezu spurlos vorbei?

Der Euribor ist die "Euro InterBank Offered Rate", der Zins, den sich europäische Banken untereinander anbieten. Dieser Zins spiegelt das Vertrauen der Banken untereinander wider, als auch die Möglichkeiten für Banken, sich erforderliches Kapital zu holen. Seit einigen Jahren ist der Leitzins auf Null. Jede Bank kann sich also bei Bedarf Geld zu 0% direkt bei der EZB ausleihen. Warum sollte sie da einen höheren Zins an andere Banken zahlen?

Banken, die zu viel Liquidität haben, bieten das Geld am europäischen Zinsmarkt an. Auf Guthaben gibt es in Europa noch immer einen Strafzins. Also sind Banken mit zu viel Liquidität bereit, dem Abnehmer der Überschussliquidität einen Zins zu zahlen: So ist der Euribor also noch immer negativ.

Die Umlaufrendite ist der durchschnittliche Zins, den unsere Bundesregierung für eine 10 Jahre laufende Anleihe zahlen muss. Die Bundesregierung kann sich das Geld nicht einfach bei der EZB holen, sondern muss ihre Anleihen über den freien Markt platzieren. Nun war es in den vergangenen Jahren so, dass die EZB über den "freien Markt" anschließend sehr viele Anleihen aufgekauft hat. Die Käufer der platzierten Anleihen, meisten Banken, konnten die Papiere direkt an die EZB weiterverkaufen. Doch dieses Geschäft läuft aus, wie Christine Lagarde Mitte Juni bekannt gab.

Der Preis für Bundesanleihen, und damit auch ihre Rendite, nähert sich also langsam Marktpreisen, da die EZB sich langsam aus diesem Markt zurück zieht. Deswegen ist die Umlaufrendite bereits ein wenig angestiegen.

Die Umlaufrendite spiegelt also die Rendite wider, die Anleger von einer 10 Jahre laufenden Anleihe erwarten. Ob zwischenzeitlich die Inflation, also die Geldentwertung, bei 8% liegt, wird nicht 1:1 in die Renditeerwartung umgewandelt, sondern nur mittelbar. Die Umlaufrendite zeigt somit die durchschnittliche Inflationserwartung der nächsten 10 Jahre.

Aktuell ist die Inflation auf 8% gesprungen. Es herrscht große Verunsicherung an den Märkten, ob die Preissteigerungen auf die Verknappung des Angebots (Lieferkettenprobleme, Chipmangel, ...) zurückzuführen sind, oder aber auch die Liquiditätsflutung der EZB (Nachfrageseite). Beides spielt eine Rolle, doch welcher Effekt ist in welchem Maße verantwortlich?

Die Angebotsseite kann ohne Hilfe der Notenbanken wieder ins Gleichgewicht kommen, wenn die chinesische Null-Covid-Strategie endet (was diese Tage geschieht!) und die Produktion und Lieferung aus China sich wieder normalisiert. Auch ein Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine könnte zu einer Entspannung der Angebotsseite führen.

Die Nachfrageseite hingegen muss durch die EZB gesteuert werden: Die Liquiditätsflutung der vergangenen Jahre muss zurückgeführt werden, Anleihekäufe müssen enden und der Leitzins muss erhöht werden. Dadurch wird die Liquidität in unserem Geldsystem verknappt und die Nachfrage reduziert. Preise könnten dadurch nicht mehr beliebig erhöht werden. Doch es ist eine Gratwanderung für die Notenbanken, gegebenenfalls zu viel zu verknappen. Die Nachfrage würde dann das Angebot nicht mehr aufnehmen, Preise würden fallen und das Wachstum könnte stocken, es käme zu einer Rezession.

Somit "hofft" die EZB auf die Geopolitik, die vielleicht einen großen Teil der Inflation wieder beseitigen könnte. Die Gefahr droht jedoch, dass sich diese Hoffnung nicht bewahrheitet und die EZB dann später um so heftiger reagieren muss, um die Inflation einzufangen. Dieses Spannungsfeld dürfte noch eine ganze Weile auf den Märkten lasten.

Zurück zum Euribor: Da Banken sich stets zum Leitzins bei der EZB Geld beschaffen können, wird der Euribor erst dann über den Leitzins steigen, wenn Banken sich lieber gegenseitig Geld leihen, als von der EZB. Das ist kaum zu erwarten, daher wird der Euribor stets näher am Leitzins als an der Inflation notieren.


Flatex: Wachstumsdelle



Di, 28. Juni um 19:42 Uhr
Vor ein paar Tagen hat Flatex die Unternehmensprognose für das laufende Jahr "konkretisiert". Ich würde der Einfachheit halber gerne von einer Gewinnwarnung sprechen, doch das trifft es nicht. Wir haben uns auf ein exorbitantes Kundenwachstum bei hohen Akquisitionskosten eingestellt. Nun wurde das Kundenwachstum nach unten korrigiert, gleichzeitig wurden aber auch die Akquisitionskosten je Neukunde drastisch gesenkt. Der Umsatz mit den bestehenden Kunden wurde erhöht, so dass für das laufende Jahr Umsatz- und Gewinnprognose beibehalten werden.

Ursprünglich hatte Flatex ein Kundenwachstum von täglich 2.027 Neukunden avisiert. Im Q1 konnten sogar 2.055 Neukunden pro Tag gewonnen werden. Nun wurde diese Zahl für das Gesamtjahr jedoch auf 1.650 bis 1.900 pro Tag reduziert.

Übergeordnet hat Flatex das Ziel ausgegeben, in Europa zu wachsen und bis 2026 auf 7-8 Mio. Kunden zu kommen. Das würde vom heutigen Stand bedeutet, dass täglich 2.980 Neukunden gewonnen werden müssten. Davon sind wir weit entfernt, aber flatex hat von Anfang an von einem exponentiellen Wachstum gesprochen.

Nun gibt es Umstände, für die das Unternehmen nichts kann. Die aktuelle Baisse spült viele junge Neuanleger aus dem Markt. Neukunden lassen sich in Marktphasen wie dieser schwer gewinnen. Es ist daher wichtig zu unterscheiden, ob wir an der Glaubwürdigkeit des Managements zweifeln, oder das langsamere Wachstum den Rahmenbedingungen zuschreiben. Ich tendiere aktuell zu letzterem.

Der Schocker der Q1-Zahlen waren die Marketingausgaben: Je Neukunde wurden 99,50€ ausgegeben, das war doppelt so viel wie vor Corona. Flatex führte diese hohen Marketingaufwendungen auf die Übernahme von Degiro zurück. das scheint zu stimmen, denn für das Q2 seien die Marketingkosten je Neukunde auf das Niveau von vor Corona, also auf rund 50€ gesunken.

Ich habe häufig genug über das Geschäftsmodell von Robinhood gesprochen, dem US-Broker, der mit "fractional shares", also anteiligen Aktien der jungen Generation das Investieren in teure Aktien wie Amazon und Google mit kleinem Budget ermöglichte. Robinhood laufen derzeit die Kunden davon, die Investitionen in Tokens und NFTs, in IPOs und SPACs werden derzeit Richtung Nulle getrieben und eine junge Generation von Anlegern wird verbrannt.

Flatex CEO Frank Niehage hatte mir gegenüber mal Flatex als Robinhood Deutschlands bezeichnet. Doch diesen Vergleich hat er auch auf Nachfrage anschließend nie wieder wiederholt. Im Gegenteil, anders als Robinhood hat Flatex frühzeitig Gebühren auf Transaktionen erhöht. Robinhood macht heute noch mit gebührenfreien Trades Werbung. Dafür verkauft Robinhood den Orderflow, die Kunden von Robinhood zahlen dadurch zwar keine Gebühr, aber bekommen schlechtere Kurse. Flatex hat sich für den transparenten Weg entschieden und kann sich nun über steigende Einnahmen aus den Transaktionen freuen.

Der Umsatz je Transaktion ist gegenüber dem Vorjahr von 4,59€ auf 5,00€ gestiegen. Trotz rückläufiger Transaktionszahlen in der Börsenbaisse und trotz abgeschwächtem Kundenwachstum kann Flatex die Einnahmen (Umsatz) und den Gewinn konstant halten.

So sieht's aus. Ja, das Marktumfeld ist anspruchsvoll. Flatex musste seine Zahlen anpassen, konnte jedoch größere Rückschläge in der Bilanz trotz des anspruchsvollen Marktumfeldes bislang verhindern. Daher bleibe ich bei meiner Meinung, dass der Kurseinbruch völlig überzogen ist. Der Kurseinbruch lässt fürchten, dass die Akquisitionskosten dauerhaft sehr hoch bleiben und dennoch das Wachstum nicht erzielt werden kann. Das ist falsch, wie wir nun wissen.

Die Aktie wird dennoch stets nach der Entwicklung der Handelsumsätze bewertet. Ich habe eine Seite entdeckt, auf der täglich das Handelsvolumen von Lang & Schwarz veröffentlicht wird:
https://docs.google.com/spreadsheets/d/1Cqz7R4EVuQwO6YbupM-AhqG1S7fNNqiAJ5iXCt74GpE/edit#gid=663559552
--> Spalte Q gibt das Gesamtvolumen pro Woche an. Das ist tatsächlich ziemlich gering im Vergleich zu den vergangenen Monaten. Entsprechend macht die "Konkretisierung" der Zahlen durch Flatex Sinn. Ich erwarte nicht, dass die Aktie anspringt, ohne dass die Transaktionszahlen ansteigen. Somit könnte es den Sommer durch noch einen weiterhin schwachen Aktienkurs geben. Doch sobald das Handelsvolumen ansteigt, wird auch die Aktie ansteigen.


Disney: Disneyland Shanghai wieder offen, Nachkaufen



Do, 30. Juni um 11:53 Uhr
Der DAX befindet sich auf dem Weg zu neuen Tiefs und wir haben noch Cash übrig. Ich würde daher heute unsere spekulative Position in Disney verdoppeln.

Wir befinden uns in einer Marktsituation, in der das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Disney ist mehrfach betroffen: Netflix hat zuletzt schwache Zahlen veröffentlicht. Der Grund liegt im Erfolg der Wettbewerber Apple+ und Disney+. Doch das interessiert Anleger derzeit nicht. Aufgrund des Misserfolgs von Netflix werden ETFs mit Media-Aktien ausverkauft, und dort sind Apple und Disney eben auch drin.

Gestern gab es eine Warnung zur Kreuzfahrtindustrie. Jamie Rollo von Morgan Stanley schrieb, die Aktie des Kreuzfahrtschiffbetreibers Carnival Cruises könnte auf Null gehen, wenn die nachfrage aufgrund einer Rezession zurück ginge. Das Unternehmen habe keine Cashreserven mehr und die wirtschaftliche Situation mache es schwer, sich neues Kapital am Kapitalmarkt zu besorgen.

Die Aktie von Carnival brach gestern um 20% ein. Auch Disney war unter Druck, doch auch hier zu Unrecht, denn ich habe noch keinen Analysten gesehen, der für Disney eine Insolvenz in Aussicht stellt.

Dabei strömten gestern nach drei Monaten Lockdown erstmals wieder tausend Besucher ins Disneyland Shanghai. Die Vergnügungsparks von Disney sind ein konstanter Umsatz- und Gewinnbringer. Kalifornien, Florida, Paris, Hongkong, Tokio und Shanghai beherbergen die Parks von Disney.

Aktuell ist Disney noch mit einem KGV 23e von 17 bewertet, in den kommenden fünf Jahren rechnen Analysten mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum pro Jahr von 40%. Das ist spottbillig. Zusätzlich zu dem oben genannten Gegenwind (Streaming-Dienste, Kreuzfahrtindustrie) ist der Benzinpreis in den USA derzeit exorbitant hoch und man befürchtet, dass dadurch weniger Autoreisen in den anstehenden Sommerferien unternommen werden, was zu weniger Besuchern in den Vergnügungsparks führen könnte. Und wenn dann noch eine Rezession über das Land kommt, dann könne sich niemand mehr die Vergnügungsparks leisten, so die Ängste.

Eine andere Angst, die mir ein Kunde berichtet, ist die eines erneuten Lockdowns. Er habe direkten Kontakt nach China, Shanghai, und dort würden die Lockdown-Maßnahmen bereits wieder verschärft werden. Tests würden hochgefahren und es sei nur eine frage der Zeit, bis das öffentliche Leben wieder eingeschränkt wird.

Die Gefahr besteht, denn immerhin gibt es keinerlei Grundimmunität in China, weil dort bislang kaum, und wenn, dann nur mit minderwertigen Impfstoffen, geimpft wurde. Wenn die Zahlen wieder hochschnellen, ist ein erneuter Lockdown wohl absehbar.

Mag alles sein, doch ich halte die Effekte nicht für so stark, dass der Kurseinbruch der Disney-Aktie um 50% binnen eines Jahres damit gerechtfertigt werden könnte. Disney lebt vom Bekanntheitsgrad seiner Marken Mickey Maus, Star Wars, etc. und wird im Anschluss an diese Baisse wieder gesunde Umsätze und Gewinne erwirtschaften. Daher halte ich die Disney-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau für ein Schnäppchen, das man für seine Kinder oder Enkelkinder ins Depot legen kann.

Für unser spekulatives Portfolio würde ich die Position aufstocken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Disneyland Shanghai nur für wenige Tage eröffnet wird, sondern das sollte nun eine Weile für gute Schlagzeilen sorgen.


Morgan Stanley: Dividendenanhebung & Rückkaufprogramm stützen



Do, 30. Juni um 12:06 Uhr
Die US-Bankenaufsicht der Fed hat diese Woche ihren jährlichen Bankenstresstest durchgeführt. Die US-Banken haben mit Bravour bestanden und viele Banken haben direkt im Anschluss ihre Dividenden angehoben: Wells Fargo +20%, Goldman Sachs +25%, Bank of America +5%.

Morgan Stanley hat die Dividende um 11% angehoben und gleichzeitig ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 20 Mrd. USD aufgelegt. Bei einer Marktkapitalisierung von 136 Mrd. USD werden somit 15% aller ausstehenden Aktien zurück gekauft. Das ist gigantisch. Normalerweise umfassen Aktienrückkaufprogramm 2-3%, manchmal 5% und in sehr seltenen Fällen 10%.

Taten sprechen lauter als Worte. Das Rückkaufprogramm sowie die Dividendenerhöhung zeigen den Anlegern, dass Morgan Stanley ausreichend Cash besitzt, um diese Programme durchzuführen. Das hohe Rückkaufprogramm zeigt zudem, dass das Management im Rückkauf eigener Aktien eine bessere Verwendung der liquiden Mittel sieht als in der Ausschüttung einer Dividende. Mit anderen Worten: Das Management hält den eigenen Aktienkurs für günstig.

Morgan Stanley sticht in meinen Augen im Bankensektor derzeit positiv hervor. Seit der Übernahme des US-Onlinebrokers E-Trade hat man sich auf das Geschäft der Vermögensverwaltung konzentriert. Das traditionelle Bankgeschäft, Spareinlagen und Kredite, nimmt nur noch eine untergeordnete Rolle bei Morgan Stanley ein.

Derzeit gibt es zwei gegenläufige Trend im Bankensektor: Rezessionsangst und Zinshoffnung. Steigende Zinsen führen zu höheren Einnahmen bei Banken. Doch eine Rezession führt zu höheren Kreditausfällen bei Banken. Welche Entwicklung dominiert? Nun, da Morgan Stanley dem Kreditgeschäft nur noch eine untergeordnete Rolle zuweist, dürfte eigentlich die Zinshoffnung dominieren. Doch in einer Welt, in der nicht mehr 50%, sondern gefühlt 90% der Kursbewegungen einzelner Aktien durch Branchenentwicklungen bestimmt werden (Dank der ETFs), wird Morgan Stanley mit allen anderen Banken ausverkauft.

Auch hier muss ich leider sagen: Keine Ahnung, wie weit die Aktie noch nach unten geprügelt wird. Doch ich gehe davon aus, dass wir mit Morgan Stanley eine Aktie haben, die nach dem Ausverkauf überproportional zulegen kann. Wir bleiben also dabei.


BioNTech: US-Regierung kauft 100 Mio. Corona-Impfdosen



Do, 30. Juni um 17:47 Uhr
Heute früh wurde bekannt gegeben, dass die US-Regierung bei Pfizer / BioNTech 100 Mio. Impfdosen für die Impfkampagne im kommenden Herbst gekauft habe. Das Volumen, das sich Pfizer und BioNTech teilen, beträgt 3,1 Mrd. Euro. Zudem hat die US-Regierung eine Option über weitere 195 Mio. Impfdosen. Der Impfstoff werde ab Spätsommer ausgeliefert und solle auch gegen die Omikron-Variante schützen, so ein Sprecher von Pfizer.

Die Aktie von BioNTech ist heute gegen den Markttrend um 5,6% angesprungen, endlich mal. Vielleicht ist das ja eine Initialzündung :-)

Übrigens, soeben endeten der Monat Juni und somit auch das Q2. Für die Aktienmärkte war es das schlechteste Quartal seit der großen Finanzkrise im Jahr 2008, als Lehman Brothers pleite ging. Institutionelle Anleger haben die Eigenart, zum Quartalsende ihre größten Verlierer zu verkaufen, damit diese in der Liste des Fonds-Bestands nicht mehr als aktive Position erscheinen. Da wir ein sehr schlechtes Q2 an den Aktienmärkten hatten, ist es durchaus möglich, dass der Verkaufsdruck der vergangenen Tage durch solche Aktivitäten verstärkt wurde.

...denn es gibt ja schon positive Indizien: Die Rohstoffpreise steigen nicht mehr, einige fallen schon und in China wird der Lockdown gelockert. Der exorbitante Verkaufsdruck der vergangenen Tage stand in keinem Verhältnis zu den Meldungen. Wir werden morgen, spätestens nächste Woche sehen, ob an dieser Sichtweise was dran ist :-)


Wienerberger: Prognoseanhebung, Kaufen



Fr, 01. Juli um 09:15 Uhr
Heute früh hat Wienerberger eine Meldung ausgegeben, mit der die Unternehmensprognose für das laufende Jahr angehoben wird. Das zeichnete sich bereits Anfang Mai ab, damals hat das Unternehmen sein Aktienrückkaufprogramm von 3% des Grundkapitals auf 5,6% angehoben.

Nun wurde die Gewinnprognose (EBITDA) für das laufende Jahr von 750-770 Mio. Euro auf 835 Mio. Euro angehoben, ein Gewinnwachstum von 74%.

Das Unternehmen betont, dass die Probleme, erzeugt durch Lieferengpässe, Inflation und Unsicherheiten im ersten Halbjahr keine Spuren im Geschäft von Wienerberger hinterlassen hätten. Die außergewöhnlich starke Performance des Q1 habe sich in Q2 fortgesetzt.

CEO Heimo Scheuch geht von einer Normalisierung des Geschäftsbetriebs in der zweiten Jahreshälfte aus. Übersättigte Märkte, wie bspw. in den uSA, sehe er im Gebiet von Wienerberger nicht. Solide Bautätigkeit gepaart mit Modernisierungsbedarf der öffentlichen Infrastruktur (Wasserversorgungsnetze) verzeichnen eine anhaltend hohe Nachfrage. Da die Infrastruktur durch den Staat betrieben werde, dürfte die Nachfrage auch im Falle einer Rezession stabil sein.

Die Aktie ist bereits leicht angesprungen, der Kurs notiert mit +2,5% aktuell bei 21,08 EUR. Ich würde unsere Dividendenposition (aktuell 2,8% Portfolioanteil) heute voll machen und mit limitierten Aufträgen bis 21,50 EUR zukaufen. Bitte geben Sie nur limitierte Aufträge auf, damit wir den Kurs nicht unnötig hoch treiben.



06. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

DAX Call


Hallo Herr Heibel,

ich stehe bei dem Dax Call WKN: SH1MUW, ISIN: DE000SH1MUW5 im Verständnis noch ein wenig auf dem Schlauch 😉

Da ich das Instrument halte und auch ein wenig noch zugekauft habe (besseres averaging), wollte ich mich erkundigen, was passiert, wenn das Instrument zwar über dem Einkaufswert zu liegen käme, dh zB mit entsprechend (leichtem) Gewinn, aber der Dax dabei noch deutlich unter 15500 Punkten liegt.

Wäre dann der veräußerte Teil der Position quasi wertlos?

Vielen Dank! Beste Grüße, Fabian aus Traunstein

ANTWORT
Sie können Ihren Call jederzeit über die Börse zum Marktpreis verkaufen. Wenn der Call-Preis über ihren EK gestiegen ist, dann können Sie einen Gewinn realisieren.

Bitte beachten Sie, dass die Restlaufzeit bei Optionsscheinen einen großen Einfluss auf den Wert hat. Wenn die Restlaufzeit unter ein halbes Jahr sinkt, fällt der Kurs des Optionsscheins erfahrungsgemäß überproportional. Für eine Spekulation über diesen Sommer hinaus würde ich daher einen Call mit längerer Laufzeit aussuchen.

Militärische Auseinandersetzung Nato vs. Russland


Hallo Herr Heibel,

bitte beantworten Sie mir nur eine Frage: Ist es sinnvoll sich von seinen Aktien zu trennen, wenn man eine militärische Auseinandersetzung der Nato mit der Russland befürchtet?

Ich hoffe zwar, dass diese Situation nie eintritt- aber.
Mit freundlichen Grüßen, ihr treuer Kunde
Willi aus Karlsruhe

P.S.: Übrigens, den Weinkeller habe ich bereits soweit gelichtet, dass nach einem Besuch desselben, niemand mit der Polizei in Schwierigkeiten geraten wird.

ANTWORT
Es gibt immer einen Bullenmarkt und ich setze alles dran, ihn für Sie zu finden.

In der großen Finanzkrise 2007 bis 2009 war es eine gute Idee, „alles“ zu verkaufen. Ansonsten kann ich mich in meiner Börsenlaufbahn (seit 1988) an keinen Moment erinnern, an dem „alles verkaufen“ vorteilhaft gewesen wäre. Normalerweise verpassen Sie dann die Rallye, die am Ende der Baisse steht.

Wenn wir tatsächlich eine militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Nato haben, dann werden viele Aktien mMn tatsächlich noch deutlich weiter ausverkauft werden. Das Nato-Treffen dieser Woche weckt böse Erinnerungen an die Vorkriegszeit im vergangenen Jahrhundert, als alle Parteien aufrüsteten. Nur einmal gab es in den vergangenen Jahrzehnten ein Aufrüsten, dass durch die Entsorgung der Waffen endete. Das war 1985, als Ronald Reagan und Michael Gorbatschow einen Abrüstungsvertrag aushandelten. Alle anderen Aufrüstungsphasen endeten leider in Kriege, in denen die Waffen benutzt wurden.

Ich kann Ihre Befürchtung also durchaus nachvollziehen.

Zu meiner Überzeugung gehört, dass ich am Ball bleibe und unser Kapital entsprechend den geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in unterschiedliche Anlagebereiche steuere. Ich würde, wenn sich tatsächlich eine militärische Auseinandersetzung abzeichnen sollte, unsere Goldpositionen stärker gewichten. Ich würde dann auch darüber nachdenken, Rüstungsaktien ins Depot zu holen. Davon habe ich mich viele Jahre fern gehalten, weil ich mich mit diesem Thema nicht beschäftigen wollte. Doch die Zeiten haben sich leider geändert. Es wird auch Technologie- und vielleicht auch Versorgeraktien geben, die eine militärische Auseinandersetzung gut durchstehen würden.

Doch so weit ist es zum Glück noch nicht und derzeit setze ich darauf, dass die Politik Wege für eine friedliche Lösung finden wird.

P.S.: Schade, dass Sie Ihren Weinkeller gelichtet haben: Ein gut gefüllter Weinkeller wäre ebenfalls eine gute Investition für den Fall der Fälle :-).

Umicore


Hallo Herr Heibel,

können Sie bitte in einen Ihrer folgenden Heibel Ticker Plus einmal das belgische Unternehmen Umicore unter die Lupe nehmen. Ich bin stark in diesem Unternehmen investiert und hätte gerne mal eine Einschätzung von Ihnen, wie Sie das Unternehmen bewerten und die Zukunftsaussichten einschätzen.

Vielen Dank im Voraus. Beste Grüße, Jens aus Iserlohn

ANTWORT
Umicore erfüllt weder meine Kriterien für ein Wachstums- noch für ein Dividendenunternehmen. Es ist zwar günstig bewertet, aber weder Umsatz noch Gewinn wachsen nennenswert. Die Dividendenrendite ist mit 4% zwar attraktiv, im Jahr 2015 gab es jedoch einen Rückgang in der ausgeschütteten Dividende, daher qualifiziert sie sich auch nicht als Dividendenaktie.

Meine Kriterien sind nur ein grober Einstieg, um die unzähligen Kandidaten vorzuselektieren. Es kann natürlich bei einzelnen Unternehmen besondere Umstände geben, die man sich dann genauer anschauen muss. Zu Umicore liegen mir allerdings kaum Informationen vor, so dass es mir zu aufwendig ist, mir eine Meinung zu bilden. Tut mir leid.


Deutsche Pfandbriefbank


Guten Morgen,

Habe mir gerade die pbb Aktie angeschaut. Das wäre doch eine schöne Dividenden Aktie in diesen Zeiten, oder ?

Sieht für mich einigermaßen Safe aus

Mit besten Grüßen aus Köln, Alfons

ANTWORT
Die Deutsche Pfandbriefbank ist ein solider Immobilienfinanzierer mit stark schwankender Dividendenausschüttung. Als Dividendenkandidat sollte die Dividende aber konstant und stetig wachsend sein, das ist hier nicht der Fall. Das Spekulieren auf eine einmalig hohe Dividendenausschüttung, wie derzeit, ist dann aber genau das: Eine Spekulation. Da kann es schnell passieren, dass die Aktienkursentwicklung die hohe Dividende wieder zunichte macht. Aktuell dürfte die Aktie im Umfeld steigender Zinsen (und damit Finanzierungskosten für Immobilien) unter Druck bleiben.


Übernahme Deutsche Euroshop


Sehr geehrter Herr Heibel,

ich bin ein langjähriges Mitglied Ihres Börsenbriefes.
Ihre Schreiben lese ich mit Interesse, komme aber leider nicht immer dazu.

Nun habe ich eine Frage speziell an Sie: Ich besitze Deutsche EuroShop Aktien, einmal 181 Aktien gekauft vor dem Jahr 2008 zu einem Kaufpreis von ca. 25€ und 187 Aktien nach dem Jahr 2009 zu einem Kaufpreis von ca. 14€.

Bis jetzt habe ich die Aktie sehr geschätzt.
Nun liegt die Übernahmeofferte bei mir auf dem Tisch und ich bin ratlos. Wie soll ich diese Offerte einordnen und wie soll ich darauf reagieren. Diese Offerte gilt bis Anfang Juli.
Können Sie mir bitte raten, wie ich jetzt am besten vorgehe.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Thema auch andere Mitglieder des Börsenbriefes interessiert.

Viele Grüße Erika aus Leverkusen

ANTWORT
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben in einem chaotischen Marktumfeld eine Aktie, die aufgrund des Übernahmeangebots über Nacht um 45% angesprungen ist. Take the money and run ;-). Nehmen Sie das Geld und suchen Sie sich eine neue Aktie.

Für mich sieht es so aus, als werde die Übernahme erfolgreich durchgezogen. Wenn Sie das Angebot nicht annehmen, dann werden Sie zu einer kleinen Zahl von Aktionären gehören, für die man dann eine Lösung finden muss: Irgendwann werden Sie dann ausbezahlt. Das kann aber Monate, wenn nicht Jahre dauern und es ist nicht gesagt, dass der Auszahlungspreis dann höher liegt. In dieser Phase sind Sie dann jedoch handlungsunfähig, müssen also auf den Abschluss des Prozesses warten.

Also: Sie haben einen dicken Buchgewinn erzielt, realisieren Sie ihn und suchen Sie sich eine neue Aktie :-). Glückwunsch.


Schweizer Franken


Sehr geehrter Herr Heibel,

ich konnte bisher keine eindeutige Meinung recherchieren, ob es eine gute oder nicht so gute Idee ist, in der Schweiz ein Frankenkonto zu eröffnen - ggf. auch Aktien in Franken zu kaufen -, um der Inflation in Deutschland zu entkommen oder zumindest der Dezimierung des eigenen Vermögens etwas entgegenzusetzen. Falls Ihre Zeit und Geduld es zulässt, würde mich Ihre Meinung als Volkswirt sehr interessieren.

Herzliche Grüße, Hansjörg aus München

ANTWORT
Ja, das ist historisch betrachtet eine gute Idee. Auch in den vergangenen Jahren konnte man beobachten, dass der Schweizer Franken kontinuierlich gegenüber dem Euro zulegt.

Doch die Schweizer selbst sind darüber nicht glücklich. Ein starker Franken mitten in Europa erschwert den Export der eigenen Produkte. Die Wirtschaft leidet also unter dem starken Franken und wir dürfen abwarten, ob die Schweizer Nationalbank etwas dagegen unternehmen wird.

Sie kennen meine Meinung über die EZB-Chefin Christine Lagarde. Die Notenbankpolitik hat großen Einfluss auf den Wechselkurs und ich kann mir schwerlich vorstellen, dass die Schweizer eine noch inkompetentere Notenbankpolitik fahren. Ich werde mich mal näher mit dem Schweizer Franken beschäftigen und gegebenenfalls eine entsprechende Empfehlung ausarbeiten.

Ob Sie jedoch Aktien aus einem Franken- oder Euro-Depot kaufen, ob Sie das Depot in Deutschland oder der Schweiz führen, ist letztlich egal. Es unterscheidet sich lediglich der Ort, an dem der Wert Ihrer Position in die für Sie wichtige Währung, den Euro, umgerechnet wird.

John Deere & Aggraraktien


Moin, Herr Heibel!

Vielen Dank dafür, dass Sie meine Frage zu dem Aussuchen der Banken heute Live-Video mit behandelt haben. Meine im Chat gestellt Frage zum „Agrarsektor“ hätte ich wohl präziser formulieren müssen.

Mich Interessierte nicht der handeln mit Weizen, sondern die mit dem Sektor verbundenen Aktien wie Deere, Nutrien, Archer Daniels, Corteva, etc. Vielleicht haben Sie ja bei Gelegenheit mal die Zeit, sich damit zu befassen,

Herzliche Grüße Volker aus Vollersrode

ANTWORT
Landmaschinenanbieter John Deere wächst im Umsatz mit nur 3-4%. Die Dividendenrendite ist bei nur 1,5%. Damit qualifiziert sich Deere weder als Wachstums- noch als Dividendenunternehmen. Es wäre also höchstens eine Spekulation.

Als Spekulation gefällt mir Deere sehr gut. Ende Februar bis Mitte März sprang die Aktie von 350 auf 435 USD, +25%. Anleger waren fast euphorisch für das Unternehmen gestimmt, bis die Quartalszahlen von Deere zu einer Ernüchterung führten. Der Umsatz konnte nicht mit den Erwartungen der Analysten mithalten, lediglich der Gewinn sprang überproportional an. Lieferengpässe führten zwar zu hohen Verkaufspreisen, aber weniger Umsatz. Und auch im Ausblick gab sich Deere gewohnt konservativ und betonte die Risiken, die im Markt sind. Die Aktie wurde im Anschluss auf 300 USD ausverkauft, also sogar unter das Niveau von vor dem Kriegsausbruch.

Damit notiert die Aktie nun auf einem KGV von 13 bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 15% p.a. Das ist absolut günstig.

Nutrien ist noch günstiger bewertet, liefert jedoch Düngemittel, die ich als austauschbares Gut bezeichnen würde. Damit ist Nutrien nicht so gut positioniert.

Archer Daniels ist mit einem KGV 23e von 14 bei erwartetem Gewinnwachstum von 7% fair, aber nicht zu günstig bewertet.

Corteva, entstanden aus DuPont, liefert Saatgut und ist mit einem KGV von 22 bei 15% Gewinnwachstum fair bis günstig bewertet.

Am besten gefällt mir Deere :-).



07. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =22,9%WKN30.6.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
BVB Borussia DortmundETR:BVB3,56 €-1%-12%2,7%C -00
Goodyear Tire & RubberGT10,19 €-9%-32%2,2%C -0 -
PVA TeplaETR:TPE16,98 €-16%-37%2,0%A00 +
DisneyDIS90,92 €-2%-12%5,0%A -0 +
Morgan StanleyMS73,42 €-1%-9%2,7%A0 + +
Coterra EnergyCTRA24,95 €-3%-2%2,9%A0 + +
Anheuser Bush InBev1NBA52,25 €3%5%2,9%A0 + +
Sixt VZETR:SIX368,30 €0%0%2,6%A000










Wachstum (≈30%) =25,7%WKN30.6.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII34,01 €-6%-9%3,3%B00 +
MediosETR:ILM125,80 €-2%-15%7,5%B0 + +
FlatexETR:FTK9,17 €-9%-55%5,8%B + + +
BioNTechBNTX147,05 €19%-31%3,8%C +00
PaypalPYPL67,36 €-9%-49%5,4%C + + -










Dividende (≈30%) = 29,1%WKN30.6.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Deutsche PostETR:DPW35,95 €0%-36%2,9%C+ + -
BASFETR:BAS41,07 €-3%-34%4,5%C0 + -
Devon EnergyDVN51,57 €-2%8%5,9%A0 + +
WienerbergerETR:WIB20,94 €1%-14%6,2%A + - +
CEWEETR:CWC79,10 €-3%-15%3,2%A00 +
AllianzETR:ALV181,74 €0%-7%3,2%A0 + +
Snap-OnSNA188,90 €-1%-4%3,1%A0 + +










Absicherung (≈20%) =23,2%WKN30.6.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.489,00 €-1%8%9,8%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU80,00%-2%-10%6,8%B+ + +
BitcoinNuri18.729,23 €-5%-53%6,7%B+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

-2%-27%-1,0%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%22,9%882,5%
WachstumEnkelkinder30%25,7%556,0%
DividendeUrlaub30%29,1%576,0%
AbsicherungZins & Gold20%23,2%336,7%
Summe
100%101,0%2123100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung



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