Heibel-Ticker PLUS 22/35 - Vorstandsgespräche mit Drägerwerk, home24, Mountain Alliance, Pantaflix, Rock Tech Lithium & Mobotix

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02.09.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 35 (02.09.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp220904.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Es ist die Lerche, und nicht die Nachtigall...
02.So tickt die Börse: Vorstandsgespräche mit Drägerwerk, home24, Mountain Alliance, Pantaflix, Rock Tech Lithium & Mobotix
 - Export-Verbot für einzelne Nvidia-Chips
 - Mobotix
 - Rock Tech Lithium
 - Pantaflix
 - Mountain Alliance
 - home24
 - Drägerwerk
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Panik ermöglicht Bodenbildung bei Aktien, Gold und Öl
 - Interpretation
04.Ausblick: Weltuntergangsstimmung bis zu den Arbeitsmarktdaten
 - Einkaufsliste
05.Update beobachteter Werte: TJX Companies, Medios, Wheaton Precious Metals
 - TJX Companies: Restposten-Verramscher goldrichtig für Konjunkturabschwung
 - Medios: Anleger scheuen anorganisches Wachstum
 - Wheaton Precious Metals: Nachkaufen, gutes Chance/Risiko-Verhältnis
06.Übersicht HT-Portfolio
07.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
08.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Es ist die Lerche, und nicht die Nachtigall...



Liebe Börsenfreunde,

Nvidias Chips könnten vom chinesischen Mititär genutzt werden, daher hat die US-Behörde ein Ausfuhrverbot verhängt. Die gesamte Chipindustrie, in den vergangenen Monaten eigentlich bereits ausreichend gebeutelt, ging nochmals auf Tauchstation. Was dahinter steckt, erläutere ich in Kapitel 02.

Ebenfalls in Kapitel 02 gehe ich auf die Vorstandsgespräche ein, die ich im Rahmen des Hamburger Investorentags vor einer Woche führen konnte: Drägerwerk, home24, Mountain Alliance, Pantaflix, Rock Tech Lithium & Mobotix standen mir jeweils eine halbe Stunde Rede und Antwort. Meine Erkenntnisse aus den Gesprächen habe ich für Sie ausformuliert.

Übrigens: Auf LinkedIn habe ich nach jedem Gespräch ein kurzes Video mit meinen wichtigsten Erkenntnissen gepostet. Sie können die Videos hier abrufen.

Das Anlegersentiment würde ich als überaus konstruktiv bezeichnen: Panik bei gleichzeitigem Zukunftsoptimismus und guter Liquidität spricht für eine baldige Erholung an Aktien-, Gold- und Ölmarkt. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 03.

Im heutigen Ausblick habe ich nochmals alle Weltuntergangsszenarien aufgeführt, damit Sie zumindest alles mal gehört haben. Es gibt viele Gründe und noch mehr Beweise dafür, warum die Aktienmärkte jetzt eigentlich auf Null fallen müssten, oder? Naja, zumindest fühlt sich das manchmal so an. Doch die Nacht ist am dunkelsten kurz vor dem Morgengrauen. Vielleicht waren die heutigen US-Arbeitsmarktdaten das Zwitschern der Lerche. In Kapitel 04 gehe ich näher darauf ein und erweitere meine Einkaufsliste, in der ich Wunschkandidaten für diesen Ausverkauf aufliste.

Zwei Käufe haben wir diese Woche bereits getätigt, wie Sie den Updates in Kapitel 05 entnehmen können. Zudem befindet sich wie immer eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio in Kapitel 06.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Vorstandsgespräche mit Drägerwerk, home24, Mountain Alliance, Pantaflix, Rock Tech Lithium & Mobotix



Aus den Gesprächen mit den Vorständen habe ich eine Menge interessanter Informationen gezogen, die uns für die kommenden Monate einen guten Anhaltspunkt dafür geben, was wir wirtschaftlich und vielleicht auch am Finanzmarkt zu erwarten haben. Vorab eine kurze Einordnung der Vorgänge in der Chipindustrie:

Export-Verbot für einzelne Nvidia-Chips



chips Gestern hat die US-Administration bekannt gegeben, dass zwei Graphikchips von Nvidia mit besonders leistungsstarken Kapazitäten bei künstlicher Intelligenz nicht mehr nach China verkauft werden dürfen. Die High-End Chips könnten vom chinesischen Militär genutzt werden, so die Begründung. Nvidia macht mit diesen Chips 400 Mio. USD Umsatz in China. Insgesamt setzt Nvidia dieses Jahr ca. 7 Mrd. USD um. Es stehen also 6% des Umsatzes im Risiko.

Die Aktie von Nvidia gab gestern 8% ab, im Kielwasser dieser Entscheidung verloren auch AMD, Intel und Qualcomm jeweils rund 2%. PVA TePla gab 3% ab. Zu Recht, wie ich leider zugeben muss.

Die Entscheidung kommt für viele völlig überraschend. Natürlich wissen wir schon lange, dass die USA und China einen heftigen Wirtschaftskrieg führen. Und gerade die Chipindustrie ist im Fokus, schauen Sie sich mal die Situation um Taiwan an. Doch die aktuelle Entscheidung zeigt, wie restriktiv die USA inzwischen bereit sind vorzugehen. Das überrascht und verunsichert Wettbewerber, deren Chips gegebenenfalls auch ins Visier der Behörden geraten könnten.

Wir müssen abwarten, was weiter passieren wird. Dieser Schritt ist - wenn auch auf negative Weise - eine Bestätigung dafür, dass Nvidia die Nase vorn hat bei der Entwicklung von High-End Graphikchips. Gegen den Verkauf von zweitklassigen Chips an China hat die US-Behörde nichts, man kann dadurch seinen Vorsprung bewahren. So ist nachvollziehbar, dass gerade Nvidia als Erstes ins Visier geraten ist.

Zu allem Unglück kommt das zu einem Zeitpunkt, zu dem Nvidia ohnehin schon mit heftigen Verschiebungen im Markt zu kämpfen hat: Die Nachfrage seitens der Home-Gamer (Spielecomputer) ist nach der Corona-Pandemie stark zurück gegangen. Auch die Nachfrage nach Heim-PCs, um einen Heimarbeitsplatz auszustatten, ist stark rückläufig. Und auch das Krypto-Mining, für das sich die Nvidia-Chips besonders gut eignen, ist aufgrund des Krypto-Winters derzeit sehr schwach. Bevor die Chips der nächsten Generation auf den Markt gebracht werden können, muss Nvidia zunächst noch dafür sorgen, dass die im Vertriebskanal befindlichen, auf Lager liegenden Graphikchips für diesen Bereich an den Mann gebracht werden.

Im November letzten Jahres notierte die Aktie von Nvidia noch knapp unter 300 Euro, inzwischen ist sie auf 140 Euro gestürzt. Noch immer steht das Kurs/Umsatz-Verhältnis bei abenteuerlichen 12, aufgrund der hohen Gewinnmarge steht das KGV 23e jedoch nur noch bei 25. Wachstumstitel sind vor dem Hintergrund des inflationären Drucks unbeliebt, daher ist die Aktie zum Spielball der Skeptiker geworden. Langfristig jedoch halte ich die Aktie inzwischen für günstig.

Nvidia hat drei Möglichkeiten, auf das Exportverbot zu reagieren.

1. Entweder die entsprechenden Chips werden für den chinesischen Markt modifiziert. So etwas hat Nvidia im Jahr 2017 schon mal erfolgreich gemacht, als Krypto-Miner sämtliche High-End Chips aufkauften und somit der Markt der High-End Spielecomputer nicht mehr bedient werden konnte. Es wurden zwei Versionen des Chips entwickelt, die für die unterschiedlichen Bedürfnisse der beiden konkurrierenden Anwendungen optimiert waren.

2. Alternativ könnte Nvidia seine chinesischen Kunden überzeugen, andere (alte) Chips anstelle der neuesten zu kaufen, die hoffentlich gut genug sind.

3. Schließlich könnte Nvidia auch mit den Behörden und den chinesischen Kunden zusammen arbeiten, um sicherzustellen, dass die von den chinesischen Kunden gekauften Chips nicht für militärische Anwendungen verwendet werden.

Keine der drei Möglichkeiten ist einfach umzusetzen. Die Vorgänge zeigen, dass derzeit im Chipsektor viel Gegenwind herrscht. Das zieht sich seit einigen Monaten schon durch sämtliche Chip-Bereiche: Der Smartphone-Absatz stockt, PCs und Spielecomputer werden seit Auslaufen der Pandemie nicht mehr so stark nachgefragt, die Digitalisierung der Wirtschaft stockt nun ebenfalls, wie wir dem Quartalsbericht von Adobe entnehmen konnten, weil Kunden vor der drohenden Rezession nun zögerlicher investieren. Auch Salesforce bläst in das gleiche Horn, die Produktzyklen werden durch die Kundenzurückhaltung länger, der Umsatz streckt sich über längere Zeiträume, das Wachstum verlangsamt sich.

Nun hat selbst Marvell, das vorwiegend Chips für Cloud-Rechenzentren liefert, von Lieferproblemen berichtet und seither werden sämtliche Cloud-Aktien, inklusive Alphabet, Microsoft und Amazon, ausverkauft, obwohl das Problem auf der Angebotsseite bestand, nicht bei der Nachfrage.

Der letzte gesunde Tech-Bereich ist im Sicherheitsbereich. Security-Aktien haben herausragende Zahlen vermeldet, dennoch konnten deren Aktien nicht zulegen. Die Besten trifft es immer zuletzt.

In meinen Augen spricht vieles dafür, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Doch ob wir bereits den Boden gesehen haben, oder ob zuvor noch weitere Ausverkaufswellen durchgestanden werden müssen, kann ich nicht einschätzen.


Nun aber zu den weiteren Vorstandsgesprächen, die ich vergangene Woche Mittwoch und Donnerstag im Rahmen des Hamburger Investorentags führen konnte.

Mobotix



Lausten
Abbildung 1: links nach rechts: Heibel, CFO Klaus Kiener, CEO Thomas Lausten, Mobotix

CEO Thomas Lausten und CFO Klaus Kiener konnten mir die Problematik der Chip-Knappheit anschaulich erläutern. Mobotix bietet Kamerasysteme im High-End Bereich an: Indoor, Outdoor sowie Thermal, also Wärmekameras. Das Besondere an den Kameras von Mobotix: Die Bilderkennungslogik ist in der Kamera abgelegt, so dass dieses System auch funktioniert, wenn keine Verbindung zum Internet besteht. Mit diesem besonderen Sicherheitsmerkmal kann sich Mobotix von den Anbietern günstiger Kamerasysteme abheben.

Natürlich hatte auch Mobotix in den vergangenen Monaten Probleme, alle erforderlichen Teile für ihre Kamera zu bekommen. Da Mobotix "intelligente" Chips in den Kameras verwendet, stellte ich die Frage, wie es zu Verfügbarkeitsproblemen kommen konnte, denn meines Wissens hatten sich Chiphersteller auf die Produktion der intelligenten Chips konzentriert, weil dort die Gewinnmarge größer ist.

CEO Lausten erklärte mir, dass weniger die intelligenten Chips von Xilinx, die Mobotix verwendet, das Problem darstellten, als vielmehr beispielsweise Kleinteile von Texas Instruments: Kondensatoren und andere Cent-Produkte. Im vergangenen Herbst setzte Texas Instruments die Belieferung plötzlich aus.

Um die fehlenden Teile zu ersetzen, musste Mobotix auf andere Hersteller zugehen. Doch damit war es nicht getan: Die neuen Kleinteile mussten in die Architektur der Platine der Kamera eingearbeitet werden. Das beginnt mit den unterschiedlichen Maßen, geht über die Betriebssoftware, die ursprünglich für andere Kondensatoren geschrieben wurde, und zieht sich durch bis zur Produktion der Platine, die entsprechend auf die neuen Kleinteile angepasst werden muss.

Ab Herbst sollen die Lieferengpässe für Mobotix behoben sein, so CEO Lausten. Gleichzeitig gibt er einen Einblick in seine Marktbeobachtung: In den kommenden 12 Monaten werde es auf dem globalen Chipmarkt weiterhin an einzelnen Stellen Knappheit geben.

Durch die erforderlichen Anpassungen war die Produktion von Mobotix nicht voll ausgelastet, die Kosten sprangen an und so wurden trotz gesunder Nachfrage im Jahr 2021 Verluste eingefahren. Seit November letzten Jahres ist die Aktie von 8 Euro auf nunmehr 3,65 Euro gerutscht. 62 Mio. Euro Jahresumsatz werden mit 48 Mio. Euro Marktkapitalisierung bewertet.

Großaktionär bei Mobotix ist Konica Minolta aus Japan mit zwei Drittel Anteil am Unternehmen. Über den Vertriebskanal der Japaner verspricht sich das Management eine ausreichende Nachfrage nach den Produkten von Mobotix. Doch das Unternehmen stellt um vom Verkauf der Kameras als einzelne Produkte auf den Verkauf von Systemen inklusive Cloud-Lösungen.

So gibt es die digitale Erkennung von Brandherden für Förster, die Nummernschilderkennung für die Polizei, Systeme für die Grenzsicherung (Wärmebildkamera) und auch mobile Überwachungskameras für die Polizei.

Mobotix besticht in meinen Augen durch den hohen Qualitätsanspruch. Allerdings übernehmen immer mehr die günstigen Wettbewerber viele Aufgaben, wo die hohen Ansprüche eben nicht notwendig sind. Mobotix versucht nun, die eigene Lösung für den Massenmarkt anzupassen. Das ist spannend und interessant, allerdings würde ich als Investor erst abwarten, bis sich Erfolge einstellen. Aktuell ist mir ein Investment in Mobotix noch mit zu vielen Ungewissheiten verbunden.

Rock Tech Lithium



Harbecke
Abbildung 2: links Heibel,. recht Gründer Dirk Harbecke, Rock Tech Lithium

Vorstand Dirk Harbecke habe ich bereits vor einem Jahr auf dem Hamburger Investorentag kennen gelernt. Damals klang sein Vorhaben, Europas erste Lithiumhydroxidfabrik zu bauen, abenteuerlich. Seit Jahrzehnten wurde in Deutschland kein solches Werk mehr gebaut. Überhaupt werden in Deutschland seit Jahrzehnten keine neuen Fabriken mehr gebaut. Ein solches Vorhaben ist also durchaus anspruchsvoll, denn es gibt keine Blaupause, sondern lediglich einen Wust von Vorschriften, die in den vergangenen Jahrzehnten den Neubau jeglicher Raffinerien und Konverter verhinderten.

Vor einem Jahr hatte ich mir eifrig Notizen gemacht. Letzte Woche konnte ich nun abgleichen, ob Dirk Harbecke seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Ich bin überrascht, wie stringent das Projekt voranschreitet. Harbecke erzählt, er habe mit der Stadt Guben (Brandenburg) eine Vereinbarung für den Bau des Lithium Konverters abgeschlossen. In Ratingen sitzen 60 Ingenieure, die an den Genehmigungen arbeiten. Weitere 200 externe Fachleute arbeiten ebenfalls an dem Projekt.

Im Oktober startet der Bau und Ende 2024 soll die Produktion anlaufen. 500 Mio. Euro wird das Projekt kosten, die Finanzierung wird schrittweise gesichert, je nach Projektfortschritt. Inzwischen haben ThyssenKrupp sowie Mercedes feste Abnahmevereinbarungen mit Rock Tech Lithium abgeschlossen. Mercedes spricht von einer strategischen Partnerschaft.

Kein Wunder, denn Lithium ist der Engpass bei der Batterieherstellung. Wenn die europäischen Autobauer ihre Fahrzeugflotte auf E-Autos umstellen wollen, brauchen sie sehr viel Lithium. Und vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Verwerfungen ist es nachvollziehbar, dass man möglichst zu Hause auf Lithiumproduzenten bauen möchte.

Harbeckes Projekt trifft also auf einen Markt, der ihm fast jede Produktionsmenge aus der Hand reißt. Der für das Projekt kritische Faktor sind laut Harbecke die Ingenieure, die sich um die Zulassungen kümmern. Da seit Jahrzehnten kein solches Projekt mehr umgesetzt wurde, muss dieser Prozess von der Pike auf neu erlernt werden.

Ein weiterer Produktionsstandort wird derzeit in Kanada entwickelt. Bis 2030 möchte Dirk Harbecke insgesamt 5 Konverter bauen, vier davon in Europa. Als dritter Standort wird derzeit Rumänien diskutiert.

Sehr spannend. Mit aktuell einer Marktkapitalisierung von 183 Mio. Euro ist es schwer, das Unternehmen zu bewerten. Gelingt es, wird das Unternehmen zu einem wesentlichen Zulieferer der Automobilindustrie aufsteigen. Die Aktie würde sich vervielfachen. Doch wie so häufig bei hohen Gewinnchancen ist das Risiko ebenfalls groß: Niemand kann mit Gewissheit vorhersagen, ob sämtliche Zulassungen erteilt werden und ob die Fabrik am Ende auch so funktioniert wie beabsichtigt. Die Kostenplanung ist also schlüssig, aber mit vielen Risiken behaftet.

In jedem Fall lohnt es sich, das Unternehmen im Auge zu behalten.

Pantaflix



Paalzow
Abbildung 3: links: Nico Paalzow CEO Pantaflix, Mitte: Stephanie Schettler-Köhler, Rechts: icke

Matthias Schweighöfer hält gemeinsam mit weiteren Partnern über die Beteiligungsgesellschaft BlackMars Capital die Hälfte der Aktien des Medienunternehmens Pantaflix. Einen großen Erfolg feierte Pantaflix kürzlich mit dem für Netflix produzierten Film Army of Thieves, ein Prequel zum Zombie-Film Army of the Dead. Der Film wurde wurde in über 90 Ländern ausgestrahlt und sprang über Nacht an die Spitze der Netflix-Hitliste. Ein Erfolg, den Pantaflix sich schwer erarbeitet hat: Die Anforderungen an die Produktion seitens Netflix seien bei einem so internationalen Film ungleich komplexer als bei den bisherigen Produktionen des Filmstudios, so CEO Nico Paalzow.

So ist die Gewinnmarge nicht sonderlich groß, wenn überhaupt ein Gewinn abfällt: Für die Geschäftsentwicklung stellt COO Stephanie Schettler-Köhler die Online-Plattform ihres Hauses in den Vordergrund. Einst entwickelt für Expats wird die Plattform nun von Kunden wie Weltbild.de genutzt, um den Kunden, die keine DVDs mehr kaufen, das Streamen zu ermöglichen. Die Plattform ist also u. a. eine White-Label Lösung für kleinere Streaming-Dienste.

Mit einer Marktkapitalisierung von nur 20 Mio. Euro und mehr als 50% in der Hand von Black Mars und den PANTAFLIX-Gründungsgesellschaftern Marco Beckmann, Dan Maag und Matthias Schweighöfer und weiteren 20% in der Hand des Managements gibt es nicht mehr viele Aktien, die frei gehandelt werden. Daher ist diese Aktie nichts für uns.

Mountain Alliance



Wild
Abbildung 4: Links: Daniel Wild, Vorstand & Gründer Mountain Alliance, rechts: icke

Eine weitere sehr kleine Firma, die für unser Heibel-Ticker Portfolio daher leider nicht in Frage kommt, ist die Beteiligungsgesellschaft von Daniel Wild. Der Unternehmensgründer hat ein attraktives Portfolio von rund 20 Beteiligungen zusammen gestellt, die in den Bereichen Gesundheit, Arbeit, Leben und Infrastruktur unterwegs sind. Alle Beteiligungen sind profitabel oder kurz vor dem Break Even.

Ich konnte mit Daniel Wild über einige Beteiligungen sprechen. Im Bereich der Arbeitssoftware als Business-to-Business (B2B) und Software-as-a-Service (SaaS) stellte er mir die folgenden Unternehmen vor: MovingImage bietet das Streamen von Live-Events an. Exasol bietet eine relationale Datenbank im Arbeitsspeicher an, mit der Datenanalysen in Echtzeit erstellt werden können. Mixxt bietet mit dem Produkt Tixxt eine Kollaborationssoftware für Vereine und Organisationen an. Customer Alliance erstellt Hotelsoftware.

Im Bereich des B2C sprachen wir über AlphaPet, ein Anbieter von Tiernahrung mit 80% Eigenmarken, daher schon jetzt sehr profitabel. Lingoda ist eine Lernplattform, die das 1-zu-1 Lernen ermöglicht, aber auch Kleingruppen unterstützt.

Start-Ups führen regelmäßig Finanzierungsrunden durch, zu denen sie neu bewertet werden. Nimmt man die aktuellen Bewertungen der Beteiligungen von Mountain Alliance, ergibt sich ein Net-AssetValue (NAV) von 7,34 Euro je Aktie. Die Aktie notiert aktuell jedoch bei 4 Euro, also deutlich unter dem Wert der Summe aller Teile. Wie kommt das?

Nun, die Beteiligungen von Mountain Alliance sind nicht liquide, lassen sich also nicht so einfach verkaufen. Start-Ups benötigen Zeit bis zur Marktreife und einem eventuellen Börsengang oder einer Übernahme. In dieser Phase ist es schwer, Anteile an andere Investoren zu verkaufen. Daher ist ein Abschlag nachvollziehbar.

Fraglich ist, wie hoch dieser Abschlag sein muss. Und spannend ist natürlich die Frage, wie viele der Beteiligungen tatsächlich erfolgreich sein werden. Im Gespräch mit Daniel Wild habe ich den Eindruck erhalten, dass er sein Handwerk versteht. Natürlich kann er nicht garantieren, dass jede Beteiligung erfolgreich wird. Doch er achtet stark auf die Profitabilität, auf die Bilanz und die verfügbaren Barmittel seiner Beteiligungen, so dass ich ihm zutraue, mit seiner Auswahl ein gutes Händchen zu haben.

Spannend fand ich seine Aussage, dass er sich eigentlich noch einen heftigen Crash am Aktien- und Kryptomarkt ... wünscht? Naja, nicht direkt, aber er würde stark davon profitieren, wenn der Finanzmarkt nochmals in turbulente Zeiten gerät, weil er dann neue Beteiligungen günstig aufschnappen könnte.

home24



Steinhaeuser
Abbildung 5: Links: Heibel, rechts: Philipp Steinhäuser, CFO Home24

Im Gespräch mit CFO Philipp Steinhäuser lernte ich, dass der Corona-Effekt im Online-Handel derzeit wieder egalisiert wird. Für home24 bedeutet dies, dass die Nachfrage durch Corona nicht etwa eine Wachstumsbeschleunigung bedeutete, sondern eine Sonderkonjunktur, so etwas wie ein Einmaleffekt, der sich jedoch nicht wiederholt.

Während der Corona-Pandemie wurden drei mögliche Szenarien für Online-Händler diskutiert: Entweder die Wachstumsbeschleunigung hievt den Umsatz auf ein neues Niveau, von dem aus dann mit den alten Wachstumsraten weiter gewachsen wird. Der Corona-Umsatz wäre dann so etwas wie ein Wachstumsbeschleuniger. Oder aber die Wachstumsbeschleunigung ist vorübergehend und der Umsatz entwickelt sich anschließend wieder auf die ursprüngliche Wachstumslinie zurück. Der Corona-Umsatz wäre dann eine willkommene Sondereinnahme, wenngleich auch nur einmalig. Das dritte Szenario war das düsterste: Man sprach von einem Vorholeffekt. Der Umsatz, der in der Corona-Pandemie gemacht wurde, war dieser Befürchtung zufolge vorgeholt und würde nach der Pandemie zu einem ähnlichen Effekt in die andere Richtung führen, also zu einer Kaufzurückhaltung, weil die Kunden bereits ihren Bedarf für die kommenden Jahre während der Pandemie gedeckt haben.

Glücklicherweise ist es nicht zum dritten Szenario gekommen, sondern nur zum zweiten. Doch das reicht, um die Aktie in den Keller zu prügeln, denn zwischenzeitlich notierte die Aktie auf einem Niveau, das nur durch das erste Szenario gerechtfertigt worden wäre. Seit Anfang 2021 ist die Aktie von Home24 von 25 Euro auf inzwischen nur noch 2,90 Euro eingebrochen. Auf absehbare Zeit wird Home24 keinen Gewinn abwerfen, daher ist die Aktie vor dem Hintergrund des Inflationsdrucks derzeit völlig unbeliebt.

Dabei hat das Unternehmen wichtige Schritte unternommen, um sich besser aufzustellen: Eigenmarken machen derzeit ca. 20% der Artikelanzahl aus, erwirtschaften aber 50% des Umsatzes und tragen die höchsten Margen. Das Geschäft mit Kleinartikeln von Drittanbietern ist ein durchlaufender Posten mit geringen Margen, die Artikelanzahl macht 80% aus, der Umsatz damit jedoch nur 50%.

Das führt dazu, dass die Lagerhaltungskosten vergleichsweise gering sind. Ich habe CFO Steinhäuser auf die Problematik des Bullwhip-Effekts angesprochen: Inflationäre Zeiten führen abwechselnd zu leeren Lagern, Preiserhöhungen und Vergrößerung der Lagerhaltung, was wiederum zu überfüllten Lagern und Preissenkungen führt. Konsumenten reagieren schneller auf Preisänderungen, als Einzelhändler ihr Angebot anpassen können.

Da Home24 jedoch nur einen geringen Anteil von teuren Produkten hat, lassen sich diese im Zweifel auch mal länger lagern, bis sich das Preisniveau wieder erholt hat. Die Artikel von Drittanbietern sind durchlaufende Posten, die schnell genug umgeschlagen werden, um in diesem Bereich auf entsprechende Nachfrageschwankungen gut reagieren zu können.

Auf den Inflationsdruck reagiert Home24 laut CFO Steinhäuser mit eigenen Logistikprojekten. So werden inzwischen 50% der Artikel durch Home24 selbst ausgeliefert. Auch die Marketingaufwendungen lassen sich sehr kurzfristig gut steuern.

Eines gab Steinhäuser jedoch zu: Die Modelle der künstlichen Intelligenz (AI), mit denen Home24 Prognosen für die Nachfrage nach einzelnen Produkten erstellt, lassen an Genauigkeit zu wünschen übrig, wenn die Märkte volatil sind.

Für mich hört sich das alles recht gut an. Doch aktuell ist nicht in Sicht, wann Home24 profitabel wird. Die Wachstumsraten von 7-8%, später auch wieder 15-20% im Wert der umgeschlagenen Waren machen Home24 zwar zu einem Wachstumsunternehmen. Doch derzeit suchen Anleger nicht nach Wachstum um jeden Preis, sondern vorzugsweise nach profitablem Wachstum, wenn das dann auch etwas geringer ausfallen mag.

Drägerwerk



Lescow
Abbildung 6: Links: Gert-Hartwig Lescow, CFO Drägerwerk, rechts: icke

Sicherheit und Verlässlichkeit wird groß geschrieben bei Dräger. Kein Wunder, denn zwei Drittel des Umsatzes wird mit Geräten für die Intensivmedizin gemacht. Sie erinnern sich sicherlich an die 10.000 Beatmungsgeräte von Dräger, die von der Bundesregierung während der Corona-Pandemie bestellt wurden. Abgenommen wurden letztlich nur wenige Tausend, die Bundesregierung trat später von der Bestellung zurück und ermöglichte es Dräger somit, die dringend benötigten Beatmungsgeräte in andere Teile der Welt zu liefern.

Das verbleibende Drittel Umsatz wird mit Sicherheitstechnik für die Feuerwehr, für die Öl- und Gas-Industrie, die Chemie und den Rohstoffsektor erwirtschaftet.

Im Gespräch mit CFO Gert-Hartwig Lescow erfuhr ich, dass die Auftragsentwicklung im Konzern sehr erfreulich ist. Es gebe keinen Überhang an Beatmungsgeräten im Markt, so Lescow. Der Corona-Push war für Drägerwerk also ein willkommener Sondereffekt.

Allerdings kann Dräger die Nachfrage derzeit kaum bedienen, da wichtige Vorprodukte fehlen. Wir kennen die Thematik der abgerissenen Lieferketten und knappen Komponenten. Dadurch gebe es inzwischen mehr Vorprodukte auf Lager, mangels fehlender Bauteile können aber viele Produkte nicht fertig gestellt werden, es kommt zu Leerständen in der Fertigung und letztlich auch zu Umsatzverschiebungen in die Zukunft.

Für das zweite Halbjahr erwartet CFO Lescow eine Entspannung dieser Situation, die Staus würden sich langsam auflösen. Allerdings werde man nur den unteren Bereich der ausgegebenen Unternehmensprognose erreichen.

Ich fragte Lescow nach der Möglichkeit, die inflationären Kosten an den Kunden weiterzureichen. Tesco erklärte mir, dass die Kunden von Drägerwerk häufig Einkaufsgemeinschaften seien, wie bspw. in den USA die dortigen Krankenkassen. Mit denen bestünden langfristige Vereinbarungen, so dass sich Preisänderungen nur sehr langsam umsetzen lassen. Sprich: In der Zwischenzeit trägt Drägerwerk die höheren Produktionskosten zu Lasten der Gewinnmarge.

Ich fragte auch nach der Möglichkeit, fehlende Teile bei anderen Lieferanten zu beziehen. Wir kennen die Problematik von Mobotix (siehe oben). Auch bei den Produkten von Drägerwerk ziehen veränderte Bauteile Designänderungen nach sich, die, insbesondere aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen inklusive der jeweiligen Zulassung der Produkte auf den verschiedenen Märkten, sehr aufwendig sind. Stattdessen würde dann lieber das Working Capital hochgefahren, zu deutsch: Es werden mehr Vorprodukte auf Lager gelegt.

3,3 Mrd. Euro Umsatz werden mit 404 Mio. Euro Marktkapitalisierung bewertet. Weitere 550 Mio. Euro an Verbindlichkeiten führen zu einem Enterprise Value von 954 Mio. Euro. Im Verhältnis zum Umsatz ist das sehr wenig und deutet auf eine sehr geringe Gewinnmarge. Obwohl lang laufende Verträge eine gute Planungssicherheit geben, schafft es das Unternehmen nicht, eine attraktive Gewinnmarge zu realisieren.

Immerhin wird die Gewinnverwendung optimiert: Das Unternehmen hatte mal Genussscheine ausgegeben, die zu einer besonders hohen Gewinnbeteiligung in Abhängigkeit der Dividende berechtigten. Diese Genussscheine verhinderten eine attraktive Dividende. Doch zum Jahreswechsel wird die letzte Tranche dieser Genussscheine durch Drägerwerk zurück gekauft. CFO Lescow erwartet eine "Gewinnverdichtung" (ich glaube, er meint damit Gewinnanstieg je Aktie) von 30%. Dies soll auch an die Aktionäre weitergegeben werden. Schon für das Jahr 2023 erwarten Analysten daher einen Sprung der Dividende von 25 auf 92 Cent je Aktie, was jedoch noch immer einer Dividendenrendite von nur 2% entspricht.

Mit Siemens und General Electric misst sich Drägerwerk mit großen Wettbewerbern. Der Preisdruck ist offensichtlich sehr groß und ich beobachte bereits seit vielen Jahren, dass die Gewinnmarge bei Drägerwerk nicht wirklich attraktiv ist: Vor Corona betrug sie 2,4%, während der Pandemie sprang sie auf 11,6% und 8,2%, doch im laufenden Jahr ist sie sogar ins Minus gerutscht (1. HJ -8,6%). Preiserhöhungen lassen sich nur langsam durchsetzen. In Sachen Kosteneinsparungen ist das Unternehmen offensichtlich zugunsten der Vertragstreue und hohen Qualitätsstandards sehr zurückhaltend.

Auf der Intensivstation würde ich mich also sofort den Geräten von Drägerwerk anvertrauen. Als Anleger schaue ich mich jedoch nach lukrativeren Aktien um.


Schauen wir uns mal an, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES1.9.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones31.734 -3,5%-12,7%
DAX12.972 -0,1%-18,3%
Nikkei27.651 -3,5%-4,0%
Shanghai A 3.339 -1,5%-12,5%
Euro/US-Dollar1,000,2%-11,6%
Euro/Yen140,532,4%7,5%
10-Jahres-US-Anleihe3,23%0,201,72
Umlaufrendite Dt1,47%0,241,75
Feinunze Gold$1.714 -1,5%-6,1%
Fass Brent Öl$94,02 -5,3%19,3%
Kupfer$7.592 -8,5%-21,6%
Baltic Dry Shipping$1.002 -10,8%-54,8%
Bitcoin$20.339 -2,1%-56,7%








03. Sentiment: Panik ermöglicht Bodenbildung bei Aktien, Gold und Öl



stimmungsumfrage Die Ankündigung des US-Notenbankchefs Jay Powell, die Inflation zu bekämpfen "whatever it takes", also selbst zulasten einer emporschnellenden Arbeitslosigkeit und auch zu Lasten einer Rezession, hat die Sommerrallye beendet und die Aktienmärkte weltweit zurück in einen Bärenmarkt geschickt. Schauen wir uns mal die aktuelle Stimmung an den Märkten an.

Wie immer vorab der Hinweis, dass wir nur vorläufige Ergebnisse vorliegen haben. Die Umfrage läuft noch bis Samstag Abend und die Aussage kann sich daher noch ändern.

Aktuell sieht es ziemlich düster aus: Das Anlegersentiment ist von -4,1 in der Vorwoche auf -6,7 gefallen und hat damit schon wieder Extremwerte erreicht, die für eine Bodenbildung erforderlich sind.

Auch die Selbstgefälligkeit der Anleger ist von -3,7 auf -6,0 abgerutscht und zeigt die starke Verunsicherung. In den kommenden September-Wochen wird sich entscheiden, ob das Julitief bei 12.400 Punkten im DAX hält, oder aber ob wir noch ganz andere Levels besuchen werden. Die Meinungen gehen derzeit weit auseinander.

Doch es gibt Hoffnung: Die Zukunftserwartung ist mit +0,8 leicht positiv, eine Seltenheit im Jahr 2022. Und auch die Investitionsbereitschaft zeigt mit einem Wert von 1,7 an, dass Anleger das aktuelle Kursniveau attraktiv finden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 0,0 angestiegen, die starke Absicherungsneigung der Vorwochen ist damit beendet. Privatanleger haben sich zum Ende der Sommerrallye hin abgesichert und lösen ihre Absicherungen nun in den erneuten Ausverkauf hinein wieder auf.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, verhalten sich derzeit neutral. Das Put/Call-Verhältnis der Eurex steht bei 1,4, was dem Durchschnitt der vergangenen Monate entspricht.

Ganz anders sieht es in den USA aus. Dort steht das Put/Call-Verhältnis der CBOE bei 0,78 und zeigt eine starke Absicherungsneigung der US-Anleger.

US-Fondsanleger sind ähnlich defensiv, die Investitionsquote wurde auf 33% reduziert. Wenngleich die niedrige Investitionsquote im Jahr 2022 keine Seltenheit ist, so sind Fondsmanager historisch betrachtet jedoch meist mit 60-80% investiert.

US-Privatanleger haben ein Bulle/Bär-Verhältnis von -28%. Über die Hälfte der US-Privatanleger sind pessimistisch gestimmt, nur 22% sind optimistisch.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert bei 44% und zeigt erst eine leichte Angst an. Da ist wohl noch Luft nach unten.

Interpretation



stimmung_negativ Zumindest in Deutschland spricht einiges dafür, dass wir dem Boden nah sind. Immerhin hat der DAX im laufenden Jahr bereits 19% Federn gelassen, der Dow Jones nur 13%. Die drohende Energiekrise war wohl einer der belastenden Faktoren für den DAX. Doch seit einigen Tagen verkündet unsere Regierung, dass die Gasspeicher voll genug seien, um den Winter durchzustehen. Man werde ab sofort kein Gas mehr "zu jedem Preis" einkaufen.

Seit dieser Aussage ist der Gaspreis in Europa (Amsterdam) um 30% zurück gekommen. Vieles spricht dafür, dass wir die vorläufigen Höchstkurse hinter uns haben, waren zuletzt doch viele Spekulanten am Gasmarkt unterwegs. Es wäre also nicht überraschend, wenn die Auflösung der spekulativen Positionen in den kommenden Wochen eine starke Korrektur am Gasmarkt herbei führt, was sich positiv auf die Stimmung der Wirtschaft auswirken dürfte.

Mut macht auch der Blick auf die Cashquote, die wir mit unserer animusX-Umfrage ermitteln: Insbesondere institutionelle Anleger haben diese Woche Positionen liquidiert und ihren Cashbestand hochgefahren. Es gibt also ausreichend liquide Mittel und die Absicht, Aktien auf dem aktuellen Niveau zu kaufen.

In den USA gibt es ebenfalls ausreichen Liquidität und genügend Pessimismus, um einen Boden zu bilden. Allerdings ist die Stimmungslage dort noch nicht ganz so konstruktiv wie in Deutschland. Und da der deutsche Aktienmarkt in der Regel dem US-Markt folgt, bleibt das Risiko weiterer Kursverluste auch für den DAX bestehen.

Aus Sicht der Sentimentanalyse lässt sich jedoch feststellen, dass wir einem Boden, und sei es nur ein zwischenzeitlicher Boden, ziemlich nah sind.

goldvorne Die Stimmung unter Goldanlegern ist auf dem Nullpunkt. Mit einem Goldpreis nahe der Unterstützung der vergangenen zwei Jahre bei 1.680 USD/Oz sind Goldanleger jedoch überzeugt, dass der Preis schon bald wieder steigen wird. Damit haben wir so etwas wie Panik am Goldmarkt, die mit einer optimistischen Erwartung für die Zukunft einhergeht. Sehr konstruktiv, so sieht ein Boden aus.

Ganz ähnlich sieht es am Ölmarkt aus. Auch dort herrscht Panik, während man gleichzeitig überzeugt ist von steigenden Ölpreisen in der Zukunft.

Beide Märkte eignen sich in meinen Augen für Spekulationen mit geringem Risiko. Denn in beiden Märkten stehen die Vorzeichen auf Minus, steigende Zinsen belasten den Goldpreis und die Entspannung auf dem Gaspreis, hervorgerufen durch die Aussagen unserer Regierung, können sich auch auf den Ölpreis auswirken. Nach der aktuellen Informationslage kann also weder der Goldpreis, noch der Ölpreis steigen. Doch genau so sieht häufig genug ein Boden aus, frei nach dem Spruch: Die Nacht ist immer am dunkelsten kurz vor dem Morgengrauen.



04. Ausblick: Weltuntergangsstimmung bis zu den Arbeitsmarktdaten



panik September ist für die Aktienmärkte der schlechteste Monat im Jahr. Wir befinden uns mitten in einem heftigen Bärenmarkt, haben bis auf eine kurze Sommererholung seit einem Dreiviertel Jahr nur fallende Kurse gesehen und biegen erst jetzt in den Monat ein, der historisch betrachtet der schwächste Monat im Jahr ist. Besonders schwach ist der September immer dann, wenn in den USA Zwischenwahlen anstehen ... wie in diesem Jahr. Da ist es schwer, optimistisch zu sein.

Zumal die Rahmenbedingungen schlechter kaum sein könnten: US-Notenbankchef Jay Powell hat der Inflation den Krieg erklärt ... selbst auf Kosten der Arbeitslosigkeit. Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien müssen runter, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Ein Konjunkturabschwung oder auch eine Rezession ist da kaum mehr zu vermeiden.

Und das alles zu einer Zeit, in der die Energie knapp ist, geopolitische Spannungen eskalieren und eine neue Coronawelle vor der Tür steht: In China steht die Wirtschaftsregion Shenzen kurz vor einem neuen Lockdown.

Ich kann Ihnen leider nicht sagen, dass diese Ängste überzogen sind. Im Gegenteil, derzeit sieht es so aus, als seien die Ängste durchaus berechtigt und aufgrund der Zinswende reagieren die Aktienmärkte viel sensibler auf diese Spannungen.

Ich könnte Ihnen sagen, in meiner Zeit an den Aktienmärkten sind solche Ausverkäufe stets gute Gelegenheiten gewesen, günstig an gute Aktien zu kommen. Immerhin bin ich schon seit 1987 an der Börse unterwegs. Doch komischerweise haben wir seit den 80er-Jahren an den Finanzmärkten nur fallende Zinsen gehabt ... von kurzen Unterbrechungen mal abgesehen. Der Vergleich hakt also und nicht wenige Börsianer sehen in dem aktuellen Bärenmarkt eine überfällige Bereinigung:

- Über SPACs sind im vergangenen Jahr viele Unternehmen an die Börse gegangen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben.

- IPOs aus den vergangenen Jahren waren ebenfalls überwiegend von Unternehmen unternommen worden, die auf absehbare Zeit keine Gewinne abwerfen. 90% der IPOs der vergangenen zwei Jahre notieren heute unter ihrem IPO-Preis.

- In der Kryptowelt sind 95% der Kryptowährungen überflüssig. Der Wildwuchs war dort besonders schlimm.

- Der Meme-Wahnsinn hat nach GameStop und AMC nun bei Bed Bath & Beyond einen neuen Kandidaten gefunden.

Die gute Nachricht: SPACs, IPOs, viele Kryptowährungen und auch Meme-Aktien können nicht unter Null fallen =8-(). Aber selbst bis zur Null ist es noch ein weiter Weg.

Derweil werden die Corona-Gewinne der Corona-Gewinner vollständig abgegeben. Die Corona-Verlierer, die auf einen Nachholeffekt nach Corona hoffen, starten nicht durch, weil für diesen Winter eine neue Corona-Welle droht.

Weite Teile der Industrie leiden unter den abgerissenen Lieferketten. Vorprodukte fehlen entweder, oder, wenn's gut läuft, werden auf Lager gelegt, was zum einen die Kostenstruktur der Unternehmen belastet, und zum anderen die Verfügbarkeit für andere Marktteilnehmer einengt. Nicht die Nachfrage ist das Problem, sondern das Angebot.

Trotzdem stimulieren Politiker weltweit mit Hilfspaketen und Sonderprogrammen die Nachfrage, was die Inflation weiter anheizt und die Notenbanken unter Zugzwang setzt. Zugzwang, das von der Politik in den Markt gegebene zusätzliche Kapital wieder herauszuziehen, um die Inflation einzudämmen. Dadurch wird eine Rezession riskiert, die von der Politik umgehend wieder mit Hilfsprogrammen (Nachfrageseite!) beantwortet wird. Ein Teufelskreis, der durchaus geeignet ist, Panikverkäufe am Aktienmarkt zu initiieren.

Fragen Sie mich also nicht, wann der Bärenmarkt sein Ende findet.

Wenn ich mir jedoch die Bewertungen vieler profitabler Aktienunternehmen anschaue, fällt es mir schwer, an eine Fortsetzung des Ausverkaufs zu glauben. Dividendenrenditen von 6% und mehr, teilweise über 10%, sind keine Seltenheit mehr. KGVs im niedrigen einstelligen Bereich reichen Anlegern nicht als Kaufgrund. Ich würde meinen, dass Anleger mit Geduld die aktuellen Turbulenzen nutzen können, um ein langfristiges Portfolio aufzubauen. In zwei bis drei Jahren werden Sie Ihre Freude daran haben. Ungeachtet dessen, ob der Bärenmarkt heute, oder erst in einigen Wochen endet.

Bei den Vorständen, mit denen ich vergangene Woche gesprochen habe, war nichts von dieser Weltuntergangsstimmung zu spüren. Ihre Unternehmen haben sich bestmöglich auf Inflation, auf Lieferkettenprobleme und auf Corona vorbereitet. Klar, einfach sind die Zeiten nicht. Doch mit den Vorständen haben wir darüber diskutiert, wie hoch die Gewinnmarge ist. Es wurde über die Kosten gesprochen, die anfallen, wenn die oben genannten Probleme tatsächlich eintreten. Die Unternehmen sind vorbereitet, werden die Kosten stemmen und ihre Produktion aufrecht erhalten. Der Gewinn wird dann ggfls. ein wenig geschmälert. Aber von Produktionsstillstand und von ausufernden Kosten, die nicht gestemmt werden können, war keine Rede.

Unsere Wirtschaft ist resistenter, als viele ihr das zutrauen ... insbesondere auch als viele Politiker ihr das zutrauen. Ich habe den Eindruck, dass hier das wahre Problem der aktuellen Baisse liegt: Es wird nur noch auf die Politik geschaut, wenn Probleme auftreten. An die eigenen Kräfte der Marktwirtschaft glaubt derzeit in der Politik niemand. Den Spruch, politische Börsen haben kurze Beine, habe ich vor zwei Jahren begraben. Immer mehr zeigt sich, dass die Wirtschaft immer stärker von der Politik gesteuert wird. So mögen zwar ESG-konforme Lösungen verfolgt werden, aber effizient ist das nicht.

Sei's drum, trotz der heftigen Verluste, die wir in diesem Jahr bereits einstecken mussten, halte ich an meiner Disziplin fest: An schwachen Tagen wird zugekauft, an guten Tagen werden Teilgewinne mitgenommen. Mit derzeit 11% Cash im Portfolio sind wir durchaus handlungsfähig, falls eine weitere Ausverkaufswelle im September den DAX nochmals auf 12.400 Punkte drückt. Zwischenzeitlich überarbeiten wir halt unsere Einkaufsliste:

Einkaufsliste



- AirBnB als neue Wachstumsaktie im Bereich des Tourismus (Nachholbedarf) ins Portfolio holen, sofern hohe Bewertungen akzeptabel erscheinen (KGV > 50). Gleiches gilt für Palo Alto Networks als Sicherheitslösung für die IT.

- Linde ist Weltmarktführer im Geschäft mit Gasen und gilt als Vorreiter bei der Produktion von Wasserstoff für Brennstoffzellen. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff wird derzeit vorangetrieben und wenn wir uns die Wasserstoffziele in Deutschland anschauen, dann wird der Marktführer Linde einen gewaltigen Anteil davon für sich beanspruchen. Die Aktie gefällt mir schon lange, ist mir jedoch mit einem KGV von 22 noch etwas zu teuer.

- Marvell beliefert vorwiegend Rechenzentren mit seinen Chips und dürfte daher von den Chip-Krisenherden bei PCs und beim Gaming vergleichsweise unabhängig sein. Derzeit ist Marvell meine favorisierte Chip-Aktie, allerdings möchte ich abwarten, bis der heftige Ausverkauf in dieser Branche endet.

Die Einkaufsliste werde ich nächsten Freitag deutlich erweitern. Anhand der von mir ausgearbeiteten Kriterien für profitable Wachstumsunternehmen werde ich meine Favoriten der verschiedenen Märkte, Deutschland, Österreich, Schweiz, USA und Japan, vorstellen.


...Halleluja: Soeben sind die US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht worden. Die Arbeitslosenquote ist von 3,5% auf 3,7% gesprungen. Endlich scheint die Personalknappheit nachzulassen. Eine Arbeitslosenquote über 4,0% ist erforderlich, um die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer bei den Lohnverhandlungen zu schwächen. Und die Lohnentwicklung ist Bestandteil der zweiten Welle der Inflation. Der Anstieg in der Arbeitslosenquote ist also ein Zeichen des Erfolges von Notenbank Chef Jay Powell, der die Inflation stoppen möchte.



05. Update beobachteter Werte: TJX Companies, Medios, Wheaton Precious Metals



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


TJX Companies: Restposten-Verramscher goldrichtig für Konjunkturabschwung



Mo, 29. August um 15:50 Uhr
Die hohen Energiepreise belasten direkt die Geldbörse der Konsumenten. In den USA mag der Energiepreisanstieg nicht ganz so stark sein, wie bei uns, aber dort gibt es auch keine "Entlastungspakete". Außerdem schlägt zusätzlich die Inflation auf sämtliche andere Produkte zu. Die Notenbank erhöht den Zins, ohne Rücksicht auf den Arbeitsmarkt zu nehmen. In den USA ist die Frage nicht mehr, ob es eine Rezession geben wird, sondern nur noch, wie heftig die Rezession wird.

Ich habe in den vergangenen Wochen mehrfach ausgeführt, dass Einzelhändler auf ihren Produkten sitzen bleiben. Die Lager füllen sich und es droht die Situation, in der Winterware nicht gekauft werden kann, weil es keinen Platz mehr gibt. Für Verramscher wie TJX sind das goldene Zeiten: Sie können Lagerbestände zu Ausverkaufspreisen einkaufen und anschließend mit geringer Marge in den eigenen Geschäften anbieten.

TJX heißt ein Deutschland TK-Maxx. Schauen Sie sich die Läden mal an, wenn Sie einen in ihrer Nähe haben: Dort bekommen Sie Markenartikel um 50% oder 70% günstiger.

TJX notiert auf einem KGV 2023 von 20, das Gewinnwachstum wird auf 12% p.a. geschätzt. Vor dem Hintergrund der Inflation suchen wir Aktien mit hohem Cashflow und möglichst einer Dividende. TJX bietet eine Dividendenrendite von 1,8%.

Ich würde die Aktie in unser spekulatives Portfolio holen. Nicht wegen der Dividende und nicht wegen der günstigen Bewertung, das sind beides Voraussetzungen. Was mich fasziniert ist die Marktsituation: Das Unternehmen dürfte die Wachstumserwartungen deutlich übertreffen, wenn der Einzelhandel erst anfängt, Lager abzustoßen.

Ich würde eine spekulative Position bis zu Kursen um 63,50 EUR eröffnen. Der Handel in dieser Aktie in Deutschland ist gering, lediglich über Tradegate werden ein paar Aktien gehandelt. Bitte verwenden Sie unbedingt nur limitierte Orders, damit der Broker die Gelegenheit hat, den Kurs an den Kurs auf den US-Börsen anzupassen. Bei zu vielen unliniierten Orders schießt der Kurs gerne mal nach oben, das wollen wir nicht.


Medios: Anleger scheuen anorganisches Wachstum



Mi, 31. August um 18:35 Uhr
Medios hat am 11.8. Q-Zahlen vorgelegt, ich hatte noch keine Gelegenheit, sie zu kommentieren. Der Umsatz ist um 25% angestiegen, allerdings entfallen 16% des Zuwachses auf die Übernahme der NewCo Pharma Gruppe. Das organische Wachstum betrug also nur 9%.

Der Gewinn ist um 55% angesprungen, aber auch hier hat NewCo Pharma den Löwenanteil beigesteuert, da gerade die patientenindividuellen Therapien, die mit NewCo Pharma eingekauft wurden, eine sehr hohe Gewinnmarge tragen.

Im Rahmen der allgemeinen Marktschwäche wurde Medios heftig ausverkauft. Wir hatten zuletzt im April zu 23,95 Euro nachgekauft. Zwischenzeitlich war die Aktie auf 30 Euro gestiegen, doch heute nähern wir uns wieder dem letzten Nachkaufkurs. Aktuell notiert die Aktie bei 24,40 Euro.

In meinen Augen verkennen Anleger einige wichtige Punkte von Medios. Zum einen gelingt es CEO Matthias Gärtner immer wieder, passende Übernahmekandidaten mit qualitativ hochwertigen Produkten zu günstigem Preis zu finden. Medios wächst seit Jahren anorganisch und bleibt dabei stets profitabel. Ich gehe also davon aus, dass dies auch in der Zukunft gelingen wird. Das anorganische Wachstum zwar kein Regelfall, aber auch keine Ausnahme bei Medios.

Zum anderen wächst der Gewinn auch im kommenden Jahr überproportional. Nach +55% im laufenden Jahr sollen es 2023 nochmals +17% im EBITDA sein. Die Gewinnmarge hat sich von 2,9% im Vorjahr auf nunmehr 3,6% gesteigert. Ich habe mir als Zielmarge 5% notiert, da ist also noch Luft.

Ich setze bei der Bewertung einer Aktie stets die Gewinnentwicklung ins Verhältnis zum Kurs/Gewinn-Verhältnis. Also das KGV 2023e wird von Analysten auf 18 geschätzt, das Gewinnwachstum soll 17% betragen. Ich bin bereit, bis zum zweifachen des Gewinnwachstums für das KGV hinzublättern, die Aktie könnte sich also meiner Vorstellung zufolge fast verdoppeln, ohne zu teuer zu sein.

Medios ist im Gesundheitssektor unterwegs. Wir laufen auf einen Konjunkturabschwung zu. Aktien des Gesundheitssektors gelten als konjunkturresistent und werden von Anlegern in solchen Zeiten gesucht. Wir haben eine volle Position in Medios und ich fühle mich recht wohl damit. Wer noch nicht investiert ist, der bekommt jetzt eine Gelegenheit, noch einzusteigen.


Wheaton Precious Metals: Nachkaufen, gutes Chance/Risiko-Verhältnis



Fr, 02. September um 11:00 Uhr
Unter Aktienanlegern ist Gold stets umstritten: Zahlt keine Dividende oder Zinsen und ist daher im Umfeld steigender Zinsen unattraktiv, meinen die Einen. Die Anderen hingegen, und zu denen gehöre ich, sprechen dem Gold eine Stabilität zu, die sich insbesondere in turbulenten Finanzmarktzeiten auszahlt. Mag sein, dass der Goldpreis im Rahmen eines Ausverkaufs ebenfalls unter die Räder gerät, doch anschließend gehört Gold zu den Werten, die sich am schnellsten erholen.

Aktuell notiert der Goldpreis bei 1.704 Euro/Unze. Das ist der niedrigste Stand seit der Corona-Pandemie. Die Marke von 1.680 Euro hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehrfach als stabile Unterstützung bewährt.

Ich gebe zu, derzeit spricht vieles dafür, dass der Goldpreis dieses mal nach unten durchrutscht: Die Inflation kommt zurück, die Notenbanken heben das Zinsniveau kräftig an und der US-Dollar ist stabil. Dennoch möchte ich unsere Position in Wheaton Precious voll machen (wir haben derzeit nur eine halbe Position im Wachstumsbereich), denn ich würde mich ärgern, wenn die Marke 1.680 USD/Oz hält und die Kurse sich erholen, wir aber das günstige Niveau nicht genutzt haben.

Auf der anderen Seite ist das Risiko überschaubar, falls der Goldpreis nach unten durchrutscht. Wir sind nur wenige Prozentpunkte von der Unterstützung entfernt, könnten im Falle eines Falles schnell reagieren und die Verluste gering halten.

Neben Wheaton Precious, die ich aufgrund der hohen Volatilität als eine Art Optionsschein auf die Edelmetallpreise sehe, haben wir Barrick Gold und Goldbarren im Portfolio. Ganz schön goldlastig, aber das entspricht meiner Skepsis gegenüber den führenden Papierwährungen und deren entmachteten Notenbanken.

Also: Kein Grund zur Eile. Aktuell notiert Wheaton Precious bei 30,64 EUR (Xetra 10:10 Uhr). Ich würde auf Kurse unter 30,50 EUR setzen und limitiert ordern, um unsere halbe Wachstumsposition (aktuell 2,7% Portfolioanteil) voll zu machen.



06. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =14,3%WKN1.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
Goodyear Tire & RubberGT13,81 €-6%-7%2,8%C -0 -
PVA TeplaETR:TPE16,18 €-8%-40%1,7%A00 +
DisneyDIS112,26 €-2%9%2,8%A -0 +
Anheuser Bush InBev1NBA48,77 €-3%-2%2,5%A0 + +
Sixt VZETR:SIX361,60 €2%-10%2,2%A000
Barrick GoldGOLD15,06 €-5%-2%2,4%A000
TJX CompaniesTJX63,73 €-2%1%2,5%A0 + +









Wachstum (≈30%) =25,4%WKN1.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII31,00 €-3%-8%6,1%B00 +
MediosETR:ILM124,75 €-1%-19%6,6%B0 + +
FlatexETR:FTK9,76 €1%-51%5,7%B + + +
BioNTechBNTX148,50 €3%-31%3,6%C +00
PaypalPYPL93,13 €0%-30%3,5%C + + -










Dividende (≈30%) = 27,5%WKN1.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BASFETR:BAS42,89 €4%-31%3,0%C0 + -
Devon EnergyDVN70,52 €-3%47%3,1%A0 + +
WienerbergerETR:WIB23,14 €1%-5%6,3%A + - +
CEWEETR:CWC76,30 €-6%-18%5,9%A00 +
AllianzETR:ALV170,72 €0%-12%6,0%A0 + +
Snap-OnSNA216,95 €-3%10%3,3%A0 + +










Absicherung (≈20%) =21,8%WKN1.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.440,00 €-2%7%8,9%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,45%-1%-11%6,2%B+ + +
BitcoinNuri20.290,38 €-2%-49%6,6%B+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

-1%-21%11,0%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%14,3%872,5%
WachstumEnkelkinder30%25,4%556,0%
DividendeUrlaub30%27,5%566,0%
AbsicherungZins & Gold20%21,8%336,7%
Summe
100%89,0%2121100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



07. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



08. An-/Ab-/Ummeldung



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