Heibel-Ticker PLUS 22/39 - So segelt man durch einen Bärenmarkt

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30.09.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 39 (30.09.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp221002.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Turbulente Marktphase bei niedrigem Handelsvolumen
02.So tickt die Börse: Pipeline-Sabotage und Kehrwende der Bank of England
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Angst ohne Panik
 - Interpretation
04.Ausblick: So segelt man durch einen Bärenmarkt
 - EINKAUFSLISTE
 - So segelt man durch einen Bärenmarkt
05.Update beobachteter Werte: Morgan Stanley, Devon Energy, Marvell Techn., Bakkafrost, Snap-On
 - Morgan Stanley: Angst & Panik: Wir müssen etwas kaufen
 - Devon Energy: Nachkaufen unter 60 EUR
 - Marvell Techn.: Marvell kaufen als Wachstumsaktie
 - Bakkafrost: Spekulation auf Gegenbewegung
 - Snap-On: Aufstocken, Position voll machen
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Turbulente Marktphase bei niedrigem Handelsvolumen



Liebe Börsenfreunde,

Erst die Sabotage der Nord Stream Pipelines, dann die Kehrtwende der Bank of England: Diese Woche gab es einige Turbulenzen an den Finanzmärkten. In Kapitel 02 schaue ich, was dahinter steckte. Außerdem zeige ich, dass sich Politik und Notenbank bei der Inflationsbekämpfung derzeit nicht gerade gegenseitig unterstützen.

Die Stimmungswerte dieser Woche haben reihenweise Negativ-Rekorde ausgeworfen. Aus Sicht der Sentiment-Theorie ist eine Gegenbewegung überfällig. In Kapitel 03 analysiere ich, warum diese Schlussfolgerung dennoch nicht so eindeutig ist.

Im Ausblick führe ich unsere Einkaufsliste fort. Es gibt schon eine ganze Reihe von Kandidaten, die ich gerne noch ins Portfolio holen möchte ... allerdings nur zum richtigen Preis. Außerdem gehe ich in dem Kapitel 04 auch auf die Natur eines Bärenmarktes ein und erläutere, wie wir durch den Bärenmarkt hindurch segeln. Ich hoffe, dieser kleine Einblick wird Ihre Nerven beruhigen.

Die Updates in Kapitel 05 enthalten eine Vielzahl von Kaufempfehlungen, die wir diese Woche umgesetzt haben. Bitte nicht verpassen.

Bei der Beantwortung der Leserfragen in Kapitel 06 habe ich diese Woche Tempo gemacht, daher sind es etwas mehr geworden. Die Themen schwenken vom Porsche IPO zu Rohstoffen wie Gold, Wasser und Öl, aber auch zu Anleihen. In Punkto Aktien wurde ich nur zu Endphase und Cliq Digital befragt.

Wie immer gibt es eine aktuelle tabellarische Übersicht über unser Portfolio in Kapitel 07.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Pipeline-Sabotage und Kehrwende der Bank of England



Bereits am Montag wurde ein Leck in den Gaspipelines North Stream entdeckt, doch erst am Dienstag Abend kam die Vermutung auf, es könne sich um einen Anschlag handeln. Die Aktienmärkte tauchten umgehend ab, denn ein Anschlag wäre eine neue Dimension der Kriegsführung.

gas Durch die drei Röhren von North Stream 1 und 2 wird derzeit ohnehin bereits kein Gas mehr geliefert. Eine direkte Auswirkung auf die Gasversorgung gibt es also nicht. Allerdings hat der Anschlag gezeigt, welche Gefahren lauern. Plötzlich sind die bestehenden und genutzten Gaspipelines in Europa in Gefahr, ebenfalls durch Anschläge sabotiert zu werden. Insbesondere die Aktienbörse in Polen brach vor dem Hintergrund dieser Gefahr nochmals drastisch ein.

Der DAX hatte Ende der Vorwoche sein bisheriges Tief aus dem Juli bei 12.400 unterschritten und pendelte zwischen 12.200 und 12.400. Am Mittwoch Vormittag wurde dann ein neues Tief bei 11.885 Punkten erreicht.

Doch dann folgte die Meldung aus England: Die Bank of England beende ihr Anleihen-Verkaufsprogramm und wechselte auf die Käuferseite, um dem Markt mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Richtungswechsel, der an den Finanzmärkten wiederum für ein Strohfeuer sorgte.

Denn umgehend wurde gemutmaßt, dass die restriktive Geldpolitik der vergangenen Monate vielleicht zu hart war, vielleicht haben die Notenbanken überzogen und die Wirtschaft zu sehr geschwächt. In England zumindest liegt die Konjunktur am Boden und der Richtungswechsel der Bank of England ist ein Eingeständnis, dass man in der derzeit schwachen Verfassung der Wirtschaft die Inflation nicht um jeden Preis bekämpfen kann. Vielleicht, so die Hoffnung vieler Anleger, vielleicht kommt ja auch die US-Notenbank zu einem ähnlichen Schluss?

Umgehend sprangen die Finanzmärkte an. Die Rendite der 2 Jahre laufenden US-Staatsanleihe ging von 4,3% auf 4,07% zurück. Sollte tatsächlich das Ende der Zinsanhebungen erreicht sein, so sind Anleihen nun attraktiv. Die rückläufige Rendite befeuerte sodann natürlich auch den Aktienmarkt, der bis zum Abend auf 12.300 Punkte ansprang: +3,5% in wenigen Stunden.

Seither wechseln sich die Bullen und Bären ab, ich würde die aktuelle Marktlage als offenen Schlagabtausch bezeichnen. Beide Seiten haben gute Argumente. In Kapitel 4 werde ich darlegen, auf welcher Seite ich mich derzeit sehe.

fed Ich möchte Ihnen einmal eine etwas vereinfachte Version der Geld- und Fiskalpolitik in Bezug auf die Inflation vorlegen. Im Grunde genommen haben Notenbanken und Regierungen jeweils zwei Instrumente, um gegen die Inflation vorzugehen. Sie können zum einen das in Umlauf befindliche Geld der Bevölkerung verknappen oder ausweiten, und sie können zum anderen eigenes Geld in Umlauf bringen oder aber entziehen.

Die Notenbank kann über die Zinspolitik beeinflussen, wie viel Geld die Geschäftsbanken dem Markt über neue Kredite zur Verfügung stellen, oder aber entziehen. Je höher der Zins, desto weniger attraktiv wird es für die Geschäftsbanken, Kredite für Investitionen zu vergeben, die gegebenenfalls nicht in der Lage sein könnten, einen Mehrwert in Höhe des Zinses zu erzeugen. Mit den deutlichen Zinsanhebungen in den USA und ersten zaghaften Zinsschritten in Europa wurde dieser Weg bereits eingeschlagen.

Außerdem kann die Notenbank eigenes Geld in die Hand nehmen und Anleihen kaufen. Diejenigen, die über die Ausgabe von Anleihen Investitionen finanzieren, treffen auf ausreichend Nachfrage, um ihre Anleihen zu platzieren. Direkte Käufe von Platzierungen sind den Notenbanken untersagt, daher wird die Platzierung von Geschäftsbanken gekauft, die sich dann sicher sein können, die Papiere direkt an die Notenbank weiterverkaufen zu können. Die Notenbank nimmt diese Papiere in ihren Bestand, er wird seit Jahren in der aufgeblasenen Notenbankbilanz gezeigt.

Nun haben die Notenbanken ihre Anleihenkäufe beendet und geben in den USA bereits wieder Anleihen aus dem eigenen Bestand zurück in den Markt. So gibt es eine zunehmende Anzahl an Anleihen, die um das zur Verfügung stehende Anlegerkapital konkurrieren. Die Zinsen steigen, dem Markt wird zusätzlich Liquidität entzogen.

Auf diese Weise möchte die US-Notenbank die Inflation in den Griff bekommen. Häufig wird dabei vergessen, dass auch der Staat eine nennenswerte Rolle spielt. Denn auch der Staat kann die Inflation beeinflussen. Beispielsweise durch Steuererhöhungen. Werden die Steuern erhöht, dann haben die Menschen weniger Geld zur Verfügung. Der Inflationsdruck würde also abnehmen.

Derzeit wird in Deutschland zwar über Dinge wie eine Reichensteuer diskutiert, doch eine Umsetzung ist noch in weiter Ferne. Allerdings gibt es jede Menge "Entlastungspakete", was letztlich nichts andere ist als eine Steuersenkung. Der Staat arbeitet also derzeit in die entgegengesetzte Richtung wie die Notenbanken. Das ist sowohl in Deutschland/ EU der Fall als auch in den USA.

Darüber hinaus nimmt der Staat eigenes Geld in die Hand, um über den Bundeshaushalt hinaus weitere Investitionen bspw. in unsere Verteidigung (100 Mrd. EUR) zu tätigen, oder aber einen Gaspreisdeckel einzuführen (200 Mrd. EUR). Auch dieses Geld wirkt dem Bestreben der Notenbank, die Inflation einzudämmen, entgegen.

Auch in den USA wurde ein "Inflations-Reduktions-Akt" beschlossen, mit dem das US-Haushaltsdefizit um 238 Mrd. USD reduziert werden soll. Toll, würde ich als Volkswirt gerne ausrufen, doch zum Abfedern der aktuellen Probleme wird gleichzeitig 391 Mrd. USD in Klima und Energie investiert. Hmm, in Summe sieht das für mich so aus, als werde die Wirtschaft damit stimuliert, nicht gebremst.

Volkswirtschaftlich betrachtet wird also viel über die Inflationsbekämpfung geredet, doch die Anstrengungen der Notenbanken werden durch die Politik konterkariert. Ich habe hier explizit die volkswirtschaftliche Betrachtung besprochen. Was politisch und gesellschaftlich sinnvoll ist, ist eine andere Frage, die hier den Rahmen sprengen würde. Ich möchte Ihnen nur bewusst machen, dass die Notenbanken allein mitunter überfordert sein könnten, wenn die Politik ALLE negativen Folgen der Inflationsbekämpfung ausgleichen möchte.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES29.9.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones29.136 -0,9%-19,8%
DAX12.114 -1,4%-23,7%
Nikkei25.937 -4,5%-9,9%
Shanghai A 3.170 -2,1%-16,9%
Euro/US-Dollar0,980,7%-13,8%
Euro/Yen141,511,8%8,2%
10-Jahres-US-Anleihe3,75%0,082,23
Umlaufrendite Dt2,01%0,102,29
Feinunze Gold$1.665 1,1%-8,7%
Fass Brent Öl$87,95 1,9%11,6%
Kupfer$7.565 -1,5%-21,9%
Baltic Dry Shipping$1.807 5,1%-18,5%
Bitcoin$19.704 4,6%-58,1%








03. Sentiment: Angst ohne Panik



stimmungsumfrage Die Aktienmärkte haben diese Woche eine Achterbahnfahrt vollzogen ... mal wieder. Erst die Sabotage der Nord Stream Pipelines, die zu einem Ausverkauf führte, dann die Kehrtwende der Bank of England, die zu steigenden Kursen führte. Zum Ende der Woche folgten eine Reihe von Gewinnwarnungen (Micron, Nike, Carnival Cruises) und negative Analysteneinschätzungen (Apple), die den Aktienmarkt wieder belasteten. Auch die Konjunkturdaten geben keinen Anlass zur Entwarnung an der Inflationsfront. Das neue Tief im DAX konnte sich jedoch trotz dieser Meldungen im weiteren Verlauf der Woche halten.

Anleger sind weiterhin extrem niedergeschlagen. Unser Anlegersentiment notiert bei -7 (Vorwoche -7,5) und erreicht damit ein Extremniveau, wie wir es zuletzt kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gesehen haben (damals -7,8). Zum Vergleich: Im Coronacrash wurde unser bisher historischer Extremwert bei -8,2 erreicht, wir sind nicht mehr weit davon entfernt.

Die Verunsicherung unter Anlegern ist ebenfalls extrem groß, wie der Wert von -6,3 zeigt (Vorwoche -6,8). Doch hier gibt es noch Luft nach unten, denn im Coronacrash wurde ein Wert von -12,3 erreicht.

Der Zukunftspessimismus bleibt bestehen (-1,3 nach -1,6 vor einer Woche), und die Investitionsbereitschaft bleibt auf einem moderaten Niveau von +1,4.

Die negative Stimmungslage ohne nennenswerte Pause besteht nun schon so lange, dass auch unser 5-Wochendurchschnitt, der häufig schon ein guter Signalgeber für einen Boden war, ein neues Extrem erreicht hat: -31,0. Auch hier gab es in unserer Historie nur einmal einen Wert, der noch tiefer stand: Im Coronacrash wurde der Rekord von -32,1 gemessen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger bleibt mit einem Wert von nur -2,5 überraschend neutral. Weder Absicherungsgeschäfte noch Spekulationen auf steigende Kurse werden nennenswert eingegangen. Ist das schon das Desinteresse, das für ein Ende eines Bärenmarktes typisch ist?

Das Put/Call-Verhältnis ist auf 3,8 angesprungen: Professionelle Anleger sichern ihre Positionen gegen weiter fallende Kurse ab. Ganz ähnlich sieht es an der CBOE in den USA aus, dort befinden sich die Put-Absicherungen ebenfalls auf einem hohen Niveau.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist auf das Rekordtief von 13% gesackt. US-Fondsmanager sind aus dem Markt geflüchtet und warten nun mit hohen Cash-Reserven an der Seitenlinie ab.

Die Bulle/Bär-Verteilung der US-Privatanleger ist auf -41% gefallen. In der zweiten Woche in Folge sind über 60% der Anleger pessimistisch.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist auf 19% gefallen und zeigt extreme Angst im Markt an. Der Short Range Oscillator notiert bei -11 und signalisiert einen extrem überverkauften Markt.

Interpretation



stimmung_negativ Als Angst ohne Panik würde ich die aktuelle Stimmungslage beschreiben: Sämtliche Stimmungsindikatoren zeigen Extremwerte an, doch die Panik am Markt fehlt. Es kommt mir vor wie ein Salamicrash, scheibchenweise verlieren die Aktien an Wert, ohne dass es zu einem finalen Sell-Off kommt.

Technisch betrachtet ist also eine Erholungsbewegung überfällig. Immerhin reicht die extrem negative Stimmungslage aus, um die vielen negativen Meldungen mit vergleichsweise geringen Kursverlusten zu verarbeiten. Dennoch haben wir diese Woche ein neues Tief erreicht, ohne Panikverkäufe zu registrieren.

In meinen Augen bedeutet das, dass eine Erholungsbewegung Gefahr laufen wird, als Strohfeuer zu enden. Solange der Panik-Ausverkauf fehlt, sind noch zu viele Anleger investiert, die bei moderaten Kursgewinnen schon wieder aussteigen. Ein Boden bildet sich erfahrungsgemäß jedoch meistens erst dann, wenn auch diese Anleger ihre Positionen verkauft haben und das Interesse am Aktienmarkt gering ist.

bundesanleihen Auch am Anleihemarkt messen wir Extremwerte: Das 5-Wochensentiment für den Bund-Future notiert auf dem niedrigsten Stand seit ... ich suche ... ich suche ... seit 2007. Während des Platzens der Immobilienkrise war also die Stimmung am Anleihemarkt zuletzt so negativ wie heute. Eine Investitionsbereitschaft ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Zielkurse, zu denen gekauft werden soll, liegen deutlich unter dem aktuellen Niveau.

An den Finanzmärkten wird nun darüber spekuliert, wie weit die Leitzinsen von den Notenbanken angehoben werden. Entsprechend bewegen sich die Renditen der Staatsanleihen gemäß den sich ändernden Erwartungen. So war der Ausverkauf des Bund-Futures in den vergangenen Wochen gnadenlos, während parallel die Erwartungen an das Zinsniveau anstiegen.

Wenn dieser gnadenlose Ausverkauf endet und sich das Zinsniveau stabilisiert, wird sich das auch positiv auf die Aktienmärkte auswirken. Und wenn ich mir die Extremwerte am Anleihemarkt anschaue, dann ist eine Stabilisierung auf dem nunmehr erreichten niedrigen Kursniveau (sprich: "hohen Renditeniveau) in den kommenden Tagen durchaus möglich.

goldvorne Ich traue es mich fast nicht zu sagen: Auch der 5-Wochendurchschnitt im Gold-Sentiment hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. Seit wir diese Umfrage im Jahr 2005 begonnen haben, war die Stimmung am Goldmarkt noch nie so schlecht.

Der Vollständigkeit halber: Auch am Ölmarkt können wir extrem negative Werte beobachten, doch zu Zeiten des negativen Ölpreises während der Corona-Pandemie waren die Werte noch extremer. Sogar Ende 2018, als Jay Powell überraschend den US-Leitzins einmal zu viel anhob, war das Sentiment am Ölmarkt noch schlechter als heute.



04. Ausblick: So segelt man durch einen Bärenmarkt



Gestern hat James Gorman, CEO von Morgan Stanley, das Ziel von 4-4-4 ausgegeben: 4% Inflation, 4% Leitzins, 4% Arbeitslosigkeit. Mit diesem Ziel ließe sich vielleicht eine weiche Landung der überhitzten Konjunktur schaffen.

Die US-Arbeitslosenquote steht aktuell bei 3,7%. Da gibt's also Spielraum. Der US-Leitzins steht bei 3-3,25%, für die Novembersitzung wird ein Anstieg auf 3,75-4% erwartet. Vielleicht sind wir dem angestrebten Zielzins schon näher als wir glauben. Und die Inflation war im August auf 8,3% gefallen (Juli 8,5%). Da ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Das Besondere an der Aussage: Vielleicht müssen wir uns nach Jahrzehnten niedriger Zinsen daran gewöhnen, mit einer Inflationsrate von 4% zu leben. Wenn die Fed auf ihr Ziel von 2% besteht, drohen zu restriktive Maßnahmen, die Konjunktur zu stark abzuwürgen. Es droht eine harte Landung.

Die Inflation befindet sich in der zweiten Runde: In Runde 1 stiegen die Rohstoffpreise an. Die sind inzwischen wieder deutlich zurück gekommen, wenngleich auch noch nicht auf das Niveau von vor Corona. Die Runde 2 betrifft nun die Waren und Güter. Eine Lohne/Preis-Spirale droht erst danach, wenn die Güterpreise von den Löhnen und Gehältern nicht mehr gezahlt werden können.

Wir sind nah dran, schon jetzt gibt es Statistiken, die zeigen, dass die Menschen derzeit zwar noch nicht weniger konsumieren, aber es geht ein viel größerer Teil des verfügbaren Einkommens für Grundnahrungsmittel drauf und es bleibt daher weniger für Güter, deren Kauf man auch mal um einen Monat aufschieben kann.

Gestern Abend hat Nike eine Warnung ausgegeben: Die Ziele für das heute ablaufende Quartal können nicht erreicht werden. Man habe zu viele Güter auf Lager und diese Güter seien nun auch noch die falschen Güter für diese Jahreszeit. Die Gewinnwarnung von Micron hörte sich ähnlich an. Diese Situation war absehbar: Nach Corona wurde gekauft, was das Zeug hält. Es gab zu wenig Waren, die Preise schossen in die Höhe. Unternehmen, die Vorprodukte dringend benötigten, bestellten zur Sicherheit doppelt, um ja nicht die Produktion nochmals wegen fehlender Teile herunterfahren zu müssen.

Nun droht eine Rezession und der Neukauf von Computern (Micron) und Kleidung (Nike) wird auf die lange Bank geschoben. Die Lager füllen sich, die Jahreszeit verstreicht und plötzlich fehlt der Platz für die neue Saisonware (Nike). Bei Micron hat der CEO heute bekannt gegeben, dass die Lager bis Mitte 2023 wohl wieder auf ein normales Niveau zurückgeführt werden können, denn so war es in der Vergangenheit auch. Micron hat also nicht die aktuellen Zahlen angeschaut und eine Prognose abgegeben, sondern einfach in der Historie geschaut, wie lange sowas durchschnittlich gedauert hat. Gleichzeitig spricht der CEO davon, dass die aktuelle Krise mit keiner anderen vergleichbar sei. Hmm, irgendwie klingt das für mich planlos.

Daher bleibe ich bei meiner Aussage: US-Notenbankchef wird die Inflation erfolgreich bekämpfen. Dazu gehört nicht nur die Reduzierung von Neuinvestitionen durch die höheren Zinsen, sondern auch die Senkung der Immobilienpreise und auch die Senkung der Aktienbewertungen bis hin zum Ablassen der Luft aus den Kryptomärkten, Austrocknung des IPO-Marktes und der SPACs, weil in all diesen Märkten Wohlstand und Reichtum entstanden ist, der nicht produktiv an der Wirtschaft teilnimmt. Die daraus resultierende Nachfrage hält das Preisniveau hoch, und das möchte Powell nicht.

-20% am Aktienmarkt ist schon nicht schlecht, aber vermutlich nicht genug. -66% im Bitcoin ist gut, aber nicht genug. Am Immobilienmarkt sind ebenfalls Anzeichen zu sehen, dass die Preise zurück kommen. Powell ist auf einem guten Weg, aber noch nicht fertig.

Diese Woche haben wir wieder einiges eingekauft, doch ich betrachte diese Käufe nur als kleine Zwischenspekulation. Bei nächster Gelegenheit werde ich unseren Cashbestand wieder erhöhen.

Hier unsere Einkaufsliste:


EINKAUFSLISTE




chance Profitieren von rückläufiger Inflationsrate: Noch ist es zu früh dafür

- AirBnB: Neue Wachstumsaktie im Bereich des Tourismus (Nachholbedarf), sofern hohe Bewertungen akzeptabel erscheinen (aktuell noch KGV > 50).

- Marvell: Chipunternehmen mit starkem B2B-Geschäft, die Chips werden für die Cloud genutzt.

- Palo Alto Networks: Sicherheitslösungen für Netzwerke, geopolitische Spannungen entladen sich zunehmend auch digital

- Linde ist Weltmarktführer im Geschäft mit Gasen und gilt als Vorreiter bei der Produktion von grünem Wasserstoff für Brennstoffzellen

- Mister Spex: Spekulation darauf, dass die Gewinnschwelle früher erreicht werden kann

- LPKF Laser: Historisch günstig bewerteter Maschinenbauer, interessante Spekulation bei Bodenbildung


So segelt man durch einen Bärenmarkt



An der Börse spricht man von einem Bärenmarkt, wenn der Index um 20% unter seinem letzten Hoch notiert. Bärenmärkte haben im S&P 500 in der Vergangenheit durchschnittlich 370 Tage gedauert und den Index um 36% in die Tiefe geführt.

Extremereigniss war das Platzen der Internetblase 2000 bis 2003, damals dauerte der Bärenmarkt zweieinhalb Jahre und führte den S&P 500 um 50% nach unten. Die große Finanzkrise 2007 - 2009 führte den Index in nur anderthalb Jahren um 50% nach unten. Der Coronacrash schließlich hielt nur einen Monat an und führte zu einem Ausverkauf von 33%.

Bärenmärkte haben ihre eigenen Regeln. Sie brauchen mitunter gar keine Rezession, 1987 und 1990 brummte die Konjunktur und dennoch brachen die Finanzmärkte ein.

Unser heutiger Bärenmarkt ist 270 Tage alt, der S&P 500 notiert aktuell mit 24% im Minus. Ursächlich für unseren Bärenmarkt sind drei Dinge: Zinserhöhungen durch die Notenbanken, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und Chinas Null-Covid-Strategie mit immer neuen Lockdowns.

Aus deutscher Sicht würde ich eine vierte Ursache anfügen: Die Energieversorgung. Und hier starten die Probleme.

Wenn ich mir die US-Brille aufsetze, dann ist das alles gar nicht so schlimm. Der Krieg ist in der Ukraine, weit weg von der Heimat. Mit China gibt es ohnehin schon Spannungen, die den Handel in den vergangenen Jahren beeinträchtigt haben. Und die Zinserhöhungen waren spät, vehement, aber vielleicht sinnvoll, so dass die Inflation in den USA schneller in den Griff bekommen wird als anderswo (Europa). Als US-Anleger würde ich auf eine Bodenbildung warten und dann alles Geld in Aktien stecken.

In Deutschland haben wir zusätzlich eine Energiekrise. Der Krieg findet auf unserem Kontinent statt und die Auswirkungen bekommen wir direkt zu spüren. Noch immer gibt es viele Unternehmen, die ihren wirtschaftlichen Erfolg in China sehen. Und die Inflationsbekämpfung findet hier, wie soll ich's sagen, bestenfalls halbherzig statt.

Meistens bestimmen die US-Aktienmärkte die Richtung an den Weltfinanzmärkten. Je nach lokalen Besonderheiten laufen die jeweiligen lokalen Börsen also in die gleiche Richtung, aber unterschiedlich schnell. Ich gehe davon aus, dass eine Erholung am deutschen Aktienmarkt schwächer ausfallen wird als an der US-Börse, daher haben wir seit einiger Zeit zunehmend US-Aktien ins Portfolio geholt.

Aber setzen wir uns nochmal die US-Brille auf, um den richtungsweisenden Finanzmarkt zu verstehen. Aus Sicht der US-Amerikaner ist dieser Bärenmarkt nicht so schlimm wie der Bärenmarkt nach dem Platzen der Internetblase. Auch die Finanzkrise war schlimmer. Warum sollte der S&P 500 also um 50% fallen? Da gibt es keinen Grund für.

Also steht für die US-Amerikaner fest, dass wir das Schlimmste bereits hinter uns haben.

Nun kann man im Bärenmarkt verschiedene Ansätze verfolgen: Spekulieren, abwarten oder aber eine Mischung aus beidem. Im Heibel-Ticker versuche ich, eine gesunde Mischung aus beiden Ansätzen umzusetzen. Wir spekulieren zwischenzeitlich auf kleinere Kursbewegungen, bauen gleichzeitig unser Portfolio für die Zeit nach dem Bärenmarkt um.

Dazu ist es wichtig, dass wir stets frühzeitig Cash im Portfolio generieren, um im Falle der nächsten Abwärtswelle handlungsfähig zu sein. Und je nach Tagesentwicklung wird dann eben mal was gekauft und mal was verkauft.

In der Vergangenheit hat diese Vorgehensweise dazu geführt, dass wir ziemlich gut aus der Krise heraus kamen. Ich kann Ihnen die zwischenzeitlichen Schmerzen, die der Blick auf das rote Zahlenmeer in Ihrem Portfolio verursacht, nicht nehmen. Doch mit der schrittweisen Vorgehensweise werden wir vermutlich auch am Boden das ein oder andere einkaufen und in jedem Fall am zu erwartenden Bullenmarkt, der sich jedem Bärenmarkt anschließt, partizipieren. Wenn wir in dieser Marktphase die richtigen Aktien auswählen, werden wir am sich anschließenden Bullenmarkt sogar überproportional partizipieren.

Ich denke, der Schlüssel zum Bärenmarkt liegt im Anleihemarkt. Insbesondere die 2-Jahre laufende US-Staatsanleihe ist eine Konkurrenz zur Aktie. Wem ist es zu verdenken, sich sichere 4% p.a. ins Depot zu holen, anstatt mit Aktien eine Rezession aussitzen zu müssen? Auf Sicht von zwei Jahren erscheint der Anleihemarkt eine nervenschonende Alternative zu sein.

Doch die Erholung am Aktienmarkt ist in der Regel viel lukrativer als die 4% aus dem Anleihemarkt. Und das ist der Grund, warum ich mit unserem Portfolio weiterhin investiert bleibe. Seit 1988 bin ich an der Börse unterwegs, seit 1998 schreibe ich wöchentlich über das Börsengeschehen. Über die Zeit entwickelt man eine gewisse Abgeklärtheit, die ich als junger Anleger sicherlich nicht hatte.

Ich hoffe, ich konnte mit diesen Zeilen Ihre Nerven ein wenig beruhigen :-).



05. Update beobachteter Werte: Morgan Stanley, Devon Energy, Marvell Techn., Bakkafrost, Snap-On



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Morgan Stanley: Angst & Panik: Wir müssen etwas kaufen



Mo, 26. September um 09:35 Uhr
Sämtliche Sentimentindikatoren zeigen Angst & Panik. Ich arbeite gerade den Unterschied aus, ob dieser Zustand gegebenenfalls noch eine weitere Woche andauern und schlimmer werden kann, oder aber ob eine Erholung von diesem Niveau aus nur eine Zwischenerholung sein könnte, bevor es dann doch nochmals weiter in den Keller geht. Oder aber ist es der Boden, auf den wir nun schon seit November letzten Jahres so vergeblich warten?

Ich gehe davon aus, dass einer der beiden ersten Fälle derzeit zutrifft. Doch wenn die Stimmung so negativ ist wie heute, dann gibt es zumindest kurzfristig gute Chancen auf höhere Kurse. Sogar mittelfristig stehen die Chancen auf deutlich steigende Kurse sehr gut: In den fünf Fällen, in denen der 5-Wochendurchschnitt in den vergangenen 16 Jahren so extrem negativ war, hat der DAX in den darauf folgenden 6 Monaten um durchschnittlich 15% zugelegt.

Diese positive Statistik wurde jedoch maßgeblich vom Coronacrash beeinflusst, denn danach folgte eine fulminante Rallye. In zwei weiteren Fällen (2011 & 2018) stieg der DAX in den folgenden sechs Monaten deutlich an. In einem Fall (2008, Lehman) pendelte er um die Null-Linie und nur in einem Fall (2008, deutlich vor Lehman) ging's um 20% nach unten.

Die Statistik spricht also für steigende Kurse. Meine Markterwartung mahnt dennoch zur Vorsicht. Wir haben 19% Cash und ich möchte die extrem negative Stimmung nicht ungenutzt verstreichen lassen. Für ein "All-In" kann ich mich jedoch noch nicht erwärmen.

Insbesondere der Bankensektor stand in den vergangenen Monaten unter Beschuss, weil eine drohende Inflation natürlich Pleiten und Insolvenzen nach sich zieht, die den Banken viele notleidende Kredite bescheren wird. Wir haben jedoch von unserem Wirtschaftsminister gelernt, dass die Einstellung des Geschäfts nicht gleich eine Insolvenz nach sich ziehen muss. Er meint damit, dass Unternehmen eine Durststrecke durchhalten können. Außerdem ist der Staat zunehmend als Retter in der Not eingesprungen. In den USA denkt man inzwischen ähnlich und ich halte daher das Risiko von Kreditausfällen für überschaubar.

Wir haben schon einmal, leider erfolglos, in Morgan Stanley spekuliert. Schlechtes Timing. Die Idee jedoch bleibt die gleiche: Morgan Stanley hat ohnehin sehr wenige Kredite vergeben und konzentrierte sich auf sehr solvente Kunden. Für die kommenden Jahre wird ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 20% p.a. erwartet, das KGV 2023e steht jedoch nur bei 10. Ich halte das für sehr günstig und würde daher eine Spekulation in Morgan Stanley eingehen.



Devon Energy: Nachkaufen unter 60 EUR



Mi, 28. September um 15:02 Uhr
Wir haben unsere Devon-Position zu 72,61 EUR verkleinert. Seither ist die Aktie kräftig zurück gekommen, hauptsächlich weil der Ölpreis aufgrund von Konjunktursorgen zurückgekommen ist.

Heute würde ich die Position wieder aufstocken: Die Konjunktursorgen, oder gar -ängste, sind mMn nun im Aktienkurs eingepreist. Weiterhin bleibt die Energieversorgung für diesen Winter angespannt, sonst hätte unser Wirtschaftsminister heute nicht verkündet, zwei der drei Atomkraftwerke nun doch weiterlaufen zu lassen. Mag sein, dass der Ölpreis nicht mehr deutlich über 80 EUR steigen wird. Doch auch auf diesem Niveau wird Devon reichlich Cashflow erzeugen und eine attraktive Sonderdividende ausschütten.

Zudem hat heute die Bank of England eine Kehrwende vollzogen: Statt dem Markt Liquidität zu entziehen, werden ab sofort wieder Anleihen gekauft, was ein Rückfall in die Zeit des Quantitativ Easing bedeutet. Die Aktienmärkte steigen heute, weil man in der Kehrtwende der Bank of England nur den ersten Schritt von vielen sieht: Vielleicht sind die restriktiven geldpolitischen Maßnahmen inzwischen ausreichend, so die Hoffnung.

Ob da was dran ist, werde ich am kommenden Freitag untersuchen. Doch kurzfristig scheint die Panik erst einmal eine Pause einzulegen, daher würde ich unsere Devon-Position auf die volle beabsichtigte Größe (Portfolioanteil 6%) aufstocken.


Marvell Techn.: Marvell kaufen als Wachstumsaktie



Mi, 28. September um 15:17 Uhr
Sie kennen meine Vorliebe für den Chiphersteller Marvell: Rechenzentren und autonomes Fahren sind die zwei Megatrends, in denen die schnellen Netze von Marvell benötigt werden.

Wir haben in den vergangenen Tagen Angst und Panik an den Finanzmärkten gemessen. Heute schwenken die Märkte um und wir werden erst wissen, ob das der Boden ist, wenn die Kurse deutlich höher stehen. Daher möchte ich heute einen kleinen Teil unserer derzeit großen Cashreserven investieren. Gegebenenfalls verkaufen wir die Position frühzeitig wieder, falls die Märkte wieder gen Süden drehen. Doch wenn es von diesem überverkauften Markt deutlich nach oben gehen sollte, werden wir uns ärgern, wenn wir nicht wenigsten ein wenig mitsegeln.

Daher würde ich heute eine neue Wachstumsposition eingehen: Marvell zu Kursen um 44,50 EUR.


Bakkafrost: Spekulation auf Gegenbewegung



Fr, 30. September um 09:55 Uhr
Seit gestern ist bekannt, dass Norwegen über eine zusätzliche 40% Steuer auf Lachs und Forellen nachdenkt. Die großen norwegischen Fischfarmen schmieren ab. Das isländische Bakkafrost ist zu Unrecht mit in einen Strudel geraten und bietet somit eine Chance.

Der Betreiber von Lachsfarmen auf den Färöer Inseln und in Schottland hängt genauso an der Entwicklung des Lachsmarktes wie die norwegische Konkurrenz. In Norwegen hat man nun eine Steuererhöhung ab 2023 vorgeschlagen. Mit den Einnahmen sollen die Küstengemeinden unterstützt werden, in denen die Lachszucht betrieben wird.

Zum Einen ist die Maßnahme noch nicht verabschiedet. Zum Anderen gilt sie nur für Norwegen, wie Sie schon richtig bemerkt haben. Daher wäre Lachs, der von Bakkafrost auf den Färöer Inseln und in Schottland gezüchtet und nach Europa verkauft wird, nicht betroffen. Der Kursrutsch ist also zunächst mal unbegründet.

Also: Gute Idee, dann lassen Sie uns mal auf eine Gegenbewegung spekulieren. Es wäre in meinen Augen allerdings nur eine Spekulation, da das Unternehmen sich weder als Dividendenaktie qualifiziert (Dividende schwankt stark), noch als Wachstumsaktie (zu wenig Wachstum).

Seit November letzten Jahres ist die Aktie von 80 auf nunmehr 40 Euro gefallen. Allein die Meldung über die Steuererhöhung in Norwegen hat den Kurs von 46 auf 40 Euro einbrechen lassen. Die Gegenbewegung hat bereits begonnen, der Kurs steht aktuell bei 42 EUR (Tradegate 9:38 Uhr). Für eine kurzfristige Spekulation sieht’s in meinen Augen gut aus. Das KGV von 18 und die Dividendenrendite von 2,5% halte ich für fair. Da ich den europäischen Lachsmarkt nicht so gut kenne, würde ich mir jedoch keine mittel- oder langfristige Prognose zutrauen.

Zum Markt:
In meinen Augen sehen wir diese Woche mehrere Bärenmarktrallys. Ich glaube nicht, dass sich auf dem aktuellen Niveau ein tragfähiger Boden bildet, nur weil die englische Notenbank einen Kurswechsel vorgenommen hat. Daher gehe ich davon aus, dass wir bereits sehr bald schon wieder auf die Verkaufsseite umschwenken und gegebenenfalls auch kleine Kurserholungen bereits zum Verkauf weiterer Positionen, und vielleicht auch dieser Spekulation, nutzen werden.


Snap-On: Aufstocken, Position voll machen



Fr, 30. September um 16:46 Uhr
Wir haben Snap-On als halbe Dividendenposition seit Juni in unserem Portfolio. In den vergangenen Wochen seit unserer Entscheidung für Snap-On haben sich die Dinge zugunsten des Anbieters von Werkzeug für die Automobil- und Flugzeugindustrie entwickelt. Die Rezessionsgefahr steigt an und Kaufentscheidungen werden zunehmend zurück gehalten. Lieber wird ein altes Auto nochmal repariert, als dass man sich für ein Neues entscheidet.

Die Aktie ist von unserem ursprünglichen Kaufkurs bei 200 Euro zwischenzeitlich auf 230 Euro gestiegen, notiert nach dem Ausverkauf der vergangenen Wochen nun wieder bei 209 Euro.

Die Stimmungswerte sind extrem niedergeschlagen, irgendwas müssen wir heute noch kaufen. Ich habe mich für Snap-On entschieden. Auch hier gilt: Ich gehe von einer Gegenbewegung in den kommenden Tagen / Wochen aus, die nicht unbedingt das Ende der Baisse bedeuten muss. Das wird sich erst später zeigen. Doch ich möchte unsere hohe Cashquote ein wenig verkleinern und Snap-On ist eine Position, die in diesem Marktumfeld eigentlich gut laufen sollte.

Wir werden dann im Falle einer kleinen Kurserholung gegebenenfalls auch wieder Positionen verkleinern. Mit diesem Vorgehen können wir unser Portfolio hoffentlich ein wenig besser abschneiden lassen als die breiten Marktindizes. Diese Woche hat der DAX bspw. 1,7% verloren, während unser Portfolio um 0,6% angestiegen ist (Stand 16:30 Uhr) :-)



06. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

Physisches Gold


Hallo Herr Heibel,

meine Bank (Consorsbank) kündigt die Verwahrung von pysischem Gold.

Haben Sie ein Empfehlung, was jetzt sinnvoll ist?Strumpf oder Verkauf?

Dank und schöne Grüße aus Köln, Ulrich

ANTWORT
Meinen Informationen zufolge verwahrte Consors die Edelmetalle seiner Kunden bei proaurum. Sie könnten künftig Edelmetalle selber bei proaurum verwahren lassen, oder aber auch ein eigenes Schließfach dort einrichten (für Sie ist die nächste Filiale in Düsseldorf).

Alternativ können Sie auch in das Xetra Gold investieren, das ich seit 2006 kontinuierlich empfehle:

- Deut. Börse Commodities GmbH Xetra-Gold IHS 2007
(WKN A0S9GB, langfr.)
Abbildung der Goldpreisentwicklung
kein Gold schleppen, allerdings mit Emittentenrisiko!
Auslieferung gegen Abwicklungsgebühr von 140 Euro möglich.
-> Nach 12 Monaten Haltedauer fällt - genau wie bei physischem Gold - keine Abgeltungssteuer an (https://www.xetra-gold.com/xetragold/dispatch/de/binary/gdb_content_pool/imported_files/public_files/10_downloads/31_trading_member/80_Xetra_Gold/Abgeltungssteuer_Fact_Sheet2015_09_16_4.final.pdf)


Timing bei globalen ETFs


Sehr geehrter Herr Heibel,

Danke für ihre Session via YouTube.

Eine Frage noch: Würden Sie als langfristig orientierter Anleger mit Fonds und ETFs, die weltweit anlegen aufgrund der zu erwartenden Durststrecke am Aktienmarkt (einen Tel) verkaufen? ...um später zurück zu kehren?

Ich freue mich sehr über einen Ratschlag.

Manuel aus Oerlenbach

ANTWORT
Nein, würde ich nicht. Der DAX ist dieses Jahr bereits um 24% eingebrochen, der Dow Jones um 20%. Mag sein, dass es noch tiefer geht, doch ETFs sind doch eher langfristige Anlagevehikel, die man in solchen Krisenzeiten aufstocken sollte. Nicht alles auf einen Schlag, aber sukzessive Nachkaufen, während die Indizes gen Süden segeln, wird sich auf Sicht von 2-3 Jahren mMn auszahlen.

Deutsche Rohstoff AG


Hallo Herr Heibel,

Deutsche Rohstoff hat eine Marktkapitalisierung > 100 Mio.
Dann habe ich mir mal https://rohstoff.de/wp-content/uploads/2022/09/2022-09-05-Equity-Forum-Frankfurt_final.pdf angeschaut.

Die Anleihe mit 5,x%, die in 2020 auf 30% abgestürzt ist, versuche ich mal im Hinterkopf zu behalten. Aber Seite 12 und 13 finde ich interessant, wie auch die Folgeseiten: Fehlende Investitionen führen zu fehlenden Quellen. Da der Stromverbrauch steigen wird, aber die Energiequellen sinken werden, aufgrund mangelnder Investitionen, werden die Energiepreise steigen und zwar langfristig.

North Stream 2 wurde ja den Chinesen angeboten, da Baerbock das Gas nicht will. Öl wollen wir ab 2023 auch nicht mehr, suche gerade den neuen Ort meines Lebens.

Die Firma hat ihre Projekte in den USA, also relativ unabhängig von der EU.

Wie auch immer, finde dass die Präsentation auf die kommenden Probleme der Energiewende hinweist. Möglicherweise habe ich ihr Interesse geweckt, mal mit der IR-Abteilung zu sprechen, wie sie das ja mit den Kapitaltagen in Hamburg im Heibel-Ticker gemacht haben?

Mit freundlichen Grüßen, Reiner aus Blankenheim

ANTWORT
Das ist ja mein Reden, dass die Ölindustrie nicht mehr in weitere Exploration investiert, sondern die Gewinne lieber in Form von Dividenden ausschüttet. Daher sind wir ja auch in einen solchen Titel investiert, gegebenenfalls hole ich einen zweiten an Bord.

Warum nun aber gerade die Deutsche Rohstoff AG in der Ölbranche meine erste Wahl sein sollte, haben Sie nicht verraten :-). Das Unternehmen operiert in den USA und profitiert sicherlich von der aktuellen Energiekrise. Für unseren Heibel-Ticker ist das Unternehmen jedoch zu klein. Ich konnte bislang auch nicht wirklich verstehen, warum ein US-Ölproduzent aus Deutschland geführt werden muss.

Ein Unternehmen, das die aktuellen Probleme treffend darstellt, muss nicht unbedingt die beste Lösung für die Probleme haben. Mir fehlt da der Wettbewerbsvorteil oder Ähnliches.


Gold ETF wechselte Eigentümer


Sehr geehrter Herr Heibel,

vor vielen Jahren hatten Sie Ihren Lesern mehrfach den Gold-Etf A0N62G (DE000A0N62G0) empfohlen. Ich benutze ihn seitdem gerne für kurz bis mittelfristige Geldanlagen.
Einsatzzweck ist das (spekulative) Halten im Zeitrahmen von wenigen Wochen bis 1-2 Jahre als Gold-Ersatz, mit entsprechender physikalischer Hinterlegung.

Vor einigen Tagen wurde dieser ETF überraschend in Isin JE00B1VS3770 umgetauscht, Beschreibung der Bank "Einstellung der Zertifizierung, Durchführungsanzeige".
-> also Vermutung: Das Fondsdomizil wurde nach Jersey verlegt.

Nähere Informationen zu diesem Vorgang finde ich leider nicht, haben Sie hier mehr Informationen ?
Betrifft eine Zertifizierungseinstellung auch andere Gold-Etfs ?
Macht es Sinn den ETF gegen einen anderen zu tauschen, und wenn ja: welchen würden Sie empfehlen ?

Vielen Dank im Voraus
Rainer aus Leipzig

ANTWORT
Ich habe nachgefragt: "ETF Securities wurde vor einigen Jahren an WisdomTree verkauft, deswegen sind die Gold ETC jetzt unter deren Namen.“ Sagte mir mein Ansprechpartner bei HANetf. HANetf wurde vom gleichen Gründer gegründet wie ETF Securities ;-). Da wurde also einiges verschoben.

Ja, das hinterlässt einen faden Beigeschmack, ohne dass Sie sich wirklich wegen der Struktur des Produktes Sorgen machen müssten. Dennoch bevorzuge ich seit jeher das Xetra Gold:

- Deut. Börse Commodities GmbH Xetra-Gold IHS 2007
(WKN A0S9GB, langfr.)
Abbildung der Goldpreisentwicklung
kein Gold schleppen, allerdings mit Emittentenrisiko!
Auslieferung gegen Abwicklungsgebühr von 140 Euro möglich.
-> Nach 12 Monaten Haltedauer fällt - genau wie bei physischem Gold - keine Abgeltungssteuer an (https://www.xetra-gold.com/xetragold/dispatch/de/binary/gdb_content_pool/imported_files/public_files/10_downloads/31_trading_member/80_Xetra_Gold/Abgeltungssteuer_Fact_Sheet2015_09_16_4.final.pdf)


Wasserknappheit: Xylem & Veolia


Hallo Herr Heibel,
macht es nicht Sinn mit zunehmender Wasserknappheit in Aktien
von Firmen die in Wassertechnik unterwegs sind zu investierten?
Was halten Sie von Xylem (USA WKN A1JMBU) oder Veolia (WKN 501451)?
Oder haben Sie evt. eine andere Aktie im Blick?

Gruß
Stephan aus Düsseldorf

ANTWORT
Ich bin für das Thema Wasserknappheit nicht so leicht zu begeistern. Bei mir zu Hause fällt davon ziemlich viel vom Himmel, ich überlege, mir eine Zisterne zu besorgen. Auch ich sehe, dass der Grundwasserspiegel in vielen Regionen selbst in Deutschland sinkt. Neue Technologien sind erforderlich. Allerdings würde ich diesen Bereich auch für die Zukunft eher als „Versorger“ betrachten, die ihre Infrastruktur kontinuierlich ausbauen.

Xylem hat eine Dividendenrendite von 1,5%, zu wenig für einen Versorger.

Die Dividende von Veolia wird sehr unregelmäßig ausgezahlt, daher finde ich auch diese Aktie nicht attraktiv.


Investieren in Anleihen


Hallo Herr Heibel,

ich überlege hinsichtlich Diversifizierung & Absicherung einen Teil US Treasury Bonds ins Portfolio zu legen.

Wie kann man am besten US Staatsanleihen kaufen über welches Instrument Ihrer Erfahrung nach?

Wie schätzen Sie den Zeitpunkt für ein solches Investment aktuell ein?

Vielen Dank!

Mit besten Grüßen,
Fabian aus Traunstein

ANTWORT
Anleihen eignen sich dazu, Geld für einen festgelegten Zeitraum, bei fester Zinszusage, anzulegen. Wenn Sie also Geld für ein oder zwei Jahren nicht an den Aktienmarkt oder anderswo geben wollen, können Sie eine Anleihe mit entsprechender Laufzeit kaufen.

Wenn die Zinsen steigen, verlieren Anleihen an Wert. Je länger die Laufzeit, desto größer der Wertverlust. Hier beispielsweise der Euro Bund Future, der sich auf 1 Jahre laufende deutsche Staatsanleihen bezieht:



Erst wenn der Zinsanstieg beendet ist, könnte sich der Einstieg in solche Papiere lohnen. Ich denke, so weit ist es noch nicht.

Sollte der Zeitpunkt kommen, werde ich mir bspw. den iShares 20+ Year Treasury Bond ETF (TLT) anschauen.

Enphase


Hallo Herr Heibel,

Enphase hat gestern wieder einmal hervorragende Zahlen rausgebracht und ich frage mich, warum Sie diese Aktie nicht im Depot haben?
Die rule-of-40 ist hier mehr als erfüllt: Bei 60% Umsatzwachstum und 100% Gewinnwachstum und einer Marge von 40%.
Gleichzeitig bietet das Feld Photovoltaik (Hersteller Mikro-Wechselrichter) fast grenzenlose Wachstumfantasie und der neue Bereich Batterien/Speicher schlägt auch immer mehr durch.
Klar das KGV ist im Bereich 40-60 hoch aber im Vergleich zum Wachstum schon wieder niedrig (PEG=1?) bzw wächst Enphase so schnell in diese hohe Bewertung, dass hier noch höher multiples erlaubt sind.
Ihre Einschätzung würde ich schätzen 😉



Mit freundlichen Grüßen

Stefan aus Potsdam

ANTWORT
Tatsächlich ist Endphase auf meiner kurzen Liste der qualifizierten US-Unternehmen für unser Wachstumsportfolio.

Ich finde das komisch: Wechselrichter sind keine Rocket Science (Raketentechnik), soll heißen: die kann eigentlich jeder bauen. Trotzdem gibt es immer wieder Unternehmen, die mit Wechselrichtern für die Solarindustrie zu Highflyern mutieren. Ein Kurs/Umsatz-Verhältnis von 23 ist mir einfach zu hoch. So groß kann in diesem Bereich ein technologischer Vorsprung nicht sein, um das zu rechtfertigen. Mag sein, dass die der Konkurrenz derzeit einen Schritt voraus sind und daher hohe Gewinne einfahren (operative Marge 15%), doch das würde ich eher auf eine temporäre Knappheit beziehen als auf einen säkularen Trend.


Cliq Digital


Sehr geehrte Herr Heibel,

ich komme noch einmal auf Cliq Digital zurück. Die Aktie hält sich im aktuellen Umfeld sehr gut. Am Dienstag gab es Zahlen und ein Bericht des CEO Ben Bos. Vielleicht können Sie da einmal reinschauen und ein kurzes Statement dazu abgeben. Würde mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen, Friedrich aus Essen

ANTWORT
Was zu schön aussieht, um wahr zu sein, könnte zu schön sein, um wahr zu sein. Am 18. März habe ich bereits über Cliq Digital geschrieben (https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1964, Leserfragen). Nochmals in aller Kürze: Das Unternehmen rühmt sich, einen zunehmenden Anteil des Online-Werbemarktes zu erobern. Mir persönlich ist jedoch niemand bekannt, der die Dienste von Cliq Digital in Anspruch nimmt. Für mich ist das Geschäftsmodell von Cliq Digital zu intransparent, daher würde ich die Finger davon lassen.


Porsche AG IPO


Hallo Hr. Heibel

IPO Porsche

Würden Sie als Privatanleger die Aktie kaufen und zu welchem Preis?
(Preisspanne € 76,50 - 82,50)

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard aus Österreich

ANTWORT
Ein IPO hat seine eigenen Regeln. Das Zeichnen ist meiner Erfahrung zufolge nur für zwei Anlegertypen interessant. Zum einen für institutionelle Anleger, die so große Beträge anlegen wollen, dass der Kauf über die Börse den Kurs zu stark beeinflussen würde. Zum anderen für Spekulanten, die nach wenigen Tagen einen Zeichnungsgewinn versilbern wollen.

Für uns als Privatanleger, die ein Portfolio für die Zukunft aufbauen oder Spekulationen auf Sicht von wenigen Wochen eingehen, ist ein IPO zunächst zu undurchsichtig. Es gibt zu viele Interessengruppen, die hier um die besten Verhandlungsergebnisse buhlen. Der Privatanleger ist in diesem Reigen nicht vertreten.

Ich werde Ihnen ein paar der verschiedenen Interessen darlegen. Dazu ist es notwendig, die Verflechtungen zwischen Porsche, VW und der Börse zu verstehen.

Zunächst einmal müssen wir unterscheiden zwischen der Porsche Holding SE und der Porsche AG. Die Porsche AG ist heute eine 100%ige Tochter von VW und soll an die Börse gebracht werden. Die Porsche Holding SE Stammaktien gehören zu 100% den Familien Porsche & Piëch. Die stimmrechtslosen Vorzugsaktien der Porsche Holding SE werden heute schon an der Börse gehandelt, Kurs aktuell 67,7 EUR (Xetra 28.9.222 um 12:01 Uhr).

Die Porsche Holding SE besitzt wiederum 53,3% an VW (und 1,3% der Vorzugsaktien von VW). Die Familien Porsche & Piëch haben zwar Einfluss auf die Besetzung des Aufsichtsrats von VW, jedoch nur mittelbar auf die Nominierung der Vorstände, da das Land Niedersachen mit 20% Anteil an Porsche zwei zusätzliche Vorstände berufen kann. Eine absolute Mehrheit im Aufsichtsrat für Vorstandsberufungen kann Porsche daher trotz Mehrheitseigentümer nicht erzielen. Der Vorstand von VW wiederum ist weisungsbefugt für den Vorstand der Tochter Porsche AG.

Diese Struktur ist das Ergebnis der Übernahmeschlacht aus dem Jahr 2009, die seitens der Porsche-Familien verloren wurde. Den Familien fehlt bis heute die Möglichkeit der direkten Einflussnahme auf die Geschäftspolitik der Porsche AG.

Diese Möglichkeit soll durch den Börsengang der Porsche AG eingeräumt werden. Die Porsche Holding SE wird künftig 25,1% der Stammaktien der Porsche AG besitzen, VW nur noch 74,9%. Nun fragen Sie sich, welche Aktien für Sie als Privatanleger übrig bleiben, oder? Nun, es gibt auch bei der Porsche AG stimmrechtslose Vorzugsaktien. Auch diese verbleiben zu 75% bei VW, für den Börsenhandel sind 25% der Vorzugsaktien vorgesehen. Diese 25% der Vorzugsaktien der Porsche AG können Sie also zeichnen.

VW freut sich bei dieser Transaktion über die Einnahmen aus dem IPO. Die Familien Porsche & Piëch (Porsche Holding SE) freuen sich über die 25,1% der Stammaktien an der Porsche AG, die es Ihnen ermöglichen, künftig direkt Einfluss auf die Besetzung des Vorstands sowie dessen Vergütungssystem zu nehmen. Und Anleger freuen sich über die Möglichkeit, direkt am Autobauer Porsche AG beteiligt zu sein, wenn auch ohne Stimmrecht.

Wer Mitreden möchte, der braucht Stammaktien, die auch ein Stimmrecht mit sich führen. Von der Porsche Holding SE gibt es keine Stammaktien im Streubesitz, die Familien halten 100%. Auch von der Porsche AG wird es keine Stammaktien im Streubesitz geben. Von Volkswagen befinden sich lediglich 7,66% der Stammaktien im Streubesitz, der Rest liegt bei Porsche SE (53,3%), dem Land Niedersachsen (20), Qatar (17%) und diversen institutionellen Ankeraktionären.

Wenn Sie also die Vorzugsaktien der Porsche Holding SE kaufen, dann beteiligen Sie sich an Volkswagen (Wert der Beteiligung aktuell 30 Mrd. EUR) UND der Porsche AG (Wert voraussichtlich 18,75 Mrd. EUR). Wenn Sie hingegen die Porsche AG kaufen, beteiligen Sie sich zu 100% am Autobauer Porsche. Das macht den IPO so attraktiv für Anleger.

Nun werden 25% der Vorzugsaktien an die Börsen gebracht, das entspricht etwa 9,4 Mrd. Euro. Dieses Geld erhält Volkswagen. Der Emissionspreis wird bei 82,50 EUR erwartet. Diesen Preis wird auch die Porsche Holding SE für die Stammaktien der Porsche AG bezahlen. Die Familien Porsche & Piëch haben also als VW-Aktionär ein Interesse an einem hohen IPO-Preis, als Porsche-Aktionäre jedoch ein Interesse an einem niedrigen IPO-Preis. VW selbst, sowie das Land Niedersachsen und die anderen Ankeraktionäre haben natürlich ein Interesse an einem möglichst hohen IPO-Preis. Auch die Banken, die den Börsengang durchführen, verdienen ihre Provision in Abhängigkeit vom Emissionsvolumen, sind also an einem hohen IPO-Preis interessiert.

In meinen Augen überwiegt hier das Interesse an einem möglichst hohen IPO-Preis. Die romantische Idee, dass Banken bei einem Börsengang möchten, dass ihre Kunden langfristig glücklich mit den Aktien sein werden, habe ich ad acta gelegt. Wenn in diesen angespannten Börsenzeiten was zu holen ist, dann wird es geholt.

Direkt im Anschluss an den IPO wird der Kurs von den Porsche AG Vorzugsaktien bestimmt, die zu 25% in den Streubesitz gegeben wurden. Viele der neuen Eigentümer werden institutionelle Anleger sein, die in ihrem Portfolio ein bestimmtes Gewicht haben wollen. Im Rahmen der Zeichnung werden sie eine Anzahl erhalten, die vermutlich kleiner ist als die beabsichtigte Anzahl. Sie werden also nach dem IPO weitere Aktien über den freien Markt zukaufen.

Es gibt aber auch die Spekulationen, die möglichst kurz nach dem IPO ihre Zeichnungsgewinne versilbern wollen. Sie werden ihre Aktien verkaufen.

Die Erstnotiz hängt nicht von der Bewertung des Unternehmens ab, sondern davon, wie viele institutionelle Anleger ihre Positionen möglichst schnell auf die gewünschte Größe bringen wollen. Und die Kursbewegungen in den ersten Tagen hängt sodann davon ab, wie viele Spekulanten ihre Positionen schon wieder abstoßen. Die Banken, die den IPO durchführen, müssen also möglichst die Interessen der institutionellen Anleger und der Spekulanten ins Gleichgewicht bringen.

Jetzt wollen Sie von mir wissen, ob sich das Zeichnen des Porsche IPOs lohnt. Da ich selber bereits die rechtlich erforderlichen Unterlagen, Studien und Analysen für Börsengänge erstellt habe, würde ich sagen: Keine Ahnung. Porsche kommt aus einem großen Konzern, in dem man auch durch interne Verrechnungen sehr viel aufhübschen kann. Um mir ein Bild zu machen, ob die Porsche AG tatsächlich für die kommenden Jahre eine attraktive Aktie ist, würde ich mindestens 3-6 Monate abwarten und die Quartalszahlen verfolgen, die in den kommenden Monaten veröffentlicht werden.

Grundsätzlich wird Porsche in einer Liga mit Ferrari spielen. Die Marktkapitalisierung der VW-Tochter wird höher sein (75 Mrd. EUR) als die der Mutter (56 Mrd. EUR). In meinen Augen haben die Familien Porsche & Piëch über Jahrzehnte bewiesen, dass sie ein gutes Gespür für den Automobilmarkt haben. Familiengeführte Unternehmen laufen häufig besser als andere Unternehmen, siehe auch BMW/ Mercedes. Doch als Privatanleger brauchen wir uns nicht in die Interessenkonflikte der maßgeblichen Spieler einmischen, weil wir jederzeit über die Börse an beliebig viele Aktien herankommen. „Beliebig viele“ soll den Unterschied zwischen unserem Anlagekapital von zigtausend bis vielleicht ein paar Millionen Euro veranschaulichen, während institutionelle Anleger schnell mal Hunderte von Millionen Euro in so eine Position schieben müssen.

Ach so, eine weitere Frage an mich war, worin sich die Aktien der Porsche SE und der Porsche AG unterscheiden. Ich denke, es ist klar geworden, dass die Kurse dieser beiden unterschiedlichen Unternehmen wenig miteinander zu tun haben.




07. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =11,7%WKN29.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
PVA TeplaETR:TPE15,03 €4%-44%1,7%C00 +
Anheuser Bush InBev1NBA46,74 €-3%-6%2,5%A0 + +
TJX CompaniesTJX64,52 €2%2%2,6%A0 + +
Morgan StanleyMS81,96 €-2%-3%2,5%A0 + +
BakkafrostETR:6BF41,38 €-10%0%2,5%A0 + +









Wachstum (≈30%) =24,7%WKN29.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII33,69 €9%0%6,9%C00 +
MediosETR:ILM118,30 €-4%-40%5,1%A0 + +
FlatexETR:FTK9,23 €8%-54%5,6%B + + +
BioNTechBNTX138,80 €6%-35%3,5%C +00
PaypalPYPL89,97 €1%-33%3,6%C + + -
MarvellMRVL43,16 €-5%-3%2,8%B0 - +










Dividende (≈30%) = 33%WKN29.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BASFETR:BAS39,60 €0%-36%2,9%C0 + -
Devon EnergyDVN62,61 €6%31%6,2%A0 + +
WienerbergerETR:WIB20,56 €-3%-16%5,8%B + - +
CEWEETR:CWC74,40 €3%-20%6,0%C00 +
AllianzETR:ALV161,80 €-4%-17%6,0%A0 + +
Snap-OnSNA208,27 €-2%5%6,1%A0 + +










Absicherung (≈20%) =22,8%WKN29.9.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.422,00 €0%7%9,3%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,50%-1%-11%6,5%B+ + +
BitcoinNuri20.155,00 €4%-50%6,9%C+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

1%-24%7,8%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%11,7%852,5%
WachstumEnkelkinder30%24,7%566,0%
DividendeUrlaub30%33%566,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,8%336,7%
Summe
100%92,2%2120100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung



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