Heibel-Ticker PLUS 22/40 - OPEC+ geht auf offene Konfrontation

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07.10.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 40 (07.10.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp221009.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Starke Erholungsbewegung nach extremer Niedergeschlagenheit in der Vorwoche
02.So tickt die Börse: OPEC+ geht auf offene Konfrontation
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Entfällt diese Woche
 - Interpretation
04.Ausblick: Ausweitung Einkaufsliste: Wachstumsaktien Österreich & Schweiz
 - EINKAUFSLISTE
 - Neue Wachstumskandidaten aus Österreich und der Schweiz
05.Update beobachteter Werte: BASF, Morgan Stanley, Devon Energy, Anheuser Bush InBev
 - BASF: Verkaufen: Die falsche Rallye
 - Morgan Stanley: Spannende Ausgangssituation
 - Devon Energy: 17% binnen einer Woche - Teilgewinn mitnehmen
 - Anheuser Bush InBev: Wettbewerber melden gute Zahlen
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Starke Erholungsbewegung nach extremer Niedergeschlagenheit in der Vorwoche



Liebe Börsenfreunde,

Im heutigen Kapitel 02 habe ich die Bedeutung der Fördermengenkürzung durch die OPEC+ diskutiert. Wenngleich die kurzfristige Wirkung überschaubar bleiben sollte, so deutet sie doch auf die Gräben zwischen Drittländern und dem "Westen".

Das Kapitel 03 (Sentiment) entfällt heute, werde ich nächste Woche nachliefern.

Im Kapitel 04 habe ich unsere Einkaufsliste für den nächsten Ausverkauf erweitert. Wir haben nun eine ganze Reihe von Wachstumstiteln aus den USA, Deutschland, Österreich und der Schweiz, die alle mit Raten von über 15% im Umsatz und Gewinn wachsen und noch keine zu hohe Bewertung erzielt haben. Ich denke, damit sind wir bestens für einen eventuell weiteren Rücksetzer vorbereitet.

Eine ganze Reihe von Ereignissen dieser Woche habe ich bereits in den unterwöchigen Updates zu unseren offenen Portfoliopositionen besprochen, die Sie in Kapitel 05 nachlesen können.

Die Leserfragen in Kapitel 06 drehen sich diese Woche um kurz laufende Anleihen als Bargeldersatz, um einen DAX-Put zur Absicherung sowie um einzelne Aktien: Enel, E.On, Nike, Skyworks Solutions, TeamViewer, Twitter, Nvidia und Nynomic.

Vorschau: Steigende Zinsen, Krieg, Energiekrise, Lieferkettenprobleme, ... ich brauche Ihnen nicht zu erklären, dass sich die Welt in einem großen Wandel befindet. So haben auch wir unser Heibel-Ticker Portfolio in den vergangenen Monaten umgebaut und an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst. Doch ich denke, die Änderungen sind so weitreichend, dass es nicht mit ein paar Portfolioanpassungen getan ist.

Wir haben daher eine umfangreiche Analyse der Rohstoffmärkte erstellt, die ich Ihnen mit der kommenden Ausgabe nächsten Freitag zusenden werde. Rohstoffe haben sich zu kritischen Faktoren unserer Wirtschaft entwickelt. Wir haben untersucht, welche Rohstoffe sich für Investoren eignen. Verpassen Sie also die nächste Ausgabe des Heibel-Tickers nicht :-).

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: OPEC+ geht auf offene Konfrontation



Die OPEC+ hat die Reduktion der täglichen Ölfördermenge von 2 Mio. Fässern pro Tag beschlossen. Das sind etwa 2% der weltweit täglich geförderten Ölmenge, die OPEC+ sind insgesamt für ein Drittel der weltweiten Förderungen verantwortlich.

Schon im Vorfeld der Entscheidung sprang der Ölpreis an. Eine Reduktion des Angebots zielt natürlich auf höhere Preise ab.

Nun haben wir in der Vorwoche eine so pessimistische Verfassung an den Finanzmärkten gemessen, dass eine heftige Gegenreaktion zu erwarten war. Witzigerweise befeuerte der steigende Ölpreis die Gegenbewegung noch. Denn insbesondere bei fest hinterlegten Handelsalgorithmen gilt ein steigender Ölpreis als Indikator für eine gesunde Konjunktur. Und da die Algorithmen nicht berücksichtigten, dass der Preisanstieg durch eine Angebotsreduktion erzeugt wurde und nicht etwa durch eine gesunkene Rezessionsgefahr, sprangen die Aktienmärkte über nunmehr drei Tage heftig an.

Es wird noch witziger: Die Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag ist gar nicht so drastisch, wie es die absoluten Zahlen zunächst vermuten lassen: Durch die geopolitischen Spannungen fördern einige der OPEC+-Länder ohnehin nicht mehr so viel Öl, wie ihnen die Quoten zugestehen. Insbesondere in Russland ist die Förderung deutlich zurück gegangen. Die nun offiziell verabschiedete Reduktion um 2 Mio. Fässer am Tag spiegelt somit zum Teil lediglich die Realität der vergangenen Monate wider.

Dennoch ist US-Präsident Joe Biden Berichten zufolge wütend und überlegt nun, OPEC-Mitglied Venezuela um eine Fördererhöhung zu bitten. Sie sollten wissen, dass sich die USA und Venezuela spinnefeind sind. Doch mehr als den "Failed State" Venezuela fürchtet Biden den Widerstand der heimischen Klima-Aktivisten, die jede neue Pipeline im eigenen Land kritisieren würden.

Es ist ja nicht so, dass die USA nicht ihre Fördermenge ausweiten könnten. Es ist jedoch so, dass die Ölunternehmen das nicht möchten. Wir haben einen Öl- und Gas-Förderer in unserem Heibel-Ticker Portfolio, der keine Gelegenheit auslässt, zu betonen, dass man nicht in den Ausbau der Förderung investiere, sondern alle Gewinne ausschütten werde, da die Tage der fossilen Brennstoffe gezählt seien.

Einmal mehr wird uns anschaulich vor Augen geführt, dass die westliche Politik viele ihrer Klimaversprechen auf dem Rücken von Drittländern (häufig Schwellenländer) umsetzen, um dann in Festvorträgen die Systeme der Drittländer zu verurteilen. Das gilt übrigens auch für die Energiepolitik Deutschlands. Die Drittländer tolerieren diese Doppelzüngigkeit offensichtlich nicht mehr.

So wird der Westen nun gezwungen, die eigenen Versprechen selber umzusetzen: Durch hohe Investitionen in neue Technologien, durch Gesetze und Verbote und schließlich auch durch Verzicht. Natürlich ist man bemüht, den Verzicht so gering wie möglich zu halten, sonst drohen Unruhen. Wir dürfen gespannt sein.

Was wir diese Woche gesehen haben, war also nicht viel mehr als eine Gegenbewegung nach den heftigen Ausverkäufen der vergangenen Wochen. Eine Gegenbewegung beginnt in der Regel mit Shorteindeckungen. Das sind Spekulanten, die mit Leerverkäufen auf fallende Kurse gesetzt haben. Sie decken ihre Leerpositionen ein, indem sie Aktien zurückkaufen, was eine Gegenbewegung auslösen kann.

Nun kann man sagen, dass diese Deckungskäufe noch kein Urteil darüber sind, ob die meisten Aktien nun günstig genug für ein langfristig ausgerichtetes Depot sind. Richtig. Aber langfristig ausgerichtete Anleger kümmern sich wenig um das Treffen eines Korrekturtiefs, sie sind ohnehin nicht diejenigen, die einen Wendepunkt definieren. Es sind meiner Erfahrung nach (und die reicht immerhin bis 1988 zurück) immer Shorteindeckungen, die einen ersten Boden erzeugen.

Erst in den kommenden Wochen werden wir dann beurteilen können, ob es sich um einen tragfähigen Boden handelt, oder nicht. Dazu werden wir uns die Q-Zahlen anschauen, die ab nächster Woche veröffentlicht werden. Die US-Banken beginnen, dann folgen die Tech-Unternehmen und Einzelhändler. Gleichzeitig müssen wir die Konjunkturdaten beobachten, um die nächsten Schritte der Notenbanken abzuschätzen.

Schauen wir uns nun einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an. Hinweis: Die heutige Ausgabe wurde bereits Donnerstag Abend/ Freitag früh fertig gestellt, daher ist nicht der Wochenschlusskurs in der Tabelle, sondern der Schlusskurs vom Donnerstag Abend.

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES5.10.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones30.177 3,6%-17,0%
DAX12.476 3,0%-21,5%
Nikkei27.311 5,3%-5,1%
Shanghai A 3.170 0,0%-16,9%
Euro/US-Dollar0,980,2%-13,6%
Euro/Yen142,060,4%8,6%
10-Jahres-US-Anleihe3,81%0,072,30
Umlaufrendite Dt1,93%-0,082,21
Feinunze Gold$1.711 2,8%-6,2%
Fass Brent Öl$94,09 7,0%19,4%
Kupfer$7.874 4,1%-18,7%
Baltic Dry Shipping$1.996 10,5%-10,0%
Bitcoin$20.056 1,8%-57,3%








03. Sentiment: Entfällt diese Woche



Entfällt diese Woche

Interpretation







04. Ausblick: Ausweitung Einkaufsliste: Wachstumsaktien Österreich & Schweiz



Ich denke, wir werden einen turbulenten Oktober sehen, bevor dann im November eine ordentliche und nachhaltige Erholung an den Finanzmärkten losgetreten wird. "Ich denke" heißt: Heute denke ich das. Wenn ich morgen anders denken sollte, werde ich es Ihnen sagen. Aber ich brauche eine Vorstellung über das, was passieren könnte, damit wir unser Portfolio entsprechend ausrichten. Gleichzeitig sehe ich, wie in den heutigen Updates geschrieben, dass sich überall geopolitische Probleme weiter zuspitzen. Langfristig dürften wir also noch nicht aus dem Gröbsten raus sein. Meine Erwartung von einer Marktphase, die uns an die Zeit 1965 bis 1982 erinnern könnte, bleibt bestehen. Damals liefen die Kurse 17 Jahre seitwärts ... unter großen Schwankungen.

Also:
Kurzfristig (Tage / Wochen): turbulent, vielleicht neue Tiefs
Mittelfristig (Wochen / Monate): Deutliche Erholungsbewegung
Langfristig (Monate / Jahre): Turbulent

Auch in turbulenten Marktphasen lässt sich Geld verdienen. Unser Heibel-Ticker Portfolio schneidet von Woche zu Woche im Vergleich zu den Indizes immer besser ab. Diese Woche bspw. +3,5%, während der DAX nur +3,0% zulegte.

Ich möchte vorbereitet sein für den Fall, dass die Märkte nochmals abtauchen. Daher schauen wir zunächst nochmals kurz auf unsere bisherige Einkaufsliste. Im Anschluss gehe ich im Schweinsgalopp durch die Wachstumskandidaten der Länder Österreich und die Schweiz, die sich gemäß unseren Kriterien qualifiziert haben.


EINKAUFSLISTE



chance Profitieren von rückläufiger Inflationsrate: Noch ist es zu früh dafür

- AirBnB: Neue Wachstumsaktie im Bereich des Tourismus (Nachholbedarf), sofern hohe Bewertungen akzeptabel erscheinen (aktuell noch KGV > 50).

- Marvell: Chipunternehmen mit starkem B2B-Geschäft, die Chips werden für die Cloud genutzt.

- Palo Alto Networks: Sicherheitslösungen für Netzwerke, geopolitische Spannungen entladen sich zunehmend auch digital

- Linde ist Weltmarktführer im Geschäft mit Gasen und gilt als Vorreiter bei der Produktion von grünem Wasserstoff für Brennstoffzellen

- Mister Spex: Spekulation darauf, dass die Gewinnschwelle früher erreicht werden kann

- LPKF Laser: Historisch günstig bewerteter Maschinenbauer, interessante Spekulation bei Bodenbildung


Neue Wachstumskandidaten aus Österreich und der Schweiz



Aus Österreich haben sich mit den Daten dieser Woche drei Kandidaten qualifiziert: Wolfgang Adisa, DO&CO sowie AT&S.


Wolftank Adisa
Wolftank baut Bio-LNG und Wasserstofftankstellen. Das Unternehmen ist noch zu klein für unser Portfolio und hat sich leider nur über hohe Wachstumsraten im anorganischen Bereich qualifiziert - sprich Übernahmen.


Do&Co
DO & CO bietet hochqualitatives Airline- und Event-Catering an und betreibt ebenso ein Flughafenlounges- und Restaurantgeschäft. Im Segment Airline Catering wird das Gros der Umsätze (74%) erzielt. Das Unternehmen beliefert zahlreiche der größten Fluggesellschaften der Welt mit Premium-Food-Produkten.

Im Segment Event Catering wird Premium-Food für Sportereignisse wie Formel 1-Rennen, Tennis- oder Fußballspiele (beispielsweise Europameisterschaft, Champions League oder Partnerschaft mit dem FC Bayern München) angeboten.

In den 2010er-Jahren erzielte Do & Co eine konstante EBIT-Marge von 6%, zuletzt erreichte das Unternehmen im ersten Quartal 2022 eine Marge von 5%. Do & Co weist aktuell ein Market Cap von 750 Mio. Euro und einen Enterprise Value (EV) von 1,1 Mrd. Euro auf. Das heißt, das Unternehmen sitzt auf 350 Mio. Euro Schulden.

Nach dem zuletzt stark von Corona gebeutelten Geschäft konnte Do & Co seine Umsätze bereits erneut auf Rekordniveau steigern. Das erwartete EBIT für 2025 liegt bei 125 Mio. Euro, der erwartete Gewinn bei 80 Mio. Euro. Somit ergibt sich ein KGV für 2025e von 9,5. Der Rückschlag in der Aktie im Coronacrash von 95 auf 30 Euro wurde im Jahr 2021 wieder ausgeglichen. seither leidet das Geschäft unter den erschwerten Bedingungen in der Gastronomiebranche. Die Aktie ist nach 94,50 Euro im Februar nun wieder bei 72,80 Euro angelangt.

Ich finde die Aktie interessant, würde aber zunächst den Herbst abwarten, um nicht von erneuten Coronamaßnahmen überrascht zu werden.


AT&S
AT&S ist ein Technologieunternehmen der Chipbranche. Die Chipbranche ist derzeit unbeliebt, doch AT&S hat eine Technologie, die weltweit lediglich nur noch ein Wettbewerber anbietet. Intel und Co. vertrauen AT&S, dennoch wird die Aktie ausverkauft.

Mich erinnert AT&S stark an unsere PVA Tepla, die ähnlich gut positioniert ist und dennoch als Maschinenbauer in den Abwärtsstrudel der Chipbranche gezogen wird. Beide sind viel zu günstig, doch meiner Erfahrung nach könnte die Aktie noch viel günstiger werden, bevor ein Wendepunkt erreicht wird. Ich werde mir dennoch AT&S nächste Woche noch detailliert anschauen.


Wachstumskandidaten aus der Schweiz:

Partners Group
Es handelt sich um einen Asset Manager, was ich im aktuellen Umfeld als K.O. Kriterium bezeichnen würde. Werfen wir dennoch einen kurzen Blick auf das Unternehmen:

Das Unternehmen ist einer der größten Asset Manager der Welt im Bereich Private Markets (verwaltetes Vermögen 127 Mrd. USD zum 31.12.2021). Dabei ist der Konzern in diversen Bereichen wie Private, Debt, Infrastructure, Real Estate und Private Equity aktiv. Das Unternehmen verfügt über eine breite Kundenbasis und Diversifizierung durch multiple Asset-Klassen. Ein Risiko könnte jedoch im Abzug von verwalteten Geldern bestehen, da das aktuelle Zinsniveau bedeutend zulegt und somit erneut „attraktive” Renditen im Renten-Markt erzielt werden können, die in Konkurrenz zu den Private Markets stehen. Außerdem könnten Investoren in Krisenzeiten vermehrt Gelder abziehen oder die von Partners Group erzielten Performancegebühren infolge geringerer Renditen zurückgehen.

Eine Aktie kostet knapp 1000 Franken. Die Bewertung der Aktie ist bereits sehr hoch. Die Market Cap liegt bei 24,3 Mrd. Franken, der EV bei 25,15 Mrd. Franken. Für das laufende Jahr wird ein Gewinn von 1 Mrd. Franken erwartet, so dass die Partners Group bei einem 24er KGV notiert. Werden die ehrgeizigen Ziele für 2025 erreicht, wird sich das Ergebnis substanziell auf 1,65 Mrd. Franken im Jahr 2025 erhöhen, so dass sich ein KGV 2025e von 15 ergibt.


Medartis Group
Medartis ist ein Hersteller von Medizinprodukten und vertreibt insbesondere patentierte Implantate, die bei Osteosynthese (also der Verbindung von gebrochenen Knochen, die erneut zusammenwachsen sollen) zum Einsatz kommen. Medartis Implantate können im Bereich Mund-, Kiefer- und der Gesichtschirurgie sowie den Extremitäten des Menschen eingesetzt werden und verbessern die Rehabilitation der Patienten. Das Unternehmen ist mit seinen Produkten international präsent und wächst in nahezu allen Regionen mit zweistelligen Raten.

Das Unternehmen ist aktuell sehr hoch bewertet. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens beträgt aktuell 800 Mio. Franken, der EV 820 Mio. Franken. Laut Analystenschätzungen soll der Umsatz sich bis 2025 mehr als verdoppelt haben und ein EBIT von 30 Mio. Franken erzielt werden. Dementsprechend würde sich bei Erreichen dieser Ziele ein EV/EBIT von 27 und ein noch höheres KGV ergeben. Das ist mir im aktuellen Marktumfeld zu teuer.

Montana Aerospaces
Die Aktie könnte interessant sein, da bei Zielerreichung ein KGV 25e von 5,5 bei hohen Wachstumsraten günstig aussieht. Jedoch sind die Kunden aus zyklischen Branchen, schauen wir mal, wie stabil das Geschäft ist.

Montana Aerospace agiert in drei verschiedenen Segmenten: Aerospace, E-Mobilität, Energie. So ist das Unternehmen unter anderem Zulieferer der Luftfahrtindustrie und Autohersteller (insb. Leichtbaukomponenten aus Aluminium für E-Autos). Im Energiebereich fokussiert sich das Unternehmen auf Komponenten für Transformatoren, Generatoren usw.

In der jüngsten Vergangenheit hat Montana Aerospaces sehr hohe CAPEX (Investitionen) gehabt (mehr als 600 Millionen seit 2018) und mehrere Übernahmen getätigt, was sich nun in einem starken zweistelligen Umsatzwachstum niederschlägt. Die Bewertung des Unternehmens liegt aktuell bei 830 Mio. Franken (Market Cap), der EV liegt bei 1,2 Mrd. Franken, also ist der Schuldenstand netto bei 370 Mio. Franken. In 2025 wird ein Gewinn (net income) von ca. 150 Mio. CHF erwartet, wodurch das Unternehmen ein 2025e KGV von 5,5 aufweist.

Das Unternehmen segelt hart am Wind und wurde dafür in der aktuellen Marktphase stark bestraft: Die Aktie kam erst Mitte 2021 zu 30 CHF an die Börse, erreichte ein Hoch bei 40 CHF und brach seit Februar dieses Jahres auf nunmehr 10,30 CHF ein, -74%. Nicht ungewöhnlich für eine Aktie, die ihren Börsengang in der jüngeren Vergangenheit hatte.


Meyer Burger Technology
Ach, hör mir auf mit Meyer Burger, denn die habe ich schon unzählige Male aufgrund der vermeintlich tollen Aussichten analysiert. Immer wieder wird eine vermeintlich überlegene Technologie präsentiert, die dann aber im Markt nicht ankommt. Das Unternehmen hat sicherlich herausragende Ingenieure, die sich immer neue Lösungen ausdenken. Doch nachhaltig Geld verdient hat das Unternehmen in den seltensten Fällen.

Wir kennen Meyer Burger als Premiumhersteller von Solarmodulen und -zellen. In der Vergangenheit hat das Unternehmen eine sehr schlechte Performance geliefert. In den letzten 10 Jahren schloss Meyer Burger jedes Geschäftsjahr mit einem Verlust ab, die Umsätze sind stark geschrumpft und unterlagen einer hohen Volatilität.

In den letzten Jahren hat sich die Gesellschaft strategisch neu aufgestellt und ist von einem Hersteller von Maschinen zur Produktion von Solarmodulen nun selbst zum Hersteller dieser Module geworden. Nun will das Management extrem hohe Fertigungskapazitäten aufbauen. Damit lässt man sich auf die große Konkurrenz durch asiatische Hersteller ein. Es ist fraglich, wie das Unternehmen sich profitabel am Markt behaupten will.

Das Unternehmen weist aktuell eine Market Cap von 1,22 Mrd. und einen EV von 1,29 Mrd. Franken auf. 2021 erzielte Meyer Burger einen Umsatz von 40 Millionen bei einem Verlust von 100 Millionen Franken. Im ersten Halbjahr 2022 lagen die Umsätze zwar bereits bei knapp 60 Millionen, der Verlust betrug jedoch 41 Millionen Franken. Aufgrund der sehr hohen Investitionen erwarten die Analysten auch in 2025 einen negativen Free Cash Flow, bei einem erwarteten Gewinn in Höhe von ca. 40 Millionen Franken. Nein, das Unternehmen ist nichts für uns.


Uponor oyj
Ich möchte nun noch ein weiteres Unternehmen kurz vorstellen. Es ist mir ins Auge gesprungen, weil wir zu Hause eine Wärmepumpe von Uponor haben. Es handelt sich um ein finnisches Unternehmen, das im Bereich (Trink-) Wasser und Raumklima (z.B. Fußbodenheizung, Wärmpumpe) aktiv ist und über ein recht breites Produktsortiment verfügt. Ca. 55% der Umsätze werden mit Sanitärrohren und Abwasserlösungen erzielt. Obwohl das Unternehmen insbesondere in der westlichen Welt bereits in vielen Ländern aktiv ist, sieht das Management Chancen in zahlreichen Märkten, insbesondere in Europa.

Laut Analystenschätzungen soll das Unternehmen in den nächsten Jahren seine Umsätze und Gewinne nahezu konstant halten. Somit würde das Unternehmen einen Gewinn von 100 Millionen Euro bei einem Umsatz von 1,4 Mrd. Euro erzielen. Bei einer aktuellen Bewertung von knapp 1 Mrd. Euro ergibt sich ein KGV von 10. Das Unternehmen schüttet ca. 50% seiner Gewinne aus. Bei gleichbleibender Dividende beträgt die Rendite etwa 5%. In Zukunft will die Gesellschaft seine Ausschüttungsquote erhöhen, wodurch die Dividendenrendite weiter steigen würde.

Ich werde mir das Unternehmen bei Gelegenheit noch näher anschauen.



05. Update beobachteter Werte: BASF, Morgan Stanley, Devon Energy, Anheuser Bush InBev



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


BASF: Verkaufen: Die falsche Rallye



Di, 04. Oktober um 10:59 Uhr
Am gestrigen Feiertag waren die Finanzmärkte offen, das neue Quartal startete mit einer kräftigen Rallye. Auslöser war der Finanzpresse zufolge das Gerücht, die OPEC+ könnte die tägliche Ölfördermenge ab November um 1 Mio. Fässer pro Tag reduzieren. Das würde etwa 1% der weltweiten täglichen Ölfördermenge entsprechen.

Der Ölpreis ist gestern um 4% angesprungen.

In den vergangenen Monaten ist der Ölpreis von 120 USD/Fass auf 80 USD/Fass zurück gegangen. Konjunktursorgen nähren Befürchtungen, dass eine schwächelnden Wirtschaft gar nicht so viel Öl benötigt, wie gefördert wird. Der Schlüsselbegriff lautet "Konjunktursorgen".

Der Ölpreis steigt nun zwar an, aber nicht weil die Konjunktursorgen schwinden, sondern weil das Angebot verknappt wird. Ein starker Ölkonsument wie BASF müsste diese Entwicklung mit Sorge beobachten. Dennoch ist der Aktienkurs von BASF um 5% angesprungen.

Ein zweites Gerücht kursierte: Gestern um 18:15 Uhr MESZ hielt die US-Notenbank ein Notfall-Treffen ab. Über die besprochenen Inhalte ist nichts bekannt. Beobachter vermuten jedoch, dass darin ein Ende der harten Haltung der Fed beschlossen worden sein könnte. Die Erwartung für die Zinserhöhung bei der nächsten Fed-Sitzung am 2. November ist nun 45/55 für einen Zinsschritt von 0,5%punkte oder 0,75%punkte. Vor zwei Wochen lag die Wahrscheinlichkeit eines großen Zinsschrittes (0,75%punkte) noch bei über 75%.

Die Rendite der 10 Jahre laufenden US-Staatsanleihe ist gestern auf 3,6% gefallen. Ende letzter Woche stand die Rendite noch knapp unter 4%.

Sollte die Fed tatsächlich ihre harte Vorgehensweise abmildern, wäre das kurzfristig bullisch für die Konjunktur. Mittelfristig riskiert man damit jedoch, die Inflation nicht wirklich in Schach zu halten. Ich weiß nicht, was beschlossen wurde. Doch beide Möglichkeiten sind in meinen Augen nicht positiv: Entweder man würgt die Inflation zu Lasten einer Rezession erfolgreich ab, die Aktienkurse würden fallen, oder aber man mildert die Vorgehensweise ab und lässt die Inflation von der Leine, die Aktien würden nur kurz ansteigen, um dann um so stärker einzubrechen.

Kurz gesagt: Ich weiß nicht, wie weit uns die Rallye trägt, die wir aktuell sehen. Doch die drängenden Probleme sind in meinen Augen noch lange nicht gelöst: Der Krieg in der Ukraine, die Null-Covid-Strategie Chinas, der Inflationsdruck sowie eine drohende Energiekrise in Europa. Irgendwie fehlt mir der Glaube, dass sich bereits Lösungen abzeichnen.

Daher werde ich, wie angekündigt, in die steigenden Kurse hinein unser Portfolio lichten. Wir starten mit BASF, die wir viel zu lange im Portfolio gehalten haben. Es bleiben danach 5 Dividendentitel mit jeweils einem Gewicht von ungefähr 6%, insgesamt also 30%. Je nachdem, wie weit uns die Rallye trägt, werde ich auch bei den verbliebenen Positionen gegebenenfalls Teilverkäufe vornehmen.

Zunächst also würde ich heute BASF verkaufen.


Morgan Stanley: Spannende Ausgangssituation



Do, 06. Oktober um 16:53 Uhr
Nächste Woche werden viele US-Banken Quartalszahlen veröffentlichen, auch Morgan Stanley. Gestern wurde Morgan Stanley von zwei Analysten herab gestuft. Das Investment Banking sei rückläufig und die Finanzmärkte fallen, zerstören dabei Vermögenswerte, so die negative Argumentation.

Ich denke, die beiden Analysten hatten vor einigen Monaten Recht. Damals standen die Aktien von Morgan Stanley über 90 Euro, heute stehen sie 8% niedriger. Es ist inzwischen bekannt und im Aktienkurs eingepreist, dass das M&A-Geschäft (Mergers & Acquisitions, Fusionen und Übernahmen) schwach ist. Auch der IPO-Markt ist am Boden. Doch dieser Geschäftszweig nimmt bei Morgan Stanley nur 17% des Konzernumsatzes ein.

Der Bereich des Handels an den Finanzmärkten ist für ca. 27% des Konzernumsatzes verantwortlich. Doch der Bärenmarkt tobt seit vergangenem November, bald ein Jahr, und da würde ich den beiden Analysten eher das Versäumnis zusprechen, frühzeitig auf diese Entwicklung reagiert zu haben, als dass ich ihre Einschätzung als zukunftsweisend interpretieren würde.

Was die beiden übersehen, ist das Zinsgeschäft: Musste bis vor kurzem noch auf Überschussliquidität ein Strafzins gezahlt werden, so verdient die Bank heute damit über 3%. Es handelt sich um das ursprüngliche Bankgeschäft, das über 15 Jahre tot war und die Banken zu anderen Strategien zwang. Man könnte meinen, dass es viele Marktteilnehmer (und Analysten?) gibt, die dieses Geschäft gar nicht kennen.

Ich erwarte von den Zahlen der US-Banken in der kommenden Woche richtungsweisende Informationen bezüglich der Verfassung der hier angesprochenen, unterschiedlichen Geschäftsbereiche. Während die beiden erstgenannten Bereiche Investment Banking und Handel tatsächlich schwere Zeiten durchleben, dürfte das Zinsgeschäft ein wenig davon kompensiert haben. Wichtiger jedoch ist der Ausblick, und da wird das Zinsgeschäft eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Der besondere Trigger: Das Zinsgeschäft ist stabil, während die beiden anderen Geschäftsbereiche starken Schwankungen unterlagen. Die Aussicht auf stabile Zinseinnahmen dürfte Anleger meiner Ansicht nach begeistern.

Übrigens: Elon Musk wird Twitter nun (doch?) kaufen. Seine Idee für Twitter ist eine Alles-App nach dem Vorbild von WeChat in China. Die Webseite X.com gehört bereits Elon Musk. Darüber wollte er in jungen Jahren Paypal zu einer wesentlich breiteren Plattform entwickeln, musste sein Vorhaben aber irgendwann aufgeben. Nun könnte er einen zweiten Anlauf mit Twitter unternehmen.

Warum schreibe ich das hier? Nun, weil Morgan Stanley die Finanzierung federführend organisiert. Sollte die Übernahme zum ursprünglich vereinbarten Preis von 54,20 USD vollzogen werden, und danach sieht es derzeit aus, dann steht Morgan Stanley für die Finanzierung der 44 Mrd. USD gerade. Noch vor 10 Tagen wurde CEO Gorman gefragt, ob er nicht nervös sei, diesen Deal zu garantieren. Immerhin gilt Elon Musk als unberechenbar und auch für den reichsten Menschen der Welt ist es nicht leicht, 44 Mrd. USD zu mobilisieren.

Seine Antwort: "Do you see me nervous?" - Sehen Sie, dass ich nervös bin? Dabei lächelte er völlig entspannt in die Kamera. Es hat also den Anschein, dass Morgan Stanley trotz totem IPO-Markt und wenig M&A-Aktivität einen dicken Fisch am Haken hat.

Wenn wir uns nun noch vor Augen führen, dass XXXLutz eine Übernahme von Home24 anstrebt, dann deutet einiges darauf hin, dass der M&A Markt langsam anrollt. Ich werte diese Übernahme als Zeichen dafür, dass der Ausverkauf an den Aktienbörsen Bewertungen erzeugt hat, die innerhalb der Branche bereits Begehrlichkeiten weckt. Sprich: Einige der nach Corona niedergeprügelten ehemaligen Coronagewinner sind inzwischen günstig genug.


Devon Energy: 17% binnen einer Woche - Teilgewinn mitnehmen



Mi, 05. Oktober um 14:21 Uhr
Vor einer Woche haben wir unsere Devon-Position aufgestockt. Seither ist die Aktie um 17% angesprungen. die OPEC+ wird heute eine Fördermengenkürzung ab November beschließen. Ich denke, die Aktie hat diese Entscheidung bereits vorweg genommen.

Dadurch wird jedoch nicht der Konjunkturausblick geändert. Im Gegenteil: Die Konjunktur ist unter Druck, weil Notenbanken die Inflation mit Leitzinsanhebungen bekämpfen. Das lastet auf der Konjunktur. Wenn nun eine Fördermengenkürzung den Ölpreis nach oben hievt, dann hilft das Devon Energy nur kurzfristig. Doch mittelfristig wird ein hoher Ölpreis den Inflationsdruck aufrecht erhalten und Notenbanken zu einer anhaltend harten Linie zwingen.

In Rallyes hinein müssen wir Gewinne mitnehmen. Nirgends ist der Gewinn in so kurzer Zeit so groß geworden, daher würde ich unsere Devon-Position halbieren.

Markt:
Mein Fahrplan sieht aus wie folgt: Der Oktober wird turbulent bleiben. Ich weiß nicht, ob wir noch tiefere Tiefs sehen werden, aber ich gehe davon aus, dass Rallyes nur kurzlebig sind. In den sich anschließenden Ausverkäufen möchte ich wieder etwas Cash zur Verfügung haben, um Positionen aufzustocken oder neu einzugehen.

Daher tätigen wir heute den zweiten Verkauf in dieser Rallye: Devon.


Anheuser Bush InBev: Wettbewerber melden gute Zahlen



Do, 06. Oktober um 17:45 Uhr
Heute früh haben Conagra Brands und Constellation Brands Q-Zahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Conagra ist ein Anbieter von Lebensmitteln, die ich in den Bereich der Grundnahrungsmittel verorten würde. Das Unternehmen verzeichnet eine starke Nachfrage trotz steigender Preise. Wenn es ein Problem gab, dann in der Logistik: Man konnte kaum die nachgefragten Mengen beschaffen.

Constellation Brands habe ich in meiner Alkohol-Analyse vorgestellt. Das Unternehmen bietet viele Hochprozenter an, hat aber auch Bier im Portfolio (Corona, Guinness). Umsatz und Gewinn sind zweistellig angesprungen. Insbesondere die Bier-Nachfrage sei extrem stark angestiegen.

Anheuser Bush InBev wird am 27. Oktober Zahlen vorlegen. Wenn ich mir meinen Becks-Konsum der vergangenen Wochen anschaue, müssen die Zahlen ebenfalls gut werden ;-) Ich kann allerdings derzeit noch nicht wirklich abschätzen, wie stark sich gestiegene Beschaffungskosten. Hopfen wird von Deutschland aus exportiert, die traditionellen Abnehmerländer Ukraine und Russland fallen derzeit weg und dürften daher zu günstigen Hopfenpreisen führen. Auf der anderen Seite wurde Malz, Gerste und Weizen aus der Ukraine und aus Russland importiert, was den Preis hierzulande in die Höhe getrieben haben dürfte.

Also: Der Bierabsatz dürfte brummen. Ob sich ein Umsatzplus auch linear in ein Gewinnplus wandeln lässt, müssen wir abwarten. Meine Angst hält sich jedoch in Grenzen, da Bierbrauer sich saisonal mit Getreide eindecken und daher bis in den September hinein ausreichend gefüllte Lager gehabt haben sollten. Ich erwarte also gute Zahlen für das abgelaufene Quartal, jedoch einen vorsichtigen Ausblick.



06. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

DAX Put zur Absicherung


ich teile Ihre Einschätzung, dass für einen nachhaltigen Charakter die aktuelle Rallye zu früh und zu heftig ausfällt.
Dennoch fällt es mir ausgesprochen schwer, für mehr cash nur marginal erholte Positionen mit hohen Verlusten zu verkaufen.

Stattdessen klingt es für mich sinnvoll, für einen sehr kurzfristigen Zeitraum einen PUT ins Portfolio holen. Die außergewöhnlichen Rahmenbedingungen erlauben aus meiner Sicht ein Abweichen von unserem Grundsatz!

Was meinen Sie?

Liebe Grüße

Dirk aus Köln

ANTWORT
Hmm, ja, das ist eine Überlegung wert. Ich habe mir beispielsweise einen Put auf den DAX angeschaut, der bis Mitte Juni 2023 läuft und einen Basispreis von 12.000 hat. Der würde derzeit rund 8,15 Euro kosten und sollte auf 10 Euro steigen, sofern der DAX in den kommenden vier Wochen sein Tief bei 11.600 nochmals aufsucht. Ich habe auf der Webseite heibel-ticker.de unter Grundlagen ein aktuelles Beispiel zugefügt: Excel-Berechnung für DAX-Put


Ich werde mich an der Spekulation nicht beteiligen, weil ich die kommenden 10 Tage viel unterwegs bin. Grundsätzlich lässt unsere Vorgehensweise der schrittweisen Verkäufe und Käufe auch mehr Spielraum für Fehler, da wir nicht das Hoch oder Tief treffen müssen, sondern einfach nur relativ zur Marktbewegung agieren.


E.On & Enel


Hallo Herr Heibel,

ich habe Aktien von EON und Enel deren aktueller Kurs unter meinem Einstandspreis liegen. Was ist ihre Meinung dazu: weiter halten und auf Anstieg hoffen oder mit Verlust verkaufen?

Danke für ihre Einschätzung, viele Grüße, Andreas aus Dinslaken

ANTWORT
Enel ist ein italienischer Stromanbieter, der unter der aktuellen Unterversorgung leidet. Die Aktie hat sich bereits vor dem Ukraine-Krieg fast halbiert, weil das Unternehmen hoch verschuldet ist: Jahresumsatz 88 Mrd. Euro, Schuldenstand 61 Mrd. Euro, Tendenz steigend. Sie setzen hier darauf, dass die Politik es schon richten wird. Hmm, ich finde das sehr riskant.

Die Dividendenausschüttung von Enel schwankt stark und obwohl das Unternehmen schon hoch verschuldet ist, wird weiterhin fast der gesamte Gewinn ausgeschüttet, die Ausschüttungsquote liegt bei 93-99%.

E.On ist der deutsche Netzbetreiber. Man sollte meinen, dass ein Netzbetreiber vergleichsweise unabhängig ist von der tatsächlichen Stromversorgung, denn er stellt ja nur die Infrastruktur zur Verfügung. Dennoch ist auch die Aktie von E.On seit Februar um 33% eingebrochen.

Die Dividendenrendite von aktuell 5-6% ist attraktiv, doch die Historie ist nicht gerade zuverlässig: Mehrfach gab es in den vergangenen 10 Jahren Dividendenkürzungen. Analysten gehen von rückläufigen Gewinnen in den kommenden Jahren aus. Damit erfüllt E.On nicht die Kriterien unserer Dividendenbringer.

Weder Geschäftsmodell noch Bilanz oder Dividendenentwicklung überzeugen mich bei beiden Unternehmen. Daher würde ich Rallyes nutzen, um die Positionen zumindest sukzessive zu verkleinern.


kurz laufende Anleihe als Bargeldersatz


Ich vermisse in diesen Marktsituationen bspw. auch mal eine kurzlaufende US Staatsanleihe um etwas Risiko aus dem Depot zu nehmen. Man muß auch mal die Füße stillhalten können. Ich habe mich vom harten Trading vor Jahren etwas verabschiedet. Viel Mühe und Zeit aber nicht viel besser als der Durchschnitt. Habe seit ca. 7 Jahren Dividendenstarke Werte mit tw. Sonderstellung ( Norvo N., Mc D.,Nestle, Proct. u. G., RWE, Linde ). Fahre damit recht ruhig. Werde in einer Aufschwungphase etwas davon reduzieren und in Wachstum investieren. Man mag viele richtige Ideen und Gedanken haben. Am Ende des Tages zählt nur die Performance.
Mit freundlichen Grüßen, Jens aus Rochlitz

ANTWORT
Was halten Sie von einer Bundesanleihe mit Restlaufzeit von einem Jahr und 1,5% Rendite?

Bundesrep.Deutschland Bundesobl.Ser.178 v.2018(23)
Euro-Anleihe
WKN: 114178 ISIN: DE0001141786

Kurs aktuell 98,394%
Rendite p.a. 1,508%

Wir haben aber bereits eine Unternehmensanleihe mit variablem Zins in unserem Portfolio, das reicht mir. Die Verzinsung ist dort wesentlich attraktiver :-).

Als Bargeldersatz kann die oben genannte Anleihe aber sicherlich dienen.

Eine US-Anleihe würde ich nicht als Bargeldersatz nehmen, weil wir dort Wechselkursschwankungen berücksichtigen müssen, die den Zins sehr schnell aufzehren können.

RÜCKMELDUNG:
Sehr geehrter Herr Heibel, danke für Ihre schnelle und dennoch fundierte Erläuterung, aber auch für freundliche Emphatie.

Mit besten Grüßen, Jens aus Rochlitz

Nike, Skyworks, TeamViewer, Twitter, Nvidia, Nynomic


Sehr geehrter Herr Heibel,

leider habe ich in meinem Depot noch die von Ihnen längst zum Verkauf vorgeschlagenen Titel
Nike, Skyworks, Team -Viewer, Twitter, Nvidia, Nynomic mit z.T. erheblichen 2 stelligen Verlusten.
Es ist anzunehmen, dass auch andere Leser Ihres Börsenbriefes den einen oder anderen dieser Titel
noch mitschleppen und ebenfalls nicht wissen, wie damit zu verfahren ist.
Ich bitte Sie deshalb, bei Gelegenheit z.B. im Heibel-Ticker darauf einzugehen - halten, verkaufen, verkleinern ?

Mit einem Dankeschön im Voraus
und freundlichen Grüßen


Johann aus Rosenheim

ANTWORT
Verkaufen ist schwerer als Kaufen. Das kennt jeder Anleger. Ich kann gerne versuchen, zu den genannten Titeln eine kurze Meinung abzugeben.

Nike
Nach Corona wurde mit einem Ansturm gerechnet, die Lager wurden gefüllt. Der Ansturm blieb aus, Inflation trieb die Preise und hohe Energiepreise drücken die Kauflaune. Die Lager sind voll mit Schuhen, die bald schon außer Mode sind. Ich fürchte, Nike wird ein wenig länger unter diesen Problemen leiden. Ich würde Nike in den Einzelhändler tauschen, den wir für die schwere konjunkturelle Phase ins Depot geholt haben.

Skyworks
Zu viel China-Verstrickung, China wird immer unangenehmer im Umgang und gleichzeitig wird die Wirtschaft dort schwächer. Wir haben in unserem Wachstumsportfolio einen Chip-Anbieter, dessen Produkte kaum für Konsumentenprodukte verwendet werden, sondern überwiegend von Cloud-Anbietern und Infrastrukturanbietern. Das B2B-Geschäft ist wesentlich resistenter.

TeamViewer
Noch immer notiert die Aktie auf einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 3, das KGV steht immerhin bei 13 und ist für die Wachstumsgeschwindigkeit (EBITDA) von 13% angemessen. Der teure Sponsoring-Vertrag mit Manchester United wird nach Auslaufen im Jahr 2026 beendet. Ronaldo sitzt auf der Bank. Irgendwie war dem Management der Corona-Erfolg wohl zu Kopf gestiegen, doch nun ist die Aktie in meinen Augen auf einem vernünftigen Niveau angekommen.

Twitter
Gestern wurde bekannt, dass Elon Musk das Unternehmen für den ursprünglich vereinbarten Preis übernehmen wird. Damit ist der Kurs nun auf dem Niveau des Übernahmepreises, Sie können verkaufen :-).

Nvidia
Ja, die Aktie würde ich langfristig im Portfolio behalten, wenngleich mir derzeit eine andere Chipaktie besser gefällt und kurzfristig, vielleicht sogar bis ins Jahr 2023, die Aktie wohl unter Druck bleiben dürfte. Für Nvidia brauchen Sie einen langen Atem, aber das sollte sich lohnen.

Nynomic
Unternehmen gefällt mir weiterhin sehr gut, wenngleich das Wachstum nur moderat ist. Die Bilanz ist sauber, das Unternehmen hat seine Produkte sortiert und der Gewinn wächst überproportional. Das KGV 23e von 12 ist in meinen Augen zu günstig. Aber auch hier gilt: In schweren Zeiten haben es kleine Unternehmen an der Aktienbörse besonders schwer, weil schon mit wenig Handelsvolumen große Kursschwankungen erzeugt werden. Also: stählern Sie Ihre Nerven.

Ich hoffe, das hilft ein wenig :-).




07. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =11,7%WKN5.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
PVA TeplaETR:TPE16,61 €11%-38%1,8%C00 +
Anheuser Bush InBev1NBA46,89 €0%-5%2,4%B0 + +
TJX CompaniesTJX66,96 €4%6%2,7%A0 + +
Morgan StanleyMS83,81 €2%-1%2,4%A0 + +
BakkafrostETR:6BF42,50 €3%2%2,4%A0 + +









Wachstum (≈30%) =24,9%WKN5.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII34,81 €3%4%6,9%C00 +
MediosETR:ILM119,10 €4%-37%5,2%A0 + +
FlatexETR:FTK9,77 €6%-51%5,7%B + + +
BioNTechBNTX140,50 €1%-34%3,4%C +00
PaypalPYPL97,03 €8%-27%3,7%C + + -
MarvellMRVL48,24 €12%8%3,0%B0 - +










Dividende (≈30%) = 27%WKN5.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BASFETR:BAS41,32 €4%-32%0,0%C0 + -
Devon EnergyDVN72,97 €17%52%3,3%A0 + +
WienerbergerETR:WIB21,40 €4%-12%5,9%B + - +
CEWEETR:CWC75,00 €1%-19%5,8%C00 +
AllianzETR:ALV164,50 €2%-15%5,9%A0 + +
Snap-OnSNA219,28 €5%11%6,2%A0 + +










Absicherung (≈20%) =22,3%WKN5.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.551,00 €2%9%9,2%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU79,65%0%-11%6,3%B+ + +
BitcoinNuri20.467,00 €2%-49%6,8%C+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

3%-22%14,0%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%11,7%852,5%
WachstumEnkelkinder30%24,9%566,0%
DividendeUrlaub30%27%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,3%336,7%
Summe
100%86,0%2119100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


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08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung



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