Heibel-Ticker PLUS 22/43 - Fulminante Rallye ohne Tech-Giganten

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28.10.2022:



H E I B E L - T I C K E R    P L U S

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

17. Jahrgang - Ausgabe 43 (28.10.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/htp221030.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Fulminante Rallye ohne Tech-Giganten
02.So tickt die Börse: Das Ende der Tech-Giganten
 - Twitter CEO Elon Musk nennt sich Chief Twit
 - Ausverkauf nach China ohne Gegenreaktion
 - Ausverkauf der Tech-Giganten
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Überraschungspotential auf der Oberseite
 - Interpretation
04.Ausblick: Linde verlässt den DAX, um zu wachsen, US-Dollar könnte den Wendepunkt erreicht haben
 - Linde flüchtet vor Sippenhaft und Indexregeln
 - US-Dollar am Wendepunkt
 - Einkaufsliste
05.Update beobachteter Werte: Anheuser Bush InBev
 - Anheuser Bush InBev: Prognoseanhebung macht der Aktie Beine
06.Leserfragen
07.Übersicht HT-Portfolio
08.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
09.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Fulminante Rallye ohne Tech-Giganten



Liebe Börsenfreunde,

Vorab: Am kommenden Dienstag, den 1.11. um 11:30 Uhr werde ich unseren monatlichen Videocall nachholen. Bitte schalten Sie sich rein, es hat sich in den vergangenen Tagen so viel ereignet, dass ich gar nicht alle wichtigen Erkenntnisse in dieser Ausgabe unterbringen konnte. Hier der Link zum monatlichen Videocall am 1.11. um 11:30 Uhr. Ich freue mich auf Sie und Ihre Fragen. Natürlich ist das Video anschließend unter dem gleichen Link für diejenigen verfügbar, die zu dem Termin nicht können.

Es hat sich viel getan in der abgelaufenen Woche. In Kapitel 02 gehe ich näher auf die Beweggründe für die Übernahme Twitters durch Elon Musk ein. Außerdem habe ich mir den Zankapfel China näher angeschaut: Wie schädlich sind die Übernahmen und Beteiligungen aus dem Land der aufgehenden Sonne?

Hauptthema dieser Woche war jedoch der Ausverkauf der Tech-Giganten Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) und Meta (Facebook), während gleichzeitig der Aktienmarkt um 4% ansprang. Wir haben diese Woche eine Wachablösung gesehen: Die Highflyer der vergangenen 10 Jahre haben ausgedient.

Die Sentimentanalyse hatte vor einer Woche das Überraschungspotential auf der Oberseite gesehen. So kam es nun auch, dass die Aktienmärkte nach oben ausbrachen. Wie schaut es für die nächste Woche aus? Mehr dazu in Kapitel 03.

Linde möchte den DAX verlassen und nur noch an der US-Börse gelistet sein. Was das bedeutet und warum das Unternehmen diesen Schritt vollzieht, erläutere ich in Kapitel 04. Dort schaue ich auch darauf, ob der Vorgang sich für eine Spekulation eignet.

Außerdem gehe ich auf den Wechselkurs USD/EUR ein, der einen Wendepunkt durchschritten haben könnte. Was das für die Aktienmärkte bedeutet, zeige ich in Kapitel 04.

Wie immer gibt es Updates zu unseren Portfoliotiteln in Kapitel 05.

Die drei heutigen Leserfragen drehen sich um die Aktien BB Biotech, Meyer Burger und Skyworks Solutions. Außerdem werde ich nach dem ETF Global Titans 50 befragt. Meine Antworten dazu lesen Sie in Kapitel 06.

Im Kapitel 07 finden Sie eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Das Ende der Tech-Giganten



Bevor ich über Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook schreibe, lassen Sie mich bitte zunächst die Übernahme Twitters durch Elon Musk kommentieren, sowie eine weiterführende Einschätzung zum vermeintlichen Ausverkauf nach China abgeben.

Twitter CEO Elon Musk nennt sich Chief Twit



Elon Musk hat nun tatsächlich Twitter gekauft. Kaufpreis: 44 Mrd. USD. Für ein Unternehmen mit 5 Mrd. USD Jahresumsatz hätte ich nicht mehr als maximal das Doppelte des Jahresumsatzes, also 10 Mrd. USD, ausgegeben. Doch das war zum Zeitpunkt des Übernahmegebots nicht absehbar, damals wurde für viele Wachstumsunternehmen noch das 10- oder 20-fache Umsatzmultipel auf den Tisch gelegt. Doch seither haben sich die Zeiten geändert, Inflation und Tech-Müdigkeit an der Börse haben zu deutlich niedrigeren Bewertungen geführt.

Somit ist es nachvollziehbar, dass Elon Musk zwischenzeitlich an seinem Übernahmegebot zweifelte und einen Rückzieher oder zumindest eine preisliche Nachverhandlung anstrebte. Doch das Management von Twitter nagelte ihn auf seine vertraglich gemachten Zusagen fest, zog ihn vor Gericht und hatte die besten Aussichten, vor Gericht zu gewinnen. Da gab es nun keine andere Möglichkeit mehr für den reichsten Mann der Welt, als in den sauren Apfel zu beißen und den viel zu hohen Kaufpreis zu zahlen.

Hier im Heibel-Ticker unterscheide ich stets zwischen dem Unternehmen und der Aktie. Twitter, das Unternehmen, gefällt mir. Das Produkt finde ich super, allerdings stand in den vergangenen Jahren der hohe moralische Anspruch dem Geldverdienen im Weg. Die Aktie ist daher aktuell bei 54 USD völlig überbewertet. Ohne das Übernahmeangebot würde die Aktie vermutlich eher unter 20 USD notieren.

Wenn man 44 Mrd. USD auf den Tisch legt, dann schläft man auch schon mal die eine oder andere Nacht weniger, weil man sich Gedanken über die Art und Weise macht, wie man die Übernahme feiert. Elon Musk hat sich entschieden, an seinem ersten Tag als "Chief-Twit" - so bezeichnet er sich nun - mit einem Waschbecken (sink) in die Zentrale zu laufen.

ElonMusk-KitchenSink
Abbildung 1: Elon Musk erscheint am ersten Tag als Twitter-Chef mit einem Waschbecken in der Zentrale

Quelle: Twitter-Feed von Elon Musk

Dazu schrieb er "let that sink in!" - lass das sacken! Die Medien interpretieren diese Aussage dahingehend, dass Musk seinen Kritikern damit sagen wolle, sie mögen die Übernahme nun erst einmal in Ruhe sacken lassen. Doch ich würde das völlig anders interpretieren. Auch in den USA gibt es das Sprichwort, das Kind mit dem Bade auskippen (Don't throw the Baby out with the bathwater). Ich könnte mir vorstellen, dass Elon Musk mit dieser Symbolik ankündigt, dass er keinen Stein auf dem anderen lassen wird.

Er hat damit sofort angefangen und CEO Parat Agrawal sowie CFO Fed Segal sowie einige weitere Top Manager entlassen. Einer musste Berichten zufolge gegen seinen Willen von Sicherheitskräften aus dem Gebäude geführt werden. Es wird berichtet, Elon Musk habe Pläne, 7.000 der aktuell rund 9.000 Angestellten von Twitter zu entlassen. Auf Twitter hatte er vorgeschlagen, die Twitter-Zentrale mitten in San Francisco für Obdachlose zu öffnen. Okay, das würde vermutlich ein wenig zu weit gehen, aber vieles deutet darauf hin, dass Twitter in einem Jahr kaum noch mit dem heutigen Twitter zu vergleichen sein wird.

Wohin die Reise geht? Ich habe die Antrittsrede von Elon Musk übersetzt, siehe hier. Darin legt er dar, wie Twitter als Diskussionsplattform so etwas wie ein globaler, digitaler Rathausplatz sein kann, der künftig für offene Diskussionen genutzt und nicht nur von Randgruppen missbraucht werden solle. Kurze Zeit später twitterte er noch "the bird is freed" - Der Vogel ist befreit. Ich wünsche Elon Musk viel Glück bei seinem neuen Unterfangen.

Der eine oder andere wird noch Twitter-Aktien im Portfolio haben. Sie werden irgendwann ein Übernahmeangebot zu 54 USD erhalten. Das können Sie annehmen, oder nicht. Wenn Sie es nicht annehmen, können Sie Ihre Aktien behalten. Ab einem Stichtag werden die Aktien dann nicht mehr über die Börse zu handeln sein. Mag sein, dass in der Zukunft irgendwann wieder ein Börsengang von Twitter ansteht. Dann können Sie Ihre Aktien wieder verkaufen. Doch bis dahin werden die Aktien in ihrem Depot liegen, ohne dass man sie mit einem Wert belegen kann. Und fragen Sie mich bitte nicht, ob sich das Halten lohnen könnte. Das liegt völlig in der Hand von Elon Musk, der als Mehrheitseigner Aktien verwässern, Gewinn ausschütten oder investieren, das Geschäft an die Wand fahren oder zum Erfolg führen kann etc.

Meine Empfehlung daher: Nehmen Sie das Angebot an. Oder besser noch: Verkaufen Sie heute schon über die Börse, denn dort bekommen Sie bis auf ein paar Cent Differenz den gleichen Preis, müssen aber nicht die umfangreiche Abwicklung der Übernahme abwarten.

Ausverkauf nach China ohne Gegenreaktion



Am vergangenen Freitag habe ich mich bemüht, objektiv über die anstehende Beteiligung des chinesischen Hafenbetreibers am Containerterminal Tollerort in Hamburg zu berichten. Inzwischen habe ich den Eindruck, das Thema gewinnt eine Eigendynamik, die der Sache nicht gerecht wird.

Seit gestern wird nun der Verkauf einer Elmos-Produktionsanlage nach China kritisiert. Elmos liefert Chips (MEMS) für die Autoindustrie. Produziert wird in Deutschland. In der Diskussion steht eine Produktionsanlage, die hierzulande als veraltet gilt. Es wird also keine High-End Technologie ausverkauft, sondern veraltete Technologie. Ich erinnere mich gerne an mein Gespräch mit Alfred Schopf, dem ehemaligen CEO von PVA Tepla, der mir erläuterte, dass sein Unternehmen grundsätzlich nur veraltete Technologie nach China liefere, weil man davon ausgehen könne, dass die Technologie dort vervielfältigt (kopiert) wird.

Ich fühle mich nicht in der Lage einzuschätzen, ob einzelne Übernahmen gut oder schlecht sind. Der Hamburger Hafen wird seine Gründe haben, Elmos hat ebenfalls seine Gründe.

Ein Einstieg der Chinesen lässt sich schnell verurteilen. Die Argumentation ist schnell fertig: So wie Deutschlands Energieversorgung durch die Nord Stream Pipelines abhängig von Russland wurde, so könnte die Wirtschaft Hamburgs in die Abhängigkeit Chinas geraten, so könnte die Chipfertigung kopiert werden. Immerhin werden heute schon über 30% aller in Hamburg umgeschlagenen Container von oder nach China geliefert und Elmos ist abhängig von chinesischen Vorprodukten.

Meine Antwort ist, wir machen uns durch die Zulassung der Beteiligung nicht erpressbar, sondern wir sind es schon. Sonst hätten wir nicht die Notwendigkeit, die Beteiligung zuzulassen. Was mir in der Diskussion fehlt, ist die Gegenreaktion. Was unternimmt Hamburg oder die Bundesregierung, um diese Abhängigkeit zu vermindern? Wo sind die Programme, mit denen die Automatisierung der Produktion im Inland gefördert wird?

Die Technologie kommt aus Deutschland. Elon Musk hätte seine hochautomatisierte Gigafactory nicht ohne seine deutschen Ingenieure ans Laufen gebracht. Ich habe diese Woche den digitalen Zwilling einer Produktionsstraße von Dassault Systems gezeigt bekommen. Sowas ist hier in Hamburg ein Pilotprojekt. In China wird der digitale Zwilling bereits in der Fertigung eingesetzt.

Nun möchte Siemens seine digitalen Industrien nach China verlagern. Unter dem Projektnamen Marco Polo soll nicht nur die Produktion, sondern auch die Entwicklung im Bereich Industriesoftware und Fabrikautomatisierung nach China ausgelagert werden. CEO Roland Busch fährt nächste Woche gemeinsam mit Kanzler Olaf Scholz nach China. Viele deutsche Manager haben abgesagt, weil sie eine engere Anbindung an China in diesen spannungsgeladenen geopolitischen Zeiten vermeiden wollen. Busch hingegen geht in die Offensive, Scholz liefert Schützenhilfe.

Olaf Scholz war schon als Hamburger Bürgermeister sehr China-freundlich. Eine seiner ersten Reisen nach Amtsantritt im Jahr 2011 führte ihn nach China. Die Zusammenarbeit zwischen Cosco und dem Hamburger Hafen wurde in seiner Amtszeit deutlich ausgebaut. Scholz ist Berichten zufolge
eng befreundet mit dem Lobbyisten des Hamburger Hafens für die China-Beziehungen, Axel Matern.

Meine Meinung, ich wiederhole mich gerne: Über einzelne Entscheidungen in der China-Beziehung kann ich nicht urteilen, da fehlt mir der tiefere Einblick. Allerdings fehlt mir bei unserer Bundesregierung ein klarer Fahrplan aus der Abhängigkeit Chinas. Bislang habe ich die Befürchtung, dass China eher als Chance, denn als Gefahr gesehen wird.

Ausverkauf der Tech-Giganten



2022-10-28-SuP-Carpet
Abbildung 2: S&P 500 Wochenperformance einzelner Titel


Wir durften diese Woche die Fortsetzung der Anfang Oktober begonnenen Aktienmarktrallye bewundern. Der DAX konnte um weitere 3,2% ansteigen. Seit dem Tief Ende September konnte der DAX immerhin schon schlappe 10% zulegen. Die US-Börsen laufen ähnlich freundlich. Auffällig sind jedoch die dicken roten Rechtecke der Tech-Giganten.

Diese Woche haben Microsoft, Alphabet (Google), Amazon und Facebook (Meta) Quartalszahlen veröffentlicht. Die erschreckende Erkenntnis, die ich aus den verschiedenen Berichten gezogen habe, lautet: Nun erwischt es auch die Cloud. Amazons Cloud AWS wächst langsamer als erwartet. Selbiges gilt für die Google-Cloud und Azure, die Microsoft Cloud.

Eine zweite Erkenntnis lautet, zukünftige Entwicklungen brauchen länger als erwartet. Doch Tech-Giganten haben nie gelernt, wie man einen Marathon läuft. Sie können nur sprinten. Facebook möchte mit aller Gewalt das metaversum aufbauen und investiert wie blöd. Dabei brechen die Werbeeinnahmen rezessionsbedingt ein, Geschäftsbereiche, die in den vergangenen Jahren coronabedingt aufgebaut wurden, lassen nach. TikTok nimmt sich Marktanteile von Reels (Facebook) und YouTube (Google). Amazon hat während der Corona-Pandemie mehr Personal neu eingestellt als andere Weltkonzerne über hundert Jahre.

Nun laufen wir auf eine Rezession zu, Menschen wenden sich nach Corona eher den realen Erlebnissen zu, wie Reisen oder Essen gehen, und haben ihren Bedarf an digitalen Diensten sowie Produkten für zu Hause erst einmal gedeckt. Die Tech-Giganten müssten also Personal abbauen.

Doch davon ist nichts zu sehen. Facebook möchte die Mitarbeiterzahl im kommenden Jahr konstant halten. Entlassungswellen im Silicon Valley rollen an, doch die Tech-Giganten haben nicht gelernt, wie man damit umgeht.

Anleger ziehen die Notbremse: Die ehemaligen Highflyer werden ausverkauft, man schaut sich nach Unternehmen um, die etwas sorgfältiger mit dem Geld umgehen. Das findet man bei denen, die aus schweren Zeiten kommen. Industriekonzerne, die seit Jahren gegen die digitale Konkurrenz keine Schnitte sehen, sind inzwischen schlank und flexibel.

So kommt es, dass der Nasdaq diese Woche unverändert seitwärts läuft, während der Dow Jones um 3,7% zulegen kann.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES27.10.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones32.708 5,9%-10,0%
DAX13.243 4,0%-16,6%
Nikkei27.105 0,8%-5,9%
Shanghai A 3.056 -4,0%-19,9%
Euro/US-Dollar0,990,9%-12,4%
Euro/Yen146,731,2%12,2%
10-Jahres-US-Anleihe4,00%-0,222,49
Umlaufrendite Dt2,06%-0,292,34
Feinunze Gold$1.641 -0,7%-10,0%
Fass Brent Öl$95,47 2,2%21,2%
Kupfer$7.670 2,2%-20,8%
Baltic Dry Shipping$1.612 -12,2%-27,3%
Bitcoin$20.715 8,2%-55,9%








03. Sentiment: Überraschungspotential auf der Oberseite



stimmungsumfrage Das Überraschungspotential liegt auf der Oberseite, schrieb ich vor einer Woche, denn das Sentiment sicherte die Aktienmärkte nach unten ab. Tatsächlich schoss der DAX diese Woche kräftig in die Höhe, aktuell um 4%. Schauen wir mal, wie die Stimmung der Anleger auf diese Entwicklung reagiert hat.

Unser Anlegersentiment ist auf den Wert von -0,5 angestiegen. Damit müssen wir noch immer von einer niedergeschlagenen Gemütslage der Anleger sprechen, doch die richtig schlechte Laune der vergangenen zwei Monate ist erst einmal verschwunden.

Trotz der deutlichen Rallye dieser Woche ist die Verunsicherung unter Anleger leicht angestiegen. Nach einem Wert von -2,0 in der Vorwoche notiert die Verunsicherung nun wieder bei -2,3. Wir können daraus ablesen, dass viele Anleger nicht long positioniert sind und daher nicht von den steigenden Kursen profitieren. Sie plagen sich nun mit der Frage, ob es schon zu spät zum Einstieg ist, oder aber ob sie weiterhin unbeteiligt der Trendwende hinterher blicken müssen.

Entsprechend ist die Zukunftserwartung wieder ein Stückchen negativer geworden. Nach einem Wert von +0,1 in der Vorwoche messen wir diese Woche -0,4. Es gibt also wieder eine leichte Mehrheit für die Bären.

Die Investitionsbereitschaft steigt jedoch von 2,1 in der Vorwoche auf 2,6 an. "Wollen" würden viele Anleger schon, wenn nur die Kurse nochmals kurz zurück kommen würden.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -10 gerutscht und signalisiert eine stark gestiegene Absicherungsneigung. Noch immer trauen viele Anleger dem Kursanstieg nicht mehr als eine Bärenmarktrallye zu. Entsprechend positioniert man sich nun für die baldige Wiederaufnahme des Bärenmarktes. Das ist, soviel vorab, im Sinne der Sentimenttheorie als Kontraindikator ein bullisches Zeichen.

Auch die institutionellen Anleger sichern sich ab. Das Put/Call-Verhältnis der Eurex ist auf 1,9 angestiegen, was eine erhöhte Nachfrage nach Put-Optionen zur Absicherung bedeutet.

In den USA hingegen geht das Put/Call-Verhältnis der CBOE leicht zurück. US-Fondsmanager haben ihre Investitionsquote von 43% auf 54% angehoben. Die Bulle/Bär-Rate ist auf -19% angestiegen. Vor einer Woche noch gab es 56% Bären, nun sind es nur noch 46%.

Den gesamten Oktober hindurch sind die Aktienmärkte angestiegen. Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 ist in diesem Zeitraum von extremer Angst auf Gier angestiegen, aktuell notiert dieser Indikator bei 61%. Erste Überhitzungsanzeichen zeigt der Short Range Oscillator des S&P 500, der heute über 5 gesprungen ist. Ab Werten über 4 spricht man von einem überkauften Markt, eine Abkühlung ist zumindest kurzfristig wahrscheinlich.

Interpretation



stimmung_neutral Endlich darf ich mal wieder von einer neutralen Stimmung sprechen. Mit einer kurzen Unterbrechung im August haben wir im laufenden Jahr eigentlich nur negative Stimmungsvorzeichen gemessen. Inzwischen ist der Pessimismus vielen Anlegern in Fleisch und Blut übergegangen. Die Denke geht nur noch in die Richtung, wann man Verkaufen kann, nicht mehr, wann Käufe sinnvoll sein könnten.

Das ist genau der Nährboden, der dieser Rallye weiteren Nährstoff geben könnte. Das Handelsvolumen ist weiterhin dünn und es gibt nur noch wenige Anleger, die tatsächlich Positionen zum Verkauf stellen. Die Stimmung bleibt gedämpft, Verkaufsorders sind jedoch inzwischen selten.

Entsprechend reicht schon eine moderate Nachfrage, um zu weiter steigenden Kursen zu führen. Wie wir diese Woche gesehen haben, steigen nicht mehr die Kurse der Tech-Giganten Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook, die in den vergangenen 10 Jahren für immer neue Indexrekorde gesorgt haben. Vielmehr steigen die Aktien von Industrieunternehmen wie Basler (+16%), Indus Holding (+10%), Deutz (+9%), Jenoptik (+10%), Pfeiffer Vakuum (+10%), SGL Carbon (+17%), Jungheinrich (+9%), Airbus (+9%), SMA Solar (+25%) und vielen mehr zweistellig.

Wer in alten Systemen denkt, sieht die Rallye nicht. Mag sein, dass die Aktienmärkte tatsächlich kurzfristig einen Rücksetzer erleben, nachdem im Oktober +10% erzielt wurden. Doch weiterhin sorgt das Anlegersentiment nach unten hin für eine gute Absicherung, während das Überraschungspotential weiterhin auf der Oberseite bestehen bleibt.

dollarvorne Der Wechselkurs USD/EUR zeigt eine extrem pessimistische Ausgangslage auf. Gleichzeitig hat der Euro begonnen, gegenüber dem US-Dollar an Boden gut zu machen. Die Investitionsbereitschaft in diesem Bereich ist groß, auch die Investitionsabsicht lässt auf eine Fortsetzung der angelaufenen Erholung des Euros hoffen.



04. Ausblick: Linde verlässt den DAX, um zu wachsen, US-Dollar könnte den Wendepunkt erreicht haben



Die beiden interessantesten Entwicklungen dieser Woche sind der Abschied Lindes aus dem DAX sowie der Anstieg des Euros gegenüber dem US-Dollar um 1,3%. Beides ist extrem bullisch.

Linde flüchtet vor Sippenhaft und Indexregeln



Nur 5% des Umsatzes von Linde wird in Deutschland generiert. Seit der Übernahme von Praxair aus den USA wird die Aktie gleichzeitig in Frankfurt und in New York gelistet. Man spricht von einem Dual-Listing. Linde muss daher sowohl die Anforderungen der US-Börse als auch der Frankfurter Börse erfüllen, was teilweise zu Mehraufwand führt.

Lohnt sich der Mehraufwand? Nun, das Unternehmen hat entschieden: Nein. Im Gegenteil: Linde ist mit einer Marktkapitalisierung von 146 Mrd. Euro das mit Abstand größte Unternehmen im DAX. Platz zwei nimmt SAP mit 119 Mrd. Euro ein, Platz 3 die Deutsche Telekom mit 96 Mrd. Euro und Platz 4 Siemens mit 95 Mrd. Euro.

Deutschland hat nach wie vor den Ruf des Exportweltmeisters. Internationale Anleger betrachten den DAX daher als Barometer der globalen Konjunktur. Sollte die globale Konjunktur Schwächeanzeichen zeigen, verkauft man "den DAX" und sucht nach sicheren Häfen, bspw. in der Schweiz. Brummt hingegen die globale Konjunktur, so möchten internationale Anleger am Erfolg beteiligt sein, den die deutsche Exportnation daraus zieht. Der DAX wird gekauft.

Diese internationalen Anleger kümmern sich nicht um einzelne Aktien. Sie kaufen den Index oder entsprechende ETFs, ohne Rücksicht auf die einzelnen Titel, die darin enthalten sind. Die Aktionen der internationalen Anleger führen dann häufig zu einer breiten Kursbewegung in allen DAX-Titeln, somit auch in Linde.

Seit den vergangenen Monaten steht der DAX besonders unter Beschuss, weil Deutschland seinen Energiebedarf kaum decken kann. An Tagen, an denen der DAX aus diesem Grund ausverkauft wurde, sank die Aktie von Linde ebenfalls - obwohl Linde doch eher Teil der Lösung ist. Linde arbeitet daran, Wasserstoff für Brennstoffzellen in großen Mengen zu produzieren.

Noch verrückter werden die Kursbewegungen von Linde, wenn wir uns die Regel für DAX-Mitglieder ansehen, demzufolge kein Einzeltitel im DAX mit mehr als 10% gewichtet werden darf. Die Marktkapitalisierung aller DAX-Titel beläuft sich aktuell auf rund 1,46 Billionen Euro. Nun schauen Sie sich mal weiter oben die aktuelle Marktkapitalisierung von Linde an: 146 Mrd. Euro. Damit müsste Linde zu genau 10% im Index vertreten sein.

Sollte Linde nun weiterhin schneller wachsen als der Durchschnitt aller DAX-Unternehmen, dann würde das Unternehmen künftig mehr als 10% der Marktkapitalisierung des DAX ausmachen, dürfte allerdings nicht entsprechend gewichtet sein. Ein Kursanstieg würde also die Gewichtung über die 10% führen. Die Deutsche Börse müsste reagieren und diese Gewichtung anpassen. Indexfonds und ETFs würden die Anpassung nachvollziehen und Linde-Aktien im entsprechenden Verhältnis verkaufen.

Möchte man das? Möchte man einen Verkaufsdruck erzeugen, obwohl oder gerade weil das Unternehmen so erfolgreich ist?

Bereits das gesamte Jahr 2022 pendelt die Aktie von Linde um diese magische Marke. Ein Ausweg aus dem DAX würde zu einer einmaligen Anpassung durch die Indexfonds und ETFs führen, danach wäre der Deckel gelüftet und die Aktie könnte weiter ansteigen.

Wie Sie wissen, ist Linde einer meiner Favoriten, allerdings ist die Aktie zu teuer. Der Gewinn wächst überproportional mit 5% p.a., das KGV 23e steht bei stolzen 22. Die Aktie passt weder ins Wachstums- noch ins Dividendenportfolio, wäre also höchstens eine Spekulation. Ich werde die Entwicklung beobachten und würde, sollte der DAX-Ausstieg zu einer temporären Kursschwäche führen, eine Spekulation in der Aktie eingehen.

US-Dollar am Wendepunkt



Gestern hat Apple Q-Zahlen berichtet, die mäßig ausgefallen sind. Die Aktie hat auf die Zahlen kaum reagiert. Das Geschäft war besser als erwartet, allerdings haben Währungseffekte den Gewinn um 5% belastet. 5%, das sind bei Apple einige Billionen US-Dollar.

2022-10-28-USDollar
Abbildung 3: US-Dollar ist überlaufen


Seit der Ankündigung der Zinswende durch US-Notenbankchef Jay Powell sind Hedgefonds, internationale Spekulanten und Fondsmanager in den sicheren Hafen des US-Dollars geströmt. Der US-Dollar ist inzwischen der am meisten überlaufene Trade an der Börse. Die beiden grünen Linien zeigen die Long-Positionierung großer Spekulanten (Hedgefonds) und von institutionellen Anlegern. Es sind nicht Unternehmen, die ihre Auslandsgeschäfte mit Währungsgeschäften gegen einen steigenden US-Dollar absichern, sondern die treibenden Kräfte sind die Finanzmärkte.

fed Was, wenn Jay Powell nächste Woche erstmalig einen moderaten Tonfall anschlägt? Die Notenbanksitzung ist am kommenden Mittwoch, die US-Zwischenwahlen finden am 8. November statt. Behält er seine harte Linie bei, auch verbal, dann ist das ein Rückenwind für Kritiker der aktuellen Regierung und die Republikaner dürften deutlich Land gut machen. Joe Biden hat bereits genügend Gegenwind, daher gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass Jay Powell zumindest vorübergehend einen moderaten Tonfall anschlägt wie bspw. diesmal noch 0,75%, aber dann schauen wir erstmal, was nächstes Mal erforderlich sein wird.

ezb So ähnlich hat auch EZB-Chefin Christine Lagarde gestern gesprochen. Der Euro gibt daraufhin heute ein wenig nach. Sollte Jay Powell aber einen ähnlichen Tonfall anschlagen, dann wäre der vergleichsweise Vorteil des US-Dollars dahin und Anleger würden ihre Flucht in den US-Dollar überdenken. Ich könnte mir gut vorstellen, dass genau das passieren wird.

Wenn der US-Dollar sich abschwächt, dann werden die internationalen Unternehmen der USA wieder steigende Auslandsgewinne verzeichnen, selbst wenn das Geschäft nicht wächst. Das hilft natürlich insbesondere den Dow Jones Aktien, wo die großen Konzerne notieren. Und der Dow Jones befindet sich ohnehin bereits im Aufwind, da die darin befindlichen Unternehmen günstiger bewertet sind als Technologieunternehmen im Nasdaq.

Charttechnisch sieht es gut aus für eine Trendwende. Gegenüber dem Euro wurde das Hoch (aus US-Dollarsicht) am 27.9. geschrieben. Der Euro fiel damals auf 0,95 USD/EUR. Seither steigt der US-Dollar an, zwischenzeitlich notierte er schon bei 1,01 USD/EUR, was einem Anstieg von 6 Cents entspricht und mehr ist als in den vorhergehenden Gegenbewegungen erzielt wurde.

Am 29.9. fand der DAX seinen Tiefpunkt. Zufall? Nein, Aktienmärkte, Währungen und Zinsmärkte hängen eng zusammen. Hier hat der Wechselkurs den Boden definiert. Was passierte Ende September? Nun, die britische Regierung intervenierte in den britischen Anleihemarkt, der zu kollabieren drohte. Damit endete die Flucht des britischen Pfunds in den US-Dollar, kurze Zeit später war auch der Boden im Euro beschrieben.

Sie wundern sich, warum ich trotz des heftigen Kursanstiegs dieser Woche noch keine Gewinne in unseren Spekulationen mitgenommen habe, oder aber andere Positionen gelichtet habe. Nun, ich werde wohl zum Beginn der kommenden Woche ein wenig verkaufen: Aus Disziplin. Nach einem solchen Kursanstieg müssen wir ein wenig verkaufen, insbesondere wenn der Short Range Oscillator des S&P 500 über 4 gesprungen ist (siehe Kapitel 03).

Aber grundsätzlich kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Rallye weiterläuft. Kurze Verschnaufpausen wird es natürlich immer wieder geben. Und die aktuellen Konflikte mit Russland (Ukraine) und China (Taiwan) haben jederzeit das Potential zu eskalieren und die Finanzmärkte in den Keller zu schicken. Doch, wie vor vier Wochen ausgeführt, die schlimmsten Szenarien wurden durchdacht und sind im Aktienmarkt eingepreist. Es muss schon etwas sehr Schlimmes passieren, um die Aktienmärkte nochmals auf tiefere Tiefs als Ende September zu schicken.

Einkaufsliste


chance - Profitieren von rückläufiger Inflationsrate: Noch ist es zu früh dafür.

- AirBnB: Neue Wachstumsaktie im Bereich des Tourismus (Nachholbedarf), sofern hohe Bewertungen akzeptabel erscheinen (aktuell noch KGV > 50).

- Palo Alto Networks: Sicherheitslösungen für Netzwerke, geopolitische Spannungen entladen sich zunehmend auch digital

- Linde ist Weltmarktführer im Geschäft mit Gasen und gilt als Vorreiter bei der Produktion von grünem Wasserstoff für Brennstoffzellen

- Mister Spex: Spekulation darauf, dass die Gewinnschwelle früher erreicht werden kann

- LPKF Laser: Historisch günstig bewerteter Maschinenbauer, interessante Spekulation bei Bodenbildung

Österreich
- Do&Co
DO & CO bietet hochqualitatives Airline- und Event-Catering an und betreibt ebenso ein Flughafenlounges- und Restaurantgeschäft. Ich finde die Aktie interessant, würde aber zunächst den Herbst abwarten, um nicht von erneuten Coronamaßnahmen überrascht zu werden.

Schweiz
- Montana Aerospaces
Das Unternehmen segelt hart am Wind und wurde dafür in der aktuellen Marktphase stark bestraft: Die Aktie kam erst Mitte 2021 zu 30 CHF an die Börse, erreichte ein Hoch bei 40 CHF und brach seit Februar dieses Jahres auf nunmehr 10,30 CHF ein, -74%. Nicht ungewöhnlich für eine Aktie, die ihren Börsengang in der jüngeren Vergangenheit hatte.



05. Update beobachteter Werte: Anheuser Bush InBev



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter Heibel-Ticker -> Portfolio -> 10 neueste Einträge. Dort finden Sie meine jeweils aktualisierten Einschätzungen zu den Titeln unseres Heibel-Ticker Portfolios.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.


Anheuser Bush InBev: Prognoseanhebung macht der Aktie Beine



Fr, 28. Oktober um 18:45 Uhr
Gestern hat Anheuser Bush InBev Q-Zahlen veröffentlicht: Der Gewinn sprang um 6,5% auf 0,84 USD/Aktie und schlug die Analystenerwartungen um 15%. Der Umsatz wuchs um 12,1% wie erwartet auf 15,1 Mrd. USD.

Das verkaufte Bier- und Getränkevolumen stieg nur um 3,7% an, der Rest des Erfolges wurde durch Preisanhebungen erzielt. Unsere Spekulation ist damit aufgegangen.

Die Aktie ist diese Woche um 8% angesprungen, erreicht damit jedoch gerade einmal das Kursniveau, zu dem wir gekauft haben. Ich würde die Aktie in den kommenden Tagen noch ein wenig laufen lassen, denn wenn Analysten in ihre Modelle einrechnen, dass Preiserhöhungen durchaus möglich sind, könnte die Aktie noch ein paar Tage ihr positives Momentum behalten.



06. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

BB BIotech oder ETF Global Titans 50


Sehr geehrter Herr Heibel,


ich möchte regelmäßig monatlich in einen Sparplan eine Summe X einzahlen. Ein Aktienfond kommt aber für mich nicht in Frage. Stattdessen dachte ich auch wegen der Dividende an BB Biotech (CH) WKN A0NFN3 und/oder an einen ETF Global Titans 50 WKN 628938. Wie ist Ihre Meinung dazu? Kann man da viel falsch machen? Haben Sie eine bessere Idee?

Freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüssen


Fred aus Schweinfurt

ANTWORT
Ob ich eine bessere Idee habe? Nun ja, seit über 20 Jahren verfeinere ich unser Heibel-Ticker Portfolio :-).

Aber um konkret auf Ihre Frage einzugehen: BB Biotech ist so etwas wie ein Fonds für börsennotierte Biotech-Unternehmen. Der große Vorteil von BB Biotech gegenüber anderen Beteiligungsgesellschaften ist, dass ausschließlich börsennotierte Unternehmen ins Portfolio geholt werden. Damit ist die Bewertung von BB Biotech gut nachvollziehbar. Das Management um CEO Dr. Daniel Koller ist meiner Einschätzung nach hervorragend aufgestellt, um auch künftig aussichtsreiche Kandidaten zu identifizieren. Wir haben BB Biotech aus strategischen Gründen vorübergehend aus unserem Heibel-Ticker Portfolio genommen, ich halte die Aktie aber langfristig für sehr gut.

Der iShares Dow Jones Global Titans 50 von Black Rock möchte die Performance der größten internationalen Konzerne abbilden. Die größten Positionen sind Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet A, Alphabet C, … Sie merken es, es sind die Tech-Giganten. 58% der Aktien im ETF stammen aus den USA. Ich würde mir einen ETF suchen, der nicht nur auf die größten Unternehmen setzt und global stärker diversifiziert ist.


Meyer Burger vor großen Erfolgen


Lieber Herr Heibel,

ich bin seit ca. 2020 Meyer Burger-Aktionär. Es ist eine der größten Posten in Depot! Dreimal nachgekauft.

Dr. Gunter Erfurt [CEO von Meyer Burger, Anm. der Red.] ist kein verträumter Doktor der Festkörperphysik, sondern hat die ganze Geschichte mit dem Niedergang der deutschen PV selbst erleben müssen.

Ich kann Ihnen nur die unteren Videos empfehlen, Meyer Burger ist ganz sicher was für den Heibel-Ticker!

Ich bin regelmäßig mit Herr [Name gestrichen, da mir nicht bekannt] im Kontakt, selbst studierter Betriebswirt. Es ist auf jeder GV und auch auf Solarmesse in München gewesen (und nicht nur einen Tag). Hat die Werke auch schon besucht, davon gibt es auch Videos. Jinkosolar macht einen großen Umsatz verdient aber nichts daran.

Ab 1. Mai 2022 gilt in Baden-Württemberg die Photovoltaik-Pflicht für neue Wohngebäude, ab Januar 2023 greift diese auch bei allen grundlegenden Dachsanierungen. Das Kabinett hat eine entsprechende Änderung der bestehenden Verordnung beschlossen: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/photovoltaik-pflicht-fuer-alle-neuen-wohngebaeude-ab-1-mai-1/

Solar ist die Energie der Zukunft IN D/EU UND USA.

Mit freundlichen Grüßen
Uwe aus Stuttgart

ANTWORT
Vielen Dank für die eindringliche Empfehlung :-), aber Meyer Burger sehe ich weiterhin kritisch. Gehen wir das Ganze mal systematisch durch:

Als Dividendenaktie fliegt Meyer Burger aus der Bahn, weil keine Dividende gezahlt wird. Als Wachstumsaktie qualifiziert sich Meyer Burger tatsächlich über den zweiten Weg der Rule of 40: Der Umsatz hat sich jüngst verdreifacht, dennoch wird für das laufende Jahr noch kein Gewinn erwartet. Tatsächlich soll der Gewinn in den kommenden Jahren kräftig anspringen.

Den Zahlen zufolge muss man Meyer Burger also haben. Die „Story“, die Sie mir erzählen, klingt auch vielversprechend. Allerdings vollzieht Meyer Burger in diesen Tagen eine Kapitalerhöhung. Es handelt sich um einen Maschinenbauer, der, seit ich das Unternehmen im Blick habe (und das sind eher Jahrzehnte als Jahre), schon immer rosige Zukunftsaussichten hatte, die sich jedoch sehr oft nicht materialisierten. Die vermeintlich überlegene Technologie des Unternehmens sollte bspw. von Panasonic genutzt und für die Tesla-Gigafactories eingesetzt werden, doch davon höre ich heute nichts mehr. Somit sprechen zwei Argumente gegen ein Investment:

Zum Einen sind Maschinenbauer derzeit eher spekulative Aktien, da wir auf eine Rezession zulaufen. Zum Zweiten sitzt Meyer Burger bei mir auf der Strafbank und muss erst einmal beweisen, dass die Prognosen auch erfüllt werden. Mag sein, dass diesmal alles anders ist und bis ich das dann glaube, wird die Aktie sicherlich deutlich höher stehen. Doch in der Chance/Risiko-Abwägung ist mir das Risiko für Meyer Burger zu groß.


Skyworks Solutions verbilligen?


Moin Herr Heibel,

auch ich gehöre zu Ihren Schäfchen (als "Schäfer"), die nicht immer hören, wenn Sie etwas empfehlen. Heißt: Ich habe auch Skyworks Solutions in Depot gelassen. Konkret hatte ich zu 136,32 ( -19% vom Hoch) gekauft. Nun liegen wir bei unter 86,05 (-49% vom Hoch). Nicht lustig.

Und nun überlege ich, die gleiche Menge nachzukaufen, was nach Adam Riese zu einer Verringerung meines Einstandspreises um 15% führen würde. Zumindest könnte ich dann auch früher aussteigen... Was sagt der Sachverstand des Herrn Heibel dazu? Eine eher gute oder eine eher dämliche Idee. ;)

Viele Grüße

Karl aus Viernheim

ANTWORT
Bitte werfen Sie schlechtem Geld kein gutes hinterher.

Die Chipbranche befindet sich unter Beschuss. Natürlich muss das irgendwann aufhören, doch es gibt durchaus Gründe für den Ausverkauf: Steigende Zinsen, Spannungen zwischen USA und China, Abebben der Corona-Sonderkonjunktur, etc. Über Jahre haben Chipunternehmen Erfolge eingefahren und wurden in den Himmel gejubelt. Derzeit ist eine Dynamik zu beobachten, die schlimmstenfalls in der Hölle enden könnte. Sprich: Chip-Aktien könnten für eine lange zeit außer Mode geraten.

Um Geld zu verdienen, würde ich stets neutral nach der jeweils besten Aktie suchen. Skyworks und die Chipindustrie sind derzeit nicht unter den Besten.




07. Übersicht HT-Portfolio




Spekulation (≈20%) =12,5%WKN27.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 8x2,5%!C19%le
PVA TeplaETR:TPE17,55 €6%-35%1,9%C00 +
Anheuser Bush InBev1NBA50,15 €8%1%2,5%B0 + +
TJX CompaniesTJX73,00 €7%15%2,9%A0 + +
Morgan StanleyMS81,52 €2%-4%2,4%A0 + +
BakkafrostETR:6BF49,92 €5%20%2,8%A0 + +









Wachstum (≈30%) =23,3%WKN27.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


Wheaton Precious MetalsETR:SII32,93 €1%-2%6,5%B00 +
MediosETR:ILM118,62 €-1%-39%5,0%A0 + +
FlatexETR:FTK8,87 €0%-55%5,2%B + + +
BioNTechBNTX137,85 €5%-36%3,3%C +00
PaypalPYPL87,05 €2%-35%3,3%C + + -
MarvellMRVL39,66 €3%-11%2,5%B0 - +










Dividende (≈30%) = 25,5%WKN27.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 5x6%!


BASFETR:BAS45,30 €-2%-32%0,0%C0 + -
Devon EnergyDVN76,44 €2%59%3,4%A0 + +
WienerbergerETR:WIB22,70 €5%-7%3,3%B + - +
CEWEETR:CWC79,80 €5%-14%6,2%C00 +
AllianzETR:ALV181,40 €5%-7%6,4%A0 + +
Snap-OnSNA219,64 €5%11%6,1%A0 + +










Absicherung (≈20%) =22,1%WKN27.10.22Woche ΔΣ '22 ΔAnteil 3x6,6%!


Goldbarren 150 gr100 gr.5.299,00 €0%5%8,7%A+ + +
Südzucker-AnleiheA0E6FU82,50%3%-7%6,5%B+ + +
BitcoinNuri20.853,00 €7%-48%6,9%C+ +0





Cashquote



Σ-Portfolio Ergebnis seit 2022

3%-21%16,6%




Heibel-Ticker
GewichtungAnzahl Positionenangestrebte Positionsgröße
PortfolioZielSollIstSollIst
SpekulationEreignis20%12,5%852,5%
WachstumEnkelkinder30%23,3%566,0%
DividendeUrlaub30%25,5%556,0%
AbsicherungZins & Gold20%22,1%336,7%
Summe
100%83,4%2119100%


Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

ATop-Aktie mit günstigem Kurs, 
BKursrücksetzer zum Kaufen nutzen 
CKurssprünge zum Verkaufen nutzen, 
Dbei Gelegenheit Verkaufen, 
ESofort Verkaufen 


Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- + Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Die letzten Spalten werden für eine Einschätzung der Auswirkung aktueller Entwicklungen auf die jeweilige Portfolioposition genutzt. In der Spalte „C19“ wird die Auswirkung der Corona-Pandemie (Covid_19) eingestuft. So profitieren viele Technologieunternehmen von der Pandemie (+), während Freizeit-Unternehmen stark leiden (-). Ein „0“ symbolisiert, dass es entweder kaum einen Einfluss gibt, oder positive und negative Einflüsse sich die Waage halten.

„%“ stuft den Einfluss der Inflation auf das jeweilige Geschäftsmodell ein. „le“ stuft den Einfluss der Deglobalisierung ein, wobei local economies (le) stärker profitieren dürften.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

https://www.heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de



08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



09. An-/Ab-/Ummeldung



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