Heibel-Ticker 22/49 - Hochspannung unter Anlegern, explosive Ausgangslage am Aktien- und Ölmarkt

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09.12.2022:



H E I B E L - T I C K E R    S T A N D A R D

B Ö R S E N B R I E F

- Einfach einen Tick besser -



DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5428

17. Jahrgang - Ausgabe 49 (09.12.2022)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag



Die PDF-Version dieser Ausgabe steht Ihnen ab sofort im Archiv sowie unter dem folgenden Link zur Verfügung: https://www.heibel-ticker.de/downloads/hts221211.pdf



Im heutigen Börsenbrief lesen Sie:

01.Info-Kicker: Warten auf die Jahresendrallye
02.So tickt die Börse: Rückläufige Inflation, Übernahme von Activision durch Microsoft verboten und Salesforce verliert Führungsmannschaft
 - Inflation? Welche Inflation?
 - Wettbewerbsbehörde verbietet Activision-Übernahme durch Microsoft
 - Aderlass bei Salesforce
 - Wirecard Prozessauftakt
 - Wochenperformance der wichtigsten Indizes
03.Sentiment: Hochspannung unter Anlegern, explosive Ausgangslage am Aktien- und Ölmarkt
 -
04.Ausblick: Wachstum ist out, Detailanalyse zu Do & Co sowie Adidas
05.Update beobachteter Werte
 FlatexDeGiro wird erwachsen, Nachkaufen
 CEO optimistisch
06.Leserfragen
07.Aktienoptionen für Mitarbeiter
 - : Schwarze Liste von Unternehmen, die zu viel für ihre Mitarbeiter ausgeben
08.Übersicht HT-Portfolio
09.Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
10.An-/Ab-/Ummeldung



01. Info-Kicker: Warten auf die Jahresendrallye



Liebe Börsenfreunde,

*** IN EIGENER SACHE: VIDEOCALL WEIHNACHTSABEND ***

Auch dieses Jahr möchte ich das Jahr gemeinsam mit Ihnen vor dem Kamin ausklingen lassen. Ich werde mir am kommenden Montag, den 12.12. um 19:00 Uhr ein Glas Wein nehmen, den Kamin anfeuern und mit Ihnen über die Entwicklungen beim Heibel-Ticker sprechen.

In diesem Jahr habe ich mir Verstärkung geholt. Wir analysieren strukturierter, publizieren verständlicher und bauen unser Netzwerk aus. Es gab einen Team-Workshop in Hamburg, bei dem auch unsere Aufsichtsräte dabei waren und wir haben unsere IT-Infrastruktur weiterentwickelt.

Da Sie mich schon seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten, begleiten, finde ich, dass Sie ruhig erfahren dürfen, wie wir aufgestellt sind und was wir künftig noch besser machen wollen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie ein paar Weihnachtsgrüße per Audio oder sogar Video übermitteln. Sie haben mir so viele Leserbriefe und Leserfragen geschickt, vielleicht können Sie mir zu Weihnachten auch etwas aufs Band sprechen oder ein kleines Video zukommen lassen. Bitte senden Sie mir die Grüße als Datei im Vorfeld zu, damit ich sie dann bei unserer Weihnachtsfeier abspielen kann.

Wer die Technik scheut, kann auch einfach auf meinen Anrufbeantworter sprechen - das haben wir vor einigen Monaten schon mal erfolgreich praktiziert. Einfach +49(40)87507502 anrufen und Ihre Nachricht aussprechen, ich erhalte dann automatisch eine Audio-Datei :-).

Heibel-Ticker Weihnachtsfeier am Montag, den 12.12.2022 um 19:00 Uhr

*** ENDE IN EIGENER SACHE: VIDEOCALL WEIHNACHTSABEND ***

Die heutige Ausgabe hat es in sich. Diese Woche ist viel passiert. In Kapitel 02 analysiere ich für Sie die aktuelle Situation hinsichtlich des Inflationsdrucks, der aktuell nachzulassen scheint. In den USA ist die Rede von einem schmutzigen Deal, der Europa mit ausreichend billigem Öl für diesen Winter versorgen könnte.

Ich schaue mir auch das Verbot der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft an. Ein fast 90 Jahre altes Gesetz steckt hinter diesem Verbot.

Außerdem schaue ich auch auf den Managementschwund bei Salesforce. Das Unternehmen hat in den vergangenen Wochen wichtige Führungskräfte verloren.

Zudem gebe ich Ihnen noch eine Empfehlung zu einer Doku zum Wirecard-Fall. In der Arte Mediathek können Sie sich "Die Milliarden-Lüge" anschauen, die das, was wir derzeit wissen, sehr gut darstellt.

Das Sentiment dieser Woche würde ich als explosiv bezeichnen: Heftige Entwicklungen in beide Richtungen sind möglich. Mehr dazu in Kapitel 03.

Im heutigen Kapitel 04 verabschieden wir uns von weiteren Titeln, die ich eigentlich als Kandidat für unser Wachstumsdepot betrachtet hatte. Adidas ist in China nicht unumstritten und segelt ohnehin auf einem Bewertungsniveau, das historisch betrachtet am oberen Ende liegt. Do & Co, der österreichische Caterer, ist nach meiner Detailanalyse derzeit kaum positioniert, nachhaltig Gewinne für seine Anleger zu erwirtschaften. Außerdem streiche ich Mister Spex aus unserer Einkaufsliste: Der Verkauf von Brillen über das Internet ist mMn nicht besonders clever.

All diese Analysen haben mich dazu gebracht, unsere Portfoliostruktur zu überdenken. Für das kommende Jahr werde ich die Struktur an die veränderten Marktbedingungen anpassen.

Bitte verpassen Sie nicht die Updates in Kapitel 05, die ich diese Woche erstellt habe. Mit dabei ist eine ausführliche Analyse der Situation bei FlatexDeGiro, die zu dem Kursdebakel geführt hat. Auch ein Leser befragte mich zu diesem Thema, wie Sie im anschließenden Kapitel sehen werden.

Leserfragen dieser Woche befassen sich mit einem Datenfehler zu Netflix auf Comdirect sowie einer Einschätzung zum Management von FlatexDeGiro: Ich kann das Verhalten des Managements zwar nicht gut heißen, aber immerhin nachvollziehen. Offensichtlich unterscheidet mich das von vielen Analysten, die derzeit ihre Erwartungen für FlatexDeGiro drastisch nach unten korrigieren. Alles dazu lesen Sie in Kapitel 06.

In den vergangenen Wochen bin ich mehrfach über Mitarbeiteroptionsprogramme (stockbased Kompensation - SBCs) gestolpert. Palo Alto, Workday und AirBnB sind aufgrund zu hoher SBCs aus meinem Fokus geraten. Ich habe daher eine Auswertung erstellt, die alle Unternehmen der USA und aus Europa herausfiltert, die zu hohe SBCs haben.

Ich gehe davon aus, dass SBCs im kommenden Jahr 2023 ein Thema für diese Unternehmen werden. Denn in den vergangenen Jahren war Personal knapp und wurde mit hohen Boni gelockt. Diese Programme sind vielfach zu langfristig abgeschlossen worden und dürften in einer Zeit, wenn Personal überschüssig ist, zum Problem werden. Alles Wichtige zu diesem Thema habe ich in Kapitel 07 zusammen gefasst. Die Auflistung sollte eine schwarze Liste für das kommende Börsenjahr sein.

In Kapitel 08 finden Sie wie immer die tabellarische Übersicht über den aktuellen Stand unseres Heibel-Ticker Portfolios.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs




02. So tickt die Börse: Rückläufige Inflation, Übernahme von Activision durch Microsoft verboten und Salesforce verliert Führungsmannschaft



Inflation? Welche Inflation?



Nächste Woche werden sowohl die US-Notenbank als auch die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Ich könnte mir vorstellen, dass sich US-Notenbankchef Jay Powell nach vier Jumbo-Zinsanhebungen um 0,75% nun mit einer großen Zinsanhebung um 0,5% zufrieden gibt. Allerdings wird er verbal maximale Härte vertreten.

Zum einen könnte er sagen, dass noch nicht absehbar sei, wie viele "große" oder auch "kleine" Zinsschritte noch folgen werden. Das Leitzinsziel sei noch nicht definiert und könne höher liegen als derzeit vom Markt erwartet, könnte Powell sagen.

Zum anderen könnte er sagen, dass der Leitzins sodann lange auf dem hohen Niveau verharren könne.

Powell möchte die Preise drücken. Er möchte, dass sich Haushalte und Unternehmen Sorgen machen und genau aufs Geld schauen, damit die Inflation nicht ungezügelt weiter ansteigt. Das erreicht er nun in erster Linie verbal, indem er die Unsicherheit über die Zukunft hoch hält.

Die Alternative wäre eine weitere Jumbo-Zinserhöhung um 0,75% und zu sagen, wir haben alles im Griff. Das würde beim Konsumenten vielleicht zu einer gefährlichen Sorglosigkeit führen, die weitere Preiserhöhungen ermöglicht, während die Wirtschaft aufgrund der hohen Zinsen keine Investitionen mehr tätigt. Das möchte Powell nicht.

Es gibt gute Gründe, das Tempo der Zinsanhebungen zu drosseln. Der Preis für Bauholz, der bereits im Vorfeld angesprungen war, notiert inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit Corona.

 2022-12-09Holz
Abbildung 1: Preisentwicklung Bauholz


Auch Baumwolle hat den Preissprung vom Einmarsch Russlands in die Ukraine längst wieder abgegeben.

2022-12-09-Baumwolle
Abbildung 2: Preisentwicklung Baumwolle


Die große Sorge um eine weltweite Hungersnot scheint sich auch verflüchtigt zu haben. Der Getreidepreis notiert auf dem niedrigsten Niveau seit über einem Jahr. Am Markt machen Berichte die Runde, dass Russland diesen Herbst eine Rekordernte verzeichnet und nach Wegen sucht, das Getreide auf den Weltmärkten zu verkaufen. Niemand wird nein sagen, wenn die Alternative zum Kauf vom Kriegsaggressor eine Hungersnot ist.

2022-12-09Getreide
Abbildung 3: Preisentwicklung Getreide


Der hohe Getreidepreis der vergangenen Monate, immerhin waren im Sommer durchweg Aufschläge von 50-100% zu verzeichnen, hat auch den Fleischpreis nach oben getrieben. Für die Tierzucht sind die beiden wesentlichen finanziellen Einflussfaktoren der Futterpreis sowie der Energiepreis.

Schauen wir uns also auch den Ölpreis an: Dieser ist vom Panik-Niveau zum Kriegsbeginn bei über 130 USD/Fass WTI auf 72 USD/Fass WTI gefallen. Gerüchte machen die Runde, dass Russland bereit sei, sein überschüssiges Öl zum "Preisdeckel" in den Markt zu geben, sofern der Westen im Krieg gegen die Ukraine bei der Unterstützung für die Ukraine ein wenig zurück schaltet.

So wurde auf CNBC behauptet, die USA und Russland hätten bereits ein entsprechendes Abkommen, um Europa über den Winter zu bringen. Der Ölpreis werde dann, so die Berichterstattung, in Richtung 60 USD/Fass fallen.

2022-12-09-Oel-WTI
Abbildung 4: Preisentwicklung Öl WTI


Politik ist ein schmutziges Geschäft, heißt es.

Derweil ist der Preis für Rindfleisch erst verspätet angestiegen und verharrt noch immer auf Rekordniveau. Es hat gedauert, bis der angestiegene Getreide- und Energiepreis zu steigenden Fleischpreisen führte. So wird das Rindfleisch nun ebenfalls verzögert wieder zurückgehen.

2022-12-09-Rindfleisch
Abbildung 5: Preisentwicklung Rindfleisch


In meiner Analyse der Hochzinsphase in den Jahren 1965 bis 1982 habe ich gezeigt, dass Inflation in Wellen kommt und geht, der Peitschenhieb-Effekt. Ich gehe daher davon aus, dass wir in den kommenden Monaten stark rückläufige Inflationszahlen bekommen. Doch ein einmalig rückläufiges Preisniveau heißt noch lange nicht, dass der Markt wieder zum alten Gleichgewicht zurückfinden wird.

Vielmehr haben wir anhand der hier gezeigten Graphiken gesehen, dass jeder Rohstoff seine eigenen Regeln hat. Und die einzelnen Akteure werden sich stets auf das aktuelle Preisniveau einstellen. Und das wird zu Folge haben, dass die unterschiedlichen Rohstoffe zu unterschiedlichen Zeiten mal stark ansteigen, mal einbrechen, bis sich ein neues Gleichgewicht auf einem höheren Niveau einstellt.

Jay Powell weiß um diese Zusammenhänge und daher ist künftig um so wichtiger, was er sagt, damit sich die einzelnen Marktakteure auf die veränderte Situation möglichst schnell einstellen können.


Wettbewerbsbehörde verbietet Activision-Übernahme durch Microsoft



Im Januar diesen Jahres verkündete Microsoft, den Spielehersteller Activision für 68 Mrd. USD in bar kaufen zu wollen. Heute hat die US-Wettbewerbsbehörde FTC diese Übernahme verboten. Auf der Hardwareseite gibt es nur drei große Anbieter weltweit: Sony mit der Playstation, Nintendo mit der Wii und Microsoft mit der Xbox.

Auch bei den Anbietern von Computerspielen gibt es nur drei wirklich große: Neben Activision Blizzard gibt es Electronic Arts und Take Two Interactive. Im Heibel-Ticker vom 25. November habe ich Take Two Interactive ausführlich analysiert.

Wenn nun Microsoft Activision kauft, kann man noch nicht von einem Monopol sprechen, sondern eher von einem Oligopol. Doch die Wettbewerbsbehörde argumentiert gar nicht mit dem Monopolgesetz, sondern mit dem Alkohol-Gesetz aus dem Jahr 1934. Damals kamen die USA gerade aus der Prohibition, eine Zeit, in der Alkohol grundsätzlich verboten war. Es wurde verboten, dass ein Barbesitzer seinen eigenen Alkohol verkauft. Jeder Barbesucher sollte unabhängig zwischen den verschiedenen Alkoholika wählen dürfen, ohne dass der Besitzer seinem eigenen Alkohol einen Vorteil verschafft.

Dieses Gesetz möchte die Wettbewerbsbehörde nun gegen die Übernahme von Activision durch Microsoft anwenden. Es wäre das erste Mal, dass das Alkoholgesetz auf andere Wirtschaftsbereiche ausgeweitet wird. Immerhin unterliegt auch das Computerspielen einer gewissen Suchtgefahr, Call of Duty ist vielen von Ihnen sicherlich ein Begriff. Doch viel mehr Gemeinsamkeiten zum Alkoholmarkt kann man kaum finden.

Microsoft hat bereits bekannt gegeben, gegen diese Entscheidung gerichtlich vorzugehen und wir dürfen einen langen Prozess erwarten. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die FTC mit ihrer Argumentation durch kommt, oder aber ob die Übernahme am Ende doch durchgeführt werden kann. Denn wenn die FTC gewinnt, kann sie mit diesem Gesetz auch ganz andere Übernahmen verhindern. Es gilt als erwiesen, dass Präsident Joe Biden Übernahmen grundsätzlich eher skeptisch gegenüber steht und reichlich von diesem Gesetz Gebrauch machen könnte.


Aderlass bei Salesforce



In den vergangenen Tagen haben gleich mehrere hochrangige Manager von Salesforce ihren Abschied vom Unternehmen bekannt gegeben. Anleger sind verunsichert, da sogar Bret Taylor, co-CEO von Mark Benioff, seinen Abschied bekannt gab. Taylor hat Google Maps mitentwickelt, war Technologiechef (CTO) bei Facebook, saß im Aufsichtsrat von Twitter und galt als aussichtsreicher Nachfolger von Benioff.

Kürzlich hatte Salesforce für 27 Mrd. USD die Kollaborationssoftware Slack übernommen. Deren CEO Stewart Butterfield verlässt nun ebenfalls Salesforce. Es war die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte von Salesforce, Taylor hatte sie federführend umgesetzt. Es kommen daher Fragen auf, ob die Übernahme nicht die Erwartungen erfülle, oder ob zwischen Benioff und den beiden ausscheidenden Managern Missstimmung bestehe. entsprechende Berichte gibt es zuhauf.

Auch der CEO von Tableau, Mark Nelson, verlässt Salesforce. Tableau ist die Auswertungssoftware, die Salesforce vor drei Jahren für 15 Mrd. USD übernommen hatte. Und auch Gavin Patterson, der Chefstratege von Salesforce, verlässt das Unternehmen.

Die Aktie von Salesforce hat binnen eines Jahres 55% an Wert verloren. Das ist nicht ungewöhnlich für die Wachstumsunternehmen in diesem Jahr. Und so ist es nachvollziehbar, dass Unruhe im Management aufkommt. Die wichtige Frage ist nun: Ist das ein Zeichen für den bevorstehenden Untergang von Salesforce, oder aber haben diese Manager einfach nur andere Flausen im Kopf?

Meine Einschätzung: Salesforce hat zwei große Übernahmen getätigt und die Nutzung ihrer Kundenverwaltungssoftware ist dadurch komplexer, aber auch komplizierter geworden. Für die technische Implementierung wurden die ursprünglichen Manager noch verpflichtet, nun müssen die Kunden mit den neuen Möglichkeiten umzugehen lernen.

Da ist es sicherlich ein Rückschlag, wenn man eine ganze Reihe wichtiger Führungskräfte verliert. Ich denke, Benioff wird seine Zeit brauchen, um die Lücken zu füllen. Es ist daher nachvollziehbar, dass Anleger nach -50% die Aktie um weitere 5% ausverkauften, als diese Meldungen ans Tageslicht kamen.

Doch das ganze Unternehmen würde ich nicht in Frage stellen. Salesforce wird die neuen Möglichkeiten seinen Kunden näher bringen. Es handelt sich um Angebote, die überaus sinnvoll sind und die gesondert in Rechnung gestellt werden können. Über die Zeit wird Salesforce also über den Verlust der Führungskräfte hinweg kommen.


Wirecard Prozessauftakt



Ein Hinweis noch: Seit gestern ist eine 90-minütige Dokumentation zum Fall Wirecard in der Arte-Mediathek verfügbar: "Wirecard - Die Milliarden-Lüge" wurde schon 2021 verfilmt und zeigt die wesentlichen Beteiligten bei der Aufdeckung des Skandals. Interessant für mich: Im März 2010 hatte ich zu Wirecard recherchiert und entdeckt, dass ein "Bote" in Florida verhaftet wurde, weil er unzählige Schecks für Online-Glücksspielgewinner ausgestellt hatte ... alle von Wirecard. Mir wurde damals zugetragen, dass mich Wirecard aufgrund meiner Analyse fast verklagt hätte und ich wollte doch lieber meine Ruhe haben. Da ich zu dieser Zeit gerade ein Haus gebaut hatte und Vater geworden war, zog ich mich also zurück.

Wirecard änderte die Geschäftspraktiken und einige Jahre später war sogar ich davon überzeugt, dass aus der ehemaligen Schmuddelbranche nunmehr ein ordentliches Geschäftsmodell entstanden war. Tja, so wurde auch ich schließlich hinters Licht geführt und kam erst sehr spät erneut zu der Erkenntnis, dass die Bude eine Luftnummer ist.

Wer sich die Arte-Doku anschaut wird sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass da noch viel aufzuklären ist. Die wirklichen Vorgänge liegen noch immer im Dunkeln.


Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben:

Wochenperformance der wichtigsten Indizes




INDIZES8.12.22Woche ΔΣ '22 Δ
Dow Jones33.692 -1,9%-7,3%
DAX14.371 -1,1%-9,5%
Nikkei27.901 0,4%-3,1%
Shanghai A 3.361 1,6%-11,9%
Euro/US-Dollar1,050,3%-7,0%
Euro/Yen143,931,5%10,1%
10-Jahres-US-Anleihe3,56%0,002,05
Umlaufrendite Dt1,81%0,062,09
Feinunze Gold$1.800 0,2%-1,4%
Fass Brent Öl$75,41 -13,3%-4,3%
Kupfer$8.573 2,4%-11,5%
Baltic Dry Shipping$1.385 3,5%-37,5%
Bitcoin$17.133 1,2%-63,5%








03. Sentiment: Hochspannung unter Anlegern, explosive Ausgangslage am Aktien- und Ölmarkt



stimmungsumfrage der DAX hat diese Woche 1% abgegeben. Erstmals seit Ende September legte der DAX wieder den Rückwärtsgang ein. Die Rallye war von viel Skepsis begleitet worden, wirklich gute Laune kam nur einmal auf, und zwar Anfang November, als der DAX in einer Woche um 5,7% nach oben schoss. Ansonsten war die Erwartung an die künftige Kursentwicklung im DAX überwiegend negativ geblieben.

Mit dem Kursrutsch dieser Woche fühlen sich also viele Anleger in ihrer Skepsis bestätigt. Schauen wir mal, wie sich das auf die Stimmung ausgewirkt hat.

Unser Anlegersentiment ist auf -0,9% gerutscht. Nach vier Wochen guter Laune macht sich nun wieder Niedergeschlagenheit breit.

Auch die Selbstzufriedenheit ist schon wieder verflogen, der Wert von -1,9% zeigt eine wieder aufkeimende Verunsicherung unter den Anlegern.

Mit einem Wert von -0,2% ist die Zukunftserwartung jedoch angestiegen und notiert im neutralen Bereich. Hier spiegelt sich wider, dass die Skepsis der vergangenen Wochen mit einem Kursrückgang beantwortet wurde. Dennoch zeigt der neutrale Wert, dass man sich nun über die künftige Entwicklung uneins ist.

Die Investitionsbereitschaft ist somit auch trotz des nunmehr günstigeren Kursniveaus im Vergleich zur Vorwoche auf 0,7% zurückgegangen (Vorwoche 1,2%). Hatte man also zuvor noch auf einen Rücksetzer gewartet, um nun nachzukaufen, so zeigt sich nunmehr nach Eintreten des Rücksetzers eine ansteigende Verunsicherung und daher eben auch eine rückläufige Investitionsbereitschaft.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist von einem extrem negativen Wert in der Vorwoche (-16) auf nur noch -7 angesprungen. Wie oben bereits gezeigt haben sich Anleger auf den Rücksetzer vorbereitet und in den Rücksetzer hinein ihre Absicherungspositionen aufgelöst.

Institutionelle hatten sich zuvor bereits anders verhalten: Sie hatten auf weiter steigende Kurse gewettet, um ihren Performancerückstand zum Jahresende möglichst noch ein wenig auszugleichen. Nun, das war wohl nichts, und so wurde nun eiligst umgesattelt auf Absicherung: Das Put/Call-Verhältnis der Eurex ist auf 2,6% angesprungen und zeigt einen hohe Absicherungskäufe der Profis.

In den USA ist davon nichts zu sehen, das Put/Call-Verhältnis der CBOE notiert auf einem durchschnittlichen Niveau.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote auf 56% reduziert (Vorwoche 64%). Damit sind Fondsmanager wieder eher defensiv positioniert.

Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger liegt bei -17%, 42% Bären stehen nur 25% Bullen gegenüber.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 58% moderate Gier an.

Interpretation



stimmung_negativ Die DAX-Rallye dauerte sechs Wochen: Von Ende September bis Mitte November. Der DAX stieg von 11.900 auf 14.200 Punkte an, +19%. Seither läuft der DAX seitwärts, erreichte zum Monatswechsel November/ Dezember noch ein neues Hoch, droht nun aber in eine nennenswerte Konsolidierung abzurutschen.

In der Finanzpresse konkurrieren Techniker mit ihren historisch hergeleiteten Begründungen für eine Jahresendrallye, die den DAX noch in Richtung 15.000 treiben könnte, mit Konjunkturskeptikern, die das Ganze ohnehin nur als Bärenmarktrallye sehen, da die Wirtschaft auf eine Rezession zusteuere.

Nach den schmerzhaften Erfahrungen diesen Jahres hören Anleger derzeit eher den Skeptikern zu und positionieren sich entsprechend. Trotz leichtem Rücksetzer in dieser Woche kommt keine Kauflust auf, im Gegenteil, die Skepsis sowohl unter den Privatanlegern als auch bei den Profis steigt an.

Das ist eigentlich eine recht konstruktive Ausgangslage für eine Jahresendrallye. Die Skepsis ist so groß, dass fallende Kurse nicht zu einer sich verstärkenden Abwärtsbewegung führen. Im Gegenteil, aufgrund der noch vorhandenen Absicherungsgeschäfte dürften fallende Kurse schnell zu Käufen führen, die einen größeren Ausverkauf verhindern.

Doch es hat den Anschein, dass unsere Umfrageteilnehmer zu schnell auf die Seitwärtsbewegung reagiert haben: Die Investitionsquote ist hoch, über Cashreserven verfügen nur noch wenige. Es wurde also bereits in der Seitwärtsbewegung investiert und nun ist die Skepsis gerade deswegen so groß, weil man sich unsicher ist, ob das richtig war. Es ist ein Unterschied, ob die schlechte Laune der Anleger darauf zurückzuführen ist, dass sie bei der Rallye unterinvestiert sind (oder aus heutiger Sicht: waren), oder aber ob die schlechte Laune darauf zurückzuführen ist, dass man sich mit seiner hohen Investitionsquote nun extrem unsicher ist.

Beim Blick auf die niedrige Cashquote und hohe Investitionsquote fürchte ich, letztere Interpretation trifft die derzeitige Marktverfassung. Das bedeutet, dass der DAX durchaus gefährdet ist, in den nächsten Tagen ausverkauft zu werden. Fallende Kurse treffen daher gerade nicht auf dicke Absicherungspositionen, sondern auf eine verfrühte Investition der Anleger.

Gleichzeitig stehen eine Reihe von Ereignissen an: Die US-Notenbank tagt, der Ölpreis ist eingebrochen und vielleicht verdichten sich die Gerüchte über einen Deal zwischen Russland und dem Westen, ... eine entsprechend positive Meldung würde dem DAX Beine machen, da dann insbesondere ausländische Investoren aufs Parkett treten.

So würde ich diese Woche die Sentimentdaten vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen als explosiv bezeichnen: Die Richtung kann ich Ihnen nicht vorhersagen, allerdings spricht vieles dafür, dass es eine heftigere Bewegung geben wird.

goldvorne Beim Gold ist die Stimmung nach der deutlichen Kurserholung der vergangenen Wochen überaus gut ... zu gut. Ich hatte bereits mehrfach zu Goldkäufen geraten, jetzt gibt es keinen Grund zur Eile mehr. Als Anleger sollten wir erst einmal abwarten, bis sich die Feierlaune ein wenig abkühlt.

Ganz im Unterschied dazu ist die Stimmung am Ölmarkt am Boden. In Kapitel 02 habe ich mich zum Ölmarkt geäußert. Sollte sich diese Geschichte in Luft auflösen, dürfte der Ölpreis nach oben schießen. Auch hier also haben wir eine extrem angespannte Situation, die zu einer explosiven Entladung in die eine oder andere Richtung führen kann.










04. Ausblick: Wachstum ist out, Detailanalyse zu Do & Co sowie Adidas



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05. Update beobachteter Werte



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06. Leserfragen



Vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen! Allerdings erhalte ich zu viele Leserfragen, als dass ich alle individuell beantworten könnte. Wenn ich eine Frage beantworte, dann möchte ich das fundiert und hilfreich machen.

Ich bitte daher um Ihr Verständnis, wenn ich wie folgt vorgehe. Sie profitieren davon wie die anderen 25.000 Heibel-Ticker Leser:

1. Fragen zu administrativen Themen (Abo, E-Mail-Zustellung, interner PLUS-Bereich …) werden natürlich stets binnen kurzer Zeit beantwortet.

2. Fragen zu Aktien aus unserem Portfolio werden inhaltlich in das nächste Update zum entsprechenden Portfoliotitel eingearbeitet, sofern für die Allgemeinheit von Interesse.

3. Die wichtigsten Fragen zu allgemeinen Börsenthemen sowie zu Einzeltiteln werde ich im Heibel-Ticker beantworten.

Mit dieser Vorgehensweise hoffe ich, wieder mehr Zeit für die Recherche von Themen zu haben, die ich für wichtig halte und überzeugt bin, dass dies vielen Lesern meines Börsenbriefs Mehrwert bietet.

Leider war es in der Vergangenheit teilweise so, dass ich mehr Zeit in die Recherche für individuelle Fragen gesteckt habe und Zeit für die Analyse von Aktien und das Ausarbeiten von neuen Empfehlungen fehlt. Das ist jedoch den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS gegenüber unfair, denn es darf erwartet werden, dass ich meine Energie dahingehend einsetze, für alle Abonnenten relevante Themen auszuarbeiten. Ich hoffe auf Ihr Verständnis :-)

Datenfehler zu Netflix bei Comdirect


Ihren Präsentationen verwenden Sie ja des Öfteren die Seiten der ComDirect. Auch ich finde, dass man dort sehr leicht viele Bewertungszahlen erhält.

Allerdings fällt mir in der letzten Zeit auf, dass viele Zahlen (wie bspw. DIVe oder KGVe) nicht stimmen. Hier das Beispiel Netflix: Der Gewinn je Aktie beträgt ca. 10 Eur, der Kurs ca. 300 Eur. Da komme ich auf ein KGV von rund 30. Die ComDirect gibt 16 an.

Was mache ich falsch? Bin ich zu blöd das KGV zu berechnen? Oder liegt der Fehler doch bei ComDirect?

Thomas aus Saarlouis

ANTWORT
Der Fehler liegt bei Comdirect.

Bei US-Unternehmen schaue ich gerne bei Yahoo Finance unter dem Tab „Statistics":
https://finance.yahoo.com/quote/NFLX/key-statistics?p=NFLX

Dort sind die korrekten Zahlen: Das KGV 22e steht bei 28.

Comdirect bezieht die Zahlen von FactSet. Auch mir sind ab und zu Fehler aufgefallen, doch bei Comdirect sind meiner persönlichen Wahrnehmung nach Fehler seltener als bei vielen anderen Finanzseiten.


FlatexDeGiro


Sehr geehrter Herr Heibel,

wir besitzen ja alle nicht die ominöse Glaskugel sondern "nur" eine Vielzahl von Informationen, die die Empfehlungen und Entscheidungen vorbereiten.

Aufgrund der neuesten Nachrichten zu Flatex möchte ich dennoch für die Zukunft anfragen, ob es Ihnen möglich ist, Ihre Empfehlungen und ausgesuchten Aktientitel vor ab auf die nachweislichen Managementfähigkeiten der Vorstände zu prüfen und wenn möglich deren Charakterstärke zu prüfen. Das wäre für Ihr Produkt und uns als Kunden sicherlich sehr hilfreich. Ansonsten sind neue Aktien und Startups immer weniger empfehlenswert, da sie ihren Langzeittest noch nicht bestanden haben.

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Beste Grüße,

Alfred aus Essen

ANTWORT
Eine Einschätzung zum Management ist stets ein wichtiges Element meiner Analyse. Gerade bei Flatex hatte ich die Möglichkeit, sowohl CEO Frank Niehage als auch CFO Muhamad Chahrour persönlich kennenzulernen sowie mehrfach mit ihnen zu telefonieren/ einen Videocall zu veranstalten.

Frank Niehage konnte ich auf das Abenteuer mit der Österreichischen Post ansprechen: Was wollte der Online Broker mit der Österreichischen Post, die ein aufwendiges Filialnetz betreibt? Die Kooperation platzte schnell und Flatex ging mit finanziellem Gewinn aus der Geschichte hervor, Anleger waren jedoch verunsichert und die Aktie war eingebrochen.

Für mich ergab sich ein Bild, das den CEO als versierten Strategen mit Sinn für profitable Geschäfte zeichnete. Dass Anleger diesen Geschäftssinn nicht nachvollziehen konnten, bedauerte er und gelobte, künftig darauf zu achten. Die anschließende Geschäftsentwicklung sowie die strategische Entscheidung, DeGiro zu übernehmen, haben die Aktie um ein Vielfaches nach oben katapultiert.

Nun ist FlatexdeGiro erwachsen geworden. Höhere Wachstumsraten als die Konkurrenz bei gleichzeitiger Profitabilität, das muss man erst mal nachmachen. Something has to give, irgendwas musste darunter leiden: Die Compliance, also das Befolgen von Regularien. Wenn Sie zehn CEOs von Start-Ups fragen, ob sie sicher sind, alles regelkonform zu tun, werden Sie neunmal als Antwort erhalten: Keine Ahnung, erst einmal müssen wir uns am Markt etablieren, sonst können uns die Vorschriften ohnehin egal sein.

So ist FlatexDeGiro sicherlich nicht deswegen schneller gewachsen als die Konkurrenz, weil man alle Vorschriften befolgte. Vielmehr ist das Online-Depot bei FlatexDeGiro attraktiver als bei vielen Wettbewerbern.

Nun war die BaFin im Haus und hat eine Mängelliste erstellt. Die muss nun abgearbeitet werden. Ökonomisch betrachtet ist diese Vorgehensweise viel effizienter, als frühzeitig alle eventuell geltenden Vorschriften zu befolgen. Nun hat man eine Liste mit den drängendsten Problemen von der BaFin erstellt bekommen.

Es befindet sich kein Vorwurf darunter, dass Kundengelder gefährdet seien. Oder aber dass bestimmte Geschäfte nicht erlaubt seien. Es ist lediglich eine Liste mit Abläufen und Dokumentationspflichten, die in die Unternehmensprozesse eingearbeitet werden müssen. Weil diese Dokumentationspflicht nicht erfüllt wird, darf FlatexDeGiro bis auf Weiteres ein bestimmtes Absicherungsgeschäft nicht tätigen, sondern muss stattdessen 50 Mio. Euro hinterlegen. Dieses Geld wird das Unternehmen zurück bekommen, sobald die Vorschriften erfüllt werden. CFO Chahrour rechnet damit, bis Ende 2023 die Anforderung zu erfüllen.

„Früher“ war diese Vorgehensweise, zu warten, bis einem die Behörde auf die Finger klopft, so etwas wie ein Kavaliersdelikt. Heute hat sich das Bild geändert und ohne die Folgen des Vergehens zu beurteilen, wird das Management verurteilt. Daher ist die Aktie eingebrochen und es wird wohl eine Weile dauern, bis das Management das Vertrauen wieder herstellen kann.

Die deutsche Nationalmannschaft ist regelkonform ausgeschieden, hat sogar moralisch Stärke bewiesen. Hansi Flick wird hofiert weiterzumachen. Preis/Leistung stimmt bei der Nationalmannschaft irgendwie nicht, es fehlen die Charakterköpfe, die den Unterschied machen können. Bei FlatexDeGiro gibt es die Charakterköpfe und, wie nicht anders zu erwarten, wird kräftig auf sie eingehauen. Doch FlatexDeGiro ist in meinen Augen in der Lage, am Ende als Sieger vom Platz zu gehen.




07. Aktienoptionen für Mitarbeiter




: Schwarze Liste von Unternehmen, die zu viel für ihre Mitarbeiter ausgeben



Fr, 09. Dezember um 20:28 Uhr
Die Arbeitslosigkeit in der westlichen Welt ist derzeit extrem niedrig. Während und nach Corona machten Meldungen die Runde, dass Facharbeiter, Ingenieure bis hin zu Führungskräften schwer zu finden seien. Wer qualifizierte Mitarbeiter einstellen wollte, musste sich etwas Besonderes ausdenken.

In den USA wird die Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen groß geschrieben. In Deutschland gibt es auch einige "innovative" Unternehmen, die diesem Beispiel folgen. In der Schweiz scheint die Praxis ebenfalls Usus zu sein. Lediglich in Österreich gibt es offensichtlich kaum Mitarbeiterbeteiligungsprogramme.

Inzwischen ist der Personalnotstand überwunden. Der Arbeitsmarkt entspannt sich und viele Angestellte blicken mit Sorge auf die Konjunkturabschwächung, die gegebenenfalls in eine Rezession münden könnte und viele Arbeitsplätze in Frage stellen könnte. Binnen zwei Jahren könnte sich die Situation so vollständig umkehren.

Nun wurden in den vergangenen Jahren Mitarbeiter mit lange laufenden Beteiligungsprogrammen (SBCs - stockbased Kompensation) versehen. Wenn nun der Personalnotstand endet und vielleicht sogar qualifiziertes Personal überschüssig verfügbar wird, dann haben Unternehmen mit hohen SBC-Programmen einen Wettbewerbsnachteil.

Ohnehin scheinen einige dieser Programme überdimensioniert. Wachstumsunternehmen mit zweistelligen Wachstumsraten haben großzügig Aktien ausgegeben in der Überzeugung, dass sie so schnell wachsen, dass diese Programme sich schon bald relativieren, also verhältnismäßig klein werden. Doch die wenigsten Unternehmen haben Leistungskomponenten an die Programme geheftet. Seit einem Jahr kennen die Aktien vieler Wachstumsunternehmen nur noch eine Richtung: Süden. Und trotzdem werden Mitarbeiter mit Aktien versehen, die eigentlich erfolgsabhängig sein sollten.

Ich habe daher eine Auswertung vorgenommen, in der die SBCs ins Verhältnis zum Jahresumsatz gesetzt werden. Unternehmen, die mehr als 5% des Jahresumsatzes an ihre Mitarbeiter geben, habe ich im Folgenden aufgelistet. Die Liste ist jedoch nur ein Einstieg, denn sie gibt nicht die Details der SBCs wider. Mitunter sind die SBCs an Erfolgskomponenten gekoppelt. Außerdem zeigt die Übersicht nicht, wie lange diese Programme laufen.

Damit wir nicht nur Daten aus einem Jahr verwenden, habe ich mir die drei letzten Jahre angeschaut und einen Durchschnitt gebildet. Das heißt, lediglich Unternehmen, die über drei Jahre durchschnittlich über 5% des Jahresumsatzes an ihre Mitarbeiter ausgeben, werden hier aufgelistet. Die Liste sollte dazu dienen, die entsprechenden Aktien mit großer Vorsicht zu betrachten. Die hier aufgelisteten Unternehmen haben teilweise über Jahre eine hohe Quote, so dass von einer regelhaften Quote gesprochen werden kann. Das heißt aber mit anderen Worten, dass diese Unternehmen die ersten 5% Jahresgewinn an ihre Mitarbeiter geben, bevor dann irgendwann auch mal der Anteilseigner beglückt werden kann.

Also Anleger finde ich es wichtig, Mitarbeiter am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Aber alles über 5% Umsatzbeteiligung pro Jahr (ohne Rücksicht darauf, ob ein Gewinn erzielt wird!) ist für meinen Geschmack zu viel.

Sie werden feststellen: viele der hier aufgelisteten Unternehmen sind High-Flyer der Corona-Zeit.

USA
34,70% Zscaler
29,53% Okta
26,87% Splunk
22,87% Workday
21,04% Atlassian
20,11% DocuSign
19,90% Palo Alto Networks
18,36% CrowdStrike
11,45% Autodesk
11,26% Zoom Video Communications
10,41% Salesforce
9,28% Marvell Technology
9,05% F5
8,92% PTC
8,00% Synopsys
7,92% Intuit Inc
7,85% NVIDIA
6,90% Electronic Arts
5,70% Take-Two Interactive

Deutschland
27,54% Exasol
18,10% SUSE
11,87% Heidelberg Pharma
7,38% creditshelf
6,71% flatexDEGIRO
5,64% SFC Energy
5,34% TeamViewer
4,67% SAP

Österreich
scheint dort nicht üblich zu sein

Schweiz
26,77% Addex Therapeutics
26,76% Idorsia
24,47% Molecular Partners
18,23% Santhera Pharmaceuticals
7,55% Evolva
7,30% WISeKey

Europa
184,15% Renalytix Plc
45,28% MedinCell S.A.
11,29% Helical plc
10,71% Trainline Plc
9,10% Ashmore Group PLC
8,61% Prosus N.V.
7,12% Auction Technology Group plc
6,63% MYT Netherlands Parent B.V.



08. Übersicht HT-Portfolio



Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im Kundenbereich der Webseiten verfasst.

Die tabellarische Übersicht bleibt den zahlenden Abonnenten des Heibel-Ticker PLUS vorbehalten.

Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend. Unter „Woche“ steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Unter „2014“ steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio. Unter „Anteil“ finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
Kbei Gelegenheit Kaufen, 
NKNachkaufen 
HHalten, 
Vbei Gelegenheit Verkaufen, 
TVTeilverkauf, also nicht die ganze Position 
VLVerkaufslimit, bei überschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
SLStopp Loss, bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses sollte verkauft werden 
TSTrailing Stopp, wie SL, nur dass das Limit kontinuierlich nachgezogen wird 



Die „Gelegenheit“ zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!" insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

Value Positionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

Spekulative und alternative Positionen in zwei Schrittenaufbauen: 50%-50%,

Tradingpositionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, aber ohne eine kleine Einnahmequelle kann ich diesen Dienst nicht aufrecht erhalten.

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In Deutschland gibt es kaum einen anderen, der die Hintergründe der Aktienmärkte so messerscharf von dem täglichen Medienrummel trennen kann, wie der Autor des Heibel-Tickers Stephan Heibel.

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Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefs

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09. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise



Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abgesegnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen



10. An-/Ab-/Ummeldung



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