Heibel-Ticker Plus 07/13 - Neuer Chef der Deutschen Telekom schlaegt falsche Strategie ein

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30.03.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 13 (30.03.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: T-AKTIE OHNE CHANCE AUF BESSERUNG
02. SO TICKT DIE BÖRSE: T-AKTIE WIRD WEITER FALLEN
03. AUSBLICK: ZINSENTWICKLUNG BESTIMMT REST DES BÖRSENJAHRES
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
APPLE, DENISON MINES, RCM BETEILIGUNGS AG, ALLIANZ,
SCHÖLLER-BLECKMANN
05. LESERFRAGE: ABBOTT, PFIZER
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die
PDF-Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0713-1943.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen Aktualisierten Werten
zum herunterladen:
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01. INFO-KICKER: T-AKTIE OHNE CHANCE AUF BESSERUNG
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Liebe Börsenfreunde,

T-Aktie oder Volksaktie wurden die Aktien der Deutschen Telekom
betitelt. Das T steht wohl für „Totalflop", die Volksaktie
müsste meiner Ansicht nach „Volksverarschungsaktie" heißen.
Denn selten zuvor wurden so viele Anleger in die Irre geleitet.

Und das Schlimme daran: Heute sieht es kein Stück besser aus.
Ich habe mich schon vielfach mit vermeintlichen Börsenanalysten
gestritten, wenn es um die Beurteilung der T-Aktie ging. Sie
kennen mich als unverbesserlichen Optimist, aber bezüglich der
T-Aktie ist meine Prognose vernichtend. Und auch diesmal wird
mir kaum jemand glauben, aber auch diesmal bin ich mir ziemlich
sicher, das ich Recht behalten werde.

Der Misserfolg der Deutschen Telekom ist in meinen Augen
symptomatisch für die Überregulierung, mit der wir unsere
Gesellschaft belasten. Das Management hat keine andere Wahl als
den Wunsch der Politiker zu erfüllen. Und einen
Unternehmenschef, der sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die
Politik lehnt, können wir in einem Staatsbetrieb nicht
erwarten.

Im heutigen Kapitel 02 habe ich die T-Aktie nicht nur nach
bilanziellen Gesichtspunkten analysiert, sondern auch meine
persönlichen Erfahrungen einbezogen. Meiner Erfahrung nach sind
die persönlichen Eindrücke häufig wesentlich aussagekräftiger
als eine wie auch immer zusammengestellte Bilanz.

A propos Bilanz: Dell hat schon seit einem halben Jahr keine
mehr veröffentlicht. Gestern wurde zugegeben, dass in der
Bilanz mehr Fehler stecken, als bislang vermutet wurde. Bitte
lesen Sie dazu meine aktuelle Einschätzung im Kapitel 03 –
Ausblick. Dort gehe ich auch auf die aktuellen Entwicklungen am
Immobilien- und Arbeitsmarkt ein und leite Ihnen meine
Erwartung für die Aktienmärkte in den kommenden Monaten ab.
Wird in diesem Jahr die Börsenweisheit „Sell in May and go
away" ihre Gültigkeit zurück erlangen?

Der heutige Depotcheck ist ganz nach meinem Geschmack: Das
Portfolio ist international gestreut, ohne auf ein Unternehmen
aus der Heimatstadt des Lesers zu verzichten. Auch spekulative
und konservative Positionen sind in einem guten Verhältnis.

Die heutige Leserfrage im Kapitel 05 zeigt Ihnen, dass Pfizer
seine besten Tage hinter sich hat und dass Abbott zwar
offiziell zu dem Pharmabereich gezählt wird, aber eigentlich
ein Standbein im Markt der gesunden Nahrungsmittel aufbaut und
daher außergewöhnlich gut performt.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief@heibel-ticker.de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: T-AKTIE WIRD WEITER FALLEN
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Lange Zeit habe ich eine Analyse der Dt. Telekom vor mir her
geschoben. Ich weiß, dass viele von Ihnen die „Volksaktie" im
Depot haben. Ich wollte Sie gerne mit einer objektiven Analyse
versorgen, doch leider ist mir das nach den Erlebnissen der
vergangenen Monate nicht möglich. Bitte betrachten Sie die
folgende Analyse also mit dem Wissen, dass sich Ihr Autor in
den bürokratischen Mühlen der Deutschen Telekom fast
aufgerieben hat.

Oder machen wir folgendes: Betrachten wir doch zunächst einmal
das Unternehmen mit einer rosaroten Brille. Was könnte uns als
Anleger denn an der Deutschen Telekom gefallen?

Nun, da ist zu allererst die hohe Dividende, die der Aktie eine
Dividendenrendite von derzeit 5,8 % verschafft. Da können nur
wenige andere Aktien mithalten, geschweige denn
festverzinsliche Papiere.

Und über die hohe Dividendenrendite hinaus sieht die Bilanz
auch sehr schön aus: Mit 60 Mrd. Euro Umsatz werden 8 Mrd. Euro
Gewinn erwirtschaftet. Das ist eine Umsatzrendite von stolzen
13 %. Davon träumt manches Unternehmen.

Das KGV der Deutschen Telekom steht bei 14, wird aber im
laufenden Jahr aufgrund der schlechter werdenden Ertragskraft
auf 16 ansteigen. Doch ein KGV von 16 liegt noch immer unter
der magischen historischen Grenze von 17 – denn im historischen
Durchschnitt haben alle Unternehmen ein KGV von 17.

Und noch ein positiver Aspekt fällt mir ein: Alle Mitarbeiter
der Deutschen Telekom sind freundlich. Ich kann das beurteilen,
immerhin habe ich in den vergangenen Monaten mit 65
verschiedenen Telekom-Mitarbeitern korrespondiert (ich schließe
hier T-Online mit ein). Niemals ist das Gespräch unfreundlich
geworden. Das mag aber auch an meiner Engelsgeduld liegen.

Denn, und jetzt kommen wir zu den Argumenten, die gegen die
Deutsche Telekom sprechen, alle 65 Mitarbeiter der Telekom
waren inkompetent. Wenn ich meine Erfahrungen auf das
Unternehmen extrapoliere, dann muss ich zu dem Schluss kommen,
dass alle Telekom-Mitarbeiter inkompetent sind. Doch das glaube
ich nicht.

Vielmehr habe ich in meiner Odyssee erfahren, dass sich der
Deutsche Telekom-Riese zu einem Leviathan entwickelt hat: Ein
bürokratisches Ungeheuer mit lukrativen Monopolrechten und
einer Beamtenlast, die notwendige Umstrukturierungen
verhindern. So kommt es, dass viele engagierte Mitarbeiter in
diesem System nicht mehr zu Recht kommen. Selbst das
Vorstandsbüro des Unternehmenschefs Obermann benötigte fünf
Anläufe und zweieinhalb Monate, um eine simple
Rufnummernübertragung durchzuführen.

Na, Sie merken es, da gab es schon eine lange Vorgeschichte,
bevor das Problem Ihres Autors im Vorstandsbüro gelandet ist.
Gutschriften, Entschuldigungsschreiben und sogar ein Strauß
Blumen für meine Mutter, deren Festnetzanschluss mehrmals
„versehentlich" ausgeschaltet wurde, zeigen mir zwar, dass die
Mitarbeiter der Deutschen Telekom bemüht sind – jedoch
beherrscht nicht einmal mehr das Vorstandsbüro die Prozesse des
eigenen Unternehmens.

Das Resultat sind 10 % Kundenschwund pro Jahr. Es ist leicht zu
behaupten, dass der Festnetzanschluss nicht mehr zeitgemäß sei.
Mobiltelephone machen den Festnetzanschluss überflüssig und das
Unternehmen müsse sich auf den Mobilfunkmarkt sowie auf den
Internetmarkt konzentrieren. Aber diese Ausrede halte ich für
schlichtweg dumm.

Denn wenn Sie sich die Zahlen der Festnetzanmeldungen bei den
Wettbewerbern anschauen, dann werden Sie schnell feststellen,
dass ein Festnetzanschluss nach wie vor in jeden Haushalt
gehört. Doch bei all dem Ärger mit der Telekom wandern eben
viele Kunden zu anderen Anbietern ab – und buchen dort dann
auch gleich den Internetzugang mit.

Wenn ich mir all diese Vorgänge betrachte dann ergibt sich
folgendes Bild für die T-Aktie: Aus der früheren Mono"Pole" -
Position ist es ein leichtes für die Deutsche Telekom, auf die
Wachstumsmärkte Mobilfunk und Breitbandinternetzugang
aufzuspringen. Viele Kunden wünschen sich die einfache Nutzung
neuer Möglichkeiten aus einer Hand und bleiben der Einfachheit
halber bei der Deutschen Telekom.

So hat das Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte
aufgrund der breiten Kundenbasis einen Vorsprung. Während neue
Anbieter bei Null anfangen müssen und nur durch sehr viel
Werbung eine Chance bekommen, kann die Deutsche Telekom ihrem
bestehenden Kundenstamm neue Angebote einfach anbieten. Dadurch
ist die Ertragskraft sehr hoch. Dies erklärt folglich die
Möglichkeit der hohen Dividendenausschüttung.

Aber das ist immer so bei reifen Geschäften. Es braucht nur
wenig investiert werden und dennoch ist der Ertrag groß. Da ist
es nur fair, dass den Aktionären eine hohe Dividende
ausgeschüttet wird. Fast die Hälfte des Gewinns wird
ausgeschüttet.

Mit der anderen Hälfte kann das Unternehmen nun investieren,
oder? Nein, weit gefehlt. Denn Sie erinnern sich sicherlich an
die Ersteigerung der UMTS-Lizenzen, über die der Telekom-
Konzern zig Milliarden Euro an Vater Staat, den Haupteigner der
Deutschen Telekom, gezahlt hat. Es wurde somit ein hoffnungslos
überschuldeter Konzern an die Börse gegeben. Jährlich werden 2
Mrd. Euro allein für die Zahlung der Zinsen dieser Schulden
aufgewendet – das ist ein Viertel des Gewinns.

Wenn also die Hälfte ausgeschüttet und ein weiteres Viertel für
Zinsen verwendet wird, bleibt noch ein Viertel, mit dem das
Unternehmen nun arbeiten kann. Glauben Sie wirklich, das
Unternehmen kümmert sich nun um das schlummernde Potential, um
die breite Kundenbasis, die nur darauf wartet, weitere
Telekomdienste zu abonnieren? Nein, das geschieht leider nicht.

Im Gegenteil: Diese Woche wurde vermeldet, dass die Deutsche
Telekom fünf ihrer Call-Center an Bertelsmann verkaufe. Im
Call-Center sitzen die freundlichen Telefonisten, mit denen Ihr
Autor sich mehrere Monate beschäftigt hat. Sie sagen „Ja, wir
verstehen Ihr Problem und ja, wir werden es lösen", legen auf
und stellen fest, dass es keine Lösungsroutine für viele
Probleme gibt. Da werden dann die Gesprächsnotizen lieber
gelöscht und der Kunde (in diesem Fall Ihr Autor) zur
Verzweiflung gebracht.

Der Kundenschwund der Telekom ist eindeutig auf die
Unzufriedenheit der Kunden zurückzuführen. Wenn Obermann, der
neue Vorstandschef der Deutschen Telekom, also den
Kundenschwund stoppen möchte, dann sollte er sich um die
Prozesse bei Call-Centern kümmern. Ein Verkauf dieser Kunden-
Schnittstelle an einen Drittanbieter wird jedoch die Prozesse
nicht verbessern, sondern die Distanz zum Kunden nur noch
vergrößern.

Und wer sich von seinen Kunden entfernt, der löst keine
Probleme, sondern macht sie nur noch schlimmer. Obermann jedoch
träumt von international erfolgreichen Mobilfunkstrategien. Er
hat immerhin in Deutschland eine erfolgreiche Mobilfunksparte
aufgebaut. So schwer war das aber auch nicht, wenn Sie sich die
Ausgangsposition von T-Mobile vor Augen halten. Nun soll T-
Mobile international erfolgreich werden, während der
Heimatmarkt stiefmütterlich vernachlässigt wird. Das ist die
falsche Strategie.

Vater Staat hat die Telekom mit vielen Staatsdienern aufgebaut.
Heute noch ist Vater Staat größter Aktionär und viele
Staatsdiener halten den Laden am Laufen. Veränderungen beim
inländischen Festnetzgeschäft muss Obermann also gegen zwei
Fronten gleichzeitig durchsetzen: Den Großaktionär Vater Staat
und die Belegschaft mit staatlichen Arbeitsverträgen.
„Obermannsgenug" dazu ist? Nein, er flüchtet sich in
internationale Expansionsträumereien.

Der Vorsprung des ehemaligen Monopolisten schwindet, die
Gewinne werden kleiner und neue Erfolge bleiben aus. Weder
Lohnkürzungen, noch längere Arbeitszeiten können die
strategischen Fehlentscheidungen auffangen. In dieser Situation
ist ein KGV von 16 viel zu hoch. Ich werde mich auf absehbare
Zeit von der Telekom fern halten, sowohl als Kunde, als auch
als Aktionär.


MARKTBETRACHTUNG

INDIZES

29.3.07 Änd.

Dow Jones 12.349 -0,90%
NASDAQ 2.418 -1,35%
S&P 500 1.423 -0,77%
DAX 6.897 0,60%
Nikkei 17.264 -0,90%
Euro/US-Dollar 1,3318 0,00%
Euro/Yen 157,19 0,26%
10-Jahre-US-Anleihe 4,63% 0,04
Umlaufrendite Dt 4,08% 0,14
Feinunze Gold USD 662,35 0,36%
Fass Crude Öl USD 66,38 7,60%


Nach den Rekordgewinnen der Vorwoche war es nur zu
verständlich, dass die Aktienindizes diese Woche ein wenig
konsolidierten. Lediglich der DAX konnte weiter ansteigen, die
7.000er Marke ist nun in greifbare Nähe gerückt.

Heute ist der letzten Handelstag des ersten Quartals. Da wurden
in der abgelaufenen Woche noch schnell einige Kurse angehoben
oder auch gedrückt, je nachdem, wie es gerade gebraucht wurde.
In der kommenden Woche sollten sich diese Bewegungen wieder
egalisieren.

Bernanke ließ diese Woche verlauten, dass noch immer
Inflationsgefahr bestehe. Damit gab er denjenigen einen
Dämpfer, die sich eine Zinssenkung herbei wünschen. Auch Ihr
Autor gehört zu dieser Gruppe. Eine Zinssenkung würde die
Aktienmärkte mit mehr Liquidität versorgen, steigende Kurse
wären die Folge. Ein Fokus auf die Inflation jedoch spricht
eher für eine Zinsanhebung.

Ich glaube, Bernanke hat aus taktischen Gründen auf die
Inflationsgefahr hingewiesen. Ich bleibe bei meiner Erwartung
einer Zinssenkung am 10. Mai. Die Gründe dafür lege ich Ihnen
im nächsten Kapitel dar.

Erstaunlich in dieser Woche war die Rallye an den
Energiemärkten, insbesondere beim Öl. Der Ölpreis ist um 7,6 %
auf 66,38 US-Dollar je Fass Crude Oil angestiegen. Der Grund
dafür wird in den politischen Spannungen des Westens, hier
England und die USA, mit dem Iran gesehen. Viele befürchten
eine Eskalation des Entführungsfalls der britischen Seeleute
hin zu einem Krieg. Dann würde der Ölpreis über 70 US-Dollar
schnellen, die Aktienmärkte würden einbrechen.

Doch soweit ist es noch nicht, noch sprechen die Diplomaten.
Die Aktienbörsen halten sich vor diesem Hintergrund erstaunlich
gut.

Auch der Goldpreis bleibt relativ stabil. Im Falle eines
Krieges würde das Gold natürlich als sicherer Hafen ansteigen.

Und selbst die Anleihen lassen nichts von einem drohenden Krieg
erkennen: Die Renditen der langfristigen Papiere steigen, was
wiederum bedeutet, dass die Anleihenpreise fallen, also weniger
Nachfrage nach dieser sicheren Anlageform besteht.

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03. AUSBLICK: ZINSENTWICKLUNG BESTIMMT REST DES BÖRSENJAHRES
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Die Worte von Bernanke vom vergangenen Dienstag verwirren mich.
Hatte er doch erst vor zwei Wochen die offizielle Haltung der
US-Notenbank Fed von „Zinssteigerung, sofern Inflation
auftritt" auf „neutral" verändert, so war die Bemerkung am
vergangenen Dienstag ein Rückfall.

Seinen Vorgänger, den orakelnden Alan Greenspan, hat man
ohnehin nie so richtig verstanden, denn Greenspan sagte selbst
über sich: „Wenn Sie glauben mich verstanden zu haben, dann
muss ich mich falsch ausgedrückt haben". Bei Greenspan war man
also nicht überrascht, wenn er mal das Gegenteil dessen
behauptete, was er kurz zuvor sagte. Aber bei Bernanke hat man
den Eindruck, sich auf seine Aussage verlassen zu können. Doch
in diese vermeintliche Sicherheit passt seine Aussage vom
vergangenen Dienstag nicht hinein.

In meinen Augen steht uns eine sehr bullishe Zeit bevor. Denn
die Wirtschaft boomt weltweit. In Deutschland sorgt die robuste
Wirtschaft für Mehreinnahmen in den Staatskassen – wann hatten
wir das das letzte Mal? Und in den USA sieht es ähnlich gut
aus, wenngleich der Immobiliensektor nach wie vor
problembehaftet ist. Doch die Probleme des Immobiliensektors
sind bei näherem Hinsehen ein Segen für Börse und Wirtschaft:

In den vergangenen beiden Ausgaben habe ich die Zusammenhänge
näher beschrieben. Unterm' Strich bleibt aber die traurige
Tatsache, dass viele Häuslebauer ihre Hypotheken nicht abtragen
können. Und in den USA gewinnen die Demokraten an Macht und
Demokraten sehen nicht gerne, wie die Kräfte der freien
Marktwirtschaft die Schwachen vom Markt fegen.

Also ist es nur zu verlockend, den finanzschwachen Häuslebauern
etwas entgegenzukommen und den Leitzins zu senken. Aufgrund der
überwiegend flexiblen Hypothekenzinsen in den USA wird eine
Zinssenkung direkt Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben.

Gegen einen solchen Schritt würde sprechen, wenn eine Inflation
im Zaum gehalten werden müsste. Doch das ist nicht der Fall.
Nicht dass es keine Inflation gibt, nein, nein! Wenn Inflation
ein anderer Begriff für Geldentwertung ist, dann ist die wahre
Inflationsrate sicherlich wesentlich höher als die 3 oder 4 %,
die offiziell veröffentlicht werden.

Aber diese Inflation ist nicht durch die Fed und den Leitzins
beeinflussbar. Ein guter Teil der Inflation kommt über den
angestiegenen Ölpreis und die damit angestiegenen
Energiekosten. Kaum jemand erinnert sich noch an den Ölpreis,
der 1999 noch bei knapp 10 US-Dollar stand. Seither hat er sich
versechsfacht. Und dieser Preisanstieg hat etwas mit der
Theorie zu tun, dass die Ölreserven endlich sind. Leitzinsen
haben darauf keinen Einfluss.

Gleichzeitig sind auch alle Industriemetalle im Preis
angestiegen. Nicht aber, weil eine Überhitzung der US-
Konjunktur alle Industriemetalle aufgesogen hat, sondern weil
Schwellenländer wie China, Russland, Brasilien und Indien alles
aufkaufen, was sie finden. China hat die Kupferproduktion Perus
für die nächsten 50 Jahre aufgekauft. Da kann ein US-Leitzins
nichts dran ändern.

Und als seien steigende Energie- und Metallpreise noch nicht
genug, so hat George Bush nun plötzlich die Beimischung eines
Ethanol-Bestandteils in das amerikanische Benzin verordnet.
Alles, woraus Ethanol gewonnen werden kann, ist seither
angestiegen. Sojabohnen, Getreide, Mais, usw. Auch hier hilft
keine Zinspolitik.

Die Inflation ist also zu einem großen Teil von der Fed nicht
beeinflussbar. Das Leid einzelner Häuslebauer jedoch kann die
Fed mildern. Und wie gesagt, wenn die Demokraten an Macht
zulegen, dann wird der Ruf nach Milderung für die armen
haushoch überschuldeten Häuslebauer laut werden. Und diesem Ruf
wird sich Bernanke nicht entziehen können.

Denn auch der Arbeitsmarkt wird in diesem Frühjahr nicht so
stark sein, wie man sich das wünscht. Dazu war der Winter zu
mild und die saisonalen Schwankungen am Arbeitsmarkt fielen
dadurch geringer aus. Demzufolge gab es in den vergangenen
Monaten mehrfach positive Überraschungen. Wenn von diesem hohen
Niveau aus nun im Frühjahr die gewohnte Erholung an den
Arbeitsmärkten nicht mehr so stark ausfällt, dann wird das
Gejammer groß sein. Und so erhält Bernanke ein weiteres
Argument für eine Zinssenkung.

Dabei sind beide Argumente, Immobilienmarkt und Arbeitsmarkt,
in meinen Augen nicht dramatisch. Der Immobilienmarkt würde
sich auch selbst heilen und der Arbeitsmarkt ist nicht
schlechter, sondern war bereits auf hohem Niveau. Eine
Zinssenkung würde in dieser Situation wie ein zusätzliches
Konjunkturprogramm wirken.

In den nächsten Wochen werden Sie, liebe Leser, mir wieder die
Frage stellen „Sell in May and go away?" – Verkaufe im Mai und
warte ab. Diese alte Börsenweisheit empfiehlt von Mai bis
September Abstinenz an der Aktienbörse. In den Sommermonaten
ist die Börse häufiger nach unten gependelt und so könnte es
sinnvoll sein, seine Aktien im Mai zu verkaufen und zu
hoffentlich günstigeren Preisen im September zurückzukaufen.

Ich denke, dass diese Strategie in diesem Jahr falsch ist. Wie
schon im letzten Jahr, so wird auch in diesem Jahr der
befürchtete Ausverkauf bereits zuvor erfolgen. Um ehrlich zu
sein, ich glaube, wir sind schon mittendrin.

Letztes Jahr hätten Sie anhand dieser Börsenweisheit zwar vor
dem Börsencrash im Mai verkauft, aber wenn Sie erst im
September wieder eingestiegen wären, dann hätten Sie dennoch zu
höheren Kursen gekauft, als Sie im Mai verkauften. Der
Tiefpunkt wurde im vergangenen Jahr im Juni erreicht.

Und so erwarte ich auch in diesem Jahr eine Vorverlegung des
Effektes. Die Immobilienkrise, die Zinserhöhung in Japan und
der Ausverkauf in China haben schon zu einigen Turbulenzen
geführt. Es fehlt in meinen Augen noch eine Schlusspanik, so
etwas wie eine weitere Megapleite eines verspekulierten
Hedgefonds oder ähnliches. Oder die Ankündigung einer besonders
hohen Neuverschuldung des US-Haushaltsbudgets, so dass der US-
Dollarkurs ins Bodenlose rutscht und die Weltbörsen mit sich
zieht. Oder weiß ich was.

Aber schon in ein paar Wochen wird die Perspektive auf eine
Zinssenkung zu neuem Optimismus an den Finanzmärkten führen.
Die Weltwirtschaft ist robust und der internationale Handel
floriert. Vielleicht ist in diesem Jahr der Tiefpunkt noch
früher als letztes Jahr.


ANNALY CAPITAL MANAGEMENT

Viele Leser haben mich nach der Möglichkeit befragt, die in der
vorigen Ausgabe vorgestellten Aktien von Annaly Capital
Management in ein deutsches Depot zu kaufen. Ich habe in
Erfahrung gebracht, dass die Aktien in Deutschland zwar
handelbar, jedoch nicht steuerlich zugelassen sind. Daher würde
im Falle eines Verkaufs dieser Aktien, ob mit oder ohne Gewinn,
eine Quellensteuer i.H.v. 30 % auf den gesamten
Transaktionsbetrag anfallen. Sie könnten sich diese 30 % dann
über Ihre Steuererklärung zurück holen, fragen Sie mich aber
bitte nicht, wie das mit den amerikanischen Behörden
funktionieren soll. Denn dorthin wurde die Steuer abgeführt.

Vermeiden Sie es also bitte, diesen REIT in Ihr deutsches Depot
zu legen. Die Aktien sind nur etwas für diejenigen unter Ihnen,
die ein US-Depot haben.


DELL

Bei Dell kommen mehr und mehr Bilanzierungsunregelmäßigkeiten
zutage. Ich hatte die Aktien empfohlen als Unternehmensgründer
Michael Dell zurück ins Unternehmen ging, um einen
Strategiewechsel herbeizuführen. Inzwischen habe ich aber den
Eindruck, dass er zum Aufräumen gekommen ist: Buchhalter und
Wirtschaftsprüfer haben die Bilanzen geschönt, um die
Erwartungen der Analysten zu erfüllen.

Ich fürchte, das könnte sich zu einer unschönen Geschichte
auswachsen. Wenn Dell in den nächsten Monaten damit beschäftigt
ist, seine Buchhaltung aufzuräumen, dann können keine
strategischen Änderungen herbeigeführt werden. Auch das
Management wird weniger für das Geschäft arbeiten, als vielmehr
die eigene Position absichern. Das ist nicht produktiv.

Gestern Abend hat das Unternehmen vermeldet, dass erste
Untersuchungen ergeben haben, dass wesentlich mehr Vorgänge
überprüft werden müssten, als bislang angenommen. Aufgrund
dieser Überprüfung könne der Termin 18.4. nicht eingehalten
werden. Am 18.4. wollte das Unternehmen die überarbeiteten
Bilanzen fertig haben.

Nach anfänglichen Kursgewinnen nach der Rückkehr Michael Dells
notiert die Aktie nun knapp unter unserem Einstiegsniveau. Ich
empfehle Ihnen, Ihre Nerven zu schonen und diese Spekulation
aufzulösen. Verkaufen Sie die Dell Aktien. Es gibt bessere
Chancen für Ihr Geld.

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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
APPLE, DENISON MINES, RCM BETEILIGUNGS AG, ALLIANZ,
SCHÖLLER-BLECKMANN
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Risikostreuung/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

==========

Herr Heibel,

ich möchte auch die Chance nutzen und mir Ihre Meinung zu
meinen fünf größten Depot-Positionen einholen.

Drei Werte davon sind seit ca. Okt./Nov. 2006 im Depot:

Apple Inc. (USA)
Denison Mines (CAN)
RCM Beteiligungs AG (D)

Die beiden übrigen liegen schon jenseits der Spekulationsfrist:

Allianz (D) - seit Anfang 2006
Schöller-Bleckmann (AUT) - seit Mitte 2005

Andere Anlageregionen, wie Japan und die Em. Markets habe ich
durch Fonds abgedeckt.

Ich freue mich auf Ihre kritische Meinung.

Freundliche Grüße, Wolfgang aus Dresden


ANTWORT:

Vielen Dank für Ihr Schreiben.

APPLE

Zu diesem amerikanischen Technologiekonzern brauche ich nicht
viel zu sagen: Neben Computern und den iPods wird Apple im
Sommer das iPhone auf den Markt bringen. Die Aktie ist hoch
bewertet, die weitere Entwicklung hängt am Erfolg oder
Mißerfolg des iPhones.


DENISON MINES

Erst im vergangenen November hat Denison Mines mit
International Uranium Corp. fusioniert. Das neue Unternehmen
hält Anteile an Uranminen in Nord Amerika und in der Mongolei.
Durch die Fusion wird es möglich, die Erträge aus der laufenden
Produktion von der McClean Mine in die Entwicklung neuer
Uranminen in White Mesa zu investieren.

Der Kurs von Denison Mines ist seit dem Grubenunglück von
Cameco im vergangenen Oktober (Sie erinnern sich: Cameco ist
der weltweit größte Uranproduzent und eine Überschwemmung
beeinträchtigt die Entwicklung einer großen Uranmine) parallel
zum Uranpreis stark angestiegen. Die Aktie hat sich verdoppelt.

Chairman und Großaktionär Lukas Lundin hat den Ruf, nicht zu
kleckern, sondern zu klotzen. Mit anderen Worten: Er will hier
einen großen Uranproduzenten aufbauen. Ich würde gerne in die
Fähigkeiten des Milliardärs Lundin vertrauen, doch er hat noch
sechs weitere Unternehmen aus dem Energiesektor (Uran, Öl &
Gas), mit denen er ähnliches vor hat.

Die Bilanz des Unternehmens sieht mit Barreserven von 60 Mio.
USD recht gut aus. Die Marktkapitalisierung ist jedoch mit 1,6
Mrd. USD bereits recht ambitioniert.


RCM BETEILIGUNGS AG

Die Stuttgarter Immobilienfirma hat 15 Immobilien in Dresden
aus Insolvenzen und Zwangsversteigerungen erworben. Mit
ausreichend Barreserven ausgestattet, möchte das Management
diese Immobilien zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn
verkaufen. Sie spekulieren hier also auf steigende
Immobilienpreise in Dresden.

Die Eigenkapitalausstattung ist mit 64 % gut. In den
vergangenen zwei Jahren hat sich der Aktienkurs bereits
verdreifacht. Allerdings ist die Marktkapitalisierung mit 33
Mio. Euro noch immer sehr gering, so daß ich mir kein Urteil
über dieses Unternehmen erlaube.


ALLIANZ

International aufgestelltes Versicherungsunternehmen aus
Deutschland mit günstigem KGV (9), ordentlichen Wachstumsraten
(Gewinnwachstum bei 10 %) und guter Dividendenrendite (4 %).
Die Allianz profitierte zum einen von dem katastrophenarmen
Jahr 2006, zum anderen aber auch von den
Restrukturierungsmaßnahmen, die eine deutlich bessere
Ertragskraft herbeiführten. Zählte im abgelaufenen Jahr der
Bereich des Anlagemanagements zu den positiven Überraschungen,
so werden in den kommenden Jahren die
Restrukturierungsmaßnahmen der Dresdner Bank und des deutschen
Versicherungsgeschäfts positive Effekte auf das Ergebnis haben.

Kurz gesagt: Ein grundsolider, dividendenstarker Titel.


SCHOELLER-BLECKMANN AG

Dieses österreichisches Ölbohrunternehmen hat sich auf die
Herstellung von Hochpräzisionsteilen für die
Richtbohrtechnologie spezialisiert. Sie kennen meine
Einschätzung zum Ölmarkt: Der Ölpreis wird langfristig stabil
bleiben, jedoch werden immer mehr spezialisierte Bohrtechniken
erforderlich, um diesen niedrigen Ölpreis zu halten.

Schoeller-Bleckmann agiert im richtigen Markt, die
Auftragsbücher des Unternehmens sind prall gefüllt. Die Umsätze
wachsen mit 15 % p.a., dennoch ist das Unternehmen nur mit
einem KGV von 16 bewertet. Die langfristigen Schulden sind
gering, eine Dividendenrendite von 2,6 % rundet das solide Bild
ab.


FAZIT

Technologie (Apple), Immobilien (RCM Beteiligung), Finanzen
(Allianz) und Energie (Denison und Schoeller-Bleckmann) sind
die Branchen, in die Sie investieren. Gut, ich bin mit der
groben Zuordnung von Denison und Schoeller-Bleckmann in den
Energiesektor etwas spitzfindig, denn das eine Unternehmen
agiert im Uranmarkt, das andere im Ölmarkt. Aber abgesehen von
Sondereffekten wie dem angesprochenen Grubenunglück von Cameco
bewegen sich diese Märkte ziemlich gleich (Korrelation von
0,42).

Regional haben Sie gut zwischen Amerika und Europa gestreut.
Wichtig ist, daß Sie Japan ebenfalls abgedeckt haben - wenn
auch mit Fonds.

Auch Ihre Mischung von etablierten Unternehmen (Apple, Allianz,
Schoeller-Bleckmann) und jungen, innovativen Unternehmen
(Denison Mines, RCM Beteiligung) halte ich für ansprechend.

Es gefällt mir, daß Sie ein Unternehmen in Ihrem Portfolio
haben, das auf Ihrem Heimatmarkt Dresden agiert (RCM
Beteiligung). So können Sie Ihre Beobachtungen vor Ort in die
Beurteilung der Zukunftsaussichten des Unternehmens
einbeziehen.

Ich halte Denison Mines für hochspekulativ, insbesondere da
kaum Informationen über das Unternehmen verfügbar sind. Aber im
Gesamtumfeld Ihres Portfolios ist durchaus Platz für eine
hochspekulative Aktie.

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05. LESERFRAGE: ABBOTT, PFIZER
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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FRAGE:

Hallo Herr Heibel,

Ihre Bemerkungen zu Optionsscheinen fand ich sehr interessant.
Ehrlich gesagt kaufe ich nur in Ausnahmefällen OS, da ich in
der Regel nicht die Zeit habe, die Risiken ausführlich
abzuschätzen und auch nicht die Zeit habe, dann börsentäglich
die Entwicklung zu begleiten; denn bei OS eben kann es ja recht
schnell mal rauf und runter gehen – und dann müsste man
womöglich schnell reagieren. Die Zeit hab ich leider nicht.

Erlauben Sie mir kurz die Bitte um Ihre Einschätzung zu zwei
Pharmawerten, die ich seit Jahren im Depot habe und die mir
bisher nicht allzu viel Freude bereitet haben: Abbott und
Pfizer. Ich kenne Ihre Meinung, wenn die Demokraten an die
Regierung kommen, dann haben es Pharmatitel schwer, aber wenn
ich mir die Performance der Pharmabranche (Titel wie Johnson &
Johnson, Merck, Sanofi-Aventis und meine beiden Werte)
anschaue, dann haben in den letzten 5 Jahren alle Titel
verloren und im letzten Jahr konnten nur Abbott und Sanofi ein
kleines Plus herausschlagen und das bei einer republikanischen
Regierung in den USA. Wie ich von Ihnen gelernt habe, sind
Pharmawerte nicht-zyklische Werte. D.h. bei Konjunktursorgen
sollten sie besser als der Durchschnitt abschneiden, bei
Konjunkturaufschwung schlechter. Aber es geht ja eigentlich
nicht darum, besser abzuschneiden, sondern als Investor möchte
ich einen Gewinn machen. So, aber erstens sind wird doch immer
noch in einem Konjunkturaufschwung, die Demokraten stehen vor
der Tür und die historische Performance drängt eigentlich
keinen der Titel auf. Soll ich verkaufen und den Pharmasektor
vergessen?

Dank schon mal für Ihre Einschätzungen.

Alles Gute und beste Grüße, Axel aus Mexiko


ANTWORT:

ABBOTT

Na, Abbott ist immerhin auf einem 5-Jahreshoch – und das
Allzeithoch ist nur noch 6 % entfernt, also in Reichweite. Ich
würde hier sagen, obwohl die Demokraten an Macht gewinnen, und
obwohl die Konjunktur brummt, notiert Abbott nah am
Allzeithoch. Der Grund ist meiner Ansicht nach in einem der
fünf Produktbereiche zu sehen: Nutritional Produkte –
Ernährungsprodukte. Abbott ist nicht nur ein Pharma-Unternehmen
sondern kümmert sich auch um die gesunde Ernährung insbesondere
von Babys und Kindern, sowie von Erwachsenen mit besonderen
Zielen (Abnehmen, Sportler, ...). Dieser Geschäftsbereich ist
zwar noch jung und klein, wächst aber vielversprechend. Und die
Börse mag derzeit den Bereich der gesunden Nahrungsmittel.

Daher ist Abbott in den vergangenen vier Jahren von 35 auf 55
US-Dollar gestiegen. Insgesamt beträgt das Umsatzwachstum nur
2,8 %, das Unternehmen hat einen Schuldenberg angehäuft (12
Mrd. USD) und notiert für diesen Umstand auf einem hohen KGV
(17). Da ist nicht viel Kursphantasie zu erwarten, und auch die
Dividendenrendite von 2,2 % ist nicht sonderlich attraktiv. Ich
würde also bei Abbott einen engen Trailing Stop setzen und bei
dem ersten Anzeichen von Schwäche aussteigen.


PFIZER

Ja, bei Pfizer kann ich Ihren Missmut verstehen – seit 2001 ist
der Kurs von 45 auf 25 USD gefallen. Und das bei dem
vermeintlich innovativsten Pharma-Unternehmen der Welt und in
der Zeit der Republikaner und mit Bush als Präsident. Das ist
wirklich schwer zu verstehen.

Pfizer’s größter Verkaufsschlager, Lipitor, verliert bald die
Patentrechte. Dann werden Generika dafür zu einem Bruchteil des
Preises verfügbar sein. Pfizer hat nichts Neues in der
Pipeline, was diesen Umsatzausfall ersetzen könnte. Aber
dennoch schafft es Pfizer immer wieder, die Prognosen zu
übertreffen. Wenn Sie genauer hinschauen, dann werden Sie
feststellen, dass die Umsätze von Pfizer schon lange
zurückgehen. Die positiven Überraschungen kommen immer wieder
von Massenentlassungen, die zu Kosteneinsparungen führen und
dadurch den Gewinn erhöhen. Das ist nicht wirklich ein
Wachstumsunternehmen.

Der Wettbewerb für Pharmaunternehmen ist härter geworden:
Generika drängen immer aggressiver auf den Markt und schnappen
die Marktanteile auslaufender Patentmedikamente immer schneller
weg. Biotech - Unternehmen kommen von einer ganz anderen
Forschungsrichtung und bringen dennoch immer wieder Medikamente
auf den Markt, die in die traditionellen Pharma-Bereiche
hineinwirken. Und das, ohne die Patente der bestehenden
Medikamente zu verletzen.

Noch ist Pfizer eine Cashcow, aber niemand weiß, wie es im
nächsten Jahr aussehen wird. Ich bin von meinen Lesern schon
gescholten worden, Biotech - Unternehmen in dem Pharma-Bereich
anzusiedeln. Dennoch warte ich auf einen guten Augenblick, um
Unternehmen wie Celgene oder Amgen zu empfehlen. Leider haben
auch diese Unternehmen derzeit ihre eigenen Probleme und leider
leiden auch diese Unternehmen bereits heute unter den
Ankündigungen der Demokraten. Aber wenn die Konjunktur
tatsächlich zu straucheln beginnt, werde ich den Sektor
eingehend analysieren. Vielleicht ist derzeit der deutsche
Pharmamarkt besser...?

Jedes mal, wenn ich mir mein langfristiges deutsches Depot
anschaue, fehlt mir dort eine Pharma-Komponente. Aber ich kann
derzeit keine Aktie finden, die ich dort guten Gewissens
hineinlegen würde.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu H - Halten, K - Kaufen,
V - Verkaufen ist oder mit einem SL - Stop Loss versehen werden
sollte.


Firma Kürzel Kauf am 29.3.07 Änd. Woche Empf.

DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
UBS UB0BL6 12.5.06 44,72 € 0% -1% K
Apple Comp. 865985 21.1.06 69,80 € 33% -1% H
Anglo American 922169 29.12.06 39,40 € 6% 3% H
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 38,85 € -4% 1% K
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.579,00 € 2% 0% K
Goldmünze 20 Mk Wil 13.10.06 110,00 € -9% 0% K
GMAC 2010 5,75% 908511 24.3.06 100,30 € 9% 0% SL

SPEKULATIV
Yahoo! 900103 21.7.06 23,17 € 16% 0% H
ABB 919730 4.8.06 12,86 € 29% -2% SL
Nabors Ind. 662778 21.1.06 22,52 € -20% 1% H
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 49,53 € 1% 0% K
Berentzen AG 520163 28.7.06 5,79 € -17% 2% K
Matsushita 853666 27.2.07 15,08 € -1% -1% K
Yahoo! Call SOP SCL1Z5 8.2.07 0,68 € 6% 1% H

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Goldman Sachs GS 23.6.06 $207,20 38% -1% H
Google GOOG 20.10.06 $460,92 8% 0% H
Sears Holding SHLD 20.10.06 $181,20 4% 1% H
BHP Billiton BHP 26.1.07 $48,32 21% 3% H
Japan ETF EWJ 27.2.07 $14,67 -2% -1% K
Gold&SilberfondsCEF 13.10.06 $9,45 16% 0% K

SPEKULATIV
Mastercard MA 23.6.06 $107,19 126% -2% SL
Marvell MRVL 17.4.06 $16,77 -24% -7% K
Microsoft MSFT 17.3.06 $27,75 0% -2% V
FedEx FDX 28.9.06 $107,70 2% -3% H
Gold ETF GLD 13.10.06 $65,65 13% 0% K
Silber ETF SLV 13.10.06 $132,54 16% -1% K
Fannie Mae FNM 10.11.06 $55,19 -8% -3% H
DRD Gold A0DNZ1 3.11.06 $0,66 -49% -6% K
Transocean RIG 19.1.07 $82,75 10% 1% H
Dell DELL 2.2.07 $23,39 -2% 2% V

SL: GMAC Anleihe bei 98 % zur Absicherung der Gewinne wegen
unsicherer Zukunft GMs
SL: ABB Stop Loss bei 11,91 EUR
SL: Mastercard 20 % Trailing Stop Loss bei 95 USD
V: Microsoft bei 30 US-Dollar, da danach eine Seitwärtsbewegung
eintreten könnte.
V: Dell verkaufen wegen Bilanzunregelmäßigkeiten

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
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setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müßte Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

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