Heibel-Ticker Plus 07/22 - Erste Auswirkungen der Krise in Deutschland: IKB beinahe Pleite

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03.08.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 31 (03.08.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: ERSTES OPFER IN DEUTSCHLAND: IKB
02. SO TICKT DIE BÖRSE: IMMOBILIEN, PRIVATE EQUITY, BANKENKRISE
03. AUSBLICK: ABSICHERUNG DURCH PUTS AUF WICHTIGE INDIZES
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
MÜNCHENER RÜCK, RWE, QIAGEN, SILICON SENSOR, API
NANOTRONICS
05. LESERFRAGE: VERSCHULDUNG VON UNTERNEHMEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0731-1917.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0731-1917.pdf

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01. INFO-KICKER: ERSTES OPFER IN DEUTSCHLAND: IKB
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Liebe Börsenfreunde,

bitte lesen Sie die heutige Ausgabe: Trotz all der Panikmache
in den Medien gibt es Branchen, in denen Sie Geld verdienen
können. Diese Branchen habe ich in den vergangenen Wochen immer
wieder vorgestellt.

Wenn Sie die Finanzmärkte verstehen wollen, dann sollten Sie
den heutigen Rückblick sorgfältig lesen: Darin erkläre ich
Ihnen den Unterschied zwischen dem Immobiliensektor
(Bauunternehmen, Hypothekenbanken, usw.), dem
Finanzierungssektor (Private Equity, Hedge-Fonds, IKB) und dem
Finanzdienstleistungssektor (Banken und Broker). Die einzelnen
Unternehmen werden immer wieder in einen Topf geworfen, dabei
sind deren Risiken völlig unterschiedlich.

Ich weiß, es fällt schwer bei solch einer massiven Welle an
Hiobsbotschaften am Ball zu bleiben. Viel lieber schaltet man
den Computer einfach ab. Aber Sie müssen jetzt bitte am Ball
bleiben, denn die Chancen sind selten so groß wie zur Zeit.
Verlieren tut nur der, der jetzt aufgibt. Und trotz der
negativen Nachrichtenlage hat der DAX in der vergangenen Woche
1,8 % zugelegt – wussten Sie das?

Im Ausblick habe ich Ihnen einige Finanzinstrumente
vorgestellt, mit denen Sie sich gegen die Turbulenzen absichern
können. So wie ich Sie, meine lieben Leser, kenne, ist das ganz
sicher etwas nach Ihrem Geschmack.

Der Depot-Check behandelt heute nur deutsche Unternehmen. Eine
super Auswahl, wenngleich ich natürlich auch hier noch einen
Verbesserungsvorschlag habe.

Und wussten Sie schon, warum mehr Kredit zu einer höheren
Bewertung einer Aktie führen kann? Ich habe Ihnen diesen
vermeintlich komplizierten Zusammenhang in einfachen Worten
erklärt. Wenn Sie das verstanden haben, dann wissen Sie auch,
was Hedge-Fonds und Private-Equity-Firmen wie Blackstone und
Cerberus so attraktiv macht (oder sollte ich sagen: gemacht
hat?).

Immer wieder wurde ich gefragt, wie viel Bargeld man denn in
den unterschiedlichen Börsenphasen halten sollte. Ich habe
daher im Kapitel 06 – Beobachtete Werte – die Kennziffer
„Investitionsquote" eingeführt.

Und schauen Sie diese Woche unbedingt in die PDF-Dateien
hinein: Dort sind jede Menge Aktualisierungen sowie auch eine
neue Einschätzung der Indizes enthalten.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: IMMOBILIEN, PRIVATE EQUITY, BANKENKRISE
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Es wird ungemütlich an der Börse. Die Turbulenzen werden
heftiger, die Einschläge kommen näher. Aber meine
Marschrichtung bleibt unverändert: Shorten Sie alles, was mit
Finanzierung und Immobilien zu tun hat, kaufen Sie alles, was
hohe Barreserven hat.

Bevor ich eine eingehende Analyse des Finanzsektors, Private
Equity, Immobilien und Hedge-Fonds vornehme, möchte ich Sie
auch auf Aktien wie Nokia (Kursplus von 12 %, während der Markt
in den Keller rauschte) und EMC (Kursplus von 6 %) hinweisen.
Auch zwei Werte unserer Beobachtungsliste haben in dieser
vermeintlich verheerenden Woche 5 bzw. 6 % zugelegt.

Schauen Sie sich nüchtern die Wochen-Performance an und Sie
werden feststellen: So schlimm ist es gar nicht:

INDIZES
2.8.07
Dow Jones 13.463 -0,1%
NASDAQ 2.575 -0,9%
S&P 500 1.472 -0,7%
DAX 7.534 1,8%
Nikkei 16.979 -1,8%
Euro/US-Dollar 1,3671 -0,3%
Euro/Yen 163,34 0,4%
10-Jahre-US-Anlei 4,75% 0,0%
Umlaufrendite Dt 4,38% -0,1%
Feinunze Gold USD $665,90 0,5%
Fass Crude Öl USD $76,86 -1,5%

Der DAX hat sogar deutlich zugelegt – aber alles, was Sie
hören, ist die Verbreitung von Angst, Panik und Schrecken.

Es ist also nicht das Ende der Welt. Sparen Sie sich Ihre
panischen E-Mails an mich, versuchen Sie es lieber mit einer
nüchternen Analyse. Sie werden sehen: Es gibt Möglichkeiten,
auch in diesen Tagen hohe Gewinne zu erzielen. Doch davon hören
Sie in den Medien nichts. Doch mehr dazu im nächsten Kapitel,
nun zur Klärung dessen, was so ziemlich kunterbunt derzeit
durch die Medien geistert.

IMMOBILIEN-, PRIVATE EQUITY- & HEDGE-FONDS-, BANKENKRISE

Diese Woche ist die Deutsche Industriebank, IKB, in finanzielle
Schwierigkeiten geraten. Damit ist die Immobilienkrise nun von
den USA aus auch nach Deutschland übergeschwappt. Die
Finanzmedien sind nun schnell dabei, von einer globalen
Finanzkrise zu sprechen, die zu einer Weltwirtschaftskrise
auswachsen könnte. Das ist falsch, wie der Blick aufs Detail
zeigt.

Ich unterscheide derzeit drei Krisenherde: Immobilien,
Kreditfinanzierung (wie von Private Equity und Hedge-Fonds
exzessiv betrieben) und Finanzberatung (Banken).

IMMOBILIEN

Bauunternehmen

KB Home, Beazer, Lennar und Centex bauen die Häuser, die sich
nicht verkaufen lassen. Sie haben in den Jahren des niedrigen
Zinses kräftig Mitarbeiter aufgestockt, Ländereien gekauft und
entwickelt und sind noch immer mitten am Bauen bzw. Realisieren
dieser Pläne.

Diese Unternehmen sitzen dieses und auch noch im nächsten Jahr
auf einer Reihe unverkäuflicher Immobilien. Sie werden diese zu
Schleuderpreisen auf den Markt werfen. Einige dieser
Unternehmen werden ihre eigenen Pläne nicht mehr finanzieren
können, denn das Zinsniveau ist inzwischen deutlich höher und
die erforderlichen Sicherheiten sind größer geworden.

Ich denke, dass das eine oder andere Unternehmen von den hier
aufgezählten noch in die Insolvenz geht.

Hypothekenfinanzierer

Countrywide Financial (CFC) ist noch eine der besseren
Hypothekenbanken, denn das Unternehmen hat seit 2005 das
Hypothekengeschäft zurückgefahren: Die Risiken waren zu groß,
hatte das Management richtig erkannt. Erst gestern hat das
Management von CFC detailliert die Finanzierungssituation des
Unternehmens dargelegt und gezeigt, dass die Probleme der
Branche zwar auf absehbare Zeit die Gewinne schmälern werden,
jedoch nicht zu einer Finanzkrise führen können. Dazu sei man
mit 50 Mrd. USD Cash zu liquide. Sehr gut!

Doch schauen Sie sich American Home Mortgage (AHM) an:
Letzterem wurde zum Wochenbeginn die Kreditlinie gestrichen, am
heutigen Freitag werden 6.000 der 6.750 Mitarbeiter entlassen,
alle Verkäufe werden eingestellt, es verbleibt eine kleine
Administration, die die bestehenden Kredite zu einem geregelten
Ende führen soll. Der Kurs von AHM ist über Nacht von 12 auf 1
USD gefallen.

Oder Accredited Home Lenders (LEND): Das Wachstum dieses
Unternehmens war allein auf Billigstkredite in den Jahren 2005
bis 2006 zurückzuführen. Nachdem zu Niedrigzinszeiten auch hier
das Personal aufgestockt worden war, kamen die Mitarbeiter mit
immer neuen innovativen Ideen an, um die Finanzierungen von
Immobilien noch günstiger zu machen: Kleinere Risiko-Spreads
zum Marktzins, geringere Sicherheitserfordernisse, einige Jahre
tilgungsfrei, usw. Nun sitzt das Unternehmen nicht nur auf
einer Masse schlechter Kredite, sondern das Neugeschäft bricht
gleichzeitig weg. Der Kurs von LEND hat sich gestern halbiert,
nachdem das Management eine ziemlich düstere Rede über die
Zukunft des Unternehmens gehalten hat.

Novastar Financial (NFI) strebt nun auch gegen Null. Ich habe
hier und auf Heibel-Unplugged.de häufiger über NFI gesprochen:
Ein REIT, der 90 % seiner Gewinne als Dividende ausschütten
muss, die diesjährige Dividende aber nicht mehr finanzieren
kann. Auch die NFI-Aktien sind nur noch einen lächerlichen
Symbolbetrag wert.

Sie sehen: Sowohl Bauunternehmen als auch Hypothekenbanken
haben ernsthafte Probleme. Diese Probleme lassen sich nicht von
heute auf morgen beheben. Kommen wir zur nächsten Gruppe:

PRIVATE EQUITY & HEDGE-FONDS

Ich nenne diese beiden Gruppen in einem Atemzug, weil es mir
darum geht, Ihnen den Hebel aufzuzeigen, den diese Unternehmen
verursachen. Beide Unternehmen agieren nämlich mit weitaus
größeren Summen, als sie tatsächlich besitzen.

Die prominentesten Vertreter des Private Equity sind derzeit
Blackstone, Fortress, Sowood und Cerberus.

Cerberus

Da könnte man meinen, Cerberus möchte der nächste, große
Automobilhersteller werden, denn Cerberus kauft alles, was in
dieser Branche unter den Hammer kommt: Von General Motors hat
Cerberus den Finanzarm GMAC gekauft, von Daimler die
unleidliche Tochter Chrysler und letzte Woche schlug das
Unternehmen noch bei dem amerikanischen Mietwagenunternehmen
United Rentals zu. Wie kann ein Unternehmen denn so reich sein,
dass es all diese Einkäufe tätigen kann?

Braucht es gar nicht. Wenn man Risiken bündelt, dann vermindert
sich das Gesamtrisiko, weil sich einige Risiken gegenseitig
aufheben. Aufgrund eines breit gestreuten Portfolios kann
Cerberus ein günstiges Risikoprofil vorweisen und erhält daher
Kreditkonditionen, von denen Daimler und General Motors nur
träumen können.

So erhält Cerberus von reichen Kunden Geld als Eigenkapital,
geht mit diesem Eigenkapital zur Bank und hinterlegt es als
Kreditsicherheit. Jede Bank war bis vor kurzem bereit, dafür
bis zu dem zehnfachen an Kreditsumme auszuzahlen. Wenn Cerberus
also einen Kunden hatte, der 100 Mio. USD einzahlte, dann
konnte es für eine Mrd. USD shoppen gehen.

So hat Cerberus auch den Deal über Chrysler unterschrieben. 7
Mrd. USD muss Cerberus nun auftreiben und jeder Tag, der
verstreicht, ohne das Cerberus die erfolgreiche Kreditaufnahme
verkündet, wächst die Angst, dass dies nicht mehr möglich ist.

Denn nach den Problemen in der Immobilienbranche haben Banken
ihre Konditionen überarbeitet – und das für alle Branchen,
nicht nur für die Immobilienbranche. So ist der Risikoaufschlag
für Unternehmenskredite größer geworden. Gleichzeitig verlangen
die Banken inzwischen mehr Sicherheiten.

Und das war vor zwei Monaten noch nicht in der Kalkulation von
Cerberus enthalten. Damals sah alles noch rosarot aus, ein
segensreicher Geldstrom umfloss die Füße des Managements dieses
modernen, finanzmathematisch geführten Unternehmens.

In den vergangenen Monaten wurden die Aktienmärkte immer wieder
von Übernahmen aus dem Private-Equity-Sektor angetrieben. Die
abgeschlossenen Deals werden aber nicht am Tag der
Vetragsunterzeichnung in bar bezahlt, sondern benötigen einige
Monate für deren Umsetzung. Wenn nun ein paar dieser Deals
platzen, dann hat dies Auswirkungen, die weit über Cerberus und
Daimler hinausgehen.

Apropos Daimler: Was macht die Aktie vor dem Hintergrund dieser
Gefahr eigentlich noch bei 67 Euro, nur knapp unter ihrem
Rekordhoch? Zumindest einen Risikoabschlag von 8-10 % halte ich
für angemessen.

Blackstone

Erst im Juni ging diese Private-Equity-Firma an die Börse. Es
war ein fulminanter Auftakt, der Emissionskurs wurde auf 31 USD
gesetzt, der Kurs stieg noch am nächsten Tag um 13 %.

Seither ging es jedoch bergab. Das Minus beträgt nun auch schon
stolze 40 %, daran konnte auch eine bullische Analyse der
Citibank nichts ändern. Wie auch, denn die Citibank war
Emissionsführer beim Börsengang und ist daher fast schon
verpflichtet, eine Kaufempfehlung auszugeben. Aber ihr glaubt
niemand mehr.

Inzwischen haben Analysten sich sogar durch den IPO-Prospekt
gekämpft. Ergebnis: Falls Blackstone Gewinne erwirtschaftet,
dann geht erst einmal eine ordentliche Gewinnprovision an das
Management. Danach bekommen alle Großinvestoren des
Unternehmens bevorzugt einen großen Teil des Gewinns. Falls
dann noch etwas übrig ist, werden die Anleger beschenkt. Und
falls es Probleme gibt, sind die Aktionäre ohnehin die Letzten,
die etwas von dem Geld sehen.

Der Kurs der Blackstone-Aktie ist also symptomatisch für das
schwindende Interesse am Private-Equity-Markt.

Sowood

Kein Wunder, denn auch die Probleme häufen sich. Nach den
beiden Bear Stearns Hedge-Fonds gibt es nun einen neuen
Skandal: Der Hedge-Fonds Sowood hat einen Kursverlust von 50 %
zu beklagen.

Das Unternehmen betreibt einen Hedge-Fonds mit einem Volumen
von vormals 3 Mrd. USD. Vor einem Monat wurden der Wert der
Anteile um 10 % vermindert, inzwischen jedoch hat das
Unternehmen festgestellt, dass weit mehr der Beteiligungen fast
unverkäuflich ist: 1,5 Mrd. USD wurden nun abgeschrieben.

Daran sehen Sie nämlich, was Ihre Beteiligungen wert sind: Am
Kaufpreis. Da können Sie noch so viel argumentieren, dass der
innere Wert, die Zukunftsaussichten, das Geschäftsmodell, usw.
doch viel mehr wert sein müsste – wenn Sie keinen Käufer für
den hohen Preis finden, dann können Sie den hohen Preis nicht
als Wert ansetzen.

Und Sowood hat nun einige Werte zu liquidieren, findet aber
keine Käufer. So wird das Unternehmen schließlich zu einem
deutlich tieferen Preis verkaufen müssen, als die Beteiligungen
„eigentlich" wert waren. Direkt anschließend müssen die anderen
Beteiligungen mit dem jüngsten Verkaufspreis bewertet werden,
der Wert aller Beteiligungen fällt also in den Keller.

Der Sowood Hedge-Fonds wurde überwiegend für australische
Anleger aufgelegt. Bei der Liquidation wird keine Rücksicht auf
den erzielten Preis genommen, die Anteile werden einfach
rausgehauen. Wenn das in den nächsten Tagen erfolgen sollte,
dann werden die entsprechenden Beteiligungen im Preis in den
Keller rutschen. Und daran ändert auch nichts, dass das
Management von der renommierten Harvard-School kommt und dass
Harvard der größte Investor ist. Auch mit den wissenschaftlich
ausgefeiltesten finanzmathematischen Instrumenten kann man auf
die Nase fallen.

Fortress

Spätestens seit Sowood muß man sich auch fragen, was genau der
nächste, an der Börse notierte Hedge-Fonds Fortress genau an
Beteiligungen hat. Der Kurs von Fortress ist ebenfalls bereits
um 50 % gefallen. Das ist nicht ohne Grund geschehen, ich
erwarte auch hier bald eine Liquidation der Beteiligungen.

Ich habe Ihnen ein paar interessante Beteiligungen von Fortress
herausgesucht, deren Kurs dann ungerechtfertigt tief sein wird.
Sie, liebe Leser, solange Sie sich an meine goldene Regel
halten, niemals mit Geld zu spekulieren, das Sie brauchen oder
nicht haben (niemals auf Kredit spekulieren!), haben die
Freiheit, die Aktien zu kaufen und erst dann zu verkaufen, wenn
die derzeitigen Turbulenzen vorbei sind.

So ist beispielsweise FreeportMcMoRan (FCX) im Portfolio von
Fortress, eine meiner Lieblings-Rohstoffaktien. Merrill Lynch
und Lehman Brothers sind dabei, aber zu den beiden komme ich
später. Heinz Ketchup (HNZ) werden Sie in den nächsten Tagen
günstig einsammeln können. National Oilwell Varco (NOV),
Zulieferer der Ölindustrie, wird bei einem Ölpreis auf
Rekordniveau plötzlich in den Keller rauschen. CVS, ein Pharma-
Einzelhandel mit gesundem und konjunkturunabhängigem Wachstum
wird unter den Hammer kommen.

Wenn das geschieht, werden Sie in den Medien vor einer sich
ausweitenden weltweiten Finanzkrise gewarnt werden. Das ist
falsch, es handelt sich dabei einfach um die Liquidierung des
Fortress-Hedge-Fonds. Danach werden die Aktien wieder ansteigen
und auf ihr ursprüngliches Niveau zurückkommen.

Ei, ei, es geht zur Zeit rund an der Börse und ich merke, dass
es eine ganze Menge zu berichten gibt. Ich möchte nun endlich
zu meinen Handlungsideen kommen, doch zuvor sollte ich noch
kurz auf die Ereignisse in Deutschland eingehen:


AUSWEITUNG NACH DEUTSCHLAND: IKB

Na, und diese Woche hat es unsere IKB getroffen. Das
Unternehmen hat sich über ihren Rhine–Bridge-Fonds auf dem
amerikanischen Immobilienmarkt getummelt und muss nun die
Risikovorsorge um 3,5 Mrd. Euro erhöhen. Die IKB wäre umgehend
pleite, wenn nicht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 38
% der Anteile hätte. Die KfW ist in Staatshand und so ist also
auch die IKB auf diesem Umweg teilweise ein Staatsunternehmen –
und das lässt ein Steinbrück nicht so ohne weiteres pleite
gehen.

Also wurde eine Rettungsaktion gestartet und das
verlustträchtige Liquidieren (siehe Fortress) wurde der IKB
erspart. Zahlen muss die Zeche die KfW, das Geld wird bei der
Förderung des Mittelstands fehlen. Und natürlich wird zuletzt
der Steuerzahler zur Kasse gebeten, wenn ein solcher
Federstrich „zum Wohle des Standorts Deutschland" gezogen wird.

Sie können nun davon ausgehen, dass in den nächsten Tagen jedes
Finanzinstitut dieser Erde auf seine Hedge-Fonds-Aktivitäten,
Rückstellungen und Risiken auf dem US-Markt untersucht wird. Da
werden noch einige Fakten zutage kommen, die zu Aufregung,
Angst und Sorge führen werden. Und vor allem habe ich bislang
noch keine Downgrades (Herabstufungen) von Banken und Brokern
gesehen. Die Branche wird also auf absehbare Zeit noch unter
Beschuss bleiben.

Witzig finde ich die Kommentare der Experten zu diesem Vorfall:
Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, ist noch am
abgeklärtesten und spricht von einer möglichen Verlangsamung
des Wirtschaftswachstums durch höhere
Kreditsicherheitsforderungen und damit weniger Investitionen.
Mein alter Prof. und Berufsskeptiker, Peter Bofinger, aus
Würzburg fürchtet eine Ausweitung der Immobilienkrise auf
Spanien, Griechenland und Portugal, was wiederum den deutschen
Export belaste. Jochen Sanio, Chef der Aufsichtsbehörde BaFin
und somit von Beruf der Reichsbedenkenträger fürchtet sogar
eine Finanzkrise wie 1931 (Weltwirtschaftskrise).

Gleichzeitig öffnet Jean-Claude Trichet, Chef der EZB, munter
die Möglichkeit für weitere Zinsanhebungen. Das würde er nicht
tun, wenn es wirklich so schlimm um unsere Konjunktur bestellt
wäre, wie einige Bedenkenträger uns glauben machen wollen.

BANKEN

Deutsche Bank, Hypo Real Estate Holding, Commerzbank, UBS,
CSFB, J.P. Morgan, Lehman Brothers, Goldman Sachs, Merrill
Lynch, Citigroup und wie sie alle heißen, sind hier gemeint.
Diese Unternehmen waschen ihre Hände in Unschuld. Das will man
uns zumindest Glauben machen. Diese Unternehmen werden nun
alles dran setzen, zu beweisen, dass sie keine schlecht
abgesicherten Kredite haben. Sie werden uns beweisen, dass sie
keine Hypothekenausfallrisiken tragen und sie werden uns
zeigen, dass sie nicht in Private Equity oder Hedge-Fonds
investiert haben.

Das alles werde ich ihnen glauben. Aber das alles interessiert
mich nicht. Schauen Sie sich einmal an, womit die
Finanzinstitute ihr Geld verdient haben: In den vergangenen
zwei/drei Jahren ist der Anteil an Provisionen für Übernahme-
und Fusionsgeschäfte in die Höhe geschossen. Der Rekordgewinn
der Deutschen Bank, erst diese Woche verkündet, ist nicht auf
Zinsdifferenzgeschäfte zurückzuführen. Vielmehr bedienen sich
Blackstone und Co. der Banken, um ihre Deals durchzuführen.

Wenn diese Deals nun verebben, dann werden die Umsätze der
Finanzinstitute rückläufig sein. Gewinne werden fallen,
Prognosen gesenkt, Bewertungen herabgestuft. Die Aktien der
Finanzinstitute werden fallen. Aber nicht, weil sie an den
großen Risiken der gehebelten Finanzprodukte teilhaben, sondern
weil ihnen ein lukrativer Geschäftszweig wegbricht.


Für meine Empfehlung, UBS, Goldman Sachs oder Mastercard zu
kaufen, war ich von Lesern per E-Mail aufs schärfste kritisiert
worden. Aber ich kenne die Angst- und Panikmache für den
Finanzsektor seit dem Jahr 2001. Zuletzt haben wir mit Goldman
Sachs bis zu 41 % verdient und mit Mastercard bis zu 184 %. Das
sind reale Gewinne. Bei UBS habe ich die Verluste bei -11 %
begrenzt und die Position zum Verkauf gestellt.

Hätte ich mich von den Warnungen seit 2001 leiten lassen, dann
hätte ich der Börse schon längstens, spätestens 2003, den
Rücken zugekehrt. Heute, sechs Jahre später, stehen die ewigen
Mahner auf und rufen „Seht, ich habe Euch gewarnt". Aber
niemand hört sie, denn die einzig konsequente
Handlungsalternative zu diesen ewigen Mahnungen ist ein
Einsiedlerleben in den Bergen.

Also sind wir mit unserer Beobachtungsliste ganz scharf an die
Probleme des Finanzsektors herangesegelt. Doch nun ist es an
der Zeit, diesem Sektor auf absehbare Zeit den Rücken
zuzukehren. Die Probleme sind tiefgreifend, ganze Branchen
haben sich gebildet, die nun bereinigt werden müssen.

Mike Farrell, CEO von Annaly Capital Management, hat gesagt:
Der Hedge-Fonds-Sektor erinnere ihn an Napoleons Feldzug nach
Moskau. Napoleon startete mit 400.000 Soldaten und kehrte mit
nur noch 10.000 zurück. Eine ähnliche Bereinigungsquote erwarte
er für den Hedge-Fonds-Sektor.

Im nächsten Kapitel werde ich Ihnen darlegen, welche
Indikatoren für eine Beendigung dieser Turbulenzen herangezogen
werden sollten. Außerdem habe ich ein paar Tradingideen
ausgearbeitet, mit denen Sie Ihr Portfolio sicher und lukrativ
durch diese Wochen manövrieren können.


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03. AUSBLICK: ABSICHERUNG DURCH PUTS AUF WICHTIGE INDIZES
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Die vergangenen Wochen habe ich Ihnen immer wieder die Chancen
aufgezeigt, die es in einzelnen Branchen noch immer gibt. Heute
gebe ich Ihnen ein Absicherungsinstrument an die Hand, damit
Sie den Schwankungen des Marktes etwas neutraler gegenüber
stehen.

Keine Hausse geht nur nach oben, keine Baisse geht nur nach
unten. Es gibt immer Schwankungen. Die Hausse, die DAX und Dow
Jones zu neuen Rekorden geführt hat, war so heftig, dass ich
völlig auf Absicherungsinstrumente wie Leerverkäufe und Puts
verzichtet habe.

Doch die nun bevorstehende Korrekturphase im Finanzsektor wird
immer wieder auf den Technologie- und Rohstoffsektor
übergreifen, sodass es ratsam ist, auch ein wenig auf fallende
Kurse im Finanzsektor zu spekulieren. Denn Sie wissen, dass es
weder möglich ist, das absolute Top, noch das absolute Tief
genau vorherzusagen, geschweige denn zu nutzen. Sie müssen also
an Tagen, in denen die Börse in den Keller rauscht, Ihre Long-
Positionen ausbauen, also kaufen. Und an Tagen, wie gestern und
vorgestern, müssen Sie diese Long-Positionen ausdünnen.

Gleichzeitig können Sie an guten Börsentagen Leerverkäufe
tätigen oder Puts kaufen. Ich habe dafür drei ETFs für Ihr US-
Depot herausgesucht:

Der Immobilienindex „Housing" (HGX), der Bankindex (BKX) und
der Index des gesamten Finanzsektors (XLF).


Philadelphia Housing Sektor Index (HGX)

Dieser Index des Immobilienmarktes wurde 2002 bei 100 Punkten
aufgelegt. Seinen Höchststand hatte er im Sommer 2005 bei knapp
300 Punkten, seither ist er bereits wieder auf 230 Punkte
gefallen. In den beiden vergangenen Monaten folgte dann der
Einbruch auf 170 Punkte, aktuell steht er bei 186 Punkten.

Ich erwarte, dass dieser Index bis Ende des Jahres noch unter
160 Punkte fällt. Die aktuelle Gegenbewegung könnte den Index
jedoch kurzfristig nochmals über 190 Punkte hieven.

Sollte dies in den nächsten Tagen geschehen, würde ich die Put-
Option mit dem Basispreis (Strike) 200 USD kaufen. Der Kurs
steht aktuell bei 23,60 USD, sollte dann aber unter 15 USD
stehen.

Kürzel HGXXT
Basispreis 200 USD
Laufzeit bis Dez 07
Basiswert HGX
Kaufen unter 15 USD


Bankindex (BKX)

Der Bankindex steht noch relativ gut da, da die Banken ihre
Gewinnprognosen noch nicht vermindert haben, bzw. da auch noch
keine Herabstufungen erfolgten. In den vergangenen zwei Monaten
ist der BKX von 117 auf 103 Punkte gefallen, nun steht er
wieder bei 111 Punkten. Damit ist die Gegenbewegung im BKX
schon weit fortgeschritten, ich würde ab 113 Punkten einen Put
kaufen.

Beim BKX würde ich eine etwas längere Laufzeit wählen, also
März 08, weil hier die Probleme noch erfolgreich vertuscht
werden. Als Basispreis bietet sich 115 USD an, der Preis ist
aktuell 6,80 USD. Ich würde zu Preisen um 5 USD zugreifen.

Kürzel BQAOC
Basispreis 115 USD
Laufzeit März 08
Basiswert BKX
Kaufen um 5 USD


Financial Select Sector (XLF)

Dieser ETF ist breiter im Finanzsektor diversifiziert. Dennoch
sind die Schwankungen dadurch nicht unbedingt geringer, nach
dem Höchststand im Februar dieses Jahres bei 38 Punkten folgte
der Einbruch bis 32,5 Punkte. Die Erholung lässt noch auf sich
warten, der aktuelle Stand ist bei 33,25 Punkten.

Ich erwarte beim XLF einen Rückfall unter 30 Punkte. Für einen
Einstieg würde ich auf Kurse über 34,5 Punkte warten. Hier
erscheint mir als Zeithorizont der Januar 08 als ausreichend
(gibt es beim BKX nicht). Die Put-Option mit dem Basispreis 35
kostet derzeit 3,40 USD, sollte beim Überschreiten der 34,50
USD des Basiswertes für 2,50 USD zu haben sein.

Kürzel XLFMI
Basispreis 35 USD
Laufzeit Jan 08
Basiswert XLF
Kaufen um 2,50 USD


RISIKO

Damit wir uns richtig verstehen: Es kommen weitere turbulente
Wochen auf uns zu. Allerdings gibt es Ereignisse, die zu einer
sofortigen Aktienrallye führen könnten. Ihre Puts wären dann
vermutlich über Nacht wertlos. Es ist also nur eine Spekulation
mit kleinem Spielgeld, um sich an schlechten Börsentagen bei
Laune zu halten.

Sollte eine Rallye losgetreten werden, dann sollten Sie sich an
Ihren Long-Positionen erfreuen können. Ich rufe also nicht auf,
alles zu verkaufen und in die Puts zu stecken, sondern bitte
Sie, nur mit kleinen Positionen in die Puts zu gehen, und
gleichzeitig Ihre Long-Positionen an schlechten Börsentagen
auszubauen.

Es gibt ein paar Ereignisse, die dem Finanzsektor helfen
würden. So könnte beispielsweise Ben Bernanke
überraschenderweise den US-Leitzins von derzeit 5,25 % auf 4,75
% senken und weitere Schritte in Aussicht stellen. Alle
Probleme des Immobiliensektors und der Private-Equity-Firmen
wären über Nacht gelöst.

Oder Cerberus könnte endlich die Finanzierung der Chrysler-
Übernahme abschließen. Das würde an den Börsen für eine kleine
Rallye sorgen.

Oder es könnte eine Welle von Herabstufungen der Finanzaktien
geben. Das würde zu einem letzten Ausverkauf führen, in dem
panische Verkaufsorders zu einer Bodenbildung führen.
Anschließend würde es wieder bergauf gehen – allerdings ohne
die Finanztitel.

Oder die Bank of Japan könnte verkünden, dass aufgrund der
angespannten Finanzmarktsituation für das laufende Jahr keine
Zinsanhebung zu erwarten sei. Das würde zu einer Ausweitung des
Yen-Carry-Trades führen, eine Liquiditätsspritze, die dem
Aktienmarkt wohl tun würde.

Und, und, und...

Das ist die Natur einer Spekulation: Ich glaube nicht, dass
eines der hier genannten Ereignisse erfolgen wird (Ausnahme:
Cerberus, da weiß ich nicht, was ich erwarten soll). Ich glaube
es nicht, daher spekuliere ich an guten Tagen mit Puts. Aber
ich kann es nicht ausschließen, daher setze ich nicht viel ein.


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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
MÜNCHENER RÜCK, RWE, QIAGEN, SILICON SENSOR, API
NANOTRONICS
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

==========

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

mein gesamtes Depot ist sicherlich Technologie-lastig, aber
hier liegen nun mal meine persönlichen Interessen. Da
vielleicht bald mit einem Niedergang der Börsenindizes zu
rechnen ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich irgendwie
Bewegung in mein Depot bringen muss. Die aufgeführten 5 Werte,
geben ein gutes Bild meiner gesamten Papiere. Besonders
gespannt bin ich auf Ihre Einschätzung bezüglich API
Nanotronics. Mit den API Nanotronics musste ich leider einen
herben Rückschlag einstecken, sollte ich sie trotz meiner
Verluste sicherheitshalber verkaufen?

Hier 5 meiner Werte:

Münchener Rück
RWE
Qiagen
Silicon Sensor
API Nanotronics

Vielen Dank! Mit freundlichen Grüßen, Dieter aus Wuppertal


ANTWORT:

Dieser Herbst wird unter dem Stern der Technologieunternehmen
stehen - daher bin ich derzeit für eine Übergewichtung dieses
Sektors zu haben :-)


MÜNCHENER RÜCKVERSICHERUNG

Stetes Wachstum, gute Dividendenrendite von 3,6 % und günstiges
Bewertungsniveau mit einem KGV von 9. Aber Versicherer werden
nicht nach Chancen bewertet, sondern nach Risiko. Und die
latente Gefahr von Natur- und Terrorkatastrophen hält diesen
Kurs zurück. Aber das kann Ihnen nur Recht sein, denn diese
Aktie füllt den soliden, dividendenstarken Platz Ihres
Portfolios gut aus.

Natürlich hat auch die Münchener Rück in der vergangenen Woche
nochmals kräftig Federn lassen müssen, denn im Sinne der
Sippenhaft wurde auch die Münchener Rück gemeinsam mit
Immobilien- und Private-Equity-Unternehmen in den Keller
geprügelt. Das Motto lautete hier: erst schießen, dann fragen.
Die Antwort wird lauten: Nein, die Münchener Rück wird von den
Problemen des US-Immobiliensektors nicht betroffen, und auch
die Private-Equity-Geschichte wird an ihr spurlos vorüber
ziehen.

Am Montag, den 6.8., wird das Quartalsergebnis vorgelegt. Wenn
Sie etwas tun wollen, dann kaufen Sie die Aktie vorher nach.


RWE

Das KGV von 14 ist unter dem Branchendurchschnitt, die
Dividendenrendite von 5 % ist sensationell. Der Kurs ist in den
vergangenen Monaten seitwärts gelaufen, weil RWE mit seinen
alten Kohlekraftwerken (2/3 des Energiemixes RWEs) sowie den
dadurch hohen CO2-Emissionen, das negative Beispiel der
Umweltbewegung war. Solar- und Windenergie haben einen Hype
erlebt, selbst Angie hat dies zum Hauptthema des G8-Gipfels
gemacht.

Dieser Hype flaut nun ab und Investoren werden wieder kühler
kalkulieren. Und da fallen die guten Erträge von RWE ins Auge,
das günstige Bewertungsniveau, jedoch auch das Unvermögen, neue
Kohlekraftwerke in Deutschland zu bauen. Die bestehenden
Anlagen von RWE sind überaltert. Ich glaube, es ist Zeit für
einen Wechsel der Strategie bei RWE. Entweder durch eine Fusion
oder Übernahme sollte das Unternehmen die Entwicklung neuer
Energiequellen beschleunigen. Sonst wird es selbst übernommen.

Für Sie als Aktionär ist das eine gute Ausgangsposition. Auch
RWE würde ich derzeit nachkaufen.


QIAGEN

Das Biotech-Unternehmen ist weltweit führend in der Isolierung
von Nukleinsäuren, der Grundlage der DNA und RNA. In den ersten
sechs Monaten dieses Jahres ist der Kurs seitwärts gelaufen,
das KGV steht inzwischen bei nur noch 28. Für Wachstumsraten
von 12,5 % p.a. ist das recht ambitioniert, für ein innovatives
Technologieunternehmen ist das jedoch günstig.

Auch die Charttechnik weist langfristig einen intakten
Aufwärtstrend auf, an dessen unterer Markierung die Aktie nach
der sechsmonatigen Seitwärtsbewegung nun angelangt ist.

Und die Branche Biotech stelle ich ja stärker in den Bereich
der konjunkturresistenten Pharmabranche (wofür ich immer wieder
Schelte von Lesern erhalte). Das Unternehmen hat keine
langfristigen Schulden, der Cashflow ist deutlich positiv. Für
diesen Herbst ist Qiagen ein Unternehmen, das gefragt sein
wird. Ich kann mir einen schnellen Kursanstieg um 15 % bis auf
14,50 Euro vorstellen.


SILICON SENSOR AG

Das Unternehmen ist im Bereich der optischen Sensoren tätig.
Die Bilanz sieht sauber aus. Die Umsätze wachsen mit 20 % p.a.,
selbst der Gewinn hält bei diesem jungen Unternehmen damit
Schritt. Die Aktien sind erst seit einem Monat an der Börse,
aber dennoch sieht das Unternehmen sehr solide aufgestellt aus.

Mit 70 Mio. Euro fällt es zwar unter meine Marke an
Mindestgröße, aber warum erst warten, bis die Aktie 50 % teurer
ist? Immerhin sind die Umsätze im kommenden Jahr schon bei 50
Mio. Euro. Ein spekulatives Unternehmen hat in jedem Depot
Platz. Warum nicht dieses junge Unternehmen.


API NANOTRONICS

So leid es mir tut, aber bei API Nanotronics wird dann mein
Limit unterschritten. Das Unternehmen ist nur 54 Mio. Euro
wert, erwirtschaftet nur 13 Mio. Umsatz - ein Betrag, den manch
ein Investor aus der Portokasse zahlen würde, damit das
Unternehmen ein paar Zahlen vorweisen kann. Das ist zu klein,
um an der Börse eine ordentliche Bewertung zu erfahren.

Die Barreserven von 6 Mio. Euro sind etwa genauso hoch wie die
langfristigen Kredite des Unternehmens. Derzeit wird noch stark
investiert, das Unternehmen wird bald neue Finanzierungen
benötigen. Von einer soliden Bilanz kann da keine Rede sein.
Der freie Cashflow ist negativ.

Ich müsste daher das Produkt sowie das Management sehr gut
kennen. Das Produkt, optische Erkennungssysteme für die
Verteidigungsindustrie, erinnert mich an obige Aktie - Sie sind
wohl aus dieser Branche. Wenn Sie Näheres darüber wissen, dann
teilen Sie mir doch bitte Ihr Wissen mit.

FAZIT

Da ich nun nur die vier ersten Aktien betrachten kann, finde
ich das Depot sehr gut: Die Branchen Finanzen (Münchener Rück)
und Energie (RWE) sind mit dividendenstarken und meiner Ansicht
nach unterbewerteten Aktien besetzt. Spekulativ für diesen
Herbst ist Biotech (Qiagen) und Tech (Silicon Sensor). Beide
Unternehmen sind sehr aussichtsreich und haben viel Cash in der
Bilanz, was gerade in diesem Herbst wichtig sein wird.

Aus geographischer Sicht sind Sie nur in Deutschland
investiert. Eine US- und eine japanische Aktie könnten nicht
schaden. Warum besetzen Sie den fünften Platz nicht mit einer
Rohstoffaktie oder einer Goldmine?

==============================================================
05. LESERFRAGE: VERSCHULDUNG VON UNTERNEHMEN
==============================================================

Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

ich bin nun schon seit vielen Jahren ein treuer Leser Ihres
Börsenbriefes. Was ich Sie schon immer mal fragen wollte (in
den letzten Wochen ist es mir besonders aufgefallen) und immer
wieder vergessen habe:

Warum finden Sie es so unbedenklich, dass Unternehmen so
wahnsinnig hohe Schulden haben? Mit Bezug auf die letzte
Ausgabe nenne ich nur "Total", könnte aber auch viele andere
Unternehmen benennen - müsste hierzu nur Ihre letzten Ausgaben
durchsehen......

Außer um die Steuerbelastung zu drücken, sehe ich überhaupt
KEINEN SINN darin generell Schulden zu haben. Es ist m.E. eher
sehr gefährlich - besonders dann, wenn das Geschäft mal nicht
mehr so gut läuft.

Würde mich freuen, wenn es Ihre kostbare Zeit erlauben würde,
hier etwas dazu zu schreiben - ggf. in der nächsten Ausgabe ?

Mit freundlichen Grüßen, Florian aus Düsseldorf


ANTWORT:

Vielen Dank für Ihr Lob.

Es gibt einen einfachen Grund, warum Unternehmen Schulden
machen: Das eingesetzte Eigenkapital wird dann besser verzinst.

Nehmen wir einmal an, Sie möchten eine neue Bohrinsel für 10
Mio. USD bauen und anschließend betreiben. Jährlich wird Ihrer
Kalkulation zufolge diese Insel 1 Mio. Gewinn abwerfen. Wenn
Sie Ihre 10 Mio. einsetzen, dann werden Sie in den Folgejahren
10 % auf Ihr Eigenkapital zurückerhalten.

Wenn Sie nun aber lediglich 5 Mio. USD Ihres Eigenkapitals
einsetzen und die fehlenden 5 Mio. zu einem Kreditzins von 5 %
bei der Bank ausleihen, dann sieht die Rechnung ganz anders
aus: Sie werden jährlich 1 Mio. USD verdienen, müssen davon
jedoch 5 % auf 5 Mio. USD Kreditzinsen zahlen - also 250.000
USD. Sie haben letztlich also nur 750.000 USD Gewinn, haben
aber auch nur 5 Mio. USD eingesetzt. Ihr Kapital verzinst sich
also mit 15 %. Die Rendite ist größer.

Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn Sie die verbleibenden
5 Mio., die Sie nun noch in der Barkasse haben, in ein
weiteres, ähnlich lukratives Projekt stecken können.

Über die zu Hilfenahme eines Kredits lässt sich die Rendite
Ihres Eigenkapitals vergrößern. Über die genaue Aufteilung
zwischen Eigenkapital und Kredit gibt es eine ganze
Wissenschaft. Sie wird unter dem Begriff CAPM - Capital Asset
Pricing Model zusammengefasst. Je nach Kreditzins,
Investitionsprojekt und Instandhaltungskosten usw. ergeben sich
unterschiedliche optimale Verhältnisse von Kredit zu
Eigenkapital.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

==============================================================
06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt, habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL – Stopp-Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.


Firma Kürzel Kauf am 2.8.07 Änd. Woche Empf.
DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 55,86 € -7% 2% H
Apple Comp. 865985 21.1.06 97,50 € 86% -7% H
Anglo American A0MUKL 29.12.06 42,60 € 4% -1% V
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 36,58 € -10% -2% NK
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.550,00 € 0% 1% H
Goldmünze 20 Mk Wi 13.10.06 107,50 € -11% 1% H
GMAC 2010 5,75%908511 24.3.06 93,00 € 1% 0% VL

SPEKULATIV
ABB 919730 4.8.06 17,55 € 76% 5% H
Nabors Ind. 662778 21.1.06 21,09 € -25% -6% H
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 48,38 € 1% -2% H
Berentzen AG 520163 28.7.06 5,23 € -20% -1% H
Matsushita 853666 27.2.07 13,18 € -14% -4% NK
Yamana 357818 2.7.07 7,77 € -7% -7% H

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Goldman Sachs GS 23.6.06 $187,46 25% -4% V
Google GOOG 20.10.06 $511,01 20% 1% H
Sears Holding SHLD 13.10.06 $136,52 -21% -4% H
BHP Billiton BHP 26.1.07 $62,93 57% -1% H
Japan ETF EWJ 27.2.07 $14,25 -5% -1% K
Gold&Silberfond CEF 13.10.06 $9,14 13% -1% H

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13.10.06 $65,89 13% 0% H
Silber ETF SLV 13.10.06 $128,99 13% 2% H
Fannie Mae FNM 10.11.06 $58,96 -2% -4% K
DRD Gold DROOD 3.11.06 $6,20 -52% -6% H
Transocean RIG 19.1.07 $103,99 39% -7% NK
Annaly Cptl. Mg NLY 23.3.07 $14,99 1% 6% H
Lundin Mining LMC 12.5.07 $12,61 3% -5% H
Monster MNST 8.6.07 $37,08 -18% -2% NK
Yahoo! YHOO 25.6.07 $23,36 -15% -3% H
Level 3 Com. LVLT 18.7.07 $5,50 -8% 9% NK

SL: Apple Stopp-Loss auf 20 % ändern, 84,84 EUR
V : Anglo American Stopp-Loss bei 42,81 EUR hat gezogen,
Verkaufen
VL: GMAC Anleihe bereits zu 95 % verkaufen
SL: ABB Stopp-Loss von 10 % auf setzen 16,35 EUR
SL: BHP Stopp-Loss von 15 % auf 58,54USD
SL: Transocean Stopp-Loss von 20 % auf 91,20 USD
V : Goldman Sachs verkauft zu 195 USD
NK: Transocean: Wer Gewinne realisiert hatte kann nun wieder
zurück kaufen.
NK: Monster unter 41 USD
NK: Level 3 nachkaufen unter 5 USD

INVESTITIONSQUOTE:
50 % Aktien,
15 % Edelmetalle,
5 % Optionen,
30 % Bar

Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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