Heibel-Ticker Plus 07/33 - Diskontsatzsenkung der Fed rettet die Finanzmärkte

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17.08.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK: ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 33 (17.08.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag

* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: ZINSENKUNG DURCH DIE FED INITIIERT RALLYE
02. SO TICKT DIE BÖRSE: DEUTSCHE GELDER IN US-IMMOBILIEN
03. AUSBLICK: DIESE BRANCHEN WERDEN AM MEISTEN PROFITIEREN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
ARICOM, SPEYMILL, INT. MINERALS, STAR PHARMA, JA SOLAR
05. LESERFRAGE: BEDEUTUNG DER YAHOO! FINANCE SHORT – DATEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0732-1756.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0732-1756.pdf


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01. INFO-KICKER: ZINSENKUNG DURCH DIE FED INITIIERT RALLYE
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Liebe Börsenfreunde,

heute Mittag hat die Fed den Diskontsatz von 6,25 % auf 5,75 %
gesenkt. Damit hat sie zwar nicht den wichtigen Schlüsselsatz,
den Leitzins, gesenkt, aber immerhin ein Zeichen gegeben, dass
Sie sich der kritischen Situation bewusst ist. Liquidität wird
nunmehr wieder an die Märkte zurückkehren und ich erwarte eine
Rallye, die bis Mitte nächster Woche anhält.

Die Fed hat damit die Börse geheilt, nicht aber die
Finanzinstitute. Dort wird es noch Monate zu Problemen kommen.
Die Korrektur an der Aktienbörse ist damit jedoch nun vom
Tisch.

Gestern Nachmittag bis jetzt hat der Dow Jones rund 500 Punkte
aufgeholt. Derzeit sehen wir eine Verschnaufpause: Kein Wunder,
denn viele finanziell in Schwierigkeiten geratene Hedgefonds
nutzen die nunmehr wesentlich höheren Kurse zum Liquidieren und
Generieren längst benötigter Barreserven. Anschließend wird die
Rallye weitergehen. Steigen Sie also ein.

Da die Meldung der Zinssenkung mitten in die Erstellung der
heutigen Ausgabe fiel bitte ich um Nachsicht, wenn ich
überwiegend von einer weiter angespannten Situation ausging.
Die Gesamtsituation hat sich nicht verändert, lediglich eines
ist nun anders: Die Börsen haben wieder Mut. Daher steigen die
Kurse. Dennoch bleibt der Finanzmarkt unter Druck, es wird noch
einige Insolvenzen geben, die jedoch von der Börse gelassen
aufgenommen werden.

Der heutige Depotcheck betrachtet eine große Anzahl
hochspekulativer Aktien. Das kann ich in dieser Häufung in
einem Porfolio nicht gutheißen. Schauen Sie, welche Kandidaten
ich im Porfolio belassen würde.

Ein Leser fragte mich nach der Bedeutung der einzelnen Felder
bei Yahoo! Finance unter Key Statistic in der Tabelle zu den
Leerverkaufsdaten. Ich habe eine kurze Erklärung abgegeben, die
Interessierten sicherlich helfen wird.


Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: DEUTSCHE GELDER IN US-IMMOBILIEN
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Ich könnte Ihnen sagen, dass wir nicht Gefahr laufen, die
schmerzhaften Erfahrungen der Aktienbaisse von 2000 bis 2003
erneut zu machen. Der DAX wird meiner Einschätzung nach
vielleicht noch bis auf 6.500 Punkte fallen, weiter aber nicht.
Und für den Dow Jones ist bei 12.000 Punkten Schluss. Der Weg
dorthin wird schmerzhaft und Vergleiche zur
Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1931 werden sich häufen, aber ich
halte die Vergleiche für falsch.

Im Heibel-Ticker PLUS Portfolio habe ich eine strenge
Unterteilung vorgenommen: Auf der einen Seite gibt es eine
Reihe von Aktien, die Sie auch in den nächsten sechs Monaten
nicht halten sollten. Diese sollten Sie weiterhin bei jeder
Gelegenheit, also an Tagen mit steigenden Kursen, verkaufen.
Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Aktien, die zwar
derzeit ebenfalls dick im Minus notieren (Sippenhaft), aber die
in diesem Herbst ihre Verluste wieder ausgleichen sollten. Wie
gesagt: Die Korrektur ist schmerzhaft, aber Sie können davon
profitieren. Wenn Sie mit Ihrem Portfolio am Schwimmen sind,
dann sollten Sie in das Kapitel 03 – Ausblick hineinschauen.
Neben diversen Einzeltiteln habe ich auch Branchen und
Bilanzeigenschaften ausgearbeitet, die in den nächsten Monaten
vorteilhaft sein werden.

Doch schauen wir zunächst einmal zurück: Obwohl die Woche recht
gut begann, erfolgte Mittwoch und Donnerstag ein Ausverkauf,
der die Wochenperformance zu einer der schlechtesten dieses
Jahres macht. Schauen Sie selbst:


INDIZES
16.8.07
Dow Jones 12.845 -3,2%
NASDAQ 2.451 -4,1%
S&P 500 1.411 -2,9%
DAX 7.270 -2,5%
Nikkei 15.421 -8,0%
Euro/US-Dollar 1,3416 -1,7%
Euro/Yen 151,02 -6,4%
10-Jahre-US-Anlei 4,60% -0,2%
Umlaufrendite Dt 4,28% -0,1%
Feinunze Gold USD $648,20 -2,3%
Fass Crude Öl USD $71,00 -0,8%

Was wir in dieser Woche gesehen haben, ist die Folge der Angst
auf den Finanzmärkten. Es gibt keine fundamentalen Gründe dafür
und es gibt keine Auswirkung dieser Vorgänge auf die
Konjunktur. Dennoch werden die Aktienkurse niedergeprügelt, als
gebe es kein Morgen mehr.

Der Grund dafür ist akuter Liquiditätsmangel. Banken trauen
sich gegenseitig nicht mehr. Inzwischen weiß es jeder, dass die
Immobilienpreise in den USA leicht gefallen sind. Da die
Finanzierung auf sehr dünnen Füßen stand, gab es umgehend
einige Hypothekenkredite, die insolvent wurden. Aufgrund der
Marktpanik möchte nun keine Bank mit Einlagengeschäft einer
Hypothekenbank einen Kredit einräumen.

In den USA ist das Bankwesen wesentlich aufgesplitterter als
bei uns. So gibt es dort drüben Banken, die nichts anderes tun,
als Hypothekenkredite zu vergeben (American Home Mortgage,
Accredited Home Lenders, Thornburg Mortgage, RAIT, IndyMac,
Novastar, usw.). Diese Hypothekenkredite werden dann
gegenfinanziert: Durch eigene Kredite bei Großbanken oder indem
sie weiterverkauft werden.

Die weiterverkauften Hypothekenkredite wurden von Brokern wie
Goldman Sachs, Bear Stearns, Merrill Lynch, usw. zu MBSs
(Mortgage Backed Securities) oder CDOs (Collateralized Debt
Obligations) zusammengefasst und weiterverkauft.

Da diese MBSs und CDOs einen großen Pool von Hypothekenkrediten
zusammenfassen, ließ sich leicht argumentieren, dass das
Ausfallrisiko über diese großen Zahlen leicht kalkulierbar sei.
Für die kleinen Hypothekenbanken war das Ausfallrisiko zu groß,
gebündelt zu großen MBSs und CDOs jedoch ließ sich das Risiko
gut kalkulieren. So wurden diese Papiere weiterverkauft an
Großanleger wie Hedgefonds (Sowwod Capital, zwei Hedgefonds von
Bear Stearns, Hedgefonds von der IKB, von BNP Paribas, ...).

Hedgefonds bekamen ihr Geld von reichen Anlegern. Auch aus
Ihren Reihen wurden Fragen an mich herangetragen, wie denn mit
der eigenen Hedgefonds-Position bei der einen oder anderen
namhaften deutschen Bank zu verfahren sei (Ich riet zum
Verkauf!). Diese Anleger bekamen es nun jedoch mit der Angst zu
tun, denn ihnen wurde langsam bewusst, dass der Immobilienmarkt
in den USA Probleme hat und dass ihr Vermögen dort angelegt
ist. Sie forderten ihr Vermögen zurück.

Nun haben Hedgefonds meistens einen Trick angewandt: Eine
Million Euro Einlage von vermögenden Kunden wurde nicht nur in
eine Million Euro MBSs oder CDOs angelegt, sondern gleichzeitig
nochmals als Sicherheit definiert, worauf ein weiterer Kredit
i.H.v. 900.000 Euro in Anspruch genommen werden konnte. Dieser
wurde erneut in MBSs und CDOs angelegt, als Sicherheit
hinterlegt usw. So wurden aus einer Million Euro Einlage am
Ende 6 Millionen Euro MBSs und CDOs. Aufgrund des engen
Zinsspreads und der Zinsdifferenz zwischen Deutschland und den
USA waren die Kreditzinsen, die der Hedgefonds für das
geliehene Kapital zahlen musste, geringer als die Zinseinnahmen
aus den MBSs und CDOs. Die Verzinsung der einen Million Euro
Einlage betrug am Ende fast 10 %, wesentlich mehr, als Sie
irgendwo sonst hätten verdienen können.

Ohne sein Wissen hatte der vermögende Anleger mit seiner einen
Million Euro also weitere fünf Millionen Euro in Umlauf
gebracht. US-Immobilien im Wert von sechs Millionen gehören
also ihm als Sicherheit.

Die Hypothekenkreditnehmer in den USA auf der anderen Seite
haben einen recht ambitioniert berechneten Hypothekenkredit mit
variablem Zins. Mit dem Marketingvehikel 2/28 wurde diesen
Hypothekenkreditnehmern angeboten, ein Haus zu kaufen und in
den ersten zwei Jahren nichts abzuzahlen. Erst nach zwei Jahren
würde dann die Tilgung innerhalb von 28 Jahren erfolgen.

Für die Beurteilung der Fähigkeit des Kreditnehmers, die
Kreditbelastung zu tragen, wurde nun nur noch die Zinslast
zugrunde gelegt, die Tilgungsrate wurde nicht mehr
berücksichtigt. Wen wundert's: Bauunternehmer haben sich mit
den Hypothekenbanken zusammengeschlossen und diese günstigen
Angebote ausgeheckt. Es war eigentlich absehbar, dass dieses
System irgendwann auffliegen würde.

Da die Hypothekenbanken viele dieser 2/28-Kredite jedoch an
Broker verkauft hatten, inklusive des Kreditausfallrisikos,
waren ihre Bücher nun ziemlich sauber. Als nun die ersten
Häuslebauer ihre Zinsen nicht mehr zahlen konnten oder gar eine
erste Tilgung tätigen mussten, gab es keinen direkten Zugriff
mehr auf den ursprünglichen Kredit. Ein Zahlungsausfall hätte
den Kreditnehmer sofort als insolvent entlarvt und ohne einen
Ansprechpartner wäre das Haus sehr schnell versteigert worden.

Aber die Hypothekenbanken kannten ja ihre Kunden und hatten
ihnen die Finanzierung ursprünglich verkauft. Weiterhin wussten
sie, dass die Kunden ein Haus als Sicherheit hatten. Somit
wurde nun mit dem Haus als Sicherheit ein weiterer Kredit
ausgegeben, mit dem die Tilgung der nächsten Monate des anderen
Kredits gezahlt werden sollte. Das Haus war nun teilweise mit
bis zu 130 % beliehen, aber für solche ärgerlichen Details
hatten die Kreditverkäufer keine Zeit.

Der vermögende Anleger in Deutschland besitzt also sechsmal so
viele Häuser in den USA, als er sich leisten könnte, die
jeweils mit bis zu 130 % belastet sind. Würde man alle Häuser
nun im Rahmen einer Zwangsversteigerung verkaufen, dann würde
das nicht einmal genug Geld bringen, um die Kredite des
vermögenden Anlegers abzuzahlen, ganz zu schweigen von seiner
einen Million Euro Einlage.

Also möchte der Anleger nun sein Geld vom Hedgefonds zurück,
bevor solche Horrorszenarien Wirklichkeit werden. Der
Hedgefonds versucht also, die sechs Millionen MBSs und CDOs am
Markt zu verkaufen, aber niemand möchte diese Papiere derzeit
haben. Käufer haben schlichtweg aufgehört, diese Papiere zu
kaufen. Viel lieber kaufen sie die sicheren Staatsanleihen
(daher der Kursanstieg bei den Staatspapieren, bzw. der
Renditerückgang).

Wenn nun der Hedgefonds feststellt, dass er vielleicht gerade
einmal vier Millionen Euro für die Papiere bekommen würde, für
die er einmal sechs Millionen gezahlt hat, dann müsste er ja
eine Million des Verlustes selber tragen – der Anleger würde
nichts von seinem Geld wiedersehen. Also schaut man in die
Bücher und verkauft das, was noch Geld bringt. Aktien und
Rohstoffe notieren auf Jahressicht noch immer gut im Plus. Also
wird dort versilbert, was nicht niet- und nagelfest ist. Mit
etwas Glück kann man den Anleger ausbezahlen und darf im
Geschäft bleiben.

Im Bestand des Hedgefonds sind dann zwar noch große Bestände
von MBSs und CDOs, aber die werden in den nächsten Monaten
zeigen, dass deren Wert nicht nur 80 % sondern vielleicht 95 %
des ursprünglich gezahlten Betrages ist. Damit würde sich der
heutige Buchverlust mindern.

So ist es für Sie nun sicherlich leicht nachzuvollziehen, dass
in diesen Tagen alle Kurse in den Keller rauschen. Haben sich
die Geschäftsaussichten der Industrieunternehmen
verschlechtert? Nein! Ist die Weltkonjunktur ins Stocken
geraten? Nein! Lediglich das Finanzsystem ist aus den Fugen
geraten.

Gestern hat sich der Ausverkauf auch auf den Goldmarkt
ausgeweitet. Auch hier waren Hedgefonds in den vergangenen
Monaten stark investiert, diese Positionen werden in diesen
Tagen ebenfalls versilbert.

Wie Ihr Autor, so haben am vergangenen Wochenende viele
Börsianer nach einer Zinssenkung seitens der US-Notenbank FED
gerufen. Mir wurde daraufhin vorgeworfen, ich wollte nur das
irrwitzige Kreditkarussell am Leben erhalten. Das ist falsch.
Mir ist es egal, ob der vermögende Anleger seine Millionen Euro
verliert. Mir ist es auch egal, wenn ein paar Hedgefonds, von
mir aus auch alle, den Bach runtergehen. Mir ist es auch egal,
wenn die Banken und Broker Gewinneinbrüche haben werden, weil
das lukrative Geschäft mit dem Bündeln von Hypothekenkrediten
zu MBSs und CDOs wegfällt. Und es ist mir auch egal, wenn die
Hypothekenbanken reihenweise mit dem Bauch nach oben schwimmen.

Aber, wie bereits in der vergangenen Woche gesagt, die meisten
Immobilienbesitzer der USA haben diese Kreditspirale nicht
durchschaut. Sie haben der Werbung vertraut, in der ihnen
vorgetäuscht wurde, sie könnten sich ein Haus leisten. Diese
Werbung wurde sogar von höchstamtlicher Stelle unterstützt,
denn viele dieser Kredite liefen durch die Hände von quasi
Staatsunternehmen. 14 Millionen Hypothekenkredite wurden in den
Jahren 2005 und 2006 vergeben. Ich denke, dass die Hälfte der
Haushalte ihr Haus verlieren wird. Das ist eine Menge.

Bernanke, Chef der Fed, scheint das in Kauf nehmen zu wollen,
denn eine Zinssenkung stellt er nicht in Aussicht. Sein Kollege
William Poole gab am Mittwoch ein Interview auf Bloomberg. Nach
den heftigen Verlusten und diversen Pleiten hofften die Anleger
auf ein Zeichen, dass die Fed nun doch bald eine Zinssenkung
erwägen könnte. Doch Poole vernichtete diese Hoffnungen.

Er sagte, dass die Fed gern bei der Zerstörung der Kreditblase
zuschauen würde, dass diese jedoch kaum Auswirkungen auf die
Konjunktur haben werde. Und wenn, dann sei das in Ordnung, denn
ein wenig Konjunkturabschwung müsse nicht gleich eine Rezession
bedeuten.

Auf die Frage was denn geschehen müsste, damit die Fed den Zins
senkt, antwortete er, dass dazu einer der großen
Marktteilnehmer in die Insolvenz schliddern müsste, bevor die
Fed handelt. Da am gleichen Tag Countrywide Financial (CFC),
der bislang solventeste Hypothekenmarktteilnehmer, bekannt gab,
dass er sämtliche seiner Kreditrahmen vollständig ausgeschöpft
habe, wurde umgehend darauf spekuliert, dass CFC der große
Marktteilnehmer sein könnte, den die Fed aus dem Markt treiben
will. Der Kurs fiel von 25 auf 15 US-Dollar, bis das
Unternehmen bekannt gab, man habe ausreichend Kapital, um noch
bis Mitte 2008 operieren zu können. Danach erholte sich der
Kurs wieder bis auf 19 US-Dollar.

So, nun haben Sie einen groben Überblick über die Katastrophen
sowie über die Folgeschäden, die in der abgelaufenen Woche zu
den stärksten Kursschwankungen seit vier Jahren geführt haben.

Gestern Abend, nach Handelsschluss in Deutschland, hat der Dow
Jones plötzlich eine Rallye begonnen. Doch in Japan wurde diese
Rallye nicht fortgeführt, vielmehr brach der Nikkei am heutigen
Freitag um 5,4 % ein. Auch der DAX eröffnete heute früh im
Minus und pendelt derzeit um die Nulllinie herum.

Was bedeutet der Ausverkauf in Japan? Bedeutet der
Wechselkursanstieg des Yen gegenüber dem Euro um 6,4 %, dass
der Yen-Carry-Trade aufgelöst wird und den Weltmärkten noch
mehr Liquidität entzieht? Wie können Sie sich in dieser
Marktphase richtig verhalten? Was muss geschehen, damit diese
Korrektur endet?

Diesen Fragen gehe ich im nächsten Kapitel nach.

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03. AUSBLICK: DIESE BRANCHEN WERDEN AM MEISTEN PROFITIEREN
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Ich bleibe bei meinen maximalen Korrekturzielen von 6.500 beim
DAX und 12.000 beim Dow Jones. Wie im obigen Kapitel erklärt,
geschehen die Ausverkäufe bei vielen Aktien nicht aufgrund der
jeweiligen schlechten Geschäftslage, sondern aufgrund der
Liquidationsverkäufe vieler Hedgefonds (darunter fasse ich nun
alle Anleger und Institutionelle zusammen, die ihre Anlagesumme
über Kredite stark in die Höhe gehebelt haben).

Es ist zu spät, zu verkaufen. Ich habe Ihnen in den vergangenen
Wochen oft genug zu Verkäufen geraten. Unsere beobachteten
Werte Goldman Sachs, UBS sowie nun auch Anglo American, BHP
Billiton und ABB wurden zu deutlich höheren Kursen verkauft,
als wie sie heute am Markt stehen.

Die US-Notenbank Fed, und zwar insbesondere Ben Bernanke und
William Poole, möchte die exzessiven Kredite ein für allemal
aus dem Markt treiben. Dazu wird die Pleite einer großen
Geschäftsbank und sogar ein Konjunkturabschwung in Kauf
genommen.

Die Alternative, durch eine Zinssenkung die Geldmenge zu
erhöhen, die Liquidität am Markt zu erhöhen und dadurch aber
auch den Wert des US-Dollars weiter zu mindern, wird derzeit
von Bernanke und Co. abgelehnt. Das heißt im Umkehrschluss: Der
US-Dollar wird durch diese Haltung der Fed gestärkt.

Entsprechend ist der US-Dollar gegenüber dem Euro um 1,7 %
angestiegen (der Euro ist um 1,7 % gefallen). Der Anstieg
konnte jedoch nicht gegenüber dem Yen erfolgen, denn dieser
notierte fester. So verlor der US-Dollar gegenüber dem Yen 5 %
an Wert. Gegenüber dem Euro legte der Yen 6,4 % zu. Ich habe
vor einigen Monaten ausführlich über den Yen-Carry-Trade
berichtet: Milliardenkredite wurden in Japan zu niedrigem
Zinssatz aufgenommen, um dann in der ganzen Welt investiert zu
werden.

Auch deutsche Häuslebauer nutzen den günstigen japanischen
Kredit, sie zahlen nur rund 1,5 % Kreditzins und mit etwas
Glück müssen sie weniger Euro zur Rückzahlung aufwenden, wenn
der Yen fällt. Doch derzeit kehren sich die Vorzeichen um: Der
Yen steigt und die Rückzahlungen werden dadurch teurer. Der
Zinsvorsprung ist bei einem Anstieg des Yen schnell vernichtet.
Nicht nur Häuslebauer, sondern auch wieder einmal die
Hedgefonds haben mit diesen Krediten ihre Spekulationen
finanziert. Nun, da sich die Vorzeichen umkehren, werden die
Yen-Kredite aufgelöst. Gelder werden von den spekulativen
Anlagen abgezogen und zurück nach Japan überwiesen. Die Folge:
Der Yen steigt.

Aber leider landet das ganze Geld vorerst nicht (und ich
betone: vorerst) an der japanischen Börse, sondern verpufft
durch die Rückzahlung der Kredite. An den Börsen wird diese
Entwicklung zunächst (und ich betone: zunächst) mit großer
Besorgnis gesehen, denn ein höherer Außenwert des Yen belastet
den Export.

So verwundert es kaum, dass heute insbesondere die Exporttitel
am Nikkei für den Kursrutsch verantwortlich sind: Toyota,
Honda, Nippon Steel, Sumitomo Metal Mining bis zum Schiffsbauer
Hitachi Zosen verloren zwischen 7 und 14 %.

Nächste Woche wird die Bank of Japan tagen. Anleger schauen nun
hoffnungsvoll nach Japan, aber ich wüsste nicht, wie die BoJ
helfen könnte.

Ich gehe also davon aus, dass der Yen vorerst weiterhin fest
notiert und dadurch weitere Auflösungen von Yen-Carry-Trades,
also Yen-Krediten, nach sich zieht. Dadurch werden den
internationalen Finanzmärkten weiter liquide Mittel entzogen.
Wir haben also das Tief der Korrektur noch nicht gesehen.

Wie ein Liquiditätsschub die Konjunktur ankurbeln kann
(Niedrigzinsphase), so kann der Entzug von Liquidität die
Konjunktur bremsen (Hochzinsphase). Ich würde nun richtig große
Sorgen bekommen, wenn bei diesem Szenario der US-Dollar auch
noch schwach notieren würde. Aber er notiert nur gegenüber dem
Yen schwach, gegenüber dem Euro ist er fest.

Welche der beiden Währungen gibt nun den wahren Wert des
Greenbacks wieder? Der Euro, oder der Yen?

Meiner Ansicht nach ist es der Euro, der die neue Politik
Bernankes richtig widerspiegelt: Die Fed wünscht einen festen
US-Dollar, um die Inflation zu bekämpfen und um die
überschüssige Kreditliquidität aus dem Markt zu treiben.

Der Umstand, dass der US-Dollar gegenüber dem Yen so stark
verloren hat, ist auf den Liquiditätsentzug und den Carry-Trade
zurückzuführen. Es besteht hier also eine Sondersituation, die
den Strom großer Summen nach Japan zur Folge hat, was wiederum
einen Yen-Anstieg nach sich zieht. Und das, obwohl ein starker
US-Dollar eigentlich den Yen-Carry-Trade begünstigen würde. Die
Liquiditätsnot ist offensichtlich größer.

Mittelfristig jedoch sollte die Liquiditätsnot irgendwann
gestillt werden, und dann werden sich die fundamentalen
Gesichtspunkte wieder in den Vordergrund schieben. Und die sind
nach wie vor gut, auch wenn der Liquiditätsentzug die
Konjunktur etwas bremsen sollte.

Und genau hier liegt der Unterschied zwischen dem
Horrorszenario einer Baisse wie 2000 bis 2003 oder wie 1929 bis
1931, und einer längst überfälligen Korrektur, deren
Bereinigung lediglich auf die Kreditmärkte beschränkt bleibt.
Diese Bereinigung festigt meines Erachtens den US-Dollar und in
einigen Wochen wird die Weltwirtschaft wesentlich gesünder
dastehen. Chrysler würde dann nicht mehr von irgendwelchen
Hedgefonds mit ins Unendliche gehebelten Krediten gekauft,
sondern von einem anderen Automobilkonzern, der echtes Geld auf
den Tisch legt und tatsächliche Synergien nutzen kann.

AUSBLICK

Wie werden also die nächsten Wochen aussehen: Die Fed wird
nichts tun, bis Bernanke zu der Auffassung kommt, dass die Luft
aus der exzessiven Kreditblase gelassen wurde. Als Indikator
dafür hat Poole die Pleite eines großen Kreditinstitutes in
Aussicht gestellt.

Bis dahin werden EZB, BoJ als auch die Fed regelmäßig
Liquiditätsspritzen in den Markt geben. Es werden den Banken
Gelder zur Verfügung gestellt, damit eine Kreditpanik vermieden
wird. Es wird also reichlich Geld zur Verfügung stehen, aber
eben zu einem teuren Zins. Wer es sich leisten kann, der kann
weitermachen. Wer nicht, geht Pleite. Durch diese
Vorgehensweise wird gesichert, dass gesunde Kreditinstitute
überleben und schwache eben nicht. Ein Ausufern zu einer
globalen Finanzkrise sollte so ebenfalls verhindert werden.

Im Finanzsektor wird es also noch einige Pleiten geben. Die
Überlebenden werden ihre Gewinnprognosen kräftig reduzieren.
Die Kurse werden dort also weiter purzeln.

Immer, wenn ein Kreditinstitut oder auch ein Hedgefonds Pleite
geht, wird es Zwangs- und Notverkäufe geben. Diese
Liquidationen werden ungeachtet der jeweiligen
Kursbeeinflussung vorgenommen, sodass es immer wieder zu
Ausverkäufen kommt.

Somit wird es für Sie in den nächsten Wochen wichtiger zu
wissen, welcher Hedgefonds Großaktionär Ihres
Aktienunternehmens ist. Sollten die Aktien von DaimlerChrysler
in den Keller rutschen, so würde ich als erstes auf der
Internetseite von Cerberus nachschauen, ob dort eine Meldung
über Liquiditätsprobleme steht. Genauso würde ich bei einem
Kurssturz der Telekom-Aktie sofort bei Blackstone nach einer
solchen Meldung schauen.

Nicht Unternehmensmeldungen werden in den nächsten Wochen die
Kurse beeinflussen, sondern Liquiditätsmeldungen der
Großaktionäre.

Sie müssen sich nun eines fragen: Wollen Sie traden oder wollen
Sie langfristig anlegen? Wenn Sie traden wollen, dann sollten
Sie jeden Tag mit Kursgewinnen nutzen, um Ihre Positionen zu
verkleinern. Aber Sie sollten auch Tage wie gestern nutzen, um
einzukaufen. So können Sie durch die nächsten Wochen hindurch
Spekulationsgewinne erzielen, die völlig unabhängig von der
fundamentalen Situation der jeweiligen Aktien sind.

Wenn Sie langfristig anlegen wollen, dann sollten Sie diese
Marktphase lediglich zum langsamen Umschichten nutzen.

EINSCHUB AUS AKTUELLEM ANLASS

So, nun hat die Fed soeben die Senkung der Diskont-Satz bekannt
gegeben. Es handelt sich dabei nicht um den Leitzins, der als
Zinsgröße stets eine große Signalwirkung hat, sondern um den
effektiv maximal zu zahlenden Zins für Kreditinstitute. Er
wurde von 6,25 % auf 5,75 % gesenkt.

Für die Märkte bedeutet diese überraschende Entscheidung in
erster Linie eines: Die Fed schaut auf die Finanzmärkte und ist
in der Lage zu handeln, wenn sie es für notwendig erachtet. Die
Angst, in der Fed sitzen eine Reihe von Ignoranten, ist damit
aus dem Markt genommen.

Was nun folgen wird, ist folgendes:

Eine Rallye, die mindestens bis Mitte nächster Woche anhalten
wird. Denn ab heute früh werden die US-Banken, die
Finanzierungsprobleme hatten, zu günstigeren Zinsen an Geld
gelangen. Ein Teil der vor der Insolvenz stehenden
Kreditinstitute wird gerettet.

Das bedeutet, dass eine Vielzahl von Leerverkäufern, die
weiterhin auf fallende Kurse gesetzt haben, im Laufe des
heutigen US-Vormittags (also zwischen 15:30 und 18 Uhr MESZ)
ihre Positionen eindecken müssen, also kaufen. Diese Käufe
werden die Kurse weiter nach oben treiben. Dadurch werden
andere Anleger wieder Vertrauen in den Markt fassen und
ebenfalls beherzt zugreifen, was den Druck auf die
verbleibenden Leerverkäufer erhöhen wird. Vor dem Wochenende
dann, am Abend, werden auch die letzten Skeptiker einsteigen,
denn die Krise scheint überwunden. Noch immer offene
Leerpositionen werden panisch eingedeckt, denn wer weiß, was an
guten Nachrichten noch am Wochenende kommen kann. Ich erwarte
also eine kräftige Rallye.

Ist die Krise damit ausgestanden? Nun, ich fürchte, es wird
noch eine Menge Rückschläge geben, denn es gibt noch immer eine
Reihe von Glücksrittern in der Kreditbranche, die noch nicht
untergegangen sind. Diese werden nun noch ein paar Monate
länger überleben und so werden die Pleiten sich über einen
längeren Zeitraum erstrecken.

Soweit zum Einschub aus aktuellem Anlass. Eigentlich wollte ich
Ihnen jetzt wieder einmal nahe legen, zu kaufen, denn wir hier
im Heibel-Ticker versuchen nicht, den absoluten Boden der
Korrektur zu prognostizieren, ich versuche lediglich Sie so zu
positionieren, dass Sie in der anschließenden Rallye mehr
verdienen, als Sie in den vergangenen Tagen verloren haben.

Alles oder Nichts auf der Suche nach dem optimalen
Einstiegszeitpunkt beim absoluten Boden kann auch im „Nichts“
enden. Selbst wenn Sie nur knapp daneben lagen, dies jedoch mit
einem gehebelten Papier wie Optionsschein oder Turbozertifikat,
selbst wenn Sie nur ein paar Tage daneben lagen, können Sie so
Ihren gesamten Einsatz verspielen.

Sinnvoller ist es, schrittweise aus- und einzusteigen. Wie
gesagt: In den nächsten Wochen wird es immer wieder zu
Problemen im Finanzsektor kommen. Aber die anderen Branchen
werden nun abheben. Ich werde kurz zu unseren einzelnen
beobachteten Werten Stellung nehmen:

BEOBACHTUNGSLISTE

NYSE Euronext, genau wie die Deutsche Börse und Fannie Mae und
Annaly Capital Management haben keinerlei Kreditprobleme
gehabt. Dennoch stammen diese Unternehmen aus dem Finanzsektor
und wurden daher überproportional ausverkauft: Nicht nur, weil
Anleger alle Finanztitel auf den Markt warfen, sondern auch,
weil jeweils große Hedgefondspositionen bestanden, die
aufgelöst wurden.

Während die beiden Börsen von dem Rekord-Handelsvolumen
profitieren dürften, werden Fannie Mae und Annaly von dem
gestiegenen Sicherheitsbedürfnis profitieren. Hier werden die
Kursgewinne nun am größten sein.

Apple, Google, Transocean, Level 3 und Yahoo! verfügen allesamt
über reichlich Barreserven, waren also eigentlich gar nicht
betroffen. Auch hier haben Liquidiationen von Hedgefonds für
deutliche Kursabschläge gesorgt, obwohl das Geschäft dieser
Unternehmen sogar recht konjunkturunabhängig ist. Also werden
auch diese Titel kräftig zulegen.

DB Japan ETF, Matsushita und Japan ETF EWJ werden am kommenden
Montag die Kursrallye nachholen. Der US-Dollar wird aufgrund
der Fed-Entscheidung wieder etwas nachgeben, das kommt dem
japanischen Export zugute und wird daher die Kursgewinne noch
steigern.

Lundin Mining, DRD Gold, BHP Billiton, ABB, Nabors und Yamana
brauchen einen schwachen US-Dollar für hohe Rohstoffpreise.
Daher war dort der Ausverkauf umso stärker. Hier erwarte ich
eine moderate Gegenreaktion, da der US-Dollar zwar schwächer
wird, aber nicht so viel, wie die Minen es sich wünschen
würden.

Monster, Sears und Berentzen bleiben Sondersituationen.
Natürlich werden auch sie von der allgemeinen Welle erfasst.
Aber wir spekulieren dort auf Übernahme, Immobilienvermögen
bzw. Turnaround resp. und werden daher ohne diese Ereignisse
nur mäßige Kursausschläge beobachten.

Bleiben die Edelmetalle, meine Favoriten für den gesunden
Schlaf: Insbesondere gestern erfolgte an den Edelmetallmärkten
ein Ausverkauf, der keine fundamentalen Hintergründe erkennen
ließ. In meinen Augen waren das ebenfalls Liquidationsverkäufe
von Hedgefonds. Eine Einstiegsgelegenheit für Sie! Im einzelnen
betrifft dies die Goldbarren und -münzen, das Gold-Zertifikat
der ABN AMRO, den Gold-ETF, Silber-ETF und den Central Fund of
Canada CEF.

Tja, nun fällt die ausführliche Besprechung der Einzelwerte
unter den Tisch, denn ich möchte Ihnen die heutige Ausgabe
lieber früher als später zukommen lassen. Es war richtig, nicht
panikartig zu verkaufen, das werden Sie spätestens im Verlauf
der nächsten Woche sehen.

Ich glaube, heute könnte einer der größten Kursgewinne an den
Börsen erfolgen. Die Fed hat mit ihrer Zinsentscheidung nicht
die Konjunktur geheilt, das kann sie nicht. Sie hat einfach ein
monetäres Marktungleichgewicht behoben und dadurch die
Korrektur beendet. Heureka!

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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
ARICOM, SPEYMILL, INT. MINERALS, STAR PHARMA, JA SOLAR
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

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FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

heute habe ich Ihren Infobrief zum ersten Mal gelesen. Er hat
mir spontan sehr gut gefallen. Auch stimme ich Ihnen zu, dass
es von größter Bedeutung ist, die Finanzmärkte zu verstehen.
Hierzu trägt Ihr Börsenbrief wesentlich bei!

Wären Sie so freundlich, meine fünf größten Aktienpositionen zu
bewerten?

Aricom (A0BK32)
Speymill Group (A0f7BM)
International Minerals (893760)
Star Pharmaceuticals (A0JL5Q)
JA Solar (A0F5W)

Mit schönen Grüssen und den besten Wünschen für Ihre weitere
Arbeit!

Joachim aus Kleve (Ndrrh.)

ANTWORT

Vielen Dank für Ihr Schreiben und die freundlichen Worte.

ARICOM

Aricom ist ein russisches Minenunternehmen mit Sitz in
Großbritannien und einem Hauptabbaugebiet in Ostasien, direkt
an der Grenze zu China. Insbesondere Eisenerz soll dort
abgebaut werden.

Auch wenn die Marktkapitalisierung mit 750 Mio. Euro deutlich
über meiner Mindestgröße liegt, so ist dieses Unternehmen für
mich dennoch zu wenig durchschaubar. Was Sie dort handeln, sind
Zukunftspläne und Absichtserklärungen in einem Land, das ich
nicht sehr gut verstehe. Der Zugang zur Börse von London ist
heutzutage nicht mehr sehr schwer zu bekommen, dadurch ist das
Unternehmen aber noch lange nicht britisch.

Die bisherige Kursentwicklung würde mir zu denken geben:
Fulminanter IPO Mitte 2006 mit anschließend gepuschtem
Aktienkurs von 0,50 auf 1,25 Euro, anschließend seit Mai dieses
Jahres Rückfall auf 0,70 Euro ... weitere Kursverluste würden
mich nicht wundern.


SPEYMILL GROUP

Speymill baut und restauriert Hotels und Fitnessanlagen. Das
hört sich im ersten Moment sehr lukrativ an, aber in den
vergangenen fünf Jahren hat das britische Unternehmen nicht
einen Pence verdient. Ich weiß gar nicht, warum dieses
Unternehmen noch im Geschäft ist.

Seit kurzem verfolgt das Unternehmen eine "internationale"
Strategie. Man hat zunächst einmal mit Deutschland angefangen,
dort gibt es ein Berliner Unternehmen namens GOAL als Partner.

Mit einem Börsenwert von 70 Mio. Euro ist das Unternehmen
ohnehin zu klein, um eine ernste Anlagemöglichkeit
darzustellen: So kleine Aktienunternehmen können leicht von
einem Großaktionär beeinflusst werden.


INTERNATIONAL MINERALS

Gold- und Silbermine aus Kanada mit Minen in Peru und Ecuador.
Die dortigen Explorationsprojekte sollen in den nächsten zwei
Jahren zu produzierenden Minen transformiert werden.

Auf dem Weg zur produzierenden Mine sind viele Genehmigungen
notwendig, diese hängen meist von der jeweiligen Regierung des
Landes ab. Gelingt es dem Unternehmen, diese Genehmigungen in
einem vertretbaren Zeitrahmen zu erhalten, so ist sicherlich
mit einem ordentlichen Kurssprung zu rechnen. Auf solche
Entwicklungen zu spekulieren ist legitim, es ist hilfreich,
wenn Sie für ein solches Investment einen direkten Kontakt zum
Unternehmen haben - ich habe ihn nicht.

Eine vernünftige Bewertung eines solchen
Explorationsunternehmens kann man in diesem Stadium nicht
wirklich vornehmen.


STAR PHARMACEUTICALS

...ist mit 35 Mio. Euro Marktkapitalisierung zu klein für eine
seriöse Anlage.


JA SOLAR

Ein auf die Herstellung von Solarzellen spezialisiertes
chinesisches Unternehmen. Der Börsengang zu Beginn dieses
Jahres hat reichlich Liquidität in die Unternehmenskassen
gebracht. Die Umsätze haben sich im laufenden Jahr
verdreifacht, auch im nächsten Jahr soll das Wachstum mit 80 %
exorbitant hoch ausfallen. Die Gewinne halten mit, das KGV
steht aktuell bei 28 und würde im nächsten Jahr auf 19 fallen.
Für ein solches Wachstumsunternehmen ist das günstig.

Die Unternehmenswebseite existiert nur in chinesischen
Schriftzeichen, ein Hinweis darauf, dass die westlichen
Finanzmärkte gern zum Geld holen verwendet, aber nicht
unbedingt mit Informationen, Transparenz beglückt werden. Ich
habe eingangs bereits meine Meinung zu direkten Investments in
den BRICs bemerkt: Mir sind die dortigen Märkte zu
undurchsichtig. Kurzfristige Aktiengewinne sind vielleicht mit
einem Lotteriegewinn zu vergleichen, nicht aber mit seriösen
Erfolgen vergleichbar.


FAZIT

Sie haben fünf hochspekulative Aktien in Ihrem Depot. Ich weiß
nicht, wofür Sie ihr Depot verwenden. Wenn es nur zum Spielen
ist, dann okay. Wenn Sie jedoch Ihr hart erarbeitetes Geld
anlegen, dann sollten Sie viel konservativer vorgehen.

Für uns Europäer bedeutet eine gute Diversifizierung, dass ein
Teil in Europa, ein Teil in den USA und ein Teil in Japan
angelegt sein sollte. Über international agierende Unternehmen
möchte ich auch am Wachstum Russlands und Chinas teilhaben,
aber nicht durch Direktinvestitionen in das Land.

Vor diesem Hintergrund fallen JA Solar und Aricom aus dem
Rennen. Stattdessen würde ich mir die Solar-Fabrik in
Deutschland, Kyocera in Japan oder SolarWorld in den USA einmal
anschauen. Statt Aricom würde ich BHP Billiton als
Rohstofflieferant Chinas wählen.

Gegen Speymill habe ich prinzipiell nichts, bis auf dass ich
keinen Grund finden kann, warum nach fünf Jahren
kontinuierlicher Verluste nun plötzlich Gewinne erwirtschaftet
werden sollten.

Wenn Sie ein paar solide Titel im Portfolio haben, dann können
Sie sich durchaus eine spekulative Aktie wie International
Minerals ins Depot legen. Dazu müssten Sie aber die anderen
Positionen ändern.

Tut mir leid, aber Ihr Depot ähnelt dem Portfolio eines
Spielers. Ich will nicht ausschließen, dass Sie damit den einen
oder anderen Glücksgriff haben, aber einen Jackpot knacken Sie
sicherlich nicht.

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05. LESERFRAGE: BEDEUTUNG DER YAHOO! FINANCE SHORT – DATEN
==============================================================

Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE (F:)

*Die von Yahoo angebotenen "Share statistics" enthalten
interessante Informationen, wenn ich sie denn richtig lesen
könnte, Herr Heibel.*

Sie sehen hier unten Daten zur Aktie des US-Hausbauers Pulte
vom 8. August:

*Share Statistics *
Average Volume (3 month)3 : 4,240,200
Average Volume (10 day)3 : 7,968,640
Shares Outstanding6 : 252.09M
Float: 162.73M
% Held by Insiders4 : N/A
% Held by Institutions4 : 79.80%
Shares Short (as of 10-Jul-07)3 : 27.03M
Short Ratio (as of 10-Jul-07)3 : 8.3
Short % of Float (as of 10-Jul-07)3 : 12.80%
Shares Short (prior month)3 : 25.04M

Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Verständnislücken
schließen könnten.

Mit freundlichem Gruß, Eddi aus Marburg

ANTWORT (A:)

da haben Sie sich ein schweres Thema herausgesucht. Ich habe
versucht, nach meinem besten Wissen zu antworten, die Antworten
finden Sie farblich hervorgehoben weiter unten.

F: Zeilen 1 und 2_ zeigen das durchschnittliche, börsentägliche
Handelsvolumen dieser Aktie in Stück.

F: Zeile 3_ nennt die Zahl der von der Gesellschaft
ausgegebenen Aktien.

F: Zeile 4_ Mir ist nicht klar, ob der hier genannte "Float"
dasselbe meint wie der sogenannte "Free Float", nämlich die an
der Börse handelbaren Aktien.

A: Free Float und Float werden gleich verwendet.

F: Zeile 5_ Der Anteil am "Float" der von den Insidern
gehaltenen Aktien wird hier nicht genannt.

F: Zeile 6_ Unklar ist mir auch, ob sich der Anteil der von
institutionellen Anlegern gehaltenen Aktien hier mit 79,8% auf
den "Float" bezieht oder auf die ausgegebenen Aktien.

A: Bezieht sich auf den Anteil der nicht im Free Float
befindlichen Aktien.

F: Zeile 7_ zeigt die Anzahl der leerverkauften Aktien,
aber...was bedeutet die Formulierung "as of 10-Jul-07"?

A: Die Daten stammen vom 10. Juli. Die Short-Daten werden nur
einmal monatlich aktualisiert, NYSE und NASDAQ veröffentlichen
diese Daten kostenfrei nicht häufiger. Am 10. Juli wurden die
Daten für den Monat Juni veröffentlicht.

F: Zeile 8_ Auch die "Short Ratio" gibt mir ein Rätsel auf:
Zeigt diese Zahl das Verhältnis der Long- und Short-Positionen
zueinander? Oder meint sie die Anzahl der Börsentage, die
benötigt werden, um alle Short-Positionen bei einem
Durchschnittshandelsvolumen einzudecken?

A: Letzteres. 27,03 Mio. Aktien Short geteilt durch das
durchschnittliche Tagesvolumen. Bei Pulte stimmen die Zahlen
derzeit nicht. Bei Yahoo! und Cisco kann ich die Differenz noch
mit verschiedenen Berechnungsmethoden oder Rundungsfehlern
begründen. Aber bei Pulte müssen die Turbulenzen im
Immobiliensektor die aktuellen Zahlen komplett überworfen
haben, sodass das Verhältnis derzeit nicht stimmt.

F: Zeile 9_ sollte eigentlich den Anteil der leerverkauften
Aktien am "Float" zeigen, aber...wie merkwürdig ist, dass 12,8%
des "Float" nur etwa 20 Millionen Aktien ergeben, obwohl laut
Zeile 7 über 27 Millionen Aktien leerverkauft sein sollen.
Verstehen Sie das?

A: Hier würde ich wieder mit Rundungsfehlern kommen. Allein in
der Zeit Ihrer E-Mail bis zur Beantwortung, also innerhalb
einer Woche, ist die Anzahl der ausstehenden Aktien von 252 Mio
auf 255,9 Mio. angestiegen. Da darf man nicht versuchen, wie
ein Buchhalter die Null unterm Strich zu erzwingen.

F: Zeile 10_ nennt die Zahl der leer verkauften Aktien des
Vormonats, aber handelt es sich hier nicht um einen
Durchschnittswert?

A: Ja, den Durchschnittswert, der am 10.6. für den Monat Mai
ermittelt wurde.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hineinschauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt, habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.


Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL – Stopp-Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 16.8.07 Änd. Woche Empf.
DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 53,45 € -11% 0% K
Apple Comp. 865985 21.1.06 91,10 € 74% -7% K
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 36,06 € -11% -1% NK
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.561,00 € 1% 1% K
Goldmünze 20 Mk Wi 13.10.06 108,00 € -10% 1% K
GMAC 2010 5,75%908511 24.3.06 92,50 € 1% -1% VL

SPEKULATIV
ABB 919730 4.8.06 16,49 € 65% -6% V
Nabors Ind. 662778 21.1.06 20,99 € -26% 2% H
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 49,35 € 3% 1% K
Berentzen AG 520163 28.7.06 5,00 € -23% -5% H
Matsushita 853666 27.2.07 12,71 € -17% -2% NK
Yamana 357818 2.7.07 7,50 € -10% -9% NK

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $491,51 15% -5% K
Sears Holding SHLD 13.10.06 $133,77 -22% 3% K
BHP Billiton BHP 26.1.07 $52,27 31% -14% V
Japan-ETF EWJ 27.2.07 $13,70 -9% -3% K
Gold&Silberfond CEF 13.10.06 $8,95 10% -2% K

SPEKULATIV
Gold-ETF GLD 13.10.06 $64,68 11% -1% K
Silber-ETF SLV 13.10.06 $117,80 3% -6% K
Fannie Mae FNM 10.11.06 $65,15 9% -1% H
DRD Gold DROOD 3.11.06 $5,11 -60% -12% H
Transocean RIG 19.1.07 $95,75 28% -5% H
Annaly Cptl. Mg NLY 23.3.07 $14,03 -6% -6% K
Lundin Mining LMC 12.5.07 $9,88 -19% -18% K
Monster MNST 8.6.07 $35,30 -22% 2% NK
Yahoo! YHOO 25.6.07 $22,76 -17% -4% H
Level 3 Com. LVLT 18.7.07 $4,75 -21% -12% K

SL: Apple Stopp-Loss auf 20 % ändern, 84,84 EUR
VL: GMAC Anleihe bereits zu 95 % verkaufen
V : ABB Stopp-Loss bei 16,35 EUR hat gezogen
V : BHP Stopp-Loss bei 58,54 USD hat gezogen
NK: Level 3 nachkaufen unter 5 USD

Bitte beachten Sie: Kaufen Sie nicht blindlings alles, obwohl
fast alles in den nächsten Wochen hochgehen wird. Achten Sie
auf die sinnvolle Portfoliostruktur und kaufen Sie nach wie vor
keine Finanztitel.

INVESTITIONSQUOTE:
50 % Aktien, (+10)
20 % Edelmetalle, (+-0)
10 % Optionen, (+ 5)
20 % Bar (-15)

Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
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nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
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Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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