Heibel-Ticker Plus 07/34 - Funktionsweise der Fed und Chancen auf den Rohstoffmärkten

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24.08.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK: ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 34 (24.08.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag

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I N H A L T

01. INFO-KICKER: KONSOLIDIERUNG AN DEN BÖRSEN
02. SO TICKT DIE BÖRSE: INSTRUMENTE DER FED: REPOS UND KÄUFE
03. AUSBLICK: ROHSTOFFMÄRKTE NACH ZINSSENKUNG MIT CHANCEN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
ALLIANZ, APPLE, KLÖCKNER & CO., NINTENDO,
WACKER CHEMIE
05. LESERFRAGE: JAPANISCHE YEN-ANLAGEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0734-1743.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0734-1743.pdf

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01. INFO-KICKER: KONSOLIDIERUNG AN DEN BÖRSEN
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Liebe Börsenfreunde,

heute erleben Sie den Sommer an der Börse von seiner schlechten
Seite: Sie stehen morgens auf und nichts Neues ist passiert.
Dennoch sitzen alle wie hypnotisiert vor ihren Bildschirmen und
haben Angst, etwas könnte passieren. In dieser Stimmung ist es
ein Leichtes, Gerüchte in Umlauf zu bringen. Seien Sie
vorsichtig mit den Meldungen, denn sie könnten sich binnen
weniger Stunden als Ente herausstellen.

Das klingt schlimmer als es ist: Setzen Sie sich ambitionierte
Kauf- und Verkaufsziele, denn in dieser volatilen Marktphase
kann eine Aktie schnell einmal 5-10 % zulegen, bevor Sie
wissen, was dahinter steckt.

Da ich im Heibel-Ticker Gerüchte nicht analysieren kann, habe
ich heute einen Schwerpunkt auf die Marktmechanismen gelegt.

Diskontsatz, Leitzins, Liquiditätsspritze und Geld in den Markt
pumpen sind Ausdrücke, die Sie in diesen Tagen oft gehört haben
– aber vielleicht niemals genau wussten, was sich dahinter
versteckt. Ich habe heute kurz die Funktionsweise der Fed
dargestellt und hoffe, dass Sie somit die teilweise
widersprüchlichen Kommentare der Medien besser einordnen
können.

Im Kapitel 03 – Ausblick habe ich Ihnen meine Einschätzung zur
Entwicklung in der nächsten Woche ausgearbeitet: Es ist die
letzte Woche im August und nach den Turbulenzen der vergangenen
Wochen werden Geldmanager meiner Erwartung nach noch ein paar
Korrekturen in ihren Portfolios vornehmen. Weiterhin habe ich
für Sie die untypische Entwicklung des Goldpreises analysiert
sowie einen Blick auf die Industriemetalle geworfen.

In Kapitel 04 – Depotcheck präsentiert ein langjähriger Leser
des Heibel-Tickers ein fast mustergültiges Depot. Mustergültig
sind regionale und Branchenstreuung. Ich wäre mein Geld jedoch
nicht wert, wenn ich nicht auch bei einem solch guten Portfolio
noch eine Verbesserungsmöglichkeit fände.

Die Leserfrage in Kapitel 05 sollten Sie heute als Bestandteil
des Rückblicks betrachten, denn ich habe dort ausführlich die
Situation des Yen, des Carry-Trades sowie des Nikkei
beleuchtet. Japan spielt eine wichtige Rolle an den
Finanzmärkten und ich erwarte, dass diese Bedeutung in den
nächsten Monaten eher noch zunimmt.

Kapitel 06 – Beobachtete Werte gibt Ihnen wie immer Auskunft
über Einzelwerte, die ich kaufen, halten oder verkaufen würde.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: INSTRUMENTE DER FED: REPOS UND KÄUFE
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Ihr Autor ist ein Generallist – oder auch Volkswirt. Mit
Haarspaltereien wie dem Unterschied zwischen dem Diskontsatz
und dem Leitzins brauchen Sie mir nicht kommen. Für mich zählt:
Die US-Notenbank Fed hat ihre Haltung geändert. Bis Donnerstag
vor einer Woche war sie besorgt über eine zu hohe Inflation und
drohte mit Zinsanhebungen. Seit Freitag vor einer Woche ist sie
besorgt über die fehlende Liquidität am Immobilienmarkt und
erwägt Zinssenkungen. Das ist bullish!

Aber in einer Branche, in der man durch die Variation der
dritten Stelle hinterm Komma schon Millionen verdienen kann,
ist Haarspalterei manchmal recht lukrativ. Daher habe ich heute
für Sie ein paar Informationen zur Funktionsweise und Aufgabe
der Fed ausgearbeitet. Keine Angst, es ist wie immer kurz und
leicht verständlich.

US-NOTENBANK – FED

Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in jedem Land sehr viele
Banken, die eigene Banknoten an ihre Kunden als Gegenwert für
deren Gold- und Münzeinlagen ausgaben. Diese Aufgabe wurde
zunehmend in die Hand einer zentralen Institution gegeben: In
Deutschland war dies die Deutsche Bundesbank, in Japan die Bank
of Japan, in den USA ist das die Federal Reserve (Fed). In
Europa haben sich nun viele EU-Staaten zusammengeschlossen und
diese Aufgabe erneut zentralisiert. Seit 1998 ist die
Europäische Zentralbank in Europa für diese Aufgabe
verantwortlich.

Mit der Zentralisierung der Notenausgabe wurden dem zentralen
Institut verschiedene Aufgaben übertragen. Die Ausgestaltung
ist indes stets unterschiedlich, ich gehe daher im Folgenden
aus aktuellem Anlass nur auf die Fed ein.

Die Kunden der Fed sind die Geschäftsbanken. Diese müssen in
Abhängigkeit von ihrem Geschäftsvolumen eine Mindestreserve an
Bareinlagen bei der Fed hinterlegen.

Im Tagesgeschäft unterliegen die Einlagen und Kredite der
Geschäftsbanken teilweise starken Schwankungen. So kann sich
die erforderliche Mindestreserve ebenfalls von heute auf morgen
stark verändern. Die eine Bank hat plötzlich zu viel
hinterlegt, die andere zu wenig. Ein Anruf erfolgt und die eine
Bank leiht der anderen über Nacht ein paar Millionen US-Dollar.
So das normale Tagesgeschäft.

Der Leitzins ist die Zielrate, die von der Fed ausgegeben wird,
mit der die Geschäftsbanken ihre Kredite untereinander
verzinsen sollen. Der US-Leitzins steht derzeit bei 5,25 %. Die
Fed zeigt damit an, dass sie wünscht, dass die Banken sich
untereinander 5,25 % Kreditzins in Rechnung stellen.

Damit dieses Zinsziel erreicht wird, steuert die Fed die
Geldmenge. Wenn mehr Geld vorhanden ist, wird es leichter für
die Banken, Geld auszuleihen und der Kreditzins zwischen den
Banken fällt. Entzieht die Fed dem System Geld, so steigen die
Kreditzinsen der Banken untereinander.

INSTRUMENTE DER FED: REPOS UND KÄUFE

Die Fed hat zwei Instrumente an der Hand, mit der sie die
Geldmenge steuern kann: Repurchase Agreements (Repos) und
Outright Transactions.

Outright Transactions (vollständige Transaktion): Die Fed kauft
den Geschäftsbanken festverzinsliche Wertpapiere ab und behält
sie bis zum Ende der Laufzeit (meist 12-18 Monate). Die
Geschäftsbanken erhalten den Gegenwert in bar und müssen diesen
in Höhe des Diskontsatzes verzinsen. Die Fed hat somit dem
nationalen Finanzsystem mehr Geld zur Verfügung gestellt, die
Geldmenge M3 erhöht sich.

Repurchase Agreement (Rückkauf Vereinbarung): Die Fed gibt den
Geschäftsbanken einen Kredit, als Sicherheit hinterlegen die
Geschäftsbanken festverzinsliche Wertpapiere. Der Kredit wird
mit dem Diskontsatz verzinst und läuft ein bis 65 Tage
(meistens einen oder 14 Tage). Die Liquiditätsversorgung ist
somit nur kurzfristig, das Rückzahlungsrisiko des
festverzinslichen Wertpapiers bleibt bei der Geschäftsbank.

Die Fed beobachtet den Kreditzins, den sich die Geschäftsbanken
gegenseitig berechnen. Weicht dieser deutlich vom Zinsziel
(Leitzins) ab, so wird sie mit Hilfe der beiden Instrumente
(Outright Transaction und Repos) den Finanzmarkt mit genau so
viel Liquidität ausstatten, dass das gewünschte Zinsziel wieder
erreicht wird.

Soweit die trockene Theorie, mehr brauchen Sie nicht zu wissen.
Doch nun zu den aktuellen Ereignissen:

DISKONTZINSSENKUNG AM VERGANGENEN FREITAG

In den vergangenen Wochen stieg das Misstrauen der
Geschäftsbanken untereinander. Nach den beiden
Hedgefondspleiten bei Bear Stearns traute keine Bank der
anderen. Die Kreditzinsen, die für die Übernacht-Kredite
berechnet wurden, stiegen auf über 6,25 %. Eigentlich sollte
das Geschäft der Banken untereinander wesentlich attraktiver
sein, als das Ausleihen von Geld bei der Fed. Aufgrund der
großen Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen der
Immobilienkrise wollten die Banken aber am liebsten gar keine
Kredite mehr vergeben.

Grundsätzlich jedoch gilt, dass jede Geschäftsbank alle anderen
Geschäftsbanken abtelephoniert und nach Krediten fragt, bevor
sie zur Fed geht. Wenn eine Geschäftsbank zur Fed geht, um sich
Geld zu leihen, dann heißt das, dass sie von den anderen
Geschäftsbanken als kreditunwürdig angesehen wird. Nicht
unbedingt ein erstrebenswertes Prädikat, oder?

Zumal der Diskontsatz mit 6,25 % wesentlich teurer ist, als das
angestrebte Zinsziel (Leitzins) von 5,25 %. Für die
angeschlagenen Hypothekenbanken war diese Entwicklung
gleichbedeutend mit einem Dolchstoß: Nachdem die Zinsen in den
vergangenen Jahren von 1 auf 5,25 % angestiegen waren, wurde
nun innerhalb von wenigen Tagen ein weiteres Prozent auf 6,25 %
aufgeschlagen. Damit rechneten sich die meisten
Hypothekenkredite nicht mehr, die ja vor zwei Jahren noch zu
Zinsen von teilweise unter 4 % ausgegeben wurden.

Die Fed hatte in dieser Phase täglich überraschend viele Repos
von Geschäftsbanken zurückgekauft. Hypothekenbanken konnten
also ihre Hypothekenkredite wieder an die Geschäftsbanken als
Kreditsicherheiten geben, da diese dann an die Fed
weitergegeben werden konnten. So erhielten die Hypothekenbanken
wieder etwas Bargeld.

Aber auch die Geschäftsbanken konnten die bereits im Bestand
befindlichen Hypothekenkreditprodukte (MBSs und CDOs) als
Sicherheit für frisches Geld hinterlegen – wenn auch zu einem
teuren Zinssatz, nämlich dem Diskontsatz von 6,25 %. Aber all
diese Liquidität hat nicht ausgereicht, dem Markt das Vertrauen
wiederzugeben, das er verloren hatte. Aber egal, wie viel
Liquidität die Fed zu diesem teuren Diskontsatz in den Markt
pumpte, die Hypothekenbanken mussten noch immer auf ihre
Kredite draufzahlen und drohten noch immer, in die Insolvenz zu
rutschen.

Am Mittwoch vor einer Woche gab die Hypothekenbank Countrywide
Financial (CFC), die bekannterweise solventeste aller
Hypothekenbanken, bekannt, dass sie ihre Kreditrahmen voll
ausgeschöpft habe, was soviel heißt wie, „Wir stehen einen
Schritt vor dem Abgrund".

Am Mittwoch und dem folgenden Donnerstag erlebten die
Finanzmärkte einen Ausverkauf, der einem Crash recht nahe kam.
Zum Glück erholten sich die Märkte am Donnerstag Abend und es
bestand die Hoffnung, dass sich dieser Trend am Freitag
fortsetzen werde. Doch dann machte Japan dieser Hoffnung einen
Strich durch die Rechnung: Der Nikkei fiel in der Nacht um 5,4
%! Der größte Kurseinbruch seit 1998. Als in Deutschland die
Märkte öffneten, sah es nicht viel besser aus und es war
schließlich absehbar, dass der Freitag im Chaos enden würde.

In dieser Situation gab nun die Fed bekannt, den Banken die
Refinanzierung zu verbilligen. Sie senkte den Diskontsatz um
ein halbes Prozent von 6,25 auf 5,75 %. Das war Hilfe in
letzter Sekunde.

Bei den Milliarden von US-Dollar, die in diesem
Refinanzierungssystem täglich verschoben werden, ist ein halbes
Prozent sehr viel. Der unmittelbare Druck war aus dem System
genommen, die Börsen setzten zu einer Rallye an, die uns bis
heute bei sämtlichen Aktienindizes über 3 % Plus bescherte.

Doch die kurzfristige Steuerung erfolgt mit den Repos, die
wesentlich kurzläufiger sind, als die Outright Transactions.
Die Liquiditätsprobleme werden nun also zu einem günstigeren
Zinssatz über Repos behoben. Ein Schritt in die richtige
Richtung, aber nicht genug.

Es ist klar, dass ein Kredit, der zu 4 % ausgegeben wurde,
nicht mit Repos zu 5,75 % refinanziert werden kann. Von einer
Lösung der Immobilienkrise sind wir also noch weit entfernt.

So kommen nun wieder die Kritiker auf, die vorrechnen, dass der
verminderte Diskontsatz noch lange nicht reicht. Erst wenn der
Leitzins um mindestens zwei Prozent gesenkt sei, so die
Kritiker, können man eine Heilung der Immobilienkrise erwarten.

Ich widerspreche dieser Einschätzung nicht. Aber mir ist diese
Einschätzung egal. Der Immobilienmarkt der USA wird meiner
Erwartung nach noch mindestens ein weiteres Jahr ein
Problemkind bleiben, Bauunternehmer werden reihenweise pleite
gehen, Hypothekenbanken werden weiterhin in die Insolvenz
schliddern.

Doch in einem Jahr, wenn nur noch eine Hypothekenbank in den
USA existiert, wenn nur noch ein Bauunternehmen überlebt hat,
wenn der Leitzins dann endlich unter 4 % steht, dann wird der
Dow Jones bei 15.000 Punkten stehen. Und von 13.235 Punkten bis
15.000 Punkten sind 13 % Kursgewinn zu erzielen – und daran
möchte ich teilhaben.

Wie gesagt: Über 3 % haben wir in der abgelaufenen Woche schon
hinter uns. Schauen Sie sich die Wochenperformance in
nachstehender Tabelle an:


INDIZES
23.8.07
Dow Jones 13.236 3,0%
NASDAQ 2.542 3,7%
S&P 500 1.462 3,6%
DAX 7.512 3,3%
Nikkei 16.237 5,3%
Euro/US-Dollar 1,3566 1,1%
Euro/Yen 157,41 4,2%
10-Jahre-US-Anleihe 4,62% 0,0
Umlaufrendite Dt. 4,30% 0,0
Feinunze Gold USD $658,30 1,6%
Fass Crude Öl USD $69,47 -2,2%


Vor dem Hintergrund des wieder abschwächenden US-Dollars ist
auch der Goldpreis wieder etwas angestiegen. Untypisch und für
mich auch nur technisch erklärbar ist der weitere Verfall des
Ölpreises. Aus technischer Sicht habe ich vor sechs Wochen das
Korrekturziel von 65 US-Dollar ausgegeben. Dies scheint nun
auch anvisiert zu sein.

Der japanische Yen ist stark gefallen, der Euro legte gegenüber
dem Yen um 4,2 % zu. Nachdem der Yen einige Wochen in Folge
fest notierte, erfolgte in dieser Woche die Gegenreaktion.
Entsprechend stieg der Nikkei stark an.

Eine detaillierte Analyse zum Finanzmarkt Japan habe ich im
Rahmen der heutigen Leserfrage vorgenommen. Bitte schauen Sie
sich daher Kapitel 05 – Leserfrage an.


RÜCKBLICK

Der Rückblick für diese Woche kann kurz gefasst werden, denn es
ist nichts Überraschendes passiert. Die Diskontsatzsenkung
führte zu oben genannter Rallye. Inzwischen kommen jedoch
Zweifel auf, ob die Fed tatsächlich auch Leitzinssenkungen
folgen lassen wird, und somit tritt die Börse wieder auf der
Stelle.

Countrywide Financial's (CFC) CEO war gestern im Fernsehen. Als
jemand, der den US-Immobilienmarkt besser im Auge hat, als
jeder andere, waren seine Worte gewichtig: Die
Liquiditätsversorgung für Hypothekenbanken sei trotz der
Diskontsenkung nicht viel besser geworden, und er könne noch
nicht absehen, wann die Immobilienkrise ihren Boden erreichen
werde.

Nun, da steht uns also noch einiges bevor. Doch mehr dazu im
nächsten Kapitel.


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03. AUSBLICK: ROHSTOFFMÄRKTE NACH ZINSSENKUNG MIT CHANCEN
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Freuen wir uns doch auf die Turbulenzen, die mit immer neuen
Hiobsbotschaften aus dem Immobiliensektor einher gehen werden.
Denn sie bieten uns immer wieder neue Einstiegsgelegenheiten.

Für die nächste Woche erwarte ich tatsächlich noch verstärkten
Druck auf die Aktienmärkte. Denn es ist die letzte Woche im
August und zum Monatsende werden immer wieder Portfolios
bereinigt – ich rechne also mit ein paar dicken Verkaufsorders,
die auf die Kurse drücken.

Eine Reaktion von der Fed erwarte ich in der nächsten Woche
nicht. Die nächste Sitzung findet im September statt und bis
dahin werden sämtliche Konjunkturdaten, die schlecht ausfallen,
positiv aufgenommen, da sie für eine Leitzinssenkung sprechen.
Nachrichtenstille oder aber positive Meldungen werden jedoch
die Kurse weiter unter Druck bringen.

Der September ist traditionell ein Monat, vor dem Börsianer
Angst haben. Und vor dem Hintergrund der noch ungewissen
Haltung der Fed (wie gesagt, ich bin überzeugt, es werden
Leitzinssenkungen folgen – aber mit dieser Überzeugung stehe
ich noch alleine da) gehen Börsianer mit gemischten Gefühlen in
den September. Meistens ist Angst mit von der Partie.

Daher erwarte ich in der nächsten Woche, dass viele
institutionellen Anleger ihre Barbestände erhöhen werden. Die
Nerven sind am Boden und die Angst vor einer plötzlichen
Insolvenz, obwohl man doch große Bestände an Wertpapieren hat
(diese aber nicht los wird) sitzt noch in den Knochen der
Manager.

Also: Die Stimmung wird sich weiter anspannen. Hilfe seitens
der Fed ist in der kommenden Woche nicht zu erwarten, vielmehr
fürchte ich, dass Fed-Mitglied William Poole wieder einmal eine
seiner Inflationsreden halten könnte. Das Schlimme daran: Diese
Reden sind meist uralt und werden so lange gehalten, bis der
Ghostwriter eine neue geschrieben hat. Der Auftrag zu einer
neuen Rede ist sicherlich schon ergangen – aber vielleicht ist
sie nicht schnell genug fertig, so dass eine alte Rede wieder
aus der Tasche gezogen wird. Und darin dominiert das Thema
Inflation und nicht Immobilien.

Vergangenen Freitag habe ich die meisten Positionen aus unserer
Beobachtungsliste auf Kaufen gestellt. Es fand ein Ausverkauf
statt, den Sie zum Kaufen bzw. Nachkaufen nutzen konnten.

Heute stehen die Aktien schon wieder deutlich höher. Der RSI
des DAX (49) sowie des Dow Jones (47,7) stehen beide noch im
überverkauften Bereich. Der Relative Strengh Index gibt an, ob
der Markt übergekauft oder überverkauft ist. Trotz der Rallye
dieser Woche dominieren noch immer die großen Verkaufsorder das
Geschehen.

Daher rechne ich nicht mit einer heftigen Korrektur. Nach den
Kursgewinnen der vergangenen Woche kann ich mir eine
uneingeschränkte Fortsetzung der Rallye jedoch auch nicht
vorstellen. Ich denke, zum Monatsende werden die Indizes um das
aktuelle Niveau herum schwanken, eventuell mit einer leichten
Tendenz abwärts.

Ich habe einige unserer beobachteten Werte wieder auf Halten
gestellt, erst nach weiteren Kursverlusten werde ich sie wieder
zum Kauf empfehlen. Für mich ist noch immer das Treiben auf den
Goldmärkten bemerkenswert:


GOLDPREIS

Da vollführt der US-Dollar binnen zwei Wochen einen Anstieg um
6 % und anschließend bricht er wieder ein, alles Vorgänge, die
normalerweise direkt auf den Goldpreis überspringen, doch
dieser rührt sich kaum.

Meinen Informationen von Goldverkäufern zufolge werden derzeit
Goldbarren stark nachgefragt. Auch große Summen an
Anlagevermögen fließen in Goldzertifikate, die wiederum durch
Goldkäufe gedeckt werden. Dennoch steigt der Goldpreis nicht
an.

Vielmehr brachen die Goldminen in den vergangenen Wochen ein –
wohl aus Enttäuschung über den ausbleibenden Goldpreisanstieg.
Yamana ist in meinen Augen heute noch attraktiver, als zuvor.
Ich würde hier nachkaufen.

Viel leichter lassen sich die Vorgänge bei den
Industriemetallen erklären. Ein fallender Zins in den USA würde
die US-Konjunktur stimulieren und eine gesunde Konjunktur
fördert die Produktion und somit auch die Nutzung von
Rohstoffen.

Solange die Fed ihre harte Haltung an den Tag legte und
Zinssenkungen ausschloss, ja sogar Zinsanhebungen in Aussicht
stellte, fürchtete man eine bevorstehende Rezession. Die
Rohstoffpreise fielen, die Aktien von den entsprechenden
Unternehmen auch. Lundin Mining fiel z.B. um bis zu 20 %.

Doch seit der Diskontsatzsenkung ist eines gewiss: Die Fed wird
keine Rezession zulassen. Somit stiegen die Industriemetalle an
und mit ihnen auch die Aktien der Unternehmen dieser Branche.
Lundin beispielsweise stieg in dieser Woche um 9 % an.


SPEKULATIONSEMPFEHLUNG: NORDDEUTSCHE AFFINERIE

Direkt am Hamburger Hafen sitzt die Kupferhütte Norddeutsche
Affinerie. Die Aktien sind in den vergangenen Wochen um bis zu
20 % eingebrochen, nun erfolgt die Gegenreaktion.

Das KGV steht bei 13, derzeit wird eine freundliche Übernahme
von Cumerio verhandelt, die über eine Kapitalerhöhung
finanziert werden soll, aber einen überproportionalen
Gewinnbeitrag liefern würde.

Aber auch ohne diese Übernahme steht das Unternehmen auf
gesunden Füßen und zahlt eine überaus attraktive
Dividendenrendite von 4,5 %. In den Prognosen ist ein stabiler
Kupferpreis angesetzt, ich rechne jedoch wieder mit weiter
steigenden Kupferpreisen. Die Prognosen sind also zu niedrig.

Nach dem Rücksetzer von 34,85 Euro Anfang Juli auf 28,40 Euro
in der vergangenen Woche ist die Gegenreaktion bereits im
Gange. In der nächsten Woche könnte eine Konsolidierung bis
unter 30,50 Euro erfolgen, ich würde dies zum Einstieg nutzen.

Anschließend erwarte ich die Rückkehr zu den alten
Höchstständen bis Ende dieses Jahres.

Wir haben schon einige Rohstoffaktien in unserer
Beobachtungsliste, daher werde ich diese Empfehlung nur in das
spekulative deutsche Depot legen.


FANNIE MAE

Fannie hat in den vergangenen Wochen aufgrund der Spekulation,
dass der Kreditvergabe seitens der Behörden aufgehoben werden
könnte, um den Immobilienmarkt zu stützen, kräftig zulegen
können. Nun ist jedoch offensichtlich geworden, dass die Fed
die Immobilienkrise ohne Hilfe von Fannie lösen möchte. Somit
könnte ich mir kurzfristig einen Kursrückgang gut vorstellen.
Ich würde daher Zwischengewinne von 15 % realisieren und die
Hälfte der Position verkaufen.


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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
ALLIANZ, APPLE, KLÖCKNER & CO., NINTENDO, WACKER CHEMIE
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

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FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

ich bin ein Leser der ersten Stunde, als Sie noch für ekip
schrieben.

Jetzt bin ich erneut Abonnent, weil mich Ihre Analysen sehr
interessieren. Daher auf diesem Wege meine fünf größten
Positionen zum Depotcheck:

Allianz,
Apple,
Klöckner und Co.,
Nintendo,
Wacker Chemie.

Auf Ihre Meinung bin ich sehr gespannt.

Mit freundlichen Grüßen, Detlef aus Berlin


ANTWORT:

Vielen Dank für Ihr Lob. Meine "erste" Stunde war nicht im März
2000 die ekip., sondern bereits zwei Jahre zuvor. Damals
schrieb ich im Rahmen des Aktiennewsletters ein Kapitel und
anschließend den Global Markets Newsletter für die Finanzpark
AG. Mit der Finanzpark AG arbeite ich bis heute in
verschiedenen Projekten zusammen.

ALLIANZ

Das KGV des größten Versicherers beträgt 8,7. Nur in der
Finanzbranche gibt es so günstige KGVs. Der Grund: Die
Geschäfte schwanken sehr stark. In einem Jahr werden die
Gewinne im Aktien-Eigenhandel erzielt, im nächsten mit
Fusionsberatung, im Jahr darauf mit IPOs und anschließend mit
der Emission von Derivaten.

Für die Versicherung lässt sich wenigstens noch ein stabiles
Geschäft aus Versicherungsprämien vorweisen. Aber auch hier
kann eine Umweltkatastrophe schnell einmal den Jahresgewinn
aufzehren. Bis zum 30.12. eines Jahres ist der Gewinn also
leider nicht sicher.

Ich denke, aufgrund dieser Unwegsamkeiten ist das KGV von
Finanztiteln stets so niedrig. Wer die Jahresschwankungen
jedoch aussitzen kann, der kann sich meist über große
Kursanstiege freuen. So denke ich, dass Sie langfristig zu den
Gewinnern gehören, wenn Sie die Allianz halten.

Ist die Allianz in die US-Immobilienkrise verwickelt? Ich weiß
es nicht. Eine entsprechende Meldung mit einer Milliarden-
Abschreibung könnte den Kurs noch von derzeit 159 auf 140 Euro
drücken - anschließend käme es jedoch zu einer Erholung.

Wer die Allianz hat, der sollte sie halten. Wer sie kaufen
will, der sollte nur einen kleinen Teil zu den heutigen,
niedrigen Kursen kaufen und sich bereit halten, im Falle eines
weiteren Kurssturzes in den niedrigen 140ern nachzukaufen.


APPLE

Computer iMac, MP3-Player iPod und nun Handy iPhone stammen aus
diesem Haus. Die Erfolgsstory Apples habe ich oft genug im
Heibel-Ticker beschrieben. Ich denke, das wird noch einige Zeit
so weiter gehen.


KLÖCKNER & CO NAMENSAKTIEN

Erst vor einem Jahr ist dieser Stahlhändler an die Börse
gegangen, seither hat sich der Kurs bis zu vervierfacht. In den
vergangenen Wochen geriet Klöckner unter die Räder, da einige
Faktoren auf den ersten Blick gegen das Unternehmen laufen.

So ist der Stahlpreis stark angestiegen. Klöckner kauft Stahl
bei ThyssenKrupp, Mittal und Arcelor ein, hat somit mit
größeren Rohstoffkosten zu kalkulieren. Das frisst in die
Gewinnmarge.

Außerdem ist der größte Abnehmer Klöckners die Bauindustrie.
Nur 15 % des Umsatzes werden in den USA erwirtschaftet, dennoch
wurde Klöckner im Rahmen der Immobilienkrise gleichfalls
ausverkauft.

Im jüngsten Quartalsergebnis von vor vier Wochen spiegeln sich
diese beiden Punkte wider. Umsatz- und Gewinnanstieg blieben
leicht hinter den Erwartungen zurück. Dennoch hält das
Management an den Prognosen für 2007 fest.

Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen. Diese
Meldungen reichten aus, um die Aktien von ihrem Hoch bei 63,20
Euro binnen vier Wochen unter 40 Euro zu prügeln. Damit notiert
Klöckner nun auf einem KGV von 11. Dank einiger Akquisitionen
wächst der Umsatz mit 15 % an. Die Barkasse ist prall gefüllt
(500 Mio. Euro) und es sind noch weitere Übernahmen für dieses
und das nächste Jahr angekündigt.

Ich würde sagen: Kurse unter 45 Euro sind eine super
Einstiegsgelegenheit.


NINTENDO

Um sich den Erfolg von Nintendos Wii anzusehen, müssen Sie nur
diese Woche einmal über die Games Convention in Leipzig laufen.
Während Sony (Playstation III) und Microsoft (Xbox 360)
Spielkonsolen mit Technik ausstatten, auf die manches
Rechnungszentrum eines Mittelständlers neidisch wäre, hat
Nintendo mit seiner Wii einen ganz anderen Weg eingeschlagen:
Der Fokus bei der Wii liegt auf Bewegungssensoren. Der Spieler
muss nicht nur mit Joystick und Tasten die Figuren bewegen,
sondern muss diese Bewegungen selber vormachen.

Da mag die Technik nicht mit Terrybytes und Nanospeed protzen,
aber die Einbindung der Bewegungssensoren in Spiele hat
Nintendo zu einer ganz eigenen Spielklasse gemacht.

Das Wii-Umsatzwachstum von 90 % zeigt dies, aber auch der
Aktienkurs. So ist die Aktie WKN 864009) seit der Einführung
der Wii vor knapp zwei Jahren von 100 auf nunmehr 336 Euro
gestiegen. Das KGV steht bei 25 und ist damit in meinen Augen
noch immer günstig. Sony wurde nun überflügelt, selbst vom
Marktwert her ist Nintendo seit drei Monaten vor Sony.

Dennoch: 1,5 Mrd. Euro Umsatz werden nun mit 47 Mrd. Euro
Marktkapitalisierung bewertet. Da ist schon einiges an
Phantasie im Kurs enthalten. Und wenngleich die Gewinne derzeit
mit dreistelligen Zuwachsraten alles andere in den Schatten
stellen, so wird diese Aktie in meinen Augen nun sehr anfällig
für Rückschläge.


WACKER CHEMIE

Die beiden Hauptgeschäftsfelder des Münchener
Spezialchemieunternehmens sind Silizium-Wafer, die für den Bau
von Solaranlagen verwendet werden sowie Silikon, das für
Isolierungen in der Bauindustrie verwendet wird (Nein, nicht
das Silikon, das Pamela Anderson aufbaut!).

Wacker Chemie wächst wacker mit 15 % p.a. So ist das KGV von 19
in meinen Augen sehr günstig. Der Kurs hat sich im Rahmen des
Solarhypes im vergangenen Jahr verdoppelt und konsolidiert nun
etwas. Ich halte die Konsolidierung für eine gute Gelegenheit,
einzusteigen.


FAZIT

Ihre regionale Mischung ist vorbildlich: Drei Unternehmen aus
dem Heimatmarkt (Allianz, Klöckner, Wacker) und jeweils eines
aus den USA (Apple) und Japan (Nintendo).

Die Branchenmischung sieht nicht mehr ganz so eindeutig aus:
Finanzen (Allianz), Industrie (Klöckner, Wacker) und
Technologie (Apple, Nintendo). Klöckner hat seine Kunden
größtenteils in der Bauindustrie, Wacker bezieht ein Drittel
seines Umsatzes von eben dieser Branche. Daher sind genau diese
beiden Aktien in den vergangenen Wochen stark unter die Räder
gekommen.

Aber die Zukunft von Wacker liegt in den Solar-Wafern, denn
dieser Geschäftszweig wächst am schnellsten. Damit ist Wacker
eher dem Energiesektor zuzuordnen, die Branchenüberschneidung
mit Klöckner nimmt also tendenziell ab.

Apple und Nintendo sind beide derzeit an der Spitze der
Unterhaltungselektronik. Mit dem iPod hat Apple die
Musikbranche revolutioniert, mit dem iPhone wird es den
Mobilfunkmarkt umkrempeln. Nintendo hingegen unterhält zu Hause
mit Spielen, die seit neuestem sogar verschiedenste
Fitnessprogramme für zu Hause messbar machen.

Natürlich gibt es schon Gerüchte, dass Apple und Nintendo an
der Implementierung des Bewegungschips in das iPhone arbeiten.
Aber wie gesagt: Wir belassen dies bei dem was es ist:
Gerüchte.

Vor dem Hintergrund, dass ich in den nächsten Monaten einen
besonders festen Technologiesektor erwarte, lasse ich diesmal
zwei Technologieaktien zu.

Alle Ihre Aktien sind sehr konservativ. Stets sichert eine
moderate Dividende den Kurs ab. Stets sind die Aktien schon
stark angestiegen. Aber auch in einem konservativen Portfolio
hat eine spekulative Aktie durchaus Platz. Ein Unternehmen, das
sich gerade anschickt, einen erfolgreichen Turnaround zu
vollziehen oder ein junges Unternehmen, das gerade erst den
Break-even geschafft hat. Eine solche Aktie würde noch gut zu
Ihrem Portfolio passen.

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05. LESERFRAGE: JAPANISCHE YEN-ANLAGEN
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

ich habe ein nicht unerhebliches Yen-Guthaben, das z.Zt.
nutzlos bei den Banken liegt. Festgeld kommt nicht in Frage, es
gibt keine Zinsen. Umwechseln in eine gängige Währung ist auf
Grund des derzeit ungünstigen Wechselkurses sicher nicht
angeraten. Abwarten, bis der Yen erheblich steigt, scheint mir
auch keine Lösung. Wissen Sie eine gute Anlagemöglichkeit? Ich
denke, dass ich im Yen bleiben sollte, da dieser mit ziemlicher
Sicherheit in wenigen Jahren wieder fester tendieren dürfte.

Also: Das Geld in Japan anlegen?

Für guten Rat wäre ich sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüssen, Hans aus der Schweiz


ANTWORT:

Tja, dem Yen kommt derzeit mindestens eine ebenso wichtige
Schlüsselrolle zu, wie den US-Immobilien. Ich werde im
Folgenden zunächst den Yen gegenüber dem US-Dollar bewerten,
anschließend schlage ich dann die Brücke zum Euro. Steigt der
Yen, so werden Carry-Trades aufgelöst und nach Japan zurück
geführt, was dem Yen weiter Auftrieb geben und den US-Dollar
schwächen würde.

Im Yen-Carry-Trade sind derzeit über eine Billionen US-Dollar
gebunden. Solange der Leitzins in Japan niedrig und der Yen
schwach ist, hat dieses Finanzkonstrukt bestand und versorgt
die internationalen Finanzmärkte weiter mit Liquidität. Sollte
der Yen allerdings zu steigen beginnen, so würden Carry-Trades
aufgelöst und Liquidität entzogen werden.

Nochmals kurz zur Erinnerung: Der Yen-Carry-Trade beinhaltet
die Aufnahme eines Kredites in japanischen Yen zum derzeit noch
immer sensationell günstigen Leitzins von 0,5 %. Der
Diskontsatz in Japan beträgt seit Februar dieses Jahres 0,75 %.
Billiger kommen Sie weltweit nicht an Geld heran.

Dieses Kapital wird nun entweder in den unterbewerteten
Aktienmarkt Nikkei 225 investiert, oder zu einem großen Teil
außer Landes gebracht und beispielsweise zur Finanzierung einer
Hypothek verwendet. Institutionelle Anleger und Hedgefonds
haben diese Gelder aber auch für spekulative Käufe an den
internationalen Aktien- und Rohstoffmärkten verwendet.

Bei Fälligkeit muss die Kreditsumme sowie der niedrige Zins in
Yen zurück gezahlt werden. Wenn der Yen während der Laufzeit
fällt, dann müssen internationale Anleger sogar weniger US-
Dollar bzw. Euro zurück in Yen tauschen, um die Kreditsumme
zurück zu zahlen.

Ein Anstieg des japanischen Leitzinses oder des Yen würde
dieses Geschäft unrentabel machen, die Kredite würden zurück
gezahlt und die dafür erforderlichen Mittel würden den
internationalen Finanzmärkten, den Aktien- und Rohstoffmärkten,
entzogen. Bei einem Volumen von einer Billionen US-Dollar kann
daraus gerne einmal eine Baisse folgen.

Diese Woche hat die Bank of Japan (BoJ) getagt und
erwartungsgemäß den japanischen Leitzins unverändert bei 0,5 %
belassen. Eine Senkung ist derzeit nicht erforderlich, da die
Konjunktur in Japan an Fahrt gewinnt. Die Frage ist lediglich,
wann die Finanzmärkte eine weitere Anhebung verkraften. In
diesen Tagen der Immobilienkrise sicherlich nicht.

Kurz zuvor hatte die Fed den US-Diskontsatz gesenkt (siehe
heutiges Kapitel 02). In den USA sinken also die Zinsen, in
Japan steigen sie. Damit wird die japanischen Währung immer
attraktiver, der US-Dollar immer weniger attraktiv. Die Folge
wird früher oder später zwangsläufig ein Anstieg des
japanischen Yen sein.

In den vergangenen Wochen der Immobilienkrise ist der Yen
gegenüber dem US-Dollar um 8 % angestiegen. Je weiter die
Immobilienkrise sich ausbreitete, desto wahrscheinlicher wurde
eine Zinssenkung in den USA, was wiederum den Yen stützt. Als
dies jedoch "nur" eine Diskontsatzsenkung wurde und direkt
anschließend die BoJ keine Zinsanhebung vermeldete, erfolgte
eine Gegenreaktion des Yen, er gab wieder um 3 % nach.

In den kommenden Jahren wird sich meiner Ansicht nach folgendes
Zinsszenario ergeben: In den USA werden die Zinsen jeweils nur
gesenkt, wenn die Gefahr einer Rezession offensichtlich wird.
In Japan hingegen wird der Zins immer dann angehoben, wenn die
Konjunktur stabil ist.

Damit wird sich der Zinsunterschied zwischen Japan und den USA
immer weiter verkleinern. Periodisch wird es immer wieder zu
Rallyes im Yen kommen.

Eine jede Rallye jedoch wird am Nikkei mit Ausverkäufen
beantwortet werden, da Japans Wirtschaft sehr stark am Export
hängt. Und ein teurer Yen lässt auch die japanischen Produkte
teurer werden und damit können weniger verkauft werden.

Aber wie ich oben sagte: Die BoJ wird es nicht riskieren, mit
ihren Zinsanhebungen die Konjunktur zu ersticken.
Zinsanhebungen werden nur dann vorgenommen, wenn die Konjunktur
dies zulässt - und dies spiegelt sich im Nikkei wider. Wenn die
Konjunktur also Probleme bekommt, wird der Nikkei einbrechen
und die BoJ wird den Zins sicher nicht anheben. Wenn die
Konjunktur brummt, wird der Nikkei ansteigen und in diese
Euphorie hinein ist dann eine Zinsanhebung nur ein kleiner
Stolperstein.

Der Nikkei wird also steigen.

YEN - EURO

Auch in Europa steigen die Zinsen. Für dieses Jahr werden noch
ein bis zwei Leitzinsanhebungen der EZB erwartet. Damit dürfte
auch der Euro weiterhin zu den festen Währungen gehören.

Ob nun der Yen oder der Euro gegenüber dem US-Dollar fester
sein wird, weiß ich nicht. In den vergangenen fünf Jahren war
der Euro eindeutig fester, gegenüber dem Yen ist er um 42 %
angestiegen. Aber während in Europa der Leitzins bereits bei 4
% steht, steht er in Japan erst bei 0,5 %. Heute mag der Euro
wesentlich attraktiver sein, als der Yen. Aber in den nächsten
Jahren wird der Yen durch häufige Zinsanhebungen relativ
gesehen an Attraktivität gegenüber dem Euro zulegen. Also
erwarte ich, dass der Yen auch gegenüber dem Euro steigt - wenn
auch nicht so stark, wie gegenüber dem US-Dollar.

ANLAGEMÖGLICHKEIT

Im heutigen Depotcheck habe ich Nintendo analysiert. Ein
durchaus lohnendes Investment, wenn auch bereits auf riskant
hohem Niveau. Wesentlich günstiger ist meine Japan-Empfehlung
aus der Beobachtungsliste.

Wenn Sie jedoch nicht alles auf eine Karte setzen wollen, dann
würde ich in Japan am besten in ein entsprechendes Nikkei-
Zertifikat investieren. Ich habe für das deutsche und das US-
Depot jeweils ein entsprechendes Zertifikat vorgestellt. Ein
Nikkei-Zertifikat, das in Japan erhältlich ist, kenne ich nicht
- ich spreche kein Japanisch. Die Bank, mit der Sie Ihre Yen-
Geschäfte machen, sollte ein solches Zertifikat anbieten
können.


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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hineinschauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt, habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.


Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL – Stopp-Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 23.8.07 Änd.Woche Empf.
DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 53,74 € -10% 1% K
Apple Comp. 865985 21.1.06 97,18 € 86% 7% H
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 35,99 € -11% 0% NK
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.554,00 € 1% 0% K
Goldmünze 20 Mk Wi 13.10.06 107,50 € -11% 0% K
GMAC 2010 5,75%908511 24.3.06 87,90 € -4% -5% VL

SPEKULATIV
ABB 919730 4.8.06 16,96 € 70% 3% V
Nabors Ind. 662778 21.1.06 20,89 € -26% 0% H
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 48,80 € 2% -1% K
Berentzen AG 520163 28.7.06 5,15 € -21% 3% H
Matsushita 853666 27.2.07 12,57 € -18% -1% NK
Yamana 357818 2.7.07 7,60 € -9% 1% NK

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $512,19 20% 4% H
Sears Holding SHLD 13.10.06 $141,43 -18% 6% H
BHP Billiton BHP 26.1.07 $60,96 52% 17% V
Japan ETF EWJ 27.2.07 $13,90 -7% 1% K
Gold&Silberfond CEF 13.10.06 $9,08 12% 1% K

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13.10.06 $65,31 12% 1% K
Silber ETF SLV 13.10.06 $116,23 2% -1% K
Fannie Mae FNM 10.11.06 $68,13 14% 5% V
DRD Gold DROOY 3.11.06 $5,40 -58% 6% H
Transocean RIG 19.1.07 $103,58 38% 8% H
Annaly Cptl. Mg NLY 23.3.07 $14,42 -3% 3% H
Lundin Mining LMC 12.5.07 $10,81 -11% 9% K
Monster MNST 8.6.07 $33,68 -25% -5% NK
Yahoo! YHOO 25.6.07 $23,13 -16% 2% K
Level 3 Com. LVLT 18.7.07 $4,98 -17% 5% H

SL: Apple Stopp-Loss auf 20 % ändern, 84,84 EUR
VL: GMAC Anleihe bereits zu 95 % verkaufen
NK: Monster nachkaufen unter 34 USD
NK: Matsushita, DB ETF Japan sowie Yamana sind auf dem
aktuellen Niveau ein Kauf.

Bitte beachten Sie: Kaufen Sie nicht blindlings alles, obwohl
fast alles in den nächsten Wochen hochgehen wird. Achten Sie
auf die sinnvolle Portfoliostruktur und kaufen Sie nach wie vor
keine Finanztitel.

INVESTITIONSQUOTE:
45 % Aktien, (+10)
20 % Edelmetalle, (+-0)
0 % Optionen, (+ 5)
35 % Bar (-15)

Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de

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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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08. AN-/ABMELDUNG
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