Heibel-Ticker Plus 07/35 - Bush und Bernanke verhelfen der Boerse zu erneuter Rallye

» zurück zur Übersicht

31.08.2007:
______________________________________________

H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
______________________________________________

DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 35 (31.08.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: BERNANKE UND BUSH STÜTZEN DEN MARKT
02. SO TICKT DIE BÖRSE: NOKIAS HÄSSLICHE HANDY-MODELLE
03. AUSBLICK: DER RICHTER UND SEIN HENKER: USA UND JAPAN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
BAYWA, INDUS HOLDING, ERSTE BANK, AHOLD, IKB
05. LESERFRAGE:
PENSIONSFONDS, LEITZINSSENKUNG, SYNTHETIKBANKEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0735-1806.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0735-1806.pdf

==============================================================
01. INFO-KICKER: BERNANKE UND BUSH STÜTZEN DEN MARKT
==============================================================

Liebe Börsenfreunde,

Bush und Bernanke haben heute gleich einen doppelten Schlag
zugunsten der Aktienbörsen ausgeübt: Bush sagte Hilfe für den
US-Immobiliensektor zu, Bernanke bestärkte seine Bereitschaft,
ebenfalls alles zur Rettung des Immobiliensektors zu tun. Na,
dann bitte anschnallen und gute Fahrt :-)

Nokia hat eine ziemlich unattraktive neue Modellreihe
vorgestellt. Wie bei keinem anderen Aktienunternehmen hängt bei
Nokia das künftige Geschäft jeweils von der
Weihnachtskollektion ab - und die ist dieses Jahr leider
schlecht ausgefallen. Lesen Sie im heutigen Rückblick, was Sie
mit Ihren Aktien tun sollten. Bitte nicht einfach verkaufen,
denn der Aufwärtstrend ist in vollem Gange.

Immer häufiger erreichen mich Fragen zur Rolle des japanischen
Yen im Weltfinanzsystem. Viele Leser haben ihr Haus über Yen-
Kredite finanziert. Sollten diese aufgelöst werden, oder kann
man weiterhin das niedrige Zinsniveau Japans nutzen? Ich habe
bei meiner Analyse der Zusammenhänge einige überraschende
Ergebnisse zu Tage gefördert. Mehr dazu im Kapitel 03 -
Ausblick. Dort finden Sie auch eine Empfehlung einer
Energieaktie, die meiner Ansicht nach kräftiges
Nachholpotential hat, da der Ölpreis diese Woche stark
angestiegen ist.

Der heutige Depotcheck strotzt nur so vor Finanztiteln. Aber,
ehrlich gesagt, lauter interessante Finanztitel. Dennoch ist es
derzeit tödlich, soviel Finanztitel zu Zeiten einer Finanzkrise
im Portfolio zu haben.

Die heutige Leserfrage beschäftigt sich gleich mit einer Reihe
von Fragen, die Sie sicherlich in Ihren aktuellen Gesprächen
auch haben: Wie steht es um Banken, die viele Derivate
ausgeben, wie stark sind Pensionsfonds in die Immobilienkrise
involviert, u.v.m. Ich hoffe, ich konnte befriedigende
Antworten geben.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

==============================================================
02. SO TICKT DIE BÖRSE: NOKIAS HÄSSLICHE HANDY-MODELLE
==============================================================

Was ein Ärger, wird sich mancher Börsianer diesen Sommer gesagt
haben: Letztes Jahr fand ein Ausverkauf statt, der im Juni die
beste Einstiegsgelegenheit eröffnete. Damals waren die meisten
Börsianer schon im Urlaub, sie verpassten diese Gelegenheit und
liefen den steigenden Kursen für den Rest des Jahres hinterher.

Dieses Jahr, als sich im Februar der von Asien ausgehende
Prozess zu wiederholen anschickte, legte man seinen Urlaub eben
auf die spätere Sommerhälfte. Doch dieses Jahr fand der
Ausverkauf Ende Juli bis Mitte August statt. Wer wichtig an der
Börse sein möchte, der ist von seinem Sommerurlaub kurz
entschlossen wieder ins Büro zurück geflogen oder war zumindest
jeden Tag Online, um sich zu informieren und gab per Telephon
Anweisungen.

Am 16. August hat die Fed nun den Diskontsatz gesenkt und
seither ist es eine ausgemachte Sache, dass diesem ersten
Schritt auch Leitzinssenkungen folgen werden. So wurden die
letzten Anweisungen gegeben und seither befindet sich die
Wallstreet im Sommerloch. Nichts passiert, ohne dass es am
Folgetag egalisiert wird.

Dass in dieser Woche sowohl ein Tag mit einem Tagesminus von
über 2 % (Dienstag) als auch einem Tagesplus von über 2 %
(Mittwoch) stattfand, suchen Sie in der Wochenperformance
vergeblich: Im Wochenvergleich hat sich nicht viel getan.

INDIZES

30.8.07
Dow Jones 13.238 0,0%
NASDAQ 2.565 0,9%
S&P 500 1.457 -0,3%
DAX 7.519 0,1%
Nikkei 16.497 1,6%
Euro/US-Dollar 1,3660 0,7%
Euro/Yen 158,82 0,9%
10-Jahre-US-Anleihe 4,50% -0,1
Umlaufrendite Dt 4,25% 0,0
Feinunze Gold USD $667,50 1,4%
Fass Crude Öl USD $73,49 5,8%



Auffallend ist einzig und allein der Ölpreis: Ein Anstieg von
5,8 % in nur einer Woche ist selten. Damit wurde mein
Korrekturziel von 65 US-Dollar je Fass Crude Oil nicht ganz
erreicht, bei 69 US-Dollar war vorerst Schluss mit der
Korrektur.

Von niedrigen Energiepreisen sind wir damit weit entfernt und
die entsprechenden Energieaktien, die in der Erwartung weit
niedrigerer Energiepreise in den Keller gerutscht waren, können
diesen Kursrutsch nun wieder ausgleichen. Ich habe für Sie eine
Aktie heraus gesucht, die meiner Ansicht nach optimal in unser
Portfolio passt. Mehr dazu im nächsten Kapitel.


NOKIA BAUT HÄßLICHE HANDYS, ALSO VERKAUFEN SIE DIE AKTIEN

Am vergangenen Dienstag hat Nokia eine Reihe von neuen Handys
vorgestellt, mit denen das Unternehmen im kommenden
Weihnachtsgeschäft punkten möchte. Ich habe mir die neuen
Modelle angeschaut und, um es kurz zu machen, ich habe den
Eindruck, dass Nokia Marktentwicklungen verschlafen hat.

Die neuen Geräte sind dick, überladen mit Technik, die auf den
kleinen Bildschirmen nicht beherrschbar ist. Nokia bietet ab
sofort eine neue Plattform an, über die Musik heruntergeladen
werden kann, um Apples iTunes Konkurrenz zu machen.

Für mich sieht das nach einer Aufholjagd aus. Eine Aufholjagd,
bei der Nokia lediglich versucht, den zweiten Platz zu belegen.
Und das ist für den Weltmarktführer auf dem Handymarkt mit
einem Marktanteil von über 30 % eine schwache Leistung.

Ihr Autor hat seit über einem Jahr mit dem Samsung P300, das
gerade einmal 9 mm dick ist und 81 g wiegt, gute Erfahrungen
gemacht. Der Winzling kann photographieren, Musik abspielen,
Bluetooth, WAP, E-Mail und vieles mehr, was ich nie brauche.
Ach ja, und ich kann damit telefonieren.

Nokia kommt nun mit Geräten auf den Markt wie das N81, das
doppelt so dick ist wie mein Handy und 140 g wiegt. Das
besondere an diesem Handy: Es kann Musik abspielen. Nun, ich
warte noch immer auf wirkliche Neuigkeiten.

Wenn Sie sich die Bestseller Liste der Handys anschauen, dann
finden Sie dort Geräte von Samsung (U600), Sony Ericsson (W850)
und auch das alte Nokia 6300, die jeweils flacher als 12 mm
sind. All diese Geräte bieten die Möglichkeit an, zu
telefonieren. Zusätze wie Musik, Kalender, Photo usw. sind
meistes auch vorhanden, ohne dass das Gewicht darunter leidet.

Ja, ich bin technikverliebt. Ja, ich fände es schön, wenn mein
Handy auch noch GPS-Empfang hätte. Und UMTS wäre auch toll.
Oder sogar WLAN-Fähigkeit, größerer Bildschirm, längere
Batterielaufzeiten, usw. Aber nur, wenn das Gewicht nicht
darunter leidet. Und soweit sind wir noch nicht.

Nokia stößt jedoch genau in diese Märkte vor. Dafür werden die
Nokia-Geräte klobig, ohne dass die Bedienbarkeit durch einen
Touchscreen wie beim iPhone von Apple verbessert würde. Nein,
für so etwas gebe ich kein Geld aus. Da gibt es wesentlich
schickere Geräte von LG, von Samsung und sogar inzwischen auch
wieder von Motorola.

Seit einigen Jahren verfolge ich die Modellpolitik von Nokia
intensiv. Nokia ist in meinen Augen ein leicht einzuschätzendes
Unternehmen, denn wenn Ihnen die neuen Modelle gefallen, dann
wird Nokia ein gutes Weihnachtsgeschäft haben, viel verdienen,
und der Aktienkurs steigt. Wenn Ihnen die neuen Modelle nicht
gefallen, dann werden sie zu Ladenhütern, die Umsätze gehen
zurück und der Kurs von Nokia bricht ein.

Nokia ist also eine Aktie, die Sie selbst sehr gut analysieren
können. Gehen Sie in Ihren Handy-Laden und lassen Sie sich die
neuesten Modelle zeigen. Fragen Sie den Verkäufer, welche
Geräte ankommen und welche Ladenhüter werden. Die
Handyverkäufer wissen am besten, was gewünscht ist. Und Sie
werden feststellen: Nokias Geräte sind nur selten dabei.
Die aktuelle Modellreihe Nokias war der Hit. Der Umsatz ist um
30 % angestiegen, die Gewinne sogar um 150 %. Aber da spielten
einige Sondereffekte mit hinein, in den kommenden Jahren
rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von 11 % p.a.
Das KGV 07e steht bei 18.

Damit ist Nokia günstig bewertet. Auch der Rest der Bilanz
sieht gesund aus: Kaum langfristige Schulden, 12 Mrd. Bargeld
in der Kasse, davon träumt so manche Hypothekenbank.

Wenn Sie sich die Vergangenheit anschauen, dann ist Nokia sehr
günstig bewertet. Schauen Sie jedoch so in die Zukunft, wie
ich, dann ist Nokia fair bewertet. Der Kurs ist allein im
laufenden Jahr von 15 auf 24 Euro angestiegen. Die Reaktion auf
die Präsentation der neuen Modelle war euphorisch, der Kurs
steigt weiter an. Ich halte diese Reaktion für falsch.

Aber ich muss zugeben, dass die Nokia-Aktie eindeutig in einem
kräftigen Aufwärtstrend fährt und noch nicht überbewertet ist.
Als Langfristanleger würde ich daher den aktuellen Kurssprung
nutzen, um die Hälfte meiner Position zu verkaufen. Den Rest
würde ich mit einem engen Trailing Stopp Loss von 10 %
weiterlaufen lassen. Mittelfristig, also im Verlauf des
Weihnachtsgeschäfts, erwarte ich Meldungen über schwache
Absatzzahlen bei Nokia und daraus dürfte dann ein Kurseinbruch
folgen, egal von welchem Kursniveau aus.


DER RICHTER UND SEIN HENKER: USA UND JAPAN

Ja, Sie lesen richtig. Die Wechselkursentwicklung des Yen zum
US-Dollar können Sie über die Entwicklung des Dow Jones legen:
Beide entwickeln sich identisch.

Die Leserfragen zum Yen und der Rolle Japans im
Weltfinanzsystem häufen sich und ich habe daher diese Woche
intensiv die Rolle des Yens analysiert. Das Ergebnis ist
überraschend – auch für mich. Ich bin heute angetreten, um
Ihnen ein paar japanische Aktien vorzustellen und zum Kauf zu
empfehlen. Doch das Ergebnis meiner Recherche lässt eine solch
einfache Schlussfolgerung nicht zu.

Mehr dazu im nächsten Kapitel.

==============================================================
03. AUSBLICK: DER RICHTER UND SEIN HENKER: USA UND JAPAN
==============================================================

Es ist schon faszinierend: Beim Analysieren des japanischen
Yens bin ich wie zufällig auf die Gründe für die plötzliche
Stärke des Schweizer Franken sowie die Schwäche des Neuseeland
Dollars sowie der koreanischen Währung gestossen. Alles hängt
am Yen, ob Sie es glauben oder nicht.

Aber fangen wir am Anfang an: Japan hatte in den 90ern eine
ziemlich lange Börsenbaisse sowie Rezession. Die Bank of Japan
(BoJ) senkte den japanischen Leitzins bis auf 0 %. Sie konnten
sich also in Japan Geld leihen, damit wirtschaften und nach
einiger Zeit den gleichen Betrag, ohne Zinsen, zurückzahlen.
Nirgends sonst kam man so günstig an Geld.

In Deutschland wurde dieser Umstand Häuslebauern schmackhaft
gemacht: Zur Finanzierung eines Hypothekendarlehens wurde der
Kredit häufig nicht bei einer deutschen Bank in Euro, sondern
bei einer japanischen Bank in Yen aufgenommen. Statt 6 % Zinsen
auf einen Eurokredit standen die Kreditzinsen in Japan unter 1
%. Der Häuslebauer sparte dadurch 5 % an Zinsen, trug jedoch
das Währungsrisiko einer Aufwertung des Yen.

Zu diesem Zeitpunkt wurden Gelder aus Japan nach Europa, aber
auch in die USA und in so ziemlich alle Regionen der Welt mit
hohen Zinsen, bewegt. Die Preise in diesen Regionen, egal ob
Immobilien oder Aktien, stiegen. Aus Japan ergoss sich ein
Strom von abfließenden Yen, der Yen verlor an Wert.

Dieses System nährt sich selbst, solange das Zinsniveau in
Japan so niedrig und solange der Yen so schwach bleiben. Man
schätzt, dass mittlerweile über 1 Billion US-Dollar (das sind
eine Million Millionen oder auch tausend Milliarden!) auf der
Welt im Umlauf sind, die durch den so genannten Yen-Carry-Trade
finanziert wurden. Diese Gelder stecken in Immobilien, in den
Anleihemärkten, den Aktienmärkten bis hin zu den spekulativen
Derivaten wie Optionsscheine, ja, sogar in den, in der jüngsten
Immobilienkrise in die Schlagzeilen geratenen, MBSs und CDOs.

Was passiert, wenn eine der beiden Komponenten in Japan,
niedrige Zinsen oder schwacher Yen, plötzlich drehen, konnten
wir im Februar 2006 sowie 2007 sehen: Die Aktien-, Anleihe-,
Immobilien- und Rohstoffmärkte brachen ein, nachdem die BoJ im
Februar 2006 den Leitzins von 0 auf 0,25 % und im Februar 2007
von 0,25 auf 0,5 % angehoben hat.

Je größer der Zinsunterschied zwischen Japan und dem Rest der
Welt, desto riskantere Anlagen werden durch Carry-Trades
finanziert. Wenn nun also der Zins von 0 auf 0,25 % angehoben
wird, dann ist nicht die Folge, dass alle Carry-Trades weltweit
umgehend aufgelöst werden, sondern eben nur die riskantesten,
die schon bei einer kleinen Zinserhöhung unrentabel werden.

Die Auflösung bedeutet im Wesentlichen, dass die Immobilien,
Aktien, Anleihen oder Derivate, die für die Yen-Kreditsumme in
anderen Regionen der Welt gekauft wurden, verkauft werden und
das Geld zurück nach Japan zur Ablösung des Kredits überwiesen
wird. Die Preise weltweit fallen, die Rücküberweisung nach
Japan führt zu einem Anstieg des Wechselkurses des Yen und die
Kreditsumme verschwindet. Liquidität wurde dem Markt entzogen.

Dies geschah, wie gesagt, bereits zweimal: jeweils im Februar
2006 und 2007. Im Februar 2006 waren die Weltfinanzmärkte
überrascht über diesen Zusammenhang. Selbst die Japaner
schienen mit einer solch heftigen Reaktion nicht gerechnet zu
haben. Anschließend hat sich Japan mit weiteren Zinsanhebungen
zurück gehalten, es gibt seither einen heißen Draht zwischen
den Finanzministern Japans und der USA.

Doch Japans Wirtschaft wächst mit 5,5 % p.a., da ist ein
Zinsniveau von deutlich über 2 % wünschenswert. Mit 0,25 % war
da nicht viel zu gewinnen, und ganz vorsichtig und behutsam,
begleitet von jeder Menge Liquiditätsspritzen seitens der BoJ
und der Fed, wurde im vergangenen Februar der Zins auf 0,5 %
angehoben. Weitere Carry-Trades wurden aufgelöst, Immobilien,
Aktien, Anleihen und Derivate fielen im Preis, der Yen stieg
an.

Dieses Spielchen sollte sich nach dem Wunsch von Henry Paulson,
Finanzminister der USA, und Koji Omi, Finanzminister Japans,
noch einige Male wiederholen, um langsam und kontrolliert die
Luft aus der Carry-Trade Spekulationsblase heraus zu lassen.

Doch der Markt ließ dieses Spielchen nicht zu. In diesem Sommer
sorgte erstmals nicht eine Zinsanhebung Japans für einen Crash,
sondern das Platzen der ersten Blase, die Immobilienkrise, für
einen Börseneinbruch. Diesmal verlief die Geschichte genau
anders herum:

Nicht aufgrund steigender Zinsen in Japan wurden Positionen
aufgelöst, sondern aufgrund eines zu hohen Zinsniveaus in den
USA. Man könnte sogar sagen: Der Zinsunterschied zwischen den
USA und Japan war nicht mehr groß genug, um durch den Carry-
Trade die Immobilienhausse zu nähren. Und das Schlimmste daran:
Eine Zinssenkung seitens der Fed würde die Zinsdifferenz weiter
verkleinern und damit zu einer weiteren Auflösung der Carry-
Trades führen, was den Vorgang des Preisverfalls an allen
Märkten verstärken würde.

Die vermeintliche Rettung durch eine Leitzinssenkung hätte also
die Krise vermutlich nur noch verschlimmert. Die
Diskontsatzsenkung, die nur für kurzfristige Gelder gilt, war
somit die einzige Möglichkeit der Fed, dem Markt langsam
begreiflich zu machen, dass das Zinsniveau in den USA zu hoch
ist.

Einige Carry-Trade Teilnehmer haben die Nachricht verstanden
und lösen seither ihre Positionen auf. Gleichzeitig gibt die
Aussicht auf Zinssenkungen den Amerikanern das Vertrauen in
ihre Wirtschaft zurück und sie kaufen kräftig ein. Aktien,
Immobilien, Derivate und Anleihen wechseln also in diesen Tagen
von den Händen von Carry-Tradern in die Hände von vermögenden
US-Anlegern.

Wenn Sie sich dieses Szenario vor Augen halten, dann bekommen
Sie sicherlich den Eindruck, dass sich an den Finanzmärkten
alles um den Yen-Carry-Trade dreht. Am 11. Mai dieses Jahres
habe ich Ihnen bereits ein Chart vorgestellt, das diesen
Zusammenhang anschaulich verdeutlicht. Inzwischen sind diese
Parallelen nur noch deutlicher geworden (http://www.heibel-
unplugged.de/161,carry-trades-yen-dow-jones-laufen-parallel/).

In Japan ist man sich der Gefahr bewusst, die von einer
Auflösung der Carry-Trades für die Weltfinanzmärkte ausgeht.
Neuseeland und Korea haben sich jüngst heftig über das
Verhalten der Japaner beschwert: Die jeweiligen
Nationalwährungen sind zum Spielball der Carry-Trades geworden,
da die dortigen Zinsen mit zu den höchsten der Welt zählen.

Aber auch in Europa ist man sich der prekären Situation
bewusst: Das Wirtschaftswachstum in der EU ist gesund und Jean-
Claude Trichet hat bereits weitere Leitzinsanhebungen der EZB
angekündigt. Gleichzeitig ist man sich des Einflusses der
Carry-Trades in Europa bewusst: Ein höheres Zinsniveau in der
EU würde weitere Yen-Kredite nach Europa schleusen.
Spekulationsblasen würden sich auch hier ausweiten, wie
beispielsweise schon im spanischen Immobilienmarkt der Fall.

Also fordern die Europäer Japan immer wieder auf, den Leitzins
anzuheben, um die Zinsdifferenz zwischen der EU und Japan nicht
zu groß werden zu lassen.

In dieser Triade ist natürlich jeder auf seinen eigenen Vorteil
bedacht: Japan versteckt sich gerne hinter den Interessen der
USA und hält den Zins niedrig und damit den Yen billig. Denn
Japan ist ein exportorientiertes Land und je billiger die
Heimatwährung, desto erfolgreicher sind die Exportunternehmen.
Der Erfolg lässt sich an dem robusten Wirtschaftswachstum von
5,5 % in Japan ablesen.

Die USA haben im Inland wirtschaftliche Probleme: Der
Immobilienmarkt war die letzte Finanzquelle des legendären
Konsums der Amerikaner, doch diese Quelle ist nun versiegt. Der
Einzelhandel wird Probleme bekommen, so wie auch der
Dienstleistungssektor. Alles, was nicht internationalisiert
ist, hat schwere Zeiten vor sich. Einen Abzug von liquiden
Mitteln, wie dies bei einer weiteren Auflösung von Carry-Trades
geschehen würde, kann das Land nur schwer verkraften.

Europa wächst kräftig und zieht die Zinsen weiter an. Aber
Zinserhöhungen dürfen nur langsam vorgenommen werden, da sich
sonst die Zinsdifferenz zu Japan weiter erhöht und neue Carry-
Trades initiiert werden. Lieber hätte man parallel
Zinserhöhungen in Japan, doch daran ist aus obigen Gründen
leider nicht zu denken.


SCHWEIZ ALS SICHERER HAFEN VOR CARRY-TRADERN

Die Schweiz, übrigens, gehört nicht zu den Regionen, in denen
Carry-Trader gerne anlegen. Dazu ist das Zinsniveau in der
Schweiz mit derzeit 2,5 % zu niedrig. Wenn Carry-Trades
weltweit also aufgelöst werden, Aktien, Anleihen, Immobilien
und Derivate verkauft werden, um in Japan die Kredite zurück zu
zahlen, dann bleibt die Schweiz weitgehend verschont von diesen
Vorgängen.

Das ist auch vielen europäischen Anlegern bewusst und auf der
Suche nach einem sicheren Hafen muss somit wieder einmal die
Schweiz herhalten. Dort gibt es zwar keine großen Kursgewinne
und auch keine hohen Zinsen, dafür aber auch keine heftigen
Schwankungen.

So wurde seit Mitte Juli viel Kapital in die Schweiz geschafft,
der Schweizer Fränkli stieg folglich an.

AUSBLICK

Wenn ich mir all diese Zusammenhänge vor Augen führe, dann
bleibt es spannend, zu beobachten, ob es den USA und Japan
gelingt, die Carry-Trades aufzulösen, ohne eine weltweite
Finanzkrise hervorzurufen.

Es muss also in kleinen Schritten vorgegangen werden, damit
keine Panik entsteht. Die US-Wirtschaft braucht niedrigere
Zinsen, um eine Rezession zu vermeiden. Japan braucht höhere
Zinsen, um eine Überhitzung zu vermeiden. Es würde mich stark
wundern, wenn im September sowohl in den USA der Leitzins
gesenkt, als auch in Japan der Leitzins angehoben wird. Ich
denke, die beiden werden sich abstimmen und einer wird sich
vornehm zurückhalten.

Wer wird das sein? Nun, ich denke, dass Japan gerne vornehm
zurücktreten wird, damit die USA den Leitzins senken können.
Dadurch wird die japanische Exportwirtschaft gestärkt, der
Nikkei steigt weiter an und der Yen bleibt eine schwache
Währung. Kursgewinne bei Nikkeiaktien könnten durch den
schwachen Yen aufgezehrt werden, so wie es in den vergangenen
Monaten schon der Fall war.

In den USA benötigt man niedrigere Zinsen, um eine Ausweitung
der Immobilienkrise zu vermeiden.

Sowohl Japan, als auch die USA öffnen damit also die Schleusen
ihres Geldsystems: Niedrige Zinsen führen zu einem verstärkten
Geldmengenwachstum, Inflation und einer Abwertung der eigenen
Währungen.

In Europa wird man dieses Treiben verärgert aufnehmen, denn
diese Flutung der Finanzmärkte mit billigen US-Dollar und Yen
kann die EZB nicht mit einer weiteren Zinsanhebung ausgleichen.
Der Zinsunterschied zu Japan würde sich weiter vergrößern und
Carry-Trades würden nach Europa gelenkt. Ich könnte mir also
vorstellen, dass die EZB entgegen der Erwartungen des Marktes
nichts unternimmt.

Wir haben bereits drei japanische Positionen in unserer
Beobachtungsliste: Matsushita, den DB-Japan-ETF in Deutschland
und den Japan-ETF in den USA. Mit diesen drei Positionen liegen
wir im Minus, obwohl der Nikkei ansteigt. Der schwache Yen hat
die Gewinne ausraddiert.

Ich würde diese drei Positionen vorerst weiter halten, jedoch
werde ich nach einem geeigneten Verkaufszeitpunkt Ausschau
halten. Durch die hier vorgestellten Zusammenhänge ist es
offensichtlich geworden, dass der japanische Aktienmarkt nicht
von einer weiteren Auflösung der Carry-Trades profitieren,
sondern ebenfalls einbrechen würde.

Ich denke sogar, dass die BoJ ein Auge auf den Nikkei hat und
ihre Zinsschritte mit der Entwicklung am Aktienmarkt
koordiniert: Wenn der Nikkei erneut in die Nähe der 18.000
kommt, dann wird eine Zinsanhebung wahrscheinlicher. Derzeit
ist der Dow Jones schon wieder deutlich angestiegen, daher ist
nun die Fed erst einmal besser positioniert, um eine
Zinssenkung vorzunehmen.

Eine Zinssenkung in den USA würde zu einer weiteren
Aktienrallye führen, der erst mit etwas Verzögerung
entsprechende Carry-Trade-Auflösungen ein Ende setzen werden.

Soweit, so gut. Aber was machen wir nun mit diesem Wissen? Nun,
wir stellen uns für die nächsten Monate auf eine zunehmende
Volatilität ein, denn die Notenbanken werden gerne Rekordhochs
und panische Ausverkäufe als Grund für ihre jeweiligen
Aktivitäten nehmen, um vom wahren Problem, der Auflösung der
Carry-Trades, abzulenken.

Vorerst geht es weiter bergauf, daher habe ich heute eine
Kaufidee für Sie ausgearbeitet.

ÖLKONZERN: TOTAL FINA ELF

Auf der Suche nach einem guten Einstiegskandidaten bin ich auf
die Franzosen gestoßen: Total hat Ende Juli schlechte
Quartalszahlen vorgelegt. Der Grund waren der schwache US-
Dollar sowie der im Vergleich zum Vorjahr niedrigere Ölpreis.

Ich habe einige Analysen durchgelesen und festgestellt, dass
die meisten französischen, also unternehmensnahen, Bankhäuser
diesen Rückgang erwartet haben. Lediglich deutsche und
amerikanische Analysten haben diesen Rückgang übersehen. Es ist
daher wohl eher von einer Analystenschwäche, als von einer
Unternehmensschwäche zu sprechen.

Zusätzlich mussten im abgelaufenen Quartal einige Raffinerien
planmäßig aufgrund von Instandhaltungsarbeiten schließen. Auch
hierdurch wurde eine Umsatzeinbuße erlitten.

Das KGV von Total beträgt 10, die Dividendenrendite steht bei
3,7 %. Aufgrund des schwachen Quartalsergebnisses sowie im
Rahmen der Korrektur des Ölpreises in den vergangenen Wochen
ist die Aktie von 63 auf 52 Euro eingebrochen. Ein doppelter
Boden, für Charttechniker immer eine wichtige Voraussetzung,
hat sich gebildet und in meinen Augen kann der Kurs nun
abheben.

Total ist sehr stark von politischen Entwicklungen abhängig.
Das Unternehmen wirtschaftet in politisch instabilen Regionen
wie Nigeria, ist stark in Russland und Qatar engagiert und
verfügt somit über sehr billige, wenn auch unsichere
Förderquellen. In Zeiten politischer Stabilität wird Total
überproportional viel verdienen.

Damit ist der viert größte Ölkonzern der Welt so etwas wie ein
Barometer der Weltpolitik. Und nach den turbulenten
Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre stehen im kommenden
Jahr Präsidentschaftswahlen in den USA an. Ich denke, die USA
werden nun nicht mehr in ein weiteres Wespennest stechen,
sondern in erster Linie um eine friedliche Stimmung bemüht
sein. Das sollte Total zugute kommen.

Vor kurzem haben wir ABB aus unserem deutschen Langfristdepot
verkauft. Ich denke, Total ist aktuell ein guter Nachfolger für
diese Position, insbesondere aufgrund des aktuell starken
Nachholbedarfs des Kurses. Denn der Ölpreis ist diese Woche
stark angestiegen, und das ist im aktuellen Kurs noch nicht
enthalten.

Kaufen Sie also Total S.A. Actions au Porteur, WKN 850727 in
Ihr deutsches Langfristdepot.

Total S.A.
WKN 850727
Kaufen unter 55 Euro
Ziel: Höchstkurse bei 63 Euro bis Feb. 2008

==============================================================
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
BAYWA, INDUS HOLDING, ERSTE BANK, AHOLD, IKB
===============================================================

Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

==========

FRAGE:

Hallo Herr Heibel,

hier meine 5 größten Positionen:

BayWa
Indus Holding
Erste Bank d. Österr. Sparkassen
Ahold
IKB Dt.Industriebank

Wie sehen Sie die Kurse auf Sicht von 12 - 18 Monaten.

Gruß, Friedhelm aus Wesel


ANTWORT:

BAYWA

Die Bayerische Warenvermittlung ist in den Bereichen Agrar,
Energie und Bau tätig. Der Agrarbereich wächst kräftig, nicht
zuletzt aufgrund der Energiephantasie, die aus diesem Bereich
seit der Ethanol-Diskussion hervorgeht. Die beiden anderen
Bereiche stagnieren.

Die BayWa betreibt ein riskantes Geschäft: finanzschwache
Unternehmen aus den Zielbranchen werden gekauft und in den
Konzern integriert. Kosteneinsparungen führen dann zu einer
Verbesserung der Ertragslage, das Unternehmen wirtschaftet
profitabel in schrumpfenden Märkten.

Ich könnte mir vorstellen, dass ein solches Unternehmen mit
einem KGV von 12 bis 14 gut bewertet ist. Die BayWa jedoch hat
ein KGV von über 20. Insbesondere die Kursverdopplung seit
Anfang dieses Jahres von 22 auf 44 Euro halte ich für
übertrieben: So viel Agrarphantasie, wie nun in dem Unternehmen
steckt, kann das Management gar nicht liefern.


INDUS HOLDING

Ob Blackstone, Cerberus oder Atticus, all diese Heuschrecken
nutzen einen großen Kredithebel, um das eingesetzte
Eigenkapital noch schneller zu vermehren. Genau aus dieser
Praxis resultieren die Probleme in der Heuschreckenbranche, mit
denen wir derzeit zu kämpfen haben: Hohe Kredite sind nach dem
Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes immer schwerer zu
bekommen.

Indus ist eine regionale Heuschrecke, die nicht so recht in das
böse Bild des Gordon Gecko aus den Glücksrittern passt: Die
Beteiligungen von Indus sind meist 15 Jahre, zum großen Teil
sogar schon 20 Jahre im Portfolio des Unternehmens. Hier geht
es also nicht um die Verschnitzelung eines Unternehmens in
seine Einzelteile und den schnellen Verkauf, sondern um
nachhaltig tragfähige Geschäftsmodelle.

Das KGV ist mit 10 sehr niedrig, die Dividendenrendite von 5,4
% ist extrem gut. Eine solide Wachstumsaktie, die ihren
Schwerpunkt in die Automobilindustrie und Baubranche gelegt
hat. Die Umsätze wachsen mit 8 % an, das KUV beträgt nur 0,6.
Die Eigenkapitalquote beträgt 20 %, damit ist das Unternehmen
recht gut abgesichert.

Im Rahmen der aktuellen Korrektur der Finanz- und
Heuschreckenaktien ist auch Indus von 31 auf 26 Euro gedrückt
worden. Kurse bis 27 Euro halte ich für gute
Einstiegsgelegenheiten: Die Dividendenrendite ist gesichert und
das Unternehmen wächst. Da sollte das KGV von 10 schon bald als
zu niedrig erscheinen.


ERSTE BANK

Die Aktien dieser österreichischen Bank finden Sie an den
deutschen Börsen unter der WKN 909943.

Den Österreichern kommt nun die gute Lage direkt vor den Toren
der ehemaligen Ostblock-Länder zugute. So wächst die Erste Bank
überproportional in ihren Filialen in Tschechien und Rumänien.
Seit dem Baissetief im Jahr 2003 hat sich der Aktienkurs daher
auch bereits von 15 auf 60 Euro vervierfacht.

Doch die Aktienperformance war noch besser, als die
Geschäftsperformance. Inzwischen notiert die Erste Bank auf
einem KGV von 14. Der Branchendurchschnitt liegt bei 11, im
Rahmen der Turbulenzen des Finanzsektors würde es mich nicht
wundern, wenn der Durchschnitt noch einstellig wird.

Die Goldgräberstimmung im Osten lässt langsam nach, nun folgt
das harte Tagesgeschäft. Die Wachstumsraten der vergangenen
Jahre lassen sich nicht ewig halten, der fulminante Anstieg der
Aktie hat daher bereits zu Beginn dieses Jahres ein Ende
erlebt. Seither pendelte der Kurs um 60 Euro seitwärts und fiel
in den vergangenen sechs Wochen auf nunmehr 52,50 Euro.

Ich kann mir eine Fortsetzung der Korrektur deutlich unter 50
Euro vorstellen.


AHOLD

Der holländische Einzelhändler hat Probleme. Die Gewinnmarge
bei den meisten seiner Marken ist geschmolzen, durch Verkäufe
von Unternehmensteilen bleibt die Bilanz liquide genug, um
weiter zu wirtschaften. Kostensenkungsprogramme sollen bis 2009
wieder ein gesundes Unternehmen hervorrufen.

Das ist eine Turnaround Story, und Gesundschrumpfen heißt die
Strategie. Mit einem Marktwert von 15 Mrd. Euro werden 30 Mrd.
Euro Umsatz erwirtschaftet. Das ist für einen Einzelhändler
zwar eine günstige Bewertung, aber noch nicht so günstig, dass
ich weiteres Abwärtspotential ausschließen würde.

Der hohe Schuldenberg wird derzeit erfolgreich abgebaut, die
Schulden sind von 4,6 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf 2,2 Mrd. Euro
gefallen, schon im nächsten Jahr soll dieser Betrag nochmals
auf 1,5 Mrd. Euro sinken. Dadurch wird die Zinslast vermindert,
die Gewinnmargen können dann wieder steigen.

Das sieht alles recht gut aus und ich kann mir vorstellen, dass
der Kurs in den kommenden ein bis zwei Jahren noch um 30 %
ansteigen wird. Doch die Margen im Einzelhandel sind hauchdünn,
viel mehr Potential oder Phantasie sehe ich da nicht mehr.

Auf der anderen Seite ist das Risiko recht hoch. Nur durch
Kostensenkungsprogramme eine bessere Zukunft anzustreben, halte
ich für gefährlich. Nach den Kursgewinnen der vergangenen
Monate würde ich hier ebenfalls Gewinnmitnahmen erwägen.


IKB DT. INDUSTRIEBANK

Ich habe mich intensiv mit den Gründen für die Schieflage der
IKB beschäftigt: Fehlspekulationen im US-Immobilienmarkt. Die
Rettungsaktion hingegen habe ich nicht analysiert, denn ich
erwarte dort kein Geschenk an die Aktionäre. Wenn eine Bank
Probleme hat und von anderen Banken Hilfsgelder erhält, dann
werden diese anderen Banken in die Konditionen schreiben, dass
diese Hilfsgelder zunächst mit fürstlichem Zins zurückgezahlt
werden müssen, bevor die IKB wieder selber Gewinne machen kann.

Aus diesem Grund ist die IKB für mich auf absehbare Zeit nicht
attraktiv. Der Kurs hat sich zwar halbiert, dürfte jedoch
vorerst nicht wieder ansteigen. Denn die Situation der IKB nach
dem Debakel ist nicht mehr die gleiche, wie vorher.


FAZIT

Sie sind stark im Finanzsektor investiert: Mit Indus, der Erste
Bank und der IKB haben Sie gleich drei Finanztitel. Für die
nächsten 12 Monate würde ich, wenn überhaupt einen Finanztitel,
dann die Indus behalten. Bei den beiden anderen Banken sehe ich
keinen Grund, warum die Kurse steigen sollten.

Die BayWa ist ein gut diversifiziertes Unternehmen, das gleich
mehrere Industriezweige abdeckt. Von Automobil über Bau bis
Agrar ist das Unternehmen absolut konjunkturunabhängig.
Langfristig hat dieses Papier also seinen Platz im Portfolio,
vielleicht würde ich kurzfristig Gewinne mitnehmen und auf
günstigere Einstiegskurse warten.

Ahold ist ein Einzelhändler mit Turnaround Phantasie. Eine
spekulative Aktie gehört meiner Ansicht nach in jedes
Portfolio, daher ist die Ahold im Prinzip eine gute Wahl. Ich
sehe nur nicht das große Kurspotential, selbst wenn der
Turnaround gelingen sollte.

Anstelle Ihrer beiden Finanztitel Erste Bank und IKB würde ich
vielleicht eine Technologieaktie aus den USA und eine
Rohstoffaktie aus Japan hinzunehmen.

===============================================================
05. LESERFRAGE: PENSIONSFONDS, LEITZINSSENKUNG, SYNTHETIKBANKEN
===============================================================

Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

ich bin zwar noch nicht Abonnent, wage es aber trotzdem Ihnen
eine Frage zu stellen.

1) Die Pensionsfonds in den USA

In einem Fernsehmagazin wurde letztes Jahr über die
Pensionsfonds in den USA berichtet. Soweit ich mich erinnere,
sind diese Fonds überwiegend in Immobilien und Grundstücken
investiert. Tickt in diesen Fonds die Atombombe zum
Jahrhundertcrash?

Es wird immer nur von den Hedgefonds und den konventionellen
Immofonds berichtet, aber wie steht es mit den Pensionsfonds.
Die meisten beziehen Ihre Altersrente aus diesen Fonds!!!

2) Spekulation über Leitzinssenkung

Wenn die FED tatsächlich den Leitzins am 18.09. senkt, wäre
dies doch ein Eigentor. Die Anleihen sinken im Wert was doch
vermutlich Anleger veranlassen würde aus den Anleihen
auszusteigen und in Aktien, Rohstoffe, Fremdwährung wie z.B.
dem Yen (ist denke ich momentan so sicher wie Gold) oder noch
besser in Gold zu investieren. Bei überwiegendem Invest in Gold
oder Yen würden die Investoren den Banken und damit dem
Kreditmarkt zusätzlich massiv liquide Geldmittel entziehen, so
dass doch auch die Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge rapide
abnimmt und letztendlich die bisher befürchtete deflationäre
Entwicklung Formen annimmt.

3) Die Synthetikbanken

Mit Synthetikbanken meine ich die, welche ausschließlich mit
Derivaten, Zertifikaten und Optionsscheinen handeln.

Wenn so eine Bank wie z.B. Oppenheimer oder Goldmann & Sachs
aufgrund massiver Verluste aus den letzten Kurseinbrüchen
Konkurs geht, würde das doch wie eine Bombe in der EUREX
einschlagen. Hier besteht doch in den nächsten Tagen ebenso
eine Megacrashgefahr mit Kettenreaktion.

Wie sehen Sie das Herr Heibel?

Mit freundlichen Grüssen, Thomas aus Bremen


ANTWORT:

Zu 1.: Schauen Sie sich einmal den Kursverlauf von General
Motors an (GM), der Kurs ist von 38 unter 30 gerutscht. Grund:
Die Immobilienbeteiligungen im Pensionsfonds. Diese
Pensionsfonds sind bereits Teil der Krise. Ob daraus
beispielsweise eine Insolvenz von GM folgen könnte, kann ich
derzeit nicht abschätzen - ich habe daher aber die GM-Anleihe
(GMAC) in unserer Beobachtungsliste zum Verkauf gestellt.
Vorsicht ist hier sicherlich ratsam.

Aber auch das wird nicht auf die Konjunktur der USA bzw. der
Welt überschwappen. Es handelt sich noch immer um eine
Finanzkrise, nicht um eine Wirtschaftskrise.

Zu 2.: Absolut richtig. Daher sträubt sich die Fed auch so
lange. Es ist die Frage, ob sich die Zinssenkung vermeiden
lässt - und ich denke: nein.

Zu 3.: Goldman Sachs hat seine Derivate bereits mit einer
Milliarden-Liquiditätsspritze eines Großinvestors gerettet. Ich
glaube, Ihre synthetischen Banken werden in den nächsten
Monaten heftige Gewinneinbrüche verzeichnen, aber nicht
insolvent werden. Sie finden stets Investoren, die eine
Insolvenz abwenden werden.

Ich würde also nicht die Aktien dieser Banken kaufen - aber
auch nicht shorten. Gerade bei Goldman Sachs bin ich derzeit
wieder am überlegen, ob dort das Schlimmste bereits
ausgestanden ist und die Aktien wieder eine Anlagemöglichkeit
darstellen...

==============================================================
06. BEOBACHTETE WERTE
==============================================================

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 30.8.07 Änd.Woche Empf.

DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 53,20 € -11% -1% K
Apple Comp. 865985 21.1.06 96,59 € 85% -1% H
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 35,51 € -12% -1% H
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.557,00 € 1% 0% K
Goldmünze 20 Mk Wi 13.10.06 108,00 € -10% 0% K
GMAC 2010 5,75%908511 24.3.06 88,70 € -4% 1% VL

SPEKULATIV
Nabors Ind. 662778 21.1.06 21,86 € -23% 5% H
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 48,87 € 2% 0% K
Berentzen AG 520163 28.7.06 4,95 € -24% -4% H
Matsushita 853666 27.2.07 12,56 € -18% 0% H
Yamana 357818 2.7.07 7,52 € -10% -1% NK

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $511,40 20% 0% H
Sears Holding SHLD 13.10.06 $141,83 -17% 0% H
Japan ETF EWJ 27.2.07 $13,77 -8% -1% H
Gold&Silberfond CEF 13.10.06 $9,02 11% -1% K

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13.10.06 $65,80 13% 1% K
Silber ETF SLV 13.10.06 $117,00 2% 1% K
Fannie Mae FNM 10.11.06 $63,40 6% -7% H
DRD Gold DROOY 3.11.06 $5,18 -60% -4% H
Transocean RIG 19.1.07 $102,23 36% -1% H
Annaly Cptl. Mg NLY 23.3.07 $14,10 -5% -2% H
Lundin Mining LMC 12.5.07 $10,75 -12% -1% K
Monster MNST 8.6.07 $33,87 -25% 1% NK
Yahoo! YHOO 25.6.07 $22,61 -18% -2% K
Level 3 Com. LVLT 18.7.07 $5,04 -16% 1% H

VL: GMAC Anleihe bereits zu 95 % verkaufen
NK: Monster nachkaufen unter unter 34 USD
NK: Yamana nachkaufen unter 7,50 Euro


Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

==============================================================

Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de

==============================================================
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


==============================================================
08. AN-/ABMELDUNG
==============================================================


Ihre eMail Adresse oder Adressdaten ändern Sie bitte mit
Ihrer bestehenden eMail Adresse und Ihrem Passwort unter

http://www.heibel-ticker.de

oder senden Sie uns einfach eine entsprechende eMail an

mailto:verwaltung/at/heibel-ticker/./de



==============================================================
Heibel-Ticker Ende
==============================================================
(-;______________________________________________;-)
Heibel-Ticker Kundenbereich
Anmelden

Aktien Updates