Heibel-Ticker Plus 07/43 - Technologie hui, Finanzen pfui, Agrar mit guten Aussichten für Bioethanol

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26.10.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 43 (26.10.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: BULLENMARKT MIT BIOETHANOL
02. SO TICKT DIE BÖRSE: TECHNOLOGIE HUI, FINANZEN PFUI!
03. AUSBLICK: GRÜNDE FÜR EINE WEIHNACHTSRALLYE, AGRARAKTIEN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
LUFTHANSA, EBAY, UCB, CURANUM, SCHLOTT GRUPPPE
05. LESERFRAGE: CHARTANALYSE
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0743-1800.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0743-1800.pdf

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01. INFO-KICKER: BULLENMARKT MIT BIOETHANOL
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Liebe Börsenfreunde,

in der heutigen Ausgabe stelle ich Ihnen ein Agrarunternehmen
vor, das von dem Agrarboom, dem steigenden Ölpreis und der
Phantasie des Bioethanols ganz besonders profitiert. Schauen
Sie dazu bitte an das Ende des Kapitels 03 – Ausblick. Darin
habe ich auch erklärt, warum der Technologiesektor langsam
gefährlich wird und warum die Aktienbörsen dennoch weiter
steigen werden.

Im Kapitel 02 habe ich Ihnen die Geschehnisse zweier Branchen
aufgezeigt, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Der
Finanzsektor befindet sich in einer Krise, die sich über die
Welt ausweiten könnte, wenn die Notenbank jetzt nicht richtig
reagiert (und sie wird richtig reagieren!). Im
Technologiesektor erfreuen sich Unternehmen wie Apple, Research
in Motion, Baidu und andere über Rekordgewinne. Ihnen quillt
das Geld aus den Ohren, so dass es wieder Übernahmen von
kleinen Start-Ups zu utopischen Preisen gibt.

Der heutige Depotcheck ist wieder sehr interessant. Aus Sicht
der Diversifizierung ist das Depot fast perfekt, aber der eine
oder andere Einzelwert gefällt mir nicht.

Wir steuern auf eine Marktphase zu, in der nur noch vereinzelte
Aktien Gewinne erzielen. Der breite Markt macht die Rallye
nicht mit, es ist also wichtiger denn je, in den richtigen
Aktien investiert zu sein. Scheuen Sie sich daher nicht, an
guten Tagen ein paar Graupen aus ihrem Depot zu verkaufen und
legen Sie Ihr Kapital in den Aktien an, die laufen.

Wie gesagt: Heute habe ich eine Agrarempfehlung für das
Langfristdepot für Sie ausgearbeitet. In der nächsten Woche
werde ich fortfahren, ein paar neue Branchen in unsere
Beobachtungsliste beizumischen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: TECHNOLOGIE HUI, FINANZEN PFUI!
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Was für ein Monat. Es wird wieder richtig hektisch an der
Börse, Nervosität macht sich breit. Kein Wunder, denn während
Apple, Research in Motion, Google, Baidu und Microsoft für den
Technologiesektor herausragende Zahlen vermelden und mit
Kurssprüngen von bis zu 15 % aufwarten, brechen
Immobilienversicherer wie MGIC, MBIA und PMI oder auch
Hypothekenbanken bis hin zu Brokern wie Washington Mutual,
Countrywide, Merrill Lynch und nun sogar Bank of America
reihenweise ein. Hier beträgt der Kurssturz oft über 5 %,
natürlich nachdem die Aktien in diesem Sommer teils schon um
über 50 % eingebrochen waren.

In der abgelaufenen Woche haben die Bären die Oberhand an den
Börsen gehabt. Der DAX konnte sich dem Abwärtssog entziehen und
schloss nahezu unverändert, aber in Japan und den USA war die
Liquiditätskrise deutlich zu spüren. Schauen Sie sich die
Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes selbst an:

INDIZES 25.10.07

Dow Jones 13,671 -1.6%
NASDAQ 2,750 -1.8%
S&P 500 1,514 -1.7%
DAX 7,930 0.1%
Nikkei 16,505 -1.8%
Euro/US-Dollar 1.4372 0.5%
Euro/Yen 164.28 -0.5%
10-Jahre-US-Anleihe 4.35% -0.2
Umlaufrendite Dt 4.19% -0.2
Feinunze Gold USD $775.90 0.9%
Fass Crude Öl USD $90.46 2.7%


IMMOBILIEN- UND FINANZKRISE

Merrill Lynch hat zum Wochenbeginn verheerende Meldungen
veröffentlicht. Das Unternehmen hat CDOs und Hypothekenkredite
im Wert von 7,9 Mrd. USD abgeschrieben. Im Vorfeld war die Zahl
von 4-5 Mrd. USD durch die Finanzpresse gegeistert, der Kurs
war bereits in eine Talfahrt übergegangen. Doch die 7,9 Mrd.
US-Dollar Abschreibung haben die schlimmsten Befürchtungen noch
übertroffen.

Wie konnte es dazu kommen? Nun, diese Frage ist das
Allerschlimmste an der Geschichte. Oder vielmehr: Die fehlende
Antwort auf diese Frage. Denn es ist nicht nachvollziehbar,
warum Merrill gerade 7,9 Mrd. US-Dollar abgeschrieben hat. Es
hätten genauso gut 5 oder auch 10 Mrd. US-Dollar sein können.
Eine Berechnung der Abschreibung wurde nicht vorgelegt.

Einzig die Unterscheidung zwischen Hypothekenkrediten, die um
eine Mrd. US-Dollar abgeschrieben wurden, und CDOs
(Collateralized Debt Obligation), also gebündelte
Hypothekenkredite von Dritten, die als Zertifikate weiter
verkauft wurden, wurden um 6,9 Mrd. US-Dollar abgeschrieben.
Insgesamt hält Merrill nun noch CDOs im Wert von rund 15 Mrd.
US-Dollar.

Das Problem zeigt sich bereits an dieser Unterscheidung: Wo
Merrill Einblick in die Hypothek hat, muss nicht so viel
abgeschrieben werden. Denn hier ist klar ersichtlich, wer der
Kreditnehmer ist, wie hoch die Immobilie besichert ist und wie
liquide der Kreditnehmer ist. Sollten 5 % der Kredite in die
Insolvenz rutschen, dann können die Immobilien noch versilbert
werden und der Großteil der Hypothek wird zurückgezahlt. Eine
kleine Abschreibung reicht aus, um der Immobilienkrise Tribut
zu zollen.

Versuchen Sie einmal, diese Berechnung bei CDOs vorzunehmen.
Merrill hat von Hypothekenbanken CDOs im Wert von 15 Mrd. US-
Dollar im Bestand. Die Nachfrage nach diesen noch vor der
Immobilienkrise als 100 % sicher angesehenen Papieren war so
groß, dass Merrill nicht nachfragte, welche Kredite in den CDOs
denn gebündelt wurden: Waren es Häuser, die bereits zu 30 %
abbezahlt waren, oder waren es Häuser, die ohne jegliches
Eigenkapital des Käufers gekauft wurden? Haben die Käufer
vielleicht von dem Angebot Gebrauch gemacht, die ersten zwei
Jahre keine Tilgung zu zahlen? Oder ist das Haus sogar bereits
doppelt beliehen, wie immer häufiger festgestellt wird?

Wo stehen die Häuser, die in den CDOs enthalten sind? In New
York, Californien und Florida oder in Texas, North Carolina und
Colorado? Um eine vernünftige Berechnung des Risikos
vorzunehmen, müsste Merrill Lynch eigentlich einen tiefen Blick
in die Details der CDOs werfen, doch die Unterlagen enthalten
lediglich Informationen über die durchschnittlich zu zahlenden
Zinsen.

Somit ist die Abschreibung von 6,9 Mrd. US-Dollar auf die CDOs
von Merrill nur eine Farce. Es gibt keinen Anleger, der CDOs
kaufen würde – auch nicht zum halben Preis. Denn inzwischen ist
es offensichtlich geworden, dass in den CDOs unkalkulierbare
Risiken stecken. Und unkalkulierbar heißt eben auch
uninvestierbar. Und wenn es keinen Käufer für diese CDOs gibt,
dann ist der Wert, nun erschrecken Sie nicht, gleich Null.

Es gibt zwei Methoden, einen Wert zu ermitteln: Entweder man
berechnet den Gesamtwert der im CDO enthaltenen Werte. Dies ist
leider nicht möglich, da die Details nicht vorliegen und zu
schwer zu ermitteln sind. Die zweite Methode ist, man nimmt den
Marktpreis. Und wenn diese CDOs nicht nachgefragt werden, dann
ist der Marktpreis gleich Null.

Es wundert mich also gar nicht, dass der Finanzsektor praktisch
täglich weiter in den Keller geprügelt wird. Denn das Ausmaß
der Immobilien- und Liquiditätskrise ist noch immer nicht in
vollem Umfang auf dem Tisch.

Und der Finanzsektor nimmt leider auch alle anderen
Finanzinstitute mit in Sippenhaft. Die Versicherungsbranche ist
nun auch aufgeschreckt, denn es wird geschätzt, dass der größte
US-Versicherungskonzern AIG Immobilienkreditausfälle im Wert
von 9,8 Mrd. US-Dollar wird ausgleichen müssen.

Gleichzeitig sinken die Preise für die Immobilien und es werden
immer weniger Häuser verkauft. Das Überangebot an Häusern
wächst weiter an. Von einem Boden der Immobilienkrise sind wir
also noch weit entfernt.

Wenn Sie sich die Ereignisse im Immobilien- und Finanzmarkt
anschauen, dann wundern Sie sich sicherlich, warum der Dow
Jones nicht schon längst wieder unter 12.000 Punkte gerutscht
ist. Das Ende der Hausse scheint besiegelt zu sein, eine
bevorstehende Rezession würde natürlich auch die Aktienbörse
mit in den Keller reißen. Doch das geschieht nicht.


HAUSSE BEI AUSGEWÄHLTEN TECHNOLOGIEUNTERNEHMEN

Denn gleichzeitig gibt es auch Unternehmen, die von diesen
Entwicklungen profitieren. Und das sind, wie ich Ihnen in
diesem Sommer bereits erläuterte, Unternehmen, die große
Barbestände haben, keine Schulden tilgen müssen und
Umsatzwachstumsraten im zweistelligen Bereich ausweisen.

Ich habe Ihnen eingangs einige davon genannt. Lassen Sie mich
mit Apple beginnen, denn Apple befindet sich in unserer
Beobachtungsliste, wird aber nun langsam verkauft. Zu Details
über das in der abgelaufenen Woche veröffentlichte
Quartalsergebnis schauen Sie bitte in den Kundenbereich auf
meiner Webseite, oder laden Sie sich die PDF-Datei mit den
Änderungen unter dem eingangs erwähnten Link herunter (Hinweis:
Nur für Abonnenten des kostenpflichtigen Heibel-Ticker PLUS).


APPLE

Apple hält nicht nur, was es verspricht, sondern übertrifft
immer wieder die Erwartungen. So hat sich das Umsatzwachstum
vom iPod auf die Mac-Computer und Laptops übertragen und nun
steht das nächste Gerät parat: das iPhone. Auch hier stimmen
die ersten Zahlen optimistisch.

So ist der Kurs seit Bekanntgabe des iPhones von 80 auf nunmehr
180 US-Dollar angesprungen. Der Marktwert von Apple hat sich
damit auf 160 Mrd. US-Dollar erhöht. Für einen Umsatz von 24
Mrd. US-Dollar ist das ein stolzes Niveau.

Wir haben Apple-Aktien zu 70 US-Dollar gekauft. Damals habe ich
eine kolossale Unterbewertung festgestellt. Inzwischen steht
der Kurs um 150 % höher während die Umsätze lediglich um 30 %,
die Gewinne immerhin um 60 % angestiegen sind. Die ehemalige
Unterbewertung ist damit nicht mehr so groß, vielmehr würde ich
derzeit von einer fairen Bewertung sprechen.

Für eine faire Bewertung würde ich nicht mehr so viel Geld
einsetzen, wie für ein unterbewertetes Unternehmen. Zwar sehe
ich noch immer Kurspotential bei Apple, zumal das diesjährige
Weihnachtsgeschäft sicherlich ein Home-Run für Apple wird, aber
nach Kursgewinnen von 150 % ist es nur klug, wenn Sie einen
Großteil Ihrer Apple-Position verkaufen. Denn irgendwann ist
auch die schönste Rallye zu Ende – und da möchten Sie
sicherlich nicht mit einer vollen Position drunter leiden.

Ich würde die Hälfte meiner Aktien nun verkaufen und mit der
verbleibenden Hälfte noch ein wenig weiterfahren. Sie haben mit
Apple gut Geld verdient, streichen Sie es ein und genießen Sie
den Erfolg. Das kann Ihnen niemand nehmen.

RESEARCH IN MOTION

Vom Medienrummel des iPhones von Apple hat auch der zweite
Anbieter von Smartphones profitiert: Research in Motion ist der
Anbieter der Blackberry-Smartphones.

Ich habe Ihnen Research in Motion vor knapp einem Jahr
(29.12.06) vorgestellt und empfohlen. Seither ist der Kurs von
42,50 USD auf 120 US-Dollar angesprungen. Auch nicht schlecht,
oder?

Apples Markteintritt hat das Signal gegeben, dass Smartphones
nun für die Massen tauglich sind. Und so sind viele
zurückhaltende Technologieskeptiker schließlich doch zu einem
Smartphone gekommen und nicht nur Apple, sondern auch Research
in Motion feiern Erfolge, wie sie in anderen Branchen
unvorstellbar erscheinen.

Bei Research in Motion haben sich die Umsätze verdoppelt, das
KGV steht bei stolzen 77. Die Umsätze von 4 Mrd. US-Dollar
werden mit einem Marktwert von 66 Mrd. US-Dollar bewertet,
exorbitant hoch! Ich weiß, eine Übertreibung kann länger
anhalten, als man es für möglich hält. Doch ich würde jetzt
nicht mehr bei Research in Motion einsteigen, sondern meine
Position gegebenenfalls mit einem Stopp Loss absichern.

GOOGLE UND BAIDU

Was Google für die westliche Welt darstellt, ist Baidu in
China. Der Kurs von Baidu hat sich allein im vergangenen halben
Jahr verdreifacht. Das geht natürlich nur ohne Schulden und mit
einem Umsatzwachstum von 110 % p.a., die Gewinne steigen sogar
noch schneller an. Gemäß meiner Faustregel,
Wachstumsunternehmen können ein KGV rechtfertigen, das der
zweifachen Wachstumsgeschwindigkeit entspricht, notiert Baidu
auf einem KGV von 200. Allerdings fällt das KGV 08e bereits auf
88.

158 Mio. USD Umsatz ist natürlich nur ein symbolischer
Anfangswert, der die Marktbewertung von 11 Mrd. USD nicht
rechtfertigen kann. Aber wenn Sie berücksichtigen, dass China
nun die gleiche Internetentwicklung durchlaufen wird, wie die
USA, nur schneller, dann ist Baidu als Speerspitze bestens
positioniert, um die chinesischen Werbemilliarden einzusammeln,
wenn es denn soweit ist.

MICROSOFT INVESTIERT IN FACEBOOK

Gestern Abend hat Microsoft bekannt gegeben, 240 Mio. USD für
einen 1,6 % Anteil an Facebook zu investieren. Das bedeutet,
dass Facebook mit 15 Mrd. US-Dollar bewertet wird. Ein stolzer
Preis für ein gerade einmal drei Jahre altes Start-Up
Unternehmen.

Web 2.0 heißt noch immer das Stichwort: Facebook ermöglicht
seinen Nutzern das Einrichten einer eigenen Webseite und bietet
eine Vielzahl an Hilfsprogrammen an, um seine Kontakte zu
verwalten, Termine zu koordinieren und sein Netzwerk
auszubauen.

YouTube, das von Google übernommene Video-Portal, wird
inzwischen schon wieder unter vorgehaltener Hand als ausgedient
und unübersichtlich bezeichnet. Selbst im anarchistischen
Internet wird nun langsam der Wunsch nach Ordnung laut. Und
YouTube ist völlig offen, völlig unsortiert.

MySpace, das soziale Netzwerk, das von News Corp. gekauft
wurde, ist ebenfalls inzwischen nur noch zweite Wahl. Auch dort
kann jedermann seine eigene Homepage erstellen und
professionelle Hilfsprogramme zum besseren Ausbau des eigenen
Netzwerkes sind Mangelware.

Facebook wurde in den vergangenen Wochen sowohl von Google, als
auch von Microsoft umworben. Microsoft-Chef Steve Ballmer soll
letztlich persönlich die Initiative ergriffen haben, nachdem
Google Mister Softee sowohl Skype, als auch Doubleclick vor der
Nase weggeschnappt hat. Ballmer war wohl mehrmals inkognito im
Sillicon Valley und hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg (gerade
erst von der Uni gekommen) hofiert.

Ja, das hört sich schon richtig nach einem spannenden
Wirtschaftskrimi an. Gute Webseiten sind rar, die führenden
Unternehmen schwimmen im Geld und zahlen jeden Preis für die
nächste, neue Idee.


FAZIT

Da fällt es schwer, die eingangs erwähnten Liquiditätsprobleme
der Immobilien- und Finanzbranche zu verstehen. Auf der einen
Seite schwimmen die Unternehmen im Geld, auf der anderen fehlt
es vorne und hinten.

Doch während Research in Motion gerade einmal 6.000 Mitarbeiter
beschäftigt, sind es bei Merrill Lynch 62.000. Nun raten Sie
einmal, welches Unternehmen für die US-Notenbank wichtiger ist:
Natürlich das, mit den vielen Angestellten. Denn der
Arbeitsmarkt darf nicht aus dem Ruder laufen und wenn Merrill
Lynch pleite ginge, dann hätte das einen wesentlich
schlechteren Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft, als
wenn das Hyperwachstum von Research in Motion gebremst würde.

Und bei all diesen unterschiedlichen Marktbereichen haben wir
noch gar nicht betrachtet, wie die Industrie und der
Rohstoffmarkt aussehen. Das Öl ist nun endgültig über 90 US-
Dollar je Fass gesprungen, der Goldpreis hebt gerade ab und
notiert zur Stunde bei 775 US-Dollar je Feinunze. Wie kann es
dazu kommen? Und wie passt der erneute Run auf die
Staatsanleihen in dieses Bild?

Die Antworten auf diese Fragen gebe ich Ihnen im nächsten
Kapitel.


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03. AUSBLICK: GRÜNDE FÜR EINE WEIHNACHTSRALLYE, AGRARAKTIEN
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In diesen Tagen wird es offensichtlich: Die Krise im
Finanzsektor ist schlimmer, als bislang bekannt ist. Und
während die Fed gezwungen ist, die Finanzkrise mit
Leitzinssenkungen zu bekämpfen, freuen sich die Unternehmen mit
großem Cashflow und hohen Barreserven über die weitere
Überflutung der Märkte mit liquiden Mitteln.

Anfang des Jahres habe ich Ihnen beschrieben, wie die Aufgabe
von Bernanke schwieriger nicht sein konnte: Auf der einen Seite
der Inflationsdruck von den Rohstoffmärkten, von dem
Konjunkturaufschwung der BRICs, und auf der anderen Seite die
Probleme der Binnenkonjunktur, der Immobilienfinanzierung und
der davon abhängigen Sektoren. Ich hatte Ihnen schon frühzeitig
Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Bernanke und seine Kollegen
trieben aber bis zum Schluss das Inflationsgespenst durch's
Zimmer und schürten die Angst vor Zinssteigerungen. Bis zum Tag
vor der Zinssenkung wurden warnende Artikel von
Notenbankmitgliedern (William Pole) veröffentlicht, die nichts
anderes als die Inflationsgefahr besprachen.

Und auch danach sind die warnenden Stimmen von der Inflation
noch nicht verklungen. Noch immer wird auf die Preissteigerung
im Öl verwiesen und noch immer wird von William Pole
vorgegaukelt, man könne diese Preissteigerung durch eine
restriktive Zinspolitik stoppen. Lächerlich! Das hat man
zuletzt 1929 auf diese Weise versucht, die restriktive
Geldpolitik der US-Notenbank hat damals die Welt in die
schwerste Weltwirtschaftskrise geführt. Bernanke hat seine
Lehren daraus gezogen und wird diesmal den Leitzins kräftig
weiter senken.

In der nächsten Woche wird sich die Notenbank wieder
zusammensetzen. Ich erwarte, dass kommenden Mittwoch, den
31.10. um 20:15 Uhr unserer Zeit (14:15 Uhr US-Ostküstenzeit)
die Meldung über den Newsticker läuft, dass die Fed den
Leitzins von 5,75 % auf 5,5 % gesenkt hat. Die Märkte preisen
diese Erwartung derzeit schon ein, wie man so schön sagt, denn
trotz der Verluste im Finanzsektor bleiben die Gesamtindizes
relativ stabil. Die Rohstoffaktien gleichen die Verluste recht
gut aus.

TECHNOLOGIESEKTOR JETZT REDUZIEREN

Jawohl: Rohstoffaktien. Nicht der Technologiesektor, den ich
oben lang und breit beschrieben habe. Im Technologiesektor
finden die Kursgewinne nur noch bei vereinzelten Aktien statt,
gleichzeitig gibt es aber immer mehr Technologieaktien, die
fallen. Nur dank der extrem großen Kursgewinne der einzelnen
Superstars Google, Apple, Research in Motion, EMC, VM Ware,
Garmin, Navtec (GPS-Karten) und ein paar weniger anderer
Technolgieunternehmen befindet sich der Nasdaq noch auf so
hohem Niveau. Die Mehrzahl der Nasdaq-Unternehmen jedoch hat
bereits Probleme.

Time Warners Roadrunner Kabelinternet hat schwache
Wachstumszahlen, Comcast hat eine düstere Prognose für den
weiteren Verkauf von Kabelzugängen ausgegeben und Level 3
erhält kaum Aufträge, Kabelnetzwerke zu bauen. Level 3 ist
unter unsere Stopp Loss Marke gefallen und wurde leider mit
Verlust verkauft. Näheres dazu im Kundenbereich.

HP und Dell erzielen gerade einmal die prognostizierten
Umsatzzahlen, Intel und Microsoft verzeichnen zwar mehr Umsatz
als erwartet, aber von einer positiven Überraschung kann nicht
die Rede sein. Vielmehr kommen die Umsätze endlich wieder in
Gang. Wettbewerber AMD und Texas Instruments haben Probleme,
verlieren Marktanteile an Intel und verfehlen ihre Umsatzziele.
Selbiges gilt für Motorola, die nur aufgrund von Sparmaßnahmen
im grünen Bereich blieben, den Marktanteil jedoch an Nokia,
Research in Motion und Apple abgeben.

Cisco baut zwar wieder Netzwerke, aber an die Zeiten von 1999
erinnert mich das nicht. Ebenso ist Qualcomm inzwischen in
endlosen Patentstreitigkeiten zu einem großen, juristischen
Apparat mutiert, von innovativen Datenübertragungslösungen hört
man aus dem Hause nichts mehr.

Ich könnte noch beliebig weiter Unternehmen aufzählen, die im
Technologiebereich inzwischen Probleme haben. Der globale
Wettbewerb führt immer stärker zu der alten Erkenntnis von
Abba: The winner takes it all – der Gewinner nimmt alles. Es
gibt keinen Platz für einen Zweiten.

Es ist daher nun an der Zeit, den Technologiesektor in unserer
Beobachtungsliste vom Anteil her zu vermindern. Ihre Apple-
Position würde ich halbieren. Level 3 wurde ausgestoppt. Es
bleibt nur noch Google übrig, das Unternehmen, das meiner
Ansicht nach bis zum Jahresende noch auf 750 US-Dollar steigen
kann.


ROHSTOFFSEKTOR KAUFEN

Öl und Gold auf Rekordniveau, das ist nicht nur durch windige
Spekulanten verursacht. Vielmehr ist die weltweite Nachfrage
nach Rohstoffen einfach größer, als die Produktion. Zumal ein
Großteil der Ölproduktion in Ländern stattfindet, deren
politische Stabilität mehr als fragwürdig ist.

Beim Gold gibt es kaum eine industrielle, konjunkturbedingte,
sondern überwiegend eine sicherheitsorientierte Nachfrage. Wer
Gold kauft, der möchte sich gegen Inflationsrisiken absichern.
Und wie Sie obigen Ausführungen entnehmen können, ist das
Inflationsthema in den USA vom Tisch. Das heißt aber nicht,
dass es keine Inflation gibt. Vielmehr heißt das, dass man der
Inflation nun freien Lauf lässt. Heutige Zinssenkungen führen
zu steigenden Inflationsraten in 9-15 Monaten. Bereiten Sie
sich also darauf vor, dass die Inflation weiter anziehen wird.

Mit unseren Öl- und Goldpositionen bin ich recht zufrieden. Den
Agrarsektor haben wir noch kaum betrachtet. Ich möchte Ihnen
daher heute die wesentlichen Marktteilnehmer vorstellen.

AGRARAKTIEN: SYNGENTA, MONSANTO, BUNGE, DEERE, SÜDZUCKER

SÜDZUCKER

Der Umstand, dass ich Südzucker als einzigen Vertreter für ein
deutsches Agrarunternehmen hier anführen muss, zeigt schon,
dass wir hier viel Nachholbedarf haben. Ich habe Südzucker erst
diese Woche auf Kundenwunsch für Heibel-Unplugged analysiert
(http://www.heibel-unplugged.de/271,aktien-analysen-
eon-google-sap-suedzucker/) und kam zu dem Ergebnis, dass
der Aktienkurs von Südzucker von den Agrar-Bürokraten in
Brüssel sowie den Politikerin in Brasilien abhängt – nicht aber
vom Zuckerpreis. Für uns als Anleger kommt Südzucker daher
nicht ins Depot – äh, in Frage.

DEERE

John Deere baut Landwirtschaftsmaschinen. Wenn die Nachfrage
nach Getreide, Soja, Mais, Kaffee usw. ansteigt, dann werden
die Maschinen von John Deere gekauft. So ist John Deere auf
jeden Fall auf der Gewinnerseite, egal wie sich der Preis der
Agrarprodukte entwickelt. Die Weltbevölkerung wächst,
gleichzeitig werden immer mehr Brennstoffzusätze aus
Agrarprodukten gewonnen, somit werden immer mehr Felder
bewirtschaftet werden.

Die Aktien von John Deere sind bereits stark angestiegen. Ein
KGV von 20 ist für einen Hersteller von
Landwirtschaftsmaschinen schon recht hoch, zumal der Umsatz nur
mit 6 % p.a. anwächst. Aufgrund der großen Nachfrage konnte
Deere jedoch kräftige Preiserhöhungen durchsetzen, so dass der
Gewinn aktuell um 23 % angestiegen ist. Da sieht das
Bewertungsniveau dann schon ganz anders aus, zumal die
Wachstumsaussichten sich weiter verbessern.

John Deere verfügt über ein reifes Geschäft mit langen
Planungszeiträumen. Ein Trecker wird nicht eben mal schnell im
Laden gekauft, sondern meist speziell für einen Interessenten
hergestellt. Und die Maschinen, die heutzutage das Getreide vom
Feld holen als Trecker zu bezeichnen, wird diesen fahrbaren
Fabriken nicht gerecht.

Dementsprechend hat John Deere eine sehr hohe Schuldenquote von
2,6. Mit 21 Mrd. USD Schulden wird ein Großteil des Gewinns für
die Zinsen und Tilgung drauf gehen.

In diesem Jahr ist die Aktie bereits von 90 auf 150 USD
gestiegen. Ich denke, damit ist erst einmal ein Großteil der
positiven Entwicklung bei John Deere im Kurs enthalten. Für
einen Kauf würde ich Rückschläge unter 120 US-Dollar abwarten.


MONSANTO

Monsanto wird in Deutschland der Biotechnologiebranche
zugeordnet, in den USA den Agrarchemieunternehmen. Nun, das
Unternehmen liefert das Saatgut für die Bauern. Wie auch John
Deere so ist also auch Monsanto in der Zulieferung der
Agrarindustrie tätig. Allerdings liefert Deere die Maschinen,
Monsanto den Rohstoff.

Zusätzlich zur Belieferung mit Saatgut ist Monsanto noch aktiv
am Forschen, wie man das Saatgut weiter verbessern kann,
resistent macht gegen Ungeziefer, dickere Keime hervorbringen
lässt, usw. Dazu wendet das Unternehmen Gentechnologie an und
kann somit also auch dem Biotechnologiesektor zugerechnet
werden.

Damit wächst das Unternehmen derzeit im Umsatz mit 30 % p.a.
Die Umsätze unterliegen starken saisonalen Schwankungen,
weshalb Sie weniger auf die Quartalszahlen, als vielmehr auf
die Jahreszahlen achten sollten. Diese Wachstumsgeschwindigkeit
soll auch in den kommenden fünf Jahren gehalten werden.

Das KGV steht entsprechend bereits bei 52. Ich halte das für
fair, denn ich bin bereit, bis zur zweifachen Wachstumsrate im
KGV zu akzeptieren. Doch die Kursexplosion hat auch bei
Monsanto bereits stattgefunden, der Kurs hat sich in den
vergangenen zwölf Monaten bereits von 45 auf 90 USD verdoppelt.

SYNGENTA

Endlich mal ein europäisches Unternehmen, das im Bereich der
Biotechnologie vorne mitmischt. Die Schweizer haben eine ganz
ähnliche Ausrichtung wie Monsanto und erzielen mit 10,5 Mrd.
Euro sogar etwas mehr Umsatz als der Erzrivale.

Allerdings lassen die Wachstumsraten zu wünschen übrig. Mit 14
% p.a. bleibt Syngenta hinter Monsanto zurück. Dafür ist die
Aktie jedoch noch sehr günstig: Das KGV beträgt gerade einmal
21, schon im nächsten Jahr wird es auf 19 fallen.

Derzeit verliert Syngenta Marktanteile an Monsanto. Das erklärt
die auf den ersten Blick günstige Bewertung, aber in der
Investmentwelt ist der zweite Platz einfach nichts mehr wert.
Wenn Sie also in Saatgut investieren wollen, dann halten Sie
sich an den teuren Monsanto.

BUNGE

Hier haben wir eine doppelte Chance auf einen Agrarboom. Bunge
ist der weltgrößte Anbieter von Sojaprodukten, hat auch ein
Sojaöl entwickelt, das der Fettleibigkeit der Amerikaner (und
Deutschen) zu Leibe gehen kann und vertreibt gleichzeitig
Düngemittel für die Landwirtschaft.

Mit einem vermeintlich langweiligen Geschäft steht Bunge
bereit, künftig einer der Hauptanbieter von Bioethanol,
gewonnen aus Soja, zu werden. Das Unternehmen investiert
kräftig in diesen Bereich und vermeldete in dieser Woche sogar
eine Gewinnverdopplung. Kein anderes Unternehmen ist derzeit in
der Lage, Soja günstiger zu Bioethanol umzuwandeln, als Bunge.

Die Argumentationskette ist Ihnen hinreichend bekannt: Der
Ölpreis über 90 US-Dollar veranlasst jeden, nach Alternativen
zu suchen: Solar, Wind, Biomasse, usw. In Brasilien fahren die
Autos schon seit Jahren mit einem Anteil von 30 % mit Ethanol.
Als größter Zuckerhersteller der Welt gewinnt Brasilien sein
Ethanol aus Zuckerrohr.

In den USA wächst kein Zuckerrohr, dort wächst jedoch Soja. Und
auch aus Soja kann man Ethanol herstellen. Präsident Bush hat
vor einigen Monaten die Wichtigkeit dieser neuen
Kraftstoffquelle hervorgehoben. Seither ist der Sojapreis
angesprungen, es gibt einen Bullenmarkt im Agrarsektor.

Bunge führt diese Entwicklung an, ist aber auch nach einem
Kursanstieg von 80 % in diesem Jahr noch immer günstig. Das KGV
beträgt gerade einmal 23, der Umsatz ist jedoch um 65 %
angesprungen. Die positive Entwicklung im Agrarbereich werde
anhalten, hat CEO Alberto Weisser diese Woche verkündet.

Analysten von Bunge gehen von einem Umsatz- und Gewinnwachstum
von 10 % aus. Doch die Entwicklungen scheinen diese Prognosen
zu Makulatur zu machen, denn Preisanstiege und
Effizienzsteigerungen lassen die Gewinne sprudeln.

Der Kurs ist nach der Bekanntgabe des Quartalsergebnisses von
110 auf 120 angesprungen. Das ist mir zuviel. Ich würde auf
eine Konsolidierung auf 113 USD warten, um eine erste Position
zu eröffnen. Anschließend würde ich hoffen, zu 103 USD nochmals
nachkaufen zu können. Je nachdem, wie sich der Agrarbulle
entwickelt, kann der Kurs jedoch auch schon vorher weiter
abheben.
Ich lege die Bunge-Aktie als Agrarkomponente in das
langfristige US-Depot.

BUNGE
US-Kürzel: BG
Kurs aktuell: 115,95 USD
Kaufen unter 113 USD
Nachkaufen unter 103 USD
Langfristig

Auch in Deutschland wird diese Aktie gehandelt. Unter der WKN
762269 können Sie das Papier in Ihr Deutsches Depot kaufen.
Bitte nutzen Sie die Frankfurter Börse, dort sind die Umsätze
am größten. Das Einstiegsniveau beträgt umgerechnet 79,50 Euro.
Aktuell notiert die Aktie bei 79,80 Euro. Ich würde limitierte
Order verwenden, um böse Überraschungen auszuschließen.


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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
LUFTHANSA, EBAY, UCB, CURANUM, SCHLOTT GRUPPPE
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

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FRAGE:

Hallo Herr Heibel,

habe gerade den ersten Ihrer Heibel-Ticker PLUS Briefe erhalten
und dachte ich probiere direkt einmal aus, ob Sie auch halten
was Sie versprechen ;-)

Hier also meine fünf größten Positionen im Depot:

Lufthansa
Ebay
UCB
Curanum
Schlott Gruppe

Wünsche noch viel Spaß auf Kuba und freue mich schon auf Ihre
Einschätzung!

VG von Tobias aus Langenfeld


ANTWORT:

Es kann manchmal ein wenig dauern, bis ich antworte. Doch es
gibt bei mir keine E-Mails, die ich unbearbeitet lösche.


LUFTHANSA

Der Preiskrieg mit Billigfliegern hat in den vergangenen zwei
Jahren eine Verschnaufpause eingelegt. Innerdeutsche und
insbesondere europäische Flüge sind inzwischen nicht mehr
spottbillig, aber deutlich günstiger als noch vor fünf Jahren.
Lufthansa hat Marktanteile verloren und Gewinnmargen eingebüßt,
aber den Kampf erfolgreich überstanden. So stieg der Kurs in
den vergangenen zwei Jahren um über 100 %, das KGV ist dennoch
bei niedrigen 10. Die Dividendenrendite von 4,5 % macht diese
Aktie zu einem guten Rückgrat für jedes Portfolio.

Für die Zukunft sehe ich jedoch wieder schwerere Zeiten für die
Lufthansa: Nachdem der europäische Markt aufgemischt wurde,
steht meiner Ansicht nach nun der internationale Markt auf den
Strategiepapieren der Billigflieger. Und das sind die Flüge,
bei denen noch richtig Geld verdient wird.

Die steigenden Spritkosten wirken sich kaum auf das Ergebnis
der Lufthansa aus, sie werden einfach an die Kunden
weitergegeben. Aber im internationalen Markt konkurriert die
Lufthansa mit diversen staatlichen Fluggesellschaften, die
zumeist noch ordentliche Unterstützung von zu Hause bekommen.
Wenn nun noch Billigflieger hinzu kommen, wird es wieder schwer
werden, weiterhin gute Gewinnanstiege zu erzielen. Wenn Sie mit
der Dividendenrendite zufrieden sind, dann halten Sie
Lufthansa. Der Aktienkurs selbst wird jedoch meiner Ansicht
nach nicht mehr viel weiter ansteigen.


EBAY

eBay hat viel zu viel für den VoIP-Anbieter Skype gezahlt, ein
Bereich, der kaum Gewinne abwirft. Schon die Festnetzanbieter
kämpfen mit Kundenschwund, das Internettelephonieren ist
kostenfrei möglich und die paar Ortsgespräche bringen keine
dicken Renditen. So ist der Kurs von eBay nach der Übernahme
kontinuierlich in den Keller gerutscht.

Das Auktionsgeschäft entwickelt sich solide, lässt aber kaum
Platz für positive Überraschungen. Der aktuelle Kurs spiegelt
die Marktführerschaft von eBay bei den Online-Auktionen wieder:
Das KGV von 30 wird dem Wachstum von 18 % gerecht.

Eine positive Überraschung könnte seitens PayPal kommen. Viele
Online-Zahlungsmethoden sind bereits gegründet und von großen
Finanzhäusern gepuscht worden - ohne Erfolg. Es fällt alles auf
PayPal zurück, dort finden die meisten Online-Zahlungen statt.
PayPal ist jedoch in den Prognosen von eBay bislang kaum
berücksichtigt. Wenn PayPal zum Quasi-Standard für Zahlungen im
Internet avancieren kann, dann dürfte auch die Aktie von eBay
nochmals einen Sprung nach oben machen.

Die Bilanz ist sauber, keine Schulden und 4 Mrd. USD auf der
hohen Kante geben dem Unternehmen ausreichend
Handlungsspielraum. Auf Sicht von 2-3 Jahren ist eBay eine gute
Wahl.


UCB

Nach einem Umsatzsprung von 20 % im laufenden Jahr wird das
Biopharma-Unternehmen aus Belgien im kommenden Jahr wohl eher
rückläufige Umsätze vermelden. Da ist ein KGV von 30 zu hoch.
Zumal das Unternehmen mit Schulden von 2 Mrd. Euro genug zu tun
haben dürfte, um die Zinsen zu bedienen.

Vielleicht übersehe ich etwas, denn viele Informationen zu
diesem Unternehmen stehen mir nicht zur Verfügung. Doch das,
was ich sehe, gefällt mir nicht.


CURANUM

Deutschlands größter Betreiber von häuslichen Pflegediensten
für Senioren wächst in erster Linie durch Akquisitionen. Das
ist eine derzeit leichte, aber auch riskante Strategie: Die
finanzielle Notlage vieler karitativer Pflegedienste zwingt zur
Suche nach finanzstarken Partnern wie Curanum, mit einer
solchen Strategie bleibt es jedoch oft jahrelang unklar, ob das
Unternehmen nachhaltig profitabel arbeiten kann.

Vor zwei Monaten gab es eine Gewinnwarnung, die den Kurs mal
kurz halbierte. Inzwischen ist diese Reaktion ausgeglichen, der
Kurs notiert wieder über dem Niveau von vorher. Eine solche
Achterbahnfahrt spricht nicht gerade für ein solides,
anlegerfreundliches Management.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Curanum mit dieser Strategie
noch einige Übernahmemeldungen herausgibt, die den Kurs weiter
in die Höhe treiben. Das KGV von 25 ist für die aktuelle
Bilanzsituation angemessen. Als spekulative Beimischung ist
dies sicherlich ein interessanter Wert. Ich würde aber die
Meldungen genau verfolgen und insbesondere immer wieder die
Entwicklungen in der Bilanz untersuchen.


SCHLOTT GRUPPE

Am 5.7. schrieb ich einem anderen Leser: „Meistens gibt es
einen Grund für eine niedrige Bewertung (KGV von 5): Bei
Schlott würde ich Google als Grund anführen, denn seit Google
Marketingaktionen über das Internet direkt messbar macht, hat
sich der Preisdruck in der ganzen Branche des Direktmarketings
erhöht.

Und die Schlott Gruppe ist in genau diesem Bereich tätig.
Kernaktivitäten sind Mailings, die von der Schlott Gruppe für
Kunden durchgeführt werden. Aber das Unternehmen hat die
Zeichen der Zeit erkannt und strebt auch in das Internet.

Und außerdem ist das papierlose Büro im Entstehen. Ich will
damit nicht sagen, dass weniger Papier ausgedruckt wird, im
Gegenteil! Aber das meiste wird direkt vor Ort auf dem
Laserdrucker ausgedruckt. Ich bestelle mir keine
Geschäftsberichte mehr, sondern lade sie mir als pdf herunter
und drucke sie bei Bedarf (sehr selten!) selber aus.

Kurz gesagt: Die Schlott Gruppe agiert in einem schrumpfenden
Markt - und da sind Preiskämpfe an der Tagesordnung. Aufgrund
des heftigen Kurssturzes von 40 auf 22 Euro beträgt die
Dividendenrendite inzwischen stolze 4,6 %. Das ist zwar ein
hohes Schmerzensgeld, aber für einen anhaltendem Kursverlust
kann das nicht entschädigen." Zitat Ende

Seit meiner damaligen Einschätzung ist der Kurs auf 18 Euro
gerutscht, die Dividendenrendite beträgt damit 5,1 %, wenn sie
denn gezahlt werden kann. Trotz günstiger Bewertung würde ich
diese Aktie nicht anrühren.


FAZIT

Sie haben da einige interessante Aktien ausgesucht. Die
Branchenmischung ist recht gut, denn Lufthansa (Reise), Schlott
(Druck & Marketing) sind konjunkturabhängig, eBays Auktionen
nehmen jedoch in einem Abschwung zu. Auch UCB Biopharma ist in
meinen Augen ein Unternehmen, das konjunkturunabhängig agiert.
Und die Seniorenbetreuung ist ein großes Thema für uns in
Deutschland und wird es in den nächsten zwanzig Jahren auch
bleiben.

Gleichzeitig fahren jedoch Rohstoffunternehmen wie BHP Billiton
und Exxon Mobil Rekordgewinne ein und schütten Rekorddividenden
aus. Diese Hausse geht derzeit an Ihnen spurlos vorüber. Ich
würde mindestens eine, wenn nicht zwei Aktien aus diesem
Bereich Ihrem Portfolio beimischen.

Auch aus regionaler Sicht ist Ihr Depot verbesserungswürdig: Es
gibt keine Aktie, die vom Aufschwung in Asien profitiert.

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05. LESERFRAGE: CHARTANALYSE
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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FRAGE:

Guten Tag Herr Heibel,

ich lese sehr gerne Ihre Bewertungen. Ihre Ausdrucksweise ist
sehr verständlich. Verwenden Sie zur Bewertung auch sogen.
Chartanalyse? Könnten uns Lesern kurz erklären, wie man diese
einfach interpretiert? Vielleicht haben Sie auch eine gute
Empfehlung für Lektüre.

Vielen Dank. Freundlichst, Sven aus Bayern


ANTWORT:

Vielen Dank für das Lob. Ja, ich habe auch ein Auge auf die
Chartanalyse. Um neue Aktien aufzuspüren, gehe ich wie folgt
vor: Zunächst suche ich mir eine Branche, die für die nächsten
Monate vielversprechende Fundamentaldaten ausweist. Dazu lese
ich viel und suche teilweise gezielt Statistiken heraus.

Anschließend schaue ich mir an, welche Unternehmen in dieser
Branche tätig sind. Ich analysiere deren Geschäft und beurteile
deren Chancen. Das Unternehmen, das mir davon am besten
gefällt, empfehle ich dann.

Ich empfehle jedoch niemals, alles auf einen Schlag zu kaufen.
Vielmehr schaue ich hierzu auf die Charttechnik und suche nach
Widerständen und Unterstützungen. So ermittele ich dann
Kaufkurse und Nachkaufkurse bzw. auch Stopps und
Verkaufslimits.

Nein, eine einfache Lektüre kenne ich nicht. Ich berücksichtige
die 200-Tageslinie, den RSI, ein paar Formationen und andere
Dinge, die man häufig bei anderen Analysten liest. Bei der
Charttechnik gilt nämlich die selbsterfüllende Prophezeihung:
Wenn genügend Analysten an eine Ober- oder Untergrenze glauben,
dann wird sie auch stimmen.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 25.10. Änd.Woche Empf.

DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16/7/07 62.72 $ 10% 8% H
Apple Comp. 865985 21/1/06 128.00 $ 145% 6% TV
Total S.A. 850727 31/8/07 53.90 $ -2% -4% K
DB Japan ETF DBX1MJ 27/2/07 34.14 $ -16% -3% H
Goldbarren 100 gr. 13/10/06 1,727.00 $ 12% 1% H
Goldmünze 20 Mk Wil 13/10/06 119.50 $ -1% 1% H

SPEKULATIV
Nabors Ind. 662778 21/1/06 19.70 $ -30% -4% VL
Gold Zert. ABN 859341 2/6/06 53.58 $ 12% 0% H
Berentzen AG 520163 28/7/06 4.53 $ -30% -2% H
Matsushita 853666 27/2/07 12.37 $ -16% -1% H
Yamana 357818 2/7/07 9.79 $ 22% 0% H
Norddt. Affiner676650 24/8/07 28.74 $ -4% -4% K
Uranium One A0MU9G 21/9/07 8.66 $ -4% 7% H
Google Call OS SBL91A 21/9/07 2,175$ 55% 11% H

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20/10/06 $668.51 56% 5% H
Sears Holding SHLD 13/10/06 $135.58 -13% 1% H
Japan ETF EWJ 27/2/07 $13.90 -7% -2% H
Gold&Silberfond CEF 13/10/06 $10.05 24% 0% H
BUNGE BG KAUFEN UNTER $113

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13/10/06 $76.03 31% 0% H
Silber ETF SLV 13/10/06 $137.62 20% 0% H
DRD Gold DROOY 3/11/06 $7.75 -40% -4% H
Transocean RIG 19/1/07 $116.83 56% 0% H
Annaly Cptl. Mg NLY 23/3/07 $17.06 14% 4% H
Lundin Mining LMC 12/5/07 $12.54 3% -7% NK
Monster MNST 8/6/07 $38.80 -10% 3% H
Level 3 Com. LVLT 18/7/07 $3.14 -43% -28% V
Royal Gold RGLD 22/10/07 $32.09 7% -4% H
Freeport McMoRa FCX 21/9/07 $112.83 KAUFEN UNTER $100

- Bitte die Hälfte Ihrer Apple-Position verkaufen
- Die GMAC Anleihe wurde zum Verkaufslimit von 95 % verkauft.
- Level 3 wurde diese Woche ausgestoppt.
- Royal Gold konnte diese Woche zu 30 USD gekauft werden.


Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
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Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
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belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

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Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
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