Heibel-Ticker Plus 07/48 - Schwindende Skepsis reicht für steigende Kurse, Leitzinssenkung wird folgen

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30.11.2007:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

2. Jahrgang - Ausgabe 48 (30.11.2007)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
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I N H A L T

01. INFO-KICKER: ERLEICHTERUNG MACHT SICH BREIT
02. SO TICKT DIE BÖRSE: DIVERSE GELDSPRITZEN NUR EIN ANFANG
03. AUSBLICK: VORSICHT VOR GOLD UND EURO, GEWINNE SICHERN
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
DRIVER & BENGSCH, ENVITEC BIOGAS, UNITED INTERNET,
DIGITAL RIVER, GENWORTH FINANCIAL
05. LESERFRAGE: FEHLER DER KREDITINSTITUTE MIT IMMOBILIEN-
KREDITEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0748-1804.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0748-1804.pdf

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01. INFO-KICKER: ERLEICHTERUNG MACHT SICH BREIT
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Liebe Börsenfreunde,

die Nacht ist am dunkelsten kurz bevor der Morgen graut. So war
es auch diese Woche, und selbst Milliarden-Geldspritzen in das
US-Wirtschaftssystem schienen wirkungslos zu verpuffen.
Mittwoch schließlich vollzog der DAX sowie der Dow Jones eine
Rallye, die in diesem Jahr ihresgleichen sucht.

Ich habe daher in der heutigen Ausgabe empfohlen, die Hälfte
Ihres DAX-Call Optionsscheins mit über 40% Kursgewinn in nur
einer Woche zu verkaufen.

Es ist schon unglaublich, da wird tonnenweise Geld in die USA
geschickt und dennoch sinken die Kurse zunächst weiter. Ich
habe Ihnen im Rückblick beschrieben, wie die einzelnen aus- und
inländischen Geldspritzen vom Markt aufgenommen wurden und was
Sie daraus für die nächsten Wochen folgern können.

Im Kapitel 03 – Ausblick habe ich Ihnen dann meine Erwartung
bis zum 11. Dezember dargelegt. Ich gehe von einer Zinssenkung
auf der nächsten Fed-Sitzung aus, doch wie groß diese sein wird
und wie die Tage davor und danach an der Börse aussehen werden,
kristallisiert sich bereits in diesen Tagen heraus.

Weiterhin habe ich eine Meinung zum US-Dollar Wechselkurs und
zum Goldpreis, die Sie vermutlich überraschen wird. Doch mehr
dazu im Kapitel 03.

Unser heutiger Depotcheck bringt einige gute Chancen zum
Vorschein, doch insgesamt ist mir das Portfolio viel zu
spekulativ. Da gibt es kein Sicherheitsnetz, keine
Risikostreuung.

Die Leserfrage klingt auf den ersten Blick naiv, aber hinter
dieser naiven Frage stecken tiefe, psychologische und
systemtypische Probleme, mit denen die Finanzbranche zu kämpfen
hat. Wie konnten denn all die Kreditinstitute den gleichen
Fehler mit den Immobilienkrediten machen?

Nun, heute steigen die Börsen kräftig weiter an, Bernanke hat
für Zinssenkungsphantasie gesorgt und das wird derzeit
gefeiert. Die Konjunktur ist schwach, der Konsument hält sich
zurück und weitere Hiobsbotschaften werden in diesen Tagen
positiv aufgenommen, denn sie werden die Fed zum Handeln
zwingen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: DIVERSE GELDSPRITZEN NUR EIN ANFANG
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PHILIPS KAUFT GENLYTE, SO BILLIG IST DER US-DOLLAR

Wann ist die Nacht am dunkelsten? Kurz vor dem Morgengrauen!
Ich habe Ihnen am vergangenen Freitag einen DAX-Call empfohlen,
denn noch schlimmer konnte es meiner Ansicht nach nicht werden.
Und tatsächlich, am Montag vermeldete der holländische
Elektronikkonzern Philips den Kauf von Genlyte, dem
amerikanischen Spezialisten für Büroausleuchtungen, für 2,7
Mrd. USD.

Der Kaufpreis stellt einen Aufpreis von schlappen 50% auf den
Schlusskurs der Genlyte-Aktien vom Freitag dar. Boah, würde ich
da erst einmal sagen, aber dann fällt mir ein, dass Philips da
nichts weiter als den Währungsgewinn der vergangenen fünf Jahre
einsetzt. Denn soviel hat der US-Dollar gegenüber dem Euro seit
2003 verloren: 50%.

Bereits vor einigen Wochen schrieb ich, dass der niedrige US-
Dollar doch irgendwann außer-amerikanische Investoren auf den
Plan rufen sollte, denn noch nie konnte man so günstig in den
USA einkaufen, wie heute. Das gilt übrigens für
Unternehmenskäufe gleichermaßen wie auch für Ihre
Weihnachtseinkäufe. Wer von Ihnen dann abends einen schönen
Tanzabend im Stil von Frank Sinatra oder Life-Musik in einer
Kellerbar schätzt, kann mich gerne nach Ausgehtipps fragen.

Aber zurück zur Börse: Ich habe mich gewundert, dass nicht
schon längst ein paar europäische Unternehmen von dem,
günstigen Wechselkurs Gebrauch machen und in den USA auf
Shoppingtour gehen. Philips ist bislang das erste namhafte
Unternehmen, das diese Situation zu seinen Gunsten ausnutzt.

Philips kauft sich ein absolut gesundes Unternehmen und
erweitert damit seine Marktpräsenz bei der industriellen
Ausleuchtung. Es wurde der 1,6-fache Jahresumsatz gezahlt, oder
ein KGV von 19. Für einen Marktführer ist das ein stolzer
Preis. Wenn Sie aber berücksichtigen, dass Philips für einen
Euro gleich 1,5 US-Dollar bekommt, dann nutzt das Unternehmen
den hohen Europreis mit dieser Transaktion optimal aus.

Philips selbst wird mit einem KGV von 9 bewertet, für das
kommende Jahr wird jedoch ein Gewinnrückgang erwartet. Das KGV
08e beträgt schon wieder 17. Die Barkasse ist prall gefüllt mit
7,6 Mrd. US-Dollar. Da stellt der Kauf von Genlyte eine
willkommene Ergänzung dar: Umsatzwachstum und wenig Bargeld
können wunderbar in die Bilanz von Philips eingeflochten
werden.

Die Übernahme von Genlyte durch Philips am Montag war das
Signal, dass der US-Dollar weit genug gefallen war. Aber
dennoch ging der Dow Jones am Montag auf Talfahrt. Neue
verheerende zahlen vom Immobilienmarkt schürten erneut die
Weltuntergangsstimmung.


CITIGROUP ERHÄLT 7,5 MRD. US-DOLLAR SPRITZE AUS ABU DHABI

Am Dienstag tickerte dann die Meldung durch die
Nachrichtensysteme, dass die Abu Dhabi Investment Authority
einen 4,9% Anteil der Citigroup für eine Bareinlage von 7,5
Mrd. US-Dollar gekauft hat. Glauben Sie, der weltweit größte
Privatfonds legt soviel Geld an, wenn er befürchten muss, dass
die Citibank doch noch Pleite geht? Nein, diese Bargeldspritze
war ein Signal.

Der Betrag reicht nicht aus, um die geschätzten 30 Mrd. US-
Dollar Verlust aus Immobilienderivaten zu tragen. Doch der
Betrag reicht aus als Signal, denn Abu Dhabi hält den Kurs von
Citibank bei 30 US-Dollar für günstig genug, um zu investieren.
Und sollte der Vertrauensverlust in die US-Kreditlandschaft zu
weiteren Kursstürzen führen, so bin ich sicher, dass Abu Dhabi
nochmals nachlegen kann und wird.

Das weckt Erinnerungen an die Bankenkrise der USA von 1990.
Damals kam ein Prinz der in Zahlungsnöte geratenen Citibank zu
Hilfe, die sich mit Immobilienfinanzierungen verspekuliert
hatte. Das 500 Mio. US-Dollar Investment von Prinz Al-Waleed
bin Talal aus Saudi Arabien hat damals als Signal gereicht, um
das Vertrauen in das US-Finanzsystem wieder herzustellen. Es
markierte gleichzeitig den Tiefstand der Börsenkorrektur von
1990.

Heute kamen die Vereinigten Arabischen Emirate mit ihrem
staatlichen Investmentfonds Abu Dhabis zu Hilfe. Die Meldung
kam Dienstag Vormittag heraus und ich erwartete eine Rallye,
sowohl bei Citibank Aktien, als auch an den breiten
Aktienmärkten.

Doch nichts geschah. Citibank eröffnete im Minus und der Dow
Jones rutschte kurz nach Börsenbeginn erneut unter das
Vortagsniveau.

Da hatten innerhalb von 24 Stunden zwei ausländische
Unternehmen maßgeblich in den USA investiert und damit gezeigt,
dass die Börsenkurse niedrig sind. Bei weiter fallenden Kursen
würden weitere Investments folgen, durch diese Investments
würde ein Boden unter die Kurse gelegt. Doch nichts geschah,
auf dem Parkett redete man stattdessen von dem
Verwässerungseffekt, den die Ausgabe der zusätzlichen Aktien
für die 7,5 Mrd. US-Dollar haben würde. Und natürlich von den
fallenden Immobilienpreisen.

Nach einer kleinen Hoffnungsrallye stürzte der Dow Jones wieder
ab und schloss mit leichtem Plus. Am Dienstag war Ihr Autor
mehrfach in Versuchung, ein Update herauszuschicken und zu
empfehlen, alles zu verkaufen, was nicht niet- und nagelfest
ist, denn wenn nicht einmal solche Investments das Vertrauen in
den US-Kapitalmarkt wieder herstellen können, dann muss der
Weltuntergang tatsächlich hinter der nächsten Ecke lauern.

Ich tat es dennoch nicht, denn sämtliche meiner Indikatoren
sprachen eine eindeutige Sprache: Es steht eine Gegenreaktion
bevor. Weiter runter konnte es nicht mehr gehen. Nicht mit
diesem frischen, ausländischen Kapital. Denn wo das herkam, da
gibt es noch mehr.


MITTWOCH: GRÖSSTER TAGESGEWINN DIESES JAHRES

Was lange währt, wird endlich gut: Am Mittwoch gab es endlich
die lang ersehnte Rallye. Mit 2,55% erzielten sowohl Dax, als
auch Dow Jones den größten Tagesgewinn des Jahres. Die Aktien
der Citibank begannen ebenfalls zu steigen, die Nachrichtenlage
unterstützte weiterhin die Rallye.

Denn das halbstaatliche Hypothekenunternehmen Freddie Mac
konnte eine erfolgreiche Aktienplatzierung vermelden: 6 Mrd.
US-Dollar Bargeld kamen so in die Kassen des unter der
Immobilienkrise leidenden Finanzierers.

Die Verarbeitung dieser drei Geldspritzen der Vortage zeigt
jede Menge bullische Blüten: So wurde sogar über eine Fusion
der Bank of America mit der Citigroup spekuliert, jede Menge
Broker wie J.P.Morgen, Merrill Lynch oder Bear Stearns wurden
als Übernahmekandidaten gehandelt. Es war nichts dran an den
Gerüchten, aber es zeigt eines: Die Kurse waren tief genug, um
Schnäppchenjäger auf den Plan zu rufen und um Übernahmen und
Fusionen realistisch erscheinen zu lassen.

Doch damit noch nicht genug: Am Donnerstag vermeldete E-Trade
die Infusion von 2,55 Mrd. US-Dollar durch die Investmentgruppe
Citadel. Citadel erhält dafür 17% Anteile an E-Trade und
bekommt auf 1,75 Mrd. US-Dollar zehn Jahre lang 12,5% Zinsen.
Ein teurer Preis für E-Trade, aber mit dem Rücken an der Wand
verhandelt es sich schlecht. CEO Mitch Caplan wird seinen Hut
nehmen, sein Nachfolger kommt aus dem Hause E-Trade, ist aber
für seine Kontakte zu Citadel bekannt.


DIE FOLGE DER RALLYE

Die Aktienmärkte vollzogen also eine zweitägige Rallye. Ob
diese Rallye heute und nächste Woche fortgesetzt wird,
untersuche ich im folgenden Kapitel. Diese Rallye hat
gleichzeitig eine Grenze für den US-Dollarverfall gezogen und
der Goldpreis sowie Ölpreis sind eingebrochen. Doch schauen Sie
sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich selber an:


INDIZES 29.11.07

Dow Jones 13.311 4,00%
NASDAQ 2.668 4,14%
S&P 500 1.469 3,74%
DAX 7.765 2,68%
Nikkei 15.680 5,32%
Euro/US-Dollar 1,4835 -0,57%
Euro/Yen 162,53 1,36%
10-Jahre-US-Anleihe 3,94% -0,08
Umlaufrendite Dt 4,11% 0,09
Feinunze Gold USD 795,7 -2,06%
Fass Crude Öl USD 91,01 -6,45%

ÖLPREIS

Der Ölpreis hat die Schallmauer von 100 US-Dollar noch nicht
übersprungen, vielmehr ist er eingebrochen. Es kamen Gerüchte
auf, dass der hohe Ölpreis auf eine große Anzahl an Spekulanten
zurückzuführen sei. Es sei genug Öl vorhanden, doch Spekulanten
hätten den Ölpreis in die Höhe getrieben.

Ich kann dazu nur sagen: Ja, es gibt genug Öl. Noch! Es gibt
auch noch Reserven, die aktiviert werden können. Doch diese
Reserven befinden sich in Ländern wie Venezuela, Nigeria, Irak,
Russland, usw. Die Hebung dieser Reserven ist nicht mit dem
Rammen eines Rohres in den Boden gelungen, sondern bedarf einer
Revolution, einer anderen politischen Struktur in diesen
Ländern – und wie schwer so etwas ist, das sehen wir derzeit am
Irak und an Afghanistan.

Ein weiteres Argument für den fallenden Ölpreis ist eine
bevorstehende Rezession in den USA. Nun, dazu kann ich nur
sagen, dass ich noch lange keine Rezession sehe. Ich kann mir
durchaus eine wirtschaftliche Abschwächung vorstellen, aber
keine Rezession. Doch davon abgesehen würde auch eine Rezession
in den USA keinen bedeutenden Einfluss auf den Ölpreis haben,
denn die Bedeutung der Ölnachfrage aus den USA nimmt ab, Sie
müssen auf China schauen.

Die chinesische Nachfrage nach Öl hat sich in den vergangenen
drei Jahren verdoppelt. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen ist
es relativ unbedeutend, ob in den USA das Wirtschaftswachstum
3,5% oder nur 1% beträgt.

Saudi Arabien spricht immer von ausreichend zusätzlichen
Förderkapazitäten, doch die Explosion einer kanadischen
Ölpipeline am gestrigen Donnerstag treibt Angstperlen auf die
Stirn der Ölkonzerne. Wenn die Versorgung tatsächlich so
reichlich sichergestellt wäre, wenn nur Spekulanten den Preis
treiben würden, wenn nur die tatsächlichen Förderkosten den
Ölpreis bestimmen würden, warum werden dann in aller Welt
beruhigende Worte über die kanadische Pipeline-Explosion
veröffentlicht? Wäre es wirklich so unbedeutend, wie man uns
glauben macht, dann wären solche Beruhigungsmeldungen gar nicht
notwendig.

Nichts desto trotz fällt der Ölpreis. Ich sehe darin eine
Chance für Sie, doch dazu mehr im nächsten Kapitel.


GOLDPREIS

Und der Goldpreis? Auch das Gold hat sein Allzeithoch (noch)
nicht erreicht und korrigiert vor dem Hintergrund der
Aktienrallye. In meinen Augen ist der fallende Goldpreis der
Vorbote eines steigenden US-Dollars. Zum Glück haben wir unsere
Goldbestände in den vergangenen Wochen deutlich reduziert.


AUSBLICK

Am Montag beginnt der letzte Monat dieses Jahres. Das
Weihnachtsgeschäft brummt und die Spreu trennt sich vom Weizen:
Der eine oder andere Einzelhändler notiert auf neuen
Höchstkursen, andere Einzelhändler haben deutliche
Kursabschläge zu beklagen.

Am 11. Dezember wird die Fed letztmalig in diesem Jahr tagen.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was in den Tagen bis zu
diesem Treffen passieren wird. Mehr dazu im nächsten Kapitel.


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03. AUSBLICK: VORSICHT VOR GOLD UND EURO, GEWINNE SICHERN
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DAX-CALL TEILWEISE VERKAUFEN!

Zunächst einmal: Verkaufen Sie bitte die Hälfte Ihres DAX-
Calls. Während ich schreibe, notiert der Schein bei 5,82 Euro,
ich hatte Ihnen als Ziel 6 Euro bis Mitte Dezember in Aussicht
gestellt. Doch dass ich mit meiner Prognose so gut liegen
würde, habe ich nicht geahnt.

Sie wissen, ein Optionsschein verliert an Wert, wenn der
Basiswert sich lediglich seitwärts bewegt. Und nachdem die
Nacht vergangenen Freitag kaum noch dunkler werden konnte, war
ein Investment in einen Call gerechtfertigt. Doch nun steht der
DAX 6% höher als noch am Dienstag, da wäre es unverantwortlich,
wenn Sie nicht Ihren Sieg erklären und Ihre Gewinne zumindest
teilweise sichern.

Von jetzt bis zum 11. Dezember kann ich Ihnen nicht sagen, was
passieren wird. Ich werde gleich näher darauf eingehen. Doch
zunächst verkaufen Sie bitte einen Teil Ihres DAX-Call
Bestandes und versehen Sie den Rest mit einem Stopp Loss bei
4,90 Euro.


US-LEITZINSSENKUNG AM 11. DEZEMBER UND DIE WARTEZEIT BIS DAHIN

Die Welt ist heute besser, als noch vor einer Woche. Doch sie
ist noch nicht gut. Die diversen Kapitalspritzen durch Philips,
Abu Dhabi, Citadel und Anteilseigner von Freddie Mac sind ein
richtungsweisendes Indiz, doch grundsätzlich haben sich die
Rahmenbedingungen nicht verändert.

Tut mir leid, aber ich muss einmal ein wenig auf den
Anleihenmarkt eingehen, um Ihnen meine Überlegungen zu
veranschaulichen. Ich werde es aber einfach halten.

Der US-Leitzins steht seit dem 31.10. bei 4,5%. Wer also über
Nacht Geld ausleihen möchte (also kurzfristig für nur einen
Tag), der zahlt derzeit rund 4,5% Zinsen.

Die längerfristigen Zinsen sind jedoch deutlich niedriger. Der
Zins für Drei-Monats-Gelder ist in den vergangenen vier Wochen
von 3,81% auf 2,85% gefallen. Bei einer Laufzeit von drei
Jahren ist der Zins von 3,79% auf 2,99% gefallen, nein,
eingebrochen. Es gab in den vergangenen vier Wochen einen Run
auf Staatsanleihen. Der Vertrauensverlust bei den
Kapitalmärkten hat dazu geführt, dass Anleger mit mickrigen
Zinsen zufrieden sind, solange sie vom Staat garantiert werden.

Aus den Zinsen der verschiedenen Laufzeiten der Anleihen kann
man eine Zinskurve zeichnen: Bei 3 Monaten steht der Zins bei
2,81%, bei 30 Jahren bei 4,34%. Mit zunehmender Laufzeit steigt
der Zins also an. Je steiler der Anstieg dieser Kurve, desto
besser können Banken und Kreditinstitute verdienen.

Die Kurve sagt aber auch aus, dass der Markt weiter fallende
kurzfristige Zinsen erwartet. Das aktuelle Niveau von 4,5%
steht in keinem Verhältnis zu dem kurzfristigen Zinsniveau um
3%.

Die Citigroup, E-Trade und Freddie Mac brauchen einen
niedrigeren Leitzinsen, um die Refinanzierung ihrer maroden
Immobilienportfolios zu sichern. Und ich bin nach wie vor davon
überzeugt, dass die Fed am 11. Dezember eine weitere
Leitzinssenkung vornehmen wird. Ich fürchte nur, eine Senkung
um 0,25% auf 4,25% ist nichts weiter als ein Tropfen auf dem
heißen Stein.

Die Anleger, die diese Woche in den US-Aktienmarkt investiert
haben, gehen nicht davon aus, dass der Kapitalmarkt bereits
gesund ist. Vielmehr spekulieren sie auf weitere Zinssenkungen
durch die Fed. Bleiben die Zinssenkungen hinter den Erwartungen
zurück, so wird die Börse nochmals auf Tauchstation gehen. Es
wird dann erneut ausländische Investments geben, so dass ich
nicht mehr von neuen Tiefständen ausgehe. Aber was wir diese
Woche gesehen haben, war nichts weiter als eine überfällige
Gegenreaktion. Für eine nachhaltige Rallye sind weitere
Schritte der Fed notwendig.

Mit einem kleinen Zinsschritt von 0,25% wird die Fed die
Aktienbörse in der Ungewissheit belassen, ob Bernanke und Co.
den Ernst der Lage erkannt haben und weitere Zinsschritte
folgen werden. Eine Zinssenkung um 0,5% würde eine nachhaltige
Rallye lostreten. So wie ich Bernanke inzwischen einschätze,
wird er die Märkte in Ungewissheit lassen.

In der kommenden Woche werden somit sämtliche Konjunkturdaten
genau das Gegenteil dessen bewirken, was man auf den ersten
Blick glauben würde: Schlechte Meldungen werden zu einer Rallye
führen, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit einer großen
Leitzinssenkung steigt. Bei guten Konjunkturdaten könnte die
Börse wieder einbrechen.


ZINSSENKUNG WIRD US-DOLLAR WECHSELKURS STÜTZEN

Es steht in sämtlichen Lehrbüchern, oder sind es Leerbücher?,
dass ein attraktives Zinsniveau der inländischen Währung nutzt.
Doch komischerweise hat das hohe Zinsniveau der vergangenen
Jahre dem US-Dollar nicht unbedingt geholfen, im Gegenteil.

Und so wird eine weitere Zinssenkung dem US-Dollar nutzen. Denn
Kapital sucht nicht nur eine gute Verzinsung, sondern auch
gutes Wirtschaftswachstum. Und ein niedriges Zinsniveau in den
USA fördert zwar die Inflationsrate, sorgt aber gleichzeitig
für eine Ankurbelung der Wirtschaft. Und wenn die US-Wirtschaft
brummt, oder derzeit muss man sagen, wenn in den USA eine
Rezession vermieden werden kann, dann werden ausländische
Investoren dort wieder gerne investieren.

Meiner Ansicht nach hat der US-Dollar daher vorerst seinen
Tiefstand gesehen.


GOLDPREIS

Im Gegensatz zum Öl und zu den Industriemetallen, die aufgrund
der tatsächlich steigenden Nachfrage steigen, steigt das Gold
als Thermometer der Gesundheit unseres weltweiten
Finanzsystems.

Nachdem die Immobilien- und Kreditkrise der USA Angstschweiß
auf die Stirn vieler internationaler Anleger getrieben hat, ist
nun die Lösung dieser Krisen in greifbare Nähe gerückt. Bitte
beachten Sie: Ich nehme hier, im Gegensatz zu den obigen
Betrachtungen, nun einen Blickwinkel von mehreren Monaten ins
Visier.

Und in diesem Blickwinkel kann ich mir eine noch größere
Vertrauenskrise, als wir Sie in den vergangenen Wochen hatten,
nicht mehr vorstellen. Weiter sinkende US-Zinsen werden das
Vertrauen in die US-Wirtschaft und dann auch in den US-
Kapitalmarkt und schließlich auch in den US-Dollar fördern. Und
dann werden vormals angsterfüllte Investoren wieder Chancen an
den Aktienmärkten suchen, also ihre Goldbestände verkleinern.

Ich habe seit einigen Wochen dazu aufgerufen, Gewinne am
Goldmarkt mitzunehmen. Ich möchte hier nochmals eindringlich
dazu raten, Ihre spekulativen Goldpositionen zu verkleinern
oder aufzulösen. Ich denke, der Goldpreis kann locker unter 750
USD/Oz fallen, vielleicht sogar nochmals in Richtung 700
USD/Oz.

Dies betrifft natürlich nicht das physische Gold, das Sie in
Ihrem Garten verbuddelt haben. Bei Münzen und Barren sind die
Margen so groß und ist der Aufwand des Kaufens und Verkaufens
so hoch, dass sich solch kurzfristige Aktionen kaum lohnen.
Denn mittelfristig befinden wir uns noch immer in einem Gold-
Haussemarkt und ich erwarte in den nächsten Jahren noch
Goldpreise um 2.000 USD/Oz. Wer also kurzfristige Rückschläge
locker verschmerzen kann, der braucht nichts zu tun.


ENERGIEMÄRKTE SIND AN IHRER KAPAZITÄTSGRENZE

Während der Goldpreis also eher von den Ängsten der Anleger
abhängt, steht an den Energiemärkten der tatsächliche Verbrauch
dem Angebot gegenüber. Und der Verbrauch wächst wie Sau (siehe
China), während die Ausweitung des Angebots langwierig, teuer
und voller Gefahren ist.

Saudi Arabiens offizielle Haltung ist nach wie vor die, dass
man behauptet, ausreichend Förderkapazitäten zu haben, um die
steigende Nachfrage der nächsten Jahre befriedigen zu können.
Immer mehr Insider des Landes sowie andere Sachkundige
schreiben Artikel über die wahren Verhältnisse in Saudi
Arabien. Demzufolge fördert das Land, auf das sich die gesamte
westliche Welt verlässt, am Rande seiner Kapazitätsgrenze.
Lediglich weitere 2 Mio. Fässer pro Tag könnten noch zusätzlich
zu den 26 Mio. derzeit täglich geförderten Fässern der OPEC
hinzugefügt werden.

Wie gesagt: Ich glaube nicht, dass uns das Öl bald ausgehen
wird. Ich glaube aber, dass es ganz schnell knapp wird und dass
das zusätzlich benötigte Öl zu immer höheren Preisen gesucht
und gefördert wird. Während der Ölpreis von mir aus gerne mal
von Spekulanten beeinflusst werden kann, ist der Mietpreis für
die Förderanlagen vom auf schwer zugängliche Offshore-Gebiete
spezialisierten Ölbohrer Transocean real. Und dieser Mietpreis
steigt weiter an. Am Tag kostet solch eine Bohranlage derzeit
200.000 US-Dollar Miete.

Nun ist der Ölpreis in dieser Woche von knapp unter 100 auf
rund 90 US-Dollar / Fass gefallen. Mit ihm sind auch die
Aktienkurse der Ölkonzerne eingebrochen, und natürlich auch die
gesamte Branche der Öldienstleister wie Transocean.

Transocean selbst hätten Sie meiner Empfehlung folgend letzte
Woche nachkaufen sollen, nun ist es nach einem Kurssprung von
12% zu spät. Es gibt aber einen Index, der aufgrund des
Ölpreissturzes kräftig Federn ließ: Den Oil Service Holders
(OIH).

In diesem Index sind Unternehmen wie Transocean, Schlumberger,
Baker Hughes, Diamond Offshore und Noble Corp. enthalten. Alles
Unternehmen, die im Auftrag der großen, mit reichlich Bargeld
ausgestatteten Ölkonzerne an entlegenen Stellen nach Öl suchen.

Der Index ist in der abgelaufenen Woche um knapp 10%
eingebrochen, als Folge des Ölpreisrückgangs. Ich halte diesen
Rückschlag für übertrieben und würde daher eine spekulative
Position im OIH eingehen.

Oil Service Holders (Amex)
US-Kürzel OIH
Kaufen unter 175 USD
Kurs aktuell: 176,85 USD
Ziel: 200 bis Frühjahr 2008
Stopp Loss unter 160 USD


NACHTRAG

Während ich schreibe, treffen die neuesten Meldungen ein:
Bernanke hat in seiner Rede am gestrigen Abend die Probleme der
Kapitalmärkte bestätigt (na endlich!) und hat die Möglichkeit
einer Ausweitung auf das Konsumentenverhalten sowie auf das
Wirtschaftswachstum beschrieben. Die Fed werde, so Bernanke,
erforderliche Schritte unternehmen, um den jüngsten
Entwicklungen an den Finanzmärkten Rechnung zu tragen.

Nachdem vorgestern ein anderes FOMC Mitglied, nämlich
Fizepräsident Donald Kohn, bereits zu den Finanzmarktproblemen
Stellung bezogen hat und Zinssenkungen nicht ausschloss, ist
Bernankes Rede nun das zweite Indiz, dass die Fed vielleicht
doch nicht völlig blind ist. Na, ich bin mal gespannt.

Damit haben wir nun die ersten Anzeichen, die mich weiter
bullisch stimmen. Meine oben beschriebene Einschätzung bleibt
jedoch unverändert: Noch bleibt es spannend, wenngleich sich
die Waage Stück für Stück zugunsten einer großen Zinssenkung
neigt.

Achten Sie also auf Ausverkäufe, ich werde in einer Woche auch
beginnen, einmal einen Blick auf andere Finanztitel neben
Goldman Sachs zu werfen. Auch diese haben vor dem Hintergrund
einer sich bessernden Zinslage Aufholpotential. Doch Vorsicht,
dies betrifft lediglich Finanzinstitute mit großen
Spareinlagen. Die puren Hypothekenbanken ohne eigene Einlagen
sind meiner Einschätzung nach ungeachtet des Zinsniveaus dem
Untergang geweiht.


FAZIT

Seit dieser Woche sehen die Kapitalmärkte wieder anders aus. Es
ist Zeit, das Portfolio entsprechende anzupassen, ich habe
entsprechende Anmerkungen in unserer Beobachtungsliste in
Kapitel 06 vorgenommen.

Schwache Börsentage sind Kauftage, an guten Tagen hingegen
sollten Sie Ihre Goldbestände verringern.


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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
DRIVER & BENGSCH, ENVITEC BIOGAS, UNITED INTERNET,
DIGITAL RIVER, GENWORTH FINANCIAL
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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

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FRAGE:

Hallo Herr Heibel.

mit Bitte um Beurteilung folgender Aktien meines Depots bei
Gelegenheit.

Driver & Bengsch Inh. (ADCB88)
Envitec Biogas
United Internet
Digital River
Genworth Financial

Vielen Dank und schönen Gruß aus Stuttgart, Jürgen


ANTWORT:

Gerne komme ich Ihrem Wunsch nach und schaue mir Ihre größten
Positionen einmal genauer an:

DRIVER BEGSCH AG

Das nordische Wertpapierhandelshaus verfügt über ein KGV von
nur 8,5 und eine Dividendenrendite von stolzen 10,2%. Wenn das
die Bewertung für ein solides Geschäft wäre, dann würde ich
diese Aktien als Juwel bezeichnen.

Doch das Unternehmen ist erst wenige Jahre alt und versucht,
einen neuen Markt zu erobern. Insbesondere die
Vermögensverwaltung ab 15.000 € soll angeboten werden, ein sehr
niedriger Betrag für diese Branche. Für solch einen niedrigen
Betrag bleibt eines auf der Strecke: Entweder die individuelle
Beratung, dann ist es mehr ein Fonds und keine
Vermögensverwaltung, oder die Performance, dann sollte der
Kunde lieber wo anders hingehen.

Das Geschäftsmodell ist also innovativ und riskant. Wenn es
aufgeht, dann könnte die Aktie sich schnell verdoppeln. Das
Bewertungsniveau gibt das locker her. Aber die eigenen
Prognosen wurden im vergangenen Quartal nicht erreicht und die
Gewinne blieben hinter den Erwartungen zurück. Wer hier
investiert, der nimmt ein hohes Risiko in Kauf.


ENVITEC BIOGAS

Auch Envitec Biogas hat unlängst enttäuschende Meldungen
veröffentlicht. Großaufträge aus Italien seien um ein Jahr
verschoben worden, so dass Umsatz- und Gewinnprognose für das
laufende Jahr deutlich zurückgenommen wurden.

Der Umsatz wächst derzeit mit 30% p.a. an, die Gewinne können
allerdings nicht Schritt halten. Explodierende Kosten haben die
Gewinne aufgezehrt. Das KGV von 23 ist allerdings günstig für
dieses Unternehmen.

Aus Bewertungssicht ist also nichts gegen das Unternehmen zu
sagen. Heute wurde nun noch das Ergebnis dieses Jahres bis
September veröffentlicht. Nach den Prognosesenkungen von vor
wenigen Wochen fiel das Ergebnis nun doch nicht so schlecht
aus, wie befürchtet. Neue Aufträge wurden abgeschlossen und die
Gewinnmarge hat sich erfreulich entwickelt. Der Kurs ist am
heutigen Tag (Donnerstag) bereits um 25% angesprungen. Ich sehe
dies als eine Bodenbildung und würde weiterhin investiert
bleiben. Als Kursziel bis zum nächsten Frühjahr kann ich mir 28
Euro vorstellen (derzeit 21 Euro)


UNITED INTERNET

Internetprovider in Deutschland, der mit Wachstumsraten von 20%
p.a. seinen Wettbewerbern Freenet und T-DSL noch immer
Marktanteile abjagt. Das KGV ist mit 22 in Ordnung, die Gewinne
wachsen überproportional mit 43%.

United Internet ist zu 35% in der Hand von Ralph Dommermuth,
der gleichzeitig auch den Vorstandsvorsitz inne hat. Ich sehe
es gerne, wenn der Vorstand selber Anteile hält, damit ist
sichergestellt, dass ihm viel an einem steigenden Aktienkurs
liegt.

In diesem Jahr ist die Aktie mehr oder weniger seitwärts
gependelt, in diesen Wochen ist endlich der Ausbruch nach oben
gelungen. Ich kann mir gut einen Anstieg auf ein neues Niveau
vorstellen. Bis zum Frühjahr würde ich hier Kurse um 22 Euro
erwarten.


DIGITAL RIVER

Das Unternehmen wickelt für Symantec den Online-Verkauf des
Anti-Virus Pakets Norton ab. Symantec ist für 40% des Umsatzes
von Digital River verantwortlich. Weiterhin nutzt Microsoft für
sein Office-Paket die Leistungen von Digital River und auch
Sony gehört zu den Kunden des Unternehmens.

Seit einigen Wochen sind Gerüchte im Umlauf, dass Symantec die
Abwicklung der Downloads selber übernehmen möchte und somit aus
dem Vertrag mit Digital River aussteigen möchte. Die einen
Analysten halten das für unmöglich, die anderen warnen vor dem
Wegbrechen des Umsatzes. Ich kann das von hier aus nicht
beurteilen. Aber allein schon die Abhängigkeit von einem
einzigen Großkunden macht mich skeptisch - oder was glauben
Sie, warum ich nicht eine Vermögensverwaltung für wenige Reiche
mache? Eine breite Kundenbasis macht unabhängig und lässt einen
ruhiger schlafen.

Das KGV steht bei 27, im nächsten Jahr wird es auf 18 fallen.
Der Aktienkurs von 40 USD ist mit 15 USD Bargeld abgesichert.
Aber was nutzt soviel Bargeld, wenn die Umsätze wegbrechen?

Wenn Sie darauf spekulieren möchten, dass Symantec bei der
Stange gehalten werden kann, dann nur zu. Wenn Sie Recht
behalten, dann könnte sich der Kurs locker verdoppeln. Aber der
Umstand, dass bereits Bargeld für schlechte Zeiten gehäuft wird
(der zweifache Jahresumsatz auf dem Barkonto ist einfach
zuviel), lässt mich fürchten, dass sich das Unternehmen schon
auf den Wegfall von Symantec vorbereitet und sodann bereit ist,
in völlig neue Geschäftsfelder zu investieren. In solch eine
Situation würde ich mein Geld nicht investieren.


GENWORTH FINANCIAL

Eines der drei Standbeine dieses Finanzmarktversicherers ist
die Versicherung von US-Hypothekenkrediten. Sie wollen nicht
ernsthaft in eine solche Aktie investieren, oder?

Klar, der Kurs ist bereits um 30% eingebrochen, aber in meinen
Augen haben sämtliche Hypothekenversicherer in den nächsten
Wochen und Monaten mit einer drohenden Insolvenz zu kämpfen:
Das Geschäft bricht weg, die Zahlungsausfälle nehmen zu und
frisches Kapital wird nur zu einem Anteil von 25% des
Nominalwertes eingespritzt. Da reichen 30% Kurskorrektur noch
lange nicht.

Zumal der Finanzchef des Unternehmens unlängst mit der Aussage,
Zinssenkungen durch die Fed würden nichts helfen, an die Presse
gegangen ist. Das zeugt in meinen Augen von einem ziemlichen
Unverständnis für die aktuelle Situation.

Wenn Sie Short in dieser Aktie sind, dann sollten Sie Ihre
Shorts aufgrund der aktuellen Rallye nun eindecken. Aber kaufen
würde ich diese Aktie um Gottes Willen nicht.


FAZIT

Na, da haben Sie sich aber ein absolutes Zockerdepot
zusammengestellt. Mit zwei Finanzmarktteilnehmern (Driver &
Bengsch sowie Genworth) haben Sie sich für die augenblickliche
Marktsituation viel zu stark in der Finanzbranche engagiert.
Nur Spekulanten empfehle ich derzeit vielleicht eine Position
im Finanzbereich unter fünf. Niemals aber gleich zwei!

United Internet und Digital River sind Technologieunternehmen.
Auch hier reicht in meinen Augen eines, Sie wissen bereits
welches. Und Envitec Biogas ist eine gute Spekulation auf
weiter steigende Energiepreise.

Aus regionaler Sicht haben Sie sich mit drei Deutschen (Driver
& Bengsch, Envitec, United Internet) sowie zwei US-Unternehmen
(Digital River, Genworth) noch gar nicht nach Asien gewagt.
Einen Wert aus Japan würde ich noch gut heißen.

Wenn Sie Student sind und ein paar hundert Euro, die Sie in
Jobs verdient haben, nun zum heißen Spekulieren einsetzen
wollen, dann können Sie sich an die hier genannten Werte
halten. Wenn Sie jedoch bereits über 30 sind, dann sollten Sie
vielleicht auch den einen oder anderen soliden Dividendentitel
hinzunehmen. Ihr Depot ist ein absolutes Zockerdepot, bei dem
in jedem einzelnen Wert in kürzester Zeit große Kurssprünge
möglich sind. Ruhig schlafen werden Sie damit nicht können.

Envitec und United Internet würde ich behalten. Rohstoff- und
Energie werden das Thema der nächsten Monate sein. Vielleicht
sogar noch einen Antizyklischen Pharma- oder Biotechwert?


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05. LESERFRAGE: FEHLER DER KREDITINSTITUTE MIT IMMOBILIEN-
KREDITEN
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE:

Lieber Herr Heibel,

wie Sie aus früheren E-Mails von mir wissen, schätze ich Ihre
Analysen und Bewertungen sehr und ich verlasse mich auch
weitgehend auf Ihre Einschätzungen.

Damit bin ich bisher auch weitgehend gut gefahren. Heute möchte
ich trotz Ihrer häufigen Besprechungen etwas zur weltweiten
Finanzkrise fragen. Sie schrieben am 29.6.07:

„Die regelmäßigen Leser unter Ihnen wissen, dass ich die
Meinung vertrete, dass der US-Immobilienmarkt nicht kollabieren
wird und somit auch nicht die Finanzmärkte belasten wird. Immer
wieder habe ich die Mechanismen des Marktes beschrieben, die
den Immobilien- und Finanzmarkt automatisch stabilisieren."

Sehen Sie das heute auch noch so? Oder haben nicht die vielen
(undurchsichtigen) Abschreibungen der Banken zu einem
Vertrauensverlust vor allem im Bankenbereich und damit zu
Finanzengpässen geführt, die zusammen mit der Auflösung von
Carry Trades, dann doch auf die Aktienmärkte durchschlagen und
dort immer wieder zu Liquiditätsmangeln und Ausverkäufen
führen?

Was ich mich als Laie frage ist, wie es kommen konnte, dass die
größten (und besten) Banken und Finanzinstitute weltweit in
diese Krise geraten sind. Von Citibank, HSBC, Deutsche Bank,
BNP, JPM, Merryl Lynch bis zu Sparkassen und Raiffeisenbanken,
überall scheinen die besten Banker der Welt sich verspekuliert
zu haben. Es kann doch nicht sein, dass alle Banker
gleichermaßen falsch investieren! Was ist passiert, dass
offenbar alle Banken von der Immobilienkrise in USA betroffen
sind?

Ihrer Antwort sehe ich mit großem Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Peter aus Euskirchen


ANTWORT:

Ich habe eine Komponente falsch eingeschätzt: Die
Leitzinspolitik von Ben Bernanke. Von ihm hätte ich wesentlich
früher bereits eine Zinssenkung erwartet, sowie mehr
Zinssenkungen. Bernanke ist dazu jedoch noch immer nicht
bereit, er spricht von den stabilisierenden Mechanismen der
Finanzmärkte und schaut zu, wie der Vertrauensverlust immer
größer wird und die Reparationskosten dadurch in die Höhe
schießen.

Den Ausverkauf, den wir derzeit erleben, hätte es meiner
Einschätzung nach nicht geben müssen. Und ich erwarte, dass im
nächsten Frühjahr die großen Aktienindizes neue Rekorde
erklimmen. Derzeit wird der Immobilien- und Kreditmarkt jedoch
sträflich alleine gelassen und so rauschen alle Kurse in den
Keller.

"Keller" bedeutet in diesem Zusammenhang gerade einmal 10%
unter den Höchstkursen. Das ist gerade einmal eine bessere
Korrektur. Anfang 2000 verlor der Dow Jones binnen weniger
Wochen 20%, bis 2003 sogar 40%. Davon sind wir noch weit
entfernt, und ich erwarte nicht, dass wir solche Zahlen erneut
erreichen.

Sie haben Recht, der Vertrauensverlust hat dazu geführt, dass
die Staatsanleihen nachgefragt und Aktien gemieden werden.
Insbesondere Finanzaktien werden derzeit überhaupt nicht
nachgefragt. Die Kurse purzeln, selbst wenn einzelne
Finanztitel inzwischen nachgewiesen haben, kaum ein Engagement
im Immobilienmarkt zu haben.

Wie konnte es passieren, dass (fast) alle Banken auf diese
Immobilienblase herein gefallen sind? Nun, wenn Sie bei ihrem
Rivalen sehen, wie der in den Jahren 2004 und 2005 Milliarden
mit solchen Krediten verdient hat, dann bekommen sie irgendwann
von ihren Aktionären oder vom Aufsichtsrat unangenehme Fragen
gestellt: "Andere verdienen in den heutigen Märkten wesentlich
besser als wir. Warum?". Diese Fragen kann man ein paar mal
beantworten, die Risiken dieser Geschäfte darlegen, doch
irgendwann werden die Aktionäre ihr Unternehmen verkaufen und
beim Wettbewerber Aktien kaufen. Sie geraten ins Hintertreffen,
verlieren im Zweifel dann auch noch ihren Job.

Bevor es soweit kommt, spielen die meisten CEOs dieses böse
Spiel mit, denn 2004 und 2005, auch noch 2006 konnte man
hervorragend mit Immobilien Geld verdienen. Und dann hofft man
eben als CEO, dass die maroden Praktiken erst nach Ablauf der
eigenen Amtszeit auffallen. Häufig geht das sogar gut. Diesmal
kam die Realität schneller, als vielen Recht war.

Und ich kenne keinen Aktionär, der im Jahr 2004, 2005 oder 2006
gesagt hätte: "Die dicken Gewinne, die durch die
Immobiliengeschäfte eingefahren wurden, möchte ich nicht. Ich
kaufe lieber die Aktien einer wesentlich schlechter
verdienenden Bank."

Kurz gesagt: Heerdentrieb. Wenn der Wettbewerber mit fraglichen
Geschäften gut verdient, dann muss man das ebenfalls tun, sonst
verliert man Marktanteile.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 29.11. Änd.Woche Empf.

DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 54,57 € -4% -1% H
Apple Comp. 865985 21.1.06 124,42 € 138% 9% H
Total S.A. 850727 31.8.07 54,58 € -1% 0% K
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 33,57 € -17% 6% H
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.721,00 € 11% -1% H
Goldmünze 20 Mk Wil 13.10.06 119,00 € -1% -1% H
Uran. PartizipatA0EQYX 12.11.07 7,87 € -6% 6% NK

SPEKULATIV
Nabors Ind. 662778 21.1.06 17,82 € -37% -1% VL
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 54,44 € 13% 1% TV
Berentzen AG 520163 28.7.06 4,00 € -38% -1% H
Matsushita 853666 27.2.07 13,92 € -5% 5% H
Yamana 357818 2.7.07 8,91 € 11% 0% TV
Norddt. Affineri676650 24.8.07 22,39 € -25% 2% NK
Uranium One A0MU9G 21.9.07 5,92 € -28% 0% NK
Henkel VZ 604843 16.11.07 36,63 € 1% -4% K

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $697,00 63% 6% H
Sears Holding SHLD 13.10.06 $104,09 -33% -6% NK
Bunge BG 31.10.07 $113,45 0% 4% H
Goldman Sachs GS 9.11.07 $224,38 9% 7% H
Japan ETF EWJ 27.2.07 $14,04 -6% 5% H
Gold&SilberfondsCEF 13.10.06 $10,5 29% -2% TV

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13.10.06 $78,28 35% -1% TV
Silber ETF SLV 13.10.06 $141,01 23% -2% TV
DRD Gold DROOY 3.11.06 $8,31 -36% 0% H
Transocean RIG 19.1.07 $135,92 81% 12% H
Annaly Cptl. MgmNLY 23.3.07 $17,4 17% 5% H
Lundin Mining LMC 12.5.07 $9,52 -22% 1% NK
Monster MNST 8.6.07 $33,36 -22% 2% H
Royal Gold RGLD 22.10.07 $29,69 -1% -2% TV
Freeport McMoRanFCX 15.11.07 $96,65 -3% 7% K


Google Call Optionsschein wurde verkauft: +49%

VL: Nabors mit Limit 22 Euro

TV: Die mit TV gekennzeichneten Werte können Sie teilverkaufen.
Es handelt sich hauptsächlich um Goldaktien, für die ich eine
Korrektur erwarte: Gold Zertifikat der ABN Amro, Yamana Gold,
Gold & Silberfonds CEF, Gold ETF, Silber ETF, Royal Gold

K: Diese Werte können Sie in den kommenden Tagen im Falle
eines Ausverkaufs kaufen: Total S.A., Henke, Freeport McMoRan

NK: Aktien, deren Wert deutlich unter den ursprünglichen
Kaufkurs gerutscht ist, können Sie nachkaufen: Uran
Partizipationsschein, Norddeutsche Affinerie, Uranium One,
Lundin Mining

Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
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setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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