Heibel-Ticker Plus 08/02 - Innere Zerrissenheit der Fed belastet die Märkte

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11.01.2008:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

3. Jahrgang - Ausgabe 01 (04.01.2008)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: BERNANKES ANKÜNDIGUNG VERHALLT WIRKUNGSLOS
02. SO TICKT DIE BÖRSE: ZERRISSENHEIT DER FED BELASTET MÄRKTE
03. AUSBLICK: ERSTE INVESTITIONSIDEEN FÜR DIE NÄCHSTEN WOCHEN
04. DEPOTCHECK: VERSCHOBEN
05. LESERFRAGE: VERSCHOBEN
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

Nur für Heibel-Ticker PLUS Kunden: Hier können Sie die PDF-
Datei mit allen beobachteten Werten herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-alle-0801-0827.pdf

Hier ist die PDF-Datei mit allen aktualisierten Werten zum
Herunterladen:
http://www.heibel-ticker.de/downloads/htp-neue-0801-0828.pdf

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01. INFO-KICKER: BERNANKES ANKÜNDIGUNG VERHALLT WIRKUNGSLOS
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Liebe Börsenfreunde,

Aus aktuellem Anlass habe ich bereits am Mittwoch meine
Einschätzung zu den Vorgängen innerhalb der US-Notenbank in einem
Heibel-Ticker Update an die Heibel-Ticker PLUS Abonnenten
geschickt. Das Ergebnis der Zerrissenheit hat sich gestern
gezeigt: Trotz der Aussage Bernankes, den Leitzins drastisch zu
senken, rauschen die Börsen weiter in den Keller: Es glaubt ihm
keiner mehr. Mehr zu den Hintergründen lesen Sie im heutigen
Rückblick.

Der Ausblick betrachtet die Goldpreisentwicklung im Detail, warnt
vor einer Branche, die aufgrund der Präsidentschaftswahlen im Jahr
2008 nicht angefasst werden sollte und beschreibt den möglichen
Prozess einer Bodenbildung. Es gibt auch schon erste
Handlungsideen für Sie, die ich im Kapitel 03 – Ausblick ankündige
und im Kapitel 06 – Beobachtete Werte weiter ausführe.

Mindestens 56 von Ihnen wissen bereits, dass ich diese Woche
ziemlich viel zu tun habe, denn ich habe Ihre Leserfragen und
Depotchecks nicht bearbeitet. Die Umsetzung der Änderungen nimmt
Zeit in Anspruch, gleichzeitig passiert in diesen ersten Tagen
dieses Jahres so viel, dass ich kaum die Augen abwenden kann.
Hinzu kommt, dass meine Assistentin, Frau Schilling, diese Woche
Urlaub hat und ich die administrativen Dinge mit erledige. Tut mir
Leid, wenn Sie daher etwas auf die Antworten warten müssen. Ich
werde Ihre Anfragen im Laufe der nächsten Tage abarbeiten.

Daher entfallen heute die beiden Kapitel Leserfrage und
Depotcheck. Ich werde Ihnen im Laufe der nächsten Woche diese
beiden Kapitel, ergänzt um eine kurze Stellungnahme zum
Marktgeschehen, nachliefern.


take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: ZERRISSENHEIT DER FED BELASTET MÄRKTE
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Das hat Ben Bernanke nun von seiner liberalen Ader: Die Notenbank
ist zerrissen. In den nächsten Wochen wird die amerikanische
Notenbank eine extrem wichtige Rolle spielen, lassen Sie mich
daher heute ein paar Hintergründe dazu aufzeigen.

In den USA gibt es den Leitzins und den Diskontsatz. Der Leitzins
ist ein Zinsziel, das die 12 Chefs der Notenbank ausgeben. Derzeit
steht der US-Leitzins bei 4,25%.

In Europa funktioniert das ganz ähnlich, hier steht der Leitzins
derzeit bei 4%, gestern hat die Europäische Zentralbank bekannt
gegeben, diesen Leitzins unverändert bei 4% zu belassen.

Nun sind Ziele ziemlich unsinnig, wenn sie nicht konsequent
verfolgt werden. Die Ersten werden bereits ein Lied davon singen
können, nachdem das neue Jahr mit all den Neujahrszielen, die Sie
sich gesetzt haben, nun schon 11 Tage alt ist: Wie viele Ihrer
Ziele haben Sie schon über Bord geworfen?

Der Leitzins ist jedoch ein ernst zu nehmendes Ziel: Mit Hilfe des
Diskontsatzes und der Offenmarktpolitik versuchen die Notenbanker,
Bankenkredite untereinander auf dieses Leitzinsniveau zu bringen.
Die Notenbank möchte eigentlich gar nicht am Geschäft beteiligt
sein. Sie wünscht sich, dass die Banken untereinander die
Liquiditätsprobleme lösen – und möglichst zu einem Zinssatz, der
dem Leitzins nahe ist.

Wenn eine Bank bei ihrer Nachbarbank keinen Kredit mehr bekommt,
und auch anderswo abblitzt, dann kann sie sich an die Notenbank
wenden. Dort erhält Sie dann einen Kredit, der Preis dafür
entspricht dann dem Diskontsatz. Dieser steht derzeit bei 4,75%,
ist also teurer, als der gewünschte Kreditzins, den die Banken
untereinander verrechnen.

Nun kann die Notenbank solche Kreditgesuche akzeptieren oder
ablehnen. Auch kann sie mit weiteren, kurzläufigen Papieren,
versuchen, die Nachfrage und das Angebot in ein Gleichgewicht zu
bringen, wobei das Leitzinsziel nicht aus den Augen gelassen wird.

Soweit der kurze Exkurs in die trockene Theorie. Die Abstimmung
vom 11. Dezember über die Senkung des Leitzinses von 4,5% auf
4,25% fiel mit einer großen Mehrheit für diesen Schritt aus. Von
den zwölf Notenbankmitgliedern sprachen sich nur zwei gegen diesen
Schritt aus.

Der Leitzins hat vor allem eine Signalwirkung. Ob das absolute
Zinsniveau nun ein paar Stellen hinter dem Komma etwas höher oder
niedriger ist, das spielt rein rechnerisch nur eine marginale
Rolle.

Die psychologische Wirkung ist jedoch viel größer: Wenn
potenzielle Immobilieninteressenten hören, dass die Fed die Luft
aus dem Finanzsektor heraus lässt, und dabei sehenden Auges die
Immobilienpreise weiter in den Keller purzeln lässt, dann warten
sie lieber noch ein wenig, bis ein Ende dieses Prozesses absehbar
ist. Denn die Immobilie, die sie heute für eine Viertel Million US-
Dollar kaufen können, die ist vielleicht im nächsten Monat schon
für 200.000 US-Dollar zu haben. Man wartet geduldig auf die
Talsohle des Immobiliencrashs.

Wie nun dieses Leitzinsziel erreicht werden kann, darüber sind
sich die Notenbankmitglieder allerdings nicht einig: Die einen
sagen, dass es der Finanzbranche gut genug gehe, die anderen
fordern drastische Schritte (sprich: Diskontsatzsenkungen).
Während also nach außen hin der Leitzins als prominenter Indikator
für die Verfassung der Finanzmärkte nach dem Willen der
Notenbankchefs nur moderat sinken soll, haben drei Mitglieder
jedoch bereits erkannt, dass hinter den Kulissen drastische
Schritte erforderlich sind, während zwei noch immer vollkommen
ignorant für die Liquiditätsprobleme sind.

Ich finde, das ist kein gutes Zeichen. Anders als Alan Greenspan
gewährt Bernanke seinen Kollegen wesentlich mehr Freiheiten. Zu
Zeiten Greenspans geschah alles nach seinem Willen. Greenspan
steht jedoch mit folgender Aussage in den Büchern: „Wenn Sie
glauben, meine Ausführungen verstanden zu haben, dann muss ich
mich wohl falsch ausgedrückt haben“. Greenspan agierte also nach
eigenem Gutdünken, ließ sich jedoch nicht in die Karten schauen.

Bernanke sagt dann und wann schon einmal klar heraus, wie er die
Situation einschätzt. Doch gerade gestern erst passierte die
Peinlichkeit, dass zeitgleich ein anderes Notenbankmitglied genau
eine gegenteilige Einschätzung veröffentlichte.

Bernanke kündigte nunmehr endlich die drastischen Zinsschritte zur
Rettung der Konjunktur an. Doch gleichzeitig verkündete St. Louis
Notenbankchef William Poole, dass die inflationären Tendenzen,
siehe Ölpreis, Agrarmärkte, usw., durch ein hohes Zinsniveau
bekämpft werden müssten.

Was ist nun besser: Ein allmächtiges Orakel, das keiner versteht,
oder eine demokratische Entscheidungsfindung durch eine zerrissene
Menschengruppe? Ich weiß es nicht. Ich denke, es wird die
Nagelprobe für Bernanke, sich durchzusetzen und eine Rezession zu
verhindern.

So folgte gestern auch nur eine verhaltene Rallye auf die
Kommentare von Bernanke und verebbte schon zum Tagesende.

Diese Zerrissenheit der Fed führt zu einem sehr volatilen
Börsengeschehen in den USA. Vernünftigerweise lässt sich der DAX
davon kaum anstecken, in Deutschland wurden die heftigen
Schwankungen kaum nachvollzogen. Dennoch geht es derzeit kräftig
nach unten. Schauen Sie sich die Wochenübersicht der wichtigsten
Indizes selber einmal an:


INDIZES 10.1.08
Dow Jones 12.853 -1,6%
NASDAQ 2.488 -4,4%
S&P 500 1.420 -1,9%
DAX 7.713 -2,5%
Nikkei 14.110 -4,0%
Euro/US-Dollar 1,4667 -0,5%
Euro/Yen 160,92 0,1%
10-Jahre-US-Anleihe 3,89% 0,0
Umlaufrendite Dt 4,07% -0,1
Feinunze Gold USD $ 890,92 3,5%
Fass Crude Öl USD $ 93,71 -5,5%


Am stärksten ist der NASDAQ eingebrochen. Nächste Woche beginnt
die internationale Consumer Electronics Show (CES) in LasVegas.
Dort werden die neuesten technologischen Trends vorgestellt. Die
Flachbildschirme werden größer, heller und flacher. Es gibt nun
eine Möglichkeit, das High Definition Fernsehsignal vom DVD-Player
an den an der Wand hängenden Flachbildschirm per Funk zu
übertragen (WiHD). Flash-Speicherkarten (Steady State Disks)
erreichen eine Kapazität von 128 GB! Die Eröffnungsredner Bill
Gates (Microschrott), Toshiro Sakamoto (Panasonic/Matsushita) und
Brian Roberts (Kabelprovider Comcast) werden aufzeigen, wie die
verschiedenen Technologiebereiche zusammenwachsen. Sogar die
Automobilbranche ist vertreten, Kino und Musik sollen überall
verfügbar sein – ob im Auto, auf dem Handy oder im Heimkino.

Doch der Zinnober um die CES kann die Angst der Anleger vor einer
Rezession nicht vertuschen. Insbesondere die Gewinner der
Vorwochen haben diese Woche kräftig Federn gelassen.

Aber auch in Japan führt die Angst vor einer US-Rezession den
Nikkei immer weiter nach unten. Japan ist eine Exportnation und
ist besonders von der amerikanischen Konjunktur abhängig. Während
sich Deutschland inzwischen mit den anderen europäischen Staaten
weitere Märkte erschlossen hat, ist es Japan noch nicht gelungen,
den chinesischen Markt vor der eigenen Haustür zu erobern.

Der Ölpreis ist eingebrochen, das verwundert aber nicht weiter:
Nachdem die 100-USD-Marke/Fass erreicht wurde, sind
Gewinnmitnahmen nur zu verständlich. Die spekulativen Positionen
wurden aufgelöst und führten zu einem rückläufigen Ölpreis. Ich
sehe das als gute Chance, nochmals in Energieaktien zu
investieren.

Und dann ist da noch das Gold. Nach anderthalb Jahren
Konsolidierungsphase ist der Goldpreis im vergangenen Herbst
wieder nach oben ausgebrochen und schreibt seither fast täglich
neue Höchstkurse. Diese Woche wurde das Allzeithoch aus dem Jahr
1980 bei 875 USD/Oz übersprungen. Nun dürfte sich auch der letzte
Goldskeptiker kleinlaut in der Ecke schämen. Der utopische
Goldpreis von 1980, über den ein Vierteljahrhundert gesagt wurde,
dass es sich dabei um eine einmalige Verrücktheit der Märkte
gehandelt hatte, ist nun wieder erreicht. Und während damals die
Rallye von 700 bis 875 US-Dollar/Unze nur eine Woche dauerte und
sofort wieder unter 700 USD/Oz zurückfiel, sieht es diesmal danach
aus, als würden wir für längere Zeit noch wesentlich höhere Preise
sehen.

In den vergangenen Tagen wurde ich immer wieder nach meiner
Prognose für das Jahr 2008 gefragt. Um ehrlich zu sein: Ich weiß
nicht genau, was 2008 passieren könnte. Ich denke, ich werde in
den nächsten Wochen viele Prognosen anderer Schreiberlinge lesen
und dadurch Anregungen darüber erhalten, was erwartet wird. Sodann
kann ich mir überlegen, was wirklich passieren könnte: Denn das,
was erwartet wird, ist ja schon in den Aktienpreisen enthalten.

Anfang 2006 schrieb ich, dass ich kein Ziel für den Goldpreis
ausrufe – Sie würden es mir eh nicht glauben. Inzwischen, mit
einem Goldpreis knapp unter 1.000 USD/Oz, denke ich, kann ich
Ihnen dieses Ziel nun nennen. Damals habe ich im Freundeskreis
schon meine Prognose von 2.000 USD/Oz verbreitet. Die 2.000 USD/Oz
beziehen sich auf einen Zeitraum bis 2013. es handelt sich dabei
um meine konservative Schätzung, ich kann mir jedoch auch noch
wesentlich höhere Preise vorstellen.

Wo der Goldpreis letztlich landen wird, hängt auch vom Verhalten
der US-Notenbank ab. So, wie sie sich derzeit verhält, dürfte der
Goldpreis weit über mein konservatives Ziel hinausschießen.

Doch dieses Ziel wird nicht in einer Linie erreicht, sondern immer
wieder von langen, nervenzehrenden Korrekturzeiten unterbrochen
werden. Sie werden sich sicherlich an die vergangenen anderthalb
Jahre erinnern, in denen der Goldpreis seitwärts lief und immer
mehr Anleger dem glänzenden Rohstoff den Rücken kehrten.

Wie weit die aktuelle Rallye laufen könnte, habe ich im nächsten
Kapitel analysiert.

Bank of America hat heute früh verkündet, Countrywide Financial zu
kaufen. Damit kauft eine Großbank wie beispielsweise die Deutsche
Bank einen Hypothekenspezialisten wie beispielsweise die Hypo Real
Estate. Gut, die Bank of America ist viermal größer wie die
Deutsche Bank, aber Countrywide ist in den USA eine der größten
Hypothekenbanken mit ähnlicher Marktbewertung, wie die Hypo Real
Estate.

Ebenfalls am heutigen Tage hat Merrill Lynch bekannt gegeben,
statt der bisher erwarteten 7 Mrd. USD Abschreibungen auf ihre
Immobiliengeschäfte 15 Mrd. USD abzuschreiben. Vergangene Woche
habe ich geschrieben, dass die Verluste sich noch verfünffachen
müssen, bis alle Leichen aus dem Keller sind. Merrill befindet
sich also auf dem richtigen Weg.

Und schließlich läuft der Präsidentschaftswahlkampf in den USA
langsam an: Hillary Clinton gegen Obama – die ersten
Entscheidungen sorgen für ein spannendes Rennen um die Kandidatur.

Mehr zu diesen Meldungen und deren Bedeutung für die
Börsenlandschaft im nächsten Kapitel.


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03. AUSBLICK: ERSTE INVESTITIONSIDEEN FÜR DIE NÄCHSTEN WOCHEN
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LANGWIERIGE BILDUNG EINER TALSOHLE KÖNNTE BALD BEGINNEN

Es gibt keine Glocke, die geläutet wird, wenn Sie an der Börse
einsteigen müssen. Und nicht einmal Ben Bernankes Worte über
aggressive Zinssenkungen reichen inzwischen aus, um über die
zerrissene Lage der Notenbankmitglieder hinwegzutäuschen. Wie
bereits im vorigen Kapitel gesagt: Es wird die Nagelprobe für
Bernanke, sich nun durchzusetzen.

Ich könnte jetzt behaupten, er wird es schaffen, oder warnen, dass
er scheitern könnte. Beides ist möglich und ich möchte mich nicht
festlegen. Denn wenn ich dann falsch liege, und die Chancen sehe
ich derzeit 50:50, dann verlieren wir eine Menge Geld.

Vielmehr möchte ich Ihnen aufzeigen, dass die Situation nun
langsam ein bisschen besser wird: Immerhin hat wenigstens Bernanke
den Ernst der Lage erkannt. Und das war vor drei Tagen noch nicht
der Fall.

Sie kennen meine Einschätzung über die Gründe der Inflation und
die Gefahr einer Rezession. Ich glaube nicht, dass die Wirtschaft
aus eigener Kraft wieder beim aktuellen Zinsniveau gesunden kann.
Die Immobilienpreise werden weiter purzeln, Hypothekenbanken
werden weiter in Zahlungsschwierigkeiten geraten und die
Wirtschaft wird immer stärker belastet werden. Einer nach dem
anderen werden die anderen Notenbankmitglieder auf die Seite von
Bernanke wechseln müssen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Doch diese Zeit kann lang werden. Die Notenbankmitglieder haben
bereits bewiesen, dass sie ihre Augen vor der Realität ziemlich
fest verschließen können. Deren Argument, den freien Kräften des
Marktes die Heilung der Immobilienkrise zu überlassen, ist zu
schön, um so einfach ad acta gelegt zu werden. Besonders im
Wahlkampf lassen sich damit Punkte für die eigene konservative
Partei (Republikaner) sammeln.

Aber diese Woche hat gezeigt, dass es nicht einen Augenblick der
Erkenntnis für die Fed geben wird, sondern einen zähen,
langwierigen Prozess der Anpassung. Und in diesem
Anpassungsprozess werden die einzelnen Aktien, Branchen und Märkte
zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre jeweilige Talsohle
erreichen.

Daher müssen auch wir als Anleger wieder einmal in mehreren
kleinen Schritten vorgehen.


BANK OF AMERIKA KAUFT COUNTRYWIDE FINANCIAL FÜR 4 MRD. USD

Die Übernahme von Countrywide Financial durch die Bank of America
ist in meinen Augen eine gute Sache, es wird ein Pleitegeier vom
Himmel geschossen (bzw. kurz vor der Bruchlandung aufgefangen und
abgesetzt). Nach meiner Kalkulation hat Countrywide mehr faule
Kredite im Portfolio, als es an Verlust tragen kann. Die
Marktkapitalisierung von Countrywide hat sich in den vergangenen
Wochen gesechstelt. Bank of America zahl nochmals 10% weniger, als
das Unternehmen derzeit noch an der Börse wert ist.

Für die Bank of America ist es nun nur eine Frage der Zeit, bis
der im freien Fall befindliche Immobiliensektor sich wieder
erholt. Mit einem Marktwert von 150 Mrd. USD kann die Bank of
America die 4 Mrd. USD für Countrywide leicht aufbringen und erst
einmal abwarten.

Der Kurs der Bank of America ist in den vergangenen Wochen
ebenfalls eingebrochen, selbst am heutigen Tag steht die Aktie mit
einem Prozent im Minus. Aufgrund der oben beschriebenen
fragwürdigen Situation innerhalb der US-Notenbank würde ich einen
Optionsschein auf die Bank of America für ein zu großen Risiko
halten – spielen Sie dann lieber Lotto. Wenn Sie jedoch einen
Zeithorizont von zwei bis drei Jahren haben, dann ist das heute
eine gute Einstiegsgelegenheit. Rechnen Sie aber mit weiteren
Rückschlägen, in denen Sie gegebenenfalls nachkaufen.

Ich werde die Bank of America nicht in meine Beobachtungsliste
aufnehmen, da mir Goldman Sachs noch immer besser gefällt und ich
dort auf eine gute Gelegenheit warte. Noch ist es für meinen
Geschmack aber zu früh.


GOLDPREIS AUF KURS 1.100 USD/Oz

Die Unsicherheit bleibt bestehen, Rezessionsangst kann Bernanke
nicht bekämpfen, wenn gleichzeitig sein politisch einflussreicher
Kollege Poole die Angst schürt. Solche Spielchen führen zu einer
Flucht in sichere Häfen. Und der sicherste ist nach wie vor das
Gold.

Nachdem der Goldpreis nun mit den 900 USD/Oz liebäugelt, habe ich
ja schon im vorigen Kapitel mein Langfristziel von 2.000 USD/Oz
ausgegeben. Doch mittelfristig denke ich, wird die Rallye bereits
bei 1.100 USD/Oz vorerst einmal auslaufen. Bis 1.050 USD/Oz werden
wir also halten, danach werden wir unsere Positionen etwas
verkleinern.

Ich könnte jetzt über die weltweite Nachfrage und das Angebot von
Gold schreiben. Mein Ansatz ist jedoch vielmehr der, dass die
Stimmung derzeit an den Weltmärkten so pessimistisch ist, dass das
Gold noch eine ganze Weile lang weiter ansteigen wird. Die 1.000
USD/Oz sind beschlossene Sache, es fragt sich dann nur noch, an
welchem Punkt danach eine Konsolidierung oder gar Korrektur
eingeläutet wird. Ich würde dann ab 1.050 USD/Oz Teilverkäufe
vornehmen.


MARKTAUSBLICK: ERSTE VORSICHTIGE KÄUFE

Ich habe als Korrekturziel 12.000 Punkte im Dow Jones ausgegeben.
Aktuell notiert der Dow Jones bei 12.710 Punkten. Da ist also noch
einiges an Korrekturpotenzial übrig. Aber Sie kennen inzwischen
meine Vorgehensweise: Ich würde nicht alles auf eine Karte setzen.
Was, wenn der Dow Jones bereits bei 12.500 seinen Boden findet?
Was, wenn einzelne Aktien heute schon ihre jeweilige Talsohle
durchschreiten, während andere noch ein paar Wochen brauchen?

Ich habe daher unsere Beobachtungsliste durchgearbeitet und
Kandidaten ausgewählt, bei denen meiner Ansicht nach erste Käufe
getätigt werden können. Insbesondere im Technologiesektor sind
Apple und Google sowie auch eBay bereits kräftig ausverkauft.
Bitte schauen Sie sich daher das Kapitel 06 genau an. Dort habe
ich auch meine Aktualisierungen zu Einzelwerten im Kundenbereich
der Heibel-Ticker.de Webseiten eingefügt.

Grundsätzlich muss ich Sie beim aktuellen Stand der Börse davor
warnen, eine große Wette einzugehen: Die Situation ist zu
ungewiss. Wenn Sie kaufen, und das sollten Sie, dann tun Sie dies
mit einem mittel- bis langfristigen Zeithorizont, damit
kurzfristige Rückschläge Ihnen nicht die Laune verderben.

Das Bewertungsniveau Googles beispielsweise ist so günstig, dass
ich davon ausgehe, dass der Kurs Mitte dieses Jahres deutlich
höher steht. Aber wenn jetzt nochmals seitens der Fed Unsicherheit
gestreut wird, dann müssen Fondsmanager, institutionelle Anleger
und Kleinaktionäre Liquidität schaffen – und das gelingt am besten
durch den Verkauf von erfolgreichen Positionen wie Google. Ein
Kursrückgang hätte in meinen Augen also keinen fundamentalen,
sondern einen rein technischen Grund.


PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN IN DEN USA IM NOVEMBER 2008

Ich habe es oben schon angesprochen. Für uns bedeutet das konkret,
dass wir ein Auge auf den Pharma- und Biotechsektor haben. Ich
halte diese Branchen für gefährdet, denn es ist ein Leichtes für
einen demokratischen Kandidaten, den Patentschutz anzugreifen, um
den Patienten günstigere Medizin zu versprechen. Das ist
populistisch, wie ich bereits mehrfach ausgeführt habe, würde aber
die Pharma- und Biotechaktien belasten. Ich werde diese Branche,
die ohne die Präsidentschaftswahlen in der aktuellen
Konjunkturphase sehr beliebt sein sollte, nur dann anfassen, wenn
absehbar ist, dass das Thema außen vor gelassen wird.

Die folgenden Werte eignen sich meiner Ansicht nach für erste,
vorsichtige Nachkäufe:

Apple, eBay, Transocean, die beiden Japan-Zertifikate, die beiden
Uranium-Papiere.

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04. DEPOTCHECK: VERSCHOBEN
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Folgt im Laufe der Woche.

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05. LESERFRAGE: VERSCHOBEN
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

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Folgt ebenfalls im Laufe der Woche.


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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hineinschauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter "Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
"Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter "Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK - Nachkaufen,
V - Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.


Firma Kürzel Kauf am 10.1 Änd. Woche Empf.
DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 55,35 € -3% -7% H
Apple Comp. 865985 21.1.06 119,84 € 129% -10% NK
Total S.A. 850727 31.8.07 57,82 € 5% 0% H
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 30,87 € -16% -4% NK
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 1.923,00 € 24% 3% H
Uran. PartizipatA0EQYX 12.11.07 7,30 € -10% -4% H

NYSE Euronext (NYX, A0MLCE)
Ziel 120 Euro bis Herbst 2008
16.7.07: Gekauft zu 60 Euro
30.7.07: Nachgekauft zu 54 Euro
Durchschnittlicher Kaufpreis: 57 Euro


NYSE EURONEXT
11.1.: REKORDUMSATZ BEI NYSE EURONEXT IM JAHR 2008 - HALTEN

Kaum spreche ich von 24% Wachstum, da kommt die NYSE Euronext mit
aktuellen Handelsumsätzen an die Öffentlichkeit: 47% betrug das
Wachstum im Handel an den Börsen Paris, Brüssel, Lissabon und
Amsterdam. Die Londoner Futuresbörse Liffe verzeichnete 25% mehr
Umsatz, die New Yorker NYSE generierte Rekordbeträge über IPOs.

Wir haben bei 54 Euro bereits nachgekauft. Wer dies noch nicht
getan hat, der kann dies noch immer nachholen. Für weitere
Nachkäufe warte ich nun auf Kurse unter 50 Euro.


APPLE NACHKAUFEN UNTER 118 Euro

Ich hatte Ihnen zum Jahresbeginn empfohlen, Ihre Position zu
verkleinern. Seither ist der Kurs um bis zu 14% eingebrochen und
ich würde nun nicht mehr verkaufen. Vielmehr würde ich nun wieder
nachkaufen.

Denn ich erwarte, dass Steve Jobs in seiner Rede den Wechsel
seines Unternehmens vom iPod-Innovator zum PC-Produzenten und
Handy-Provider verkünden wird. Bislang zielt die Wachstumsstory
Apples auf den iPod ab, doch inzwischen verkaufen sich auch die
iPhones und die Macs wie warme Semmeln. Und dort sind die
Gewinnmargen noch wesentlich attraktiver als beim Massenprodukt
iPod.


SPEKULATIV
Gold Zert. ABN 859341 2.6.06 60,44 € 26% 3% VS
Matsushita 853666 27.2.07 13,31 € -9% -5% H
Yamana 357818 2.7.07 10,98 € 37% 10% H
Norddt. Affineri676650 20.11.07 25,93 € 13% -2% H
Uranium One A0MU9G 21.9.07 6,04 € -21% -6% NK
eBay 916529 28.12.07 20,09 € -12% -10% NK

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $646,73 51% -6% VL
Bunge BG 31.10.07 $127,10 18% 2% H
Japan ETF EWJ 27.2.07 $13,00 -13% -2% NK
Gold&SilberfondsCEF 13.10.06 $11,38 40% 2% H

SPEKULATIV
Gold ETF GLD 13.10.06 $88,25 52% 3% H
Silber ETF SLV 13.10.06 $160,61 40% 5% H
DRD Gold DROOY 3.11.06 $9,42 -6% 13% H
Transocean RIG 19.1.07 $137,64 84% -6% NK
Annaly Cptl. MgmNLY 23.3.07 $18,47 24% 3% H
Lundin Mining LMC 12.5.07 $8,57 -30% -8% H
Monster MNST 8.6.07 $29,12 -32% 1% VL
Royal Gold RGLD 22.10.07 $33,07 18% 3% H
Freeport McMoRanFCX 15.11.07 $96,77 -3% -7% H
Oil Service HoldOIH 18.12.07 $182,01 4% -6% H


ANNALY CAPITAL MANAGEMENT
11.1.: GÜNSTIGE BEWERTUNG, GERINGES RISIKO - HALTEN

Annaly ist wohl das einzige Unternehmen, das in der
Immobilienbranche derzeit als solide zu bezeichnen ist. Denn
Annaly verdient nicht an den Krediten, sondern an dem
Kreditspread. Dabei arbeitet Annaly ausschließlich mit den
halbstaatlichen Unternehmen Fannie Mae und Freddie Mac zusammen,
die das Kreditrisiko übernehmen.

Je weiter die Fed also den Zins senken wird, und je unsicherer der
Markt für Immobilien wird und den Hypothekenkredit dadurch auf
hohem Niveau hält, desto größer wird der Spread, und desto mehr
verdient Annaly.

Im 3. Quartal ist der Spread von 0,32% auf 0,67% angewachsen. Für
Annaly hat das gereicht, um die Gewinne um 57% anspringen zu
lassen. Auch für das Jahr 2008 wird ein Gewinnanstieg von über 50%
erwartet. Dennoch notiert die Aktie auf einem KGV 08e von nur 9.
Und die Dividendenrendite beträgt im Jahr 2008 7,4%.

Das Einzige, was bei Annaly schiefgehen kann, ist, dass die
Regierung ihre Garantie für Fannie Mae und Freddie Mac fallen
lässt. Aber das ist in meinen Augen nicht machbar, wird nicht
geschehen.

Ich warte also auf einen Kursrückschlag, um nochmals nachzukaufen.



Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com

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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
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Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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Heibel-Ticker Ende
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