Heibel-Ticker Update 08/09 - Thornburg arbeitet an Rettung, generiert knapp 1 Mrd. USD

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04.03.2008:
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H E I B E L - T I C K E R U P D A T E

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

3. Jahrgang - Update 9 (04.03.2008)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
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I N H A L T

01. TICKER-UPDATE: THORNBURG PROBLEME GELÖST
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG

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01. TICKER-UPDATE: THORNBURG PROBLEME GELÖST
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Liebe Börsenfreunde,

Thornburg hat gestern Abend gemeldet, dass 992 Mio. USD über
die Ausgabe von "Collaterized Mortgage Debts (CMDs) eingenommen
werden konnten. Dadurch können 920 Mio. USD an Krediten zurück
gezahlt werden. Hypothekenkreditbestände mussten dafür nicht
verringert werden.

Der Kurs hat noch nicht reagiert, ich glaube, der Markt hat
diesen Schritt noch gar nicht richtig verstanden (oder ich
verstehe etwas falsch...?). Hier meine Interpretation:

Thornburg ist tatsächlich das Unternehmen mit der besten
Reputation im Hypothekenkreditgeschäft. Ich habe diese meine
Einschätzung gestern in unzähligen Berichten über Thornburg
gelesen.

Thornburg nimmt große Kredite bei Banken auf und vergibt viele
kleine Hypothekenkredite. Der typische Kunde von Thornburg
möchte für den Kauf seines 4-Millionen-Ferienhauses keine
Einkommensnachweise hinterlegen und er möchte auch nicht seine
Wertpapierbestände reduzieren, um das Geld für den Hauskauf
liquide zu machen. Dafür ist er aber bereit, eine kräftige
Anzahlung, sagen wir 2 Mio. USD oder was er eben gerade
verfügbar hat, zu tätigen und möchte dafür einen flexiblen
Kredit über die fehlenden 2 Mio USD.

So jemand lässt seinen Kredit nicht platzen, auch heute nicht.
Die Ausfallquoten von Thornburg sind extrem niedrig, fast nicht
existent. Aber dennoch gelten die finanzierten Häuser als
Sicherheit für die Kredite, die Thornburg bei Banken aufnimmt,
um die Hypothekenkredite an die eigenen Kunden auszugeben.

Nun sind die Immobilienpreise in den USA stark gepurzelt und
die eine oder andere Bank evaluiert ihr Immobilienengagement.
Dabei kommt derzeit zum Vorschein, dass beispielsweise
Thornburg Kredite über einige Milliarden USD bei Banken hat und
dass diese Kredite mit Häusern besichert sind, die im Wert
gefallen sind.

Hier ist es wichtig zu unterscheiden: Die Häuser sind im Wert
gefallen, weil der Immobilienmarkt der USA in einer Krise
steckt. Die Hypothekenkredite von Thornburg haben jedoch noch
immer eine extrem niedrige Ausfallquote. Die Thornburg-Kunden
zahlen ihre Häuser ab.

Aber das ist in der aktuellen Marktsituation der einen oder
anderen Bank egal. Da wird die Bilanz nach
Immobilienengagements durchforstet und dann wird auf oberster
Ebene entschieden, dass dieses Engagement unterbesichert ist.
Also werden mehr Sicherheiten eingefordert. Und diese
Sicherheiten kann Thornburg nicht liefern, da das Unternehmen
Kredite letztlich nur durchreicht und sehr wenig Eigenkapital
hat. Also müsste Thornburg zur Erfüllung dieser Forderungen
entweder irgendwo weiteres Eigenkapital zur Absicherung der
laufenden Bankkredite auftreiben (aktuell stehen 270 Mio. USD
im Raum), oder die Hypothekenkredite an Dritte weiterverkaufen
um die eigenen Bankkredite zurückzuzahlen. Oder vielleicht gibt
es ja noch eine andere Möglichkeit, das Risiko abzuwälzen.

Mehr Eigenkapital lässt sich in der aktuellen Marktsituation
schwer generieren. Außerdem würde das die Eigenkapitalstruktur
verwässern, Altaktionäre würden weniger verdienen. Die zweite
Alternative würde die Geschäftstätigkeit Thornburgs vermindern
und somit auch die Verdienstmöglichkeiten verkleinern. Das wäre
also die schlechtere Lösung. Und so hat CEO Goldstone in einem
ersten Statement auch gesagt, dass man nicht einfach so
Hypothekenkredite weiterverkaufen kann, da derzeit keine Käufer
für solche Kredite am Markt existieren.

Es gibt eine Methode, das Risiko abzuwälzen: CMDs. Investoren
geben kein Eigenkapital an Thornburg, sondern kaufen als CMDs
verpackte Hypothekenkredite. Damit macht sich Thornburg
unabhängig von Banken, die weitere Sicherheiten fordern könnten
(Margin Calls), denn CMDs haben festgelegte, nicht änderbare
Bedingungen. Und deren Rückführung ist an die Rückführung der
Hypothekenkredite geknüpft. So werden also sowohl sich ändernde
Zinsen, als auch vorzeitige Rückzahlungen direkt an die CMD-
Besitzer weitergereicht.

Wer das Risiko weggibt, der gibt auch die Chance weg: An den
nunmehr als CMDs verkauften Papieren verdient Thornburg nichts
mehr. Waren im vergangenen Sommer noch nur 37% der
Hypothekenkredite als CMDs verpackt, weiterverkauft worden, so
sind es inzwischen 64% der Thornburg-Hypothekenkredite.

Also: Durch den weiteren Margin Call von gestern wurde
Thornburg gezwungen, einen weiteren Teil seines Geschäfts in
CMDs zu packen und weiter zu veräußern. Thornburg wird daher im
laufenden Jahr nicht soviel verdienen, wie ich es noch vor vier
Wochen erwartet hatte.

Gleichzeitig hat Thornburg einen Warnschuss abgegeben:
Goldstone hat gesagt, dass man weitere Margin Calls nicht ohne
weiteres erfüllen könne, sondern das Geschäftsmodell in Frage
gestellt würde. Wenn weitere Banken einen Margin Call an
Thornburg schicken, dann müssen sie damit rechnen, dass sie
Thornubrg damit in die Insolvenz treiben und dann
Kreditausfälle haben werden. Bei den qualitativ lupenreinen
Krediten Thornburgs wäre das ärgerlich, unnötig.

Ich glaube, dass diese Warnung nun bei den Banken angekommen
sein sollte. Wenn ich Ihnen jedoch nun sage, dass Thornburg
damit in meinen Augen die Insolvenz abgewendet hat, dann werden
Sie mich zum Teufel jagen, wenn durch den Margin Call
irgendeiner weiteren Bank dennoch Thornburg pleite geht. Ich
muss Sie hier also auf das Risiko einer Insolvenz hinweisen.

Der Umstand, dass Thornburgs CMDs gekauft wurden, zeigt mir,
dass die Hypothekenkredite Thornburgs aufgrund ihrer guten
Qualität Abnehmer finden. Die Turbulenzen an den Kreditmärkten
schneiden jedoch tiefer in die zu erwartenden Gewinne.

Fazit: Es ist ein bisschen unberechenbar, denn wenn eine
weitere Bank weitere Sicherheiten verlangt, kann dies der
Todesstoß für Thornburg sein. Aber ich kann es mir nicht
vorstellen, dass Thornburg in die Insolvenz gedrängt wird, dies
würde einer Kapitulation Bernankes gleich kommen.

Denn so etwas dürfte auch an Bernanke und Bush nicht spurlos
vorüber gehen: Die Reichsten der Reichen in den USA gelten
dadurch als zahlungsunfähig. Das kann nicht sein, da muss ein
Schiefstand im Geldsystem der USA vorhanden sein. Und diesen
Schiefstand begradigt man mit Zinssenkungen (Bernanke) und
Zahlungsausfallgarantien (Bush).

Wer also "spekulatives" Geld übrig hat, der könnte nun
nachkaufen. Wer jedoch mit Geld investiert ist, dessen
Totalausfall er nicht verkraften kann, und das ist im Falle der
Insolvenz zu befürchten, der sollte weiter abwarten. Ich werde
Sie informieren, sofern ich mitnehmen würde, was noch zu
kriegen ist.


take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
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Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müßte Kopf stehen, um
diese zu verstehen.

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03. AN-/ABMELDUNG
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Heibel-Ticker Ende
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