Heibel-Ticker 08/11 - Orientierungsloses Stochern im Nichts

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14.03.2008:
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H E I B E L - T I C K E R P L U S

F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N

- Einfach einen Tick besser -
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DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436

3. Jahrgang - Ausgabe 11 (14.03.2008)
Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)

I N H A L T

01. INFO-KICKER: FLUT VON LESERFRAGEN
02. SO TICKT DIE BÖRSE: 26,76 MRD. USD PRO MONAT VERLUST
03. AUSBLICK: ORIENTIERUNGSLOSES STOCHERN IM NICHTS
04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?
05. LESERFRAGE: CITIBANK
06. BEOBACHTETE WERTE
07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
08. AN-/ABMELDUNG

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01. INFO-KICKER: FLUT VON LESERFRAGEN
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Liebe Börsenfreunde,

gerade hat Bush vor dem New Yorker Economic Club sein
wirtschaftliches Wissen zum Besten gegeben. Na ja, sagen wir
einmal, er hat dort gesprochen und die Börse ist mit 1,3% im
Minus.

Bernanke hat seine Weisheit gezeigt, indem er Bear Stearns zum
halben Zinssatz Geld ausleiht. Nun, Bear Stearns ist 50% im
Minus.

Es geht also rund, wie Sie sehen.

Ich habe in der vergangenen Woche über 150 individuelle
Leserfragen beantwortet. Da mir der Kontakt zu Ihnen, liebe
Leser, wichtig ist, lasse ich keine E-Mail unbeantwortet. Doch
so langsam übersteigt die Flut von Anfragen meine Kapazität und
ich komme kaum noch zu meiner eigentlichen Aufgabe: dem
Recherchieren und Analysieren der Märkte. Wenn Sie Vorschläge
haben, wie ich die E-Mail Flut besser organisieren kann, ohne
den direkten Kontakt zu Ihnen zu verlieren, dann lassen Sie es
mich wissen.

Ich hatte daher heute keine Zeit, einen Depotcheck zu
erstellen. Dieser fällt also heute aus.

Im heutigen Rückblick habe ich Ihnen ein paar Zahlen ins
richtige Verhältnis gesetzt. Erst wenn Sie den Leverage (Hebel)
berücksichtigen, wird die gefährliche Wirkung der
Immobilienkrise sichtbar.

Im Ausblick habe ich die Aktionen von Bernanke, Bush und Co.
bewertet. In der nächsten Woche stehen einige wichtige Termine
an und ich möchte, dass Sie richtig dafür positioniert sind.

Die heutige Leserfrage beschäftigt sich mit dem Unterschied des
Kursrisikos der Aktionäre der Citibank und dem Einlagenrisiko
der Kunden der Citibank. Als Kunde haben Sie in Deutschland in
der Regel nichts zu befürchten.

Ich wünsche eine anregende Lektüre,


take share, Ihr
Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker

P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.

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02. SO TICKT DIE BÖRSE: 26,76 MRD. USD PRO MONAT VERLUST
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223.000 Zwangsversteigerungen im Februar. Oder anders
ausgedrückt: Eins von 557 kreditfinanzierten Häusern in den USA
wurde zwangsversteigert. Schauen wir uns diese Zahl einmal
etwas näher an:

Durchschnittlich 300.000 USD Kredit lasten auf jedem dieser
Häuser. Somit werden insgesamt Häuser im Wert von 66,9 Mrd. USD
zwangsversteigert (223.000 x 300.000 USD). Typischerweise
werden bei einer Zwangsversteigerung mindestens 60% des Wertes
erzielt, also müssten 40% von 66,9 Mrd. USD abgeschrieben
werden. Das sind 26,76 Mrd. USD. Ich finde, das ist gar nicht
so viel.

Doch statt sich um diesen Zahlungsausfall zu kümmern, werden
jede Menge unsinnige Aktionen seitens der Fed, seitens der
Regierung und seitens der Aufsichtsbehörden durchgeführt. Die
Krönung ist die Aufsichtsbehörde, die heute in der New York
Times nach schärferen Vergabekriterien bei der
Hypothekenkreditvergabe verlangt. Heute! Vier Jahre nachdem
Hypothekenkredite zu 0-3% Zins, ohne Anzahlung und ohne
Einkommensnachweise reihenweise unters Volk gestreut wurden.
Das ist ziemlich genau vier Jahre zu spät ... und gerade heute
ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

Denn die 26,76 Mrd. USD Verlust pro Monat, die der US-
Immobilienmarkt derzeit erzeugt, zieht die gesamte US-
Finanzbranche, ja sogar langsam die gesamte US-Konjunktur mit
in den Keller. In einem solchen Augenblick die
Hypothekenkreditvergaberichtlinien zu verschärfen, ist
gleichbedeutend mit dem sprichwörtlichen Benzin, das man ins
Feuer schüttet: Noch mehr Hypothekenkredite würden kaputt
gehen.

Präsident Bush könnte etwas tun: Er könnte die 26,76 Mrd. USD
Verlust übernehmen. Mit seiner Zusage, 300 USD an jeden
Steuerzahler auszuzahlen, hat er über ein Budget von 150 Mrd.
USD verfügt. Dieses Geld hätte, sinnvoll eingesetzt, die
Verluste aus Zwangsversteigerungen fast eines halben Jahres
tragen können. Aber nein, er streut das Geld lieber unters
Volk, damit es sich einen neuen iPod kaufen kann.

Und auch die Fed stochert unkoordiniert im Nichts herum.
Bernanke hat diese Woche verkündet, Hypothekenkredite und
Immobilienderivate in Höhe von 200 Mrd. USD für 28 Tage als
Sicherheit zu akzeptieren. In den Medien geistert umher, dass
die Fed Immobilienderivate in Höhe von 200 Mrd. USD aufkaufe.
Das ist aber nicht ganz richtig: Sie kauft sie eben nur für 28
Tage. Der Schmerz der Banken wird dadurch wieder einmal nur ein
wenig in die Länge gezogen.

Denn die Immobilienderivate müssen aus den Büchern der Banken
verschwinden. Mit dem Schritt der Fed sind sie nur
vorübergehend weg, kommen aber wieder wie ein Bumerang zurück.
Bei der Beurteilung der Bilanzen der Banken hilft das nicht.

Die Fed könnte diese Immobilienderivate aufkaufen und in den
eigenen Bestand übernehmen. Der Markt wäre dann nachhaltig mit
Liquidität versorgt und der Immobiliencrash wäre augenblicklich
beendet. Die langfristigen Zinsen würden fallen, weniger
Hypothekenkredite würden kaputt gehen und die Fed würde aus dem
Portfolio an Hypothekenkrediten wesentlich mehr herausholen,
als heute vorstellbar. Bei einer Heilung des Marktes ließen
sich dicke Gewinne seitens der Fed einfahren. Doch dieser Weg
scheint der Fed nicht einzufallen.

Stattdessen geht Bear Stearns heute fast unter, Goldman Sachs
steht als möglicher Leichenfledderer bereit. Thornburg und
Carlyle sind fast Pleite, niemand weiß, wer als nächstes dran
kommt. Sie wundern sich über den Begriff „fast"? Nun, kein
Unternehmen geht mehr Pleite, selbst wenn es zahlungsunfähig
ist. Es wird einfach weiter verhandelt, der Gang zum
Insolvenzrichter wird vermieden und Aktionären wird
vorgegaukelt, es gäbe noch eine letzte Chance. In Deutschland
ist das gesetzeswidrig. Ich weiß nicht, warum in den USA die
CEOs von Carlyle und Thornburg nicht wegen
Insolvenzverschleppung angeklagt werden.

Aber zurück zu unserem kleinen Zahlenspiel: 26,76 Mrd. USD
müssten in diesem Monat abgeschrieben werden. Wenn jeder US-
Dollar Spareinlage, Eigenkapital, real existierendes Kapital,
in einen US-Dollar Hypothekenkredit umgewandelt worden wäre,
dann könnte das US-Finanzsystem diesen Verlust locker tragen.

Aber wenn Thornburg zu Bear Stearns ging und einen US-Dollar
Eigenkapital vorlegte, hat Bear Stearns mit Freude 9 US-Dollar
Kredit an Thornburg ausgegeben. Für einen US-Dollar
Eigenkapital hat Thornburg dadurch Kapital erhalten, um 10 US-
Dollar Hypothekenkredite auszugeben. Man nennt das „Leverage"
(Hebel). Wenn Thornburg den Kredit von Bear Stearns für 3,5%
bekommen hat und den Hypothekenkredit für 4,5% ausgeben konnte,
dann wurde jeweils ein Prozent daran verdient. Für das
Eigenkapital bedeutet das, dass es auf einen US-Dollar
Eigenkapital 9 x 1% Zinsdifferenz verdient hat, also 9%! Tolles
Geschäft, oder?

Und bei Carlyle war der Hebel noch größer: Man spricht von
einem Hebel von bis zu 30! Nun fragen Sie vermutlich nicht
mehr, warum Anleger nicht etwas genauer hinterfragt haben, wie
sich solch traumhafte Renditen zusammensetzen. Bei 30% kommen
einem einfach nur noch die Freudentränen in die Augen und man
unterschreibt, denn, und das ist bis heute der Fall, die
Ausfallquoten sind absolut vertretbar und würden das
Finanzsystem nicht einmal belasten, wenn nicht dieser große
Hebel angesetzt worden wäre.

Doch dank dieses Hebels konnten sehr kleine Institutionen sehr
große Räder drehen, ohne nennenswertes Eigenkapital
mitzubringen. Und wenn wir unsere Zahl auf diese Situation
anpassen, dann schlagen diese Verluste von 26,76 Mrd. USD mit
dem 9-30fachen Hebel auf das Eigenkapital der kleinen
Hypothekenbanken. Also 26,76 Mrd. USD x 9 = 240,85 Mrd. USD.

Dieser Hebel wirkt wie Dynamit, welches das gesamte US-
Finanzsystem noch weiter erschüttern kann.

Um es kurz zu machen: Sämtliche Aktionen von Fed, Regierung und
Aufsichtsbehörden waren bislang ein orientierungsloses
Herumstochern im Nichts. Die Börsen brechen ein, weil die USA
von einer Gruppe von Blinden geführt wird, nicht weil sie 26,76
Mrd. USD im Monat an Verlusten auszugleichen hätte. Ach so, zum
Vergleich: Die Börsenkorrektur der vergangenen 6 Monate hat
bislang rund 1.500 Mrd. US-Dollar vernichtet. Und dieser
Vermögensverlust ist ebenfalls lediglich auf die 26,76 Mrd. US-
Dollar Verlust aus Zwangsversteigerungen zurückzuführen, oder
auf 6 Monate gerechnet: 160,56 Mrd. USD Verlust führen zu einem
Börsencrash von 1.500 Mrd. USD.

Na, da werden die Segnungen des Hebels doch ziemlich
relativiert und der eine oder andere von Ihnen schaut sich in
diesen Tagen hoffentlich mit Freude den Preis des einzig wahren
Wertes an: Das Gold. Gestern sprang der Goldpreis über 1.000
USD/Oz.

Schauen Sie sich die anderen Indizes im Wochenvergleich an:

INDIZES 13.3.08

Dow Jones 12.145 0,9%
NASDAQ 2.263 1,9%
S&P 500 1.315 0,8%
DAX 6.500 -1,4%
Nikkei 12.433 -2,7%
Euro/US-Dollar 1,5552 1,1%
Euro/Yen 157,25 -0,4%
10-Jahre-US-Anleihe 3,53% -0,1
Umlaufrendite Dt 3,68% -0,1
Feinunze Gold USD $994,40 1,1%
Fass Crude Öl USD $110,33 4,6%


Einige von Ihnen erinnern sich vielleicht noch an Elliot
Spitzer, den ehemaligen Generalstaatsanwalt des Staates New
York. Er hat in den Jahren nach dem Zerplatzen der
Internetblase die Praxis der Banken und Broker nachhaltig
verändert: Ihm ist es zu verdanken, dass sich Analysten einer
Bank heute nicht mehr mit der Vermögensverwaltung der gleichen
Bank absprechen dürfen.

Die Deutsche Bank hatte das besonders plump getan: Aus der
Analyseabteilung wurde damals die Aktie der Deutschen Telekom
in den Himmel gelobt, am gleichen Tag verkaufte die Deutsche
Bank Millionen Aktien aus dem eigenen Bestand.

Spitzer hat mit einer ganzen Reihe von Geschäftspraktiken
aufgeräumt, die zum Nachteil der Kunden waren.
Provisionsvereinbarungen verschiedener Finanzinstitute
untereinander wurden auf den Prüfstein gestellt, eine ganze
Reihe von CEOs (inklusive Citigroup) wurden angeklagt und aus
dem Amt getrieben. Er war so erfolgreich für den Kleinanleger
unterwegs, dass er zuletzt sogar Dick Grasso, den CEO der NYSE,
aus dem Amt trieb und ihm seine vertraglich zugesicherte
Abfindung in dreistelliger Millionenhöhe aufgrund von ethischen
Bedenken über die Höhe streitig machte.

Getragen von dieser Erfolgswelle wurde er Gouverneur von New
York und vereinte bei seiner Wahl mit über 70% aller Stimmen
mehr Stimmen auf sich, als jemals ein anderer Gouverneur zuvor.
Der Weg ins Weiße Haus schien nun vorgezeichnet zu sein.

Doch diese Woche wurde bekannt, dass er sich mit einer Dame des
horizontalen Gewerbes in einem Hotel getroffen hat. Das ist in
den USA gesetzlich verboten. Sie müssen also unterscheiden: Ein
Präsident, bei dem die Praktikantin mal kurz unter den
Schreibtisch krabbelt, hat nichts falsch gemacht. Er hat ja
schließlich nicht dafür gezahlt. Spitzer hat jedoch 4.300 USD
für die Nacht gezahlt, und das ist gesetzeswidrig. Er musste
Anfang dieser Woche seinen Hut nehmen.

Ich verstehe nicht, warum man, wenn man schon so im Rampenlicht
steht und sich das Image eines Saubermanns zulegt, dies dann
mit Aktionen riskiert, deren Gesetzeswidrigkeit man doch genau
kennt. Würde der Kölner Karneval diesen armen Männern unter
Druck helfen?


Nicht nur der US-Finanzmarkt ist am Boden, auch die Moral der
Vorzeigemanager. Ist der Boden nun in Sicht, sollten Sie jetzt
einsteigen? Oder wird der Prozess der US-
Immobilienmarktbereinigung noch einige Zeit in Anspruch nehmen,
so dass es sinnvoll ist, andere Anlagemöglichkeiten
auszuspähen? Mehr dazu im nächsten Kapitel.


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03. AUSBLICK: ORIENTIERUNGSLOSES STOCHERN IM NICHTS
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Während ich schreibe spricht Präsident George W. Bush vor dem
Economic Club in New York. Man sollte es ihm verbieten. Er hat
dort nichts zu suchen.

Nun, eine seiner Aussagen können wir wörtlich nehmen: Die
Bereinigung braucht Zeit, warten wir also noch ein wenig.

Er diskutiert diverse Lösungsansätze, die seiner Ansicht nach
nicht funktionieren. Zum Glück hat er sogar den Vorschlag von
Ben Bernanke angesprochen, der die Aktionäre aller
Finanzinstitute aufrief, Verluste zum Wohle der US-Konjunktur
in Kauf zu nehmen. Solch einen Quatsch kann sogar Präsident
Bush erkennen.

Aber seine Vorschläge, wie er dem System helfen möchte, zeigen
sein Unverständnis und seine Hilflosigkeit. Ich habe oben eine
Möglichkeit angesprochen. Ich bilde mir nicht ein, mehr zu
wissen, als der Präsident der USA. Aber solange er nicht mit
einem besseren Vorschlag herauskommt, sollten wir vorsichtig
mit dem US-Aktienmarkt sein.

Und US-Notenbankchef Ben Bernanke hat heute früh erneut seine
Unfähigkeit unter Beweis gestellt: Er hat Bear Stearns
genehmigt, die Immobilienderivate als Sicherheit zu hinterlegen
und dafür nur den halben Zinssatz zu zahlen. Bear Stearns kann
also nun für 28 Tage mit einem niedrigeren Zins kalkulieren.
Wird damit das Risiko der Immobilienderivate aus den Büchern
Bear Stearns verschwinden? Nein. Der Niedergang wird nur ein
wenig in die Länge gezogen.

In der nächsten Woche tagt die Fed wieder einmal. Es wird
weithin erwartet, dass der Leitzins erneut gesenkt wird. Doch
um wie viel ist noch nicht klar: 0,25%, 0,5% oder sogar 0,75%
sind als Optionen auf dem Tisch. Ich will mich an der
Spekulation nicht beteiligen, denn egal wie viel, es ist zu
spät. Inzwischen hilft nur noch das Aufkaufen der
Immobilienderivate, damit der Finanzsektor wieder planen und
kalkulieren kann.

In der kommenden Woche werden einige Broker und Finanzinstitute
ihre Quartalsergebnisse verkünden. Ich rechne damit, dass die
im Rückblick vorgestellte Zahl von 26,76 Mrd. USD irgendwo an
Abschreibungen in den Berichten wiederzufinden sein wird. Und
mit jedem Quartal, mit jeder zusätzlichen Abschreibung wird es
schwerer für die Broker, weitere Abschreibungen zu verkraften.
Inzwischen, mit Bear Stearns mit dem Rücken zur Wand, wird es
wirklich eng.

Nachdem Bernanke diese Woche schon einmal als Feuerwehrmann
agierte (200 Mrd. USD für 28 Tage), erwarte ich in der
kommenden Woche weiteren hektischen Aktionismus von ihm. Mit
der Zinssenkung, egal wie hoch sie ausfällt, wird er nicht oder
nur kurzfristig punkten.

So schlimm, wie sich die Situation derzeit darstellt (unfähige
Regierung, Notenbank, Regulierungsbehörden,
Hypothekenbankenpleiten von Thornburg und Carlyle, verzerrende
Aktionen von Bear Stearns, ...), so negativ ist die Stimmung am
Markt. Der Dow Jones sowie auch der DAX ist in diesen Tagen
nicht mehr unter das Korrekturtief von Mitte Januar gefallen.
Noch hat also meine Aussage Bestand, dass einige turbulente
Wochen bevorstehen, aber die Tiefs nicht mehr unterschritten
werden.

Trotzdem ist die Stimmung wieder deutlich eingetrübt. Die
positiven Meldungen aus Europa, insbesondere aus Deutschland,
sind verhallt. Der Konjunkturoptimismus hierzulande wird
übertönt von dem Panikgeschrei jenseits des Atlantiks. Und in
den nächsten Wochen, wenn die Broker ihre Quartalsberichte
verkünden, wird dies wohl auch so bleiben.

Doch was passieren kann, wenn die Stimmung umschlägt, haben wir
am Dienstag dieser Woche gesehen, als der Dow Jones den größten
Tagessprung seit 9/11 vollzog: Über 3,5% war das Tagesplus im
Dow Jones nach der Ankündigung des (meiner Ansicht nach
unnützen) Hilfspakets über 200 Mrd. USD von Ben Bernanke. Doch
dem Umstand, dass die Euphorie nicht lange anhielt, können Sie
die Meinung des Marktes zu diesem Hilfspaket entnehmen.

In dieser Marktphase fährt derjenige am besten, der am
wenigsten verliert. Ich habe mir auch die Bereiche angeschaut,
die gut gelaufen sind. Unsere Gold- und Energiewerte haben in
den vergangenen Wochen zunächst kräftig zugelegt, laufen aber
in den vergangenen Tagen immer mehr seitwärts. Ich habe schon
in der vergangenen Ausgabe dazu geraten, hier ein paar Gewinne
einzustecken. Dies sollten Sie weiterhin tun.


GOLDMARKT

Insbesondere zum Goldmarkt habe ich meine Meinung überdacht: Im
Vergleich zwischen Goldminen und Goldbarren schlägt mein Pendel
immer weiter zugunsten des Goldbarrens aus. Der Grund dafür
ist, dass die Goldminen in den Zeiten der niedrigen Goldpreise
einfach die Goldreserven nicht ausreichend ausgebaut haben, um
heute von dem steigenden Goldpreis zu profitieren. Sie haben
nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie produzieren, was das Zeug
hält. Dann werfen sie heute eine Menge Bargeld ab, die Reserven
vermindern sich jedoch rapide und somit auch der Zeitwert der
Goldminen. Es mag also hohe Dividenden geben, aber der Kurs ist
in Gefahr.

Oder die Goldmine steckt die Gewinne in die Suche nach neuen
Goldreserven. Dann kommt von den hohen Goldpreisen nichts beim
Aktionär an, und das Unternehmen schafft es bei erfolgreichen
Suchen gerade einmal, den Unternehmenswert stabil zu halten.

Die Zeit, neue Reserven zu erschließen, war vor wenigen Jahren.
Die Zeit, Dividenden auszuschütten, wird in ein paar Jahren
sein. Derzeit würde ich also überwiegend direkt in die
Goldpreisentwicklung investieren.

Ich habe dazu im Kundenbereich diverse Zertifikate, ETFs und
Fonds vorgestellt. Mein Favorit ist derzeit der nur in den USA
verfügbare Central Fonds of Canada (CEF), der je Unze Gold auch
50 Unzen Silber hält. Auf Silber fällt in Deutschland die
Märchensteuer an (19%!), dennoch ist das Silber der bevorzugte
Anker des kleinen Mannes, der sich das Gold nicht leisten kann.
In einer zweiten Welle kommt also das Silber.

Nun ist das Gold in diesen Tagen über 1.000 USD/Oz gesprungen
und ich kaufe ungern, wenn Rekorde geschrieben werden. Da läuft
man den Kursen hinterher und schläft anschließend schlecht,
wenn die Preise korrigieren. Daher würde ich die aktuelle
Marktsituation weiterhin zum Verkaufen von Goldminenaktien
nutzen: DRD Gold, Yamana, Royal Gold. Mit dem Kauf von Barren
oder Goldpapieren würde ich auf eine Korrektur warten.


ENERGIEMARKT

Das Öl ist inzwischen über 111 USD/Fass gestiegen. Unglaublich
aber wahr. Und wenn ich mir die Lösungsansätze für eine bessere
Energieversorgung anschaue, dann ist da noch lange nicht
Schluss.

Dennoch, kurzfristig sollte auch das Öl korrigieren und ich
würde meine diesbezüglichen Positionen verkleinern. Da fallen
mir Transocean und Total S.A. als erstes ein. Die
Uranpositionen würde ich halten, weil dort der Ölpreisanstieg
noch nicht abgebildet ist.


AUSBLICK

Wie gesagt: Ich fürchte, die nächsten Tage werden nochmals
turbulent. Ich hoffe, dass die Tiefs von Mitte Januar halten.
Aber ich habe derzeit nicht mehr das Vertrauen in die Fed, um
im Falle des Erreichens der Tiefs einzusteigen. Stattdessen
warte ich lieber auf ein Signal, eine Aktion, eine Entscheidung
oder ein Ereignis, welches das Ende des Immobiliencrashs
signalisiert.

Bis dahin werden die Finanzaktien weiter in den Keller
rutschen, neue Tiefs schreiben. Die Tech-, Agrar-, Energie- und
Edelmetallaktien werden die Verluste schnell wieder
ausgleichen.

Für Trader ein gutes Umfeld: Hohe Volatilität! Aber für
Investoren gibt es noch ausreichend Gelegenheit, einzusteigen.
Geduld.


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04. DEPOT-CHECK: WIE GUT IST IHRE RISIKOSTREUUNG?

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Nur wer ein diversifiziertes Portfolio hat, wer also in seinem
Depot eine gesunde Risikostreuung verwirklicht hat, wird bei
plötzlichen Korrekturen wie in diesen Tagen dennoch gut
schlafen können. Spekuliert wird hier im Heibel-Ticker nur mit
einem kleinen Teil des Vermögens. Der Rest wird auf solide Füße
gestellt.

Es folgt nun eine Analyse auf Risikostreuung von den 5 größten
Positionen eines Lesers. Dabei werde ich weniger auf die
einzelnen Werte eingehen, als viel stärker auf die Branchen, in
denen sie wirtschaften. Schicken Sie mir Ihre 5 größten
Positionen an Depotcheck/at/heibel-ticker/./de. Bitte
unterschreiben Sie mit Ihrem Vornamen und der Stadt, in der Sie
leben. Diese Information wird dann veröffentlicht.

==========

DER DEPOTCHECK ENTFÄLLT HEUTE. GERNE NEHME ICH IHRE ANREGUNGEN
FÜR EINEN EFFIZIENTEREN EMAIL-VERKEHR ENTGEGEN.

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05. LESERFRAGE: CITIBANK
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Ihre Fragen schicken Sie bitte an leserfragen/at/heibel-
ticker/./de. Ich werde künftig nur noch eine Leserfrage
veröffentlichen. Den Rest beantworte ich direkt. Bitte fragen
Sie mich nur zu Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens
100 Mio. Euro bzw. USD.

=================

FRAGE:

Sehr geehrter Herr Heibel,

in einer Ihrer Mitteilungen haben Sie eine Pleite der Citibank
für nicht gänzlich unmöglich angedeutet.

Da ich mein Wertpapier-Depotkonto hier in Deutschland bei
dieser Bank habe und mich an das online-banking-System gewöhnt
habe - deshalb auch nicht so gerne wechseln möchte -, sollte
man unter diesem Gesichtspunkt der Insolvenzmöglichkeit nicht
vielleicht doch die Bank wechseln?

Vielleicht könnten Sie mir in diesem Zusammenhang auch eine
andere Bank empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen, Hermann aus Hamburg

ANTWORT:

Die Citibank ist Mitglied im Einlagensicherungsfonds und hat
damit Ihre Bareinlagen bis zu mehreren Millionen Euro
versichert. Sie brauchen sich also keine Sorgen machen.

Zu unterscheiden ist stets Ihr Barvermögen (inkl. Sparbuch,
Festgeld und Tagesgeld), das eben einen solchen
Einlagensicherungsfonds benötigt, und Ihre Wertpapiere (Aktien,
Anleihen, ...). Die Wertpapiere sind Sondervermögen der Banken
und stehen Ihnen zu, selbst wenn die Bank pleite geht. Dort
geht niemand dran.

Die Kunden der Banken sind also in unserer heutigen Zeit in
Deutschland so gut abgesichert, dass selbst ich mir bei einer
pessimistischen Prognose eines Runs auf die Banken kaum
vorstellen kann, dass Banken nicht mehr auszahlen würden.

...und sollte die Citibank tatsächlich pleite gehen, dann würde
sie von einer anderen Bank aufgekauft werden, die Kunden würden
das also kaum spüren. Abgesehen davon wäre die Pleite der
Citibank, der einst größten Bank der Welt, eine Katastrophe,
die Sie vermutlich auch als Kunde anderer Banken spüren würden.

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06. BEOBACHTETE WERTE
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Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich auf meiner
Internetseite unter www.heibel-ticker.de. Dort finden Sie
aktuelle Charts mit meinen jeweils aktualisierten
Einschätzungen.

==========

Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln Anmerkungen im
Kundenbereich der Webseiten verfasst. Selten sind diese
Anmerkungen nur tagesaktuell, es reicht in der Regel, wenn Sie
einmal die Woche dort hinein schauen.

Auf der Einstiegsseite heibel-ticker.de sehen Sie im Ticker am
oberen Bildrand auf den ersten Blick, zu welchen Titel aktuelle
Anmerkungen erstellt wurden.

Hier nun die Übersicht über die offenen Positionen. Wie
angekündigt habe ich jeweils die langfristigen von den
spekulativen Positionen getrennt. Bei den langfristigen
Positionen werde ich in den kommenden Wochen jeweils eine
Risikostreuung berücksichtigen.

Weiter habe ich in Empfehlungen unterschieden zwischen denen,
die vorwiegend über die deutschen Börsen zu haben sind, und
jenen, die Sie in Ihr US-Depot kaufen sollten.

Insgesamt gibt es nun also vier Kategorien: Deutsches Depot
lang- und kurzfristig sowie US-Depot lang- und kurzfristig.

Unter „Änd" steht die Gesamtveränderung seit Empfehlung. Unter
„Woche" steht die Änderung zur Vorwoche. Unter „Empf." steht
die Empfehlung, ob diese Position zu
H - Halten,
K - Kaufen,
NK – Nachkaufen,
V – Verkaufen,
TV - Teilverkaufen ist oder mit einem
SL - Stopp Loss oder
VL - Verkaufslimit versehen werden sollte.

Firma Kürzel Kauf am 13.3. Änd.Woche Empf.

DEUTSCHES DEPOT
LANGFRISTIG
NYSE Euronext A0MLCE 16.7.07 38,48 € -32% -5% H
Apple Comp. 865985 21.1.06 81,95 € 57% 2% H
Total S.A. 850727 31.8.07 48,62 € -12% 0% TV
DB Japan ETF DBX1MJ 27.2.07 27,44 € -25% -5% H
Goldbarren 100 gr. 13.10.06 2.020,00 € 31% -1% H
Uran. PartizipatA0EQYX 12.11.07 7,26 € -10% -6% H

SPEKULATIV
Matsushita 853666 27.2.07 13,48 € -8% -3% VL
Yamana 357818 2.7.07 12,10 € 51% -2% TV
Uranium One A0MU9G 21.9.07 3,28 € -57% 8% H
eBay 916529 28.12.07 17,01 € -20% -2% H
E*Trade Fin. 902447 4.2.08 2,51 € -26% -2% H

US-DEPOT
LANGFRISTIG
Google GOOG 20.10.06 $443,01 4% 2% H
Bunge BG 31.10.07 $92,00 -15% -15% TV
Japan ETF EWJ 27.2.07 $12,35 -18% 1% H
Thornburg MortgaTMA 30.1.08 $2,26 -79% 37% V
Gold&SilberfondsCEF 13.10.06 $14,35 77% 3% H


THORNBURG
HOCHSTUFUNG DURCH BEAR STEARNS FRAGWÜRDIG
Bear Stearns hat Thornburg von "underperform" zu "peer perform"
aufgewertet (etwa verkaufen auf neutral). Als Grund wurde die
Kapitalspritze der Fed für die Märkte genannt, die eine
Refinanzierung erleichtern würde.

Um ehrlich zu sein, ich kann diesen Schritt nicht
nachvollziehen: Thornburg konnte seine Zahlungsverpflichtungen
nicht erfüllen, das ist Vergangenheit. Damit ist Thornburg
gesetzlich verpflichtet, Insolvenz anzumelden. Warum das
Unternehmen nun noch weiter mit den Gläubigern verhandelt, ohne
den Aktionären die Hoffnung auf steigende Kurse zu nehmen,
verstehe ich nicht. Jede Lösung wird vielleicht Thornburg
retten, nicht aber das Eigenkapital Thornburgs bzw. der
Aktionäre.

Nun, der Kurs steigt und vielleicht zieht Goldstone noch eine
Gesetzeslücke aus der Tasche und rettet das Kapital der
Aktionäre - aber ich kann mir das nicht vorstellen und würde
auch nicht darauf spekulieren.


SPEKULATIV
DRD Gold DROOY 3.11.06 $11,73 16% 0% TV
Transocean RIG 19.1.07 $139,30 86% 1% H
Annaly Cptl. MgmNLY 23.3.07 $15,38 3% -3% V
Lundin Mining LMC 12.5.07 $8,03 -34% -1% H
Royal Gold RGLD 22.10.07 $31,77 13% 5% TV
Freeport McMoRanFCX 15.11.07 $103,39 13% -1% TV
Oil Service HoldOIH 18.12.07 $177,26 1% 0% TV

Quellen: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen
von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com


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Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share

Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de


mailto:info/at/heibel-ticker/./de

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07. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
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Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.

Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.


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