______________________________________________
H E I B E L - T I C K E R P L U S U P D A T E
F I N A N Z I N F O R M A T I O N E N
- Einfach einen Tick besser -
______________________________________________
DEUTSCHE BIBLIOTHEK : ISSN 1862-5436
13. Jahrgang - Update 10 (22.03.2018)
Erscheinungsweise: je nach Aktualität
* Bitte Schriftart Courier einstellen *
(-;______________________________________________;-)
I N H A L T
01. TICKER-UPDATE: BET-AT-HOME PROFITIERT VON LIBERALISIERUNG
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
03. AN-/ABMELDUNG
==============================================================
01. TICKER-UPDATE: BET-AT-HOME PROFITIERT VON LIBERALISIERUNG
==============================================================
Liebe Börsenfreunde,
europaweit wird das Glücksspiel liberalisiert. Es gibt eine reihe von Unternehmen, die mit unterschiedlichen Konzepten frei werdende oder neue Märkte erobern. Die ehemaligen staatlichen Monopole werden zurückgedrängt.
Natürlich wehrt sich der eine oder andere europäische Staat bisweilen gegen ein zu schnelles Zurückdrängen, wir haben dies 2013 bei Tipp24 (heute: Zeal) verfolgt und erfolgreich ein wenig in dem Titel spekuliert.
In Österreich spielt sich der Streit gleich auf mehreren Ebenen ab: Zum einen wehrt sich die staatliche Casino Austria gegen den freien Wettbewerb. Zum anderen wird die Casino Austria vom tschechischen Investor Sazka aufgekauft, derzeit halten die Tschechen 34%, haben aber Vorkaufsrechte um auf insgesamt 60% zu kommen.
So platziert Sazka bereits Management (CEO Labak) und Aufsichtsrat (Vize Pavel Horak), die den Glücksspielmarkt in ihrem Sinne bewegen sollen. Mir ist derzeit jedoch nicht ganz klar, was „in deren Sinne“ heißen mag.
Denn natürlich möchte Sazka den Wert der Beteiligung, also Umsatz und Gewinn, von Casino Austria langfristig steigern. Doch auf der anderen Seite möchte Sazka kurzfristig noch Anteile zukaufen, und das hoffentlich nicht zu teuer, oder?
Ich will nun gar nicht zu tief in die Machenschaften um die Mehrheit bei Casino Austria eingehen, sondern lediglich einen Auswuchs daraus hervorheben, der zu einem gnadenlosen Ausverkauf der Bet-at-Home Aktie geführt hat: am 12. März wurde eine „Novelle Glücksspielgesetz“ veröffentlicht, die privaten Glücksspielanbietern per IP-Sperre den Zugang zum österreichischen Internet einschränken bis hin zu sperren soll. Ein Gesetz also, das die Monopolstellung von Casino Austria schützen würde.
Der Aufschrei war groß, die Aktie von Bet-at-Home verlor seither über 25% Marktkapitalisierung. Der Kurs brach von 95,40 EUR auf nunmehr 71 EUR ein.
Dies erfolgte nur wenige Tage nachdem Bet-at-Home Jahreszahlen veröffentlicht hat, die im Rahmen der Erwartungen lagen, jedoch mit einem schwachen Ausblick enttäuschte. Die Aktie war vor diesem Ereignis noch bei 100 Euro.
Kurz nach der Veröffentlichung der Zahlen schob das Unternehmen einen Dividendenvorschlag für die am 22. Mai stattfindende Hauptversammlung in Höhe von 7,50 Euro vor. Das entspricht einer Dividendenrendite auf den aktuellen Kurs von fast 10%!
Ich habe gestern mit der Investor Relation Abteilung von Bet-at-Home telefoniert. Mag sein, dass der konservative Ausblick die Aktie um 5% von 100 auf 95 Euro gedrückt hat. Im derzeitig nervösen Börsenumfeld ist ein solcher Ausverkauf nachvollziehbar.
Die Reaktion auf die Novelle Glücksspielgesetz ist jedoch in meinen Augen nicht gerechtfertigt. Die IR-Abteilung hat mich darüber informiert, dass diese Novelle zwei Tage später wieder zurückgezogen wurde. Eine überarbeitete Version ist bis dato nicht mehr veröffentlicht worden, was nunmehr als Hinweis darauf gewertet werden kann, dass eine leichte Abänderung der vorgeschlagenen Novelle nicht ausreicht.
Sprich: Die Novelle war völliger Blödsinn!
Es ist inzwischen geltendes EU-Recht, dass die staatlichen Glückspielmonopole aufgelöst werden müssen. Dazu gibt es Übergangsfristen, die von einzelnen Staaten sehr gedehnt und strapaziert werden, aber die Richtung ist klar: Liberalisierung. Wenn dann eine Novelle mit IP-Sperren für Wettbewerber daherkommt, dann ist das rechtswidrig und hat keine Chance, irgendwie umgesetzt zu werden.
Entsprechend sollte die Aktie diesen Panik-Ausverkauf von 95 auf 71 Euro bald wieder aufholen.
Doch bevor sich die Aktie erholen kann wurde nun gestern Abend noch veröffentlicht, dass der ehemalige Hauptaktionär Jochen Dickinger seinen Anteil an Bet-at-Home von 3,5% auf 2,5% verringert hat.
Ich habe Dickinger per Twitter erreicht (@StephanHeibel) und öffentlich gefragt, wie das ganze einzusortieren ist. Er antwortete prompt, dass er seine Beteiligung von ehemals 50% sukzessive verkleinert und nun die letzte Meldeschwelle unterschritten habe. „Irgendwann werde ich dann nur mehr eine Aktie haben, die ich mir dann behalte“ hat er mir geschrieben. Ungeachtet dessen gab er mir Recht, dass sich die EU-Vorschrift durchsetzen werde und Monopole aussterben würden.
Es ist nicht untypisch für einen Großaktionär, eine getroffene strategische Entscheidung ohne Rücksicht auf Tagesmeldungen umzusetzen, daher würde ich den Verkauf seiner Anteile in der vergangenen Woche nicht auf die Vorkommnisse mit der Gesetzesnovelle beziehen. Es ist natürlich unglücklich, dass in diese negative Nachrichtenflut auch noch ein solcher Verkauf hinein gemeldet wird.
Bet-at-Home wächst mit 7-10% im Gewinn. Das KGV 19e steht derzeit bei 14 und ist damit in meinen Augen angemessen. Wenn ich mir jedoch die 9,7% Dividendenrendite vor Augen führe, die bereits in zwei Monaten ausgeschüttet werden, dann kommt mir dieser Ausverkauf völlig übertrieben vor. Die Bilanz gibt diese Dividendenausschüttung her (101 Mio. EUR Cash).
Daher hole ich Bet-at-Home als Spekulation in unser Portfolio: In den kommenden Wochen dürfte sich meiner Ansicht nach eine Gegenbewegung einstellen, die zumindest einen Großteil der erlittenen Verluste ausgleichen wird, ohne das es neue Meldungen vom Unternehmen dazu bedarf. Sollte sich herausstellen, dass die Novelle nicht modifiziert wird, sondern völlig vom Tisch ist, dürfte die Aktie wieder die 95 Euro erklimmen, die es zuvor hatte.
Und wenn eine Novelle kommen sollte, dann betrifft diese Novelle natürlich nicht das gesamte Geschäft von Bet-at-Home, sondern nur das Österreichgeschäft (25% des Konzernumsatzes), und dort nur das Casinogeschäft (davon die Hälfte, denn die andere Hälfte sind Sportwetten). Also stehen hier lediglich 12,5% des Konzernumsatzes im Feuer. Vor diesem Hintergrund allein ist der Ausverkauf um 30% übertrieben.
Bet-at-Home
WKN A0DNAY, ISIN DE000A0DNAY5
Kurs aktuell 70,50 EUR (Xetra 14:08Uhr)
Kaufen bis 72 EUR
Spekulation auf Gegenbewegung
Take share,
Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
P.S.: Lassen Sie mich Ihre Meinung, Kritik oder
Verbesserungsvorschläge wissen (selbst Lob ist willkommen ;-)
und schreiben Sie mir an leserbrief/at/heibel-ticker/./de.
==============================================================
02. DISCLAIMER / HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND RISIKOHINWEISE
==============================================================
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen
nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte
un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf
setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn
belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für
Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber
nach unseren Anlageideen. Dennoch müssen wir jegliche
Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwendung
der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung
wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar keine
Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln.
Anlageentscheidungen sollten nur von Anlegern mit
entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen
werden. Anleger, die kein tiefgreifendes Know-how über
die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer
Anlageentscheidung die eigene Hausbank oder einen
Vermögensverwalter konsultieren.
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt
auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der Börse
beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum
Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Es tut mir Leid, dass im Heibel-Ticker nicht die viel
versprechenden neuen Regeln der Rechtschreibreform
berücksichtigt werden, aber ich müsste Kopf stehen, um
diese zu verstehen.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren von proaurum.de, US-Kurse von finance.yahoo.com. Alle Kurse sind
Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betreffenden Unternehmen
==============================================================
03. AN-/ABMELDUNG
==============================================================
Ihre E-Mail Adresse oder Adressdaten ändern Sie bitte mit
Ihrer bestehenden E-Mail Adresse und Ihrem Passwort unter
http://www.heibel-ticker.de
oder senden Sie uns einfach eine entsprechende E-Mail an
mailto:verwaltung/at/heibel-ticker/./de.
==============================================================
Heibel-Ticker Ende
==============================================================
(-;______________________________________________;-)